Erregerbedingte Gastroenteritis, Nahrungsaufbau, Ernährungsstörungen PD Dr. med. F. Jochum, Kinderklinik Spandau Prof. Dr. med. J. P. Haas, UKKJM, Greifswald Tod durch unsauberes Wasser (UNO Bericht 2006) • Fehlender Zugang zu sauberem Wasser: – 1,1 Mrd. Menschen • Keine sanitäre Grundversorgung: – 2,6 Mrd. Menschen (42%) • Tod durch Durchfallerkrankungen (2004): – 2,8 Mio. Menschen: • d.h. 3 Tote/min • 90% davon Kinder – Virale Infektionen, Ruhr, Cholera, Typhus JP Haas Infektiöse Enteritis; Toxikose Kriterium Bis 5% 5-10% > 10% Verhalten Unruhig, durstig Schwach, verlangsamt Somnolenz, KußmaulAtmung Hautturgor Normal bis reduziert Dtl. reduziert Stehende Hautfalten Augen Normal bis Halonierung Halonierte Augen Tiefliegende Augen Eingesunken Stark eingesunken Oligurie Oligurie, Anurie Fontanelle Diurese = JP Haas Ursachen Erreger Viren Rotaviren, Noro-Viren, Adenoviren Bakterien Campylobacter, Salmonellen*, Shigellen, Yersinien, E. coli (ETEC, EHEC, EPEC)* Parasiten Lamblien, Kryptosporidien, Ascariasis, Amöben CAVE: Häufung bei immunkompromitierten Patienten, schwerer und längerer Verlauf, auch seltene Erreger mgl.: z.B. Kryptosporidien Rota-Viren Enteritis Rotaviren in einer TEM-Aufnahme (Längenmaßstab 100 nm) Aufbau humane Rotaviren: • 76 nm große RNA Viren, doppelschaliges Kapsid, keine Hülle • sieben humanpathogene Spezies (Gruppen A bis C sind 11 humanpathogene Serotypen und Subtypen) Übertragung und Krankheitsbilder • Infektion klassisch fäkal-oral • Vermehrung in apikalen Enterozyten der Dünndarmzotten • Inkubationszeit von 1-3 Tagen • Symptome: Erbrechen, Fieber, Diarrhoe (4 bis 5 Tage) eventl. Exsikkose • Weltweit sterben jährlich bis zu 1 Million Kinder an dieser Diagnose Nachweis von Rotaviren aus Stuhl: ELISA, Elektronenmikroskopie oder RT-PCR Epidemiologie • weltweit verbreitet • bis zum Ende des dritten Lebensjahres >90% der Kinder Rotavirusinfektion durchgemacht • Im Erwachsenenalter ca. 20% der Reisediarrhoen) • schwerste Krankheitsverläufe zwischen 6 Monaten und 2 Jahren Prophylaxe und Therapie • Prophylaxemaßnahme Hygienestandards • Schluckimpfung seit 2006 wieder Rotavirus-Impfungen für Kinder im Alter bis zu 6 Monaten in Europa und den USA zugelassen (Rotarix® von Glaxo Smith Kline und RotaTeq® von Sanofi Pasteur MSD) • Keine spezielle Therapie Noro-Virus Infektionen in Deutschland nach § 7 Infektionsschutzgesetz namentlich meldepflichtig Norovirusinfektionen 2001 – 2008 in der BRD, Quelle RKI Berlin Erstbeschreibung: erstes humanes Norovirus das Norwalk-Virus 1968 inNorwald, OH Morphologie und Einteilung • Durchmesser von 35 bis 39 nm, Kapsid , RNA-Genom, Antigendrift und shift • drei humanpathogene Norovirus-Spezies (zahlreiche Subtypen) Epidemiologie • weltweit verbreitet, große Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen • Saisonaler Gipfel Oktober bis März beobachtet • Endemische Norovirusinfektionen (Krankenhäuser, Alten- oder Pflegeheime) Übertragung Minimale Infektionsdosis 10 bis 100 Viruspartikeln, Schmierinfektion Symptome und Beschwerden • Inkubationszeit ca. 10–50 Stunden • Krankheitssymptome: Gastroenteritis, Exsikkose, ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Myalgien • Verlauf meist kurz und heftig und klingt nach ein bis drei Tagen wieder ab • Erkrankte Personen scheiden während der akuten Erkrankung und mindestens bis zu 48 Stunden nach Abklingen das Virus aus. Nachweis in Stuhlproben: RT-PCR, ELISA, Elektronenmikroskopie Behandlung Keine ursächliche antivirale Therapie, Behandlung ist rein symptomatisch Vorbeugung • Keine vorbeugende Impfung • Einhaltung von Hygienmaßnahmen (CAVE normale Desinfektionsmittel nicht wirksam), ggf. Verwendung von FFP2-Mundschutzmasken Darmpathogene E. coli Gruppe Virulenzmerkmale Pathogenesemechnismus Erkrankungen EnteropathogeneEPEC Adhärenzfaktoren: AE-Faktor, LEE (locus of erythrocyte effacement), Fimbrien Anheftung an Enterozyten, Abrasio der Mikrovilli Wäßrige Diarrhoe, Sgl. Kleinkinder EnterotoxinbildendeETEC Adhärenzfaktoren (Fimbrien, CFA, CS), Enterotoxine Kolonisierung Dünndarmepithel, Enterotoxine: Flüssigkeits- und Elyt.verlust Wäßrige Diarrhoe, alle Lebensalter EnteroinvasiveEIEC Epithelzellinvasion (Plasmide, chromosomale Virulenzfaktoren) Zerstörung Colonepithel, Entzündungsreaktion, Geschwüre Diarrhoe, Dysenterie, alle Altersgruppen Enteroaggregative EAEC Adhärenzfaktoren, Enterotoxine Histopathologische Schäden, (EAST 1) Mechanismus unklar Akute und chronische Diarrhoe bei Kindern EnterohämorhagischeEHEC Adhärenzfaktoren (wie EPEC), Shiga-Toxine (Stx1, -2), EAST 1, EHEC-Hämolysin D+ HUS (> 90% Typ O157) Wäßrig blutige Diarrhoe, alle Altersgruppen, hämorhagische Colitis, HUS bei Kindern Hämorhagische Schäden und Ödeme i.d. Lamina propria mucosae, lokale Ischämie und Entzündung, Endothelschäden durch Stx, HUS Salmonella Infektionen Risikofaktoren für symptomatische oder invasive Infektion Hämolytische Anämie (z.B. Sichelzellanämie) Eisenüberladung (z.B. Hämosiderose) Kongenitale und erworbene Immundefekte Antibiotikatherapie Unterernährung Alter < 1 Jahr; >70 Jahre Gastroenterostomie, Antazidatherapie, Hypomobilität des Darms Paratyphus • abgeschwächtes Bild des Typhus • Erreger Salmonella paratyphi (Serotyp A, B, oder C) • A und C überwiegend in wärmeren Klimazonen, B weltweit verbreitet Pathogenese Schmierinfektion, Inkubationszeit beträgt 1-2 Wochen. Symptome (ähnlich dem Typhus): • Mattigkeit, Kopfschmerzen • Typischer Hautausschlag (Roseolen) im Brust- und Bauchbereich • Treppenförmiger Fieberanstieg • Nach etwa acht Tagen anhaltend hohes Fieber (40 bis 41 °C), manchmal wochenlang. • Komplikationen: Bewusstseinsstörungen, Milzschwellung, Durchfall, Darmdurchbrüche, Haarausfall, Knocheneiterungen, Hirnhautentzündung • Stufenweises Absinken des Fiebers mit langer Rekonvaleszenz Diagnose Diagnostik in der ersten und zweiten Krankheitswoche über Blutkultur, ab zweiter Woche über Stuhlkultur, Antikörpernachweis Therapie Gabe von Antibiotika für zwei Wochen bei schwerem Verlaus; CAVE Dauerausscheider Meldepflicht Paratyphus muss bei Verdacht, Erkrankung oder Tod dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden. Auch Dauerausscheider sind meldepflichtig. Antibiotika bei Enteritis ? Erreger Antibiotikum Indikation Enteritissalmonellen Amoxicillin S. typhi Cefotaxim Sgl., septischer Verlauf, Immundefekt Bakteriämie, Typhus, fokale Infektionen, Sanierung von Dauerausscheidern Campylobacter jejuni Makrolid Shigellen Cotrimoxazol, Ampicillin Yersinia enterocolitica Cotrimoxazol, Tetrazykline Effektivität umstritten E. coli Cotrimoxazol, Ampicillin Septischer Verlauf beim NG, EPEC bei Sgl., Immundefekt Nur bei kompliziertem Verlauf Nahrungsaufbau Gradient in the Small Intestine Duodenum Eating &Fasting & TPN & infection Ileum Adaptation 0,8 mm 0,5 mm Digestive Capacitiy and Surface Adaptive Capacity 9 Säulen der Therapie bei akuter Gastroenteritis mit geringer - mäßiger Dehydratation Guandalini J Pediatr Gastroenterol Nutr 2000;30:486-9 Gabe von ORL Hypotone ORL (Na: 60 mmol/L, Glucose 74-111 mmol/L) Rehydrierung in 3-4 h Anschließend Realimentation mit bisheriger Formel o. Beikost Spezialformel nicht gerechtfertigt Verdünnte Formel nicht gerechtfertigt Fortsetzung des Stillens von Beginn an Supplementierung laufender Verluste mit ORL (nicht mischen) Keine unnötigen Medikamente Therapie-Evidenz auf Grund von zahlreichen Randomisierten Klinischen Trials Kinder mit leichter - mäßiger Dehydratation (3 - 8%) als Folge einer akuten Gastroenteritis sollten nach Abschätzung des Gewichtsverlustes mit oraler Rehydratationslösung (ORL 30-80 ml/kg) innerhalb von 3-4 Std. rehydriert werden, z.B. durch Gabe von 5 ml alle 1-2 min. Nur wenn diese kleinen Mengen ohne Erbrechen toleriert werden, kann das Einzelvolumen erhöht und die Abstände vergrößert werden. Zusammensetzung der ORL (in mmol/l): Na: 60, K: >20, Cl: >25, Citrat: 10, Glucose: 74-111, Osmolarität 200-250 mmol/l (ESPGHAN Empfehlung). Welche Rehydratationslösung? WHO Natrium(mmol/l) Kalium(mmol/l) Chlorid(mmol/l) Base(mmol/l) Glucose(mmol/l) Osmolalität(mosmol/l) 90 20 80 30 (Bicarb) 111 331 ESPGHAN 60 20 60 10 (Zitrat) 74-111 225-2 In einem systemat. Review von 12 Arbeiten besser als WHO-Lösung Nahrungsaufbau ohne Erkrankung ? Nahrungsaufbau Nahrungsaufbau: Nahrungsaufbau Bildung und Zusammensetzung der Muttermilch Vorbereitung auf das Stillen - in der Schwangerschaft: durch Progesteron, Östrogene (Ovarien, Plazenta) im Hypothalamus Prolactin gebildet Progesteron hemmt Milchbildung Drüsengewebe wächst, Milchgänge und Milchbläschen gebildet - in der Stillzeit: durch Saugen intensiver Nervenreiz, Bildung von Prolactin: Milchbildung Oxytocin: Milchspendereflex Nahrungsaufbau •Prolactin regt die Brustdrüse zur Milchproduktion an. •Dauer: wenige Stunden. •Je öfter und heftiger das Kind saugt, desto mehr Milch wird produziert. •Je mehr eine Brust geleert wird, desto mehr füllt sich diese wieder. Damit die Milch fließt, muß die Mutter entspannt sein Oxytocin läßt die Milch aus der Brust fließen. Es fördert auch die Rückbildung der Gebärmutter. Schmerz, Streß und Angst hemmen die Milchabgabe. ml/ Tag Milchvolumen bei Beginn 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Tage pp Finkelstein sche Regel: 70 x (Lebenstage-1) 10 = ml/d Zusammensetzung Muttermilch und Kuhmilch SJ Fomon: Nutrition of Normal Infants 1993 pro Liter Energie (kcal) Muttermilch Kuhmilch 620 627 93 298 Protein (g) 9 32 Fett (g) 32 35 Kohlenhydrate (g) 74 46 Calcium (g) 280 1 150 Phosphor (g) 140 910 Potentielle renale Molenlast (mosmol)* Eisen (g) 0,4 Bioaktive Stoffe 0,5 Urinosmolarität bei ausschließlicher Ernährung mit: • bei Frauenmilch 120-150 mOsmol/l • bei Säuglingsnahrungen 150-180 mOsmol/l • bei Kuhmilch 300-400 mOsmol/l Nahrungsaufbau Proteingehalt in Milch vs Wachstumsgeschwindigkeit (Bunge) Art • • • • • • • • • Mensch Pferd Kuh Ziege Schaf Schwein Katze Hund Kaninchen Geburtsgewicht verdoppelt (Tage) 180 60 47 22 15 14 9 9 6 Eiweiß % 1,1 2,0 3,5 3,67 4,88 5,21 7,00 7,44 10,8 Aus: Langstein und Rott; Atlas der Hygiene; Archiv des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Hauses; Berlin 1918. Nahrungsaufbau Folgende Vitamine sind auch bei gestillten Kindern nötig Vitamin K-Tropfen (Phytomenadion): 3 mal (zur U1, U2, U3), Vitamin D und Fluorid: in den ersten zwei Lebensjahren (Fluoridtabletten weitergeben bis mindestens zum Ende des 3. Lebensjahres). Streng vegetarische (vegane) Mütter riskieren einen Vitamin-B12-Mangel des gestillten Kindes! Lakto-OvoVegetarier haben geringe KörperReserven an Vitamin B12 und an Omega-3Fettsäuren Nahrungsaufbau www.ernaehrungsumschau.de Alexi U: 2007; 54:588 Vorteile des Stillens Sterberaten der Jahre 1816-1996 (pro 100 Lebendgeborene). 1816-1900 Preußen; 1901-1938 Reichsgebiet; 1938-1989 Westdeutschland; >1990 Bundesgebiet Aus: F. Jochum: Infusionstherapie und Diätetik in der Pädiatrire; Springer Verlag; Heidelberg, 2005. Modifiziert nach: nach Vögele 2002. Sterblichkeit während der ersten 10 Lebensmonate in Deutschland (/10.000 Geburten um 1895): Stellenplan der Berufsgruppe „Ammen“ am Kaiserin-Auguste-Victoria-Haus Berlin: Jahr n „Ammen“ 1895: 1896 1897 ... 1900 3 12 24 56 Quelle: Archiv des Kaiserin-Auguste-Victoria-Hauses, Berlin. Zeichnung (gefertigt nach Abbildungen) von: Nigel Leach; Berlin 1990. Sterberaten der Jahre 1816-1996 (pro 100 Lebendgeborene). 1816-1900 Preußen; 1901-1938 Reichsgebiet; 1938-1989 Westdeutschland; >1990 Bundesgebiet Aus: F. Jochum: Infusionstherapie und Diätetik in der Pädiatrire; Springer Verlag; Heidelberg, 2005. Modifiziert nach: nach Vögele 2002. Muttermilch: - steht immer zur Verfügung - kostengünstig - fördert Mutter-Kind-Kontakt Intelligenz Erwachsener in Abhängigkeit von der Stilldauer Mortensen et al. JAMA 2002; 287: 2365 107 106 105 104 103 102 101 100 99 98 97 96 <1 Mo 2-3 Mo 4-6 Mo 7-9 Mo über 9 Mo Adipositas: Einfluss der Stilldauer auf die Inzidenz von Übergewicht / Adipositas bei der Einschulung. Aus: Jochum: Infusionstherapie und Diätetik in der Pädiatrie. Springer Verlag, Heidelberg, 2005. Modifiziert nach von Kries et al.: Breast feeding and obesity. BMJ 319: 147-150, 1999. Gewichtsabnahme nach Entbindung je nach Stilldauer Janney CA: Am J Clin Nutr 1997; 66: 1116 6 Mo nur Flasche nur Stillen Mögliche Nachteile der Muttermilch: ??? Mögliche Nachteile der Muttermilch - Übertragung von Infektionen (Hepatitis B, HIV, CMV u.a.) - für sehr kleine Frühgeborene Gehalt nicht ausreichend (Protein, Zn, Fe u.a.) -Zusammensetzung inkonstant - Schadstoffanreicherung Nahrungsaufbau Nahrungsaufbau Industriell hergestellte Säuglingsnahrungen - Pre-Nahrungen: Lactose einziges Kohlenhydrat - 1-Nahrungen: neben Lactose noch weiteres Kohlenhydrat (Stärke) - Folgenahrungen: Kohlenhydrat komplexer (Maltodextrin, Kristallzucker), erst ab 6. Monat verwenden - HA-Nahrungen: Proteinhydrolysat von Molke und/ oder Casein verschiedene Stärkegrade der Hydrolyse Exkurs: Einfluss der Bioverfügbarkeit Nahrung Reife Säuglinge* 4. Lebensmonat Zink Gehalt Nahrung Plasma Zink Gehalt [mg/l] [µg/l] Frauenmilch 1,4 ± 0,09 (22) 794 ± 112 (49) Kuh-Milch Formula° 2,1 ± 0,1 (57) 725 ± 111 (44) Teilhydrolysierte Formula 5,7 ± 0,2 (23) 807 ± 106 (35) Mittelwert ± SD, () n Proben. *Reifgeborene Säuglinge. Zink Plasma Spiegel nach 4 Monaten Ernährung mit ausschließlich Muttermlich, Kuh-Milch Formula, oder teilhydrolysierter Formula. Nach Geburt Zn Plasma Spiegel 926± 200 (126) µg/l ohne unterschiede zwischen den Gruppen. °Kuh-Milch Formula 11 verschiedene Produkte. Absorption Schanler R. Pediatrics 1999; 103: 1150- 57 Spezialnahrungen- Beispiel: PKU Spezialnahrungen - Phenylketonurie - Ahornsirupkrankheit - Isovalerinanacidämie - Glutaracidämie Typ I - Homocystinurie - Tyrosinämie - Phosphomannose- Isomerase-Mangel/ CDG Ib - Glukose- Galactose-Malabsorption - Diät für Fettstoffwechselstörungen - Ketogene Diät Ketocal - Adrenoleukodystrophie (ALD) Nahrungsmittelallergien - Neocate - Nutramigen - Altherá Kuhmilchallergie, Lactoseintoleranz Kuhmilchallergie, Sojaallergie Optimierte Mischkost Blickdiagnose ? Die Ernährung von Frühgeborenen. Was ist anders ? Berlin 15. Mai 2008 PD Dr. Frank Jochum Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau Spezielle Physiologie Neu- und Frühgeborener Zusammenfassung Wegen der alters und reife spezifischen Physiologie von Kindern und Jugendlichen ist ein besonderes Vorgehen notwendig, um sie entsprechend ihrer Bedürfnisse zu ernähren. Wegen der regulatorischen Möglichkeiten, körpereigenen Reserven und niedriger metabolischer Potenz muß das Nährstoffangebot bei Kindern und Jugendlichen präziser an den individuellen Bedarf angepasst werden als bei Erwachsenen. Fusch,C., Jochum,F.”Nutrition in the preterm Infant.” Hrsg. Tsang,RC, Uauy,R, Koletzko,B, Zlotkin,S. digital Educational Publishing, Inc. Cincinnati, USA, pp. 201-245, 2005 Was ändert sich mit der neuen „Säuglingsnahrungsrichtlinie“ der EU? Berlin 8. Oktober 2008 PD Dr. Frank Jochum Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau Die wichtigsten Änderungen Zusammensetzung: Bemerkung: „Gute Nacht Fläschchen“ / Trinkbrei (80-110 kcal/100ml). Gefahr: Überfütterung Adipositas Glutenhaltig: Zöliakie / Frontzahnkaries geächtet von der Ernährungskommission der DGKJ. Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin; Ev. Waldkrankenhaus Spandau Die wichtigsten Änderungen Einführungsalter: Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin; Ev. Waldkrankenhaus Spandau Ausblick / Zukunftsperspektiven • Neue therapeutische Ansätze wie: -“Funktional Food“, -“Pharmakonutrition“, oder -“Food Ingeneering“ Verbesserung „Outcome“. Individualisierung der Ernährungstherapie. Nebenwirkung: Komplexizität . • Strukturiertes Vorgehen wird künftig wichtiger (Prozessqualität / Fehldosierungen ). 69 There is no finer investment for any community than putting milk into babies“. Winston Churchill Anorexia nervosa (F50.0) Diagnosekriterien • starkes Untergewicht (15% unter dem erwarteten Normalgewicht) • Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt ohne aktive Maßnahmen (F50.00), non-purging-type (Ø hochkalorisch. Nahrungsmittel, übertriebene körperl. Aktivität) mit aktiven Maßnahmen (F50.01), binge-purging-type (selbstinduziertes Erbrechen, Medikamenteneinnahme) • Körperschemastörung Angst, dick zu werden als überwertige Idee / Setzen von immer niedrigeren Gewichtsgrenzen • umfassende hormonelle Störung Amenorrhoe seit mind. 3 Mon., Libidoverlust, Wachstumsstörung Bulimia nervosa (F50.2) Diagnosekriterien • Beschäftigung mit dem Essen / unwiderstehliche Gier nach Nahrung • häufige Episoden von Fressattacken (mind. 2 x / Wo über 3 Mon.) große Mengen an Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert • inadäquate Maßnahmen zur Gewichtsreduktion selbstinduziertes Erbrechen zeitweilige Hungerperioden Abführmittelmissbrauch oder andere Medikamenteneinnahme (Entwässerungsmittel, Appetitzügler, Schilddrüsenhormone) • krankhafte Furcht, dick zu werden / Selbstwahrnehmung als “zu fett” • (häufig in der Vorgeschichte eine Episode einer Anorexia nervosa) individuelle Faktoren biologische Faktoren Faktoren Essstörung familiäre Faktoren soziokulturelle Faktoren „Teufelskreis“ Essstörung: Anorexia und Bulimia nervosa – Therapie Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für KJP • sorgfältige intern-pädiatrische und neurologische Untersuchung • Labor, Echokardiographie ggf. Neuroradiologie • ausführliche (jugend-) psychiatrische Exploration von Patient + Familie • Indikationsstellung ambulante / stationäre Behandlung ( Gewicht, Psychopathologie, Komorbidität, Scheitern bisheriger Maßn.) • körperliche Stabilisierung / Gewichtsanhebung / Kontrollen • spezifische Ernährungstherapie (inklusive Calcium/Vitamin D3-Substitution) • störungsspezifische (multimodale, integrative) Psychotherapie • ggf. Psychopharmakotherapie • ggf. Jugendhilfemaßnahmen (KJHG) Alimentäre Ursachen - Fluorose • Zahnschmelzverfärbungen • Fluoridanamnese Empfohlene Fluorid-Tagesmengen Alter / Geschlecht mg / Tag Säuglinge bis 6 Monaten 0,25 Säuglinge zwischen 6 und 12 Monaten 0,5 Kleinkinder 0,7 Kinder zwischen 3 und 8 Jahren 1,1 männliche Jugendliche 3,2 weibliche Jugendliche 2,9 männliche Erwachsene 3,8 weibliche Erwachsene 3,1 Aus: Päd. Farbatlas II, Stögmann, Wündisch eds. überarbeitet nach M. Van Steenkiste JP Haas Rachitis • Schmelzhypoplasien • Skelettveränderungen • Vitamin-D Mangel – CAVE: Verwahrlosung • Hypophosphatamische Vit.D resistente Rachitis – X-chrom. Dominant • Chron. Krankheiten mit Vit. D Mangel: – Term. Niereninsuffizienz – Renale tubuläre Acidose (Fanconi Syndrom) – Malabsorbtion JP Haas Vitamin A Mangel, Zinkmangel • Symptome: – Vermehrte Infektionen – Verminderte Regeneration von Hautund Schleimhaut – Mundwinkelragaden, Ekzeme – Darmsymptome – Nachtblindheit (Vit. A) – Zahnschmelzdefekte (Vit. A) Periorbitales Ekzem bei Zinkmangel • Procedere: – Diagnostik durch Pädiater veranlassen – Substitutionstherapie „Faulecke“ bei Vitamin A Mangel JP Haas …Schluss jetzt !