Pharmakologische Tumortherapie (Chemotherapie) Ein Ratgeber der Südtiroler Krebshilfe für Betroffene und Angehörige Impressum Herausgeber: Südtiroler Krebshilfe Drei-Heiligen-Gasse 1, 39100 Bozen Tel. 0471 283348, Fax 0471 288282 E-Mail: [email protected] Autoren: Dr. Agnes Glaus und Dr. Anne Durrer Nicolas Broccard, Susanne Lanz, Martin Leutenegger (Krebsliga Schweiz) Redaktion: Ärztebeirat (Dr. Claudio Greiff – Präsident) und Zentralvorstand der Südtiroler Krebshilfe Layout und Satz: Tappeiner AG, Lana Druck: Printed in Italy Copyright: © 2004 Südtiroler Krebshilfe, Bozen Printed in Italy Diese Broschüre ist auch in italienischer Sprache erhältlich. Hinweis zur Schreibweise: Steht im Text nur die weibliche oder männliche Form, gilt sie jeweils für beide Geschlechter. Mit Unterstützung des Landesassessorates für Gesundheitswesen Wir danken der Krebsliga Schweiz für ihr Entgegenkommen. Sie hat uns das Manuskript überlassen und uns erlaubt, es unseren Verhältnissen anzupassen. Inhalt Zu dieser Broschüre Was ist Krebs? Therapie nach Maß Welche Medikamente? Wie wirken sie? Wie verläuft eine Chemotherapie? Unerwünschte Wirkungen 4 5 8 11 16 17 Was tun gegen ... ➤Haarausfall ➤Müdigkeit ➤Entzündungen im Mundbereich ➤Übelkeit und Erbrechen ➤Verdauungsprobleme (Verstopfung, Durchfall) ➤Appetitverlust ➤Hämatologische Toxizität ➤Venenschmerzen ➤Störungen der Nerven- und Muskelfunktionen ➤Hautreaktionen ➤Störungen im Hormonhaushalt 19 19 20 22 23 23 24 24 26 26 27 27 Das Leben geht weiter – aber wie? ➤Essen und Trinken ➤Arbeit ➤Sexualität ➤Alkohol und Nikotin ➤Andere Medikamente ➤Die Südtiroler Krebshilfe in Ihrem Bezirk 28 28 29 30 32 32 33 Komplementäre Behandlungsmethoden Rat und Hilfe Anhang ➤Weiterführende Literatur/Ratgeber ➤Nützliche Adressen Persönliches Merkblatt »Unerwünschte Wirkungen« 34 36 37 37 37 40 Liebe Leserin, lieber Leser 4 Zu dieser Broschüre Sie befinden sich zurzeit in einer schwierigen Situation. Sie haben eine belastende Diagnose erhalten und möchten wissen, wie die Krankheit am besten bewältigt und behandelt werden kann. Zwischen Angst und Hoffnung hin und her schwankend, möchten Sie trotzdem die Gedanken ordnen und die für Sie richtigen Entscheidungen treffen. Vielleicht haben Sie schon Verschiedenes über die Chemotherapie gehört. Dies hat bei Ihnen womöglich negative Gefühle hervorgerufen. Leider ist die Chemotherapie meist nicht frei von unerwünschten Wirkungen. Aber die medizinischen Fortschritte ermöglichen heute eine Behandlung, die wirksamer und verträglicher ist als früher. Diese Broschüre erklärt, was eine Chemotherapie ist, warum sie nötig sein kann und wie sie wirkt. Damit können Sie und Ihre Angehörigen sich ein Bild über Möglichkeiten und Grenzen machen. Gut informiert, wird es Ihnen leichter fallen, zusammen mit Ih- rem Arzt und den Pflegenden die nächsten Schritte zu gehen. Eine Broschüre ersetzt niemals das Gespräch mit dem Behandlungsteam, das Sie durch die Therapie begleitet. Scheuen Sie sich nicht, alle Fragen zu stellen, die Sie beschäftigen. Im Anhang finden Sie ein Merkblatt. Hier können Sie jene unerwünschten Wirkungen eintragen lassen, mit denen Sie möglicherweise zu rechnen haben. Dies erlaubt Ihnen, sich darauf vorzubereiten und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Im Kapitel »Was tun gegen ...« (ab Seite 19) finden Sie entsprechende Hinweise. Wenn Sie Rat und Hilfe brauchen, stehen Ihnen verschiedene Kontaktstellen offen, an die Sie sich wenden können (Seite 38). Wir wünschen Ihnen von Herzen alles Gute. Ihre Südtiroler Krebshilfe Was ist Krebs? Die kleinste Einheit eines lebendigen Organismus ist die Zelle. Zellen vermehren sich durch Teilung und gruppieren sich zu Geweben. Aus diesen formen sich die verschiedenen Organe. Normale, gesunde Zellen sind aufeinander abgestimmt und funktionieren harmonisch. Bei Krebserkrankungen haben sich normale Zellen in Krebszellen umgewandelt und teilen sich unkontrolliert. Manchmal kann das natürliche Abwehrsystem des Körpers die wuchernden Zellen zerstören. Sonst aber teilen sich die Krebszellen immer weiter und bilden schließlich eine örtlich begrenzte Geschwulst (Tumor). Noch ist weitgehend ungeklärt, warum gewisse Zellen im Körper sich plötzlich unkontrolliert vermehren und einen bösartigen Tumor bilden können. Von gewissen Lebensweisen wie Rauchen, Ernährung und mangelnde Bewegung ist zwar bekannt, dass sie der Gesundheit schaden. Bei der Entstehung einer Krebskrankheit spielen aber verschiedene Gründe eine Rolle. Meist bleibt unklar, weshalb eine Person an Krebs erkrankt. Nach heutigem Wissensstand jedoch liegt den meisten bösartigen Tumoren ein Defekt der Gene zugrunde. Dieser führt zu einer Störung des natürlichen Ablaufs zwischen Wachstum, Teilung und Absterben der Zellen. »Der« Krebs existiert nicht. In Wirklichkeit gibt es über hundert Krebserkrankungen. Einige entwickeln sich sehr schnell: Werden sie nicht behandelt, breiten sich die Krebszellen zusätzlich über die Blut- und Lymphbahnen im Körper aus. Auf diese Weise bilden sich Metastasen (vom ursprünglichen Tumor entfernte Ableger). Andere Tumoren wachsen langsam und bleiben lokal, das heißt auf den Entstehungsort begrenzt. Außerdem kann die gleiche Krankheit – zum Beispiel Brust- oder Prostatakrebs – bei verschiedenen Personen unterschiedlich verlaufen. 5 Was ist Krebs? 6 Weshalb gerade ich? Was ist Krebs? Angesichts eines Unglücks oder einer Krankheit wie Krebs ist diese Frage völlig berechtigt. Wer würde diese Frage nicht stellen? Sicher haben Sie diese schon oft aufgeworfen. Doch langes Grübeln endet meistens in einer Sackgasse und zehrt überdies an den Kräften. Das Schicksal, den Zufall, Gottes Wille oder gar sich selbst für die Krankheit verantwortlich zu machen, bringt kaum eine Antwort auf diese Frage. Auch Selbstbeschuldigungen tragen nichts zur Lösung des Problems bei. Für Ihre Krebserkrankung sind Sie nicht verantwortlich! Oft machen sich Betroffene jedoch Gedanken über den Sinn ihrer Krebserkrankung. Sie entdecken, wie durch die Krankheit viele Dinge in ihrem Leben an Bedeutung gewinnen. Was einem im Leben wichtig ist, lässt sich jetzt besser von den nebensächlichen Dingen trennen. Was jemand zuvor kaum beachtete, wird plötzlich kostbar. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten Wie es unterschiedliche Krebskrankheiten gibt, so weichen auch die Möglichkeiten der Therapie voneinander ab. Heute können mehrere Krebsformen geheilt oder über Jahre hinweg in Schranken gehalten werden. Die Betroffenen führen beinahe ein normales Leben mit bloß geringfügigen Beschwerden. Die Hauptformen der Behandlung sind heute die Chirurgie (Operation), die Radiotherapie (Bestrahlung) ➤ und die Chemotherapie (Medikamente). Die Immuntherapie (Behandlung mit Medikamenten, welche die Abwehr stärken), und die Hormontherapie (Medikamente, die sich auf den Hormonhaushalt auswirken) gehören ebenfalls zur pharmakologischen Tumortherapie. ➤ ➤ ➤ Eine neue Möglichkeit der pharmakologischen Behandlung stellt die Gentherapie dar. Deren Wirkung wird gegenwärtig bei einigen Tumorarten erforscht. Diese Behandlungsmöglichkeiten können einzeln oder kombiniert, gleichzeitig oder nacheinander angewandt werden. Entscheidend für die Therapie ist die Art der Erkrankung. Das Ziel der Behandlung ist oft eine Heilung oder eine längerfristige Stabilisierung. In anderen Fällen ist das Ziel eine Linderung von Schmerzen und anderen Krankheitsfolgen. Mehr wissen 7 Was ist Krebs? Zögern Sie nicht, bei Ihrem Behandlungsteam nachzufragen. Wie steht es genau um Sie? Welche Therapien kommen in Frage? So sind Sie über Ihre Erkrankung besser im Bild. Weitere Informationen finden Sie in Fachbüchern und teilweise im Internet. Hier gilt es jedoch zu unterscheiden zwischen zuverlässigen Informationen und solchen, die unrichtige Angaben enthalten und falsche Hoffnungen wecken. Die Südtiroler Krebshilfe steht Ihnen ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite (Adressen und Telefonnummern siehe Seite 38). Therapie nach Maß 8 Therapie nach Maß Der Chirurg, die Onkologin oder der Onkologe (Fachperson für pharmakologische Krebsbehandlung) sowie Fachleute der Radiotherapie stellen gemeinsam mit Ihnen einen auf Ihre Krankheit zugeschnittenen Behandlungsplan auf. Zusammen mit dem Pflegepersonal wird dieses Team Sie während der Therapie begleiten. Verspüren Sie das Bedürfnis nach zusätzlicher Information, fragen Sie ohne Zögern. Wollen Sie mehr wissen über die Auswirkungen der Therapie? Sind Sie unsicher, inwiefern Sie diese Auswirkungen ertragen können oder wollen? Sie haben ein Recht auf umfassende Information. Auch haben Sie das Recht, mit Ihren Ärzten über den Behandlungsplan zu diskutieren und diesen nach reiflicher Überlegung sogar abzulehnen. Außerdem können Sie einen weiteren Arzt aufsuchen und ihn um eine Zweitmeinung bitten. zusammen mit Ihnen abgewogen werden: der Art des Tumors, an dem Sie leiden, ➤ der Größe und der Lage des Tumors, ➤ der Frage, ob der Tumor schnell oder langsam wächst, ➤ der Frage, ob die Lymphbahnen in der Umgebung des Tumors befallen sind oder nicht, ➤ eventuell vorhandene Metastasen, ➤ Ihrer persönlichen Verfassung wie Allgemeinzustand und Alter. Dabei spielt nicht allein Ihre körperliche Fitness eine Rolle. Wichtig sind ebenso Ihre psychische Befindlichkeit sowie Ihre Einstellung der Krankheit und der Therapie gegenüber. ➤ Bei der Wahl der für Sie geeigneten Therapie kommen zwei weitere Gesichtspunkte hinzu: ➤ Die Wahl der Behandlungsmethode hängt von vielen Umständen ab, die individuell Nicht alle Krebszellen reagieren gleich auf ein Medikament. Die kranken Zellen können auf das eine Krebsmedikament schlecht, auf ein anderes gut ansprechen. Wie bei den Antibiotika können kranke Zellen außerdem gegen das Medikament resistent sein oder resistent werden; dieses wirkt in dem Fall nicht mehr. Aus diesen Gründen braucht es manchmal eine Änderung der Therapie. pharmakologische ➤ Eine Therapie verfolgt entweder ein »kuratives« oder ein »palliatives« Ziel. Bei einer kurativen Behandlung geht es darum, die Krankheit zu heilen oder zumindest den Gesundheitszustand auf lange Sicht zu stabilisieren (Fachleute sprechen in dem Fall von Remission). Wie der Verlauf einer Krebskrankheit nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden kann, lässt sich auch der Erfolg einer Therapie nicht garantieren. Viele Patientinnen und Patienten möchten jedoch alles für eine Heilung unternehmen und sind bereit, damit verbundene Auswirkungen zu ertragen (Therapie mit kurativem Ziel). Linderung als Ziel Ist aber die Krankheit schon weit fortgeschritten und besteht keine Aussicht auf Heilung mehr, erlaubt die Chemotherapie, Schmerzen und andere schwere Krankheitsfolgen einzudämmen und eine gewisse Lebensqualität zu erhalten (Therapie mit palliativem Ziel). In einer solchen Situation gelangen auch weitere Behandlungen wie Medikamente gegen Schmerzen oder Bestrahlung zum Einsatz (siehe die Hinweise auf die entsprechenden Broschüren auf Seite 37). Hoffnung auf die Forschung Ärztinnen und Ärzte suchen laufend nach neuen und besseren Behandlungen. Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen einer Behandlung überprüfen sie anhand klinischer Studien (Therapieprotokolle). Alle heute erprobten Behandlungen beruhen auf Erkenntnissen früher gemachter Studien. Klinische Studien 9 Therapie nach Maß 10 Therapie nach Maß sollen unter anderem folgende Frage beantworten: Erhöht eine neue Methode die Wirksamkeit einer Therapie? Zentral ist außerdem die Frage, ob eine bestimmte Behandlung die Lebensqualität der Krebskranken verbessert. In diesen Studien wird entweder die Wirksamkeit eines neuen Medikaments überprüft oder eine erprobte Behandlung mit einer neuen verglichen, die mehr Erfolg verspricht. Der Unterschied kann in der Zugabe eines neuen Medikaments bestehen, einer veränderten Dosierung oder einer neuen Kombination von Medikamenten. Zuerst muss eine ethische Kommission grünes Licht geben, bevor eine wissenschaftliche Studie an Krebskranken durchgeführt werden darf. Behandlung im Rahmen einer Studie? Es kann sein, dass der Arzt oder die Ärztin Ihnen eine Behandlung im Rahmen einer klinischen Studie vorschlägt. Ob Sie daran teilnehmen wollen oder nicht, ist Ihr freier Entscheid. Unbedingt sollten Sie sich vorher ausführlich über den Behandlungsplan sowie alle Vor- und Nachteile informieren lassen. Auch müssen Sie Ihre ausdrückliche Einwilligung geben. Falls Sie mitmachen, haben Sie das Recht, sich jederzeit aus der Studie zurückzuziehen. Es gibt verschiedene Gründe, sich an einer Studie zu beteiligen. Viele Betroffene erhoffen sich eine beschleunigte Besserung oder gar eine Heilung der Krankheit. Andere möchten ihren Teil zur Forschung beitragen und denken vor allem an den möglichen Nutzen für künftige Krebskranke. Welche Medikamente? Wie wirken sie? Gleichzeitig mit den operativen Eingriffen und Bestrahlungen haben sich in den letzten zwanzig Jahren auch die Krebstherapien mit Medikamenten stark verbessert. Dazu gehören in erster Linie Zytostatika und Hormone. Deren Einsatz erfolgt nach präzisen Kriterien. Zytostatika Zytostatika sind Medikamente, welche die Teilung von Tumorzellen hemmen. Im besten Fall zerstören sie überall im Körper die Tumorzellen. Onkologen verfügen zurzeit über mehr als 60 solcher Medikamente. Die Anwendung erfolgt entweder allein, als einzelne Substanz (Monochemotherapie), oder als Zusammenstellung mehrerer Substanzen (kombinationschemotherapie) ➤ oder zusammen mit einer Radiotherapie (kombinierte Radio-Chemotherapie). ➤ Zytostatika werden eingesetzt um eine Rückbildung des Tumors zu erzielen und eine Tumorkrankheit zu heilen (kurative Chemotherapie). Vor einer Operation können Zytostatika verschrieben werden in der Absicht, die Größe des Tumors zu verkleinern. Dies ermöglicht einen kleineren Eingriff, und die Funktion des erkrankten Organs kann eher erhalten bleiben (neoadjuvante Chemotherapie). ➤ Nach einer Operation, bei welcher der Tumor entfernt worden ist, können Zytostatika verabreicht werden um einen Rückfall zu verhindern (adjuvante Chemotherapie). ➤ Die Behandlung mit Zytostatika hat jedoch einen Nachteil: Gesunde Zellen werden ebenfalls geschädigt. Die Medikamente wirken nicht nur auf kranke Zellen, sondern verhindern zeitweise auch die Vermehrung besonders der schnell wachsenden, gesunden Körperzellen, zum Beispiel 11 Welche Medikamente? Wie wirken sie? 12 Welche Medikamente? Wie wirken sie? der Zellen des Knochenmarks, aus denen sich die weißen und roten Blutkörperchen sowie die Blutplättchen bilden, ➤ der Zellen der Schleimhaut (Mund, Magen, Genitalbereich), ➤ der Zellen der Haarwurzeln, aus denen das Kopfhaar, die Wimpern und andere Körperhaare entstehen. ➤ Folge der vorübergehenden Schädigung gesunder Zellen sind unerwünschte Wirkungen (früher Nebenwirkungen genannt: siehe Seite 17). Allerdings erholen sich die gesunden Körperzellen besser als die Krebszellen. Die Therapie wirkt deshalb stärker auf die kranken als die gesunden Zellen. Hormone (Hormontherapie) Das Wachstum gewisser Tumorarten kann hormonabhängig sein. Dies trifft vor allem auf Brust-, Gebärmutterund Prostatakrebs zu. Der menschliche Körper produziert auf natürliche Weise Hormone. Diese binden sich an Rezeptoren von Zellen bestimmter hormonabhängiger Organe. Stellen Sie sich ein Hormon wie einen Schlüssel vor: Sobald dieser ein passendes Schloss (Rezeptor) findet, öffnet er eine Türe, mit anderen Worten, das Hormon regt das Wachstum der entsprechenden Zellen an. Zum Beispiel führt das männliche Geschlechtshormon Testosteron zur Vermehrung von Prostatazellen. Dasselbe gilt für das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das die Bildung der Zellen der weiblichen Brust fördert. Diese Hormone können aber auch das Wachstum von Krebszellen anregen. Eine Behandlung mit entsprechenden Medikamenten (Antihormonen) kann das Wachstum hormonabhängiger Tumoren einschränken oder zu deren Rückbildung beitragen. Ärzte setzen die Hormontherapie entweder allein ein oder zusätzlich zu anderen Therapien. Die unerwünschten Wirkungen sind weniger ausgeprägt als bei einer Behandlung mit Zytostatika und bestehen etwa in Hitzewallungen, Kopfweh oder Schlafstörungen; sie gehen im Verlauf der Therapie meistens zurück. Eine Hormontherapie dauert häufig Monate oder gar Jahre. Immuntherapie oder »biologische Therapie« Eine Immuntherapie (Anwendung von Immunmodulatoren wie Interferon und Interleukin) regt das Abwehrsystem an, gegen Krebszellen vorzugehen und diese außer Gefecht zu setzen. Aber dieser vielversprechende Ansatz hat bislang nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Noch können Tumorzellen durch Immuntherapie nur beschränkt zerstört werden. Außerdem spricht man von therapeutischer Impfung gegen gewisse Tumorarten, etwa das Melanom. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Immuntherapie und nicht um eine vorbeugende Impfung, wie sich aufgrund des Wortes »Impfung« vermuten ließe. Auch Immuntherapien haben unerwünschte Wirkungen, etwa Fieber oder Schüttelfrost. Monoklonale Antikörper Seit kurzem sind Medikamente auf der Grundlage von »monoklonalen Antikörpern« verfügbar. In gewissen Fällen können diese eine Chemotherapie ergänzen oder ersetzen. Ein Antikörper ist ein Bestandteil des Abwehrsystems. Er hat die Aufgabe, ein bestimmtes Antigen zu suchen. Antigene sitzen auf der Oberfläche einer Zelle wie die Stacheln auf einem Igel. Der Antikörper hackt sich am Antigen fest. Dank des Antikörpers erkennt nun auch das Abwehrsystem diese Zellen und kann sie zerstören oder blockieren. »Monoklonal« bedeutet, dass alle Antikörper von ein und derselben Zelle abstammen, also vollkommen identisch sind. Grundsätzlich können solche Antikörper benutzt 13 Welche Medikamente? Wie wirken sie? 14 Welche Medikamente? Wie wirken sie? werden, um Krebszellen mit einem bestimmten Antigen auf der Oberfläche ausfindig zu machen. Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern gibt es heute für gewisse Lymphomarten und einige Formen von Brustkrebs. Diese Behandlungsart steckt noch in den Anfängen; Ärztinnen und Ärzte sind erst daran, die genaue Anwendung zu erforschen. len zu beeinflussen. Diese neuen Therapien weisen in der Regel weniger starke unerwünschte Wirkungen auf als viele Zytostatika; hingegen sind sie nur gegen ganz bestimmte Tumortypen wirksam. Es handelt sich dabei um eine vielversprechende Richtung bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Tabletten, Kapseln, Spritzen Zukunft Forschungsarbeiten und Fortschritte, besonders in der Genetik, ermöglichen es der Wissenschaft, die Eigenarten von Krebszellen immer besser kennen zu lernen. Man arbeitet an der Entwicklung von Therapien, die völlig anders als die »traditionellen« Zytostatika wirken, weil sie sich die Unterschiede zwischen gesunden und kranken Zellen zunutze machen. Es gibt beispielsweise ein Medikament gegen gewisse Formen von Brustkrebs, das die Krebszellen erkennt und ihr Wachstum blockiert, ohne dabei die gesunden Zel- Medikamente gegen Krebs können durch den Mund (oral) als Tabletten, Dragèes, Kapseln oder als Flüssigkeit aus Trinkampullen eingenommen werden. Meistens jedoch wird der Wirkstoff durch Spritzen verabreicht, sei es in die Vene (intravenös), in den Muskel (intramuskulär) oder unter die Haut (subkutan). Eine häufige Form ist ebenfalls die Infusion (Tropflösung in einer Flasche); die Flüssigkeit fließt während einer bestimmten Zeit durch eine Kanüle in die Vene. Befindet sich der Wirkstoff einmal im Blutkreislauf, verteilt er sich im ganzen Körper (mit Ausnahme des Gehirns) und erreicht den Tumor und seine Metastasen. Diesbezüglich könnte der Onkologe Ihnen den Vorschlag unterbreiten, einen zentralen intravenösen Katheter anzulegen, welcher über einen längeren Zeitraum eine Verabreichung von großen Mengen an Flüssigkeiten oder Zytostatika ermöglicht. Heute gibt es Ganz – oder Teilimplantate, deren Anbringung unter Lokalanästhesie erfolgt. Sofern die Art der Verabreichung nicht durch den Behandlungsplan vorgegeben ist, sagen Sie dem Behandlungsteam ohne Zögern, welche Art Sie bevorzugen. Im gemeinsamen Gespräch lässt sich die Verabreichungsform finden, die Ihnen am ehesten entspricht, ohne die Behandlung zu beeinträchtigen. Einige Medikamente müssen allerdings intravenös abgegeben werden. Das Spritzen unter die Haut können Sie oder eine nahestehende Person bei längerer Behandlung selbst lernen. So sind Sie unabhängig von Spital und Arzt. Injektionen in den Muskel oder in die Venen hingegen dürfen einzig ausgebildete Fachleute vornehmen (vgl. Seite 26). 15 Welche Medikamente? Wie wirken sie? Wie verläuft eine Chemotherapie? 16 Wie verläuft ein Chemotherapie? Der Ablauf einer pharmakologischen Krebstherapie ist von Mensch zu Mensch verschieden. Er hängt in erster Linie ab vom Behandlungsplan und der Art und Weise, wie Sie das Medikament vertragen. Therapiezyklen In der Regel erfolgt eine Chemotherapie in Abständen von drei bis vier Wochen während jeweils ein bis fünf Tagen. Aus diesem Grund spricht man von »Therapiezyklen«. Eine Behandlung umfasst vier bis sechs oder mehr Zyklen. Die Pause zwischen zwei Zyklen dient vor allem den gesunden Zellen zur Erholung. Weil die meisten Zytostatika die Blutproduktion im Knochenmark hemmen und dadurch die Zahl der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen vorübergehend sinkt, sind die Blutwerte während des Zyklus zu kontrollieren. Haben diese einen bestimmten Grenzwert wieder überschritten, kann ein neuer Zyklus einsetzen. Spitalaufenthalt oder ambulant? Oft beginnt eine Behandlung im Spital und läuft später ambulant weiter. Heute ist es möglich, gewisse Zytostatika mit Hilfe von Medikamentenpumpen über Tage und Wochen ambulant zu verabreichen. Die meisten Behandlungen sind ambulant möglich. Nur komplizierte Therapien können einen Spitalaufenthalt erfordern. Behandlungsziel und Behandlungsablauf Der Onkologe informiert Sie über das Behandlungsziel und den vorgesehenen Ablauf, er bespricht mit Ihnen den Zeitplan. Unerwünschte Wirkungen Zusätzlich zur Krankheit kann auch die pharmakologische Tumortherapie Sie körperlich und seelisch belasten. Unerwünschte Wirkungen kommen häufig vor, weil diese Medikamente auch auf gesunde Körperzellen wirken (vgl. Seite 11). Solche Wirkungen hängen ab von: der Art des Medikaments (ein Krebsmedikament kann eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen, aber niemals werden bei Ihnen alle auftreten), ➤ der verschriebenen Dosis, ➤ der individuellen Verträglichkeit des Medikaments, ➤ Ihrem Allgemeinzustand. ➤ Sind die unerwünschten Wirkungen für Sie zu stark, versucht der Arzt entweder ein anderes Medikament einzusetzen oder eine niedrigere Dosis anzuordnen. So wird die Therapie für Sie erträglicher. Doch sollte die gewünschte Wirkung der Chemotherapie dadurch nicht geschmälert werden. Um unerwünschten Wirkungen wie Übelkeit vorzubeugen, erhalten Sie routinemä- ßig zusätzliche Medikamente. Diese sind unbedingt nach Vorschrift einzunehmen. Nutzen und Risiken abwägen In den letzten Jahren haben sich medizinische Forschung und Pflege bemüht, unerwünschte Wirkungen möglichst zu verringern. Die Onkologin kann dadurch den Behandlungsplan viel besser dem persönlichen Krankheitsbild anpassen. Aber sie kann kaum alle unerwünschten Wirkungen ausschließen. Das Gespräch mit Ihrem Arzt wird Ihnen helfen abzuwägen, welchen Nutzen Ihnen eine pharmakologische Behandlung bringen kann und welche Nachteile damit verbunden sind. Das Vertrauen ist ausschlaggebend Die Erfahrung hat gezeigt, dass die innere Einstellung bis zu einem gewissen Grad die Verträglichkeit einer Be- 17 Unerwünschte Wirkungen 18 Unerwünschte Wirkungen handlung beeinflussen kann. Manchmal löst bereits das Wort »Chemotherapie« Ängste aus, die teilweise durchaus berechtigt sind; negative Gefühle entstehen aber auch aufgrund ungenauer, falscher oder veralteter Informationen. Wenn solche Sorgen Sie plagen, reden Sie unverzüglich mit Ihrem Behandlungsteam darüber. Sprechen Sie alle Ihre Befürchtungen aus. Besonders wichtig ist, dass Sie Vertrauen in Ihr Behandlungsteam haben können. Vielleicht verspüren Sie auch das Bedürfnis, Unterstützung von einer psychologisch geschulten Fachperson zu erhalten. Denn Sie müssen nicht nur die Therapie und deren Auswirkungen durchstehen. Auch die ganze Situation, in der Sie sich aufgrund der Krankheit befinden, ist sehr belastend. Womöglich ist es sinnvoll, Ihre Angehörigen in eine psychologische Begleitung einzubeziehen. Von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin bekommen Sie alle nötigen Informationen. In dieser Situation können gewisse komplementäre Metho- den eine große Hilfe sein, zum Beispiel solche, die entspannen helfen. Die Südtiroler Krebshilfe (siehe Seite 33) steht Ihnen ebenfalls für Informationen zur Verfügung. Während den einzelnen Chemotherapien mag es Ihnen leichter fallen sich zu entspannen, wenn Ihnen eine nahestehende Person Gesellschaft leistet oder Sie sich eine Kassette mit Lieblingsmusik anhören. Unerwünschte Wirkungen unverzüglich melden In jedem Fall hat Ihr Arzt Sie über die unerwünschten Wirkungen zu informieren, die Sie betreffen können. Warten Sie im Zweifelsfall nicht bis zur nächsten Sprechstunde, sondern rufen Sie ihn sofort an. Das ist die beste Art, Beschwerden rechtzeitig zu erkennen, bevor sie sich verschlimmern. Was tun gegen ... Auf den nächsten Seiten gehen wir auf die unerwünschten Wirkungen ein, die bei einer pharmakologischen Tumortherapie am häufigsten auftreten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akuten, verzögerten und späten (chronischen) Auswirkungen. Die akuten Folgen (z. B. Erbrechen) stellen sich während der Therapie ein, die verzögerten (z. B. Müdigkeit, Haarausfall, Abfall der Blutkörperchen) in den darauffolgenden Wochen. Hingegen können Spätfolgen erst Jahre danach auftreten. Aber in keinem Fall werden Sie von allen erwähnten unerwünschten Wirkungen betroffen sein! Im Anhang finden Sie das persönliche Merkblatt »Unerwünschte Wirkungen« (Seite 40). Lassen Sie es vom Behandlungsteam ausfüllen. Auf diese Weise können Sie sich eine Vorstellung davon machen, was möglicherweise auf Sie zukommen wird. Haarausfall Einige Medikamente verursachen nur einen geringfügigen Haarausfall, der zwar sichtbar ist, aber keine Perücke erfordert. Andere bewirken einen starken Haarausfall, der meist zwei bis drei Wochen nach dem ersten oder zweiten Therapiezyklus einsetzt. Innerhalb vier bis acht Wochen fallen schubweise alle Haare aus; manchmal nicht nur auf dem Kopf, sondern ebenfalls an anderen Körperstellen. Aber Ihre Haare werden immer wieder nachwachsen, in der Regel zwei bis drei Monaten nach Ende der Therapie. In den ersten Monaten können sich die neuen von den alten Haaren unterscheiden, indem sie etwa leicht gekräuselt sind. Betroffene berichten zuweilen, dass die nachwachsenden Haare »grauer« seien als früher. Dieser Eindruck kann entstehen, weil die ausgefallenen Haare teilweise noch die ursprüngliche Farbe aufgewiesen haben; die neuen wären aber auch ohne Therapie ergraut. 19 Was tun gegen ... 20 Was tun gegen ... Ist zeitweise eine Perücke nötig? Erkundigen Sie sich frühzeitig, womit Sie zu rechnen haben. Werden Sie Ihr Haar verlieren? Wie lange? In welchem Ausmaß? Ihre Coiffeuse oder Ihr Coiffeur kann sich dann ein Bild von Ihrem natürlichen Haarwuchs machen und eine Zweitfrisur nach Ihren Wünschen gestalten. Wenn Sie die gleiche Frisur wünschen, lassen Sie die Perücke schon bei Therapiebeginn anfertigen. Das medizinische Personal oder der Sozialdienst des Spitals, Ihre Krankenkasse oder die Südtiroler Krebshilfe werden Ihnen sagen, wer für die Kosten eines künstlichen Haarteils aufkommt. Müdigkeit Viele Patientinnen und Patienten beklagen sich während einer Chemotherapie über Mü- digkeit. Die Ursache dafür sind nicht nur die Therapie, sondern auch die Krankheit selbst und die damit verbundenen Belastungen. Möglicherweise spielen auch Abbauprodukte des Tumors und Reaktionen des Körpers auf den Tumor eine Rolle. Soweit die Müdigkeit durch die pharmakologische Behandlung bedingt ist, lässt sie nach deren Abschluss wieder nach. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und trinken Sie viel. Häufig hilft auch ein auf Ihre Bedürfnisse abgestimmtes Multivitaminpräparat. Entspannen Sie sich wann immer möglich. Das erlaubt Ihnen, erneut Energie zu tanken und sich wohler zu fühlen. Eine andere Lösung besteht darin, die Arbeit zu reduzieren, die man sich selber zumutet, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz. Vielleicht haben Sie sogar Anrecht auf eine Haushaltshilfe: Der KVW und andere Patronate geben Ihnen gerne alle nötigen Auskünfte, auch was Ihre Rechte gegenüber dem Arbeitgeber betrifft. 21 Ist körperliche Bewegung erlaubt? Versuchen Sie, sich im Rahmen des Möglichen, und ohne sich zuviel zuzumuten, fit zu halten. Gehen Sie zum Beispiel täglich spazieren. Verzichten Sie nicht aufs Wandern, Schwimmen oder Turnen, wenn Sie das bisher schon getan haben. Behalten Sie soweit wie möglich Ihren Tagesrhythmus und Ihre Gewohnheiten bei, aber überfordern Sie sich nicht. Es gibt keine allgemeinen Richtlinien für das richtige Maß körperlicher Aktivität. Aber eines ist sicher: Bewegung tut gut! Besonders die Bewegung an der frischen Luft wird Ihnen wieder neue Energie geben und kann allfällige Schlafstörungen beheben, die mit Müdigkeit oft einhergehen. Hingegen können sich übermäßige Schonung und Passivität auf das körperliche Wohlbefinden und Ihre Moral ungünstig auswirken. Sie selber spüren am besten, was Ihnen guttut. Manchmal lässt sich allerdings kaum etwas gegen die Müdigkeit tun. In dem Fall ist es wohl am besten, die Müdigkeit anzunehmen und sich häufig längere Ruhepausen zu gönnen. Sagen Sie »Ja« zur Hilfe, die Ihnen Angehörige oder weitere Personen anbieten. Sparen Sie Ihre Energie auf für Tätigkeiten, die Ihnen Freude bereiten. Entzündungen im Mundbereich Die Zellen der Mundschleimhaut werden durch eine Chemotherapie besonders in Mitleidenschaft gezogen. Die Therapie kann die Schleimhaut reizen und entzünden. Manchmal beginnt der Spei- Was tun gegen ... 22 Was tun gegen ... chel übermäßig zu fließen, meistens aber trocknet der Mund aus. Man verspürt ständig Durst, und der Geschmackssinn verändert sich oder fällt ganz aus. Bei einer starken Schädigung der Mundschleimhaut können sich schmerzende, offene Stellen (Aphthen) bilden. Diese Störungen treten in der Regel – je nach Medikament – einige Tage nach Therapiebeginn auf. Verzichten Sie in dieser Zeit auf scharfe oder stark säurehaltige Nahrungsmittel. Diese schädigen zusätzlich die Schleimhaut. Diese unerwünschten Wirkungen können Sie durch eine gute Mundhygiene verhindern oder zumindest mildern. Oft genügt es, wenn Sie die Zähne mit einer sauberen, weichen Bürste nach jedem Essen und vor dem Schlafengehen reinigen und gründlich mit viel Wasser nachspülen. In schweren Fällen ist die Anwendung eines besonderen Mundspülmittels angebracht, das die Zahl der Bak- terien reduziert. Aber auch das beste Spülmittel ersetzt nie die sorgfältige Mundpflege. Vermeiden Sie scharfe oder alkoholhaltige Mundwasser. Gute Ergebnisse werden mit Kamille und Salbei erzielt; beide sind mild, gut verträglich und haben eine leicht desinfizierende Wirkung. Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi kann die Speichelproduktion wohltuend anregen. Im Übermaß genossen können künstlich gesüßte Bonbons und Kaugummis allerdings zu Blähungen oder Durchfall führen. Doch auch von zuckerhaltigen Bonbons und Kaugummis ist abzuraten, da sie die Karies fördern. Benachrichtigen Sie unverzüglich das Pflegeteam bei Problemen mit der Mundschleimhaut, selbst wenn es sich nur um ein leichtes Brennen oder eine leichte Rötung handelt. Auf diese Weise ist es möglich, rechtzeitig etwas dagegen zu tun oder beim nächsten Therapiezyklus die Dosis zu ändern. Übelkeit und Erbrechen Übelkeit und Erbrechen können auftreten, weil die Medikamente auf den für den Brechreiz zuständigen Bereich im Magen-Darm-Trakt und im Gehirn einwirken und einen Brechreflex auslösen. Psychische Einflüsse (Abneigung gegen die Therapie) können diese Beschwerden verschlimmern. Dank intensiver Forschung sind neue Medikamente gegen das Erbrechen entwickelt worden, die heute Chemotherapien erträglicher machen. Diese Medikamente müssen aber genau nach Vorschrift genommen werden, damit sie ihre Wirkung voll entfalten. Erhalten Sie die Zytostatika in Tablettenform, sollten Sie diese stets nach einer Mahlzeit schlucken, vorzugsweise abends, sofern Sie keine anderen Anweisungen bekommen haben. Auch hier gilt: reichlich trinken. Verdauungsprobleme (Verstopfung, Durchfall) Gewisse Zytostatika, aber auch die Medikamente gegen Übelkeit oder gegen Schmerzen, können die Darmtätigkeit verlangsamen und zu einer Verstopfung führen. Ein guter Stuhlgang ist wichtig. Wenn sich Ihr gewohnter Stuhlgang verzögert, können Sie es mit Feigensirup oder Zwetschgensaft oder einem leichten Abführmittel aus der Apotheke probieren (Quellmittel sind ungeeignet). Essen Sie ausgewogen und trinken Sie vor allem viel. Orientieren Sie das medizinische Personal, wenn diese Maßnahmen nichts nützen. Andere Zytostatika können Durchfall zur Folge haben, wahrscheinlich aufgrund einer vorübergehenden Schädigung der Darmschleimhaut. Auch bei Durchfall sollten Sie genügend trinken, am besten in kleinen Mengen, aber häufig. Sehr empfehlenswert ist Bouillon, diese gleicht den Salzverlust durch Durchfall aus. Meiden Sie Nahrungs- 23 Was tun gegen ... 24 Was tun gegen ... mittel, welche die Verdauung anregen, wie Melonen, Trauben oder Rohkost. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, wird Ihnen der Arzt ein Gegenmittel verschreiben. Orientieren Sie das medizinische Personal unbedingt über das Auftreten von Durchfall. So lässt sich beim nächsten Therapiezyklus die Dosis anpassen. Appetitverlust Im Verlauf einer pharmakologischen Behandlung kann der Appetit zurückgehen. Manchmal beruht der Appetitverlust auf unerwünschten Begleiterscheinungen der Chemotherapie – Übelkeit, Erbrechen oder einer Schleimhautentzündung im Mund. Diese Beschwerden gehen vorüber und verschwinden nach Abschluss der Behandlung gänzlich. Lassen Sie sich von Ihren persönlichen Vorlieben leiten, dies ist für Ihr persönliches Wohlbefinden wichtig: Essen Sie, was Ihnen schmeckt, ziehen Sie kleine, aber häufige Mahlzei- ten vor und teilen Sie diese Momente mit Menschen, deren Gesellschaft Ihnen Freude bereitet. Meiden Sie alle Gerüche, die Ihnen zuwider sind. Viele Betroffene bevorzugen während der Therapie leichte, frische und eher gesalzene Nahrungsmittel. Viele greifen gerne zu Cola-Getränken; diese enthalten aber Koffein, das den Schlaf beeinträchtigen kann. Wählen Sie das, was Ihnen am ehesten zusagt. Mehr Informationen über die Ernährung finden Sie auf Seite 28. Hämatologische Toxizität Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) werden im Knochenmark gebildet. Sie reagieren besonders empfindlich auf Zytostatika. Als Folge geht die Anzahl weißer Blutkörperchen zurück. Diese haben aber die Funktion, den menschlichen Körper vor Infektionen zu schützen. Nimmt ihre Anzahl zu stark ab, steigt das Risiko für Infektionen. Aus diesem Grund wird das Blut während der Therapie regelmäßig untersucht. Zwischen zwei Thera- piezyklen können Sie für die Blutkontrollen auch zur Hausärztin gehen. Unterschreitet die Anzahl der weißen Blutkörperchen – meist nur während einiger Tage – einen bestimmten Wert, ist der Schutz gegen Infektionen unerlässlich. Sauberkeit und Hygiene bilden die ersten und wichtigsten Maßnahmen. Meiden Sie während dieser Zeit große Menschenansammlungen sowie den Kontakt mit erkälteten Leuten. Verschieben Sie zahnärztliche Eingriffe, die nicht dringend sind, auf später. Infektionen sind ernst zu nehmen Wenn sich trotz aller Vorsicht eine Infektion entwickelt (z. B. eine Blasenentzündung oder ein Eiterherd) und wenn die Körpertemperatur über 37,5 Grad steigt, benachrichtigen Sie umgehend den Arzt. Wahrscheinlich verschreibt er Ihnen in einem solchen Fall ein Antibiotika. Eine Infektion ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, wenn die Zahl der weißen Blutkörperchen vermindert ist. Auch die Blutplättchen (Thrombozyten) entstehen im Knochenmark. Sie sind zuständig für die Blutgerinnung. Während einer Therapie kann ihre Anzahl sinken. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Blutung. Achten Sie darauf, möglichst nicht anzuschlagen, um Blutergüsse und blaue Flecken zu vermeiden. Seien Sie vorsichtig im Umgang mit scharfen Gegenständen. Zahnärztliche Eingriffe oder Spritzen in den Muskel sind in dieser Zeit zu unterlassen. Wenn Sie bluten, ohne den Blutfluss stillen zu können wie etwa beim Nasenbluten, oder wenn Sie viele blaue Flecken haben, sollten Sie die Ärztin aufsuchen. Auch ist es besser, 25 Was tun gegen ... 26 Was tun gegen ... in dieser Zeit auf sportliche Aktivitäten zu verzichten, die mit einer Verletzungsgefahr verbunden sind. Venenschmerzen Viele Zytostatika werden als Injektionen oder Infusionen über eine Vene abgegeben. Nicht alle Menschen haben jedoch gut sichtbare Venen. Manchmal sind die Venen versteckt oder sehr fein. In dem Fall legt der Arzt einen Dauervenenkatheter mit einer Kapsel unter die Haut (Port System), falls die Therapie längere Zeit beansprucht. Dies erspart das schmerzhafte Suchen nach Venen und verhindert Venenentzündungen. Zudem lässt sich auf diese Weise das Medikament sicher in die Vene spritzen, ohne dass etwas davon ins Gewebe gelangt. So werden an der Einstichstelle schmerzhafte und schlecht heilende Wunden vermieden. Bei einer Injektion sollten Sie deshalb stets darauf achten, ob es brennt oder schmerzt. Ist dies der Fall, sagen Sie es der Person, die Ihnen die Spritze verabreicht. Melden Sie auch, wenn später die Umgebung der Einstichstelle wehtun sollte. Diese Injektionen sind eine heikle Sache und verlangen viel Fingerspitzengefühl: Lassen Sie diese nur von onkologischen Fachleuten durchführen. Störungen der Nervenund Muskelfunktionen Einige Zytostatika können zu einer zeitweisen Schädigung der Nervenenden führen. Anzeichen dafür sind ein Kribbeln an den Fingerenden oder Zehen, aber auch Ameisenlaufen und Gefühllosigkeit in Händen und Füßen. Andere Medikamente können ein Gefühl der Muskelschwäche in den Beinen auslösen. Informieren Sie das Behandlungsteam über solche Beschwerden; dieses kann allenfalls die Dosis und den Therapieplan ändern. Hautreaktionen In einer höheren Dosis können einige wenige Medikamente eine vorübergehende Rötung, Schuppung oder Schwellung der Haut verursachen. Dies betrifft vor allem Stellen wie Ellbogen, Hände und Füße. Solche Erscheinungen bilden sich in der Regel innerhalb ein bis zwei Wochen zurück. Selten kommt es zu geringfügiger, jedoch bleibender Pigmentierung (Bräunung) gewisser Hautpartien oder Nägel. Störungen im Hormonhaushalt Zahlreiche Zytostatika beeinflussen die Bildung der Eizellen bzw. Samenzellen. Bei der Frau kann dadurch die Monatsblutung vorübergehend oder – je nach Stärke der Therapie und Alter der Frau – längerfristig oder vollständig ausbleiben. Lösen die Zytostatika oder die Hormontherapie vorzeitig die Menopause aus, kann es zu Wechseljahrbeschwerden kommen. Beim Mann kann die Therapie die Samenbildung einschränken. Außerdem nimmt bei Hormontherapien manchmal das Gewicht zu, weil sich Wasser im Gewebe einlagert. Dadurch kann sich die Neigung zu Venenentzündungen und Thrombosen verstärken. Machen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf derartige Beschwerden aufmerksam. 27 Was tun gegen ... Das Leben geht weiter – aber wie? 28 Das Leben geht weiter – aber wie? Eine pharmakologische Tumortherapie kann eine beschwerliche Zeit sein voll von Ungewissheit, Zwängen, Unwohlsein und Müdigkeit ... Trotzdem geht das Leben weiter. Verzichten Sie nicht auf die vielen kleinen Dinge, die Ihnen Freude machen. Essen und Trinken Eine gute Ernährung erfreut den Gaumen und liefert dem Körper die nötige Energie (Kalorien) sowie die notwendigen Nährstoffe (Vitamine, Spurenelemente usw.). Achten Sie während einer pharmakologischen Krebstherapie auf eine ausreichende und vielfältige Ernährung. So stärken Sie Ihren Organismus, der durch Krankheit und Therapie geschwächt ist. In dieser Zeit steigt der Bedarf an Nährstoffen. Anderseits nimmt der Appetit oft ab. Dadurch können Lücken in der Versorgung mit Nährstoffen auftreten. Sorgen Sie deshalb für eine ausgewogene Ernährung: Fleisch, Fisch, Getreide, Hülsenfrüchte, Ölfrüchte wie Haselnüsse oder Sonnenblumenkerne, Milchprodukte, Früchte und Gemüse sollten sich auf dem Speisezettel abwechseln, entsprechend Ihren Gewohnheiten und Vorlieben. Unterlassen Sie große Essen und nehmen Sie stattdessen täglich mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich (5 bis 7). Fragen Sie Ihre Ärztin oder den Ernährungsberater, ob es in Ihrem Fall sinnvoll ist, mögliche Lücken durch Vitaminpräparate, eiweißhaltige Drinks usw. zu schließen. Die Ernährungsberaterin zeigt Ihnen, wie sich ohne großen Aufwand Menus zusammenstellen lassen, die Ihrem Geschmack entsprechen und Ihre Lieblingsspeisen einbeziehen, aber auch auf fehlenden Appetit oder Verdauungsstörungen, auf schmerzende Hautstellen oder Reizungen der Mundschleimhaut Rücksicht nehmen. Während einer Chemotherapie ist es unerlässlich, viel zu trinken, um gewissen uner- wünschten Wirkungen vorzubeugen: 2 bis 3 Liter täglich, das heißt zusätzlich drei bis vier Gläser Wasser oder Tee über Ihre üblichen Trinkgewohnheiten hinaus. Lassen Sie sich auch hier von der Ernährungsberaterin gute Tipps geben. Muss ich eine Diät einhalten? Eine eigentliche Diät ist aber nur selten nötig, höchstens bei zu viel Kalzium im Blut oder wenn Sie außerdem unter einer Nieren- oder Zuckerkrankheit leiden. Hungerkuren oder einseitige Diäten sind sogar schädlich. Eine mangelhafte Ernährung schwächt Ihren Körper und kann die Wirksamkeit der Therapie einschränken. Behauptungen, wonach sogenannte »Krebsdiäten« den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen oder den Krebs »aushungern« würden, entbehren jeglicher Grundlage. Verzichten Sie auf Speisen aus heiklen Nahrungsmitteln wie rohen Eiern oder rohem Fleisch. Eine Infektion mit Salmonellen oder anderen unangenehmen Bakterien würde Sie unnötig belasten. Geben Sie noch mehr als sonst acht auf eine gute Hygiene in der Küche und waschen Sie die Hände häufig. Arbeit Vielleicht fragen Sie sich, ob Sie trotz der Chemotherapie arbeiten können. Dies hängt ab von der Stärke der Behandlung, der Art und Weise, wie Sie die Behandlung vertragen, Ihrem Allgemeinzustand und der Tätigkeit, die Sie ausüben. Unter Umständen unterbrechen Sie zu Beginn der Therapie Ihre Tätigkeit und nehmen diese später wieder auf, gegebenenfalls nur teilweise. Häufig finden Menschen, die ganz oder teilweise ihre Beschäftigung ausüben, rascher das seelische Gleichgewicht wieder. Reden Sie mit Ihrem Onkologen, wie Sie persönlich die Sache sehen und was für 29 Das Leben geht weiter – aber wie? 30 Das Leben geht weiter – aber wie? Sie das richtige Maß ist. Inwieweit Sie Ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen über den Grund Ihrer Abwesenheit informieren möchten, liegt in Ihrem Ermessen. Der KVW und andere Verbände beraten Sie gerne über alle Schritte, die hinsichtlich Lohnausfall usw. nötig sind. gen sie das Fortschreiten der Krankheit. Krebs ist nicht ansteckend, er kann nicht durch Sexualkontakte übertragen werden; Ihre Partnerin oder Ihr Partner geht also kein Risiko ein. In solchen Krisensituationen zeigt sich mehr denn je, wie sehr gegenseitiges Verständnis, Zärtlichkeit und Respekt eine Liebesbeziehung tragen. Sexualität Die Krankheit und die Begleitumstände der Therapie (Müdigkeit, Übelkeit usw.) können die sexuelle Lust vorübergehend einschränken. Ihr Selbstvertrauen ist womöglich erschüttert, vor allem auch dann, wenn Krankheit und Behandlung Ihr Aussehen verändert haben. Zweifel steigen in Ihnen auf: Bin ich noch attraktiv? Gerade in diesen Fällen erweist sich das Gespräch mit der Partnerin oder dem Partner als sehr wertvoll. Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund, auf sexuelle Beziehungen zu verzichten. Weder beeinträchtigen diese die Therapie noch begünsti- Frauen Während oder nach der Therapie verspüren Frauen manchmal Beschwerden, die Wechseljahrbeschwerden gleichen. Beispielsweise kann eine trockene Scheide den Geschlechtsverkehr schmerzhaft machen. Gute Hilfe leisten hier befeuchtende Gleitmittel wie Lubo Gel (Kramer Pharma) oder KY-Gel (Johnson's), die rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind; in den Warenhäusern finden sich Gleitmittel meistens neben den Präservativen. Die Anwendung wasserlöslicher Gleitmittel ist überdies empfehlenswert, wenn Ihr Partner als Verhütungsmittel das Kondom benützt. Obschon pharmakologische Krebstherapien die Bildung von Eizellen verlangsamen, lässt sich eine Schwangerschaft nicht ausschließen. Eine Chemotherapie während der Schwangerschaft bringt das Leben des Ungeborenen jedoch in Gefahr; muss aus diesem Grund die Therapie unterbrochen werden, erleidet anderseits die Gesundheit der Frau und zukünftigen Mutter Schaden. Besprechen Sie daher die Art der Verhütung mit Ihrer Ärztin. Die Antibabypille enthält Hormone, die bei gewissen Tumoren contraindiziert sind. Spiralen eignen sich nicht wegen der Verletzungsund Infektionsgefahr. kann eine starke Chemotherapie, unter Umständen kombiniert mit einer Bestrahlung, die Bildung der Samenzellen herabsetzen oder gar eine bleibende Sterilität bewirken. Junge Männer können, zum Beispiel nach einer Behandlung von Lymph- oder Hodentumoren, vielfach gesunde Kinder zeugen. Einige Männer lassen vor der Behandlung ihren Samen tiefgefrieren. Beschäftigt Sie eine zukünftige Vaterschaft, sprechen Sie ohne Zurückhaltung mit Ihrem Arzt darüber. Wenn sich der Menstruationszyklus nach einer Chemotherapie erneut einstellt, kann eine Frau grundsätzlich wieder schwanger werden und ein gesundes Kind gebären. Beraten Sie sich vor einer allfälligen Schwangerschaft mit Ihrer Ärztin über mögliche Risiken. Welches auch immer Ihre Probleme sind: Entscheidend ist das Gespräch mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. Wenn es Ihnen schwer fällt, offen miteinander zu reden, kann es sinnvoll sein, eine Paartherapeutin oder einen anderen Spezialisten beizuziehen. Männer Die Chemotherapie an sich macht nicht impotent. Doch Das Gespräch ist unersetzlich 31 Das Leben geht weiter – aber wie? 32 Das Leben geht weiter – aber wie? Eine Fachperson weiß, wie Sie den Gesprächsfaden wieder aufnehmen können. Gegenseitiges Schweigen – selbst aus der guten Absicht heraus, die Partnerin oder den Partner zu schonen – belastet eine Beziehung unnötig. Alkohol und Nikotin Die Therapie setzt die Abwehrkräfte des Körpers herab. Alkohol kann die Abwehrkräfte zusätzlich vermindern, was sich als gefährlich erweisen mag. Vom Alkoholgenuss ist folglich abzuraten. Wahrscheinlich schmeckt Ihnen während der Therapie der Wein ohnehin nicht. Vorsicht geboten ist ferner bei gewissen Medikamenten und Hausmittelchen, die viel Alkohol enthalten. Zwischen zwei Therapiezyklen wird Ihnen aber »einen guten Tropfen in Ehren« niemand verwehren. Das Rauchen hat keinen direkten Einfluss auf die Behand- lung, kann aber gewisse unerwünschte Wirkungen der Therapie verstärken. Der Tabakrauch reizt zusätzlich die Schleimhäute in Mund und Atemwegen. Wer auf das Rauchen verzichtet, erweist sich selbst sicher einen guten Dienst. Wenn Sie aufhören möchten, es allein aber nicht schaffen, wenden Sie sich an Ihren Arzt; zudem gibt es viele Broschüren, in denen Sie praktische Tipps zum Rauchstopp finden. Lassen Sie sich aber von einem Rauchstopp nicht unnötig stressen: Vorrang haben jetzt die Therapie und Ihr Wohlbefinden. Nikotinhaltige Ersatzprodukte vermindern die Entzugserscheinungen und erleichtern so das Aufhören. Fragen Sie die Hausärztin, welches Produkt sich für Sie am besten eignet. Andere Medikamente Bestimmte Arzneimittel vertragen sich schlecht mit einer Chemotherapie. Bevor Sie sich andere Medikamente verschreiben lassen oder solche selber kaufen, informieren Sie den Onkologen und die Apothekerin über die Medikamente, die Sie bereits einnehmen. Überhaupt muss der Onkologe wissen, welche Medikamente Sie sonst noch einnehmen. Diese Empfehlung gilt auch für die sogenannt natürlichen Heilmittel (Pflanzen) oder jene Arzneien, die Sie im Rahmen einer komplementären Behandlung bekommen (früher Alternativmedizin genannt). Vergewissern Sie sich bei Ihrem Onkologen, dass diese Mittel sich mit Ihrer Chemotherapie vertragen und sich nicht schädlich auswirken. Die Südtiroler Krebshilfe in Ihrem Bezirk Krebs ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern auch eine menschliche und finanzielle Herausforderung der gesamten Gesellschaft. Die Südtiroler Krebshilfe bietet den Betroffenen folgende kostenlose Dienste an: • Psychologische Unterstützung und Begleitung • Gezielte Massagen bei Lymphödemen (manuelle Lymphdrainage) • Therapeutisches Turnen und Schwimmen • Hilfe bei der Erledigung von bürokratischen Angelegenheiten • Finanzielle Soforthilfen • Sanitäre Hilfsmittel • Informationen an Krebskranke • Informations- und • Aufklärungstätigkeit • Erholungswochen • Ausflüge und Treffen • Selbsthilfegruppen • Krebsforschung Die Mitarbeiter der Südtiroler Krebshilfe begleiten Sie in die neue Lebenssituation und helfen Ihnen – wenn nötig – bei der Umgestaltung Ihres Alltagslebens. Auch wenn Sie im Moment nur Ruhe brauchen: Sie können dieses Angebot auch zu einem späteren Zeitpunkt inAnspruch nehmen (siehe Anhang). 33 Das Leben geht weiter – aber wie? Komplementäre Behandlungsmethoden 34 Komplementäre Behandlungsmethoden Zu Recht verspüren zahlreiche Krebskranke das Bedürfnis, selbst etwas zur Behandlung beitragen zu wollen. Etwa die Hälfte von ihnen vertraut auf eine komplementäre Methode, als Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie. Es gibt eine Vielzahl komplementärer Methoden, die in den Augen der Betroffenen die Lebensqualität verbessern. Hingegen hat bisher keine wissenschaftliche Studie nachgewiesen, dass komplementäre Methoden eine Krebserkrankung heilen können. Hüten Sie sich demnach vor Therapeutinnen und Therapeuten, die behaupten, sie alleine könnten Ihre Krankheit heilen. Solche Versprechen sind ohne seriöse Grundlage. Gewisse »natürliche« Behandlungen und Heilmittel sind nicht ohne Gefahr – abgesehen davon, dass sie falsche Hoffnungen wecken und sehr teuer sein können. Anderseits steigern verschiedene komplementäre Methoden zweifelsohne das allgemeine Wohlbefinden, was durchaus positiv ist. Erkundigen Sie sich außerdem über das fachliche Können des Therapeuten, dem Sie sich anvertrauen möchten. Lassen Sie sich auf alle Fälle von Ihrem gesunden Menschenverstand leiten. 35 Komplementäre Behandlungen »Natürlich« bedeutet nicht ungefährlich Fast die Hälfte aller Krebsbetroffenen wendet im Verlaufe einer Krebserkrankung komplementäre Methoden wie Homöopathie, Entspannungstechniken oder andere an. Diese können die onkologische Behandlung keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die belegen, dass mit diesen Methoden Krebs geheilt werden kann. Misstrauen Sie deshalb Therapeuten, die behaupten, sie allein könnten Ihre Krankheit heilen. Gewisse so genannt natürliche Behandlungen und Produkte können falsche Hoffnungen wecken und teuer zu stehen kommen. Zudem sind sie nicht immer ungefährlich. Andere komplementäre Methoden können sich hingegen positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Wenn Sie sich für eine komplementäre Behandlung entscheiden, sollten Sie Ihren Arzt/in darüber informieren, damit Probleme durch Wechselwirkungen vermieden werden können. Komplementäre Behandlungsmethoden Rat und Hilfe 36 Rat und Hilfe Mit Menschen reden, die das Gleiche durchgemacht haben, mit ihnen Erfahrungen, Zweifel, Leiden, aber auch Hoffnungen teilen: ein solcher Austausch kann Ihnen neue Kräfte geben ... abgesehen von den vielen nützlichen Informationen. Einige Selbsthilfegruppen richten sich an Personen, die unter derselben Krebserkrankung leiden. Andere Gruppen sind offen für alle Krebskranken wie auch für deren Angehörige. Möchten Sie wissen, welche Selbsthilfegruppen in Ihrem Bezirk existieren, kann Ihnen die Südtiroler Krebshilfe Auskunft geben (Adressen Seite 38). Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an den Hausarzt, die Hausärztin oder das Team im Spital. Anhang Weiterführende Literatur/Ratgeber Im Text wird auf verschiedene Informationsbroschüren der Südtiroler Krebshilfe hingewiesen. Bestellmöglichkeiten Anhang Diese Informationsbroschüren können Sie bei der Südtiroler Krebshilfe Ihres Bezirks erhalten oder unter der Faxnummer 0471 28 82 82 bestellt werden. Behandlung Radio-Onkologie ➤ Die Chirurgische Tumortherapie ➤ Lebensqualität ➤ Krebs trifft auch die Nächsten Weitere Ratgeber Krebspatientin und Sexualität ➤ Krebspatient und Sexualität ➤ 37 Diese Dienstleistung ist nur möglich dank der vielen Spenderinnen und Spender, die regelmäßig die Südtiroler Krebshilfe unterstützen. 38 Nützliche Adressen Bezirk Meran-Burggrafenamt Zentralsitz der Südtiroler Krebshilfe – Vereinigung Verwaltung und Büros Drei-Heiligen-Gasse 1 39100 Bozen Tel. 0471 28 33 48 Fax 0471 28 82 82 E-Mail: [email protected] Sitz: Rennweg 27 39012 Meran Tel. u. Fax 0473 44 57 57 Anhang Ambulatorium: Romstraße 3 39012 Meran Tel. 0473 49 67 15 Broschüren-Bestellung Fax 0471 28 82 82 Bezirk Vinschgau Unterstützung und Beratung der Südtiroler Krebshilfe in Ihrem Bezirk Sitz: Krankenhausstraße 13 39028 Schlanders Tel. u. Fax 0473 62 17 21 Bezirk Bozen-Salten-Schlern Ambulatorium: Hauptstraße 134 39028 Schlanders Tel. 0473 73 66 40 Sitz und Ambulatorium: Drei-Heiligen-Gasse 1 39100 Bozen Tel. 0471 28 37 19 Fax 0471 28 82 82 Bezirk Überetsch-Unterland Bezirk Pustertal Sitz und Ambulatorium: Cesare-Battisti-Ring 6 39044 Neumarkt Tel. u. Fax 0471 82 04 66 Sektion Unterpustertal 39 Anhang Ambulatorium Leifers: Altenzentrum – Weißensteiner Straße 62 39055 Leifers Tel. 0471 82 04 66 Sitz: Bruder-Willram-Straße 11 39031 Bruneck Tel. u. Fax 0474 55 13 27 Ambulatorium: A.-Hofer-Straße 52 39031 Bruneck Tel. 0474 55 03 20 Bezirk Eisacktal Sektion Oberpustertal Sitz und Ambulatorium: Runggadgasse 21 39042 Brixen Tel. 0472 83 24 48 Fax 0472 80 19 03 Ambulatorium Sterzing: St.-Margarethen-Straße 24 39049 Sterzing Tel. 0472 76 52 06 Sitz und Ambulatorium Gustav-Mahler-Straße 3 39034 Toblach Tel. u. Fax 0474 97 28 00 Beratungsstelle Gemeindehaus 39046 St. Ulrich (Gröden) Tel. 0471 79 70 86 Persönliches Merkblatt »Unerwünschte Wirkungen« 40 Persönliches Merkblatt »Unerwünschte Wirkungen« Für Sie persönlich zutreffende Informationen Mit dieser Behandlungsform sind möglicherweise folgende unerwünschte Nebenwirkungen zu erwarten (Auflistung der potentiellen unerwünschten Nebenwirkungen, und was Sie dagegen tun können, Seite 17): Zur Behandlung Ihrer Krankheit erhalten Sie derzeit folgende tumorhemmende Medikamente Unerwünschte Wirkung / Intensität Telefonnummer für Rückfragen Ihre Beobachtungen (Datum/Art) Kontaktperson Stempel Praxis / Spital