AK ADEMIE für ärztliche Fortbildung AKADEMIE-INFO Ausgabe 06/2007 NT-proBNP – ein starker Marker wird Kassenleistung Themen dieser Beilage NT-proBNP – ein starker Marker wird Kassenleistung Hormone in der Alterungsprävention Veranstaltungen der synlab Akademie Bei den natriuretischen Peptiden handelt es sich um Hormone, die in der Homöostase des Blutkreislaufs durch verschiedene direkte und indirekte Interaktionen Einfluss auf die Nieren- und Kreislauffunktionen ausüben. Ein erhöhter Füllungsdruck und eine erhöhte Wandspannung des Herzens veranlasst die Kardiomyozyten zur Synthese und Ausschüttung verschiedener Peptidhormone, darunter auch natriuretisch wirksame. Der Syntheseweg erfolgt über die Vorstufe proBNP. Nach proteolytischer Spaltung werden das Abspaltprodukt NT-proBNP und das aktive BNP im Verhältnis 1:1 in den Blutkreislauf sezerniert. Ausschüttung entlastet das gestresste Herz Als Folge kommt es zu einer verstärkten Diurese und Natriumausscheidung mit Vasodilatation und Reduktion des intravaskulären Flüssigkeitsvolumens und damit zu einer Entlastung des Herzens. In seiner Wirkung verhält sich BNP damit antagonistisch zum Renin-Angiotensin-Aldosteron-System. Das NT-proBNP ist zwar biologisch unwirksam (Abspaltprodukt), aber genau deshalb wird es auch langsamer vom Körper eliminiert (Halbwertzeit 60-120 min) und eignet sich somit besonders gut für die Labordiagnostik. Verschiedene klinische Studien zeigen eine gute Korrelation zwischen der Konzentration von NT-pro BNP im Kreislauf und dem Ausmaß einer Herzinsuffizienz bzw. den Stadien gemäß der NYHA-Klassifikation (s. Abb. 1). So schließen niedrige NTproBNP-Werte mit großer Sicherheit eine Herzinsuffizienz aus (negativer prädiktiver Wert > 97 %), während bereits ein leichter Anstieg der NT-proBNP-Konzentration beim ansonsten asymptomatischen Patienten ein erster Hinweis auf eine ventrikuläre Dysfunktion sein kann. Somit eröffnet sich bereits im frühen Stadium die Möglichkeit therapeutischer Maßnahmen. ➤ Mancher ist bei körperlicher Belastung noch beschwerdefrei, zeigt aber bereits erhöhte NT-proBNP-Werte. NT-proBNP ist beides: ein Risiko- und Prognosemarker Auch kardiologische Fachgesellschaften sind vom diagnostischen Wert der natriuretischen Peptide überzeugt: So empfiehlt die European Society of Cardiology zum Ausschluss einer Herzinsuffizienz bei Dyspnoe zunächst EKG oder Röntgen oder die Bestimmung der natriuretischen Peptide (z.B. NT-proBNP). Ist diese erste Stufe auffällig, sollte weiter untersucht werden (z.B. Echokardiografie, MRT). Bei negativem Ergebnis kann eine Herzinsuffizienz ausgeschlossen werden. Patienten hatten ein 8fach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, wenn ihr NT-proBNP-Wert erhöht war gegenüber Patienten mit stabiler KHK und normalen NT-pro-BNPLeveln. Indikationen für den Nachweis von NT-proBNP Diagnose der Herzinsuffizienz und frühzeitiger Nachweis einer subklinischen Funktionsstörung Ausschlussdiagnostik bei Patienten mit Verdachtssymptomatik (Atemnot) Objektivierung des Schweregrades einer Herzinsuffizienz (Assoziation zu NYHA-Stadien I – IV) Prognosestellung bei chronischer Herzinsuffizienz Wirksamkeitskontrolle therapeutischer Maßnahmen Risikostratifizierung bei akutem Koronarsyndrom Prognosemarker bei koronarer Herzkrankheit (KHK) Abb.1: NT-proBNP-Level bei Gesunden und in den vier unterschiedlichen NYHA-Stufen der Herzinsuffizienz Eine prospektive Studie mit 295 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zeigt, dass Patienten mit hohen NT-proBNP-Spiegeln nach 18 Monaten eine signifikant höhere Ereignisrate aufweisen. Weitere Studien belegen, dass NT-proBNP für die Vorhersage von Dekompensation und Tod eine bessere prognostische Aussagekraft hat als die linksventrikuläre Auswurffraktion. Laborwert erlaubt Aussage zu Insuffizienz und KHK-Risiko In diesem Jahr wurde in JAMA (2007: 297; 169-76) erstmals erwähnt, dass NT-proBNP auch bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit prognostische Bedeutung hat: KHK- ■ Vorteil in der hausärztlichen Praxis: Der Hausarzt verfügt häufig nicht über Bild gebende Verfahren wie Echokardiografie und Röntgen. Daher werden viele Patienten mit einer Herzinsuffizienz in einem frühen, symptomarmen Stadium nicht erkannt, andere werden zur Echokardiografie überwiesen, ohne dass sich die Verdachtsdiagnose bestätigen ließe. Hier bietet der Marker NT-proBNP eine Lösung: mit einer einfachen Blutuntersuchung kann die Frage Herzinsuffizienz mit hoher Sensitivität und Spezifität zeitnah geklärt werden. Die hohe Wertigkeit dieser Untersuchung kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass der Parameter ab dem 01.07.2007 als neue Leistung in das Kapitel 32 des EBM aufgenommen wird (Nr. 32097). ■ Material Vollblut, Serum (1 ml), EDTA-Plasma, Heparinplasma Lange Probenstabilität Abrechnung NT-proBNP A4069 (GOÄ 1,0-fach) 29,15 € 32097 (EBM) 25,00 € Kontakt Dr. med. Annegret Quade · synlab Köln Telefon 0221/9 40 56 40 E-Mail: [email protected] NT-proBNP – ein starker Marker wird Kassenleistung AK ADEMIE für ärztliche Fortbildung Hormone in der Alterungsprävention Neben Genetik, Lebensstil und biochemisch-physikalischen Faktoren spielen Hormone eine maßgebliche Rolle beim Alterungsprozess. Ungeklärt blieb bisher, ob Hormone Ursache oder eher Folge der Alterung sind. Hormone können zweifelsfrei direkt auf Alterungsprozesse einwirken, da sie zahlreiche wichtige zelluläre Impulsgeber für Proliferation, Regulierung des Energiehaushaltes, Entzündung, Anabolismus, Fortpflanzung, neuronale Integrität und Plastizität sowie der Hautfunktion regulieren. Hormone und Signalstoffe wie Insulin (mit Glukose), Cortisol, Katecholamine und pathologische Eikosanoide (PGE2, PGF2α) können den Alterungsprozess - teils erheblich - beschleunigen. Estradiol, DHEAS, Testosteron und IGF1 zeigen eine altersabhängige deutliche Konzentrationsabnahme mit Verursachung spezifischer Mangelerscheinungen. Dabei ist der Verlust einer einzigen Hormonfunktion meist für die Auslösung einer typischen Symptomatologie nicht allein ursächlich. Ein Hormonmangel kann im Rahmen des Alterungsprozesses sowohl die Befindlichkeit, körperliche und geistige Leistung, die Entwicklung altersassoziierter Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankung, Diabetes, Demenz, Osteoporose) beeinflussen, als auch die Entstehung von Malignomen. Durch die moderne Hormonanalytik kann man Defizite sicher diagnostizieren und durch Substitution behandeln. Dabei hat man sowohl die Möglichkeit der Hormon-Substitution als auch der Stimulation der Hormonsynthese bzw. Minderung der »Hemmung« (z.B. Stress). Die folgenden Hormonachsen sind im Wesentlichen betroffen: 1. DHEA und DHEAS (bei Adrenopause und Stress) Typische Mangelerscheinung von DHEA sind Verlust von kognitiven Funktionen (Konzentration, Merkfähigkeit, Reaktion), Androgenmangelerscheinungen bei der Frau, sowie entzündliche Veränderungen im Rahmen des Inflammaging (Wechsel von TH1 in die proentzündliche TH2-Reaktion). DHEA wird bei festgestellt erniedrigten DHEAS-Werten (Frau < 1,3 μg/ ml, Mann < 3,5 μg/ml) durch Verordnung von mikronisiertem DHEA oder DHEA-Gel zugeführt: 10 % in einer Dosis von 5–25 mg bei Frauen, 20–50 mg bei Männern. Die Substitution von DHEA führt zum Anstieg von DHEAS, IGF1, Testosteron, Androstendion, DHT und Estron. Zusätzlich entstehen günstige Stoffwechselwirkungen im Zucker- und Cholesterinstoffwechsel, Osteoprotektion sowie Verbesserung der Gehirnfunktion (Bildung von GABA-A und NMDA-Rezeptoren). 2. Wachstumshormon hGH und IGF1 Das Sinken des hGH-Spiegels führt zur Veränderung der Körperkomposition (Zunahme von Körperfett, Abnahme der Muskulatur), Minderung von Kraft und Muskelvolumen, Verlust von Kollagen und ZNS-Funktionen, sowie zur Störung von Immunsystem und Hämatopoese. Da IGF1 und hGH in der Tiefschlafphase der Nacht freigesetzt werden, kann man die hGH-Sekretion anregen durch Minderung der Kohlenhydratzufuhr mit Dinner-Cancelling (niedrige nocturnale Glukosespiegel), Optimierung des Tiefschlafes und der Kofaktoren der Wachstumshormonbildung (Estradiol, DHEA, Androgene), sowie durch Aminosäuren (Arginin und GABA). Bei massivem hGH-Verlust und dem nachgewiesenen Mangel (durch GHRH-Test oder Insulin-Hypoglykämie) ist die Substitution von gentechnologischem hGH (z.B. 0,2–0,4 mg jeden 2. Abend) unter entsprechender klinischer Kontrolle möglich und sehr wirksam. 3. Östrogene bei der Frau Die Konzentration von Estradiol fällt ab dem 45. Lebensjahr zunächst langsam, dann aber deutlich ab. Ein Estradiol-Verlust entzieht der Frau einen wichtigen Protektor zahlreicher bedeutsamer Gewebe (Gefäße, Skelett, ZNS) und trägt damit zum Ansteigen von altersbezogenen Erkrankungen bei (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose, Demenz). Die Verordnung von Estradiol nach Abwägen von Nutzen und Risiko ist sinnvoll bei menopausalen Hormonmangel-Symptomen, wie Hitzewallungen, Schwitzen, Palpitationen, Durchschlafstörungen und Depressivität, sowie bei atrophischen Veränderungen (Osteoporose, genito-urethrale Atrophie, Altershaut). Estradiol mindert sicher die typischen Wechseljahrsbeschwerden (-80 %), Schenkelhalsfrakturen (- 30 %) und colorektales Karzinom (- 40–50%). Bei einer klassischen oralen Hormonersatz-Therapie (HRT) mit Verwendung höherer Tagesmengen von Estrogenen sind die Zunahme von Mamma-Karzinom, Schlaganfall und Thromboembolie bekannt. Diese negativen Effekte können weitgehend ausgeschaltet werden durch transdermale/-cutane und parenterale ➤ Hormone in der Alterungsprävention ■ AK ADEMIE für ärztliche Fortbildung Anwendung von Estradiol (Pflaster, Gel, Inlay) mit deutlich niedrigerer Tagesmenge, Vermeidung des first-pass-Effektes der Leber und Verwendung von geringen Dosen von Progesteron, Didrogeston oder anderen neutralen Progestagenen. Wenn mehr Sport und weniger Stress nicht mehr helfen: 4. Testosteron-Substitution beim Mann Erniedrigte Androgenspiegel sind die Indikatoren des Androgenstoffwechsels. Sie sind messbar in Form des freien Testo­ steron (in pg/ml) oder des freien Androgenindex (= Quotient bestehend aus Gesamt-Testosteron/SHBG). Der Wirkspiegel des freien Testosteron geht linear um 1,2 % pro Jahr zurück, um bei Unterschreiten einer individuellen Marke typische Mangelzeichen auszulösen: Verlust von Antrieb, Libido, Kraft, Verminderung von Muskelvolumen und Ausdauer, Erektionsprobleme, Schlafstörungen, verstärktes Schwitzen und Gewichtszunahme. Nach Überprüfung der individuellen Risiken (Anamnese, PSA-Spiegel, digitale und sonografische Prostata-Untersuchung) ist eine Behandlung ratsam, durch: a. Stimulation der endogenen Testosteron-Synthese mit StressMinderung, Ausdauer-Sport (Verbesserung der testikulären Perfusion), Verordnung von Vitamin B-Komplex, Zink, Omega3-Fettsäuren. ■ b. Hormonsubstitution mit Injektionen und T-Gel: Injektionen: T-Enantat (250 mg alle 2–3 Wochen), T-Undecanoat (1000 mg alle 3 Monate) mit optimalem Wirkspiegel über 8 Wochen. Optimal und derzeit weit verbreitet ist die Substitution mit Testosteron-Gel in einer der Konzentration von 25–50 mg tgl. morgens. Neuerdings sind auch Testosteron-Slozenges Erfolg versprechend (buccale Applikation zur Vermeidung des Firstpass-Effekts). Neben der Beseitigung der typischen Mangelsymptome hat Testosteron auch günstige metabole Eigenschaften (Verbesserung des Fettabbaus, des Glukosestoffwechsels, Knochenprotektion etc.). Hormone sind ausgesprochen wirksame und bei korrekter Anwendung risikoarme Therapeutika zur Verminderung der altersentsprechenden Hormonmangelerscheinungen und Verlangsamung der Alterungszeichen: Als effektive Therapeutika gehören sie jedoch in die Hand des kenntnisreichen Präventionsmediziners, zur Optimierung der Lebensqualität und zur Primärprävention zahlreicher Erkrankungen. ■ Kontakt Prof. Dr. med. Alfred Wolf synlab Ulm · Telefon 0731/92 01 60 E-Mail: [email protected] Hormone in der Alterungsprävention Veranstaltungen der synlab Akademie BRK-Haus, Regensburg 20.06.2007 Darmkrebs, der vermeidbare Tod. Neuste Erkennnisse zu M2-PK 20.06.2007 Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes 27.06.2007 NT proBNP - Ein Update zur Kassenzulassung 20.06.2007 Wie gefährtlich ist mein Arbeitsplatz? Veranstaltungsraum des MVZ synlab Nürnberg Veranstaltungsraum im Bootshaus, Mannheim Veranstaltungsraum im Bootshaus, Mannheim Nähere Informationen beim Akademie-Sekretariat unter 0911/9714-435 oder unter www.synlab.de/veranstaltungen. Anmeldung: [email protected] www.synlab.de Stand 05/2007 20.06.2007 Machen Kohlenhydrate junge Frauen krank? Veranstaltungsraum Hurghada, EuromedClinic, Fürth