Die altersbedingte Makuladegeneration

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© Univ. Prof. Dr. Oliver Findl
Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie
Die altersbedingte Makuladegeneration
Welche Bedeutung hat die Makula für das
Sehen?
Die Makula (auch gelber Fleck) ist die
medizinische Bezeichnung für die Netzhautmitte,
die auch die Stelle des schärfsten Sehens ist.
Hier wird immer das abgebildet, was wir gerade
direkt ansehen, also fixieren. Die weniger
deutlich wahrzunehmende Umgebung des
Fixierten wird auf die Netzhautbereiche
außerhalb der Makula projiziert. Deshalb haben
wir ein großes Gesichtsfeld, jedoch nur einen
relativ kleinen zentralen Bildausschnitt, mit dem
wir scharf sehen.
Wie entstehen die Bilder, die wir sehen?
Der Vergleich mit einer Fotokamera wird den sehr viel komplizierteren Vorgängen im
Auge und dem Sehzentrum im Gehirn zwar nicht gerecht, doch er hilft, sie besser zu
verstehen. Durch die Pupille (die Blende) und die Augenlinse (Linse der Kamera) fällt
das Licht auf die Netzhaut (Film). Die Netzhaut oder Retina ist die Innere der drei
Schichten, die den nicht sichtbaren, größten Teil des Augapfels umgeben.
Unmittelbar hinter der Netzhaut liegt die für ihre Ernährung wichtige Aderhaut, und
die äußerste, schützende Hülle bildet die Lederhaut.
Die Netzhaut, die bei unserem Vergleich dem Film in der Kamera entspricht, enthält
Millionen von Sinneszellen. Diese werden von den einfallenden Lichtstrahlen gereizt
und diese Reize leitet der Sehnerv zum Sehzentrum im Gehirn weiter. Erst dort
nehmen wir sie als Bilder wahr. Während der Film in der Kamera überall die gleiche
Lichtempfindlichkeit hat, ist die der Netzhaut unterschiedlich.
Die Makula, der ovale, etwa 2 mm große Bezirk in der Netzhautmitte, enthält die
meisten Zapfen. Das sind die empfindlichsten Sinneszellen des Auges. Nur sie
befähigen uns zu scharfen Bildwahrnehmungen und zum Erkennen von Farben.
Vom Rand der Makula nach außen hin nimmt der Anteil der Stäbchenzellen zu. Sie
werden vor allem in der Dämmerung aktiv und ermöglichen sogar die Orientierung,
wenn es nahezu dunkel ist. Die Funktion der Stäbchen bleibt von Veränderungen der
Makula unberührt, darum behalten Patienten mit altersbedingter Makuladegeneration
in aller Regel ihr Orientierungsvermögen.
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Welche Verlaufsformen gibt es?
Sehr viele Menschen sind heute von der altersbedingten Makuladegeneration
betroffen. In früheren Generationen trat sie wesentlich seltener auf. Das liegt aber
nicht daran, dass unsere Vorfahren gesünder lebten, sondern daran, dass wir länger
leben. Je älter wir werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir an einer
Makuladegeneration erkranken und unsere zentrale Sehschärfe verlieren.
Welche Einflüsse dafür verantwortlich sind, konnte bis heute noch nicht endgültig
geklärt werden. Nach neueren Erkenntnissen der Ursachenforschung ist die
altersbedingte Makuladegeneration keine unmittelbare Folge von
Durchblutungsstörungen der Aderhaut. Darum könnten auch durchblutungsfördernde
Medikamente weder die Sehschärfe verbessern noch den Krankheitsverlauf
beeinflussen. Ebenso wenig kann diese Krankheit selbstverschuldet sein - etwa
durch eine "unvernünftige" Lebensweise. Neue wissenschaftliche Ergebnisse
belegen, dass die Umwandlung von Lichtreizen in den Sinneszellen ein
fotochemischer Prozess ist, dessen Abfallprodukte vom Auge entsorgt werden
müssen. Es hat den Anschein, als würde das Auge im höheren Lebensalter damit
nicht mehr fertig werden. Dafür, dass das Licht ein wichtiger Faktor für das Entstehen
einer altersbedingten Makuladegeneration ist, spricht die Tatsache, dass Menschen
mit hellen Augen häufiger an dieser Makuladegeneration erkranken als Menschen
mit dichter pigmentierten Augen.
Die altersbedingte Makuladegeneration hat zwei unterschiedliche Verlaufsformen.
Die weitaus häufigere Form ist die "trockene" altersbedingte Makuladegeneration mit
ganz allmählicher Sehverschlechterung. Gelegentlich tritt auch über längere Zeit ein
Stillstand ein, so dass manche Patienten mit optischen oder elektronischen
Hilfsmitteln noch bis ins hohe Alter lesen können. Wirksame Medikamente oder eine
andere Behandlungsmethode gibt es trotz weltweiter intensiver Forschung zur Zeit
leider nicht.
Bei der "feuchten" altersbedingten Makuladegeneration führt die flüssigkeitsbedingte
Schwellung der Netzhaut zu einer Verzerrung des auf der Netzhaut entworfenen
Bildes, so dass für den Patienten als erstes Anzeichen Linien gerader Objekte, wie
z.B. des Fensterrahmens, "verbogen" erscheinen. Da aber diese
Schwellungszeichen von den Patienten nicht immer rechtzeitig bemerkt werden, und
die Krankheit rasch fortschreiten kann, ist eine ständige Beobachtung der Patienten
durch den Augenarzt unerlässlich. Die Schwellung der Netzhaut wird durch
Blutgefäße verursacht, die krankhafterweise aus der Aderhaut in die Netzhaut
einwachsen und dort die Sinneszellen zerstören. Sind diese neugebildeten Gefäße
noch nicht allzu sehr ausgebreitet, können sie durch die Behandlung mit
Laserstrahlen verödet und der Krankheitsverlauf dadurch wesentlich verlangsamt
werden.
Eine trockene altersbedingten Makuladegeneration kann jederzeit in eine feuchte
Verlaufsform übergehen. Darum ist die ständige Beobachtung durch den Augenarzt
unerlässlich. Die Chancen, mit Hilfe des Lasers einen dramatischen Abfall der
Sehschärfe zu verhindern, sind am größten, wenn die aus der Aderhaut
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einsprießenden Gefäße noch keinen für den Patienten erkennbaren Schaden
angerichtet haben.
Wie sind die ersten Symptome?
Die altersbedingte Makuladegeneration verursacht keine Schmerzen. Die ersten
Anzeichen machen sich meist beim Lesen bemerkbar. Mitten im Schriftbild, dort, wo
der Patient gerade hinschaut, ist ein verschwommener Fleck. Anfangs fehlen nur
wenige Buchstaben, doch mit der Zeit wird dieser Fleck größer. Im späteren Stadium
der Krankheit kann der Patient auch Gesichtszüge nicht mehr erkennen. Was aber in
den meisten Fällen erhalten bleibt, ist das Sehen von schemenhaften Umrissen und
Kontrasten, d.h. der Patient wird nicht blind.
Gibt es eine Behandlung?
Ob eine Behandlung bei Ihnen möglich ist, hängt von der Art und dem Ausmaß Ihrer
Makuladegeneration ab. Es gibt eine Reihe neuer Behandlungsansätze, die sich
jedoch noch zum Teil im Stadium der klinischen Erprobung befinden und deren
Wirksamkeit in vielen Fällen noch nicht eindeutig belegt ist. Hierzu zählen die
Strahlentherapie, die Behandlung mittels Substanzen, die das Wachstum der
einsprossenden Gefäße hemmen, die chirurgische Entfernung von Gefäßen und
Blutungen, die operative Drehung der Netzhaut sowie die Laserbestrahlung nach
Gabe einer Substanz, die die Gefäße für den Laserstrahl empfindlicher macht. Ob
eine solche Behandlung bei Ihnen zu empfehlen ist, besprechen Sie mit Ihrem
Augenarzt. Er wird Sie allerdings darauf hinweisen, dass eine tatsächliche Heilung
bis jetzt mit keiner dieser Methoden möglich ist. Experimente mit einer künstlichen,
elektronischen Netzhaut (Netzhaut-Chip) sind zur Zeit im Gang. Eine Anwendung am
menschlichen Auge ist aber derzeit noch nicht möglich.
Wie wird die Makuladegeneration festgestellt ?
Veränderungen in der Netzhautmitte kann der Augenarzt schon bevor noch
Symptome auftreten feststellen. Um festzustellen, wie fortgeschritten die
Makuladegeneration ist, bedient sich der Augenarzt folgender
Untersuchungsmethoden:
•
•
•
Untersuchung der Netzhautmitte (Makula)
Untersuchung mit dem Amsler-Netz (siehe unten)
Farbstoffuntersuchungen (sog. Fluoreszenzangiographie): Dabei werden nach
Injektion eines Farbstoffes in eine Armvene abnormale Gefäße im
Augenhintergrund fotografisch dargestellt.
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Sehtest mit dem Amsler-Netz
Sie können die Funktion Ihrer Makula regelmäßig mit dem sogenannten "AmslerNetz" testen. Damit können Sie frühe Veränderungen des Sehens feststellen, die
Ihnen sonst nicht auffallen würden. Es genügt, diesen Selbsttest alle 2-3 Wochen
durchzuführen.
Die Selbstuntersuchung mit dem Amsler-Netz ist einfach:
1. Tragen Sie Ihre Lesebrille und schauen Sie auf das Netz im normalen
Leseabstand.
2. Bedecken Sie ein Auge.
3. Schauen Sie direkt auf das Zentrum des Netzes, auf den kleinen schwarzen
Punkt.
4. Während Sie auf das Zentrum des Netzes schauen, achten sie darauf, ob alle
Linien des Netzes gerade, bzw. ob sie in bestimmten Bereichen verzerrt,
verschwommen oder unscharf sind.
5. Wiederholen Sie diesen Vorgang mit dem Partnerauge.
Erscheinen Linien krumm oder Quadrate verbogen, suchen Sie Ihren Augenarzt auf
und schildern Sie Ihre Beobachtung.
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Welche Hilfsmittel können das Sehen verbessern?
Mit einer "stärkeren" Brille lässt sich höchstens im frühen Stadium der
altersbedingten Makuladegeneration eine geringe Sehverbesserung erreichen. Es
gibt aber spezielle Sehhilfen, die eine Vergrößerung des Bildes auf der Netzhaut
bewirken. Da die Makula Millionen von Sinneszellen enthält und die Krankheit nur
langsam fortschreitet, können noch über lange Zeit intakte Inseln bestehen bleiben.
Solange es genügend sind, um z.B. eine vergrößerte Schriftzeile zusammenhängend
zu erkennen, können optische oder elektronische Hilfsmittel dem Patienten das
Lesen ermöglichen. Allerdings muss der Patient sehr viel Geduld aufbringen und den
festen Willen haben, die anfangs erheblichen Schwierigkeiten zu überwinden.
Je stärker diese Sehhilfen das Bild vergrößern, desto mehr engen sie das
Gesichtsfeld ein. Doch wer immer gern gelesen hat, wird diese anstrengende
Eingewöhnungszeit in Kauf nehmen und sich einen wichtigen Teil seiner
Unabhängigkeit und Lebensqualität erhalten.
Auch zum besseren Erkennen entfernter Objekte stehen für sehbehinderte Patienten
Hilfsmittel zur Verfügung - z.B. um das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgen zu
können.
Trotz der technischen Fortschritte auf dem Gebiet der vergrößernden Sehhilfen
kommt längst nicht jeder Patient mit dem System zurecht, das theoretisch für ihn
geeignet ist. Es genügt nicht, den Grad der Vergrößerung zu ermitteln, der im
Moment günstig erscheint. Das Stadium und der weitere Verlauf der Krankheit sind
ebenso entscheidend wie das Allgemeinbefinden des Patienten, seine Belastbarkeit,
seine Motivation und seine Lebensgewohnheiten.
Führt die altersbedingte Makuladegeneration zur Erblindung?
Da die Sinneszellen, die außerhalb der Makula liegen, durch diese Krankheit nicht
zerstört werden, bleibt dem Patienten das Orientierungsvermögen erhalten. Selbst im
späten Stadium, wenn die zentrale Sehschärfe restlos verloren ist, kann er Kontraste
und Umrisse wahrnehmen. Das heißt, dass diese Erkrankung nicht zur völligen
Erblindung führt. Vor dem Gesetz gilt der Patient dennoch als blind und hat Anspruch
auf Blindenhilfe.
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