Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Naturräume Lateinamerikas vom Feuerland bis in die Karibik 1 Geologie, oder: Die Gesteinswelten Lateinamerikas Die Geologie ist die Geschichtsschreibung vom Werdegang der Erde, von der Gestaltung der Erdkruste und der Erdoberfläche. Sie untersucht den Ablauf der Geschehnisse vom Entstehen der Erde an, bis zur heutigen Zeit, und stellt somit eine stark gegenwartsbezogene Naturwissenschaft dar. Lateinamerika ist geologisch in drei große Bereiche zu unterteilen: den uralten kristallinen Schilden, dem jungen Faltengebirge der Anden und Kordilleren und den jungen Aufschüttungsebenen der Flusssysteme. Die Anden zählen vor allem wegen ihrer unzähligen Vulkane zu den spektakulärsten Gebirgszügen der Erde. 1.1 Historische Geologie Die Historische Geologie beschäftigt sich mit der Erforschung der Erdgeschichte, also der Veränderungen der Erde, insbesondere der Erdkruste, seit der Entstehung der Erde. Als Urkunden der Vergangenheit dienen Gesteine, aus denen sich die Erdkruste zusammensetzt, und Fossilien, das sind versteinerte Reste von Tieren und Pflanzen. Die Beschreibung und Ordnung solcher als ganz oder als Abdruck erhaltener Lebewesen ist die Aufgabe der Paläontologie, die wiederum in sehr enger Verbindung zur Biologie steht. Die Stratigraphie liefert für die Darstellung der Erdgeschichte eine zeitliche Gliederung. Sie gibt eine hierarchisch gegliederte relative Einteilung der Erdgeschichte, in Erdzeitalter, 1 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at angefangen bei der Urzeit (Präkambrium) bis in die Erdneuzeit (Känozoikum) und in diesem die Jetztzeit (Holozän). Lateinamerika ist reich an Zeugen der Vergangenheit. Dinosaurierknochen wurden hier ebenso gefunden, wie Gesteine, deren Entstehung bereits mehr als drei Milliarden Jahre zurück liegt. Die ältesten Zeugen der Zeit sind im alten Schild von Guayana zu finden. Dem gegenüber stehen die ganz jungen Sedimentgesteine der Talfüllungen. 1.1.1 Gliederung der Erdgeschichte Die Entwicklungsgeschichte der Erde wird in große geologische Zeitabschnitte geteilt, angefangen vor etwa 4,6 Mrd. Jahren, dem Hadaikum, dem sogenannten vorgeologischen Zeitalter, da aus dieser Zeit nur spärliche Zeugen bekannt sind. Die ältesten Gesteinsformationen, die heute bekannt sind, haben ein Alter von etwa 4 Mrd. Jahren. Auch die ältesten Gesteine Lateinamerikas datiert man auf dieses Alter. Für jüngere erdgeschichtlichen Abschnitte sind ungleich mehr Informationen erhalten, als für ältere. Deshalb kann man das Mesozoikum, besonders aber das Känozoikum genauer unterteilen. In Lateinamerika sind Gesteine fast jeden Zeitalters finden. 2 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Mesozoikum System (Periode) Serie (Epoche) 0,01 P leistozän 1,8 Neogen P liozän M iozän 24 Paläogen O ligozän Eozän Paleozän 65 Kreide Jung Alt 144 Jura Malm (Upper-) Dogger (Middle-) Lias (Lower-) 206 Jung- (Upper-) M ittel- (Middle-) Alt- (Lower-) 248 Zechstein (Upper-) Rotliegendes (Lower-) 290 Trias Perm Jung- Upper- Stephan Westphal Namur 325 Lower Visé Tournai 354 Karbon Devon Jung- (Upper-) M ittel- (Middle-) Alt- (Lower-) 417 Silur Přidolí Ludlow Wenlock Llandovery 443 Ashgill Caradoc Llandeilo-Llanvirn Areig Tremadoc 495 Jung- (Upper-) M ittel- (Middle-) Alt- (Lower-) 545 AltOrdovizium P a l ä o z o i k u m Alter in M io. Jahren Holozän Quartär Tertiär Känozoikum Erathem (Ära) Kambrium Eine besondere Schwierigkeit ist es oft, die großen Zeiträume der Erdgeschichte zu begreifen. Ein folgende Abbildung soll die Relation der Dauer widerspiegeln: 3 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at K änoz oik um Hadaik um M es oz oik um P aläoz oik um A rc haik um P roteroz oik um 1.1.1.1 Präkambrium Präkambrische Gesteine bauen heute die Kernzonen der Kontinente auf. Die Teile, die seit Ende des Präkambriums nicht mehr in gebirgsbildende Prozesse miteinbezogen wurden, nennt man Kratone, die in Schilde und Tafeln untergliedert werden. An Schilden treten präkambrische Gesteine an die Erdoberfläche und sind nicht von jüngeren Gesteinen bedeckt.. Um Tafeln handelt es sich, wenn das die alten Gesteine von jüngeren Sedimenten überlagert werden. Im Detail gibt es für das Präkambrium keine verbindliche stratigraphische Einteilung, die Begriffe Achaikum und Proterozoikum sind aber festgelegt. Zur Zeit des Präkambriums bildeten Südamerika, Afrika, Indien, Australien und die Ostantarktis eine einheitliche Landmasse, den sogenannten Kontinent „Gondwana“, der sich erst in der Kreide endgültig in die einzelnen Kontinentteile auflöste. Auch die übrigen Kontinente lagen zu dieser Zeit eng zusammen, womit es einen Superkontinent gab. Es gibt auch Hinweise auf erste plattentektonische Vorgänge und somit auch auf erste Gebirgsbildungsphasen. Präkambrische Gesteine sind aber auch z.B. in den Anden zu finden. In diesem Fall wurden sie aber von jüngeren Gebirgsbildungen überprägt und umgestaltet. Etwa 600 Mio. Jahre vor heute, also im Neo-Proterozoikum, gab es bedeutende Vereisungsperioden, deren Ablagerungen in Südamerika, Afrika und Australien zu finden sind. 1.1.1.1.1 Archaische und Proterozoische Vorkommen Archaische Gesteine treten in hochmetamorpher und schwachmetamorpher Struktur auf. Hochmetamorphe Gesteine nehmen etwa 90 % der archaischen Gesteine ein und bestehen vorwiegend aus granitischem Material. Die niedrigmetamorphen Gesteine werden aus basischen Vulkaniten, aber auch aus div. Sedimentgesteine zusammengesetzt. 4 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Proterozoische Gesteine nehmen weitaus größere Areale ein als Archaische, zumal die Erdkruste damals eine Dicke erreicht hatte, bei der man von „modernen“ plattentektonischen Vorgängen ausgehen kann. Es konnten im jüngeren Präkambrium gebirgsbildende Phasen und saurerer Vulkanismus festgestellt, was ebenfalls auf eine höhere Krustendicke als während des Archaikums schließen lässt. 1.1.1.1.2 Kontinentalanordnung Präkambrium Aus: Faupl, 2000 1.1.1.2 Paläozoikum Das Paläozoikum kann in Alt- und Jungpaläozoikum gegliedert werden. Das Altpaläozoikum stand im Zeichen des Auseinanderdriftens von Teilkontinenten des Präkambrischen Superkontinents, während die Gondwana-Kontinente weiterhin eine Einheit bildeten. Genauere Informationen sind durch paläomagnetische, -biologische und – klimatologische Daten nicht erhalten. Das Jungpaläozoikum hingegen wird durch eine Reihe von Kontinent/Kontinent-Kollisionen bestimmt, die wieder zum Zusammenführen der meisten Kontinentmassen führten. In dieser Zeit kam es auf Gondwana zu einer Vereisungsphase ("permo-karbone "Eiszeit, so genannt, weil die Kaltzeit vom jüngeren Perm in das ältere Karbon andauerte). Das Eiszentrum lag im (heutigen) südlichen Afrika, der gesamte Eispanzer erstreckte sich aber bis in das Gebiet des heutigen Brasiliens. Dort lagerten Gletscher Material aus dem Vereisungszentrum in Form von Moränen ab. In diesem Material - heute sind es verfestigte Konglomerate - finden sich Diamanten aus den Liefergebieten Süd- und Südwestafrikas, die nicht nur der brasilianischen Stadt Diamantina den Namen gaben, sondern für den bergbaulichen Wohlstand des südostbrasilianischen Hinterlandes sorgten. Das Vorhandensein 5 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at erratischen (= vom Eis verfrachteten) Materials in Brasilien, dessen Liefergebiet aber in Südafrika liegt, war eine der Hauptbeweise für die Kontinentalverschiebungstheorie. Perm 290-250 Zeitalter Zeit in Mio J. 1.1.1.2.1 Paläozoische Zeittafel Wichtigste Ereignisse Durch die weitere Annäherung vereinigt sich Laurussia und Gondwana zum neuen Superkontinent „Pangäa“, der umgebende Ozean wird „Panthalassa“ genannt. Im Osten Pangäas bildet sich ein breiter Meeresgolf, die Tethys, deren Reste noch im heutigen Mittelmeer zu erkennen sind. Der Südpol lag an der Südspitze Afrikas und der Antarktis. Mit gleichzeitiger Klimaverschlechterung entstand ein in allen Gondwana-Teilbereichen durch Tillite gut dokumentiertes Eisschild, das an der Wende Karbon/Perm ihren Höhepunkt erreichte Ausbreitung der Eismassen hatte Auswirkungen auf niedere Breiten: Klimawandel von warmfeucht in arides Klima In Sibirien extrudierten vor 250 Mio. J. riesige Massen an kontinentalen PlateauBasalten (größten der Erde); Folge: Massenaussterben von Fauna und Flora - Ordovizium Kambrium 355-290 438-410 Silur Laurussia und Gondwana näherten sich, es kam zwischen den Kontinentmassen zu Subduktionen und Kollosionen Ausbildung von karbonatischen Sedimenten, Evaporiten, im Bereich Südgondwanas: karbonatarme Sedimentation - Ural-Ozean war hingegen noch offen Kontinent/Kontinent Kollision des Nordamerikanischen und Osteuropäischen Kratons („Kaledonische Gebirgsbildung“) unter Angliederung von Perigondwana-Terranes (Avalonia). Südpol im Südlichen Afrika - Günstige Klimabedingungen: Besiedlung des Festlandes durch Pflanzen und Tiere 510-438 Devon Die Konvergenz zwischen Laurussia und Gondwana setzt sich fort – Beginn der variszischen Orogenese Nördliches Afrika in Pollage; Fennosarmatia, Nordamerika Sibirien, Teile Gondwanas in Äquatornähe. Ausbildung großer Ozeane (Rhea-Ozean trennte Nordkontinente von Gondwana) Entwicklung eines ausgedehnten Eisschildes („Sahara-Eiszeit“), die aufgrund des Klimawechsels zu einem großen Faunenschnitt führte Abspaltung einzelner „Terranes“ von Gondwana („PerigondwanaTerranes“), wie etwa das heutige Florida, die Appalachen, Avalonia (Neufundland, -schottland, Mittelengland, Spanien, Frankreich) 545-510 Karbon 410-355 Kollisionstendenz setzt sich fort. Der sibirische und kasachische Kraton wird an Laurussia angegliedert, der Ural entsteht. Großteil von Gondwana in äquatorialer Lage, beide Pole lagen im Meer In vielen Teilen der Erde entstanden Evaporite 6 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.1.1.2.2 Kontinentalanordnung Ordovizium 1.1.1.2.3 Kontinentalanordnung Perm 1.1.1.3 Mesozoikum Das Mesozoikum war vor allem durch das einsetzende Auseinanderbrechen Pangäas gekennzeichnet. Das Klima war generell wärmer als heute, und es bildete sich eine entsprechende Fauna und Flora. In weiten Teilen der Erde lagerten sich ausgedehnte Sedimentsysteme ab, die heute weit verbreitet an der Oberfläche zu finden sind (z.B. Kalkalpen, kolumbianische Ostkordillere). 7 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Zeit in Mio.J. Zeitalter 1.1.1.3.1 Mesozoische Zeittafel Wichtigste Ereignisse Der Zerfall des Pangäa-Kontinentes setzt sich fort Die klimatische Wärmeperiode des Mesozoikums setzt sich fort. Die Polbereiche waren Eisfrei und es herrschte Treibhausklima. Erst gegen Ende der Kreide gibt es vereinzelt Anzeichen einer Klimaverschlechterung Nachdem sich der südliche Nordatlantik bis auf 4000 km ausgedehnt hat, weitet sich nun auch der Nordatlantik nach Norden aus. Von Süden her öffnet sich der Südatlantik: erst bildet sich ein kontinentales Riftsystem, mit zunächst limnischen Ablagerungen, begleitet von der Eruption großer basaltischer Lava (Plateaubasalte des Paraná-Beckens und des Amazonasbeckens) Zunächst war in der Unterkreide noch keine Verbindung zum Nordatlantik gegeben, erst etwa 95 Mio J. v.h. trennte sich Südamerika endgültig von Afrika 144-65 Kreide - Der Pazifik verkleinert sich – zahlreiche ozeanische Platten werden subduziert – im Zuge dessen wurden im westlichen Nordamerika zahlreiche Terranes angegliedert. In der westlichen Tethys setzten erste orogenetische Vorgänge ein. Es kommt zur Kollision zwischen den arabisch-afrikanischen, eurasiatischen und den dazwischenliegenden Kleinplatten. Auch Indien trennt sich ca. 125 Mio. J. v.h. von den zerfallenden Ostgondwana-Landmassen – Australien löst sich ebenfalls von der Antarktis - Im Jura trennen sich Nordamerika und Afrika endgültig. Der Golf von Mexiko entsteht. Im tieferen Lias handelt es sich noch um einen schmalen Riftbereich, im höheren Lias herrschen bereits offene marine Bedingungen – der Atlantik entsteht. Aus dem höheren Dogger sind bereits Tiefseesedimente bekannt. Entlang der Schelfzonen der jungen Atlantiks bildeten sich mächtige Karbonatplattformen. Das Klima war wärmer als heute und es herrschte Treibhausklima. Wegen des ariden Klimas in weiten Teilen der Kontinentalflächen kommt es zu großräumigen Evaporitablagerungen An den Kontinentalrändern lagern sich Klastische Sedimente ab Ebenfalls im Jura setzt der Zerfall der Gondwana-Landmassen in Westgondwana (Südamerika, Afrika) und Ostgondwana (Antarktis, Australien, Madagaskar, Vorderindien) ein, getrennt durch eine von der östlichen Tethys ausgehenden Meeresingression. Begleitet wird das auseinanderdriften infolge des Aufdringen basischer Magma. Der Pazifik (ehem. Panthalassa) verliert weiterhin an Größe. - 206-144 Jura - 8 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.1.1.3.2 Kontinentalanordung Trias 1.1.1.3.3 Kontinentalanordnung Unterkreide 9 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.1.1.3.4 Kontinentalanordnung Oberkreide 1.1.1.4 Känozoikum Im Känozoikum findet der Zerfall Pangäas sein vorläufiges Ende. Das Tertiär ist geprägt von mehreren Phasen der Gebirgsbildung, nicht nur in Europa (Alpen) und Asien (Himalaya), sondern auch in Mittel- und Zentralamerika (Kordilleren), in Südamerika (Anden) und auf einigen karibischen Inseln (insbesondere auf Hispañola und Jamaica). Der Beginn des Quartärs ist mit dem Einsetzen von Klimaschwankungen definiert, die bald zum Absinken der Durchschnittstemperaturen um 4-5 °C (im Vergleich zu heute) führten. In den hohen und gemäßigten Breiten (Patagonien) sowie in den Gipfelregionen der Anden bildeten sich mächtige Firnfelder und Gletscher. Auch in Mittel- und Südamerika haben also auch die Eiszeiten ihre Spuren hinterlassen. Dennoch: Weil die Anden während des Pleistozäns, also während der Eiszeiten, noch bei weitem nicht so weit herausgehoben waren wie heute, sie zudem nur zum geringeren Teil jenseits der Wendekreise, also in den mittleren und hohen Breiten, liegen, war der Einfluss der Vergletscherung bei weitem nicht so stark wie etwa in europäischen oder asiatischen Hochgebirgen. Ein Beleg dafür, dass Teile des kolumbianischen Hochlandes während des Pleistozäns noch zur "Tierra Caliente", also zum "heißen Land" und damit zum Grundstockwerk des Gebirges gehörten, ist die Sacerglotta, eine im Pleistozän vorkommende Tieflandpflanze, die sich heute als Versteinerung (Fossil) in 3000 m Meereshöhe befindet. 10 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Zeitalter 1.1.1.4.1 Känozoische Zeittafel Zeit Mio. 0,01 Serie Holozän Wichtigste Ereignisse Klimaerwärmung, schrittweises Zurückweichen der pleistozänen Eismassen - Fortsetzung der tektonischen Bewegungen der alpidischen Gebirgsbildung. Endgültige Heraushebung der Anden zum Hochgebirge. Ausbreitung der pleistozänen Vergletscherung. Polkappen weite Teile der Gebirge bildeten ausgedehnte Inlandeisdecken bzw. Eisstromnetze Pleistozän Quartär - 1,8 Der seit dem Jura bestehende zirkumäquatoriale Meeresstrom wurde wegen der Schließung der Tethys und der Entwicklung des Isthmus von Panama (vor 3,5 Mio. J.) unterbrochen. Der Isthmus von Panama hat große Bedeutung für die Entwicklung der Meeres- und Landfauna. Klima: Die Abkühlung setzt sich fort. Infolge der Schließung der Panamastraße wurde wegen der Beschleunigung des Golfstroms vermehrt feuchte Luft in den Norden verfrachtet. P l i o z ä n - - 5,3 Ab 2,5 Mio J. setzt die Vergletscherung des der Nordhemisphäre ein Klima: Es herrschte ein hoher Temperaturgradient zwischen niederen und hohen Breiten, der trop. Regenwaldgürtel wurde eingeengt, der antarktische Eisschild dürfte bereits existiert haben. Höhepunkt der alpidischen Gebirgsbildung - M i o z ä n Tertiär - 23,8 Schließungsvorgang der Tethys durch die Annäherung der afrikanische und eurasischen Platten setzt sich fort. Das Rote Meer entsteht – die arabische Halbinsel löst sich von Afrika und driftet gegen die iranische Platte, die Zagrosketten entstehen. Das ostafrikanische Grabensystem entsteht Auffaltung des Himalayagebirges - Klima: An der Wende Eozän/Oligozän ereignete sich ein dramatischer Klimawechsel, wahrscheinlich hervorgerufen durch Packeisbildung um die Antarktis und durch die Öffnung der Drake-Passage Die Antarktis trennt sich komplett ab und befindet sich nun permanent in Pollage De Entstehung der Drake-Passage zwischen Südamerika und der westantarkischen Halbinsel ist vollzogen. Es entsteht eine zirkumantarktische Meeresströmung Oligozän - 33,7 11 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.1.1.4.2 Kontinentalanordung Miozän 1.1.1.4.3 Quartär Der Beginn des Quartärs, dem erdgeschichtlich jüngsten Abschnitt, ist durch das Einsetzten von Klimaschwankungen charakterisiert. Aufgrund der Kürze des Zeitalters ist eine Biostratigraphische Einteilung nicht möglich. Durch die zahlreichen Klimaschwankungen wird das Quartär entsprechend dem Wechsel von Kaltzeiten (Glazialen) und Warmzeiten (Interglazialen) untergliedert. Besonders gut über die Abfolge von Kalt- und Warmzeiten gibt uns die Sauerstoff-Isotopenverteilung in marinen Sedimenten Auskunft. So konnten innerhalb der letzten Million Jahre ein 30-facher Wechsel von kalten und warmen Perioden festgestellt werden, wobei nicht jede Periode bereits eine Eiszeit darstellt. Die gegenwärtige Eisbedeckung der Erde beträgt etwa 10% (15 Mio km²). Während der pleistozänen Kaltzeiten vergrößerte sich diese Fläche auf das dreifache. In den niedrigen Breiten äußerten sich diese Zeiten als Trockenphasen (Interpluviale). Wärmere Perioden nennt man Pluviale (feuchtere Perioden). Kennzeichnend sind ebenso glazio-eustatische Meeresspiegelschwankungen. Während der Kaltzeiten sank der Meeresspiegel, da ein grossteil des Wassers der Erde als Eis gebunden war – ein Großteil der Kontinentalschelfgebiete fiel trocken. Für die Entstehung der Vereisungsphasen gibt es verschiedene Theorien. 1.2 Aufbau der Erde Die ursprüngliche Erdoberfläche muss vor etwa 4,6 Mrd. Jahren aus gasförmiger und flüssiger Materie erstarrt sein. Es begann die geologische Entwicklung. Die Erde wird aus der Kruste, dem Mantel und dem Erdkern aufgebaut. 12 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Durch geophysikalische Untersuchungsmethoden, etwa durch seismische Messungen, lassen sich die Tiefen der Grenzflächen der Erdschalen, sogenannte Diskontinuitäten, bestimmen. Man kann dabei zwischen der Erdkruste, dem Erdmantel und dem Erdkern unterscheiden. Tiefe (km) Gliederung des Erdinneren Obere Kruste 0 Stoffliche Zusamme nsetzung Untere Kruste 0 25 2,65 6 9 600 2,75 Gabbroide, dunkle Silikatgesteine 6,5 7,5 Fest 15 1000 3,33 400 2000 4,6 1300 3000 5,6 MOHOROVIČIĆ-Diskontinuität Oberer Erdmantel 700 Unterer Erdmantel 8,1 Peridotit, ultrabasische Gesteine Fest 7,7 Druckoxide 9,0 Hochdruckoxide 11,4 13,7 2900 5120 Druck Temperatur Dichte [kbar] [°C] [g/cm³] CONRAD-Diskontinuität 100 1000 Physikalische Eigenschaften Fest 90 300 Zustand der Materie 4 Sedimente, Granitoide, Gneise, Silikatgesteine 15 30-70 Seismische Geschwindigkeit der Longitudinalwellen [km/s] Fließfähig Fest WIECHERT-GUTENBERG-Diskontinuität Äußerer Erdkern Metallisch, liquid 8,1 10,0 Flüssig 3100 11,5 LEHMANN-Diskontinuität 6371 Innerer Erdkern Metallisch, fest 11,2 11,3 fest 3500 5000 15,0 Eine weitere Unterteilung nach ihren physikalischen Eigenschaften wird für Erdkruste und Erdmantel getroffen: Die Lithosphäre umfasst die Erdkruste und den obersten Erdmantel bis in eine Tiefe von etwa 100 m. Sie besteht aus spröden Platten mit unterschiedlicher Gesteinszusammensetzung. Man unterscheidet dabei zwischen ozeanischen Lithosphärenplatten, mit einer Mächtigkeit von etwa 70 – 80 km, und den kontinentalen Lithosphärenplatten, mit einer Mächtigkeit von etwa 100 – 120 km. Die Asthenosphäre, aufgebaut aus zähflüssigem Material unterlagert die Lithosphäre. Seismische Wellen werden hier stark eingebremst und gilt als Gleitzone der Platten der Lithosphäre. Über dem Erdkern liegt die Mesosphäre, die bis in eine Tiefe von 700 km reicht. 13 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.1 Tektonische Bewegungen Tektonik ist die Lehre von den Kräften des Erdinneren. Lange Zeit konnten nur die durch solche Kräfte ausgelösten Prozesse analysiert werden. Man unterschied folgerichtig Vorgänge des Zerbrechens (auch als "germanotype Tektonik" bezeichnet) oder des Verbiegens und Faltens ("alpinotype Tektonik") bzw. Prozesse, die durch magmatische Bewegungen (vulkanische Tektonik) oder Verformungen zähplastischen Substrats (Salz- und Eistektonik) hervorgerufen wurden. Alle Ereignisse, die zu Erschütterungen der Erdoberfläche führen, werden seismische Prozesse genannt und von der Seismik untersucht. Seismische Vorgänge können aber auch durch den Menschen hervorgerufen werden, sind dann also nicht wirklich tektonischen Ursprungs. Nach den Erkenntnissen der Kontinentalverschiebungstheorie Alfred Wegeners und der auf dieser Grundlage 50 Jahre später entstandenen Lehre von der Plattentektonik haben wir heute ein komplexeres Bild der Ursachen tektonischer Vorgängen. Demnach wissen wir nun, das die Gesteinshülle der Erde (die sog. Lithosphäre) kein homogener, starrer Körper ist. Sie besteht im Gegenteil aus verschiedenen, teils ozeanischen, teils kontinentalen Platten unterschiedlicher Mächtigkeit und verschiedener spezifischer Gewichte, die sich in allen möglichen Richtungen aufeinander zu oder voneinander weg, oder auch einfach nur aneinander vorbei bewegen. Die durch die Bewegung der Platten bzw. die an ihren Grenzen stattfindenden Prozesse werden Plattentektonik genannt. Im Lateinamerikanischen Raum sind eine Vielzahl von Platten am Aufbau der Kruste beteiligt. Neben der großen Südamerikanischen Kontinentalplatte sind dies die ozeanischen Nazca- und Cocos-Platten, sowie die Karibische Platte. 14 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.1.1 Tektogenetische Prozesse Tektogenetische Bewegungen bewirken durch seitliche Einengung Faltungen und Überschiebungen, andererseits durch seitliche Ausdehung, bzw, vertikalem Versatz Klüftungen, Verwerfungen und Grabenbildungen.Von grundlegender Bedeutung für das heutige Verständnis der tektonischen Aktivität der Erde war die Entwicklung der Theorie der Plattentektonik. Im Sinne der Tektonik als morphogenetisch bezeichnete Bewegungen verändern die Gestalt der Kruste entscheidend durch vertikale Verstellungen und sind Grundlage für die Heraushebung der Hochgebirge, der sog. Orogenese. Nur durch diese Art tektonischer Bewegungen steigen die von tektogenetischen Bewegungen deformierten Gesteine zu morphologisch sichtbaren Gebirgen auf. Sie werden im Allgemeinen von tekonischen Brüchen seitlich begrenzt. Die vertikale Verstellung kann bis über 20 mm im Jahr betragen. Bereiche mit steilem, jungem Relief, wie z. B. der gesamte andine Bereich, gehören zu morphogenetisch sehr aktiven Zonen und sind durch Erdbeben und Vulkanismus gekennzeichnet. Epirogenetische Prozesse sind weitgespannte vertikale Krustenbewegungen, durch die das innere Gesteinsgefüge nicht verändert wird, im Gegensatz zu den beiden anderen Grundprozessen der tektonischen Bewegung. Es handelt sich um umkehrbare, oft isostatische Ausgleichsbewegungen, die nicht zuletzt die Verteilung von Land und Meer beeinflussen.(Unter "Isostasie" wird die Tendenz der Erde zum Gewichtausgleich verstanden. Abtragungen, aber z.B. auch das Abschmelzen von Gletschern, verändern das Gewicht der im Unterschied zum Erdmantel leichteren Erdkruste. Wird diese also noch leichter, wird sie gehoben und somit der Erdmantel unter der Erdkruste mächtiger.) Absinkende Gebiete unterliegen einer Transgression des Meeres, d.h. Meeresufer werden überflutet. Gehobene Bereiche rufen eine Meeresregression (Rückzug) hervor, Teile des Schelfes tauchen auf. So überführen epirogenetische Bewegungen Abtragungsbreiche in weite Sedimentationsbecken und umgekehrt. Die weitgespannten Verbiegungen von Tafelbereichen, durch Epirogenese hervorgerufen, lassen die Entstehung von großen Gewölben (Anteklisen) und Becken (Syneklisen) zu. 1.2.1.2 Erdbeben Erdbeben gehören zu den Naturereignissen, die mit katastrophalen Folgen für den Menschen verbunden sind. Obwohl man über die Entstehung von Erdbeben gute Kenntnisse hat, sind Ort und Zeitpunkt eines Ereignisses, trotz modernster Methoden, sehr schwer vorher zu sehen. Als Ursachen sind vor allem endogene (der Erde innenbürtige) Vorgänge zu beobachten, wie plattentektonische Vorgänge (Verschiebungen von Teilen der Erdkruste) und Vulkanismus. Die Folgen von der Erdbebenschwingungen sind Krustenverschiebungen, Hebungen und Senkungen, Spalten und Risse im Boden, Vulkanausbrüche, Bergstürze, Rutschungen oder Zerstörungen von Siedlungen. In Lateinamerika wird ein schweres Erdbeben "terremoto" genannt, seismische Erschütterungen dagegen "temblor". Untermeerische Seebeben und Vulkanausbrüche lösen "Tsunamis", das sind sog. seismische Wogen mit verheerenden Flutwellen, aus, die in Küstenregionen schwere Verwüstungen anrichten können. 15 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.1.2.1 Aufzeichnung von Erdbeben In etwa 90% aller Erdbeben handelt es sich um tektonische Beben. Diese beruhen auf Spannungen zwischen zwei aneinander entlanggleitenden Bruchflächen. Bei sprödem Materialverhalten, was im Falle der Erdkruste in der Regel der Fall ist, muss die bei der Bruchausbildung freiwerdende potentielle Energie größer sein, als es für eine Bruchbildung notwendig wäre. Dieser Überschuss führt zur beschleunigten Bruchausbreitung und zur Entsendung seismischer Wellen. Weitere Ursachen können Auswirkungen und Folge von Vulkanausbrüchen sein (7% aller Beben) oder aber auch Einsturzbeben (lokale Bedeutung, wie etwa der Einsturz von Höhlen oder Hohlräumen im Untergrund). Man kann drei verschiedene Arten von seismischen Wellen unterscheiden: • Longitudinaloder Kompressionswellen bringen Teilchen parallel zur Ausbreitungsrichtung der Wellen zum Schwingen. Diese Wellen breiten sich daher schnell aus • Transversal- oder Scherwellen bringen Teilchen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung der Wellen zum Schwingen und sind etwa um die Hälfte langsamer als Longitudinalwellen. • Oberflächenwellen, die sich an der Erdoberfläche ausbreiten sind am langsamsten. In dieser Reihenfolge treffen die genannten Wellen auch bei einem seismologischen Observatorium ein. Da die Gesteine die Wellen unterschiedlich schnell weiterleiten, gibt die Ausbreitungsgeschwindigkeit Aufschluss über den Bau des Erdinneren, aber auch über die Ursache von Beben. Die Stärke von Erdbeben wird aus der spektralen Amplitudendichte der registrierten Wellen berechnet. Das Stärkemaß ist das seismische Moment M (Magnitude), das aus dem maximalen Ausschlag der eines Seismographen hervorgeht. Durch Werte mehrerer Messstationen lässt sich das Epizentrum, also das Erdbebenzentrum, ermitteln. Dieses liegt direkt über dem Hyperzentrum, dem eigentlichen Erdbebenherd im Erdinneren. Die im Epizentrum nachgewiesene Magnitude wird nach der nach oben offenen, logarithmisch aufgebauten C.-F. Richter Skala erfasst. Eine weitere Möglichkeit ist der Erfassung der Stärke der Erdbeben ist das Wirken auf die menschliche Wahrnehmung und beruht auf einer Intensitätsskala, die von A. Mercalli entworfen wurde. Alle stärkeren Erdbeben werden von schwächeren Vorbeben eingeleitet, wobei der zeitliche Abstand zum Hauptbeben so knapp ist, dass eine rechtzeitige Warnung derzeit noch nicht möglich ist. In weiterer Folge kommt es häufig zu umfangreichen Nachbeben, deren Intensität noch sehr hoch ausfallen kann. Sie stellen wichtige Informationsquellen zur Erdbebenforschung dar. 1.2.1.3 Vulkanismus Unter Vulkanismus versteht man alle Vorgänge und Erscheinungen, die mit der Förderung von glutflüssigem Gestein (Magma) zur Erdoberfläche in Zusammenhang stehen. Die Austrittsstelle von festen, flüssigen, oder gasförmigen Förderprodukten nennt man Vulkan. Auf der Erde gibt es etwa 550 Vulkane, die in historischer Zeit und bis heute tätig waren oder sind, von denen ein beträchtlicher Teil in Lateinamerika zu finden ist. Vulkanausbrüche können sehr unterschiedlich ablaufen. Das Magma kann ganz ruhig oder aber mit einer gewaltigen Explosion ausfließen und der Ausbruch mit verheerenden Auswirkungen 16 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at verbunden sein. Die Gründe hierfür liegen in der Struktur der Erdkruste und der chemischen Beschaffenheit der Schmelze. Der vulkanische Formenschatz lässt sich nach verschiedenen geologischen und geomorphologischen Gesichtspunkten untergliedern. nach Beschaffenheit der Schmelze: Gesteine saurer (kieselsäurereicher) Förderprodukte nennt man Rhyolite, Gesteine basischer Schmelzen, die häufiger sind, Basalte. Dazwischen (intermediär) liegt etwa der Andesit und der Trachyt. nach der Form des Lavaförderkanals: bei Linearvulkanen benützt das Magma eine tiefreichende Spalte, oder eine Spaltenzone zum Aufstieg. nach der Zahl der Ausbrüche nach der Form und dem Aufbau der Vulkanberge nach der Art der Förderprodukte nach dem Ausbruchsmechanismus nach der Form der Vulkanberge nach der Art der Förderprodukte nach dem Ausbruchsmechanismus 17 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.1.4 Die Plattentektonische Hypothese 1912 von dem Geophysiker Alfred Wegner entwickelt fand die Kontinentaldrifttheorie in den 1960er Jahren durch neue geophysikalische Methoden späte Anerkennung und Bestätigung. Man erkannte das geologisch junge Alter der heutigen Ozeanböden (nur mehrere 100 Millionen Jahre). Seismische, gravimetrische und magnetotellurische Untersuchungen und geotektonische Beobachtungen ergaben, dass sich die Erde aus sechs bis neun Großplatten aufbaut, die als mehr oder weniger lose aneinander gefügte Kugelkalotten die Asthenosphäre (des Erdmantels) überlagern. Durch Konvektionsströme in der Asthenosphäre werden die Lithosphärenplatten angetrieben. Plattengrenzen verhalten sich entweder passiv, d.h. ohne nennenswerte Verschiebungen, oder sie erfahren einen vertikalen Verschub, oder schieben sich gegeneinander. Ozeanische Rifte fungieren als konstruktive Plattengrenzen. Entlang der Spaltenausbrüche der Riftzonen werden über aufsteigenden Konvektionsströmen ständig neue 18 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at ozeanische Krustenteile gebildet. Den Vorgang der Krustenspaltung wird international als "sea floor spreading" bezeichnet. Vereinfacht kann man sich das ähnlich vorstellen wie die Bewegung von siedendem Wasser in einem Kochtopf: die dabei aufsteigenden Luftblasen steigen senkrecht auf und bewegen an der Oberfläche zum Topfrand hin. In ganz ähnlicher Weise wandert die bei dem Vorgang der Ozeanspreizung entstandene ozeanische Kruste von den ozeanischen Riften weg auf die Kontinentalränder (vergleichbar dem Topfrand) zu. Zur weiteren Erklärung versagt das Bild des Topfes, da die Kontinentalschollen keinen tiefen Rand darstellen. In Wahrheit "schwimmen" sie nur auf dem schwereren Material des Erdmantels, aus dem auch die ozeanischen Platten aufgebaut sind. Das aus den mittelozeanischen Rücken stammende und zu den Kontinenten transportierte Material wird - da es schwerer ist - unter die (leichteren) Kontinentalschollen geschoben. Diesen Vorgang, der von Erdbeben begleitet wird, nennt man Subduktion. Beim Absinken schmilzt die ohnehin bereits zähplastische ozeanische Kruste zum Großteil auf und wird zu Magma. Vermischt mit kontinentalem Material steigt sie in den Kordilleren und Inselbögen als Schmelze wieder auf und bildet -bei langsamer Abkühlung in den benachbarten Gesteinen - die riesigen plutonischen Batholithe oder - bei raschem Aufstieg - die Vulkanketten der Anden oder die vulkanischen Inseln der Karibik. Die Subduktionsraten können sehr unterschiedlich sein, da sie u.a. von der wechselnden Plattengeschwindigkeit und der Neigung des Kontinentalrandes abhängig sind. Sie betragen im Bereich der kleinen Antillen 1,5 cm/Jahr, im peruanisch-chilenischen Küstengebiet dagegen über 10 cm/Jahr. Auch der Abtauchwinkel der ozeanischen Platte kann stark variieren (zwischen 30° und 90°). Die Erforschung der Erdbeben trug viel zum Verständnis der Vorgänge im Erdinneren bei. So erkannte man, dass Erdbebenhypozentren den Verlauf der Subduktion wiedergeben. Den Bereich der Erdbebenhypozentren in Subduktionszentren nennt man Benioffzonen. Sie sind in der Regel in einer Tiefe von 30 km bis zu 700 km zu 19 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at finden. Der Erdbeben werden durch Aufbau und Auflösung von Spannungen der abtauchenden, kühleren Platte, bzw. durch den Widerstand des Erdmantelamterials gegenüber der abtauchenden Bewegung der Platte ausgelöst. Bei der Kollision kontinentaler Krustenteile liegt die Benioff-Zone maximal in 40 km Tiefe. Werden leichte kontinentale Krustenteile subduziert, wird der Auftrieb verstärkt, und es kommt zur Heraushebung von Gebirgen (Orogenese). 1.2.1.4.1 Plattenkollisionen Das Aufeinandertreffen von Platten bezeichnet man als Kollision. Man spricht von aktiven Kontinentalrändern (Bsp.: südamerikanische Westküste), im Gegensatz zu passiven Kontinentalrändern (Bsp.: südamerikanische Ostküste). Entsprechend dem Charakter der kollidierenden lithosphärischen Krustenteilen sind mehrere Kollisiontypen zu unterscheiden. Die wichtigsten Typen sind: • Ozean-Ozean-Kollision: Abtauchen einer ozeanischen Kruste unter einer ozeanischen Kruste (pazifische unter philippinische Platte) • Ozean-Kontinent-Kollision: Abtauchen einer ozeanischen Kruste unter eine kontinentale Kruste (Nazca-Platte unter aüdamerikanische Platte, führt zur andinen Gebirgsbildung) • Ozean-Inselbogen-Kollision: Abtauchen ozeanischer Kruste unter einer nicht einheitlichen kontinentalen Kruste (pazifische unter asiatische Platte) • Kontinent-Kontinent-Kollision: Zusammenstoßen von aktiven und passiven Kontinentalrändern. Hier kommt es weniger zur Subduktion einer Platte, sondern zur Aufschiebung und Verdoppelung der Lithosphäre. Das starke Ungleichgewicht wird durch eine verstärkte vertikale Heraushebung kompensiert (Auftreffen afrikanischer auf eurasische Platte führt zur Alpenbildung; Norddrift der indischen Platte gegen die asiatische Platte bewirkt die Morphogenese des Tien-Shan-Himalaya-Komplexes) 1.2.2 Minerale und Gesteine Die Lithosphäre besteht aus - je nach Betrachtungsmaßstab aus Gesteinen und Mineralen. Minerale sind natürliche chemische Verbindungen mit kristalliner Struktur. Über 2000 Mineralien sind bekannt, etwa 50 davon sind für die Gesteinsbildung relevant. Gesteine sind natürliche Gemenge von Mineralen. Sie kommen in unterschiedlichen Ausprägungen vor, je nachdem ob... die Minerale aus einer magmatischen Schmelze auskristallisieren (magmatische Gesteine),.... sie durch Druck und Temperatur aus vorhandenen Gesteinen umgewandelt werden (metamorphe Gesteine),... aus wässriger Lösung ausfielen (chemische Sedimentgesteine),... Mineral- und Gesteinsbruchstücke angehäuft werden (klastische Sedimentgesteine), oder... durch die Ansammlung tierischer und pflanzlicher Reste (biogene Sedimentgesteine). Minerale Minerale unterscheiden sich durch ihre chemische Zusammensetzung, ihre Kristallformen und durch einige physikalische Eigenschaften, wie Härte, Farbe, Bruch, Spaltbarkeit, Strich oder Glanz. 20 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die Eigenschaften ergeben sich aus der räumlichen Anordnung von Ionen und Atomen und erhalten ihre Gestalt durch die Kombination von Flächen, Kanten und Winkeln im Kristallund Raumgitter. Die wichtigste Mineralgruppe sind die Silikate, dies sind Verbindungen aus dem chemischen Elementen Silikat und Sauerstoff, sowie diversen anderen Stoffen. Sie kommen in den meisten Gesteinsbildenden Mineralen vor. Mineralgruppe Mineral Farbe Chemische Zusammensetzung Quarz Quarz farblos, weiß SiO2 7 rötlich, gelblich, weiß K[AlSi3O9] 6 Feldspat Orthoklas Sanidin Mikrolin Perthit Plagioklas Albit Anothit weiss, grünlich Na[AlSi3O8] Feldspatvertret Nephelin er (Foide) Leucit Glimmer Härte Chemische Charakterisierung Leukokrate Minerale (Aluminiumsilikati sche Minerale) 6 SiO2-Reich Sauer 5,5-6 Hell Ca[Al2Si2O8] farblos, weiss Na[AlSiO4] weiss, grau K[AlSi2O6] Muskovit farblos, silbrig, weiß KAl2[(OH)2/AlSi3O10] Serizit silbrig, weiß, KAl2[(OH)2, F/AlSi3O10] hellgrün Biotit schwarz, dunkelbraun K(Mg, Fe)2[(OH)2/AlSi3O10] Augit schwarz, grünlichschwarz (Ca, Mg, Fe)2[Si, Al)2O6] Hornblende schwarz, grünlichschwarz Ca2(Mg, Al)2(Si6O22)] Olivin flaschengrün (Mg, Fe)2[SiO4] Fe)5[(OH)2(Si, 2-2,5 Melanokrate Minerale 5-6 (MagnesiumEisen-Silikatische Minerale) 5-6 SiO2-Arm, 6,5-7 Basisch, dunkel 2,5-3 Für Sedimentgesteine von großer Bedeutung sind Tonminerale. Diese setzten sich in ihrer kristallinen Struktur aus Schichtgittern zusammen, die zwischen den Schichten eine nur sehr geringe molekulare Bindung vorweisen. Dadurch erhalten die Minerale einerseits Blättchenform und werden in weiterer Folge auch durch ihre Quellfähigkeit charakterisiert. 1.2.2.1 Magmatische Gesteine Magmen sind glutheiße, dem Erdinneren entstammende silikatische Schmelzen, die neben Verbindungen mit hohem Schmelzpunkt auch Dämpfe und Gase enthalten. Magmatite entstammen einer sich abkühlenden Schmelze, entweder dem unterirdisch erstarrendem Magma, oder dem an der Erdoberfläche erstarrendem Lava. In den Tiefen der Erdkruste und des oberen Erdmantels bilden sich demnach entweder Tiefengesteine oder Plutonite, oder an der Erdoberfläche Ergussgesteine oder Vulkanite. 21 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Weite Teile Lateinamerikas werden von Plutoniten und Vulkaniten bestimmt. Die Anden etwa sind berühmt für die unzähligen Vulkankegel, im Osten Südamerikas, in Patagonien und in einigen anderen Gebieten findet man großflächige Basaltdecken. Die Schilde, aber auch Teile der Kordilleren werden durch Tiefengesteine (Plutonite) aufgebaut. In plutonischen Räumen hält der Aussendruck des Herddaches (also des an der Oberfläche anstehenden Gesteins) dem Druck des aufdringenden magmatischen Körpers stand. Plutonite entstehen also weit unterhalb der Erdoberfläche bei der langsamen Abkühlung und Erstarrung des Magmas. Wegen der guten Wärmeisolierung im Erdinneren dauert die Abkühlung des Magmas lange an, sodass die Kristalle viel Zeit haben, auszukristallisieren. Das Leitgestein von Plutonen ist der Granit, mit dessen Namen die Körnigkeit der kristallinen Bestandteile ausgedrückt wird (lat. granus = Korn). Solche vollkristallinen Gesteine nennt man auch grobkristallin oder phaneritisch. Die Kristalle sind dabei mit bloßem Auge sichtbar. Beim Vulkanismus übersteigt die maximale Dampfspannung den Aussendruck, und es kommt zum raschen Materialaufstieg und zur Eruption. Sie erstarren an der Erdoberfläche rascher. Im Kontakt mit der kühlen Luft haben die Kristalle wenig Zeit, um sich auszubilden. Eruptive Gesteine sind daher feinkristallin, oder aphanitisch. Kristalle sind - wenn überhaupt - nur mit der Lupe zu erkennen. So entstandene Gesteine nennt man Vulkanite. Ist die Abkühlungsgeschwindigkeit noch höher (etwa bei Abkühlung in Wasser), können sich nur schwer Kristalle ausbilden, und es entsteht amorphes Glas. Das bekannteste vulkanische Glas ist der Obsidian. 22 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.2.1.1 Bestandteile des Magmas Die Magmen selbst bestehen aus leichtflüchtigen Stoffen, die im Laufe der Abkühlung entweichen, oder schwerflüchtigen Stoffen, die schließlich erstarren, sowie aus Hauptgemengteilen, mehrheitlich bestehend aus den Mineralen Quarz, Feldspat und Glimmer, und aus den Nebengemengteilen (z.B. Zirkon, Apatit, Magnetit, etc.), die gegenüber den Hauptgemengteilen stark zurücktreten. Die schwerflüchtige Fraktion besteht hauptsächlich aus SiO2 und weiters, mit abnehmender Bedeutung, den Oxiden des Al, Fe, Ca, Mg, Na und K, deren Auftreten mengenmäßig bereits relativ gering ist, da der SiO2-Gehalt zwischen 50 und 75% liegt. Im Gegensatz zu den Sedimenten bleiben Magmatite mineralogisch in einem gesetzmäßig engen Rahmen. Der leichtflüchtige Anteil besteht hauptsächlich aus H2O, CO2, HCl, HF, H2 S, u.a. Ihre Gesamtmenge im Magma beträgt zwar nur wenige Gewichtsprozent, sie haben aber großen Einfluss auf den Erstarrungspunkt des Magmas. 1.2.2.1.2 Abkühlung des Magmas Sowohl beim Plutonismus, als auch beim Vulkanismus gibt es typische Abkühlungsstadien: Temperatur Plutonismus >1000°C Vulkanismus Flüssiges Magma Abnehmende Temperatur Ausscheidung nichtsilikatischer Gemengteile Ausscheidung der Hauptmenge der Silikate; Kontaktmetamorphose Ersterstarrung Haupterstarrung Liquidmagmatisches Stadium Eruptionsstadium Steigender Gasdruck in der Restschmelze Ca 700°C 600°- Maximum der Dampfspannung Dampflösungen durchströmen das Gestein Pneumatolyse 400°C 200°C Dampfspannung sinkt; wässrige Restlösung Resterstarrung Pegmatitisches Stadium Pneumatolytisches Stadium Fumarolenstadium Hydrothermales Stadium Solfatarenstadium 23 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at In der Regel gilt folgende mineralogische Ausscheidungsfolge: 1. Nebengemengteile 2. Mafische Silikate (Olivin – Pyroxen – Amphibol – Biotit) 3. Salische Silikate, erst die Kalkreichen, dann die natronreichen Plagiklase und Orthoklase 4. Quarz 5. Restschmelze: Bei schon niedrigeren Temperaturen gibt es immer noch einen Bestandteil, der sich nicht auskristallisieren konnte. Es handelt sich um saure Restschmelzen, sogenannte Pegmatite, die zu den bedeutendsten Mineralfundstätten gehören, da sich in der Restschmelze auch seltene Elemente anreichern. Die ersten Ausscheidungen können ihre Kristallform ungehindert ausbilden, sie entwickeln sich zu indiomorpher (eigengestaltig) Gestalt. Die später ausfallenden Gesteine gehen aus Umbildungen der älteren hervor, umhüllen sie, oder füllen als xenomorphe (fremdgestaltige) Körper die Lücken aus. 1.2.2.1.3 Einteilung der Magmatite Magmatische Gesteine kann man auf verschiedene Art und Weise einteilen. Vereinfacht kann man sagen, dass am Aufbau der Erdkruste vor allem zwei Gruppen von Magmatiten beteiligt sind: 1. Der Basalt stellt über 90% aller Vulkanite und tritt sowohl auf ozeanischen und kontinentalen Flächen in gleicher Beschaffenheit auf. Man nimmt an, dass der Basalt aus der Aufschmelzung des oberen Mantels hervorgeh 2. Der Granit bildet die Mehrzahl aller Plutonite. Er ist weitgehend auf die Festländer beschränkt. Sie intruieren in bestehende Gesteinskörper während tektonisch unruhiger Perioden, z.B. in Gebirgsbildungsphasen. Der Granit entstammt dem Sockel der Kontinentalschollen. 1.2.2.1.3.1 Mehr zu Magmatite Die wichtigsten magmatischen Gesteine und ihre Eigenschaften: Farbe Sauer – hell Basisch - dunkel SiO2-Gehalt >70% 60% 55% <50% Spez. Gewicht 2,6-2,75 2,6-2,8 2,8-2,9 2,9-3,3 Plutonite Granit Syenit Diorit Gabbro Porphyre (phaneritisch – grobkristallin) Granitporphyr Syenitporphyr Dioritporphyr Gabbroporphyr Porphyre (aphanitisch – feinkristallin) Quarzporphyr Trachytporphyr Andesitporphyr Basaltporphyr Vulkanite Rhyolith Trachyt Andesit Basalt Amorphes Gestein Bims (gasreich), vulkanisches Glas (z.B. Obsidian) 24 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Tephra (pyroklastisch) Locker: Asche, Lapilli, Bombe n Verfestigt: Tuff, Schweißschlacken Nach der stofflichen Zusammensetzung lassen sich die Magmatite in weitere zwei Gruppen unterteilen, wobei sowohl „Granitoide“, als auch Basalte in beiden Einheiten vorkommen. Es wird je nach Verhältnis von Kalzium zu Natrium und Kalium [Ca:(Na+K)] zwischen der - Kalkalkali-Reihe und der Alkali-Reihe unterschieden. Eine weitere Möglichkeit der Unterteilung hält sich am SiO2-Gehalt der Magmatite. SiO2-arme Gesteine sind basische Magmen, die aus farbigen, bzw. dunklen eisen- und magnesiumhältigen Mineralen zusammengesetzt werden. In der Fachsprache nennt man sie melanokrate Gesteine. SiO2-reiche Gesteine haben einen hohen Kieselsäuregehalt. Man spricht von leukokraten Gesteinen. SiO2-Überschuß wird als Quarz, reines SiO2, ausgeschieden. Saure Magmatite SiO2 65% > hell dunkel Intermediäre Magmatite Basische Magmatite SiO2 65 – 52 % Ultrabasische Magmatite SiO2 < 45 % SiO2 52 – 45% Wie bereits erwähnt kann man nach der Stellung des Gesteinskörpers und seines Geologischen Alters unterscheiden: Demnach gibt es plutonische und vulkanische Gesteine. Hinzu kommen noch Ganggesteine, die eine vermittelnde Stellung einnehmen. Weitere Einteilungsmöglichkeiten sind Erstarrungsbedingungen und Gefügeausbildung A. Vulkanite (Extrusivgesteine); Förderprodukte der Vulkane: o Vulkanite: Lava o Vulkanische Lockerstoffe (Pyroklastika): ! Tuffe: Vulkanische Aschen ! Lapilli: größere Bestandteile vulkanischer Aschen ! Wurfschlacken: erstarren in der Luft ! Bomben: große Lavabrocken 25 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at ! Bimssteine: sind an sehr viskose und stark explosive Magmen gebunden. Von der plötzlichen Druckentlastung entbundene Gase blähen das schnell erstarrende Lockermaterial auf. Hohe Porosität ! Ignimbrite: bilden große Decken von Glutwolkenabsätzen, die bei großer Hitze verschweißt sind. Sie bilden Geteine saurer, oder intermediärer Zusammensetzung o Vulkanische Gase (eigentlich bereits postvulkanisch) ! Fumarolen: Stellen, an denen heiße H2O-Dämpfe austreten ! Solfataren: H2S-hältige Gasquellen ! Mofetten: kohlensäurereiche Dämpfe und trockene Exhalationen bilden die letzten vulkanischen Regungen B. Plutonite (Intrusivgesteine) Form und inneres Gefüge der Plutone zu erfassen ist schwierig, da das heutige Erscheinungsbild eigentlich nur das durch Erosion freigelegte Dach darstellt. Man bezeichnet die sich nach unten ausbreitenden Schmelzmassen als Batholithe, die in verschiedenen Formen auftreten können. Stockwerkartig ausgebildete, verästelte Gebilde nennt man Lakkolithe. 1.2.2.2 Metamorphe Gesteine Unter Metamorphose versteht man die Umwandlung des Mineralbestandes und Gefüges von Gesteinen in der Erdkruste durch Veränderungen von Druck und Temperatur. Reine Verfestigungsvorgänge (Diagenese) einerseits, sowie die Wiederaufschmelzung (Anatexis) von Gesteinen anderseits werden in diesen Begriff nicht einbezogen. Das Ausgangsgestein ist jedoch wichtig: Aus Sedimentgesteinen hervorgegangene Metamorphite bezeichnet man als Paragesteine, die aus Erstarrungsgesteinen entstandenen als Orthogesteine. 1.2.2.2.1 Kontaktmetamorphose Wenn ein glutflüssiger Magmenkörper beim Aufstieg auf anstehendes Gestein stößt, wird dieses erhitzt und gerät unter großen Druck. Damit sind die Bedingungen für Metamorphose erfüllt, so dass das Anstehende umgewandelt, d.h. metamorphisiert, wird. Dieser Vorgang wird als Kontaktmetamorphose bezeichnet. Der Einwirkungsbereich der Kontaktmetamorphose kann bei großen Plutonen (sog. Batholithen) bis mehrere Kilometer betragen, bei kleineren Intrusionen (sog. Lakkolithen) dagegen kann er auf einige Meter beschränkt sein. Aufgrund der Verschiedenartigkeit des Ausgangsgesteins gibt es natürlich eine große Anzahl kontaktmetamorpher Gesteine und Gesteinsgruppen. Drei Typen sollen hier genannt werden: 1. Reine Kalksteine werden durch Sammelkristallisation in kristallinen, grobkörnigen Kalkstein umgewandelt, dem Marmor. 2. unreine Kalke und Mergel entstehen durch Kieselsäurezufuhr Ca-Mg-Silikate (z.B. Granat, Diopsid, Tremolit) 3. Bei Tongesteinen entstehen Tonerdesilikate (Andalusit, Disthen, aber auch Granate und Biotit) 26 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Je näher zum Kontaktherd, desto kristalliner werden die Metamorphite. Erfolgt eine Imprägnierung mit Kieselsäure, bildet sich der muschelig brechende, massige Hornfels. Die ursprüngliche Gefügestruktur wird hierbei völlig aufgelöst. Die unregelmäßige Struktur neugebildeter Minerale nennt man Hornfelsstruktur. Diese Minerale sind u.a. Quarz, Feldspäte, Granat, Cordierit, oder Biotit. 1.2.2.2.2 Regionalmetamorphose Viel großflächiger als die Kontaktmetamorphose spielt sich die Regionalmetamorphose ab. Wenn im Laufe langer Sedimentationsprozesse die unterlagernden Schichten unter den Einfluß steigender Temperaturen und wachsenden Druckes kommen, sind die Voraussetzungen der Metamorphose erfüllt und die Gesteine werden umgewandelt (= metamorphisiert). Sehr früh wurde eine Zonen-Gliederung durchgeführt (GRUBENMANN & NIGGLI, 1924). Man stellte die Intensitätsabhängigkeit der Metamorphose vom Absinkungsgradienten fest. D.h.: Je tiefer ein Gesteinspaket absinkt, desto intensiver ist die Metamorphose. In der Epizone herrschen noch relativ niedrige Temperaturen, daher ist die Umwandlung noch relativ gering. Es ist daher das Korn sehr fein, und wasserhaltige Silikate herrschen vor. Die Zerscherung der Gesteine (parallele Ausrichtung) dominiert gegenüber der Rekristallisierung. In der Katazone erfolgt bei höheren Temperaturen und größerem Druck die totale Umkristallisation der Gesteine. Die Parallelanordnung tritt gegenüber einer grobkörnigen Struktur zurück. Dazwischen liegt die Mesozone, die durch Mineralbänder und girlandenförmige Bänderung (sog. gequältes Gestein) gekennzeichnet ist. Druck und Temperatur verhalten sich in der Erdrinde aber keinesfalls parallel. Starke Aufheizung und Durchbewegung können die Metamorphose bis nahe an die Oberfläche tragen, in tektonisch ruhigen Schollen kann die Umwandlung auch in großen Tiefen nicht über die Diagenese hinausgehen. Tiefenzonen lasen sich deshalb nicht allgemein festlegen. 1.2.2.2.3 Gesteine der Metamorphose Je nach Druck- und Temperaturverhältnissen entstehen verschiedenen Metamorphite. Es gibt hierbei verschiedene Unterscheidungsmöglichkeiten. Es gibt z.B. ungeschieferte und geschieferte Metamorphite. 1. ungeschieferte Metamorphite bestehen entweder aus nur einem Mineral, dessen Kristallstruktur sich nicht für ein Parallelgefüge eignet, oder die ohne wesentliches Druckgefälle, nur unter Einwirkung von Temperatur erzeugt. Die Beiden Haupttypen sind Quarzit (aus Sandstein) und Marmor (aus Kalkstein). Metamoprhite ohne Parallelstruktur werden auch als Fels bezeichnet. 2. geschieferte Metamorphite: die in den Gesteinen enthaltenen Minerale erhalten im Laufe der Metamorphose eine schiefriges Parallelgefüge, die im rechten Winkel zur Druckrichtung orientiert sind. Gesteine in der tiefen Katazone erleiden eine totale Neukristallisation. Sinnvoller ist es jedoch eine Unterscheidung nach dem Ausgangsprodukt vorzunehmen: Metamorphosezone Epizone Mesozone Katazone Temperatur niedrig (180 – 300) > 500 Druck niedrig mittel hoch Einseitiger Druck stark mittel schwächer 27 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Gefüge feinkörnig, geschiefert stark Ausgangsgestein Tonstein Arkose, Grauwacke, toniger Sandstein Granit, Quarzdiorit, saure Vulkanite, Tuffe mittelkörnig, geschiefert Umwandlungsprodukt Dachschiefer, Phyllit Paragneis Sericitquarzit, Quarzphyllit Glimmerschiefer Orthogneis Tonmergelstein, Mergelstein Parahornblendenschiefer Paraamphibloit, Plagioklas-BiotitHornblende-Gneis Eklogit Orthohornblendenschiefer Orthoamphibolit, Plagioklas-BiotitHornblende-Gneis Eklogit Kalkglimmerschiefer Kalksilikatgneis, Kalksilikatfels Grünschiefer Basalt, Diabas, Diorit, Gabbro Mergelstein, mergeliger Kalkstein Quarzsandstein grobkörnig, schwach geschiefert Kalkphyllit Quarzit 1.2.2.2.4 Mehr zu metamorphen Gesteinen Im weiteren ist noch die Anchimetamorphose zu nennen, die zwischen der Diagenese und der Metamorphose liegt, und den Umwandlungsvorgang kalkfreier Pelite und Psammite bezeichnet. Das Produkt ist, u.a., der sog. Dachschiefer (geschieferte Tonsteine). Bei der progressiven Metamorphose steigen Druck und Temperatur, bei der regressiven Metamorphose nehmen sie hingegen ab. Grundsätzlich erleiden alle Metamorphite bei p-TRückgang eine regressive Metamorphose. In der Literatur tritt häufig der Begriff Metasomatose auf. Verläuft die Metamorphose im Normalfall isochemisch, also ohne Stoffwanderungen (außer der von H2O und CO2), werden bei der Metasomatose Lösungen oder Gase zugeführt. Die Kristallisation erfolgt bei der Metamorphose im festen Gesteinsverband, was bedeutet, dass sich die einzelnen Minerale bei ihrem Wachstum behindern und keine idealen Kristallformen bilden (sie sind xenomorph). Ausnahmen gibt es dennoch: Granat, Staurolith, Disthen, Turmalin und tw. Hornblende (es sind dies sog. Idioblasten). 1.2.2.3 Sedimentgesteine Die Sedimente sind Ergebnis von Ablagerungsprozessen an der Erdoberfläche. Exogene Kräfte bewirken den Transport der durch die Verwitterung freigesetzten Stoffe. Dort wo die Transportkräfte nicht mehr ausreichen, wird die Fracht abgelagert. Je nach Ablagerungsumgebung kann man folgende Sedimente unterteilen: 28 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at ! Ablagerungen im Meer marine Sedimente ! Ablagerungen am Festland terrestrische Sedimente ! Ablagerungen in Seen limnische Sedimente ! Ablagerungen von Flüssen fluviatile Sedimente ! Ablagerungen des Eises glazigene Sedimente ! Ablagerungen des Windes äolische Sedimente Sedimente können Gesteinscharakter haben (verfestigte Sedimente, Sedimentgesteine), sie können aber auch - wie etwa Sand oder Ton, auch locker, bzw. nichtverfestigt sein (Lockersedimente). In Lateinamerika sind alle Arten von Sedimentgesteinen zu finden. Großräumige aktuelle fluvialtile Sedimentationsräume finden wir heute in den Tieflandbereichen des Amazonas, Paraná oder des Orinocco. In weiten Teilen Argentiniens kommen (äolisch verfrachtete) Lößsedimente vor, in den Anden lagerten sich stellenweise glazigene, also vom Gletscher geschaffene Sedimente ab. Alle genannten Ablagerungen lassen sich wiederum in drei große Gruppen untergliedern: ! Klastische Sedimente entstehen durch Verwitterung und Abtragung entstandene Gesteinsbruchstücke verschiedener Korngröße ! Chemische Sedimente entstehen durch Niederschlag aus Lösungen ! Biogene Sedimente werden unter Beteiligung von Organismen gebildet Ein besonderes Kennzeichen von Sedimentgesteinen ist die Schichtung, die meist auf einen Wechsel der Sedimentationsbedingungen zurückgeht und nicht mit der Schieferung von metamorphen Gesteinen verwechselt werden darf, die durch Druck und Temperatur entsteht. Liegende Schichten befinden sich dabei unterhalb hangender Schichten. Unterscheidungsmerkmale die Gesteinsbeschaffenheit betreffend sind: Korngröße, Chemismus, petrographische Bestandteile, Raumerfüllung, Verfestigungsgrad und Farbe. 1.2.2.3.1 Diagenese und Bindemittel Diagenese: Der Vorgang der zur Bildung von Festgestein führt nennt man Diagenese. Die Porenräume werden verkleinert und die Körner miteinander verkittet. Stoff, Gefüge und Mineralbestand bleiben im Unterschied zur Metamorphose im wesentlichen unverändert . Die Diagenese kann sehr rasch erfolgen, sie kann aber auch ganze geologische Zeiträume in Anspruch nehmen. Sie geht mit der Abnahme des Porenraumvolumens einher. Frisch abgelagerte Sande besitzen ein Porenraumvolumen von 40 – 50%, Tone sogar von 60 – 70%. Werden die Lockersedimente von anderen Schichten überlagert, so setzt zunehmende Verdichtung ein. Das Wasser wird fast zur Gänze ausgepreßt, das zurückbleibende sog. „konnate“ Wasser löst Tonpartikel, SiO2 oder CaCO3 und scheidet sie als Bindemittel an anderer Stelle wieder aus. Bei der Diagenese entsteht z.B. aus Muscheln ein Kalkstein, aus Ton ein Tonstein oder Schieferton, aus Sand ein Sandstein oder aus Torf Braunkohle. 29 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Bindemittel: Die häufigsten Bindemittel klastischer Sedimente sind Tonpartikel, Quarz (SiO2), Eisenoxid (Fe2O3) und Calziumkarbonat (CaCO3). Teils sind sie während der Sedimentation bereits vorhanden, teils werden sie nachträglich eingeschwämmt, aus zirkulierenden Wässern in die Poren des Sediments ausgeschieden oder durch Verwitterung abgelagerter Minerale erzeugt. Art und Menge des Bindemittels haben großen Einfluß auf die Verwitterbarkeit, oder Wasserdurchlässigkeit eines Sedimentgesteins. 1.2.2.3.2 Klastische Sedimente Die sog. Trümmergesteine sind aus Mineral- oder Gesteinskörnern zusammengesetzt. Nach den Korngrößen unterscheidet man: Korngröße in mm (DIN 18 123) Sedimentgestein (als Festgestein) Sediment (als Lockergestein) > 63 Steine Psephite 63 – 2 Kies 2,0 – 0,63 Grobsand 0,63 – 0,2 Mittelsand 0,2 – 0,063 Psammite Feinsand 0,063 – 0,02 Grobschluff 0,02 – 0,0063 Mittelschluff 0,0063 – 0,002 Feinschluff < 0,002 Bezeichnung Zusammensetzung Konglomerat Brekzie Fanglomerate Aus einer od. mehreren Gesteinsarten; Bindemittel ist tonig, kalkig od. sandig Sandstein Arkose Grauwacke Quarzsandstein Grünsandstein Quarzkörner, untergeordnet aus Feldspäten, Glimmern, andere Silikate und Schwermineralen Schluffstein Schluffsteine nehmen Mittelstellung zw. Ton und Sandsteinen ein Tonstein, Schieferton Ton-Mineralien (Kaolinit, Illit, Montmorillonit); Kalkige Tone: Mergel Pelite Ton 30 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.2.3.2.1 Mehr zu klastischen Sedimenten Sediment Sedimentgestein Psephite Konglomerate bestehen aus gerundetem Kies, bzw. Schotter und sind meist fluviatiler Entstehung. Brekzie setztenn sich dagegen aus kantigem Schutt zusammen, sie entstehen oft aus Bergsturzmassen. Fanglomerate kommen in Wüstengebieten vor und sind aus regellos aneinandergespülten, wenig kantengerundeten Schuttmassen entstanden. Psammite Sandsteine bestehen aus verkitteten Quarzkörnern, untergeordnet aus Feldspäten, Glimmern und anderen Silikaten, sowie Schwermineralen. Sandsteine mit über 90% Quarzanteil werden als Quarzsandstein bezeichnet. Auffällig rot gefärbte Sandsteine besitzen einen hohen Anteil an den Mineralen Hämatit und Goethit. Sie sind Zeugen eines warmen, wechselfeuchten Klimas. Für die Rotfärbung sind oxidierende Ablagerungsbedingungen Notwendig. Bei Reduktion entstehen grünliche Flecken und Bänder. Sandsteine mit hohem Glaukonit-Gehalt (K-Al-Fe-Silikat eines Flachmeers) werden Grünsandsteine genannt Grauwacken sind dunkel-graugrüne Psammite, die Gesteinsbruchstücke führen und einen Feldspatgehalt haben. Arkosen sind hellgraue bis rötliche, sehr feldspatreiche Sandsteine mit mehr als 25 % Feldspatanteil. Pelite Tongesteine bestehen hauptsächlich aus verschiedenen Tonmineralen (Illit, Kaolinit, Montmorillonit), die u.a. bei der chemischen Verwitterung von SilikatMineralen (Feldspäte, Augite) entstehen. Frisch abgesetzte Tone zeichnen sich durch einen hohen Wassergehalt aus und verfestigen sich nur langsam und unter hohem Druck zu Tonstein. Die blättchenförmigen Einzelteilchen der Tonminerale ordnen sich senkrecht zur Druckrichtung an. Es entsteht der zunächst noch quellfähige Schieferton, bei hohem Druck schließlich Tonschiefer. Dieser Vorgang geht bereits in eine Metamorphose über, da der mineralische Gesteinsverband durch chemische Prozesse verändert wird. Tone mit großem CaCO3-Gehalt nennt man Mergel. Schluffsteine nehmen mineralogisch, chemisch und nach ihren Korngrößen eine Zwischenstellung zwischen Ton- und Sandsteinen ein. 31 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.2.2.3.3 Chemische Sedimente Chemische Sedimente sind die Ausfällungen aus dem Meerwasser und dem Wasser kontinentaler Seen. Man kann sie in zwei große Gruppen untergliedern, den Ausfällungsgesteinen und den Eindampfungsgesteinen. Die wichtigsten chemischen Sedimentgesteine sind: Gestein Kalk, Kalkstein Mergel Dolomit Anhydrit Gips Steinsalz Kalisalze Chemische Zusammensetzung CaCO3 CaCO3 und Tonsubstanz CaMg[CO3]2 CaSO4 CaSO4 · 2 H2O NaCl KCl · NaCl Mineralbestand Kalzit Kalzit, Tonminerale, Quarz Dolomit, Kalzit Anhydrit Gips Steinsalz Sylvin, Steinsalz, Carnallit Zu den chemischen Sedimenten gehören Kalk, Dolomit, Gips, Anhydrit und Salze. Sie können terrestrisch oder marin entstanden sein und stellen Absätze aus Lösungen dar. 1.2.2.3.3.1 Karbonatgesteine Zu den Karbonatgesteinen gehören Kalkstein (CaCo3), Dolomit (CaMg[CO3]2), sowie das seltener zu findende, aber als Erz geschätzte Siderit (FeCO3). Für die Karbonatgesteine gilt, dass sie sich aus Mineralen gleichen Namens zusammensetzen. Da sie oft gemeinsam entstehen, kommen sie auch als Mischgesteine vor (kalkige Dolomite, dolomitische Kalksteine, etc.) Karbonatische Ablagerungen treten häufig gemeinsam mit feinkörnigen klastischen Sedimenten auf, insbesondere mit tonigen Sedimenten. Solche Mischgesteine nennt man Mergel, bzw. Mergelsteine. Karbonatisches Material dient auch häufig als Porenfülle, bzw. Bindemittel für klastische Sedimente. Die Karbonatausfällung wird im Wesentlichen gesteuert durch die Faktoren Temperatur, Salinität und Wassertiefe. Günstige Bildungsbedingungen für Kalke findet man heute in äquatornahen Bereichen zwischen 30°N und 30°S. Kalkabscheidende Organismen, etwa Tiere mit Skeletten aus karbonatischer Substanz (Mollusken, Korallen) leben in warmen, lichtdurchfluteten Flachwasserbereichen, während am Boden der Ozeane planktonisch lebende Kalkschaler (z.B. Foraminiferen) zu Kalkschlamm werden. 1.2.2.3.3.2 Salzgesteine Salzgesteine sind aus löslichen Salzmineralen aufgebaute chemische Sedimente. Sie kristallisieren aus Gewässern mit entsprechend hohen Anteilen an Kationen (Na+, Mg++, Ca+, K+) und Anionen (Cl-, So4--). Salzgesteine entstehen nicht nur in marinen Bereichen, sondern auch auf dem Festland (z.B. Salare des Altiplano). Gesteinsbildende evaporitische Minerale (Kalzit, Dolomit, Anhydrit, Gips, Kiserit (MgSO4) Halit (NaCl) und Sylvin (KCl) scheiden sich kontinental als Verdunstungsrückstände in subtropischen Seen und marin in subtropischen 32 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Meeresbuchten und Lagunen aus. Evaporitische Gesteine haben in der Erdgeschichte immer wieder große Mächtigkeiten gebildet Gerade in Lateinamerika gibt es einige Bereiche in denen man aktuelle Bildungen von Salzgesteinen vorfinden, wie in den großen Salaren der Anden, aber auch in den Marschen oder in geschützten Buchten tropischer Meere (Karibik, Golf von Mexiko). Auch Vorkommen aus vergengenen Perioden kommen vor und werden zum Teil abgebaut. 1.2.2.3.4 Biogene Sedimente Biogene Sedimente entstehen als Ergebnis biologischer Prozesse. Man unterscheidet: Organische Sedimente, die aus Ablagerungen tierischer (z.B. Schill, ein leicht verfestigter Muschelkalk), bzw. pflanzlicher Substanz (z.B. Braunkohle) bestehen. Organogene Sedimente, die Produkte von Lebensvorgängen sind (z.B. Korallenriffkalke). Biogene Sedimente werden aus Bauten von Riffbildnern (Korallen, Schwämmen, Algen, Moostierchen), bzw. aus Schalen, Skelettresten und Bruchstücken von Organismen aufgebaut. Es entsteht Riffkalk, Schalenkalk, Muschelkalk, Schneckenkalk, oder dgl. Eine andere Gruppe aus biogenen Sedimenten sind die kieseligen Sedimente. Das bekannteste Beispiel ist der Feuerstein oder Flint, der aus amorpher Kieselsäure aufgebaut wird. Sie entsteht einerseits anorganisch, als Verwitterungsrückstand kieselsäurehältiger Gesteine, andererseits organisch, aus Rückständen von Kieselschwämmen und Seeigeln. Die Organismen entzogen dem Meerwasser Kieselsäure zum Aufbau ihres Skeletts. Im Laufe der Erdgeschichte kam es häufig zur Bildung von Feuersteinen oder, beim Auftreten von Radiolarien (Einzellern mit Kieselsäureschalen) von Radiolariten. Die wichtigsten organischen Sedimente sind Kohle und Erdöl. Kohlen entstehen durch Akkumulation unvollständig zersetzter Pflanzenteile. Man unterscheidet verschiedene Kohlenarten nach dem Grad der Umwandlung (man nennt den Vorgang der Kohlenumwandlung Inkohlung) der pflanzlichen Überreste: Torf Braunkohle (bis hierher Diagenese) Steinkohle (ab hier Metamorphose) Anthrazit. Die Inkohlung vollzieht sich unter Sedimentbedeckung. Steigender Druck und Temperatur führen zur Konzentration an organischem Kohlenstoff und zur Abnahme des Gehaltes an Wasser, Kohlenwasserstoff und Stickstoff. Erdöl entsteht durch die biogene Bildung mariner planktonischer Organismen. Diese Reste unterlagen in sauerstoffarmer Umgebung der Fäulnis. Es entsteht Faulschlamm, der sogenannte Sapropel. Das bei der Fäulnis entstehende Sumpfgas kann sich unter günstigen Umständen zu Erdgaslagerstätten anreichern, oder sie entweichen in die Erdatmosphäre. Im Unterschied zur Kohle, wo der Fundort auch immer der Entstehungsort ist, sind Erdöl und Erdgas mobil. Sehr häufig entspricht daher das Erdölmuttergestein gar nicht dem Erdölträgergestein, aus dem der wertvolle Rohstoff gewonnen wird. 33 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Dennoch sind die Entstehungsregionen von Kohle und Erdöl/-gas miteinander verwandt. Es sind bei Kohle immer und bei Erdöl häufig die Vorsenken der Gebirge. Die Kohlelagerstätten Lateinamerikas (Kolumbien, Chile) liefern Steinkohle aus karbonen Lagerstätten, in Chile wurde den Flözen bis zur Aufgabe der Förderung sogar in submarinen Stollen nachgespürt. Auch die Erdöllagerstätten Lateinamerikas (Mexiko, Venezuela, Peru, Ecuador, Chile, Argentinien) sind großenteils an die Entstehung in subandinen Vorsenken gebunden, auch wenn sie heute teils weit davon entfernt und in Mexiko und Argentinien sogar "off-shore" abgebaut werden. 1.2.3 Der Kreislauf der Gesteine Auf der Erde gibt es viele Kreisläufe. Bekannt ist der Sonnenlauf und der Kreislauf des Wassers. Auch die Gesteinsbildung, -zersetzung, -transportierung, -ablagerung und neubildung unterliegt einem solchen Kreislauf, da Materie bekanntermaßen nicht verloren geht. Das Bild des "Kreislaufs der Gesteine" ist sehr einprägsam, wer es einmal verstanden hat, kann nicht nur einen Großteil der Gesteine sofort bestimmen, er/sie weiß auch viel über ihre Entstehung und kann daher, wo immer er/sie ein Gesteinshandstück im Wortsinn "zur Hand nimmt", gleich etwas über die Bildungsbedingungen der Gesteine und Geländeformen sagen. Man beginnt das Studium der Abbildung am besten an der Erdoberfläche. Dort steht Gestein, gleich welcher Art, an und unterliegt durch Sonne, Feuchtigkeit, Wind, Frost oder chemische Einflüsse der Verwitterung. Dabei wird es - in welcher Form auch immer - in kleinere oder größere Bestandteile zerlegt, die somit transportfähig werden. Fließendes Wasser (Bäche, Flüsse, Meeresströmungen) oder gar Gletscher, vielleicht aber auch nur die Schwerkraft, transportieren sie bergab, Wind verfrachtet die feineren Bestandteile, und irgendwo erlischt die Transportkraft, kommt das Material zur Ruhe, wird abgelagert (akkumuliert, sedimentiert). Die Muscheln bilden eine Muschelbank, der Quarz eine Sandbank, die Pflanzen vertorfen, das tonige Material bildet einen festen, und dennoch natürlich lockeren Tonkörper. Ein Lockersediment ist entstanden. Lagert sich neues Material darüber ab und diese viele tausend Jahre lang, gerät das Lockersediment unter Druck und mit dem Absinken auch unter höhere Temperaturen. Nun beginnt die Diagenese. Aus den Muscheln wird ein Kalkstein, aus dem Sand ein Sandstein, dem Torf eine Braunkohle, dem Ton ein Tonstein oder auch ein Tonschiefer. In dieser Form kann das Gestein wieder an die Oberfläche kommen (durch Hebung, aber auch durch Erosion), und der Kreislauf beginnt auf's Neue. Hält aber die Senkungstendenz an, d.h. wird immer mehr neues Material oben abgelagert und drückt die älteren Sedimente nach unten, kann der seitliche Druck so stark werden, dass Faltungsvorgänge einsetzen. Diese können freilich auch durch Prozesse der Plattentektonik ausgelöst werden. Am Prinzip der Diagenese ändert sich nichts, nur liegen nun nicht mehr horizontale Schichtgesteine, sondern gefaltete vor, die ebenfalls an die Oberfläche geraten können, worauf der Prozess der Verwitterung, Abtragung und Akkumulation wieder beginnt. Ob gefaltet oder nicht, wenn die Sedimentpakete jedoch weiter sinken, erreichen Druck und Temperatur die kritischen Werte, die zur Metamorphose führen. Nun wird aus dem Kalkstein ein Marmor, aus dem Sandstein ein Quarzit, aus dem Schieferton mit dem Vorschreiten der Metamorphose zunächst ein Tonschiefer, ein Phyllit, ein Glimmerschiefer und am Ende ein Gneis, aus der Braunkohle Steinkohle. Auch diese - metamorphen - Gesteine können wieder an die Erdoberfläche gelangen - und der Kreislauf beginnt von neuem. Ist dies aber nicht der Fall, und sinken die Gesteinspakete weiter, dann werden sie schließlich aufgeschmolzen, die Anatexis setzt ein. Das nun entstandene Magma kann plötzlich und 34 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at schnell an die Oberfläche gelangen, dann entstehen Vulkanite, es kann oberflächennah erkalten, dann entstehen Kryptovulkanite (Porphyr, Trachyt), oder aber es erkaltet langsam, kann dabei auskristallisieren, und es entstehen Tiefengesteine vom Typ des Granit. Bei diesem langsamen Abkühlen kristallisieren zunächst die schwereren Kristalle aus, später die leichteren. Dieser Prozess wird daher auch als "gravitative Kristallisationsdifferenziation" bezeichnet. Wenn schon fast alle Minerale auskristallisiert sind, bleiben doch einige noch in den wässrigen und gasförmigen Bestandteilen des Magmas gebunden. Zunächst sucht sich dann das Wasser eine Bahn und findet diese in den Bänken und Klüften - also in Gängen - des Nachbargesteins. In dieser "hydrothermalen" Phase entstehen demnach die ersten Gangerze, und in der pegmatitisch-pneumatolytischen Phase, wenn also auch noch die heißen, mineralgeschwängerten Gase entweichen, sich beim Kontakt mit dem Nachbargestein rasch abkühlen und ihre mitgeführten Minerale sich nun dort - teilweise sogar idiomorph auskristallisieren können, entstehen die letzten dieser Gangerze. Flußspat, Schwerspat, Silber, Gold und viele anderen Erzgänge entstehen auf diese Weise. 35 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3 Regionale Geologie Die Regionale Geologie ist geologische Länderkunde und beschäftigt sich mit dem Geologischen Aufbau einzelner Kontinente, Länder, Regionen, bestimmter abgegrenzter Gebiete. Siehe auch Karten zu Präkambrischen, Paläozoischen, Mesozoischen und Känozoischen Gesteinsvorkommen in Lateinamerika. 1.3.1 Geologischer Aufbau Südamerikas Der Geologische Aufbau Südamerikas wird durch drei große geologische Regionen bestimmt, die zugleich auch tektonische und naturräumliche Großeinheiten bilden: die alten Schilde, die jungen Hochgebirge und die ebenfalls jungen Sedimentationsbecken. Entlang der gesamten Pazifischen Küste erhebt sich das junge Gebirge der Anden. Im Tertiär gehoben, ist es bestimmt durch den tektonisch aktiven Kontinentalrand, und daher durch intensiven Vulkanismus und heftige Erdbeben gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den Anden sind die Mittelgebirge des außerandinen Südamerikas tektonisch ruhige Krustenteile. Entstanden in älteren Gebirgsbildungen, sind sie inzwischen "kratonisch", d.h. nicht mehr faltbar und im allgemeinen tektonisch ruhig. Es sind die alten Schilde und die Reste des präkambrischen Grundgebirge, aber auch der variskischen Gebirgsbildung. Dort tritt entweder das anstehende Tiefengestein an der Oberfläche zu Tage, oder es wird von meist dünnen mesozoischen und känozoischen Sedimentserien überlagert. Schließlich sind die jungen Sedimentationsbecken zu nennen, die in der Regel nach ihrem Hauptvorfluter benannt werden, also das Orinocobecken, das Amazonasbecken und das LaPlata-System mit den bestimmenden Flüssen des Paraguay und Paraná und nachgeordneten Binnenbecken, die im Trockenklima des nördlichen Argentinien auch abflußlos sein können oder gewaltige Sumpflandschaften bilden, wie etwa im Pantanal. Die Zahl "3" ist auch sonst eine gute "Eselsbrücke", da die drei Großeinheiten jeweils in drei Untereinheiten gegliedert werden können, die sich ebenfalls geologisch, morphologisch und naturräumlich unterscheiden. So die drei Großkomplexe der Anden (Nord-, Zentral- und Südanden), der Becken (Orinoco, Amazonas, La Plata) und der Schilde (Guayana, Brasilianischer und Patagonischer Schild). Sophisten können noch einen Schritt weitergehen und selbst in diesen Komplexen noch einmal je drei Untereinheiten herauskristallisieren. So weit soll die Gliederungssucht hier aber nicht getrieben werden. 36 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.1 Das Präkambrische Grundgebirge Die Kratone des außerandinen Südamerikas sind heute tektonisch ruhige Krustenteile, deren innere Struktur im großen und ganzen seit etwa 500 Mio. Jahren unverändert geblieben ist. 37 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Entstanden sind sie innerhalb der frühen Orogenesen der Erdgeschichte, in denen sie auch vielfach verformt und metamorphisiert wurden. Seither wurden sie nur durch Bruchbildung zerlegt oder von weitgespannten epirogenetischen Bewegungen erfasst und so in unterschiedliche Höhenlagen gebracht. Bereits im späten Archaikum dürften bereits 60 – 85 % der heutigen Gesteine gebildet worden sein. In den archaischen Kratonen findet man auch die ältesten Gesteine des Kontinents, die in Venezuela bis zu 3,8 Mrd Jahre alt sind. Die Erforschung der präkambrischen Gesteine ist im Gegensatz zu anderen Erdteilen noch unzulänglich. Urwaldvegetation, tiefgründige Verwitterung und unzulängliches Gelände behindern genaue Kartierungen und statistisch ausreichend genaue Messungen. In folgenden Bereichen sind Kratone heute zu finden, die sich in ihrer Entwicklung deutlich voneinander unterscheiden: 1. Der Guayana-Kraton zwischen dem Orinocco im Norden und dem Amazonas im Süden, stabilisierte sich bereits 1,8 Mrd Jahre b.p. Die Formationen streichen im wesentlichen von W nach E. 2. Die Kratone Brasiliens - zusammengefasst als "Brasilianischer Schild" weisen eine N – S Streichrichtung auf und stabilisierten sich erst gegen Ende des Präkambriums. Ein kleiner Teil befindet sich auch noch um den Rio de la Plata. Der noch zum Brasilianischen Schild zählende Rio de la Plata–Kraton ist etwa 2,1 Mrd. Jahre alt und wird lediglich von jungproterozoischen Zyklen beeinflusst. 3. Die Präkambrischen Kerne Argentiniens, in der Regel als "Patagonischer Schild" bezeichnet, obwohl ein Teil der Pampinen Sierren ebenfalls präkambrischen Alters ist. Bedeckt sind die Kratone meist von jüngeren Schichten. Die triassischen riesigen Basalttafeln, Trappdecken genannt, Südbrasiliens, Uruguays und Nordargentiniens sind Ergußgesteine, die alte Tiefengesteine überlagern, terrestrische Sedimente des Paläozoikums bis zum Mesozoikum liegen auch dem Guayanaschild auf, weit verbreitete marine Serien der Kreide bilden das Hangende bei einem Teil des patagonischen Schildes. 1.3.1.1.1 Der Guayana - Kraton Der Guayana Kraton ist der größte präkambrische Kern Südamerikas. Französisch Guayana, Surinam, Guayana, Brasilien, Kolumbien und Venezuela haben daran Anteil. Geologisch gesehen bildet zusammen mit dem Guaporé-Kraton Brasiliens eine Einheit und somit einen 4,5 km² großen präkambrischen Schild. Der eigentliche Guayana-Kraton nördlich des Amazonas konsolidierte sich im älteren Proterozoikum, jüngere Orogenesen haben diesen Raum genauso nicht mehr beeinflusst, wie die in Brasilien so bedeutenden thermodynamischen Ereignisse zwischen 1900 und 550 Mio. Jahren. Das hohe radiometrische Alter des Imataca-Supamo-Komplex geutet darauf hin, daß es sich hier um den ältesten Kern des südamerikanischen Kontinentes handelt. Entscheidend für die heutige Ausprägung der Gesteinsformationen waren vier präkambrische thermo-dynamische Vorgänge: • Guriense 3,4 – 2,7 Mrd. Jahre • Prä-Transamazónico 2,4 – 2,1 Mrd. Jahre • Transamazónico 2,1 – 1,7 Mrd. Jahre • Parguazense 1,6 – 1,4 Mrd. Jahre 38 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.1.1.1 Guirense Guriense 3400 – 2700 Mrd. Jahre Auf dieses Zeitalter geht der älteste archaische Sockel des Kontinentes zurück, liegt zwischen 8° und 6°N südlich des Rio Orinoco und streicht von WSW nach ENE. Er wird von scharf gefalteten und hoch metamorphen Gesteinen, wie Granuliten , Gneisgraniten, Amphiboliten und Migmatiten, aufgebaut. Sie entstanden zwischen 3400 und 3100 Mio. Jahren und man nennt diese Formation Imataca-Supamo – Komplex. Deutliche Lineamente trennen ihn von Einheiten des jüngeren Archaikums. In die basalen Serien sind auch sog. Itabirite eingelagert, die eine Länge von 800 km und eine Breite von 150 km erreichen. Man geht davon aus, dass hier 4 Mrd. t Reicherz lagern und hier die größte Metallkonzentration Südamerikas zu finden ist. 1.3.1.1.1.2 Prä-Transamazónico Prä-Transamazónico 2,4 – 2,1 Mrd. Jahre Metamorphisiert und gefaltet wurde der Guriense-Formation vermutlich während des Prä-Transamazónico-Stadiums. Innerhalb dieses Zyklus intrudierten und extrudierten basische und ultrabasische Magmen, die einerseits durch Kontaktmetamorphose die Itabirit-Serien zur Bildung massiger Reicherzkörper führten. Auf der anderen Seite war das Prä-Transamazónico-Ereignis durch Regionalmetamorphose in Grünschiefer- und Amphibolit-Faziesreihen geprägt, wodurch Grünschiefergürtel entstanden. 1.3.1.1.1.3 Transamazonico Transamazónico 2,1 – 1,7 Mrd. Jahre Das Transamazonico ist die letzte große Gebirgsbildungsphase und bildete die W – E streichenden Strukturen, die sich von Venezuela bis Französisch-Guayana über 1000 km verfolgen lassen. Dadurch sind sie deutlich vom brasilianischen Schild zu unterscheiden, 39 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at wo NNE – SSW und N –S Streichrichtungen dominieren. In diesen Zeitraum zerbrach auch der archaische Imataca-Block. Zunächst wurden zwischen 2100 und 1900 Mio. Jahren in den arachaischen Block Granite und andere Putonite intrudiert. Etwa vor 1950 Mio. Jahren kam es zu einer magmatischen Phase, in der neben kalireichen Graniten in großem Ausmaß rhyolitische bis rhyodazitische Ignimbrite gefördert wurden. 1.3.1.1.1.4 Roraima-Formation Nach dem Transamazonico – Event wurde nach einer langen Phase der Hebung und Abtragung in einzelnen Becken einer „Prä-Roraima Erosionsfläche“ des Archaikums molasseartige, terrestrische Sedimente und Vulkanite eingelagert. Diese Serien nennt man Roraima-Formation. Ihre ursprüngliche Ausdehnung wird auf 1.200.000 km² geschätzt, bei einer Mächtigkeit von 800 bis 2.400 m. Die Erosionsfläche entstand zwischen 2 Mrd. und 1,8 Mrd Jahren b.p., die Roraima-Formation vor 1,7 Mrd. Jahren. Im Gelände stellt die Formation mächtige Schichttafeln und Hochplateaus dar, die von steilwänden umgeben sind. Im Cerro Roraima (2.772 m) findet man hier auch die höchste Erhebung des Guayana-Kratons. Ein intensiver Vulkanismus, bestehend aus ausgedehnten basischen Gängen und Decken aus Gabbro, Norit, Dolerit und Basalt durchbrach die Sedimente der Roraima-Formation. Sie kommen vor allem in den oberen Teilen der Roraima-Formation vor. Besondere Bedeutung hat die weit verbreitete Formation deshalb, da sie einerseits nur einen leichten Metamorphisierungsgrad aufweist und andererseits kaum verformt ist. Es ist somit eine Bestätigung dafür, dass der größte Teil des Guayana-Schildes bereits seit der Ausbildung der Roraima-Formation stabil war. 1.3.1.1.1.5 Parguazense Parguazense 1,6 – 1,4 Mrd. Jahre Das Parguazense-Ereignis ist vor allem durch Granitintrusionen Geprägt. Die kalireichen Granite des Rapakivi-Typus sind in Größen von kleinen Körpern bis zu großen Batholiten zu finden und entwickelten sich vor allem im Westen des Guayana-Kratons an der Grenze zu Kolumbien. 1.3.1.1.2 Brasilianischer Schlid Der Basilianische Schild wird, wie der Kraton von Guayana von verschiedenen archaischen Kernen geprägt, die allerdings im Proterozoikum durch mehrere intensive Metamorphosen umgeformt wurden. Daher sind im Gegensatz zum Guayana-Kraton Gesteine mit einem Alter von über 3 Mio. Jahren selten. Zur gleichen Zeit wurden auch eine Reihe von mittelund jungpräkambrische Faltenzüge an die alten Kerne angeschweißt. Das Ergebnis war eine riesige kontinentale Landmasse, die sich etwa 550 Mio. Jahre vor heute konsolidierte. Im Paläozoikum stellte sie den Westteil Gondwanas dar, heute den größten Teil des außerandinen Südamerikas einnimmt. In der Genese des brasilianischen Schildes sind verschiedene thermodynamische Ereignisse zu unterscheiden: Guriense 3000 – 2700 Mio. Jahre Jequie-Aroense 2700 – 2600 Mio. Jahre Transamazónico 2000 – 1700 Mio. Jahre Parguazense 1500 – 1500 Mio. Jahre 40 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Espinhaco Rondoniano Brasiliano 1300 – 1000 Mio. Jahre 1300 – 1000 Mio. Jahre 700 – 450 Mio. Jahre 1.3.1.1.2.1 Guirense und Jequié-Aroense Guriense 3000 – 2700 Mio. Jahre Die ältesten Gebirgsteile sind heute als solche kaum mehr an der Oberfläche zu finden. Sie bilden einerseits den Untergrund für jüngere Gesteinsserien, anderseits sind sie hochgradig metamorphisiert worden. Hauptsächlich sind es Tonalit- und Granitgneise, sowie Amphibolite, die den archaischen Komplex aufbauen. Umrahmt werden diese Kerne von Grünsteingürteln. Über den ältesten Bestandteilen findet man meist Basalte, chemische Sedimente, wie Kieselschiefer, Karbonate und graphitführende Pelite, in die häufig intermediäre Vulkanite eingelagert sind. Jequie-Aroense 2700 – 2600 Mio. Jahre Zu dieser Zeit stabilisierte sich der brasilianische Kraton. Ältere Festlandteile wurden bereits in die Granulitfazies (Amphibolite, Grünschiefer) metamorphisiert. Es entstehen saure Granulite und Mantelperidotite. 41 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.1.2.2 Transamazónico und Parguazense Transamazónico 2000 – 1700 Mio. Jahre Das wichtigste Orogenetische Stadium ist das Transamazónico. Zu dieser Zeit wurden alle älteren Serien deformiert und intensiv metamorphisiert. Bis hin zur BrasilianoOrogenese wurden jüngere Flatengürtel angeschweißt, in denen älteres Archaikum stecken könnte. Während des Transamazónico wurden weiteres Sedimente (z.B. Flachsee-Sedimente) über die stabilisierte Kruste abgelagert. In vielen Bereichen sind intrudierten und extrudierten mafische Vulkanite. Es folgt eine allgemeine IsotopenÜberprägung und weitere Metamorphisierungen in Amphibolitund Grünschieferfaziesreihen (Ausbildung von Grünsteingürteln). Drei größere Einheiten einer rund 6000 m mächtigen Serie über einen archaischen Granit-Gneis – Komplex lassen sich unterscheiden: 1. Eine metavulkanische Einheit mit vorwiegend basischen, aber auch sauren Gesteinen (Chloritschiefer, Basalte, Grünschiefer, Amphibolite, u.a.) 2. Eine metasedimentäre Einheit aus chemsichen Fällungen (Quarz-Karbonatschiefern, Phylliten) 3. Eine Klastische Einheit (metamorphe Grauwacken, Sandsteine; heute: Quarzglimmerschiefer, Quarzphyllite, Quarzite, Metakonglomerate) Parguazense 1500 – 1500 Mio. Jahre Über das Parguazense ist eher wenig bekannt. Im wesentlichen ist es eine Zeit der Plattformbildung und der Ablagerung von kontinentalen und marinen Psammiten und Peliten zu einer Geosynklinalfazies. Begleitet wurde die Zeit der Abtragung und Ablagerung teilweise von einem intensiven saurem und intermediärem Vulkanismus. 1.3.1.1.2.3 Espinhaco und Rondoniano Espinhaco 1300 – 1000 Mio. Jahre Rondoniano 1300 – 1000 Mio. Jahre Produklte dieser jüngeren orogenetischen Einheiten gliedern sich nun den älteren Kernen an und lösen diese auf. Die Serra do Espinhaco im östlichen Brasilien etwa ist ein 1200 km langes N-S streichendes Gebirgssystem, das aus mittlerem und jüngerem Präkambrium aufgebaut ist und liegt am Ostrand des Sao- Franzisco-Kratons. Heute bildet dieses Proterozoische Gebirge eine 1200 – 1400 m hohe Ebene, aufgebaut vor allem durch Quarziten, Phylliten und Basiskonglomeraten in Wechsellagerung mit Itabiriten und pelitisch-karbonatischen Sedimenten. Während der Orogenese folgte wiederum eine intensive Metamorphisierung älterer Gesteine, eine Intrusion syntektonischer Granite. 1.3.1.1.2.4 Brasiliano - Phanerozoikum Brasiliano 700 – 450 Mio. Jahre und Phanerozoikum Die endgültige Konsolidation des brasilianischen Schildes erfolgt nach diesem orogenetischen Ereignis vor etwa 550 Mio. Jahren. Nochmals kommt es zu einer intensiven Metamorphisierung bis hin zur Grünschiefer- und Amphibolitfazies. Nach der Gebirgsbildung intrudierten Granite und es kommt letztenendes zu intensiver Bruchtektonik. Nach etwa 450 Mio. Jahren entstehen ausgedehnte interkratonsiche Becken in denen marine und kontinentale Faziesreihen zur Ablagerung kommen. Während des 42 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Mesozoikum, in einer Phase der Bruchtektonik, wurden enorme Deckenbasalte (Paraná) gefördert. Im Känozoikum enstanden die großen Becken am Kontinentalrand. In den Bereichen der Ablagerung klastischer Sedimente setzt nun die intensive Laterisiertung des Untergrundes ein. 1.3.1.1.2.5 Rio de la Plata-Kraton Der relativ kleine Kraton im Süden Uruguays entstand im Wesenlichen durch zwei orogenetische Zyklen. Der ältere Zyklus ist dem des Transamazónikums zu vergleichen (2170 – 1930 Mio. Jahre). Sie ist heute weitgehend unter den Gondwana-Schichten verborgen und es gibt nur sehr wenig Informationen über ihren Aufbau. Im Wesentlichen sind Migmatite, Gneise und Pegmatite die bestimmenden Gestein, denen syn- und postorogene Granite dazwischen geschaltet sind. Der jüngere Zyklus ist dem Brasiliano gleichzusetzten (etwa vor 900 bis 510 Mio. Jahren). Zunächst werden basische Laven gefördert, die mittlerweile als metamorphisierte Grünschiefer vorliegen. Es folgt eine weitere Serie aus Migmatiten und Gneisen mit einem Alter von 670-610 Mio. Jahren. Ab 550 bis 510 intruierten synorogene Granite und Granodiorite mit dazwischen liegenden Gängen aus Gabbro. Es folgt ein sedimentärer Zyklus mit der Ausbildung molasseartiger Ablagerungen und postorogenetischen Graniten und zuletzt Glimmerschiefer und Glaukophanquarziten. Die Schildbereiche wurden nun endgültig konsolidiert, weder Intrusionen noch Faltungen beeinflussten die weitere Entwicklung des Rio de la Plata-Kratons. Es folgt eine lange Zeit der Abtragung und eine intensive Bruchtektonik. An den Kratonrändern entstanden weite Senkungsfelder in die mächtige klastische terrestrische Serien abgelagert wurden. Kennzeichnend ist jetzt vor allem die Förderung von rhyolitischen bis andesitischen Vulkaniten, die vom Rio Grande do Sul, über das Paraná-Gebiet, bis Bahia und Uruguay vorkommen. 1.3.1.1.3 Der Patagonische Schild Der Untergrund wird, wie bei den anderen Bereichen des Präkambrischen Grundgebirges, von den uralten Gesteinen der Patagonischen Tafel gebildet. In diesem Fall treten diese an der Oberfläche kaum zu Tage. Über dem Sockel lagern flach Porphyrdecken und jungmesozoische Sedimente mit eingeschalteten Basalten. Zusammen ergibt dies das typische Relief Patagoniens: die "Meseta"-Landschaft. Ausgedehnte Tafeln bilden die Oberfläche, in die breitsohlige Flüsse mit steilen Hängen sich einschneiden. Gegen den Atlantik bricht die Patagonische Tafel mit einer buchtenreichen Steilküste ab. 1.3.1.2 Der sedimentäre Oberbau Die Tiefländer Südamerikas werden häufig in drei verschiedene Systeme unterteilt: dem Orinocco-Tiefland, dem Amazonas-Tiefland und dem La-Plata-, oder wie es vielfach auch heißt, dem Paraná-Becken. Geologisch gesehen muss allerdings eine detailliertere Einteilung erfolgen, selbstverständlich wieder in der üblichen Dreigliederung. Man unterscheidet zwischen den • Epikontinenalen Becken als Subsistenzräume der Kontinentalplattformen, zu dem das Amazonas-Becken, das Paraná-Tiefland und das Paranaiba zählt, 43 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at • den Kreidebecken der Atlantikküste Brasiliens und Argentiniens als Reste eines auseinanderbrechenden Kontinentalrandes und den • Tiefebenen als reine Aufschüttungsebenen ("Llanos"), zu denen die "Llanos de Orinocco" zählen und die Llanura Chaco Pampeana. 1.3.1.2.1 Epikontinentale Becken Gegen Ende des Paläozoikums konsolidierte sich die Plattform Südamerikas. Ähnlich dem Modell der russischen Tafel kann man diese Strukturen als weitgespannte Syneklisen bezeichnen. Die Ränder der weiten Senkungszone fallen extrem flach ein. Die Sedimente, die die Tiefenbereiche auffüllen können mehrere tausend Meter mächtig sein und wurden von keiner weiteren Deformation betroffen. Drei Syneklisen sind in Südamerika entwickelt: • Das Amazonas-Becken 1,250.000 km² • Parnaiba-Maranhão-Becken 650.000 km² • Paraná-Becken 1,200.000 km² 1.3.1.2.1.1 Das Amazonas-Becken Das Amazonasbecken misst 3500 km in seiner W-E Ausdehnung und ist zwischen 300 und 1000 km breit. Ein Großteil ist von tropischen Regenwald bedeckt und wird vom Rio Amazonas durchflossen. Innerhalb es Beckens ist die Reliefenergie gering, nur im westlichen Abschnitt werden Höhen über 200 m erreicht. Von der peruanischen Stadt 44 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Iquitos bis zur Mündung muss der riesige Strom auf einer Länge von mehr als 3500 km lediglich 100 Höhenmeter überwinden. Das Becken kann man in drei Abschnitte unterteilen: • Das Obere Amazonasbecken wird im Westen von den Anden bergrenzt und reicht bis zum Zusammenfluss des Río Negro mit dem Río Solimoes bei Manaus zum eigentlichen Amazonas. Dieses Gebiet gehörte nur im Oberkarbon vorübergehend zu dem paläozoischen Sedimentationsraum des Amazonas-Beckens. • Im Mittleren Amazonas-Becken, von Manaus bis zur Mündung des Río Xingu, verschmälert sich das Tiefland und wird im Norden und Süden von den paläozoischen Serien bedrängt. Alle Nebenflüsse müssen ihre gewaltigen Wassermassen relativ schnell von größeren Höhen in das Amazonas-Becken transportieren, meist mit Stromschnellen oder Wasserfällen. • Das Untere Amazonas-Becken ist dem Mündungsgebiet gleichzusetzten. Das Becken erweitert sich zu einem riesigen Ästuar, der Fluss teilt sich in verschedene Arme auf und umfließt die Insel Marajó. Im Inneren wird das Becken seit dem Paläozoikum durch drei quer verlaufende Schwellen untergliedert: • Die Iquitos-Schwelle verläuft östlich der gleichnamigen Stadt und trennt das Teilbecken Acre vom Oberlauf ab • Die Purús-Schwelle trennt das Obere vom Mittlere Amazonas-Becken bei Manaus ab und liegt etwa bei der Mündung des Río Purús in den Río Solimoes. • Die Gurupá-Schwelle östlich der Mündung des Río Xingú trennt das Mittlere Becken vom Mündungsbereich. Die Schwellen bestehen aus Material des kristallinen Sockels, haben seit dem Paläozoikum unterschiedliche Hebungsphasen durchlebt und haben so die Sedimentation und Erosion der einzelenen Teilbecken bestimmt. Die Sedimente sind abgesehen von 45 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Teilen des Oberen Beckens kaum verformt oder metamorphisiert. Das Mittlere Becken ist von Bruchstörungen durchzogen und zeigt Grabenartige Struktur. Trotz der Ablagerung gewaltiger Evaporite im Perm kam es zu keiner Art der Salztektonik. Noch eine Besonderheit hat das Amazonassystem zu bieten: Bis zum jüngeren Tertiär entwässerte das Becken westlich der Iquitos-Schwelle zum Pazifik. Erst während des Miozäns wurde dieses System durch die Hebung der Anden unterbrochen, womit auch die zahlreichen Gewässer der Anden, die in das Obere Amazonasbecken entwässern zum Pazifik. Periode Kambrium Ordovizium Sirlur Entwicklung des Amazonasbecken Marine Transgression in das Mittlere Amazonasbecken. Sedimente fallen heute leicht mit 1-3° gegen das Beckeninnere ein. Devon Karbon Perm Trias Jura Unterkreide Oberkreide Beginn Mariner Sedimentation im Unteren und Oberen Becken. In allen Teilbecken entstehen Flachsee- (neritische) Sedimente. Wechsel von Regression und Transgression Absatz von 3000 m Psammiten, Kalken, Evaporiten, Peliten. Hebung der Gurupá-Schwelle Hebung der Gurupá-Schwelle Sedimentation größerer Beträge an kontinentalen Serien im Mittleren Becken, westlich der Purús- Durchdringung des gesamtes Becken mit Schwelle nur geringe Mächtigkeit (800 m). basaltischen Gängen und Lagern bis zu mehreren Hunderten Metern Denudation, keine Sedimente überliefert Kontinentale Serien im Mittleren Becken. Größere Mächtigkeit im andinen Vorland und sind dort gefaltet und gestört. Teritär Quartär Kontinentale Sedimente weit verbreitet. In der Oberen Teilsenke bis zu 1500 m mächtig. Ablagerungen besonders entlang der großen Tieflandflüsse entwickelt. Sie formen vor allem das Untere Amazonasbecken östlich der GurupáSchwelle: das Mündungsdelta, das Tiefland Ampá und die Mündung des Río Tocantins. 1.3.1.2.1.2 Das Parnaiba-Maranhao-Becken Rein morphologisch handelt es sich bei der Parnaiba-Maranhão-Senke um ein Tafelland auf etwa 600 m Seehöhe, das von einer Vielzahl von Flüssen zerschnitten ist. Ebenso wie die Amazonassenke sinkt auch dieser Subsistenzraum seit dem Paläozoikum ab. Nach einer langen Phase der Abtragung im Präkambrium wurde der kristalline Sockel seit dem Silur, veilleicht auch schon etwas frührt, eingetieft. Das Hauptbecken enthält bis zu 3000 m mächtige Sedimente, die bis São Luis durch anhaltende Subsistenz an der Atlantikküste bis 9000 m anschwellen. An der Basis sind litorale und neritische Sedimente des älteren Paläozoikums entwickelt. Es folgen Sandsteine, Konglomerate und Pelite mit einer Mächtigkeit von etwa 700 m. Das Devon zeigt eine wechselvolle Entwicklung. • Das Untere Devon ist von Sandsteinen und Mergeln geprägt • Im Mittleren Devon folgte eine Regression mit geringmächtigen Deltaschüttungen • Das Obere Devon wird wieder von Transgressionen beeinflusst und bringt bituminöse Mergel hervor. Im Karbon und Perm entwickelten sich terrestrische Serien (fluviatile Pesammiteu nd Pelite, lakustrine Sedimente, dünne Kohlenflöze), geringmächtige Kalke als Folge einer 46 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Ingression und schließlich kontinentale Serien aus Sandsteinen, Karbonate, Evaporite, die große Ähnlichkeit mit Serien des Amazonas aufweisen. Während der Obertrias folgt eine längere Periode der Abtragung und Hebung, unterbrochen durch limnische Sedimentation, Mergel, Sandsteine und den Ausfluss von Basalten. Diese Basalte erreichen in der Unterkreide weiträumige Decken und füllen zahlreiche Gänge, oft umgeben von äolischen Sedimenten. Während der Kreideentstand eine flache Senke, die mit marinen Sedimenten (Karbonaten, Gips) gefüllt wurde. Die Sedimentationsserie wird mit Sandsteinen, lakustrinen Peliten und fluviatiler Faziesreihen abgeschlossen. Die jünsten Sedimente werden durch die Flusssysteme aufgeschüttet. Umgeben wird das Becken meist von archaischen bzw. proterozoischen Gesteinen. 1.3.1.2.1.3 Das Paraná-Becken Das Paraná-Becken liegt zum Großteil in Brasilien, erstreckt sich aber auch nach Westen über Paraguay und nach Süden über Uruguay und Argentinien. Die hochsten Teile des Beckens. Seit dem Silur besteht das Becken als riesige Syneklise auf der südamerikanischen Plattform. Größe und Form hat sich seither immer wieder verändert. Das Innere des Beckens besteht einerseits aus marin-litoralen und kontinetalen Sedimentserien, die etwa 2000 m mächtig werden können, und aus über 1500 m mächtigen Basalten. In seinen tiefsten Bereichen ist das Basement in über 5000 m Tiefe zu finden. Silur Devon Beginn der Absenkung, erste fossilführende Sedimente Weitflächige Transgression aus Westen (detritische Serien, Mergel) ; bis zu 1000 m mächtig 1500 m mächtige glazigene und kontinentale Sedimente. Etwa fünf Interstadialzeiten konnten Karbon festgestellt werden. In Interstadialen erfolgten marine Transgressionen Weiterer Subsistenzschub und Ablagerung fluviatiler, mariner Sedimente Perm Phase der Erosion. Lediglich 200 m fluviatile Sedimente entstammen dieser Periode Trias Aride Klimabedingungen, Oberjurassische Botucatú-Wüste nahm 1,300.000 km² ein. Daher sind aus dieser Zeit nur 400 m äolische, fluviatile und fluviatil-lakustrine Sedimente erhalten. Wüstenoberfläche überdeckt von 650.000 km² Flutbasalten. Größte Mächtigkeit (1529 m) im Jura zentralen und nördlichen Teil des Beckens. Gleichzeitige Entwicklung von zahlreichen Gängen (100 m Dicke, 30-50 km Länge!). Oberkreide In der Oberkreide Aufsteigen von ultrabasischen bis intermediären Alkalimagmatiten am Ostrand des Beckens. Unterkreide Ablagerung von 300 m fluviatilen Sedimenten im Südrand des Beckens Tertiär Hebung des atlantischen Küstenbereiches im Tertiär. Seither erfolgt fluviatile Sedimentation gegen das Beckeninnere Quartär 47 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.2.2 Tiefebenen ("Los Llanos") Zwischen den Anden im Westen und den alten Gebirgen im Osten erstreckt sich ein ungeheuer großer Bereich der durch jüngste, also pleistozäne und holozäne Sedimente bestimmt wurd. Diese augedehnten Ebenen setzten sich deutlich gegen den Andenrand ab und weisen nur geringe Reliefenergie auf. Der vielerorts als Llanos bezeichnete Bereich dehnt sich von Venezuela über das Amazonasbecken, über das Tiefland des Río Beni bis zum Gran Chaco Boliviens, Paraguays und Argentiniens bishin zur weiten Ebene der Papma húmeda und Pampa seca Argentiniens, die vom Patagonischen Tafelland begrenzt wird. Durch die enorme N-S Ausdehnung ändert sich auch das Klima, der Boden und das Pflanzenkleid beträchtlich. Der geologische Aufbau der Llanos ist nur in einzelnen Fällen genauer untersucht, meist dort, wo Erdöl vermutet wird. Die pleistozäne und holozäne Bedeckung der Oberfläche weist in Bezug auf Mächtigkeit und Genese ein sehr unterschiedliches Bild auf: in 48 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Venezuela hat das Sedimentpaket zwischen 50 m und 500 m, in Bolivien immerhin bis zu 800 m. Die wichtigsten Gesteine sind fluviatile Sande und Sandsteine, vulkanische Aschen, besonders in Argentinien ist Löß von Bedeutung, weiters Süßwasserkalke und salare Ablagerungen und Lehme. Die Erosionstätigkeit ist durch die rezente Aufschüttungstendenz und die geringen Reliefunterschiede sehr gering. Die beiden größten Bereiche sind die Llanos de Orinocco und die riesige zusammenhängende Ebene des Gran Chaco und der Pampa Argentiniens. 1.3.1.2.2.1 Llanos de Orinocco Die Tiefebene zwischen dem Karibischen Gebirge im Norden, den Anden im Westen, den Guayana-Schild im Süden hat eine Ausdehnung von 260.000 km². Auch Kolumbien und Brasilien haben Anteil an dem riesigen Tiefland. Das wichtigste Gewässer, der Río Orinocco, steht im Süden über Flussanzapfungen sogar mit dem AmazonasEinzugsgebiet in Kontakt. Auf seinem Weg zum Atlantik nimmt er noch das Wasser der großen Tieflandströme Río Guayabero, Río Meta und des Río Apure auf. Ab der Vereinigung mit dem Río Apuré fließt der Orinocco am Südrand der Llanos. Die Schwelle von El Baul, nur 20 km breit und 512 m hoch trennt das Becken in einen Westteil und in einen Ostteil, das auch das Mündungsbecken des Río Orinocco einschließt. Von allen Tiefenbereichen Südamerikas ist das Becken des Orinoco durch Erdölprospektionen am Besten erforscht, und die Ergebnisse der Untersuchungen sind beeindruckend: Das Becken ist im Inneren von über 10.000 m Schelfablagerungen, im zentralen Teil sogar bis 12.000 m, der Kreide und des Tertiärs aufgefüllt, und ist zu dieser Zeit als Gebirgsvortiefe zu verstehen. Nach Norden zum Karibischen Gebirge sind die Serien leicht verformt und zum Teil überschoben, gegen Süden liegen sie ungestört vor, nur von Störungen durchgesetzt. Es ist also mit einem Molassetrog, ähnlich dem österreichischbayrischen Alpenvorland, zu vergleichen. Abgelagert wurden in der Kreide vor allem karbonatische Sedimente, wie flachmarine Riffkalke, pelagische Kalke und Mergel. Hinzu kommen kontinentale und klastische Faziesreihen. An der Grenze Kreide/Tertiär wurde das Karibische Gebirge und der Guayana-Schild gehoben, die Kreide/Paläozänoberfläche wurde zur Erosionsoberfläche, bis im Eozän/Oligozän eine wichtige Transgressionsphase mit einer Reihe von Faziesreihen folgte: es werden mächtige flachmarine bis brackische Faziesreihen sedimentiert, gemeinsam mit kontinental-terrestrischen Serien (Sandsteine, Pelite, Dolomite, terrigenes Material der Schildgebiete). Die Schwelle von El Baul, aus paläozoischen Serien, besteht seit der Kreide und verhinderte ab dem Oligozän ein Vordringen des Meeres nach Westen. 1.3.1.2.2.2 Llanura de Chaco Pampeana Ein große zusammenhängende Tiefebene reicht mit einer N-S Austreckung von mehr als 2000 km von 16°S bis etwa 40°S und zieht sich von Bolivien über Paraguay bis zum Río Negro nach Argentinien, dem Beginn der Patagonischen Tafel. Im Osten erstreckt sie sich bis zur Atlantikküste, vereint sich dort mit dem Paraná-Becken, im Westen bilden die Sierras Subandinas die Grenze, gemeinsam mit den Pampinen Sierren, die auch inselartig aus der weiten Ebene herausragen. 49 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die oberflächennahen Schichten bestehen aus großteils alluvialen Gesteinen, wie weitgespannten Gebirgsfussflächen, Flusssedimenten, Süsswassersedimenten, und flachen Salaren. Von großer Wichtigkeit sind dabei ausgedehnte Lössareale im Zentrum des Tieflandes. Seit dem Paläozoikum war der gesamte Raum auf präkambrischen Untergrund von Becken und Schwellenbereichen geprägt. Das Paläozoikum kann mehrere 1000 m betragen. Trias und Jura sind nur in geringer Mächtigkeit ausgebildet. Noch während des Jura, mit Einsetzten des Zerfalls von Gondwana, formten tektonische Bewegungen den paläozoischen Untergrund zu mehreren Teilbecken, die von gewaltigen kretazischen und känozoischen Sedimenten erfüllt sind. Die kontinentalen Serien erreichen Mächtigkeiten zwischen 3000 m (westlich des Río Paraná) und 5000 m (an der Grenze Bolivien/Agentinien). 1.3.1.2.3 Kreidebecken Brasiliens Zwischen dem Äquator und Pelotas im ganz im Süden Brasiliens haben sich ab der obere Jura bis in die Kreide Randbecken an einem auseinanderbrechenden Superkontinent gebildet. Im Bereich zwischen Pelotas und Recife ist eine deutliche Dehnungstektonik zu erkennen. Die Lineamente und Bruchstrukturen verlaufen parallel zum präkambrischen Unterbau. Die Füllung der abgesunkenen Teile lässt drei Serien erkennen: • im Liegenden befindet sich eine klastische nichtmarine Serie • der mittlere Bereich ist gekennzeichnet durch Evaporite • im Hangenden mischen sich zu klastischen Sedimenten allmählich paralische bis marine Serien. Weiter im Norden entwickelten sich komplizierte Strukturen, ebenfalls Hervorgerufen durch Dehnungsmechanismen der Kontinentalkruste. Auch Kompressionsvorgänge beeinflussten den Bereich bis in die Oberkreide. Es entstanden tiefgreifende Verwerfungen mit Sprunghöhen bis zu 5 km die mehr oder weniger dem Bereich der Küstenlinie zugeordnet sind. Die Randverwerfungen sind allerdings unabhängig von Küstenlinie und alten präkambrischen Strukturen. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von Teilbecken, die wiederum in einzelne Schollen untergliedert sind, demnach ist auch eine stratigraphische Unterscheiung schwierig. Im Unterschied zum südlichen Abschnitt fehlen evaporitische Ablagerungen. Die Mächtigkeiten der jungmesozoischen und känozoischen Ablagerungen ist enorm: im komplex augebauten, durch Horst-Graben-Strukturen geprägten Sergipe-Alagoas-Becken südlich von Recife stellte man 8000 m fest, im Kontinentalschelf der Amazonasmündung gar 10.000 m. In der Unterkreide und an der Grenze zum Tertiär werden die Kreidebecken mit dem Auseinanderbrechen der Kontinente von Basaltdecken und -gängen durchsetzt. Wichtiges Detail: Trotz der starken Absenkungstendenzen der einzelnen Teilbecken in der Unterkreide fand man ausschließlich Süßwasserablagerungen - ein Beweis dafür, dass zu dieser Zeit der Südatlantik noch nicht komplett geöffnet war. Der marine Einbruch in die südamerikanische Spalte beginnt erst gegen Ende des Kreidezeit. Stratigraphisch konnte man feststellen, dass der Bereich nördlich Recife länger an Afrika gebunden war, während südlich davon der brasilianische Block von Afrika westwärts wegbewegt hatte. 50 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.2.4 ...und Argentiniens Entlang des argentinischen Kontinentalrandes sind wie in Brasilien ebenfalls einige Becken eingetieft, deren innere Struktur noch weit bis in den Kontinentalschelf zu verfolgen ist. Da einge Senkungszonen Erdöl führen, sind sie durch Bohrungen und geopysikalische Messungen zudem relativ gut erforscht. Die Basis bilden Basalte der Formation Serra Geral (Basalte des Paraná-Beckens), die im Zuge des Auseinanderbrechens der südamerikanisch-afrikanischen Landmasse begleiteten, gemeinsam mit einer ausgeprägten Bruchschollendynamik, die das Absinken in grabenartige Teilbecken bewirkte. In der Unterkreide dominieren noch kontinentale und lakustrische Sedimente, während der Oberkreide lagerten sich bereits marine Sedimente ab. Teilweise von großer Bedeutung sind hier känozoische Füllungen. An der Oberfläche sind zu einem großen Teil jurassische Basalte und kreidezeitliche Sedimente zu finden, nur selten älteres Gestein des Basements. Den Rest bilden Sedimente des Känozoikums. Das Becken des Río Salado ist mindestens 3500 m tief. Im Bereich des Río Colorado erbohrte man bei 4500 den Sockel nicht, seismische Messungen ergaben eine Mächtigkeit des Sedimentkörpers bis zu 7000 m. die Anlage und Faziesreihen dieser Becken sind denen der brasilianischen Küsten sehr ähnlich. Eine ähnliche Tiefe erreicht das erdölführende, bis zum Andenvorland reichende Becken des Golfes de San Jorge bei Commodoro Rivadavia. 1.3.1.3 Die Anden - ein kurzer Überbilck Die Anden, in Mittelamerika die Kordilleren, begleiten Lateinamerika in seiner ganzen Ausdehung von Nord nach Süd und sind somit mit je nach Zählung 7.500-9.000 km Länge das längste Gebirge der Welt, unter Einschluß der nordamerikanischen Gebirge erreichen die Ketten sogar 15.000 m Länge. Im Gegensatz zu den präkambrischen Grundgebirge des außerandinen Südamerikas gehören die Anden durchwegs zu den unruhigsten und beweglichsten Krustenteilen der Erde. Grund für die Herausbildung der Anden zu einem Hochgebrige liegt in der Dynamik der großen Plattenysteme der Erde. Die "leichteren" ozeanischen ostpazifischen Krustenteile subduzieren ständig unter die relativ stabile südamerikanische Kontinentalplatte mit ihren alten Schilden. Teile dieser alten Schilde wurden in den Bau der Anden mit einbezogen. Obwohl der Höchste der Anden keiner ist (Aconcagua, 6959 m), prägen Vulkane das Antlitz der Anden (im Bild der Vulkan Chimborazo, Ecuador) 51 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at An der Naht der Subduktions ("Verschluckungs"-)zone tauchen die ostpazifischen Platten unter den amerikanischen Kontinent. In der Topographie erkennt man einen bis über 6000m tiefen Tiefseegraben, der von Chile bis nach Mexiko für einen steilen Kontinentalabfall an der Westküste Lateinameirkas sorgt. Erscheinen die Anden in großräumigen morphologischen-reliefstrukturellen Karten als Einheit, so ergibt sich bei genauerer Betrachtung ein weitaus differenzierteres Bild. Im Großen wird das Gebirge von einzelnen Nord-Süd streichenden Ketten aufgebaut. Im zentralen Teil weichen die Anden weit nach Westen aus. Grund dafür ist ein Weit ausladender Sporn des brasilianischen Schildes. Die einzelnen nebeneinander liegenden Gebirgsketten sind durch tektonisch abgesunkene Krustenblöcke voneinander getrennt und sind mit jüngeren Sedimenten aufgefüllt. In drei große Bereiche lassen sich die Anden unterteilen: • Die Nordanden breiten sich von der Cordillera de Mérida in Venezuela bis zum Gebirgsknoten von Pasto an der Grenze Kolumbien-Ecuador aus. • Die Zentralanden erstrecken sich von Nudo de Pasto etwa bis zum Llullaillaco in Nordchile. • Die Südanden reichen von der Atacama bis zum Cap Hoorn. 52 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 53 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.3.1 Die Anden im Lichte der Plattentektonik Die Entwicklung des geodynamischen Modells der Plattentektonik war entscheidend für die Erforschung der Anden. Die Anden liegen an einem aktiven Kontinentalrand, einer tektonisch unruhigen Plattengrenze. Die schwere pazifische "Nazca"-Platte (Dichte etwa 3,26 g/cm³) geht von der Spreizungszone des Ostpazifischen Rückens aus und subduziert unter die leichtere Platte Südamerikas (Dichte: 2,8-2,9 g/cm³). Die Subduktionszone zwischen der Nazca-Platte und der süamerikanischen Kontinetalplattform gehört zu den längsten der Erde. Durch gravimetrische und seismische Messungen wurde in den zentralen Teilen der Anden eine Krustendicke bis zu 70 km festgestellt. Dadurch bedingte junge morphogenetischtektonische Bewegungen ließen die Anden zu ihrer heutigen Form als Hochgebirge herausheben. Die Subduktionszone ist ident mit den Erdbebenhypozentren. Die Hypozentren liegen im Küstenbereich flach, weiter im Osten tief unter dem Kontinent. Auch das Einfallen der ozeanischen Platte ist nicht einheitlich und wechselt zwischen 10 und 45°. In Segmenten mit flacherem Einfallen fehlt an der Oberfläche junge vulkanische Tätigkeit. Die Subduktion ist von heftigen Erdbeben begleitet, entstanden durch Scherspannungen der kühlen, abtauchenden Nazca-Platte und durch Umwandlung der Gesteine in größerer Tiefe. Ein weiteres Merkmal für die Kollision der Lithosphärenplatten ist ein dem Kontinent vorgelagerte Tiefseesenke mit Tiefen bis über 8000m. Im Bereich dieses Tiefseegrabens werden nicht nur Teile der ozeanischen Kruste verschluckt, sondern es werden auch Sedimente und alte Krustenteile abgeschert und entlang der Benioffzone in die Subduktion mit einbezogen. Vulkanismus und die zahlreichen Plutone im Bereich der Anden werden ebenfalls mit den Subduktionsvorgängen in Verbindung gebracht. Durch die Wiederaufschmelzung der ozeanischen Kruste wird Wärme frei, Magmen werden mobilisiert. Über einen kompexen Aufstiegsvorgang der Magmamassen, bei dem es zur Aufschmelzung und Vermischung des Magmas mit Teilen der kontinentalen Kruste kommt, werden schließlich die AndesitVulkanitkomplexe extruiert. 1.3.1.3.2 Die Anden im Vergleich zu den Alpen War man früher der Ansicht, alle Gebrige der Erde gehen auf einen ähnlichen Aufbau zurück und durchlaufen in ihrer Entstehung einen ähnlichen Ablauf, so erkennt man heute viele Unterschied, obwohl geologisch gesehen fast zeitgleich entstanden, zwischen den Alpen, als das best erforschte Gebirge der Welt, und den Anden, die in den letzten Jahrzehnten immer genauer erkundet wurden. Die Anden werden an der Oberfläche zu einem großen Teil von magmatischen Gesteinen aufgebaut. Kennzeichnend dafür sind dafür große Granitmassen, und die alles überragenden Vulkane, die das Wesen der Anden ganz entscheidend prägen. Die Alpen hingegen weisen praktisch überhaupt keine aktiven Vulkane auf. Die vertikale Einengung der Krustenbereiche war bei der Andengenese geringer als bei den Alpen. Dadruch fehlen im wensentlichen Deckenstrukturen, wie in den Alpen, die Gebirgsteile liegen nebeneinander (und nicht übereinander), durch tiefgreifende Schlollenbewegungen und innerandine Gräben voneinander getrennt. Seismische und vulkanische Aktivitäten begleiten heute noch intensiv den Andenraum. Horizontalverschiebungen von über 60 cm/Jahr unterstreichen die Beweglichkeit des Andenkörpers. Vertikalbewegungen in den Alpen betragen nicht mehr als 2mm/Jahr. 54 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die Alpen hingegen bestehen vorwiegend aus Metamorphiten und Sedimentgesteinen, die in komplizierten Deckenstrukturen übereinandergestellt sind. Die Anden verfügen darüber hinaus über weltweit bedeutende Erzlagerstätten, während den Alpen nur in geringem Maße Mineralisationen widerfahren ist. 1.3.1.3.3 Südanden Die Südanden bestehen in West-Ost-Richtung aus drei morphologsichen Elementen, die freilich nicht überall in gleicher Weise ausgebildet sind. In idealtypischer Abfolge lassen sie sich in Mittelchile verfolgen: • die Küstenkordillere • das große, sog. "Längstal", ein tektonisch angelegter Graben, also kein "Tal" • die Hochkordillere Die Küstenkordillere isgehört also zu den alten Bestandteilen (präkambrisch und paläozoisch) des Kontinents. Morphologisch begann ihre Herausbildung zur heutigen Form erst im Känozoikum, als sie horstartig herausgehoben und gekippt wurde. Heute ist sie im Gipfelniveau teils eingerumft oder gar abgetragen, obwohl sie noch Höhen von über 3000 m erreichen kann. Von ihrer historisch-geologischen Struktur ist die ein Relikt des GondwanaKontinentes, das in den Bau der Anden intensiv mit einbezogen wurde, von der Lithologie her sich allerdings deutlich von typisch andinen Gesteinen unterscheidet. Das Grundgebirge wurde teilweise mit einbezigen und besteht aus niedriggradig metamorphen Gesteinen, wie Phylliten, Glimmerschiefern, erst nach Osten hin kommen höhergadig metamorphe Gesteine (Gneise) vor. Bereits im Paläozoikum wurde diese Einheit metamorphisiert. Weiter nach Norden bestimmen neben den paläozoischen Serien jungpaläozoische Plutone die Geologie, zum Teil, etwa im Bereich von Concepción, in Verbindung mit tertiären Kohleschichten. Bis 47° südl. Br. ist die Morphologie durch eine Vielzahl von Fjorden und Inseln gekennzeichnet. Die pleistozäne und auch noch rezente Vergletscherung ist hier wichtigstes landschaftsprägendes Element. Die Aubflussbahnen der Gletscher richten und richteten sich natürlich nach den tektonischen Strukturen, die dadruch eine abermalige Akzentuierung erfuhren. Das Längstal ist ab 47° südl. Br. deutlich ausgeprägt und bis Santiago de Chile 1100 km zu verfolgen. Man ist sich heute noch uneinig, ob es sich um einen bloßen tektonischen Graben, oder um einen kontinentalen Grabenbruch, im Sinne des ostafrikanischen Bruchsystems, handelt. Die Grabenzone ist im Inneren nicht einheitlich. So konnte man im Süden bei Puerto Montt eine känozoische Aufsedimentierung von über 4000 m feststellen, im nördlichen Bereich nahe Santiago ist sie nur mehr 500 m mächtig. Seit dem Plio/Pleistozän entwickelten sich die einzelnen Elemente der Südanden tektonisch in unterschiedlicher Weise: bei Santiago liegt die Grabensohle bei 500 m, während die Hauptkordillere bis über 5000 m anstieg und die Küstenkordillere 1500 m gehoben wurde.Das Längstal löst sich ab 51° südl. Breite nach Süden auf. Die Hauptkordillere ist weit höher als die Küstenkordillere. Zentrales geologisch und morphologisches Element sind hunderte Stratovulkane, aufgebaut aus andesitischer bis basaltischer Lava, die nach Norden hin immer mächtigere Höhen erreichen (Vulkan Tupungato, 6800 m) . Im südlichen Teil entwickelten sich über jurassischen, sauren bis intermediären Vulkaniten junge vulkanoklastische Gesteinsserien, weiter nach Osten konnte sich in der Kreide ein 7000 m mächtiges Sedimentpaket ablagern, bestehend aus Flysch, Peliten, Psammiten, 55 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Konglomeraten und Kalken. Die Sedimente sind nur wenig gefaltet, und gehen nach Osten in eine kaum verfaltete Vortiefe über. Im fühen Tertiär intrudierten Plutone, die heute als markante Gebirgsteile herausragen (Balmaceda-Gruppe, Cerro Torre). Zwischen 51° und 47° ist paläozoisches Grundgebirge aufgeschlossen, scharf gefaltet und nur von geringmächtigen Deckschichten umgeben. Im Norden schließen jurassische Plutone an, dann folgen marine und kontinentale Ablagerungen sowie mächtige andesitische und rhyolithische vulkanische Serien, immer wieder unterbrochen von pyrklastischen Produkten. Isgesamt erreicht diese jurassische bis in Alttertiär reichende Abfolge eine Mächtigkeit von 8000m. Cordillera Frontal und Präkordillere im Nordwesten Argentiniens Von 36° ist 27°S ist der Präkordillere im Osten und der Hochkordillere im Westen ein weiterer Gebirgszug zwischen geschaltet. Die 800 km lange und bis zu 5.000 m hohe Cordillera Frontal wird aus einem paläozoischen Faltengebirge aufgebaut. Auf einer präkambrischen Basis folgt devonischer Flysch, marine Sedimente des Karbons und Perms, sowie saurer bis intermediärer Vulkanismus des Permotrias. Den Abschluss bilden känoziosche kontinentale Sedimente. Die Präkordillere schließt östlich an die Cordillera Frontal an. Sie bildet in den argentinischen Provinzen Mendoza, San Juan und La Rioja einen eigenen Gebirgsstrang. Anders als in der Cordillera Frontal folgen hier auf einem präkambrischen Sockel marine Serien des Kambriums, Ordoviziums, Silurs und Unterdevons. Oberdevon liegt in kontinentaler, Karbon in mariner und kontinentaler, das Perm schließlich besteht aus kontinentaler Fazies. Faltungsvorgänge im Paläozän und andine tektonsiche Aktivitäten zergliederten die Präkordillere in schmale Antiklinen und Synklinen, vereinzelt drangen Intrusivgesteine (Ordivizium, Jungpaläozän) und Vulkanite (Perm bis Trias - sauer; Tertiär - basisch) in den Sedimentkörper ein. Pampine Sierren im Nordwesten Argentiniens Die Pampinen Sierren nehmen eine Zwischenstellung zwischen den alten Kratonen Südamerikas und den jungen Andenketten ein. Ihr morphlogisches Antlitz entspricht dem eines jungen Hochgebirges, das Alter der zu Tage tretenden Gesteine entspricht den alten Kratonen. Es handelt sich um uralte, proterozoisch-paläozoische Gebirge, die im Zuge der tektonischen Geschehnisse rund um die Andengenese im Pliozän und Pleistozän in eine groß angelegte Horst-Graben-Struktur umgewandelt wurde. Heute stehen die tektonischen Horste als Gebirgsbereiche isoliert da und können mitunter mächtige Höhen erreichen (Sierra de Famatina, 6250m; Sierra de Velasco, über 4500m). Umgeben sind sie von weiten Senkungszonen, die von jungen Sedimenten aufgefüllt werden. Man bezeichnet sie, je nach Form, als Bolsónes, Valles oder Campos. Im Inneren bestehen die Pampinen Sierren (Sierras Pampeanas) aus jungproterozoischen bis altpaläozoischen Glimmerschiefern, Phylliten und Hornfelsen. In diese starren Strukturen sind Granodiorite und Tonalite eingedrungen. Es entstanden Migmatite und Pegmatite. Hinzu kommen zudem zahlreiche Sedimentserien. Eine 3000m mächtige kontinentale Jungpaläozoische Serie mit Glossopteris-Flora (Beweis für die Westgrenze der GondwanaSerien) wird überlagert von 1000m kontinentalen triassischen Rotsedimenten (Talampaya), dazu 2000 - 3000m tertiären Konglomeraten und Sandsteinen, sowie roten bis gelben Peliten, Oolithkalken und vulkanischen Tuffen. Damit nicht genug kommen örtlich noch basaltische bis andesitische Vulkanite hinzu. Sierras Subandinas (Andenvorland) 56 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Als Andenvorland fungieren die Subandinen Sierren, die die zentralen Anden im gesamten Bereich zwischen Argentinien und Peru 1500 km lang zum östlichen Tiefland hin abgrenzen. Beträgt die durchschnittliche Breite etwa 100 km, so kann sie örtlich, wie in Mittel und Nordperu, auch mächtiger sein. Von Osten her steigen die Subandinen Sierren flach an und münden im Westen in einem sanften Hügelland. Das Streichen folgt den Andenketten. Wie auch im Falle der Cordillera Frontal und der Präkordillere Argentiniens liegt ein paläozoischer Sockel zu Grunde, wird hier allerdings von sehr jungen Sedimenten (Kreide bis Tertiär) überlagert, die in einem System schmaler Antiklinen und Synklinen vorliegen. In Bolivien und Peru erriechen die Sedimente eine Mächtigkeit von ungefähr 10.000m. Weiters prägen präandine Seitenverschiebungen und tektonsiche Lineamente, die die jüngeren Strukturen durchbrechen und ostvergente Falten das Erscheinungsbild. Im Osten tauchen die Falten unter die weiten Akkumulationsebenen der Pama und des Chaco unter. Die Anden finden ihren Abschluß. 1.3.1.3.4 Die Pampinen Sierren Am Südrand der Puna ansetzend, ziehen sich die Sierren in einzelnen Höhenzügen bis nach Mendoza, und erstrecken sich fast ausnahmslos von Norden nach Süden und zählen zu den alten Gebirgsteilen Argentiniens. Die Gebirgszüge werden von ebenso langgestreckten Tiefenzonen von einander getrennt, die man als Bolsones, Campos oder Valles bezeichnet. Im Inneren sind die Pampinen Sierren durch kristalline Schiefer des Präkambriums und, zu geringeren Teilen, aus paläozoischen und mesozoischen Sandsteinen und Kalken aufgebaut. Ebenfalls zu finden sind Granite und Diorite, die im Präkambrium und Paläozoikum, während der Gebirgsbildungsphasen, eindrangen, die Metamorphose der umliegenden Gesteine förderten, und heute z.T. an der Oberfläche zu sehen sind. Von der Genese her sind die Pampinen Sierren also ein verjüngtes Bruchschollengebirge (Tektogene Reliefbildung), das in der Zerrungszone der Anden entstanden sind. Die Hauptbruchlinien streichen von N nach S, ein zweites System zieht meist von W nach O. Die angesprochenen Tiefenzonen sind langgestreckte Becken, oder Talungen und als Grabensenken zu betrachten, die mit tertiären und quartären Sedimenten aufgefüllt sind. Nach der Herkunft kann man vier verschiedene Faziesreihen unterscheiden: (1) Grobes Blockwerk, Schotter und Sande der Fußflächenzone, also Material der Sierren. Die Sedimente werden zum das Becken hin immer feiner (2) Sande der Aufschüttungen der Flusssysteme (Rio Salado o Colorado, Rio de los Sauces) (3) Schluffe und Tone des zutage tretenden Tertiärs Äolische Akkumulationen (Nebkas, Medanos, Dünen, Löss). 57 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Charakteristik Die Gesteine der Sierren entstammen dem Präkambrium, als die Pampinen Sierren zu einem Hochgebirge herausgehoben wurden. Von den Gesteinsserien kann man zwei Einheiten unterscheiden: Das System „Occidental“ (Granite, Gneise, Phyllite, Migmatite) ist etwas jünger als das System „Oriental“ (Schiefer, Amphibolit, Kalk, Pegmatit, Granit). Findet man aus dem Kambrium keine Ablagerungen, so wurden im Ordovizium die Transpampine Sierren, jüngere Teile der Pampinen Sierren, gebildet. Es handelt sich meist um Ton- und Sandsteine, zu denen z.B. die Sierra de Famatina gehört. Sie sind reich an Fossilien. Weite Teile der Provinz war vom Meer bedeckt. Aus dem Silur sind zwar keine sedimentäre Ablagerungen zu finden. Es handelte sich aber um eine tektonisch sehr aktive Zeit, aus der die granitischen Intrusionen der Sra. de Famatina stammen. Im Devon setzt sich die Heraushebung der Transpampinen Sierren weiter fort. Während des Karbons und Perms wurde weit verbreitete terrestrische und limnische Sedimente abgelagert, es beginnt also ein Zeitraum der tektonischen Ruhe und Abtragung. Nur der Bereich westlich der Sierra de Velasco hob sich. Im Perm beginnt bereits die Ablagerung jener rötlichen Schichten, die charakteristisch für einige Berggebiete La Riojas sind. Triassische Ablagerungen (ebenfalls limnisch und fluvial) sind zwar weniger Mächtig, als die des Perms, aber im Südwesten La Riojas weit verbreitet. Während der Jura- und Kreidezeit wurden keine Sedimente abgelagert, die heute noch zu finden sind. Im Bereich der Sierren setzt sich daher die Zeit der tektonische Ruhe und Abtragung fort. Im Gebiet der heutigen Hauptkordillere beginnen vulkanische Aktivitäten . Im Tertiär setzten die ersten andinen Gebirgsbildungsphasen ein. Auch die Sierren werden im Zuge dessen tektonisch beansprucht. Das Bruchschollengebirge beginnt zu entstehen. Innerhalb der Sierren werden dabei unter feucht bis semiaridem Klima terrestrische Sedimente, genauso wie vulkanische Aschen abgelagert. Die Gebirgsbildung der Anden dauert im Prinzip bis heute an. Die Pampinen Sierren erhalten im Quartär ihre heutige morphologische Ausprägung. Sie werden im Zuge der andinen Orogenese hochgeschleppt, die Deckschichten wurden abgetragen, der kristalline Kern bleibt bestehen. Die postorogenetische Landformung unterlag im wesentlichen den heutigen Klimabedingungen, wobei es immer wieder feuchtere Phasen gegeben hatte. Morphologisch spielen tektonische Vorgänge weiterhin eine große Rolle, besonders in den gehobenen Gebirgsteilen. In den Niederungen herrscht heute aride Morphodynamik vor. Die Sedimentation in die Tiefenzonen setzt sich weiter fort. Sie beinhalten also Formationen des Tertiärs und Quartärs. Ältere Sedimentpakete treten im Gelände oft auffällig hervor. 1.3.1.3.5 Zentrale Anden Es gibt viele Einteilungen der Anden. Folgt man der hier vorgestellten, dann reichen die Zentralanden vom Vulkan LLullaillaco in Nordchile, wo sich in Richtung Norden die Ostund Westkordillere weit voneinander entfernen und den Altiplano Boliviano einschließen über den Nudo de Vilcanota, wo sie sich wieder annähern und nun einer längs-zertalten Gebirgslandschaft Platz machen nach Südecuador, wo beide Kordillerenstränge wieder etwas auseinandertreten und einer Serie von Becken Raum geben, die schon Alexander von Humboldt als Straße der Vulkane bezeichnete, bis zum Nudo de Pasto an der Grenze Ecuador-Kolumbien, wo nun plötzlich drei Kordillerenstränge sehr unterschiedlicher geologischer Struktur und Entstehung entspringen. Die Doppelgleisigkeit von West- und Ostkordillere ist demnach das bestimmende Kennzeichen der Zentralanden, die von Nord nach Süd wiederum klar in drei Teile (Ecuador, Peru bis Nudo de Vilcanota, Peru-Bolivien) gegliedert werden können. Obwohl eine genaue strukturelle Abrenzung und Erkennung in der Morphologie oft nicht exakt möglich ist ergibt sich von West nach Ost ergibt sich folgende charakteristische Abfolge des inneren Baus: 58 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die Zentral-Anden schließen den breitesten Teil der Anden mit etwa 900 km W-OErstreckung ein. Hier ist die größte Reliefenergie der Erde zu finden: innerhalb kurzer hurzontaler Distanz steigen die Anden von der Peru-Tiefseesenke (8000m u. d. M.) auf knapp 7000m (Vulkan Ojos de Salado) der Hochkordillere an. Einzelne morphologische Elemente der Anden, parallel zur N-S, bzw. NW-SO-Streichrichung angeordnet, lassen sich auch hier verfolgen, wenn auch nicht über die gesamte Länge hinweg. Obwohl eine genaue strukturelle Abrenzung und Erkennung in der Morphologie oft nicht exakt möglich ist ergibt sich von West nach Ost ergibt sich folgende charakteristische Abfolge des inneren Baus: Küstenkordillere (Cordillera de la Costa) In einigen Bereichen bildet die Küstenkordillere eine Steilküste und steilg unmittelbar bis 2500m empor. Die höchsten Erhebungen findet man in der Sierra Vicuña mit knapp über 3000m. Die Küstenkordillere wird aus einem präkambrischen metamorphen Sockel aufgebaut, der zwischen Mollendo und Arequipa auch an die Oberfläche treten kann. Gneise und Granulite aus diesem Gebiet sind mit 2 Mrd. Jahren die ältesten Gesteine der Anden überhaupt. Paläozoische Serien treten nur an isolierten Aufschlüssen an der chilensichen Küste zu Tage. Präkambrische und paläozoische Serien bilden den kristallinen Sockel der Präkordillere, der nur von einem wenig verformten Deckgebirge überlagert wird, das im gesamten Bereich von Störungen und Schwächezonen geprägt ist. An der Wende von Jura und Kreide setzte ein basaltischer-andesitischer Vulkanismus ein, dessen Gesteinspakete zum Teil von großer Mächtigkeit (über 10000m) sein können. Ein Großteil der Kordillere wird von riesigen Plutonen eingenommen, wobei vor allem Intrusionen im Jungpaläozoikum, im Jura und in der Kreide von Bedeutung sind. Der Küstenbatholith von Peru hat z.B. eine Länge von 1300 km. Hochkordillere oder Westkordillere 59 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die Hochkordillere bildet das oberste Stockwerk der Anden. Hunderte von Gipfeln, meist Stratovulkane, mit knapp 7000m Höhe kennzeichnen das Landschaftsbild. Der innere Bau ist aber keineswegs einheitlich. Den Grundstock bildet auch hier ein alter kristalliner Sockel, der aber kaum zu Tage tritt. Von 27°S Richtung Norden wird die Hochkordillere von mächtigen und weit verbreiteten känozoischen Vulkaniten verhüllt. Die vulkanische Tätigkeit dürfte etwa vor 25 Mio. Jahren begonnen haben. Hunderte Stratovulkane bilden die herausragendsten höchsten Bereiche, der hier auf etwa 4000m gelegene Sockel wird von etwa 200.000 km² Ignimbritdecken zugedeckt. Der Ojos del Salado (6880m) und der Llullaillaco (6723m) sind die höchsten Landvulkane der Erde. Die südperuanischen Gipfel erreichen im Ampato (6310m) und im Coropuna (6426m) immer noch beachtliche Höhen. Puna (Argeninien) oder Altiplano (Bolivien) Zwischen der Hoch- bzw. Westkordillere und der Ostkordillere liegt ein über 2000 km langes breites Senkungsfeld, das sich vom NW Argentiniens über Bolivien bis in den Süden Perus erstreckt. Im Känozoikum, als die Anden zum Hochgebirge herausgehoben wurden, blieb das Krustenstück des Puna-Altiplanoblocks grabenartig und sank rasch ab. Aufgefüllt wurde die Senke durch 14.000 m mächtige Sedimente der Oberkreide und des Teriärs, die den Vrogang des Absinkens gut dokumentieren. Die Hebung des gesamten Blocks auf seine heutige Höhe von 3500-4000m begann erst im Pliozän und dauert bis heute an. Das Erscheinungsbild wird von von großen Salaren und Salzseen beherrscht. Das Salar de Uyuni ist das größte in Südamerika, der Titicacasee der höchste schiffbare See der Erde. Durchsetzt wird die weite Hochebene von einem im Miozän einsetztenden Vulkanismus, der hohe Stratovulkane, wie den Sajama (6520m), oder den Queva (6130m) hervorbrachte. Ostkordillere im Nordwesten Argentiniens Die Ostkordillere setzt im argentinischen Tucumán ein, geht in Bolivien in die Cordillera Oriental, Cordillera Real, und in weiterer Folge in die Cordillera Oriental Perus über. Etwa auf der Breite von Lima endet die Ostkordillere. Das wichtigste Bauelement sind 10.000 bis 15.000m mächtige paläozoische Sedimente, die sich einst in einem großen intramontanen Becken zwischen dem brasiliansichen Schild und dem präkambrischen Gebirge an der pazifischen Küste ablagerten. Es handelt sich großteils um Pelite und Psammite als marine Flachseeablagerungen, nur selten sind Karbonatische Ablagerungen gefunden worden. Das Alter der Gesteine, alles in allem paläozoisch, ist im Detail unterschiedlich. Kambrische Elemente sind nur in Argentinien und Süd-Bolivien beobachtet worden. Besondere Mächtigkeit erreichen Ablagerungen aus dem Ordovizium und Devon, vor allem in Argentinien und Peru, durch zwei paläozoische Gebirgsbildungen geprägt, scharf gefaltet und leicht metamorphisiert wurden. Das jüngere Paläozoikum (Karbon, Perm) liegt in meist kontinentaler Fazies vor und liegt diskordant über dem Altpaläozoikum. Der PräPaläozoische, proterozosiche Sockel tritt nur in einzelnen Aufschlüssen Argentiniens und Perus in Form von Phylliten und Glimmerschiefern zu Tage. Ein zweites Bauelement sind Tiefengesteine unterschiedlichen Alters.Besonders in Peru sind paläozoische Intrusiva und Extrusiva von Bedeutung, wo während einer jungpaläozioschen Dehnungsphase der Kruste 1.000 km lange Magmatite (Granite, Ignimbrite) produziert wurden. In den paläozosichen Mantel der Cordillera Real Boliviens drangen im vom Mesozoikum bis ins Tertiär Plutone ein. Sie wurden durch Erosion freigelegt und bilden heute den imposanten Gipfelbereich des Illampu (6.550m) und des Illimani (6.439m). 60 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at In Argentinien hat sich in einigen Bereichen über dem paläozoischen Sockel ein bis zu 5.000m mächtiger Aufbau aus kontinentalen Rotsedimenten der Oberkreide und des Tertiärs gebildet. Die peruanische Cordillera Blanca ist eines der Paradiese der Extrembergsteiger in Lateinamerika. Sie wird aus Schiefer und Psammiten des Oberkarbons und der Kreide aufgebaut. Durchbrochen wird diese Serie durch das Tiefengestein des Huascarán-Massivs (6778m). In Peru bilden die Anden morphologisch einen mächtigen Gebirgsbereich dar, erst in Ecuador ist die Kordillere durch eine Depression deutlich untergliedert. Weiter nördlich in Kolumbien ist eine weitere Auffächerung in drei eigenständige Gebirgsregionen zu erkennen. Nordperu In Zentral- und Nordperu unterscheidet man im Groben zwischen einer Westkordillere und einer Ostkordillere. Die Westkordillere ist in mehrere Jura- und Kreideserien untergliedert, bestehend aus Vulkaniten, Volkanoklasten und Sedimenten. Seit der Mittelkreide intrudiert in diese Komplexe Gesteinsformation in einzelnen Schüben ein Küstenbatholith. Die Gebirgsbereiche werden von diesem Plutonit geprägt. Im Gegensatz zu südlich und nördlich gelegenen Andenteilen wurde die Westkordillere zwischen Mesozoikum und Tertiär intensiv gefaltet. Schuppenstrukturen, Aufschiebungen und für die Anden eher ungeföhnliche Überschiebungen verleihen dem Gebirgszug einen komplizierten Aufbau. Die Ostkordillere hat ebenfalls eine Besonderheit zu bieten. Hier treten präkambrische und paläozische Schiefer zu Tage, die während paläozoische Gebirgsbildugsphasen stark verformt und durch Intrusionen ergänzt wurden. Die Bildung kontinentaler Rotsedimente und Vulkanite zwischen Oberkreide und Pliozän verjüngten die Ostkordillere. Nach Osten schließt eine subandine Zone die Anden ab. Sie besteht aus drei verschiedenen Elementen, allesamt aufgebaut aus mesozoischen und känozoischen Gesteinen. Ecuador Ecuador in seiner gesamten Längsausdehnung von zwei Gebirgssträngen durchzogen, der Westkordillere und der Ostkordillere. Getrennt werden sie durch eine grabenartige innerandine Senke, wo sich auch die Hauptstadt Quito befindet. Zwischen pazifischer Küste und der Westkordillere liegt ein weites Küstentiefland und der Golf von Guayaquil. Der breite Küstenstreifen besteht aus erdölführenden mächtigen Sedimentpaketen, die zwischen Kreide und Tertiär abgelagert wurden. Eine tektonische Besonderheit stellt die Cordillera de Chogon-Colonche dar. Im Gegensatz zu den stetig N-S-streichendnen Andenketten, verläuft dieser Höhenbereich (nicht höher als 700m) in WNW-ESE-Richtung. Die Westkordillere besteht aus kreidezeitlichen basaltischen Vulkaniten und Peliten, deren Mächtigkeit einige 1.000m erreicht. Zwischen Oberkreide und Tertiär wurde diese Gesteinsserie mehrfach gefaltet. Gegen Osten hin sind flyschartige Sedimente der Oberkreide zu finden, bedeckt von Sedimenten des Tertiärs. Beide Serien sind durch junge tektonsiche Bewegungen ebenfalls tektonisch beansprucht und scharf gefaltet. Während der gebirgsbildenden Phase im Tertiär entstand auch die grabenartige Senke von Quito. Die heutige Oberfläche liegt auf einer Höhe von 2.500 - 3.000m. Die Senke ist mit mächtigen pyroklastischen Lagen aufgefüllt. Dazwischen geschaltet sind glazigene LaharAblagerungen. Im Tertiär setzt eine intensive vulkanische Aktivität ein. Im Beckenbereich bauten sich mächtige Vulkane auf, wie etwa der Chimborazo (6.310m) oder der Cotopaxi (5.897m) bei Ouito. Die Ostkordillere durchzieht mit 650 km fast das gesamte Land und ist fast ausschließlich aus uralten metamorphen Gesteinen aufgebaut. Das Gesteinspektrum reicht dabei von hochgradig metamorphen Gneisen, Migmatiten des Präkambriums, bis zu Otho- und 61 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Paragneise, Grünschiefer und den schwach metamorphen Phylliten. Die jüngsten Gesteine entstammen dem Paläozoikum. Einzelne Granitintrusionen am Ostrand wurden in Oberjura und Tertiär eingeordnet. Die subandine Zone entwickelte sich in einer weiten Snkungszone zwischen brasiliansichen Schild und Kordillere. Zwsichen Oberdevon und Quartär lagernten sich hier über 10.000m mächtige erdölführende Sedimentserien ab, die immer wieder epirogenetisch gehoben wurden. 1.3.1.3.6 Nordanden Die Nordanden sind durch drei Kordillerenstränge gekennzeichnet, die in Kolumbien durch die tiefen Grabenbrüche des Río Cauca und des Río Magdalena voneinander getrennt sind. Nach Venezuela setzt sich nur die Ostkordillere fort, die dort in der Cordillere de Mérida einen großartigen Abschluss findet. Kolumbien Die morphologische Struktur der Anden Kolumbiens zeigt die Struktur der Nordanden mit ihren drei, klar voneinander getrennten Gebrigssyteme am deutlichsten. Die 62 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Westkordillere, Cordillera Occidental, wird dabei durch das Tal des Río Cauca von der Zentralkordillere, der Cordillera Central, getrennt. Zwischen dieser und der Ostkordillere, Cordillera Oriental, liegt das breite Tal des Río Magdalena. Aufbau und Struktur der drei Gebirge sind vollig unterschiedlich. Bemerkenswert sind die ausgeprägten Subsistenzbereichen, Zonen mit großen Absenkungstendenzen, zwischen den Kordillerenketten Kolumbiens und Venezuelas. Zwischen Pazifik und Cordillera Occidental liegt ein aus mächtigen tertiären Sedimenten aufgebauter hügeliger Küstenbereich. Einzige höhere Erhebung ist die Sierra de Baudó (1810 m), eine mesozoische vulkanische Extrusion. Gegen Osten schließen leicht metamorphe Tonschiefer und Kieselschiefer, die von mächtigen basaltischen Vulkanitdecken bedeckt sind. Dieser Kompex baut die Westkordillere auf. Man deutet heute diese Struktur als Rest einer ozeanischen Krustenteiles mit Inselbogen-Vulkanismus, das erst im Tertiär der kontinentalen Kruste Südamerikas angelagert wurde. Lokal intrudierten tertiäre Tonalitstöcke in die jurassisch-kretazischen Vulkanite. Die Zentralkordillere wird von alten präkambrischen und altpaläozoischen Gesteinen bestimmt. Typisch für die Cordillera Central sind niedriggradige Metamorphite, wie Phyllite, Quarzite und metamorphisierte Komglomerate. Sie weisen eine ausgeprägte Schieferung und scharfe Faltungen auf. Die Metamorphite werden diskordant von devonischen und unterkarbonischen kontinentalen sowie oberkarbonischen und permischen marinen Sedimenten überlagert. Am Ostrand befindet sich ein Gemisch aus permotriassischen Ignimbriten und kreidezeitlichen Konglomeraten, Grauwacken, Pyroklastika und Kalksandsteinen. Zwar erreichen Ost- und Westkrodillere ebenfalls beachtliche Höhen, die Zentralkordillere wurde allerdings bis in die Kreide gewaltig gehoben. Sie ist auch der einzige Beriech Kolumbiens der von jungem, ab dem Miozän einsetztenden, Vulkanismus geprägt ist. Die höchsten Gipfel werden von sehr jungen Vulkanen aufgebaut. Zu den höchsten zählen der Nevado Tolima (5215 m), der Nevado de Huila (5439 m) und der Nevado de Ruiz (5400 m), um nur einige zu nennen. Letztgenannter brach 1985 in verheerender Weise aus. Die Ostkordillere hat eine kompliziertere Struktur. Zunächst in drei Gebieten der prätriassiche Sockel aufgeschlossen. Von Süden nach Norden liegen diese bei Garzón, der Bereich Quetamé und bei Santander. In sich ist dieser Körper ebenfalls sehr heterogen aufgebaut. Das Gestein besetht aus stark metamorphen Gneisen und Granuliten. Ein weites Gebiet wird von gewaltigen marinen Kreideserien eingenommen, die dirkordant über dem alten Sockel liegen. In einigen Bereichen erreichen diese Serien eine Mächtigkeit von bis zu 11.000 m. Im Gegensatz zum tektonisch stark untergliederten Socke sind in der Kreide nur sehr schwache Faltenstrukturen zu beobachten - ungewöhnlich, darüber hinaus wurde dieses mächtige Schichtpaketvon keiner weiteren Orogenes erfasst. Bemerkenswert ist die tektonische Struktur der Ostkordillere. Der Nordbereich ist tektonisch stark untergliedert, weiter südlich dominieren große Aufwölbungen, Diese Strukturen beeinflussen auch das Aussehen des Deckgebrige. Insgesamt handelt es sich um einen riesigen tektonsich gehobenen Block zwischen den Tiefenbereichen des Río Magdalena im Westen und den Llanos im Osten. Einzelne Verwerfungen im Sockel weisen einen Höhenunterschied von 10.000 m auf ! Junge Tektonik spielt auch in den nördlichen Grundgebirgsschollen Kolumbiens eine große Rolle. Die Sierra Nevada de Santa Marta und die wesentlich niedrigere Halbinsel Guajira sind vom Rest der Anden durch Sankungszonen getrennt. Die Sierra Nevada de Santa Marta steht überhaupt einen nach allen Seiten von tektonischen Strukturen begrenzter Block dar. Imposant ist der höchste Punkt des Gebirges: der Cristóbal Colon mit einer Höhe von 5776 m liegt direkt über dem karibischen Meer. 63 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Wie in den anderen nördlichen Gebrigen Kolumbiens ist auch die Sierra Nevada gekennzeichnet durch komplexe Strukturen im Inneren. Den blockartig gehobenen Gebirgssockeln stehen weit abgesunkene Krustenteile gegenüber, mit mächtigen Sedimentschichten augefüllt. Die innere Struktur zeigt zuunterst aus präkambrischen hochmetamorphen Gneisen, Granuliten und Amphiboliten, es folgen permotriassische Rotsedimente und Ignimbrite. In jungerer Zeit, etwa vor 190 und 50 Mill. Jahren, drangen ausgedehnte granitische Plutone ein. Eine der wichtigsten Störungszonen der Anden ist das W-E verlaufende System der OcaStörung, die im Osten noch in der venezolanischen Sierra Mérida weiterzuverfolgen ist. Sie begrenzt die Sierra de Nevada nach Norden und Osten. Allein im Alttertiär waren hier Vertikabwegungen von mehreren tausend Metern wirksam, die stärksten Vertikaltendenzen der Anden. Noch im Eozän führten Verschiebungen zu einem horizontalen Versatz von 1520 km. Diese und andere Störungslinien der Sierra Nevada werden als Ausdruck für Aktivitäten zwischen der karibisch-südamerikanischen Plattengrenze gedeutet. Venezuela Direkt an die Cordillera Oriental schließt in Venezuela die Cordillera Merida an. Unweit im Südosten der Stadt Merida erreicht sie im Pico Bolivar (5004 m) ihren höchsten Punkt. Zusammen mit der Serranía de Perija (Pico de Taetria, 3750 m), ebenfalls ein Ausläufer der Cordillera Oriental, bilden sie den Rahmen für den Golf von Maracaibo und und trennt es von der Tiefebene des Orinocco. Beide Gebirge bestehen im Liegenden aus präkambrischen bis altpaläozoischen metamorphisierten Serien. Es folgen mächtige marine Sedimente, die sich zwischen Ordovizium und Devon ablagerten, darüber flyschähnliche Faziesreihen. Im jüngeren Paläozoikum folgen marine und kontinentale Sedimente. Während Trias und Jura nur stellenweise als limno-fluviatile Sedimente zu finden sind, entwickelte sich in der Kreide eine bedeutende marine Transgression. Das Tertiär überlagert die Kreide mit geringmächtigen marin-terrestrischen Serien. Den Abschluß bilden molasseartige Sedimente des Miozäns. Magmatische Ereignisse datieren aus dem Paläozoikum als mehrfach Granitkörper intruierten. Auch vulkanische Tätigkeiten sind auf das Paläozoikum beschränkt, womit sich die Anden Venezuelas deutlich von anderen Andenbreichen unterscheidet - seit der Trias fanden hier keine magmatischen Vorgänge statt. Statt dem folgten Bruchverwerfungen, Blockbewegungen und Bildung grabenartiger Senken, bis schließlich am Ende des Eozäns ein starkes orogenetisches Ereignis die Anden zum Hochgebirge werden ließ. Nordperu In Zentral- und Nordperu unterscheidet man im Groben zwischen einer Westkordillere und einer Ostkordillere. Die Westkordillere ist in mehrere Jura- und Kreideserien untergliedert, bestehend aus Vulkaniten, Volkanoklasten und Sedimenten. Seit der Mittelkreide intrudiert in diese Komplexe Gesteinsformation in einzelnen Schüben ein Küstenbatholith. Die Gebirgsbereiche werden von diesem Plutonit geprägt. Im Gegensatz zu südlich und nördlich gelegenen Andenteilen wurde die Westkordillere zwischen Mesozoikum und Tertiär intensiv gefaltet. Schuppenstrukturen, Aufschiebungen und für die Anden eher ungeföhnliche Überschiebungen verleihen dem Gebirgszug einen komplizierten Aufbau. Die Ostkordillere hat ebenfalls eine Besonderheit zu bieten. Hier treten präkambrische und paläozische Schiefer zu Tage, die während paläozoische Gebirgsbildugsphasen stark verformt und durch Intrusionen ergänzt wurden. Die Bildung kontinentaler Rotsedimente und Vulkanite zwischen Oberkreide und Pliozän verjüngten die Ostkordillere. 64 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Nach Osten schließt eine subandine Zone die Anden ab. Sie besteht aus drei verschiedenen Elementen, allesamt aufgebaut aus mesozoischen und känozoischen Gesteinen. Ecuador Ecuador in seiner gesamten Längsausdehnung von zwei Gebirgssträngen durchzogen, der Westkordillere und der Ostkordillere. Getrennt werden sie durch eine grabenartige innerandine Senke, wo sich auch die Hauptstadt Quito befindet. Zwischen pazifischer Küste und der Westkordillere liegt ein weites Küstentiefland und der Golf von Guayaquil. Der breite Küstenstreifen besteht aus erdölführenden mächtigen Sedimentpaketen, die zwischen Kreide und Tertiär abgelagert wurden. Eine tektonische Besonderheit stellt die Cordillera de Chogon-Colonche dar. Im Gegensatz zu den stetig N-S-streichendnen Andenketten, verläuft dieser Höhenbereich (nicht höher als 700m) in WNW-ESE-Richtung. Die Westkordillere besteht aus kreidezeitlichen basaltischen Vulkaniten und Peliten, deren Mächtigkeit einige 1.000m erreicht. Zwischen Oberkreide und Tertiär wurde diese Gesteinsserie mehrfach gefaltet. Gegen Osten hin sind flyschartige Sedimente der Oberkreide zu finden, bedeckt von Sedimenten des Tertiärs. Beide Serien sind durch junge tektonsiche Bewegungen ebenfalls tektonisch beansprucht und scharf gefaltet. Während der gebirgsbildenden Phase im Tertiär entstand auch die grabenartige Senke von Quito. Die heutige Oberfläche liegt auf einer Höhe von 2.500 - 3.000m. Die Senke ist mit mächtigen pyroklastischen Lagen aufgefüllt. Dazwischen geschaltet sind glazigene LaharAblagerungen. Im Tertiär setzt eine intensive vulkanische Aktivität ein. Im Beckenbereich bauten sich mächtige Vulkane auf, wie etwa der Chimborazo (6.310m) oder der Cotopaxi (5.897m) bei Ouito. Die Ostkordillere durchzieht mit 650 km fast das gesamte Land und ist fast ausschließlich aus uralten metamorphen Gesteinen aufgebaut. Das Gesteinspektrum reicht dabei von hochgradig metamorphen Gneisen, Migmatiten des Präkambriums, bis zu Otho- und Paragneise, Grünschiefer und den schwach metamorphen Phylliten. Die jüngsten Gesteine entstammen dem Paläozoikum. Einzelne Granitintrusionen am Ostrand wurden in Oberjura und Tertiär eingeordnet. Die subandine Zone entwickelte sich in einer weiten Snkungszone zwischen brasiliansichen Schild und Kordillere. Zwsichen Oberdevon und Quartär lagernten sich hier über 10.000m mächtige erdölführende Sedimentserien ab, die immer wieder epirogenetisch gehoben wurden. 1.3.1.3.7 Karibisches Küstengebirge Es ist weniger die Höhe die Besonderheit am Karibischen Küstengebirges, die höchsten Höhen werden in der Nähe von Caracas mit 2800 m erreicht, sondern der geologische Aufbau und die Morphologie. Es dominieren hochmetamorphe Gesteine der Kreide und des älteren Mesozoikums. Tektonische Deformationen mit Deckenstrukturen und Flyschserien spielen eine große Rolle. Für die Entstehung des Orogens muss man komplizierte plattentektonsiche Modelle zwischen der karibischen und südamerikanischen Platte. Bei jüngeren Forschungen entdeckte man umfangreiche basisce und ultrabasische Körper in Verbindung mit Tiefseesedimenten. Man nimmt an, dass ozeansiche Krustenteile am Aufbau des Gebirges beteiligt sind, in einzelnen tektonischen Teilen sind sogar eine Anzahl von Unterkrusten und Mantelgesteine zu finden, was für intensive Subduktionsprozesse zwischen einer ozeanischen und kontinentalen Kruste spricht. Man kann das gesamte Orogen in vier Teile untergliedern: •Die Cordillera de la Costa wird von hochmetamorphen Gesteinen des vormesozoischen Sockels aufgebaut, von Gesteinen des Jura und der Kreide, in die konkordant Linsen von 65 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Eklogit, Amphibolit und Serpentinit eingeschaltet sind. In diese Serien intruierten junge, 7080 Mill. Jahre alte Granit- und Grandioritplutone. Sie wird nach Süden von scharfen tektonsichen Störungen begrenzt. • Weiter nach Süden folgt der Bereich Caucagua - El Tinaco, der von Vulkaniten und Sedimentgesteinen der Kreide aufgebaut wird und nur schwach metamorphisiert sind. Hier liegt auch der paläozoische Plutonkomplex El Tinaco. In diese Serien sind immer wieder allochtone Metamorphite der Kreide und des Alttertiärs eingeschaltet. • Ostlich schließt der schmale Bereich von Paracotos an, der aus Kalken, Konglomeraten und Vulkaniten aufgebaut wird, eingebettet in einer phyllitischen Grundmasse. An den begrenzenden Störungen treten Serpentinite und Gabbrokörper auf. • Nach Süden hin schließt der Bereich von Villa de Cura an, einem allochtonen Block, der auf andere Strukturen aufgeschoben wurde. Er besteht aus Metabasalten und vulkanischen Tuffen. Phyllite sind ebenso zu finden, wie Eklogite und Chloritschiefer. Den Abschluss bilden die alttertiären Flyschserien der Zone von Piemontina, die tektonisch stark verformt sind, und auf die kontinentalen Sedimente der Llanos aufgeschoben wurden. 1.3.1.4 Die Lagerstätten in Südamerika Südamerika ist reich an Lagerstätten der verschiedensten Art. Im ausserandinen Raum sind vor allem die ausgedehnten präkambrischen Gesteinsfolgen reich an Erzlagerstätten. Nennenswerte Vorkommen von Erdöl und Kohle findet man in schmalen Säumen an der Atlantikküste und Brasiliens oder in den großen Tiefländern Venezuelas oder Argentiniens. Unter den Top 20 der erdölproduzierenden Länder befinden sich mit Venezuela (6.), Brasilien (18.) und Argentinien immerhin drei südamerikanische Länder. Zur Terminologie: Bei abbauwürdigen Mengen spricht man von Lagerstätten, bei geringeren von Vorkommen. Infolge von Preisänderungen, technischen Verbesserungen oder wachsender Nachfrage können sich Vorkommen zu Lagerstätten entwickeln. Man unterscheidet primäre und sekundäre Lagerstätten/Vorkommen. Primäre befinden sich am Ort der Entstehung, sekundäre wurden umgelagert, sind also in der Regel Sedimente. 1.3.1.4.1 Ausserandine Lagerstätten Die wichtigsten Lagerstätten des ausserandinen Raums enthalten Eisen, Mangan, verschiedene andere Erze und Edelmetalle und diverse Verwitterungslagerstätten und Erdöl. Die Erze sind, wenn es sich um primäre Vorkommen handelt, vor allem an die alten archaischen Kerne des Kontinents gebunden. Die Eisen und Manganlagerstätten Brasilens zählen zu den größten der Welt. Zahlreiche wichtige Erze und Edelsteine entstanden bei pegmatitisch-pneumatolytischen und hydrothermalen Phasen im Zuge der Brasiliano-Orogenese der Schildgebiete Südamerikas. In jüngeren präkambrischen Gesteinen wurden vor allem in den Staaten Paraiba und Rio Grande do Norte (Nordostbrasilien) bedeutende Wolfram- und Zinnsteinlagerstätten erschlossen. Im Bereich des Guayana-Schildes und in vielen Teilen Brasiliens ist alluviales Seifengold bekannt, das aus hydrothermalen Lagerstätten herausgewittert und fluviatil verfrachtet wurde. Primärlagerstätten an Gold findet man in hydrothermalen Quarzgängen, oder in metamorphisierten Konglomeraten. Unzählige Pegmatitgänge durchsetzten weite Teile Nordostbrasiliens. Die Quarzgänge der Pegmatite sind oft mauerartig herausgewittert und führen neben Quarz , Mikrolin und Glimmerplatten verschieden Edelsteine, wie 66 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Turmalin, Beryll, Topas, Aquamarin und Smaragd. Eine sekundäre Anreicherung durch Verwitterung erfolgte entlang der Flüsse. Solche Lagerstätten bezeichnet man als Seifen. Brasilien ist ferner der wichtigste Produzent von Bergkristall und Quarz für optische und elektronische Zwecke. Die Quarze werden in reinen Gängen im Ausmaß von 1200 km Länge und 100 bis 200 km Breite gefunden! In Bereichen Ostbrasiliens, des Guaporé-Kratons und am Guayanaschild kommen Diamanten, vor allem Industriediamanten, in vielen Flussseifen vor. 1.3.1.4.1.1 Eisen Zwischen 2800 Mio. und 1600 Mio. Jahren entstanden in allen Kratonen der Erde gebänderte Eisen-Quarz-Formationen. Die heutige Eisen- und Stahlproduktion beruht in hohem Maße auf Lagestätten dieser Art. Weltweit wird für diese Serien der Begriff Itabirite verwendet, nach dem gleichnamigen Pico de Itabira im Eisernen Viereck im Staat Minas Gerais. Zunächst dürften sich auf einem uralten archaischen Schild sich ein tektonisch ruhiges Becken gebildet haben, in das gleichmäßig in rhythmischer Schichtung chemische Flachwassersedimente abgesetzt wurden. Woher das Eisen in dieser Konzentration kommt war lange Zeit umstritten. Eisen und Kieselsäure wurden zum Großteil durch Verwitterungsvorgänge in die Becken transportiert. Es dürften auch vulkanische Aktivitäten eine Rolle gespielt haben. nach deren Ablagerung wurden die eisenhaltigen Sedimente verfestigt und mehrfach metamorphisiert. Umkristallisation und Teilaufschmelzung (Metasomatose) führten zur Anreicherung von Eisen und Abfuhr von Kieselsäure. Itabirite bestehen im Normalfall aus 30 und 50% Eisen und weisen eine feine Schichtung als Zeichen jahreszeitlicher Biorhythmik von Bakterien auf. Erst sekundäre Anreicherung von Eisen durch tropische Verwitterungsprozesse oder durch Metamorphose ließen Reicherzkörper mit bis zu 63 % Eisengehalt entstehen. Die größten Itabiritvorkommen Südamerikas liegen •im Eisernen Viereck ("Quadrilátero Ferrífero"), Minas Gerais: bereits Anfang des vorigen Jahrunderts wurden diese Reicherzlagerstätten erforscht. Mit etwa 80 Lagerstätten und Vorräten von über 10 Mrd. t hochwertigen Erzes ist es eines der größten Vorkommen der Erde! Inmitten von uralten, mächtigen präkambrischen Serien ragt der Pico de Itabira mit 1586 m nadelförmig als Wahrzeichen des Eisernen Vierecks aus der Landschaft heraus. •in der Serra do Carajás: Erst 1967 entdeckte man im nördlichen Bereich des brasilianischen Schildes zwischen dem Rio Xingú und dem Rio Araguaia, ein riesiges Vorkommen an Itabiriten. Von dichtem Urwald umgeben konnte man bis vor wenigen Jahren das Gebiet nur in kleinen Booten oder auf dem Luftweg erreichen. Das 120.000 km² große Gebiet ist vermutlich das erzreichste Gebiet Brasiliens - neben Eisen wurde Mangan, Nickel, Zinn, Bauxit und Gold gefunden. Es dauerte nicht lange bis 1980 etwa 20.000 "garimpeiros" - Goldwäscher - hier ihr Glück versuchten. Das Gebiet enthält ein geschätztes Vorkommen von 19 Mrd. t. Eisen (!) mit einer Konzentration im Gestein von bis zu 69 %. •Sierra de Imataca /Venezuela: liegt südlich des Río Orinocco unweit dessen Mündung in den Atlantik, am Nordostrand des Kratons von Guayana, NNE-SSW streichend. Die Erzprovinz, seit 1946 erschlossen, umfasst etwa 90.000 km² mit einem Vorrat an 4 Mrd. t Reicherz und ist somit die drittgrößte in Südamerika. Diese Region ist auch dadurch bekannt, dass dort die ältesten Gesteine Südamerikas mit 3,6 Mrd. Jahren datiert wurden. 67 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Die Eisenlagen bestanden dort ursprünglich aus 40-60 % Magnetit, der Rest aus Quarz. Erst lateritische Verwitterung ermöglichte die Anreicherung eines Reicherzkörpers bis zu 69 % auf einer alten, bis zu 800 m mächtigen Verwitterungsfläche. •Weitere Vorkommen entdeckte man im schwer zugänglichen Urwald von FranzösischGuayana, wo auf Tafelbergen bis zu 40 m tief verwittert sind und dadruch sekundäre Reicherzkörper enthalten. 1.3.1.4.1.2 Mangan Manganvorräte werden allein in Brasilien auf 100 Mio. t geschätzt. Die wichtigsten Lagerstätten liegen in der Serra do Navio Amapá/Brasilien, nördlich der Amazonasmündung und in Lafaiete im Staat Minas Gerais. Die Serra do Navio bildet das östliche Ende eines bogenförmigen Mangan-Gürtels, der in der Sierra de Itacama in Venezuela beginnt. Primär wurden sie als Karbonate oder Oxide gebunden abgesetzt.Bei lateritischer Verwitterung im tropischen Wechselklima geht das Mangan in Lösung und wird als Oxid ausgefällt. Ähnliche Prozesse führten auch in Guyane und Surinam zu reichen Manganlagerstätten. Die Masse der abbauwürdigen Reicherzkörper wird auf über 25 Mio. t. mit über 40 % Mangan-Gehalt geschätzt. Manganführende Serien in der Nähe von Lafaiete östlich von Belo Horizonte entstanden in komplizierten Syneklisen auf dem archaischen Untergrund. Zwischen Amphiboliten und Metamorphiten sind immer wieder Mangan-Karbonate und Manganoxide zwischengeschaltet. Ursprüngliche Mangansilikate und -karbonate wurden nach Abtragung und Verwitterung zu oxidischen Reicherzkörpern der seltenen Erze mit Kryptomelan und Pyrolusit umgeformt. Ein weites Vorkommen an Mangan, allerdings in einer völlig anderen Umgebung, ist in Corumbá an der bolivianischen Grenze zu finden. Vor allem das Alter der Gesteine der Lagerstätten unterscheidet sich deutlich von anderen. Das äußerst abgelegene und schwer zugängliche Gebiet soll 100 Mio. t. Manganreicherz bis zu 52 %, sowie 100 Mio t Eisenerz enthalten. Die Erze sind im Urucum-Komplex, aufgebaut aus mehreren hundert Meter mächtigen Kongomeraten, enthalten, der etwa 600 Mio Jahren im Jungproterozoikum entstanden ist. Die Herkunft des Eisens und Mangans wird durch sekundären Eintrag durch Verwitterung erklärt. 1.3.1.4.1.3 Verwitterungslagerstätten Weltweite Bedeutung haben Bauxitvorkommen am Nordostrand des Guayana-Schildes zwischen dem Orinoco-Delta und dem brasilianischen Staat Ampá. Wichtige Abbaugebiete liegen in Guyane, Surinam und im Ampá/Brasilien. Bauxite bestehen aus hydratisierten Aluminiumoxiden. Deren Bildung ist an bestimmte klimatische und morphologische Bedingungen gebunden: eine flache Plateaulandschaft in feuchtwarm bis trockenwarmen Klima. Ausgangsgesteine können aluminiumreiche und eisenarme Serine mit wenig verwitterungsresistenten Mineralien sein. Bei langfristiger, lateritischer Verwitterung werden Silikate aufgelöst, Kiselsäure abgeführt, was zu einer Anreicherung von Aluminiumoxid führt. Bauxite findet man entweder in kaolineriechen jungen Sedimenten der Tiefländer (Tieflandbauxite), oder auf zersetzten präkambrischen Serien oder einer kaolinreichen lateritischen Verwitterungsschicht auf alten Schilden (PlateauBauxite). 68 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.4.1.4 Erdöl Durch die große Ausdehnung präkambrischer Gesteine und das Fehlen von Sedimentationsräumen hat Brasilien keine Erdöllagerstätten. Im Saum der Anden ist dies jedoch anders, dort finden sich nennenswerte Lagerstätten. Weltweite Bedeutung haben die Vorkommen in den mächtigen Sedimentfüllungen des Maracaibo-Beckens und des Orinoco-Deltas. Man schätzt die Reserven am Río Orinoco an konventionellen Rohöls auf 40 Mrd. t und Schweröls auf 170 Mrd. t. Es sind dies die größten Lagerstätten Südamerikas. In den weiten Ebenen am östlichen Andenrand zwischen Kolumbien und Argentinien liegen ebenfalls große Vorräte, sodass diese Länder ihren Bedarf weitgehend selber decken können. Dennoch nennenswerte Vorkommen werden in den Kreide/Tertiärbecken an der argentinisch-brasilianischen Atlantikküste gefördert. Schließlich ist die Region um die Magellanstraße erdölhöffig. Die dortigen Lagerstätten werden terrestrisch seit 1945 ausgebeutet, heute hat sich der Schwerpunkt offshore verlagert. 1.3.1.4.2 In den Anden Der Reichtum an Bodenschätzen führte schon vor über 2000 Jahren zur Ausbeutung der Andenstaaten und beeinflusste das wirtschaftliche und politische Geschehen bis heute. Lange vor der spanischen Eroberung der Andenstaaten wurde Gold abgebaut und kunstvoll verarbeitet. Die Suche nach Edelmetallen war das Hauptmotiv der Coquistadoren - die Lagerstätten Kolumbiens, Perus und Boliviens waren das Ziel. Die bolivianische Bergbaustadt Potosí, auf 4000 m gelegen, war lange Zeit die größte Stadt Südamerikas - der Cerro Rico als der erzreichste Berg Südamerikas zog Tausende von Bergarbeitern an. Zwar werden noch immer Gold und Silber abgebaut, heute sind aber andere Bergbauprodukte von Bedeutung. Die wichtigsten Produkte sind Kupfer, Zinn, Blei, Zink oder Erzeugnisse polymetallischer Abbaugebiete. Immer noch baut die Wirtschaft Perus, Boliviens, aber auch Chiles auf Bergbauprodukten auf, die 50 bis 70 % der Ausfuhrerlöse ausmachen können. Modernisierung, technischer Fortschritt, Preisdumping und Preisstürze einiger Produkte bereiten vielen Ländern große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Rohstoffkartelle nach dem Muster der OPEC sind zwar gebildet worden, hatten jedoch keinen Erfolg. 1.3.1.4.2.1 Erzlagerstätten Im Gegensatz zu den ausserandinen Lagerstätten der alten Schilde sind die andinen in ihrer Entstehung sehr jung und meist an magmatische Gesteinskörper des Mesozoikums und Känozoikums gebunden. Viele Abbaugebiete liegen in großer Höhe. Auch die wissenschaftliche Erforschung hinkt dem Abbau und der Ausbeutung hinterher. Erst in den letzten Jahren wurden systematisch geologische Karten der Bergbaugebiete erstellt. Zuvor wurden mehr oder weniger unkontrolliert Stollen in die Berge getrieben, was Tausenden Menschen das Leben kostete: "Der Cerro Rico ist löchrig wie Schweizer Käse", erzählt ein Arbeiter einer Kupfermine. 1.3.1.4.2.1.1 Kupfer Mehr als 30 % der weltweiten Kupferreserven sind in den Anden in einem Lagerstättentyp konzentriert, bekannt als zirkumpazifischer Kupfergürtel. Lösungen von Kupfer- und Molybdänlösungen haben zahlreiche zerklüftete Gesteinszonen durchsetzt und ein Netzwerk feinster Klüfte gebildet. Man spricht daher von 69 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at "Imprägnationserzen". Kupfer ist in riesiger Menge vorhanden, innerhalb der Gesteine allerdings in nur sehr geringer Konzentration. Die Lagerstätten befinden sich vielfach nahe der Oberfläche und können vor allem in den Wüstengebieten Chiles und Perus im Tagbau abgebaut werden. In beiden Ländern gibt es aber auch Untertagebau auf Kupfer. Die andine Kupferprovinz ist genetisch an känozoischen Magmatisums gebunden. Durch radiometrische Untersuchungen kann man die Mineralisationsvorgänge in das Tertiär einordnen. Man geht davon aus, dass Kupfer und Molybdän aus der aufgeschmolzenen ozeanischen Kruste der Subduktionszone der pazifischen Platten entstanden sind. In Verbindung mit dem hier vorherrschendem Wüstenklima bildeten sich durch Oxidation zahreiche Oxidationsvorgänge leicht lösliche Kupferverbindungen. Die Lagerstätte von Chuquicamata ist unter Mineralogen für ihre zahlreichen verschiedenartigen Kupferverbindungen berühmt. Die wichtigsten Vorkommen sind im chilenischen El Teniente bei Rancagua, in Chuquicamata und der Mine La Escondida, aber auch in El Salvador und im südperuanischen Toqupala zu finden. Einige andere Kupferlager wurden erst in den letzten Jahren erschlossen. Beispiele jüngerer Grossminen sind La Escondida und Quebrada Planca in Nordchile und Cerro Verde bei Arequipa in Südperu. 1.3.1.4.2.1.2 Zinn Östlich des Altiplano in Bolivien entwickelten sich in der Cordillera Real die größten und reichsten Zinnerzkonzentrationen der Erde. Man spricht von der großen ZinnWolfram-Antimonprovinz Boliviens. Die Lagerstätten erstrecken sich in einem schmalen Streifen etwa 900 km durch Bolivien. Zinn ist das wichtigste Abbauprodukt des Landes. Der Abbau erfolgt meist untertage und bringt als Nebenprodukte auch häufig Wismut, Wolfram, Silber, Blei, Antimon und Zink hervor. Die Lagerstätten entstanden während komplexer magamtischer Prozesse, als in die mächtigen paläozoischen Sedimentserien der Cordillera Real und seiner südlichen Ausläufer in zwei Phasen, eine während der oberen Trias, die zweite im Tertiär (29-19 Mio. Jahre), Plutone eindrangen. Diese Ereignisse führten zu Zinn-Wolfram-Erzgängen. Aus diesem Bildungszyklus entstand auch der bereits in kolonialer Zeit ausgebeutete Reichtum des Cerro Rico in Potosí. Damals waren diese Silberminen die größten der Erde. Der Erzreichtum setzt sich bis nach Nordargentinien fort, die Zinnmineralisation bleibt allerdings auf Bolivien beschränkt. 1.3.1.4.2.1.3 Polymetallische Lagerstätten Polymetallische Lagerstätten sind bei weitem nicht so einheitlich angeordnet wie Kupfer- und Zinklager. Polymetallische Fundstellen sind in Nordargentinien bekannt und reichen von dort bis in den Norden der Anden. Abgebaut werden vor allem BleiZink-Kupfer-Silber-Gemische. Die Fundorte haben meist tertiäres Alter und gehen ebenfalls auf intensiven extrusiven und intrusiven Vulkanismus zurück, der schließlich zur Mineralisation führte. Einer der bedeutensten Lagerstättenbezirke ist der Cerro de Pasco nordöstlich von Lima/Peru, wo die größten Blei-Zinn-Kupfer-Silber-Minen der Anden und zugleich eine der größten Polymetallkonzentrationen der Erde zu finden sind. Datierungen ergaben für die Bildung der Minerale ein Alter von 14 bis 15 Mio. Jahren. 70 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.4.2.1.4 Gold Vom Goldrausch in kolonialistischer Zeit ist wenig geblieben - zwar wird in vielen Andenstaaten weiterhin nach Gold gesucht, wirtschaftliche Bedeutung haben nur zwei Gebiete: In der Zentral- und Westkordillere und in der pazifischen Küstenzone Kolumbiens und Nordbolivien/Südperu. 30 % des Goldes stammen aus Primärlagerstätten und 70 % aus Seifenvorkommen. Primäre Goldlager sind meist an Quarzgänge in Batholiten gebunden, in Kolumbien sind dies die Batholite von Antioquia und Ibague. Seifengold der Zentralkordillere wird im Norden und am Río Cauca und seinen Nebenflüssen gewonnen. Im Westen sind vor allem die Seifen des Atrato-Beckens und des Río San Juan von Bedeutung. Die bolivianisch-peruanischen Goldlagerstätten nützt man vor allem in der Ostabdachung der Anden im Nordosten von La Paz. Zum Teil reiches Seifengold findet man in den Quellflüssen des Río Beni bei Teoponte und Tipuani. 1.3.1.4.2.2 Salpeter und Guano Eine einzigartige Menge von Nitraten ist in der nordchilenischen Wüste zu finden. In den abflusslosen Beckenzwischen Küsten- und Hochkordillere bildeten sich die großen Salpeterfelder. Der abbauwürdige Bereich ist etwa 700 km lang und bis zu 100 km breit. Die Entstehung war Jahrzehnte lang unklar. Fest steht, dass ihre Entstehung auf kapillaren Wasseraufstieg und Krustenbildungen im Quartär zurückgeht. Durch das extrem aride Klima und die fehlende Vegetation wurden die Nitrate nicht zerstört. Es konnte sich eine Salz-Zementkruste bilden, auch unter Einfluss starker luftelektrischer Felder. Mit der Bildung dürften auch die riesigen Vulkangebiete der Hochkordillere zu tun haben, die ausgelaugt wurden und den größten Teil der Salze lieferten. Vulkanische Aschen und Thermalwässer gelangten direkt in die Senken. Die Konzentration der abbauwürdigen Nitratsalze ("caliche") liegt bei 7 bis 15 %. Neben Nitrat findet man hier ein reiches Vorkommen an Boraten, Jodaten und Chromaten. In den ariden Gebieten zwischen Südperu und Nordwestargentinien entstanden seit dem jüngerem Tertiär gewaltige Salare, die erst seit kurzem systematisch erforscht werden. Borate, Jod und vor allem Steinsalz wird hier schon seit langem gewonnen. Größere Bedeutung erlangt auch der Abbau von Lithium, das im Salar de Atacama die weltweit größte Lagerstätte bildet, heute, im Zeichen der Lithiumbatterien ein unschätzbarer Wert für Chile. Ein fast vergessener Wüstenrohstoff ist der Guano - eigentlich schlicht und einfach Vogelmist. Vor der Zeit des Kunstdüngers war Guano wegen ihres hohen Gehaltes an organischem Stickstoff gefragt. Mit der Verbreitung der ökologischen Landwirtschaft ist der natürliche Dünger wieder in Mode. Nur das Wüstenklima ermöglicht eine abbauwürdige Anreicherung von Guano, weil der Vogelmist vom Regen nicht gelöst wird. Auslöser für den Vogelreichtum sind die kalten Auftriebswässer an der Westseite Südamerikas. Die der Nebelwüste der Atacama vorgelagerten Küstengebiete, Halbinseln und Inseln sind dadurch sehr fischreich und bieten den Vögeln reiche Nahrung. Die Öde der Landschaft und das für den Menschen ungünstige Klima schützte die Nistplätze vor anthropogenen Einflüssen. Auf vielen Inseln haben sich in Jahrmillionen, seit dem Pliozän, über 50 m mächtige Vogelmistschichten gebildet. Ihr mitterer Gehalt an P2O5 beträgt zwischen 12 und 20 %. Reiche Guanolager finden man an kleinen Vorbergen, Schluchten und Hügeln vor der Küsten, oder auf marinen Terrassen, wo sie durch jüngere Sedimente vor Abtragung geschützt waren. 71 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.1.4.2.3 Erdöl und Kohle Die vorandinen Erdöllager sind immer noch unzureichend erforscht, wodurch Vorratsschätzungen schwierig werden. Vermutet werden zudem riesige Mengen an Erdgas. In den Andenvorländern Kolumbiens, Ecuador, Peru und Boliviens werden im Bereich der Quellflüsse des Amazonas Ölreserven von ungefähr 2 Mrd. t vermutet. Innerandin ist seit langem die Senke des Río Magdalena zwischen Zentral- und Ostkordillere als wichtiges Fördergebiet bekannt. Hinzu kamen Förderbereiche im Nordosten an der Grenze zu Venezuela und im Süden in der Provinz Putumayo/Kolumbien. Weitere Vorkommen in Kolumbien werden in der Senke von Atrato und auf der Halbinsel Guajira vermutet. Wurden in Ecuador und Peru vorerst nur kleine Bereiche auf Erdölhöffigkeit untersucht, so erforscht man seit 1970 riesige Vorkommen im subandinen Vorland. In Ecuador ließ die Erschließung dieser Vorräte entlang und vor allem nördlich des Río Napo Erdöl statt der bis dahin führenden Bananen zum wichtigsten Exportgut werden. Peru könnte von reichen Lager im Becken des Rio Marañon und des Río Ucayali profitieren. Bolivien fördert Edöl südlich von Santa Cruz und Bermejo, wo auch große Erdgasmengen festgestelt wurden. Argentinien hat in mehreren Teilen des Landes reiche Erdöl- und Erdgasvorkommen aufzuweisen. Die schon früh erschlossenen Reserven bei Commodoro Rivadavia machen heute nur mehr 18-19% der Fördermenge des Landes aus. Die großen Becken der Provinzen Mendoza und Neuquén liefern nur 45 % der Erdöl und 35 % der Erdgasproduktion. Bis auf Chile, das ca. 30-40% des nationalen Bedarfs fördert, sind alle Andenstaaten in der Lage, mit ihren Erdöllagerstätten den Eigenbedarf zu decken oder sogar, wie Ecuador und Venezuela, Erdöl zu exportieren. Die reichsten Vorkommen an Kohle lagern in den jungen Sedimenten Kolumbiens. Neben kleineren Lagerstätten aus der Oberkreide und Tertiär in der Ost- und Zentralkordillere wird seit 1984 auf der Halbinsel Guajira Tagbau an 40 Flözen mit 3 bis 10 m Dicke betrieben wird. Man nimmt Vorräte von einigen Mrd. t von guter Kesselkohle an, womit Kohle zu einem wichtigen Exportfaktor Kolumbiens geworden ist. Kleinere Kohlebergwerke gibt oder gab es in Argentinien, Peru und Chile. 1.3.2 Geologischer Aufbau Mittelamerikas Mittelamerika besteht aus einem festländischen Teil und drei großen Inselgruppen. Auf dem Kontinent grenzt man Mittelamerika meistens mit der Landenge von Tehuantepec in Mexiko und dem Isthmus von Darién an der Grenze Panama zu Kolumbiens ab. Sozusagen auf Meeresseite zählen die Großen und Kleinen Antillen, mit den „Inseln über dem Winde“ und den „Inseln unter dem Winde“, und die Bahamas, einschließlich der Caicos- und Turksinseln, zu Mittelamerika. Weite Teile der Küstenlandschaften werden von Korallenriffen umsäumt. Speziell im karibischen Meer gibt es schier unendlich viele Korallenriffe. Für den geologischen Bau Mittelamerikas sind komplizierte tektonische Vorgänge verantwortlich. Auf relativ engem Raum sind mehrere kleiner lithosphärische Platten am Aufbau beteiligt. Neben Sedimentgesteinen spielen daher in Mittelamerika Vulkane und Erdbeben eine große Rolle. 72 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.2.1 Das Festland Mittelamerikas Zentralamerika beginnt geologisch gesehen südlich der Senke des Río Balsas in Mexiko und reicht bis zum Río Atrato. Der Bau Mittelamerikas ist von vielen kleineren Gebirgszügen von unterschiedlicher Streichrichtung gezennzeichnet, die die Landbrücke in verschiedene Kleinräume unterteilen. Dir topographische Gliederung Mittelamerikas entspricht weitgehend dem geologischen Bau. Das nördliche Mittelamerika mit kristallinen Kernen paläozoischen oder vorpaläozoischen Alters, gefaltetem Jungpaläozoikum und Mesozoikum steht dem südlichen Mittelamerika gegenüber, wo hauptsächlich kreidezeitliche Ablagerungen zu finden sind. Hinzu kommen tertiäre Sedimente, die von Vulkanismus begleitet werden. Erst im Jungtertiär erfolgte eine gebirgsbildende Phase. Das Bindeglied beider Großeinheiten ist das mittelamerikanische Vulkangebiet, das auf beide Einheiten übergreift und ihre Grenzregionen zum Teil auflöst und neu gestaltet. Die vulkanische Tätigkeit fällt mit intensiven Bruchbildungen einer junger plattentektonischer Vorgänge zusammen, die von Guatemala bis Panama zu beobachten sind. Naturräumlich kann man Mittelamerika wie folgt gliedern (nach Weyl, 1966). •Die Halbinsel Yucatán •Das Bergland des nördlichen Mittelamerikas •Das mittelamerikanische Vulkangebiet •Das Bergland des südlichen Mittelamerikas •Küstenebenen und Tiefländer 1.3.2.1.1 Die Halbinsel Yucatán Politisch gehört der größte Teil der Halbinsel Yucatan zu Mexiko. Im Inneren stellt sie eine leicht nach Norden und Westen geneigte Kalktafel dar, die gegen Osten in Bruchstaffeln zum Meer abfällt. Die flache Tafel ist im Norden von nacktem Karst bedeckt, nach Süden nimmt die Vegetation zu, und Formen des bedeckten Karstes treten hinzu, wobei Höhlen und vor allem die oft kreisrunden Einsturztrichter der sog. Cenotes kennzeichnend sind. Die Sierranita von Ticul, möglicherweise eine Schichtstufe oder eine Bruchstufe, markiert die Puuc-Region, eine Zone flachen tropischen Kuppenkarstes. Im Petén, ganz im Süden, geht 73 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at der flachhügelige Kuppenkarst in echten tropischen Kegelkarst über, der schließlich an die Maya Mountains grenzt. 1.3.2.1.2 Das Bergland des nördlichen Zentralamerikas Der Nordteil des guatemaltekischen Departements El Petén gehört noch zum Tieflandtyp der Halbinsel Yucatán, der Südteil ist gebirgiger und gehört zum kreidezeitlichen Kalkgebirge Mittelguatemalas, das herrliche Kegelkarstformen zeigt. Die gerichteten, einem riesigen Halbkreis folgenden Karstkegel ziehen zwischen Tiefland und den aus paläozoischen Gesteinen aufgebauten Kettengebirgen im Süden am Norden des Landes entlang. Am eindruckvollsten ist der Kegelkarst in Alta Verapaz ausgebildet. In das Bergland eingetieft sind die Flüsse Río Lacantún, Chixoy und der Río de la Pasión, die sich zum Río Usumacinta vereinigen. Im Nordwesten des Landes hebt sich die Sierra de Cuchumacantes als besondere Einheit heraus. Sie gehört mit einer Höhe von 3786 m zu den höchsten Gebirgen Mittelamerikas und wird von gewaltigen Bruchsystemen begrenzt. Ihr Aufbau bietet eine breite Palette an Gesteinen: kretazische Kalke, Sandsteine, Tonschiefer und Mergel, sowie stellenweise freigelegtes Paläozoikum des Basements. Im Osten setzt an das Tiefland das Mayagebirge an, das bis nahe an die Küsten Belizes reicht. Das Gebirge gilt als nordöstlicher Vorposten der aus paläozoischen Gesteinen aufgebauten mittelamerikanischen Gebirgslandschaft. Das bis 1122 m hohe Massiv stellt eine nach Westen untertauchende Bruchscholle dar. Morphologisch ist die als von vielen Flusssystemen zerschnittene Rumpffläche aufzufassen. Ein wesentliches Element des nördlichen Mittelamerikas sind die langgestreckten Gebirgszüge, die Mittelguatemala und Nordhonduras aufbauen. Sie durchziehen Guatemala vom mexikanischen Chiapas ausgehend, in einem weiten nach Norden hin offenem Bogen und finden in den Islas de Bahia in der karibischen See ihre Fortsetzung. In Guatemala sind die Sierra de Chuacús, die Sierra de las Minas, Montañas del Mico, Sierra de Chamá, Sierra de Santa Cruz und die Montañas de Merendón Teile der geologischen Einheit, getrennt durch unzählige Bruchsysteme. Im Westen erreicht der Komplex Höhen bis etwa 3500 m und dacht im Osten bis auf 2000 m ab. Der geologische Bau der sich auch im Verlauf der Gebirgsketten widerspiegelt, ist komplex und setzt sich aus paläozoischen oder präkambrischen, kristallinen Schiefern, ihnen konkordant eingelagerten ultrabasischen und sauren Plutonen und gefalteten Schichten des Permokarbons zusammen. Während mittlere Tallagen denen eines Hochgebirges entsprechen sind die höchsten Teile von sanften Mulden begleitet und haben eher das Aussehen eines Mittelgebirges. Die einzelnen Ketten werden von steilen Hängen begrenzt, in die intramontane Senken eingesenkt sind, von mächtigen Schottermassen erfüllt. Zahlreiche große Flüsse (Río Motagua, Río Polochíc, Río Negro, Río Culico) entwässern die großen Längstalfurchen. Sie öffnen sich zum karibischen Meer, hingegen erscheinen kleinere intramontane Becken als nahezu geschlossen. Ähnlich setzt sich auch das orographische Bild von Nordhonduras zusammen. Auch hier sind am Aufbau hauptsächlich paläozoische metamorphe kristalline Gesteine beteiligt, nur selten granitische Intrusionen. Beteiligt sind auch mesozoische Sedimentgesteine, vor allem Kalke, die oft als mächtige Fels- und Gipfelbildner hervortreten. Ganz im Norden bildet die Sierra de Omoa mit den Isalas de Bahía eine Einheit, weiter im Süden folgt die Sierra de Pija, mit einer Länge von 200 km und Höhen bis zu 2450 m. Daran schließen sich die Sierra de Paya, Sierra de Agalta und die Sierra de la Cruz an, sowie zahlreiche kleinere Höhenzüge des gleichen Typus. Sie sind getrennt durch tiefe 74 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Täler (Río Aguan, Río Sico, Río Paulaya), die bis vor kurzer Zeit noch wenig erschlossen waren. In diesen kann man sowohl weit verbreitete Terrassensysteme antreffen, sowie zwei verschiedene Niveaus von Gebirgsfußflächen (eine zwischen 1500 und 1100 m, eine zweite zwischen 800 und 1000 m). Die Gebirge erreichen Höhen von über 2500 m. Das Grenzgebirge der Cordillera de Entre Rios wird weitgehend noch aus metamorphen Paläozoikum aufgebaut, die südlich folgenden Höhenzüge sind in der Geologie vollkommen anders aufgebaut. Es handelt sich im fall der Cordillera Isabella, der Cordillera Darién und den Montañas de Huapi um Teile der mächtigen tertiären Vulkandecken. 1.3.2.1.3 Das Zentralamerikanische Vulkangebiet Sowohl nach geologischen, als auch nach morphologischen Gesichtspunkten sind zwei Zyklen an vulkanischer Aktivität zu unterscheiden. Das ist einerseits die gewaltige Decke tertiärer Effusivgesteine, die sich von der Grenze Mexikos durch Zentralguatemala, über Honduras, El Salvador und Nicaragua erstreckt und die auch die zu Kolumbien gehörenden karibischen Inseln San Andrés y Providencia aufbaut. Der zweite Zyklus ist der quartäre bis rezente Zyklus. Vor allem an der Südwestseite der älteren Effusiva bilden sie junge Landschaftselemente und ziehen ebenfalls von Mexiko nach Costa Rica. Kennzeichnend für die Landschaft tertiärer Effusivdecken ist ein mächtige Abfolge von vulkanischen Lockermassen verschiedenem Widerstandes, die an Schichttafeln errindernde Formen entstehen ließen, was besonders für Mittelhonduras zutrifft. Immer wieder sind batholithähnliche Gesteinskörper eingelagert. In Südwest-Honduras, sowie in El Salvador und Guatemala findet man hochgelegene Verebnungsflächen mit tief eingeschnittenen Flusstälern vor. Die jungvulkanische Landschaft zieht sich parallel zur pazifischen Küste auf 1000 km Länge und ist durch den gesamten vulkanischen Formenschatz gekennzeichnet: Stratovulkane, Vulkangruppen, Quellkuppen, Aschenkegel, vulkanotektonische Senken, Calderen, Maare und ausgedehnte Tuffplateaus. Die Vulkanbauten sind meist den tertiären Effusivgesteinen aufgesetzt. 1.3.2.1.3.1 Die Vulkanlandschaften Mittelamerikas Natürlich geht auch der Vulkanismus Zentralamerikas auf plattentektonisch zu erklärende Prozesse zurück. Die schwere ozeanische Kokos-Platte taucht unter die zwar größere, aber spezifisch leichtere Karibik-Platte ab. Am derem Ostrand kommt es zur Subduktion von ozeanisch-atlantischer Krustenteile. In den Subduktionsbereichen kommt es in einer Tiefe von etwa 100 km zum Aufschmelzen der ozeanischen Kruste – die Folge ist ein hochexplosiver Vulkanismus an der Oberfläche, wo viele Lockerstoffe (Bomben und Lapilli) gefördert und gefährliche Glutwolken gebildet werden. Die Vulkanbauten sind durchwegs jüngeren Alters. Die Schollen sind noch lange nicht zur Ruhe gekommen, sodass das gesamte Gebiet Zentralamerikas, einschließlich Mexikos von schweren Erdbeben und Vulkanausbrüchen gekennzeichnet sein werden. Viele karibische Inseln verdanken dem Vulkanismus ihre Existenz. Auch weite Teile der zentralamerikanischen Landbrücke werden durch Vulkanismus und Erdbeben bestimmt. Ein Kerngebiet tektonischer Aktivität ist zwischen Mexiko und Guatemala zu finden. Mehr als 80 Vulkane, davon 44 in historischer bis heutiger Zeit tätig, liegen in dieser Zone. Die Vulkane sind oft reihenförmig angesiedelt und bilden Zwillingsvulkane. Klassische vulkanische Formen sind hier zu finden: Schichtvulkane, Schmelztuffe, 75 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Einbruchsbecken. Postvulkanische Phänomene wie Solfatare, Fumarolen, oder heiße Quellen, als Zeugen der niedrigen geothermischen Tiefenstufe, begleiten den Vulkanismus. Auf der Landbrücke Mittelamerikas zerstörten Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder bewohntes Gebiet. In Guatemala etwa zerstörte der Volcan de Agua mehrfach die alte Hauptstadt Antigua Guatemala, sodass man die Siedlungsstätte aufgab. Verheerend war das Beben von Managua zu Weihnachten 1972 oder in Mexiko 1985. Honduras bleibt mehr oder weniger von Katastrophen verschont, da der Staat mehr zu der stabileren karibischen Seite ausgerichtet ist. El Savador hingegen ist ein Land der Vulkane. Der Izalco war bis vor kurzem regelmäßig tätig. Deswegen errichteten amerikanische Investoren auf dem benachbarten Cerro Verde ein Hotel, von dem aus die Touristen in den glühend-roten Krater schauen sollten. Zum Leidwesen der Geldgeber erlosch der Vulkan ausgerechnet am Einweihungstag, das Hotel meldete Bankrott an und wird heute von salvadorianischen Fachkräften geführt. Der Vulkan Izalco auf El Salvador; Foto: A. Borsdorf In Nicaragua setzt sich die vulkanische Achse fort. Bekannt sind die Zwillingsvulkane Concepción und Maderas, die aus dem Wasser des Nicaragua-See aufragen. Auch Costa Rica hat zahlreiche Vulkane zu bieten, wie den Poas, den Irazú, beide nahe der Hauptstadt gelegen. Der letzte große Vulkan auf der zentralamerikanischen Landbrücke ist der 3478 m hohe Chiriquí. 1.3.2.1.4 Das Bergland des südlichen Zentralamerikas Nach den letzten großen Vulkanbauten Nicaraguas und Costa Ricas, der allerletzte ist der Volcan Barú, bereits in Panama (3478 m), beginnt die letzte große geologischmorphologische Einheit der Gebirge Mittelamerikas und zwar das Gebirge des Isthmus. Der nordwestliche Teil ist aus gefalteter Kreide und Tertiär aufgebaut und bildet den schmalen Streifen zwischen Nicaraguasee und dem Pazifik und taucht gen Südosten unter die Vulkanmassen der Cordillera del Guanacaste in Costa Rica. An diese Cordillera setzt ein weiterer Gebirgszug an, der von zahlreichen Vorgebirgen begleitet wird, die ihrerseits aus stark vulkanisch beeinflusstem Alttertiär aufgebaut sind. Dieser ist die Cordillera de Talamanca mit Höhen weit über 3500 m. Ihr höchster Gipfel, der Cerro Chirripó (3820 m) ist der höchste nichtvulkanische Berg Mittelamerikas. Der 76 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at innere Bau ist komplex und besteht aus eozänen und oligozänen gefalteten Sedimenten, intitialen Vulkaniten sowie einem großen, jungtertiären Pluton. Der Formenschatz ist durch tief eingeschnittene Täler und tertiäre Flächensysteme bestimmt, weist aber in höchsten Lagen auch Spuren eiszeitlicher Vergletscherung auf. In Panama setzt sich der Gebirgszug ohne Unterbrechung als Sierra de Tabasará fort, die ganz allmählich zur Senke der Kanalzone abdacht. Einzelne Vulkankegel sind ihr aufgesetzt, derVolcan Barú bildet die höchste Erhebung des Landes. Von den Vulkanen und einer Zone mit permischen Schichtgesteinen abgesehen, bestehen die Bergketten Panamas überwiegend aus tertiären Sedimenten. Nicht vergessen darf man, dass diese Regionen noch im Pliozän zum Meeresbereich zählten. Auf der anderen Seite des Kanals erreichen die Sierra de San Blas und die Sierra de Darién nur mehr geringe Höhen von unter 1000 m. Sie tauchen schließlich im Süden unter die Atrato-Senke unter. Bemerkenswert sind zahlreiche Halbinseln die die Hauptachse des Isthmus begleiten: Santa Elena, Nicoya, Osa, Burica, Soná und Azuero (von Nordwest nach Südost). Sie bestehen im Unterschied zur Hauptachse aus mesozoischen Sedimenten, ihre Anordnung lässt eine Verbindung zum kolumbianischen Küstengebirge vermuten. Dagegen spricht jedoch, dass die Halbinseln nicht aus vulkanischen, sondern aus Sedimentgesteinen aufgebaut sind. 1.3.2.1.5 Küstenbereiche und Tiefländer Parallel zu den Kettengebirgen des nördlichen Zentralamerikas sind Talzonen als tektonische Gräben eingesunken, deren Struktur sich im Caymangraben und den Caymaninseln fortsetzt. Auch auf Haiti sind ähnliche Strukturen zu beobachten. Die Insel ist ebenfalls in einzelne Horste und Gräben untergliedert. Diagonal zu diesen Strukturen erstreckt sich in Nordhonduras das breite Becken des Río Ulua. Jenseits der Wasserscheide nach El Salvador setzt sich diese Struktur in der Senke des Río Comayaga und im Tal des Río Gascorán fort. Auch der Golfo de Fonseca ist Bestandteil der Struktur, die die sonst einheitliche Küstenlinie in auffälliger Weise unterbricht. Dieser Nord-Süd gerichteter Verlauf wird ebenfalls als Bruchsystem gedeutet. Das auffälligste Tiefland Zentralamerikas ist die Senke von Nicaragua, die von den Wasserflächen des Nicaragua- und Managuasees eingenommen wird. Über das Tiefland des Río San Juan zieht sich die Tiefenzone bis an das karibische Meer. Die Ebene steht im Gegensatz zu den Vulkanketten in der Umgebung und der Maraibo-Kette. Ein eindruckvolles Bild bieten die beiden Vulkane , die als Isla de Ometepe aus dem Nicaraguasee aufragen. Bis ins Pliozän war die Senke noch Meeresraum, trennte Nord- und Südamerika und stellt heute noch eine wichtige biologische Grenzregion dar, in der sich nord- und südamerikanische Lebenswelt begegnen. Steilstufen, insbesondere am SW-Rand des Vulkanplateaus von Mittelnicaragua und westlich der Hauptstadt Managua, aber auch zahlreiche junge Vulkane und eine bis heute rege Erdbebentätigkeit machen es wahrscheinlich, dass an der Entstehung der Senke Bruchsysteme beteiligt sind. Auffällig ist auch die parallele Anordnung zur pazifischen Küstenlinie. Küstenebenen sind vor allem an der karibischen Küste Nicaraguas und an den pazifischen Küsten von Guatemala und El Salvador aufgeprägt. Auch in Costa Rica und Panama sind die Bergländer von ausgedehnten Tiefländern umgeben, die einen Übergang zum Schelfmeer darstellen. 77 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.3.2.1.6 Die Lagerstätten Zentralamerikas Zentralamerika ist im Vergleich zu anderen Bereichen Lateinamerikas (Mittelamerika, Anden, Brasilien) nicht besonders reich an Lagerstätten. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg wurde dennoch die Suche nach Erdöl intensiviert.An paläozoische Granite sind die muscovit-führenden Pegmatite Zentralguatemalas gebunden, insbesondere in der Sierra de Chuacús. Hier wird vor allem Quarz abgebaut. Sonst sind die sauren Intrusiva arm an begleitenden Mineralien. Die wichtigsten Erzlagerstätten stehen in Verbindung mit jüngerem saurem bis intermediärem Magmatismus. Die Magmen drangen nach der kreidezeitlichen Sedimentationsperiode infolge heftiger Krustenbewegungen auf und erstarrten zum einen als Plutone, oder förderten gewaltige Magmamassen in Vulkanen zutage. Wichtige Lagerstätten dieses Typus sind •die Eisenerzlagerstätten von Monte Carmelo (Nicaragua) und Algalteca (Honduras) •Beilzinklagerstätten von Metapán (El Salvador) und Alotepeque (Guatemala) und Bleizinklagerstätten in permischen und krestazischen Kalken Mittelguatemalas •Kupfererze von Santa Rita (Nicaragua) •Goldquarzgänge von Agua Fría und Rosario (Honduras), Pis Pis (Nicaragua), Abangares und Monte del Aguacate in Costa Rica •unergiebige Antimon- und Quecksilbervorkommen Die Goldsilbererzgänge El Salvadors, Antimonquarzgänge Guatemalas, von Honduras und Nicaragua sind durchwegs an tertiäre Vulkanite gebunden. Auch Manganfunde in Costa Rica und Panama sind diesem Typus zuzuordnen. Der quartäre und rezente Vulkanismus hat bislang nur unbedeutende solfatarische Schwefellagerstätten erzeugt. Seifen sind in vielen Flüssen verbreitet. Dort wird Gold gewaschen, ebenso gibt es, freilich weniger ergiebige, Platinseifen. Magnetit- und Ilmenitseifen sind in rezenten und vorzeiltlichen Strandsanden weit verbreitet. 1.3.2.2 Mexiko Der innere Aufbau Mexikos ist eigentlich die Fortsetzung des Großen Beckens und des Coloradoplateaus der USA mit ihren stark zertalten Randgebirgen. Insofern gehört Mexiko bis zum Isthmus von Tehuantepec geologisch auch zu Nordamerika, an das sich dann die zentralamerikanische Landbrücke anschließt. Kulturgeographisch wäre es natürlich absurd, Mexiko zu Nordamerika zu rechnen. Daher hat sich für Mexiko und Zentralamerika zusammenfassend der Begriff Mittelamerika eingebürgert. Eine scheinbare natürliche Nordgrenze hat diese Region im Río Grande, aber historisch ist diese Grenze ja erst nach der imperialistischen Besetzung der nördlichen mexikanischen Provinzen durch die nordamerikanischen Aggressoren von Belang. Zuvor und wie es die Gerechtigkeit auch heute offensichtlich wieder will - reichte der spanische Kultureinfluss weit nördlicher, bis ihn die "Zivilisation" US-amerikanischer Provinienz ablöste. Geologisch endet Nordamerika ist im Isthmus von Tehuantepec. Mexiko verbindet quasi die nordamerikanischen Kordilleren mit der zentralamerikanischen Landbrücke. Die zentralen Teile Mexikos werden demnach von einem Tafelland mit Steilabbrüchen nach außen.eingenommen Die mittlere Höhe beträgt im Norden 1400 m, steigt gegen Süden bis 78 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 2300 m an. Über das Hochland ragen nur mehr vulkanreiche regenstauene Randgebirgsketten auf, die im Süden über das vulkanische Transversalgebirge verbunden werden. Von der Küste aus gesehen, besonders von Osten, ragen die Sierra Madre Occidental und die Sierra Madre Oriental steil auf, vom Inneren des Hochlandes gesehen, sind sie weit weniger eindrucksvoll. Nach Süden wird das Hochland von O-W verlaufenden Brüchen begrenzt. In diese Querspalten sind eine Reihe von jungen Vulkanen eingedrungen. Ein besonderes Ereignis war dabei im Februar 1943 die Geburt eines Vulkanes, die man in Paricutín beobachten konnte. Zunächst stiegen nur ein paar Rauchwölkchen aus einem Maisacker hervor, über Nacht brach unter heftigen Datonationen die Erde auf und dunkle Rauchsäulen stiegen empor. Tags darauf hatte sich bereits ein Vulkankegel von 50 m Höhe gebildet, nach zehn Tagen erreichte er eine Höhe von 330 m. Der Kegel brach auseinander, Lava strömte hervor, in den Nächten schossen Feuersäulen, wie Sternschnuppen aus dem Krater. Paricutin, das Indianerdorf, war verschwunden. Die vernichtete Siedlung gab dem neu entstandenen Berg den Namen. Die schneebedeckten Gipfel der Sierra Volcánica Transversal sind die höchsten Berge des Landes: der höchste ist der Pico de Orizaba (5700 m), Popocatépetl unweit der Hauptstadt Mexiko-City (5452 m) und der ihm am Paso Cortéz gegenüberliegende Ixtaccihuatl (5280 m) waren in der Eiszeit stark vergletschert, heute ist die Eisfläche aber nur mehr sehr gering, da sie bereits weit nördlich des Äquators liegen. Südlich der Vulkankette stürzt die Hochebene in das 100 km breite Tal des Río Balsas ab. 1.3.2.2.1 Das Hochland von Mexiko Der Hauptteil des Landes wird von einem Hochlandblock gebildet, der den südlichen Ausläufer des nordamerikanischen Kontinentes darstellt. Seine Breite nimmt von 1600 km an der Grenze zur USA bis auf 210 km an der Landenge von Tehuantepec ab. Das Hochland erstreckt sich zwischen der Sierra Madre Occidental und der Sierra Madre Oriental. Die durch den Golf von Kalifornien abgetrennte Halbinsel Kalifornien stellt eine Fortsetzung der Coast Range Kaliforniens dar. Weiter im Süden klingt sie mit der Sierra Madre del Sur auf dem Festland aus. Den südlichen Abschluss des Hochlandes bildet eine Reihe noch tätiger Vulkanberge, die als vulkanische Achse, als Sierra Volcánica Transversal oder auch als Tarasker-Nahua-Gebirge bezeichnet. Die Ostabdachung ist steil. Gegen Süden folgt eine Ausgleichsküste vom Haff-Nehrungs-Dünenwalltypus, also eine vorrückende Küste mit herrlichen, teils gewaltig großen Haffs und Dünen, die in ihrer Höhe an die höchsten Dünen Europas an der französischen Atlantikküste heranreichen. Im Mesozoikum war das heutige Süd-Mexiko freilich noch vom Meer überflutet. Noch bis in die späte Kreidezeit bestand zwischen Nord- und Südamerika keine Landverbindung. Erst in dann setzten durch Druck von Nordosten Hebungs- und Faltungsphasen ein. Gleichzeitig erfolgten magmatische Intrusionen, sowie rascher Magmenaufstieg und die Bildung vulkanischen Decken und Kegeln. Im Tertiär und Quartär folgten weitere Eruptionen, die im wesentlichen den Untergrund des westlichen Mexikos bilden. Auf atlantischer Seite lagerten sich mächtige Schichtpakete der älteren Kreide ab, die heute an der Oberfläche zu finden sind. Kreidezeitliche Ablagerungen finden sich auch in den westlichen Berg- und Hügellandschaften Niederkaliforniens (Baja California), der aus alten Graniten und kristallinen Schiefern aufgebaut wird. Tertiäre Sedimente von größerer Mächtigkeit lagern nur im Bereich südlich des Río Grande del Norte an der Oberfläche. Die trockenen Beckenlandschaften von Sonora und dem Bolsón de Mapimi werden von quartären Schuttmassen, erfüllt da hier die physikalische Verwitterung (Insolation) sehr intensiv ist und das Material bei den seltenen aber dafür umso heftigeren Regengüssen (Schichtfluten) von den Berghängen abgespült wird. 79 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Paläozoische Ablagerungen bilden fast überall die Basis für jüngere Ablagerungen und sind somit meist von diesen bedeckt. Südlich der Senke des Río Balsas hingegen, eigentlich schon Bestandteil Mittelamerikas, begrenzt die Sierra Madre del Sur das Hochland von Mexiko endgültig auch orographisch. Sie besteht aus Paläozoischen und proterozosichen Sedimentgesteinen, alten Gneisen ud kristallinen Schiefern. 1.3.2.2.1.1 Reichtümer der Erde Das gesamte mexikanische Plateau birgt große Vorkommen an Blei, Kupfer, Zinn, Zinnober, Schwefel, Gold und Silber. Bereits die Azteken bauten Gold ab und schufen prächtigen Schmuck und viele andere Kunstgegenstände. Taxco, die Silberstadt, bot Alexander von Humboldt, ausgebildet als Bergwerksingenieur, die Heimstatt während seines Aufenthaltes in Mexiko. Die Kohlevorkommen im Norden des Hochlandes decken den gesamten Kohlebedarf des Landes. Der Cerro de Mercado ist berühmt für seine Eisen und Stahlwerke. Die großen Hafenstädte am Ostrand der Sierra Madre Oriental übernehmen die Verarbeitung und Ausfuhr des im Hinterland gewonnen Erdöls. 1.3.2.2.2 Die Halbinsel Kalifornien Die Sierra de Juárez, die Sierra de San Pedro Mártir und die Sierra de San Borja werden aus magmatischen Gesteinen des Mseozoikums und zum Teil des Känozoikums.aufgebaut. Es handelt sich dabei um Intrusivkörper, hauptsächlich Granite, oder kristallinen Schiefern. Gegen die Küsten sind am Aufbau aber auch neogene Vulkanite beteiligt, die gegen Süden, etwa ab der Grenze zu Baja California Sur mit der Sierra de Santa Lucia, dem Aufbau bestimmen, Intrusivkörper sind dort nicht mehr eingedrungen. Erst ganz im Süden im Bereich der Sierra de San Lazaro (Cerro las Casitas, 2164 m) bestimmen wieder mesozoische Erstarrungsgesteine das geologische Bild. Die großen quartären Senkungsfelder liegen im Gebiet der Desierto de Vizcaíno, zwischen der aus kreidezeitlichen Sedimenten aufgebauten Sierra Vizcaíno und der Sierra de Santa Lucia, und ganz im Norden im Mündungsbereich des Río Colorado. Dieses große Becken wird von Bruchstrukturen begrenzt und beinhaltet den Gran Desierto und den Desierto de Altar, bereits außerhalb Niederkaliforniens.Dieses Senkungsfeld wird von Plutonen des Mesozoikums/Känozoikums und alten paläozoischen Sedimenten begrenzt. 1.3.2.3 Westindien Die Westindischen Inseln gliedern sich in drei Inselgruppen: •die Großen Antillen, •die Kleinen Antillen, •die Bahamas, Der Inselkranz zwischen Nord- und Südamerika entspricht in seinem Aufbau dem Sundabogen zwischen Australien und Asien. Beide liegen im großen Bruchgürtel der Mittelmeere. Man unterscheidet eine flache Aussenzone flachgelagerter vorwiegend kalkiger junger Sedimente (Bahamas), ihnen folgt die Zone der Großen Antillen, die in mannigfaltiger Struktur aus verkarsteten Kalken der Kreide und des Tertiärs, weiters aus Schiefern und Serpentiniten oder magmatische Intrusiva aufgebaut werden. Der Bogen der inneren Antillen (kleine Antillen) werden im wesentlichen, bis auf zwei Ausnahmen (Jungferninseln, 80 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at Barbados), aus jungen, noch tätigen Vulkanen aufgebaut. Die Bahamas bestehen dagegen ebenso, wie Barbados und Curaçao, aus Riffkalken. An der Außenseite der Antillen folgen große Tiefseerinnen (Puerto-Rico-Graben, über 9000 m Tiefe). Auch die Tröge zwischen Kuba, den Cayman-Inseln und Jamaika erreichen große Tiefen (Caymangraben bis ca. 8000 m). 1.3.2.3.1 Die Großen Antillen Die Großen Antillen sind in ihrer geologischen Struktur dem zentralamerikanischen Festland sehr ähnlich: an eine aus kristallinen Schiefern, Gneisen und alten Eruptivgesteinen aufgebaute Achse schließen im Norden jüngere Muschel- und Korallenkalke an, die einer intensiven Verkarstung unterliegen und durch das vorherrschende Klima zu einer idealtypisch ausgeprägten Kegelkarstlandschaft umgestaltet worden sind. Kuba, die größte Insel der Karibik ist von einer weiten sanftwelligen Landschaft geprägt und ist im überwiegend aus Kalken aufgebaut und im Küstenbereich von Buchten, Lagunen und Sümpfen (vor allem auf der Halbinsel Zapata) gekennzeichnet. Zwischen Santa Clara und Mos durchzieht allerdings ein Band mesozoischer Intrusivgesteine den Nordostteil der Insel. An drei Stellen herrscht Gebirgscharakter: Im Nordwesten befindet sich das Tal von Viñales, eigentlich eine Karstrandebene und die sich anschließende Sierra de los Órganos, bekannt durch den ausgeprägten Kegelkarst, der erstmalig auf der Welt dort eingehend untersucht wurde. Deswegen haben sich die kubanischen Lokalbezeichnungen in der wissenschaftlichen Karstliteratur als Fachtermini eingebürgert. Im mittleren Inselteil erhebt sich die Sierra de Trinidad (Pico San Juan, 1135 m). Aus kretazischen Sedimenten ist die Sierra Maestra aufgebaut, die den höchsten Gipfel Kubas, den Pico Turquino (1994 m) hervorbringt. In diesem unwirtlichen Landesteil hielten sich die kubanischen Revolutionstruppen Fidel Castros versteckt, ehe mit dem Marsch auf Havanna die Revolution gelang. Ist der Reliefunterschied am Land nicht weiter nennenswert, so ist das Gefälle zum Caymangraben beachtlich: im Südteil fällt die Küste schroff auf über 7000 m unter den Meeresspiegel ab. Grund hierfür sind tektonische Bruchstufen am Meererboden. Der Hauptinsel sind etwa 1600 kleinere Inseln vorgelagert, die allesamt aus Korallenkalken aufgebaut sind. Kuba ist neben den bekannten Agrarexportprodukten Zucker und Tabak reich an mineralischen Rohstoffen. Man findet Nickel-, Chrom und Kobaltlager. Eisen, Mangan und Gold wird dagegen nur in wenig ergiebigen Lagerstätten gefördert, auch die Fördermengen von Erdöl und Erdgas reichen nicht für die nationale Versorgung aus, so dass man sich in den 1970er Jahren zum Ausbau der Atomenergie entschloss, eine Torheit, die nach Tschernobyl und dem Zusammenbruch der Sowjetunion glücklicherweise nicht weiter verfolgt wird. Die zweitgrößte Antilleninsel ist Hispañola, mit den beiden Staaten Haiti und der Dominikanischen Republik. Ihren buchtreichen Küsten sind Korallenriffe vorgelagert. Im Vergleich zu Kuba ist das Landschaftsbild ganz unterschiedlich. Die Insel ist gebirgig und weist mit dem Pico Duarte einen 3000er Gipfel auf. Im Inneren ist die Insel daher nur schwer zugänglich. Als Kolumbus am spanischen Hof über die Natur der Insel berichtete, nahm er ein Blatt Papier, zerknüllte es in der Hand, warf es auf den Tisch und sagte: „Das ist Hispañola, nur Berge und Täler.“ Von Nordwesten nach Südosten zieht ein etwas älterer Gebirgskern aus Graniten, Gneisen und Dioriten die Insel. An diesen Kern gliederten sich in der Kreide und im Tertiär gefaltete Kalke und Mergel, zum Teil mit der Ausbildung von Kegelkarst, an. Zwischengeschaltet sind immer wieder Vulkanite. Junge Bruchsysteme 81 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at folgen dem Streichen des Gebirges, heute noch wird die Insel immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert. Die höchste Erhebung der Insel, der Pico Duarte, misst 3175 m und ist zugleich der höchste Berg Westindiens, wird aus mesozoischen Intrusivgesteinen aufgebaut. Nördlich und südlich der Cordillera Central durchziehen jeweils zwei Tiefenzonen die Insel, von heftigen Bruchzonen begrenzt. Bis zu 2257 m erheben sich die Blue Mountains im Osten der Insel Jamaika, an die sich ein niedriges Kalkplateau anschließt. Der Osten der Insel hat den Charakter einer vollkommen ausgebildeten Karstlandschaft, gekennzeichnet durch Dolinen und Karstkegeln in schönster Ausprägung, besonders im „Cockpit Country“. Die Blue Mountains sind der Kern der Insel ist Teil des NW-SO streichenden Faltengebirges der Antillenkordillere, die hier stärker herausgehoben wurde als in anderen Teilen der Insel. Diesem liegt diskordant eine junge Kalksteintafel auf, durchwegs tertiärem Alter, die den Grossteil der Insel bildet und nicht mehr als 900 m Meereshöhe erreicht. Lehrbuchhaft sind auf Jamaica Sinterterrassen ausgebildet, die z.T. versteinerte Beckenpyramiden bilden, über die sich kaskadenartig blaues Wasser in die Tiefe ergießt Puerto Rico wird vielfach - vor allem von Nordamerikanern - als schönste der AntillenInseln bezeichnet. Nicht an McDonalds gewöhnte Europäer werden sich über ein solches Urteil eher wundern. Viele europäische Besucher lassen sich daher für die drängende Frage der Puertoricaner "Quienes somos?" (zu Deutsch: "Wer sind wir eigentlich?") sensiblisieren. Der geologische Aufbau zeigt sich von der Nordamerikanisierung (wie im Falle Mexikos) freilich unbeeinflusst. Er zeigt an der Oberfläche eine klare Dreiteilung. Mesozoische Intrusiv- und Eruptivgesteine bedecken die höheren Teile der Insel, die von jurassischen Sandsteinen, Schiefern, Konglomeraten, Tuffen und Aschen umlagert werden. Der nördlichste Bereich wird von paläogenen Kalktafeln aufgebaut, die in wunderschöner Ausprägung Formen des tropischen Kegelkarstes aufweisen. Darin eingelagert ist die Schüssel eines der größten Weltraumobservatorien, natürlich betrieben von USAmerikanern. Im Norden der Insel verursacht die Grenze der karibischen und amerikanischen Platte große untermeerische Sprunghöhen. Wenige Kilometer vor der Küste fällt der Puerto-Rico-Graben auf über 9000 m ab. Die Insel ist dagegen als bis auf 1338 m über dem Meer gehobener Horst anzusehen. 1.3.2.3.2 Die Kleinen Antillen Die Kleinen Antillen sind, mit Ausnahme der Jungferninseln und der weit in den Atlantik vorgebauten Barbados aus Korallenkalken und jungen Sedimenten, vulkanischen Ursprungs aufgebaut. Sechs aktive und elf erloschene Vulkane tragen die Inseln, von denen der Mt. Pelé (1297 m) in der Montagne Pelée von Martinique durch seinen verheerenden Ausbruch 1902 wohl der bekannteste ist. Teilweise ragen die auf untermeerischen Platten aufsitzenden Kuppen der Vulkankegel über dem Meeresspiegel auf und bilden dann die Inseln. Der höchste Gipfel erreicht mit dem Vulkan Sufrière auf Guadeloupe immerhin 1467 m. Als Inseln über dem Winde wenden sie sich von der Höhe Puerto Ricos aus nach Süden bis Trinidad und Tobago, als Inseln unter dem Winde sind sie der venezolanischen Küste vorgelagert. Die Inseln über dem Winde bilden einen 800 km langen nach Südosten vorgewölbten Bogen zum Festland Südamerikas. Ihre Entstehung geht auf tektonische Vorgänge an der Plattengrenze zwischen karibischer und amerikanischen Platte zurück. Die Insel Barbados ist weit nach Osten in den Atlantik vorgebaut. Sie ist nicht vulkanischer Entstehung und daher geologisch ganz anders aufgebaut. Der Untergrund wird 82 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at hauptsächlich aus Sedimenten gebildet. Durch junge Hebungstendenzen wurden Korallenriffe quasi als Strandterrassen auf eine Höhe von etwa 400 m gehoben. Der Großteil der Insel wird von ihnen eingenommen. Die Entwässerung der Insel erfolgt daher unterirdisch. Trinidad und Tobago sind die südlichsten der Inseln unter dem Winde, in Sichtweite der venezolansichen Küste und sind von ihr nur durch die schmale Seestraße des „Boca de Serpiente“ und „Boca de Dragon“ getrennt. Erst durch nacheiszeitlichen Meeresspiegelanstieg wurde die Schwelle überflutet. Bau und Gesteine entsprechen der venezolanischen Küstenkordillere. Von scharfen Bruchstrukturen sind die W-Ostreichenden nördlichen Gebirgsstrukturen aus jurassich-kretazischen Sedimenten begrenzt. Auf Trinidad erreicht die tief zertalte und wasserfallreiche Northern Range mit dem Cerro Aripo immerhin 940 m. Die übrigen kleinen Gebirgszüge sind wesentlich niedriger, die von ausgedehnten Sumpflandschaften umgeben werden. Tertiäre Tektonik falteten den Untergrund. Der übrige Teil der Inseln besteht aus tertiären Sedimenten, der Vulkanismus spielt keine Rolle. Die Inseln sind reich an Erdöl- und Erdgasvorkommen, auch Naturasphalt wird gewonnen. Durch Asphaltquellen entstand der berühmte Pechsee. Die „Inseln unter dem Winde“ sind eng an das südamerikanische Festland gebunden. Die Inseln sind niedrig und tragen eine flachwellige Landschaft. Die meist kristallinen Kerne der Inseln werden meist von Korallenriffen umsäumt. Der wirtschaftliche Wert dieser sonst eher kargen Inseln liegt in der Erdölförderung und –produktion. 1.3.2.3.3 Die Bahamas Das Bahama Archipel umfasst insgesamt fast 14.000 km² und besteht aus einem 1000 km langen Inselbogen aus 30 größeren, 700 kleineren Inseln und etwa 2400 Korallenriffen. Das weit zerstreute System war früher ein willkommenes Versteck für Freibeuter und Piraten. Heute sind sie wegen ihrer weißen Strände, warmen Gewässer und reichen Unterwasserwelt ein beliebtes Tauch- und Segelrevier. Die überwiegend sehr flachen Inseln bestehen überwiegend aus gehobenen sehr jungen Korallenkalken und verfestigten Kalksanden, die z.T. sehr stark verkarstet sind und daher auch keine Oberflächengewässer aufweisen. Sie entstanden auf der Großen- und Kleinen Bahamabank, einem flachen untermeerischen Rücken, der vulkanischen Ursprungs ist. Nach Nordosten fällt dieser Rücken auf über 5000 m Tiefe ab. 83 Naturräume Lateiname rikas – Axel Borsdorf und Hannes Hoffert http://www.lateinamerika-studien.at 1.4 Literatur zur Geologie Lateinamerikas • ACEÑOLAZA, F.G., U.A. (HG.), 1983: Geología de la Sierra de Ancasti. Münster. Forsch. Geol. Paläont. 59, Münster. • AHFELD, F., BRANISA, L., 1960: Geología de Bolivia. La Paz. • BAHLBURG, H. BREITKREUZ, CH., GIESE, P (HG.)1988: The Southern Central Andes. Lecture Notes in Earth Sciences 17, Berlin. • BEURLEN, K., 1970: Geologie Brasiliens. 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