4/2004 - Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie

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Endokrinologie
Informationen
Mitteilungen der
Deutschen Gesellschaft
für Endokrinologie
Schriftleitung:
Hubertus Jarry, Göttingen
28. Jahrgang
Heft 4/2004
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August 2004
Georg Thieme Verlag, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
Endokrinologie
Informationen
Mitteilungen der
Deutschen Gesellschaft
für Endokrinologie
28. Jahrgang, Heft 4/2004
Schriftleitung:
Hubertus Jarry, Göttingen
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Vorstand der DGE
85
Neue e-mail der Schriftleitung für die Endokrinologie
Informationen
Tagungs- und Kongressberichte
85
Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz 14. – 16. November 2003
„Hormone im Alter“,
Vorwort von Prof. O. A. Müller und Abstracts
Preisverleihungen
121 Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004
„Effekte des Fettgewebshormons Leptin in Insulin produzierenden
Beta-Zellen des endokrinen Pankreas“
Preisträger: PD. Dr. med. J. Seufert, Würzburg
Personalia
123 Adressenänderungen
123 Habilitationen
123 Nachruf Prof. Dr. Meng
Kongressankündigungen
125 Weiterbildung zum/zur Endokrinologieassistenten/in DGE
126 1. Deutscher Atherosklerosekongress
128 1st International Alfried Krupp Kolleg-Symposium
„stress behaviour and immune response“
129 Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004,
129 25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch (REG)
130 International Symposium of the Rhein-Main-Group
Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the German
Endocrine Society
28 (2004) 4
131
Veranstaltungskalender
134
Die letzte Seite
Fernsehen und Pubertät???
Endokrinologie Informationen
I
Gremien der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
Vorstand
Präsident:
Prof. Dr. H. Lehnert, Magdeburg
Vizepräsident:
Prof. Dr. A. Grüters-Kieslich, Berlin
Prof. Dr. T. Gudermann, Marburg
Sekretär und Schatzmeister:
Dr. B. Saller, Erlangen
Tagungspräsident 2004:
Prof. Dr. G. Vollmer, Dresden
Tagungspräsident 2005:
Prof. Dr. L. Kiesel, Münster
Tagungspräsident 2006:
Prof. Dr. K. Mann, Essen
Berufspolitische Fragen:
Priv.-Doz. R. Finke, Berlin
Mediensprecher:
Prof. Dr. H. Klein, Bochum
Endokrinologie Informationen:
Prof. Dr. rer. nat. H. Jarry
Sektion Molekulare und Zelluläre
Endokrinologie
Sprecher:
Priv.-Doz. Dr. J. Gromoll, Münster
Beirat: Priv.-Doz. Dr. U. Fuhrmann, Berlin
Prof. Dr. W. Knepel, Göttingen
Prof. Dr. D. Müller-Wieland, Düsseldorf
Priv.-Doz. Dr. J. Seufert, Würzburg
Kommission Hormontoxikologie
Sprecher:
Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Berlin
Sektion Reproduktionsbiologie
und -medizin
Sprecher:
Prof. Dr. W. E. Merz, Heidelberg
Beirat:
Prof. Dr. B. Hoffmann, Giessen
Prof. Dr. W. G. Rossmanith, Karlsruhe
Prof. Dr. H. van der Ven, Bonn
Prof. Dr. L. Wildt, Innsbruck
Sektion Schilddrüse
Sprecher:
Prof. Dr. G. Brabant, Hannover
Beirat:
Prof. Dr. K. W. Schmid, Essen
Priv.-Doz. Dr. C. Schmutzler, Berlin
Prof. Dr. R. Hehrmann, Stuttgart
Prof. Dr. B. Leisner, Hamburg
Prof. Dr. H. Dralle, Halle
Prof. Dr. A. Grüters, Berlin
Sektion Diabetes und Stoffwechsel
Sprecher:
Prof. Dr. D. Müller-Wieland, Düsseldorf
Beirat: Dr. J. Brüning, Köln
Prof. Dr. H. Klein, Bochum
Priv.-Doz. Dr. T. Linn, Gießen
Priv.-Doz. Dr. K. Parhofer, München
PD Dr. J. Seufert, Würzburg
Sektion Calcium-regulierende
Hormone und Knochenstoffwechsel
Sprecher:
Priv.-Doz. Dr. E. Blind, Würzburg
Beirat:
PD Dr. W. J. Faßbender, Kempen
Prof. Dr. Dr. C. Kasperk, Heidelberg
Prof. Dr. med. J. Pfeilschifter, Essen
PD Dr. med. S. H. Scharla,
Bad Reichenhall
PD Dr. med. H. Siggelkow, Göttingen
Sektion Pädiatrische Endokrinologie
Sprecher:
Prof. Dr. Olaf Hiort, Lübeck
Beirat: Prof. Dr. R. Holl, Ulm
Prof. Dr. Norbert Albers, Osnabrück
Priv.-Doz. Dr. Angela Hübner, Dresden
Priv.-Doz. Dr. K. Mohnike, Magdeburg
Prof. Dr. Eckhard Schönau, Köln
II
Sektion Angewandte Endokrinologie
Sprecher:
Prof. Dr. med. K.-M. Derwahl, Berlin
Beirat:
Dr. U. Deuß, Köln
Dr. M. Droste, Oldenburg
Prof. Dr. F. Raue, Heidelberg
Dr. F. Herrmann, Leipzig
Prof. Dr. M. Hüfner, Göttingen
Dr. D. Lüdecke, Hamburg
PD Dr. M. Ventz, Berlin
Sektion Neuroendokrinologie
Sprecher:
Prof. Dr. H. L. Fehm, Lübeck
Beirat:
Dr. A. del Rey, Marburg
Prof. Dr. rer. nat. E. Fuchs, Göttingen
Priv.-Doz. Dr. J. Honegger, Freiburg
Prof. Dr. C. Kirschbaum, Dresden
Prof. Dr. G. K. Stalla, München
Prof. Dr. A. Steiger, München
Experimental and Clinical
Endocrinology & Diabetes
Herausgeber:
Prof. Dr. H. Schatz, Bochum
European Journal of Endocrinology
Mitherausgeber:
Prof. Dr. G. Emons, Göttingen
Prof. Dr. W. Kiess, Leipzig
Prof. Dr. B. Allolio, Würzburg
Prof. Dr. C. J. Strasburger, Berlin
Vertreter in der International Society
of Endocrinology
Prof. Dr. E. Nieschlag, Münster
Prof. Dr. J. Köhrle, Berlin
Prof. Dr. K. Voigt, Marburg
Vertreter in der European Federation
of Endocrine Societies
Prof. Dr. R. Ziegler, Heidelberg
Prof. Dr. J. Köhrle, Berlin
Prof. Dr. K. Voigt, Marburg
Endokrinologie Informationen
Endokrinologie Informationen
ISSN 0721-667-X
Impressum
Verantwortliche Schriftleitung
Prof. Dr. rer. nat. Hubertus Jarry, Universitätsfrauenklinik, Klinische & Experimentelle Endokrinologie, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
Tel.: +49(0)551 396522, Fax: +49(0)551 396518
E-mail: [email protected]
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als Ausdruck sowie an die angegebene
E-mail-Adresse senden.
Geschäftsstelle der DGE
Geschäftsführer: Gerd-Peter Buyken, Klinikum
der Ruhr-Universität Bochum,
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum,
Tel.: 02 34/978 89-30, Fax: 02 34/978 89-31
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Erscheinungsweise
Die Endokrinologie Informationen erscheinen
5-mal jährlich. Der Bezug ist für Mitglieder der
DGE als Beilage der Zeitschrift Experimental and
Clinical Endocrinology and Diabetes kostenlos.
Einzelheftpreis € 8,20 zuzüglich Versandkosten.
Wichtige Hinweise
Geschützte Warenbezeichnungen oder Handelsnamen werden nicht in jedem Fall besonders
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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
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Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen – auch
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abweicht. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt
auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.
Printed in Germany
Satz: Druckerei Sommer, Feuchtwangen
Druck und Bindung: Druck- und Verlagshaus
Alois Erdl, Trostberg
© Georg Thieme Verlag
Stuttgart · New York 2004
28 (2004) 4
A U S D E M V O R S TA N D D E R D G E
Neue e-mail der Schriftleitung für die Endokrinologie Informationen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
an dieser Stelle möchte ich meinem Vorgänger, Prof.
Dr. Gerhard Weinbauer herzlich für seine hervorragende Arbeit als Schriftleiter der Endokrinologie
Informationen danken. Ich werde versuchen, die Mitteilungen unserer Fachgesellschaft mit gleichem
Engagement fortzuführen.
Prof. Dr. Hubertus Jarry
Universitätsfrauenklinik
Klinische und experimentelle Endokrinologie
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
Tel.: 0551-396522, Fax: 0551-396518
Bitte senden Sie Ihre Ankündigungen von und Berichte über Veranstaltungen, Adressenänderungen,
Diplome/Promotionen/Habilitationen sowie Kommentare zu aktuellen Themen oder auch Kritik an
der Arbeit der DGE an:
[email protected]
Bitte beachten Sie die neue e-mail Adresse:
Ich freue mich auf Ihre Beiträge!
Hubertus Jarry
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz 14. – 16. November 2003
„Hormone im Alter“
Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz fand vom
14. 11. bis zum 16. 11. 2003 im Gasthof Oberwirt,
Fischbachau/Birkenstein, statt.
Dieses Mal beschäftigte sich das nun schon traditionelle Fortbildungsseminar der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie mit dem Thema „Hormone
im Alter“. Die Organisation und Leitung lag in den
Händen von O. A. Müller, München, und K. von Werder, Berlin.
Die Veranstaltung fand – auch schon traditionsgemäß – mit freundlicher Unterstützung der Firma
HENNING BERLIN GmbH & Co. OHG statt.
Wiederum konnten namhafte Referenten gewonnen
werden, die der Aufgabe einer gehobenen Fortbildung für Endokrinologen absolut gerecht wurden.
Hauptthemen waren Physiologie und Pathophysiologie der Hormonsekretion im Alter. Die Diskussionen
waren – wie immer – ausführlich und lebhaft, die
28 (2004) 4
diesmal besonders zahlreichen Teilnehmer zeigten
sich wiederum sehr zufrieden. Die „After-dinner-lecture“ am Freitagabend hielt Prof. W. Scherbaum,
Düsseldorf, zum Thema „Autoimmunität in der
Endokrinologie“.
Besonders hervorzuheben war wiederum die ungezwungene Atmosphäre im Gasthof Oberwirt, wobei
auch der „Wettergott“ wieder „mitspielte“.
Im Folgenden sind die Kurzfassungen der einzelnen
Vorträge zusammengestellt, um auch den nicht an
dieser Veranstaltung teilnehmenden Mitgliedern der
DGE einen Überblick über diese Veranstaltung zu
verschaffen.
Die 16. Birkensteiner Hormonkonferenz findet vom
05. bis 07. November 2004 statt mit dem Hauptthema „Gene und Hormone“.
O.-A. Müller (München)
Endokrinologie Informationen
85
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Wachstumshormonsekretion und Nebennierenrindenfunktion
im Alter (Somato- bzw. Adrenopause)
Bruno Allolio
Medizinische Universitätsklinik, Würzburg, Schwerpunkt Endokrinologie
Somatopause
Somatopause bezeichnet die abnehmende Wachstumshormonsekretion mit fortschreitendem Alter.
Untersuchungen zur Wachstumshormonsekretion
im 24h-Profil zeigen Abnahmen von 15–70 % bei
Männern und Frauen im Alter von 40–65 Jahren und
über 60 Jahren. Untersuchungen mit Hilfe der Dekonvolutionsanalyse haben gezeigt, dass mit jeder
Dekade die Wachstumshormonproduktionsrate um
14 % zurückgeht und die Wachstumshormonhalbwertszeit um 6 %.
Auch die Sekretion von Wachstumshormon in der
Insulinhypoglykämie ist geringer in höherem Alter,
während die Reaktion auf i.v.-Arginin nicht verändert
zu sein scheint. Die Antwort des Wachstumshormons auf eine Stimulation mit GH-RH ist zwar noch
nachweisbar aber signifikant verringert im höheren
Lebensalter.
Die akute Wachstumshormonantwort auf körperliche Belastung nimmt mit dem Alter ab. Ein intensives körperliches Training verbessert die Wachstumshormonantwort auf Belastung, die Wachstumshormonsekretion liegt aber immer noch unter der
von jungen Erwachsenen. Die physiologische Basis
der abnehmenden Wachstumshormonsekretion mit
dem Alter ist nicht vollständig aufgeklärt. Einige Tieruntersuchungen sprechen dafür, dass die Abnahme
der Wachstumshormonsekretion in erster Linie Ausdruck eines erhöhten hypothalamischen Somatostatintonus ist und möglicherweise zu einem geringeren Anteil auch Ausdruck einer abnehmenden
GH-RH Sekretion. Da Arginin die Somatostatinsekretion hemmt, ist die Beobachtung, dass eine
Arginingabe die Wachstumshormonantwort auf GHRH bei alten Männern potenziert, ein Hinweis darauf, dass beim Menschen wie bei der Ratte der Somatostatintonus mit dem Alter ansteigt. Der Wachstumshormongehalt der Hypophysen von Älteren ist
nicht signifikant vermindert, obwohl eine gewisse
Abnahme der Anzahl und der Größe der somatotropen Zellen in einer Studie berichtet wurde.
Auch IGF-I nimmt mit dem Alter ab. Die enge Beziehung zwischen der basalen IGF-I Konzentration und
der spontanen 24h-Wachstumshormonsekretion bei
86
Endokrinologie Informationen
jungen Erwachsenen wurde bei älteren Menschen
nicht in gleicher Weise gesehen. Allerdings ist gezeigt worden, dass die zirkulierenden IGF-I Konzentrationen nach Gabe von exogenen Wachstumshormon in gleicher Weise bei jungen und alten Männern ansteigen.
Ein wichtiger Teilaspekt ist die Tatsache, dass die
Wachstumshormonsekretion bei Adipositas verringert ist, unabhängig vom Alter. Da Übergewicht tendenziell mit dem Alter zunimmt (zumindest bis zum
72. Lebensjahr) könnte die zunehmende Adipositas
eine Rolle bei den Änderungen der Wachstumshormonsekretion spielen. Die IGF-Konzentration ist
invers mit der Adipositas korreliert. Entsprechend
könnte es sein, dass auch für IGF-I die Adipositas
am Altersgang des IGF-I beteiligt ist.
Während ein intensives körperliches Trainingsprogramm die akute Wachstumshormonsekretion nach
Belastung bei älteren Erwachsenen steigert, ist ein
ähnlicher Effekt auf die IGF-I Konzentration nur bei
Männern, aber nicht bei Frauen beobachtet wird. Die
deutlichen Verbesserungen in Muskelmasse, Muskelstärke und Belastbarkeit durch ein Trainingsprogramm können daher nicht durch Änderungen
der somatotropen Achse erklärt werden.
Adrenopause
Die Serumcortisolkonzentration ändert sich kaum
mit fortschreitendem Alter. Insbesondere die morgendlichen Nüchternkonzentrationen sind kaum
altersabhängig. Allerdings ist die Tagesrhythmik
beim älteren abgeschwächt, der morgendliche Peak
ist etwas vorverlegt und die abendlichen Cortisolkonzentrationen sind eher etwas höher. Das Ergebnis ist eine etwas erhöhte mittlere Cortisolkonzentration. Unterschiedliche Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die ACTH-Antwort auf Stimuli bei
Älteren gesteigert ist. Die insgesamt sehr diskreten
Änderungen sind in Verbindung gebracht worden mit
den Ergebnissen von Tierversuchen, die unter hochdosierten Glukokortikoiden eine hippocampale Degeneration beobachten haben. Inwieweit die eher
diskreten Veränderungen der Cortisolsekretion hier
von Bedeutung sind ist außerordentlich fraglich. Die
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Aldosteronsekretion ist nicht sehr stark verändert,
allerdings kommt es eher zu einer Abnahme der
Aldosteronexkretion und der basalen Aldosteronkonzentration mit fortschreitendem Alter. Aldosteron
und Plasmareninaktivität zeigen eine verminderte
Responsivität mit fortschreitendem Alter.
Die auffallendsten Altersveränderungen zeigt die
adrenale Androgenproduktion. Nach einem Maximum im jungen Erwachsenenalter kommt es zu
einer kontinuierlichen Abnahme, so dass um das
80. Lebensjahr herum nur noch 10–20 % der maximalen DHEAS-Konzentrationen nachweisbar sind.
Allerdings zeigen Männer und Frauen in den jeweiligen Dekaden eine weite Streuung der DHEAS-Konzentration, die im longitutinalen Verlauf personenbezogen relativ stabil bleibt. Die physiologische Basis
für die nachlassende DHEA/DHEAS-Sekretion ist
nicht völlig aufgeklärt. Diskutiert werden Faktoren,
die intraadrenal wirksam sind oder aus der Hypophyse stammen, die selektiv die adrenale Androgensekretion steuern. Von Hornsby stammt die
Hypothese, dass die Zona retikularis im Laufe des
Alters an Zellmasse deutlich abnimmt und dadurch
die adrenale Androgensekretion reduziert wird. Bei
der Bewertung des altersabhängigen Absinkens des
DHEAS ist darüber hinaus zu beachten, dass gravierendere Erkrankungen zu einer Verschiebung der
adrenalen Steroidproduktion hin zum Cortisol führen
(z. B. auf Intensivstation etc.). Dies bedeutet, dass
niedrige DHEAS-Konzentrationen im höheren Alter
nicht unbedingt altersassoziiert sind, sondern auch
Ausdruck einer möglicherweise noch nicht erkannten gravierenden Erkrankung sein können. Dieser Zusammenhang erklärt möglicherweise, warum
in manchen Studien sehr niedrige DHEAS-Konzentrationen bei Männern mit einer erhöhten Morbidität
und Mortalität assoziiert waren.
Literatur:
1. Corpas E. et al., Human growth hormone and human aging,
Endocrine Reviews 1993, 14:20-39
2. Endocrinology of Aging, Bailliere’s Clinical Endocrinology and
Metabolism, Ed.: A. Vermeulen, 1997, Volume 11/Number 2
Schilddrüsenfunktion im Alter und bei Multimorbidität
K. Mann, B. Quadbeck, O. E. Janßen
Klinik für Endokrinologie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Essen
Einleitung
Die stetige Zunahme älterer Menschen in unserer
Gesellschaft verlangt auch eine genauere Kenntnis
der physiologischen Regulation der Schilddrüsenfunktion bis hinein in die Lebensspanne der 100-jährigen. Auch die morphologischen Veränderungen
der Schilddrüse haben eine andere Qualität. Die Dynamik des Wachstums von Struma und Knoten ist
geringer. Andererseits ist die besonders maligne
Form des Schilddrüsenkarzinoms, das anaplastische Karzinom, ein Tumor des hohen Alters. Aufgrund der Multimorbidität älterer Menschen und verschiedener Medikamenteneinflüsse häuft sich im
Alter bei hospitalisierten Patienten das sog. Non
Thyroidal Illness-Syndrom (NTI).
Die Symptome von Schilddrüsenfunktionsstörungen
sind im Alter häufig mono- oder oligosymptomatisch
und werden nicht selten als Symptome des allgemeinen Alterungsprozesses fehlgedeutet. Überlappende Symptome anderer Erkrankungen (HerzKreislauf-Erkrankungen, pulmonale Erkrankungen,
28 (2004) 4
neurologisch-psychiatrische Erkrankungen) erschweren eine rechtzeitige Diagnose und führen
immer wieder zu therapeutischen Fehlentscheidungen. Zunehmend mehr Erkenntnisse liegen zur
Interpretation von Schilddrüsenfunktionstests im
Alter vor. Sie wurden kürzlich als Leitlinie der National Academy of Clinical Biochemistry unter Federführung von L. Demers und C. Spencer publiziert
(Thyroid 2003;13:1-126).
Klinische Symptomatik
Schilddrüsenerkrankungen treten im Alter in der
Regel als Teil der Multimorbidität auf und sind häufig uncharakteristisch. Wird eine Altershyperthyreose übersehen, kann dies, z. B. im Rahmen von
Röntgenkontrastmittelapplikationen, zu einer schweren Hyperthyreose, Rhythmusstörungen, thrombembolischen Komplikationen und selten auch zu
thyreotoxischen Krisen führen. Wird eine Altershypothyreose übersehen, kann es zur Einweisung in
eine psychiatrische Klinik oder ein Pflegeheim
Endokrinologie Informationen
87
A U S D E M V O R S TA N D
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wegen Depressionen oder eines zerebralen Abbauprozesses mit Demenz kommen.
Die häufigsten Symptome der Altershyperthyreose sind Gewichtsverlust, Schwäche, absolute Flimmerarrhythmie, Ängstlichkeit und Müdigkeit sowie
Appetitlosigkeit. Häufig fehlt der Nachweis einer
Struma, nur selten besteht eine Ruhetachykardie
oder Reflexsteigerung. Differentialdiagnostisch abzuklären sind eine koronare Herzerkrankung und ein
unklarer Gewichtsverlust sowie maligne Prozesse.
Meist handelt es sich um eine funktionelle Schilddrüsenautonomie, nur selten um einen Morbus Basedow.
Die Symptome der Altershypothyreose sind meist
schleichend. Die durchschnittliche Latenzzeit zwischen dem Beginn einer milden Hypothyreose und
den typischen klinischen Zeichen liegt um fünf
Jahre. Hauptgrund für das Nichterkennen der Hypothyreose ist die Verwechslung mit normalen Alterungsprozessen. Die Hypothyreose-Symptome bei
alten und jungen Menschen sind vergleichbar.
Hierzu gehören Müdigkeit, allgemeine Verlangsamung, trockene Haut, Kälteempfindlichkeit, Gewichtsanstieg und Neigung zur Obstipation. Zu achten ist ferner auf Muskelkrämpfe, Heiserkeit, Ge88
Endokrinologie Informationen
sichtsschwellungen, Schwindel, Taubheit und Haarausfall. Herrmann fand bei 2000 geriatrischen Einweisungen nur in 0,6% eine vorbekannte Hypothyreose, und 2,3% wurden durch die Hormonanalytik
neu entdeckt. Bei bettlägerigen Patienten in Pflegeheimen waren 4% hypothyreot.
In der kürzlich publizierten Greifswald-Studie
(Völzke 2003) fand sich bei 11,3% der 3775 Teilnehmer ein erniedrigtes TSH <0,3 mU/l und bei 2,2%
ein supprimiertes TSH <0,1 mU/l. Bei älteren Frauen
zwischen 60 und 79 Jahre fand sich ein erniedrigtes
TSH bei 19%, bei 40-59-jährigen bei 15%. Vergleichbar signifikante Werte ergaben sich auch für
Männer (18% vs. 12%). TSH-Spiegel >3 mU/l fanden sich bei 1,2%, der 3775 untersuchten Personen
ohne eindeutige Altersabhängigkeit. Frauen waren
jedoch häufiger betroffen als Männer (OR 2,77;
95%, CI 1,44-5,3). Eine subklinische Hypothyreose
zeigte sich in 0,5%, eine manifeste Hypothyreose in
0,7%. Erneut waren Frauen häufiger betroffen (OR
3,2; 95%, CI 1,35-7,61). Auch der Nachweis von
TPO-Antikörpern ist alters- und geschlechtsabhängig. In der Rotterdam-Studie (Hak 2000) fand sich
bei 1149 Frauen (Rekrutierung 1990–1993) bei
10,8% eine subklinische Hypothyreose und altersadaptiert eine erhöhte Prävalenz von Aortenskle28 (2004) 4
A U S D E M V O R S TA N D
rose (OR 1,7; 95%, CI 1,1-2,6) und Myokardinfarkt
(OR 2,3; CI 1,3-4,0). Die Patientinnen waren hierbei
korrigiert bezüglich BMI, LDL- und HDL-Cholesterin,
Blutdruck und Rauchgewohnheiten. Das durch Hypothyreose gewichtete Risiko entsprach dem anderer bekannter Hauptrisikofaktoren. In der Studie von
Seck et al (1997) war die Prävalenz der manifesten
Schilddrüsenüberfunktion bei den 70–80-jährigen
Frauen (6,3%) höher als bei den 50–59-jährigen
(2,9%) und den 60-69 jährigen Frauen (3,4%). Eine
latent hyperthyreote Stoffwechsellage fand sich bei
7,3% der Männer und 5,9% der Frauen. Vier der fünf
manifesten Hypothyreosen wurden durch die Studie
erstmals diagnostiziert. Dies unterstreicht die Notwendigkeit in Risikokollektiven durch TSH-Screening eine frühzeitige Diagnose zu stellen (Ladenson
2000, Vanderpump 1995, Parle 1991). Auch in den
Leitlinien der National Academy of Clinical Pathology wird darauf hingewiesen, daß die Inzidenz erniedrigter TSH-Spiegel im Alter zunimmt (Vanderpump 1995). Dies mag transient sein. Bei etwa 2%
finden sich persistierend erniedrigte TSH-Spiegel
(Sawin 1991, Parle 1991) ohne sonstige Zeichen einer Schilddrüsenfunktionsstörung. Ursächlich diskutiert werden ein veränderter fT4-Setpoint, eine
Änderung der TSH-Bioaktivität oder ein milder
Hormonexzesses (Lewis 1991). In der Studie von
28 (2004) 4
Parle (2001) wurde eine erhöhte kardiovaskuläre
Mortalität bei Patienten mit erniedrigtem TSH gefunden und in der Framingham-Studie waren erniedrigte TSH-Spiegel ebenfalls mit einer erhöhten
Mortalität infolge thrombembolischer Komplikationen belastet. Die Ursache liegt meist in einer multifokalen Schilddrüsenautonomie, die durch Technetium-Szintigraphie belegt und durch den Uptake
quantifiziert werden kann. Auch eine Schilddrüsenhormonmedikation (insbesondere T3-, T4-Kombinationspräparate) führt bei älteren Patienten in bis zu
30% zu einer unerwünschten TSH-Suppression.
Sind die TPO-Antikörper oder TRAK positiv, liegt ein
Morbus Basedow zugrunde. Bei erhöhten TSHSpiegeln >3 mU/l und erhöhten TPO-Antikörpern
sollte an eine Immunthyreoiditis gedacht werden.
Bestätigt werden kann die Diagnose durch eine sonographisch erkennbare diffuse Echoarmut, verbunden mit Schilddrüsenatrophie, seltener einer kleinknotigen Schilddrüsenhypertrophie.
In sehr hohem Lebensalter fallen die TSH-Spiegel
ab, die rT3-Spiegel steigen bei Hundertjährigen signifikant an. Bei dieser Konstellation handelt es sich
um eine altersbedingte Reduktion der 5-DejodinaseAktivität. Auch Ernährungsfaktoren werden diskutiert (Mariotti 1998, Margri 2002, Ravaglia 2001).
Endokrinologie Informationen
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TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Eine Hypothyreose kann auch iatrogen durch Interferon Alpha, Interleukin II oder Lithium-Therapie induziert werden. Regelmäßige Kontrollen von TSH
und TPO-Antikörpern sind erforderlich.
Non-thyroidal illness (NTI)
Schwerkranke Patienten haben häufig abnorme
Schilddrüsenfunktionstests, ohne daß eine Schilddrüsenerkrankung zugrunde liegt (DeGroot 1992,
Kaptein 1996). Diese Veränderungen wurden bei
akuten und chronisch schweren Erkrankungen beobachtet und sind möglicherweise auf eine Fehlregulation der zentralen Hemmung hypothalamischer
Releasinghormone zurückzuführen (Van den
Berghe 1998, Van den Berghe 2000). Synonym werden die Ausdrücke Non-thyreoidal illness oder NTI,
euthyroid sick und low T4-Syndrom verwendet. Wie
die Abbildung zeigt, ändert sich das Spektrum der
Veränderungen in Abhängigkeit von Schweregrad
und Stadium der Erkrankung. Auch Medikamente
können einen wesentlichen Einfluß ausüben.
die Bindung von T4 an die Bindungsproteine hemmen, Heparin und niedermolekulare Heparine können falsch hohe fT4-Werte erzeugen, da sie in vitro
eine heparininduzierte, vermehrte Lipaseaktivität induzieren, die zu einem Anstieg nicht veresterter
Fettsäuren führt und hierdurch das Hormon vom
TBG verdrängt wird. Die beschriebenen Veränderungen hängen von der Meßmethode ab. Bei Analog-Tracer-Methoden können sich um 20–30% erniedrigte fT4-Werte ergeben. Die vielfältigen möglichen Interaktionen erschweren die Interpretation.
Erniedrigte Gesamt-T4-Werte finden sich vor allem
bei Sepsis und bei anderen intensivpflichtigen Patienten. Wenn T4 nicht mit einem deutlich erhöhten
TSH >20 mU/l assoziiert ist und der Patient nicht
schwerkrank erscheint, liegt der Verdacht einer zentralen sekundären Hypothyreose nahe. Die Bestimmung von Reverse-T3 ist nur selten erforderlich.
Eine Indikation zur Bestimmung besteht bei normalem oder niedrigen T3. In den Leitlinien werden zur
Testung der Schilddrüsenfunktion bei hospitalisierten Patienten empfohlen: Bestimmung von TSH und
fT4 und/oder TT4, Erweiterung des TSH-Referenzbereichs von 0,05-10,0 mU/l wegen initial subnormaler und in der Akutphase der schweren Erkrankung erhöhter TSH-Spiegel, nach Abklingen der Erkrankung Retestung ohne interferierende Medikation, bei persistierend niedrigem TSH, niedrigem fT4
und niedrigem T3 Beleg einer zentralen Hypothyreose. Die Indikation zur Therapie wird kontrovers diskutiert. Bei belegter Schilddrüsenfunktionsstörung
sollten die TPO-Antikörper zur Differenzierung einer
Immunthyreopathie von einer NTI bestimmt werden.
Faktoren, die eine Immunthyreoiditis mit Hypothyreose auslösen können, sind die Gabe von Interferon
alpha, Interleukin II oder Lithium.
Abb. 1 aus Demers L. Thyroid 2003;13:1-126
Amiodaron-induzierte Thyreoiditis
Die Bestimmung von TSH und fT4 ist bei Schwerkranken zur sicheren Abschätzung der Schilddrüsenfunktion nicht eindeutig nutzbar. Es besteht allgemeiner Konsens darüber, bei hospitalisierten
Patienten die Schilddrüsenfunktionstests nur bei
eindeutigen klinischen Symptomen vorzunehmen
(Stockigt 1996). Zu den multifaktoriellen Ursachen
gehören Medikamente, wie Dopamin-Agonisten,
Glukokortikoide, Furosemid oder Heparin, die entweder die hypophysäre TSH-Sekretion direkt hemmen oder den zu erwartenden TSH-Anstieg bei primärer Hypothyreose verhindern. Propranolol hemmt
die Konversion von T4 nach T3, Furosemid, Acetylsalicylsäure, Phenytoin und Carbamazepin können
Die Therapie mit Amiodarone führt bei 14–18% der
Patienten zur Hypo- oder Hyperthyreose. In den ersten sechs Behandlungsmonaten findet sich häufig
ein erhöhtes TSH, hohes T4 und niedriges T3. Eine
zumindest sechsmonatige Laborkontrolle ist erforderlich. Eine präexistierende Immunthyreoiditis
und/oder TPO-Antikörper gelten als Risiko für die
Entwicklung einer manifesten Hypothyreose. Ein erhöhtes T3 weist auf die Hyperthyreose hin. Die
Amiodaron-induzierte Thyreoiditis wird in zwei Typen unterschieden (Tab. 1). Der jodinduzierte Typ 1
(1a Knotenstruma, 1b Morbus Basedow) benötigt
Thionamide (z. B. Thiamazol 20 mg) und Kaliumperchlorat (3x20 Tropfen). Typ 2 entwickelt eine destruktive Thyreoiditis, die sich selbst limitiert. Als The-
90
Endokrinologie Informationen
28 (2004) 4
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Tabelle 1
Differentialdiagnose und -therapie der amiodaroninduzierten Hyperthyreose
Jodinduzierte Hyperthyreose
Typ I
Hyperthyreose bei Thyreoiditis
Typ II
Vorbestehende Schilddrüsenkrankheit
Autonomie der Schilddrüse,
Mosbus Basedow
Keine vorbestehende Schilddrüsenkrankheit
Rasches Auftreten
Meist in den ersten Therapiewochen
Spätes Auftreten
Monate bis Jahre nach Medikamenteneinnahme
Häufig Struma diffusa oder nodosa
Häufig nicht vergrößerte Schilddrüse
Sonographie: häufig Nachweis von Knoten
Sonographie: diffuse Echoarmut (Thyreiditis)
Dopplersonographie: vermehrte Vaskularisation
Dopplersonographie: verminderte Vaskularisation
Szintigraphie: teilweise trotz Jodbelastung
hohe Radionuklidaufnahme
Szintigraphie: verminderte Speicherung
Ausschüttung von Zytokinen
deutlich erhöhte IL-6-Spiegel im Serum
Therapie mit Thiamazol und Perchlorat
rapie der Wahl gelten Glukokortikoide, z. B. 30 mg
Prednisolon und/oder Betablocker. Bei Typ II zeigt
sich eine verminderte Schilddrüsendurchblutung in
der Duplexsonographie und erhöhte Interleukin 6Spiegel.
Therapie mit Glukokortikoiden
über 100 Jahre nimmt die Prävalenz von Strumen
und Knoten, aber auch von Antikörpern und der Immunthyreoiditis wieder ab. Eine Strahlentherapie im
Kopf- und Halsbereich kann im höheren Alter zur
Hypothyreose, aber auch zu einer erhöhten Inzidenz
an Schilddrüsenkarzinomen führen.
Morphologische Veränderungen im Alter
Therapie von Hypo- und Hyperthyreose im Alter
Sowohl die große bundesweite Papillonstudie als
auch andere Feldstudien, einschließlich der epidemiologischen Studie von Völzke et al. (Völzke 2003),
haben eine eindeutige Altersabhängigkeit von Strumen und Schilddrüsenknoten gezeigt. Entgegen früherer Annahme sind Männer dabei nicht sehr viel
weniger betroffen als Frauen. Während die Häufigkeit von Strumen und Strumaknoten bei Schulkindern und Jugendlichen im Rahmen der verbesserten Jodversorgung auf ca. 5% zurückgegangen ist,
weisen Erwachsene und alte Patienten noch häufig
Strumen und Knoten auf. Die persistierend hohe
Prävalenz an Strumen und Knoten bei alten Menschen zeigt auf, daß wahrscheinlich eine Generation
nötig ist, um eine Eradikation durch verbesserte
Jodversorgung zu erreichen. Langzeitstudien werden diese Frage klären. Bei sehr alten Patienten
28 (2004) 4
Die Behandlung einer milden Hypothyreose ist
heute Standardverfahren geworden, nachdem sich
hierdurch bedingte Komplikationen, wie Hypercholesterinämie, Hypertonie, Arteriosklerose und Infarktrisiko günstig beeinflussen lassen. Als oberer TSHReferenzbereich ist inzwischen 3 mU/l allgemein akzeptiert (Demers 2003). Allerdings muß beachtet
werden, daß gerade alte Menschen auf die Zufuhr
von Levothyroxin sehr empfindlich reagieren können, und es empfiehlt sich eine einschleichende,
niedrige Dosierung, z. B. initial 12,5 oder 25 mg. Neben der Verbesserung kardiovaskulärer Risikofaktoren kommt es auch zur Besserung Hypothyreosesymptome, wie dem Schlafapnoesyndrom, rheumatoiden Symptomen, Müdigkeit und einer allgemeinen Hinfälligkeit. Zielwerte für TSH liegen zwischen
Endokrinologie Informationen
91
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
0,5 und 1 mU/l. Eine TSH-Suppression muß unbedingt vermieden werden.
Bei der Hyperthyreose im Alter liegen die Serum-T3Werte meist im Referenzbereich. Aufgrund des
hohen Risikos von Vorhofflimmern und thrombembolischer Komplikationen (Apoplex) ist nach Klärung
der Grunderkrankung eine Behandlung auch der
subklinischen Hyperthyreose erforderlich.
Schilddrüsenkarzinome
Kalte Schilddrüsenknoten müssen besonders im
Alter konsequent punktionszytologisch abgeklärt
werden. Neben den papillären und follikulären Karzinomen muß im hohen Alter mit dem ansonsten
sehr seltenen anaplastischen Schilddrüsenkarzinomen, aber auch Schilddrüsenlymphomen gerechnet
werden. Harte Knotenkonsistenz, rasches Knotenwachstum, fokale Verdrängungssymptome und
Halslymphknoten müssen als Warnhinweis aufgenommen werden.
Differenzierte Schilddrüsenkarzinome, besonders
aber das anaplastische Karzinom, sind im hohen
Alter relativ häufiger und haben eine schlechte
Prognose. Therapie der Wahl des Schilddrüsenkarzinoms ist auch im hohen Alter die totale Thyreoidektomie mit zusätzlicher Dissektion der Lymphknoten im paratrachealen und parajugulären Kompartiment, ggf. auch die Entfernung von Lymphknoten im zentralen Kompartiment. Im Falle eines
papillären Mikrokarzinoms wird beim älteren Patienten aufgrund einer schlechteren Prognose die bei
jungen Patienten empfohlene Hemithyreoidektomie
nicht allgemein empfohlen. Beim anaplastischen
Karzinom ist die möglichst frühzeitige radikale Entfernung des Tumors wichtig, um lokale Komplikationen einer Obstruktion zu verhindern. Die Radiojodtherapie ist hier nicht wirksam. Eine perkutane
Nachbestrahlung wird darüber hinaus empfohlen,
um ein Lokalrezidiv zu verhindern. Die kombinierte
Radiochemotherapie hat wahrscheinlich die besten
Therapieerfolge, ist jedoch belastend und bei sehr
alten Patienten häufig nicht durchführbar (R. Hörmann 2001).
Zusammenfassend ist die klinische Symptomatik
wenig spezifisch und die Interpretation der Schilddrüsenfunktionsparameter bei alten Patienten erschwert. Das NTI-Syndrom ist nicht behandlungsbedürftig und Zeichen einer schweren allgemeinen Erkrankung. Schilddrüsenknoten sind bei alten Patienten sehr häufig und müssen konsequent im Hinblick
92
Endokrinologie Informationen
auf ihre Dignität untersucht werden. Die Prognose
von Schilddrüsenkarzinomen ist im hohen Alter
schlechter als bei jüngeren Patienten.
Literatur
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28 (2004) 4
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Der Knochenstoffwechsel
des alten Menschen
Johannes Pfeilschifter
Im höheren Lebensalter steigt die Frakturrate exponentiell an. Viele Gründe dieser „Gebrechlichkeit“
liegen außerhalb des Skelettsystems. Stürze – vor
allem hilflose Stürze – spielen eine immer größere
Rolle beim Frakturgeschehen. Aber auch der Knochenstoffwechsel weist im Alter einige Charakteristika auf, die zur erhöhten Gebrechlichkeit beitragen.
Die wesentlichen Komponenten der Knochenfestigkeit sind Größe, Geometrie, Dichte und Materialeigenschaften. Diese Komponenten werden durch übliche Untersuchungsmethoden wie die DXA-Messung oder biochemische Umbauparameter nur unvollkommen erfasst, so dass wir uns der Frage, in
welcher Weise sich diese Komponenten im Alter ändern, in vielen Studien der letzten Jahre ähnlich genähert haben wie die sieben Blinden dem Elefanten
in der bekannten indischen Erzählung. So verliert
die DXA-Messung an der Lendenwirbelsäule durch
die zunehmenden Artefakte im hohen Lebensalter
für eine Beurteilung der Dynamik des Knochenmasseveränderungen zunehmend an Aussagekraft. Zudem erfasst die DXA-Messung immer eine „Mischung“ aus Knochendichte, Knochengröße, und
Mineralisationsgrad – für prognostische Aussagen
zur Frakturgefährdung eher ein Vorteil, für wissenschaftliche Aussagen ein Problem. Ähnliches gilt für
die biochemischen Umbaumarker: Spätestens seitdem wir wissen, dass pulsatiles Parathormon frakturhemmend wirkt und Wachstumshormon osteoanabol ist, wissen wir auch, dass ein hoher Knochenumbau nicht immer prognostisch ungünstig sein
muss, wie wir es von der postmenopausalen Frau
oder dem sekundären Hyperparathyreoidismus des
alten Menschen her gewohnt sind, sondern dass ein
vermehrter Umbau mit einer verbesserten Knochenfestigkeit verbunden sein kann, wenn er mit einer
positiven Bilanz einhergeht. Viele der in der Vergangenheit durchgeführten Studien zu Veränderungen
des Knochenstoffwechsels im Alter, deren Aussagen auf DXA-Messungen und biochemischen Umbauparametern beruhen, sind daher nur sehr eingeschränkt zu interpretieren. Die wenigen Studien, die
es zum QCT gibt, zeigen hier folgendes Bild: Die trabekuläre Knochenmasse scheint mit zunehmendem
Lebensalter stetig abzunehmen. Gleichzeitig nimmt
aber der Durchmesser der Knochen zu. Der Mann
kann durch diese in Bezug auf die Festigkeit gegenläufigen Komponenten die Biegefestigkeit der Knochen lange Zeit hinweg recht gut aufrechterhalten.
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Der Frau gelingt dies weniger gut, da der Zuwachs
an Knochengröße zum einen geringer ausfällt und
die endostale Knochenresorption größer ist. Die
Kortikalis der alten Frau ist dünner. Letztlich scheint
aber dann bei beiden Geschlechtern im sehr hohen
Lebensalter die Festigkeit gegenüber Biegekräften
abzunehmen.
Der Knochenumbau nimmt bekanntermaßen bei der
Frau nach den Wechseljahren deutlich zu. Aber: Im
Vergleich zu früheren Ansichten normalisiert er sich
nicht und geht in einen „low Turnover“ über, sondern
bleibt konstant erhöht, auch ohne, dass hier ein
sekundärer Hyperparathyreoidismus im Spiel wäre.
Die große Mehrzahl der Frauen hat im Alter also
einen gegenüber jüngeren Jahren erhöhten Knochenumbau. Selbst die nach der Menopause in ihrer
Konzentration so geringen residualen Östrogene
scheinen dabei immer noch eine große Rolle zu
spielen. Hemmt man sie nämlich, z.B. mit einem
Aromatasehemmer, wird der Knochenumbau noch
mehr beschleunigt. Im hohen Lebensalter trägt der
Calcium und Vitamin D Mangel dann oft zum beschleunigten Umbau mit bei. Unklar bleibt, ob es
nicht tatsächlich eine Subgruppe von Frauen gibt,
bei denen ein hoher Umbau mit einer positiven Bilanz einhergeht. Zu Veränderungen der Geometrie
der Knochen im Alter ist wenig bekannt. Auch eventuelle Änderungen der Materialeigenschaften des
Knochens wie eine veränderte Kollagenquervernetzung oder atypische Vernetzungen bleiben spekulativ.
Sucht man nach den möglichen Ursachen für diese
strukturellen Änderungen des Knochenstoffwechsels im Alter, bieten sich mehrere Hypothesen an,
wobei der attributable Anteil dieser Ursachen am
Gesamtgeschehen derzeit unklar bleiben muss.
Zum einen sind es wieder die externen Faktoren, die
indirekt gravierend auch den Knochenstoffwechsel
bestimmen wie die Muskelkraft und das Körpergewicht. Komorbiditäten wie chronische Corticoidgaben, Immobilität und entzündliche Vorgänge bei
den verschiedensten Erkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen und Einschränkungen der Nierenfunktion sind vermutlich für einen großen Teil der
Verschlechterungen des Knochenstoffwechsels im
Alter mit verantwortlich. Eine Mangelversorgung mit
Calcium und eine ungenügenden Sonnenlichtexposition sind bekanntermaßen „Volkskrankheiten“ im
hohen Lebensalter, vor allem bei Menschen in
Alten- und Pflegeheimen. Immer wieder werden
auch direkte Zellalterungsvorgänge für die negative
Skelettbilanz mit angeschuldigt. So reagieren Knochenzellen im Tierversuch im hohen Alter ungleich
94
Endokrinologie Informationen
schlechter auf mechanische Reize als bei jüngeren
Tieren. In vitro Versuche der Arbeitsgruppe des Autors haben nahe gelegt, dass die Koloniebildungsfähigkeit osteoblastärer Vorläuferzellen und die mitogene Ansprechrate der Osteoblasten auf Wachstumsfaktoren mit dem Alter nachlassen und damit
die osteogene Potenz somit vermindert sein könnte.
Auch bei solchen Versuchen bleibt aber unklar, ob
es sich wirklich um intrinsische Zellalterungen handelt oder vielmehr um erworbene Eigenschaften, die
noch auf das Milieu der Zellen in vivo zurückzuführen sind.
Dann sind da natürlich die Hormone: Der Östrogenverlust der Frau in der Peri- und Postmenopause
trägt im Mittel zu einem 10%igen Verlust an mittels
DXA messbarer Knochenmasse bei. Ähnlich hoch
ist der Verlust bei den Männern mit einem sehr ausgeprägten Testosteronmangel. Wachstumshormon
und IGF-I nehmen bekanntermaßen im Alter zunehmend ab. Untersucht man IGF-I im Knochengewebe, findet man bei den 80-Jährigen eine um 30%
niedrige Konzentration als im jungen Erwachsenenalter. Daten unserer Arbeitsgruppe aus der EVOSStudie haben auch gezeigt, dass der Knochendichteverlust am Schenkelhals in der DXA-Messung in
der untersten Serum-IGF-I Quartile deutlich stärker
ausgeprägt ist als in der höchsten IGF-I Quartile.
Bekanntermaßen ist im Alter auch die DHEAS-Konzentration erniedrigt, dessen unabhängige osteoanabole Wirkung aber ohne Adjustierung für die
Interaktionen mit dem IGF-I System und den anderen Sexualsteroiden schwer zu beurteilen ist. So
bleibt bis auf den Östrogenmangel der Frau und den
ausgeprägten Hypogonadismus beim Mann nach
wie vor spekulativ, welcher Anteil der verminderten
Knochenfestigkeit im Alter tatsächlich primär hormonell bedingt ist. Bei allen Bedenken gegen den derzeit oft unkritischen „Antiaging“ Einsatz von Hormonen bleibt es eine endokrinologische Herausforderung und Aufgabe, die Rolle dieser Hormone bei
diesen Alterungsvorgängen im Knochen im Gesamtkontext mit ihren übrigen Wirkungen definitiver
zu klären als dies heute der Fall ist.
Leztlich sollte man sich auch darüber im Klaren
sein, dass es zwar einige typische Muster des Knochenstoffwechsels im hohen Lebensalter gibt. „Den“
Knochenstoffwechsel im Alter gibt es aber nicht. Dafür sind die unterschiedlichen Einflussfaktoren im
Alter viel zu heterogen. Auch der Beitrag der einzelnen Komponenten zur Knochenfestigkeit und ihrer
Änderung im Alter ist vermutlich keine Konstante.
Wenn die heute 30-Jährigen ins hohe Lebensalter
kommen, werden Sie von ihrer Knochengröße,
28 (2004) 4
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ihrem Gewicht und vielen anderen die Knochenfestigkeit beeinflussenden Faktoren her vermutlich
eine andere Wichtung der attributablen Faktoren der
Gebrechlichkeit im Alter bieten als das bei den heutigen Alten der Fall ist. Sicher eine reizvolle Aufgabe
für die 65. Birkensteiner Hormonkonferenz.
Das Hypophysenadenom im Alter
M. Buchfelder, A.L.O. Machado, P. Nomikos
Neurochirurgische Klinik der Universität Göttingen
Der Anteil älterer Menschen in den Bevölkerungen
der zivilisierten Welt nimmt stetig zu. Immer häufiger
werden deshalb auch seltene Erkrankungen in dieser Altersgruppe diagnostiziert. Hypophysenadenome bilden dabei keine Ausnahme. Allerdings wird
das höhere Lebensalter in der gängigen Literatur bei
Patienten mit Hypophysentumoren etwas unterschiedlich definiert. Manche Autoren setzen das
Grenzalter bei 65 Jahren an (Letournel et al. 2003,
Minniti et al. 2001, Turner et al. 1999), andere Untersucher erst bei 70 (Benbow et al. 1997, Ferrante et
al. 2002, Kurosaki et al. 2000). Wir haben sowohl im
Krankengut der Neurochirurgischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg (01.12.1982 bis 31.12.
2001) als auch bei den in unserer Klinik in Göttingen
operierten Patienten mit Hypophysentumoren einen
Anteil von knapp 14% über 65-jährigen Patienten
gefunden. Wegen vielfältiger Beschwerden muss
hier besonders sorgfältig zwischen symptomatischen Hypophysentumoren und Inzidentalomen mit
einer gewissen Co-Morbidität, welche nicht mit dem
Tumor im Sellabereich zusammenhängt, unterschieden werden. Beispiele dafür sind koinzidente Augenerkrankungen bei radiologisch nachgewiesenen
Hypophysenadenomen, welche aber das Chiasma
opticum gar nicht erreichen. Man wird auch beim
Vorliegen anästhesiologischer Risikofaktoren die
Operationsindikation auf jeden Fall besonders sorgfältig prüfen. Wie im allgemeinen Krankengut von
Hypophysentumorpatienten in unserer Klinik stellen
auch bei alten Menschen hormoninaktive Hypophysenadenome den größten Anteil (76,4%). Demgegenüber stehen Akromegalie (12,7%), Morbus Cushing (5,3%), Prolaktinome (4,6%), Thyreotropinome
(0,5%) und das Nelson-Syndrom (0,5%) zurück. Das
Durchschnittsalter der 219 Männer und 197 Frauen,
die im Alter von über 65 Jahren in Erlangen an einem Hypophysentumor operiert wurden, lag bei
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70±4 Jahre. In 334 Fällen handelt es sich um primäre Operationen. In 82 Fällen wurde ein erneuter
operativer Eingriff (Reoperation) notwendig. Als
operativer Zugang wurde in 381 der transsphenoidale Weg, bei 34 Patienten ein intradural-transkranieller Zugang gewählt. Wenngleich Operationstechnik und prinzipielle Komplikationsmöglichkeiten
nicht von denjenigen jüngerer Patienten unterscheiden, so stellen Operationen bei Hypophysentumoren im höheren Lebensalter, insbesondere für das
perioperative Management für die Narkoseführung
eine erhöhte Herausforderung dar. Man gewinnt
auch bei der Durchsicht der Literatur den Eindruck,
dass die Komplikationsquote etwas erhöht ist. Während es bei medikamentöser Therapie kaum Einschränkungen gibt, wird man in Anbetracht der begrenzten Lebenserwartung bei alten Menschen
auch die Indikation zu einer Strahlentherapie zurückhaltender stellen, als bei jüngeren Patienten.
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Nebenniereninzidentalome im Alter
Prof. Dr. Martin Reincke
Medizinische Klinik II · Hugstetterstr. 55 · 79106 Freiburg · Germany
Tel.: 0049/761270-3420 · Fax.: 0049/761270-3413
E-mail: [email protected]
1. Definition
10 Jahre endokrin aktiv. Es empfiehlt sich das folgende stufenweise Vorgehen:
Folge des breiten Einsatz bildgebende Diagnostik in
der modernen Medizin ist die Diagnose von Nebennierenzufallstumoren. Definitionsgemäss verstehen
wir hierunter jede adrenale Raumforderung, die fragestellungsunabhängig bei Sonographie, CT oder
MR entdeckt wird. Deutlich mehr als 80% dieser
Tumore sind benigne Nebennierenadenome.
Nebennierenraumforderungen im Rahmen von
Stageing-Untersuchungen bei maligner Grunderkrankung sind getrennt zu betrachten, da das
Risiko für eine Nebennierenmetastase hoch ist.
2. Häufigkeit
Jahre
Prävalenz
Jahre
Prävalenz
0–9
0.06
40–49
2.71
10–19
0.09
50–59
3.55
20–29
0.14
60–69
4.43
30–39
1.31
> 70
6.94
Stufe I: Screeningteste zum Ausschluss der
endokrinen Aktivität
Serum-Cortisol nach Dexamethasonsuppression
(3 mg um 23.00 oral)
Serum-Kalium und Plasma Aldosteron/Plasma
Renin Quotient bei Hypertonikern
24 h Sammelurin auf Katecholamine
Stufe II: Bestätigungsteste zum Nachweis einer
endokrinen Aktivität
subklinisches Cushing-Syndrom: Hochdosierter
(8 mg) Dexamethason-Hemmtest
Conn Syndrom: Urinemtabolite Tetrahydroaldosteron und Aldosteron-18-Glukuronid, NaClBelastungstest
Phäochromozytom: Wiederholung der Katecholamine im 24-h-Urin, gfls. Plasma-Katecholamine
Tabelle 1: Prävalenz von Nebennierenzufallstumoren
in Abhängigkeit vom Alter (nach Latronico & Chrousos JCEM 1997)
Stufe III: Quantifizierung/Nachweis der Quelle
des Hormonexzess
subklinisches Cushing-Syndrom: CRH Stimulationstest, Cortisol im 24-h-Urin
Conn-Syndrom: Orthostasetest, selektive Venenblutentnahme z.A. bilaterale Hyperplasie
Phäochromozytom: u.a. MIBG-Szintigraphie,
DOPA-Pet, Gentest
3. Endokrine Aktivität
4. Malignität
Das Fehlen von Symptomen einer endokrinen Aktivität darf nicht dazu verleiten, eine endokrine Aktivität a priori auszuschliessen, da ein signifikanter
Anteil der Tumore hormonell aktiv ist:
Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms in der
Allgemeinbevölkerung: Inzidenz of 0.5 – 2 Fälle/
Million/Jahr (ca. 80 in Deutschland)
Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms bei
Nebennierentumoren in Autopsiestudien:
1 von 4000
Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms in unselektionierten Inzidentalomserien: < 1%
Häufigkeit in chirurgischen Inzidentalom-Serien
(Bias!): 2 % bei Tumoren <4 cm, 6 % bei Tumoren 4–6 cm und 25% bei Tumoren >6 cm.
Häufigkeit von Metastasen bei Patienten mit bekannter Karzinomerkrankung und nachgewiesener Nebennierenrraumforderung: 75%
Endokrin inaktiv: 60–85%
Subklinische Cortisolproduktion: 5–10%
Phäochromozytom: 3–5%
Conn-Syndrom: 2–5%
Das Risiko einer endokrinen Aktivität steigt mit der
Tumorgrösse an (< 1 cm: 0%; 2–6 cm: 20%; > 6 cm:
50%). 10% der initial endokrin inaktiven Nebennierenzufallstumore werden im Verlauf der nächsten 296
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5. Abklärungs- und Behandlungsalgorythmus
Es empfiehlt sich ein Vorgehen entsprechend der
Empfehlung der NIH-Konsensuskonferenz vom Februar 2002. (http://consensus.nih.gov/ta/021/021_
statement.htm).
6. Literatur
Anzeige
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Altershyper- und hypothyreose
Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, Chefärztin,
3. Med. Abteilung, Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, Krankenhaus München-Bogenhausen
Englschalkinger Straße 77, 81925 München
Besonderheiten der Hyperthyreose im höheren
Lebensalter
Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter
sind häufig und weisen Besonderheiten vor allem
der klinischen Symptomatik, aber auch des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens auf.
Aktuelle Daten zur Prävalenz der Jodmangelstruma
in Deutschland zeigen , dass die Häufigkeit pathologischer Schilddrüsenveränderungen mit steigendem
Lebensalter deutlich zunehmen,so dass insbesondere die Struma nodosa bei über 90% älterer Strumapatienten gefunden wird. Wie die Screeningaktion Schilddrüseninitiative „PAPILLON“ bei nahezu 100.000 18- bis 65-jährigen Männern und Frauen
in Deutschland gezeigt hat, haben mehr als 30% der
untersuchten Personen einen pathologischen
Schilddrüsenbefund wie eine Struma bzw. knotigen
Schilddrüsenveränderungen. Dabei ist auffällig,
dass ab dem 45. Lebensjahr nahezu jeder Zweite
einen krankhaften Schilddrüsenbefund aufweist, in
der Gruppe der 46- bis 65-jährigen Frauen insgesamt 40,6% Knoten gefunden wurden, bei 46- bis
65-jährigen Männern nahezu 30% Schilddrüsenknoten auffällig waren. Eine Struma ist in dieser Altersgruppe bei Frauen in 24,5% und bei entsprechend
alten Männern in 27,9% diagnostiziert worden.
Diese aktuell größte Untersuchung zur Prävalenz von
pathologischen Schilddrüsenbefunden in Deutschland zeigt eindeutig die große Bedeutung des
Krankheitsbildes Struma nodosa in älteren Patienten und damit die große klinische Bedeutung hinsichtlich einer suffizienten Diagnostik und Therapie.
Die Schilddrüsenautonomie in unterschiedlicher
Ausprägung (uni- oder multifokal) wird bei ca. 2/3 aller Strumaträger über 60 Jahren gefunden. In unselektierten Kollektiven über 60Jähriger liegt die
Hyperthyreose-Prävalenz (manifeste und subklinische Funktionsstörung) bei mindestens 3%, bei Patienten mit Struma nodosa steigt diese Prävalenz
deutlich an. Mindestens 4% aller über 60-Jährigen
sind nach Jodexposition potentiell durch eine Hyperthyreose bedroht. Es gilt zu beachten, dass Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter in der
Regel nur uncharakteristische klinische Symptome
der Hyperthyreose bieten, zumeist besteht eine
Oligo- oder Monosymptomatik. Außerdem über98
Endokrinologie Informationen
schneiden sich mögliche klinische Beschwerden mit
Symptomen nicht-thyreoidaler Begleiterkrankungen
oder werden mit Symptomen des „normalen Alterungsprozesses“ verwechselt.
Bei der Labordiagnostik des älteren Patienten (> 60
Jahre) ist zu beachten, dass altersabhängige Veränderungen der Schilddrüsenhormonproduktion bei
der Interpretation der Laborbefunde eine Rolle spielen. In dieser Patientengruppe ist die Obergrenze
der Referenzbereiche von Schilddrüsenhormonwerten im Serum um etwa 15-20% nach unten zu korrigieren. Zudem beeinflussen verschiedene Medikamente (z.B. Heparin, Amiodaron, Acetylsalicylsäure)
das Ergebnis der Schilddrüsenhormonbestimmung,
schwere extrathyreoidale Allgemeinerkrankungen
beeinflussen das Ergebnis der Schilddrüsenfunktionsanalyse im Sinne des „Low-T3-Syndroms“.
Im Hinblick auf eine sinnvolle Therapie von Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter ist zusammenzufassen, dass eine hyperthyreote Stoffwechsellage (subklinisch oder manifest) beim älteren Menschen, wenn es keine zwingenden Gründe
für eine Schilddrüsenoperation gibt, mit einer 131Radiojodtherapie behandelt werden sollte. Verbieten
sich diese Behandlungsmaßnahmen, kann beim
älteren Menschen mit Schilddrüsenautonomie und
Hyperthyreose eine thyreostatische Behandlung zur
Stabilisierung der Schilddrüsenfunktion auch längerfristig überlegt werden. Im Hinblick auf die Gefahr
einer Jodkontamination (z. B. durch Kontrastmittel
im Rahmen von Koronarangiographie, Computertomographie usw., durch antiarrhythmische Therapie mit Amiodarone) ist eine sorgfältige Überprüfung
der Schilddrüsenfunktion vor derartigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen durchzuführen, um die Exazerbation einer bestehenden
Hyperthyreose effektiv zu verhindern. Schwere jodinduzierte Hyperthyreosen sind unter medikamentösen Maßnahmen häufig nicht bzw. nicht schnell genug zu stabilisieren und zumeist nur durch eine frühzeitige, trotz schwerer Hyperthyreose durchgeführte
Schilddrüsenoperation in den Griff zu bekommen.
Die besondere Bedeutung auch subklinischer Schilddrüsenfunktionsstörungen für die Befindlichkeit und
Risikoabschätzung gerades des älteren häufig mul28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
timorbiden Patienten ist von großer Bedeutung. In
neuen klinischen Studien bei über 60-jährigen Patienten wurde für die subklinische Hyperthyreose
eindeutig nachgewiesen, dass die Mortalität insbesondere durch kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant erhöht ist (3) Folglich müssen subklinische
Funktionsstörungen gerade des älteren Patienten
rechtzeitig erkannt und immer behandelt werden.
Besonderheiten der Hypothyreose
im höheren Lebensalter
Wenngleich ein breites klinisches Spektrum der Hypothyreosen bekannt ist, werden Patienten mit
schweren Veränderungen der manifesten Hypothyreose eher selten gesehen. Hingegen steht in der
klinischen täglichen Praxis vor allem der ältere Patient mit einer milden Schilddrüsendysfunktion ganz
im Vordergrund, bei dem oft zufällig ein mässig erhöhter Serum-TSH-Wert gefunden wurde und allenfalls milde, eher unspezifische klinische Symptome
gefunden wurde.
Seit vielen Jahren werden die klinische Relevanz
und vor allem die Behandlungsbedürftigkeit einer
solchen subklinischen, latenten Hypothyreose kontrovers diskutiert. Zur optimalen Lösung dieser Fragestellung müssen neuere Befunde berücksichtigt
werden, die zum einen zeigen, dass klinische Symptome trotz im Normalbereich liegender peripherer
Hormonwerte auftreten können. Von Bedeutung ist
hier, dass die Normalbereiche der Schilddrüsenfunktionswerte relativ weit und mit grösster Wahrscheinlichkeit individuell unterschiedlich sind, so
dass Werte, die im absoluten Normalbereich liegen,
für den individuellen Patienten bereits erniedrigt
sein können und schliesslich Veränderungen an peripheren Organsystemen resultieren. Zum anderen
belegen die Daten aktueller Studien ein deutlich
höheres Risiko für den Übergang einer subklinischen in eine manifeste Hypothyreose und verändern damit die Bedeutung einer therapeutischen
Intervention dieses Krankheitsbildes.
Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer
Schilddrüsenunterfunktion sind Autoimmunprozesse
der Schilddrüse, im Vordergrund steht hier in
Deutschland die Autoimmunthyreoiditis als atrophische Thyreoiditis. Im Gegensatz zur manifesten Hypothyreose, die durch ein über die Norm erhöhtes
Serum-TSH bei gleichzeitig erniedrigten peripheren
Schilddrüsenfunktionswerten charakterisiert ist, ist
die subklinische (latente) Hypothyreose durch ein
isoliert erhöhtes basales Serum-TSH gekennzeich28 (2004) 4
net (TSH > 4 µE/l), während die peripheren Schilddrüsenfunktionswerte im Normalbereich liegen. Die
Bezeichnung „milde Hypothyreose“ würde diese klinisch und laborchemisch gering ausgeprägte Form
der subklinischen Schilddrüsenunterfunktion besser
umschreiben. Wie bereits für die Hyperthyreose beschrieben, sind bei älteren Menschen klinische
Symptome eher gering ausgeprägt (Oligosymptomatik) und die Beurteilung der Laborwerte muss die
schon dargestellten Besonderheiten berücksichtigen.
Für die manifeste Hypothyreose liegt die Prävalenz
mit 0,1 – 1,5 % niedrig. Hingegen liegt die weltweite
Prävalenz der subklinischen Hypothyreose zwischen 1 und 10 %. Die höchsten alters- und geschlechtsspezifischen Raten werden bei älteren
Frauen (Alter > 60 Jahre) mit bis zu 20 % angegeben. Die zuletzt zitierte Studie aus Colorado hat ergeben, dass die Prävalenz der subklinischen Hypothyreose bei Männern über 74 Jahre bei 16 % lag
und damit vergleichbar hoch zu der Population
gleichaltriger Frauen mit 21 % angenommen werden
muss. Der überwiegende Teil (75 %) der Patienten
weist nur geringgradig erhöhte Serum-TSH-Werte
auf (5 – 10 µE/l), 50 – 80 % der untersuchten Patienten haben gleichzeitig positiv nachweisbare Antikörper-Titer gegen die Schilddrüsenperoxydase
(TPO-Antikörper). Angaben zur Prävalenz der euthyreoten Autoimmunthyreoiditis sind nicht verfügbar.
Kosten-Nutzen-Analyse von ScreeningUntersuchungen
Auf Grund der Häufigkeit der Hypothyreose insgesamt aber auch des gering, milde ausgeprägten klinischen Erscheinungsbildes der subklinischen
Hypothyreose wurden wiederholt routinemäßige
Screening-Untersuchungen der Bevölkerung für den
Serum-TSH-Wert zur Detektion dieser Schilddrüsendysfunktion gefordert. Im Gegensatz zu der eindeutigen Therapieindikation bei manifester Hypothyreose wird nach wie vor eine kontroverse Diskussion
zur Frage der Therapie subklinischer Hypothyreosen
geführt, obwohl in klinischen Studien der Nutzen
dieser Behandlung zunehmend belegt wird.
Kosten-Nutzen-Analyse der Schilddrüsenhormontherapie bei subklinischer Hypothyreose
Seit mehr als 20 Jahren werden Vor- und Nachteile
bzw. Risiken einer Schilddrüsenhormon-Behandlung der subklinischen Hypothyreose kontrovers diskutiert. Grundsätzlich müssen drei wesentliche GeEndokrinologie Informationen
99
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
sichtspunkte bei der Therapieentscheidung bedacht
werden.
1. Übergang der subklinischen in eine manifeste
Hypothyreose
2. Einfluss der Serumlipide und das damit verbundene kardiovaskuläre Risiko
3. Einfluss auf milde klinische Symptome der subklinischen Hypothyreose, einschließlich neurologisch/psychiatrischer Abnormitäten
4. Bedeutung der frühzeitigen Schilddrüsenhormontherapie bei euthyreoter Stoffwechsellage und
Autoimmunthyreoiditis.
Diagnostik und Therapieoptionen des Altershyperparathyreoidismus
R. Hehrmann, Stuttgart
Der primäre Hyperparathyreoidismus (I.HPT) ist im
Kindes- und Jugendalter eine Rarität; das Erkrankungsmaximum liegt zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr. Die Graphik zeigt die Altersverteilung der
Patienten mit I.HPT am Diakonie-Klinikum Stuttgart
in den letzten 3 Jahren. Hochbetagt, d.h. über 80
Jahre waren nur 6.5% der Patienten. Über 70 Jahre
waren immerhin mehr als ein Viertel der 148 Patienten. Der „Altershyperparathyreoidismus“ ist also
durchaus ein klinisch bedeutsames Problem.
Diakonie Klinikum Stuttgart 2000–2003
Altersverteilung I. HPT (n=148)
Seit der routinemäßigen Bestimmung von Calcium –
auch im Rahmen von Screening-Programmen – und
der inzwischen einfach und verlässlich gewordenen
PTH-Bestimmung ist auch klar geworden, dass der
I.HPT keineswegs selten, sondern nach dem Diabetes mellitus und den Schilddrüsenerkrankungen die
dritthäufigste endokrine Erkrankung ist.
1934 publizierte Albright, dass der I.HPT eine vielgestaltige Krankheit sei, dass nicht alle Patienten en
Skelettveränderungen leiden und dass häufig eine
Nephrolithiasis vorliege. Das klinische Bild des
„klassischen“ HPT komplettierend erkannte 1947
Rogers den Zusammenhang mit gastro-duodenalen
Ulcera und Cope 1957 die hohe Koinzidenz von
Pankreatitis und HPT. Das Hypercalcämie-Syndrom
wurde 1953 von Roch als klinisch eigenständiges
Syndrom dargelegt und der terminale Übergang in
eine hypercalcämische Krise 1958 von Thomas beschrieben.
Schließlich wurden auch die Chondrocalcinose, die
extraossären Verkalkungen, z.B. an Linse, Cornea,
Faszien, Muskulatur und Gefässen sowie die psychischen Veränderungen im Sinne von Reizbarkeit
und depressiver Verstimmung mit dem I. HPT assoziiert und eine arteriell Hypertonie häufig gefunden.
Klinik:
Dem klinischen Bild des I.HPT kann man sich durchaus historisch nähern; dies macht sogar Sinn, da
das „klassische“ Krankheitsbild in der Ära vor der
Bestimmung von Calcium und vor der Möglichkeit
der Bestimmung von Parathormon (PTH) völlig anders imponierte als die Mehrzahl der heute in sehr
viel früherem Krankheitsstadium diagnostizierten
Fälle.
100 Endokrinologie Informationen
Eine Besonderheit ist das Vorkommen des I. HPT im
Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie Typ I
(MEN I), assoziiert vor allem mit Inselzelltumoren
und Hypophysenadenomen Heutzutage weisen die
meisten Patienten, bei denen ein Hyperparathyreoidismus diagnostiziert wird, eine weitgehend asymptomatische Hypercalcämie auf. Noch am häufigsten
sind die renale Manifestation mit einer Nephrolithiasis und meist diskrete neuropsychiatrische Symptome wie geistige Leistungsminderung, Reizbarkeit
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
und depressive Verstimmung. Ausgeprägte Hypercalcämie-Syndrome sind selten geworden, eine
hypercalcämische Krise durch einen primären Hyperparathyreoidismus und auch die klinisch manifeste
Skelettbeteiligung des Skelettes an der Erkrankung
sind zu einer Rarität geworden. Es besteht insbesondere beim Altershyperparathyreoidismus ein erhöhtes relatives Risiko für kardio-vaskuläre Manifestationen, arterielle Hypertonie, erhöhte Mortalität
zumindest bei den Fällen, die erst in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium diagnostiziert werden.
Eine Besonderheit im Alter ist die mögliche Verschleierung eines milden HPT durch einen gleichzeitig bestehenden Vitamin D-Mangel, der die manifeste Hypercalcämie verhindert und die bei Hypercalcämie oft bestehende Exsikkose durch die Polyurie und das fehlende Durstgefühl alter Menschen.
Sie führt dann zur progredienten Einschränkung der
Nierenfunktion.
Die Veränderungen von Phosphat im Serum der
alkalischen Phosphatase und anderen Parametern
hatten immer nur eine geringe Sensitivität und
waren zudem wenig spezifisch. Auch die moderneren Parameter zur Erfassung des Knochenumsatzes
wie die Bestimmung des Osteokalzins, die Bestimmung der Pyridinolin-Crosslinks und der KnochenAP (bAP) sind aufwendig, und von geringer Spezifität und Sensitivität für die Diagnose des I.HPT.
Angesichts der Zuverlässigkeit der Bestimmung von
Kalzium und Parathormon können sie ebenfalls als
überflüssig angesehen werden.
Die radioimmunchemischen Bestimmungsmethoden für Parathormon, die jeweils für bestimmte Regionen des Peptidhormons spezifisch waren, sie
sind inzwischen historisch und ersetzt durch zuverlässige Verfahren zur Bestimmung des intakten Parathormons unter Verwendung von zwei Antikörpern
gegen die jeweils N-terminale und C-terminale Region im Rahmen immmunradiometrischer (IRMA)
oder immunluminometrischer (ILMA) Assays.
Diagnostik:
Die Diagnostik des Altershyperparathyreoidismus
unterscheidet sich nicht prinzipiell von der Diagnostik in jüngerem Alter.
Vor der Ära der Parathormonbestimmung, die nun
seit etwa 20 Jahren möglich ist, war die laborchemische Diagnostik zur Sicherung eines primären
Hyperparathyreoidismus aufwendig und kompliziert.
Sie umfasste neben den Serumbestimmungen von
Kalzium, Phosphat und Alkalische Phosphatase
auch die Bestimmung zahlreicher Urinparameter inklusive verschiedener Funktionsproben, insbesondere der Bestimmung von Phosphat im Urin, der Bestimmung der Phosphat-Clearance bzw. des tubulären Transportmaximums für Phosphat. Außerdem
wurde als Kollagen-Abbau-Produkt die Hydroxyprolin-Bestimmung im Urin durchgeführt.
Eigentlich sind heute alle diese Urinuntersuchungen
überflüssig geworden bis auf die Bestimmung der
Calciumausscheidung im Urin. Die Nierenfunktion
sollte bekannt sein, am besten durch die Bestimmung von Kreatinin bzw. der Kreatinin-Clearance.
Ansonsten reicht die Bestimmung von Kalzium im
Serum und die gleichzeitige Bestimmung von Parathormon im Serum vollständig zur Sicherung der
Diagnose aus.
Zur Interpretation der Gesamtkalziumkonzentrationen sollte auch das Albumin bekannt sein.
28 (2004) 4
Wichtig ist hierbei, dass bei erhöhtem Serumkalzium auch eine Parathormonkonzentration, die im
Normbereich oder im oberen Grenzbereich liegt,
eindeutig für einen primären Hyperparathyreoidismus spricht, da bei einer Hypercalcämie anderer
Ätiologie die Parathormonkonzentration erniedrigt
ist.
Angesichts der außerordentlich seltenen Skelettmanifestation im Kollektiv der heute diagnostizierten
Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus ist
eigentlich auch die Röntgenuntersuchung des
Skelettsystems überflüssig geworden. Beinahe
aus Pietät führen wir bei klinisch längerem Verlauf
und ausgeprägter Hypercalcämie noch Röntgenaufnahmen wenigstens
– des Handskelettes und
– des Schädels durch,
um dort die typischen Veränderungen (granuläre
Atrophie am Schädel, subperiostale Resorptionszonen, Akreosteolysen und Spongiosierung der
Kompakta am Handskelett) zu erkennen. Eigentlich
ist die Röntgendiagnostik aber nur in Ausnahmefällen, d. h. bei solchen Patienten, die tatsächlich noch
eine Skelettsymptomatik aufweisen, sinnvoll.
Aus dem gleichen Grund hat sich die Skelettszintigraphie erübrigt und knochenhistologische Untersuchungen sind bei der Fragestellung eines primären
Hyperparathyreoidismus nicht mehr indiziert.
Endokrinologie Informationen 101
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Präoperative
Lokalisationsdiagnostik
Primärer Hyperparathyreoidismus im Alter:
Therapieoptionen
Erst nach eindeutig gestellter biochemischer Diagnose eines primären Hyperparathyreoidismus ist
eine Lokalisationsdiagnostik indiziert. Bei noch nicht
gesicherter Diagnose ist sie eher verwirrend.
Operative Therapie
– Konventionelle Operation
– Mikroinvasive / einseitige Operation
Supportiv-präventive Maßnahmen
– Vermeidung hoher Calciumzufuhr
– Vermeidung Thiazide, Lithium etc.
– körperliches Training
Medikamentöse Therapie
– Biphosphonate
(Pamidronat, Alendronat, Risedronat)
– Calciumarme Volumenzufuhr + Furosemid
(Östrogen-Progestin bei PM + I HPT)
Sofern bei einem Patienten keine Voroperationen
am Hals, insbesondere noch keine vergebliche Operation wegen eines primären Hyperparathyreoidismus erfolgt ist, ist als einzige morphologische Voruntersuchung die Ultraschalluntersuchung indiziert.
In versierten Händen hat sie eine Treffsicherheit von
60–80 %.
Die wesentlich aufwendigeren Untersuchungen wie
Computertomographie und/oder Kernspin-Untersuchung sowie die Halsvenenkatheteruntersuchung
zur selektiven Blutentnahme sind erst dann indiziert,
wenn vergeblich am Hals voroperiert wurde oder
wenn eine retrosternale, intrathorakale Lage eines
Adenoms vermutet wird (z. B. bei gleichzeitig bestehender, nach retrosternal reichender Struma). Nur in
diesen Fällen sind Computertomographie und Kernspinuntersuchung der Sonographie überlegen.
Das wichtigste an der Lokalisationsdiagnostik ist ein
in der Chirurgie der Nebenschilddrüsen erfahrener
und versierter Chirurg. Seine Treffsicherheit ist
größer als alle präoperativen Untersuchungsverfahren.
Eine neue Situation ist durch die Möglichkeit der
mikrochirurgischen Operationstechnik entstanden, da hier präoperativ das Vorliegen eines solitären, lokalisierbaren Adenoms gesichert sein muss.
Dies erhöht den präoperativen Aufwand der Lokalisationsdiagnostik um die Szintigraphie mit Technetium-99m Sestamibi (oder Subtraktionsszintigraphie
mit Sestamibi und 99mTc-Tetrofosmin oder 99mTcPertechnetat), Kernspin oder Computertomographie
oder intraoperativer MIBI Gamma-Sonde. Diese
Maßnahmen führen zu einer erheblichen Kostensteigerung der präoperativen Lokalisationsdiagnostik. Auch die intraoperative PTH-Bestimmung mit einem schnellen Assay zum Nachweis der Entfernung
des Adenoms verteuert die Behandlung zusätzlich
und nicht unerheblich.
Die Therapieoptionen beim Altershyperparathyreoidismus sind auch nicht grundsätzlich anders als
beim I.HPT in jüngerem Alter.
102 Endokrinologie Informationen
Bei multimorbiden alten Patienten mit sehr hohem
Operationsrisiko oder bei fehlender Bereitschaft zur
Operation kann beim Altershyperparathyreoidismus
durchaus auch längerfristig mit Biphosphonaten behandelt werden, die die Hypercalcämie reduzieren
oder normalisieren und den Knochenabbau bremsen. Im übrigen stellt das Alter per se keine Kontraindikation für die operative Therapie dar. Die meisten, auch die betagten Patienten mit manifestem
I.HPT werden heute bei uns operativ behandelt.
Auf die Differentialindikation, auch zum mikroinvasiven Vorgehen beim I.HPT wird der folgende Beitrag
von Herrn Steinmüller, Berlin eingehen.
„Alt werden ist zwar im Prinzip erlaubt, aber es wird
nicht gern gesehen“. Dieses zynische Zitat von Dieter Hildebrand ist bezogen auf den Altershyperparathyreoidismus fehl am Platz. Auch im Alter ist die Diagnose des I.HPT leicht und lohnend, die Therapie
ist – operativ oder konservativ – effektiv möglich.
Literatur:
Burney, R.E., Jones, K.R., Christy, B. et al.: Health status improvement after surgical correction of primary hyperparathyroidism
in patients with high and low pre-operative calcium levels. Surgery 1999; 125: 608
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hyperparathyroidism before and after parathyroidectomy. A casecontrol study. Ann. Surg. 1995; 222:402
Lind, L., Hvarfur, A., Palmer,M. et al.: Hypertension in primary
hyperparathyroidism in relation to histopathology. Eur. J. Surg.
1991 ; 157 :457
Lind,L., Ljunghall,S. : Preoperative evaluation of risk factors for
complications in patients with primary hyperparathyroidism. Eur.
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Nilsson, I.L., Yin, L., Lundgren,E. et al.: Clinical presentation of
primary hyperparathyroidism in Europe – nationwide cohort analysis on mortality from non-malignant causes. J. Bone Miner. Res.
2002; 17 Suppl.2: N 68
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Palmer, M., Adami, H.O., Bergstrom, R. et al.: Mortality after surgery for primary hyperparathyroidism: a follow up of 441 patients
operated from 1956 –1979. Surgery 1987: 102:1
Stefanelli, T., Abela,C., Frank, H. et al.: Cardiac abnormalities in
patients with primary hyperparathyroidism: implications for followup. J. Clin. Endocrinlo. Metab. 1997 : 82 :106
Wermers, R.A., Khosla, S., Atkinson, E. et al.: Survival after the
diagnosis of hyperparathyroidism : a population based study. Am.
J. Med. 1998; 104: 115
Die chirurgische Behandlung des Altershyperparathyreoidismus
Prof. Dr. Thomas Steinmüller
Klinik für Allgemein-, Viszeral und Gefäßchirurgie, Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin
[email protected]
Der Altershyperparathyreoidismus ist nicht selten,
die Prävalenz bei über 80-Jährigen wird bis zu 7%
geschätzt. Hier sind weniger die klassischen Symptome des jüngeren Patienten, nämlich Nephroliothiasis und funktionelle abdominelle Symptome zu erwarten, sondern es überwiegen beim alten Menschen die psychiatrischen Symptome wie depressive Verstimmung, Vergesslichkeit, Angstzustände,
Müdigkeit und Antriebsarmut.
Zur Zeit stellt die operative Therapie des primären
Hyperparathyreoidismus (pHPT) die einzige dauerhafte und effiziente Behandlung dieser Erkrankung
dar. Es besteht ein Konsens, dass grundsätzlich
die Indikation zur Operation gegeben ist, wenn
Symptome und Folgeerkrankungen des pHPT vorliegen bzw. wenn das Serumkalzium erhöht ist. Bei
Patienten mit milder Hyperkalzämie und einem sog.
„asymptomatischen“ pHPT ist die Operationsindikation strittig; hier kann sich die Indikation nach Kriterien des NIH Consensus Development Panel
(1991), Aktualisierung 1999(1) richten. Allerdings ist
der Begriff „asymptomischer HPT“ gerade beim alten Menschen problematisch, da sich bei einem
grossen Teil dieser Patienten die Lebensqualität
nach Korrektur der Stoffwechselstörung bessert.
Dem Nutzen der Operation steht das geringe Risiko
des Eingriffs gegenüber mit fehlender Mortalität und
einer niedrigen Morbidität (permanente Rekurrensparese bzw. Hypoparathyreoidismus unter 1% in erfahrenen Zentren).
Bei älteren Patienten wird die Indikation zur Operation vielfach eher restriktiv gesehen, u.a. aufgrund
der vermuteten eingeschränkten Lebenserwartung
und der vermeintlich erhöhten perioperativen Morbidität und Mortalität. Es versteht sich von selbst, dass
gerade bei geriatrischen Patienten eine sehr individuelle, sorgfältige Risiko-Nutzen-Evaluation einer
28 (2004) 4
Operation geboten ist, die diese Faktoren in Abhängigkeit von der Comorbidität berücksichtigt. Allerdings sind oben genannte neuropsychiatrische
Symptome des Altershyperparathyreoidismus vom
spontanen Altersverlauf schwer abgrenzbar und
führen vielfach zu einer ungerechtfertigt grossen Zurückhaltung in der Indikationsstellung zur Operation;
gerade diese psychiatrischen Symptome sind aber
nach Korrektur der Stoffwechselstörung in der Regel
reversibel und bestimmen wesentlich die Lebensqualität des alten Menschen.
Ziel der Operation ist die dauerhafte Normalisierung des Parathormon (iPTH)-spiegels. Im Vergleich
zur Normalpopulation liegt bei alten Menschen häufiger eine Mehrdrüsenerkrankung vor (26% in(2)).
Grundsätzlich muss durch eine intraoperative iPTHBestimmung der Erfolg der resektiven Massnahme
bestätigt werden. Eine Vierdrüsenhyperplasie kann
sowohl sporadisch wie auch bei familiären Erkrankungen auftreten und erfordert eine subtotale Parathyreoidektomie oder eine Parathyreoidektomie mit
Autotransplantation (s.a. Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie zur Therapie des pHPT:
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/chall
004.htm).
Die Verbesserung der Bildgebung(3) auf der einen
Seite (Ultraschall, 99mTc-Sestamibi Szintigraphie,
SPECT-Sestamibi, Kernspintomographie; insgesamt
kann in erfahrener Hand eine Sensitivität bis 90%
bei einer Spezifität bis 100%, bei geeigneter Kombination der Verfahren eine Sensitivität bis 95% erreicht werden) und die Möglichkeit der intraoperativen iPTH-Bestimmung auf der anderen (kurze intravitale Halbwertszeit des iPTH) haben unilaterale
und minimal invasive Techniken der Nebenschilddrüsenchirurgie ermöglicht, die in den letzten Jahren Verbreitung gefunden haben.
Endokrinologie Informationen 103
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Unterschieden werden unilateral offene Verfahren
(auch unter Lokalanaesthesie) von minimal-invasiven geschlossenen komplett-endoskopischen (mit
Luftinsufflation) und minimal-invasiven video-assistierten Operationen. Alle diese jungen Verfahren erfordern die präoperative Lokalisation des Adenoms
und die Erfolgskontrolle mittels introperativem iPTHAssay. Sie sind in erfahrener Hand mit guten Ergebnissen möglich(4), kosmetisch (meist) aufgrund eines kleineren Schnittes günstiger, dafür jedoch immer wesentlich teurer.
nach der Operation und die Steigerung der Lebensqualität dieser Patienten ist erheblich. Einige grosse
Kohortenstudien(6,7) zeigen, daß auch das Überleben nach Operation signifikant höher ist im Vergleich zur konservativen Therapie.
Zusammenfassend sollte gerade bei alten Menschen die Indikation zur operativen Korrektur des
pHPT nicht zu restriktiv gestellt werden.
Literatur:
Gerade bei geriatrischen Patienten favorisieren einige Autoren das minimal-invasive Vorgehen, sofern
keine Mehrdrüsenerkrankung vorliegt(5), teils auch in
Lokalanästhesie(6). Insgesamt ist der Nutzen dieser
Verfahren im Vergleich zum konventionellen Vorgehen bei allen Altergruppen nicht ausreichend untersucht.
Ergebnisse
Retrospektive Studien zeigen, dass die Nebenschilddrüsenchirurgie bei geriatrischen Patienten effektiv ist und keine perioperative Letalität aufweist(2),
unabhängig vom angewandten Verfahren. Die
Hyperkalzämiesymptome bessern sich kurzfristig
1. Silverberg SJ et al.: Therapeutic controversies in primary
hyperparathyroidism. J Clin Endocrinol Metab 1999, 84(7):
2275-85
2. Kebebew E et al.: Parathyroidectomy for primary hyperparathyroidism in octogenarians and nonagenarians. Arch Surg
2003, 138:867-71
3. Prager G et al.: Impact of localization studies on feasibility of
minimally invasive parathyroidectomy. J Am Coll Surg 2003,
196(4):541-8
4 Berti P et al.: Limits and drawbacks of video-assisted parathyroidectomy. Br J Surgery 2003, 90:743-7
5. Irvin GL et al.: Limited parathyroidectomy in geriatric patients.
Ann Surg 2001, 233(5):612-6
6. Bierto L et al.: Image-directed parathyroidectomy under local
anasthesia in the elderly. Br J Surgery 2003, 90:738-42
7. Vestergaard P et al.: Cohort study on effects of parathyroid
surgery on multiple outcomes in primary hyperparathyroidism.
Brit Med J 2003, 327:530
Was wird derzeit noch substituiert – Vitamine, Minerale und Antioxidantien
Pro und Kontra
R. Gärtner, München
Die Deutschen geben etwa 1 Milliarde € pro Jahr für
Nahrungsergänzungsmittel aus, vorwiegend Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien. Ältere
Menschen nehmen häufiger diese Substanzen ein,
allerdings wird auch schon von Jüngeren aus den
verschiedensten Indikationen heraus Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Etwa 75% der
über 50-jährigen, unabhängig von der Schulbildung
nehmen Nahrungsergänzungsmittel zumindest zeitweise zu sich.
Wie das Deutsche Institut für Ernährung und Diätetik in einer aktuellen Untersuchung herausgefunden
hat, weisen aber 83% der älteren Menschen in Institutionen und 31% der zuhause lebenden Senioren
mindestens einen, meist aber mehrere mangelhafte
Ernährungsparameter auf. Dies liegt an vielen Fak104 Endokrinologie Informationen
toren, ein wichtiger ist sicher, dass der Kalorienbedarf z.B. bei einem 60-jährigen um etwa 25% niedriger liegt als bei einem 30-jährigen. Der Bedarf an
Vitaminen und Spurenelementen bleibt aber identisch, d.h. ältere müssten eine Nahrung zu sich nehmen, die um ein Viertel mehr an Vitaminen und Spurenelementen enthält als jüngere.
Während sich die Naturheilmedizin schon sehr
lange mit der Substitution dieser Substanzen auseinandergesetzt hat, ist die Schulmedizin generell
zurückhaltend und viele Ärzte sind sich unsicher, ob
und welche Substitution sinnvoll ist.
Ein wesentliches Problem besteht darin, dass Serumspiegel der einzelnen Substanzen nicht unbedingt den Gehalt im Körper widerspiegeln, die typi28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
schen ausgeprägten Mangelerkrankungen bei uns
nicht mehr vorkommen und latente Mangelzustände
schwer erkennbar sind. Interventionsstudien sind
somit die beste Möglichkeit herauszufinden, ob es
sinnvoll ist, bestimmte Vitamine, Spurenelemente
und Antioxidantien zu substituieren.
Empfohlene tägliche Zufuhr
beim Erwachsenen (FDA)
Vitamin A
700–900 µg
Vitamin B6
2,4 µg
Vitamin B12
1,5–1,7 mg
Grundsätzlich gilt, dass eine vollwertige Ernährung in der Regel ausreicht – auch beim älteren
Menschen – um den täglichen Bedarf an Mineralstoffen und Vitaminen sowie Antioxidantien zu decken,
so dass bei gesunder Ernährung eine zusätzliche
Zufuhr nicht notwendig ist. In Tab. 1 ist die notwendige Menge und in Tab. 2 die tägliche Zufuhr von
Nahrungsmitteln zusammengestellt, um eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen
zu sichern.
Folsäure
400 µg
Vitamin E
15mg (22 IU)
Vitamin D
400–600 IU
Vitamin C
100 mg
Kalzium
1000–1500 mg
Zink
10 mg
Eisen
8 mg
Darüber hinaus werden einige Erkrankungen wie
Arteriosklerose, Krebs und Autoimmunerkrankungen in Zusammenhang mit einem Defizit an Vitaminen oder Antioxidantien gebracht. Diese Assoziationen stammen meist von Beobachtungs- oder epidemiologischen Studien. Höhere als von den Fachgesellschaften für Ernährung empfohlene Dosen
werden daher oft angewandt, in der Annahme einer
präventiven oder gar therapeutischen Wirkung bei
höherer Zufuhr.
Selen
55 µg
Vitamin E reduziert das oxidierte LDL, daher wurde
angenommen, dass eine höhere Substitution mit
Vitamin E zu einer Reduktion der Inzidenz von arteriosklerotischen Komplikationen führt. In der National Nurse Study wurden diese Ereignisse bei 90 000
Frauen retrospektiv ausgewertet. Die Frauen, die
mehr Vitamin E zuführten (32–1500 mg pro Tag, im
Mittel 239 mg), hatten eine um 30–40% niedrigere
Myokardinfarktrate. Auch in einer finnischen Studie
wurde bei über 5000 Männern und Frauen zwischen
30 und 69 Jahren eine geringere Mortalität infolge
eines Infarktes bei denen mit höherem Vitamin E
Substitution beobachtet. In der HOPE Studie, bei
der über 10 000 Diabetiker mit 265 mg Vitamin E pro
Tag substituiert wurden, konnte über einen Beobachtungszeitraum von 4,5 Jahren kein Effekt der
Vitamin E Substitution nachgewiesen werden.
Auch wurde angenommen, dass durch eine Substitution mit Vitamin E die Inzidenz von Prostatakarzinom, Mamma- und Kolonkarzinom verringert werden kann. Aber auch diese konnte nicht in großen
Studien bisher belegt werden.
Dasselbe gilt für Vitamin A bzw. -Karotin. Auch
hier konnte nicht bestätigt werden, dass -Karotin
28 (2004) 4
Tab. 1
die Inzidenz von Lungenkarzinomen reduzieren
kann, im Gegenteil, bei Rauchern wurde eine erhöhte Inzidenz von Lungenkarzinomen unter -Karotin Substitution beobachtet. Hohe Dosen von Karotin beeinträchtigen die Resorption von Vitamin
D, was mit dazu beitragen kann, eine Osteoporose
zu entwickeln.
Ein Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und B12 ist
assoziiert mit einem erhöhten Homozysteinspiegel.
Dies kann zu einer erhöhten Inzidenz von KHE und
Schlaganfall führen.
Interventionsstudien, die einen Rückgang der Inzidenz von KHE oder Schlaganfall zeigen stehen bislang noch aus.
Vitamin C ist ein antioxidatives, wasserlösliches
Vitamin. Eine Reihe von epidemiologischen und klinischen Studien konnte keinen anti-cancerogenen
Effekt von hohen Dosen Vitamin C nachweisen, bis
auf das Magenkarzinom, da in epidemiologischen
Studien belegt wurde, dass die Zufuhr von Nahrungsmitteln mit hohem Vitamin C Gehalt oder die
zusätzliche Einnahme von Vitamin C mit einer geringeren Inzidenz von Magenkarzinomen assoziiert
ist. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass weniger Nnitroso-Verbindungen aus Nitraten unter Vitamin C
Substitution entstehen. Kürzlich wurde aber gezeigt,
dass Lipid-Hydroperoxide mit Vitamin C reagieren
und Verbindungen entstehen, die genotoxisch sind,
Endokrinologie Informationen 105
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
und Mutationen auslösen können. Inwieweit dies in
vivo eine Rolle spielt wird gegenwärtig noch kontrovers diskutiert.
In vitro kann Vitamin C die LDL-Oxidation hemmen,
daher ging man davon aus, dass hohe Dosen an
Vitamin C anti-arteriosklerotisch wirken kann. Klinische Studien haben diesen Effekt aber nicht belegt.
Vitamin C erhöht die Eisenresorption und ermöglicht
die Freisetzung von Eisen aus den Bindungsproteinen, was zu einer erhöhten Lipidoxidation führen
kann. Hohe Dosen an Vitamin C (500–1000 mg) haben also keinen Effekt auf die Verhinderung einer
Arteriosklerose.
Vitamin D-Mangel bei Älteren ist häufiger als bislang
angenommen. In einer großen internationalen Studie wurde bei 4% aller postmenopausaler Frauen
ein manifester, und bei 24% ein latenter Vitamin D
Mangel festgestellt. 50% aller Frauen mit Schenkelhalsfraktur haben einen Vitamin D Mangel. Eine
Vitamin D Substitution bei Älteren reduziert die
Frakturrate am Schenkelhals, und verbessert die
neuro-muskuläre Koordination. Eine Vitamin D Substitution (400–800 IU) ist indiziert bei immobilen,
älteren Menschen, die wenig an die Sonne kommen
und bei nachgewiesener Osteoporose als Basismedikation zusammen mit Kalzium.
Selen ist ein Spurenelement, das in vivo in Selenocystein, die 21. Aminosäure umgewandelt wird. Sie
steht im Zentrum einer Reihe von Enzymsystemen,
die für die Aufrechterhaltung der Redoxsysteme im
Plasma, im Zytosol und im Zellkern verantwortlich
sind. Die typischen Selenmangelerkrankungen
(Keshan’disease und Kashin-Beck’disease) kommen nur in Gegenden mit ausgeprägtem Selenmangel vor. In Europa ist die Selenaufnahme niedrig, es
werden nicht die optimalen Plasma-GPx Aktivitäten
erreicht.
Zahlreiche epidemiologische Studien belegen den
inversen Zusammenhand zwischen Selenmangel
und Karzinomen, vor allem Lungen-Colorektale-und
Prostatakarzinome. Eine prospektive Studie, deren
primäres Endziel die Reduktion von Basaliomen bei
Männern war, zeigte eine mehr als 50%ige Reduktion von Prostata- und Colonkarzinomen. Dies führte
dazu, dass zur Zeit eine der größten „cancer prevention studies“ in den USA (PROVESS) und Frankreich (SU.VI.MAX) durchgeführt werden, in denen
der Effekt einer Selen- und Vitamin E Substitution
auf die Inzidenz von Prostata- und Colon-karzinomen getestet werden soll.
106 Endokrinologie Informationen
In epidemiologischen Studien konnte auch gezeigt
werden, dass Selen anti-arteriosklerotisch wirken
kann, prospektive Studien hierzu stehen aber noch
aus.
Selenmangel ist assoziiert mit einer höheren Viruslast und Mortalität bei HIV Patienten. Studien sind im
Gange, in denen gezeigt werden soll, inwieweit eine
Selensubstitution die Mortalität bei diesen Patienten
bzw. die Sekundärinfektionsrate bei HIV positiven
Kindern senken kann. In einer der bislang größten
Studien konnte in China gezeigt werden, dass durch
eine Substitution mit 200 µg Natriumselenit die Inzidenz des HCC bei Hepatitis C Patienten innerhalb
von 5 Jahren signifikant gesenkt werden konnte.
Eine Reihe von Interventionsstudien konnte belegen, dass eine Selensubstitution einen positiven
Einfluss auf die Immunabwehr hat. Bei Kindern mit
Viruspneumonie konnte durch die einmalige Gabe
von 1000 µg Natriumselenit den stationären Aufenthalt um die Hälfte der Tage reduzieren.
In zwei unabhängig voneinander durchgeführten
prospektiven Studien konnte belegt werden, dass
die TPO-Ak Konzentrationen bei Patienten mit Autoimmunthyreoiditis (AIT) signifikant durch 200 µg Selen pro Tag über 3 bzw. 6 Monate gesenkt werden
konnte.
Die Mortalität bei Sepsis-Patienten konnte ebenfalls
in prospektiven Studien durch eine Substitution Selen um 20% gesenkt werden. Eine multizentrische
Studie hierzu wird zurzeit durchgeführt.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass bislang
nicht belegt ist, dass eine Substitution mit fettlöslichen Vitaminen über die empfohlene tägliche Zufuhr hinaus weder das Karzinomrisiko, noch die Inzidenz der Arteriosklerose senken kann. Dasselbe
gilt für Folsäure und Vitamin C. Der Vitamin D-Mangel ist in den entwickelten Ländern ausgeprägter als
bisher angenommen, eine Vitamin D Substitution
bei Risikopatienten ist sinnvoll zur Verhinderung
osteoporotischer Frakturen.
Eine ausreichende Selenzufuhr mit der Nahrung ist
in Europa schwer möglich, daher erscheint bei Risikopatienten eine Selensubstitution sinnvoll. Therapeutisch sinnvoll ist die Selensubstitution in der Behandlung der AIT und der Sepsis, sowie bei Virusinfektionen. Der Nutzen einer langfristigen höheren
Selen-Substitution als antioxidatives, anti-cancerogenes, „anti-aging“ Spurenelement ist bislang nicht
belegt.
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Tab. 2:
Das braucht der Körper im Alter
Vitamine/
Mineralstoffe Vorkommen
Verzehrsempfehlung proTag
A
Rinder- und Hühnerleber,
Leberwurst, Pfifferlinge,
Karotten
100 g Leberwurst oder
Karottensalat, ein Mal
Rinder- oder Hühnerleber pro Woche
B1
Haferflocken, Schweinefleisch,
Hefeflocken, Vollkornbrot,
Hülsenfrüchte
4–5 Scheiben Vollkornbrot
oder 3 mittelgroße Kartoffeln oder
75g Reis/Nudeln (Rohgewicht)
B2
Kartoffeln, Vollkornprodukte,
grünes Gemüse, Milch- u.
Milchprodukte, Hefeflocken
wie unter Vitamin B1 aufgeführt und
200 g Gemüse
B5
Hefeflocken, Pfifferlinge,
Steinpilze, Weizenkleie,
Erdnüsse, Rinderleber
50 g Hefeflocken ins
Salat-Dressing rühren
B6
Vollkornbrot, Walnüsse,
Gemüse, Fisch, Kartoffeln
wie unter B1 und B2
B12
Kalbsleber, Makrele, Hering,
Lachs, Rindfleisch, Camembert
C
in allen Obst- und Gemüsesorten,
besonders Zitrusfrüchte, schwarze
Johannisbeeren, Kiwi Kartoffeln,
Petersilie, Paprika
150 g Obst und
200 g Gemüse, Salate
D
Milch, Käse, Fisch
1/4 l Milch und 2 dünne Scheiben Käse
E
Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl,
Diätmargarine, Haselnüsse, Mandeln,
Sonnenblumenkerne, Salate
mit genannten Ölen anmachen.
Regelmäßig ein paar Nüsse essen.
Biotin
Leber, Pfifferlinge, Steinpilze
Wie unter A
K
Sauerkraut, Kresse, Sonnenblumenund Distelöl
Salaten immer ein wenig
Garten- oder Brunnenkresse beigeben
Folsäure
Viele frische Salate und Gemüse,
Leberwurst, Erdnüsse, Pfifferlinge,
Steinpilze
In den normalen Salat- und
Gemüserationen enthalten
Calcium
Milch- und Milchprodukte, Brokkoli,
Sesam
1/4 l Milch oder Joghurt
und 2 dünne Scheiben Käse
Jod
Seefisch, Milch- und Milchprodukte,
Jodsalz
Jodsalz verwenden,
1–2 mal wöchentlich Seefisch essen
Eisen
Vollkornprodukte, Fleisch, Gemüse,
Hülsenfrüchte
4 Scheiben Vollkornbrot, 2 Scheiben
gekochten Schinken oder Putenbrust
Selen
Paranüsse, Thunfisch, Kalbsleber
Makkaroni, Eier
1–2 Paranüsse pro Woche
1 mal Thunfisch pro Woche
28 (2004) 4
Endokrinologie Informationen 107
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Hormonsubstitution im Klimakterium und in der Postmenopause
Bernd Hinney
Im Alter von etwa 50–55 Jahren sind die Ovarien der
Frau erschöpft. Auf Grund der ausbleibenden Follikelreifung kommt es zum Sistieren der natürlichen
Östrogenproduktion. Bei vielen Frauen ist der Östrogenabfall mit störenden Symptomen verbunden. Im
Vordergrund stehen Hitzewallungen und Schlafstörungen. Nicht selten kommt es zu depressiver Verstimmung und anderen psychischen Symptomen.
Im weiteren Verlauf treten ferner unerwünschte körperliche Veränderungen auf. Besonders störend
sind die Atrophie des Urogenitalbereichs sowie die
beschleunigte Knochenentkalkung mit nachfolgender Frakturgefahr.
Es lag daher nahe, den Abfall der endogenen Östrogenproduktion durch Zufuhr von Östrogenen auszugleichen. Zunächst wurden vorwiegend die sogenannten konjugierten Östrogene aus Stutenharn
verabreicht, in neuerer Zeit steht auch Östradiol, das
natürliche Östrogen der geschlechtsreifen Frau, in
ausreichenden Mengen zur oralen und parenteralen
Applikation zur Verfügung.
Die Östrogensubstitution behebt recht zuverlässig
die störenden klimakterischen Symptome, insbesondere werden Hitzewallungen und Schlafstörungen gelindert. Weiterhin zeigt sich ein positiver Einfluss auf die urogenitale Atrophie, ferner wird der
Verlust der Knochenmasse reduziert.
Retrospektive Untersuchungen an Koronararterien
von Frauen, die frühzeitig kastriert worden waren,
zeigten einen nachteiligen Effekt des Östrogenmangels (Parrish et al. 1967). Aus diesen und anderen
Arbeiten wurde die Indikation zur Östrogengabe
auch an Frauen in der Postmenopause und im
Senium zum Schutz der Koronarien abgeleitet. Im
Jahre 1992 publizierten Grady u. Mitarb. eine Arbeit
mit dem Titel „Hormone therapy to prevent disease
and prolong life in postmenopausal women“ (Grady
et al. 1992). Die Autoren ermittelten für eine 50jährige Frau mit koronarem Risiko eine durch Östrogentherapie bedingte Verlängerung der Lebenserwartung um mehr als 2 Jahre.
In einer großen randomisierten Studie sollte diese
Annahme überprüft werden. 2.763 Frauen mit KHK
und vorhandenem Uterus erhielten randomisiert
entweder eine Östrogen/Gestagenkombination
(0,625 mg konjugierte equine Östrogene und 2,5 mg
108 Endokrinologie Informationen
MPA) oder Plazebo [Heart and Estrogen/Progestin
Replacement Study (HERS)] (Hulley et al. 1998).
Dass Frauen mit vorhandenem Uterus nicht mit einer alleinigen Östrogentherapie behandelt werden
dürfen, hatte sich bereits in den siebziger Jahren gezeigt, als es unter reiner Östrogentherapie zu einem
massiven Anstieg der Rate von Endometriumkarzinomen gekommen war.
Die Ergebnisse der HERS-Studie waren zunächst
etwas widersprüchlich: Im ersten Behandlungsjahr
kam es in der Therapiegruppe etwas häufiger zu koronaren Ereignissen (RR = 1,52). Im zweiten Jahr
war die Zahl der koronaren Ereignisse in beiden
Gruppen gleich, anschließend verschob sich bis
zum 5. Beobachtungsjahr das Gleichgewicht zugunsten der Therapiegruppe (Hulley et al. 1998). Die
Auswertung der folgenden Jahre zeigte jedoch keinen Vorteil der Östrogen/Gestagen-Therapie, im 6.
bis 8. Behandlungsjahr waren die Ergebnisse beider
Gruppen identisch. Insgesamt ergab sich somit aus
der HERS-Studie, dass eine kombinierte HRT zur
Sekundärprophylaxe koronarer Erkrankungen nicht
geeignet ist.
Die nachfolgend gestartete Studie der „Women’s
Health Initiative“ (WHI) sollte klären, ob sich eine
HRT zur Primärprophylaxe koronarer Erkrankungen
eignet. Ein Studienarm umfasste 16.608 gesunde
postmenopausale Frauen mit vorhandenem Uterus.
Die Hälfte dieser Frauen erhielt 0,625 mg konjugierte Östrogene plus MPA, die andere Gruppe ein
Plazebo. Die Dauer der Studie war mit 8,5 Jahren
angesetzt. Auf Grund der Ergebnisse einer Zwischenauswertung wurde dieser Studienarm jedoch
bereits nach 5,2 Jahren abgebrochen. Ein weiterer
Studienarm mit reiner Östrogentherapie bei hysterektomierten Frauen wurde dagegen fortgesetzt.
Die Zwischenauswertung der Östrogen/GestagenTherapie hatte folgende Ergebnisse gezeigt: Auf
10.000 Personenjahre kam es durch HRT zusätzlich
zu 31 negativen Ereignissen (7 koronare Ereignisse,
8 Schlaganfälle, 8 Lungenembolien und 8 invasive
Mammakarzinome). Demgegenüber stand eine Minderung um 11 negative Ereignisse (6 kolorektale
Karzinome und 5 Schenkelhalsfrakturen). Diese Bilanz hatte die Studienleitung zum Abbruch des Studienarms veranlasst (Risks and benefits of estrogen
plus progestin in healthy postmenopausal women:
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
principal results From the Women’s Health Initiative
randomized controlled trial 2002). Aus der Tatsache,
dass der Studienarm mit reiner Östrogentherapie
weitergeführt wird, kann geschlossen werden, dass
die Bilanz dieser Therapie positiver ausfällt.
Die Ergebnisse der WHI-Studie wurden in Deutschland skeptisch aufgenommen. Unter anderem wurde
die Studienmedikation mit konjugierten Östrogenen
und MPA für die hiesigen Verhältnisse als untypisch
angesehen. Hinsichtlich des Brustkrebsrisikos wurden die Ergebnisse der WHI-Studie allerdings kürzlich durch eine englische Studie bestätigt. In der
„Million women study“ wurden 1.084.110 Frauen vor
einem Mammakarzinom-Sreening bezüglich vorausgegangener Hormonbehandlungen befragt. Die
Auswertung zeigte einen deutlichen Anstieg des
Brustkrebsrisikos für Anwenderinnen einer kombinierten Östrogen/Gestagen-Therapie. Für Frauen,
die eine reine Östrogentherapie erhielten, war das
Brustkrebsrisikos dagegen nur geringfügig erhöht.
Hinsichtlich des Brustkrebsrisikos wurden somit die
Ergebnisse der WHI-Studie bestätigt. (Beral 2003).
Unabhängig von den genannten Studien gibt es Hinweise auf eine Erhöhung des Ovarialkarzinomrisikos durch HRT. Nach einer 2001 publizierten Studie muss nach einer zehnjährigen HRT mit einer
Verdoppelung der Sterblichkeit an einem Ovarialkarzinom gerechnet werden (Rodriguez et al. 2001).
Verschiedene Publikationen hatten in den letzten
Jahren eine günstige Wirkung der HRT auf Demenzerkrankungen vermuten lassen. Diesbezügliche Auswertungen der WHI-Studie konnten einen
derartigen positiven Effekt allerdings nicht bestätigen, u. U. ist eher mit einer Zunahme des Demenzrisikos zu rechnen (Rapp et al. 2003) (Shumaker et
al. 2003).
Zusammenfassung: Neuere Studien lassen eine
Erhöhung des Risikos für Brustkrebs, Ovarialkarzinom, koronare Herzerkrankungen, Lungenembolien
und Schlaganfälle durch eine längerfristige kombinierte HRT vermuten. Gesenkt wird offenbar lediglich das Risiko für Schenkelhalsfrakturen und Darmkrebs. Die günstige Wirkung einer HRT auf klimakterische Beschwerden ist dagegen unbestritten.
Die HRT sollte daher so kurz wie möglich zur Therapie ausgeprägter klimakterischer Beschwerden
angewendet werden. Eine Langzeittherapie ist nicht
indiziert. Die Rolle einer reinen Östrogentherapie bei
hysterektomierten Frauen bedarf der weiteren Klärung.
Literatur
1. WHI (2002) Risks and benefits of estrogen plus progestin in
healthy postmenopausal women: principal results From the
Women’s Health Initiative randomized controlled trial. JAMA
288 (3):321-333.
2. Beral V (2003) Breast cancer and hormone-replacement therapy in the Million Women Study. Lancet 362 (9382):419-427.
3. Grady D et al (1992) Hormone therapy to prevent disease and
prolong life in postmenopausal women. Ann.Intern.Med 117
(12):1016-1037.
4. Hulley S et al (1998) Randomized trial of estrogen plus progestin for secondary prevention of coronary heart disease in
postmenopausal women. Heart and Estrogen/progestin Replacement Study (HERS) Research Group. JAMA 280 (7):605-613.
5. Parrish HM et al (1967) Time interval from castration in premenopausal women to development of excessive coronary
atherosclerosis. Am.J.Obstet.Gynecol. 99 (2):155-162.
6. Rapp SR et al (2003) Effect of estrogen plus progestin on global cognitive function in postmenopausal women: the Women’s
Health Initiative Memory Study: a randomized controlled trial.
JAMA 289 (20):2663-2672.
7. Rodriguez C et al (2001) Estrogen replacement therapy and
ovarian cancer mortality in a large prospective study of US women. JAMA 285 (11):1460-1465.
8. Shumaker SA et al (2003) Estrogen plus progestin and the incidence of dementia and mild cognitive impairment in postmenopausal women: the Women’s Health Initiative Memory
Study: a randomized controlled trial. JAMA 289 (20):2651-2662.
Testosteronsubstitution des gesunden alten Mannes – Datenlage
Hermann M. Behre
Sektion Andrologie, Martin-Luther-Universität, 06097 Halle
Die Effekte einer Testosteronsubstitution bei Männern mit Hypogonadismus sind seit Jahrzehnten gut
dokumentiert und für aktuelle moderne Testosteronpräparate durch randomisierte, kontrollierte klinische Studien wissenschaftlich überprüft (Übersicht
bei: Nieschlag & Behre, 2004). Diese Daten können
28 (2004) 4
jedoch nicht auf die Therapie des gesunden alten
Mannes übertragen werden.
Um einer missbräuchlichen Therapie Einhalt zu gebieten, hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zusammen mit der Deutschen GeEndokrinologie Informationen 109
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
sellschaft für Andrologie (DGA), der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Anfang des
Jahres 2001 ein Konsensuspapier „Der alternde
Mann“ publiziert, in dem als Indikation zur Testosterontherapie des alternden Mannes nur ein eindeutiger, laborchemisch nachgewiesener Testosteronmangel in Kombination mit klinischen Symptomen
des Testosteronmangels konstatiert wird. Derzeit
liegen Ergebnisse ausreichend großer, mehrjähriger, randomisierter Placebo-kontrollierter klinischer Studien zur Testosterontherapie des gesunden alten Mannes nicht vor, die valide klinische
Endpunkte (z.B. Knochenfraktur-Rate) statt SurrogatParameter (z.B. laborchemische Knochenresorptions-Marker) untersuchen und potentielle Nebenwirkungen, z.B. auf die Prostata, valide quantifizieren. Die Therapie des gesunden alten Mannes mit
Testosteron muss daher gegenwärtig aufgrund fehlender Evidenz und nicht vorhandener Risiko-Nutzen-Abschätzung außerhalb klinischer Studien abgelehnt werden.
Die deutsche Konsensus-Empfehlung deckt sich mit
internationalen Empfehlungen, wie dem „Consensus Statement“ der U.S. Endocrine Society (2001)
und den „Recommendations“ der International Society for the Study of the Aging Male (ISSAM) (Morales & Lunenfeld 2002).
Literatur
Konsensuspapier „Der alternde Mann“. Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Der alternde Mann“ der Deutschen Gesellschaft für
Andrologie, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, der
Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Endokrinologie-Informationen 2001;
25:23-24.
Morales A, Lunenfeld B. Investigation, treatment and monitoring
of late-onset hypogonadism in males. Official Recommendations
of the International Society for the Study of the Aging Male (ISSAM).
The Aging Male 2002;5:74-86.
Nieschlag E, Behre HM (eds.). Testosterone – action, deficiency,
substitution. 3rd edition. Cambridge: Cambridge University Press,
2004 (in press).
The Endocrine Society. Consensus Statement of the Second Annual Andropause Consensus Meeting (recommendations independently reviewed and approved by the Clinical Affairs Committee of The Endocrine Society). The Endocrine Society, 2001.
Somatopause: Indikation zur GH-Therapie?
Peter Herbert Kann
Endokrinologie & Diabetologie
Klinikum der Philipps-Universität Marburg
Baldingerstraße, D-35033 Marburg
Das somatotrope System
Wachstumshormon wird aus dem Hypophysenvorderlappen freigesetzt. Die Sekretion des Wachstumshormons ist hypothalamisch reguliert und kontrolliert, wobei GHRH und Ghrelin stimulatorische
und Somatostatin inhibitorische Effekte ausüben.
Wachstumshormon bewirkt in den peripheren Zielorganen die IGF-1-Synthese und Sekretion, wobei
das systemisch meßbare IGF-1 überwiegend aus
der Leber stammt. Kommt es zu einer organisch bedingten Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, gehört die somatotrope Achse zu den Partialfunktionen, die bei Hypophysenerkrankungen sehr früh
ausfallen können.
Klinik des Wachstumshormonmangels
Im Kindesalter manifestiert sich der Wachstumshormonmangel augenfällig als proportionierter Klein110 Endokrinologie Informationen
wuchs. Im Erwachsenenalter sind dem Wachstumshormonmangel eine vermehrte zentral betonte Adipositas, eine Verminderung der Muskel- und Knochenmasse, ein vermindertes extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen, Störungen des Lipidstoffwechsels,
Einschränkungen der endothelialen Funktion und
negative Veränderung der psychosozialen Kompetenz assoziiert (Growth Hormone Research Society
2001).
Effekte einer Wachstumshormonsubstitution bei
organisch bedingtem Wachstumshormonmangel
Von den zahlreichen therapeutischen Maßnahmen,
die bei Erkrankungen der Hypophyse in Frage kommen können, ist die Substitution mit Wachstumshormon die nach den Kriterien der Evidenz-basierten
Medizin mit Abstand am besten untersuchte (was
nicht damit gleichbedeutend ist, dass dies in der
Therapie von Hypophysenerkrankungen die wich28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
tigste Maßnahme ist). Für mehrere Zielparameter
steht uns Evidenz auf dem Level I (mindestens eine
randomisierte, kontrollierte Studie) zur Verfügung:
Besserung der Körperzusammensetzung:
Baum et al. 1996, Bengtsson et al. 1993, Beshyah
et al. 1995, Ezzat et al. 2002, Johannsson et al.
1996, Jorgensen et al. 1989, Salomon et al. 1989,
Wallymahmed et al. 1997
Besserung des kardiovaskulären Risikoprofils:
Beentjes et al. 2000, Boger et al. 1996, Ezzat et al.
2002, Nass et al. 1995, Russell-Jones et al. 1994,
Sesmilo et al. 2000, Smith et al. 2002, Sneppen et
al. 2002, Vahl et al. 1998
Besserung der Knochendichte:
Abrahamsen et al. 2002, Baum et al. 1996, Bex et
al. 2002, Degerblad et al. 1995, Finkenstedt et al.
1997, Hansen et al. 1996, Holmes et al. 1995,
Kann et al. 1998, Sneppen et al. 2002
Besserung der Lebensqualität:
Baum et al. 1998, Beshyah et al. 1995, Burman et
al. 1995, Cumeo et al. 1998, McGauley et al. 1989,
Wallymahmed et al. 1997
Unerwünschte Wirkungen/Therapiesicherheit:
Baum et al. 1996, Chipman et al. 1997, Ezzat et al.
2002
Begründet durch die vorliegenden Studiendaten
(Growth Hormone Research Society 2000) wurde
bereits vor Jahren in Deutschland Wachstumshormon zur Substitution des Wachstumshormonmangels im Erwachsenenalter bei vorliegenden hypothalamisch-hypophysären Erkrankungen zugelassen.
Wachstumshormontherapie in der Somatopause („Anti-Aging-Medizin“)
In der Anti-Aging-Medizin haben wir bezüglich einer
Wachstumshormonbehandlung eine andere Situation zu berücksichtigen als bei organischen Erkrankungen der Hypophyse. Es handelt sich um Personen, die eine altersentsprechend normal funktionierende, organisch gesunde Hypophyse haben.
IGF-1 zeigt eine Altersabhängigkeit der Serumkonzentrationen. Die Serumkonzentrationen steigen in
der Jugend an und nehmen dann ab dem frühen Erwachsenenalter im Verlauf des weiteren Lebens ab
(Brabant et al. 2003). Es bleibt zu diskutieren, ob es
28 (2004) 4
sich bei einer Abnahme des IGF-1 wirklich um einen
Mangel handelt: Man könnte die Abnahme des IGF1 mit zunehmendem Lebensalter als sinnvollen
adaptiven Vorgang verstehen: Weniger IGF-1 begünstigt die Apoptose von Zellen mit malignem Potential und mindert das Carcinom-Risiko. Man
könnte aber auch die Abnahme des IGF-1 als Mangelzustand mit klinischem Korrelat ansehen, der
substitutionspflichtig werden könnte.
Studien zu Wachstumshormon in der
Anti-Aging-Medizin
Rudman et al. (1990) untersuchten den Effekt von
Wachstumshormon bei Männern im Alter über 60
Jahre. Sie schlossen in die Studie 21 gesunde Männer, 61–81 Jahre alt ein und behandelten davon 12
mit Wachstumshormon in einer Dosierung von 0,03
mg/kg Körpergewicht/Woche und verglichen diese
mit 9 anderen Personen ohne Therapie. Die Studie
war nicht geblindet, die Therapiedauer betrug 6 Monate. Erwartungsgemäß wurde ein Anstieg der IGF1-Serumkonzentration (Verdopplung) beobachtet,
die Magermasse nahm um ca. 9% zu, die Fettmasse
um ca. 14% ab. Auch die Hautdicke zeigte eine Zunahme. Überraschenderweise und letztlich unerklärt
nahm – im Gegensatz zu allen anderen Studien, die
mit Wachstumshormon bei hypophyseninsuffizienten Patienten durchgeführt worden waren – die Knochendichte an der LWS nach einem halben Jahr signifikant zu (1,6%). An anderen Meßorten des Knochens hatten sich keine signifikanten Veränderungen gezeigt.
Gillberg et al. (2002) untersuchten den Effekt von
Wachstumshormon auf den Knochen bei Männern
mit idiopathischer Osteoporose (27–62 Jahre) in
zwei verschiedenen Dosierungen. Unter einer Dosierung von 0,4 mg/d kam es zu einem Abfall der
Knochendichte nach einem halben Jahr im Bereich
der LWS, Erreichen des Baseline-Wertes nach einem Jahr und dann zu einem Anstieg. Bei einer Dosierung von 0,8 mg/d zwei Wochen pro Quartal war
die Knochendichte zunächst für die Dauer eines
Jahres stabil und zeigt dann einen Anstieg, der
demjenigen unter dem erstgenannten Therapieregime vergleichbar war.
Interessante Daten ergaben sich aus der Studie von
Münzer et al. (2001) bezüglich des Zielparameters
viscerales Fett (Änderung gemessen mittels Kernspintomographie). Insgesamt waren 110 ältere, gesunde Menschen im Alter zwischen 65 bis 88 Jahre
eingeschlossen, behandelt wurde mit WachstumsEndokrinologie Informationen 111
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
hormon 20 µg/kg Körpergewicht dreimal pro Woche
für ein halbes Jahr. Weder Placebo noch Wachstumshormon noch eine Sexualhormonsubstitution
noch die Kombination aus Wachstumshormon und
Sexualhormonsubstitution führten bei den Frauen
zu signifikanten Veränderungen. Bei den Männern
hingegen kam es sowohl unter Wachstumshormon
als auch unter der Kombination von Wachstumshormon und Testosteron zu einer Abnahme des visceralen Fettes um im Mittel etwa 15%.
signifikant. Bei antisense-Wachstumshormon-transgenen Tieren, die auf diesem Wege eine Suppression ihrer Wachstumshormon-IGF-1-Achse erfuhren, gleichzeitig aber soviel fressen durften wie sie
wollten, lebten noch etwas länger, die längste Überlebensdauer hatten aber die Tiere, mit der gentechnisch bedingt supprimierten Wachstumshormonachse und einer 30%igen Kalorienrestriktion.
Zusammenfassung und Fazit
In den durchgeführten Studien waren bei bis zur
Hälfte der Patienten Nebenwirkungen in Form von
Flüssigkeitsretention (Arthralgien, Ödeme, Carpaltunnel Syndrom) beobachtet worden. Andere Arbeiten berichteten über nicht nachweisbare Therapieeffekte (randomisierte kontrollierte Studien, somit
höchste Evidenzstufe[!]): Papadakis et al. (1996) berichten, dass die Wachstumshormontherapie bei
älteren gesunden Männern zwar die Körperzusammensetzung beeinflußt, dass dies aber ohne meßbare funktionelle Relevanz blieb. Vergleichbare Befunde publizierten Blackman et al. (2002). Hennessey et al. (2001) zeigten eine Zunahme der Muskelstärke in einer Gruppe von Personen, die mit
Wachstumshormon und gleichzeitig einem Trainingsprogramm behandelt wurden. Diese Zunahme
der Muskelstärke unterschied sich aber nicht von einer anderen Gruppe, die lediglich mittels Training
behandelt wurde.
Eine Wachstumshormontherapie in der Anti-AgingMedizin führt zu einem Anstieg des IGF-1. Es gibt
bislang keine Erkenntnis darüber, ob eine medikamentös therapierte Anhebung der IGF-1-Serumkonzentration prospektiv einer Vermehrung von
Carcinomen verursacht. Wir wissen aber aufgrund
epidemiologischer Untersuchungen, dass es eine
statistische Beziehung zwischen den endogenen
IGF-1-Serumkonzentrationen und dem Risiko für
verschiedene Carcinome gibt (Prostatacarcinom:
Mucci et al. 2001, Shaneyfelt et al. 2000; Mammacarcinom: Agurs-Collins et al. 2000; Colorektale Carcinome: Giovannucci et al. 2000).
Eine sehr interessante, wichtige und zum Nachdenken und Hinterfragen anregende Studie wurde vor
wenigen Monaten von einer japanischen Gruppe publiziert. Die Autoren (Shimokawa et al. 2003) untersuchten verschiedene Rattengruppen. Zielparameter der Studie war die spontane Lebensspanne dieser Tiere. Kontrolltiere, die soviel fressen durften wie
sie wollten, lebten am kürzesten. Wurden die Kontrolltiere mit einer Kalorienrestriktion von 30% belegt, verlängerte sich die Lebensspanne statistisch
112 Endokrinologie Informationen
Die uns derzeit zur Verfügung stehenden Daten zur
Pharmakotherapie mit Wachstumshormon im höheren Alter bei Personen ohne organische Erkrankung
der Hypophyse sind widersprüchlich und deuten keineswegs konsistent darauf hin, dass es Sinn macht,
Wachstumshormon in dieser Situation zu verabreichen. Es besteht vielmehr noch ein erheblicher Forschungsbedarf bezüglich Sinnhaftigkeit, Indikationsstellung, Zielparametern und Therapiesicherheit.
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Energy balance regulation and role of the endogenous cannabinoid system
in the control of food intake.
Daniela Cota – Neuroendocrinology Group, Max-Planck-Institute of Psychiatry, Munich
In industrialized countries, diseases characterized
by impaired energy balance, such as obesity, rank
among the most immediate health threats, generating the urgent need for efficient and safe pharmacological treatment options(1,2).
After the discovery of leptin in 1994, an intensified
research started on the basic mechanisms involved
in food intake and body weight regulation. The characterization of a number of neuropeptides present
in the hypothalamus and in other feeding-related
brain regions and of signals derived from peripheral
organs able to modulate the activity of these neuropeptides, suggested the existence of a complex network which modulates food intake and energy consumption to maintain metabolism and body composition in mammals(3-5).
Recently, several studies have shown that the endogenous cannabinoid system, the physiological substrate for the biological effects induced by marijuana
and its derivatives, is involved in the regulation of
energy homeostasis(6,7).
Therefore, we used cannabinoid type 1 receptor-deficient (CB1-/-) mice as a model to determine the role
of this system in feeding control.
We have demonstrated that the lack of CB1 in mice
with a disrupted CB1 gene causes hypophagia and
leanness. As compared to wild-type (CB1+/+) littermates, CB1-/- mice exhibited reduced spontaneous
caloric intake and, as a consequence of reduced to114 Endokrinologie Informationen
tal fat mass, decreased body weight(8). Pair-feeding
studies indicated that in young CB1-/- mice the lean
phenotype is predominantly caused by decreased
caloric intake, whereas in adult CB1-/- mice metabolic factors appear to contribute to the lean phenotype. No significant differences between genotypes
were detected regarding locomotor activity, body
temperature or energy expenditure(8). Hypothalamic
CB1 mRNA was found to be co-expressed with neuropeptides known to modulate food intake, such as
corticotropin releasing hormone (CRH), cocaineamphetamine-regulated transcript (CART), melaninconcentrating hormone (MCH) and pre-pro-orexin,
indicating a possible role for endocannabinoid receptors within central networks governing appetite(8). CB1-/- mice showed significantly increased
CRH mRNA levels in the paraventricular nucleus
and reduced CART mRNA levels in the dorsomedial
and lateral hypothalamic areas. Interestingly, CB1
was also detected in epidydimal mouse adipocytes
and CB1-specific activation enhanced lipogenesis in
primary adipocyte cultures(8).
Currently, clinical phase III trials (http://www.clinicaltrials.gov) are ongoing to assess the effect of the
CB1 selective antagonist SR 141716A (pharmaceutical name Rimonabant) on body weight and food intake in obese patients with and without dislipedemia
and/or type 2 diabetes mellitus. Our findings, showing that the endogenous cannabinoid system is an
essential regulator of energy homeostasis via central orexigenic as well as peripheral lipogenic mechanisms, intriguingly suggest that this system might
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
represent one of the most promising target to help to
treat obesity and its detrimental consequences.
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Sustitution der nachlassenden Zona reticularis-Aktivität durch DHEA – Datenlage
Wiebke Arlt – Division of Medical Sciences, University of Birmingham, Birmingham, UK
Dehydroepiandrosteron (DHEA) und sein Sulfatester DHEAS sind quantitativ gesehen die Hauptprodukte der Steroidsynthese in der menschlichen
Nebenniere. Im Gegensatz zu den Nebennierenhormonen Cortisol und Aldosteron zeigt DHEA eine
stark altersabhängige Sekretionsdynamik. Niedrige
DHEAS-Spiegel im Kindesalter gehen einem steilen
Anstieg ab dem 6.–10. Lebensjahr und dem Erreichen der intraindividuellen Maximalkonzentration
um das 20.–30. Lebensjahr voran. Danach folgt ein
kontinuierlicher Abfall bis auf 10–20% der maximalen Ausgangswerte im 70. Lebensjahr. DHEA ist
wegen dieses Altersganges vielfach als das Hormon
der ewigen Jugend bezeichnet worden, deswegen
beworben und missbraucht für die ungezielte, nicht
ärztlich empfohlene Einnahme als „Jungbrunnen“Medikament. Seine Hauptwirkung entfaltet DHEA
als Vorläuferhormon fuer die Geschlechtshormonsynthese, nach oraler Einnahme wird DHEA sowohl
zu Androgenen wie Oestrogenen umgesetzt und
zwar mit geschlechts- und zielgewebe-bezogenen
Unterschieden. So ist bei Frauen vor allem ein Anstieg der Androgene zu verzeichen, während Männer relevante Anstiege der ?strogene zeigen. Bei
Männern kann es jedoch im Zielgewebe der Androgenwirkung, wie z.B. der Prostata, ebenfalls zu einer
Konversion von DHEA zu aktiven Androgenen kommen. DHEA wird auch als Neurosteroid angesehen
und bindet im Gehirn an Neurotransmitter-Rezeptoren, eine mögliche Erklärung fuer seine anti-depressive Wirkung, die im Vergleich zu gebräuchlichen
Antidepressiva wie den Serotonin-reuptake-Hemmern jedoch nur sehr schwach ist. Jüngste Studien
ergaben Hinweise auf mögliche direkte Effekte von
DHEA im Immmunsystem und am Endothel, hier ist
28 (2004) 4
jedoch noch Bedarf fuer weitere Forschung. Klinisch
die überzeugendsten Ergebnisse sind die Effekte einer DHEA-Substitution bei Patienten mit Nebennierenrinden-Insuffizienz, also Personen mit einem absoluten Verlust der DHEA-Sekretion. Diese Situation
unterscheidet sich grundlegend von dem relativen
Abfall der DHEA/DHEAS-Konzentrationen im Alter.
Bei Patienten mit NNR-Insuffizienz hat eine DHEASubstitution in mehreren Doppelblindstudien zu einer entscheidenden Verbesserung von Wohlbefinden und Stimmung geführt, mit signifikanter Verbesserung von Depressivität, Ängstlichkeit und dem klinisch oft dominierenden Energiemangel. Möglicherweise als Folge eines Androgeneffektes hat DHEA
darüberhinaus bei weiblichen Patientinnen mit NNRInsuffizienz zu einer signifikanten Verbesserung des
sexuellen Erlebens gefuehrt. Randomisierte PhaseIII-Studien laufen derzeit bzw. sind in Vorbereitung,
um die DHEA-Substitution als Ergänzung der konventionellen Substiutionstherapie (Glucocorticoide,
Mineralocorticoide) bei NNR-Insuffizienz sicher zu
etablieren. Ein Patientenkollektiv, das derzeit im
Fokus der DHEA-Forschung steht, sind Patienten
mit chronischer pharmakologischer GlukokortikoidTherapie, bei denen die DHEA-Sekreiton komplett
supprimiert ist. Mehrere Studien bei Patienten mit
SLE haben hier ermutigende Ergebnisse gezeigt
und dies wird in Zukunft weiter verfolgt werden.
DHEA ist damit eine sinnvolle Behandlungsoption
für ausgewählte Patientengruppen mit absolutem
DHEA-Mangel, aber alle vorliegenden Doppelblindstudien zum Einsatz von DHEA im gesunden Alter
haben keinen Hinweis auf klinisch relevante positive
Effekte ergeben.
Endokrinologie Informationen 115
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Behandlung des Diabetes mellitus im höheren Alter
Dr. Dr. med. Andrej Zeyfang
Vorsitzender der AG Diabetes und Geriatrie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
Bethesda Geriatrische Klinik Ulm, Zollernring 26, 89073 Ulm/Donau, Germany
Phone: +49-731-187-187 - Fax +49-731-187-387 - [email protected]
Mehr als zwei Drittel aller Diabetiker in Deutschland
sind >60 Jahre alt. Die Prävalenz des Diabetes mellitus zeigt einen Gipfel zwischen dem 75. und 80. Lebensjahr bei einem Anteil von 15–20% Diabetikern
in dieser Altersgruppe. Geradezu erstaunlich ist bei
unserer demographischen Entwicklung die geringe
Anzahl von Studien, welche sich mit den Besonderheiten des geriatrischen Diabetikers befassen.
Streng normoglykämische Einstellung bei kritisch
kranken älteren Patienten verbessert drastisch deren Überleben bei gleichzeitiger Kostenreduktion.
Mit zunehmendem Alter kommt es bei abnehmender
Insulinsekretion, verminderter Konversion von Proinsulin und vermehrter Insulinresistenz zu steigenden Nüchternblutzucker- und HbA1c-werten bereits
bei Nicht-Diabetikern. Diabetiker weisen gegenüber
Nicht-Diabetikern eine Exzessmortalität und -morbidität auf.
Besonderheiten der Diabetestherapie des geriatrischen Patienten betreffen alle Bereiche. Bewegungstherapie ist für geriatrische Patienten schwerer durchführbar, sollte jedoch so weit wie irgend
möglich in die Behandlung einbezogen werden, da
gleichzeitig Verbesserungen der Kognition und Abnahme von Stürzen resultieren können. Die Ernährungsempfehlungen müssen sich auf Besonderheiten des geriatrischen Patienten beziehen, der Zustand des Kauapparates, aber auch das häufige
Vorliegen von Fehl- und Mangelernährung müssen
in Betracht gezogen werden. Praktische, alltagsorientierte Empfehlungen sind besonders sinnvoll.
Die Reduktion mikroangiopathischer Folgeerkrankungen des Diabetes spielt bei hochbetagten Patienten je nach weiterer Lebenserwartung eine weniger entscheidende Rolle. Bedeutender ist die Vermeidung von makrovaskulären Folgen wie KHK und
Schlaganfall sowie die Prävention des diabetischen
Fuß-Syndroms, da die Amputationsrate nach wie vor
besonders hoch bei geriatrischen Patienten liegt.
Das zentrale Behandlungsziel älterer Menschen ist
der Erhalt von Lebensqualität, die Minimierung von
Begleitmorbidität und insgesamt ein Zugewinn an
behinderungsfreien Lebensjahren.
Besonders eng sind die Lebensqualität, aber auch
Pflegebedürftigkeit und Kostenintensität geriatrischer Patienten mit dem Vorliegen geriatrischer
Syndrome wie Inkontinenz, Instabilität, Immobilität
oder intellektuellem Abbau verknüpft.
Es gibt Evidenz für starke wechselseitige Beziehungen zwischen geriatrischen Syndromen und Diabetes
die v.a. die Bereiche Kontinenz, Mobilität sowie dementielle und affektive Störungen betreffen. Ein wichtiges Therapieziel ist deshalb auch die Verbesserung
geriatrischer Syndrome durch verbesserte Diabeteseinstellung. Die vorliegenden Daten sind dabei teilweise widersprüchlich, insgesamt scheint jedoch die
relativ normnahe Blutzuckereinstellung das Vorliegen
dieser geriatrischen Syndrome zu verbessern.
116 Endokrinologie Informationen
Eigene Daten an 792 konsekutiven geriatrischen
Patienten zeigen deutlich die höhere Prävalenz von
geriatrischen Syndromen bei Diabetikern, vor allem
im Bereich von Kontinenz und Mobilitätsstörungen.
Schulungsmaßnahmen für geriatrische Patienten
müssen sich an deren typischen Bedürfnissen und
kognitiven Fähigkeiten ausrichten. Hier zeigte sich
eine neu entwickelte strukturierte geriatrische Schulung (SGS) erfolgreich.
Die pharmakologische Therapie weist ebenfalls
Charakteristika auf. Die evidenzbasierten Empfehlungen zur Therapie des Typ 2 Diabetes mellitus
sind für hochbetagte Menschen mit Diabetes nicht
ohne weiteres übertragbar. Häufig vorliegende Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder Polypharmazie bedingen Besonderheiten bei der Therapie mit OAD.
Im höheren Lebensalter ist eine Zunahme des Anteils insulinbedürftiger Patienten festzustellen,
gleichzeitig ist der Neubeginn einer Insulintherapie
bei diesen Patienten im Vergleich zu jüngeren auf
Grund kognitiver, sensorischer und feinmotorischer
Probleme erschwert. Strategien der Insulintherapie
müssen sich an den Ressourcen des Patienten bzw.
deren Umfeld ausrichten, über spezielle Vorgehensweisen wird berichtet.
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
„Gonadenfunktion des alten Mannes“
E. Nieschlag
Institut für Reproduktionsmedizin der Universität Münster
Im Gegensatz zum Klimakterium der Frau kann die
Gametenfunktion des Mannes bis in höchste Alter
erhalten bleiben. Während die Spermienkonzentrationen im Ejakulat im Bereich jüngerer Männer liegen, nimmt die Spermienmotilität und das Ejakulatvolumen als Zeichen des Alters ab. Auch trägt zunehmendes Alter des Mannes zur nachlassenden
Fertilität und Fekundität älterer Paare bei. Während
zunehmendes väterliches Alter nicht mit einer erhöhten Aneuploidierate und strukturellen chromosomalen Anomalien der gezeugten Embryonen verbunden ist, findet sich eine Zunahme von Genmutationen wie z.B. der Archondroplasie, der Apert-Syndroms und der Neurofibromatose.
Die meisten alternden Männer sind aber weniger um
ihre Fertilität als um die Folgen der sich ändernden
endokrinen Funktion der Testes besorgt. Neben einem graduellen Abfall der Testosteronwerte im
Laufe des Lebens, die aber bis ins höchste Alter im
Normbereich bleiben können, gibt es einen „Altershypogonadismus“ (Late-onset hypogonadism), der
sich von den klassischen Formen des primären und
sekundären Hypogonadismus durch Einschränkungen sowohl der hypophysären als auch der testikulären endokrinen Kapazität unterscheidet.
Die Symptome des Altershypogonadismus gleichen
denen bei Hypogonadismus in jüngeren Jahren und
werden durch Testosteron-Mangel hervorgerufen:
Antriebsarmut, depressive Verstimmungen, nachlassende kognitive Funktionen, Libidoverlust, erektile Dysfunktion, Anämie, Sarkopenie, Zunahme der
Fettmasse und Osteoporose mit erhöhter Frakturneigung. Da auch andere Erkrankungen zu einzelnen dieser Symptome führen können, dürfen sie nur
bei gleichzeitig erniedrigtem Testosteron im Serum
(<12 nmol/l) zur Diagnose Hypogonadismus führen.
Nur in knapp der Hälfte der sich bei und mit diesen
Symptomen vorstellenden Patienten findet sich tatsächlich ein Testosteron-Mangel. Aber nur bei diesen ist eine Substitution indiziert und kann zur Besserung der Symptome führen. Da über die Therapie
mit Testosteron in einem weiteren Referat berichtet
wird, sei hier nur kurz erwähnt, dass in Zukunft auch
pharmakokinetische Aspekte bei der Verordnung
von Testosteron zu berücksichtigen sein werden, da
z.B. das unter Testosterontherapie erreichte Prostatavolumen von der Biologie des Androgenrezeptors
mit bestimmt wird.
Was ist übrig geblieben von der Oestrogensubstitution der
postmenopausalen Frau?
Kontra
W. Eiermann, M. Schwoerer
Die Diskussion um den Zusammenhang zwischen
der postmenopausalen Hormonsubstitution und der
Entstehung von Malignomen (insbesondere des
Mammakarzinoms) wurde durch den vorzeitigen Abbruch eines Armes der WHI-Studie, in dem eine
Kombination aus equinen Oestrogenen und Gestagenen verabreicht wurde, neu entfacht. Der Abbruch
erfolgte aufgrund des Überschreitens eines initial
festgelegten maximal tolerierbaren Risikos für die
Entstehung eines Mammakarzinoms unter Hormontherapie.
28 (2004) 4
Mammakarzinom
Ergebnisse von 2 großen Studien:
Die WHI-Studie ist die erste große randomisierte,
kontrollierte Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Detektion eines Mammakarzinoms und
der Hormontherapie nachgewiesen hat. In der Hormonbehandlungsgruppe betrug das Risiko eines
neu diagnostizierten Mammakarzinoms 1,26. Nach
einem Median von 5,2 Jahren kam es pro 10.000
Endokrinologie Informationen 117
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Frauen zu 8 zusätzlichen Brustkrebsfällen (30 vs.
38). Die höchste Inzidenz war im vierten und fünften
Therapiejahr. Bei Frauen mit positiver Familienanamnese erhöhte sich das Risko nicht zusätzlich.
Die „Million Women Study“ nutzte Daten aus dem
National Health Service in Großbritannien (1.084.000
Frauen, keine randomisierte, kontrollierte Studie).
Pro tausend Frauen, die zehn Jahre lang eine Kombinationstherapie erhielten, gab es 19 zusätzliche
Mammakarzinome; bei reiner Oestrogentherapie
waren es 5 zusätzliche Malignome. Die Mammakarzinommortalität war nach durchschnittlich 4,1 Jahren um 22% erhöht. Man geht davon aus, dass im
letzten Jahrzehnt in Großbritannien 20.000 zusätzliche Mammakarzinome durch Hormonsubstitutionstherapie entstanden sind, 75% davon durch Kombinationstherapien.
Das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, ist bei einer reinen Oestrogensubstitution deutlich geringer, als bei der Kombinationstherapie. Aufgrund des erhöhten Risikos von Endometriumneoplasien ohne „Gestagenschutz“ darf dies aber bei
nicht hysterektomierten Frauen nicht empfohlen
werden.
Ovarialkarzinom
Insgesamt sehr spärliche Datenlage. Eine Metaanalyse erbrachte eine unwesentliche Erhöhung
des Risikos an einem Ovarialkarzinom zu erkranken
nach langjähriger Hormonsubstitution.
Andere Malignome
Bisher ist kein Einfluss auf andere Malignome, insbesondere auch nicht auf das Zervixkarzinom bekannt.
Koronare Herzerkrankung
In der Heart and Estrogene/Progestin Replacement
Study (HERS) wurde randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert der Effekt einer Kombinationstherapie auf die Sekundärprophylaxe der koronaren
Herzerkrankung untersucht. Es zeigte sich kein vorteilhafter Effekt der Hormontherapie über 4 Jahre.
In dem abgebrochenen Oestrogen/Gestagen-Arm
der WHI-Studie war das Auftreten eines Herzinfarkts
um 29%, das eines Schlaganfalls um 41% erhöht
bei doppelt so vielen Lungenembolien wie in dem
Placeboarm.
Endometriumkarzinom
Fazit
Unter reiner Oestrogensubstitution ist das Risiko eines Endometriumkarzinoms um das 8- bis 10-fache
erhöht. Dieses Risiko lässt sich durch Zugabe von
Gestagenen deutlich reduzieren. Daher fordern die
aktuell erschienenen Konsensusempfehlungen
(DGGG und BVF) bei nicht hysterektomierten
Frauen eine mindestens 10- besser 12-tägige Zugabe von Gestagenen pro Zyklus. Bei hysterektomierten Frauen sollte eine reine Oestrogentherapie
erfolgen.
118 Endokrinologie Informationen
Durch mehrjährige Hormonersatztherapie steigt das
Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken; die
Inzidenz des Endometriumkarzinoms ist bei reiner
Oestrogensubstitution unverantwortlich hoch, andere Malignome werden nach derzeitigem Wissensstand kaum beeinflusst. Die Therapie dient nicht zur
Prophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen.
Literatur beim Verfasser
28 (2004) 4
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
Osteoporose bei Frauen nach der Menopause und im höheren Lebensalter
Prophylaxe, Diagnose, Therapie
Empfehlungen des Dachverbandes der deutschsprachigen osteologischen Fachgesellschaften (DVO) –
Kurzfassung 2003/2004
Stärke und Grundlage der Empfehlung:
(A) Randomisierte und kontrollierte Studien (RCTs)
hoher Qualität
(B) Kontrollierte epidemiologische Beobachtungsstudien hoher Qualität
(C) Kontrollierte epidemiologische Beobachtungsstudien geringerer Qualität
(D) Sonstige Studien; Expertenkonsens
I. Indikationen für Abklärung: (B)
1. Periphere Frakturen nach nicht-adäquatem
Trauma seit Menopause
(alle Frakturen, z.B. Radius, Schenkelhals, Humerus, Tibia)
2. Radiologisch gesicherte osteoporotische Wirbelkörperfraktur(en)
Größenabnahme um mehr als 4 cm seit dem 25.
Lebensjahr ODER bei akut aufgetretenen, starken Rückenschmerzen V.a. Fraktur! Röntgen
BWS + LWS veranlassen!
3. Body Mass Index kleiner 20
oder ungewollte Gewichtsabnahme um mehr
10% in letzter Zeit
4. Hohes Sturzrisiko
(2 oder mehr häusliche Stürze im letzten Halbjahr)
5. Hohes Risiko einer sekundären Osteoporose
(chronische orale Glucocorticoidmedikation größer 7,5 mg/Tag Prednisolonäquivalent für mind. 6
Monate: siehe getrennte Empfehlung www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo; andere Formen: z.B.
primärer Hyperparathyreoidismus, Diabetes mellitus Typ I, Cushing Syndrom, prolongierte Hyperthyreose, Malabsorptionsyndrome, Antiepileptika,
Alkoholismus: Indikation für Diagnostik und Therapie in Absprache mit dem Fachspezialisten)
II. Basisdiagnostik bei Indikation 1. – 4.
Anamnese und Befund
Aktuelle Beschwerden: Rückenschmerz? Allgemeinzustand?
28 (2004) 4
Vorgeschichte
Körperliche Untersuchung: Sekundäre Osteoporose? Malignome?
Messen von Körpergröße und -gewicht
Fraktur- und Sturzanamnese
Labor
Blutbild; BSG/CRP
im Serum: Calcium, Phosphat, Kreatinin, AP, GGT,
TSH; Eiweiß-Elektrophorese
Sturzabklärung
Aufstehtest, Tandem- oder Einbeinstand (siehe
Langfassung)
Medikamentenüberprüfung
ggf. Geriatrisches Assessment (z.B. bei Demenz,
Multimorbidität)
Knochendichte-Messung (DXA)
Messort bei Frauen bis 75 J.: erst LWS, bei TScore höher als -2,5 zusätzlich Femur (Gesamtareal)
Messort bei Frauen über 75 J.: erst Femur (Gesamtareal), bei T-Score höher als -2,5 zusätzlich
LWS
Abwendbar gefährliche oder komplizierte Verläufe:
V. a. Wirbelfraktur + neurologische Symptome: Klinikeinweisung (V. a. instabile Wirbelfraktur)
Auffälligkeiten im Labor ODER Ursachen für sekundäre Osteoporose ODER unklare Diagnose:
problemorientierte weitere diagnostische Abklärung, ggf. Überweisung zum Fachspezialisten
III. Beurteilung (niedrigster T-Score an LWS oder
Femur)
1. Periphere Frakturen oder Fraktur-Risikofaktoren
(siehe I. 3.-5.)
(A) 1.a DXA-T-Score höher als -2
allgemeine Empfehlungen;
DXA-Verlaufskontrolle nach 2 Jahren (D)
(D) 1.b DXA-T-Score -2 bis -2,5
Röntgen BWS + LWS (stumme WK-Frakturen ?): ohne WK-Fraktur wie 1.a; mit WKFraktur wie 2.b
Endokrinologie Informationen 119
TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E
(A) 1.c DXA-T-Score niedriger als -2,5
allgemeine Empfehlungen + spezielle Pharmakotherapie
2. Radiologisch gesicherte Wirbelkörperfrakturen
(D) 2.a DXA-T-Score höher als -2
allgemeine Empfehlungen, Nutzen einer speziellen Pharmakotherapie nicht untersucht,
andere Ursachen? (z.B. lokal-lytische Wirbelprozessse; pathologische Frakturen, altes
Trauma); ggf. Überweisung zum Fachspezialisten
(A) 2.b DXA-T-Score - 2 und niedrigerallgemeine
Empfehlungen + spezielle Pharmakotherapie
+ begleitende Therapiemaßnahmen
IV. Prophylaxe und Therapie bei Indikation 1.– 4.
Allgemeine Empfehlungen
regelmäßige körperliche Aktivität (B); ausreichender Aufenthalt im Freien (mind. 30 Minuten täglich)
(D)
bei hohem Sturzrisiko: Sturzabklärung und -intervention (B); Hüftprotektor nach Abklärung der Akzeptanz (A)
ausreichende Grundversorgung (1500 mg Kalzium pro Tag) durch entsprechende Ernährung
(B); (Milch/Milchprodukte, grünes Gemüse, kalziumreiches Mineralwasser)
keine Zigaretten (B); Alkoholkonsum weniger als
30 g pro Tag (B)
ausreichende Ernährung (Body Mass Index größer 20), Abklärung der Ursache eines Untergewichts (B)
Kalzium-Supplemente nur, wenn entsprechende
Ernährung nicht möglich ist (A)
Supplementierung von bis zu 1500 mg Kalzium +
400-800 IE Colecalciferol p. o. täglich nur bei stark
in ihrer Mobilität eingeschränkten Frauen über 65
Jahre (A)
postmenopausale Hormontherapie nicht generell
zur Primärprophylaxe der Osteoporose zu emp-
120 Endokrinologie Informationen
fehlen; sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken gemeinsam mit der Patientin (A)
(A) Spezielle Pharmakotherapie zur Verhinderung
von Wirbelkörperfrakturen*
1. Wahl: Alendronat (Fosamax) 10 mg/Tag bzw. 70
mg/Woche ODER Raloxifen (Evista) 60 mg/Tag
ODER Risedronat (Actonel) 5 mg/Tag bzw. 35
mg/Woche
jeweils zusätzlich 500-1000 mg Kalzium + 400800 IE Colecalciferol p. o. täglich n. Bedarf
(A) Spezielle Pharmakotherapie zur Verhinderung
von Schenkelhalsfrakturen*
Wahl: Alendronat (Fosamax) 10 mg/Tag bzw. 70
mg/Woche ODER Risedronat (Actonel) 5 mg/Tag
bzw. 35 mg/Woche
jeweils zusätzlich 500-1000 mg Kalzium + 400800 IE Colecalciferol p. o. täglich n. Bedarf
(zu Reservetherapien und Off-Label-Therapien bei
Unverträglichkeit oder Kontraindikation für Therapien 1. Wahl s. Langfassung)
Begleitende Therapie bei Frauen mit Wirbelkörperfrakturen
suffiziente medikamentöse Schmerztherapie
(WHO-Schema) UND rasche Mobilisierung
ggf. Stabilisierung durch elastisches Stützmieder
ambulante/stationäre Rehabilitation (Physiotherapie; Bewegungstraining; ggf. psychologische Betreuung)
Betreuung im Verlauf
spezielle Pharmakotherapie für zunächst 3 (-5)
Jahre; Fortführung nach klinischem Verlauf, ggf.
Fachspezialisten konsultieren;
Klinische Verlaufskontrollen unter spezieller Pharmakotherapie (Compliance, Verträglichkeit, Frakturen ?) alle 3-6 Monate; Knochendichte frühestens nach 2 Jahren
Ausführliche Informationen:
www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo
28 (2004) 4
PREISVERLEIHUNGEN
Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004
Effekte des Fettgewebshormons Leptin in Insulin produzierenden Beta-Zellen
des endokrinen Pankreas
Der Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004 der Deutschen Diabetes-Gesellschaft wurde in diesem Jahr
an den Endokrinologen Jochen Seufert, Würzburg,
für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Wirkung
des Fettgewebshormons Leptin auf die PankreasInselfunktion verliehen. Der von der Firma Lilly
Deutschland GmbH (Bad Homburg) gestiftete Preis
ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen
der Jahrestagung der DDG am 20.05.2004 in Hannover verliehen.
Hier eine Zusammenfassung der Preisträgerarbeit:
Neben Nährstoffen, wie Glukose und Aminosäuren,
spielen hormonelle Einflüsse bei der Regulation der
Insulinbiosynthese und -sekretion in Beta-Zellen
des endokrinen Pankreas eine wesentliche Rolle.
Hier sind Hormone aus dem Fettgewebe, wie z. B.
Leptin von besonderer Bedeutung.
Leptin ist ein Peptidhormon, das nahezu ausschließlich in Adipozyten produziert und von diesen
sezerniert wird. Serumspiegel von Leptin korrelieren
positiv mit der Masse des Fettgewebes. In Labortieren wirkt Leptin als wirksamer Suppressor der Nahrungsaufnahme und als Stimulator des Energieverbrauchs. Leptin wirkt im zentralen Nervensystem an
hypothalamischen Zentren der Appetitkontrolle und
der Thermogenese. Es ist jedoch bemerkenswert,
dass bei adipösen Menschen, welche hohe Serumspiegel von Leptin zeigen, der Mechanismus der
Kontrolle der Nahrungsaufnahme durch Leptin nicht
wirksam zu sein scheint.
Neben seiner Wirkung am zentralen Nervensystem,
wurden für Leptin zusätzlich Effekte in verschiedenen anderen Geweben, wie Nebenniere, Reproduktionstrakt und Magen-Darm-Trakt gezeigt. Eine Verbindung von Leptin und Glukosestoffwechsel war
schon sehr früh bekannt durch Untersuchungen an
den Tiermodellen der ob/ob und db/db Maus. Beide
Tiermodelle entwickeln Hyperphagie, Adipositas,
Hyperinsulinämie und Diabetes mellitus. Molekulargenetische Untersuchungen zeigten im weiteren
Verlauf, dass die ob/ob Maus eine Mutation im Gen
für Leptin, und die db/db Maus im Gen für den Lep28 (2004) 4
tinrezeptor besitzt. Der diabetische Phänotyp ist in
beiden Tiermodellen also durch eine defekte Leptin
Signalübertragung bedingt. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Insulin die Produktion von Leptin
in Adipozyten stimuliert, so dass eine hormonelle
Signalvermittlung zwischen dem endokrinen Pankreas und dem Fettgewebe besteht. Umgekehrt
wurde in unserer Arbeitsgruppe demonstriert, dass
Leptin direkte Effekte an der -Zelle des endokrinen
Pankreas besitzt. Es wurde in Zellinien und Tiermodellen nachgewiesen, dass -Zellen Leptinrezeptoren (OB-RB) exprimieren. Weiterhin wurde
gezeigt, dass Leptin die Sekretion von Insulin in Zellen inhibiert.
Die Wirkung von Leptin am endokrinen Pankreas
zusammen mit der Wirkung von Insulin auf die Leptinproduktion am Fettgewebe etabliert die Existenz
eines „adipoinsulären Feedback-Loops“, über welchen die Regulation der Glukosehomöostase an
den Status der Fettgewebsmasse gekoppelt ist.
Vor dem Hintergrund dieser pathophysiologischen
Zusammenhänge haben wir die Effekte von Leptin
in -Zellen des endokrinen Pankreas auf molekularer Ebene näher untersucht.
Wirkungen von Leptin in humanen -Zellen. Zur
Detektion der Expression von funktionellen Leptinrezeptoren auf humanen -Zellen wurden dispergierte
Pankreasinseln auf Einzelzell-Ebene untersucht.
Fluoreszenz-markiertes Leptin wurde als Ligand in
einem in-situ Bindungsassay verwendet. Die Identität der Einzelzellen wurde mittels immuncytochemischer Detektion von Insulin durch ein spezifisches
Antiserum ermittelt. Durch diese Technik konnte die
funktionelle Expression von Leptinrezeptoren auf
humanen -Zellen nachgewiesen werden.
Die Inkubation von humanen Pankreasinseln in der
Gegenwart von Leptin und normalen Konzentrationen von Glukose resultiert in einer Inhibition der Insulinsekretion im Vergleich zur Kontrolle ohne Leptin.
Es ist früher gezeigt worden, dass Leptin in Pankreasinseln von ob/ob Mäusen und in der -Zellinie
Endokrinologie Informationen 121
PREISVERLEIHUNGEN
CRI-G1 und in hypothalamischen Neuronen ATP abhängige Kaliumkanäle (KATP) aktiviert und zur
Hyperpolarisation der Zelle führt. Wir untersuchten
[Ca2+]i Oszillationen mittels fura-2 Messung und
konnten zeigen, dass Leptin auch in humanen Zellen zur Aktivierung von KATP führt, die [Ca2+]i reduziert und somit zur Inhibition der Insulinsekretion
führt.
Proinsulin mRNA Spiegel wurden in humanen Pankreasinseln mittels semiquantitativer RT-PCR unter
dem Einfluß von Leptin bestimmt. In Gegenwart von
Leptin kam es zu einer zeitabhängigen Reduktion
der Proinsulin Expression.
Genregulatorische Wirkungen von Leptin in Insulin produzierenden -Zellen. Die Aktivität des
Insulinpromotors unter dem Einfluß von Leptin
wurde in -Zellen analysiert. Wir fanden eine direkte
inhibitorische Wirkung von Leptin am Insulinpromotor und konnten regulatorische Sequenzen identifizieren, welche für diese Inhibition verantwortlich
sind. Die Reduktion der Proinsulin mRNA Expression in -Zellen durch Leptin scheint somit direkt
durch Inhibition der transkriptionellen Aktivität des
Insulinpromotors zustande zu kommen. Durch weitere Untersuchungen konnten wir demonstrieren,
dass es unter dem Einfluß von Leptin in Pankreasinseln zu einer spezifischen Aktivierung von Transkriptionsfaktoren durch Leptin kommt.
In neueren Untersuchungen konnten wir nun zeigen,
dass die Wirkung von Leptin in -Zellen des endokrinen Pankreas über die intrazelluläre Signalübertragung an den sogenannten JAK-STAT Signalweg
gekoppelt ist. Hierbei induziert Leptin neben Transkriptionsfaktoren aus der STAT-Familie auch inhibitorische Moleküle aus der Familie der „Suppressors of
Cytokine Signalling“ (SOCS), welche eine normale
Signalübertragung durch Leptin inhibieren. Dieser
Mechanismus trägt zur Entwicklung einer sogenannten Leptinresistenz auf Ebene der -Zellen im
endokrinen Pankreas bei.
Weiterhin konnten wir zeigen, dass Leptin weitere
genregulatorische Wirkungen in -Zellen besitzt. Es
wurde demonstriert, dass die katalytische Untereinheit des Enzyms Protein-Phosphatase 1 (PP-1) in Zellen in ihrer Expression durch Leptin gehemmt
wird. Dies führt zu verminderter Enzymaktivität und
122 Endokrinologie Informationen
konsekutiv zu einem verminderten Calciumeinstrom
und schließlich zu einer Inhibition der Insulinsekretion.
Zusammenfassend konnte hierdurch gezeigt werden, dass Leptin direkt die Expression des Insulingens und weiterer Gene in -Zellen auf Ebene der
Promotorregulation hemmt und somit über verschiedene molekulare Mechanismen die Insulinbiosynthese und -sekretion inhibiert.
Unsere Befunde in humanen Pankreasinseln erweitern die bisher in -Zellinien und Tiermodellen gewonnenen Erkenntnisse über die inhibitorische Wirkung von Leptin auf die Insulinsekretion. Darüberhinaus erarbeiteten wir Hinweise, dass Leptin nicht
nur die Sekretion von Insulin hemmt, sondern ebenfalls inhibitorisch auf die Expression des Insulingens
selbst wirkt.
Zusammenfassend demonstrieren wir das Vorliegen
einer adipoinsulären Achse auch in humanen Pankreasinseln. Leptin inhibiert nicht nur die Insulinsekretion durch Aktivierung von KATP Ionenkanälen,
sondern hat zusätzlich direkte inhibitorische Wirkung auf Ebene der Genexpression am Insulinpromotor und weiterer -Zellgene. Somit manifestieren
sich Leptinwirkungen an der -Zelle des endokrinen
Pankreas auf unterschiedlichen zellulären Ebenen,
welche die Funktion von Leptin in ein Signalnetzwerk integrieren, das in Kurzzeit- und Langzeit-Regulationsmechanismen die Nahrungsaufnahme, das
Körpergewicht und die Glukosehomöostase kontrolliert.
Die erarbeiteten Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Regulation der Insulinbiosynthese und -sekretion durch das Fettgewebshormon
Leptin im Rahmen der Adaptation der Glukosehomöostase an die Energiespeicher bei.
PD Dr. med. Jochen Seufert
Schwerpunkt Stoffwechsel, Endokrinologie und
Molekulare Medizin
Medizinische Poliklinik der Universität
Klinikstraße 6–8
97070 Würzburg
Tel. 0931-201-70170
Fax 0931-201-70680
E-mail: [email protected]
28 (2004) 4
PERSONALIA
Adressenänderungen
Dr. Hans-Jörg Schaeffer
Institut für Pharmakologie
Universität zu Köln
50924 Köln
Tel: 0221-4785232
e-mail: [email protected]
Priv.-Doz. Dr. med. Sven Diederich
Endokrinologikum Berlin am Gendarmenmarkt
Jägerstr. 61, Quartier 207, 10117 Berlin
Telefon 030/ 209156-0
Fax 030/209156-11
E-mail: [email protected]
Habilitationen
PD Dr. med. Sven Diederich
Titel: „Endokriner und parakriner Metabolismus
von endogenen und synthetischen
Steroidhormonen“
Betreut durch: Prof. Dr. A.F.H. Pfeiffer,
Abt. für Endokrinologie, Diabetes und
Ernährungsmedizin,
Charite, Campus Benjamin Franklin,
Aktuelle Adresse von PD Dr. Diedrich
siehe oben
PD Dr. med . Bernd Schultes
Titel: „Hypoglykämie – Endokrinoneurokognitive
Reaktionen“
Betreut durch: Prof. Dr. H.L. Fehm, Medizinische
Universität zu Lübeck
Aktuelle Adresse von PD Dr. Schultes:
Medizinische Klinik
Medizinische Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Nachruf Prof. Meng
Wieland Meng
(27.08.1939 bis 30.05.2004)
„Man kann sein Leben nicht verlängern, nur vertiefen.“ (Gorch Fock 1880–1918)
Nur 3 Wochen nach dem von ihm organisierten
Basedow-Symposium am 7.–8. Mai in Merseburg
und 1 Woche nach einer Ausschusssitzung des Forums Schilddrüse in Frankfurt ist Wieland Meng verstorben. Wer ihn näher kannte, wusste von gesundheitlicher Beeinträchtigung, die wir alle – seine unermüdliche Aktivität vor Augen – verdrängt haben.
So kam sein Tod doch unvermittelt. Wir sind tief betroffen und sehr traurig.
Wieland Meng wurde 1939 in Thüringen geboren,
wuchs dort auf und war dort verwurzelt. Er studierte
von 1958 bis 1964 Medizin an der Friedrich Schiller
Universität in Jena, begann 1964 als Pflichtassistent
am Krankenhaus Waltershausen/Thüringen und
ging 1965 an die Klinik für Innere Medizin der Ernst
28 (2004) 4
Moritz Arndt-Universität nach Greifswald, wo er fast
40 Jahre tätig war.
1969 wurde er Facharzt für innere Medizin, 1974
Oberarzt und Leiter des Bereiches Endokrinologie
und Stoffwechselkrankheiten. Studienaufenthalte
führten ihn nach Ungarn, Tschechien, Italien, USA
und Frankreich.
1975 habilitierte er sich, wurde 1977 stellvertretender Klinikdirektor und 1983 Universitäts-Professor
für Innere Medizin. Seine engagierte und kontinuierliche Lehrtätigkeit mit zahlreichen Vorlesungen und
Seminaren auf dem Gebiet der Endokrinologie, der
Stoffwechselkrankheiten und der Inneren Medizin
führte 1991 zur C3-Professur für Endokrinologie an
der EMA-Universität Greifswald.
Endokrinologie Informationen 123
PERSONALIA
Während Wieland Meng in der Klinik Patienten aus
der gesamten Breite der Endokrinologie betreute,
lag der wissenschaftliche Schwerpunkt auf dem Gebiet der Schilddrüse, insbesondere der Struma u.a.
mit der Einführung der Schilddrüsensonographie
1967. Er organisierte Studien zur Strumaepidemiologie und zur alimentären Jodversorgung und Strumaprophylaxe, Langzeit-Monitoring, Therapie der
Jodmangelstruma ohne und mit Autonomie und entwickelte grundlegende Aktivitäten für die Einführung
der allgemeinen Jodprophylaxe in Ostdeutschland.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Problematik der
Diagnostik und Therapie des Morbus Basedow,
Untersuchungen zur Beeinflussung der Remissionsrate, der Therapiedauer, der Thyreostatika-Dosis u.a.
Auch der Einfluss der Schilddrüse auf andere Organsysteme wie Leber, Knochen, Herz gehörte zu
seinen Interessen.
Der enorme Umfang dieser wissenschaftlichen Tätigkeit wird deutlich an der Zahl der von ihm betreuten Doktoranden und Diplomanden (>75), der Habilitationen (5).
Seine publikatorische Tätigkeit umfasste über 25
Bücher und Buchbeiträge, über 300 Originalarbeiten
und Arbeiten in Sammelbänden, über 500 Vorträge
und über 100 Poster-Präsentationen auf Tagungen
und Kongressen. Er war Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Zeitschriften wie „Experimental
and Clinical Endocrinology“, „Medizinische Klinik“
und „Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung“.
Seine herausragende Bedeutung in der Thyreologie
in Deutschland wird auch daran deutlich, dass er in
allen Gremien und Institutionen, die sich mit der
Schilddrüse befassen, verantwortlich tätig war:
Er war Mitbegründer der Jodkommission der ehemaligen DDR, unmittelbar seit der Wende Mitglied
des Arbeitskreises Jodmangel. Schon lange vor der
Wende hat er verstanden, die gesamtdeutschen thyreologischen Bande zu knüpfen und zu pflegen, so
dass zum Zeitpunkt der Wende viele auf diesen
Freundschaften aufbauen konnten.
Er war Mitglied der Sektion Schilddrüse der DGE
und von 1990–1992 Mitglied des Beirates. Von Beginn an war er Mitglied des Forums Schilddrüse und
in den letzten Jahren Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats; im Beirat der Infoline Schilddrüse hat er aktiv mitgewirkt.
Selbstverständlich war er Mitglied der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der European Thyroid Association.
Wieland Meng hat verschiedene nationale und internationale Tagungen geleitet bzw. war maßgeblich an
deren Organisation und Vorbereitung beteiligt, u.a.
124 Endokrinologie Informationen
an der Internationalen Tagung „150 Jahre Morbus
Basedow“ unmittelbar nach der „Wende“ 1990 in
Halle (gemeinsam mit F.E. Ulrich, Halle). Seine letzte
Tagung zum 150. Todestag von Carl Adolph von
Basedow in Merseburg am 7. und 8. Mai 2004 mit
Wieland Meng als prägender Persönlichkeit haben
alle Teilnehmer noch in unmittelbarer Erinnerung.
In Greifswald hat er die traditionelle Fortbildungsveranstaltung „Greifswalder Colloquium Endocrinologicum“ etabliert und geprägt. Das nächste, 14. Greifswalder Colloquium Endocrinologicum war aus
Anlass seines 65. Geburtstags am 2. Oktober 2004
unter dem Titel „Fortschritte in der Endokrinologie“
geplant. Diese Tagung hat nun ihren Anlass, nicht
jedoch ihre Berechtigung verloren.
Das Eingangszitat von Gorch Fock: „Man kann sein
Leben nicht verlängern, nur vertiefen“ scheint das
Leben von Wieland Meng treffend zu charakterisieren. Die Intensität, die Tiefe seiner Arbeit und seines
Zugangs zur Medizin und Wissenschaft zeugen davon.
Die deutsche Endokrinologie und Thyreologie hat
eine wichtige, prägende Persönlichkeit verloren, die
auch durch die jüngste deutsch-deutsche Geschichte nicht unwesentlich beeinflusst war. Wer ihn
näher kannte, weiß den Verlust des Menschen Wieland Meng besonders einzuschätzen und zu würdigen.
Im Namen der Mitglieder des Arbeitskreises Jodmangel und des Beirates des Forums Schilddrüse
Peter C. Scriba
AK Jodmangel
Rainer Hehrmann
AK Jodmangel, Forum Schilddrüse
Joachim Feldkamp
Forum Schilddrüse
28 (2004) 4
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie
in Zusammenarbeit mit
St. Hedwig Kliniken Berlin – Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité
bieten an:
Weiterbildung zum/zur Endokrinologie-Assistenten/in DGE
Beginn: 8. November 2004 – Ende: 24. Juni 2005
Ziele der Weiterbildung
Ziel der Weiterbildung ist es, die Teilnehmer dazu zu
befähigen, die durch den Komplexitätszuwachs im
Bereich der Endokrinologie entstandenen neuen
Aufgaben zu bewältigen. Zum einen will sie das
endokrinologische Fachwissen der Teilnehmer stärken, insbesondere aber ist ihr daran gelegen, deren
kommunikative Kompetenzen zu erweitern und zu
verstärken. Konkret geht es dabei um folgende Teilziele:
Klinische Studien
Modelle von Krankheit und Gesundheit
Psychosoziale Dimensionen von Gesundheit und
Krankheit
Beratung
Betreuung
Rehabilitation
Versorgungsstrukturen
Umgang mit Medien
Organisation von Ambulanz und Praxis
Qualitätssicherung in Ambulanz und Praxis
Ausdifferenzierung des endokrinologischen Fachwissens
Erwerb von Kenntnissen bezüglich der Planung,
Organisation und Durchführung endokrinologischer Testverfahren
Entwicklung eines umfassenden Gesundheitsund Krankheitsverständnisses
Entwicklung von kommunikativen Kompetenzen
der Beratung
Entwicklung von psychosozialen Kompetenzen der
Betreuung von chronisch kranken Kindern und Erwachsenen mit endokrinologischen Erkrankungen
Erwerb von Kenntnissen der für die endokrinologischen Erkrankungen relevanten Versorgungsstrukturen
Erwerb von Kenntnissen bezüglich der Durchführung von klinischen Studien
Gesamtumfang: 200 Stunden
Inhalte:
Rahmenbedingungen:
1. Theorie
Die Weiterbildung findet berufsbegleitend über einen Zeitraum von 8 Monaten statt. Der theoretische
Unterricht wird in fünf Wochenblöcken angeboten.
Die Qualifizierungsmaßnahme wird mit einer schriftlichen Facharbeit und einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Bei erfolgreicher Absolvierung verleiht
die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie ein
Zertifikat.
Allgemeine Endokrinologie
Pädiatrische Endokrinologie
Gynäkologische Endokrinologie
Endokrinologische Diagnostik
Endokrine Chirurgie
Good Clinical Practice
28 (2004) 4
Termine:
1. Termin: 08.11. –
2. Termin: 17.01. –
3. Termin: 18.04. –
4. Termin: 23.05. –
5. Termin: 20.06. –
12.11.2004
21.01.2005
22.04.2005
27.05.2005
24.06.2005
2. Praxis
Die praktische Weiterbildung erfolgt in Einrichtungen,
die vom Weiterbildungsausschuss der Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie anerkannt sind.
Gesamtumfang: 40 Stunden
Endokrinologie Informationen 125
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
1 Jahr Berufserfahrung in einer endokrinologischen Praxis, Abteilung oder Klinik
Kursleitung:
Prof. Dr. med. K.-M. Derwahl
St. Hedwig-Kliniken GmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité
Große Hamburger Str. 5–11
10115 Berlin
Tel.: 030/2311-2503
PD Dr. med. K. Mohnike
Universitätsklinikum
Zentrum für Kinderheilkunde
Wiener Str.
391112 Magdeburg
Tel. 0391/6717046
Frau Dr. phil. A. Pillen
St. Alexius Personalservice
Institut für Fort- und Weiterbildung
der Gesellschaften der Alexianerbrüder
Große Hamburger Str. 3
10115 Berlin
Vorsitzender der Weiterbildungskommission der DGE:
Prof. Dr. J. Hensen
Klinikum Hannover Nordstadt
Haltenhoffstr. 41
30167 Hannover
Tel. 0511/9701291
Zugangsvoraussetzungen:
abgeschlossene Ausbildung in der Krankenpflege,
als Arzthelfer/in oder als MTA
Bewerbungsunterlagen:
Bewerbungsschreiben
Lichtbild
Abschlusszeugnisse
Arbeitszeugnisse
Nachweis der abgeschlossenen Berufsausbildung
Nachweis der einjährigen Berufserfahrung
Lehrgangskosten:
200 Unterrichtsstunden à 45 Minuten:
1500,– € zzgl. 100,– € Prüfungsgebühr
Bewerbungen:
Bewerbungen können Sie richten an:
Geschäftsstelle der DGE
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel./Fax: 0234/9788930/31
Email: [email protected]
Nähere Informationen erhalten Sie über das Sekretariat von Prof. Dr. med. Derwahl:
Frau Burkard
Tel.:030/2311-2503
Email: [email protected]
1. Deutscher Atherosklerosekongress
1st German Atherosclerosis Symposium
Leipzig, 30. September 30 – 2. Oktober 2004
Erste Ankündigung und Anmeldung
First announcement and call for abstracts
Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung DGAF e. V. – German Section of the
International Atherosclerosis Society
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von
Fettstoffwechselstörungen und ihrer Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. – German
Society for the treatment of Lipid Disorders
(GSLD) - Lipid-League
126 Endokrinologie Informationen
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
wir laden Sie sehr herzlich zum „1. Deutschen Atherosklerose-Kongress“ nach Leipzig ein. Ziel dieser
interdisziplinären Tagung ist es, die medizinisch und
gesundheitspolitisch zunehmend wichtiger werdende wissenschaftliche Diskussion zur gezielten
Prävention atherosklerotischer Erkrankungen und
ihrer Ursachen und Folgeerkrankungen zu fördern.
Wir konnten hierzu erfreulicherweise aus den Kernbereichen der vaskulären Biologie, der Lipidologie,
der Kardiologie, der Rehabilitations- und Präven28 (2004) 4
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
tionsmedizin und der klinischen Epidemiologie eine
Reihe national und international hervorragend ausgewiesener Referentinnen und Referenten gewinnen. Das Leitthema des Kongresses spannt den Bogen von der modernen Atheroskleroseforschung bis
zur aktuellen Leitliniendiskussion der Prävention
atherosklerotischer Erkrankungen. Wir hoffen mit
unserem diesjährigen Programm viele Kolleginnen
und Kollegen des deutschen Sprachraums und unserer Nachbarländer im neuen Europa anzusprechen. Der Kongress besteht aus deutsch- und englischsprachigen Programmteilen, um neben der Einbeziehung ausländischer Referenten auch unserem
wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland ein
attraktives Podium zur international ausstrahlenden
Präsentation ihrer Ergebnisse zu geben. In Begleitsymposien fokussieren wir auf hochaktuelle Entwicklungen in der Therapie von Fettstoffwechselstörungen und der Atheroskleroseprävention. Trotz
der Dichte des Programms wird sicher genügend
Zeit bleiben, Ihnen auch den Charme und die außergewöhnliche Kultur der Stadt Leipzig näher zu bringen.
Posterausstellung / Poster Exhibition
Die Präsentation und die Diskussion wissenschaftlicher Poster sind wesentlicher Bestandteil der Tagung. / The posters are an essential part of the conference and will be on display outside the lecture
hall.
Tagungsort / Venue
The Westin Leipzig, Gerberstraße 15, 04105 Leipzig. Tel.: (03 41) 9 88 10 74
Tagungssprache / Conference Language
Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch. Abstracts können nur in Englisch akzeptiert werden. /
Conference languages are both English and German. Abstracts must be in English only.
In Zusammenarbeit mit / Endorsed by
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie als Gäste
im Herzen Deutschlands begrüßen dürften,
Ihre
Prof. Dr. Arnold von Eckardstein, Zürich
Vorsitzender der DGAF
Prof. Dr. Achim Weizel, Mannheim
Vorsitzender der DGFF
Prof. Dr. Joachim Thiery, Leipzig
Tagungspräsident
Themenschwerpunkte / Topics
1. Aktuelle Leitlinien und Risikofaktorenmanagement der Atheroskleroseprävention / Guidelines
and risk factor management in the prevention of
atherosclerosis
2. Erkrankungen des Fettstoffwechsels und ihre
Therapie / Lipoprotein disorders and therapy
3. Vaskuläre Biologie und Genetik der Atherosklerose / Vascular biology and genetics of atherosclerosis
4. Moderne Rehabilitation atherosklerotischer Folgeerkrankungen / Current strategies for rehabilitation of atherosclerotic diseases
28 (2004) 4
European Atherosclerosis Society (EAS)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und
Kreislaufforschung /AG Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen
Stiftung für Gesundheitswesen
Vereinte Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Nationale Herz-Kreislauf-Konferenz (NHKK)
Universität Leipzig, Medizinische Fakultät
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Angefragte Referenten /
Preliminary List of Speakers
Assmann, G. (Münster)
Beisiegel, U. (Hamburg)
Berg, A. (Freiburg)
Bergmann v., K. (Bonn)
Breslow, J. L. (New York, USA)
Chapman, J. (Paris, France)
Eckardstein v., A. (Zürich,
Switzerland)
Fisher, E. A. (New York, USA)
Funke, H. (Jena)
Greten, H. (Hamburg)
Gummert, J. F. (Leipzig)
Hahmann, H. (Isny im Allgäu)
Hambrecht, R. (Leipzig)
Heinle, H. (Tübingen)
Endokrinologie Informationen 127
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
Keil, U. (Münster)
Klör, H. U. (Giessen)
Koenig, W. (Ulm)
Korsten-Reck, U. (Freiburg)
Kronenberg, F. (Neuherberg)
Lusis, A. J. (Los Angeles, USA)
Maisch, B. (Marburg)
März, W. (Graz, Austria)
Merkel, M. (Hamburg)
Müller-Wieland, D. (Düsseldorf)
Münzel, T. (Mainz)
Ritz, E. (Heidelberg)
Schäfer, J. (Marburg)
Schmitz, G. (Regensburg)
Sechtem, U. (Stuttgart)
Sehayek, E. (New York, USA)
Seidel, D. (München)
Sick, P. (Leipzig)
Stumvoll, M. (Leipzig)
Tall, A. (New York, USA)
Teupser, D. (Leipzig)
Thiery, J. (Leipzig)
Wanner, Ch. (Würzburg)
Ylä-Herttuala, S. (Kuopio, Finland)
Zinkernagel, R. M. (Zürich, Switzerland)
Hauptsponsoren /
Major Corporate Donors
AstraZeneca GmbH, Wedel
Aventis Pharma Deutschland GmbH, Bad Soden
B. Braun Medizintechnologie GmbH, Melsungen
Bristol Myers Squibb GmbH, München
Bruker Daltonik GmbH, Leipzig
Merck KGaA, Darmstadt
MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar
NOVARTIS Pharma GmbH, Nürnberg
Pfizer GmbH, Karlsruhe
Solvay Arzneimittel GmbH, Hannover
Unilever Bestfoods Deutschland GmbH, Hamburg
Vortrags- und Posteranmeldung mit Abstract /
Abstract Submission for Oral Presentation and
Posters
Scientific contributions related to the topics of the
meeting will be accepted if received by July 16,
2004. Abstracts must be written in English only.
Please use the abstract form provided on our website: www.atherosklerosekongress.de www.atherosclerosis-symposium.org
Veranstalter / Organizer
Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung
(DGAF) e. V.
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihrer Folgeerkrankungen
DGFF (Lipid-Liga) e. V.
Tagungssekretariat / Congress Secretariat
Prof. Dr. Joachim Thiery (Congress President)
Dr. Daniel Teupser (Local Congress Organization)
Katja Duczek (Congress Secretary)
Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie
und Molekulare Diagnostik
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 27 · 04103 Leipzig
Tel.: +49-3 41-97 22 254, Fax: +49-3 41-97 22 209
E-mail: [email protected]
Kongressorganisation /
Congress Organization Livingcongress
Congress Management International GmbH
c/o Lübecker Musik- und Kongreßhallen GmbH
Willy-Brandt-Allee 10, 23554 Lübeck
Tel.: +49-4 51-7 90 43 33, Fax: +49-4 51-7 90 41 00
E-mail: [email protected]
11.–13. November 2004
1. Internationales Alfried Krupp Kolleg-Symposium Greifswald
stress behavior – immune response
Stress and disease susceptibility
Hyper- and hypoinflammatory responses and
their regulatory circuits in infections
Behaviour and immune response
128 Endokrinologie Informationen
Invited speakers:
Malarkey WB (USA), Muglia LJ (USA), Kavelaars A
(NL), Heinrichs M (CH), Kirschbaum C (D), Koolhaas JM (NL), Reinhart K (D), Voll RE (D), Volk HD
(D), Schütt C (D), Straub R (D), Dhabhar FS (USA),
28 (2004) 4
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
Antoni M (USA), Gordon J (UK), Hinze-Selch D (D),
Orabona C (I), Heuser I (D), Yirmiya R (ISR), Schedlowski M (CH)
www.sbi2004.de
contact: [email protected]
www.medizin.uni-greifswald.de/immun
Abstract Submission Deadline September 15, 2004
Early Registration July 30, 2004
Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004,
Samstag 2.Oktober 2004, 9.30 – 12.30 Uhr,
Schloss Reinhartshausen,Hauptstr 43,65346 Eltville-Erbach
Veranstalter: Dr. C. Jaursch-Hancke,
Prof. Dr. P-M. Schumm-Draeger.
Auskunft Sekretariat Frau Kirby: 0611/577659,
Fax 0611/577 666.
2. Zunehmende Lebenserwartung – welche Bedeutung haben Körpergewicht, Ernährung und Hormone? Dr. Cornelia Jaursch-Hancke, Deutsche
Klinik für Diagnostik, Wiesbaden
Thema: Adipositas, Diabetes mellitus, Hormonrezeptorpolymorphismus – Neues aus der Forschung – Konsequenzen für die tägliche Praxis!
3. Hormone Receptor Polymorphism, Individualized
Hormone Therapy – Future Aspects. Joseph
Janssen, MD, PhD Erasmus Universität Rotterdam.
Referate:
1. Neue vielversprechende medikamentöse Strategien bei der Behandlung der Adipositas – was ist
realistisch? PD Dr. Andreas Hamann, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg
4. Von der Innovation zur klinischen Anwendung –
das neue Basalinsulin Levemir. Professor PM
Schumm-Draeger.
06. 11. 2004 Regensburg, Germany
25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch (REG)
Thema: Therapie von Hyperlipidämien aus
internistischer Sicht
Veranstalter:
PD Dr. med. Andreas Schäffler
Dr. med. Ulrike Woenckhaus
Prof. Dr. med. Jürgen Schölmerich
Beginn: Samstag, 09:00 Uhr
Ende: Samstag, 13:00 Uhr
28 (2004) 4
Contact:
PD Dr. med. A. Schäffler
Department of Internal Medicine I
University of Regensburg
D-93042 Regensburg
Germany
Tel.: +49 (0)941-944-7017
Fax: +49 (0)941-944-7019
E-Mail: [email protected]
Endokrinologie Informationen 129
KONGRESSANKÜNDIGUNGEN
6. October 2004, Frankfurt, Germany
International Symposium of the Rhein-Main-Group
Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the German Endocrine Society
On the occasion of the 65th birthday of Klaus-Henning Usadel
Nuclear receptors in endocrinology, diabetes
and metabolism
6. October 2004, 13.00–18.00 h, Hörsaal der Anatomie, Haus 27B, Klinikum der Johann Wolfgang
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Klaus Badenhoop (Frankfurt am Main)
The vitamin D receptor system: immune and metabolic effects
Hans Ulrich Häring (Tübingen)
Pathogenesis of Type II Diabetes: Genotype,
Phenotype and Environment
K. Badenhoop and H.U. Häring (organizers)
Topics and speakers:
Carmen Argmann (Strasbourg)
Peroxisome proliferator- activated receptor-g
(PPARg) in diabetes and metabolism
Bernd Groner (Frankfurt am Main)
Transcription factor regulation through hormonal
signals
Bart Staels (Lille)
Metabolic and pleiotropic cardioprotective activities
of PPARalpha and gamma
Günther Schütz (Heidelberg)
The glucocorticoid and mineralocorticoid receptor
systems
Thomas Perlmann (Stockholm)
Nuclear receptor signalling in the development and
survival of neurons
130 Endokrinologie Informationen
28 (2004) 4
V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R
SEPTEMBER 2004
31. 08. 2004 – 04. 09. 2004
Lisbon, Portugal
XII International Society of Endocrinology
Congress
Weitere Informationen zum Kongress finden Sie
hier:
www.ice2004.com
05. 09. 2004 – 09. 09. 2004
Munich, Germany
40th Annual Meeting of the European
Association for the Study of Diabetes
11. 09. 2004 – 14. 09. 2004
Münster, Germany
3rd European Congress of Andrology /
16th Annual Congress of the German Society
of Andrology
Contact:
Prof. Dr. E. Nieschlag
Institute of Reproductive Medicine of the University
Domagkstr. 11
48129 Münster
Germany
Tel: +49-251-83 56097
Fax: +49-251-83 56093
Homepage des Kongresses: http://www.3rd-eca.de
[email protected]
18. 09. 2004 – 22. 09. 2004
Istanbul, Turkey
30th Annual Meeting of the European Thyroid
Association
Scientific Secretariat:
Dr. M.F. Erdogan
Dr. S. Güllü
The Society of Endocrinology & Metabolism of Turkey
Organisation:
ETA 2004 Congress Secretariat (PCO)
Intra Istanbul Travel
Tel.: +90 212 219 19 25
Fax: +90 212 247 30 85
e-mail: [email protected]
Website: http://www.eta2004.com
30. 09. 2004 – 02. 10. 2004
Leipzig, Germany
1. Deutschen Atherosklerosekongress
Organisation:
Frau Kristina Wulf
Leitung Veranstaltungsmanagement
Congress Management International GmbH
Willy-Brandt-Allee 10
23554 Lübeck
Tel.: +49-(0)451/7904-333
Fax: +49-(0)451/7904-100
e-mail: [email protected]
O K TO B E R 2 0 0 4
1. – 3. 10. 2004
Luisenthal, Germany
17. 09. 2004 – 18. 09. 2004
Heidelberg, Germany
Osteodensitometrie Grundkurs
sowie 19. 09. 2004
Osteodensitometrie-Aufbaukurs
Web-Site: http://www.osteo-hd.de
Für weitere Informationen wenden Sie Sich bitte an:
Sabine Habicht PR Service
Dreierstrasse 3
88131 Lindau
Telefon 08382 - 275056
Telefax 08382 - 275057
28 (2004) 4
2. Luisenthaler Gespräche
Thema: „Chirurgische Intervention bei
Endokrinopathien“
Veranstalter:
Prof. Grußendorf, Stuttgart; Dr. F. Herrmann,
Leipzig; Prof. Tuschy, Erfurt
Kontakt:
Dr. med. habil. Frank Herrmann
Praxis für Endokrinologie
Käthe-Kollwitz-Str. 9
04109 Leipzig
Tel.: (0341) 9600192
Fax: (0341) 22540508
e-mail: [email protected]
Endokrinologie Informationen 131
V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R
2. Oktober 2004
Eltville-Erbach
Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004
Veranstalter: Dr. C. Jaursch-Hancke,
Prof. Dr. P-M. Schumm-Draeger.
Auskunft:
Sekretariat Frau Kirby: 0611/577659,
Fax 0611/577666
International Symposium of the
Rhein-Main-Group
Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the
German Endocrine Society
On the occasion of the 65th birthday of KlausHenning Usadel
Nuclear receptors in endocrinology, diabetes
and metabolism
6. October 2004, 13.00–18.00h,
Hörsaal der Anatomie, Haus 27B,
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main
Organizers: K. Badenhoop and H.U. Häring
Tel. + 49 69/6301-5839, Fax. +49 69/6301-6405
07. 10. 2004 – 09. 10. 2004
Hamburg, Germany
20. Jahrestagung der Deutschen AdipositasGesellschaft
Tagungspräsidenten:
Prof. Dr. Müller, Kiel
Prof. Dr. Westenhöfer, Hamburg
Kontakt:
PD Dr. med. Andreas Hamann
Vizepräsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft
Abteilung Innere Medizin I
Medizinische Klinik und Poliklinik
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Tel. 06221/56-8603 , Fax 06221/56-4036
Website: http://www.adipositas-kongress.de/
Gender identity disorders
Hypopituitarism after brain damage
New concepts in the medical treatment of
acromegaly
Contact:
Prof. Dr. G. K. Stalla
Advisory Board of the Neuroendocrinology Section
of the DGE
Max-Planck-Institute of Psychiatry
Kraepelinstr. 10 D
80804 München
Phone: 089 30622 270
Fax : 089 30622 605
e-mail: [email protected]
08. 10. 2004 – 10. 10. 2004
Münster
6th Young Active Research Meeting
„Sex, Drugs and Hormones“ – Scientific Views
Contact: Alain Wunsch
Institute of Reproductive Medicine
Domagkstr 11
D-48149 Münster
Tel:+49 251 83 56110
Fax:+49 251 83 56093
Website: http://www.junge-forschung.de
N OV E M B E R 2 0 0 4
04. 11. 2004 – 06. 11. 2004
Prague, Czech Republik
3rd EFES Czech-Hungarian-Polish-RomanianSlovak Postgraduate Course in Endocrinology
Organizers: Prof. Josef Marek, M.D., D.Sc., President of the Czech Endocrine Society, Michal Krsek,
M.D., Ph.D., Chairman of the Local Organising
Committee
Address: 3rd Department of Internal Medicine,
1st Faculty of Medicine, Charles University,
U nemocnice 1, 128 08 Prague 2, Czech Republic
Contact: Michal Krsek, MD, PhD
Email: [email protected]
Fax: +420224919780
08. 10. 2004 – 09. 10. 2004
Berlin, Germany
05. – 07. 11. 2004
8th Annual Meeting of the Neuroendocrinology
Section of the German Society of Endocrinology
Topics:
Neuroendocrinology of glucose allocation
Neuroendocrine aging: facts, not fiction
132 Endokrinologie Informationen
16. Birkensteiner Hormonkonferenz
Veranstalter: O.A. Müller (München) und
K. von Werder (Berlin)
Auskunft und Anmeldung über 089-13032521
28 (2004) 4
V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R
06.11.2004
Regensburg, Germany
26. 11. 2004 – 27. 11. 2004
Leipzig, Germany
25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch
(REG)
PD Dr. med. A. Schäffler
Department of Internal Medicine I
University of Regensburg
D-93042 Regensburg
Germany
Tel.: +49 (0)941-944-7017
Fax: +49 (0)941-944-7019
E-Mail: [email protected]
VI. CrescNet-Symposium
VI.CrescNet-Symposium und 10 Jahre Stiftungsprofessur Wachstum und Entwicklung an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig
Kontakt:
Professor Dr. Eberhard Keller
Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und
Jugendliche
Oststraße 21-25
04317 Leipzig
Tel: 0341 97 26 101
11. 11. 2004 – 13. 11. 2004
Greifswald, Germany
1st International Alfried Krupp Kolleg Symposium on STRESS, BEHAVIOUR, AND IMMUNE
RESPONSE
Das Programm und weitere Informationen finden
Sie unter:
http://www.sbi2004.de
Kontakt:
Prof. Dr. Christine Schuett
Institute of Immunology and Transfusion
Medicine Ernst-Moritz-Arndt University
Greifswald Sauerbruchstr./DZ
D-17487 Greifswald
Germany
Phone +49 3834 865468
Fax +49 3834 865490
http://www.medizin.uni-greifswald.de/immun/
28 (2004) 4
Endokrinologie Informationen 133
DIE LETZTE SEITE
Fernsehen und Pubertät !??
Fernsehorgien machen Mädchen frühreif
Wer viel vor der Glotze hängt, produziert geringere
Mengen des Hormons Melatonin. Dies hat zur
Folge, dass bei Mädchen die Pubertät früher einsetzt, glauben italienische Wissenschaftler. Die Forscher der Universität Florenz verordneten einer
Gruppe von Kindern eine der höchsten denkbaren
Strafen: totales Fernseh- und Computerverbot. Bei
134 Endokrinologie Informationen
den anschließenden Untersuchungen stellten sie
fest, dass die Produktion des Hormons Melatonin
um 30 Prozent angestiegen war.
Wer mehr darüber wissen möchte, siehe
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,
306333,00.html
28 (2004) 4
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