Lehrgebiet Entwerfen Prof. Jean Flammang EW 2 im WS 2016-17: synagoge Erstlich, daß man ihre Synagogen oder Schulen mit Feuer anstecke und, was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, daß kein Mensch einen Stein oder Schlacke sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserm Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, daß wir Christen seien und solch öffentlich Lügen, Fluchen und Lästern seines Sohnes und seiner Christen wissentlich nicht geduldet noch gewilligt haben. Martin Luther: Von den Juden und ihren Lügen (1543) Eine Synagoge (von griechisch συναγωγή synagōgē; Versammlung) ist ein Gebäude, das der Versammlung, dem gemeinsamen Gottesdienst und oft auch als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde dient. Sie ist die wichtigste Institution im Judentum und hat den gemeinschaftlichen Gottesdienst des Christentums und des Islams maßgeblich beeinflusst (Wikipedia). Synagogen sind seit ihrer Entstehung, anders als z.B. christliche Gotteshäuser, keinem strengen stilistischen oder typologischen Kanon unterworfen. Einzige Konstante ist der Kultus mit seinen wenigen, aber strengen Regeln. Deshalb eignet sich diese Aufgabe in besonderem Maße, das Entwerfen von Räumen zu üben, die, weitgehend unabhängig von Vorbildern, einzig und allein den in ihnen stattfindenden Ereignissen, also, wenn man so will: ihrer Funktion verhaftet sind. Ort Eine Besonderheit bei diesem Entwurf dürfte der Ort sein. Sie müssen Ihre Synagoge auf dem im Gemälde von Giorgio de Chirico dargestellten Piazza d’Italia (1929?) positionieren. Dazu müssen Sie diesen zunächst einmal „rekonstruieren“, d.h., falsche Perspektiven korrigieren und bei Bedarf außerhalb des Bildausschnittes liegenden Teile ergänzen. Die Elemente des Chirico-Bildes sollen in Ihre Darstellungen, Zeichnungen wie Modellen, einfließen, soweit es sich durch den Entwurf ergibt. Wie Sie das zeichnerisch und modellbautechnisch bewältigen ist Teil der Aufgabe. Giorgio de Chirico: Piazza d’Italia (1929?), Privatbesitz Aufgabe Entwerfen Sie eine Synagoge für etwa 150 Besucher, davon ein Viertel bis ein Drittel auf einer Empore. Das Gebäude muss folgende Einrichtungen beherbergen: • Toraschrein (Aron ha-Qodesch), an der Ostwand (Richtung Jerusalem) • Ewiges Licht (Ner Tamid), über dem Toraschrein • Pult für den Vorbeter • Lesepult (Bima), etwa in der Mitte des Raumes • Siebenarmiger Leuchter (Menora) • Waschbecken, zum Reinigen der Hände vor dem Gebet • Sitzbänke mit Aufbewahrungsmöglichkeit für Gebetbücher, Gebetsschals und Gebetsriemen • Empfang, Garderobe, Raum für Rabinner • Sanitärräume nach VStättVO Der Gebetsraum muss geostet sein (gilt nicht für Zentralräume). Ansonsten sind Sie in der Formfindung frei. Zur Geschichte, Architektur und Ausstattung von Synagogen benötigen Sie eine gründliche Recherche. Folgende Websites sind hierfür zu empfehlen: http://schule.judentum.de/projekt/synagoge.htm http://www.payer.de/judentum/jud506.htm https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge http://www.talmud.de/tlmd/die-synagoge/ Außerdem finden Sie in der Fachbereichsbibliothek in meinem Semesterapparat diese Bücher: - Christina Brüll, Norbert Ittmann, e.a.: Synagoge – Kirche – Moschee. Kulträume erfahren und Religionen entdecken - Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Gebauter Aufbruch. Neue Synagogen in Deutschland Sie dürfen übrigens jederzeit als Gast an einem Gottesdienst in einer Synagoge teilnehmen. Beachten Sie dabei bitte, dass in vielen Synagogen in NRW heute weitgehend russisch gesprochen wird. Besser vorher erkundigen. Leistungen • Lageplan M. 1:100 • Alle Grundrisse M. 1:100 • 4 Schnitte (die Schnittführungen werden in der Korrektur festgelegt) M. 1:100 • Alle Ansichten M. 1:100 • Halber Schnitt mit Fassade und Teilgrundriss sowie Mobiliar M. 1:25 • mindestens 4 Perspektiven (3 innen, 1 außen) o. M. Alle Zeichnungen im Format 70 x 100 hochkant. Die Zeichentechnik ist freigestellt, die abzugebenden Blätter müssen aber geplottet sein. Daraus folgt, dass Handzeichnungen ggf. gescannt und in ein CAD-Dokument eingefügt werden müssen. Namen, Thema, Datum usw. in einem diskreten Streifen am unteren Bildrand • Einsatzmodell M. 1:100 • Skizzenbuch oder –mappe • CD • Präsentation der Arbeit in einem öffentlichen Prüfungscolloquium • Zu Beginn der Übung wird die Gruppe ein Umgebungsmodell der Piazza d’Italia aus MDF bauen müssen, in welches die Modelle und Arbeitsmodelle eingesetzt werden können die CD muss enthalten: alle Blätter einzeln als PDF (Dateien bitte nicht zu groß) zusätzlich die Perspektiven und die Militärprojektionen einzeln, als PDF oder JPEG Slimcase incl. Cover mit: Bild nach Wahl, Titel des Entwurfs, Semesterangabe, Name des Verfassers/der Verfasserin bitte auch die CD selbst entsprechend beschriften Termine Der Kurs findet montags von 14h00 bis 17h00 im Raum 2.23 statt. Einführungsveranstaltung; Ausgabe und Besprechung. (Pflichtveranstaltung!): 26.09.2016 * Abgabe Entwurfsfindung (Testat**): Montag, 07.11.2016 Abgabe Entwurfsdurcharbeitung (Testat**): Montag, 19.12.2016 Abgabe Darstellung (Prüfung): 4.-5. KW 2017 * Sie müssen die Teilnahme an der Einführungsveranstaltung unterschriftlich bestätigen. ** Die Zeichnungen sind hier als Vorzeichnungen, mit Hilfe eines Beamers, im Plenum zu präsentieren. Ein für die Darstellung des gesamten Arbeit gültiges Layout wird erst am Ende des Seminars zu finden sein. Das Modell hier als Arbeitsmodell. Das definitive Modell 1:100 ist zur Prüfung fertigzustellen. Dasselbe gilt für die CD. Hinweise Entwerfen 2 ist Pflicht- und Prüfungsfach. Ihre regelmäßige Teilnahme wird vorausgesetzt, und zwar von Beginn der Veranstaltungen an. Es wird eine Liste über die von jedem/jeder Studierenden in Anspruch genommenen Korrekturen geführt. Der Kurs EW 2 ist im Modulverzeichnis mit 7 ECTS-Leistungspunkten ausgewiesen. Für das Selbststudium sind 120 Stunden vorgesehen. Demnach werden für diese Übung, über die in den Übungsstunden (Korrekturen) verbrachte Zeit hinaus, ca. 8 Stunden pro Woche vorausgesetzt. Die fristgerechte Fertigstellung ist wesentlicher Bestandteil des Entwurfs. Deshalb ist eine Prüfung in einem späteren Semester nicht möglich. Dies gilt nicht für den krankheitsbedingten Rücktritt von der Prüfung mit Attest. In diesem Fall ist die Arbeit spätestens eine Woche nach Genesung in Form einer DIN A4-Mappe (Verkleinerungen der Pläne, Modellfotos) beim Lehrenden oder im Sekretariat einzureichen (Beschluss des Prüfungsausschusses vom 28.03.2012). Später geprüft wird ausschließlich der Leistungsstand, der in dieser Mappe dokumentiert ist. Die Testate sind bewertete, unbenotete semesterbegleitende Prüfungsleistungen im Sinne der BPO. Die Vergabe der Kreditpunkte setzt das Bestehen von mindestens 50% dieser Leistungen voraus. Zulassungsvoraussetzungen: GG + GE + EW 1 + SE1 + SE 2 + MF Maximale Teilnehmerzahl: 20 Ohne Vorlage eines Arbeitsmodells wird keine Korrektur gewährt. Jean Flammang, im August 2016