Literatur und Musik – Einführung: • Literatur imitiert Musik und umgekehrt • Eine Kunstform beschäftigt sich mit der anderen • Lyrik: Verbindung mit Musik, Gesang, Lied, Emotionen,… • Lyrik kann auch gesungen werden (wurde sie ja auch im MA) • Ernst Jandl: lautliche und akustische Poesie • Manche Gedichte muss man einfach laut lesen Æ Rhythmik • Neues Hörspiel: alles wird als akustische Form verarbeitet Æ enge Verbindung zur neuen Musik (Sprachmaterial) • Oper, Operette, Musical,… Æ überall Verbindung Musik und Literatur • Die vergangene Zeit wird mittels Musik eingebracht • Gemeinsamkeiten: sie haben einen gemeinsamen Ursprung + Literatur hat sich langsam von der Musik abspalten • Man hat die Hoffnung, Musik und Literatur wieder zu vereinigen • Einschränkung kommt hauptsächlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert • Welche Konzepte gibt es? Künstlerische / philosophische Positionen? • Welche Aufgaben haben die einzelnen Künste / Künstler? • Musik auch als Thema in bestimmten Werken 1. Romantik: Wackenroder, Hoffmann 2. bis 1940: Schnitzler, Thomas Mann 3. nach 1945 in der österreichischen Literatur: Bachmann, Jelinek, Bernhard • Wofür steht die Musik in diesen Werken? • Manche Werke bedienen sich musikalischer Formen beim Schreiben (Rondo, Fuge,…) oder haben einfach einen musikalischen, rhythmischen Stil • Musikalisierung von Sprache allgemein Æ Klangmusik: Lautdichtung (Schwittras), Wiener Gruppe (H.C. Artmann, Jandl), neues Hörspiel (Goebbels) • Frage, ob Literatur wie ein Musikstück komponiert werden kann (Fugenform)? • Bernhard: schreibt wie Variationen • „Todesfuge“ von Celan: Titel = musikalische Form (Fuge) • Musik und Literatur gemeinsam: Musiktheater,… Texte zum Lesen: • Wackenroder – das merkwürdige musikalische Leben Thomas Berglingers • Hoffmann – Kreisleriana • Kleist – die heilige Cäcilie • Grillparzer – der arme Spielmann • Schnitzler – Fräulein Else • Thomas Mann – der Zauberberg + Dr. Faust • Hesse – das Glasperlenspiel • Werfel – Verdi, Roman der Oper • Mörike – Mozart auf der Reise nach Prag • Bernhard – der Untergeher • Jelinek – die Klavierspielerin • Jonke – Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist • Schneider – Schlafes Bruder • Mozart – Zauberflöte + Fidelio Æ Libretto • Wagner – Parsifal + Tristan + der fliegende Holländer Æ Libretti • Hoffmann – der Rosenkavalier Æ Libretto Texte, die wir in der Stunde lesen + Bibliographie: • http://homepage.univie.ac.at/pia.janke/texte.PDF • http://homepage.univie.ac.at/pia.janke/biblio.doc Ernst Jandl: • Lautgedichte geschrieben • Am berühmtesten: „Schützengraben“ • Dabei geht es um Geräusche, die man in einem Schützengraben hört • Assoziationspotenzial • Im 1. Teil des Lautgedichtes kommen überhaupt keine Vokale vor • Beispiele: Seite 16 Thomas Bernhard: • Viele Wiederholungen (typisch für ihn) • Rhythmische Form des Schreibens; musikalisches Schreiben • „der Untergeher“ = Form eines Rondos – etwas, das immer wieder kehrt • es geht darin um einen Musiker, der über Musik reflektiert • Sehnsucht, ganz Klavier zu werden • Bach und Steinway = 2 Komponisten, die in dem Werk vorkommen • Weg in den Wahnsinn • Seit der Romantik stehen Musik und Wahnsinn sehr nahe beieinander • Thematisierung von Musik im Text und gleichzeitig auch musikalische Struktur des Textes an sich Rainer Maria Rilke: • Das Musikalische in der Sprache • „Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort“ = Thema des (Aus-) Sprechens • „die Dinge singen hör ich so gern“ = Vorstellung, die Dinge hätten einen Klang • Alliterationen (sind klanglich) werden sehr betont • Bestimmte rhetorische Strategien: Reime, Alliterationen,… Wagner – „der Ring“: • Kombination von Literatur und Musik • Wagner hat den Schluss der Nibelungensage (Ende, Niedergang der Nibelungen mit der Götterdämmerung) vertont Æ Oper • Untergang der Welt / Menschheit aufgrund von Goldgier • Leitmotivtechnik (die Literatur hat dies übernommen aus der Musik) • Musik = epische, erzählerische Funktion • Wagner möchte die Trennung zwischen Musik und Literatur aufheben • Schluss: alles ist verloren, der Ring ist weg und Siegfried umgebracht Æ Kriemhilt richtet alle Gerhard Rühm: • Schreibt viele Lautgedichte Æ siehe Zettel Seite 14 und 15 • Beschäftigt sich auch mit dem Neuen Hörspiel • Poesie sieht er als Teil der Literatur, der Kunst ist • Literatur ist ein weit gefasster Begriff Æ Was ist Literatur überhaupt? • Gesprochenes / geschriebenes Wort + Musik • Gesprochen: Zittern der Stimme • Musik: Tremolo • Unterschiede zwischen Sprechen / Musik (Sprechstimme) und der Sprache / Musik • Sprechgestik und musikalische Gestik • Sprechgestik: Tonlage wird höher bei einer Erwartung einer Antwort + man spricht schneller, wenn man es eilig hat,… • Musikalische Gestik: Tonlagen ändern sich wie bei Frage / Antwort + Musik kann auch langsamer oder schneller werden • Vokale = klingend; Konsonanten = Geräusche ? • Geschriebene Sprache gegen gesprochene Sprache (durch Betonung bekommt ein Satz mehrere Bedeutungen Æ „DU bist aber sehr freundlich.“ Oder „Du bist aber SEHR freundlich.“ Zusammenhang zwischen Musik und Literatur: • Was ist Musik / Literatur / Sprache? Wie hängen sie zusammen? • Was ist musikalisch an Sprache,…? • Griechische Antike, Goldenes Zeitalter: Verbindung Literatur und Musik (Einheit) • MUSIKE = Einheit von Sprache und Musik Æ Ideal • Oper: Musik spielt eine ganz wichtige Rolle • Theorie: die Verschriftlichung von Sprache beendete die Einheit Platon (S. 1): • Zentrale Begriffe: • Erziehung durch Musik • Musik wirkt in das Innerste der Seele (Gemüt, Gefühl) • Musik hat erzieherische und seelische Wirkung • Erkennen von Schön und Gut Æ Erkenntnisprozess kommt durch die Musik • Musikalische Erziehung = sittlich • Musik und Empfindung = unmittelbarer als Sprache 18. Jhd.: Rousseau (S. 1): • Hat sich stark mit Musik beschäftigt • Es geht um den Ursprung (woher kommt das Ganze?) Æ Verlust der Einheit Æ Sehnsucht danach • Entfremdung des Menschen durch die Natur; Entfremdung vom Ursprung Æ Frage: Wie findet man wieder zu diesem Ursprung zurück? • Leidenschaft (zentral für Texte des 18. Jhd.) • Affekte: Zorn, Zärtlichkeit,… • Basis: Gefühle, die einen Laut / Ton erschaffen • Die Gefühlslage ist immer ausschlaggebend • Es gibt einen gemeinsamen Ursprung von Dichtung, Melodie und Wort • Herz, Gefühl = einzige Sprache • Die Sprache war eine Sprache des Herzens • Anklang: Polarität Nord – Süd (geographisch) • Entwicklung liegt in der Sprache selbst Æ hat sich vom Melodiösen / Klanglichen abgelöst Æ Verlusterfahrung (negativ konnotiert) • Wie kann Sprache wieder musikalisiert werden? Æ Zurück zum Ursprung! Herder (S. 2): • Abhandlung über den Ursprung der Sprache • War ein Vertreter der Aufklärung • Es geht um die Entwicklungsgeschichte von Völkern • Wie entstehen Sprachen? • Volkslieder: Text und Klang sind beide wichtig; eine musikalische Einheit; melodische Struktur / Empfindungen / Leidenschaften • Vlg. Rousseau Romantik: • Z. Bsp. Wackenroder, Hoffmann,… • Viele Universalkünstler (Hoffmann zum Beispiel gab sich als 3. Vornamen Amadeus – sein großes Vorbild = Wolfang Amadeus Mozart; befasste sich viel mit ihm) • Musik eröffnet viel mehr als Sprache, erreicht mehr Menschen • Musik kann etwas ausdrücken, was Sprache nicht kann • Religiosität, Metaphysik,… Æ die Verbindung zum Göttlichen • Sehnsucht danach, Sprache musikalisieren Novalis (S. 2): • Bespricht wieder die negative Entwicklung der Sprache (nennt sie „enttönt“) • Lyrik: Sangbarkeit, Musikalität besonders wichtig • Dichter = Künstler; MUSS Melodien finden Richard Wagner (S. 3): • War nicht nur ein Komponist, sondern eine „Universalperson“ • Theoretiker • Weiterwirkung: Leitmotivtechnik (in Musik und Literatur angewandt) + die malerischen Bilder seiner Stücke • „der Ring der Nibelungen“ • Verbindung zur NS – Zeit • Auseinandersetzung mit Zusammenhang von Literatur und Musik • Zentrale Fragestellung: Was ist Sprache / Was ist Musik? • Sprache = Rationalität • Musik = Gefühl • Dieser Gegensatz soll überwunden werden Æ neue Einheit • Gegensatz: Frau, Gefühl, Musik / Mann, Rationalität, Sprache • Die Frau ist diejenige, die den Mann erlösen muss Æ Musik muss Sprache erlösen • Die Sprache muss zur Musik zurückfinden • Aufstellung vieler Polaritäten (Gefühl – Verstand,…) • Wieder vergleichbar mit Rousseau • Wichtig ist ihm die Phantasie (entspricht dem Künstler, ist künstlerisch) • Der Prozess vom Unbewussten ins Bewusste muss stattfinden • Verschmelzung statt Trennung durch Bewusstmachung! • Er versucht, die Sprache zu musikalisieren (Alliterationen,…) • Gleichzeitig versucht er aber auch, durch die Leitmotivtechnik, Musik zu „episieren“ Bertold Brecht (S. 3): • 1. Aufsatz: „Über Bühnenmusik“ • 2. Aufsatz: „Über die Verwendung von Musik für ein episches Theater“ • er verwendet selbst auch musikalische Einlagen (Songs) in seinen Theaterstücken (zum Beispiel bei der „Mutter Courage“) • weg vom Sich – Hingeben in die Musik, sondern Bewusstseinswirkung; Gebrauchsmusik; will ein aktives Publikum • Bsp.: „Groschenoper“: Enthüllung der bürgerlichen Gesellschaft • Brecht ist immer politisch • Musik soll bei ihm darstellen / bloßstellen / kritisieren Æ bekommt Rationalität Theodor W. Adorno (S. 4): • „Fragmente über Musik und Sprache“ • war ein Musiktheoretiker, Musikschriftsteller, Musikkritiker • schrieb Schriften zur Musik und Noten zur Literatur • auch er versucht eine Bestimmung des Zusammenhangs zwischen den beiden Künsten • Wie rational ist Musik? • Er ist ein Ideologiekritiker; hat ein Problem damit, zu glauben, Musik sei nur Gefühl und überhaupt nicht rational • Hat Musik Inhalt? Spricht sie zu uns? Verweist sie auf etwas? • Er meint, Musik hätte nicht wirklich eine Intention, eine Zielrichtung 20er Jahre: • Theorien wurden aufgestellt, erste wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema erschienen • Komparatistik • Linguistik • Intermedialitätsforschung • Graphische Darstellungen Oskar Walzel (S. 4): • „Gehalt und Gestalt im Kunstwerk des Dichters“ • er gehört in die 20er Jahre • Begründer der Intermedialitätsforschung • Bezieht sich vor allem auf die bildende Kunst • Übertragung von musikalischen Formen in die Literatur • Abhandlung über „Dichtkunst und Musik“ Petri: • Literatur und Musik = 2 Kommunikationssysteme • Strukturverästelungen im Grenzgebiet • Noch keine wirkliche Systematik • In der Vokalmusik seien beide Künste vorhanden • Versuche, den Gegensatz zwischen Musik und Sprache aufzuheben • Er meint, es gäbe viele literarische Werke, die einer musikalischen Struktur folgen würden • Todesfuge = nach dem Fugenschema aufgebaut Brown: • Systematisierung der Künste • Sieht beide Künste als auditive Künste an; als dynamische Künste • Beides sind Zeichensysteme • 1. Kombination • 2. Ersetzen: eine Kunstform übernimmt die Formen der anderen; Programmmusik; Sprache ahmt Musik nach • 3. Einwirkung: musikalische Großformen als Struktur für ein literarisches Werk; die Techniken werden nachgeahmt • 4. Parallelen / Analogie: bestimmte Phänomene, die in beiden Künsten vorkommen • er warnt vor der simplen Übertragung musikalischer Phänomene auf die Literatur • Leitmotiv = Modewort; trifft es aber wirklich zu? Steven Scher (S. 5): • Hat eine komplette Systematik entworfen / entwickelt • Ist ein Grenzgebiet der Komparatistik • 3 Bereiche: Literatur und Musik / Literatur in der Musik / Musik in der Literatur • Wortmusik = innerliterarisch • Literatur musikalisieren Æ Rhythmus, Akzente, rhetorische Elemente • Musik ist auch oft Thema der Literatur; Musik also als Inhalt • Es gibt fließende Übergänge • Programmmusik = symphonische Dichtung – basiert meist auf einem literarischen Werk Albert Gier: • Romanist • Semiotisches Dreieck: Referent – Signifikant – Signifikat • Linguistischer Ansatz • Wortmusik: Musik fungiert als Signifikant (Lautträger) • Begriff der Musik = Signifikat • Verbal music = Referent Werner Wolf (S. 5): • Anglistik • Er meint, es gibt immer Beziehungen zwischen Kunstformen und auch innerhalb der verschiedenen Kunstformen • Extra- / Intra – immanent (zwischen 2 Werken) • Neue Begrifflichkeit Musik in der Literatur + Romantik: Fragen, die man sich allgemein dazu stellen kann: • Thematisierung von Musik in der Literatur • Welchen Stellenwert hat die Musik in diesen Werken? Æ zentral oder marginal • In welchem Verhältnis steht die Musik zu den Figuren? Æ vor allem in der Prosa, im Entwicklungs – und Bildungsroman gibt es biographische Momente; Musik auch oft als die Erzählung vorantreibendes Element • Wofür steht die Musik? Æ sie verweist vielleicht auf eine andere Welt (eine religiöse,…) • Wirkung von Musik = unterschiedlich Æ bei Kleist geht es zum Beispiel um die Gewalt der Musik (zerstörerische, dämonische Gewalt) • Sind die ganzen Musikstücke fiktiv oder beziehen sie sich auf etwas? Æ beides möglich; in der Romantik war Kirchenmusik sehr angesagt; E.T.A. Hoffmann beschäftigte sich viel mit Mozart, Beethoven und so weiter • Musikerfiguren: In welche Konflikte kommen sie? Æ Konfrontation mit der Mittelmäßigkeit • Vor 1800: Musik im Kontext der Sprache – hat nicht die Aussagekraft der Sprache • Um 1800: Musik hat mehr Aussagekraft als die Sprache • Neubewertung der „absoluten Musik“, der „reinen Musik“ Æ hat eine größere Gewalt als die Vokalmusik • Scheitern an der Realität • Musik als Sprache des Herzens • Natur – volkstümlich • Stilisierung des einfachen Sanges Hauptmotive der Romantik: • Musik als Religiöses; als Kunstreligion • Thematisierung des Dämonischen an der Musik (Musik als Gewalt) • Musik und Wahnsinn Johann Wolfgang von Goethe (S. 6): • „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ – 2. Buch, 13. Kapitel • war Theaterdirektor; schrieb u. a. Singspiele und Kirchenmusik • Stimmungsbilder durch die Musik • Musik mit Motiven der Romantik (Seele, Empfindung, Trauer, Tränen, Mitgefühl, Gefühl,…) stark verbunden • Musik lässt das Herz frei sein, hat eine kathartische Wirkung • Musik ist loslösend, macht glücklich Joseph von Eichendorff (S. 6 -7): • „Aus dem Leben eines Taugenichts“ • sehr volksliedhaft • unmittelbarer Ausdruck der Empfindung • Ursprache des Menschen ist das Singen • Der Taugenichts verlässt mit seiner Geige die Welt seiner Herkunft, die Welt des Alltags, des Durchschnittlichen • Aufbruch in eine andere Welt Æ muss schlussendlich aber zurückkehren • Künstlerfigur Wilhelm Heinrich Wackenroder (S. 7): • „Das Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger“ • Sammlung von fiktiven Künstlerbiographien • Künstler – und Bildungsroman • Aufbruchsituation; weg von der Heimat, der Herkunft • Rettung aus dem Mittelmaß / Alltag • Sein Vater war Naturwissenschaftler; als Gegensatz dazu sieht er die Musik als intuitiv an; stellt in Frage, dass Musik wirklich mit Regeln erlernbar sei • Der Vater hat nichts übrig für die Musik, tut es als unnütz ab • Musik gegen die unmelodische Alltagswelt • Musik ist ekstatisch, versetzt jemanden in einen rauschhaften Zustand und man kann sich nicht dagegen wehren • Er befindet sich durch die Musik in einer besseren Welt; die Alltagswelt versinkt • Die Musik hat Auswirkungen auf alle seine Sinne • Musik erschließt das Göttliche (Himmel) • Er findet dann nicht mehr zu dieser Ekstase zurück • Die Passion ist das letzte, was er schreibt • Konflikt: Künstler gegen die Gesellschaft • Verachtung der normalen Welt und Gesellschaft; gesellschaftskritisch E.T.A. Hoffmann (S. 8): • „Kreisleriana“ • Musikkritiker, beschäftigt sich viel mit Mozart • Bestimmung von Musik Æ Konflikte, Scheitern • Musik als Teil eines gesellschaftlichen Spiels • Das Wesen von Musik wird beschrieben • Instrumentalmusik wird als die reine Musik bezeichnet • Musik ist das, was man sonst nicht wahrnimmt • Beethoven hätte dies am besten ausgedrückt • Gewalt, Kraft der Musik wird auch hier wieder thematisiert Heinrich von Kleist (S. 8): • „Die heilige Cäcilie oder Die Gewalt der Musik“ • die Gewalt der Musik wird hier sogar schon im Titel thematisiert, angeschnitten • die Protagonisten werden nach der Versuchung (zum Bösen; Sünde) zum Katholizismus konvertiert Æ Irrenhaus Æ sie singen weiter Æ sterben glücklich • durch die Gewalt der Musik kommt es zur Konversion (Heiden Æ Katholiken) • Musik und religiöser Wahn (in der Romantik oft thematisiert und miteinander verbunden worden) • Aufladung von Musik als Macht, Instanz • Die Heilige Cäcilie = Schutzheilige der Musik • Brechung ins Dämonische, Abgründige • Untertitel: eine Legende • Noten = zauberische Zeichen • Die Mutter tritt schließlich auch zum Katholizismus über Franz Grillparzer – „der arme Spielmann“: • Wir haben hier eine zentrale Musikerfigur • Künstler gegen Gesellschaft (wieder einmal) • Er versucht, ein Ideal zu erreichen, scheitert schlussendlich aber daran • Musik und das Göttliche werden miteinander in Verbindung gebracht • Der Spielmann „versucht, den lieben Gott zu spielen“ • Magische Geige Æ zum Schluss hängt sie gegenüber vom Kruzifix • Passionsgeschichte, die der Künstler durchlaufen muss • Musik des Metaphysischen • Gewalt der Musik und Wahnsinn 1900 – 1945: • Jahrhundertwende Æ große Krise; 2 Weltkriege, 2 Wirtschaftskrisen • Polyphones Erzählen wird wichtig • Gesamtkunstwerk innerhalb der Literatur (oft Bezug auf Wagner) – Literatur, Musik, Licht, Mimik, Gestik,… - alles spielt irgendwie zusammen • Allein in der Sprache viel Symbolismus • Musik als Rausch und Ekstase, Gefühl, Ausschaltung des Rationalen • Dekadenzliteratur; dekadente Lebensform Æ musikalisches Interesse mit dem Ziel zur Flucht in eine Scheinwelt durch die Musik • Künstertum gegen die Gesellschaft – Ambivalenz, Polarität • Musik in den großen Romanen: ideologische Dimension • Mozart: Wie wird er thematisiert / benutzt? • Leitmotivtechnik Wagners findet Eingang in die Literatur • Sympathie mit dem Tode und also auch mit der Musik (Inspiration von Wagner) • Musikszenen sind sehr interessant; werden oft ins Extreme geführt Arthur Schnitzler (S. 9): • „Fräulein Else“ • Klavier im Hintergrund • Bürgerliches Musikmachen • Klavier gelernt Æ soziale Einstufung möglich • Die Schumann - Musik wird nicht beschrieben, aber es kommen Noten (Ausschnitte aus Musikstücken) vor in dem Werk; er verzichtet auf die Beschreibung • Stellt die Noten in den Gedankenfluss hinein Æ als Teil der Imagination von Else; Weiterführung des inneren Monologes • Viele Musikszenen kommen vor • Zentral = Else entkleidet sich (Salonszene) • Ein bestimmtes Musikstück wird währenddessen gespielt: „Carneval“ (Schumann) • Was bedeutet das Klavierspielen für die soziale Rolle (der Frau)? • Musik ist hier ein Stimmungsträger • Wechsel des Zeichensystems (Buchstaben – Noten) • Die Noten werden ganz einfach in den Textfluss hineingestellt • Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten der Interpretation • Welche Funktion hat die Musik? Æ es wird nichts dazu erklärt Auseinandersetzung mit der Musik – Tradition: • Verschiedene Musiker – verschiedene Ideologien • Wagner: einerseits das Deutsche, Nationale und Positive – andererseits aber auch die Dekadenz, der Verfall, das Negative • Bei Thomas Mann z. Bsp. Kommen beide Seiten vor • Zentrales Werk: Wagner „Tristan und Isolde“ Æ Verbindung Tod und Eros • Thomas Mann: Musik steht für das Deutsche – Geist der Romantik / der Musik / des Deutschen • Musik als Lebenseinstellung, als Ideologie Tod und Musik bei Thomas Mann (S. 10): • „Der Zauberberg“ • Krankheit, Tod und Auflösung • Bestimmte Musikstücke werden im ersten Kapitel vorgeführt • Ein Lied „under der Linde“ steht für das Deutsche, für den Tod • Hans Castorp überwindet dieses Leid und beginnt ein neues Leben • Schluss: er zieht in den 1. WK und das Lied begleitet ihn Æ Verbindung Tod und Musik erkennbar Hermann Hesse – „das Glasperlenspiel“: • Ein Roman mit Musik als zentrales Element • Klassische und fernöstliche Musik • Zwölftonmusik (harmonisch, klassisch) Franz Werfel: „Verdi. Roman der Oper“ (S. 10): • Oper als eine Kunstform, eine Weltanschauung • Reale historische Komponisten erscheinen (Verdi, Wagner) – Kontrast: oft oder meistens sind die Komponisten in den Werken ja fiktiv (Berlinger, Kreisler) • Es geht hier um Verdi, der als Kontrast zu Wagner gesehen wird • Vermischung aus Fiktionalität und historischem Roman • Krise der Oper, des Kunstverständnisses • Polarisierung Verdi (rational, traditionell, Humanismus) und Wagner (rauschhaft, national) • Werfel sympathisiert hier eher mit Verdi • Süd – Nord – Polarität wird wieder angesprochen Æ Norden ist halt Deutschland, eher kalt, dunkel Æ Süden: lebendig, Sonne, Licht • Süden: SINGEN, Feste, Gesang • Werfel rettet Verdi und stellt sich gegen Wagner Wolfgang Amadeus Mozart: • Es gibt viele Schuberth – Romane, Operetten und so weiter • Auch ein paar Mozart – Romane und Mozart – Novellen • Mozart steht für das Kindliche, das Spielerische • Verniedlichung; Mozarts Familie und der häusliche Bereich werden dargestellt + seine Liebschaften (fast biedermeierlich) • Auch Mozartkugeln (süß, sanft) – Bach, Wagner,… haben keine Süßigkeiten • Zusammenhang mit Österreich (Gegensatz zu DTL) • Meist nur Novellen, Dramen, Operetten über ihn, aber keine großen Werke • 20. Jahrhundert: zwei wichtige Mozartfilme • 1942: „Wen die Götter lieben“ • 1950: „Reich mir die Hand, mein Leben“ • unser Mozartbild: lieblich, kindisch, lebhaft, träumerisch,… • Staraufgebot an Schauspielern und Sängern in den beiden Filmen • Mozart als Genie, als Wunderkind (schon immer) • Es gibt heute immer wieder Motive (kindisch,…), die sich seit damals in den Werken,… durchziehen? Æ war er wirklich so (kindisch), wie er dargestellt wird? Musik in Literatur (thematisch) + österr. Literatur nach 1945: Allgemein: • Die österreichische Literatur weist grundsätzlich eine Affinität zu Musik in Literatur auf • Die Österreicher, vor allem die Habsburger, haben Musik immer gepflegt • Musik = unkritisch • Musikland Österreich • Austrofaschismus, 30er Jahre: Wie definiert sich Österreich? – geographisch klein, aber eine Weltmacht auf dem Gebiet der Musik Æ alle Komponisten, die jemals in Ö waren (hier gelebt haben), wurden als Österreicher erklärt (Brahms,…) • Ideologie / Mythos / Realität • Sprachkritik – Grenzen der Sprache – das Medium Musik 1. Chandos – Brief: zentraler Text, der sagt, Sprache ist gut darin, Dinge zu benennen, aber auch nicht mehr (Hofmannsthal) 2. Wiener Gruppe: Sprachspiele (Bachmann, Jelinek) 3. Befragung der Grenzen der Sprache Æ Affinität zum Musikalischen • Viele Autoren machten nach 1945 eine Musikausbildung (Bernhard: Gesangs – Studium, Jelinek: Orgel, Klavier, Komponistin, Jonke, Schneider: Orgel,…) • Wichtig: Bachmann, Schneider, Bernhard, Jelinek • Jelinek und Bernhard: immer wieder Thematisierungen von Komponisten; unter anderem auch in Bernhards Werk „Holzfällen“ (Libretti für den Komponisten Lampersberg, der sich darin wiedererkannt hat) Ingeborg Bachmann (S. 11): • „Hommage a Maria Callas“ • ihre Beziehung zur Musik: sie vergleicht das Schreiben mit dem Komponieren • wichtig in Bezug auf den Komponist Gentze, für den sie ein paar Libretti geschrieben hat Æ er vertonte Gedichte für sie; war also eine persönliche Beziehung • Bekanntschaft mit Nono (italienischer Komponist) • Ihre Lyrik hat einen bestimmten Ton, eine Musikalität • Geht über die Sprache hinaus • Maria Callas = eine berühmte Sängerin • Kunst als solche wird für Bachmann wahrnehmbar • Verweise auf Musik, Opern, in denen Callas auftrat Thomas Bernhard (S. 12): • Hat vielfältige Bezüge zur Musik, auch in seiner Biographie • Christa Fleischmanns Interviews / Dokumentationen mit / über Bernhard: man sieht, wie (ironisch) er spricht • In seiner Jugend hat er gerne Bach,… gesungen – begann daraufhin zu weinen, weil er sich selbst so entzückend fand (*g*) • Erwähnt auch in den Interviews ein paar Komponisten • „Ansingen gegen Gott“ • „Alte Meister“ – ein Buch von ihm • immer wieder: „sagte er“ – schafft damit Distanz zum Erzähler • musikalische Ausbildung • Freundschaft zu Kapellmeister Brändle – sie haben sich in einer Lungenheilanstalt kennen gelernt Æ reflektiert diese Zeit in „die Kälte“ – hat im Patientenchor gesungen Æ in der schweren Zeit war Musik ganz besonders wichtig für ihn • Benutzte Mozart, Schubert, … als Heilmittel • Sein Gesangsstudium hat er nie abgeschlossen (wegen der Lunge wahrscheinlich) • Sein Gedichtband „in hora mortis“ ist vertont worden • Roman = Variationsform • Ständig kommen irgendwelche Komponisten und Schriftsteller vor Æ Zweck? • „Alte Meister“ = sprachspielerischer Text • viele Wiederholungen • Bach (klassische Musik, Barock) gegen Bruckner (Pathos des 19. Jhd.) • Viele Figuren, die mit Musik zu tun haben • Sängerinnen und Sänger (im „Untergeher“), Klavierspieler,… • Musik vergleichbar mit Mathematik, Abstraktion, Perfektion (Zerfall zum Mittelmaß Æ permanentes Scheitern) • Requisiten verweisen auf Musik: Plattenspieler, Radio,… Elfriede Jelinek (S. 11): • „die Komponistin“ • Text über die Komponistin Patricia Jünger • Die Rolle der Frau in der Musik wird unter anderem angesprochen • 2 große Themen: 1. Musik ist ein Bereich in der Kunst, aus dem Frauen ausgeschlossen wurden 2. neue Interpretation der Musik, neue Bestimmung der Musik („…reinsten, gläsernsten Abstraktion von allen – Musik…“) • die Situation hat sich zwar gebessert, aber grundsätzlich hat sie Recht • Theaterstück „Clara S.“: Clara Schumann – es geht um eine Frau, die Komponistin werden wollte – die Rolle der Frau in dieser Welt • Bearbeitungen ihrer Werke durch Komponisten Æ Eigenheiten an ihrer Sprache, die in Musik umgesetzt wird (Opern,…) • Neuer Roman: „Neid“: Geigenlehrerin, Einsamkeit, Musikschule, Reflexion über allgemeine Kommerzialisierung der Musik Bekanntester Roman: „die Klavierspielerin“ • Lehrerin, die am Konservatorium unterrichtet • Klassenzugehörigkeit wird durch die Musik ausgedrückt (wer Klavier spielen kann, stammt aus bürgerlichen Verhältnissen) • Musik als Disziplinierungsmittel • Scheitern einer erfüllten Sexualität Æ Pervertismus • Verfilmung von Michael Haneke (2002) • Musik wird im sozialen Zusammenhang dargestellt • Musik als Machtmittel, Unterdrückung Robert Schneider: „Schlafes Bruder“ • Schriftsteller der nächsten Generation • Buch wurde zum Bestseller, wurde zu Film und Oper • Sprache wird kritisch thematisiert • Beharren auf dem Erzählerischen • Biographische Bezüge der Musik (hat als Organist gearbeitet) • Johannes Elias Adler = Künstlertyp • Scheitern des Genies an der Gesellschaft Æ Außenseitertum • Bringt sich selbst Musik und Musikalität bei • Hört sehr gut, sogar die Herzschläge seiner Cousine, in die er sich verliebt Æ „Hören des Weltalls“ • Musik als Ekstase • Klangliche Faktoren, musikalische Sprachgestaltung, musikalische Fachbegriffe (Fuge,…) eingebaut • Orgelspiel + ein konkreter Komponist (Bach) wird genannt • Form eines Rondos Lautdichtung: Allgemein: • Wichtig: Ernst Jandl, H.C. Artmann, Kurt Schwittras, Hugo Ball, Gerhard Rühm • Wiener Gruppe hat sich sehr damit auseinandergesetzt • Wie kommt Musik innerhalb des Mediums Sprache vor? • Musikalität der Sprache, rhetorische Figuren, Alliterationen, Rhythmus, Echo – Effekte, Wiederholungen,… • Klangmalerei – Lautmalerei: etwas durch Sprache und Musik wiedergeben • Klänge und Laut mithilfe der Sprache wiedergeben • Klangmöglichkeiten der Sprache für Natureindrücke (Tiere,…) • L und R sind fließende Buchstaben – kommen oft vor • Akustische Phänomene in Sprache / Literatur einbauen • Verweis auf etwas Kosmisches, Göttliches • Über die Sprache hinausgehen • Novalis: „Sprache wieder in Musik versetzen“ • Die Sprache vertonen • Neubewertung der Musik als etwas Göttliches Æ die Sprache soll mithilfe der Mimesis (Nachahmung) auch zu diesem Göttlichen finden Symbolismus: • Rainer Maria Rilke ganz wichtig • Suggestivrichtung, von Klang bestimmt, nicht Realität (ungleich Realismus) • Georgas: wollte eine Kunstsprache entwickeln („lingua romana“) • Süden = Gesang (im Gegensatz zum Norden) • Sprache, die nicht direkt auf Kommunikation gerichtet ist Moderne Lautdichtung: • Eigentlicher Begründer = Hugo Ball • Aber bei ihm ist es dennoch noch so, dass man etwas mit dem Text darstellen soll Æ später: Klangmaterial als solches (kein anderer Zweck wird verfolgt) Hugo Ball: „Karawane“ (S. 12): • Collagetexte, Zitate • Geräusche, Reime, Nonsens – Material • Tendenz zur Aufführung; szenische Komponente • Bruitistischer Text (Lärm, Geräusche aus der Großstadt, aus dem modernen Leben) ÆSimultangedicht • Richtet sich gegen die verdorbene Sprache des Alltags • Vertritt das Anliegen einer neuen Sprache • Es geht ihm nicht nur um das Vergnügen, sonder er will etwas erreichen • Bruch mit der modernen Sprache • Akustische Vorstellung von Bildern im Zusammenhang mit der Karawane • Information, was in der Karawane vor sich geht • Arbeiten mit Pseudo – Wörtern Kurt Schwittras: „Ursonate“ (S. 13): • Schon der Titel alleine weist auf eine musikalische Form hin • Bestimmtes Schriftbild in Form einer Partitur • Ein Sprecher, aber das kann auch aufgeteilt werden (mehrstimmig) • Themen, Motive, rhythmische Elemente bilden sich heraus • Einmal steht dabei: „gesungen“ • Absoluter Nonsens – keine Message – keine Bedeutung • Nur Buchstabenaneinanderreihungen (außer: „rakete“) • Viele, viele, viele Wiederholungen • Einteilung in Einleitung – erster Teil (+ verschiedene Themen) – Überleitung – Durcharbeitung Æ musikalischer Aufbau Wiener Gruppe: • Nachkriegszeit • „Vereinigung“ von Autoren • haben die österreichische Literatur sehr geprägt (den sprachbezogenen kritischen Stamm der Literatur) • Sprache als Bewusstseinsstiftung • Sprache als optisches Material (Schrift) + lautliches Material • Mitglieder: H.C. Artmann, Gerhard Rühm, Konrad Bayer, Oswald Wiener, Friedrich Achleitner (und im weitesten Sinn auch Ernst Jandl) • Protest gegen traditionelle, konventionelle Sprache / Sprachverwendung • Gegen Narration und Erzählung Gerhard Rühm (S. 14): • Geschriebener Text / tönender, gesprochener Text Æ es geht ihm um die Unterscheidung • Lautliches Material: verfremdet, isoliert,… • Setzt für seine Dichtung alle möglichen Geräusche ein • Es geht auch um das Emotionale, um den Ausdrucksgestus • Lautstärke, Tonhöhe sind wichtig • Beschäftigte sich auch mit dem Hörspiel • Lautgedichte ergeben so überhaupt keinen Sinn Dialektdichtung (S. 15): • Aufsatz „die neue dialektdichtung“ von Gerhard Rühm • Der Naturalismus verwendete zum ersten Mal Dialekt im Drama • Die Wiener Gruppe entdeckte das klangliche Potenzial des Dialektes neu • Dieser Aufsatz von Rühm ist ein wichtiger Text für die akustische Dimension des Dialektes • Gesprochene Sprache (Dialekt) ist viel reicher als geschriebene (Schriftsprache) H.C. Artmann (S. 15): • Auch Dialektdichtung • Wer wienerisch nicht kann, für den sind seine Gedichte schwer zu verstehen Ernst Jandl (S. 16): • Wurde von der Wiener Gruppe nie so ernst genommen, weil er schon bekannter war als all die anderen der Gruppe • Er hat Bezug zu Themen (Beziehungen, Politisches,…) • Viele Alliterationen • Bei „wien: heldenplatz“: viele Alliterationen + das Nordische, Hitler + Atmosphäre 1938 bei Rede Hitlers am Heldenplatz soll hergestellt werden Neues Hörspiel: Allgemein + 60er Jahre: • Wichtig: Goebbels, Neuwirth • Bearbeitung von literarischen Werken • Musik = Stimmungsträger, hat eine gliedernde Funktion bzw eine ganz bestimmte Funktion (Liedeinlagen, Themeneröffnung,…) • Ab den 60er Jahren: Neues Hörspiel • Bestimmte Radiosender haben es sehr gefördert • Tendenz: weg vom Narrativen und hin zum Collagehaften, O – Töne (Originaltöne), Straßentöne,… Æ „Hörstücke“ werden vergleichbar mit Theaterstücken • ALLES hat Materialcharakter, ist verwertbar (Worte, Geräusche,…) • Akustisches (also das Medium selbst) wird thematisiert • Gerhard Rühm: „Hörereignis“ Æ dieses Ereignis ist wichtig • Kein schriftliches Dokument mehr Æ das Schriftliche ist dann eine Art Partitur • Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Genre ist sehr klein, weil es schwer ist, an Materialien heranzukommen Æ man müsste sich dafür an die Rundfunksender wenden • Generation der 60er Jahre: Jandl, Rühm, Mayröcker,… • Die Musikalisierung von Sprache wird durch neue Medien vorangetrieben 70er Jahre: • Vor allem zu der Zeit war es „in“, Hörspiele zu schreiben • Komponisten: Kagel, Schnebel, Cage • Goebbels: sehr unterschiedliche literarische Werke geschrieben neben dem Hörspiel – Kombination Jazz und Rock in seinem Neuen Hörspiel oder ähnliches 80er Jahre: • Text: „Befreiung des Prometheus“ • Viele akustische Ebenen (Schreie, Vogelgezwitscher,…) • Zerfetzung eines Satzes (komplett) 90er Jahre: • Auch Überlagerungen der Sprachebenen • Neuwirth ganz wichtig geworden – arbeitet immer wieder mit dem Zerlegen der Texte / Worte in Einzelteile • Film, Video,… - Arbeit mit verschiedenen Medien • Ironie, Humor, Witz, Zitate (aus der Musikgeschichte) • Verweise auch auf Bachmann oder Jelinek • Der Text ist hier doch noch zentraler als in dem Hörspiel vorher, Musik nur zwischendurch (Rhythmus) Kulturparallelen Literatur und Musik: • Literarische Werke sind wie musikalische konzipiert • Strukturparallelen, zum Beispiel bei Celan, Bernhard, Jonke (befasst sich in seinen Werken immer wieder mit Musik; äußere musikalische Form + inhaltlich ebenso) • Werke sind in Sonatenform / Rondo,… geschrieben = Strukturmerkmale Paul Celan: „Todesfuge“ (S. 17): • Viele Metaphern, Intertextualität • Das Leiden im KZ wird thematisiert Æ der Tod ist als Thema zentral • „Fuge“ im Titel Æ Fugenform? • Rumänischer Titel: „Tangoul morti“ = „Todestango“ • Sehr rhythmisch gelesen • Fuge = mehrstimmige Form - mehrere Stimmen und mehrere Variationen eines Themas; die verschiedenen Stimmen widersprechen sich gegenseitig • Horst Petri: wir / er (Æ Doppelfuge, weil es 2 Themen hat: Margarete und Sulamith) • Janke hat Probleme mit dieser Fugeninterpretation • Aber der Titel enthält das Wort „Fuge“ Æ also hat es wahrscheinlich etwas damit zu tun; die Titel sagen eigentlich meistens schon viel über ein Werk / Gedicht aus • Die Fuge ist eher ein Bild einer thematischen Komplexität vielleicht • Der Begriff kommt eigentlich aus der Rhetorik Thomas Bernhard: • Versuch, Theaterstücke / Romane ins Musikalische zu setzen • „entwickelte Variationsform“ Gerd Jonke: • spricht selbst oft von Musikalität seiner Werke (3 Romane) • wählt die Titel immer so, dass gleich musikalische Assoziationen auftauchen beim Leser • einzelne Kapitel bezeichnet er auch als Rondoformen,… und als akustisch / symphonisch • es ist schwierig, dagegen zu argumentieren, wenn die Autoren selbst so etwas über ihre Werke aussagen • „der Ohrenmaschinist“ = Sonate(nform)? • Wo im Text kommt eine Sonate vor??? Das Kunstlied: • Im 20. Jahrhundert greift man zum Beispiel auf Texte der Romantik zurück • Bearbeitung von Texten (Leerstellen) – sehr volksliedhaft • Textdichter für die Lieder waren oftmals unbekannte Autoren • Librettisten sind auch meistens unbekannt (Ausnahme zum Beispiel: Hugo von Hofmannsthal) • Als Kunstlied wird eine Gattung des Liedes bezeichnet, die sich Ende des 16. Jhd. Entwickelte • Der Unterschied des Kunstliedes zum Volkslied besteht hauptsächlich darin, dass der Komponist des Kunstliedes bekannt ist, beim Volkslied nicht • Vertonungen von Lyrik sind für Kunstlieder typisch • Sie werden auf der Grundlage von schriftlichen Fixierungen gesungen, Volklieder werden mündlich tradiert • Ab und zu kommt es vor, dass Kunst – und Volkslied ineinander übergehen (zum Beispiel bei Schuberts „Winterreise“, vor allem das Lied „der Lindenbaum“) Franz Schubert: „Winterreise“: • „Winterreise“ ist ein Liedzyklus mit 24 Liedern für Singstimme und Klavier • eine der bekanntesten Liederzyklen der Romantik • Text stammt von Wilhelm Müller • Wilhelm Müller schrieb deutsche Volkslieder, unter anderem „das Wandern ist des Müllers Lust“ • Kein durchgehender Handlungsstrang, sondern einzelne Eindrücke eines jungen Wanderers • Der Wanderer irrt herum, vollkommen isoliert, hat kein Zuhause (das Kältemotiv durchzieht den Text, Fremdheit) • Der „Leiermann“ = das letzte Lied dieses Zyklus • Das Liedsingen wird auch thematisiert • Der Leiermann als der Tod, der frierend seine Leier dreht, aber von niemandem gehört wird • Die Melodie erstarrt hier zur banalen Form, das musikalische Leben hat sich verflüchtigt und das Gefühl scheint aus einem verloschenen Herzen gewichen zu sein • Trotzdem gelingt Schubert in dieser Szenerie unendlicher Hoffnungslosigkeit hier eines seiner anrührendsten und gleichzeitig schlichtesten Lieder • Ende: Einsamkeit, Verzweiflung • Darstellung des existenziellen Schmerzen des Menschen • Das Werk gilt als Höhepunkt der Gattung Liederzyklus oder Kunstlied neben „die schöne Müllerin“ • Hatte eine große Wirkung auf die Musikgeschichte Romantik: • Das deutsche Kunstlied im engeren Sinne (vorher: im MA Minnelied,…) entwickelte sich im 19. Jhd. Mit den Hauptvertretern Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf Jahrhundertwende 19. / 20. Jhd.: • Orientierung an der romantischen Dichtung: Gustav Mahler und Johann Strauß • Orientierung an Eichendorff, Brentano und Achim von Arnheim, … • Richard Strauß = „Spätromantiker“ • Frage, die sich hier stellt: Wie zitierend / original komponieren sie? • Gustav Mahler: Lieder eines wahren Gesellen – baut wieder Texte ein • Novalis: „Hymnen an die Nacht“ Æ Sehnsucht nach der Nacht, nach dem Unbewussten Der Schlager: Allgemein: • Parallel zum Film (Tonfilm) entwickelt worden • Inwiefern ist der Schlager Teil der Unterhaltungsindustrie? • Wie politisch / unpolitisch ist der Schlager? • An welchen literarischen Mustern orientiert er sich??? • Refrain – artige Musik (vgl Populärmusik, Unterhaltunsmusik) • Gemeinschaftslied • Leicht eingängige instrumentalbegleitete Gesangsstücke mit wenig anspruchsvollen, oftmals humoristischen oder sentimentalen Texten • Ein „industriell gemachtes volksnahes Liedchen“ • Auf schnelle Wiedererkennung angelegt 20er Jahre: • Beeinflussung des Schlagers von Dadaismus (Ablehnung konventioneller Kunstformen, diese wurden teilweise parodiert) • Texte zum Teil sehr absurd und ironisch • Durch den Aufstieg des Tonfilms wurde der Schlager einem breiteren Publikum zugänglich Drittes Reich (1933 – 1945): • Auch der Schlager fiel der Gleichschaltung zum Opfer und musste für Propagandazwecke herhalten Danach: • „Mariandl“ • man versuchte durch die Lieder, nach dem Krieg die Stimmung einer heilen Welt zu verbreiten • Seemannslieder, Meeresballaden Æ Freddy Quinn füllte die Hitparaden mit seinen Schlagern „Junge, komm bald wieder“ oder „Die Gitarre und das Meer“ • Dauernde Themen: Süden, Sonne, Meer 1960er Jahre: • Flut der Schlagertexte war nicht mehr aufzuhalten • „Globalisierung“ der Musikindustrie • Beispiel: „Rote Lippen soll man küssen“ Ab 1980: • „Neue Deutsche Welle“ • Schlager – Revivals und TV – Sendungen sollten den Schlager, der langsam „aus der Mode“ kam, retten Song Contest – 1982: • Ein internationaler Wettkampf / Wettbewerb für den Schlager / für das einfache Lied schlechthin ist der „Eurovision Song Contest“ • Nicole: „Ein bisschen Frieden“ • Zeit der Friedensbewegungen (gegen Atomwaffen – Bewegungen) • Motiv des Zusammenkommens • Aus einer aufklärerischen Sicht wird nichts gefordert im Sinne von konkreten Aktionen – alles wird nur im Sinne von lyrischen Bildern gebracht Die Oper: Merkmale der Oper: • Komplexität: Szenen, Gestik, Licht, Bühnenbild, Tanz, Film, Kino, Projektionen,… • Was ist wichtiger: Musik oder Text? • Was hat welche Funktion im Wechselspiel der Ebenen? • Wagner: Leitmotivtechnik • Orchester als Motiv des Chores • Kulturaustausch: Woher stammen die Stoffe? Æ unter anderem aus der Literatur, Mythologie, Romantik, nationale Geschichtsstoffe,… • Philosophisch – politische Dimensionen • Kritik: Oper sei eine künstliche Form • Schauspiel, aber bezogen auf bestimmte Affekte • Arien, Ensembles • Zeitdehnung und Zeitraffung • Vor – und Rückgriffe möglich (durch Leitmotivtechnik Wagners – die Musik bringt das gut rüber) • Dramaturgie: Früher = Trennung von Arie und Rezitativ Æ Jetzt = Gleichzeitigkeit ist möglich • Musiktheater = Musik + Text + verschiedene andere Medien (siehe oben) Æ Intermedialität • Wie spielen diese ganzen Künste zusammen? Æ Einheit? • Gattung Oper: viel mehr als nur Gesang oder nur Text • Die Textebene ist nur eine unter vielen • Der literarische Text wird nicht nur szenisch umgesetzt Æ es kommen viele verschiedenen Ebenen dazu • Ursprung der Oper: Versuch, die antike Tragödie zu reproduzieren • Es muss zurückgeführt werden auf den Text: 16. Jhd. Æ dann wurde die Musik eher zentral • Die Aussprache von Gefühlen ist wichtig • 20. Jhd.: Tendenz zu abgeschlossenen Nummern; man bedient sich immer noch der Leitmotivtechnik Wagners und auch der Zwölftonmusik • Kritik an Dominanz / Übermacht der Sänger • Immer wieder Reformversuche, das zu reduzieren in Hinblick auf die Handlung, die ja auch wichtig ist • Ensemble = plötzlich kommen immer mehr Leute auf die Bühne (nacheinander) und fangen zu singen ein; stimmen in den Gesang der anderen mit ein • Oper: von italienisch „opera in musica“ = musikalisches Werk • Ist eine musikalische Gattung des Theaters, in der eine szenisch – dramatische Handlung durch Musik gestaltet wird • Gesamtwirkung der Oper: Musik, Dichtung, Schauspiel, Tanz, Bühnenbild, Maske,… • Vor allem die Musik wird zum Träger der Handlung, der Stimmung und der Gefühle (Gegensatz zum Beispiel das Melodram: Sprechstück, mit Musik nur untermalt) • Allerdings findet sich die Form des Melodrams auch als Bestandteil in der Oper wieder (zum Beispiel bei Weber „Freischütz“) • Die Vielfalt der zusammenwirkenden Künste schafft natürlich viele Möglichkeiten für eine Oper, lässt aber auch Widersprüche entstehen Æ viele unterschiedliche Ausprägungen der Oper • Nummernoper: Aneinanderreihung verschiedener, aber in sich geschlossener Musikstücke, die durch Rezitative (ein dem Sprechen angenäherter Gesang in der Oper) miteinander verbunden werden und eine durchgehende Handlung darstellen 2. Hälfte 18. Jhd.: • Starre Trennungen der Operngattungen (Opera seria, Opera buffa,…vgl. Komödie / Tragödie) Æ zu Mozarts Zeiten löst sich diese Trennung langsam auf Æ Mischform dieser beiden Formen Metastasio: • Frühes 18. Jhd. • Seine Texte sind sehr schematisch: Geschehen Æ Arie Æ Geschehen Æ Arie,… • Alles sehr durchstrukturiert • Selbst Mozart bezieht sich auf ihn • Bei ihm gibt es Figuren, die gar nicht singen 19. Jhd.: • „Fidelio“ von Beethoven • hat 3 Fassungen geschrieben – von der Dramaturgie her völlig unterschiedlich • gesprochener Text kommt häufig vor • „große Freiheitsoper“: zum Schluss werden alle befreit • Anfang: Quartett; währenddessen steht die gesamte Handlung still • Musikalische Szenen, in denen vor allem die Handlung vorangetrieben wird • Die entscheidenden Dinge geschehen hier im Ensemble • Melodram: Text + Musik (Orchester) • Zentrale Oper der deutschen Oper = „Freischütz“ • Opern – Nationalismus: nationale deutsche Oper / italienische Oper Das Libretto: • Hugo von Hofmannsthal und Joseph Strauß haben zusammengearbeitet • Librettisten sind eigentlich immer unbekannt, keine großen Autoren, sondern einfach nur „Gebrauchstexte“ • Strauß hat Hofmannsthal (der ja bekannterweise eigentlich Dichter ist) als Librettist herangezogen • Dichter und Komponist arbeiten hier also eng zusammen • Das Libretto ist der Text einer Oper, einer Operette, eines Musicals,…