Pharmakologische Tumortherapie (Chemotherapie)

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Pharmakologische Tumortherapie
(Chemotherapie)
Ein Ratgeber der Südtiroler Krebshilfe
für Betroffene und Angehörige
Impressum
Herausgeber:
Südtiroler Krebshilfe
Drei-Heiligen-Gasse 1, 39100 Bozen
Tel. 0471 283348, Fax 0471 288282
E-Mail: [email protected]
Autoren:
Dr. Agnes Glaus und Dr. Anne Durrer
Nicolas Broccard, Susanne Lanz, Martin Leutenegger
(Krebsliga Schweiz)
Redaktion:
Ärztebeirat (Dr. Claudio Greiff – Präsident) und Zentralvorstand der
Südtiroler Krebshilfe
Layout und Satz:
Tappeiner AG, Lana
Druck:
Printed in Italy
Copyright:
© 2004 Südtiroler Krebshilfe, Bozen
Printed in Italy
Diese Broschüre ist auch in italienischer Sprache erhältlich.
Hinweis zur Schreibweise:
Steht im Text nur die weibliche oder männliche Form, gilt sie jeweils für beide
Geschlechter.
Mit Unterstützung des Landesassessorates für Gesundheitswesen
Wir danken der Krebsliga Schweiz für ihr Entgegenkommen.
Sie hat uns das Manuskript überlassen und uns erlaubt, es
unseren Verhältnissen anzupassen.
Inhalt
Zu dieser Broschüre
Was ist Krebs?
Therapie nach Maß
Welche Medikamente? Wie wirken sie?
Wie verläuft eine Chemotherapie?
Unerwünschte Wirkungen
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Was tun gegen ...
➤Haarausfall
➤Müdigkeit
➤Entzündungen im Mundbereich
➤Übelkeit und Erbrechen
➤Verdauungsprobleme (Verstopfung, Durchfall)
➤Appetitverlust
➤Hämatologische Toxizität
➤Venenschmerzen
➤Störungen der Nerven- und Muskelfunktionen
➤Hautreaktionen
➤Störungen im Hormonhaushalt
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26
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Das Leben geht weiter – aber wie?
➤Essen und Trinken
➤Arbeit
➤Sexualität
➤Alkohol und Nikotin
➤Andere Medikamente
➤Die Südtiroler Krebshilfe in Ihrem Bezirk
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Komplementäre Behandlungsmethoden
Rat und Hilfe
Anhang
➤Weiterführende Literatur/Ratgeber
➤Nützliche Adressen
Persönliches Merkblatt »Unerwünschte Wirkungen«
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37
37
37
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Liebe Leserin, lieber Leser
4
Zu dieser
Broschüre
Sie befinden sich zurzeit in einer schwierigen Situation. Sie
haben eine belastende Diagnose erhalten und möchten
wissen, wie die Krankheit am
besten bewältigt und behandelt werden kann. Zwischen
Angst und Hoffnung hin und
her schwankend, möchten Sie
trotzdem die Gedanken ordnen und die für Sie richtigen
Entscheidungen treffen.
Vielleicht haben Sie schon
Verschiedenes über die Chemotherapie gehört. Dies hat
bei Ihnen womöglich negative Gefühle hervorgerufen. Leider ist die Chemotherapie
meist nicht frei von unerwünschten Wirkungen. Aber
die medizinischen Fortschritte
ermöglichen heute eine Behandlung, die wirksamer und
verträglicher ist als früher.
Diese Broschüre erklärt, was
eine Chemotherapie ist, warum sie nötig sein kann und
wie sie wirkt. Damit können
Sie und Ihre Angehörigen sich
ein Bild über Möglichkeiten
und Grenzen machen. Gut informiert, wird es Ihnen leichter fallen, zusammen mit Ih-
rem Arzt und den Pflegenden
die nächsten Schritte zu gehen.
Eine Broschüre ersetzt niemals das Gespräch mit dem
Behandlungsteam, das Sie
durch die Therapie begleitet.
Scheuen Sie sich nicht, alle
Fragen zu stellen, die Sie beschäftigen. Im Anhang finden
Sie ein Merkblatt. Hier können Sie jene unerwünschten
Wirkungen eintragen lassen,
mit denen Sie möglicherweise zu rechnen haben. Dies erlaubt Ihnen, sich darauf vorzubereiten und vorbeugende
Maßnahmen zu ergreifen. Im
Kapitel »Was tun gegen ...«
(ab Seite 19) finden Sie entsprechende Hinweise. Wenn
Sie Rat und Hilfe brauchen,
stehen Ihnen verschiedene
Kontaktstellen offen, an die
Sie sich wenden können (Seite 38).
Wir wünschen Ihnen von Herzen alles Gute.
Ihre Südtiroler Krebshilfe
Was ist Krebs?
Die kleinste Einheit eines lebendigen Organismus ist die
Zelle. Zellen vermehren sich
durch Teilung und gruppieren
sich zu Geweben. Aus diesen
formen sich die verschiedenen Organe. Normale, gesunde Zellen sind aufeinander abgestimmt und funktionieren
harmonisch.
Bei Krebserkrankungen haben
sich normale Zellen in Krebszellen umgewandelt und teilen
sich unkontrolliert. Manchmal
kann das natürliche Abwehrsystem des Körpers die
wuchernden Zellen zerstören.
Sonst aber teilen sich die
Krebszellen immer weiter und
bilden schließlich eine örtlich
begrenzte Geschwulst (Tumor).
Noch ist weitgehend ungeklärt, warum gewisse Zellen
im Körper sich plötzlich unkontrolliert vermehren und einen bösartigen Tumor bilden
können. Von gewissen Lebensweisen wie Rauchen, Ernährung und mangelnde Bewegung ist zwar bekannt,
dass sie der Gesundheit schaden. Bei der Entstehung einer
Krebskrankheit spielen aber
verschiedene Gründe eine Rolle. Meist bleibt unklar, weshalb
eine Person an Krebs erkrankt.
Nach heutigem Wissensstand
jedoch liegt den meisten bösartigen Tumoren ein Defekt
der Gene zugrunde. Dieser
führt zu einer Störung des natürlichen Ablaufs zwischen
Wachstum, Teilung und Absterben der Zellen.
»Der« Krebs existiert nicht. In
Wirklichkeit gibt es über hundert Krebserkrankungen. Einige entwickeln sich sehr
schnell: Werden sie nicht behandelt, breiten sich die
Krebszellen zusätzlich über die
Blut- und Lymphbahnen im
Körper aus. Auf diese Weise
bilden sich Metastasen (vom
ursprünglichen Tumor entfernte Ableger). Andere Tumoren wachsen langsam und
bleiben lokal, das heißt auf
den Entstehungsort begrenzt.
Außerdem kann die gleiche
Krankheit – zum Beispiel
Brust- oder Prostatakrebs – bei
verschiedenen Personen unterschiedlich verlaufen.
5
Was ist Krebs?
6
Weshalb gerade ich?
Was ist Krebs?
Angesichts eines Unglücks
oder einer Krankheit wie Krebs
ist diese Frage völlig berechtigt. Wer würde diese Frage
nicht stellen? Sicher haben Sie
diese schon oft aufgeworfen.
Doch langes Grübeln endet
meistens in einer Sackgasse
und zehrt überdies an den
Kräften. Das Schicksal, den Zufall, Gottes Wille oder gar sich
selbst für die Krankheit verantwortlich zu machen, bringt
kaum eine Antwort auf diese
Frage. Auch Selbstbeschuldigungen tragen nichts zur Lösung des Problems bei. Für
Ihre Krebserkrankung sind Sie
nicht verantwortlich!
Oft machen sich Betroffene jedoch Gedanken über den Sinn
ihrer Krebserkrankung. Sie entdecken, wie durch die Krankheit viele Dinge in ihrem Leben
an Bedeutung gewinnen. Was
einem im Leben wichtig ist,
lässt sich jetzt besser von den
nebensächlichen Dingen trennen. Was jemand zuvor kaum
beachtete, wird plötzlich kostbar.
Verschiedene
Behandlungsmöglichkeiten
Wie es unterschiedliche Krebskrankheiten gibt, so weichen
auch die Möglichkeiten der
Therapie voneinander ab.
Heute können mehrere Krebsformen geheilt oder über Jahre hinweg in Schranken gehalten werden. Die Betroffenen
führen beinahe ein normales
Leben mit bloß geringfügigen
Beschwerden.
Die Hauptformen der Behandlung sind heute
die Chirurgie (Operation),
die Radiotherapie (Bestrahlung)
➤ und die Chemotherapie
(Medikamente).
Die Immuntherapie (Behandlung mit Medikamenten, welche die Abwehr
stärken), und die Hormontherapie
(Medikamente,
die sich auf den Hormonhaushalt auswirken) gehören ebenfalls zur pharmakologischen Tumortherapie.
➤
➤
➤
Eine neue Möglichkeit
der pharmakologischen Behandlung stellt die Gentherapie dar. Deren Wirkung
wird gegenwärtig bei einigen Tumorarten erforscht.
Diese Behandlungsmöglichkeiten können einzeln oder
kombiniert, gleichzeitig oder
nacheinander angewandt werden. Entscheidend für die
Therapie ist die Art der Erkrankung. Das Ziel der Behandlung ist oft eine Heilung oder
eine längerfristige Stabilisierung. In anderen Fällen ist das
Ziel eine Linderung von
Schmerzen und anderen
Krankheitsfolgen.
Mehr wissen
7
Was ist Krebs?
Zögern Sie nicht, bei Ihrem
Behandlungsteam nachzufragen. Wie steht es genau um
Sie? Welche Therapien kommen in Frage? So sind Sie über
Ihre Erkrankung besser im
Bild. Weitere Informationen
finden Sie in Fachbüchern
und teilweise im Internet. Hier
gilt es jedoch zu unterscheiden zwischen zuverlässigen
Informationen und solchen,
die unrichtige Angaben enthalten und falsche Hoffnungen wecken. Die Südtiroler
Krebshilfe steht Ihnen ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite
(Adressen und Telefonnummern siehe Seite 38).
Therapie nach Maß
8
Therapie
nach Maß
Der Chirurg, die Onkologin
oder der Onkologe (Fachperson für pharmakologische
Krebsbehandlung)
sowie
Fachleute der Radiotherapie
stellen gemeinsam mit Ihnen
einen auf Ihre Krankheit zugeschnittenen Behandlungsplan auf. Zusammen mit dem
Pflegepersonal wird dieses
Team Sie während der Therapie begleiten. Verspüren Sie
das Bedürfnis nach zusätzlicher Information, fragen Sie
ohne Zögern. Wollen Sie
mehr wissen über die Auswirkungen der Therapie? Sind
Sie unsicher, inwiefern Sie
diese Auswirkungen ertragen
können oder wollen? Sie haben ein Recht auf umfassende
Information. Auch haben Sie
das Recht, mit Ihren Ärzten
über den Behandlungsplan
zu diskutieren und diesen
nach reiflicher Überlegung
sogar abzulehnen. Außerdem
können Sie einen weiteren
Arzt aufsuchen und ihn um
eine Zweitmeinung bitten.
zusammen mit Ihnen abgewogen werden:
der Art des Tumors, an
dem Sie leiden,
➤ der Größe und der Lage
des Tumors,
➤ der Frage, ob der Tumor
schnell
oder
langsam
wächst,
➤ der Frage, ob die Lymphbahnen in der Umgebung
des Tumors befallen sind
oder nicht,
➤ eventuell vorhandene Metastasen,
➤ Ihrer persönlichen Verfassung wie Allgemeinzustand
und Alter. Dabei spielt nicht
allein Ihre körperliche Fitness eine Rolle. Wichtig sind
ebenso Ihre psychische Befindlichkeit sowie Ihre Einstellung der Krankheit und
der Therapie gegenüber.
➤
Bei der Wahl der für Sie geeigneten Therapie kommen zwei
weitere Gesichtspunkte hinzu:
➤
Die Wahl der Behandlungsmethode hängt von vielen
Umständen ab, die individuell
Nicht alle Krebszellen reagieren gleich auf ein Medikament. Die kranken
Zellen können auf das
eine
Krebsmedikament
schlecht, auf ein anderes
gut ansprechen. Wie bei
den Antibiotika können
kranke Zellen außerdem
gegen das Medikament resistent sein oder resistent
werden; dieses wirkt in
dem Fall nicht mehr. Aus
diesen Gründen braucht es
manchmal eine Änderung
der Therapie.
pharmakologische
➤ Eine
Therapie verfolgt entweder
ein »kuratives« oder ein
»palliatives« Ziel. Bei einer
kurativen Behandlung geht
es darum, die Krankheit zu
heilen oder zumindest den
Gesundheitszustand auf
lange Sicht zu stabilisieren
(Fachleute sprechen in dem
Fall von Remission). Wie der
Verlauf einer Krebskrankheit
nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden kann, lässt
sich auch der Erfolg einer
Therapie nicht garantieren.
Viele Patientinnen und Patienten möchten jedoch alles für eine Heilung unternehmen und sind bereit,
damit verbundene Auswirkungen zu ertragen
(Therapie mit kurativem
Ziel).
Linderung als Ziel
Ist aber die Krankheit schon
weit fortgeschritten und besteht keine Aussicht auf Heilung mehr, erlaubt die Chemotherapie, Schmerzen und
andere schwere Krankheitsfolgen einzudämmen und eine
gewisse Lebensqualität zu erhalten (Therapie mit palliativem Ziel). In einer solchen Situation gelangen auch weitere Behandlungen wie Medikamente gegen Schmerzen
oder Bestrahlung zum Einsatz
(siehe die Hinweise auf die
entsprechenden Broschüren
auf Seite 37).
Hoffnung
auf die Forschung
Ärztinnen und Ärzte suchen
laufend nach neuen und besseren Behandlungen. Wirksamkeit und unerwünschte
Wirkungen einer Behandlung
überprüfen sie anhand klinischer Studien (Therapieprotokolle). Alle heute erprobten
Behandlungen beruhen auf
Erkenntnissen früher gemachter Studien. Klinische Studien
9
Therapie
nach Maß
10
Therapie
nach Maß
sollen unter anderem folgende Frage beantworten: Erhöht
eine neue Methode die Wirksamkeit einer Therapie? Zentral ist außerdem die Frage,
ob eine bestimmte Behandlung die Lebensqualität der
Krebskranken verbessert.
In diesen Studien wird entweder die Wirksamkeit eines
neuen Medikaments überprüft oder eine erprobte Behandlung mit einer neuen
verglichen, die mehr Erfolg
verspricht. Der Unterschied
kann in der Zugabe eines neuen Medikaments bestehen, einer veränderten Dosierung
oder einer neuen Kombination von Medikamenten. Zuerst
muss eine ethische Kommission grünes Licht geben, bevor
eine wissenschaftliche Studie
an Krebskranken durchgeführt werden darf.
Behandlung im Rahmen
einer Studie?
Es kann sein, dass der Arzt
oder die Ärztin Ihnen eine Behandlung im Rahmen einer
klinischen Studie vorschlägt.
Ob Sie daran teilnehmen wollen oder nicht, ist Ihr freier
Entscheid. Unbedingt sollten
Sie sich vorher ausführlich
über den Behandlungsplan
sowie alle Vor- und Nachteile
informieren lassen. Auch müssen Sie Ihre ausdrückliche Einwilligung geben. Falls Sie mitmachen, haben Sie das Recht,
sich jederzeit aus der Studie
zurückzuziehen.
Es gibt verschiedene Gründe,
sich an einer Studie zu beteiligen. Viele Betroffene erhoffen
sich eine beschleunigte Besserung oder gar eine Heilung
der Krankheit. Andere möchten ihren Teil zur Forschung
beitragen und denken vor allem an den möglichen Nutzen für künftige Krebskranke.
Welche Medikamente? Wie wirken sie?
Gleichzeitig mit den operativen Eingriffen und Bestrahlungen haben sich in den letzten
zwanzig Jahren auch die
Krebstherapien mit Medikamenten stark verbessert. Dazu
gehören in erster Linie Zytostatika und Hormone. Deren
Einsatz erfolgt nach präzisen
Kriterien.
Zytostatika
Zytostatika sind Medikamente, welche die Teilung von Tumorzellen hemmen. Im besten Fall zerstören sie überall
im Körper die Tumorzellen.
Onkologen verfügen zurzeit
über mehr als 60 solcher Medikamente.
Die Anwendung erfolgt
entweder allein, als einzelne
Substanz (Monochemotherapie), oder als Zusammenstellung mehrerer Substanzen (kombinationschemotherapie)
➤ oder zusammen mit einer
Radiotherapie (kombinierte Radio-Chemotherapie).
➤
Zytostatika werden eingesetzt
um eine Rückbildung des Tumors zu erzielen und eine Tumorkrankheit zu heilen (kurative Chemotherapie).
Vor einer Operation können
Zytostatika
verschrieben
werden in der Absicht, die
Größe des Tumors zu verkleinern. Dies ermöglicht einen kleineren Eingriff, und
die Funktion des erkrankten
Organs kann eher erhalten
bleiben (neoadjuvante Chemotherapie).
➤ Nach einer Operation, bei
welcher der Tumor entfernt
worden ist, können Zytostatika verabreicht werden
um einen Rückfall zu verhindern (adjuvante Chemotherapie).
➤
Die Behandlung mit Zytostatika hat jedoch einen Nachteil:
Gesunde Zellen werden ebenfalls geschädigt. Die Medikamente wirken nicht nur auf
kranke Zellen, sondern verhindern zeitweise auch die Vermehrung
besonders
der
schnell wachsenden, gesunden Körperzellen, zum Beispiel
11
Welche
Medikamente?
Wie wirken sie?
12
Welche
Medikamente?
Wie wirken sie?
der Zellen des Knochenmarks, aus denen sich die
weißen und roten Blutkörperchen sowie die Blutplättchen bilden,
➤ der Zellen der Schleimhaut
(Mund, Magen, Genitalbereich),
➤ der Zellen der Haarwurzeln, aus denen das Kopfhaar, die Wimpern und andere Körperhaare entstehen.
➤
Folge der vorübergehenden
Schädigung gesunder Zellen
sind unerwünschte Wirkungen (früher Nebenwirkungen
genannt: siehe Seite 17). Allerdings erholen sich die gesunden Körperzellen besser
als die Krebszellen. Die Therapie wirkt deshalb stärker auf
die kranken als die gesunden
Zellen.
Hormone
(Hormontherapie)
Das Wachstum gewisser Tumorarten kann hormonabhängig sein. Dies trifft vor allem auf Brust-, Gebärmutterund Prostatakrebs zu.
Der menschliche Körper produziert auf natürliche Weise
Hormone. Diese binden sich
an Rezeptoren von Zellen bestimmter hormonabhängiger
Organe. Stellen Sie sich ein
Hormon wie einen Schlüssel
vor: Sobald dieser ein passendes Schloss (Rezeptor) findet,
öffnet er eine Türe, mit anderen Worten, das Hormon regt
das Wachstum der entsprechenden Zellen an. Zum Beispiel führt das männliche Geschlechtshormon Testosteron
zur Vermehrung von Prostatazellen. Dasselbe gilt für das
weibliche
Geschlechtshormon Östrogen, das die Bildung der Zellen der weiblichen Brust fördert. Diese Hormone können aber auch das
Wachstum von Krebszellen
anregen. Eine Behandlung
mit entsprechenden Medikamenten (Antihormonen) kann
das Wachstum hormonabhängiger Tumoren einschränken oder zu deren Rückbildung beitragen.
Ärzte setzen die Hormontherapie entweder allein ein oder
zusätzlich zu anderen Therapien. Die unerwünschten
Wirkungen sind weniger ausgeprägt als bei einer Behandlung mit Zytostatika und bestehen etwa in Hitzewallungen, Kopfweh oder Schlafstörungen; sie gehen im Verlauf
der Therapie meistens zurück. Eine Hormontherapie
dauert häufig Monate oder
gar Jahre.
Immuntherapie oder
»biologische Therapie«
Eine Immuntherapie (Anwendung von Immunmodulatoren wie Interferon und Interleukin) regt das Abwehrsystem an, gegen Krebszellen
vorzugehen und diese außer
Gefecht zu setzen. Aber dieser
vielversprechende Ansatz hat
bislang nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Noch können Tumorzellen durch Immuntherapie nur beschränkt
zerstört werden. Außerdem
spricht man von therapeutischer Impfung gegen gewisse
Tumorarten, etwa das Melanom. Dabei handelt es sich
ebenfalls um eine Immuntherapie und nicht um eine vorbeugende Impfung, wie sich
aufgrund des Wortes »Impfung« vermuten ließe. Auch
Immuntherapien haben unerwünschte Wirkungen, etwa
Fieber oder Schüttelfrost.
Monoklonale Antikörper
Seit kurzem sind Medikamente auf der Grundlage von
»monoklonalen Antikörpern«
verfügbar. In gewissen Fällen
können diese eine Chemotherapie ergänzen oder ersetzen. Ein Antikörper ist ein Bestandteil des Abwehrsystems.
Er hat die Aufgabe, ein bestimmtes Antigen zu suchen.
Antigene sitzen auf der Oberfläche einer Zelle wie die Stacheln auf einem Igel. Der Antikörper hackt sich am Antigen fest. Dank des Antikörpers erkennt nun auch das
Abwehrsystem diese Zellen
und kann sie zerstören oder
blockieren.
»Monoklonal« bedeutet, dass
alle Antikörper von ein und
derselben Zelle abstammen,
also vollkommen identisch
sind. Grundsätzlich können
solche Antikörper benutzt
13
Welche
Medikamente?
Wie wirken sie?
14
Welche
Medikamente?
Wie wirken sie?
werden, um Krebszellen mit
einem bestimmten Antigen
auf der Oberfläche ausfindig
zu machen. Behandlungen
mit monoklonalen Antikörpern gibt es heute für gewisse
Lymphomarten und einige
Formen von Brustkrebs. Diese
Behandlungsart steckt noch in
den Anfängen; Ärztinnen und
Ärzte sind erst daran, die genaue Anwendung zu erforschen.
len zu beeinflussen. Diese
neuen Therapien weisen in
der Regel weniger starke unerwünschte Wirkungen auf als
viele Zytostatika; hingegen
sind sie nur gegen ganz bestimmte Tumortypen wirksam. Es handelt sich dabei um
eine vielversprechende Richtung bei der Behandlung von
Krebserkrankungen.
Tabletten, Kapseln,
Spritzen
Zukunft
Forschungsarbeiten und Fortschritte, besonders in der Genetik, ermöglichen es der Wissenschaft, die Eigenarten von
Krebszellen immer besser kennen zu lernen. Man arbeitet
an der Entwicklung von Therapien, die völlig anders als die
»traditionellen« Zytostatika
wirken, weil sie sich die Unterschiede zwischen gesunden
und kranken Zellen zunutze
machen. Es gibt beispielsweise ein Medikament gegen gewisse Formen von Brustkrebs,
das die Krebszellen erkennt
und ihr Wachstum blockiert,
ohne dabei die gesunden Zel-
Medikamente gegen Krebs
können durch den Mund
(oral) als Tabletten, Dragèes,
Kapseln oder als Flüssigkeit
aus Trinkampullen eingenommen werden. Meistens jedoch
wird der Wirkstoff durch Spritzen verabreicht, sei es in die
Vene (intravenös), in den
Muskel (intramuskulär) oder
unter die Haut (subkutan).
Eine häufige Form ist ebenfalls
die Infusion (Tropflösung in
einer Flasche); die Flüssigkeit
fließt während einer bestimmten Zeit durch eine Kanüle in
die Vene.
Befindet sich der Wirkstoff einmal im Blutkreislauf, verteilt er
sich im ganzen Körper (mit
Ausnahme des Gehirns) und
erreicht den Tumor und seine
Metastasen.
Diesbezüglich könnte der Onkologe Ihnen den Vorschlag
unterbreiten, einen zentralen
intravenösen Katheter anzulegen, welcher über einen längeren Zeitraum eine Verabreichung von großen Mengen
an Flüssigkeiten oder Zytostatika ermöglicht. Heute gibt es
Ganz – oder Teilimplantate,
deren Anbringung unter Lokalanästhesie erfolgt.
Sofern die Art der Verabreichung nicht durch den Behandlungsplan vorgegeben
ist, sagen Sie dem Behandlungsteam ohne Zögern, welche Art Sie bevorzugen. Im
gemeinsamen Gespräch lässt
sich die Verabreichungsform
finden, die Ihnen am ehesten
entspricht, ohne die Behandlung zu beeinträchtigen. Einige Medikamente müssen allerdings intravenös abgegeben werden.
Das Spritzen unter die Haut
können Sie oder eine nahestehende Person bei längerer Behandlung selbst lernen. So
sind Sie unabhängig von Spital und Arzt. Injektionen in
den Muskel oder in die Venen
hingegen dürfen einzig ausgebildete Fachleute vornehmen (vgl. Seite 26).
15
Welche
Medikamente?
Wie wirken sie?
Wie verläuft eine Chemotherapie?
16
Wie verläuft ein
Chemotherapie?
Der Ablauf einer pharmakologischen Krebstherapie ist von
Mensch zu Mensch verschieden. Er hängt in erster Linie ab
vom Behandlungsplan und
der Art und Weise, wie Sie das
Medikament vertragen.
Therapiezyklen
In der Regel erfolgt eine Chemotherapie in Abständen von
drei bis vier Wochen während
jeweils ein bis fünf Tagen. Aus
diesem Grund spricht man
von »Therapiezyklen«. Eine
Behandlung umfasst vier bis
sechs oder mehr Zyklen. Die
Pause zwischen zwei Zyklen
dient vor allem den gesunden
Zellen zur Erholung. Weil die
meisten Zytostatika die Blutproduktion im Knochenmark
hemmen und dadurch die
Zahl der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen
vorübergehend sinkt, sind die
Blutwerte während des Zyklus
zu kontrollieren. Haben diese
einen bestimmten Grenzwert
wieder überschritten, kann
ein neuer Zyklus einsetzen.
Spitalaufenthalt oder
ambulant?
Oft beginnt eine Behandlung
im Spital und läuft später ambulant weiter. Heute ist es
möglich, gewisse Zytostatika
mit Hilfe von Medikamentenpumpen über Tage und Wochen ambulant zu verabreichen. Die meisten Behandlungen sind ambulant möglich.
Nur komplizierte Therapien
können einen Spitalaufenthalt
erfordern.
Behandlungsziel und
Behandlungsablauf
Der Onkologe informiert Sie
über das Behandlungsziel und
den vorgesehenen Ablauf, er
bespricht mit Ihnen den Zeitplan.
Unerwünschte Wirkungen
Zusätzlich zur Krankheit kann
auch die pharmakologische
Tumortherapie Sie körperlich
und seelisch belasten. Unerwünschte Wirkungen kommen häufig vor, weil diese Medikamente auch auf gesunde
Körperzellen wirken (vgl. Seite
11). Solche Wirkungen hängen ab von:
der Art des Medikaments
(ein Krebsmedikament kann
eine Reihe unerwünschter
Wirkungen auslösen, aber
niemals werden bei Ihnen
alle auftreten),
➤ der verschriebenen Dosis,
➤ der individuellen Verträglichkeit des Medikaments,
➤ Ihrem Allgemeinzustand.
➤
Sind die unerwünschten Wirkungen für Sie zu stark, versucht der Arzt entweder ein
anderes Medikament einzusetzen oder eine niedrigere Dosis
anzuordnen. So wird die Therapie für Sie erträglicher. Doch
sollte die gewünschte Wirkung
der Chemotherapie dadurch
nicht geschmälert werden.
Um unerwünschten Wirkungen wie Übelkeit vorzubeugen, erhalten Sie routinemä-
ßig zusätzliche Medikamente.
Diese sind unbedingt nach
Vorschrift einzunehmen.
Nutzen und Risiken
abwägen
In den letzten Jahren haben
sich medizinische Forschung
und Pflege bemüht, unerwünschte Wirkungen möglichst zu verringern. Die Onkologin kann dadurch den Behandlungsplan viel besser dem
persönlichen
Krankheitsbild
anpassen. Aber sie kann kaum
alle unerwünschten Wirkungen ausschließen. Das Gespräch mit Ihrem Arzt wird Ihnen helfen abzuwägen, welchen Nutzen Ihnen eine pharmakologische
Behandlung
bringen kann und welche
Nachteile damit verbunden
sind.
Das Vertrauen ist
ausschlaggebend
Die Erfahrung hat gezeigt,
dass die innere Einstellung
bis zu einem gewissen Grad
die Verträglichkeit einer Be-
17
Unerwünschte
Wirkungen
18
Unerwünschte
Wirkungen
handlung beeinflussen kann.
Manchmal löst bereits das
Wort »Chemotherapie« Ängste aus, die teilweise durchaus
berechtigt sind; negative Gefühle entstehen aber auch aufgrund ungenauer, falscher
oder veralteter Informationen.
Wenn solche Sorgen Sie plagen, reden Sie unverzüglich
mit Ihrem Behandlungsteam
darüber. Sprechen Sie alle Ihre
Befürchtungen aus.
Besonders wichtig ist, dass Sie
Vertrauen in Ihr Behandlungsteam haben können. Vielleicht verspüren Sie auch das
Bedürfnis, Unterstützung von
einer psychologisch geschulten Fachperson zu erhalten.
Denn Sie müssen nicht nur die
Therapie und deren Auswirkungen durchstehen. Auch
die ganze Situation, in der Sie
sich aufgrund der Krankheit
befinden, ist sehr belastend.
Womöglich ist es sinnvoll, Ihre
Angehörigen in eine psychologische Begleitung einzubeziehen. Von Ihrem Arzt oder
Ihrer Ärztin bekommen Sie
alle nötigen Informationen. In
dieser Situation können gewisse komplementäre Metho-
den eine große Hilfe sein, zum
Beispiel solche, die entspannen helfen. Die Südtiroler
Krebshilfe (siehe Seite 33)
steht Ihnen ebenfalls für Informationen zur Verfügung.
Während den einzelnen Chemotherapien mag es Ihnen
leichter fallen sich zu entspannen, wenn Ihnen eine nahestehende Person Gesellschaft
leistet oder Sie sich eine Kassette mit Lieblingsmusik anhören.
Unerwünschte
Wirkungen
unverzüglich melden
In jedem Fall hat Ihr Arzt
Sie über die unerwünschten
Wirkungen zu informieren,
die Sie betreffen können.
Warten Sie im Zweifelsfall
nicht bis zur nächsten
Sprechstunde, sondern
rufen Sie ihn sofort an.
Das ist die beste Art,
Beschwerden rechtzeitig
zu erkennen, bevor sie
sich verschlimmern.
Was tun gegen ...
Auf den nächsten Seiten gehen wir auf die unerwünschten Wirkungen ein, die bei einer pharmakologischen Tumortherapie am häufigsten
auftreten.
Grundsätzlich unterscheidet
man zwischen akuten, verzögerten und späten (chronischen) Auswirkungen. Die
akuten Folgen (z. B. Erbrechen) stellen sich während
der Therapie ein, die verzögerten (z. B. Müdigkeit, Haarausfall, Abfall der Blutkörperchen) in den darauffolgenden
Wochen. Hingegen können
Spätfolgen erst Jahre danach
auftreten.
Aber in keinem Fall werden Sie
von allen erwähnten unerwünschten Wirkungen betroffen sein! Im Anhang finden Sie
das persönliche Merkblatt
»Unerwünschte Wirkungen«
(Seite 40). Lassen Sie es vom
Behandlungsteam ausfüllen.
Auf diese Weise können Sie
sich eine Vorstellung davon
machen, was möglicherweise
auf Sie zukommen wird.
Haarausfall
Einige Medikamente verursachen nur einen geringfügigen
Haarausfall, der zwar sichtbar
ist, aber keine Perücke erfordert. Andere bewirken einen
starken Haarausfall, der meist
zwei bis drei Wochen nach
dem ersten oder zweiten Therapiezyklus einsetzt. Innerhalb
vier bis acht Wochen fallen
schubweise alle Haare aus;
manchmal nicht nur auf dem
Kopf, sondern ebenfalls an anderen Körperstellen.
Aber Ihre Haare werden immer wieder nachwachsen, in
der Regel zwei bis drei Monaten nach Ende der Therapie.
In den ersten Monaten können sich die neuen von den alten Haaren unterscheiden, indem sie etwa leicht gekräuselt
sind. Betroffene berichten zuweilen, dass die nachwachsenden Haare »grauer« seien
als früher. Dieser Eindruck
kann entstehen, weil die ausgefallenen Haare teilweise
noch die ursprüngliche Farbe
aufgewiesen haben; die neuen wären aber auch ohne
Therapie ergraut.
19
Was tun
gegen ...
20
Was tun
gegen ...
Ist zeitweise eine
Perücke nötig?
Erkundigen Sie sich
frühzeitig, womit Sie zu
rechnen haben. Werden
Sie Ihr Haar verlieren?
Wie lange? In welchem
Ausmaß? Ihre Coiffeuse
oder Ihr Coiffeur kann
sich dann ein Bild von
Ihrem natürlichen Haarwuchs machen und eine
Zweitfrisur nach Ihren
Wünschen gestalten.
Wenn Sie die gleiche
Frisur wünschen, lassen
Sie die Perücke schon bei
Therapiebeginn anfertigen.
Das medizinische Personal
oder der Sozialdienst des
Spitals, Ihre Krankenkasse
oder die Südtiroler Krebshilfe werden Ihnen sagen,
wer für die Kosten eines
künstlichen Haarteils
aufkommt.
Müdigkeit
Viele Patientinnen und Patienten beklagen sich während einer Chemotherapie über Mü-
digkeit. Die Ursache dafür
sind nicht nur die Therapie,
sondern auch die Krankheit
selbst und die damit verbundenen Belastungen. Möglicherweise spielen auch Abbauprodukte des Tumors und
Reaktionen des Körpers auf
den Tumor eine Rolle. Soweit
die Müdigkeit durch die pharmakologische
Behandlung
bedingt ist, lässt sie nach deren Abschluss wieder nach.
Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und trinken
Sie viel. Häufig hilft auch ein
auf Ihre Bedürfnisse abgestimmtes Multivitaminpräparat. Entspannen Sie sich wann
immer möglich. Das erlaubt
Ihnen, erneut Energie zu tanken und sich wohler zu fühlen. Eine andere Lösung besteht darin, die Arbeit zu reduzieren, die man sich selber
zumutet, sei es zu Hause oder
am Arbeitsplatz. Vielleicht haben Sie sogar Anrecht auf
eine Haushaltshilfe: Der KVW
und andere Patronate geben
Ihnen gerne alle nötigen Auskünfte, auch was Ihre Rechte
gegenüber dem Arbeitgeber
betrifft.
21
Ist körperliche
Bewegung erlaubt?
Versuchen Sie, sich im
Rahmen des Möglichen,
und ohne sich zuviel
zuzumuten, fit zu halten.
Gehen Sie zum Beispiel
täglich spazieren.
Verzichten Sie nicht aufs
Wandern, Schwimmen
oder Turnen, wenn Sie
das bisher schon getan
haben. Behalten Sie
soweit wie möglich Ihren
Tagesrhythmus und Ihre
Gewohnheiten bei, aber
überfordern Sie sich nicht.
Es gibt keine allgemeinen
Richtlinien für das
richtige Maß körperlicher
Aktivität. Aber eines ist
sicher: Bewegung tut gut!
Besonders die Bewegung
an der frischen Luft wird
Ihnen wieder neue Energie
geben und kann allfällige
Schlafstörungen beheben,
die mit Müdigkeit oft
einhergehen.
Hingegen können sich übermäßige Schonung und Passivität auf das körperliche
Wohlbefinden und Ihre
Moral ungünstig auswirken. Sie selber spüren am
besten, was Ihnen guttut.
Manchmal lässt sich allerdings
kaum etwas gegen die Müdigkeit tun. In dem Fall ist es
wohl am besten, die Müdigkeit anzunehmen und sich
häufig längere Ruhepausen zu
gönnen. Sagen Sie »Ja« zur
Hilfe, die Ihnen Angehörige
oder weitere Personen anbieten. Sparen Sie Ihre Energie
auf für Tätigkeiten, die Ihnen
Freude bereiten.
Entzündungen im
Mundbereich
Die Zellen der Mundschleimhaut werden durch eine Chemotherapie besonders in Mitleidenschaft gezogen. Die
Therapie kann die Schleimhaut reizen und entzünden.
Manchmal beginnt der Spei-
Was tun
gegen ...
22
Was tun
gegen ...
chel übermäßig zu fließen,
meistens aber trocknet der
Mund aus. Man verspürt ständig Durst, und der Geschmackssinn verändert sich
oder fällt ganz aus. Bei einer
starken
Schädigung
der
Mundschleimhaut
können
sich schmerzende, offene Stellen (Aphthen) bilden. Diese
Störungen treten in der Regel
– je nach Medikament – einige Tage nach Therapiebeginn
auf.
Verzichten Sie in dieser Zeit
auf scharfe oder stark säurehaltige Nahrungsmittel. Diese
schädigen
zusätzlich
die
Schleimhaut.
Diese unerwünschten Wirkungen können Sie durch
eine gute Mundhygiene verhindern oder zumindest mildern. Oft genügt es, wenn Sie
die Zähne mit einer sauberen,
weichen Bürste nach jedem
Essen und vor dem Schlafengehen reinigen und gründlich mit viel Wasser nachspülen. In schweren Fällen ist die
Anwendung eines besonderen Mundspülmittels angebracht, das die Zahl der Bak-
terien reduziert. Aber auch
das beste Spülmittel ersetzt
nie die sorgfältige Mundpflege. Vermeiden Sie scharfe
oder alkoholhaltige Mundwasser. Gute Ergebnisse werden mit Kamille und Salbei
erzielt; beide sind mild, gut
verträglich und haben eine
leicht desinfizierende Wirkung.
Das Kauen von zuckerfreiem
Kaugummi kann die Speichelproduktion wohltuend anregen. Im Übermaß genossen
können künstlich gesüßte
Bonbons und Kaugummis allerdings zu Blähungen oder
Durchfall führen. Doch auch
von zuckerhaltigen Bonbons
und Kaugummis ist abzuraten, da sie die Karies fördern.
Benachrichtigen Sie unverzüglich das Pflegeteam bei
Problemen mit der Mundschleimhaut, selbst wenn es
sich nur um ein leichtes Brennen oder eine leichte Rötung
handelt. Auf diese Weise ist es
möglich, rechtzeitig etwas dagegen zu tun oder beim
nächsten Therapiezyklus die
Dosis zu ändern.
Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen können auftreten, weil die Medikamente auf den für den
Brechreiz zuständigen Bereich im Magen-Darm-Trakt
und im Gehirn einwirken und
einen Brechreflex auslösen.
Psychische Einflüsse (Abneigung gegen die Therapie)
können diese Beschwerden
verschlimmern. Dank intensiver Forschung sind neue Medikamente gegen das Erbrechen entwickelt worden, die
heute Chemotherapien erträglicher machen. Diese Medikamente müssen aber genau nach Vorschrift genommen werden, damit sie ihre
Wirkung voll entfalten. Erhalten Sie die Zytostatika in
Tablettenform, sollten Sie
diese stets nach einer Mahlzeit schlucken, vorzugsweise
abends, sofern Sie keine anderen Anweisungen bekommen haben. Auch hier gilt:
reichlich trinken.
Verdauungsprobleme
(Verstopfung, Durchfall)
Gewisse Zytostatika, aber auch
die Medikamente gegen Übelkeit oder gegen Schmerzen,
können die Darmtätigkeit verlangsamen und zu einer Verstopfung führen. Ein guter
Stuhlgang ist wichtig. Wenn
sich Ihr gewohnter Stuhlgang
verzögert, können Sie es mit
Feigensirup oder Zwetschgensaft oder einem leichten Abführmittel aus der Apotheke
probieren (Quellmittel sind
ungeeignet). Essen Sie ausgewogen und trinken Sie vor allem viel. Orientieren Sie das
medizinische Personal, wenn
diese Maßnahmen nichts nützen.
Andere Zytostatika können
Durchfall zur Folge haben,
wahrscheinlich aufgrund einer vorübergehenden Schädigung der Darmschleimhaut.
Auch bei Durchfall sollten Sie
genügend trinken, am besten
in kleinen Mengen, aber häufig. Sehr empfehlenswert ist
Bouillon, diese gleicht den
Salzverlust durch Durchfall
aus. Meiden Sie Nahrungs-
23
Was tun
gegen ...
24
Was tun
gegen ...
mittel, welche die Verdauung
anregen, wie Melonen, Trauben oder Rohkost. Reichen
diese Maßnahmen nicht aus,
wird Ihnen der Arzt ein
Gegenmittel
verschreiben.
Orientieren Sie das medizinische Personal unbedingt über
das Auftreten von Durchfall.
So lässt sich beim nächsten
Therapiezyklus die Dosis anpassen.
Appetitverlust
Im Verlauf einer pharmakologischen Behandlung kann der
Appetit zurückgehen. Manchmal beruht der Appetitverlust
auf unerwünschten Begleiterscheinungen der Chemotherapie – Übelkeit, Erbrechen oder
einer Schleimhautentzündung
im Mund. Diese Beschwerden
gehen vorüber und verschwinden nach Abschluss der Behandlung gänzlich.
Lassen Sie sich von Ihren persönlichen Vorlieben leiten, dies
ist für Ihr persönliches Wohlbefinden wichtig: Essen Sie, was
Ihnen schmeckt, ziehen Sie
kleine, aber häufige Mahlzei-
ten vor und teilen Sie diese
Momente mit Menschen, deren Gesellschaft Ihnen Freude
bereitet. Meiden Sie alle Gerüche, die Ihnen zuwider sind.
Viele Betroffene bevorzugen
während der Therapie leichte,
frische und eher gesalzene
Nahrungsmittel. Viele greifen
gerne zu Cola-Getränken; diese enthalten aber Koffein, das
den Schlaf beeinträchtigen
kann. Wählen Sie das, was Ihnen am ehesten zusagt. Mehr
Informationen über die Ernährung finden Sie auf Seite 28.
Hämatologische Toxizität
Die weißen Blutkörperchen
(Leukozyten) werden im Knochenmark gebildet. Sie reagieren besonders empfindlich auf
Zytostatika. Als Folge geht die
Anzahl weißer Blutkörperchen
zurück. Diese haben aber die
Funktion, den menschlichen
Körper vor Infektionen zu
schützen. Nimmt ihre Anzahl
zu stark ab, steigt das Risiko für
Infektionen. Aus diesem Grund
wird das Blut während der
Therapie regelmäßig untersucht. Zwischen zwei Thera-
piezyklen können Sie für die
Blutkontrollen auch zur Hausärztin gehen.
Unterschreitet die Anzahl der
weißen Blutkörperchen –
meist nur während einiger
Tage – einen bestimmten
Wert, ist der Schutz gegen Infektionen unerlässlich. Sauberkeit und Hygiene bilden
die ersten und wichtigsten
Maßnahmen. Meiden Sie
während dieser Zeit große
Menschenansammlungen sowie den Kontakt mit erkälteten Leuten. Verschieben Sie
zahnärztliche Eingriffe, die
nicht dringend sind, auf später.
Infektionen sind
ernst zu nehmen
Wenn sich trotz aller
Vorsicht eine Infektion
entwickelt (z. B. eine
Blasenentzündung oder
ein Eiterherd) und wenn
die Körpertemperatur
über 37,5 Grad steigt,
benachrichtigen Sie
umgehend den Arzt.
Wahrscheinlich verschreibt
er Ihnen in einem solchen
Fall ein Antibiotika. Eine
Infektion ist nicht auf
die leichte Schulter zu
nehmen, wenn die Zahl
der weißen Blutkörperchen
vermindert ist.
Auch
die
Blutplättchen
(Thrombozyten) entstehen im
Knochenmark. Sie sind zuständig für die Blutgerinnung.
Während einer Therapie kann
ihre Anzahl sinken. Dadurch
erhöht sich das Risiko einer
Blutung. Achten Sie darauf,
möglichst nicht anzuschlagen, um Blutergüsse und
blaue Flecken zu vermeiden.
Seien Sie vorsichtig im Umgang mit scharfen Gegenständen. Zahnärztliche Eingriffe
oder Spritzen in den Muskel
sind in dieser Zeit zu unterlassen.
Wenn Sie bluten, ohne den
Blutfluss stillen zu können wie
etwa beim Nasenbluten, oder
wenn Sie viele blaue Flecken
haben, sollten Sie die Ärztin
aufsuchen. Auch ist es besser,
25
Was tun
gegen ...
26
Was tun
gegen ...
in dieser Zeit auf sportliche
Aktivitäten zu verzichten, die
mit einer Verletzungsgefahr
verbunden sind.
Venenschmerzen
Viele Zytostatika werden als
Injektionen oder Infusionen
über eine Vene abgegeben.
Nicht alle Menschen haben jedoch gut sichtbare Venen.
Manchmal sind die Venen versteckt oder sehr fein. In dem
Fall legt der Arzt einen Dauervenenkatheter mit einer Kapsel unter die Haut (Port System), falls die Therapie längere Zeit beansprucht. Dies erspart das schmerzhafte Suchen nach Venen und verhindert
Venenentzündungen.
Zudem lässt sich auf diese
Weise das Medikament sicher
in die Vene spritzen, ohne
dass etwas davon ins Gewebe
gelangt. So werden an der
Einstichstelle
schmerzhafte
und schlecht heilende Wunden vermieden.
Bei einer Injektion sollten Sie
deshalb stets darauf achten,
ob es brennt oder schmerzt.
Ist dies der Fall, sagen Sie es
der Person, die Ihnen die
Spritze verabreicht. Melden
Sie auch, wenn später die Umgebung der Einstichstelle
wehtun sollte. Diese Injektionen sind eine heikle Sache
und verlangen viel Fingerspitzengefühl: Lassen Sie diese
nur von onkologischen Fachleuten durchführen.
Störungen der Nervenund Muskelfunktionen
Einige Zytostatika können zu
einer zeitweisen Schädigung
der Nervenenden führen. Anzeichen dafür sind ein Kribbeln
an den Fingerenden oder Zehen, aber auch Ameisenlaufen
und Gefühllosigkeit in Händen
und Füßen. Andere Medikamente können ein Gefühl der
Muskelschwäche in den Beinen auslösen. Informieren Sie
das Behandlungsteam über
solche Beschwerden; dieses
kann allenfalls die Dosis und
den Therapieplan ändern.
Hautreaktionen
In einer höheren Dosis können einige wenige Medikamente eine vorübergehende
Rötung, Schuppung oder
Schwellung der Haut verursachen. Dies betrifft vor allem
Stellen wie Ellbogen, Hände
und Füße. Solche Erscheinungen bilden sich in der Regel
innerhalb ein bis zwei Wochen zurück. Selten kommt es
zu geringfügiger, jedoch bleibender Pigmentierung (Bräunung) gewisser Hautpartien
oder Nägel.
Störungen im Hormonhaushalt
Zahlreiche Zytostatika beeinflussen die Bildung der Eizellen bzw. Samenzellen. Bei der
Frau kann dadurch die Monatsblutung vorübergehend
oder – je nach Stärke der Therapie und Alter der Frau – längerfristig oder vollständig ausbleiben. Lösen die Zytostatika
oder die Hormontherapie vorzeitig die Menopause aus,
kann es zu Wechseljahrbeschwerden kommen. Beim
Mann kann die Therapie die
Samenbildung einschränken.
Außerdem nimmt bei Hormontherapien manchmal das
Gewicht zu, weil sich Wasser
im Gewebe einlagert. Dadurch kann sich die Neigung
zu Venenentzündungen und
Thrombosen verstärken. Machen Sie Ihren Arzt oder Ihre
Ärztin auf derartige Beschwerden aufmerksam.
27
Was tun
gegen ...
Das Leben geht weiter – aber wie?
28
Das Leben
geht weiter –
aber wie?
Eine pharmakologische Tumortherapie kann eine beschwerliche Zeit sein voll von
Ungewissheit, Zwängen, Unwohlsein und Müdigkeit ...
Trotzdem geht das Leben
weiter. Verzichten Sie nicht
auf die vielen kleinen Dinge,
die Ihnen Freude machen.
Essen und Trinken
Eine gute Ernährung erfreut
den Gaumen und liefert dem
Körper die nötige Energie (Kalorien) sowie die notwendigen Nährstoffe (Vitamine,
Spurenelemente usw.). Achten Sie während einer pharmakologischen Krebstherapie
auf eine ausreichende und
vielfältige Ernährung. So stärken Sie Ihren Organismus, der
durch Krankheit und Therapie
geschwächt ist.
In dieser Zeit steigt der Bedarf
an Nährstoffen. Anderseits
nimmt der Appetit oft ab. Dadurch können Lücken in der
Versorgung mit Nährstoffen
auftreten. Sorgen Sie deshalb
für eine ausgewogene Ernährung: Fleisch, Fisch, Getreide,
Hülsenfrüchte, Ölfrüchte wie
Haselnüsse oder Sonnenblumenkerne,
Milchprodukte,
Früchte und Gemüse sollten
sich auf dem Speisezettel abwechseln, entsprechend Ihren
Gewohnheiten und Vorlieben.
Unterlassen Sie große Essen
und nehmen Sie stattdessen
täglich
mehrere
kleinere
Mahlzeiten zu sich (5 bis 7).
Fragen Sie Ihre Ärztin oder
den Ernährungsberater, ob es
in Ihrem Fall sinnvoll ist,
mögliche Lücken durch Vitaminpräparate, eiweißhaltige
Drinks usw. zu schließen.
Die Ernährungsberaterin zeigt
Ihnen, wie sich ohne großen
Aufwand Menus zusammenstellen lassen, die Ihrem Geschmack entsprechen und
Ihre Lieblingsspeisen einbeziehen, aber auch auf fehlenden Appetit oder Verdauungsstörungen, auf schmerzende Hautstellen oder Reizungen der Mundschleimhaut Rücksicht nehmen.
Während einer Chemotherapie ist es unerlässlich, viel zu
trinken, um gewissen uner-
wünschten Wirkungen vorzubeugen: 2 bis 3 Liter täglich,
das heißt zusätzlich drei bis
vier Gläser Wasser oder Tee
über Ihre üblichen Trinkgewohnheiten hinaus. Lassen
Sie sich auch hier von der
Ernährungsberaterin
gute
Tipps geben.
Muss ich eine Diät
einhalten?
Eine eigentliche Diät ist
aber nur selten nötig,
höchstens bei zu viel Kalzium im Blut oder wenn
Sie außerdem unter einer
Nieren- oder Zuckerkrankheit leiden. Hungerkuren
oder einseitige Diäten sind
sogar schädlich. Eine
mangelhafte Ernährung
schwächt Ihren Körper und
kann die Wirksamkeit der
Therapie einschränken.
Behauptungen, wonach
sogenannte »Krebsdiäten«
den Krankheitsverlauf
positiv beeinflussen oder
den Krebs »aushungern«
würden, entbehren
jeglicher Grundlage.
Verzichten Sie auf Speisen aus
heiklen Nahrungsmitteln wie
rohen Eiern oder rohem
Fleisch. Eine Infektion mit Salmonellen oder anderen unangenehmen Bakterien würde
Sie unnötig belasten. Geben
Sie noch mehr als sonst acht
auf eine gute Hygiene in der
Küche und waschen Sie die
Hände häufig.
Arbeit
Vielleicht fragen Sie sich, ob
Sie trotz der Chemotherapie
arbeiten können. Dies hängt
ab von der Stärke der Behandlung, der Art und Weise, wie
Sie die Behandlung vertragen,
Ihrem Allgemeinzustand und
der Tätigkeit, die Sie ausüben.
Unter Umständen unterbrechen Sie zu Beginn der Therapie Ihre Tätigkeit und nehmen
diese später wieder auf, gegebenenfalls nur teilweise. Häufig finden Menschen, die ganz
oder teilweise ihre Beschäftigung ausüben, rascher das
seelische Gleichgewicht wieder. Reden Sie mit Ihrem Onkologen, wie Sie persönlich
die Sache sehen und was für
29
Das Leben
geht weiter –
aber wie?
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Das Leben
geht weiter –
aber wie?
Sie das richtige Maß ist. Inwieweit Sie Ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen über den
Grund Ihrer Abwesenheit informieren möchten, liegt in
Ihrem Ermessen. Der KVW
und andere Verbände beraten
Sie gerne über alle Schritte,
die hinsichtlich Lohnausfall
usw. nötig sind.
gen sie das Fortschreiten der
Krankheit. Krebs ist nicht ansteckend, er kann nicht durch
Sexualkontakte
übertragen
werden; Ihre Partnerin oder
Ihr Partner geht also kein Risiko ein. In solchen Krisensituationen zeigt sich mehr denn
je, wie sehr gegenseitiges Verständnis, Zärtlichkeit und Respekt eine Liebesbeziehung
tragen.
Sexualität
Die Krankheit und die Begleitumstände der Therapie (Müdigkeit, Übelkeit usw.) können die sexuelle Lust vorübergehend einschränken. Ihr
Selbstvertrauen ist womöglich
erschüttert, vor allem auch
dann, wenn Krankheit und
Behandlung Ihr Aussehen verändert haben. Zweifel steigen
in Ihnen auf: Bin ich noch attraktiv? Gerade in diesen Fällen erweist sich das Gespräch
mit der Partnerin oder dem
Partner als sehr wertvoll.
Aus medizinischer Sicht gibt
es keinen Grund, auf sexuelle
Beziehungen zu verzichten.
Weder beeinträchtigen diese
die Therapie noch begünsti-
Frauen
Während oder nach der Therapie
verspüren
Frauen
manchmal Beschwerden, die
Wechseljahrbeschwerden
gleichen. Beispielsweise kann
eine trockene Scheide den
Geschlechtsverkehr schmerzhaft machen. Gute Hilfe leisten hier befeuchtende Gleitmittel wie Lubo Gel (Kramer
Pharma) oder KY-Gel (Johnson's), die rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind; in den
Warenhäusern finden sich
Gleitmittel meistens neben
den Präservativen. Die Anwendung
wasserlöslicher
Gleitmittel ist überdies empfehlenswert, wenn Ihr Partner
als Verhütungsmittel das Kondom benützt.
Obschon pharmakologische
Krebstherapien die Bildung
von Eizellen verlangsamen,
lässt sich eine Schwangerschaft nicht ausschließen. Eine
Chemotherapie während der
Schwangerschaft bringt das
Leben des Ungeborenen jedoch in Gefahr; muss aus diesem Grund die Therapie unterbrochen werden, erleidet anderseits die Gesundheit der
Frau und zukünftigen Mutter
Schaden. Besprechen Sie daher die Art der Verhütung mit
Ihrer Ärztin. Die Antibabypille
enthält Hormone, die bei gewissen Tumoren contraindiziert sind. Spiralen eignen sich
nicht wegen der Verletzungsund Infektionsgefahr.
kann eine starke Chemotherapie, unter Umständen kombiniert mit einer Bestrahlung,
die Bildung der Samenzellen
herabsetzen oder gar eine
bleibende Sterilität bewirken.
Junge Männer können, zum
Beispiel nach einer Behandlung von Lymph- oder Hodentumoren, vielfach gesunde Kinder zeugen. Einige
Männer lassen vor der Behandlung ihren Samen tiefgefrieren. Beschäftigt Sie eine
zukünftige Vaterschaft, sprechen Sie ohne Zurückhaltung
mit Ihrem Arzt darüber.
Wenn sich der Menstruationszyklus nach einer Chemotherapie erneut einstellt, kann
eine Frau grundsätzlich wieder
schwanger werden und ein
gesundes Kind gebären. Beraten Sie sich vor einer allfälligen
Schwangerschaft mit Ihrer Ärztin über mögliche Risiken.
Welches auch immer
Ihre Probleme sind:
Entscheidend ist das
Gespräch mit Ihrem
Partner oder Ihrer
Partnerin. Wenn es
Ihnen schwer fällt, offen
miteinander zu reden,
kann es sinnvoll sein,
eine Paartherapeutin oder
einen anderen Spezialisten
beizuziehen.
Männer
Die Chemotherapie an sich
macht nicht impotent. Doch
Das Gespräch ist
unersetzlich
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Das Leben
geht weiter –
aber wie?
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Das Leben
geht weiter –
aber wie?
Eine Fachperson weiß, wie
Sie den Gesprächsfaden
wieder aufnehmen können. Gegenseitiges Schweigen – selbst aus der guten
Absicht heraus, die Partnerin oder den Partner zu
schonen – belastet eine Beziehung unnötig.
Alkohol und Nikotin
Die Therapie setzt die Abwehrkräfte des Körpers herab.
Alkohol kann die Abwehrkräfte zusätzlich vermindern, was
sich als gefährlich erweisen
mag. Vom Alkoholgenuss ist
folglich abzuraten. Wahrscheinlich schmeckt Ihnen
während der Therapie der
Wein ohnehin nicht. Vorsicht
geboten ist ferner bei gewissen Medikamenten und Hausmittelchen, die viel Alkohol
enthalten. Zwischen zwei
Therapiezyklen wird Ihnen
aber »einen guten Tropfen in
Ehren« niemand verwehren.
Das Rauchen hat keinen direkten Einfluss auf die Behand-
lung, kann aber gewisse unerwünschte Wirkungen der Therapie verstärken. Der Tabakrauch reizt zusätzlich die
Schleimhäute in Mund und
Atemwegen. Wer auf das Rauchen verzichtet, erweist sich
selbst sicher einen guten
Dienst. Wenn Sie aufhören
möchten, es allein aber nicht
schaffen, wenden Sie sich an
Ihren Arzt; zudem gibt es viele
Broschüren, in denen Sie
praktische Tipps zum Rauchstopp finden. Lassen Sie sich
aber von einem Rauchstopp
nicht unnötig stressen: Vorrang haben jetzt die Therapie
und Ihr Wohlbefinden. Nikotinhaltige Ersatzprodukte vermindern die Entzugserscheinungen und erleichtern so das
Aufhören. Fragen Sie die
Hausärztin, welches Produkt
sich für Sie am besten eignet.
Andere Medikamente
Bestimmte Arzneimittel vertragen sich schlecht mit einer
Chemotherapie. Bevor Sie sich
andere Medikamente verschreiben lassen oder solche
selber kaufen, informieren Sie
den Onkologen und die Apothekerin über die Medikamente, die Sie bereits einnehmen.
Überhaupt muss der Onkologe
wissen, welche Medikamente
Sie sonst noch einnehmen.
Diese Empfehlung gilt auch
für die sogenannt natürlichen
Heilmittel (Pflanzen) oder jene
Arzneien, die Sie im Rahmen
einer komplementären Behandlung bekommen (früher
Alternativmedizin genannt).
Vergewissern Sie sich bei Ihrem Onkologen, dass diese
Mittel sich mit Ihrer Chemotherapie vertragen und sich
nicht schädlich auswirken.
Die Südtiroler Krebshilfe in Ihrem Bezirk
Krebs ist nicht nur ein
medizinisches Problem,
sondern auch eine
menschliche und finanzielle Herausforderung der
gesamten Gesellschaft.
Die Südtiroler Krebshilfe
bietet den Betroffenen
folgende kostenlose
Dienste an:
•
Psychologische Unterstützung und Begleitung
•
Gezielte Massagen bei
Lymphödemen (manuelle
Lymphdrainage)
•
Therapeutisches Turnen
und Schwimmen
•
Hilfe bei der Erledigung
von bürokratischen
Angelegenheiten
•
Finanzielle Soforthilfen
•
Sanitäre Hilfsmittel
•
Informationen an Krebskranke
•
Informations- und
•
Aufklärungstätigkeit
•
Erholungswochen
•
Ausflüge und Treffen
•
Selbsthilfegruppen
•
Krebsforschung
Die Mitarbeiter der Südtiroler Krebshilfe begleiten
Sie in die neue Lebenssituation und helfen Ihnen –
wenn nötig – bei der
Umgestaltung Ihres
Alltagslebens. Auch wenn
Sie im Moment nur Ruhe
brauchen: Sie können
dieses Angebot auch zu
einem späteren Zeitpunkt
inAnspruch nehmen
(siehe Anhang).
33
Das Leben
geht weiter –
aber wie?
Komplementäre Behandlungsmethoden
34
Komplementäre
Behandlungsmethoden
Zu Recht verspüren zahlreiche
Krebskranke das Bedürfnis,
selbst etwas zur Behandlung
beitragen zu wollen. Etwa die
Hälfte von ihnen vertraut auf
eine komplementäre Methode, als Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie. Es
gibt eine Vielzahl komplementärer Methoden, die in den Augen der Betroffenen die Lebensqualität verbessern. Hingegen hat bisher keine wissenschaftliche Studie nachgewiesen, dass komplementäre Methoden eine Krebserkrankung
heilen können.
Hüten Sie sich demnach vor
Therapeutinnen und Therapeuten, die behaupten, sie alleine könnten Ihre Krankheit
heilen. Solche Versprechen
sind ohne seriöse Grundlage.
Gewisse »natürliche« Behandlungen und Heilmittel sind
nicht ohne Gefahr – abgesehen davon, dass sie falsche
Hoffnungen wecken und sehr
teuer sein können. Anderseits
steigern verschiedene komplementäre Methoden zweifelsohne das allgemeine Wohlbefinden, was durchaus positiv ist.
Erkundigen Sie sich außerdem
über das fachliche Können des
Therapeuten, dem Sie sich anvertrauen möchten. Lassen
Sie sich auf alle Fälle von Ihrem gesunden Menschenverstand leiten.
35
Komplementäre
Behandlungen
»Natürlich« bedeutet
nicht ungefährlich
Fast die Hälfte aller
Krebsbetroffenen wendet
im Verlaufe einer
Krebserkrankung
komplementäre Methoden
wie Homöopathie,
Entspannungstechniken
oder andere an. Diese
können die onkologische
Behandlung keinesfalls
ersetzen, sondern lediglich
ergänzen. Es gibt keine
wissenschaftlichen
Studien, die belegen, dass
mit diesen Methoden Krebs
geheilt werden kann.
Misstrauen Sie deshalb
Therapeuten, die behaupten, sie allein könnten Ihre
Krankheit heilen.
Gewisse so genannt
natürliche Behandlungen
und Produkte können
falsche Hoffnungen
wecken und teuer zu
stehen kommen. Zudem
sind sie nicht immer
ungefährlich. Andere
komplementäre Methoden
können sich hingegen
positiv auf das allgemeine
Wohlbefinden auswirken.
Wenn Sie sich für
eine komplementäre
Behandlung entscheiden,
sollten Sie Ihren Arzt/in
darüber informieren,
damit Probleme durch
Wechselwirkungen
vermieden werden können.
Komplementäre
Behandlungsmethoden
Rat und Hilfe
36
Rat und Hilfe
Mit Menschen reden, die das
Gleiche durchgemacht haben, mit ihnen Erfahrungen,
Zweifel, Leiden, aber auch
Hoffnungen teilen: ein solcher
Austausch kann Ihnen neue
Kräfte geben ... abgesehen
von den vielen nützlichen Informationen. Einige Selbsthilfegruppen richten sich an Personen, die unter derselben
Krebserkrankung leiden. Andere Gruppen sind offen für
alle Krebskranken wie auch für
deren Angehörige. Möchten
Sie wissen, welche Selbsthilfegruppen in Ihrem Bezirk existieren, kann Ihnen die Südtiroler Krebshilfe Auskunft geben (Adressen Seite 38).
Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an den
Hausarzt, die Hausärztin oder
das Team im Spital.
Anhang
Weiterführende
Literatur/Ratgeber
Im Text wird auf verschiedene
Informationsbroschüren der
Südtiroler Krebshilfe hingewiesen.
Bestellmöglichkeiten
Anhang
Diese Informationsbroschüren
können Sie bei der Südtiroler
Krebshilfe Ihres Bezirks erhalten oder unter der Faxnummer 0471 28 82 82 bestellt
werden.
Behandlung
Radio-Onkologie
➤ Die Chirurgische
Tumortherapie
➤
Lebensqualität
➤
Krebs trifft auch die
Nächsten
Weitere Ratgeber
Krebspatientin und
Sexualität
➤ Krebspatient und
Sexualität
➤
37
Diese Dienstleistung ist
nur möglich dank der
vielen Spenderinnen und
Spender, die regelmäßig
die Südtiroler Krebshilfe
unterstützen.
38
Nützliche Adressen
Bezirk Meran-Burggrafenamt
Zentralsitz der Südtiroler
Krebshilfe – Vereinigung
Verwaltung und Büros
Drei-Heiligen-Gasse 1
39100 Bozen
Tel. 0471 28 33 48
Fax 0471 28 82 82
E-Mail: [email protected]
Sitz:
Rennweg 27
39012 Meran
Tel. u. Fax 0473 44 57 57
Anhang
Ambulatorium:
Romstraße 3
39012 Meran
Tel. 0473 49 67 15
Broschüren-Bestellung
Fax 0471 28 82 82
Bezirk Vinschgau
Unterstützung und
Beratung der
Südtiroler Krebshilfe
in Ihrem Bezirk
Sitz:
Krankenhausstraße 13
39028 Schlanders
Tel. u. Fax 0473 62 17 21
Bezirk Bozen-Salten-Schlern
Ambulatorium:
Hauptstraße 134
39028 Schlanders
Tel. 0473 73 66 40
Sitz und Ambulatorium:
Drei-Heiligen-Gasse 1
39100 Bozen
Tel. 0471 28 37 19
Fax 0471 28 82 82
Bezirk Überetsch-Unterland
Bezirk Pustertal
Sitz und Ambulatorium:
Cesare-Battisti-Ring 6
39044 Neumarkt
Tel. u. Fax 0471 82 04 66
Sektion Unterpustertal
39
Anhang
Ambulatorium Leifers:
Altenzentrum –
Weißensteiner Straße 62
39055 Leifers
Tel. 0471 82 04 66
Sitz:
Bruder-Willram-Straße 11
39031 Bruneck
Tel. u. Fax 0474 55 13 27
Ambulatorium:
A.-Hofer-Straße 52
39031 Bruneck
Tel. 0474 55 03 20
Bezirk Eisacktal
Sektion Oberpustertal
Sitz und Ambulatorium:
Runggadgasse 21
39042 Brixen
Tel. 0472 83 24 48
Fax 0472 80 19 03
Ambulatorium Sterzing:
St.-Margarethen-Straße 24
39049 Sterzing
Tel. 0472 76 52 06
Sitz und Ambulatorium
Gustav-Mahler-Straße 3
39034 Toblach
Tel. u. Fax 0474 97 28 00
Beratungsstelle
Gemeindehaus
39046 St. Ulrich (Gröden)
Tel. 0471 79 70 86
Persönliches Merkblatt
»Unerwünschte Wirkungen«
40
Persönliches
Merkblatt
»Unerwünschte
Wirkungen«
Für Sie persönlich
zutreffende Informationen
Mit dieser Behandlungsform
sind möglicherweise folgende
unerwünschte Nebenwirkungen zu erwarten (Auflistung
der potentiellen unerwünschten Nebenwirkungen, und
was Sie dagegen tun können,
Seite 17):
Zur Behandlung Ihrer
Krankheit erhalten Sie
derzeit folgende tumorhemmende Medikamente
Unerwünschte Wirkung /
Intensität
Telefonnummer
für Rückfragen
Ihre Beobachtungen
(Datum/Art)
Kontaktperson
Stempel Praxis / Spital
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