Zwerg Nase - Theater an der Parkaue

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Uraufführung
Zwerg Nase
Christian Martin nach Wilhelm Hauff
5 +
B E G L E I T M AT E R I A L Z U M S T Ü C K
Zwerg Nase
Es spielen:
Birgit Berthold Helmut Geffke Katrin Heinrich Niels Heuser Hagen Löwe Denis Pöpping Franziska Ritter Andrej von Sallwitz Mutter
König
Prinzessin, Koch
Jakob, Zwerg Nase
Hexe
Vater, Erzähler, Koch
Gans
Minister
Regie: Sascha Bunge Bühne + Kostüme + Video: Constanze Fischbeck Dramaturgie + Theaterpädagogik: Karola Marsch Licht: Thomas Holznagel Ton + Videotechnik: Jörg Wartenberg Regieassistenz: Susann Ebert, Johanna Thomas Inspizienz: Jürgen Becker Soufflage:
Kerstin Richter Technischer Direktor: Eddi Damer Bühnenmeister: Ralf Hinz Maske: Ilonka
Schrön Requisite: Sabine Bonin Ankleiderei: Sabine Hannemann, Birgit Wilde Bühnen- und
Kostümbildassistenz: Susanne Ruppert Herstellung der Dekoration unter der Leitung von
Jörg Heinemann in den Werkstätten der Stiftung Oper in Berlin – Bühnenservice / Herstellung
der Kostüme durch die Firma Gewänder / Maren Fink-Wegener
Die Aufführungsrechte für das Stück liegen bei henschel Schauspiel Berlin.
Premiere: 24. Mai 2012
Bühne 1
ca. 95 Minuten mit Pause
Premierenklasse: 3b, Robinson-Schule / Berlin-Lichtenberg
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Zwerg Nase
Inhalt
Einleitung
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Wilhelm Hauff
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Inszenierungsschwerpunkt I: Das Märchen im Alltag
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Inszenierungsschwerpunkt II: Die Sinne leiten die Wahrnehmung 10
Schmecken und Riechen 10
Phantasiereise zu Gerüchen
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Duft von Gewürzen
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„Der Mensch ist, was er isst.“
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Die Pastete
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Inszenierungsschwerpunkt III: Das Soziale
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Hinweise für den Theaterbesuch
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Impressum
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Zwerg Nase
Einleitung
Mit der Premiere der Inszenierung „Zwerg Nase“ haben wir uns einen lang gehegten Wunsch
erfüllt. Schon lang trieb uns dieser Hauffsche Märchenstoff um, schon lang waren wir gefesselt von den Düften und Aromen, die er in die Geschichte einwebte, schon lang waren wir fasziniert vom Einfall des Wunderbaren, Zauberhaften und Atmosphärischen in den Alltag. Denn
das ist, was passiert im Märchen: Mitten im Alltagsgeschäft des Markttreibens, des Kaufens
und Verkaufens taucht plötzlich eine knöcherne Alte auf, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Und sie scheint es nicht nur, sie lebt wirklich in einer anderen Welt. Wirklich?
Aber nein, es ist doch nur ein Märchen! Aber ja, es ist doch eben ein Märchen. Und deshalb
kann es auch plötzlich einen König und seinen Minister geben, eine Prinzessin, die in eine
Gans verwandelt wird, einen Erzähler, der aus dem Luftschloss der Phantasie spricht und aus
Dienern Eichhörnchen und Meerschweinchen macht und dem Knaben Jakob eine lange Nase
und einen Zwergenbuckel verpasst. Diese Kombination aus realer und phantastischer Welt,
das Zusammenspiel und Nebeneinanderbestehen beider Welten, ist, was diese Faszination
ausmacht. Andererseits ist es genau die Wahrnehmung dieses Nebeneinanderbestehens, das
Kinder so gut beherrschen. Mühelos springen sie zwischen diesen Welten hin und her und erfinden eine eigene, eine neue Welt. Wenn dann noch die Magie der Bühne und feine Gerüche
hinzukommen, steht einem sinnlichen Erlebnis im Theater nichts mehr im Wege.
Wie lassen sich die Küchendüfte in den Zuschauerraum hinein transportieren? Wie lässt sich
ein Eindruck von kulinarischen Genüssen vermitteln? Wie wird die Ausgrenzung von Jakob
aufgrund seiner missratenen Gestalt erlebbar? – Das waren Fragen, die den Regisseur Sascha
Bunge auf den unterschiedlichen Ebenen der Geschichte interessierten. Wie lässt sich eine
realistische Welt einerseits und einer zauberhaft-magische andererseits gestalten? Eine große
Herausforderung auch für die Bühnen- und Kostümbildnerin Constanze Fischbeck.
In Christian Martins Stückfassung von „Zwerg Nase“ findet sich eine dichte Szenenfolge mit
einem sensiblen Gespür für soziale und magische Welten, die mit einer gesunden Portion Humor verbunden sind. In den unterschiedlichen Szenen von Jakobs Zuhause und dem Reich
der Hexe steht jeweils die Küche im Mittelpunkt. Während sie in seinem Elternhaus praktisch ist und zweckmäßig gekocht wird, entfalten sich im Reich der Hexe die Geheimnisse
der Kochkunst. Der Gans Mimi gibt der renommierte Autor Christian Martin eine eigene Geschichte. So wie Jakob die Hexe wegen ihrer Gestalt verlacht und deshalb in einen hässlichen
Zwerg verwandelt wird, wird auch die hochmütige Prinzessin verwandelt: In eine Gans. Mit
dieser neuen Situation konfrontiert, fangen Zwerg und Gans an, um Anerkennung und Liebe
zu kämpfen, trotz ihres Aussehens. Es ist ein Stück über zwei junge Menschen auf ihrem Weg
zu eigenständigen, autonomen Persönlichkeiten, die sich ihrer selbst bewusst werden jenseits
einer äußeren Gestalt. Nicht allein das Äußere ist es, was uns ausmacht, sondern in gleicher
Weise unser Können und Handeln.
Ich wünsche Ihren Schülern und Ihnen einen an- und aufregenden Theaterbesuch. Für Ihre
Kommentare, Fragen, Anmerkungen, Hinweise, Beobachtungen wenden Sie sich am besten
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Zwerg Nase
per E-Mail an mich unter [email protected].
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß mit dem Begleitmaterial, das Sie in einzelne Themen der
Inszenierung einführt.
Karola Marsch
Dramaturgin / Theaterpädagogin
Tel. 030 – 55 77 52 -30
[email protected]
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Zwerg Nase
Wilhelm Hauff
Wilhelm Hauff wurde 1802 in Stuttgart geboren und starb bereits mit 25 Jahren. Seine intensive Schaffenszeit bezeichnet daher nur die Jahre 1826, 1827 und 1828. In jedem dieser drei
Jahre veröffentlichte er u.a. einen Almanach mit Märchen. Zu seiner Zeit fand Hauff jedoch
eher durch Romane wie „Der Mann im Mond“ und „Lichtenstein“ Beachtung. Das Märchen, als
beliebte Gattung des Rokoko und in der romantischen Kunsttheorie, war als die einstige Lektüre für Jung und Alt aus der Mode gekommen. Heute scheint „das literaturwissenschaftliche
Interesse an Hauff sehr nachgelassen [zu haben]. Nur die Märchen, ursprünglich in populären
Almanachen erschienen, leben noch.“ (Ottmar Hinz: Wilhelm Hauff. Mit Selbstzeugnissen und
Bilddokumenten, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989) Denn sie bieten für Kinder einen Nährboden für ihre Phantasie durch eine Vielzahl von Märchenelementen, vom Übernatürlichen
und Zauberhaften, über Verkleidungen und Verwandlungen, bis zu sprechenden Tieren, Ungeheuern, Hexen, Zwergen, Flüchen und Befreiungen. Es werden Netze aus Rätseln gesponnen
und unerwartet schnell aufgelöst. Hauff bleibt trotz romantischer Züge realistisch, indem er die
Eigenschaften einer Figur immer auch mit ihren Lebensumständen und ihren Reaktionen auf
das soziale Umfeld verknüpft. Nach Egon Schwarz ist Hauffs Menschenbild in seinen Märchen
überwiegend „bitter und kontrastiert mit dem goldenen Schaum der Einkleidung.“ (a.a.O.) Mit
„Zwerg Nase“ beschreibt er eine Figur als Vertreter aller, die nicht der Norm entsprechen und
denen eine materiell ausgerichtete Wertegesellschaft nur einen demütigenden Platz einräumt.
Denn „der Mensch ist eine Funktion seines gefälligen Aussehens, seines Reichtums, seiner
Macht, seiner Nützlichkeit. An sich ist er für die Gesellschaft wertlos.“ (a.a.O.)
Zudem beschreibt „Hauff die ‚bürgerliche-protestantischen’ und ‚altbürgerlich-wirtschaftlichen Vorurteile und Ressentiment gegenüber einer neuen, in Reichtum und Macht aufsteigenden, von der neuen Geldwirtschaft hinaufgeführten Gesellschaftsschicht’. ‚Es geht um
die Ablehnung, ja mehr um die Angst vor der Versuchung des Geldes, vor der Verführung zu
allzu raschem Gewinn.’ In den Ängsten, die diese Drohung erzeugt, in der Entfremdung, die
er kommen spürt, gestaltet Hauff, übersetzt in die Sprache der Dichtung, aber immer noch
deutlich genug, ein historisch-politisches Moment.“ (a.a.O.)
Im Märchen „Der Zwerg Nase“ kreiert Hauff eine Welt von großen Gegensätzen. Ein prachtvolles Hexengemach steht dem Haus einer Kleinbürgerfamilie entgegen, ein hübscher Junge
einer hässlichen Hexe. Hauffs Märchen sind eine Einladung, durch den Vorhang des Zauberhaften auf subtile menschliche Verhaltensweisen zu schauen.
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Zwerg Nase
Szenenfoto mit Katrin Heinrich, Birgit Berthold und Denis Pöpping
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Zwerg Nase
Inszenierungsschwerpunkt I:
Das Märchen im Alltag
Kinder durchlaufen in ihrer Entwicklung interessante Prozesse. Von Anfang an sind sie einer
Welt ausgesetzt, in der sie lernen müssen, sich zu orientieren. Auf diese Weise lernen sie,
die Welt „zu begreifen“, wahrzunehmen, zu sprechen, unabhängig davon, ob sie Unangenehmes oder Unterstützendes erfahren. Haben sie sich die Sprache erobert, wird es so sein,
dass sie davon gern und ausgiebig Gebrauch machen werden. Die frühe Begegnung mit Geschichten und Märchen ermöglicht es ihnen, diese Geschichten und Märchen sich selbst zu
erobern, das heißt, sie weiter und anders zu denken, zu spinnen, zu spielen. Immer wird ihr
eigenes, reales Leben verwoben, sodass sie eine Querverbindung zwischen dem Fiktionalen,
dem Phantastischem und dem Realen ziehen. Jenseits kausaler und logischer Ketten unserer
Denkungsart sind sie zu Gedankensprüngen bereit und praktizieren sie täglich. Es ist eben
ganz normal, dass Tiere sprechen, Pferde im Krankenhaus behandelt werden, weil sie über
ein Haus gestolpert sind, dass ein Mädchen sich im Wald verirrt und dann auf einmal in einem
anderen Land zur Prinzessin wird, dass aus einer Eidechse ein siebenköpfiger Drache wird,
den es zu besiegen gilt. Diese permanente Umgestaltung ist eine enorm große schöpferische
Quelle. Weil sie davon ausgeht, dass nichts so bleiben muss, wie es ist. Eigentlich müssten
wir alle daran arbeiten, diese Fähigkeit zu erhalten, statt sie durch genormtes Wissen und regulierte Ordnungssysteme zum Einsturz zu bringen.
Dieses sprunghafte Umgehen mit Märchen und Geschichten erlaubt es Kindern, diese auf
eine reale Ebene zu heben, sich auf Märchen und Geschichten, die sie z.B. im Theater sehen,
komplett einzulassen und mit ihren Helden mitzufiebern.
Das Märchen vom „Zwerg Nase“ geht diesen Weg ebenso. In ein gewöhnliches, bürgerliches
Leben tritt das Unvorhergesehene, das Märchenhafte. Mit dem Eintritt von Jakob in das Haus
der Hexe, als er ihr die Kohlköpfe, die später Menschenköpfe sein werden, nach Hause bringt,
beginnt eine neue Zeit. Auch eine neue Erfahrung, ein völlig anderes Erleben. Wie im Traum
oder im Halbschlaf erlebt er die folgenden Jahre. Aber sie werden von ihm so nicht wahrgenommen. Die Gesetze des Alltags werden ausgehebelt. In diesem Märchen verlassen wir
die Ordnung durch einen geregelten Tagesablauf und gleiten hinab ins Erleben. Jakob lernt
Gerüche kennen, er schwebt förmlich, er wird zum Meisterkoch. Als er erwacht, glaubt er, nur
zwei, drei Stunden geschlafen zu haben und beeilt sich, nach Hause zu kommen, um von seiner Mutter nicht ausgeschimpft zu werden. Doch das andere Leben, die andere Wirklichkeit
bleibt an ihm kleben. Auch wenn er es zunächst nicht bemerkt. Eine schmerzhafte Leerstunde
erwartet ihn nun, da er lernen muss, was es heißt, in einer Missgestalt zu stecken.
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Zwerg Nase
Im Unterricht
Lassen Sie die Kinder an Geschichten arbeiten, in denen sich plötzlich Wunderbares / Zauberhaftes / Märchenhaftes im Alltag ereignet.
Ob einzeln oder in Arbeitsgruppen: Zunächst überlegen sich die Kinder eine Figur, die zentraler Mittelpunkt ihrer Geschichte ist. Wie sieht sie aus? Wie alt ist sie? Hat sie Familie? Was
macht sie gern? Sie sollen ein alltägliches Erlebnis dieser Figur erzählen / beschreiben. Dann
fällt die Figur in einen tiefen Schlaf und auf einmal verändert sich alles um sie herum. Was
passiert der Figur? Was erlebt sie?
Je nach Alter der Kinder kann die Geschichte aufgeschrieben, erzählt, gespielt oder auch als
Comic oder Bildergeschichte gemalt werden.
Dieser Komplex eignet sich für die Vorbereitung des Inszenierungsbesuches.
Szenenfoto mit Katrin Heinrich
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Zwerg Nase
Inszenierungsschwerpunkt II:
Die Sinne leiten die Wahrnehmung
Mit dem Tasten beginnt unser Vorgang der Nahrungsaufnahme, denn wir müssen erst einmal
etwas in die Hände nehmen, um es zum Mund zu führen. Der Anblick von Speisen lässt uns
manchmal das Wasser im Mund zusammenfließen. Auch die Geräusche können wir intensiv
wahrnehmen, z.B. das Knacken eines Apfels, wenn wir in ihn hineinbeißen. Am Geruch erkennen wir, ob die Mahlzeit wohlschmeckend duftet oder aber, ob sie schon verdorben ist. Der
Geschmackssinn beim Kauvorgang im Mund arbeitet mit dem Geruchssinn eng zusammen.
In der Schnelllebigkeit unserer Zeit vergessen wir oft das Essen mit allen Sinnen. Nimmt man
sich die Zeit und beschreibt sein Lieblingsessen mit allen Sinnen (sehen, riechen, tasten,
schmecken, hören), kann man erstaunen, was wir alles durch die Routine und Beiläufigkeit
vieler Mahlzeiten nicht mehr wahrnehmen.
Schmecken und Riechen
Die gustatorische Wahrnehmung, das Schmecken, ist eine subjektive Empfindung durch eine
Reizung von Geschmacksknospen. Es gibt fünf Geschmacksrichtungen, die die Papillen auf
der Zungenoberfläche wahrnehmen können. Süß, sauer, bitter, salzig und umami (jap. = wohlschmeckend würzig). Scharf wird oft als Geschmack wahrgenommen, bezeichnet jedoch nur
ein Signal der Nerven für den Schmerz. Die Papillen bestehen aus mehreren tausend Geschmacksknospen, die jeweils fünfzig Sinneszellen besitzen. Die Sinneszellen haben eine Lebensdauer von zehn Tagen, danach sterben sie ab und bilden sich neu. Oft findet man Einteilungen der Zunge in Geschmacksbereiche. Diese sensitiven Wahrnehmungen sind jedoch nur
gering ausgeprägt. Im Laufe der Lebenszeit nimmt der Geschmackssinn ab, aber auch der
Verzehr von Drogen, Koffein und Nikotin schwächt die Geschmacksleistung. „Der einfachste
Test, um den Geschmacksanteil eines wohlschmeckenden Gerichts oder eines guten Weins
zu erkennen, besteht darin, sich die Nase zuzuhalten – was an sensorischen Empfindungen
übrig bleibt, wird durch den Geschmackssinn hervorgerufen. Er beschränkt sich auf die Grundqualitäten salzig, sauer, bitter und süß. Damit lassen sich natürlich nicht die Feinheiten einer
guten Küche und eines edlen Weins wahrnehmen. Der Geschmackssinn ist ein recht grobes
Sinnesinstrument, mit dem sich zwar eine saure Gurke von einer süßen Banane unterscheiden lässt, der aber nicht den nuancierten Essgenuss eines Feinschmeckers erlauben würde.“
(Hanns Hatt: Botschaften der Zunge: Physiologie des Geschmacks, in: Uta Brandes (Red.):
Geschmacksache, Steidl Verlag, Göttingen 1996) Störungen des Geschmackssinns werden
als Dysgeusie und der Geschmacksausfall als Ageusie bezeichnet. Forscher konnten bislang
nicht eindeutig herausfinden, wie die Informationen der Geschmacksempfindungen an das
Gehirn weitergegeben werden. Der Geschmackssinn ist immer auch mit dem Geruchssinn
verbunden und beide werden durch chemische Reize ausgelöst. Sodass ein Geschmackseindruck eher die Zusammenwirkung von Geschmacks- und Geruchssinn sowie von Tast- und
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Zwerg Nase
Temperaturwahrnehmung in der Mundhöhle darstellt. Die Geschmacksstoffe erreichen durch
das Kauen und Schlucken während der Nahrungsaufnahme die Riechzellen in der Nase, sodass erst hier alle anderen, als die zuvor genannten fünf Geschmacksrichtungen, erkannt
werden.
Die olfaktorische Wahrnehmung, das Riechen, entsteht durch die Rezeptoren in der inneren
Nase, diese sind die drei Nasenmuscheln und die Riechschleimhaut. Die 400 verschiedenen
Rezeptoren können jeweils ein spezielles Duftmolekül wahrnehmen. Auch diese erneuern sich,
ähnlich der Sinneszellen der Zunge, alle 60 Tage. Interessant ist, dass man seinen Geruchssinn trainieren kann, sodass die Erkennungsgerüche von 5000 auf 10000 Gerüche ansteigen
können. Es werden sechs Geruchsrichtungen unterschieden: blumig, fruchtig, würzig, faulig,
brenzlig und harzig. (nach: Katherina Lugmair: Sensorische Integration-Raumwahrnehmung
unter besonderer Berücksichtigung des Kindesalters. Dissertation, LMU München 2006, Medizinische Fakultät) Gerüche bewertet jeder Mensch unterschiedlich, außer solchen, die mit
Gefahren wie Feuer oder Gas verbunden sind. Die Erfahrungen entscheiden über die jeweilige
Wahrnehmung der Gerüche, denn der Informationsweg führt in das Gehirn. Von da aus auch
in die Amygdala, das Emotionszentrum, und auch in den Hippocampus, Sitz des Gedächtnisses. Genauso wie bei der Abstumpfung der Geschmackszellen, verhält es sich auch bei
den Geruchszellen: Nikotin und Drogen mindern die Intensität. Jedoch kann auch der Hormonstatus einer Frau auf das Riechempfinden Einfluss nehmen. Hyposmie bezeichnet eine
Geruchsstörung und Anosmie den Geruchsverlust. Diese Störungen können unter anderem
Depressionen auslösen, des weiteren müssen die Betroffenen mit einem wichtigen Warnsignalverlust leben.
Phantasiereise zu Gerüchen
„Macht es euch bequem. Wenn ihr wollt, legt Kopf und Arme auf die Bank vor euch, schließt
die Augen. Spüre, wie du einatmest, wie du ausatmest, wie dein Atem in deine Lunge fließt
und wieder aus dir herausströmt. Stell dir vor, du liegst in einem Bett. Dein Brustkorb hebt sich
und senkt sich. Deine Atembewegungen sind langsam und regelmäßig. Gleich gehst du auf
eine Reise. Du spürst, wie du immer leichter wirst, leichter und immer leichter. Du beginnst zu
schweben. Du schwebst über dem Bett und fühlst dich ganz leicht. Langsam drehst du dich
in der Luft zum Fenster und schwebst durch das offene Fenster hinaus. Die kühle Luft um dich
herum riecht nach Frühling. Du nimmst einen ganz tiefen Atemzug und die Frühlingsluft füllt
deine Lungen. Du atmest tief ein und wieder aus. Unter dir ist eine grüne Wiese. Du schwebst
langsam hinunter zur Wiese, dann legst du dich auf die Wiese. Du spürst mit deinen Händen
das kühle Gras. Es riecht nach feuchter Erde. Neben dir siehst du ein Büschel mit Maiglöckchen. Wenn du mit der Nase ganz nah an die weißen Blüten herangehst, kannst du sie besonders gut riechen. Nun wirst du wieder ganz leicht und erhebst dich von der Wiese. Langsam
schwebst du in Richtung des offenen Küchenfensters. Jemand brät gerade Hackbällchen in
der Pfanne. Der Geruch wird immer intensiver, je näher du dem Küchenfenster kommst. Du
riechst aber noch etwas anderes. Ein sehr schwerer, süßer Geruch. Hinter die Spüle, dort wo
sie keiner sehen kann, ist versehentlich eine Banane hingefallen, die mittlerweile ganz faulig ist. Die beiden Gerüche, der Geruch der Hackbällchen und der der Banane, sind in etwa
gleich stark. Langsam schwebst du nun wieder in dein Zimmer und lässt dich in die weichen
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Kissen sinken. Das Bett ist mit frischer Bettwäsche bezogen, es riecht ganz frisch. Wenn
du dich konzentrierst, kannst du auch riechen, dass die Bettwäsche nach dem Waschen in
der frischen Frühlingsluft auf der Wäscheleine getrocknet worden ist. Du nimmst einige tiefe
Atemzüge. Nun reckst du dich ein wenig; werde dir bewusst, dass du auf einem Stuhl sitzt,
du spürst deine Arme, auf denen dein Kopf ruht, öffne langsam die Augen. Nun bist du wieder
im Klassenzimmer.“
(http://www.planet-schule.de/wissenspool/total-phaenomenal-sinne/inhalt/unterricht/supernasen.html)
Welt der Kräuter und Gewürze
Zwerg Nase benutzt beim Kochen allerlei Kräuter und Gewürze. Auch heute noch finden sich
eine Vielzahl in den Küchen wieder, von Anis über Kümmel, bis hin zum Zimt. Ca. 15000 Arten von Kräutern gibt es, deren Blätter bzw. Blüten getrocknet oder frisch als Gewürze diese
Speisen verfeinern. Gewürze enthalten Geschmacks- und Geruchsstoffe, die eine Zubereitung verbessern, würzen oder bekömmlich machen. Im Mittelalter hatten Gewürze einen hohen
Stellenwert, vergleichbar mit dem des Erdöls heute. Durch die Kolonialisierung ab dem 15. Jahrhunderts erschlossen sich viele neue Märkte und damit viele neue Gewürzarten. Früher wurde
Pfeffer mit Gold aufgewogen, so kostspielig war er. Heute sind die teuersten Gewürze Safran,
Vanille und Kardamom. Man unterscheidet Gewürze in Salze, Raucharomen vom Räuchern,
Pflanzenblätter, -blüten, -rinde, -wurzeln, -samen, -saft, -auszüge. Auch tierische Substanzen
zählen zu den Gewürzen, wie z.B. Honig oder Butter. Fertige Gewürzzubereitungen, wie Senf,
Currypulver oder Sojasauce benutzt man im täglichen Leben. Die ätherischen Öle haben nicht
nur geschmacksverbessernde Wirkung, sondern sind auch zuständig für die Konservierung
von Lebensmitteln, für die Bekömmlichkeit, als Appetitanreger, als natürliche Helfer für den
Verdauungstrakt, als Aphrodisiakum, als Konzentrationsoptimierer sowie zur Entspannung.
Bei dem Einsatz von Gewürzen greift man auf gerebelte, gemahlene, zerstoßene oder klein
geschnittene Substanzen zurück. Die Königin der Pasteten war bei Wilhelm Hauff die Pastete
Souzeraine, in der Kräuterabteilung ist und bleibt die unumstrittene Königin: die Vanilleschote.
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Zwerg Nase
Szenenfoto mit Undine Backhaus, Denis Pöpping, Katrin Heinrich, Andrej von Sallwitz, Gesa Geue
Duft von Gewürzen
Ob es nun um das Erkennen von Kräutern, den Geruch oder den Geschmack geht: Immer ist
unsere Nase im Einsatz. Wie in der Anatomie des Riechens und Schmeckens bereits erwähnt,
arbeiten Geruch und Geschmack eng zusammen. Da Gewürze reich an natürlichen Aromen
sowie Duft- und Geschmacksstoffen sind, duften sie um ein Vielfaches mehr als synthetisch
hergestellte Aromen. „So wird auch im Zeitalter der Geschmacksverstärker, Farb- und Zusatzstoffe ein edles Gewürz nach wie vor so gut wie jedes künstliche oder naturidentische Aroma
schnell wieder in den Schatten stellen und uns nicht lange ‚an der Nase herumführen’.“ (http://
www.gewuerze-blog-naturideen.de/2008/04/19/willkommen-im-reich-der-duefte-wie-gewuerze-unsere-sinne-betoeren/) Man kann das ganz leicht ausprobieren, wenn man einmal an
einer Vanilleschote und dann an einem Fläschchen Vanillearoma riecht. Das Sinnesland Küche
hält viele Duft- und Geschmackserlebnisse bereit. Ganz einfach umsetzbar ist es mit einem
Kräutergarten auf dem Balkon oder am Küchenfenster, mit Schnittlauch, Petersilie, Minze,
Kresse und ähnlich oft genutzten Küchenkräutern. Zudem kann man durch geschickten Einsatz von Gewürzen das Salzen von Speisen verringern. Auch Blumen wie die Kapuzinerkresse
sehen nicht nur toll aus, sondern werden als Salat verwendet oder auch als essbare Dekora13
Zwerg Nase
tion. Denkt man an die unzähligen Wildkräuter in Deutschlands Gärten und Wäldern, könnte
man einen Spaziergang mit anschließender Kräuterkochstunde durchführen und zum Beispiel
Löwenzahnhonig oder auch Bärlauchpesto herstellen. Allerdings sollten diese nicht von den
Straßenrändern stammen.
Rezept Löwenzahnhonig
Zutaten: Drei große Hände voll Blüten, 3/4 l Wasser, Saft einer halben Zitrone, 500 g Zucker,
500 g Gelierzucker; Blüten in Wasser aufkochen, eine Stunde köcheln lassen. Anschließend
filtern. Löwenzahnwasser mit Zitronensaft und Zucker etwa 30 Minuten kochen lassen, bis die
Masse zähflüssig wird. In Schraubgläser füllen.
Rezept Bärlauchpesto
Zutaten: 50 g Bärlauch, 50 g Parmesan, 20 g Pinienkerne, 2 – 3 EL Olivenöl, 2 – 3 EL Gemüsebrühe; Bärlauch waschen, trocknen, kleinschneiden. Die Pinienkerne in der Pfanne knusprig
anrösten. Beides zusammen im Hacker zerkleinern, mit Öl und Brühe vermengen – und dann
ab mit der leckeren Soße auf die Nudeln.
„Der Mensch ist, was er isst.“
Wie soll ein Kind lernen, was gesundes und schmackhaftes Essen ist, wenn es kaum etwas darüber gelehrt bekommt? Das Thema der Nahrungsaufnahme ist auf dem Weg in die
deutschen Schulen und Kindergärten, weil es eine gesellschaftliche Aufgabe ist, das Thema Kochen und Ernährung den Kindern, wenn schon nicht durch ihre Eltern, dann vielleicht
durch Lehrer und Erzieher, näher zu bringen. Nach Sarah Wiener, engagierte Köchin, sind die
wichtigsten Merkmale einer gesunden Ernährung frische, regionale und abwechslungsreiche
Lebensmittel. Relativ allgemein gehaltene aber alltagstaugliche Maxime stellen die Aid-Ernährungspyramide sowie die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) dar.
Darüber hinaus sind die Ergebnisse der REVIS-Forschung als auch die des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) interessant. „Gute Programme setzen auf mehreren Ebenen
an. Beim gemeinsam Kochen lernen die Kids gesunde, frische Lebensmittel kennen und zuzubereiten. Werden zu Hause vor allem Fertiggerichte und Tiefkühlkost warm gemacht, haben
sie in der Gruppe Spaß daran, Salat zu schnippeln, Gemüse und Kartoffeln zu schälen und
Pizzateig zu kneten. In Gesprächen mit Ernährungsexperten erfahren die Kinder, warum der
Körper Energie benötigt und was passiert, wenn er zu viel ‚Benzin’ tankt.“
(Annette Sabersky: Was isst du denn da? Lexikon der gesunden und ungesunden Kinderernährung,
Urania, Stuttgart 2005)
Auch der Berliner Koch Alex Sommerfeldt setzt sich für eine gesunde Ernährung von Kindern
und Jugendlichen ein, indem er spezielle Kochkurse anbietet. Denn „am Anfang steht das Selberkochen. Dadurch bekommen Kinder einen ganz anderen Zugang zum Essen. […] Kochen
schult die Geschmacksnerven und die Kinder lernen, neue Sachen zu akzeptieren.“
(Ebd.)
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Zwerg Nase
Er sieht das Kochen als mehr als nur Nahrungszubereitung an, denn „Kochen ist Physik, Mathe, Chemie, Bio und vieles mehr. Die Kinder müssen abwiegen, sie müssen sich an den Herd
trauen. So wird das Kochen für die Kinder zum Abenteuer: Sie können etwas alleine machen
und haben am Ende ein Ergebnis, über das alle staunen und leben dabei auch noch gesund.“
(Ebd.)
Auch Annette Sabersky rät: „Lassen Sie Kinder von klein auf das natürliche Aroma von Obst,
Gemüse, Käse und Wurst schmecken. Wer nur Erdbeerjoghurt aus dem Becher oder Gulasch aus der Dose kennt, mag oftmals das selbst zubereitete Essen nicht. Es erscheint fad
und langweilig. Ernährungsexperten sind sich darüber einig, dass Kinder von klein auf die
Lebensmittel so naturbelassen wie möglich essen sollten. Joghurt mit frischen, zerdrückten
Erdbeeren, gedünstete Karotten und selbst gebackene Pizza schmecken schon den Kleinsten
und sind meist nicht so fett- und kalorienreich wie die Alternative aus der Tüte. Zudem machen sie, anders als die künstlichen Stoffe, nicht die ‚Zunge platt’, wie es der Präsident der
Köchevereinigung Eurotoque, Ernst-Ullrich Schassberger, nennt. Sie überfordern also nicht
die Geschmacksnerven. Wird der Geschmackssinn frühzeitig geschult, ist das auch eine Investition in die Zukunft. Denn es wird diskutiert, ob aromatisierte Produkte den Appetit anregen und zum Mehressen verführen. Die Konsequenz wäre dann Übergewicht mit all seinen
ungünstigen Folgen. Geben sie ihrem Kind die Chance, durch natürliche Nahrungsmittel den
Bezug zur Natur herzustellen. Wer als Kind Erdbeeren ernten, naschen und für den Joghurt
zermatschen darf, wird später die Umwelt eher wertschätzen und achten und somit helfen,
(a.a.O.)
der Zerstörung entgegenzuwirken.“ Wie wäre es also einmal mit einer anderen Unterrichtseinheit? Lernen mit allen Sinnen, denn
das ist die Grundlage, um sich selber und seine Umwelt zu verstehen. „Kindliches Denken
und Tätigsein ist produktiv, deshalb brauchen Kinder Raum und Zeit für Eigentätigkeit und
Kreativität. Interesse und Freude am persönlich bedeutsamen Lernen und Erleben.“ (http://
www.adipositas-saarland.de/downloads/Lebensmittelkunde%20&%20kochen%20mit%20
Kindern.pdf) Kinder erlernen das selbstständige Handeln mit Lebensmitteln und erfahren
sich selber beim Ertesten von Gewürzen und Kräutern. Ziele dabei sind das Wecken von
Interesse für gesunde Ernährung, nachhaltige Naturnutzung, Erfahrung von sinnlichen Erlebnissen, das Kochen zu lernen sowie die Erhöhung von sozialen Kompetenzen, wie gegenseitige Wertschätzung, Teamarbeit, Abbau von Ich-Bezogenheit durch Regeln des Teilens. Sie
können Einblicke und Erfahrungen sammeln über ihre eigene Gesundheit, z.B. im Umgang
mit Allergien sowie mit ihrem eigenen Essverhalten, wie fühlt sich satt und hungrig sein an,
wie sättigt was. Sie können aber auch etwas über die Gefahren lernen, welche in einer Küche
lauern. Nebenbei lernen sie auch etwas über den Umgang mit Geld, in welchem Laden findet
man welche Lebensmittel und Kochutensilien, woher kommen unsere Lebensmittel, warum
kommen manche von weit her und andere wachsen um die Ecke etc.
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Szenenfoto mit Helmut Geffke und Hagen Löwe
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Die Pastete
Einst stellten Pasteten die Krönung eines Festessens dar, doch ist ihre Relevanz in der heutigen Küche zurückgegangen. Um 1000 n. Chr. in Europa durch die französischen Köche
etabliert, bildeten sich professionelle Pastetenbäcker. Adel und Klerus forderten immer neue
Kompositionen des edlen Gerichts, welches, umkleidet von einer Teighülle, aus einer Füllung von Fleisch, Fisch oder Gemüse besteht. Durch Kolonisierung und neue Handelswege
konnten die Bäcker teure Gewürze aus fernen Ländern verwenden, die sich auch heute noch
im Gewürzregal eines jeden Küchenfreundes befinden. Es entstand sogar ein spezielles Pastetengewürz. So wie es verschiedenste Rezepte von Pasteten gibt, so gibt es auch verschiedene Arten der Pasteten. Zum einen werden warme und auch kalte Pasteten vorgesetzt,
aber auch die Formen variieren: von Timbalen (Becherpasteten, bei denen Ragout oder Püree
meist ohne Teig gebacken werden), Rissolen (mit Ragout gefüllte Halbmondpasteten), Terrinen
(Schüsselpasteten ohne Teig mit einem komplexen Backvorgang) und Gelantinen (Rollpasteten umhüllt von Gelee, wobei die Füllung früher in ausgehöhlten Tierteilen gegart wurde). Zum
Einsatz kommt bei der klassischen Pastete eine Hülle aus Blätter- oder Mürbeteig, welcher in
einer Form ausgelegt und mit Ragout oder zerkleinertem Fleisch belegt wird. Obenauf wird die
Füllung mit einer Teigdecke geschlossen und zum Backen in den Ofen gegeben. Die Pastete
findet man in vielen Küchenstilen der Welt wieder, z.B. stehen die unzähligen Pita-Varianten in
Griechenland in engem Zusammenhang zu den klassischen Pasteten. Eine orientalische Pastete hat eine Füllung aus Spinat und Schafskäse oder Hackfleisch, Kreuzkümmel, Koriander,
Ingwer und Zimt. Eine australische dagegen erinnert an die klassischen Zutaten eines Chilis
con Carne.
Fraglich bleibt jedoch, was Zwerg Nase als Rezeptur für seine Pastete Souzeraine benutzt.
Klar ist, dass er das Kräutlein Niesmitlust einsetzt. Bei diesem Kräutlein könnte es sich um
die Gewürztagetes handeln, denn ihre Blüte ist von brennendem Rot, mit Gelb umrandet und
verströmt einen sehr starken Geruch. Auch ihr Blattwerk ähnelt der Beschreibung aus dem
Märchen, denn sie sind gestielt und weisen eine blaugrünliche Färbung auf. Sie wird auch
heute noch als Duft- und Gewürzpflanze, als auch als Gemüse und Salatdekoration, in der
Küche und im Haushalt eingesetzt.
Da die Gans die Rezeptur kennt und Zwerg Nase hilft, könnte man meinen, dass als Füllung
kein Gänsefleisch in Frage kommen kann. In Anlehnung an die Bedeutung des Wortes Souzeraine (frz. Seraine = heiter, frz. Sou = Geld, frz. Sous = Unter) oder Suzeränität, zu deutsch
„unter der Fröhlichkeit“ oder auch „Oberherrlichkeit“, lässt sich vermuten, dass sich unter der
Teighülle etwas überaus Köstliches verbergen muss.
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Zwerg Nase
Lassen Sie die Kinder ihre persönliche, königliche Lieblingspastete phantasieren. Wie sieht sie
aus, meine Königin der Speisen? Welche Zutaten stecken in ihr, welche Form hat sie? Dazu
zeichnet man oder sucht in Zeitungen, Zeitschriften etc. jene Zutaten die man unbedingt benötigt. Und vielleicht sind die Geruchs- und Geschmackszellen dann so sehr angeregt, dass
eine reale Pastete gemeinsam gebacken und verspeist werden muss. Die nachfolgende Abbildung dient als Anregung, gefüllt zu werden. Lassen Sie die Kinder eine Pastetenform zeichnen
oder kopieren Sie diese und benutzen Sie sie als Vorlage.
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Zwerg Nase
Inszenierungsschwerpunkt III: Das Soziale
Zwerg Nase und die Prinzessin erleben nach ihrer Verwandlung, dass niemand mehr ihr wirkliches Wesen erkennt bzw. sie als Menschen nicht mehr erkannt werden. Stattdessen werden
sie verhöhnt, weggeschickt, man will sie loswerden. Selbst von ihren Eltern werden sie beschimpft und beleidigt.
Weswegen werden andere Menschen ausgegrenzt?
Warum wollten die Kinder in einer Gruppe schon einmal, dass jemand nicht mitspielen darf?
Wie verhält sich jemand, der nicht mitmachen darf?
Das sind sicher Themen, die in vielen Klassen eine Rolle spielen. Die Auseinandersetzung mit
der Inszenierung bietet die Möglichkeit, das zu thematisieren. Hierfür eignet sich eine Nachbereitung mit der Klasse im Anschluss an den Theaterbesuch.
Eine Möglichkeit ist zunächst zu sammeln, wie man jemanden beschimpft. Welche Worte werden verwendet? Welche Redewendungen? Wissen die Kinder um die Wirkung solcher Worte?
Die Klasse wird in Gruppen von 5 – 6 Schülern geteilt. Jede Gruppe überlegt sich eine Situation, in der jemand beschimpft wird. Warum findet das statt? Ist es das wert, jemanden deshalb
so zu beschimpfen? Wie fühlt sich der Herabgesetzte? Wie verhält sich die Gruppe? Machen
alle mit? Steht jemand dem Beschimpften bei? Warum? Wenn möglich, tauscht man die Rolle
des Beleidigten mehrfach aus. Die Gruppen spielen sich eine Variante gegenseitig vor.
Anschließend befragen sich die Schüler zu zweit gegenseitig, was die schrecklichste Bemerkung war, die sie jemandem gegenüber gemacht haben, bzw. die sie selbst erlebt haben.
Sie machen ein Beschimpfungsprotokoll der letzten vier Wochen: Welche Herabwürdigungen
haben die Kinder wem gegenüber gemacht, welche haben sie selbst erfahren und von wem.
Diese Protokolle kann man auf einer Leine aufhängen oder auch als Tonprotokolle aufnehmen
und dann in einer Präsentation gemeinsam anhören.
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Szenenfoto mit Franziska Ritter und Niels Heuser
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Hinweise für den Theaterbesuch
Liebe Lehrerin, lieber Lehrer,
viele Kinder und Jugendliche besuchen zum ersten Mal ein Theater oder haben wenig
Erfahrung damit. Wir bitten Sie, im Vorfeld eines Besuches sich mit Ihrer Klasse die besondere
Situation zu vergegenwärtigen und die nachfolgenden Regeln zu besprechen. Damit eine Vorstellung gelingt, müssen sich Darsteller und Zuschauer konzentrieren können. Dafür braucht
es Aufmerksamkeit. Alle Beteiligten müssen dafür Sorge tragen. Wer die Regeln nicht einhält,
beraubt sich selbst dessen, wofür er Eintritt gezahlt hat – und natürlich auch alle anderen
Besucher.
Folgende Regeln tragen zum Gelingen eines Theaterbesuchs bei:
1. Wir bitten, rechtzeitig im Theater einzutreffen, so dass jeder in Ruhe den Mantel und seine
Tasche an der Garderobe abgeben und ohne Eile seinen Platz aufsuchen kann. Unsere Garderobe wird beaufsichtigt und ist im Eintrittspreis enthalten.
2. Während der Vorstellung auf die Toilette zu gehen, stört sowohl die Darsteller als auch
die übrigen Zuschauer. Wir bitten darum, sich entsprechend zu organisieren. In unseren
Programmzetteln lässt sich auch nachlesen, ob es eine Pause in der Vorstellung gibt.
3. Es ist nicht gestattet, während der Vorstellung zu essen und zu trinken, Musik zu hören und
Gespräche zu führen. Mobilfunktelefone und mp3-Player müssen vollständig ausgeschaltet
sein. Während der Vorstellung darf weder telefoniert noch gesimst oder fotografiert werden.
4. Der Applaus am Ende einer Vorstellung bezeugt den Respekt vor der Arbeit der Schauspieler und des gesamten Teams unabhängig vom Urteil über die Inszenierung. Wem es gut
gefallen hat, der gibt mehr Beifall – wem nicht, entsprechend weniger. Wichtig ist, erst nach
dem Ende des Applauses den Saal zu verlassen.
Unser Einlasspersonal der ARTService GmbH steht den Zuschauern als organisatorischer Ansprechpartner am Tag der Vorstellung zur Verfügung.
Wir sind an den Erfahrungen des Publikums mit den Inszenierungen interessiert. Für
Gespräche stehen wir zur Verfügung. Unter www.parkaue.de können unsere Zuschauer einen
Kommentar zu den Inszenierungen abgeben.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Ihr THEATER AN DER PARKAUE
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Zwerg Nase
Impressum
Spielzeit 2011/2012
THEATER AN DER PARKAUE
Junges Staatstheater Berlin
Parkaue 29
10367 Berlin
Tel. 030 – 55 77 52 -0
www.parkaue.de
Intendant: Kay Wuschek
Redaktion: Karola Marsch
Mitarbeit: Susann Apelt
Gestaltung: pp030 – Produktionsbüro
Heike Praetor
Fotos: Christian Brachwitz
Titelfoto mit Niels Heuser
Abschlussfoto mit Niels Heuser
Kontakt Theaterpädagogik:
Karola Marsch
Telefon: 030 – 55 77 52 -30
[email protected]
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Junges Staatstheater Berlin
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