Kapitel 2 Literatur zu Kapitel 2 •! H.-G., Petersen, Finanzwissenschaften I, Kohlhammer, 1993 •! Debreu, Theory of Value, Yale Univ. Press, 1959 •! Bartmann, Einführung in die Ökologische Ökonomie, 2001, Lucius & Lucius •! H.Rogall, Nachhaltige Ökonomie, Metropolis, 2009 •! H.Rogall, Ökologische Ökonomie, VS Verlag, 2008H.Bartmann, Umweltökonomie ökologische Ökonomie, Kohlhammer, 1996 •! V.Linz, Die wichtigsten Wirtschaftsdenker, Marix Verlag, 2007 •! R.H. Coase, The Nature of the Firm 1937 •! R.H. Coase, The Problem of Social Cost 1960 •! F. Helmedag, Zur Vermarktung des Rechts: Anmerkungen zum Coase.Theorem, 1999 in Wolf et.al „Politische Ökonomie als Bansteigskarte für das 21. Jahrhundert“ Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 2 1 Dogmengeschichtliche Einordnung Klassik 18./19. Jahrhundert •! liberale Grundhaltung •! Individualismus •! Staat zieht sich auf Kernaufgaben zurück (Abgrenzung zum Merkantilismus) •! Wegbereiter des Ordoliberalismus •! Preismechanismus sorgt für Verteilung •! Freier Handel, Freier Außenhandel •! Arbeitskraft wird als Quelle allen Wohlstands angesehen •! Modelltheorie tritt in den Hintergrund •! Vorrangig Makroökonomik - Wachstumstheorie Vertreter: Smith, Ricardo, Malthus, Say, Mill Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 1 Folie 3 Dogmengeschichtliche Einordnung Neoklassik: Hochphase 1871 - 1936 •! Entwicklung des Marginalprinzips •! Präferenzordnung der Konsumenten •! Individuelle Optimierungskalküle •! Mikroökonomische Betrachtung •! Subjektive Wertlehre •! ! Monetarismus, … Vertreter: Menger, Marshall, Walras, Pareto, Fisher, Pigou ... Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 4 1.1 Neoklassik Homo Economicus •! der ökonomisch handelnde Mensch •! Verhält sich streng eigennutzmaximierend •! alle Alternativen werden bewertet •! zwegrationales Verhalten •! rationales Verhalten Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 1.1 Folie 5 Neoklassik Unbegrenzte Bedürfnisse •! Es gibt keine keine Grenze für physischen und nichtphysischen Konsum Knappheit •! Es herrscht permanente Knappheit Effiziente Allokation •! Produktionsfaktoren müssen zur Überwindung der Knappheit effizient eingesetzt werden Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 6 1.1 Neoklassik Präferenzen •! Vergleichen Alternative Konsummöglichkeiten •! U.b.B. lassen sich Nutzenfunktionen ableiten Konsumentensouveränität •! Entscheidungen von Konsumenten sind nicht durch Dritte zu ändern •! Staatliche Einflussnahme ist überflüssig •! Kritik: keine gesellschaftliche Zielstellung formulierbar Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 2 •! •! •! •! •! •! •! Folie 7 Allgemeines Gleichgewicht geht auf Walras (1874) zurück vollkommen flexible Preise und Löhne zeitlose Anpassung von Angebot und Nachfrage Mengenanpasserverhalten Grenzkosten = Preis Regel Vollständige Information Zentraler Auktionator Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 8 2 Allgemeines Gleichgewicht •! Gerard Debreu “Theory of Value” (1959) An Axiomatic Analysis of Economic Equilibrium •! Rationale, maximierende, endlich viele Mikroagenten (Haushalte und Firmen) •! Produktion und Konsum von endlich vielen Gütern •! Handeln auf Zukunftsmärkten •! Private ownership Economy Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 9 2.1 Güter und Priese •! Güter – sind Konsum- und Produktionsgüter •! (Rohmaterial, Nahrungsmittel, Autos, .... , und Arbeit!) •! werden durch Ort, Zeit und Qualität bestimmt •! !l – commodity space •! p =( p1 ,..., pk ,...., pl ) – Preisvektor •! - Ausgangsressourcen Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 w Folie 10 2. Güter und Preise “The number l of commodities is a given positive l integer. An action a of an agent is a point of ! , the commodity space. A price system p is a point of !.l The value of an action a relative to a price system p is the inner product p ! a.” Debreu, S. 35 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 11 2.2 Produzenten •! n !! •! y j !! l – Produzenten – Produktionsplan des Produzenten j n •! y = ! y j – total production oder total supply j=1 n •! Y = ! Y j – total production set j=1 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 12 2.2 Produzenten “The number n of producers is a given positive integer. Each producer is indicated by an indexj = 1,...,n . The jth producer chooses a point, his production or his supply y j , in a given non-empty subset of Rl , his production setn Y j. Given a production yi , for each producer y = ! y j is called the total production or the n j=1 total supply; the set Y = ! Y j is called the total j=1 production set.“ Debreu, S. 39 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 2 Folie 13 Allgemeines Gleichgewicht Annahmen zum production set Yi Y j ist abgeschlossen (kontinuierlich) •! •! 0 !Y j (Möglichkeit keiner Aktivität) Y ! " # {0} (Unmöglichkeit von free production) •! •! Y ! ("Y ) # {0} (Irreversibilität des Produktionsprozess •! (Y j + Y j ) ! Y j (Additivität) Y j ist convex •! •! Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 und viele weiter siehe Debreu S. 39 -42 Folie 14 2.2 Produzenten – Profit Maximierung “Given a price system p and a production y j , the profit of the jth producer is p ! y j . The total profit is p ! y .” (…) “ Given the price system p, the jth producer chooses his production in his production set Y j Debreu S. 43 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 15 2.3 Konsumenten •! m !! – Konsumenten •! xi !! l – Konsumplan des Konsumenten i m •! x = ! xi – total consumption oder total demand i n •! Y = ! Yi – total consumption set j =1 •! pixi ! wi – Budgetbeschränkung Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 16 2.3 Konsumenten “The number m of consumers is a given positive integer. Each consumer is indicated by an index i = 1,...,.. m The ith consumer chooses a point, his consumption or his demand xi , in a given non-empty subset of Rl, his consumption set Xi . Given a m consumtion xi ,for each consumer, x = x is called !i i=1 the total consumtion or the total n demand: the set X = ! Xi is called the total i=1 consumtion set.“ Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 17 Debreu, S. 39 2.3 Konsumenten Annahmen zum consumption set Xi Xi ist abgeschlossen (kontinuierlich) Xi hat untere Schranke u. ist verbunden Xi ist konvex ... Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 18 2.3 Konsumenten Präferenzen •! !" Päferenzordnung für jeden Konsumenten i •! ist eine binäre Relation mit bestimmten Eigenschaften (reflexiv, transitiv, ...) •! es gilt entweder: xi1 ! xi2 , xi1 !" xi2 , xi1 !" xi2 i i i •! Nicht-Sättigung! Weitere Bedingungen und Ausführungen: vgl. Debreu Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 2.3 Folie 19 Konsumenten Nutzenfunktion „ A untility function ui for the ith consumer is an increasing function from Xi preordered by !" to ! .“ i Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 20 2.4 •! •! •! •! Gleichgewicht Gleichgewicht wird durch Tâtonnement-Prozess erreicht sind obige Bedingungen erfüllt (und weitere) gibt es einen gleichgewichtigen Preisvektor p*so dass die Ökonomie ! = ((Xi ,!" ),(Yi ),(wi ),(" i )) im Gleichi gewicht ist jeder Akteur (Haushalt, Firma) hat dabei eine Nutzen(Gewinn-) maximierende Entscheidung getroffen die Ökonomie ist in einem Paretooptimum Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 2.5 Folie 21 Kritik „Genau genommen handelt es sich bei der neowalrasianischen Theorie lediglich um die Beschreibung einer Märchenwelt hypothetischer („notional“) wirtschaftlicher Aktivitäten, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft angehörenden Ökonomie besitzt. Sie ist unverfälschte und reine Science Fiction, elegant und raffiniert, darüber besteht kein Zweifel, aber dennoch Science Fiction.“ Clowe (1975) nach http://www.keynes-gesellschaft.de/Hauptkategorien/ NeoklassischeUminterpretation/Rueckbesinnung.html Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 22 3 Paretooptimale Wettbewerbswirtschaft •! Staatliche Interventionen in den Markt bedürfen einer Rechtfertigung •! Sie kommt immer dann Zustande, wenn im Markt wohlfahrtstheoretische Suboptimalitäten vorherrschen •! Das Referenzsystem ist die paretooptimale Wettbewerbswirtschaft Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 3 •! •! •! •! •! Folie 23 Paretooptimale Wettbewerbswirtschaft individualistisch, utilitaristischer Ansatz keine allgemeine kollektivistische Bewertung Individuen verhalten sich eigennutzstrebend rationales Verhalten der Individuen Lenkung, Koordination und Verteilung erfolgt über den Marktmechanismus bzw. in diesem Fall über Tauschmechanismen Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 24 3 Paretooptimale Wettbewerbswirtschaft •! In einer statischen neoklassischen Wirtschaft wird die Pareto-Optimalität durch drei Effizienzbedingungen ausgedrückt •! Produktions-Effizienz •! Tausch-Effizienz •! Pareto-Effizienz Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 3 Folie 25 Paretooptimale Wettbewerbswirtschaft •! X,Y •! A, B •! K, L Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 zwei Güter Fall zwei Haushalte zwei Produktionsfaktoren Folie 26 3.1 Tauscheffizienz Quelle: Petersen/ Müller 1999, S. 82. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 27 3.1 Tauscheffizienz „Unter Tauscheffizienz wird eine optimale Verteilung eines gegebenen Gütervolumens der Güter X und Y auf die Individuen A und B in Anlehnung an deren Präferenzen verstanden; optimal in dem Sinne, dass durch eine Umverteilung dieser Güter werde An noch B besser gestellt werden kann, ohne dass das jeweils andere Individuum sich schlechter stellt.“ vgl. Petersen, S. 52 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 28 3.2 Produktionseffizienz Quelle: Petersen/ Müller 1999, S. 86. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 29 3.3 Pareto-Effizienz Quelle: Petersen/ Müller 1999, S. 90. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 30 3.3 Große Nutzenmöglichkeitskurve NB NA Vgl. Petersen S. 52 ff und Bartmann S. 22 ff Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 3.5 Folie 31 Marktgleichgewicht Preis p !K Grenzkostenkurve !x Nachfrage p* Menge x x* Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 32 3.5 Relevanz der Gleichgewichtstheorie Kritik: (vgl. Bartmann 31 ff) •! Präferenzen ändern sich •! Keine Vollständige-Konkurrenz •! vollständige Informationen / rationale Erwartungen •! Reduktion auf den Homo Economicus •! Gesellschaftliche Konfliktfelder •! Einheit von Ökonomie, Ökologie, Politik •! Vernachlässigung der sozialen, ökologischen und psychologischen Dimension Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 3.6 Folie 33 Marktversagen Marktversagen liegt vor, wenn keine paretooptimale Allokation von Ressourcen möglich ist. Ursachen für Marktversagen sind: •! Externe Effekte, •! Marktmacht, z.B. Monopole, •! Fehlende Informationen (Principal-Agent-Theorie), •! Öffentliche Güter Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 34 4 Externe Effekte •! Externe Effekte bedeuten ein Marktversagen! •! Definition: Externe Effekte sind „…Auswirkungen, die mit positivem oder negativem Vorzeichen in die Nutzen- oder Produktionsfunktion Dritter eingehen, und für die es keine Marktpreise gibt.“ (CANSIER 1993, S. 24.) Externe Effekte entstehen immer dann, wenn der Wohlstand eines Akteurs (Haushalt, Unternehmen, staatliche Einrichtung) nicht nur direkt von den eigenen Aktivitäten (Produktion und/oder Konsum), sondern auch indirekt von den Aktivitäten anderer Akteure abhängt. •! Beispiel: Resort Hotel und Stahlfabrik an einem Fluss Erholung bzw. Konsum der „unberührten Natur“ wird beeinflusst durch produktionsbedingte Emissionen Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 4.1 Folie 35 Arten von Externalitäten •! positive Konsumexternalitäten: •! Durch Landschaftspflege schafft der Landwirt einen "Mehrwert" für Spaziergänger. •! negative Konsumexternalitäten: •! Durch die Ausbringung von Mineraldüngern und Gülle kommt es zu Nitrateinträgen in das Grundwasser. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 36 4.1 Arten von Externalitäten •! positive Produktionsexternalitäten: •! Forschungsergebnisse eines Unternehmens werden öffentlich bekannt. •! negative Produktionsexternalitäten: •! Die Nitrateinträge aus der Landwirtschaft zwingen die lokalen Wasserversorger zur Errichtung von Denitrifikationsanlagen, die den "Produktionspreis" des Wassers erhöhen. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 4.1 Folie 37 Arten von Externalitäten •! Pekuniäre externe Effekte Beispiel: Zuwanderung eines Unternehmens löst in der Region steigende Bodenpreise und damit Mieten aus. Die Externalitäten stellen hier allerdings kein Marktversagen dar, sondern reflektieren den funktionierenden Marktmechanismus. •! Nicht-pekuniäre externe Effekte oder technologische externe Effekte Die Produktionsfunktionen bzw. Nutzenfunktionen zweier Wirtschaftssubjekte beeinflussen sich gegenseitig. In diesem Fall liegt Marktversagen vor, weil diese Art positiver und negativer Externalitäten sich nicht im Preismechanismus niederschlagen. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 38 4.2 Marktgleichgewicht ohne externe Efekkte Preis p !K Grenzkostenkurve !x Nachfrage p* Menge x x* Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 4.2 Folie 39 Marktgleichgewicht mit externe Efekkte Preis p soziale Grenzkosten !K Grenzkostenkurve !x Nachfrage pS p* Menge x xS Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 x* Folie 40 4.3 Internalisierung externer Efekkte Externe Effekte bedeuten, dass die sozialen Kosten über den privaten Kosten liegen Über die Internalisierung erfolgt eine Preiserhöhung, so dass die Nachfrage sinkt und die sozialen Kosten dem Angebot entsprechen Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 4.3 Folie 41 Internalisierung externer Efekkte Wenn keine Internalisierung erfolgt: 1. 2. Angebot und Nachfrage für das Gut sind zu hoch es wird ein (zu) hohes Maß an Umweltverschmutzung produziert 3. der Güterpreis ist zu niedrig 4. es bestehen keine Anreize, die Verschmutzung pro Output-Einheit zu reduzieren 5. Recycling und Wiedereinsatz der Substanzen erfolgt deshalb nicht, weil ihre kostenlose Entsorgung in der Umwelt möglich ist Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 42 4.3 Internalisierung externer Efekkte •! Internalisierung bedeutet: Anwendung des Verursacherprinzips Diesem steht gegenüber: Gemeinlastprinzip •! Negative externe Effekte lösen Schäden aus, die ggf. (insbesondere, wenn gesellschaftlich gefährlich) vermieden werden müssen: Schadenskosten Vermeidungskosten Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 4.3 Folie 43 Internalisierung externer Efekkte Möglichkeiten der Internalisierung: •! Steuer auf die Nutzung des Gutes (Ökosteuer) •! staatliche Auflagen und Gebote (Begrenzung des Konsums o. Angebots) •! Zertifikatslösung (ETS) •! Umwelthaftungsrecht (Beseitigung der Schäden) •! Subventionen (Substitution) Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 44 4.3.1 Pigou-Steuer Preis p soziale Grenzkosten Nachfrage Pigou-Steuer !K Grenzkostenkurve !x pS p* Menge x xS x* Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 45 4.3.2 Coase-Ansatz Ronald Harry Coase, 1910 London 1991 Nobelpreis „The Nature of the Firm“ 1937 „The Problem of Social Cost“ 1960 Mitbegründer der Neuen Institutionenökonomik Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 46 4.3.2 Coase-Ansatz Welche Wirkungen auf die Allokation von Ressourcen ergeben sich bei alternativen eigentumsrechtlichen Bestimmungen, wenn Akteure im Wirtschaftsprozess für Schädigungen gegenseitig aufkommen? Setzt auf Verhandlungslösungen zwischen Verursacher und Geschädigtem Ist eine freiwillige, dezentrale und private Lösung. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 47 4.3.2 Coase-Ansatz „It is my belief that economists, and policy-makers generally, have tended to over-estimate the advantages which come from governmental regulation“ Coase 1960 zitiert nach Helmedag 1999 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 48 4.3.2 Coase-Ansatz Schadens- und Vermeidungskostenfunktion ! Vermeidungskosten Gesamtkostenkurve Gesellschaftliche Schäden S(E) A Gesamtkostendarstellung Quelle: CANSIER (1996), S. 15. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 49 4.3.2 Coase-Ansatz Schadens- und Vermeidungskostenfunktion ! b Grenzkosten- Grenzdarstellung Grenz-Schäden S(E) Vermeidungskosten Quelle: CANSIER (1996), S. 15. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 50 4.3.2 Coase-Ansatz S (E) = gesellschaftliche Schäden in Abhängigkeit von dem Grad der Emissionen (Umweltverschmutzung) ! K (E) = gesellschaftliche Vermeidungskosten in Abhängigkeit " K (E) = gesellschaftliche Gesamtkosten K´ (E) = Grenzvermeidungskosten S´ (E) = Grenzschadenskosten •! Gleichgewicht: K´ (E) = S´ (E) minimale gesellschaftliche Kosten optimales Internalisierungsniveau! Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 51 4.3.2 Coase-Ansatz •! Frage: Wer ist der Verursacher von Externalitäten? •! COASE weist hier auf den reziproken Charakter von externen Effekten hin. Lässt man Emissionen zu (z.B. durch Stahlfabrik), gibt es Benachteiligte (z.B. Resort Hotel). Verbietet man Emissionen (zugunsten des Resort Hotels), gibt es ebenfalls Benachteiligte (Stahlfabrik) sein Bsp.: Konkurrenz von Ranchern und Farmern um den gleichen Boden •! Problem: Sind Emittenten verantwortlich, müssen diese die Vermeidungskosten tragen! Haben die Emittenten das Recht zur Emission, dann müssen ihnen die Nutznießer (oder stellvertretend der Staat) die Vermeidungskosten ersetzen! Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 52 4.3.2 Coase-Ansatz •! da hier wenige Beteiligte vorliegen, handelt es sich um small number externalities ! Internalisierung über Verhandlungen •! Probleme: Verhandlungsversagen (spieltheoretische Lösungen) Akzeptanz (Ruch der Korruption) •! COASE geht dabei von zwei Möglichkeiten aus, die zum gleichen Allokationsergebnis führen: Die Betroffenen (bzw. Nutznießer) zahlen dem Verursacher eine Entschädigung, damit er die Emission einschränkt! Der Verursacher der Emissionen entschädigt die Betroffenen! •! Während das Allokationsergebnis identisch ist, sind die Wirkungen auf die Einkommensverteilung höchst unterschiedlich (abgesehen vom Akzeptanzproblem). Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 53 4.3.2 Coase-Ansatz •! Damit stellt sich die Frage nach den Eigentumsrechten? •! Szenario 1: Eigentumsrechte liegen auf Seiten des Verursacher (Viehzüchter; laissez-faire Regel). Die Zerstörung kann unbeschränkt ausgedehnt werden: ohne Verhandlung: Zustand # ! Dabei liegt das „optimale“ Verschmutzungsniveau bei $. #!$: Grenzschadenskosten beim Bauer S´(E) sind größer als die zusätzlichen Vermeidungskosten K´(E) bei dem Viehzüchter Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 54 4.3.2 Coase-Ansatz COASE-Theorem mission Vermeidung Quelle: CANSIER (1996), S. 37. Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 55 4.3.2 Coase-Ansatz S´ = (maximale) marginale Zahlungsbereitschaft des Bauern für Verringerung der Verschmutzung K´ = (minimale) marginale Entschädigungsforderung des Viehzüchters Verhandlungsanreiz für Bauern! Zahlungen des Bauern: E! vermiedene Schäden: "E S !(E) Vermeidungskosten Viehzüchter ! pV = [E ! E] # E! E ! K "(E) Bei dem optimalen Verschmutzungsniveau $ erzielen beide Verhandlungspartner einen Wohlstandsgewinn (Viehzüchter= a und Bauer = b). a + b = Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 maximal möglicher Verhandlungsgewinn Folie 56 4.3.2 Coase-Ansatz •! Szenario 2: Das originäre Recht liegt bei dem Bauer; es kann jegliche Schädigung unterbinden! Ausgangspunkt: Null-Schädigung, d.h. der Viehzüchter muss entweder auf die Produktion verzichten oder hohe Instandsetzungskosten tragen! Verhandlungsanreiz für Viehzüchter! K´ S´ = (maximale) marginale Zahlungsbereitschaft für zusätzliche Schädigung (Viehzüchter) = (minimale) marginale Entschädigungsforderung (Bauer) bei Preis PE: a´ + b´ Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 $ ! (max. Verhandlungsgewinn) Folie 57 4.3.2 Coase-Ansatz •! Beide Lösungen führen also zu $ (Invarianzaussage) •! Die externen Effekte werden auf das optimale Maß reduziert (Effizienzaussage) Im Vorteil ist derjenige, der die originären Eigentumsrechte inne hat. Das Eigentumsrecht verkörpert also einen wirtschaftlichen Wert. Liegt es auf Seiten des Viehzüchters, spart diese durch die Schädigung Kosten ein und erzielt aus der Veräußerung des Eigentumsrechtes einen Gewinn. Der Bauer erleidet dagegen eine Gewinneinbuße, die sich im Zuge der Verhandlungen verringern lässt (und vice versa). Konsequenz: Die Eigentumsordnung determiniert die Einkommensverteilung! Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 58 4.3.2 Coase-Ansatz •! Probleme: 1. Annahme: keine Informations- und Transaktionskosten 2. Der Verhandlungsprozess muss nicht zu $ führen 3. Entscheidend ist die Machtkonstellation (bilaterales Monopol o.ä.) ! Markt- bzw. Verhandlungsversagen 4. Umweltprobleme sind komplexer und i.d.R. nicht auf zwei Betroffene beschränkt ! large number externalities •! CANSIER: Was die Zahlungsbereitschaft (ZB) und die Entschädigungsforderung betrifft, gilt aufgrund der notwendigen Unterscheidung zwischen kompensatorischer Einkommensvariation und äquivalenter Einkommensvariation (vgl. IV.1.) immer: ZB < EF Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 5 Folie 59 Güterarten Kriterien der Systematisierung: •! Ausschlussprinzip •! Können Dritte von der Nutzung ausgeschlossen werden? (bei privaten Gütern der Fall) •! Nutzenrivalität •! Nutzen sink, wenn mehrere Personen das gleiche Gut konsumieren (bei allen knappen Gütern der Fall) Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 60 5 Güterarten Unterschieden werden: 1.! 2.! 3.! 4.! Private Güter Öffentliche Güter Meritorische Güter Demeritorische Güter vgl. Rogall 2008, S 56 und Petersen S. 139 ff Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 5.1 Folie 61 Private Güter Nutzenrivalität vorhanden Ausschlussprinzip möglich Dienstleistungen und Sachgüter Konsumgüter langlebige K. und kurzlebige K. Investitionsgüter Verbrauchsgüter Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 62 5.2 Öffentliche Güter Ausschlussprinzip versagt „Reine“ öffentliche Güter keine Nutzenrivalität hohe positive Externe Effekte „unreine“ öffentliche Güter Nutzenrivalität a.G. von Kapazitätsmängel Ausschlussprinzip technisch möglich ! begrenzte öffentliche Güter Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 5.3 Folie 63 Meritorische Güter 1.! Ausschlussprinzip versagt 2.! es besteht Nutzenrivalität 3.! Positive externe Effekte 4.! zu geringe Nachfrage Gründe für zu geringe Nachfrage: 1.! Irrationale Entscheidungen 2.! Unvollständige Informationen 3.! Falsche Zeitpräferenzrate 4.! Externe Effekte Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 64 5.4 Demeritorische Güter 1.! beim Konsum entstehen externe Effekte 2.! Daher wird über Markteingriffe die Nachfrage oder das Angebot reduziert Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 6 Folie 65 Umweltgüter •! Umweltgüter sind alle natürlichen Ressourcen •! sie sind Bestandteil der Natur •! Üben folgende Funktionen aus: •! Produktionsfunktion (Boden, Wasser Luft, erneuerbare und nicht-erneuerbare Ressourcen) •! Senkenfunktion •! nimmt Kuppelprodukte der Produktion auf (Abfälle) •! Lebensraumfunktion •! Aufrechterhaltungsfunktion (Klima, Ozonschicht) •! Reproduktionsfunktion (Erholung) Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 66 6 Umweltgüter •! In der neoklassischen Definition von Umweltgütern werden diese als Substitute betrachtet. •! Kritik! •! Vorranging dienen sie der Produktions- und Senkenfunktion. •! Kritik! •! Wie jedes Gut haben sie einen abnehmenden Grenznutzen •! Kritik! Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 6.1 Folie 67 Umweltgüter im Spektrum von materiellen und immateriellen Gütern •! Umweltgüter… z.B.: „schöne“ Landschaften saubere Luft und sauberes Wasser Artenvielfalt › genetisch (innerhalb einer Art) › ökologisch (viele verschiedene Arten) … können sowohl materieller als auch immaterieller Natur sein bzw. einen materiellen oder auch immateriellen Nutzen stiften. z.B.: Nutzung bestimmter Umweltgegebenheiten (Tiefland, Bergland, Gewässer) zur Produktion (Landwirtschaft, Bergbau, Fischzucht) bzw. zum Konsum (Freizeit- und Erholungsaktivitäten) von materiellen (Nahrungsmittel, Trinkwasser, Metalle) und immateriellen (Wandern, Radfahren, Bergsteigen, Wassersport) Gütern Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 68 7 Kennzeichen privater und öffentlicher Güter Private Güter •! produzierte Güter, unterliegen Knappheitsbedingungen •! hohe positive interne Effekte (subjektiver Nutzen des Konsumenten) •! negative externe Effekte (bei Konsum und Produktion) möglich •! Geltung des Ausschlussprinzips •! Rivalität im Konsum Öffentliche Güter (öG) •! produzierte Güter, unterliegen Knappheitsbedingungen •! hohe positive externe Effekte (bei begrenzten öG auch interne Effekte) •! negative externe Effekte bei Produktion möglich •! Versagen des Ausschlussprinzips (beschränkte Anwendbarkeit bei begrenzten öG) •! Nicht-Rivalität im Konsum (bei begrenzten öG auch Rivalität möglich) Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 7.1 Folie 69 Von der Ubiquität zum begrenzten öffentlichen Gut •! natürliche Ressourcen bzw. Umweltmedien wie Luft, Wasser und Boden zählten früher zur Kategorie der freien Güter: –! –! –! –! nicht produziert unterlagen keinen Knappheitsbedingungen waren frei und in unbegrenzter Menge verfügbar (Ubiquitäten) Grenzkosten der Bereitstellung (= Preis; bei vollkommener Konkurrenz) = 0 •! durch die Einführung von Eigentumsrechten, die zunehmende Bevölkerung und infolge der Umweltverschmutzung wurden Boden, Wasser und Luft zu „knappen“, m.a.W. begrenzten öffentlichen Gütern oder sogar privaten Gütern Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 70 7.1 Von der Ubiquität zum begrenzten öffentlichen Gut •! Eigenschaften: Konsumrivalität in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität (Kapazitätsgrenze überschritten ! Überfüllungsphänomene) Ausschlussprinzip beschränkt anwendbar Beispiel: frei zugänglicher („wilder“) Strand - je mehr Badegäste hinzukommen, umso „überfüllter“ (bei liegen gelassenen Abfällen i.d.R. auch „verschmutzter“) wird der entsprechende Strandabschnitt, was für die bisherigen Badegäste zu Nutzeneinbußen (z.B. in Bezug auf Erholung, Ruhe) führt Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 7.2 Folie 71 Umweltknappheit als Ansatzpunkt ökonomischer Überlegungen •! Internalisierungsbedarf › Knappheitsrenten über Eigentumsordnung oder staatliche Schattenpreise (Staat als Monopolist ! Steuern) › Internalisierung externer Effekte über entsprechende wirtschaftspolitische Instrumente › Begrenzung des möglichen Trittbrettfahrens durch -! Aufklärung über Kosten- und Leistungsverhältnisse (da Benefit Pricing in der Praxis versagt), gerichtet gegen das Anspruchsverhalten -! Appell an die Eigenverantwortlichkeit -! politische Mittel: Diskurs über gesellschaftliche Werte Erziehung und Stärkung des Umweltbewusstseins Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 72 8 Allmendeproblem •! Unter Allmende wurde seit dem Mittelalter die durch alle nutzbare Weidefläche eines Dorfes bezeichnet •! Zu beobachten ist, dass Gemeinschaftseigentum weniger durch den Einzelnen geschützt wird, als eigenes Privateigentum •! „Tragedy of the Commons” (Hardin 1968) •! Unglückliche Begriffsfindung bzw. –verwendung, da die dörfliche Allmende i.d.R. gut funktioniert •! Allmendegüter in der Wirtschaftswissenschaft: •! Güter, für die keine Eigentumsrechte definiert sind •! Kein Marktzutrittsbeschränkungen herrschen Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 8.1 Folie 73 Allmendeproblem - Gefangenendilemma •! hierzu zählen u.a. Fischbestände, Atmosphäre •! Formale (einfache) Darstellung über das Gefangenendilemma Ausbeuten -5 Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 -5 -5 Ausbeuten Beschränken Beschränken 2 2 4 -5 4 Folie 74 8.2 Lösungen für das Allmendeproblem •! Zuweisung von Eigentumsrechten (problematisch) •! Staatliche Quoten – z.B. Fangquoten bei Fischfang •! Definition von Verfügungsrechten •! Selbstorganisation: Elinor Ostrom 1990 Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action (1990) – Nobelpreis – 2009 •! Unter bestimmten Bedingungen sorgen Selbstorganisationsmechanismen bei Allmenden dafür, dass eine Übernutzung unterbleibt •! Problem: Anwendung im Globalen Maßstab Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 8.4 Folie 75 Trittbrettfahrerverhalten •! Tritt bei öffentlichen Gütern auf, wenn ein Akteur versucht, auf Kosten der Gemeinschaft bestehende Regeln zu umgehen und so seinen eigenen Nutzen zu steigern •! z.B. Internationale Klimaverhandlungen •! Kennzeichen für die Allmendeproblematik Macht die Einführung eines Sanktinonsmechanismus notwendig Umweltökonomie Dr. Frank Meißner Sommer 2010 Folie 76