LEITERPLATTENFERTIGUNG Polymerelektronik aus Fürth RFID auf Polymerbasis Wurden mit der Erfindung des Barcodes Warenwirtschaft und Logistik nachhaltig revolutioniert, droht dem Barcode die Ablösung durch ein noch intelligenteres System: Die RFID-Technologie. Dabei kommt eine preiswerte Fertigungstechnologie zum Tragen: Die sogenannte Polymerelektronik. Der RFID-Datenträger, auch als Transponder bekannt, besteht aus einem Mikrochip mit Antenne, der mit einem Lesegerät kommuniziert. Alle Daten werden über ein elektronisches Kopplungsverfahren via Modulation transportiert. Mit Energie versorgen sich die Chips überwiegend per Kopplung. Die Einsatzmöglichkeiten der Chips sind vielfältig. Je nach Aufbauart übernehmen sie unterschiedliche Funktionen. So z. B. als Schutz vor Diebstahl, als Erkennungsmerkmal bei Identifikationen, Chiffrierung oder Authentifizierung oder auch als Chipkarten mit einer höheren Sicherheit bei der Verschlüsselung. Es genügt nicht nur RFID-Chips einzusetzen, sie müssen auch gelesen, also erkannt werden können (Bild 1). Und je nach Chipqualifikation kann er entweder nur gelesen oder gelesen und auch zusätzlich beschrieben werden. Dazu dient ein Lesegerät mit einer Lese/Schreibeinheit. Von dort werden alle Informationen des Transponderchips eingelesen und alle weiteren Verfügungen wie speichern oder andere Aufgaben erteilt. Einer der Anbieter solcher RFID-Lösungen ist die PolyIC, die sich selbst als die Chipprinter bezeichnen. Sie verwenden anstelle Silizium organische Polymerhalbleiter. Denn die heute üblicherweise eingesetzten Elektronikbauteile erfordern naturgemäß komplexe und kostenintensive Herstellverfahren, die sich wiederum aus vielen Einzelschritten zusammensetzen. Die Polymerelektronik gründet im Kern auf löslichen Polymeren (Bild 2). Damit wird die Herstellung erheblich einfacher. ˘ AUTOR Manfred Frank, Redaktionsbüro Frank, [email protected] 158 Bild 1: So funktioniert RFID Bild 2: Der Polymer-Feldeffekttransistor ˙ ÜBER POLYIC PolyIC wurde 2003 als Joint Venture zwischen der Leonhard Kurz GmbH & Co. KG, Drucktechnologie und der Siemens AG, Elektronik für die Entwicklung und Produktion der gedruckten Polymerelektronik in Erlangen gegründet. Der heutige Standort ist Fürth. Im Dezember 2004 erfolgte die Gründung der OE-A, Organic Electronics Association, der weltweit führenden Interessenvertretung im Bereich So sind z. B. PET-Folien für ihre guten elektrisch isolierenden Eigenschaften bekannt. Um aber elektronische Schaltungen herzustellen, wird leitfähiges Material und außerdem Material benötigt, das hinsichtlich seiner Leitfähigkeit beeinflusst werden kann, wie z. B. durch das Anlegen einer elektrischen Spannung. Das übernehmen in der klassischen Elektronik die Halbleiter aus Silizium. Doch seit einiger Zeit ist es gelungen, Polymermoleküle zu synthetisieren, die entsprechend ihrer Struktur ebenfalls leitfähige oder halbleitende Eigenschaften besitzen: Polyanilin und Polythiophen. Zusammen mit den isolierenden Polymeren lassen sich damit auf der Grundlage löslicher Polymere elektronische Schaltungen herstellen. organischer Elektronik mit zur Zeit 80 Mitgliedern. Vorstandsvorsitzender ist Wolfgang Mildner von der Poly IC. Schwerpunkte sind auch Aus- und Weiterbildung. Zur Zeit bewegt sich die organische Elektronik an der Grenze zwischen Laborverfahren und kommerzielle Nutzung. Enge Zusammenrbeit besteht bereits mit den USA. In Japan wird im Moment ein weiteres Netzwerk aufgebaut. Inzwischen hat die PolyIC einen weiteren entscheidenden großen Schritt nach vorne getan: Die ersten Prototypen 13 MHz RF Tags wurden im Rolle-zu-Rolle-Druckprozess aus polymerelektronischen Komponenten hergestellt, die auf folienbasierten Antennen aufgebracht sind (Bild 3) Ebenso wurden logische Schaltungen wie z. B. in Form von Ringoszillatoren mit diesem Verfahren realisiert. Im eigenen Reinraumlabor hat die PolyIC inzwischen sowohl 32-Bit als auch 64-Bit RFID Chips mit üblichen Materialien aufgebaut. Das zeigt deutlich die noch in dem Verfahren schlummernden Möglichkeiten auf. Denn auch Chips mit noch größerer Speichertiefe lassen sich auf Basis des polymeren Polythiophen Halbleiters herstellen. productronic 11 - 2007 LEITERPLATTENFERTIGUNG RFID-Chips brauchen 14 V Versorgungsspannung und die heute daraus hergestellten RFIDs erzielen 30 mm Reichweite mit induktiver Kopplung. Der erwähnte Ringoszillator ist eine relativ einfache Schaltung. In ihm kommen viele Inverter zum Einsatz. Typscherweise besteht er aus einer Serienschaltung einer ungeraden Anzahl von Invertern. Ihr Ausgang ist jeweils mit dem Eingang des folgenden Inverters verbunden. Wird eine Gleichspannung angelegt, dann beginnt der Ringoszillator bei einer gestimmten Frequenz zu oszillieren. Und er kann somit zur Herstellung eines Taktsignals verwendet werden. PolyIC testet damit unter anderem auch die Performance Grenzen organischer Materialien. Die bisher höchste veröffentlichte Frequenz lag bei 600 kHz. ˘ Bild 3: Druck von Polymerelektronik infoDIRECT www.all-electronics.de ˘ Link zu PolyIC 412pr1107