Onkologische Radiologie und Intervention im Abdomen Die medizinische Bildgebung spielt bei der Diagnostik fast aller Tumorerkrankungen eine entscheidende Rolle. Während bei Tumoren des Magen-Darmtraktes die endoskopische Spiegelung die diagnostische Methode der Wahl ist, sind für Tumorerkrankungen der soliden Organe des Bauchraumes – Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren, etc. – radiologische Methoden essentiell. Auch bei der Behandlung solcher Erkrankungen spielt die Radiologie mittlerweile einen wichtigen Part. Bei der Diagnostik und Stadienbestimmung von Tumoren im abdominalen Raum kommen je nach Tumorentität und Lokalisation unterschiedliche Methoden zum Einsatz. Es stehen dabei prinzipiell Sonographie, Computertomographie, Magnetresonanztomographie und PET/CT zur Verfügung. „Während die Sonographie häufig für die Erstdiagnose als rasch verfügbare und preiswerte Untersuchungsmethode eingesetzt wird, ist diese für die genaue Diagnostik und vor allem das Staging meist nicht ausreichend. Hier hat sich in den letzten Jahren die Kontrastmittel-verstärkte Multidetektor-Computertomographie als Methode der Wahl etabliert. Die Magnetresonanztomographie ist bei manchen Tumoren (der Leber oder der Eierstöcke und der Gebärmutter) der Computertomographie hinsichtlich des Gewebekontrasts überlegen“, so Prof. Dr. Wolfgang Schima, Vorstand der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Vinzenzgruppe und Sprecher am Österreichischen Röntgenkongress in Graz (13.-15.09.2012). Vorsorge bei Dickdarmkarzinom sehr effektiv Das Dickdarmkarzinom ist jene Erkrankung im Abdomen, die am besten durch eine regelmäßige Vorsorge verhindert und behandelt werden kann. Erkennbar im Zuge einer solchen Untersuchung sind Krebsvorstufen, sogenannte Adenome, welche meist als Polypen im Dickdarm diagnostizierbar sind. Eine anschließende Entfernung dieser Auffälligkeiten mittels einer Koloskopie verhindert die Entwicklung eines Karzinoms in den meisten Fällen mit hoher Wahrscheinlichkeit. Die Entwicklung von Adenomen nimmt mit steigendem Alter zu und somit wird in Österreich eine Vorsorge-Koloskopie ab dem 50. Lebensjahr auf jeden Fall empfohlen. Die Darmspiegelung zählt sicherlich nicht zu den angenehmsten Untersuchungen und kann in Fällen, wo diese strikt abgelehnt wird, oder auf Grund von Kontraindikationen nicht durchführbar ist, auch mittels einer CT erfolgen. Die CT-Koloskopie besitzt ähnliche Genauigkeit wie die Darmspiegelung bei der Auffindung von Polypen. Leberzellkrebs wird meist spät entdeckt Das hepatozelluläre Karzinom entsteht fast immer in Folge einer bestehenden Leberzirrhose, welcher oft eine chronische Leberentzündung, Hepatitis B oder C, oder Alkoholabusus vorhergeht. Leberzellkrebs verursacht in seinem Frühstadium keinerlei Beschwerden, weshalb die Krankheit auch of erst in einem späten oder finalen Stadium erkannt wird. Bei Patienten mit Leberzirrhose ist es daher dringend zu empfehlen, alle 6-12 Monate eine dementsprechende Kontrolle mittels Sonographie durchzuführen, um den Krebs bereits in seinem Frühstadium zu entdecken und behandeln zu können. Zur Behandlung des hepatozellulären Karzinoms haben sich neben der Operation und der Lebertransplantation mittlerweile auch radiologisch interventionelle Methoden als Alternativen etabliert. Grundsätzlich sind hierbei zwei Vorgehensweisen möglich. Eine ist die perkutane Zerstörung des Tumors durch von außen eingebrachte Sonden, welche die betroffenen Zellen mittels Radiofrequenzablation, Laser oder Mikrowelle abtöten. „Dieses Verfahren ist für Tumore mit einer Größe bis 3 cm sehr zuverlässig. Nach Radiofrequenzablation eines hepatozellulären Karzinoms bis 3 cm ist die 3-Jahresüberlebensrate ca. 60-80%. Das sind ermutigende Ergebnisse, vor allem da die Patienten oft ja auch an einer eher fortgeschrittenen Leberzirrhose leiden. Es wird daher bereits in Frage gestellt, ob die Radiofrequenzablation nicht die Operation als Standardtherapie beim kleinen hepatozellulären Karzinom ersetzten soll“, so Prof. Schima, der unter anderem auch die Position des Fortbildungsleiters der Österreichischen Röntgengesellschaft innehat. Die zweite Möglichkeit besteht in der Embolisation von hepatozellulären Karzinomen durch über die Leiste eingebrachten Mikrokatheter. Nach der Lokalisation des tumorversorgenden Blutgefäßes wird ein hoch dosiertes Chemotherapeutikum direkt in den Tumor appliziert. Diese Methode eignet sich vor allem dann, wenn das Karzinom aus mehreren Herden besteht. Eine Kombination beider Methoden zur Steigerung der Effektivität ist möglich. Radiofrequenzablation auch bei größeren Tumoren möglich Bei der Radiofrequenzablation (RFA) werden Tumore durch das Einbringen von Hitze erzeugenden Sonden zerstört, wobei hierbei als Grundregel bisher eine maximale Tumorgröße von 3 cm galt. Eine von a.o. Univ.Prof. Dr. Reto Bale, Leiter der Sektion Mikroinvasive Therapie (SIP) (Direktor: Univ.Prof. Dr. Werner Jaschke), an der Medizinischen Universität Innsbruck entwickelte Methode bedient sich nun mehrerer Sonden, welche computergesteuert in den Körper eingebracht werden und somit auch Tumore mit größerem Volumen zerstört werden können. „In einer rezenten Studie konnte Dr. Bale zeigen, dass mit diesem Verfahren auch Lebermetastasen mit einem Durchmesser von über 5 cm vollständig zerstört werden können. Das Risiko, durch unvollständige Tumorzerstörung am Ablationsrand ein Lokalrezidiv des Tumors zu erleiden, war bei Tumoren über 5 cm Durchmesser gegenüber kleinen Metastasen unter 3 cm nicht erhöht“, ist auch Prof. Schima von der neuen Methode seines Kollegen angetan. Es gibt bisher aber keine randomisierten Studien zu einem Vergleich der Erfolgsquote der Operation, welche die Standardmethode bei Leberzellkrebs darstellt, und der Radiofrequenzablation. Auf Grund dessen wird die RFA zwar oft nach interdisziplinären Entscheidungen oder bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Operation eingesetzt, ist aber eben nicht die Standardmethode. Elektroporation als Methode der Zukunft? Die technisch bedingte Limitation der RFA besteht darin, dass auf Grund der Hitzeentwicklung Tumornester, die nahe an großen Blutgefäßen gelegen sind, oft nicht vollständig zerstört werden können. Ebenso besteht die Gefahr einer Fistelbildung an den Gallenwegen neben dem Tumor, wiederum verursacht durch die Hitzeinwirkung. Eine neue Methode, die sogenannte Elektroporation, zeigt viel versprechende Resultate und verursacht auf Grund des Einsatzes von Strom anstelle von Hitze deutlich weniger Schaden am umliegenden Gewebe. Bisher liegen noch keine größeren Patientenstudien und auch keine Langzeitergebnisse vor, die vorliegenden Einzelergebnisse sind aber sehr vielversprechend. OERG 2012 in Graz Der OERG 2012 ist die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Radiologie (ÖRG), welche über 900 Radiologen vertritt. Er findet von 13.-15. September im MUMUTH (Haus für Musik und Musiktheater) in Graz statt. Rückfragehinweis: David Zizka OERG – Presse Neutorgasse 9/2A 1010 Wien Tel.: +43-1-533 40 64-0 | Fax: +43-1-533 40 64-441 [email protected] | www.oerg.at/oerg2012