Empfehlungen zum Monitoring von Pestiziden bei

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Empfehlungen zum Monitoring von Pestiziden bei
Leinsamen, Sesam und Soja und deren Erzeugnisse aus
Indien
April 2014, Lach & Bruns Partnerschaft Hamburg, im Auftrag von Bio Suisse
Wichtig: dieses Dokument stellt die Grundlage zur Aufforderung der Importeure zur Analyse
von Leinsamen, Sesam und Soja sowie deren Erzeugnisse in Knospe-Qualität mit Herkunft
Indien vom 22. April 2014 dar. Für die Analytik gelten die kommunizierten Anforderungen
Ausgangssituation
In Indien werden zur Bekämpfung von Insekten, die als Überträger potentieller Krankheitserreger bekannt sind,
weiterhin Mittel eingesetzt, die unter umwelt- und humantoxikologischen Aspekten als kritisch eingestuft werden.
Dieser Einsatz führt dazu, dass diese Wirkstoffe in vielen Gegenden ubiquitär verbreitet sind und somit auch in
Lebensmitteln und Lebensmittelrohstoffen nachgewiesen werden, obwohl diese nicht direkt und absichtlich damit
appliziert wurden. Insbesondere fettlösliche (lipophile)– auch als fettliebend bezeichnete – Wirkstoffe reichern sich
so in öl- bzw. fetthaltigen Produkten wie Leinsamen, Sesam und Soja an. Beispiel hierfür sind DDT und Metaboliten
(DDE, DDD), alpha- und beta-Endosulfan und Metaboliten (z.B. Endosulfansulfat) und viele weitere insektizid
wirkende Substanzen aus den Gruppen der Organochlor-, Organophosphor- und Pyrethroid-Pestizide.
Ein weiteres grundsätzliches Problem besteht in der feucht-warmen Umgebung, die eine entsprechende
Schimmelbildung begünstigt. Als Gegenmassnahme werden insbesondere Fungizide eingesetzt, die kurz vor der
Verschiffung/Verladung appliziert werden, um während des Transportes eine Schimmelbildung bzw.- Ausbreitung
auf dem Lebensmittel zu verhindern. Hierzu werden oft auch die Transportbehälter mit Anti-Schimmel-Mittel
ausgerüstet, wobei hier immer noch fungizide Mittel auf Chlorphenol- oder Chlorkresol-Basis eingesetzt werden.
Eine Analytik sollte jedoch nur bei einem Anfangsverdacht (z.B. bei sensorischen Auffälligkeiten) erfolgen.
Zusätzlich werden die Transportbehälter in vielen Fällen noch mit Begasungsmitteln beaufschlagt, um Insekten, die
sich während des Transportes aus Gelegen (Larven, Puppen etc.) bilden können, umgehend abzutöten. Diese Mittel
sind in der Regel Methylbromid und Phosphin (Aluminiumphosphid, Magnesiumphosphid).
Basisanalytik
Grundsätzlich sind bei allen drei Produkten (Leinsamen, Sesam, Soja) folgende Analysen regelmäßig anzuraten:
 Multimethode mit GC/MS(MS)-Detektionsmodul
 Multimethode mit LC/MSMS-Detektionsmodul
 Anorganisches Gesamtbromid (als Untersuchung in Bezug auf den Einsatz eines bromhaltigen Begasungsmittels
wie z.B. Methylbromid) – Berichtsgrenze 1 mg/kg
 Phosphin (Phosphorwasserstoff) - Achtung: Eine Berichtsgrenze von 1 µg/kg ist notwendig, besser noch 0,1
µg/kg!
Es ist bei der Auswahl des/der Labores darauf zu achten, dass eine Multimethode etabliert ist, welche dem hohen
Öl-/Fettanteil der Ölsaaten gerecht wird. Das sind z.B. die Methoden, welche in der EN 1528-1,2,3,4 aufgeführt
sind (z.B. auch die deutsche Überwachungsmethode DFG S 19, modifiziert). Wichtig: Da sich viele der in Indien
eingesetzten Pestizide im Ölanteil der Ölsaaten befinden, ist eine wirkungsvolle Probenaufreinigung essentiell, um
die möglichen Pestizidgehalte quantitativ zu erfassen und Störungen durch die Ölmatrix in der Chromatographie
und massenspektrometrischen Bestimmung zu vermeiden.
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BIO SUISSE
Weiterhin ist darauf zu achten, das im Wirkstoffumfang der verwendeten Multimethode(n) folgende Pestizide
enthalten sind (Quelle: Persönliche Mitteilungen von 2 privaten Dienstleistungslaboratorien, die 2012 bis 2014
Lebensmittel mit Ursprung Indien analysiert haben; Produktgruppen: Trauben, frische Kräuter und Gewürze sowie
aus der Pestizid-Datenbank «pesticides-online.de»):
 Abamectin (Insektizid, Nachweis (NW) auch in Okra, Thymian aus Indien)
 Biphenyl (auch als Umweltkontaminante durch Verbrennungsprozesse; NW in Pilzen, Reis, Tee aus Indien)
 Carboxin (Fungizid, NW in Leinsaat und Sesam)
 Dinocap (Fungizid, vielfacher NW in Trauben aus Indien)
 Diphenylamin (Fungizid, NW in Paprikaschoten aus Indien)
 Emamectin(-benzoat) (Insektizid, NW in Schnittlauch und Okra aus Indien)
 Flonicamid (Insektizid, NW in Gewürzen aus Indien)
 Fipronil (Insektizid, NW in Trauben, Minze und Chillischoten aus Indien)
 Isoprothiolane (Fungizid, NW v.a. in Reis, auch aus Indien)
 Meptyl-Dinocap (Fungizid, vielfacher NW in Trauben aus Indien)
 Thiocyclam (Insektizid, NW in Trauben aus Indien)
 Trichlorfon (Insektizid, NW in Reis, auch aus Indien)
Analytik von Wirkstoffen außerhalb der Multimethode(n)
Fungizide
Als Fungizide kommen grundsätzlich auch bei Ölsaaten Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzimidazole zum
Einsatz. In der Pestizid-Datenbank «pesticidesonline.de» sind entsprechende Einträge (hits) zu Carbendazim und
Produkten aus Indien vorhanden:
 Chilli-Blättern
 Okras
 Paprika
 Curry-Pulver
 Auberginen
 Pilzen
 Reis
Carbendazim, Benomyl und Thiophanat-methyl (=Benzimidazol-Gruppe) sind bei manchen Multimethoden im
Wirkstoffumfang enthalten, bei anderen (wie z.B. der DFG S 19) jedoch nicht, so dass diese Gruppe ggf.
gesondert beauftragt werden muss!
Fungizide aus der Gruppe der Dithiocarbamate spielen nach unserer Kenntnis keine Rolle im Bereich der Ölsaaten.
Es existieren nur vereinzelte Befunde in Reis und Getreide.
Herbizide
 2,4-D: Hier kommen insbesondere Wirkstoffe aus der Gruppe der Phenoxyalkancarbonsäuren zum Einsatz,
insbesondere der Wirkstoff 2,4-D. Dieser wurde in indischen Trauben, Okras und besonders in Tee
nachgewiesen. Ggf. separat beauftragen, falls nicht im Umfang der angewendeten Multimethode(n).
 Glyphosat: Es ist aus vielen Anbauregionen (Südamerika, Rußland, Asien etc.) bekannt, dass Glyphosat bei
Leinsamen, aber auch im Sojaanbau intensiv eingesetzt wird. Muss separat beauftragt werden (inkl. dem
Metaboliten AMPA). Aktuell sind erste Befunde von „Trimesium“ aufgetreten. Trimesium (= TrimethylsulfoniumKation) ist ein Gegenion des Glyphosat-Anions. Der Wirkstoff Glyphosat besteht grundsätzlich aus dem
Glyphosat-Anion (herbizid wirksam) und einem Kation als Gegenion. Das kann z.B. Ammonium sein, welches
allerdings nicht nachgewiesen werden kann (zu kleines Molekül, außerdem allgemein in der Umwelt präsent).
Trimesium jedoch lässt sich nachweisen und wurde aktuell von den Überwachungsbehörden in BadenWürttemberg als Hinweis für eine mögliche Glyphosat-Anwendung gewertet. Allerdings wurde jeweils kein
Glyphosat selbst nachgewiesen, so dass es nur sog. „Hinweis-Gutachten“ gab. Die TrimesiumAnalytik ist nur in
wenigen Laboren etabliert und auch nicht besonders valide (s. Ringversuch unter http://www.proofacs.de/69.html). Inwieweit der Wirkstoff Glufosinat eingesetzt wird, lässt sich nicht sagen, da hierzu (fast)
keine Daten zur Verfügung stehen. Es gibt einen Befund von Glufosinat in Tee aus Indien aus dem Jahr 2005.
Dies ist aber aus unserer Sicht nicht aussagekräftig genug, um daraus einen Empfehlung zur Analyse
abzuleiten.
April 2014, Lach & Bruns Partnerschaft Hamburg, im Auftrag von Bio Suisse
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BIO SUISSE
Zusammenfassung
Als Analysenempfehlungen für ein sinnvolles und risiko-orientiertes Pestizid-Monitoring schlagen wir vor:
Leinsamen und Soja:
 Multimethode mit GC/MS(MS)*
 Multimethode mit LC/MSMS*
 Carbendazim (Benzimidazol-Fungizide, sofern nicht in Multimethode enthalten)
 Glyphosat (inkl. AMPA)
 Anorganisches Gesamtbromid
 Phosphin
Sesam
 Multimethode mit GC/MS(MS)*
 Multimethode mit LC/MSMS*
 Carbendazim (Benzimidazol-Fungizide, sofern nicht in Multimethode enthalten)
 Anorganisches Gesamtbromid
 Phosphin
* beachte Wirkstoffumfang (siehe weiter oben)
Zu beachten sind aus aktuellem Anlass weiterhin unabhängig vom Produkt:
 Perchlorat
 Phosphonsäure (Phosphonate)
Einträge dieser beiden Chemikalien können unbeabsichtigt durch Verwendung von entsprechenden Betriebsmitteln
(erlaubte oder unerlaubte Mittel) erfolgen, da diese nicht deklariert sind. Daten bzgl. Ölsaaten liegen uns aktuell
nicht vor.
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