Vorhofflimmern Ein kleiner Ratgeber Was ist Vorhofflimmern? Das Herz hat einen eigenen Taktgeber, den so genannten Sinusknoten, der unseren Herzschlag steuert. Durch die Impulse des Sinusknotens ziehen sich zunächst die Vorhöfe zusammen. Der sogenannte AV-Knoten gibt dann die elektrischen Impulse aus den Vorhöfen an die Herzkammern weiter, sodass sich diese zusammenziehen. Dieser Prozess verläuft normalerweise in einem geordneten Rhythmus ab. Beim Vorhofflimmern, der häufigsten Form der Herzrhythmusstörung, kommt es zu ungeordneten elektrischen Impulsen, die in die Vorhöfe weitergeleitet werden. Der Herzschlag gerät mit über 100 Schlägen pro Minute aus dem Takt. Das unregelmäßige Schlagen führt zu gestörten Blutströmungen im Herzen. Dadurch können sich dort Blutgerinnsel bilden, die mit dem Blutstrom zunächst noch befördert werden, in den kleineren Gefäßen des Gehirns jedoch zu einem Gefäßverschluss führen und so einen Schlaganfall auslösen können. Häufigkeit und Verbreitung Vorhofflimmern ist die häufigste und klinisch wichtigste Herzrhythmusstörung, in Deutschland gibt es rund eine Million Betroffene, Tendenz steigend. Symptome und Warnsignale Einige Menschen spüren bei Vorhofflimmern eines oder mehrere der folgenden Symptome: Herzklopfen „Herzstolpern“ Atemnot und Kurzatmigkeit auch in Ruhezuständen Die Häufigkeit des Vorhofflimmerns verdoppelt sich mit jeder Altersdekade, so sind etwa 4-6% der 60-Jährigen betroffen und 9-16% der 80-Jährigen. Brustschmerzen Unruhegefühl und Angstzustände Schwindel und Benommenheit Erschöpfung Schwitzen Leider verläuft die Herzrhythmusstörung bei etwa jedem dritten Betroffenen symptomlos, sodass die Krankheit oft nur schwer feststellbar ist. Ab wann spricht man von Vorhofflimmern? Ein normaler Puls liegt zwischen 60 bis 100 Schläge pro Minute. Liegt der Puls dauerhaft oder anfallsweise über 120 Schlägen oder unter 40 Schlägen pro Minute oder ist er durch wiederkehrendes Herzstolpern gekennzeichnet, sollten Betroffene zum Arzt gehen. Nur der Experte kann durch eine EKG-Untersuchung (Elektrokardiogramm) feststellen, ob Vorhofflimmern vorliegt. Verschiedene Stadien von Vorhofflimmern Anfallsweise (paroxysmal) dauert einige Stunden bis wenige Tage und endet spontan Wiederkehrend (persistierend) hält mehrere Tage an, endet von selbst oder erst durch ärztlichen Eingriff und tritt nach einiger Zeit wieder auf Bleibend (permanent) ist dauerhaft vorhanden Da Vorhofflimmern zu Beginn der Erkrankung oft anfallsweise auftritt, kann es sein, dass mehrere EKG-Untersuchungen oder auch ein 24-Stunden EKG notwendig sind. Welche Ursachen hat Vorhofflimmern? Es gibt bestimmte Faktoren, die zur Entstehung des Vorhofflimmerns beitragen: Bluthochdruck / Diabetes/ Adipositas (starkes Übergewicht) Herzerkrankungen wie: Herzschwäche / Entzündungen des Herzmuskel oder Herzinfarkt Chronische Lungenerkrankungen (COPD) Überfunktion der Schilddrüse Weitere Risikofaktoren sind ein hohes Lebensalter und ein ungesunder Lebensstil mit übermäßigem Alkoholgenuss, viel fettem Essen und schädlichem Stress. Warum ist es wichtig, Vorhofflimmern zu behandeln? Die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern ist selbst nicht lebensbedrohlich, kann aber zu schwerwiegenden Folgeschäden führen, insbesondere zum Schlaganfall Von den nahezu 270.000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall erleiden, war bei schätzungsweise 40.000 Vorhofflimmern die Ursache. 1 Vorhofflimmern Ein kleiner Ratgeber Wie wird Vorhofflimmern behandelt? Antiarrhythmika Regulieren den Herzrhythmus durch Verlängerung der Dauer der elektrischen Impulse im Vorhof Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) Vitamin-K Antagonisten Antikoagulantien mit spezifischem Ansatzpunkt in der Gerinnung Verlangsamen die Gerinnung des Blutes und verhindern so, dass sich Blutgerinnsel im Herzen bilden, die dann einen Schlaganfall auslösen könnten Beta-Blocker Vermindern die Herzarbeit und senken die Pulsfrequenz Elektrische Kardioversion Unter Narkose wird mit einem Elektroschock der normale Sinusrhythmus im Herzen wieder hergestellt Kathetherablation Minimalinvasiv werden in den Vorhöfen die Strukturen verödet, die falsche elektrische Impulse auslösen oder weiterleiten und so die Rhythmusstörungen verursachen Unbehandelte Grunderkrankungen wie z.B. Bluthochdruck oder Diabetes, die Auslöser für Vorhofflimmern sein können, werden behandelt. Bei der Auswahl der geeigneten Therapie und Medikation wird der Arzt auch individuelle Faktoren des Patienten berücksichtigen wie etwa das Alter, das Ansprechen auf die Therapie, weitere Erkrankungen und mögliche Nebenwirkungen. Was kann ich selber tun? Eine gesunde Lebensführung trägt dazu bei, die Therapie des Vorhofflimmerns zu unterstützen. Dazu ist es wichtig: Normalgewicht anzustreben Body Mass Index kurz BMI zwischen 18,5 und 25 sowie Bauchumfang <102 cm bei Männern und < 88 cm bei Frauen, sich gesund zu ernähren kaliumreiche Ernährung mit viel Obst und Gemüse, sich regelmäßig zu bewegen z.B. in einer Herzsportgruppe gar nicht oder nur mäßig Alkohol zu konsumieren Maximal 24 g Alkohol (0,5l Bier/0,25 l Wein) für Männer und 12 g Alkohol (0,3 l Bier/0,15 l Wein) für Frauen pro Tag, und das Rauchen zu beenden sowie belastenden Stress zu reduzieren. Besprechen Sie Fragen zu einem gesunden Lebensstil bei Vorhofflimmern mit Ihrem Arzt. Zusätzlich zur Therapietreue können Patienten ihre Therapie unterstützen, indem sie selbst regelmäßig ihren Puls und Blutdruck messen. Tritt bei diesen Selbstmessungen wiederholt ein zu schneller (mehr als 100 Schläge pro Minute) oder ein unregelmäßiger Herzschlag auf, so sollte dies dem Arzt mitgeteilt werden. Auch bei Nebenwirkungen ist es wichtig, zeitnah den Arzt zu informieren um gemeinsam eine Lösung zu finden. Wo gibt es weitere Informationen zu Vorhofflimmern? Informationen zu Vorhofflimmern herz-ausser-takt.de erhalten Sie bei Ihrem Arzt und bei Ihrer Krankenkasse. Weitere Informationen finden Sie außerdem im Internet unter: kompetenznetz-vorhofflimmern.de/ netdoktor.de/Krankheiten/Vorhofflimmern/ feierabend.de/Gesundheit/Vorhofflimmern-42433.htm 2