Neue Biomarker in der GI-Onkologie, was kommt in - GI

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Neue Biomarker in der GI-Onkologie, was kommt in die Klinik ?
Prof. Dr. med. Andrea Tannapfel
Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum
Eine ganze Reihe von neuen therapeutischen, zielgerichteten Targets sind im letzten
Jahr diskutiert und mit der feingeweblichen Analyse von Biomarkern verknüpft
worden.
Die Biomarker betreffen das Adenokarzinom des Ösophagus, das Magenkarzinom,
das hepatozelluläre Karzinom und das kolorektale Karzinom. Während die Analyse
von Her2/neu bei fortgeschrittenen Adenokarzinomen des Ösophagus und Magens
zum
Standardrepertoir
gehört,
sind
neue,
bisher
wenig
untersuchte
Rezeptortyrosinkinasen (HGF/c-met) und Liganden von EGFR im aktuellen Fokus.
Her2/neu Amplifikation und intratumorale Heterogenität
Aufgrund der multizentrischen Phase III Studie ToGA wird aktuell Trastuzumab
(Herceptin) für das metastasierte Adenokarzinom des Ösophagus und des Magens
verwendet. Voraussetzung für die Anwendung ist der Nachweis einer Her2/neu
Überexpression (definiert durch 2-fache immunhistochemische Positivität und ein
konsekutives positives
FISH
Ergebnis
[Ratio
≥2.0]
bzw.
eine
dreifache
immunhistochemische Positivität). Auffällig ist die bei Tumorresektaten beobachtete
intratumorale Heterogenität der Färbung bzw. das Amplifikationsmuster im FISHTest. Yoon und Mitarbeiter (ASCO 2012 # 4009) konnten eine heterogene Her2/neu
Amplifikation in 17% von 558 Patienten mit amplifiziertem Her2/neu mittels FISHTest
nachweisen.
Diese
Patienten
zeigten
ein
signifikant
schlechteres
Krankheitsspezifisches und Gesamtüberleben im Vergleich zur Gruppe der
Patienten, die eine „homogene“ Her2/neu Amplifikation aufwiesen. Die heterogene
Amplifikation könnte (zusammen mit der Polysomie 17) Ursache für ein
Therapieversagen bei diesen Patienten sein. In diesem Zusammenhang muss die
Frage diskutiert werden, inwieweit die Analyse von Biopsien hier repräsentative
Amplifikationsergebnisse liefern kann. Auch könnte die Diskonkordanz des Her2/neu
Status von Primärtumor und Metastase auf die Amplifikationsheterogenität
zurückzuführen sein (positive Konversion in 4-5%).
Lichtmikroskopie-basierte ISH Verfahren können das Auffinden amplifizierter Foci
tendenziell erleichtern und sollten der FISH Analytik vorgezogen werden.
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c-met Blockade als neues therapeutisches Target?
Die Rezeptor-Tyrosinkinase c-Met – erstmalig Anfang der 80er Jahre beschrieben reguliert eine Vielzahl zellulärer Prozesse in epithelialen Zellen. Nach Stimulation
durch seinen physiologischen Liganden Hepatocyte Growth Factor (HGF) oder
Scatter Factor (SF) kontrolliert c-Met Signalkaskaden, die zu mitogenen, motogenen
und morphogenen Prozessen führen.
Die Phosphorylierungsabhängige Signalübertragung im c-Met-Signalweg wird durch
Kinasen wie Src, PAK oder Akt reguliert. In malignen Tumoren kann HGF/c-met
durch Mutation, Überexpression, Amplifikation und alternatives Splicing fehlreguliert
sein.
In einer ganzen Reihe von malignen Tumoren konnte eine zentrale Bedeutung in der
Tumorzellmigration, Invasion und Proliferation sowie auch Angiogenese von HGF/cmet bereits beschrieben werden.
Der met-Rezeptor wird in etwa 75% aller (intestinalen Typen) von Magenkarzinomen
exprimiert, eine Amplifikation findet sich in bis zu 23% der Fälle. Die Expression von
c-met zeigt bei Magenkarzinomen eine Assoziation zur Tumorinvasion, die
letztendlich zu einer schlechten Prognose führen. Bei Adenokarzinomen des
ösophagogastralen Übergangs werden in bis zu 100%ige Expressionsraten von cmet beschrieben. Auch hier ist eine Überexpression –
wie auch bei nicht-klein-
zelligen Lungenkarzinomen – mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Rezeptorspezifisches Targeting der HGF/c-met Interaktion könnte daher die pleiotropen
Wirkungsweisen blockieren.
Ein vollhumanisierter monoklonaler Antikörper (Rilotumumab) wurde jetzt im Hinblick
auf seine Wirksamkeit bei kombinierter Therapie fortgeschrittener Magen- und
ösophagogastraler Übergangskarzinome getestet (Oliner et al., ASCO 2012 #4005).
Als Biomarker diente die c-met-Expression innerhalb des Tumors, der Her-2/Status
und die c-met-Genkopienzahl (Amplifikation). Die Genkopienanzahl von c-met wurde
mittels
FISH-Testung
analysiert.
Eine
hohe
immunhistochemische
c-met
Anfärbbarkeit (definiert als 50% und mehr positive Tumorzellen) scheint mit einem
Benefit für die Patienten einherzugehen, die neben einer Chemotherapie eine HGFBlockade mittels Rilotumumab erhielten.
Allerdings deuten auch hier die ersten Daten darauf hin, dass eine c-met
Amplifikation eine negative prognostische Bedeutung besitzt. Auch scheint keine
Korrelation von c-met Rezeptor zur Konzentration von HGF bestehen.
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Bei
hepatozellulären
Karzinomen
werden
ebenfalls
erste
vielversprechende
Ergebnisse nach c-met Rezeptorblockade diskutiert. Der selektive met-Inhibitor
Tivantinib (ARQ197) scheint bei Patienten, die eine hohe Expression von c-met im
Tumor aufweisen, die Prognose der Erkrankung zu verbessern (ASCO 2012
#4006,4007). Generell gilt auch bei HCC, dass eine hohe c-met Expression ein
prognostisch ungünstiger Faktor ist. Die Immunexpression korreliert auch beim HCC
nicht mit der Genamplifikation.
EGFR-Liganden-Analyse und K-ras
Der Epidermale Wachstumsfaktor (EGF) gehört zur Familie der EGF-artigen
Liganden, zu welcher neben dem EGF noch der Transforming Growth Factor alpha
(TGFα), das Heparin-bindende EGF (HB-EGF), Amphiregulin, Epiregulin, Betacellulin
sowie die Familie der Neureguline zählen. Alle EGF-artigen Liganden werden
zunächst als membranständige Proformen exprimiert. Amphiregulin (AREG) und
Epiregulin (EREG) sind Mitogene, wenn sie an EGFR binden. Kürzlich konnte
gezeigt werden, dass die mRNA Expression von AREG und EREG offenbar mit dem
K-ras Mutationsstatus und dem progressionsfreien Intervall von Patienten mit
kolorektalen Karzinomen korrelierte. Bei Patienten mit wild-typ K-ras können EREG
und AREG die Wirksamkeit der EGFR Blockade vorhersagen helfen.
Die Expression von AREG und EREG ist besonders hoch in mikrosatellitenstabilen
und linksseitig lokalisierten Kolonkarzinomen, die einen hohen CEA-Wert aufweisen
und wild Typ-Status von K-ras besitzen.
Beide EGFR-Liganden scheinen ebenso wie die Amplifikation von EGFR selbst eine
Prädikation von EGFR-Blockadetherapien ausschließlich bei Patienten mit Wild-Typ
Status von K-ras zu vermitteln.
Die Analyse der AREG/EREG mRNA ist methodisch aufwendig und schwierig
standardisierbar. Auch korreliert die Expression der beiden Liganden im Primärtumor
nur tendentiell mit der in korrespondierenden Metastasen (ASCO 2012 # 3516,
3519). Die Definition von Schwellenwerten für AREG und EREG erscheint bisher in
der Literatur uneinheitlich gelöst. Da die beiden Parameter nicht nur in Tumor,
sondern auch in Stromazellen exprimiert werden, muss hier eine Standardisierung
erfolgen.
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