Kommunikationsethik II Vorlesung mit Übungen Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft Dr. Carsten Brosda Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Rückblick: Wo stehen wir? Themen der letzten Sitzung Wieso Medienethik? Spannungsfelder zwischen unterschiedlichen Normsystemen Beispiele für argumentative Abwägung Offen geblieben ist die Frage nach den Begründungen unterschiedlicher Ethiken Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 2 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Um welche Fragen geht es heute? Vorlesung: Wie werden ethische Anforderungen begründet? Tugenden Werte Zwecke Diskurse Funktionen Gruppenarbeit: Wie lassen sich die klassischen Ethik-Konzepte auf die Medien übertragen? Abschluss: Welche MedienethikPerspektiven gibt es? Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 3 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Begründungsfragen Ethik richtet sich auf moralisches Handeln Deskriptive Ethik: Eingrenzung und Explikation Normative Ethik: Erörterung der fundamentalen Begründungsfragen Begründung oder Rechtfertigung von Moral kein rein philosophisches, sondern Alltags-Problem Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 4 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Wie entsteht eine Pflicht zur Begründung? – Ein Beispiel [nach Norbert Hoerster 1976] A will sich von seiner Frau scheiden lassen, um seine Sekretärin zu heiraten B hält das für moralisch falsch und macht A deswegen Vorhaltungen A fragt nach Gründen für die moralische Verurteilung B könnte folgende Begründungen ins Feld führen: Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 5 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Grund 1: Der Wille Gottes „Wenn Du Dich scheiden lässt, versündigst Du Dich; nach dem Willen Gottes darf eine gültig geschlossene Ehe zu Lebzeiten der Ehepartner nicht aufgelöst werden.“ ªReligiöse Begründung Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 6 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Grund 2: Das Versprechen „Du hast Deiner Frau durch die Eheschließung in bindender und feierlicher Form versprochen, zeitlich unbegrenzt mit ihr zu leben. Ein solches Versprechen darf man nicht brechen, nur weil man jemanden kennen gelernt hat, den man attraktiver findet.“ ªDeontologische Begründung Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 7 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Grund 3: Der allgemeine Nutzen „Das Unglück, das Du durch eine Scheidung über Deine Frau und Deine Kinder brächtest, würde das Glück, das Du in Deinem Alter noch für Dich und Deine neue Frau erwarten könntest, weit überwiegen. Man darf sein eigenes Glück nicht auf Kosten anderer verfolgen.“ ªUtilitaristische Begründung Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 8 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Grund 4: Die eigenen Interessen „Auf die Dauer gesehen würdest Du Dir in Deiner Situation mit einer Scheidung und einer Wiederheirat nur schaden. Man sollte nie etwas tun, wodurch man auf lange Sicht die eigenen Interessen verletzt.“ ªEgoistische Begründung Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 9 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Debatte beginnt, wenn die Geltung der Gründe bestritten wird Immer zwei Aspekte Begründung eines moralischen Prinzips Behauptung, dass kritisiertes Handeln unter das Prinzip fällt A kann… …bestreiten, dass die Norm sein Handeln betrifft. …die Norm anzweifeln. Zweite Option ist Grundlage einer ethischen Debatte, in der Gründe für und wider die Geltung einer Norm diskutiert werden. Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 10 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Gängige Wege der Moralbegründung Tugenden (Aristoteles, Platon) Deontologie (Kant) Utilitarismus (Bentham, Mill) Gesinnung vs. Verantwortung (Weber) Gerechtigkeit (Rawls) Verantwortung (Jonas) Diskurse (Habermas) Funktionen (Luhmann) Begründende Selbstreferenz (Konstruktivismus) Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 11 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Platon: Idee des Guten als Ursprung aller Tugenden Ethik ist eine praxisorientierende Theorie Tugenden im Zentrum Ein Leben gemäß der Tugenden ist Voraussetzung dafür, Glück zu erreichen Tugenden richten sich nicht gegen Platon, 427-347 v. Chr. falsche Neigungen, sondern sollen die richtigen wecken. Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 12 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Die Kardinaltugenden „Seelenbestandteil“ Tugend Staatsaufbau Erkennen Ù Einsicht Ù Philosophenkönige Mut Ù Tapferkeit Ù Krieger Begehren Ù Selbstzucht Ù Erwerbtreibende Gerechtigkeit (als koordinierende Tugend) Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 13 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Aristoteles: Politisch-sittliche Existenz Kritik an der Ideenlehre Platons Ideen sind Teil der „Gesamtheit der Erscheinungen“ Empirischer Ansatz Tugenden werden gelehrt bzw. eingeübt Praxis zielt auf Glück (eudaimonia) Vier Strategien, Glück zu erreichen Aristoteles 384 -322 v. Chr. Genussausrichtung Gelderwerb Politisch-sittliche Existenz Theoretische Existenz Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 14 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Tugenden einüben Verstandesmäßige Tugenden wie Weisheit, Klugheit, Auffassungsgabe sind das Ergebnis von Belehrung Ethische Tugenden wie Großzügigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit sind das Ergebnis der Gewöhnung und Einübung. Klugheit (sittliche Einsicht) ermöglicht, die sittliche Grundausrichtung situationsgerecht zu konkretisieren. Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 15 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Das Maß der Mitte als Maßstab „Mesótes-Lehre“ nach Aristoteles Reflektieren von Extrempositionen, und gefühlte Identitätsbalance. Beispiele: Mitte von Furcht und Tollkühnheit Æ Tapferkeit Mitte von Wolllust und Stumpfheit Æ Mäßigung Mitte von Verschwendung und Geiz Æ Großzügigkeit Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 16 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Kant: Vom Wert der Handlung an sich Nicht mehr gutes Leben, sondern gutes Handeln im Mittelpunkt Zentrale Annahmen Menschen sind vernunftbegabt Menschen haben einen freien Willen Guten Willen formulieren und seine Umsetzung ermöglichen Immanuel Kant, 1724-1804 universelle Grundlage des Guten nicht Interessen, sondern aus Pflicht gespeist für sich genommen bereits moralisch wertvoll Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 17 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Suche nach der Maxime des Handelns Moralische Gesetze Subjekt wird selber zum Gesetzgeber Moral ist nicht heteronom, sondern autonom Maximen wie der kategorische Imperativ leiten Handeln Handlungsgründe sollen universell gelten und sind deshalb notwendig abstrakt Bewertung danach, ob eine Handlung von einer bestimmten inneren Beschaffenheit ist ª „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (aus: „Kritik der praktischen Vernunft“, 1788) Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 18 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Pflichten sind wichtig Vier Typen von Pflichten Pflicht gegen sich selbst Pflicht gegen andere Vollkommene Pflicht (Verstoß nicht denkmöglich) Unvollkommene Pflicht (Verstoß denkmöglich, widersprüchlich) ª Deontologische Pflichtethik Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 19 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Bentham & Mill: Vom Nutzen der Dinge Utilitaristische Ethik Nutzen einer Handlung für die Allgemeinheit Ziel: Maximierung des allgemeinen Glücks Drei Begründungen Werttheorie Aggregation individuellen Wohlergehens Konsequentialistische Auslegung Jeremy Bentham 1748-1832 Teleologische (zielorientierte) Ethik Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II John Stuart Mill, 1806-1873 20 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Probleme des Utilitarismus Handlungskonsequenzen nur schwer abschätzbar „Gefangenendilemma“. Nutzenmaximierung bedeutet noch keine gerechte Nutzenverteilung Moralische Rechte wie Menschenrechte nicht begründbar Vergangene Vereinbarungen kein Maßstab Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 21 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Weber: Gesinnung oder Verantwortung? Gesinnungsethik beurteilt allein die Intention des Handelns. Verantwortungsethik beurteilt auch den Zweck der Handlung im Lichte der empirischen Umstände. ª Weber: „abgrundtiefer Gegensatz“ ª Aber: Verantwortungsethik ist keine reine Folgenethik, sondern berücksichtigt auch Handlungspflichten Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II Max Weber, 1864-1920 22 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Rawls: Ein Vertrag über Gerechtigkeit Gerechtigkeit als Fairness Grundsätze nach Rawls Grundfreiheiten so umfangreich wie sozial verträglich möglich Ungleichheiten müssen wenig Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bieten John Rawls 1921-2002 Wahl dieser Grundsätze erfolgt im Urzustand Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 23 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Faire Entscheidungssituation als Gedankenexperiment „Urzustand“ heißt „Schleier des Nicht-Wissens“ über späteren gesellschaftlichen Status Konsequenz: ª Jeder wird eine Gesellschaft wählen, in der auch der schlechteste Platz akzeptabel ist Vertragstheorie plus Spieltheorie („Maximin-Regel“) Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 24 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Jonas: Das Prinzip Verantwortung Das Gute ist „objektiv“ im Sein bestimmt Ökologischer Imperativ „Handle so, daß die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Hans Jonas 1903-1993 Ähnlich schon Albert Schweitzer: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 25 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Habermas: Ethik im Diskurs Ziel: argumentativer Konsens über Normen Diskursethik besagt, „[…] daß nur die Normen Geltung beanspruchen dürfen, die die Zustimmung aller Betroffenen als Teilnehmer eines praktischen Diskurses finden (oder finden könnten)“. Prozedurale Moraltheorie ª deontologisch ª kognitivistisch ª formalistisch ª universalistisch Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II Jürgen Habermas * 1929 26 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Regeln für Diskurse Abstinenz zu inhaltlichen Klärungen Moralphilosophie beschreibt die Prozeduren Konkrete Fragen werden von den Betroffenen diskutiert Fokus auf Diskursregeln Widerspruchsfreiheit und Konsistenz Wahrhaftigkeit und Argumentativität Fairness Institutionelle Vorkehrungen für Diskurse Keine Letztbegründung, sondern Plausibilität der Geltung der Regeln Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 27 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Luhmann: Ethik ist gescheitert Akademische Ethik ist gescheitert („paradigm lost) Ethik kann Moral nicht begründen, sondern findet sie vor Moral soll mit moralfreien Begriffen erfasst werden – z.B. als Komplexitätsreduktion „Die Gesamtheit der faktisch praktizierten Bedingungen wechselseitiger Achtung und Missachtung macht die Moral einer Gesellschaft aus.“ Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II Niklas Luhmann 1927-1998 28 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Ironie als ethische Chance Moral neigt zum Enthusiasmus. Für eine enthusiastische Moral gibt es keine Ethik. Ethik ist in Moral verwickelt: Betroffensein und Mitleiden einerseits ironische Distanz andererseits. Nur in ironischer Distanz ist Reflexion der Moral möglich Moralischen Enthusiasmus vermeiden Problemidentifikation ermöglichen Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 29 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Konstruktivistische Ethik Frage nach der Verantwortung des „Beobachters“ bzw. des „Konstruierenden“ Soziologisch: Zweckrationale Dimension mit Blick auf das Handeln in Systemen und in der Interaktion kognitiver Systeme Frage nach der Brauchbarkeit der Konstruktion Erkenntnistheoretisch: Wertrationale Dimension mit Blick auf das handelnde Individuum volle Verantwortung und Begründungsfähigkeit Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 30 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Verantwortung des „Konstruierenden“ Fünf ethische Prinzipien (Baum/Scholl 2000) ethische Reflexivität gegenüber den eigenen Konstruktionen und ihren Wirkungen auf andere Verantwortungsakzeptanz für die Konstruktion als Folge der Autonomie des Konstruierenden Verlässlichkeit der Konstruktionen Toleranz gegenüber der Vielzahl möglicher Konstruktionen Begründungspflicht für die jeweils eigene Konstruktion Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 31 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Statt einer Zusammenfassung: Ein Moralphilosoph, der etwas taugt,… …predigt nicht Moral, sondern analysiert sie. …ist ein Spezialist dafür, moralische Überzeugungen explizit zu formulieren. …ist darauf trainiert, moralische Dissense zu strukturieren. …wird unangenehm, wenn in die Kiste schmutziger Tricks gegriffen wird: Immunisierungsstrategien, moralische Diskreditierung Andersdenkender, Zuständigkeitsanmaßen Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 32 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Statt einer Zusammenfassung: Ein Moralphilosoph, der etwas taugt,… …weiß, dass es in moralischen Kontexten Fragenverbote und Reflexionstabus gibt, aber er akzeptiert sie nicht. …geht nicht davon aus, dass die motivierende Kraft moralischer Überzeugungen allzu groß ist. …weiß, dass zur Klärung moralischer Fragen auch Sachverstand aus anderen Disziplinen herangetragen werden muss. (Rainer Hegselmann) Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 33 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick …und jetzt PAUSE! Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 34 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Gruppenarbeit Begründungsmuster müssen von Ideal- auf Praxisebene konkretisiert werden. Gruppendiskussion zu Tugendethik Deontologische Ethik Utilitarismus Vertragsmodellen Diskursethik Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 35 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Leitfragen für Gruppenarbeit Inwiefern lassen sich die Überlegungen des jeweiligen Ansatzes übertragen? …auf einzelne Bereiche Journalismus PR Werbung Fiktionale Angebote Spielshows …auf welcher Ebene Individuen Institutionen Publikum Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 36 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Wie geht‘s weiter? 20 Minuten Gruppendiskussion 5 Minuten Präsentation je Gruppe Diskussion Ausblick Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 37 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Tugenden in der Medienethik Normativ-ontologische Ansätze Ausführliche Tugendkataloge (z.B. von Emil Dovifat 1962) Idee der Mäßigung berufliche Tugend des Journalismus (Boventer) angemessener Medienkonsum (Lübbe) Heute kaum mehr zeitgemäß! Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 38 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Deontologie in der Medienethik Handlungsprinzipien, die „gutes“ mediales Handeln anleiten können, sind im ethischen Diskurs weit verbreitet. Berufliche Kodizes (Pressekodex, PR, Werbung) sind häufig in deontologischer Sprache verfasst. In Frankreich heißt die journalistische Berufsethik sogar „Déontologie“ Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 39 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Utilitarismus in der Medienethik Medienethische Ansätze greifen v.a. die Folgenbewertung auf, ohne umfassend utilitaristisch zu argumentieren. Folgen medialen Handelns sind schwer abzuschätzen Ausdifferenziertheit Vermittlung unsichere Wirkungshypothesen Eher individuell - Utilitarismus lässt sich kaum in allgemeine Gebote fassen Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 40 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Gesinnung vs. Verantwortung in der Medienethik Beliebte kommunikationswissenschaftliche Unterscheidung mit Weberschen Begriffen Journalismus (gesinnungsethisch – Herstellen von Öffentlichkeit) Politik oder PR (verantwortungsethisch – Zwecke). Aber: Diese Interpretation ist unzulänglich Deontologische Ethik ist nicht gleich Gesinnungsethik Journalisten haben eigene Handlungsziele Journalismus muss sich auch für Folgen rechtfertigen Maxime und Folgen kollidieren heftig im Journalismus Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 41 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Verträge in der Medienethik Rawlssche Theorie ist relevant für die Begründung einer demokratischen Medienordnung und ihre Institutionen. Vertragstheoretische Überlegungen spielen bei der Formulierung von Kodizes etc. eine Rolle Gedankenexperiment des „Schleiers des Nichtwissens“ ist eine wertvolle Entscheidungsheuristik Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 42 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Diskurse in der Medienethik Formal: Ethik für Diskurse über Ethik Verfahren zur Klärung berufsethischer Fragen Selbststeuerung über ethische Diskurse Anleitung für berufliche Debatten über Ethik Aber auch materiell: Ethik medialer Diskurse Prüfung der Akzeptabilität von Geltungsansprüchen reflexive Vermittlung; Einhaltung der Diskursregeln gesellschaftliche Teilhabe Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 43 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Systeme in der Medienethik Starker Kontrapunkt zum normativen Individualismus System- und Rollenerwartungen thematisieren Individualethik muss um Professions- und Institutionenethik ergänzt werden. Bietet wenig Handlungsanleitung Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 44 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Konstruktivismus in der Medienethik Erkenntnistheoretischer Schwerpunkt Ertrag der Reformulierung des individualethischen Verantwortungsbegriffs offen Probleme: Möglichkeit intersubjektiver Vereinbarungen bleibt unklar Gefahr der Beliebigkeit Aber auch: Chance der individualethischen Ansprache Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 45 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Nicht nur eine Frage der Perspektive... Medienethik ist keine Frage einer bestimmten theoretischen Ausrichtung Selbst „amoralische“ Theorien denken über Ethik nach Ideologiebildung hat keinen Zweck Den einen Begründungsrahmen gibt es nicht Medienethische Konzepte… …beziehen meist Handlungsmaxime und Handlungsfolgen aufeinander – und untersuchen Kollisionen. …sind heute eher formal als materiell angelegt, d.h. sie beraten eher die Praxis, als dass sie sie anweisen. …differenzieren zwischen Individuum, Institution, System etc. Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 46 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Geltungsgründe in der Empirie Ab jetzt geht es um diese verschiedenen Ebenen der Geltung ethischer Überlegungen Wechsel von der normativen zur deskriptiven Ethik (Explikation und Eingrenzung) Beim nächsten Mal: Die Makro-Ebene der gesellschaftlichen Erwartungen und des rechtlichen Rahmens Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 47 Einführung Begründungsfragen Ethikansätze Gruppenarbeit Medienethik Ausblick Die nächsten Vorlesungstermine 19.5. Makro-Ebene: 2.6. Gesellschaftliche Erwartungen Rechtlicher Rahmen Meso-Ebene: Organisatorische Rahmenbedingungen Ökonomische Imperative 16.6. Mikro-Ebene: Handeln und Entscheiden unter Medienzwängen 30.6. Medienethische Reformbedarfe Dr. Carsten Brosda - Vorlesung Kommunikationsethik - SoSe 2008 / II 48