6 Mikrobiologische Lebensmittelvergiftungen 6.1 Einführung

Werbung
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
6 Mikrobiologische Lebensmittelvergiftungen
6.1
Einführung
Lebensmittelvergiftungen sind allgemein durch den Verzehr von Lebensmitteln verursachte
Erkrankungen wie Lebensmittelintoxikationen und Lebensmittelinfektionen. Die Ursache .
Übertragung und Verlauf dieser Erkrankungen können sehr unterschiedlich sein.
3 große Gruppen:
1) Intoxikationen durch LM, die nichtmikrobiell gebildete Toxine enthalten
z.B.:
Arsen-, Antimon- oder Zinkverbindungen (Toxische Metalle)
giftige Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide..)
Reinigungs- und Desinfektionsmittel
Radionuclide
Rückstände aus therapeutischer Behandlung
Andere Giftstoffe
Giftige Algen-, Fisch- und Muschelarten
Lebensmittelallergene (Erdbeeren..)
Erkrankungen dieser Art treten nur zu etwa 10% und weniger auf.
2) Durch Lebensmittel übertragene mikrobielle Infektionskrankheiten
• LM ist ein neutrales Transportmittel zur Verbreitung zahlreicher pathogenen MOArten: Es braucht zu keiner Vermehrung der pathogenen MO kommen, bereits die
Aufnahme von wenigen lebenden Zellen (10° - 101/g) ist zum Ausbruch der
Krankheit ausreichend.
Tularämie (auf Menschen übertragbare Hasenpest – Fieber, Erbrechen),
Brucellose, Cholera, Typhus und Paratyphus
•
LM ist Vermehrungsmedium und Transportmittel: Erkrankungen können nur
durch einen enorm hohen Gehalt an pathogenen oder fakultativ pathogenen
Bakterien (104-106/g) ausgelöst werden. Die Vermehrung der MO ist die
notwendige
Voraussetzung
zum
Krankheitsausbruch,
abhängig
von
Gesundheitszustand, Alter, Magenacidität... Diese Krankheiten treten vermehrt im
Sommer auf Sommergrippe / Sommerdiarrhoe
Salmonellen – Gastoenteritis
Pathogene Sporenbildner: C. perfringens, Bac. cereus
3) Lebensmittel ist Vermehrungsmedium und Anreicherungsmedium für Toxine
Die Vermehrung der erregenden Keimarten im LM ist Voraussetzung. Zur Auslösung der
Erkrankung genügt der Verzehr des toxinhältigen LMs, während die Aufnahme von lebenden
Zellen des Erregers nicht unbedingt erforderlich ist.
Botulismus, Staphylococcen-Enterotoxikose, Mycotoxikosen
Diese Einteilung ist besonders für die Auswahl von Maßnahmen zur Vermeidung von
mikrobiell bedingten Erkrankungen von Bedeutung.
• Vermeidung von Verunreinigungen der LM während der Erzeugung und
Behandlung
• Verhinderung der Vermehrung durch sachgerechte Maßnahmen durch
Konservierung und Lagerung
05fh.doc
71
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Manche Toxine sind gegenüber den zur Haltbarmachung eines Lebensmittels durch Abtötung
der Mikroorganismen angewendeten Methoden resistent. Damit verbleibt das Toxin also auch
nach einer Hitzebehandlung in aktiver Form im Lebensmittel und kann zu Erkrankungen
führen (z.B. Staphylokokken).
Lebensmittelvergiftungen haben schon immer eine bedeutende Rolle für die Volksgesundheit
gespielt. Dabei war lange Zeit der Zusammenhang zwischen kontaminierten Lebensmitteln
und Erkrankungen nicht oder nur unzureichend bekannt. Immer wieder auftretende Einzelund Massenerkrankungen waren die Folge. Im direkten Zusammenhang damit sind die
hygienischen Verhältnisse zu sehen.
In den hochentwickelten Ländern bilden heute exakte lebensmittelrechtliche und
Hygienebestimmungen die Grundlage für die Verhinderung des Ausbruches
epidemiologischer Lebensmittelvergiftungen. Trotzdem treten immer wieder Einzel- und
Massenerkrankungen
auf,
die
die
Notwendigkeit
eines
funktionsfähigen
Überwachungssystems schon im Herstellungsbetrieb unterstreichen.
Bei Lebensmittelvergiftungen unterscheidet man zwischen bakteriellen Vergiftungen, die in
der Regel nach kurzer Inkubationszeit zur Erkrankung führen und Vergiftungen durch
Mycotoxine, die häufig im Zusammenhang mit einem Summationseffekt an der Entstehung
von Krankheiten beteiligt sind.
Beeinflussung des Erkrankungsablaufes und der Erkrankungszahlen
Eigenschaften der Mikroorganismen
Ob ein Mikroorganismus eine Lebensmittelvergiftung verursachen kann, ist von zahlreichen
Faktoren abhängig. Dazu gehört die Fähigkeit im Lebensmittel infektiös zu bleiben bzw. sich
im Lebensmittel vermehren zu können, die Anwesenheit spezifischer Pathogenitätsfaktoren
wie die Fähigkeit zur Bildung von Toxinen (Toxizität) und/oder die Fähigkeit zur
Ausbreitung im Gewebe (Invasivität) sowie eine ausreichende Infektionsdosis. Beeinflußt
wird die Erkrankung auch von der momentanen Abwehrlage des infizierten Menschen.
Lebensmittelinfektionen werden von invasiven Mikroorganismen hervorgerufen, die in das
menschliche Gewebe eindringen und sich dort ausbreiten können. Häufig können sich diese
Mikroorganismen nicht im Lebensmittel vermehren, bleiben aber infektiös. Wichtige
epidemiologische Transportmittel für derartige Infektionserreger sind die Rohmilch und das
Wasser. Typische Mikroorganismen aus dieser Gruppe sind z.B. Mycobacterium
tuberculosis, Brucella, A-Streptokokken, Yersinia enterocolitica, Campylobacter jejuni,
Viren und Parasiten. Voraussetzung für die Invasivität ist die Anheftung (Adhäsion) der
Erreger über unspezifische oder spezifische Strukturen der Mikroorganismenzelloberfläche
(z.B. Fimbrien bei Escherichia coli) an die Zelloberfläche des Wirtes. Der Ablauf der sich
anschließenden Penetration in die Schleimhautepithelzellen und in die tieferliegenden
Schichten des Dünndarms bzw. des Colons ist noch weitgehend ungeklärt. Die Ausbreitung
und Vermehrung im menschlichen Gewebe ist abhängig von der Resistenz der
Mikroorgansimen gegenüber den körpereigenen Abwehrmechanismen wie der Phagozytose
und der Toxizität des Serums. Z.B. sind unbekapselte Stämme von Shigella sonnei (RStämme) im Gegensatz zu bekapselten Wildtypstämmen (S-Stämme) nicht mehr
krankheitsauslösend, da sie leichter phagozytiert werden können.
Die meisten Entzündungen durch invasive Erreger wie Campylobacter jejuni bleiben in der
Regel auf einen bestimmten (Darm-)Bereich beschränkt (Lokalinfektion). Andere Erreger
wie Salmonella typhi oder die Viren verursachen systemische oder zyklische
05fh.doc
72
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Allgemeininfektionen: Sie breiten sich in der Inkubationszeit über das lymphatische Gewebe
aus, brechen danach im Generalisationsstadium in die Blutbahn ein (Sepsis) und siedeln sich
im Stadium der Organmanifestation in bestimmten Organen an. Das Generalisationsstadium
ist charakterisiert durch Fieber und Antikörperbildung.
Lebensmittelintoxikationen werden durch toxinbildende Mikroorganismen ausgelöst, die
sich meistens im Lebensmittel vermehren können.
Die Toxizität beruht auf der Bildung von Endo- oder Exotoxinen. Endotoxine sind
hitzeresistente Lipopolysaccharide, die natürliche Komponenten der Zellwand gramnegativer
Bakterien sind (z.B. Salmonella) und aus einer Polysaccharid- und einer Lipid-Komponente
bestehen. Beim Absterben der Zellen werden die Endotoxine freigesetzt. Sie bewirken bereits
in sehr geringer Konzentration Diarrhöen, Fieber, Blutdruckabfall und andere Effekte.
Die bakteriellen Exotoxine sind Proteine, die bereits im Lebensmittel (z.B. durch
Staphylococcus aureus und Clostridium botulinum) oder erst im Menschen (z.B. durch
Clostridium perfringens) gebildet werden. Der Angriffsort der meisten Exotoxine ist der
Darmbereich. Diese Toxine werden auch als Enterotoxine bezeichnet. Eine Ausnahme ist das
von Clostridium botulinum gebildete Neurotoxin, das auf das Nervensystem wirkt. Aufgrund
der Proteinnatur sind Exotoxine in der Regel hitzeempfindlich und nur wenige, wie z.B. die
Enterotoxine von Staphylococcus aureus und Escherichia coli sind relativ hitzestabil.
Eine sehr heterogene Substanzklasse sind die von zahlreichen Schimmelpilzen gebildeten
Mycotoxine. Sie haben sehr unterschiedliche pathophysiologische Effekte und sind in der
Regel sehr hitzeresistent.
Eine andere Art von Lebensmittel-Intoxikationen sind Vergiftungen mit Lebensmittel, die
chemische Gifte enthalten, die durch Mikroorganismen oder lebensmitteleigene Enzyme
entstanden sind. Dabei handelt es sich um z.B. Histamin, biogene Amine oder Nitrit.
Toxi-Infektionen. Die Grenze zwischen Infektion und Intoxikation ist nicht immer eindeutig
zu ziehen. Viele Mikroorganismen produzieren Toxine und sind gleichzeitig mehr oder
weniger ausgeprägt invasiv. Das gilt z.B. für Enteritis erregende Salmonellen, Shigellen,
enteropathogene Escherichia coli und für Vibrio cholerae.
Virulenz. Die Anwesenheit bestimmter Pathogenitätsfaktoren ist ein charakteristisches
Merkmal für eine bestimmte Mikroorganismenart. Der Grad der Ausprägung dieser Merkmale
kann jedoch von Stamm zu Stamm innerhalb einer pathogenen Art stark variieren. Die
stammspezifische Kraft zur Auslösung der Erkrankung wird auch als Virulenz des Stammes
bezeichnet.
Die Infektionsdosis ist die minimale Menge eines Erregers, die zur Auslösung einer
Erkrankung notwendig ist. Für viele Mikroorganismen, die sich im Menschen vermehren
können, genügen dafür bereits sehr geringe Keimmengen (z.B. Salmonelle typhi,
Campylobacter jejuni, Viren). Andere Lebensmittelvergifter verursachen in der Regel erst
nach Aufnahme sehr hoher Konzentrationen Erkrankungen. Das kann z.B. darauf beruhen,
daß die Erreger sehr empfindlich gegenüber der Magensäure oder anderen Säften des
Verdauungstraktes sind (z.B. Vibrio cholerae).
Abwehrlage des Menschen
Die Abwehrlage des Menschen kann das Angehen der Infektion und den Schweregrad der
Erkrankung wesentlich beeinflussen. Unspezifische Resistenzfaktoren (Milieu der Haut und
Schleimhäute, Normalflora des Darmes, Magensäure, Phagozytose, Komplementsystem u.a.)
und die spezifische humorale und zelluläre Immunität sind individuell sehr unterschiedlich
ausgebildet und können durch zahlreiche äußere Faktoren beeinflußt werden. Zu den
05fh.doc
73
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
prädisponierenden Faktoren, die das Entstehen einer Erkrankung begünstigen, gehören das
Alter (Säuglinge, Kleinkinder, sehr alte Menschen), Grundleiden wie Diabetes mellitus, akute
Erkrankungen, Erschöpfung, Unterkühlung, therapeutische Maßnahmen, Jahreszeit, Klima
und der Ernährungszustand.
Personen mit reduziertem Allgemeinzustand sind wesentlich anfälliger gegen Infektionen mit
opportunistischen bzw. fakultativ pathogenen Erregern. Das sind solche
Mikroorganismen, die selten und nur unter bestimmten Voraussetzungen pathogen sein
können. Sie lösen meist Einzelerkrankungen und selten Epidemien aus.
Klebsiella-Arten: Milchspeisen und Milchprodukte
Pseudomonas aeruginosa: Gemüse
Proteus-Arten: Fäulnisorganismen auf Fleisch, Fisch, Eiern ua. LM
Dazu gehören zahlreiche Mikroorganismen, die wie Escherichia coli regelmäßig in der
Darmflora auch des gesunden Menschen vorhanden sind oder häufig in der Umwelt, z.B. auf
Gemüse (Enterobacteriaceae, Pseudomonas aeruginosa) vorkommen.
6.2
Durch
tierische
LM
Intoxikationskrankheiten
übertragbare
Infektions-
bzw.
Infektionen
Das Lebensmittel ist nur eines der möglichen Transportmittel. z.B ein direkter Kontakt mit
infizierten Tier/Tierteilen kann ebenso Infektionen hervorrufen.
Gruppe 1 Erreger werden bevorzugt durch Milch weitergegeben
ZOONOSEN (= Infektionserkrankungen von Tieren, wo manche auf den Menschen
übertragbar sind)
•
•
•
•
•
•
•
•
Mycobakterium tuberkulosis, bovis
Brucella spec.
ß-hämolytische Streptococcen spec.
Sc. agalactiae Gr A und B
Staphylococcus aureus
Coxiella burnetii
Zeckenenzephalitis-Virus
MKS-Virus
Tuberkuloseerreger
Seuchenhaftes Verwerfen
Scharlach
Q-Fieber
Gruppe 2
Infektionsweg ist durch eine fäkale Kontamination des Lebensmittels charakterisiert.
•
•
•
•
•
•
•
•
05fh.doc
Salmonella typhi und paratyphi
E. coli (enteroinvasiver Typ)
Enterobacteriaceae
Yersinia enterocolitica
Vibrio cholerae
Vibrio parahämolyticus
Campylobacter fetus intestinalis/jejuni
Enteroviren
74
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Gruppe 3
Tritt relativ selten auf. Verursacht von lebensmittelbedingten Infektionen, häufiger jedoch
Infektionen durch direkten Kontakt
ZOONOSEN
• Bacillus anthracis
• Francisella tularensis
• Listeria monocytogenes
• Eryzipelothrix rhusiopathiae (Rotlauf)
• Leptospira
VIREN
•
•
•
Hepatitis A
Polioviren
Arboviren
infektiöse Gelbsucht
Kinderlähmung
Zecken-Enzephalitis
Gruppe 4
Protozoäre und helminthologisch (Eingeweidewürmer) Infektionen = Parasiten
• Trichinella
Trichinellose
Trichinen
• Taenia
Taeniasis=Bandwurmerkrankung
Finnen
• Entamoeba histolytica Amöbianis= Amöbenruhr
• Toxoplasma
Toxoplasmose
Mikrobielle Intoxikationen
Die Mikroorganismen produzieren Toxine (ins LM oder in den Darm), damit jedoch die zur
Auslösung von Krankheitserscheinungen erforderliche Dosis erreicht wird, ist eine
Vermehrung im Lebensmittel erforderlich.
• Staph. aureus
• C. botulinum
Botulismus
• C. perfringens
• Bac. cereus
• Mycotoxikosen
Toxinfektionen
Symtome der Vergiftung kombiniert mit denen der Infektion;
Erreger erzeugen Gastroenteritiden durch Toxine, sofern eine ausreichend große Zahl von
Bakterien entstanden ist. Jedoch müssen in der Regel lebende Keime aufgenommen werden.
•
•
•
•
•
•
05fh.doc
Enteritis Salmonellen
Shigellen
E. coli (Enterotoxin-Typ ETEC)
Opportinuistische Enteritiserreger
Enterobacteriaceaen: Proteus, Citrobacter, Klebsiella, Enterobacter, Edwardsiella
Pseudomonas aeruginosa
Aeromonas hydrophila
Enterococcen (Sc. faecalis) – unspezifische LM-Vergiftung
Yersinia enterocolitica
75
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
6.3
DR. NAGL
Bakterielle Lebensmittelvergiftungen
Die wesentlichsten bakteriellen Lebensmittelvergiftungen sind im Buch Mikrobiologie der
Lebensmittel – Grundlagen von G. Müller und H. Weber auf den Seiten 216 ff
beschrieben.
Bedingt durch das allgemein hohe Hygieneniveau in den meisten Industrieländern haben in
den letzten Jahrzehnten tendenziell epidemische Erkrankungen abgenommen. In den letzten
Jahren ist jedoch ein Ansteigen sogenannter unspezifischer Lebensmittelvergiftungen zu
verzeichnen. Daran beteiligt sind einige Streptococcus-Arten, vorrangig D-Streptokokken,
Klebsiella-Arten, Yersinia enterocolitis, Pseudomonas-Arten u.a. Nur in seltenen Fällen
gelingt der direkte Nachweis eines bestimmten Mikroorganismus und dem Auftreten einer
gastroenteritischen Erkrankung. Die Bakterien gehören entweder zur natürlichen Darmflora
des Menschen oder/und sind ubiquitär, so daß ein solcher Nachweis schwierig ist.
Mit der Veränderung unserer Lebensgewohnheiten in der Ernährung oder im unmittelbaren
Umfeld des Menschen in der modernen Industriegesellschaft sind auch Verschiebungen in der
Bedeutung der bakteriellen Lebensmittelvergiftungen zu verzeichnen bzw. neue Krankheiten
werden überhaupt erst ausgelöst. Als Beispiele sollen hier die Erkrankungen durch Bacillus
cereus für den Verschiebungseffekt und das Auftreten von Lungenentzündungen durch
Legionella pneumophilia durch vollklimatisierte Anlagen für die Entstehung neuer
Infektionskrankheiten als Folge der Veränderung des Umfeldes genannt werden.
Salmonella
S. arizonae, S. cholerae-suis, S. enteritidis, S. typhi und S. typhimurium
zählen
zu
den
häufigsten
mikrobiologischen
Salmonella-Infektionen
Lebensmittelvergiftungen. Salmonella-Species werden im Darm beim Menschen und Tier
gefunden. Durch die Ausscheidung über den Stuhl ist eine Weiterverbreitung möglich, die
meist über Wasser zu epidemischen Erkrankungen führen können. Aber auch die Verbreitung
über Lebensmittel ist nicht selten. Eine besondere Bedeutung hat dabei Geflügelfleisch, Eier
und Eiprodukte (Tiramisu, Cremes), Fleisch und Fleischprodukte (Tartar), Mayonnaise,
Salate.
Bezüglich der Gefährlichkeit bzw. der Schwere der Erkrankung muß man deutlich zwischen
Salmonellosen als vergleichsweise harmlose Erkrankung und Typhus bzw. Paratyphus
unterscheiden. Die Kontaminationsschwelle liegt bei Enteritis in Abhängigkeit von der
Salmonella spp. bei etwa 105 bis 109 Keimen.
Klinik/Epidemiologie:
Salmonellosen sind durch Fieber, verbunden mit Brechdurchfällen, gekennzeichnet. Die
Behandlung erfolgt durch Antibiotika.
Typhus, Paratyphus: Das Krankheitsbild von Typhus ist durch Fieber mit langanhaltenden
hohen Temperaturen um 40o C und Somnolenz (Schläfrigkeit) gekennzeichnet. Nach
anfänglicher Obstipation treten breiige Stühle mit einer Fieberabnahme auf. Die
Krankheitsdauer kann 3 bis 5 Wochen betragen.
Schon Einzelkeime können eine Erkrankung auslösen. Wieder genesene Personen können zu
sog. Dauerausscheidern werden, d.h., ohne selbst krank zu sein, scheiden sie ständig
Salmonellen über den Stuhl aus. Auf diese Weise können andere Personen infiziert werden
und an Typhus bzw. Paratyphus erkranken. Solche Personen dürfen in keinem Betrieb
beschäftigt werden, in dem sie mit Lebensmitteln in Berührung kommen (Gewerbe, Industrie,
Restaurationsbetriebe, usw.). Diese Krankheiten unterliegen der Meldepflicht.
05fh.doc
76
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Legionella
= Infektionskrankheit. Legionellen kommen ubiquitär in natürlichen und artifiziellen
wäßrigen Habitaten wie z.B. Warmwasserversorgungssystemen und Klimaanlagen vor
Mehr als 80 % aller Legionella-Infektionen werden durch die Spezies Legionella
pneumophila verursacht. L. micdadei ist die zweithäufigste Spezies, die bei Erkrankungen
des Menschen gefunden wird
Shigella
S. dysenteria, S. flexneri, S. boydii und S. sonnei.
Neben Endotoxin bilden Shigellen noch ein Ektotoxin, das neurotoxisch wirkt. Shigellen sind
weltweit jedoch vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen verbreitete pathogene
Mikroorganismen, die zu schweren Erkrankungen führen können. Sie kommen vorwiegend
im Darm des Menschen vor. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt- und Schmierinfektion
sowie durch Lebensmittel.
Klinik/Epidemologie:
Klinisch verlaufen Shigella-Erkrankungen meist recht schwer. Die ausgelöste Bakterienruhr
ist in der Regel durch Fieber blutigschleimige Stühle (Reiswasserstuhl mit 108 bis 109
Vibrionen pro ml) bis hin zu Herz-Kreislaufkollaps, die zum Tod führen können,
gekennzeichnet. Es sind aber auch leichte Formen bekannt. Dauerausscheider sind selten
bekannt. Shigellosen sind meldepflichtig.
Escherichia coli
Säuglings- Diarrhoe; Übertragung durch
Enteropathogene E. coli (EPEC)
Schmierinfektion, fäkal kontaminierte LM (Milch)
choleraähnliche Durchfälle, Übertragung durch fäkal
Enterotoxische (ETEC)
kontaminierte LM und Trinkwasser
ähnlich der Shigellose
Enteroinvasive (EIEC)
Lebensmittelinfektion, hämorragische Kolitis und
Enterohämorragische (EHEC)
Nierenerkrankung
Bacillus
= Intoxikation. Häufig wird B. cereus auf Reis und anderen Ceralien, Mais-Gerichten und
Haferflocken, Puddings, Kartoffelbrei und Fertiggerichten mit Fleisch und Gewürzen
gefunden, der über diesen Weg auch zu Erkrankungen führen kann. Besonders in Restaurants,
in denen der gekochte Reis über längere Zeit warm gehalten wird, ist eine rasche Vermehrung
von B. cereus möglich. Damit eine Erkrankung auftritt, müssen min 107 Keime aufgenommen
werden.
Clostridium
Clostridium botulinum ist ein anaerober Bacillus, der zu Intoxikationen infolge des Verzehrs
von Lebensmittel (fehlerhaft gepökeltem Fleisch und Wurstwaren) führen kann. Die
Vergiftung wird als Botulismus bezeichnet und verläuft nicht selten tödlich. Das gebildete
Toxin ist hitzelabil.
Eine zweite Species, Clostridium perfringens, ist auch für mikrobiologische
Lebensmittelvergiftungen von Bedeutung. Kommt hptsl. durch die Gewürze in die Speisen.
Klinik/Epidemologie:
Hochpathogen sind die Ektotoxine des C. botulinum. Sie führen zur Lähmung der
Augenmuskulatur, der Sprache und des Schluckmechanismus sowie zur Atemlähmung
wodurch nicht selten der Tod eintritt. Die Intoxikation erfolgt im wesentlichen über
Konserven (Spinat, Bohnen, Spargel) die nicht einwandfrei verarbeitet wurden.
05fh.doc
77
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Vergiftungen durch C. perfringens hingegen verursachen in der Regel leichtere
Erkrankungen. Nach 2 bis 6 Stunden treten Durchfall und Leibschmerzen auf, die jedoch nach
1 bis 2 Tagen wieder vergehen.
Zur Auslösung dieser Erkrankung muß eine kritische vegetative Keimzahl von 106 pro
Gramm überschritten werden.
Streptococcus
Für mikrobiologische Lebensmittelvergiftungen sind nur die Streptococcus spp. der
serologischen Gruppe D interessant, obwohl sie auch zur natürlichen Darmflora zählen. Als
bedingt pathogen sind die Species S. faecalis und S. faecium einzuordnen. Andererseits
werden in einigen Ländern neben S. durans auch ausgewählte Stämme dieser beiden Species
als Starterkulturen in der Fleisch- und Milchindustrie eingesetzt.
Staphylococcus
Staphylococcus aureus ist relativ weit verbreitet. Als Folge einer Staphylococcus-Infektion
können
Mastitis
(Mensch
und
Kuh),
Follikulitis,
Furunkel,
Karbunkel,
Schweißdrüsenabszesse u.a. Hauterkrankungen auftreten. Auch als Hospitalinfektion spielt S.
aureus eine große Rolle.
Bei den Lebensmittelvergiftungen an Bedeutung handelt es sich um Intoxikationen des
Verdauungstraktes mit den hitzestabilen Enterotoxinen, die durch den Stoffwechsel der
Mikroorganismen gebildet werden und nicht durch thermische Behandlung zu inaktivieren
sind.
Als Überträger kommen besonders Milch und Milchprodukte in Betracht. Aber auch andere
Lebensmittel, wie Konditoreiwaren, Salate, Fleischprodukte und Fisch, können als Träger für
Staphylococcus spp. in Frage kommen. Die Übertragung der Keime erfolgt durch mangelnde
Küchenhygiene (Geschirr, Spüllappen, Schneidbretter).
Klinik/Epidemologie:
Erkrankungen durch S. aureus-Toxine können sowohl als Einzel- als auch als
Gruppenerkrankungen (besonders bei Gemeinschaftsverpflegung) auftreten. Charakteristisch
sind die kurzen Inkubationszeiten. Sie liegen etwa bei 3 Stunden und unterscheiden sich
dadurch augenscheinlich von Salmonella- (6 h) und Clostridium-Infektionen (8 h). Die
Intoxikation äußert sich plötzlich durch Erbrechen und Diarrhoe, teils mit Blutbeimengungen.
Schwere Verlaufsformen mit Kollapszuständen sind jedoch selten. Problematisch ist die
Endotoxinbildung, so daß es auch nach Abtötung aller lebenden Zellen zur Erkrankung
kommen kann.
Offensichtlich liegt die Infektionsschwelle relativ hoch, da man Staphylococcus spp. bei
etwa 50 % der Erwachsenen im Rachenraum nachweisen kann, ohne daß diese erkrankt sind.
Vibrio
Bei Lebensmittelvergiftungen durch Vibrionen spielen vor allem zwei Species eine Rolle: V.
cholerae und V. parahaemolyticus. Als Überträger kam besonders Trinkwasser in Betracht
(Infektion). Besonders im asiatischen Raum gibt es Lebensmittelvergiftungen, die durch V.
parahaemolyticus hervorgerufen werden. Als Überträger können vor allem Seefische,
Muscheln und andere Meerestiere in Frage kommen.
Durch Übertragung von Mensch zu Mensch, über Wasser, Fliegen und Lebensmittel treten
auch heute noch plötzliche Epidemien auf. Für Cholera besteht Meldepflicht. Darüber hinaus
erfolgt ein internationaler Informationsaustausch über die WHO.
Proteus
Als potentielle Lebensmittelvergifter spielen P. vulgaris, P. mirabilis, P. morganii und P.
rettgeri eine Rolle. Sie werden häufig als "fakultativ pathogen" in Verbindung mit
05fh.doc
78
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Darminfektionen gebracht und haben bei Gemeinschaftsverpflegungen (Pudding u.a.) eine
Bedeutung. Die Verlaufsformen sind meist durch leichte Diarrhoe gekennzeichnet, die nach
ein bis zwei Tagen wieder vergeht
Campylobacter
Campylobacter spielt bei bakteriellen Lebensmittelvergiftungen in den letzten Jahren eine
wachsende Rolle (Infektion). Von besonderer Bedeutung ist dabei C. jejuni. Diese Bakterien
findet man im Faeces von Mensch und Tier. Aber auch in Lebensmitteln, wie Trinkwasser,
Milch, Frischfleisch und Geflügel lassen sich verschiedentlich Infektionen dieser Art
nachweisen. C. jejuni verursacht Durchfälle, Fieber, Erbrechen und Leibschmerzen. Bereits
geringe Kontaminationsdosen reichen für die Auslösung der Erkrankung aus.
Listeriose
Seltene LM-Erkrankung. L. monocytogenes ist psychrotroph, anspruchslos und ubiquitär
vorhanden hptsl aber in tier. LM. Von der Listeriose werden in erster Linie Schwangere und
Neugeborene, immungeschwächte Personen befallen.
Neben einfachen, an Grippe erinnernden Erkrankungen, die mitunter nicht als Listeriose
erkannt werden, kann es zu schwersten Krankheitsbildern (Hirnhautentzündungen) und
Todesfällen kommen.
6.4
Mykologische Lebensmittelvergiftungen
Es gibt eine Reihe von pathogenen bzw. toxinogenen Hefen und Schimmelpilzen. Im
Gegensatz zu bakteriellen Lebensmittelvergiftungen, bei denen eine Erkrankung kurze Zeit
nach der Keimaufnahme erfolgt, treten Erkrankungen durch Hefen und Schimmelpilze in
vielen Fällen erst deutlich verzögert oder überhaupt nicht akut auf.
Man unterscheidet zwischen Mykosen und Mykotoxikosen. Bei Mykosen dient das
Lebensmittel nur als Vektor für die Aufnahme von Sporen oder Zellen, die dann zu
Erkrankungen führen können. Im Gegensatz dazu werden bei Mykotoxikosen durch den
Mikroorganismus Ekto- oder Endotoxine gebildet. Je nach der Wirkung unterscheidet man
akute oder chronische Toxizität. Man kennt heute etwa 200 Schimmelpilzarten, die
Mykotoxine verschiedener Art und Menge bilden. Im Anschluß sind humanpathogene
Schimmelpilze aufgelistet, die aus Lebensmitteln isoliert werden konnten.
Die heute bekannten Mykotoxine, ihre Wirkungen, wesentlichen Produzenten und
Vorkommen sind übersichtsmäßig aufgeführt. Da die Mykotoxine vor allem durch die im
letzten Jahrzehnt gegebenen Nachweismöglichkeiten besser erkannt werden, hat sich die
Aufmerksamkeit in der Lebensmittelkontrolle auf sie konzentriert. Die wesentlichen Aspekte
der Mykotoxine in Bezug auf Lebensmittel sollen daher in diesem Abschnitt behandelt
werden, wobei eine Beschränkung auf ausgewählte Toxine vorgenommen wird.
05fh.doc
79
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Wesentliche humanpathogene Schimmelpilze, die aus Lebensmitteln isoliert wurden:
Aspergillus amstelodami
Aspergillus candidus
Aspergillus flavus
Aspergillus giganteus
Aspergillus melleus
Aspergillus oryzae
Aspergillus fumigatus
Aspergillus niger
Aspergillus nidulans
Aspergillus ochraceus
Byssochlamys nivea
Cladosporium trichoides
Cephalosporium acremonium
Cephalosporium falciforme
Chrysosporium pannorum
Fusarium poae
Fusarium nivale
Fusarium roseum
Fusarium graminearum
Mucor mucedo
Mucor racemocus
Penicillium rubrum
Penicillium puberulum
Penicillium martensii
Penicillium islandicum
Penicillium martensii
Penicillium expansum
Penicillium spinulosum
Pithomyces chartarum
Rhizopus nigricans
Scopulariopsis brevicaulis
Scopulariopsis fusca
Verticillium cinnabarinum
Patulin
Die Bezeichnung Patulin stammt von Penicillium patulum (P. urticae), aus dem erstmals
dieses Mykotoxin isoliert werden konnte. Die akute Toxizität des Patulins ist für alle
Lebewesen recht hoch, die kanzerogene Wirkung des Patulins ist heute umstritten.
Patulin kann von einer Vielzahl von Schimmelpilzen gebildet werden. Dazu gehören P.
expansum, P. urticae, P. claviforme, P. viridicatum, Aspergillus clavatus, A. giganteus,
Byssochlamys nivea. Diese Schimmelpilze kommen vorwiegend auf Obst, Gemüse,
Getreide, Malz und Backwaren vor. So verursacht z.B. P. expansum die bei Obst häufig
vorkommende Braunfäule. Die gebildete Patulinmenge ist hoch und liegt bei 1,2 g Patulin pro
1 kg faules Gewebe.
Patulin ist wasserlöslich und hitzeresistent, so daß Gefahren besonders von Obstsäften
ausgehen, für deren Herstellung verschimmeltes Obst verwendet wurde. Am häufigsten wird
Patulin im Apfelsaft nachgewiesen. Eine sorgfältige Obstauslese ist daher im
Verarbeitungsprozeß
von großer Bedeutung. Untersuchte Apfelsäfte zeigten
Patulinkonzentrationen von 0 bis 200 µg/l. Die international anerkannte Toleranzgrenze liegt
bei etwa 50 µg/l Saft.
Patulin wird durch SO2 langsam und SH-Gruppen rasch abgebaut. Daher ist in vergorenen
Säften kaum Patulin nachweisbar. Auch bei Lebensmitteln, die Sulfhydrylgruppen enthalten
(z.B. Orangensaft) wird das Patulin zerstört.
Sterigmatocystin
Sterigmatocystin wird vorwiegend von Aspergillus spp., wie A. versivolor, A. flavus, A.
rugulosi, A. nidulans sowie von Penicillium luteum gebildet. Sterigmatocystin zählt zu den
kanzerogenen Mykotoxinen, deren LD50-Wert aus der Tabelle zu entnehmen ist.
Die chemische Struktur ist der der Aflatoxine ähnlich. Sterigmatocystin wird bei
verschimmelten Nüssen, Reis und Käse nachgewiesen. Besonders häufig findet man
05fh.doc
80
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Sterigmatocystin bildende Stämme bei Gewürzen, die in der fleischverarbeitenden Industrie
Anwendung finden.
Ochratoxine
Auch die Ochratoxine sind Cumarincerivate. Man unterscheidet drei Toxine dieser Art, die
Ochratoxine A, B und C. Ihr Nachweis gelang erstmals an Aspergillus ochraceus, woher
auch ihr Name abgeleitet wurde. Aber auch andere Schimmelpilze bilden diese Toxine. Das
sind vorrangig A. melleus, A. sulphureus und die Penicillium spp. P. cyclopium, P.
palitans, P. viridicatum. Ochratoxine sind als starke Nierengifte bekannt. Nach neuesten
Untersuchungen ist Ochratoxin A oral carcinogen (Maus).
Ochratoxine werden vor allem auf verschimmelten Getreide und Getreideprodukten gefunden.
Luteoskyrin
Luteoskyrin wurde erstmals in Japan von verschimmeltem Reis isoliert. Es wurde
festgestellt, daß dieses Mykotoxin zu Leberkrebs führen kann. Der LD50-Wert ist einer
Tabelle zu entnehmen. In erster Linie kommt für die Bildung von Luteoskyrin Penicillium
islandicum in Betracht. Aber auch bei anderen Penicillium spp. konnte dieses Mykotoxin
bzw. das ähnliche Rugulosi (P. rugulosum) isoliert werden.
P. islandicum kommt häufig auf Nüssen, Getreide, Getreideprodukten und Obstsäften vor.
Aflatoxine
Die Bezeichnung Aflatoxine stammt von dem Schimmelpilz Aspergillus flavus, bei dem
erstmalig diese hochtoxische Substanz isoliert werden konnte. Inzwischen sind eine Reihe
von Aflatoxinen bekannt. Es handelt sich dabei um Difuran-Cumarin-Derivate.
Nur Aspergillus flavus und A. parasiticus bilden Aflatoxine. Es gibt jedoch bei diesen
Schimmelpilzen auch Species, die kein Aflatoxin bilden bzw. bei denen noch keine
nachgewiesen werden konnten. Offensichtlich wird die Intensität der Aflatoxinbildung über
den Metabolismus induziert. So kommt es vor, daß selbst bei A. flavus Stämmen nicht alle
Aflatoxin bilden.
Im letzten Jahrzehnt hat man sich intensiv mit der Aflatoxin-Problematik beschäftigt, um
geeignete Schlußfolgerungen für die Risikominimierung im Bereich der Lebensmittelindustrie
treffen zu können Es lassen sich von bzw. aus nahezu allen Lebensmitteln aflatoxinbildende
Schimmelpilze isolieren, wenn die Lebensmittel unter ungünstigen Bedingungen hergestellt,
verpackt, gelagert, transportiert oder gehandelt werden. Besonders häufig findet man jedoch
bei Hülsenfrüchten, Nüssen, Getreide, Mehl, Backwaren, Frischobst und -gemüse, Gewürzen
aflatoxinbildende
Mikroorganismen.
Eine
an
dieser
Problematik
orientierte
Lebensmittelhygiene ist deshalb von großer Bedeutung, und findet zunehmend in der
Lebensmittelgesetzgebung Berücksichtigung. In der BR Deutschland gilt die AflatoxinVerordnung vom 30.11.1976 und die Futtermittel-Verordnung vom 16.6.1976, in denen die
Höchstmengen festgelegt sind.
Aflatoxine sind natürliche Karzinogene und sind die stärksten bisher bekannten oral
wirkenden Leberkarzinogene. Die Toxizität wird anschaulich durch die letale Dosis 50 %
deutlich. Dieser sogenannte LD50-Wert gibt an, bei welcher Konzentration des Toxins 50 %
der Versuchstiere sterben. Einige Werte sind in der Tabelle aufgeführt.
05fh.doc
81
FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE
DR. NAGL
Zerstörung von Aflatoxinen:
Hitze: sehr hitzestabil, durch Kochen nicht zerstört; Rösten und erhitzen im sauren Milieu auf
120°C 10min reduziert den Gehalt nur;
Bestrahlung: UV-Strahlung und andere ionisierende Strahlen zerstören Aflatoxine; Brot und
in wäßrigen Lösungen werden jedoch 20-50kGy benötigt
ernährungspysiologisch und
sensorische Veränderungen nicht anwendbar
Extraktion mit Wasser und organ. Lösungsmitteln bringen auch nur Teilerfolge.
LD50-Werte für ausgewählte Mykotoxine (LD50 = letale Dosis 50 %)
Mykotoxin
LD50-Wert
Versuchstierart
Aflatoxin
Patulin
Luteoskyrin
Ochratoxine
Sterigmatocystin
Vergleich:
Cyankali
1 - 3 mg
35 mg
221 mg
22 mg
800 mg
kg-1
kg-1
kg-1
kg-1
kg-1
10 mg kg-1
Entenküken
Maus
Maus
Ratte
Maus
Ratte
Die wichtigsten Mycotoxine sind im Buch Mikrobiologie der Lebensmittel – Grundlagen
von G. Müller und H. Weber auf der Seite 253 zusammengefaßt.
05fh.doc
82
Herunterladen