Denke ans Delir

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18.02.14 Denke ans Delir
P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
www.nydahl.de
Aspekte des Delirs
Implementi
erung
Erleben
np-Intervention
p-Intervention
Screening
Komplikationen
Inzidenz
Outcome &
Lebensqualität
Delir
Nachsorge
P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
Mitarbeit
Pat & Fam.
Prävention
abcdeAnsatz
1 18.02.14 Was ist ein Delir?
Synonyme: Verwirrtheit, Intensivsyndrom, Durchgangssyndrom u.a.
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18.02.14
Symptome (DSM IV):
•  Bewusstseins- und Aufmerksamkeitsstörung
•  Veränderung der kognitiven Funktion, bzw.
Wahrnehmungsstörung
•  Fluktuation im Tagesverlauf
•  Körperliche Ursache
Ans Delir denken?
P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
Abb: Bartoszek et al. (1997)
Patienten fühlten sich bedroht und
kämpften um ihr Leben.
Pflegende fühlten sich unwohl und
trauten den Patienten nicht, konnten
die Bedürfnisse schlecht
einschätzen. (Belanger &
Ducharme, 2011)
2 18.02.14 Ans Delir denken?
70
60
50
40
Sehr leicht
30
Leicht
20
Wie herausfordernd
ist der Umgang
mit ...
n= 800 (McDonnel &
Timmins,2012)
Schwierig
10
Sehr schwierig
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18.02.14
0
Wie kann sich ein Delir zeigen
hyperaktiv:
hypoaktiv:
gemischt:
subsyndromal
(Alkohol-)Entzugsdelir
(Ouimet et al. 2007)
2-15%
25-45%
40-54%
30%
2%
Persistierendes vs. rasch reversibles, sedierungsbezogenes Delir
(<2h) (50% vs. 12%, gemischt 23.5%) (Shruti et al. 2014)
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18.02.14
Svenningsen 2008
3 18.02.14 Prävalenz 20-89%
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18.02.14
Svenningsen, 2013
Prävalenz
Allgemeinstationär: 5-25% (NICE, 2010)
Intensivstationär: 36-71%
Intensiv: 50% (AWMF 2009)
Beatmete 80% (AWMF 2009)
Kinder (8-18J.): 84% (Grover, 2013)
Schlaganfallpatienten: 26% (Carin-Levy 2012)
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18.02.14
*abh. von Definitionen, Tests, Beobachtern!
4 18.02.14 Wahrnehmung eines Delirs
43,6%
63,6%
30,9%
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18.02.14
Vergleich zw. med. Info vs. Interview Pflege vs.
Patientenbefragung
•  Mediziner: Störung der Kurzzeitgedächtnisses
•  Pflege: Unaufmerksamkeit, Affektlabilität
•  Patienten: gestörter Schlaf-Wachrhythmus,
Unaufmerksamkeit, Desorientierung
n=280, 20% Delir (Ryan, 2013)
Feststellbarkeit eines Delirs
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18.02.14
RASS -3 bis -5: Delir nicht feststellbar heißt nicht: kein Delir
n=640, 65% Delir, Wechsel >2 RASS Stufen: 5x erhöhtes Delirrisiko
(Svenningsen, 2013)
5 18.02.14 Komplikationen
Längerer ICU-Aufenthalt: 8 vs 5 Tage
Längere Beatmungsdauer: 9 vs 4 Tage
Längerer Gesamtaufenthalt: 21 vs 11Tage
Mehrkosten: 22.000 vs 13.000 $
Delir ist der Prädiktor für den Gesamtaufenthalt (Ely et al. 2004)
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18.02.14
Demenzentwicklung: 6x erhöht
Komplikationen (Infektionen, Sturz): 2,3x erhöht
Sterblichkeit: 3x erhöht
Pro Tag ICU-Delir: +14% 1Jahresmortalität (Shruti 2014)
Schlaganfallpatienten
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18.02.14
Strokepatienten mit Delir haben im Vergleich zu nichtdeliranten Patienten ein x-fach erhöhtes Risiko für
•
4.7x Krankenhaussterblichkeit
•
4.9x 12-Monatssterblichkeit
•
3.4x Institutionalisierung
und bleiben im Schnitt 9.4 Tage länger im KH.
Shi 2012
6 18.02.14 Schlaganfallpatienten
P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
Strokepatienten mit Delir haben im Vergleich zu nichtdeliranten Patienten ein x-fach erhöhtes Risiko für
•
4.7x Krankenhaussterblichkeit
•
4.9x 12-Monatssterblichkeit
•
3.4x Institutionalisierung
und bleiben im Schnitt 9.4 Tage länger im KH.
Shi 2012
Schlaganfallpatienten & Aphasie?
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18.02.14
•  10 Studien schlossen bewusstseinsgestörte Pat. aus,
4 Studien schlossen Pat. mit Aphasie aus.
•  Instrumente waren DSM-IV-Kriterien, CAM, DRS,
CAM-ICU.
•  Prävalenz: 26% (2%-66%)
•  Gustafson (1991): rasche Verhaltensänderungen &
Desorientierung weisen auf Delir hin.
Carin-Levy, 2012
7 18.02.14 Verlauf
Auftreten
2. (+/-1.7) Intensivtag
Dauer
4.2 (+/-1.7) Tage
Dauer (unbeh.) 10 - 12 Tage
15% der Patienten brauchen bis zu 30d
10% behalten kognitive Schäden
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18.02.14
Ely 2006,
Peterson 2006
Screening
2/3 aller Delirien werden übersehen:
if you don't look, you won't find it
(Pandharipande 2007).
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18.02.14
Denke ans
Delir!
8 18.02.14 Delir ist normal?
Der Stand der Delir-Prophylaxe
ist vergleichbar mit dem der Decubitusprophylaxe in den 80er Jahren, als mehr
Aufwand in die Behandlung statt in die
Prävention investiert wurde.
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18.02.14
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18.02.14
23% von 912 ICU-Mitarbeitern (USA) glauben, ein Delir wäre normal
45% glauben, es hätte keine langfristigen Schäden (Ely et al., 2004)
Delir ist normal?
Nur 28% screenen
auf Delir
(n=116)
9 18.02.14 Keine Zeit für Delir?
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18.02.14
Zeit- und Personalmangel!
37.9% in den letzten
7 Tagen
(n=532)
Delir Screening
CAM
ICDSC
Nu-Desc
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18.02.14
CAM-ICU
10 18.02.14 CAM-ICU
www.icudelirium.org
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18.02.14
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18.02.14
Der Test dauert ø2:28
(0:45-3:00)
(Günther, 2009)
CAM-ICU
11 18.02.14 P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
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18.02.14
CAM-ICU
CAM-ICU
Sensitivität: 80%
Spezifität: 96%
Gusmao-Flores, et al., 2012
12 18.02.14 ICDSC
1. Veränderte Bewusstseinslage
2. Unaufmerksamkeit (leicht abgelenkt, unkonzentriert)
3. Desorientierung (Ort, Zeit, Person)
4. Halluzination, Wahnvorstellung, Psychose
5. Psychomotorische Erregung oder Verlangsamung
6. Unangemessene Sprechweise/Sprache oder
Gemütszustand
7. Störung des Wach-/Schlafrhythmus (<4h nachts,)
8. Wechselnde Symptomatik der Symptome in 24h
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Auswertung: 0 Pkt. = kein Delirium, 1 bis 3 Pkt. = V. a. subsyndromales
Delirium, ≥ 4 Pkt. = Delirium
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18.02.14
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18.02.14
Schubert, 2010
ICDSC
Sensitivität: 74%
Spezifität: 82%
Gusmao-Flores, et al., 2012
13 18.02.14 CAM
1. Akuter Beginn und fluktuierender Verlauf
Fremdanamnestisch abklären: gibt es Hinweise für eine akute Veränderung des
geistigen Zustandes des Patienten gegenüber seinem Normalverhalten? Gibt es
Tagesschwankungen innerhalb der qualitativen oder quantitativen
Bewusstseinsstörung
2. Störung der Aufmerksamkeit
Hat der Patient Mühe, sich zu konzentrieren? Ist er leicht ablenkbar?
3. Denkstörungen
Hat der Patient Denkstörungen im Sinne von unzusammenhängendem, sprunghaftem
Denken?
4. Quantitative Bewusstseinsstörung
Jeder Zustand außer "wach" wie hyperalert, schläfrig, stuporös oder komatös
Auswertung: 1 & 2 + 3 oder 4 = V.a. Delir
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18.02.14
Radtke, 2008
Nu-Desc
1. Desorientierung
Manifestierung einer Desorientierung zu Zeit oder Ort durch Worte oder Verhalten oder NichtErkennen der umgebenden Personen.
2. Unangemessenes Verhalten
Unangemessenes Verhalten zu Ort und/oder Person: z.B. Ziehen an Kathetern oder Verbänden,
Versuch aus dem Bett zu steigen, wenn es kontraindiziert ist und so weiter.
3. Unangemessene Kommunikation
Unpassende Kommunikation zu Ort und/oder Person, z.B. zusammenhanglose- oder gar keine
Kommunikation; unsinnige oder unverständliche sprachliche Äußerungen.
4. Illusionen / Halluzinationen
Sehen oder Hören nicht vorhandener Dinge, Verzerrung optischer Eindrücke
5. Psychomotorische Retardierung
Verlangsamte Ansprechbarkeit, wenige oder keine spontane Aktivität / Äußerung, z.B. wenn der
Patient angestupst wird, ist die Reaktion verzögert und/oder der Patient ist nicht richtig erweckbar.
> 1 Pkt = Delir
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18.02.14
Radtke, 2008
14 18.02.14 Vergleich der Instrumente
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18.02.14
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18.02.14
Lütz et al., 2012
Alkohol Entzugs Skala
15 18.02.14 FAM-CAM
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18.02.14
Delir durch Familie screenen
Sensitivität 88%, Spezifität 98%, kappa 0.85
http://www.hospitalelderlifeprogram.org
(Steiss 2012)
Delir Screening
Denke ans
Delir!
CAM
ICDSC
Nu-Desc
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18.02.14
CAM-ICU
16 18.02.14 P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
18.02.14
http://www.icudelirium.org
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18.02.14
http://www.europeandeliriumassociation.com/
17 18.02.14 Webbasiertes Lernen
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18.02.14
Webbasiertes Lernen
verbessert sign. das Wissen
und das Erkennen
(McCrow 2013)
App: Confusion (engl.) Hospira (span.)
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18.02.14
abcde-App?
18 18.02.14 Top 10 Mythen der Sedierung und des Delirs (Peitz
et al., 2013)
Jeder beatmete Intensivpatient benötigt eine Sedierung
Tief sedierte Patienten sind einfacher zu pflegen
Nur chirurgische Patienten haben Schmerzen
Sedativa ermöglichen Schlaf
Delir ist eine erwartete Nebenwirkung der Intensivtherapie
Delir-Screening macht jeder und jeder gleich
Jedes Delir ist gleich und kann medikamentös behandelt werden
Tägliche Aufwachversuche sind nicht sicher
Sedativa und Analgetika akkumulieren nicht bei längerem Gebrauch
Tiefe Sedierung und Amnesie verbessern das psychologische
Outcome
P. Nydahl – Pflegewissenschaft UKSH
Skript: www.nydahl.de
Mail: [email protected]
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Top 10 Mythen der Sedierung und des Delirs (Peitz
et al., 2013)
Jeder beatmete Intensivpatient benötigt eine Sedierung
Tief sedierte Patienten sind einfacher zu pflegen
Nur chirurgische Patienten haben Schmerzen
Sedativa ermöglichen Schlaf
Delir ist eine erwartete Nebenwirkung der Intensivtherapie
Delir-Screening macht jeder und jeder gleich
Jedes Delir ist gleich und kann medikamentös behandelt werden
Tägliche Aufwachversuche sind nicht sicher
Sedativa und Analgetika akkumulieren nicht bei längerem Gebrauch
Tiefe Sedierung und Amnesie verbessern das psychologische
Outcome
Denke ans
Delir!
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Skript: www.nydahl.de
Mail: [email protected]
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