Aus den Einheiten Nuklearmedizinische Bettenstation Eine ganz besondere Einrichtung sowohl aus technischer wie auch aus organisatorischer Sicht befindet sich im vierten Stock des Klinikums 2. Auf der nuklearmedizinischen Bettenstation werden Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen und neuroendokrinen Tumoren mittels Verabreichung von Radionukliden (siehe unten) behandelt. Die Nuklearmedizinische Bettenstation Die erste Radioiod-Therapie wurde verfügt über sieben Patientenbetten. Or- wahrscheinlich bereits 1941 durchge- ganisatorisch gehört sie zu 50 % der Me- führt und wird in den meisten grösseren dizin und zu 50 % der Radiologie. Drei nuklearmedizinischen Kliniken angebo- speziell ausgebildete Pflegefachleute ten. Monatlich werden europaweit ca. sind für das Wohl der Patienten zustän- 2500 Behandlungen durchgeführt. dig. Während die Radioiodtherapie seit Die Yttrium-90-DOTATOC-Behandlung mehreren Jahrzehnten weltweit etabliert wirkt bei neuroendokrinen Zellen mit ist, stellt die DOTATOC-Therapie zur Somatostatin-Rezeptoren auf der Zell- Behandlung neuroendokriner Tumore oberfläche. Rezeptoren muss man sich eine Spezialität des Universitätsspitals wie Augen, Ohren und Nase einer Zelle Basel dar. Da diese Behandlung nur an vorstellen. Dockt ein Hormon an die Zel- wenigen Zentren in Europa angeboten le an, gibt dieses seine Informationen wird und in den USA gar nicht verfügbar über den Rezeptor an die Zelle weiter. ist, kommen unsere Patienten aus der Der Abteilung für Nuklearmedizin ist es ganzen Welt für diese Behandlung nach gelungen, dieses künstliche Hormon Basel. Total werden jährlich ca. 700 Pa- (DOTATOC) herzustellen. DOTATOC tienten mit Radionukliden behandelt. findet den Rezeptor auf der Tumor- Dies ist nur dank effizienter Organisa- zelle und bleibt dort über Tage haften. tion möglich. In diesem Bericht werden DOTATOC wird vor der intravenösen Sie einige Details dazu erfahren. Applikation mit radioaktiven Partikeln (Yttrium-90) markiert. Innerhalb von we- Wie funktioniert die Radionuklidbe- nigen Minuten gelangt das Radiopeptid handlung? in den Tumor, welcher auf diese Weise Mit der Radioiod-Therapie werden gut- bestrahlt und dadurch abgetötet wird. artige und bösartige Veränderungen an In gleicher Weise funktioniert die Lute- der Schilddrüse behandelt. Die Patien- tium-177-DOTATOC-Therapie, welche tin/der Patient muss eine Kapsel mit insbesondere bei kleineren Tumoren radioaktivem Jod schlucken, welches angewendet wird. von der Schilddrüse gespeichert wird. Ausserdem stehen uns radioaktiv mar- Die Bestrahlung (Beta-Strahlen) erfolgt kierte Antikörper zur Behandlung ma- direkt am Herd. ligner Lymphome zur Verfügung. 1 Aus den Einheiten Welche Indikationen erfordern eine Radionuklidtherapie? • Eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein Schilddrüsenkrebs kann in vielen Fällen erfolgreich mit Radioiod behandelt werden. • Neuroendokrine Tumore, die Somatostatin-Rezeptoren tragen, spre- chen im Allgemeinen gut auf die Yttrium-90-DOTATOC-Behandlung an. • Gewisse maligne Lymphome. Wie steht es mit den Nebenwirkungen? Allgemein werden Radionuklid-Therapien gut toleriert. Blick ins «Hotlabor», im Vordergrund die strahlendichten Köfferchen mit den vorbereiteten Radionukliden. Da die aggressive Strahlung (Beta-Partikel) lediglich eine Reichweite von einigen Millimetern im Gewebe hat, kommt es zu keinen Strahlenschäden im umliegenden Gewebe. Je nach Art der Radionuklid-Therapie gibt es jedoch immer Organe, welche einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. So gilt es z.B. bei der DOTATOC-Therapie die Nieren besonders zu schützen, während bei der RadioiodTherapie die Speicheldrüsen ein gefährdetes Organ darstellen. Wie ist der Therapieablauf? Eine Radionuklid-Therapie dauert üb- Tisch mit aufgezogenem Radionuklid in der strahlendichten Spritze sowie Schutzhandschuhe und Brille für den behandelnden Arzt. licherweise einige Tage. Während der stationären Behandlung werden regelmässig Messungen und gegebenenfalls Die baulichen Voraussetzungen Szintigrafien erstellt. Nach durchschnitt- Um die übrigen Patienten und das Personal vor Strah- lich 3 bis 4 Tagen kann der Patient ent- lung zu schützen, ist es notwendig, dass der Boden, die lassen werden. Die Strahlung, die allen- Decke und die Wände mit Bleiplatten (1,5 bis 2 cm dick) falls noch vom Patienten ausgeht, ist für oder Baritbeton versehen sind. Diese Massnahme ver- die Umgebung ungefährlich. hindert, dass Strahlung in die Umgebung gelangt. 2 Aus den Einheiten Da auch die Ausscheidungen der Patienten radioaktiv sind, ist ein separates Abwassersystem installiert. Das Abwasser wird im Untergeschoss in Tanks gelagert, bis die Strahlung abgeklungen ist und das Wasser bedenkenlos in die Kanalisation abgelassen werden kann. Da nur ein limitiertes Tankvolumen zur Verfügung steht, werden die Patienten angewiesen sparsam mit dem Wasser (150 Liter pro Tag) umzugehen. Natürlich können auch die Bettwäsche und die Patientenhemden kontaminiert sein. Deswegen werden sie direkt auf Freundliche Patientenzimmer ausgestattet mit jedem Komfort sowie dem unsichtbaren Strahlenschutz in Böden und Wänden. der Abteilung vorgewaschen und getrocknet und dann ebenfalls etwa drei Monate gelagert, bis sie an die Zentralwäscherei weitergegeben werden können. Die Herausforderungen für die Pflegefachleute Um für einen reibungslosen Spitalaufenthalt zu sorgen, findet eine sorgfältige Planung mit dem Chefarztsekretariat, MTRAs der Nuklearmedizin und den Ärzten statt. Diese Zusammenarbeit ist der Grundstein für eine sichere und effektive Behandlung sowie auch für die Tanklager zum Abklingen des kontaminierten Wassers. Patientenzufriedenheit, welche seit Jahren ungebrochen gross ist. ebenfalls feste Gebetsstunden. Der Umgang mit den Patienten unter- Einer jüdischen Patientin gelang es, das sonst sehr flexi- schiedlichster Herkunft erfordert vom ble Pflegepersonal in Erstaunen zu versetzen, indem sie Personal einerseits Sprachkenntnisse mit der ganzen Küchenausstattung, wie Geschirr, Kühl- und andererseits grosses Einfühlungs- schrank, Mikrowelle und Backofen, angereist kam. vermögen in die kulturellen, religiösen Auch muss immer wieder festgestellt werden, dass der und sozialen Besonderheiten. So be- Umgang mit Abfall nicht überall so ökologisch gelebt wird nötigen einige jüdische Patienten ko- wie bei uns. So musste bei einem Patienten nach drei Ta- scheres Essen, welches von extern be- gen Aufenthalt im Zimmer ein 120-Liter-Sack an Kehricht stellt werden muss. Die Verpackung wird entfernt werden. – ausser samstags – vom Patienten und nicht vom Personal geöffnet. Gleichzei- Den Arbeitstagen des engagierten Pflegepersonals unter tig versuchen wir bei orthodoxen Gläu- der Leitung von Martin Speiser fehlt es nicht an Heraus- bigen die Behandlungen und Untersu- forderungen und Abwechslung. Es ist ein spannender Job, chungen an den fixen Gebetsstunden welcher auch eine grosse Befriedigung schenkt, da vielen vorbeizuplanen. Muslimische Patienten Patienten geholfen werden kann. essen kein Schweinefleisch und haben Verena Koch Handschin 3