Substitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse

Werbung
MEDIZIN
ÜBERSICHTSARBEIT
Substitutionstherapie nach Operationen an
Schilddrüse und Nebenschilddrüsen
Andreas Schäffler
ZUSAMMENFASSUNG
Hintergrund: Hypothyreose und Hypokalzämie sind nach
Schilddrüsenoperationen besonders häufig. Die fachgerechte Hormonsubstitutions-Therapie für Schilddrüse und
Nebenschilddrüse scheitert oftmals an einer konsequenten und praxisorientierten Umsetzung. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, fachübergreifend für die Disziplinen
Chirurgie, Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Endokrinologie praxisorientierte Empfehlungen zu geben.
Methoden: Selektive Auswertung von wissenschaftlichen
Publikationen und Review-Artikeln aus der medizinischen
Datenbank PubMed sowie der Empfehlungen einzelner
Fachgesellschaften wie Endocrine Society (USA), DGE
(Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie), ATA (American
Thyroid Association) und ETA (European Thyroid Association). Die Suche erfolgte im Zeitraum der Jahre 1980 bis
2010.
Ergebnisse: Bei der L-Thyroxin-Substitutionstherapie sind
folgende Fragen besonders relevant: Auswahl des Präparates (nur T4 oder T4/T3), Kombination mit Jodid (ja/nein),
Definition von TSH-Zielbereichen (insbesondere postoperativ nach Schilddrüsen-Malignomen), Bedeutung und Umfang von Restgewebe nach Struma-Operation, Grunderkrankungen und Medikamenten-Interaktionen. Für den
postoperativen Hypoparathyreoidismus sind folgende Fragen essenziell: Auswahl des richtigen Calcium- und Vitamin-D-Derivates, Definition von therapeutischen Zielen,
Therapie einer Hyperkalziurie und einer Hyperphosphatämie, Option einer rekombinanten Parathormon-Therapie.
Schlussfolgerung: Die richtige Präparateauswahl und die
Kenntnis der genauen Pharmakokinetiken sowie der mit
Metabolismus und Absorption interagierenden Erkrankungen und Medikamente sind essenziell für eine effektive
Therapie.
►Zitierweise
Schäffler A: Hormone replacement after thyroid and
parathyroid surgery. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(47):
827–34. DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universität Regensburg:
Prof. Dr. med. Schäffler
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
ie Substitutionstherapie nach Operationen an
Schilddrüse und Nebenschilddrüsen stellt eine
häufige klinische Anforderung dar. Die Einleitung einer
Substitutionstherapie verläuft nicht immer unproblematisch (e1), da diese an der Schnittstelle zwischen stationärer (Operation) und ambulanter (Nachbetreuung)
Versorgung stattfindet und von unterschiedlichen Fachdisziplinen (Chirurgie, Innere Medizin, Allgemeinmedizin) entweder eingeleitet oder fortgeführt wird. Eine
permanente Hypothyreose tritt nicht nur nach totaler
oder subtotaler Thyreoidektomie auf, sondern auch in
11 bis 28 Prozent der Fälle nach Hemithyreoidektomie
(e2–e4). Risikofaktoren hierfür sind positive TPO-Antikörper, hochnormale präoperative TSH-Werte, histologische Sicherung einer Thyreoiditis, nicht aber Alter,
Geschlecht, Familienanamnese oder Resektionsgewicht (e1, e4). Auch präoperativ euthyreote Patienten
benötigen je nach Ausmaß eines elektiven Eingriffs
selbst bei zeitnaher Körpergewichts-adaptierter Substitution in 17 (Hemithyreoidektomie) bis 42 Prozent
(subtotale Thyreoidektomie) der Fälle postoperative
Dosismodifikationen (e1, 1).
D
Zielsetzung
Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, fachübergreifend für
die Disziplinen Chirurgie, Allgemeinmedizin, Innere
Medizin und Endokrinologie, praxisorientierte Empfehlungen für die Substitutionstherapie zu geben.
Methodik
Die Empfehlungen beruhen auf der selektiven Auswertung von wissenschaftlichen Publikationen und Review-Artikeln aus der medizinischen Datenbank PubMed sowie auf Empfehlungen einzelner Fachgesellschaften wie Endocrine Society (USA), DGE (Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie), ATA (American
Thyroid Association) und ETA (European Thyroid Association).
Prinzipien der Hormonsubstitution bei der
primären Hypothyreose
Physiologie und klinisch-chemische Vorbemerkungen
Für das physiologische Verständnis der Empfehlungen
zur Hormonsubstitution (2) sei auf die Hierarchie und
Funktionsweise der thyreotropen Achse verwiesen, die
in der Grafik dargestellt ist. Die Qualität der Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen steht und fällt
mit der Durchführung der klinisch-chemischen Bestim-
827
MEDIZIN
sorption um 40 Prozent (e6), allein der Genuss von
Kaffee reduziert die Resorption um 27 bis 36 Prozent
(e7). Daher müssen Schilddrüsenhormone nüchtern
mit Wasser 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden (e6). Die Resorption von T3 beträgt 90 Prozent, hier werden ein bis zwei Stunden
nach oraler Einnahme die Spitzenspiegel erreicht.
Anstiege der Serumkonzentration von 250 bis
600 Prozent sind möglich. T3 hat eine kurze Halbwertszeit von nur 19 Stunden.
GRAFIK
L-Thyroxin-Bedarf
Hierarchie und Funktionsweise der thyreotropen Achse. Das hypothalamische Releasing-Hormon TRH (thyreotropin releasing hormone) stimuliert die Freisetzung von TSH (thyroid-stimulating hormone) aus dem Hypophysenvorderlappen. TSH reguliert die Synthese und Freisetzung der Schilddrüsenhormone T4 (etwa 100 µg/Tag) und T3 (etwa 10 µg/Tag). Diese Regulation erfolgt auf der Basis einer negativen Rückkopplung von T4/T3 auf TSH und TRH. T4
und T3 sind nahezu vollständig an ihre Bindungsproteine TBG (Thyroxin-bindendes Globulin),
TBA (Thyroxin-bindendes Albumin) und TBPA (Thyroxin-bindendes Prä-Albumin) gebunden.
Die freien Hormone fT4 und fT3 liegen nur zu einem Anteil von 0,1 % beziehungsweise 1 %
vor. Durch Konversion von fT4 in den peripheren Geweben mittels Dejodinasen entsteht fT3
als biologisch aktiveres Hormon, zu einem kleinen Anteil wird dabei inaktives rT3 (reverse
T3) erzeugt. Wichtig für die Steuerung der Therapie ist die Kenntnis der Halbwertszeit (HWZ),
welche für T4 circa 190 h und für T3 etwa 19 h beträgt.
mung von TSH sowie im Einzelfall von fT4 und fT3.
Die Tabelle 1 liefert eine Interpretationshilfe für unterschiedliche Hormonkonstellationen. Hinsichtlich der
TSH-Bestimmung sollten, wie in Deutschland flächendeckend üblich, ausschließlich moderne Assays der
dritten und vierten Generation (e5) mit einer analytischen Sensitivität von < 0,01 mIU/L verwendet werden. Für TSH und die freien Schilddrüsenhormone sind
entsprechende Normbereiche und Einheiten zu beachten (3).
Pharmakokinetik von Schilddrüsenhormonen
Die Kenntnis der pharmakokinetischen Daten (4) ist
für die Therapieplanung hilfreich. T4 wird zu 80 Prozent resorbiert und erreicht zwei bis vier Stunden
nach oraler Einnahme die Spitzenspiegel. Anstiege
der Serumkonzentrationen um 20 bis 40 Prozent sind
die Folge. T4 hat eine lange Halbwertszeit von 190
Stunden. Eine fettreiche Mahlzeit reduziert die Re-
828
Für die Abschätzung des Substitutionsbedarfes (2, 4)
an L-Thyroxin bei postoperativen Hypothyreosen ist
es von Bedeutung, den physiologischen Bedarf zu
kennen. Einflussfaktoren (2) sind vor allem Lebensalter, Körpergewicht, Schwangerschaft, Medikamente
und Erkrankungen, welche den L-Thyroxinbedarf
steigern oder die Resorption beeinflussen (e8). Tabelle 2 fasst den physiologischen Bedarf an L-Thyroxin
pro Kilogramm Körpergewicht zusammen. Generell
korreliert der T4-Bedarf besser mit der „lean body
mass“ (fettgewebefreie Körpermasse) als mit dem
Gesamt-Körpergewicht (e9). Die interindividuelle
Breite für den T4-Bedarf ist ausgeprägt. Tabelle 4
fasst die Erkrankungen und Medikamente zusammen,
welche mit einem erhöhten L-Thyroxin-Bedarf einhergehen.
L-Thyroxin-Substitution
Aus den oben genannten physiologischen, pharmakokinetischen und klinisch-chemischen Daten lassen
sich zehn Tipps für die Praxis (2, 5–8) herleiten:
● Hinsichtlich der Häufigkeit von TSH-Kontrollen bei Neueinstellung oder sich ändernden Gegebenheiten werden Intervalle von vier bis sechs
Wochen nach einer erfolgten Dosismodifikation
empfohlen. Bei benignen Schilddrüsenerkrankungen liegt der TSH-Zielbereich bei 1 bis 2
mU/L (2, 8).
● Die Blutentnahme für fT4 sollte am frühen Vormittag vor der Einnahme von L-Thyroxin erfolgen.
● Die Bestimmung von fT3 zur Kontrolle der Substitution ist im Allgemeinen nicht erforderlich
(kann allerdings im Einzelfall, zum Beispiel
beim Schilddrüsen-Karzinom, eine sinnvolle Ergänzung für die Erkennung einer T3-Hyperthyreose sein).
● Die orale Einnahme erfolgt morgens, nüchtern,
30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück mit Wasser. Die Standard-Dosierung beträgt 1,5
µg/kgKG L-Thyroxin. Eine „vergessene“ Tablette in der Substitution ist vernachlässigbar, es
sollte keine „Ersatz-Einnahme“ am Folgetag
stattfinden (2, 8).
● Die Gabe von T3 in der Substitutionstherapie ist
unphysiologisch, schlechter verträglich und
kann nicht routinemäßig empfohlen werden. Die
Mono-Dejodierung von T4 erfolgt normalerweiDeutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
MEDIZIN
●
●
●
se bedarfsgerecht in den peripheren Geweben,
so dass die Einnahme von T3 (Liothyronin)
nicht empfohlen wird. Insgesamt zehn randomisierte, doppelblinde klinische Studien (9,
e10–e17) (sechs Crossover-Studien, vier Parallel-Gruppen-Studien) konnten zwar in Einzelfällen, nicht aber nach mehreren Metaanalysen
(e18, 10) einen überzeugenden Nutzen einer
Kombinationstherapie von T3 mit T4 hinsichtlich Wohlbefinden, kognitiver Funktion oder
Lebensqualität erbringen. Im Einzelfall wird es
Patienten geben, die unter einer Kombinationstherapie über ein besseres psychisches und kognitives Befinden berichten und diese Therapie
wünschen. Es existieren hierzu Präparate mit fixen T3/T4-Verhältnissen mit 10 µg oder 20
µg/100 µg T4. Ursächlich für persistierende Hypothyreose-Beschwerden unter L-ThyroxinSubstitution trotz normalisierter TSH-Werte
sind eventuell genetische Variationen (e19–e21)
in den peripheren 5´-Dejodinasen (e22–e24);
dies sind Enzyme, die bedarfsgerecht aus T4 aktives T3 metabolisieren (11, e25). Eine verminderte Aktivität dieser Selenoprotein-Enzyme erklärt die verminderte Metabolisierung von T4 zu
T3 und damit ein eventuelles Ansprechen auf eine kombinierte Substitutionstherapie. Allerdings
gibt es hierfür keinen klinisch-chemischen Prädiktor oder gar einen Gentest, welcher in der
Routinediagnostik zur Verfügung stünde.
Die Bioverfügbarkeit verschiedener Handelspräparate ist entgegen der landläufigen Meinung
nicht identisch (e26), so dass bei guter Verträglichkeit kein Wechsel erfolgen sollte. Die AUC
(„area under the curve“) eines Resorptionsprofiles kann zwischen verschiedenen Präparaten so
stark schwanken (e27), dass die Bioverfügbarkeit zwischen 0,8 und 1,25 variiert und damit
klinisch relevant ist (e28).
Die Aufdosierung sollte individuell erfolgen.
Bei älteren Menschen, kardialen Begleiterkrankungen und länger bestehender Hypothyreose
sollte eine langsame Aufdosierung erfolgen
(zum Beispiel Beginn mit 25 µg, wöchentliche
Steigerung um 25 µg). Bei gesunden Patienten
kann postoperativ schnell (spätestens nach fünf
Tagen) auf die geschätzte End-Dosierung gegangen werden (1). Die Notwendigkeit einer
postoperativen Substitutionstherapie richtet sich
nach dem Volumen des Restgewebes (2). Bei einem Restgewebe von < 6 mL ist immer eine
Hormonsubstitution erforderlich. Praktikabel
wäre zum Beispiel ein Beginn postoperativ mit
1 µg/kgKG, gefolgt von einer TSH-Kontrolle
nach vier bis sechs Wochen.
Bei Dysphagie beziehungsweise bei enteraler
Sondenernährung kann auf flüssige L-ThyroxinPräparationen ausgewichen werden (zum Beispiel L-Thyroxin-Tropfen Henning; 1 Tropfen =
5 µg).
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
TABELLE 1
TSH und periphere Hormonkonstellationen – Interpretation
fT3
fT4
TSH
Interpretation
normal
normal
normal
Euthyreose
erhöht
erhöht
erniedrigt
manifeste Hyperthyreose
erniedrigt
erniedrigt
erhöht
manifeste Hypothyreose
normal
normal
erhöht
latente Hypothyreose
normal
normal
erniedrigt
latente Hyperthyreose
erniedrigt
erniedrigt
normal/
erniedrigt
hypophysäre/hypothalamische
Hypothyreose, NTIS („non-thyroidal
illness syndrome“)
erhöht
erhöht
erhöht
Thyreotropinom, Schilddrüsenhormonresistenz
TABELLE 2
Physiologischer Bedarf an L-Thyroxin: Faustregeln
(gilt für die primäre Hypothyreose)
Alter
Bedarf
Neugeborene
10–15 μg/kg KG
Kinder 8–12 Monate
8–10 μg/kg KG
Kinder 2–10 Jahre
4–6 μg/kg KG
Jugendliche
2–3 μg/kg KG
Erwachsene
1,5 μg/kg KG
ältere Menschen
1–1,2 μg/kg KG
Schwangere
1,8–2 μg/kg KG
●
●
Hinweis: sekundäre/tertiäre Hypothyreosen bei
hypophysär-hypothalamisch bedingten Erkrankungen (12) sind nicht Gegenstand dieser Übersicht. Dennoch sei darauf hingewiesen, dass bei
diesen Formen das basale TSH nicht verwertbar
ist (im Normbereich oder erniedrigt trotz peripherer Hypothyreose) und die Therapiekontrolle über das fT4 zu erfolgen hat.
Fallstrick: Aus anderer Ursache schwerkranke
Patienten können zusätzlich zu einer primären
Hypothyreose ein NTIS („non-thyroidal illnesssyndrome“) entwickeln mit niedrigen Werten
für fT3 und TSH, hier erfolgt die Therapiekontrolle ebenfalls über das fT4.
Substitution von T4, T3 oder Jodid
Im Folgenden sind die unterschiedlichen postoperativen Standard-Situationen aufgelistet. Für jede Situation
ist die entsprechende Richtlinie (2, 7, 13–17) für die
Substitution angegeben.
829
MEDIZIN
TABELLE 3
Erkrankungen/Zustände und Medikamente mit erhöhtem L-Thyroxin Bedarf
Erkrankung/Zustand
Mechanismus des erhöhten L-Thyroxin-Bedarfs
Malabsorption
verminderte Resorption
Kurzdarmsyndrom
verminderte Resorption
Sprue
verminderte Resorption
chronisch atrophische Gastritits*1
1
erhöhter Magen-pH-Wert, verminderte Löslichkeit
Helicobacter pylori-Infektion*
vermehrte NH3-Bildung
Schwangerschaft
erhöhtes TBG*2, gestörte Dejodierung, erhöhte renale Jod-Clearance
Medikamente
Mechanismus des erhöhten L-Thyroxin-Bedarfs
Phenytoin
T4-Verdrängung aus der TBG-Bindung, erhöhte T4-Clearance in der Leber
Carbamazepin
T4-Verdrängung aus der TBG-Bindung, erhöhte T4-Clearance in der Leber
Rifampicin
T4-Verdrängung aus der TBG-Bindung, erhöhte T4-Clearance in der Leber
Dexamethason
Hemmung der 5´-Dejodinase
Propranolol
Hemmung der 5´-Dejodinase
Zytokine
Hemmung der 5´-Dejodinase
Amiodaron
Konversionshemmung
Protonenpumpeminhibitoren
verminderte Resorption, da T4 nur in saurem Milieu optimal löslich
H2-Blocker
verminderte Resorption, da T4 nur in saurem Milieu optimal löslich
Antazida
verminderte Resorption, da T4 nur in saurem Milieu optimal löslich
Cholestyramin
direkte Hemmung der intestinalen Resorption
Eisensulfat
direkte Hemmung der intestinalen Resorption
Östrogene
Anstieg der TBG
*1 Der Bedarf kann bis zu 30 % erhöht sein
*2 TBG, Thyroxin-bindendes Globulin
Zustand nach Operation bei Struma diffusa und Struma nodosa
● Hypothyreose bereits unmittelbar postoperativ bestehend oder Restvolumen < 6 mL: Kombination
von L-Thyroxin (1 µg/kgKG) mit Jodid 100 bis
150 µg/Tag bei gesunden Erwachsenen beziehungsweise 200 µg in der Schwangerschaft. TSHKontrollen alle vier Wochen (Ziel-TSH: 1–2
mU/L).
● Euthyreose postoperativ und Restvolumen > 6 mL:
Jodid 100 bis 150 µg/Tag bei gesunden Erwachsenen beziehungsweise 200 µg in der Schwangerschaft. TSH-Kontrollen alle vier bis sechs Wochen
(Ziel-TSH: 1–2 mU/L).
Hinweis: Die Angabe „Restgewebe > beziehungsweise < 6 mL“ ist eine Faustregel für die Praxis. Natürlich spielen Funktionalität (Echomuster), Alter und
Gewicht eine wichtige Rolle.
Zustand nach Operation bei Autoimmunthyreopathien
(M. Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis)
L-Thyroxin-Substitution ohne Iodid. TSH-Kontrollen
alle vier bis sechs Wochen (Ziel-TSH: 1–2 mU/L).
830
Zustand nach totaler Thyreoidektomie bei benigner Erkrankung,
medullärem SD-Karzinom und anaplastischem SD-Karzinom
L-Thyroxin-Substitution ohne Jodid. TSH-Kontrollen
alle vier bis sechs Wochen (Ziel-TSH: 1–2 mU/L).
Zustand nach totaler Thyreoidektomie bei papillärem und follikulärem SD-Karzinom (2, 13–16)
● Kurzfristig geplante, ablative Radiojod-Therapie: keine Therapie (endogene TSH-Stimulation gewünscht).
● Mittelfristig geplante, ablative Radiojod-Therapie:
T3-Substitution (zum Beispiel ThybonR, 3 x 20 µg)
für die Überbrückung bis zur Radiojod-Therapie
(kürzere Halbwertszeit verkürzt die Phase der endogenen TSH-Stimulation).
TSH-Zielbereich postoperativ bei
differenziertem Schilddrüsen-Karzinom
Die TSH-Zielbereiche (13) hängen vom Risiko-Stadium, vom zeitlichen Abstand der Erkrankung zur Diagnose sowie von der Persistenz der Erkrankung ab. Kasten 1 fasst (modifiziert nach den ATA und ETA-Guidelines) die TSH-Zielbereiche zusammen (2, 13–16).
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
MEDIZIN
Die Frage nach L-Thyroxin-Allergie
oder Unverträglichkeit
Gegen L-Thyroxin als Hormon existiert keine Allergie.
Im Rahmen von Autoimmunerkrankungen ist eine Antikörperbildung gegen T4 (e29) selten beschrieben
(keine Routinediagnostik). Diese Antikörper bewirken
keine klinische Symptomatik, sondern allenfalls eine
Störung der Testdiagnostik beziehungsweise des Regelkreises oder führen zu einem höheren Dosisbedarf.
Allerdings existieren Allergien und Unverträglichkeiten gegen diverse Begleitstoffe (Galenik) der L-Thyroxin-Präparate, so dass ein Austausch des Präparates
sinnvoll sein kann. Für diesen kann eine systematische
Orientierung an den Begleitstoffen erfolgen, deren
Komposition erheblich zwischen unterschiedlichen
Präparaten variiert. Kasten 2 dient als Orientierungshilfe für einen systematischen Austausch und basiert
auf den Angaben der Fachinformationen (Rote Liste,
2009). In seltenen Fällen wird eine allergologisch-dermatologische Diagnostik erforderlich. Generell empfiehlt sich bei dem Verdacht auf eine Unverträglichkeit
zuerst eine Trennung der L-Thyroxin- von der JodidSupplementierung und der zeitlich befristete (diagnostisch genutzte) Verzicht auf eine Jodid-Gabe, da Jodid
(enthalten in vielen Kombinationspräparaten) wesentlich häufiger Unverträglichkeiten auslösen kann. Des
Weiteren sei an die Laktose-Intoleranz (Anamnese) erinnert, welche Beschwerden (Meteorismus, Flatulenz,
abdominelle krampfartige Schmerzen) auslösen kann.
Postoperativer Hypoparathyreoidismus
Häufigkeit und Risikofaktoren
Diese Übersicht beschränkt sich auf den postoperativen Hypoparathyreoidismus (18, 19) infolge Operationen an Hals (zum Beispiel „neck dissection“),
Schilddrüse und Nebenschilddrüsen. Die Definition
des postoperativen Hypoparathyreoidismus beschreibt die Insuffizienz der verbliebenen Parathormon-Sekretion, sechs Monate nach Operation eine
Normokalzämie aufrechtzuerhalten. Die Häufigkeit
eines postoperativen Hypoparathyreoidismus beträgt
generell etwa 0,5 bis 6,6 Prozent nach totaler Thyreoidektomie, wobei in erfahrenen Zentren mit endokriner Chirurgie über niedrigere Inzidenzen von 0,9 bis
1,6 Prozent berichtet wird (e30–e33). Die Inzidenz eines transienten Hypoparathyreoidismus nach Schilddrüsen-Karzinom-Operation (e34) liegt deutlich höher und hängt vom Zeitpunkt der Durchführung einer
Lymphknoten-Dissektion des zentralen Kompartimentes ab (initiale Dissektion versus Dissektion bei
Re-Operation: 23,6 versus 41,8 Prozent). Die Risikofaktoren (e33) für einen postoperativen Hypoparathyreoidismus sind: Erfahrung des Chirurgen, Ausmaß
der Operation, Lymphknoten-Dissektion, Tumor-Operation, retrosternale Struma, Morbus Basedow, Rezidiv-Eingriff, Parathyreoidektomie bei primärem Hyperparathyreoidismus („hungry bone syndrome“),
vorbestehende Vitamin-D-Defizienz und fehlende
Identifikation aller vier Nebenschilddrüsen intraoperativ.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
KASTEN 1
TSH-Zielbereiche
● ATA/ETA Guidelines Differenziertes SD-Karzinom
– Persistierende Erkrankung:
TSH-Suppression < 0.1 mU/l
– Kurative Situation, aber high risk-Situation:
TSH-Suppression 0.1-0.5 mU/l für 5 Jahre (je nach Empfehlung 3–5 oder
5–10 Jahre)
– Kurative Situation, aber low risk-Situation:
Hormonersatztherapie mit TSH im unteren NB von 0,3–1 mU/l
– Kurative Situation, mit very low risk-Situation:
Keine TSH-Suppression. Hormonersatztherapie mit TSH im NB von 1–2 mU/l
– Okkultes papilläres Mikro-Karzinom (pT1a, pNO, pMO):
Keine TSH-Suppression. Hormonersatztherapie mit TSH im NB von 1–2 mU/l
Very low risk: unifokal, T1 (< 1 cm), NO, MO, keine Kapselüberschreitung
Low risk:
T1 (> 1 cm), NO, MO, oder T2, NO, MO, oder multifokales T1, NO, MO
High risk:
jedes T3, jedes T4, jedes T mit N1, oder jedes M1
NB:
Normbereich
Diagnostik
Wenn die Operation länger zurückliegt, sollten folgende Parameter bestimmt werden: Serum-Calcium und
Serum-Albumin (Korrektur nach der Payne-Formel bei
Hypoalbuminämie), ionisiertes Calcium, Magnesium,
Kreatinin, Phosphat, Parathormon, 25-OH-Cholecalciferol. Tritt die symptomatische Hypokalzämie kurz
nach der Operation auf, ist die Differenzialdiagnose
meist leicht.
Calcium-Korrektur-Formel nach Payne (e35):
korrigiertes Calcium (mmol/L) = gemessenes Calcium
(mmol/L) – (0,025 × Albumin [g/L]) + 1
Therapie
Die Therapieziele (18–20) umfassen: Beschwerdefreiheit (Parästhesien, Muskelkrämpfe, Krampfanfälle, Stridor, kognitive Funktion, normale QT-Zeit
im EKG), Serum-Calcium am unteren Normbereich
(2,0 – 2,1 mmol/L), Calcium-Phosphat-Produkt < 5
mmol/L (Verhinderung von Calcium-Phosphat-Präzipitationen in Auge/Linse, Niere, Basalganglien), Reduktion der Hyperkalziurie (24h-Sammelurin-Calcium-Ausscheidung < 300 mg) zur Vermeidung nierentoxischer Effekte sowie der Nephrolithiasis. Nach erfolgter Einstellung sollten zweimal jährlich SerumCalcium, Serum-Phosphat, Serum-Kreatinin und
Urin-Calcium kontrolliert werden, einmal jährlich ist
eine augenärztliche Untersuchung zur Frühdiagnostik
einer Katarakt empfohlen (18). Die therapeutischen
Prinzipien (18, 19) umfassen die orale Calcium-Supplementierung (im Notfall die intravenöse Calciumga-
831
MEDIZIN
KASTEN 2
Hilfs-Tabelle für den Austausch von L-Thyroxin-Präparaten
● Berlthyrox
–
–
–
–
–
● L-Thyroxin beta und Hexal
Calciumhydrogenphosphat
Zellulose
Karboxymethylstärke
Dextrin
Langkettige Partialglyceride
–
–
–
–
–
● Euthyrox
–
–
–
–
–
● Thevier, L-Thyroxin AL, CT, ratioph.
Maisstärke
Croscarmellose
Gelatine
Lactose
Magnesiumstearat
–
–
–
–
–
● L-Thyroxin Henning
–
–
–
–
–
–
Zellulose
Magnesiumoxid
Karboxymethylstärke
Magnesiumstearat
Mannitol
Zellulose
Magnesiumstearat
Siliciumdioxid
Talkum
Maisstärke
● L-Thyroxin Henning Tropfen
Maisstärke
Zellulose
Siliciumdioxid
Rizinusöl
Natriumcarbonat
Natriumthiosulfat
– Propylenglycol
– Glycerol
– Natriumthiosulfat
TABELLE 4
Charakteristika geeigneter Vitamin-D-Derivate bei der Therapie des Hypoparathyreoidismus
Vitamin-D-Derivat
Beispiel
Dosierung
on/offKinetik
Bemerkung
1α-Hydroxy-Cholecalciferol
EinsAlpha®
0,5 – 3 μg
1 – 2d/
5 – 7d
schnelle Konversion in 1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol
1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol
Rocaltrol®
0,25 – 1 μg
1 – 2d/
2 – 3d
aktivster Metabolit, Mittel der Wahl, beste Kinetik
Dihydrotachysterol
A.T.10®
Perlen
0,5 – 1,5 mg
4 – 7d/
7 – 21d
synthet. Vitamin-D-Analogon, Aktivierung in der Leber,
keine renale Aktivierung nötig
be) sowie die orale Gabe von Vitamin-D-Derivaten.
Für spezielle Indikationen können Phosphat-Binder
(therapieresistente Hyperphosphatämie) und ThiazidDiuretika (therapieresistente Hyperkalziurie) verwendet werden.
Calcium-Supplementierung
Für die orale Calcium-Supplementierung (18) sind vor
allem die Calcium-Salze Calciumkarbonat und Calciumzitrat anzuwenden (20–22). Die Dosierung beträgt
500 bis 1500 mg elementares Calcium. Die Resorption
von Calciumkarbonat ist am effektivsten bei saurem
Magen-pH-Wert. Bei Achlorhydrie oder bei Patienten
unter einer säuresuppressiven Therapie ist Calcium-
832
zitrat vorzuziehen. Für die intravenöse Notfalltherapie
(18) steht Calcium-Gluconat als 10%ige Lösung zur
Verfügung (10 mL der 10%igen Lösung enthalten 2,25
mmol Calcium oder 90 mg Calcium-Ionen). Intravenös
appliziertes Calcium wirkt beim Hypoparathyreoidismus nur zwei bis drei Stunden (Perfusor: 1 bis 3 mg
Calcium-Gluconat/kgKG/h in 5-%-Glucose oder 10
Ampullen 10%iges Calcium-Gluconat in 500 mL Glukose-5-% über 12 Stunden via Infusomat).
Therapie mit Vitamin-D-Präparaten
Die Gabe von Vitamin-D-Präparaten ist die wichtigste
Säule der Therapie (18) des postoperativen Hypoparathyreoidismus und in der Regel in Ergänzung zur CalciDeutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
MEDIZIN
um-Supplementierung notwendig. Von besonderer Bedeutung ist neben der interindividuell sehr unterschiedlichen Dosierung die richtige Auswahl der zur Verfügung stehenden Präparate (23, e36).
Die Präparate Ergocalciferol (Vitamin D2, in den
USA) und Cholecalciferol (Vitamin D3, in Deutschland) stehen zwar kommerziell zur Verfügung, sind
jedoch für die Therapie aufgrund der langen Halbwertszeit und der damit verbundenen Intoxikationsgefahr sowie der ungünstigen on/off-Kinetik (10–14
Tage/14–75 Tage) nicht zu empfehlen (18). Zudem
macht die Therapie mit diesen Präparaten pathophysiologisch keinen Sinn, da natives Vitamin D3 (Cholecaliferol, wie zur Osteoporose-Therapie gegeben) zunächst in der Leber an Position 25 und dann Parathormon-abhängig in der Niere an Position 1 hydroxyliert
und damit aktiviert werden muss und somit nicht
sinnvoll bei Parathormonmangel ist.
Die in Deutschland geeigneten Präparate
sind 1a-Hydroxy-Cholecalciferol (Alpha-Calcidiol),
1,25-Dihydroxy-Cholecalciferol (Calcitriol) und das
synthetische Vitamin-D-Analogon Dihydrotachysterol. Die Tabelle 4 fasst zu diesen drei Präparaten die
wichtigsten Daten zusammen (18, 20, 24, e36). Calcitriol (24) ist das am meisten verwendete Präparat (18,
20), es repräsentiert den aktivsten Metaboliten (23),
verfügt über die beste on/off-Kinetik (Halbwertszeit 4
bis 6 Stunden), ist gut dosierbar und muss nicht über
Hydroxylierung endogen aktiviert werden (von Bedeutung bei Leber-/Nieren-Insuffizienz und Parathormonmangel). Im Einzelfall kann das Ansprechen auf
verschiedene Präparate unterschiedlich ausfallen. Eine wichtige Komplikation ist die Überdosierung im
Sinne einer Vitamin-D-Intoxikation (Hyperkalzämie).
Anfänglich sind postoperativ im Einzelfalle tägliche
Calcium-Kontrollen erforderlich.
Reduktion einer therapieresistenten Hyperkalziurie
Liegt eine therapieresistente Hyperkalziurie vor (vor
allem bei vorgeschädigter Niere oder bei Nephrolithiasis), so kann Hydrochlorothiazid in höheren Dosen
(25 bis 100 mg/d) gegeben werden (18).
KERNAUSSAGEN
● Die Substitution der Wahl bei postoperativer Hypothyreose besteht in der Körpergewichts-adaptierten Gabe
von L-Thyroxin. Eine routinemäßige Kombinationstherapie mit Liothyronin (T3) ist nicht durch kontrollierte Studien abgesichert, kann jedoch im Einzelfall versucht
werden.
● Für die Substitution mit L-Thyroxin bei Zustand nach
Operation benigner Schilddrüsenerkrankungen liegt das
Ziel-TSH bei 1 bis 2 mIU/L, es empfehlen sich bei Neueinstellung oder veränderten Rahmenbedingungen
Kontroll-Intervalle von 4 bis 6 Wochen.
● Die Art der zugrundeliegenden Schilddrüsen-Erkrankung sowie die Präsenz/Absenz von funktionellem
Restgewebe entscheiden darüber, ob zusätzlich zu
L-Thyroxin mit Jodid supplementiert werden muss.
● Für die Substitution mit L-Thyroxin in der Nachsorge
des differenzierten Schilddrüsen-Karzinoms existieren
eigene, risiko- und stadienabhängige TSH-Zielbereiche.
● Die Auswahl des Vitamin-D3-Derivates bei der Substitu-
tion des postoperativen Hypoparathyreoidismus orientiert sich an pathophysiologischen Gesichtspunkten
(Hydroxylierungsmechanismen an Position 1 und 25
des nativen Vitamin-D3-Moleküls) sowie an pharmakokinetischen Daten. Die Auswahl des richtigen CalciumSalzes richtet sich nach Begleitmedikation und MagenpH-Wert.
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.
Manuskriptdaten
eingereicht: 10. 2. 2010, revidierte Fassung angenommen: 7. 4. 2010
LITERATUR
Reduktion einer therapieresistenten Hyperphosphatämie
Bei dieser Problematik (18, e36) wird eine phosphatarme Diät im Rahmen einer Ernährungsberatung
etabliert (Cola, Eier, Milchprodukte, Fleisch und
Konserven enthalten hohe Phosphatmengen). Ist dies
nicht ausreichend, kann man Phosphat-Binder wie
zum Beispiel Aluminium-Hydroxid (bis zu 3 × 600
mg) oder Sevelamer (1–5 × 800 mg) verabreichen.
1. Verhaert N, Vander Poorten V, Delaere P, Bex M, Debruyne F: Levothyroxine replacement therapy after thyroid surgery. B-Ent 2006; 2:
129–33.
Ausblick
5. Roberts CG, Ladenson PW: Hypothyroidism. Lancet 2004; 363:
793–803.
Für den Hypoparathyreoidismus gibt es keine zugelassene Hormonersatztherapie mit rekombinantem
Parathormon. Es ist aus ersten, kleinen, randomisierten Studien klar (25), dass eine tägliche (1–2 ×) subkutane Parathormongabe (PTH [1–34]) effektiv ist
und eine Option bei refraktärer Hyperkalziurie darstellt.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
2. Gärtner R, Reincke M: Substitution von Schilddrüsenhormonen. Der
Internist 2008; 49: 538–44.
3. Schäffler A: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie und
Stoffwechsel. Heidelberg: Springer-Verlag 2009; 36.
4. Wiersinga WM: Thyroid hormone replacement therapy. Horm Res
2001; 56(Suppl 1): 74–81.
6. Devdhar M, Ousman YH, Burman KD: Hypothyroidism. Endocrinol
Metab Clin North Am 2007; 36: 595–615.
7. Blackwell J: Evaluation and treatment of hyperthyroidism and hypothyroidism. J Am Acad Nurse Pract 2004; 16: 422–5.
8. Mann K, Dralle H, Gärtner R: Schilddrüse. In: Deutsche Gesellschaft
für Endokrinologie (ed.). Rationale Therapie in der Endokrinologie.
Stuttgart, New York: Thieme 1997; 70–7.
833
MEDIZIN
9. Escobar-Morreale HF, Botella-Carretero JI, Gomez-Bueno M, Galan
JM, Barrios V, Sancho J: Thyroid hormone replacement therapy in
primary hypothyroidism: a randomized trial comparing L-thyroxine
plus liothyronine with L-thyroxine alone. Ann Intern Med 2005; 142:
412–24.
10. Escobar-Morreale HF, Botella-Carretero JI, Escobar del Rey F, Morreale de Escobar G: REVIEW: Treatment of hypothyroidism with
combinations of levothyroxine plus liothyronine. J Clin Endocrinol
Metab 2005; 90: 4946–54.
11. Panicker V, Saravanan P, Vaidya B, et al.: Common variation in the
DIO2 gene predicts baseline psychological well-being and response
to combination thyroxine plus triiodothyronine therapy in hypothyroid patients. J Clin Endocrinol Metab 2009; 94: 1623–9.
12. Carrozza V, Csako G, Yanovski JA, et al.: Levothyroxine replacement
therapy in central hypothyroidism: a practice report. Pharmacotherapy 1999; 19: 349–55.
13. Biondi B, Filetti S, Schlumberger M: Thyroid-hormone therapy and
thyroid cancer: a reassessment. Nat Clin Pract Endocrinol Metab
2005; 1: 32–40.
14. Pacini F, Schlumberger M, Dralle H, Elisei R, Smit JW, Wiersinga W:
European consensus for the management of patients with differentiated thyroid carcinoma of the follicular epithelium. Eur J Endocrinol 2006; 154: 787–803.
15. Cooper DS, Doherty GM, Haugen BR, et al.: Management guidelines
for patients with thyroid nodules and differentiated thyroid cancer.
Thyroid 2006; 16: 109–42.
16. Dietlein M, Luster M, Reiners C: Differenziertes Schilddrüsenkarzinom: Risiko-adaptierte Behandlung und Nachsorge. Thieme-Refresher
Onkologie 2008; R1–R24.
17. Schlumberger M, Berg G, Cohen O, et al.: Follow-up of low-risk
patients with differentiated thyroid carcinoma: a European
perspective. Eur J Endocrinol 2004; 150: 105–12.
18. Shoback D: Clinical practice. Hypoparathyroidism. N Engl J Med
2008; 359: 391–403.
19. Testini M, Gurrado A, Lissidini G, Nacchiero M: Hypoparathyroidism
after total thyroidectomy. Minerva Chir 2007; 62: 409–15.
20. Rude RK: Hypocalcemia and hypoparathyroidism. Curr Ther
Endocrinol Metab 1997; 6: 546–51.
21. Cooper MS, Gittoes NJ: Diagnosis and management of
hypocalcaemia. BMJ 2008; 336: 1298–302.
22. Lebowitz MR, Moses AM: Hypocalcemia. Semin Nephrol 1992; 12:
146– 58.
23. Brown AJ: Therapeutic uses of vitamin D analogues. Am J Kidney
Dis 2001; 38(Suppl 5): 3–19.
24. Okano K, Furukawa Y, Morii H, Fujita T: Comparative efficacy of
various vitamin D metabolites in the treatment of various types of
hypoparathyroidism. J Clin Endocrinol Metab 1982; 55: 238–43.
25. Winer KK, Ko CW, Reynolds JC, et al.: Long-term treatment of
hypoparathyroidism: a randomized controlled study comparing
parathyroid hormone-(1–34) versus calcitriol and calcium. J Clin
Endocrinol Metab 2003; 88: 4214–20.
834
Anschrift für die Verfasser
Prof. Dr. med. Andreas Schäffler
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
Universität Regensburg
D-93042 Regensburg
E-Mail: [email protected]
SUMMARY
Hormone Replacement After Thyroid and Parathyroid Surgery
Background: Hypothyroidism and hypocalcemia are common after
thyroid and parathyroid surgery. In this article, the authors provide clinically-oriented recommendations to help surgeons, general practitioners,
internists, and endocrinologists give their affected patients adequate
hormone replacement therapy.
Methods: Selective evaluation of original articles and reviews that were
retrieved by a PubMed search over the years 1980 to 2010, as well as
of the recommendations of medical societies including the Endocrine
Society (USA), German Society for Endocrinology (Deutsche Gesellschaft
für Endokrinologie), and the American and European Thyroid Associations.
Results: Important issues in L-thyroxine replacement therapy include:
the selection of the hormone preparation (T4 or T4/T3), combination
with iodine (yes/no), the definition of therapeutic TSH ranges
(particularly after surgery for thyroid cancer), the extent of remaining
thyroid tissue after goiter surgery and its significance, underlying
diseases, and drug interactions. The major issues in the treatment of
postoperative hypoparathyroidism are: the selection of suitable calcium
and vitamin D preparations, the definition of therapeutic goals, the
treatment of hypercalciuria and hyperphosphatemia, and the option of
recombinant parathormone therapy.
Conclusion: Effective treatment requires an appropriate choice of
medication and an understanding of its pharmacokinetics as well as of
the possible effects of the patient’s underlying disease, comorbidities,
and other medications on its absorption and metabolism.
Zitierweise
Schäffler A: Hormone replacement after thyroid and parathyroid surgery.
Dtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827–34. DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827
@
Mit „e“ gekennzeichnete Literatur:
www.aerzteblatt.de/lit4710
The English version of this article is available online:
www.aerzteblatt-international.de
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
MEDIZIN
ÜBERSICHTSARBEIT
Substitutionstherapie nach Operationen an
Schilddrüse und Nebenschilddrüsen
Andreas Schäffler
eLITERATUR
e1. Seiberling KA, Dutra JC, Bajaramovic S: Hypothyroidism following
hemithyroidectomy for benign nontoxic thyroid disease. Ear Nose
Throat J 2007; 86: 295–9.
e2. Vaiman M, Nagibin A, Hagag P, Kessler A, Gavriel H: Hypothyroidism following partial thyroidectomy. Otolaryngol Head Neck Surg
2008; 138: 98–100.
e3. Wormald R, Sheahan P, Rowley S, Rizkalla H, Toner M, Timon C:
Hemithyroidectomy for benign thyroid disease: who needs followup for hypothyroidism? Clin Otolaryngol 2008; 33: 587–91.
e4. Su SY, Grodski S, Serpell JW: Hypothyroidism following hemithyroidectomy: a retrospective review. Ann Surg 2009; 250: 991–4.
e5. Schäffler A: Funktionsdiagnostik in Endokrinologie, Diabetologie
und Stoffwechsel. Heidelberg: Springer-Verlag 2009; 121.
e6. Liwanpo L, Hershman JM: Conditions and drugs interfering with
thyroxine absorption. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab 2009;
23: 781–92.
e7. Benvenga S, Bartolone L, Pappalardo MA, et al.: Altered intestinal
absorption of L-thyroxine caused by coffee. Thyroid 2008; 18:
293–301.
e8. Alexander EK, Marqusee E, Lawrence J, Jarolim P, Fischer GA,
Larsen PR: Timing and magnitude of increases in levothyroxine
requirements during pregnancy in women with hypothyroidism.
N Engl J Med 2004; 351: 241–9.
e9. Cunningham JJ, Barzel US: Lean body mass is a predictor of the
daily requirement for thyroid hormone in older men and women.
J Am Geriatr Soc 1984; 32: 204–7.
e10. Bunevicius R, Kazanavicius G, Zalinkevicius R, Prange AJ Jr.:
Effects of thyroxine as compared with thyroxine plus
triiodothyronine in patients with hypothyroidism. N Engl J Med
1999; 340: 424–9.
e11. Smith RN, Taylor SA, Massey JC: Controlled clinical trial of
combined triiodothyronine and thyroxine in the treatment of
hypothyroidism. Br Med J 1970; 4: 145–8.
e12. Walsh JP, Shiels L, Lim EM, et al.: Combined thyroxine/
liothyronine treatment does not improve well-being, quality of life,
or cognitive function compared to thyroxine alone: a randomized
controlled trial in patients with primary hypothyroidism. J Clin
Endocrinol Metab 2003; 88: 4543–50.
e13. Clyde PW, Harari AE, Getka EJ, Shakir KM: Combined levothyroxine plus liothyronine compared with levothyroxine alone in primary
hypothyroidism: a randomized controlled trial. Jama 2003; 290:
2952–8.
e14. Sawka AM, Gerstein HC, Marriott MJ, MacQueen GM, Joffe RT:
Does a combination regimen of thyroxine (T4) and 3,5,3’-triiodothyronine improve depressive symptoms better than T4 alone in
patients with hypothyroidism? Results of a double-blind,
randomized, controlled trial. J Clin Endocrinol Metab 2003; 88:
4551–5.
e15. Siegmund W, Spieker K, Weike AI, et al.: Replacement therapy
with levothyroxine plus triiodothyronine (bioavailable molar ratio
14 : 1) is not superior to thyroxine alone to improve well-being
and cognitive performance in hypothyroidism. Clin Endocrinol
(Oxf) 2004; 60: 750–7.
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
e16. Hennemann G, Docter R, Visser TJ, Postema PT, Krenning EP:
Thyroxine plus low-dose, slow-release triiodothyronine replacement in hypothyroidism: proof of principle. Thyroid 2004; 14:
271–5.
e17. Bunevicius R, Jakubonien N, Jurkevicius R, Cernicat J, Lasas L,
Prange AJ Jr.: Thyroxine vs thyroxine plus triiodothyronine in
treatment of hypothyroidism after thyroidectomy for Graves’
disease. Endocrine 2002; 18: 129–33.
e18. Ma C, Xie J, Huang X, et al.: Thyroxine alone or thyroxine plus
triiodothyronine replacement therapy for hypothyroidism. Nucl
Med Commun 2009; 30: 586–93.
e19. Dayan CM, Panicker V: Novel insights into thyroid hormones from
the study of common genetic variation. Nat Rev Endocrinol 2009;
5: 211–8.
e20. Peeters RP, van der Deure WM, Visser TJ: Genetic variation in
thyroid hormone pathway genes; polymorphisms in the TSH
receptor and the iodothyronine deiodinases. Eur J Endocrinol
2006; 155: 655–62.
e21. Refetoff S, Dumitrescu AM: Syndromes of reduced sensitivity to
thyroid hormone: genetic defects in hormone receptors, cell
transporters and deiodination. Best Pract Res Clin Endocrinol
Metab 2007; 21:277–305.
e22. Inada M, Nishikawa M: Thyroid hormone metabolism. Nippon
Naibunpi Gakkai Zasshi 1993; 69: 9–15.
e23. Kaplan MM: The role of thyroid hormone deiodination in the
regulation of hypothalamo-pituitary function. Neuroendocrinology
1984; 38: 254–60.
e24. Bianco AC, Salvatore D, Gereben B, Berry MJ, Larsen PR:
Biochemistry, cellular and molecular biology, and physiological
roles of the iodothyronine selenodeiodinases. Endocr Rev 2002;
23: 38–89.
e25. Lechan RM, Fekete C: Role of thyroid hormone deiodination in the
hypothalamus. Thyroid 2005; 15: 883–97.
e26. Joint statement on the U.S. Food and Drug Administration’s decision regarding bioequivalence of levothyroxine sodium. Thyroid
2004; 14: 486.
e27. Bolton S: Bioequivalence studies for levothyroxine. Aaps J 2005;
7: E47–53.
e28. Dong BJ, Hauck WW, Gambertoglio JG, et al.: Bioequivalence of
generic and brand-name levothyroxine products in the treatment
of hypothyroidism. Jama 1997; 277: 1205–13.
e29. Teuber J, Helmke K, Maser E, Grebe S, Federlin K: Determination
of thyroid hormone antibodies and their clinical relevance (author’s
transl). Immun Infekt 1981; 9: 12–9.
e30. Thomusch O, Machens A, Sekulla C, Ukkat J, Brauckhoff M, Dralle H: The impact of surgical technique on postoperative
hypoparathyroidism in bilateral thyroid surgery: a multivariate
analysis of 5846 consecutive patients. Surgery 2003; 133:
180–5.
e31. Zarnegar R, Brunaud L, Clark OH: Prevention, evaluation, and
management of complications following thyroidectomy for thyroid
carcinoma. Endocrinol Metab Clin North Am 2003; 32: 483–502.
9
MEDIZIN
e32. Page C, Strunski V: Parathyroid risk in total thyroidectomy for
bilateral, benign, multinodular goitre: report of 351 surgical
cases. J Laryngol Otol 2007; 121: 237–41.
e33. Asari R, Passler C, Kaczirek K, Scheuba C, Niederle B: Hypoparathyroidism after total thyroidectomy: a prospective study. Arch
Surg 2008; 143: 132–7; discussion 38.
e34. Shen WT, Ogawa L, Ruan D, et al.: Central neck lymph node
dissection for papillary thyroid cancer: comparison of complication and recurrence rates in 295 initial dissections and reoperations. Arch Surg; 145: 272–5.
e35. Payne RB, Carver ME, Morgan DB: Interpretation of serum total
calcium: effects of adjustment for albumin concentration on frequency of abnormal values and on detection of change in the individual. J Clin Pathol 1979; 32: 56–60.
e36. Godlewska P, Kaniewski M, Stachlewska-Nasfeter E, Bisz D,
Lyczek J: Parathyroid hypofunction after total thyroidectomy for
differentiated thyroid carcinoma–perspectives after long term observation and treatment. Wiad Lek 2001; 54(Suppl 1): 398–404.
10
Deutsches Ärzteblatt | Jg. 107 | Heft 47 | 26. November 2010
Herunterladen