Neurofeedback Fachinformation

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Neuro- Biofeedback
Beim Neurofeedback handelt es sich um ein computergestütztes interaktives
Gehirnwellentraining zur Stabilisierung und Zentrierung des Zentralnervensystems. Es
ist eine Sonderform des Biofeedbacks. Hierbei werden die Gehirnströme/-wellen in einen
Computer abgeleitet, in Echtzeit analysiert und in die verschiedenen Frequenzanteile zerlegt.
Diese wiederum werden dann auf dem Computerbildschirm dargestellt. Aufgrund der
vorhandenen Frequenzverteilung und Ausbreitung können dann, unter Hinzunahme der
beschriebenen Symptomatik der Klienten, bestimmte Gehirnregionen trainiert werden. In
Form von Hilfe zur Selbsthilfe, lernt der Klient durch die Rückmeldung des
Hirnstrommusters eine bessere Selbstregulation seines Gehirnes zu bewirken. Vorhandene
Fehlregulationen der Erregungszustände des Gehirnes werden erkannt und behoben. Dabei
soll die Resilienz (Belastbarkeit) und die Flexibilität (Anpassungsfähigkeit) erhöht werden,
dagegen die Variabilität verringert werden, zu mehr Stabilität hin. Sowohl Zustände zu
niedriger Erregung als auch zu hoher Erregung unterbinden höhere Gehirnfunktionen.
Feedback
Doch um was handelt es sich nun genau beim Thema Feedback?
Zunächst wird unter Feedback generell die Antwort bzw. Rückkoppelung auf einen Reiz
verstanden.
Die Grundannahme ist, dass unser Verhalten auf Steigerung der Lust und Verminderung von
Schmerz ausgerichtet ist. Folgt auf ein bestimmtes Verhalten (Gehirnwellenmuster) ein
angenehmer Zustand (Vibrieren des taktilen Elements, ungehinderte Sicht des Bildschirmes),
so wird dieses Verhalten in der Zukunft häufiger gezeigt. Folgt auf ein bestimmtes Verhalten
(EEG-Muster) ein unangenehmer Zustand (Verkleinern oder Streuung des Bildfeldes), wird
dieses Verhalten in der Zukunft seltener auftreten. Eine positive Verstärkung ist somit ein
Reiz, der, wenn er zu einer Situation hinzukommt, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens
dieser Reaktion unter ähnlichen Umständen erhöht. Wird ein bestimmtes Verhalten nicht
belohnt, wird es in Zukunft seltener auftreten.
In diesem Zusammenhang spricht man in der Psychologie von der operanten
Konditionierung. Aufgrund der Lernerfahrung wird ein gewisses Verhalten verstärkt oder
abgeschwächt. Für alles Lernen wollen, braucht es ein Feedback zwischen dem Gewollten
und dem Erreichten. Beim Neurofeedback finden diese Lernerfahrungen meist unbewusst statt
und dadurch ist es prinzipiell jedem möglich Neurofeedback zu erlernen.
Viele Vorgänge, die in unserem Inneren stattfinden, entziehen sich unserem Bewusstsein und
laufen automatisch ab. Dadurch, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden, können sie
auch nicht bewusst gesteuert werden, sie entziehen sich somit erst einmal unserer direkten
Einflussnahme. Um dennoch eine Einflussnahme zu ermöglichen, müssen diese Vorgänge
den Sinnen zugänglich gemacht werden, zum Beispiel visualisiert werden. Dies wird
ermöglicht mit dem Biofeedback bzw. Neurofeedback. Beim Biofeedback liegt der
Schwerpunkt in der Rückmeldung der jeweiligen vegetativen und peripheren Reize wie
Muskelspannung (EMG), Hautleitfähigkeit (EDA), Atmung, Herzratenvariabilität (HRV),
Blutvolumenpuls (BVP) oder Temperatur. Beim Neurofeedback hingegen geht es um die
Rückmeldung der Hirnströme/Spannung in Form des EEG (Elektroenzephalogramm). Noch
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so kleine Veränderungen werden sofort gemessen und zurückgemeldet. Erwünschtes
Verhalten wird folgend, im Sinne der operanten Konditionierung, verstärkt. Durch
wiederholtes Training, verfestigen sich dann die Vorgehensweisen, die zur Belohnung geführt
haben, immer mehr im Gehirn. Hilfreich ist dabei, wenn die positive Verstärkung nicht nur
einen Sinn anspricht, wie das Auditive (hören), sondern möglichst viele Sinne bedient
werden. Neben der visuellen (sichtbaren) Rückmeldung am Bildschirm stehen auch taktile
(Tastsinn) Feedback-Elemente zur Verfügung. Beim Letzteren haben sich vibrierende
Stofftiere als vorteilhaft erwiesen.
Das EEG
Die Werte die zunächst bei einer EEG-Ableitung abgeleitet werden, bezeichnet man als das
Roh-EEG. Wird diese Untersuchung zum Beispiel durch einen Neurologen durchgeführt,
dann geschieht diese Messung am Kopf anhand von 16 bis 64 Elektroden. Der Neurologe
kann dabei aus den Werten unter anderen einen Hinweis auf Epilepsie erkennen. Beim
Neurofeedback werden hingegen meist nur drei bis fünf Elektroden benötigt. Die
Ausnahme ist, wenn am Anfang der Behandlung ein quantitatives EEG (QEEG) erstellt wird,
welches noch bessere Rückschlüsse auf das Beschwerdebild erkennen lässt.
Prinzipiell geht es im Neurofeedback darum die Frequenzen des Gehirns zu beeinflussen.
Eine Frequenz ist eine Maßeinheit, angegeben in Hertz, für die Bewegung der elektrischen
Ladungen durch die Gehirnzellen bzw. eine Spannungsmessung über die Zeit. Damit es zu
einem erkennbaren Signal kommt müssen mehr als 10.000 Nervenzellen (Pyramidenzellen)
synchron arbeiten. Die Frequenzen im menschlichen Gehirn werden in vier elementare
Bereiche eingeteilt:
Delta-Bereich (1-4 Hz):
hierbei befindet sich der Mensch im
Schlafzustand, dösend, hypnotisch
Theta-Bereich (4-8 Hz):
ein tief entspannter Zustand, schläfrig
Alpha-Bereich (8-12 Hz):
ein entspannter Zustand mit geschlossenen
Augen, unaufmerksam
Low Beta-Bereich -SMR (12-15 Hz):
entspannt, motorisch ruhig, aber wach, geistig
fokussiert
Mittleres Beta (15-19 Hz):
wache Konzentration, wach fokussiert
High Beta (20-35 Hz):
hoch erregter Zustand, Anspannung
Probleme treten auf, wenn jemand untererregt oder übererregt ist, und den daraus
resultierenden Netzwerkverschaltungen. Es ist wie wenn jemand sein inneres Gaspedal nicht
findet oder permanent zu stark darauf drückt. Ziel ist es das Gehirn zu stabilisieren und eine
Unter- oder Übererregung zu verhindern, und damit die Variabilität zu reduzieren. Es wird
davon ausgegangen, dass die ideale Frequenz des Gehirnes bei 14 Hz (sensomotorischer
Rhythmus-SMR) liegt. Besteht eine Unterregung kann dies zum Symptom der Müdigkeit
führen und der Mensch neigt dann dazu sich selber in einen erregteren Zustand zu versetzen,
sei dies mit Aufputschmittel wie Kaffee oder aktivem Verhalten. Hat der Mensch jedoch
Symptome, die auf eine Übererregung hinweisen, z.B. wie Schwierigkeiten abzuschalten,
Angstattacken, Stress, Überaktivität, dann versucht er vielleicht, sich mit Alkohol oder
Medikamenten zu beruhigen bzw. sein Erregungsniveau nach unten zu regulieren.
Obwohl beim Neurofeedback nur die elektrische Aktivität der oberen Kortex-Schichten
gemessen und rückgemeldet wird, können durch komplexe Verknüpfungen der verschiedenen
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Bereiche auch grössere Netzwerke, inklusive der subkortikalen Bereiche und
Hirnstammbereiche gemessen und trainiert werden. Aus dem Verlauf der Gehirnwellen
können Rückschlüsse auf den aktuellen Zustands des Gehirnes gezogen werden. Verschiedene
Gehirnwellen spiegeln verschiedene Bewusstseinszustände, wie Tiefenentspannung,
Tagträumen, entspannte Aufmerksamkeit, Erregtheit, Angst, Stress usw. wider. Das Gehirn
kann durch wiederholtes Training erlernen einen angemessenen Zustand einzunehmen und
diesen zu halten. Durch Veränderung der Gehirnwellenamplituden können unterschiedliche
Bewusstseinszustände erreicht werden. Je länger man in einem bestimmten
Bewusstseinszustand verbleibt, desto leichter kann er später in denselben zurückfinden.
Normalerweise ist das menschliche Gehirn in der Lage, sich den verschiedenen
Anforderungen/Situationen flexibel anzupassen und zwischen den verschiedenen Zuständen
zu wechseln (Autoregulation). Ist diese Flexibilität vermindert, nimmt das Festfahren in
unerwünschten, nicht optimalen Zuständen überhand (Fehlregulation). Neurofeedback ist eine
Trainingsmethode, die die Lerneffizienz steigert, da man ständig darüber informiert/belohnt
wird, ob das Gehirn zielentsprechend funktioniert. Durch die Gehirnwellenanalyse und das
Feedback erhält man selbst die Kontrolle und es gelingt, während des Trainings,
unteraktivierte Gehirnregionen/Netzwerke zu aktivieren und überaktivierte Regionen zu
beruhigen.
Ein Frequenzbereich der an Bedeutung zunimmt ist der Infra-Low-Frequenzbereich (ILF),
der zwischen 0,1 und 0,0001 Hz liegt. Wobei es hier weniger um den Erregungslevel geht,
sondern vielmehr um die Erregungsbereitschaft der neuronalen Netzwerke. Diese
Neurofeedbackmethode haben Sue und Siegfried Othmer maßgeblich entwickelt. Bei dieser
klientenzentrierten Methode geht es nicht darum das EEG in gute oder schlechte
Frequenzen einzuteilen, sondern das Neurofeedback dient dem Gehirn als Spiegel, mit dem es
lernt, sich selbst zu regulieren. Dadurch lernt das Gehirn, flexibler in andere
Erregungszustände zu wechseln und Zustände auch stabiler beizubehalten. Die Veränderung
der neurobiologischen Verarbeitung/Strukturen/Netzwerke kann eine nachhaltig Verhaltensund Wahrnehmungs-veränderung bewirken.
Vom Gehirn zum Bildschirm
An der Kopfhaut des Klienten werden Elektroden angebracht, die die Spannungsänderungen
wahrnehmen und aufnehmen. Diese Signale werden dann an einen Verstärker weitergeleitet
und schliesslich dem Computer zugeführt, der dann Mithilfe eines speziellen Programms die
Informationen auf dem Therapeutenbildschirm sichtbar werden lässt. Nun kann der Therapeut
diverse Parameter einstellen, was zum Beispiel herausgefiltert werden soll, oder was verstärkt
wird. Der Klient hingegen bekommt an seinem Bildschirm ein Video oder eine
Computeranimation zu sehen. Die Qualität des gezeigten Videos verändert sich nun je nach
Gehirnaktivität des Klienten. Werden in einem gewissen erwünschten Masse Schwellen unterbeziehungsweise überschritten, wird diese Gehirnaktivität mittels eines Belohnungsreizes
verstärkt. Je nach Einstellung wird das Bild dabei grösser oder kleiner, oder es wird
undeutlicher, oder der Film beginnt zu stoppen.
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GeschichtlicherHintergrund
Um die Jahrhundertwende, 1900, entdeckten und beschrieben Lee Thorndike und Iwan
Pawlow die klassische Konditionierung. 1929 entdeckte Hans Berger elektrische
Potentialschwankungen unterschiedlicher Frequenzen nach Anbringung von Elektroden an
der Schädeldecke. Die aufgezeichneten Kurven wurden nun als Elektroenzephalogramm
(EEG) bezeichnet.
Ein früher Pioneer des Neurofeedback ist der Psychologe Berry Sterman (USA). Er
entdeckte in den 60 er Jahren, bei Versuchen mit Katzen, dass sich nicht nur deren Verhalten
durch operantes Konditionieren verändern ließen, sondern ebenso die Rhythmen im EEG.
Diese Katzen wurden dabei durch das Gehirnwellentraining ruhiger, und widerstandsfähiger
gegen epileptische Anfälle. Später wandte er dieses Verfahren an schwer erkrankten
Epileptikern an und konnte dabei eine 60% ige Reduktion der Anfälle bei 60% der Patienten
bewirken. Inzwischen gibt es dazu zahlreiche, wissenschaftliche Untersuchungen, die diesen
Sachverhalt bestätigen.
1976 gehörte Dr. Joel Lubar (USA) zu den ersten die Neurofeedback bei ADHS erfolgreich
anwendeten. Es zeigte sich dass die Erhöhung im SMR- und Beta-Bereich, bei gleichzeitiger
Unterdrückung von langsamen Gehirnwellen die Aufmerksamkeit von ADHS-Kindern
signifikant verbessert und die Hyperaktivität reduziert.
1982 wurde durch Eugene Peniston eine Studie bei Patienten mit schwerem
Alkoholmissbrauch durchgeführt. Hierbei wurde vor allem das Alpha-Theta-Training
benützt. Peniston ging dabei davon aus, dass Alkoholiker trinken, weil sie nicht auf
natürliche Art in Alpha-Zustände gehen und daher von sich aus keine selbst-beruhigenden
Neurotransmitter produzieren können. Das Ergebnis war eine 80% Besserung der Patienten
die mit Neurofeedback behandelt wurden.
Ab 1990 Entwicklung des non-linearen dynamischen adaptiven Neurofeedback durch
Valdeane Brown, bei der alle Frequenzen gleichzeitig trainiert werden. 1999 spezialisierten
sich Rosenfeld und Baer auf die Beziehung zwischen affektiven Störungen und kortikaler
Asymmetrie, in Bezug auf Depressionen, Manien, Rückszugsverhalten und
Annäherungsverhalten. 2001 bis 2003 entwickelte Lubar, Monastra und Linden das
Quantitative EEG (QEEG), und die dazugehörigen Brainmaps. Daraus leitete man
Trainingsprotokolle ab. Aktuelle Forscher in Neurofeedbackbereich sind: Peter van Deusen,
Dr. Eduard Rocatti, Jay Gunkelman, Prof. Juri Kropotov, Dr. Paul Swingle, Dr. Daniel Amen,
Prof. Rotenberger/Göttingen, Prof. Brandeis/Zürich, Sue und Siegfried Othmer und
Birbaumer/Tübingen.
Bei welchen Krankheitsbildern
vielversprechend erwiesen?
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hat
sich
Neurofeedback
als
Epilepsie
Chronische Schmerzen
Depressionen
Angststörungen
Migräne
ADS/ADHS
Posttraumatische Belastungsstörung PTSD
Schlafstörungen
Burn-Out
Bipolare Störungen
Stress
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Autismus
Asperger-Syndrom
Rehabilitation nach Hirnverletzungen
TIC-Störung, Tourette-Syndrom
Schizophrenie
Zähneknirschen (Bruxismus)
Tinnitus
Suchtverhalten
Zwanghaftes Verhalten/Denken
Impulsives Verhalten
Autoimmunkrankheiten
Eine Sonderform des Neurofeedback ist das Peak Performance Training, bei dem es um ein
Spitzenleistungstraining geht, wie zum Beispiel bei Spitzensportlern. Es dient auch zur
Verbesserung der künstlerischen Performance von Musikern oder dem Training von
Berufstätigen mit hoher Stressbewältigung.
Welche Vorteile entstehen durch eine Neurofeedbackbehandlung:
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Bessere Konzentration und Aufmerksamkeit
Erhöhte Produktivität, Minderung der Fehlerzahl
Verkürzung der Reaktionszeit
Entwicklung emotionaler Intelligenz
Besseres Gedächtnis und beschleunigtes Lernen
Erhöhung der Kreativität
Hemmung von Ängsten
Stärkere (Stress-) Widerstandsfähigkeit
Erhöhte Selbstkontrolle und Zuversicht
Verbesserte Entspannungsfähigkeit
Verbesserung des Allgemeinbefindens
Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung
Häufigkeit der Behandlung:
Zu Beginn der Behandlung wird zunächst eine ausführliche Anamnese erhoben, die ein
genaues Bild der Beschwerden erkennen lässt. Zusätzlich unterstützend dienen diverse
Fragebögen.
Eine regelmässige, häufige Behandlung ist eine Voraussetzung für einen dauerhaften Erfolg.
Zu Beginn empfehlen sich zwei Sitzungen pro Woche von meist einer Stunde. Später reicht
eine wöchentliche Behandlung aus. Generell werden mindestens 20 Sitzungen veranschlagt.
Aufgrund der lebenslangen Neuroplastizität (Fähigkeit neue neuronale Verknüpfungen zu
schaffen und elektrische Erregungsmuster zu modulieren) des Gehirnes sind Anpassungen
möglich. Ein Lernen ist lebenslang möglich. Für dauerhafte neue neuronale Strukturen bzw.
Bahnungen benötigt es in der Regel mindestens 2 Monate Training. Da das Gehirn während
der Behandlung eine neue Fähigkeit zur Selbstregulierung erlernt, im Gegensatz zu einer
Medikamentengabe, wird es im Alltag besser funktionieren und wird von positiven Gefühlen
belohnt werden wie die Verbesserung des Schlafes, einer erhöhten Konzentration usw. , was
wiederum zur Stabilität beiträgt.
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