patient information leaflet

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INFORMATIONSBROSCHÜRE FÜR PATIENTEN
Genitaler Herpes Simplex
E
A
D
V
task force “skin disease in pregnancy”
Ziel dieser Broschüre
Diese Broschüre wurde zum besseren Verständnis von genitalem Herpes verfasst. Sie soll
erklären, was Herpes im Genitalbereich ist und was ihn auslöst, was man dagegen tun kann
und wo Sie weitere Informationen darüber finden können.
Was ist Herpes im Genitalbereich?
Herpes ist eine (wiederkehrende) Virusinfektion der Haut, des Mundes und der Genitalien,
die der Mensch – einmal infiziert – lebenslang im Körper trägt. Befindet sich die Erkrankung
im Genitalbereich (Schamlippen, Scheide, Gebärmutterhals und Anus), nennt man sie
genitalen Herpes.
Was sind die Ursachen für Herpes im Genitalbereich?
Herpes im Genitalbereich wird durch ein Virus, das Herpes-simplex-Virus (HSV) – meistens
vom Typ 2, manchmal aber auch vom Typ 1 (einer Infektion die üblicherweise die Lippen und
den Mund betrifft) ausgelöst.
Ist Herpes im Genitalbereich vererbbar?
Nein, das Virus ist nicht vererbbar.
Wie sieht ein Herpes im Genitalbereich aus?
Eine sichtbare Herpesinfektion beginnt oft mit einem juckenden oder schmerzenden roten
Punkt, der innerhalb von wenigen Stunden kleine Bläschen bildet. Diese werden dann
schnell zu offenen Wunden (Erosionen), die später auf der Haut verkrusten. Einzelne
Bläschen „fließen“ gelegentlich zusammen zu größeren Blasen und können schmerzhaft
sein. Bei gesunden Menschen sind die kleinen Entzündungen oberflächlich und heilen ohne
Narben zu bilden. Gelegentlich treten auch erhöhte Temperatur, geschwollene
Lymphknoten, Muskelschmerzen, Müdigkeit oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen
(Harnverhalt) auf.
Die erste (Primär-)Infektion entsteht, wenn das Virus in die Haut oder Schleimhaut eindringt.
Der Körper reagiert darauf mit einem Abwehrmechanismus (Aktivierung des Immunsystems).
Bei 80 % aller infizierten Personen wird die Virusinfektion jedoch gar nicht bemerkt und bleibt
daher unentdeckt. Bei ca. 20 % ist die erste (Primär-)Infektion sichtbar.
Nach der Erstinfektion verbleibt das Virus latent (schlafend) für unbestimmt lange Zeit –
oftmals für immer – im Nerv der infizierten Körperregion. In einigen Fällen wird das Virus von
Zeit zu Zeit aktiv (Rezidiv). Dieses Wiederaufflammen wird bei Frauen gelegentlich durch
Faktoren wie Menstruation, Geschlechtsverkehr, erhöhte Temperatur (z. B. bei einer Grippe),
ein geschwächtes Immun-/Abwehrsystem ausgelöst, manchmal geschieht es aber auch
ohne einen bestimmten Grund. Das Herpesvirus kehrt dann an die Stelle der anfänglichen
Infektion zurück, wo eine neue – Rezidiv (Rückfall) genannte – Entzündung entsteht. Wie oft
solche Rückfälle auftreten, variiert zwar, die Bläschen treten aber immer an derselben Stelle
auf. Den wiederauftretenden Bläschen geht möglicherweise ein Jucken oder Schmerz
voraus. Bekannt ist dieses Phänomen unter dem Namen „Prodrom“. Danach erscheinen die
Bläschen, die innerhalb von 7 Tagen wieder verschwinden und auch keine Narben
hinterlassen.
Können bei der Infektion Komplikationen auftreten?
Bei gesunden Personen sind Komplikationen bei einem genitalen Herpes selten.
Bei der ersten Herpesinfektion sind jedoch folgende Komplikationen möglich:
 kurzzeitige Störungen des Nervensystems (wie Harnverhalt), die gewöhnlich ohne
Behandlung wieder verschwinden;
 eine zusätzliche Pilz-(Candida) oder Bakterien-Infektion der inneren und äußeren
Genitalien (nur bei manchen Patienten).
 Sehr selten sind die Lungen (Lungenentzündung durch Herpesinfektion), die Leber
(Hepatitis) oder die Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) betroffen.
Bei Patienten mit einem geschwächten Immunsystem (z.B. bei HIV-Infizierten oder
Krebspatienten) treten Rezidve häufiger auf, breiten sich mehr aus, weisen tiefere Läsionen
auf, die auch langsamer heilen und eventuell Narben zurücklassen.
Bestehen Risiken für das ungeborene Baby?
Das Baby kann entweder (während der Schwangerschaft) über die mütterliche Plazenta oder
bei der Geburt mit dem Virus infiziert werden.
Das Risiko einer Übertragung ist am höchsten bei der Geburt (30 – 50%) und bei Frauen,
die sich mit dem Virus kurz vor der Geburt (erste Herpesinfektion innerhalb 6 Wochen
vorher) angesteckt haben.
Bei der Hälfte der mit Herpes infizierten ungeborenen Babys haben die Mütter entweder eine
asymptomatische Virusausscheidung am Gebärmutterhals (Erstinfektion) oder aber sie
haben während der Geburt Herpes.
Gering (< 1 %) ist das Risiko, wenn während der Geburt Läsionen eines wiederaufgetretenen
Herpes vorhanden sind oder sich die Mutter in der ersten Hälfte der Schwangerschaft mit
dem genitalen HSV angesteckt hat.
Wird das Baby bereits vor der Geburt infiziert, besteht die Gefahr, dass Gehirn und Augen
betroffen sind. Die Übertragung des Herpesvirus auf das Baby findet jedoch eher während
der Geburt, als in der Schwangerschaft statt. Ob Infektionsgefahr besteht, hängt
hauptsächlich davon ab, wie schwer die Infektion der Mutter ist und wann sie sich angesteckt
hat. Am größten ist sie, wenn die Erstinfektion der Mutter in zeitlicher Nähe mit der Geburt
liegt, die Mutter unter einer sehr schweren Herpeserkrankung leidet oder es sich um eine
Frühgeburt handelt.
Hat sich der Säugling bei der Geburt oder als Neugeborenes mit dem Virus infiziert,
beschränkt sich die Infektion entweder (zu 45 %) auf die Haut, Schleimhaut und/oder die
Augen, beeinträchtigt (zu 30 %) das Gehirn oder ist (zu 25 %) weit verbreitet und umfasst
viele Organe wie die Lungen, die Leber und das Gehirn.
Wie kann ich mich anstecken?
Beim Genitalherpes handelt es sich um eine sexuell übertragbare Erkrankung (engl. sexually
transmitted infection, STI). Sie sollten sich folglich bei Ihrer Erstfektion auch auf andere STIs
testen lassen. Hat Ihr/e Sexualpartner/in ebenfalls Läsionen, muss er/sie sich auch
untersuchen lassen.
Bei Rezidiven wird die (latente = schlafende) Infektion wiederbelebt. Da es sich um keine
neue Infektion handelt, müssen Sie sich auch nicht jedes Mal auf sexuell übertragbare
Erkrankungen hin untersuchen lassen.
Das Risiko einer Übertragung auf den Partner ist höher, wenn Sie bereits Bläschen haben
oder kurz bevor die klinischen Symptome (Prodrom) auftreten. Da diese auch nicht immer
durch den Gebrauch von Kondomen verhindert werden kann, sollten Sie bei klinischen
Symptomen keinen sexuellen Kontakt haben. Übertragungsgefahr besteht auch dann noch,
wenn keine Läsionen vorhanden sind, handelt es sich doch möglicherweise um eine
unbemerkte Virusausscheidung. Dies ist besonders zu berücksichtigen, wenn eine
langjährige, feste Beziehungen besteht und die Herpesinfektion „plötzlich“ auftritt, d.h. die
ursprüngliche Infektion kann sehr lange zurückliegen.
Wie wird genitaler Herpes diagnostiziert?
Für eine Diagnose ist oft die klinische Untersuchung ausreichend.
Zur Bestätigung des Verdachts kann, wenn der Arzt dies für notwendig hält, zudem ein
Abstrich einer frischen Herpesläsion entnommen werden.
Eine Biopsie der Läsion oder die Entnahme von Blutproben sind üblicherweise nicht hilfreich.
Ist Herpes im Genitalbereich heilbar?
Nein, das Virus verbleibt im Körper, auch wenn es sich meist still verhält. Durch AntivirenPräparate kann lediglich sein Wiederaufflammen unterdrückt werden (s. Behandlung).
Wie sollte es behandelt werden?
Es gibt 3 antivirale Wirkstoffe, die bei Behandlungen von Herpes empfohlen werden:
Aciclovir (ZOVIRAX®), Valaciclovir (ZELITREX®) und Famciclovir (FAMVIR®).
Aufgrund ihrer besseren Aufnahme durch den Körper werden Valaciclovir und Famciclovir
bevorzugt werden. In der Schwangerschaft und bei Neugeborenen sind jedoch Aciclovir oder
Valaciclovir der Wirkstoffe der Wahl, da mehr über ihr Sicherheitsprofil bekannt ist.
Bei einer Erst-/Primär-Infektion können zweimal täglich 10 Minuten örtlich aufgetragene
milde Antiseptika – wie 1/10 000 verdünnte (blassrosa) Kaliumpermanganate (KMnO4Lotion) – dabei helfen, eine bakterielle Superinfektion der Herpesläsion zu vermeiden.
Abhilfe gegen den Schmerz kann ferner die orale Einnahme von Schmerzmitteln
(Paracetamol) schaffen. Lokale Anästhesie/Betäubung ist dagegen nicht zu empfehlen.
Aciclovir-Cremes sind nicht effektiv und daher bei Herpes nicht empfehlenswert, stattdessen
sollte eine antiseptische Creme oder Lotion zum Vorbeugen von zusätzlichen Infektionen
aufgetragen werden.
Was kann ich tun?
Spezielles Vorgehen in der Schwangerschaft
Eine genaue Krankengeschichte der mütterlichen (oralen und genitalen) Herpesinfektionen
und der ihrer Partner muss erstellt und belegt werden. Antikörpertests (Blutproben) als
Screeningtests sind bei Herpes nicht zu empfehlen.
Bei einer Primärinfektion im ersten oder zweiten Quartal der Schwangerschaft:
Eine Behandlung mit Aciclovir oder Valaciclovir (bei Allgemeinerkrankungen als Tabletten
oder Tropf/Infusion verabreicht) kann je nach Schwere der Krankheit helfen. Während der
letzten 4 Wochen vor der Geburt können Aciclovir- oder Valaciclovir-Therapien zur
präventiven/vorbeugenden Herpesbehandlung eingesetzt werden. Auf diese Weise wird
verhindert, dass es zum Zeitpunkt der Geburt zum Wiederaufflammen oder Freisetzen von
Viren kommt. Ein Kaiserschnitt ist normalerweise nicht notwendig.
Tritt die erste Herpesinfektion während des dritten Trimenons der Schwangerschaft auf,
muss sie mit Aciclovir oder Valaciclovir behandelt werden.
Bei Schwangeren, die ihre Erstinfektion 6 Wochen vor der Geburt entwickeln und bei Frauen
mit wiederauftretender Herpeserkrankung, die zur Zeit der Geburt Läsionen aufweisen, sollte
ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Abzusehen ist von einem solchen Eingriff bei
Schwangeren, die zwar unter sich wiederholendem genitalen Herpes leiden, jedoch um die
Geburt herum keine Läsionen haben.
Was ist für das gefährdete Baby zu tun?
 Besteht die Gefahr, dass die Mutter (aufgrund einer alten, von Zeit zu Zeit
wiederauftretenden Infektion) das HSV auf ihr Baby übertragen könnte, ist bei der
Geburt ein Schnelltest (in Form einer PCR) durchzuführen. Zum Nachweisen des
Virus wird hierzu ein Abstrich von den Genitalien der Mutter entnommen. Fällt der



Test positiv aus (die Mutter ist Trägerin des Virus) sollte das Baby auch dann mit
Valaciclovir oder Aciclovir behandelt werden, wenn keine sichtbare Infektion vorliegt.
Sollte die Mutter unter rezidivierendem oralen oder genitalen Herpes (einer alten, von
Zeit zu Zeit wiederauftretenden Infektion) leiden, während der Schwangerschaft aber
keine Läsionen entwickeln, sind keine Untersuchungen an Mutter oder
neugeborenem Kind notwendig.
Sollte die Mutter ihre erste Herpesinfektion in der Schwangerschaft erleiden, sind ab
dem Zeitpunkt der Geburt mit Präventivmaßnahmen für den Säugling zu beginnen.
Diese werden wieder abgebrochen, falls der an der Mutter durchgeführte Schnelltest
(PCR) negativ ausfällt.
Gefährdet ist der neugeborene Säugling jedoch auch durch eine Herpesinfektion
einer Krankenschwester oder eines Besuchers z.B. an der Lippe (jeder Kontakt mit
aktivem Herpes muss vermieden werden)!
Wenn notwendig, sollte der Säugling (über einen Tropf/Infusion) mit Valaciclovir oder
Aciclovir behandelt werden. Die Abnahme von Blutproben zum Nachweisen von Antikörpern
gegen Herpes (Serologie) ist nicht zu empfehlen.
Wo kann ich weitere Informationen über Herpes im Genitalbereich finden?
1. Zentren zur Krankheitsbekämpfung und -Prävention 2007 Genitalherpes: CDC-Merkblatt.
Zugang 2008. „http://www.cdc.gov/std/herpes/STDFact-herpes.htm“
2. Patel R. et al. European guideline for the management of genital herpes. Int J STD AIDS
2001; 12 (Beilage 3):34-9
3. Leung DT, Sacks SL. Current recommendations for the treatment of genital herpes. Drugs
2000;60:1329-52
4. Corey L, Wald A. Maternal and Neonatal HSV Infections. N Engl J Med. 2009 Oct
1;361(14):1376-85
5. Aoki FY. Management of genital herpes in HIV-infected patients. Herpes 2001;8(2):41-5
Trotz aller Bemühungen, in dieser Broschüre nur treffende Informationen anzubieten, ist nicht jede
Behandlungsmethode für jede Person zutreffend oder bei ihr wirksam. Ihr Arzt wird Sie hier genauer
informieren können.
Die vorliegende Informationsbroschüre wurde von der EADV-Arbeitsgruppe „Hauterkrankungen in der
Schwangerschaft“ zusammengestellt und gibt nicht unbedingt den offiziellen Standpunkt der EADV
wieder.
Stand Juli 2013
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