Dharma Vertiefung—Sonntag, den 18

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Dharma Vertiefung—Sonntag, den 18.01. 2009
Vorbemerkung:
Studium und Praxis durchdringen und stützen sich gegenseitig. Meister Sheng-Yen,
der Lin-chi Tradition, erwarb einen Doktor in buddhistischer Literatur an der
Kyoto Universität in Japan nach Jahrzehnten strenger Praxis. Thay spricht vom
Lesen und erneutem Lesen der Sutren. In den 60er Jahren reformierte er die
Ausbildung der Mönche, und schloß auch Psychologie, Soziologie, Geschichte
usw.in die Ausbildung ein. Die Wortlosigkeit des Zen folgt auf ein langes
Studium. Wortlosigkeit ohne vorausgehendes Studieren der Lehre ist Stummheit.
Wahrheitsfindung ist gemäß Kamalsila (8. Jh, Indien) dreifach: gemäß dem Denken
(cintamayi), gemäß der Meditation (bhavanamayi), gemäß der Tradition
(agamamayi).
Buddha:
Der historische Buddha Gautama, geboren als Siddhartha.
Familie: Adelige, die zusammen mit anderen Adelsfamilien die Stadt Kapilavatthu
als Republik im Norden des indischen Subkontinents beherrschten (ähnlich
Venedig).
Leben: typisch für Söhne der damaligen Eliten: Suche nach einem Zustand jenseits
von Tod und Geburt. „Gang in die Hauslosigkeit“; Askese; Yoga; nahe dem Tod.
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Ablehnung von Kasteiung; Erleuchtung gefolgt von einer Periode des Schweigens.
Wanderung von Bodh Gaya nach Benares und Sarnath, nördlich von Benares—ca.
230 km. Treffen mit früheren Asketen, die ihn ablehnten, da er die Kasteiungen
aufgab. Erste Lehrrede: karma, 4 Edle Wahrheiten, bedingtes Entstehen—zentrale
Themen. „die Dinge sehen wie sie sind“
Name: Gautama, benannt nach dem Klannamen seiner Mutter Gotami – in Gebrauch
bis Beginn der Zeitrechnung. Shakyamuni, „der Weise des Shakya Klans“, nach
seinem Vater, ein Shakya—üblich seit Zeitrechnung.
Ca. 40 Jahre Leben als Wanderasket; Lehrreden gerichtet an das jeweilige lokale
Publikum. Kein einheitliches Lehrgebäude sondern pragmatische Antworten auf die
Probleme und das Leiden der Menschen.
Tod: Speisevergiftung—ohne Wunder. Ablehnung einer prunkvollen Bestattung;
keine Ernennung eines Nachfolgers nur „die Lehre sei eure Leuchte“.
Quellen für das Leben Buddhas
Aus den ältesten Pali Suttas kann man die oben gegebenen Fakten herauslesen. Sie
werden als authentisch betrachtet, da sie nicht den stereotypischen Idealen der Zeit
entsprechen.
Spätere Überarbeitung durch buddhistische Dichter und Fromme schmücken den
einfachen Lebenslauf mit Legenden (wunderbare Geburt, 4 Ausfahrten, Wunder,
etc.) aus.
Viele Buddhas. Ahistorisch, Symbol und Allegorie
Vorläufer Buddha Gautamas
Bereits in den Pali Suttas werden Vorgänger des historischen Buddha genannt.
Buddha, wird gesagt, hat „nur“ die von früheren Buddhas verkündete Wahrheit
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wieder erschaut. Zahl und Namen dieser „Vorgänger“ Buddhas variieren je nach
Quelle. Keine historischen Belege für deren Existenz. (Beispiel Jainas, die Vorgänger
des Mahavira postulierten).
Fünf Buddhas (Adibuddhas)
Eindruck des historischen Buddha begann zu verblassen ungefähr 2 Jahrhunderte
nach seinem Parinirvana.
Bis dahin nur symbolische Repräsentationen: Bodhi Baum, Lotus, Fussabdrücke;
leerer Thron, das Rad der Lehre, oder ein Stupa als Bestattungsdenkmal.
Menschliche Darstellung etwa ab dem 2. Jh. vor Ztr. in zwei Zentren: Mathura
(indisch, static, monumental), und Gandhara (hellenistisch, Vorbild Apollo—
Haartracht, Kleidung).
Die Lehre Buddhas, „die Dinge sehen wie sie sind“ wird gleichgesetzt mit der
absoluten Wirklichkeit. Der Buddha ist in Wahrheit identisch mit dem Dharma. Ein
frühes Zitat: „wer meinen Körper sieht, sieht nicht den Buddha, der Buddha besteht
in dem Dharma-Körper.“
In einigen buddhistischen Traditionen werden immer mehr Buddhas aufgezählt, bis
zu unendlichen Zahlen. (Tempelwände werden mit unzähligen Buddhas geschmückt)
Die fünf Dhyani Buddhas spielen vor allem im tantrischen Buddhismus, Vajrayana,
eine bedeutende Rolle. Sie verkörpern gewisse Ideen aber keine konkreten
Personen (Beispiel: Justitia vor den Gerichtgebäuden)
Die fünf Dhyani- oder Meditationsbuddhas werden im Mandala den 4
Himmelsrichtungen und einer dem Zentrum zugeordnet, zusammen mit den den
Himmelsrichtungen entsprechenden Farben und Weisheiten sowie Emotionen.
Welcher der 5 Dhyani Buddhas im Zentrum ist, verändert sich je nach dem Tantra.
Es gibt kein allgemein verbindliches System.
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Name des Buddha
Amitabha
Ratnasambhava
Akshobhya
Vairocana
Amoghasiddhi
Farbe
N. des zugeordneten
Rot
Gelb
Blau
Weiß
Grün
Bodhisattva
Avalokiteshvara
Ratnapani
Vajrapani
Samantabhadra
Vishvapani
Die Bodhisattvas werden als die spirituellen „Söhne“ der Buddhas bezeichnet. In
den sehr umfänglichen Mahayana sutren werden die Geschichten dieser
Bodhisattvas erzählt: Ihre Zuwendung zum Dharma, und—besonders wichtig—ihr
Gelöbnis vor dem „geistlichen Vater“ (dem zugeordneten Buddha), wie sie all
Lebewesen des gesamten Universums den Weg zum Nirvana aufzeigen werden.
Was ist Buddha?
Nach dem Theravada, ein Mensch aber ein außergewöhnlicher. Leidfähig.
Nach dem Mahayana: der historische Buddha gab nur vor, ein leidfähiger Mensch zu
sein, um seine Schüler anzuspornen. In Wahrheit war der Buddha der Dharmakaya,
die absolute Wirklichkeit, die nicht benannt oder beschrieben werden kann.
3 Körper des Buddha (trikaya): nirmanakaya = historischer Buddha (simuliert sein
Menschsein); sambhogakaya = das Buddha-Sein in der Freude des
gemeinschaftlichen Geniessens der Lehre (Reines Land); dharmakaya = das
Buddha-Sein als wahre Wirklichkeit (keine Möglichkeit der Konzeptualisierung)
Im Laufe der Entwicklung wurden manche dieser Buddhas wie ein Gott verehrt, vor
allem unter den ungebildeten Massen.
Buddha Statuen od. Bilder: Ehrung wie ein geachteter Mensch (Blumen, Obst,
Weihrauch, keine Füße entgegenstrecken). Die Buddha puja, die rituelle Verehrung
Buddhas, orientiert sich an dem Begrüßungsritual wie es im klassischen Indien für
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verehrungswürdige Menschen üblich war: Wasser zur Reinigung, Früchte als Speise,
Licht zum Erhellen des Raumes, Weihrauch und Musik um den Raum angenehm zu
machen. Die traditionelle Begrüßung ist die Niederwerfung (wird heute noch in Indien
gepflegt: z.B. wenn Söhne sich am Flughafen von ihren Eltern verabschieden)
Entwicklung der Traditionen
Prä-Mahayana Buddhismus (Hinayana)
Anfangs (Buddhas Lebzeit und bis ca. 200 Jahre nach dem Parinirvana, Zeit
Ashokas): eine Vielfalt von Lehren und Lehrreden. Erster Versuch einer
Vereinheitlichung (und Ausklammerung) beim 1. Konzil kurz nach dem Parinirvana
in Rajagriha zur Festlegung der Lehrreden. Ananda mit dem unglaublichen
Gedächtnis rezitierte sie und begann jede Lehrrede mit „Dies (oder: So) hab ich
gehört“ (Quelle: ein chinesischer Bericht).
Zweite Konzil in Vaishali, ca. 110 Jahre nach Parinirvana: Auseinandersetzung mit
den Mahasanghikas (Salz: Speise oder Medizin; je nach dem darf der Bhikshu
dieses über Nacht behalten). Die „Alten“ Sthaviras (Theras) überwogen.
Drittes Konzil in Pataliputra z. Zt. Ashokas (268 od. 232 v. Ztr.): Ashoka griff ein um
die Einheit des Sangha zu bewahren. 18 oder mehr Schulen. Unklare Quellenlage.
Die Ideen, die in etwa 100-150 Jahren im den ältesten Mahayana Texten artikuliert
werden, finden nun zaghaft ihren ersten Ausdruck.
Mahayana
Der Beginn des Mahayana ist in den historischen Einzelheiten und seinem Datum
unbekannt. Die ältesten Texte scheinen wohl um den Beginn der Zeitrechnung
aufzutauchen—chinesische Übersetzungen im 2. Jh.
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Älteste Texte: Prajnaparamita in 8000 Versen; alle weiteren Versionen der
Prajnaparamita entstehen später als Erweiterungen oder Kondensierungen
des ursprünglichen Textes.
Der Kern des späteren Lotus Sutra wird in das 1. Jh datiert. Seine heutige
Form hat es wohl gegen Ende des 2. Jh. erhalten. Es wurde zum Grundtext
der chinesischen T’ien-t’ai (jap. Tendai) Schule sowie der auf Nichiren
fussenden modernen Traditionen (Sokagakkai und Rissho-kosei-kai). Es lässt
sich in zwei Teile teilen. Der erste behandelt das Leben des historischen
Buddha Shakyamuni, das zweite die Präsenz Buddhas als die kosmische
Wahrheit (dharmakaya).
Lankavatara sutra: es entstand wohl um das 4. Jh.; wurde von Bodhidharma
im 6. Jh. nach China gebracht. Hauptlehre: die acht verschiedenen
Bewusstseinsformen, einschließlich des Speicherbewusstseins. Beeinflusste
die Entstehung des Ch’an Buddhismus; verlor an Einfluß nach dem 8. Jh.
Themen der Mahayana sutren: Ideal des Bodhisattvas löst das des Arhat ab.
Relativierung des Bhikshu/bhikshuni (voll ordinierter Mönch oder Nonne) als
dem alleinigen Weg zur Erleuchtung. Der Weg des Bodhisattvas zur
vollkommenen Erleuchtung; Speicherbewusstsein und „Nur-Geist“; die
Leerheit des Universums; die Entfaltung des Geistes der Erleuchtung
(bodhicitta).
Das Mahayana fußt auf dem Gedankengebäude der früheren Vor-Mahayana
Schulen, baut diese aber weiter aus und entwickelt mehrere gedankliche
Schulen, die eine reiche theoretische Literatur hervorbrachten.
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Madhyamaka (Nagarjuna)
Die Lehre des mittleren Pfades: weder Sein noch Nicht-Sein, sondern die Leerheit
(sunyata) ist das einzig wahre Wesen der Welt. Alles, auch die Lehre Buddhas ist
leer—ohne eine autonome Identität oder inhärentes Sein. Alles ist eine Funktion des
Zusammenspiels verschiedener Bedingtheiten.
Wichtigste Meister: Nagarjuna (ca. 2. Jh.)
Aryadeva (frühes 3. Jh)
Buddhapalita (5. Jh.)
Bhavaviveka (6. Jh.)
Candrakirti (7.Jh.)
Entwicklung der Logik als ein Instrument die Lehre Buddhas besser zu ergründen.
Aufblühen der Mathematik in Indien: Entwicklung des Dezimal System mit der Zahl
Null als Folge der buddhistischen Logik. „Wohl die größte Entdeckung der
Menschheit“.
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Yogacara/ Cittamatra/Vijnaptimatrata
Yoga bedeutet hier: die Übung aller Tugenden und Eigenschaften, die einen
Bodhisattva ausmachen.
Frühes Hauptwerk: Yogacarabhumisastra, wohl das Werk mehrere
Generationen. Inhalt: der Erlösungsweg des Bodhisattva.
Samdhinirmocana-sutra: ein wichtiges Sutra für die weitere Entwicklung der
Schule: 3 Beschaffenheiten der Gegebenheiten (trisvabhava):
Frauwallner S. 284-6, Vers 1-6)
Maitreyanatha (frühes 4. Jh.): systematisierte die Erlösungslehre der frühen
Texte (Bodhisattva bhumi).
Asanga (315-390): bedeutendster Meister der Yogacara Schule, Schüler des
Maitreyanatha. Er baute die Lehre vom Bewusstsein der alten Schulen
weiter aus:
6 Sinnesbewußtsein: Auge-, Gehör-, Geruchs-, Geschmacks-, Tast-,
Gedanken-Bewußtsein (Theravada).
Dazu kommt nun als siebtes Bewusstsein (manas), das Denkbewusstsein als
Träger des Ichbewusstseins und das Speicherbewusstsein od.
Grunderkennen (alayavijnana). Das Manas usurpiert einen Teil des
Speicherbewusstseins und formt es in das Ichbewusstsein um.
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Problem: nach alter Lehre dauert jeder Bewusstseinszustand nur für einen
Augenblick (kshana). Was ermöglicht dann eine Kontinuität von einem
Bewusstseinsaugenblick zum nächsten? Daraus ergab sich das
Postulat des Speicherbewusstseins. Dieses wird als Bewußtseinsstrom
gesehen, der auch als Aufbewahrungsort für die karmischen Tendenzen
bei der Wiedergeburt fungiert. Zudem kommt, dass für Asanga und die
Yogacara Schule die Welt der Sinneswahrnehmungen nur eine
vorgestellte ist. Das Speicherbewusstsein hat zwei Gesichter: als Ort
der gesamten Potentialität wie auch als letzte Wirklichkeit,
sunyata/buddhanatur.
Jeder Gedanken-und Erkenntnisvorgang hinterlässt im Speicherbewusstsein
einen Eindruck (Samen/ bija) oder Durchtränkung (vasana)—wie der
Geruch in einem Tuch verweilt. Ohne äusseren Anstoß kann dieser
Same ein gleichartiges Erkennen oder Bewusstsein hervorrufen. In
einem fortwährenden Kreislauf erzeugen die
Bewusstseinswahrnehmungen die Samen/ Eindrücke im
Speicherbewusstsein, die seinerseits den Anschein der Welt bewirken
und damit das karma bestimmen. (Frauwallner S.328 f)
Das vorstellungsfreie Wissen erkennt sowohl die Erkenntnisobjekte wie auch
deren Erkenntnis als eine Täuschung und erschaut den höchsten Sinn.
Wird dieses Gewahrsein der Unwirklichkeit von Sinnesobjekt und
erkennendem Subjekt auch im Alltag stetig gegenwärtig sein, so ist die
Erleuchtung erlangt.
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Dhyana Buddhismus
Zwei Grundrichtungen des Buddhismus sind schon am Anfang zu unterscheiden:
eine diskursive, mehr philosophisch ausgerichtete Tendenz (Sariputra) und eine
mehr mystisch-kontemplative Richtung (Kashyapa).
Ch’an Buddhismus
Geistige Grundlagen: vor allem Asanga, der spätere Vasubandhu und die Yogacara/
Cittamatra Tradition.
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Bodhidharma gilt als der erste Patriarch des Ch’an (6. Jh), kommt von
Zentralasien über die Seidenstrasse. Die historische Person
verschwindet in späteren Legenden und Mythen.
Alle existierenden Zweige des Dhyana Buddhismus führen sich auf den
sechsten Patriarchen Hui-neng (638-713) zurück.
Blüte während der Tang und Sung Dynastien (ca. 7.-12 Jh)
Ausbreitung nach Vietnam, Japan und Korea und teilweise nach Tibet.
Arbeit als Teil der spirituellen Praxis „Ein Tag ohne Arbeit, ein Tag ohne
Essen.“
In China übernahm Ch’an Teile der daoistischen Gedankenwelt und deren
Terminologie. Ch’an verband sich aber auch mit anderen
buddhistischen Traditionen, z.B. Reines Land, die Anrufung Amitabha
Buddhas, dies gilt für Vietnam wie auch für China.
Die kanonische Literatur des Buddhismus
Die ältesten schriftlichen Zeugnisse
Keine schriftlichen Aufzeichnungen aus der Zeit Buddhas.
Älteste Schriftdokumente Indiens: Ashoka Inschriften, 2 Jh nach Parinirvana: Hinweis
und auch Zitate aus buddhistischen Texten, jedoch keine wörtliche, wohl aber
inhaltliche Übereinstimmung mit den erhaltenen Texten.
Annahme: vielheitliche Überlieferung je nach Örtlichkeit; Vielzahl von Dialekten.
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Niederschrift während der letzten 2 Jh vor Ztr.
Kein systematisches Gedankengebäude, oder Literatur
Fragmente dieser buddhistischen „Urliteratur“ kommen immer wieder aus dem Sand
und den Höhlen Afghanistans und Pakistans zum Vorschein. Abgenutzte Texte
erhielten ein „Begräbnis“ in Urnen. Solch ein Fund konnte zwischen 150 und 100 v.
u. Ztr. datiert werden. Diese Fragmente sind in mehreren Sprachen abgefasst
(Argument gegen die Dominanz des Pali)
Pali Suttas: Tripitaka
Die Pali Suttas-oft als älteste Lehrreden des Buddha dargestellt—nicht haltbar.
Buddha sprach nicht Pali sondern einen verwandten Dialekt des östlichen Ganges
Tales (Ardhamagadhi)
Anordnung in 3 Körbe erste einige Zeit nach Ashoka
Anordnung nach äusseren Kriterien: Länge (Kuddhaka Nikaya = Kurze Texte;
Majjhima Nikaya = Texte mittlerer Länge; Digha Nikaya = Texte von großer Länge),
Zahl der behandelten Themen (Anguttara Nikaya).
Das Satipatthana sutta wie auch das Anapanasati sutta befinden sich in der Mittleren
Sammlung und sind die suttas, die die Meditation der Achtsamkeit zum Thema
haben.
Texte, die erläuternder Natur sind, aber nicht als Buddhawort angesehen werden:
Jataka (Geschichten der früheren Existenzen Buddhas), Avadana (ebenfalls
Wiedergeburtgeschichten), Erzählungen zur Begründung der Ordensregeln.
Sein endgültiges Gesicht erhielt der Pali Kanon im 5. Jh. u. Ztr. durch den
sinhalesischen Mönchsgelehrten Buddhaghosa (Autor des „Der Weg der Reinheit“,
Visuddhi-magga, ein enzyklopädisches Werk des sinhalesischen Theravada)
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Mahayana Kanon
Die Entstehung des Mahayana Kanons ist weitgehend noch unklar, wie auch die
Entstehung des Mahayana.
Zur Zeit Ashokas: Zwiespalt im Orden bzgl. der Ordensregeln; Kritik an dem Arhat
Ideal.
Vielfalt von verschiedenen „Schulen“—18 oder auch mehr.
3. Konzil. Ashoka greift ein um ein Auseinanderbrechen der buddhistischen
Gemeinde zu verhindern, was ihm nicht gelang. Er konnte das Schisma nur
eindämmen..
Die ersten Mahayana Sutren: Prajnaparamita Literatur, Lotussutra.
Neu: Zuhörer, nicht mehr Mönche und Laien, sondern Bodhisattvas; himmlische Orte
statt realer Siedlungen.
Neu Ideale: Bodhisattva Ideal, bodhicitta, sunyata, „Nur-Geist“
Ältestes Sutra der Prajnaparamita Literatur. Achttausend Verse; Ausweitung des
Sutra bis zu 20 und 25 Tausend—mehrere Bände. Dazu gehören das Herz Sutra wie
auch das Diamant Sutra, die im Ch’an Buddhismus eine zentrale Stellung
einnehmen.
Im Laufe der Zeit werden immer weitere Sutren und später auch Tantras verfasst.
Die Sprache der Mahayana Texte wurde das Sanskrit mit einigen Besonderheiten
(„Buddhist Hybrid Sanskrit“).
Der chinesische Kanon (Taisho)
Der Buddhismus kam nach China (a) über die Seidenstraße und (b) über den
Seeweg ungefähr im 1. od. 2. Jh. Diese buddhistischen Mönche, aus Indien, od.
Zentralasien stammend führten in ihrem Gepäck die Texte mit, die sie für die
wesentlichsten hielten.
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In China begann langsam eine Übersetzerarbeit—sehr schwierig auf Grund der
Eigenart des Chinesischen, das so verschieden von indischen Sprachen ist. Ersten
Übersetzungen waren unverständlich. Erst um das 5. Jh. hatte sich eine elegante
und angemessene Übersetzersprache entwickelt. Kaiserliche Übersetzung Büros.
Der chinesische Kanon enthält einige der Pali Suttas in Übersetzung, die manchmal
von dem uns überlieferten Pali Wortlaut abweichen.
Vorzug der chinesischen . Übersetzungen: Kolophon mit Datum, Name des
Übersetzers, Name des Kaisers, der Übersetzung und Drucklegung finanzierte.
Wichtige Aufschlüsse zur Entwicklung der buddhistischen Literatur.
Weiterhin enthält der chinesische Kanon alle Mahayana sutren aber nur ganz
wenige der Tantras.
Der tibetische Kanon
Der Buddhismus wurde in Tibet durch die Könige im 8. Jh. eingeführt—Religion des
Hofes und eines Teiles der Adeligen.
Reiche Übersetzertätigkeit im 8. Jh; Unterbrechung im 10.Jh.; Wiederaufnahme im
11. Jh.
12.-14. Jh. viele Klostergründungen, Zentren der politischen Macht und der Bildung.
Verflechtung von weltlicher und geistlicher Macht.
Der tibetische Kanon entwickelte sich aus Sammlungen einzelner buddhistischer
Texte, die sich in der königlichen, und später in klösterlichen Bibliotheken fanden. Im
14. Jh. hat der tibetische Gelehrte Bu-ston diese Texte nach ihrer Thematik geordnet
und damit die Struktur des tibetischen Kanon geschaffen. Die erste Edition des
Kanon war eine Handschrift, während spätere Editionen als Blockdrucke verbreitet
wurden. Dies waren große Unternehmungen, die viel Vermögen voraussetzten und
daher oft nur durch die Unterstützung und Finanzierung durch reiche tibetische
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Adelsgeschlechter oder den chinesischen Kaiser möglich wurden.
Kanjur: „Wort des Buddha“ Vinaya (Mönchsdisziplin), Sutren (Lehrreden) und
Tantras
Tanjur: Kommentarliteratur verfasst von indischen Gelehrten des Buddhismus.
Nur ein od. zwei übersetzte Pali Texte, sonst alles Übersetzungen aus dem Sanskrit.
Die Tantra Abteilung nimmt einen erheblichen Raum ein.
Tanjur: die Tibeter übernahmen von den Indern die Vorliebe für philosophische
Disputationen, und damit die philosophische und logische Literatur. Diese ist in
Indien großteils verloren gegangen. Viele Texte bestehen nur noch in tibetischern
Übersetzungen. Nur wenige dieser theoretischen Texte wurden ins Chinesische
übersetzt.
Ohne den chinesischen und tibetischen Kanon, wüssten wir kaum etwas über die
Lehren des Mahayana.
Sutren des Ch’an Buddhismus
Der Meditations Buddhismus (Sanskrit: Dhyana, chinesische: Ch’an, japanisch: Zen,
vietnamesisch: Thien) hat seine Ursprünge in Indien, und sicher in den Lehren
Buddhas. Während in Indien sich immer mehr ein scholastischer Zweig etablierte,
der zu philosophischen Disputationen und Logik neigte, fand diese Art des Denkens
in Ost-Asien wenig Interesse.
Der ost-asiatische Ch’an verbindet die Mahayana Sutren mit dem Geist Chinas, wie
er sich im Daoismus ausprägte.
Die höchste Lehre Buddhas ist sein Schweigen (hält eine Blume hoch).
Nur Schweigen wird der wahren Realität gerecht: Leerheit.
Das von Nagarjuna logisch und philosophisch begründete Konzept der Leerheit wird
nun versucht in der Meditation lebendig zu erleben (Koan, Grenzsituation des
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rationalen Denkens).
Herz Sutra (Prajnaparamita hrdaya sutra)
„die Essenz der Lehre Buddhas“ (Thay)
Kürzeste Form der Prajnaparamita Sutren: die fünf Aggregate (Körperlichkeit/Form,
Gefühle, Wahrnehmungen, Geistformationen, Bewusstsein) sind leer. Die Leerheit
besteht nicht ausserhalb der Aggregate, ist weder nicht verschieden von ihnen noch
verschieden.
Kurzform etwa eine Seite
Tägliche Rezitation; Kalligraphie
Diamant Sutra (Vajrachedika sutra)
Ebenfalls zur Prajnaparamita Literatur.
Etwas länger.
Themen: Bodhisattva führt die Lebewesen, so dass sie die Erleuchtung verwirklichen
können; Nicht-Ich, Zeichenlosigkeit
Das Sutra, das die Illusionen zerschneidet wie ein Diamant.
Avatamsaka sutra
Umfangreiches Werk, das aus vielen Einzelwerken besteht (40 bis 60 Bücher), 3
chinesische Übersetzungen
Hauptthema: Einheit in der Vielfalt. Indra’s Netz
Vimalakirti Nirdesa sutra
Frühes Mahayana sutra vom 2. Jh.
Thema. Geist ist „Nicht-Geist“; Paradoxe und Negationen
Vimalakirti, der weltliche Bodhisattva übertrifft alle gelehrten Mönche an Weisheit, die
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Nicht-Weisheit ist.
Lankavatara sutra: 6. Jh. in China; großer Einfluß auf Ch’an in den ersten
Jahrhunderten (6.-8.); verlor später an Einfluß; Hauptthema: Speicherbewusstsein
und „Nur-Geist“.
Karma, Nicht-Ich, Tod und Wiedergeburt
Karma
Eigentlich „Tat“, auch rituelles Tun. Im Buddhismus: die Energie, die durch Taten,
Rede und Gedanken entsteht. Diese Energie treibt eine ständige Verwandlung der 5
Aggregate.
Nicht nur Menschen produzieren diese Energie Karma, sondern alle Wesen, die ein
wie auch immer geartetes Bewußtsein haben, also auch Tiere. Nach traditioneller
Ansicht sind Tiere größerem Leiden ausgesetzt als Menschen und haben nicht die
dem Menschen mögliche Einsicht.
In Buddhas Vorgeburtsgeschichten (Jataka) werden seine früheren Wiedergeburten
als ein Hase, oder Papagei wiedergegeben. Der Unterschied zwischen Mensch und
Tier ist ein gradueller nicht ein substantieller.
Tibetische Gelehrte lehren eine Ausnahme vom trüben Schicksal der Tiere:
Schoßtiere erfahren kaum Leid; ihnen fehlt nur der menschliche Körper und die
Sprache; ansonsten haben sie ein gutes Karma. Der III. Sharma-pa (16. JH) sagt in
seinem Reisebericht: im Unterschied zum Menschen gebrach es seinem
Reitelefanten nur an der Sprache.
Tiere, die sich –je nach ihren Möglichkeiten—gemäß den grundlegenden ethischen
Regeln verhalten, werden im Laufe der Zeit als Menschen, vielleicht so gar mit gutem
Karma, geboren.
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In wie weit man schlechtes Karma durch gute Taten am „Reifen“ verhindern kann, ist
je nach Schultradition und jeweiligen Meister verschieden. Alle Traditionen sind sich
einig, dass die Zukunft offen ist. Nur ein Teil der Zukunft ist durch früheres Karma
vorgeformt. Die Gegenwart ermöglicht jedoch unheilsamen Karma heilsames
entgegen zu setzen und damit einen positiven Einfluß auf die Gestaltung der Zukunft
zu haben.
Nicht Ich
Das Ich ist eine irrtümliche Ansicht (Wagen und Wagenteile)
Die Empfindung eines Ichs entsteht aus dem ständig sich verändernden
Zusammenspiel der 5 Aggregate.
In der Vijnanavada (Nur Geist) Tradition wird das Ich-Bewusstsein durch den „IchMacher“ (ahamkara), eine Funktion des Geistbewußtseins (Manovijnana) gebildet.
Das Festhalten an einem Ich und Mein ist die Ursache für die Leiderfahrung, für das
Dasein in der Wandelwelt (Samsara), wo Tod, Geburt, und Wiedergeburt als Realität
erscheinen.
Tod und Wiedergeburt
Beim Tod löst sich das Aggregat Körperlichkeit/Form auf. Da die übrigen 4
Aggregate nicht ohne Körperlichkeit existieren können, suchen sie sich eine
adäquate neue Körperlichkeit. Dies führt zur Wiedergeburt. Also: nicht die gleiche
Person wird wieder geboren noch eine andere, sondern, ein Prozess geht weiter.
Die Frage, ob diese Wiederverkörperung unmittelbar nach dem Tod eintritt oder
nicht, wird von verschiedenen Traditionen verschieden beantwortet: Theravada und
auch einige Mahayana Schulen nehmen eine sofortige Wiederverkörperung an. Die
tibetischen Traditionen und einige erloschene vor-Mahayana Schulen lehren, dass
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ein Zwischen-Dasein von variabler Dauer (Bar-do) zwischen Tod und Wiedergeburt
vorhanden ist. Dies ist die Lehre des Tibetischen. Totenbuches.
In der Lehrrede in der Buddha über seine Erleuchtung berichtet, erzählt er auch,
dass er Einsicht gewann in seine früheren Existenzen. Diese Erkenntnis der früheren
Existenzen gilt als eines der Zeichen der großen Erleuchtung, damit wird die Lehre
vom Karma „bewiesen“. Unerleuchtete Lebewesen können dieser Aussage Buddhas
nur vertrauen. Die Wahrheit der Karmalehre einzusehen ist ihnen noch nicht möglich.
Das Thema Sterbebegleitung, und der Vollzug von Bestattungsritualen: In den
asiatischen Ländern sind diese und andere pastoralen oder seelsorgerischen
Aufgaben ein Teil der Aufgaben des ordinierten Sangha. Im Westen wird dies von
einigen Traditionen oder Zentren wahrgenommen. Ein allgemeines Vorgehen fehlt
bis jetzt. Ein Thema, das diskutiert und durchleuchtete werden muss.
Information zu diesem Thema finden sich auf der Webseite der DBU, unter
„Soziales“ und darunter unter „Alter und Tod“. Die Angaben sind nach
Bundesländern geordnet.
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