Treue ist eine Frage des Vertrauens

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Marketing & Vertrieb
Kundenloyalität
Treue ist eine Frage
des Vertrauens
Vertrauen hat, wer sich sicher fühlt. Und sicher fühlt sich, wer gut informiert ist. Wie das
Beispiel Lekkerland zeigt, kann Corporate Publishing im Rahmen eines integrierten Kom­
munikationsmix diese wichtige Mittlerrolle zwischen einem Unternehmen und dessen
Zielgruppen übernehmen.
››Alfredo Trasatti
Neue Kunden werden von den Unternehmen umgarnt. Sie erhalten Geschenke
und Zusatzleistungen, und es wird ihnen
vieles versprochen. Neukunden sind deshalb auch teuer. Doch was passiert, wenn
der Kunde endlich an Bord ist? Bleibt die
Wertschätzung des Unternehmens ihm
gegenüber hoch? – Leider eher selten.
Das Problem bei der auf rein rationalen
Kriterien basierenden Kundenbindung ist
folgendes: Sie geht vom Unternehmen
aus und ist an Bedingungen geknüpft,
durch Bonuspunkte, Prämien oder Rabatte erkauft, durch Kleingedrucktes in
Geschäftsbedingungen oder durch Wechselbarrieren mehr oder weniger erzwungen. Der Kunde bleibt nicht, weil er will,
sondern vielmehr, weil er mehr oder weniger muss. Wenn dann noch die alltägliche Wertschätzung fehlt, ist der Kunde –
zumindest auf der emotionalen Ebene
– verloren.
In einigen Branchen hat man das Gefühl:
Ist man erst mal Kunde, gehört man bereits zum «Inventar». Unternehmen geben oft zehn Mal mehr Geld aus, um neue
Kunden zu gewinnen, als für die Pflege
des bestehenden Kundenstamms. Dabei
hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Zu-
KMU-Magazin Nr. 9, September 2013
friedene Kunden zu haben, reicht heute
nicht mehr. Die Devise lautet: Kunden
müssen begeistert werden.
Freiwillige Treue
Dass stabile und dauerhafte Kundenbeziehungen die Lebensversicherung jedes
Unternehmens sind, wurde ihnen in den
vergangenen Jahren deutlich aufgezeigt.
Nicht in langwierigen Zyklen, sondern
schnell und brutal. Zahlreiche Firmen
mussten die bittere Erfahrung machen,
dass ihre emotional unterversorgten Kunden, den Mechanismen des Marktes folgend, die erstbeste Gelegenheit nutzen,
den Anbieter zu wechseln.
Wer hat hier versagt? «Der Mangel an Kundenloyalität und die damit einhergehenden Kundenverluste sind in erster Linie
hausgemacht», sagt Anne M. Schüller,
Expertin für Loyalitäts- und Empfehlungsmarketing aus München. «Die grössten
Loyalitätszerstörer heissen: Austausch­
barkeit, Preis-Aktionismus, emotionale
Kälte und ständig wechselnde Ansprechpartner.» Um der Kundenflucht effektiv zu
begegnen, empfiehlt sie, auf freiwillige
Treue zu setzen. Fühlt sich der Kunde dem
Unternehmen emotional verbunden,
spricht er im besten Fall auch Empfehlungen aus. Dies geschieht in der Regel aber
nur dann, wenn ihm Aussergewöhnliches
geboten wird. Vertrauen, Begeisterung
und Spitzenleistungen – das ist der Humus, auf dem die Kundenloyalität gedeiht.
Chance auf Emotionalisierung
Ist die klassische Kundenakquise heute
eine veraltete Strategie, die nicht mehr
funktioniert? Generell lässt sich diese
Frage nicht beantworten, aber so viel ist
klar: Sie hat keine rosige Zukunft. Zudem
die Neukunden-Gewinnung in vielen
Branchen ausgereizt ist. Die Märkte sind
gesättigt. Erstnutzer werden immer seltener. Das Wachsen geht vielfach nur
noch auf Kosten der Mitbewerber. Doch
das Abjagen von Kunden funktioniert,
wenn man dem Rabattgeschrei der Unternehmen lauscht, offenbar fast nur noch
über den Preis. Dies führt zu einer Margensituation, die kurzfristige Neugeschäfte oft kaum noch rentabel macht.
Wo liegt der Ausweg? Antwort: im Aufbau und Unterhalt der Kundenloyalität.
Loyalität ist im Gegensatz zur Kundenbin-
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Marketing & Vertrieb
Fachgespräch
«Emotionale Momente erwünscht»
Birger Ohl, Sales & Marketing Director bei Lekkerland Schweiz, über
Kundenloyalität, Handelstreue und die persönliche Interaktion im
Kommunikationsmix.
Kann ein Unternehmen ein Sen­
sorium entwickeln bezüglich
jener Kunden, die im Begriff sind
abzuwandern?
Ja, da bin ich mir sicher. Aufgrund unserer engen Kundenkontakte sind wir diesbezüglich stark sensibilisiert. Wir informieren uns, indem wir den Wettbewerb
genau beobachten und die Trends aus der
Marktforschung für uns interpretieren.
Welche Bedeutung haben Kun­
denbegeisterung und Kunden­
loyalität für den direkten Erfolg
Ihres Unternehmens?
Diese Werte nehmen bei Lekkerland
höchsten Stellenwert ein. Im Gegensatz
zu anderen Branchen steigt die Kundenloyalität bei uns. Die dadurch erzielten
Skaleneffekte erlauben es, noch bessere
Konditionen anzubieten. So werden
langjährige Geschäftsbeziehungen weiter gefestigt. Eine klassische Aufwärts­
spirale.
Welche Rolle spielen dabei Kun­
den-Feedbacks?
Kunden-Feedbacks spielen natürlich
eine grosse Rolle. Daher holen wir sie einerseits systematisch mit den jährlich
durchgeführten Kundenbefragungen
ein, anderseits im Rahmen der regulären
Termine, die wir mit den Kunden vereinbaren. Im zentralen Kundendienst werten wir die Feedbacks täglich aus und treten wo nötig sofort in Aktion.
Welche Gründe geben Sie Ihren
Kunden, die Geschäftsbeziehung
mit Lekkerland aufrechtzuerhalten?
Wir richten unsere Dienstleistungen exklusiv auf den Convenience-Markt aus
und nicht auf andere Handelsformate. Es
gibt bei uns keine bevorzugten Absatzkanäle, und jeder Kunde ist für uns gleich
wichtig. Auf jeden Fall vermitteln wir
ihm das entsprechende Gefühl. Wir bieten alles aus einer Hand – alle Sortimente
und Dienstleistungen, die den Kunden
im Shop-Geschäft weiterbringen. So
macht es sicherlich Sinn, mit uns eng
zusammenzuarbeiten.
Funktioniert die Kundenloyalität
bei Ihnen auch in die andere
Richtung?
Ja, denn auch unsere Industriepartner
sind entscheidend wichtige Marktteilnehmer. Einerseits sind sie klar unsere
Lieferanten, anderseits erbringen wir für
sie wertvolle Dienstleistungen, indem wir
ihre Produkte optimal vermarkten. Wir
verstehen uns als Bindeglied zwischen Industrie und Einzelhandel und stecken
uns anspruchsvolle Effizienzziele, was
wiederum allen Parteien zugute kommt.
Steigender Loyalitätsgrad geht
nicht ohne emotionale Zuwen­
dung. Wie wird erreicht, dass es
«funkt» zwischen Anbieter und
Kunde?
Wir denken intensiv darüber nach, wie
wir uns da weiterentwickeln können – bis
anhin haben wir hier eher zurückhaltend
und rational agiert, indem wir uns auf
die Preis- und Konditionsmodelle konzentrierten. Neu wollen wir uns auch
vermehrt über die emotionale Seite einbringen – was unsere eingespielten Geschäftsbeziehungen und die Stabilität,
die wir bei uns im Team haben, klar erleichtern. So kommt es im Rahmen der
längerfristigen Kontakte zu erwünschten
emotionalen Momenten in der Zusammenarbeit der Menschen. In unserem
Kommunikationsmix steht die persönliche Interaktion ganz oben auf der Prioritätenliste.
Welche Elemente muss ein Kun­
denmagazin enthalten, um das
systematische Erzielen von Kun­
denloyalität nachhaltig zu unter­
stützen?
Ich glaube, dass wir mit unserem B2BKundenmagazin «Avanti» einzigartig
im Convenience-Markt dastehen. Damit heben wir uns von den anderen
Marktteilnehmern deutlich ab. Wir bemühen uns, stets Themen zu präsentieren, die unsere Kunden direkt beschäftigen. Sie sollen spüren, dass wir ihnen
als Partner für den Geschäftserfolg zur
Seite stehen. «Avanti» dient uns als geeignete Kom­munikationsplattform, die
auch auf das Lekkerland-Branding direkt einzahlt.
KMU-Magazin Nr. 9, September 2013
dung freiwillig. Sie entsteht durch Anziehungskraft und nicht durch Druck oder
Zwang. Sie kann nicht eingefordert werden, man bekommt sie aus Überzeugung
geschenkt.
Wer die Loyalität seiner Käufer gewinnt
und dauerhaft bewahren kann, sichert
sich mehr Umsatz und reduziert gleichzeitig seine Kosten. Das Ersparte kann
loyalitätsfördernd investiert werden: in
umsatzträchtige Innovationen, in kundenfokussierte Mitarbeiter, in guten
Service sowie in loyalitätsorientiertes
Marketing und zielgerichtete Kommunikation. So entsteht eine Loyalitätsspirale,
die sich immer weiter nach oben dreht.
Zudem ist Loyalisieren günstiger, als Neukunden zu gewinnen. Stammkunden
brauchen weniger klassische Werbung.
Durch den Wechsel vom Medientyp «Paid
Media» (alle Formen bezahlter Werbemassnahmen) hin zu «Owned Media»
(alle Corporate-Publishing-Kanäle) eröffnet sich die unvergleichliche Chance
auf Emotionalisierung, und die Konzentration auf loyale Zielgruppen verringert
die Streuverluste markant.
«Return on Communication»
Um Markenwerte erfolgreich an den
Mann und die Frau zu bringen, stellen
Unternehmenspublikationen effiziente
Transportmittel dar. Die früher vielfach
PR-lastigen Produkte im Stil von Werbebroschüren haben sich in den letzten Jahren zu hochwertigen und journalistisch
KMU-Magazin Nr. 9, September 2013
Marketing & Vertrieb
anspruchsvollen Publikationen gewandelt, die optisch attraktive und journalistisch gut recherchierte Geschichten
transportieren. Deshalb werden sie von
den Shareholdern nicht nur regelmässig
und intensiv genutzt, sondern auch als
kompetente und glaubwürdige Informationsquelle geschätzt. Diese Kundenbindung führt zu einem nachweisbaren «Return on Investment» bzw. «Return on
Communication». Grund für die Wirksamkeit der Magazine ist unter anderem
die Identifikation der Leser mit der hohen
redaktionellen und optischen Qualität
der Kundentitel.
Ein gutes Beispiel dafür ist das B2B-Kundenmagazin «Avanti» von Lekkerland
Persönliche Interaktion schafft Ver­
trauen: Gemeinsam mit dem Kunden
prüft Lekkerland laufend Umsatz- und
Ertragspotenziale.
‹
00
Schweiz (siehe Interview), das in Zusammenarbeit mit der Agentur Infel Corporate Media entwickelt wurde. Darin dreht
sich alles um den Geschäftserfolg der
über 1500 von Lekkerland betreuten Convenience-Shop-Betreiber. Thematisiert
werden unter anderem Produktinno­
vationen, Konsumtrends, Category-Management, Merchandising, ShoplayoutOptimie­r ungen,VerkaufsförderungsTools und Marktstudien. «
Porträt
Alfredo Trasatti
Berater, CEO
Alfredo Trasatti (48) ist seit Mitte 2011 CEO von Infel
Corporate Media mit Sitz in Zürich und Bern. Er studierte
Betriebswirtschaft an der Universität Bern. Nach mehr als
zehn Jahren in leitenden Marketingpositionen – unter
anderem bei der Visana, bei Selecta und der SBB – wech­
selte Alfredo Trasatti in die Kommunikationsbranche. Ab 2005 war er Partner
der Neuen Lgk Kommunikations AG.
Kontakt
[email protected]
www.infel.ch
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