Endokrinologie Informationen Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie Schriftleitung: Hubertus Jarry, Göttingen 28. Jahrgang Heft 4/2004 nter u e g epa e.net m o H die logi o e i n i S r hen w.endok c u s e B //ww : p t t h August 2004 Georg Thieme Verlag, Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart Endokrinologie Informationen Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie 28. Jahrgang, Heft 4/2004 Schriftleitung: Hubertus Jarry, Göttingen Inhaltsverzeichnis Aus dem Vorstand der DGE 85 Neue e-mail der Schriftleitung für die Endokrinologie Informationen Tagungs- und Kongressberichte 85 Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz 14. – 16. November 2003 „Hormone im Alter“, Vorwort von Prof. O. A. Müller und Abstracts Preisverleihungen 121 Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004 „Effekte des Fettgewebshormons Leptin in Insulin produzierenden Beta-Zellen des endokrinen Pankreas“ Preisträger: PD. Dr. med. J. Seufert, Würzburg Personalia 123 Adressenänderungen 123 Habilitationen 123 Nachruf Prof. Dr. Meng Kongressankündigungen 125 Weiterbildung zum/zur Endokrinologieassistenten/in DGE 126 1. Deutscher Atherosklerosekongress 128 1st International Alfried Krupp Kolleg-Symposium „stress behaviour and immune response“ 129 Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004, 129 25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch (REG) 130 International Symposium of the Rhein-Main-Group Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the German Endocrine Society 28 (2004) 4 131 Veranstaltungskalender 134 Die letzte Seite Fernsehen und Pubertät??? Endokrinologie Informationen I Gremien der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie Vorstand Präsident: Prof. Dr. H. Lehnert, Magdeburg Vizepräsident: Prof. Dr. A. Grüters-Kieslich, Berlin Prof. Dr. T. Gudermann, Marburg Sekretär und Schatzmeister: Dr. B. Saller, Erlangen Tagungspräsident 2004: Prof. Dr. G. Vollmer, Dresden Tagungspräsident 2005: Prof. Dr. L. Kiesel, Münster Tagungspräsident 2006: Prof. Dr. K. Mann, Essen Berufspolitische Fragen: Priv.-Doz. R. Finke, Berlin Mediensprecher: Prof. Dr. H. Klein, Bochum Endokrinologie Informationen: Prof. Dr. rer. nat. H. Jarry Sektion Molekulare und Zelluläre Endokrinologie Sprecher: Priv.-Doz. Dr. J. Gromoll, Münster Beirat: Priv.-Doz. Dr. U. Fuhrmann, Berlin Prof. Dr. W. Knepel, Göttingen Prof. Dr. D. Müller-Wieland, Düsseldorf Priv.-Doz. Dr. J. Seufert, Würzburg Kommission Hormontoxikologie Sprecher: Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Berlin Sektion Reproduktionsbiologie und -medizin Sprecher: Prof. Dr. W. E. Merz, Heidelberg Beirat: Prof. Dr. B. Hoffmann, Giessen Prof. Dr. W. G. Rossmanith, Karlsruhe Prof. Dr. H. van der Ven, Bonn Prof. Dr. L. Wildt, Innsbruck Sektion Schilddrüse Sprecher: Prof. Dr. G. Brabant, Hannover Beirat: Prof. Dr. K. W. Schmid, Essen Priv.-Doz. Dr. C. Schmutzler, Berlin Prof. Dr. R. Hehrmann, Stuttgart Prof. Dr. B. Leisner, Hamburg Prof. Dr. H. Dralle, Halle Prof. Dr. A. Grüters, Berlin Sektion Diabetes und Stoffwechsel Sprecher: Prof. Dr. D. Müller-Wieland, Düsseldorf Beirat: Dr. J. Brüning, Köln Prof. Dr. H. Klein, Bochum Priv.-Doz. Dr. T. Linn, Gießen Priv.-Doz. Dr. K. Parhofer, München PD Dr. J. Seufert, Würzburg Sektion Calcium-regulierende Hormone und Knochenstoffwechsel Sprecher: Priv.-Doz. Dr. E. Blind, Würzburg Beirat: PD Dr. W. J. Faßbender, Kempen Prof. Dr. Dr. C. Kasperk, Heidelberg Prof. Dr. med. J. Pfeilschifter, Essen PD Dr. med. S. H. Scharla, Bad Reichenhall PD Dr. med. H. Siggelkow, Göttingen Sektion Pädiatrische Endokrinologie Sprecher: Prof. Dr. Olaf Hiort, Lübeck Beirat: Prof. Dr. R. Holl, Ulm Prof. Dr. Norbert Albers, Osnabrück Priv.-Doz. Dr. Angela Hübner, Dresden Priv.-Doz. Dr. K. Mohnike, Magdeburg Prof. Dr. Eckhard Schönau, Köln II Sektion Angewandte Endokrinologie Sprecher: Prof. Dr. med. K.-M. Derwahl, Berlin Beirat: Dr. U. Deuß, Köln Dr. M. Droste, Oldenburg Prof. Dr. F. Raue, Heidelberg Dr. F. Herrmann, Leipzig Prof. Dr. M. Hüfner, Göttingen Dr. D. Lüdecke, Hamburg PD Dr. M. Ventz, Berlin Sektion Neuroendokrinologie Sprecher: Prof. Dr. H. L. Fehm, Lübeck Beirat: Dr. A. del Rey, Marburg Prof. Dr. rer. nat. E. Fuchs, Göttingen Priv.-Doz. Dr. J. Honegger, Freiburg Prof. Dr. C. Kirschbaum, Dresden Prof. Dr. G. K. Stalla, München Prof. Dr. A. Steiger, München Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes Herausgeber: Prof. Dr. H. Schatz, Bochum European Journal of Endocrinology Mitherausgeber: Prof. Dr. G. Emons, Göttingen Prof. Dr. W. Kiess, Leipzig Prof. Dr. B. Allolio, Würzburg Prof. Dr. C. J. Strasburger, Berlin Vertreter in der International Society of Endocrinology Prof. Dr. E. Nieschlag, Münster Prof. Dr. J. Köhrle, Berlin Prof. Dr. K. Voigt, Marburg Vertreter in der European Federation of Endocrine Societies Prof. Dr. R. Ziegler, Heidelberg Prof. Dr. J. Köhrle, Berlin Prof. Dr. K. Voigt, Marburg Endokrinologie Informationen Endokrinologie Informationen ISSN 0721-667-X Impressum Verantwortliche Schriftleitung Prof. Dr. rer. nat. Hubertus Jarry, Universitätsfrauenklinik, Klinische & Experimentelle Endokrinologie, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen Tel.: +49(0)551 396522, Fax: +49(0)551 396518 E-mail: [email protected] Manuskripte an die Schriftleitung bitte als Ausdruck sowie an die angegebene E-mail-Adresse senden. Geschäftsstelle der DGE Geschäftsführer: Gerd-Peter Buyken, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel.: 02 34/978 89-30, Fax: 02 34/978 89-31 E-mail: [email protected] www.endokrinologie.net Verlag Karl Demeter Verlag in Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart Telefon: 0711/8931-0 www.thieme.de Leserservice Telefon: 0711/8931-333 Fax: 0711/8931-133 E-mail: [email protected] Verantwortlich für den Anzeigenteil pharmedia Anzeigen und Verlagsservice GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart, Telefon 0711/8931-466, E-mail: [email protected] Erscheinungsweise Die Endokrinologie Informationen erscheinen 5-mal jährlich. Der Bezug ist für Mitglieder der DGE als Beilage der Zeitschrift Experimental and Clinical Endocrinology and Diabetes kostenlos. Einzelheftpreis € 8,20 zuzüglich Versandkosten. Wichtige Hinweise Geschützte Warenbezeichnungen oder Handelsnamen werden nicht in jedem Fall besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen – auch z.B. durch Fotokopie –, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in dieser Zeitschrift abweicht. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Printed in Germany Satz: Druckerei Sommer, Feuchtwangen Druck und Bindung: Druck- und Verlagshaus Alois Erdl, Trostberg © Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York 2004 28 (2004) 4 A U S D E M V O R S TA N D D E R D G E Neue e-mail der Schriftleitung für die Endokrinologie Informationen Liebe Kolleginnen und Kollegen, an dieser Stelle möchte ich meinem Vorgänger, Prof. Dr. Gerhard Weinbauer herzlich für seine hervorragende Arbeit als Schriftleiter der Endokrinologie Informationen danken. Ich werde versuchen, die Mitteilungen unserer Fachgesellschaft mit gleichem Engagement fortzuführen. Prof. Dr. Hubertus Jarry Universitätsfrauenklinik Klinische und experimentelle Endokrinologie Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen Tel.: 0551-396522, Fax: 0551-396518 Bitte senden Sie Ihre Ankündigungen von und Berichte über Veranstaltungen, Adressenänderungen, Diplome/Promotionen/Habilitationen sowie Kommentare zu aktuellen Themen oder auch Kritik an der Arbeit der DGE an: [email protected] Bitte beachten Sie die neue e-mail Adresse: Ich freue mich auf Ihre Beiträge! Hubertus Jarry TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz 14. – 16. November 2003 „Hormone im Alter“ Die 15. Birkensteiner Hormonkonferenz fand vom 14. 11. bis zum 16. 11. 2003 im Gasthof Oberwirt, Fischbachau/Birkenstein, statt. Dieses Mal beschäftigte sich das nun schon traditionelle Fortbildungsseminar der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie mit dem Thema „Hormone im Alter“. Die Organisation und Leitung lag in den Händen von O. A. Müller, München, und K. von Werder, Berlin. Die Veranstaltung fand – auch schon traditionsgemäß – mit freundlicher Unterstützung der Firma HENNING BERLIN GmbH & Co. OHG statt. Wiederum konnten namhafte Referenten gewonnen werden, die der Aufgabe einer gehobenen Fortbildung für Endokrinologen absolut gerecht wurden. Hauptthemen waren Physiologie und Pathophysiologie der Hormonsekretion im Alter. Die Diskussionen waren – wie immer – ausführlich und lebhaft, die 28 (2004) 4 diesmal besonders zahlreichen Teilnehmer zeigten sich wiederum sehr zufrieden. Die „After-dinner-lecture“ am Freitagabend hielt Prof. W. Scherbaum, Düsseldorf, zum Thema „Autoimmunität in der Endokrinologie“. Besonders hervorzuheben war wiederum die ungezwungene Atmosphäre im Gasthof Oberwirt, wobei auch der „Wettergott“ wieder „mitspielte“. Im Folgenden sind die Kurzfassungen der einzelnen Vorträge zusammengestellt, um auch den nicht an dieser Veranstaltung teilnehmenden Mitgliedern der DGE einen Überblick über diese Veranstaltung zu verschaffen. Die 16. Birkensteiner Hormonkonferenz findet vom 05. bis 07. November 2004 statt mit dem Hauptthema „Gene und Hormone“. O.-A. Müller (München) Endokrinologie Informationen 85 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Wachstumshormonsekretion und Nebennierenrindenfunktion im Alter (Somato- bzw. Adrenopause) Bruno Allolio Medizinische Universitätsklinik, Würzburg, Schwerpunkt Endokrinologie Somatopause Somatopause bezeichnet die abnehmende Wachstumshormonsekretion mit fortschreitendem Alter. Untersuchungen zur Wachstumshormonsekretion im 24h-Profil zeigen Abnahmen von 15–70 % bei Männern und Frauen im Alter von 40–65 Jahren und über 60 Jahren. Untersuchungen mit Hilfe der Dekonvolutionsanalyse haben gezeigt, dass mit jeder Dekade die Wachstumshormonproduktionsrate um 14 % zurückgeht und die Wachstumshormonhalbwertszeit um 6 %. Auch die Sekretion von Wachstumshormon in der Insulinhypoglykämie ist geringer in höherem Alter, während die Reaktion auf i.v.-Arginin nicht verändert zu sein scheint. Die Antwort des Wachstumshormons auf eine Stimulation mit GH-RH ist zwar noch nachweisbar aber signifikant verringert im höheren Lebensalter. Die akute Wachstumshormonantwort auf körperliche Belastung nimmt mit dem Alter ab. Ein intensives körperliches Training verbessert die Wachstumshormonantwort auf Belastung, die Wachstumshormonsekretion liegt aber immer noch unter der von jungen Erwachsenen. Die physiologische Basis der abnehmenden Wachstumshormonsekretion mit dem Alter ist nicht vollständig aufgeklärt. Einige Tieruntersuchungen sprechen dafür, dass die Abnahme der Wachstumshormonsekretion in erster Linie Ausdruck eines erhöhten hypothalamischen Somatostatintonus ist und möglicherweise zu einem geringeren Anteil auch Ausdruck einer abnehmenden GH-RH Sekretion. Da Arginin die Somatostatinsekretion hemmt, ist die Beobachtung, dass eine Arginingabe die Wachstumshormonantwort auf GHRH bei alten Männern potenziert, ein Hinweis darauf, dass beim Menschen wie bei der Ratte der Somatostatintonus mit dem Alter ansteigt. Der Wachstumshormongehalt der Hypophysen von Älteren ist nicht signifikant vermindert, obwohl eine gewisse Abnahme der Anzahl und der Größe der somatotropen Zellen in einer Studie berichtet wurde. Auch IGF-I nimmt mit dem Alter ab. Die enge Beziehung zwischen der basalen IGF-I Konzentration und der spontanen 24h-Wachstumshormonsekretion bei 86 Endokrinologie Informationen jungen Erwachsenen wurde bei älteren Menschen nicht in gleicher Weise gesehen. Allerdings ist gezeigt worden, dass die zirkulierenden IGF-I Konzentrationen nach Gabe von exogenen Wachstumshormon in gleicher Weise bei jungen und alten Männern ansteigen. Ein wichtiger Teilaspekt ist die Tatsache, dass die Wachstumshormonsekretion bei Adipositas verringert ist, unabhängig vom Alter. Da Übergewicht tendenziell mit dem Alter zunimmt (zumindest bis zum 72. Lebensjahr) könnte die zunehmende Adipositas eine Rolle bei den Änderungen der Wachstumshormonsekretion spielen. Die IGF-Konzentration ist invers mit der Adipositas korreliert. Entsprechend könnte es sein, dass auch für IGF-I die Adipositas am Altersgang des IGF-I beteiligt ist. Während ein intensives körperliches Trainingsprogramm die akute Wachstumshormonsekretion nach Belastung bei älteren Erwachsenen steigert, ist ein ähnlicher Effekt auf die IGF-I Konzentration nur bei Männern, aber nicht bei Frauen beobachtet wird. Die deutlichen Verbesserungen in Muskelmasse, Muskelstärke und Belastbarkeit durch ein Trainingsprogramm können daher nicht durch Änderungen der somatotropen Achse erklärt werden. Adrenopause Die Serumcortisolkonzentration ändert sich kaum mit fortschreitendem Alter. Insbesondere die morgendlichen Nüchternkonzentrationen sind kaum altersabhängig. Allerdings ist die Tagesrhythmik beim älteren abgeschwächt, der morgendliche Peak ist etwas vorverlegt und die abendlichen Cortisolkonzentrationen sind eher etwas höher. Das Ergebnis ist eine etwas erhöhte mittlere Cortisolkonzentration. Unterschiedliche Untersuchungen haben gezeigt, dass auch die ACTH-Antwort auf Stimuli bei Älteren gesteigert ist. Die insgesamt sehr diskreten Änderungen sind in Verbindung gebracht worden mit den Ergebnissen von Tierversuchen, die unter hochdosierten Glukokortikoiden eine hippocampale Degeneration beobachten haben. Inwieweit die eher diskreten Veränderungen der Cortisolsekretion hier von Bedeutung sind ist außerordentlich fraglich. Die 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Aldosteronsekretion ist nicht sehr stark verändert, allerdings kommt es eher zu einer Abnahme der Aldosteronexkretion und der basalen Aldosteronkonzentration mit fortschreitendem Alter. Aldosteron und Plasmareninaktivität zeigen eine verminderte Responsivität mit fortschreitendem Alter. Die auffallendsten Altersveränderungen zeigt die adrenale Androgenproduktion. Nach einem Maximum im jungen Erwachsenenalter kommt es zu einer kontinuierlichen Abnahme, so dass um das 80. Lebensjahr herum nur noch 10–20 % der maximalen DHEAS-Konzentrationen nachweisbar sind. Allerdings zeigen Männer und Frauen in den jeweiligen Dekaden eine weite Streuung der DHEAS-Konzentration, die im longitutinalen Verlauf personenbezogen relativ stabil bleibt. Die physiologische Basis für die nachlassende DHEA/DHEAS-Sekretion ist nicht völlig aufgeklärt. Diskutiert werden Faktoren, die intraadrenal wirksam sind oder aus der Hypophyse stammen, die selektiv die adrenale Androgensekretion steuern. Von Hornsby stammt die Hypothese, dass die Zona retikularis im Laufe des Alters an Zellmasse deutlich abnimmt und dadurch die adrenale Androgensekretion reduziert wird. Bei der Bewertung des altersabhängigen Absinkens des DHEAS ist darüber hinaus zu beachten, dass gravierendere Erkrankungen zu einer Verschiebung der adrenalen Steroidproduktion hin zum Cortisol führen (z. B. auf Intensivstation etc.). Dies bedeutet, dass niedrige DHEAS-Konzentrationen im höheren Alter nicht unbedingt altersassoziiert sind, sondern auch Ausdruck einer möglicherweise noch nicht erkannten gravierenden Erkrankung sein können. Dieser Zusammenhang erklärt möglicherweise, warum in manchen Studien sehr niedrige DHEAS-Konzentrationen bei Männern mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert waren. Literatur: 1. Corpas E. et al., Human growth hormone and human aging, Endocrine Reviews 1993, 14:20-39 2. Endocrinology of Aging, Bailliere’s Clinical Endocrinology and Metabolism, Ed.: A. Vermeulen, 1997, Volume 11/Number 2 Schilddrüsenfunktion im Alter und bei Multimorbidität K. Mann, B. Quadbeck, O. E. Janßen Klinik für Endokrinologie, Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Essen Einleitung Die stetige Zunahme älterer Menschen in unserer Gesellschaft verlangt auch eine genauere Kenntnis der physiologischen Regulation der Schilddrüsenfunktion bis hinein in die Lebensspanne der 100-jährigen. Auch die morphologischen Veränderungen der Schilddrüse haben eine andere Qualität. Die Dynamik des Wachstums von Struma und Knoten ist geringer. Andererseits ist die besonders maligne Form des Schilddrüsenkarzinoms, das anaplastische Karzinom, ein Tumor des hohen Alters. Aufgrund der Multimorbidität älterer Menschen und verschiedener Medikamenteneinflüsse häuft sich im Alter bei hospitalisierten Patienten das sog. Non Thyroidal Illness-Syndrom (NTI). Die Symptome von Schilddrüsenfunktionsstörungen sind im Alter häufig mono- oder oligosymptomatisch und werden nicht selten als Symptome des allgemeinen Alterungsprozesses fehlgedeutet. Überlappende Symptome anderer Erkrankungen (HerzKreislauf-Erkrankungen, pulmonale Erkrankungen, 28 (2004) 4 neurologisch-psychiatrische Erkrankungen) erschweren eine rechtzeitige Diagnose und führen immer wieder zu therapeutischen Fehlentscheidungen. Zunehmend mehr Erkenntnisse liegen zur Interpretation von Schilddrüsenfunktionstests im Alter vor. Sie wurden kürzlich als Leitlinie der National Academy of Clinical Biochemistry unter Federführung von L. Demers und C. Spencer publiziert (Thyroid 2003;13:1-126). Klinische Symptomatik Schilddrüsenerkrankungen treten im Alter in der Regel als Teil der Multimorbidität auf und sind häufig uncharakteristisch. Wird eine Altershyperthyreose übersehen, kann dies, z. B. im Rahmen von Röntgenkontrastmittelapplikationen, zu einer schweren Hyperthyreose, Rhythmusstörungen, thrombembolischen Komplikationen und selten auch zu thyreotoxischen Krisen führen. Wird eine Altershypothyreose übersehen, kann es zur Einweisung in eine psychiatrische Klinik oder ein Pflegeheim Endokrinologie Informationen 87 A U S D E M V O R S TA N D Anzeige wegen Depressionen oder eines zerebralen Abbauprozesses mit Demenz kommen. Die häufigsten Symptome der Altershyperthyreose sind Gewichtsverlust, Schwäche, absolute Flimmerarrhythmie, Ängstlichkeit und Müdigkeit sowie Appetitlosigkeit. Häufig fehlt der Nachweis einer Struma, nur selten besteht eine Ruhetachykardie oder Reflexsteigerung. Differentialdiagnostisch abzuklären sind eine koronare Herzerkrankung und ein unklarer Gewichtsverlust sowie maligne Prozesse. Meist handelt es sich um eine funktionelle Schilddrüsenautonomie, nur selten um einen Morbus Basedow. Die Symptome der Altershypothyreose sind meist schleichend. Die durchschnittliche Latenzzeit zwischen dem Beginn einer milden Hypothyreose und den typischen klinischen Zeichen liegt um fünf Jahre. Hauptgrund für das Nichterkennen der Hypothyreose ist die Verwechslung mit normalen Alterungsprozessen. Die Hypothyreose-Symptome bei alten und jungen Menschen sind vergleichbar. Hierzu gehören Müdigkeit, allgemeine Verlangsamung, trockene Haut, Kälteempfindlichkeit, Gewichtsanstieg und Neigung zur Obstipation. Zu achten ist ferner auf Muskelkrämpfe, Heiserkeit, Ge88 Endokrinologie Informationen sichtsschwellungen, Schwindel, Taubheit und Haarausfall. Herrmann fand bei 2000 geriatrischen Einweisungen nur in 0,6% eine vorbekannte Hypothyreose, und 2,3% wurden durch die Hormonanalytik neu entdeckt. Bei bettlägerigen Patienten in Pflegeheimen waren 4% hypothyreot. In der kürzlich publizierten Greifswald-Studie (Völzke 2003) fand sich bei 11,3% der 3775 Teilnehmer ein erniedrigtes TSH <0,3 mU/l und bei 2,2% ein supprimiertes TSH <0,1 mU/l. Bei älteren Frauen zwischen 60 und 79 Jahre fand sich ein erniedrigtes TSH bei 19%, bei 40-59-jährigen bei 15%. Vergleichbar signifikante Werte ergaben sich auch für Männer (18% vs. 12%). TSH-Spiegel >3 mU/l fanden sich bei 1,2%, der 3775 untersuchten Personen ohne eindeutige Altersabhängigkeit. Frauen waren jedoch häufiger betroffen als Männer (OR 2,77; 95%, CI 1,44-5,3). Eine subklinische Hypothyreose zeigte sich in 0,5%, eine manifeste Hypothyreose in 0,7%. Erneut waren Frauen häufiger betroffen (OR 3,2; 95%, CI 1,35-7,61). Auch der Nachweis von TPO-Antikörpern ist alters- und geschlechtsabhängig. In der Rotterdam-Studie (Hak 2000) fand sich bei 1149 Frauen (Rekrutierung 1990–1993) bei 10,8% eine subklinische Hypothyreose und altersadaptiert eine erhöhte Prävalenz von Aortenskle28 (2004) 4 A U S D E M V O R S TA N D rose (OR 1,7; 95%, CI 1,1-2,6) und Myokardinfarkt (OR 2,3; CI 1,3-4,0). Die Patientinnen waren hierbei korrigiert bezüglich BMI, LDL- und HDL-Cholesterin, Blutdruck und Rauchgewohnheiten. Das durch Hypothyreose gewichtete Risiko entsprach dem anderer bekannter Hauptrisikofaktoren. In der Studie von Seck et al (1997) war die Prävalenz der manifesten Schilddrüsenüberfunktion bei den 70–80-jährigen Frauen (6,3%) höher als bei den 50–59-jährigen (2,9%) und den 60-69 jährigen Frauen (3,4%). Eine latent hyperthyreote Stoffwechsellage fand sich bei 7,3% der Männer und 5,9% der Frauen. Vier der fünf manifesten Hypothyreosen wurden durch die Studie erstmals diagnostiziert. Dies unterstreicht die Notwendigkeit in Risikokollektiven durch TSH-Screening eine frühzeitige Diagnose zu stellen (Ladenson 2000, Vanderpump 1995, Parle 1991). Auch in den Leitlinien der National Academy of Clinical Pathology wird darauf hingewiesen, daß die Inzidenz erniedrigter TSH-Spiegel im Alter zunimmt (Vanderpump 1995). Dies mag transient sein. Bei etwa 2% finden sich persistierend erniedrigte TSH-Spiegel (Sawin 1991, Parle 1991) ohne sonstige Zeichen einer Schilddrüsenfunktionsstörung. Ursächlich diskutiert werden ein veränderter fT4-Setpoint, eine Änderung der TSH-Bioaktivität oder ein milder Hormonexzesses (Lewis 1991). In der Studie von 28 (2004) 4 Parle (2001) wurde eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität bei Patienten mit erniedrigtem TSH gefunden und in der Framingham-Studie waren erniedrigte TSH-Spiegel ebenfalls mit einer erhöhten Mortalität infolge thrombembolischer Komplikationen belastet. Die Ursache liegt meist in einer multifokalen Schilddrüsenautonomie, die durch Technetium-Szintigraphie belegt und durch den Uptake quantifiziert werden kann. Auch eine Schilddrüsenhormonmedikation (insbesondere T3-, T4-Kombinationspräparate) führt bei älteren Patienten in bis zu 30% zu einer unerwünschten TSH-Suppression. Sind die TPO-Antikörper oder TRAK positiv, liegt ein Morbus Basedow zugrunde. Bei erhöhten TSHSpiegeln >3 mU/l und erhöhten TPO-Antikörpern sollte an eine Immunthyreoiditis gedacht werden. Bestätigt werden kann die Diagnose durch eine sonographisch erkennbare diffuse Echoarmut, verbunden mit Schilddrüsenatrophie, seltener einer kleinknotigen Schilddrüsenhypertrophie. In sehr hohem Lebensalter fallen die TSH-Spiegel ab, die rT3-Spiegel steigen bei Hundertjährigen signifikant an. Bei dieser Konstellation handelt es sich um eine altersbedingte Reduktion der 5-DejodinaseAktivität. Auch Ernährungsfaktoren werden diskutiert (Mariotti 1998, Margri 2002, Ravaglia 2001). Endokrinologie Informationen 89 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Eine Hypothyreose kann auch iatrogen durch Interferon Alpha, Interleukin II oder Lithium-Therapie induziert werden. Regelmäßige Kontrollen von TSH und TPO-Antikörpern sind erforderlich. Non-thyroidal illness (NTI) Schwerkranke Patienten haben häufig abnorme Schilddrüsenfunktionstests, ohne daß eine Schilddrüsenerkrankung zugrunde liegt (DeGroot 1992, Kaptein 1996). Diese Veränderungen wurden bei akuten und chronisch schweren Erkrankungen beobachtet und sind möglicherweise auf eine Fehlregulation der zentralen Hemmung hypothalamischer Releasinghormone zurückzuführen (Van den Berghe 1998, Van den Berghe 2000). Synonym werden die Ausdrücke Non-thyreoidal illness oder NTI, euthyroid sick und low T4-Syndrom verwendet. Wie die Abbildung zeigt, ändert sich das Spektrum der Veränderungen in Abhängigkeit von Schweregrad und Stadium der Erkrankung. Auch Medikamente können einen wesentlichen Einfluß ausüben. die Bindung von T4 an die Bindungsproteine hemmen, Heparin und niedermolekulare Heparine können falsch hohe fT4-Werte erzeugen, da sie in vitro eine heparininduzierte, vermehrte Lipaseaktivität induzieren, die zu einem Anstieg nicht veresterter Fettsäuren führt und hierdurch das Hormon vom TBG verdrängt wird. Die beschriebenen Veränderungen hängen von der Meßmethode ab. Bei Analog-Tracer-Methoden können sich um 20–30% erniedrigte fT4-Werte ergeben. Die vielfältigen möglichen Interaktionen erschweren die Interpretation. Erniedrigte Gesamt-T4-Werte finden sich vor allem bei Sepsis und bei anderen intensivpflichtigen Patienten. Wenn T4 nicht mit einem deutlich erhöhten TSH >20 mU/l assoziiert ist und der Patient nicht schwerkrank erscheint, liegt der Verdacht einer zentralen sekundären Hypothyreose nahe. Die Bestimmung von Reverse-T3 ist nur selten erforderlich. Eine Indikation zur Bestimmung besteht bei normalem oder niedrigen T3. In den Leitlinien werden zur Testung der Schilddrüsenfunktion bei hospitalisierten Patienten empfohlen: Bestimmung von TSH und fT4 und/oder TT4, Erweiterung des TSH-Referenzbereichs von 0,05-10,0 mU/l wegen initial subnormaler und in der Akutphase der schweren Erkrankung erhöhter TSH-Spiegel, nach Abklingen der Erkrankung Retestung ohne interferierende Medikation, bei persistierend niedrigem TSH, niedrigem fT4 und niedrigem T3 Beleg einer zentralen Hypothyreose. Die Indikation zur Therapie wird kontrovers diskutiert. Bei belegter Schilddrüsenfunktionsstörung sollten die TPO-Antikörper zur Differenzierung einer Immunthyreopathie von einer NTI bestimmt werden. Faktoren, die eine Immunthyreoiditis mit Hypothyreose auslösen können, sind die Gabe von Interferon alpha, Interleukin II oder Lithium. Abb. 1 aus Demers L. Thyroid 2003;13:1-126 Amiodaron-induzierte Thyreoiditis Die Bestimmung von TSH und fT4 ist bei Schwerkranken zur sicheren Abschätzung der Schilddrüsenfunktion nicht eindeutig nutzbar. Es besteht allgemeiner Konsens darüber, bei hospitalisierten Patienten die Schilddrüsenfunktionstests nur bei eindeutigen klinischen Symptomen vorzunehmen (Stockigt 1996). Zu den multifaktoriellen Ursachen gehören Medikamente, wie Dopamin-Agonisten, Glukokortikoide, Furosemid oder Heparin, die entweder die hypophysäre TSH-Sekretion direkt hemmen oder den zu erwartenden TSH-Anstieg bei primärer Hypothyreose verhindern. Propranolol hemmt die Konversion von T4 nach T3, Furosemid, Acetylsalicylsäure, Phenytoin und Carbamazepin können Die Therapie mit Amiodarone führt bei 14–18% der Patienten zur Hypo- oder Hyperthyreose. In den ersten sechs Behandlungsmonaten findet sich häufig ein erhöhtes TSH, hohes T4 und niedriges T3. Eine zumindest sechsmonatige Laborkontrolle ist erforderlich. Eine präexistierende Immunthyreoiditis und/oder TPO-Antikörper gelten als Risiko für die Entwicklung einer manifesten Hypothyreose. Ein erhöhtes T3 weist auf die Hyperthyreose hin. Die Amiodaron-induzierte Thyreoiditis wird in zwei Typen unterschieden (Tab. 1). Der jodinduzierte Typ 1 (1a Knotenstruma, 1b Morbus Basedow) benötigt Thionamide (z. B. Thiamazol 20 mg) und Kaliumperchlorat (3x20 Tropfen). Typ 2 entwickelt eine destruktive Thyreoiditis, die sich selbst limitiert. Als The- 90 Endokrinologie Informationen 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Tabelle 1 Differentialdiagnose und -therapie der amiodaroninduzierten Hyperthyreose Jodinduzierte Hyperthyreose Typ I Hyperthyreose bei Thyreoiditis Typ II Vorbestehende Schilddrüsenkrankheit Autonomie der Schilddrüse, Mosbus Basedow Keine vorbestehende Schilddrüsenkrankheit Rasches Auftreten Meist in den ersten Therapiewochen Spätes Auftreten Monate bis Jahre nach Medikamenteneinnahme Häufig Struma diffusa oder nodosa Häufig nicht vergrößerte Schilddrüse Sonographie: häufig Nachweis von Knoten Sonographie: diffuse Echoarmut (Thyreiditis) Dopplersonographie: vermehrte Vaskularisation Dopplersonographie: verminderte Vaskularisation Szintigraphie: teilweise trotz Jodbelastung hohe Radionuklidaufnahme Szintigraphie: verminderte Speicherung Ausschüttung von Zytokinen deutlich erhöhte IL-6-Spiegel im Serum Therapie mit Thiamazol und Perchlorat rapie der Wahl gelten Glukokortikoide, z. B. 30 mg Prednisolon und/oder Betablocker. Bei Typ II zeigt sich eine verminderte Schilddrüsendurchblutung in der Duplexsonographie und erhöhte Interleukin 6Spiegel. Therapie mit Glukokortikoiden über 100 Jahre nimmt die Prävalenz von Strumen und Knoten, aber auch von Antikörpern und der Immunthyreoiditis wieder ab. Eine Strahlentherapie im Kopf- und Halsbereich kann im höheren Alter zur Hypothyreose, aber auch zu einer erhöhten Inzidenz an Schilddrüsenkarzinomen führen. Morphologische Veränderungen im Alter Therapie von Hypo- und Hyperthyreose im Alter Sowohl die große bundesweite Papillonstudie als auch andere Feldstudien, einschließlich der epidemiologischen Studie von Völzke et al. (Völzke 2003), haben eine eindeutige Altersabhängigkeit von Strumen und Schilddrüsenknoten gezeigt. Entgegen früherer Annahme sind Männer dabei nicht sehr viel weniger betroffen als Frauen. Während die Häufigkeit von Strumen und Strumaknoten bei Schulkindern und Jugendlichen im Rahmen der verbesserten Jodversorgung auf ca. 5% zurückgegangen ist, weisen Erwachsene und alte Patienten noch häufig Strumen und Knoten auf. Die persistierend hohe Prävalenz an Strumen und Knoten bei alten Menschen zeigt auf, daß wahrscheinlich eine Generation nötig ist, um eine Eradikation durch verbesserte Jodversorgung zu erreichen. Langzeitstudien werden diese Frage klären. Bei sehr alten Patienten 28 (2004) 4 Die Behandlung einer milden Hypothyreose ist heute Standardverfahren geworden, nachdem sich hierdurch bedingte Komplikationen, wie Hypercholesterinämie, Hypertonie, Arteriosklerose und Infarktrisiko günstig beeinflussen lassen. Als oberer TSHReferenzbereich ist inzwischen 3 mU/l allgemein akzeptiert (Demers 2003). Allerdings muß beachtet werden, daß gerade alte Menschen auf die Zufuhr von Levothyroxin sehr empfindlich reagieren können, und es empfiehlt sich eine einschleichende, niedrige Dosierung, z. B. initial 12,5 oder 25 mg. Neben der Verbesserung kardiovaskulärer Risikofaktoren kommt es auch zur Besserung Hypothyreosesymptome, wie dem Schlafapnoesyndrom, rheumatoiden Symptomen, Müdigkeit und einer allgemeinen Hinfälligkeit. Zielwerte für TSH liegen zwischen Endokrinologie Informationen 91 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E 0,5 und 1 mU/l. Eine TSH-Suppression muß unbedingt vermieden werden. Bei der Hyperthyreose im Alter liegen die Serum-T3Werte meist im Referenzbereich. Aufgrund des hohen Risikos von Vorhofflimmern und thrombembolischer Komplikationen (Apoplex) ist nach Klärung der Grunderkrankung eine Behandlung auch der subklinischen Hyperthyreose erforderlich. Schilddrüsenkarzinome Kalte Schilddrüsenknoten müssen besonders im Alter konsequent punktionszytologisch abgeklärt werden. Neben den papillären und follikulären Karzinomen muß im hohen Alter mit dem ansonsten sehr seltenen anaplastischen Schilddrüsenkarzinomen, aber auch Schilddrüsenlymphomen gerechnet werden. Harte Knotenkonsistenz, rasches Knotenwachstum, fokale Verdrängungssymptome und Halslymphknoten müssen als Warnhinweis aufgenommen werden. Differenzierte Schilddrüsenkarzinome, besonders aber das anaplastische Karzinom, sind im hohen Alter relativ häufiger und haben eine schlechte Prognose. Therapie der Wahl des Schilddrüsenkarzinoms ist auch im hohen Alter die totale Thyreoidektomie mit zusätzlicher Dissektion der Lymphknoten im paratrachealen und parajugulären Kompartiment, ggf. auch die Entfernung von Lymphknoten im zentralen Kompartiment. Im Falle eines papillären Mikrokarzinoms wird beim älteren Patienten aufgrund einer schlechteren Prognose die bei jungen Patienten empfohlene Hemithyreoidektomie nicht allgemein empfohlen. Beim anaplastischen Karzinom ist die möglichst frühzeitige radikale Entfernung des Tumors wichtig, um lokale Komplikationen einer Obstruktion zu verhindern. Die Radiojodtherapie ist hier nicht wirksam. Eine perkutane Nachbestrahlung wird darüber hinaus empfohlen, um ein Lokalrezidiv zu verhindern. Die kombinierte Radiochemotherapie hat wahrscheinlich die besten Therapieerfolge, ist jedoch belastend und bei sehr alten Patienten häufig nicht durchführbar (R. Hörmann 2001). Zusammenfassend ist die klinische Symptomatik wenig spezifisch und die Interpretation der Schilddrüsenfunktionsparameter bei alten Patienten erschwert. Das NTI-Syndrom ist nicht behandlungsbedürftig und Zeichen einer schweren allgemeinen Erkrankung. Schilddrüsenknoten sind bei alten Patienten sehr häufig und müssen konsequent im Hinblick 92 Endokrinologie Informationen auf ihre Dignität untersucht werden. Die Prognose von Schilddrüsenkarzinomen ist im hohen Alter schlechter als bei jüngeren Patienten. Literatur Van den Berghe G. Novel insights into the neuroendocrinology of critical illness. Eur J Endocrinol 2000;143:1-13 Van den Berghe G, De Zegher F, Bouillon R. Acute and prolonged critical illness as different neuroendocrine paradigms. J Clin Endocrinol Metab 1998;83:1827-1834 DeGroot LJ, Mayor G. Admission screening by thyroid function tests in an acute general care teaching hospital. Am J Med 1992;93:558-564 Demers L, Spencer C. Thyroid 2003;13:1-126 Hak AE, Pols HAP, Visser TJ, Drexhage HA, Hofman A, Witteman JCM. Subclinical hypothyroidism is an independent risk factor for atherosclerosis and myocardial infarction in elderly women: The Rotterdam Study. Ann Intern Med 2000;132:270-278 Hörmann Rudolf. Schilddrüsenkrankheiten. Blackwell Wissenschafts-Verlag Berlin.Wien 2001 Kaptein EM. Thyroid hormone metabolism and thyroid diseases in chronic renal failure. Endocrinol Rev 1996;17:45-63 Ladenson PW, Singer PA, Ain KB, Bagchi N, Bigos ST, Levy EG et al. American Thyroid Association Guidelines for detection of thyroid dysfunction. Arch Intern Med 2000;160:1573-1575 Lewis GF, Alessi CA, Imperial JG, Refetoff S. Low serum free thyroxine index in ambulating elderly is due to a resetting of the threshold of thyrotropin feedback suppression. JCEM 1991; 73:843-849 Magri F, Muzzoni B, Cravello L, Fioravanti M, Busconi L, Camozzi D, Vignati G, Ferrari E. Thyroid function in physiological aging and in centenarians: possibile relationships with some nutritional markers. Metabolism 2002;51:105-109 Mariotti St, Chiovato L, Franceschi C, Pinchera A. Thyroid autoimmunity and aging. Exp Gerontology 1998;33:535-541 Parle JV, Maisonneuve P, Sheppard MC, Boyle P, Franklyn JA. Prediction of all-cause and cardiovascular mortality in elderly people from one low serum thyrotropin result : a 10-year study. Lancet 2001;358:861-865 Parle JV, Franklyn JA, Cross KW, Jones SC, Sheppard MC. Prevalence and follow-up of abnormal thyrotropin (TSH) concentrations in the elderly in the United Kingdom. Clin Endocrinol 1991;34:77-83 Ravaglia G, Forti P, Maioli F, Pratelli L, Vettori C, Bastagli L, Mariani E, Facchini A, Cucinotta D. Regular moderate intensity physical activity and blood concentrations of endogenous anabolic hormones and thyroid hormones in aging men. Mechanisms of Ageing and Development 2001;122:191-203 Sawin CT, Geller A, Kaplan MM, Bacharach P, Wilson PW, Hershman JM et al. Low serum thyrotropin (thyroid stimulating hormone) in older persons without hyperthyroidism. Arch Intern Med 1991;151:165-168 Seck T, Scheidt-Nave C, Ziegler R, Pfeilschifter J. Prävalenz von Schilddrüsenfunktionsstörungen bei 50- bis 80jährigen. Med Klin 1997;92:642-646 Stockigt JR. Guidelines for diagnosis and monitoring of thyroid disease: nonthyroidal illness. Clin Chem 1996;42:188-192 Vanderpump MPJ, Tunbridge WMG, French JM, Appleton D, Bates D, Rodgers H et al. The incidence of thyroid disorders in the community; a twenty year follow up of the Whickham survey. Clin Endocrinol 1995;43:55-68 Völzke H, Lüdemann J, Robinson DM, Spieker KW, Schwahn C, Kramer A, John U, Meng Wieland. The prevalence of undiagnosed thyroid disorders in a previously iodine-deficient area. Thyroid 2003;13:803-81010 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Der Knochenstoffwechsel des alten Menschen Johannes Pfeilschifter Im höheren Lebensalter steigt die Frakturrate exponentiell an. Viele Gründe dieser „Gebrechlichkeit“ liegen außerhalb des Skelettsystems. Stürze – vor allem hilflose Stürze – spielen eine immer größere Rolle beim Frakturgeschehen. Aber auch der Knochenstoffwechsel weist im Alter einige Charakteristika auf, die zur erhöhten Gebrechlichkeit beitragen. Die wesentlichen Komponenten der Knochenfestigkeit sind Größe, Geometrie, Dichte und Materialeigenschaften. Diese Komponenten werden durch übliche Untersuchungsmethoden wie die DXA-Messung oder biochemische Umbauparameter nur unvollkommen erfasst, so dass wir uns der Frage, in welcher Weise sich diese Komponenten im Alter ändern, in vielen Studien der letzten Jahre ähnlich genähert haben wie die sieben Blinden dem Elefanten in der bekannten indischen Erzählung. So verliert die DXA-Messung an der Lendenwirbelsäule durch die zunehmenden Artefakte im hohen Lebensalter für eine Beurteilung der Dynamik des Knochenmasseveränderungen zunehmend an Aussagekraft. Zudem erfasst die DXA-Messung immer eine „Mischung“ aus Knochendichte, Knochengröße, und Mineralisationsgrad – für prognostische Aussagen zur Frakturgefährdung eher ein Vorteil, für wissenschaftliche Aussagen ein Problem. Ähnliches gilt für die biochemischen Umbaumarker: Spätestens seitdem wir wissen, dass pulsatiles Parathormon frakturhemmend wirkt und Wachstumshormon osteoanabol ist, wissen wir auch, dass ein hoher Knochenumbau nicht immer prognostisch ungünstig sein muss, wie wir es von der postmenopausalen Frau oder dem sekundären Hyperparathyreoidismus des alten Menschen her gewohnt sind, sondern dass ein vermehrter Umbau mit einer verbesserten Knochenfestigkeit verbunden sein kann, wenn er mit einer positiven Bilanz einhergeht. Viele der in der Vergangenheit durchgeführten Studien zu Veränderungen des Knochenstoffwechsels im Alter, deren Aussagen auf DXA-Messungen und biochemischen Umbauparametern beruhen, sind daher nur sehr eingeschränkt zu interpretieren. Die wenigen Studien, die es zum QCT gibt, zeigen hier folgendes Bild: Die trabekuläre Knochenmasse scheint mit zunehmendem Lebensalter stetig abzunehmen. Gleichzeitig nimmt aber der Durchmesser der Knochen zu. Der Mann kann durch diese in Bezug auf die Festigkeit gegenläufigen Komponenten die Biegefestigkeit der Knochen lange Zeit hinweg recht gut aufrechterhalten. 28 (2004) 4 Anzeige Endokrinologie Informationen 93 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Der Frau gelingt dies weniger gut, da der Zuwachs an Knochengröße zum einen geringer ausfällt und die endostale Knochenresorption größer ist. Die Kortikalis der alten Frau ist dünner. Letztlich scheint aber dann bei beiden Geschlechtern im sehr hohen Lebensalter die Festigkeit gegenüber Biegekräften abzunehmen. Der Knochenumbau nimmt bekanntermaßen bei der Frau nach den Wechseljahren deutlich zu. Aber: Im Vergleich zu früheren Ansichten normalisiert er sich nicht und geht in einen „low Turnover“ über, sondern bleibt konstant erhöht, auch ohne, dass hier ein sekundärer Hyperparathyreoidismus im Spiel wäre. Die große Mehrzahl der Frauen hat im Alter also einen gegenüber jüngeren Jahren erhöhten Knochenumbau. Selbst die nach der Menopause in ihrer Konzentration so geringen residualen Östrogene scheinen dabei immer noch eine große Rolle zu spielen. Hemmt man sie nämlich, z.B. mit einem Aromatasehemmer, wird der Knochenumbau noch mehr beschleunigt. Im hohen Lebensalter trägt der Calcium und Vitamin D Mangel dann oft zum beschleunigten Umbau mit bei. Unklar bleibt, ob es nicht tatsächlich eine Subgruppe von Frauen gibt, bei denen ein hoher Umbau mit einer positiven Bilanz einhergeht. Zu Veränderungen der Geometrie der Knochen im Alter ist wenig bekannt. Auch eventuelle Änderungen der Materialeigenschaften des Knochens wie eine veränderte Kollagenquervernetzung oder atypische Vernetzungen bleiben spekulativ. Sucht man nach den möglichen Ursachen für diese strukturellen Änderungen des Knochenstoffwechsels im Alter, bieten sich mehrere Hypothesen an, wobei der attributable Anteil dieser Ursachen am Gesamtgeschehen derzeit unklar bleiben muss. Zum einen sind es wieder die externen Faktoren, die indirekt gravierend auch den Knochenstoffwechsel bestimmen wie die Muskelkraft und das Körpergewicht. Komorbiditäten wie chronische Corticoidgaben, Immobilität und entzündliche Vorgänge bei den verschiedensten Erkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen und Einschränkungen der Nierenfunktion sind vermutlich für einen großen Teil der Verschlechterungen des Knochenstoffwechsels im Alter mit verantwortlich. Eine Mangelversorgung mit Calcium und eine ungenügenden Sonnenlichtexposition sind bekanntermaßen „Volkskrankheiten“ im hohen Lebensalter, vor allem bei Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Immer wieder werden auch direkte Zellalterungsvorgänge für die negative Skelettbilanz mit angeschuldigt. So reagieren Knochenzellen im Tierversuch im hohen Alter ungleich 94 Endokrinologie Informationen schlechter auf mechanische Reize als bei jüngeren Tieren. In vitro Versuche der Arbeitsgruppe des Autors haben nahe gelegt, dass die Koloniebildungsfähigkeit osteoblastärer Vorläuferzellen und die mitogene Ansprechrate der Osteoblasten auf Wachstumsfaktoren mit dem Alter nachlassen und damit die osteogene Potenz somit vermindert sein könnte. Auch bei solchen Versuchen bleibt aber unklar, ob es sich wirklich um intrinsische Zellalterungen handelt oder vielmehr um erworbene Eigenschaften, die noch auf das Milieu der Zellen in vivo zurückzuführen sind. Dann sind da natürlich die Hormone: Der Östrogenverlust der Frau in der Peri- und Postmenopause trägt im Mittel zu einem 10%igen Verlust an mittels DXA messbarer Knochenmasse bei. Ähnlich hoch ist der Verlust bei den Männern mit einem sehr ausgeprägten Testosteronmangel. Wachstumshormon und IGF-I nehmen bekanntermaßen im Alter zunehmend ab. Untersucht man IGF-I im Knochengewebe, findet man bei den 80-Jährigen eine um 30% niedrige Konzentration als im jungen Erwachsenenalter. Daten unserer Arbeitsgruppe aus der EVOSStudie haben auch gezeigt, dass der Knochendichteverlust am Schenkelhals in der DXA-Messung in der untersten Serum-IGF-I Quartile deutlich stärker ausgeprägt ist als in der höchsten IGF-I Quartile. Bekanntermaßen ist im Alter auch die DHEAS-Konzentration erniedrigt, dessen unabhängige osteoanabole Wirkung aber ohne Adjustierung für die Interaktionen mit dem IGF-I System und den anderen Sexualsteroiden schwer zu beurteilen ist. So bleibt bis auf den Östrogenmangel der Frau und den ausgeprägten Hypogonadismus beim Mann nach wie vor spekulativ, welcher Anteil der verminderten Knochenfestigkeit im Alter tatsächlich primär hormonell bedingt ist. Bei allen Bedenken gegen den derzeit oft unkritischen „Antiaging“ Einsatz von Hormonen bleibt es eine endokrinologische Herausforderung und Aufgabe, die Rolle dieser Hormone bei diesen Alterungsvorgängen im Knochen im Gesamtkontext mit ihren übrigen Wirkungen definitiver zu klären als dies heute der Fall ist. Leztlich sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass es zwar einige typische Muster des Knochenstoffwechsels im hohen Lebensalter gibt. „Den“ Knochenstoffwechsel im Alter gibt es aber nicht. Dafür sind die unterschiedlichen Einflussfaktoren im Alter viel zu heterogen. Auch der Beitrag der einzelnen Komponenten zur Knochenfestigkeit und ihrer Änderung im Alter ist vermutlich keine Konstante. Wenn die heute 30-Jährigen ins hohe Lebensalter kommen, werden Sie von ihrer Knochengröße, 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E ihrem Gewicht und vielen anderen die Knochenfestigkeit beeinflussenden Faktoren her vermutlich eine andere Wichtung der attributablen Faktoren der Gebrechlichkeit im Alter bieten als das bei den heutigen Alten der Fall ist. Sicher eine reizvolle Aufgabe für die 65. Birkensteiner Hormonkonferenz. Das Hypophysenadenom im Alter M. Buchfelder, A.L.O. Machado, P. Nomikos Neurochirurgische Klinik der Universität Göttingen Der Anteil älterer Menschen in den Bevölkerungen der zivilisierten Welt nimmt stetig zu. Immer häufiger werden deshalb auch seltene Erkrankungen in dieser Altersgruppe diagnostiziert. Hypophysenadenome bilden dabei keine Ausnahme. Allerdings wird das höhere Lebensalter in der gängigen Literatur bei Patienten mit Hypophysentumoren etwas unterschiedlich definiert. Manche Autoren setzen das Grenzalter bei 65 Jahren an (Letournel et al. 2003, Minniti et al. 2001, Turner et al. 1999), andere Untersucher erst bei 70 (Benbow et al. 1997, Ferrante et al. 2002, Kurosaki et al. 2000). Wir haben sowohl im Krankengut der Neurochirurgischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg (01.12.1982 bis 31.12. 2001) als auch bei den in unserer Klinik in Göttingen operierten Patienten mit Hypophysentumoren einen Anteil von knapp 14% über 65-jährigen Patienten gefunden. Wegen vielfältiger Beschwerden muss hier besonders sorgfältig zwischen symptomatischen Hypophysentumoren und Inzidentalomen mit einer gewissen Co-Morbidität, welche nicht mit dem Tumor im Sellabereich zusammenhängt, unterschieden werden. Beispiele dafür sind koinzidente Augenerkrankungen bei radiologisch nachgewiesenen Hypophysenadenomen, welche aber das Chiasma opticum gar nicht erreichen. Man wird auch beim Vorliegen anästhesiologischer Risikofaktoren die Operationsindikation auf jeden Fall besonders sorgfältig prüfen. Wie im allgemeinen Krankengut von Hypophysentumorpatienten in unserer Klinik stellen auch bei alten Menschen hormoninaktive Hypophysenadenome den größten Anteil (76,4%). Demgegenüber stehen Akromegalie (12,7%), Morbus Cushing (5,3%), Prolaktinome (4,6%), Thyreotropinome (0,5%) und das Nelson-Syndrom (0,5%) zurück. Das Durchschnittsalter der 219 Männer und 197 Frauen, die im Alter von über 65 Jahren in Erlangen an einem Hypophysentumor operiert wurden, lag bei 28 (2004) 4 70±4 Jahre. In 334 Fällen handelt es sich um primäre Operationen. In 82 Fällen wurde ein erneuter operativer Eingriff (Reoperation) notwendig. Als operativer Zugang wurde in 381 der transsphenoidale Weg, bei 34 Patienten ein intradural-transkranieller Zugang gewählt. Wenngleich Operationstechnik und prinzipielle Komplikationsmöglichkeiten nicht von denjenigen jüngerer Patienten unterscheiden, so stellen Operationen bei Hypophysentumoren im höheren Lebensalter, insbesondere für das perioperative Management für die Narkoseführung eine erhöhte Herausforderung dar. Man gewinnt auch bei der Durchsicht der Literatur den Eindruck, dass die Komplikationsquote etwas erhöht ist. Während es bei medikamentöser Therapie kaum Einschränkungen gibt, wird man in Anbetracht der begrenzten Lebenserwartung bei alten Menschen auch die Indikation zu einer Strahlentherapie zurückhaltender stellen, als bei jüngeren Patienten. Literatur 1. Benbow SJ, Foy P, Jones B, Shaw S, MacFarlane IA: Pituitary tumours presenting in the elderly: management and outcome. Clin Endocrinol 46:657-660, 1997 2. Ferrante L, Trillo G, Raundo E, Celli P, Jaffrain-Rea ML, Salvati M, Esposito V, Roperto R, Osti MF, Minniti G: Surgical treatment of pituitary tumors in the elderly: clinical outcome and long-term follow-up. J Neuro-Oncol 60:185-191, 2002 3. Kurosaki M, Lüdecke DK, Flitsch J, Saeger W: Surgical treatment of clinically nonsecreting pituitary adenomas in elderly patients. Neurosurgery 47:843-849, 2000 4. Letournel F, Menei P, Saint-Andre JP: Transsphenoidal surgery in the elderly. J Am Geriatr Soc 51:729-730, 2003 5. Minniti G, Jaffrain-Rea ML, Esposito V, Santoro A, Moroni C, Lenzi J, Tamburrano G, Cassone R, Cantore G: Surgical treatment and clinical outcome of GH-secreting adenomas in elderly patients. Acta Neurochirur 143:1205-1211, 2001 6. Turner HE, Adams CBT, Wass JAH: Pituitary tumours in the elderly: a 20 year experience. Eur J Endocrinol 140:383-389, 1999 Endokrinologie Informationen 95 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Nebenniereninzidentalome im Alter Prof. Dr. Martin Reincke Medizinische Klinik II · Hugstetterstr. 55 · 79106 Freiburg · Germany Tel.: 0049/761270-3420 · Fax.: 0049/761270-3413 E-mail: [email protected] 1. Definition 10 Jahre endokrin aktiv. Es empfiehlt sich das folgende stufenweise Vorgehen: Folge des breiten Einsatz bildgebende Diagnostik in der modernen Medizin ist die Diagnose von Nebennierenzufallstumoren. Definitionsgemäss verstehen wir hierunter jede adrenale Raumforderung, die fragestellungsunabhängig bei Sonographie, CT oder MR entdeckt wird. Deutlich mehr als 80% dieser Tumore sind benigne Nebennierenadenome. Nebennierenraumforderungen im Rahmen von Stageing-Untersuchungen bei maligner Grunderkrankung sind getrennt zu betrachten, da das Risiko für eine Nebennierenmetastase hoch ist. 2. Häufigkeit Jahre Prävalenz Jahre Prävalenz 0–9 0.06 40–49 2.71 10–19 0.09 50–59 3.55 20–29 0.14 60–69 4.43 30–39 1.31 > 70 6.94 Stufe I: Screeningteste zum Ausschluss der endokrinen Aktivität Serum-Cortisol nach Dexamethasonsuppression (3 mg um 23.00 oral) Serum-Kalium und Plasma Aldosteron/Plasma Renin Quotient bei Hypertonikern 24 h Sammelurin auf Katecholamine Stufe II: Bestätigungsteste zum Nachweis einer endokrinen Aktivität subklinisches Cushing-Syndrom: Hochdosierter (8 mg) Dexamethason-Hemmtest Conn Syndrom: Urinemtabolite Tetrahydroaldosteron und Aldosteron-18-Glukuronid, NaClBelastungstest Phäochromozytom: Wiederholung der Katecholamine im 24-h-Urin, gfls. Plasma-Katecholamine Tabelle 1: Prävalenz von Nebennierenzufallstumoren in Abhängigkeit vom Alter (nach Latronico & Chrousos JCEM 1997) Stufe III: Quantifizierung/Nachweis der Quelle des Hormonexzess subklinisches Cushing-Syndrom: CRH Stimulationstest, Cortisol im 24-h-Urin Conn-Syndrom: Orthostasetest, selektive Venenblutentnahme z.A. bilaterale Hyperplasie Phäochromozytom: u.a. MIBG-Szintigraphie, DOPA-Pet, Gentest 3. Endokrine Aktivität 4. Malignität Das Fehlen von Symptomen einer endokrinen Aktivität darf nicht dazu verleiten, eine endokrine Aktivität a priori auszuschliessen, da ein signifikanter Anteil der Tumore hormonell aktiv ist: Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms in der Allgemeinbevölkerung: Inzidenz of 0.5 – 2 Fälle/ Million/Jahr (ca. 80 in Deutschland) Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms bei Nebennierentumoren in Autopsiestudien: 1 von 4000 Häufigkeit des Nebennierenkarzinoms in unselektionierten Inzidentalomserien: < 1% Häufigkeit in chirurgischen Inzidentalom-Serien (Bias!): 2 % bei Tumoren <4 cm, 6 % bei Tumoren 4–6 cm und 25% bei Tumoren >6 cm. Häufigkeit von Metastasen bei Patienten mit bekannter Karzinomerkrankung und nachgewiesener Nebennierenrraumforderung: 75% Endokrin inaktiv: 60–85% Subklinische Cortisolproduktion: 5–10% Phäochromozytom: 3–5% Conn-Syndrom: 2–5% Das Risiko einer endokrinen Aktivität steigt mit der Tumorgrösse an (< 1 cm: 0%; 2–6 cm: 20%; > 6 cm: 50%). 10% der initial endokrin inaktiven Nebennierenzufallstumore werden im Verlauf der nächsten 296 Endokrinologie Informationen 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E 5. Abklärungs- und Behandlungsalgorythmus Es empfiehlt sich ein Vorgehen entsprechend der Empfehlung der NIH-Konsensuskonferenz vom Februar 2002. (http://consensus.nih.gov/ta/021/021_ statement.htm). 6. Literatur Anzeige 1. Chidiac, R.M. and D.C. Aron, Incidentalomas. A disease of modern technology. Endocrinol Metab Clin North Am, 1997. 26(1): p. 233-53. 2. Grumbach MM, Biller BM, Braunstein GD, Campbell KK, Carney JA, Godley PA, Harris EL, Lee JK, Oertel YC, Posner MC, Schlechte JA, Wieand HS. Management of the clinically inapparent adrenal mass („incidentaloma“).. Ann Intern Med. 2003 Mar 4;138(5):424-9. 3. Kloos, R.T., et al., Incidentally discovered adrenal masses. Endocr Rev, 1995. 16(4): p. 460 84. 4. Latronico, A.C. and G.P. Chrousos, Extensive personal experience: adrenocortical tumors. J Clin Endocrinol Metab, 1997. 82(5): p. 1317-24. 5. Reincke, M., Subclinical Cushing’s syndrome. Endocrinol Metab Clin North Am, 2000. 29(1): p. 43-56. 28 (2004) 4 Endokrinologie Informationen 97 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Altershyper- und hypothyreose Prof. Dr. Petra-Maria Schumm-Draeger, Chefärztin, 3. Med. Abteilung, Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, Krankenhaus München-Bogenhausen Englschalkinger Straße 77, 81925 München Besonderheiten der Hyperthyreose im höheren Lebensalter Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter sind häufig und weisen Besonderheiten vor allem der klinischen Symptomatik, aber auch des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens auf. Aktuelle Daten zur Prävalenz der Jodmangelstruma in Deutschland zeigen , dass die Häufigkeit pathologischer Schilddrüsenveränderungen mit steigendem Lebensalter deutlich zunehmen,so dass insbesondere die Struma nodosa bei über 90% älterer Strumapatienten gefunden wird. Wie die Screeningaktion Schilddrüseninitiative „PAPILLON“ bei nahezu 100.000 18- bis 65-jährigen Männern und Frauen in Deutschland gezeigt hat, haben mehr als 30% der untersuchten Personen einen pathologischen Schilddrüsenbefund wie eine Struma bzw. knotigen Schilddrüsenveränderungen. Dabei ist auffällig, dass ab dem 45. Lebensjahr nahezu jeder Zweite einen krankhaften Schilddrüsenbefund aufweist, in der Gruppe der 46- bis 65-jährigen Frauen insgesamt 40,6% Knoten gefunden wurden, bei 46- bis 65-jährigen Männern nahezu 30% Schilddrüsenknoten auffällig waren. Eine Struma ist in dieser Altersgruppe bei Frauen in 24,5% und bei entsprechend alten Männern in 27,9% diagnostiziert worden. Diese aktuell größte Untersuchung zur Prävalenz von pathologischen Schilddrüsenbefunden in Deutschland zeigt eindeutig die große Bedeutung des Krankheitsbildes Struma nodosa in älteren Patienten und damit die große klinische Bedeutung hinsichtlich einer suffizienten Diagnostik und Therapie. Die Schilddrüsenautonomie in unterschiedlicher Ausprägung (uni- oder multifokal) wird bei ca. 2/3 aller Strumaträger über 60 Jahren gefunden. In unselektierten Kollektiven über 60Jähriger liegt die Hyperthyreose-Prävalenz (manifeste und subklinische Funktionsstörung) bei mindestens 3%, bei Patienten mit Struma nodosa steigt diese Prävalenz deutlich an. Mindestens 4% aller über 60-Jährigen sind nach Jodexposition potentiell durch eine Hyperthyreose bedroht. Es gilt zu beachten, dass Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter in der Regel nur uncharakteristische klinische Symptome der Hyperthyreose bieten, zumeist besteht eine Oligo- oder Monosymptomatik. Außerdem über98 Endokrinologie Informationen schneiden sich mögliche klinische Beschwerden mit Symptomen nicht-thyreoidaler Begleiterkrankungen oder werden mit Symptomen des „normalen Alterungsprozesses“ verwechselt. Bei der Labordiagnostik des älteren Patienten (> 60 Jahre) ist zu beachten, dass altersabhängige Veränderungen der Schilddrüsenhormonproduktion bei der Interpretation der Laborbefunde eine Rolle spielen. In dieser Patientengruppe ist die Obergrenze der Referenzbereiche von Schilddrüsenhormonwerten im Serum um etwa 15-20% nach unten zu korrigieren. Zudem beeinflussen verschiedene Medikamente (z.B. Heparin, Amiodaron, Acetylsalicylsäure) das Ergebnis der Schilddrüsenhormonbestimmung, schwere extrathyreoidale Allgemeinerkrankungen beeinflussen das Ergebnis der Schilddrüsenfunktionsanalyse im Sinne des „Low-T3-Syndroms“. Im Hinblick auf eine sinnvolle Therapie von Schilddrüsenerkrankungen im höheren Lebensalter ist zusammenzufassen, dass eine hyperthyreote Stoffwechsellage (subklinisch oder manifest) beim älteren Menschen, wenn es keine zwingenden Gründe für eine Schilddrüsenoperation gibt, mit einer 131Radiojodtherapie behandelt werden sollte. Verbieten sich diese Behandlungsmaßnahmen, kann beim älteren Menschen mit Schilddrüsenautonomie und Hyperthyreose eine thyreostatische Behandlung zur Stabilisierung der Schilddrüsenfunktion auch längerfristig überlegt werden. Im Hinblick auf die Gefahr einer Jodkontamination (z. B. durch Kontrastmittel im Rahmen von Koronarangiographie, Computertomographie usw., durch antiarrhythmische Therapie mit Amiodarone) ist eine sorgfältige Überprüfung der Schilddrüsenfunktion vor derartigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen durchzuführen, um die Exazerbation einer bestehenden Hyperthyreose effektiv zu verhindern. Schwere jodinduzierte Hyperthyreosen sind unter medikamentösen Maßnahmen häufig nicht bzw. nicht schnell genug zu stabilisieren und zumeist nur durch eine frühzeitige, trotz schwerer Hyperthyreose durchgeführte Schilddrüsenoperation in den Griff zu bekommen. Die besondere Bedeutung auch subklinischer Schilddrüsenfunktionsstörungen für die Befindlichkeit und Risikoabschätzung gerades des älteren häufig mul28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E timorbiden Patienten ist von großer Bedeutung. In neuen klinischen Studien bei über 60-jährigen Patienten wurde für die subklinische Hyperthyreose eindeutig nachgewiesen, dass die Mortalität insbesondere durch kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant erhöht ist (3) Folglich müssen subklinische Funktionsstörungen gerade des älteren Patienten rechtzeitig erkannt und immer behandelt werden. Besonderheiten der Hypothyreose im höheren Lebensalter Wenngleich ein breites klinisches Spektrum der Hypothyreosen bekannt ist, werden Patienten mit schweren Veränderungen der manifesten Hypothyreose eher selten gesehen. Hingegen steht in der klinischen täglichen Praxis vor allem der ältere Patient mit einer milden Schilddrüsendysfunktion ganz im Vordergrund, bei dem oft zufällig ein mässig erhöhter Serum-TSH-Wert gefunden wurde und allenfalls milde, eher unspezifische klinische Symptome gefunden wurde. Seit vielen Jahren werden die klinische Relevanz und vor allem die Behandlungsbedürftigkeit einer solchen subklinischen, latenten Hypothyreose kontrovers diskutiert. Zur optimalen Lösung dieser Fragestellung müssen neuere Befunde berücksichtigt werden, die zum einen zeigen, dass klinische Symptome trotz im Normalbereich liegender peripherer Hormonwerte auftreten können. Von Bedeutung ist hier, dass die Normalbereiche der Schilddrüsenfunktionswerte relativ weit und mit grösster Wahrscheinlichkeit individuell unterschiedlich sind, so dass Werte, die im absoluten Normalbereich liegen, für den individuellen Patienten bereits erniedrigt sein können und schliesslich Veränderungen an peripheren Organsystemen resultieren. Zum anderen belegen die Daten aktueller Studien ein deutlich höheres Risiko für den Übergang einer subklinischen in eine manifeste Hypothyreose und verändern damit die Bedeutung einer therapeutischen Intervention dieses Krankheitsbildes. Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion sind Autoimmunprozesse der Schilddrüse, im Vordergrund steht hier in Deutschland die Autoimmunthyreoiditis als atrophische Thyreoiditis. Im Gegensatz zur manifesten Hypothyreose, die durch ein über die Norm erhöhtes Serum-TSH bei gleichzeitig erniedrigten peripheren Schilddrüsenfunktionswerten charakterisiert ist, ist die subklinische (latente) Hypothyreose durch ein isoliert erhöhtes basales Serum-TSH gekennzeich28 (2004) 4 net (TSH > 4 µE/l), während die peripheren Schilddrüsenfunktionswerte im Normalbereich liegen. Die Bezeichnung „milde Hypothyreose“ würde diese klinisch und laborchemisch gering ausgeprägte Form der subklinischen Schilddrüsenunterfunktion besser umschreiben. Wie bereits für die Hyperthyreose beschrieben, sind bei älteren Menschen klinische Symptome eher gering ausgeprägt (Oligosymptomatik) und die Beurteilung der Laborwerte muss die schon dargestellten Besonderheiten berücksichtigen. Für die manifeste Hypothyreose liegt die Prävalenz mit 0,1 – 1,5 % niedrig. Hingegen liegt die weltweite Prävalenz der subklinischen Hypothyreose zwischen 1 und 10 %. Die höchsten alters- und geschlechtsspezifischen Raten werden bei älteren Frauen (Alter > 60 Jahre) mit bis zu 20 % angegeben. Die zuletzt zitierte Studie aus Colorado hat ergeben, dass die Prävalenz der subklinischen Hypothyreose bei Männern über 74 Jahre bei 16 % lag und damit vergleichbar hoch zu der Population gleichaltriger Frauen mit 21 % angenommen werden muss. Der überwiegende Teil (75 %) der Patienten weist nur geringgradig erhöhte Serum-TSH-Werte auf (5 – 10 µE/l), 50 – 80 % der untersuchten Patienten haben gleichzeitig positiv nachweisbare Antikörper-Titer gegen die Schilddrüsenperoxydase (TPO-Antikörper). Angaben zur Prävalenz der euthyreoten Autoimmunthyreoiditis sind nicht verfügbar. Kosten-Nutzen-Analyse von ScreeningUntersuchungen Auf Grund der Häufigkeit der Hypothyreose insgesamt aber auch des gering, milde ausgeprägten klinischen Erscheinungsbildes der subklinischen Hypothyreose wurden wiederholt routinemäßige Screening-Untersuchungen der Bevölkerung für den Serum-TSH-Wert zur Detektion dieser Schilddrüsendysfunktion gefordert. Im Gegensatz zu der eindeutigen Therapieindikation bei manifester Hypothyreose wird nach wie vor eine kontroverse Diskussion zur Frage der Therapie subklinischer Hypothyreosen geführt, obwohl in klinischen Studien der Nutzen dieser Behandlung zunehmend belegt wird. Kosten-Nutzen-Analyse der Schilddrüsenhormontherapie bei subklinischer Hypothyreose Seit mehr als 20 Jahren werden Vor- und Nachteile bzw. Risiken einer Schilddrüsenhormon-Behandlung der subklinischen Hypothyreose kontrovers diskutiert. Grundsätzlich müssen drei wesentliche GeEndokrinologie Informationen 99 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E sichtspunkte bei der Therapieentscheidung bedacht werden. 1. Übergang der subklinischen in eine manifeste Hypothyreose 2. Einfluss der Serumlipide und das damit verbundene kardiovaskuläre Risiko 3. Einfluss auf milde klinische Symptome der subklinischen Hypothyreose, einschließlich neurologisch/psychiatrischer Abnormitäten 4. Bedeutung der frühzeitigen Schilddrüsenhormontherapie bei euthyreoter Stoffwechsellage und Autoimmunthyreoiditis. Diagnostik und Therapieoptionen des Altershyperparathyreoidismus R. Hehrmann, Stuttgart Der primäre Hyperparathyreoidismus (I.HPT) ist im Kindes- und Jugendalter eine Rarität; das Erkrankungsmaximum liegt zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr. Die Graphik zeigt die Altersverteilung der Patienten mit I.HPT am Diakonie-Klinikum Stuttgart in den letzten 3 Jahren. Hochbetagt, d.h. über 80 Jahre waren nur 6.5% der Patienten. Über 70 Jahre waren immerhin mehr als ein Viertel der 148 Patienten. Der „Altershyperparathyreoidismus“ ist also durchaus ein klinisch bedeutsames Problem. Diakonie Klinikum Stuttgart 2000–2003 Altersverteilung I. HPT (n=148) Seit der routinemäßigen Bestimmung von Calcium – auch im Rahmen von Screening-Programmen – und der inzwischen einfach und verlässlich gewordenen PTH-Bestimmung ist auch klar geworden, dass der I.HPT keineswegs selten, sondern nach dem Diabetes mellitus und den Schilddrüsenerkrankungen die dritthäufigste endokrine Erkrankung ist. 1934 publizierte Albright, dass der I.HPT eine vielgestaltige Krankheit sei, dass nicht alle Patienten en Skelettveränderungen leiden und dass häufig eine Nephrolithiasis vorliege. Das klinische Bild des „klassischen“ HPT komplettierend erkannte 1947 Rogers den Zusammenhang mit gastro-duodenalen Ulcera und Cope 1957 die hohe Koinzidenz von Pankreatitis und HPT. Das Hypercalcämie-Syndrom wurde 1953 von Roch als klinisch eigenständiges Syndrom dargelegt und der terminale Übergang in eine hypercalcämische Krise 1958 von Thomas beschrieben. Schließlich wurden auch die Chondrocalcinose, die extraossären Verkalkungen, z.B. an Linse, Cornea, Faszien, Muskulatur und Gefässen sowie die psychischen Veränderungen im Sinne von Reizbarkeit und depressiver Verstimmung mit dem I. HPT assoziiert und eine arteriell Hypertonie häufig gefunden. Klinik: Dem klinischen Bild des I.HPT kann man sich durchaus historisch nähern; dies macht sogar Sinn, da das „klassische“ Krankheitsbild in der Ära vor der Bestimmung von Calcium und vor der Möglichkeit der Bestimmung von Parathormon (PTH) völlig anders imponierte als die Mehrzahl der heute in sehr viel früherem Krankheitsstadium diagnostizierten Fälle. 100 Endokrinologie Informationen Eine Besonderheit ist das Vorkommen des I. HPT im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie Typ I (MEN I), assoziiert vor allem mit Inselzelltumoren und Hypophysenadenomen Heutzutage weisen die meisten Patienten, bei denen ein Hyperparathyreoidismus diagnostiziert wird, eine weitgehend asymptomatische Hypercalcämie auf. Noch am häufigsten sind die renale Manifestation mit einer Nephrolithiasis und meist diskrete neuropsychiatrische Symptome wie geistige Leistungsminderung, Reizbarkeit 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E und depressive Verstimmung. Ausgeprägte Hypercalcämie-Syndrome sind selten geworden, eine hypercalcämische Krise durch einen primären Hyperparathyreoidismus und auch die klinisch manifeste Skelettbeteiligung des Skelettes an der Erkrankung sind zu einer Rarität geworden. Es besteht insbesondere beim Altershyperparathyreoidismus ein erhöhtes relatives Risiko für kardio-vaskuläre Manifestationen, arterielle Hypertonie, erhöhte Mortalität zumindest bei den Fällen, die erst in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium diagnostiziert werden. Eine Besonderheit im Alter ist die mögliche Verschleierung eines milden HPT durch einen gleichzeitig bestehenden Vitamin D-Mangel, der die manifeste Hypercalcämie verhindert und die bei Hypercalcämie oft bestehende Exsikkose durch die Polyurie und das fehlende Durstgefühl alter Menschen. Sie führt dann zur progredienten Einschränkung der Nierenfunktion. Die Veränderungen von Phosphat im Serum der alkalischen Phosphatase und anderen Parametern hatten immer nur eine geringe Sensitivität und waren zudem wenig spezifisch. Auch die moderneren Parameter zur Erfassung des Knochenumsatzes wie die Bestimmung des Osteokalzins, die Bestimmung der Pyridinolin-Crosslinks und der KnochenAP (bAP) sind aufwendig, und von geringer Spezifität und Sensitivität für die Diagnose des I.HPT. Angesichts der Zuverlässigkeit der Bestimmung von Kalzium und Parathormon können sie ebenfalls als überflüssig angesehen werden. Die radioimmunchemischen Bestimmungsmethoden für Parathormon, die jeweils für bestimmte Regionen des Peptidhormons spezifisch waren, sie sind inzwischen historisch und ersetzt durch zuverlässige Verfahren zur Bestimmung des intakten Parathormons unter Verwendung von zwei Antikörpern gegen die jeweils N-terminale und C-terminale Region im Rahmen immmunradiometrischer (IRMA) oder immunluminometrischer (ILMA) Assays. Diagnostik: Die Diagnostik des Altershyperparathyreoidismus unterscheidet sich nicht prinzipiell von der Diagnostik in jüngerem Alter. Vor der Ära der Parathormonbestimmung, die nun seit etwa 20 Jahren möglich ist, war die laborchemische Diagnostik zur Sicherung eines primären Hyperparathyreoidismus aufwendig und kompliziert. Sie umfasste neben den Serumbestimmungen von Kalzium, Phosphat und Alkalische Phosphatase auch die Bestimmung zahlreicher Urinparameter inklusive verschiedener Funktionsproben, insbesondere der Bestimmung von Phosphat im Urin, der Bestimmung der Phosphat-Clearance bzw. des tubulären Transportmaximums für Phosphat. Außerdem wurde als Kollagen-Abbau-Produkt die Hydroxyprolin-Bestimmung im Urin durchgeführt. Eigentlich sind heute alle diese Urinuntersuchungen überflüssig geworden bis auf die Bestimmung der Calciumausscheidung im Urin. Die Nierenfunktion sollte bekannt sein, am besten durch die Bestimmung von Kreatinin bzw. der Kreatinin-Clearance. Ansonsten reicht die Bestimmung von Kalzium im Serum und die gleichzeitige Bestimmung von Parathormon im Serum vollständig zur Sicherung der Diagnose aus. Zur Interpretation der Gesamtkalziumkonzentrationen sollte auch das Albumin bekannt sein. 28 (2004) 4 Wichtig ist hierbei, dass bei erhöhtem Serumkalzium auch eine Parathormonkonzentration, die im Normbereich oder im oberen Grenzbereich liegt, eindeutig für einen primären Hyperparathyreoidismus spricht, da bei einer Hypercalcämie anderer Ätiologie die Parathormonkonzentration erniedrigt ist. Angesichts der außerordentlich seltenen Skelettmanifestation im Kollektiv der heute diagnostizierten Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus ist eigentlich auch die Röntgenuntersuchung des Skelettsystems überflüssig geworden. Beinahe aus Pietät führen wir bei klinisch längerem Verlauf und ausgeprägter Hypercalcämie noch Röntgenaufnahmen wenigstens – des Handskelettes und – des Schädels durch, um dort die typischen Veränderungen (granuläre Atrophie am Schädel, subperiostale Resorptionszonen, Akreosteolysen und Spongiosierung der Kompakta am Handskelett) zu erkennen. Eigentlich ist die Röntgendiagnostik aber nur in Ausnahmefällen, d. h. bei solchen Patienten, die tatsächlich noch eine Skelettsymptomatik aufweisen, sinnvoll. Aus dem gleichen Grund hat sich die Skelettszintigraphie erübrigt und knochenhistologische Untersuchungen sind bei der Fragestellung eines primären Hyperparathyreoidismus nicht mehr indiziert. Endokrinologie Informationen 101 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Präoperative Lokalisationsdiagnostik Primärer Hyperparathyreoidismus im Alter: Therapieoptionen Erst nach eindeutig gestellter biochemischer Diagnose eines primären Hyperparathyreoidismus ist eine Lokalisationsdiagnostik indiziert. Bei noch nicht gesicherter Diagnose ist sie eher verwirrend. Operative Therapie – Konventionelle Operation – Mikroinvasive / einseitige Operation Supportiv-präventive Maßnahmen – Vermeidung hoher Calciumzufuhr – Vermeidung Thiazide, Lithium etc. – körperliches Training Medikamentöse Therapie – Biphosphonate (Pamidronat, Alendronat, Risedronat) – Calciumarme Volumenzufuhr + Furosemid (Östrogen-Progestin bei PM + I HPT) Sofern bei einem Patienten keine Voroperationen am Hals, insbesondere noch keine vergebliche Operation wegen eines primären Hyperparathyreoidismus erfolgt ist, ist als einzige morphologische Voruntersuchung die Ultraschalluntersuchung indiziert. In versierten Händen hat sie eine Treffsicherheit von 60–80 %. Die wesentlich aufwendigeren Untersuchungen wie Computertomographie und/oder Kernspin-Untersuchung sowie die Halsvenenkatheteruntersuchung zur selektiven Blutentnahme sind erst dann indiziert, wenn vergeblich am Hals voroperiert wurde oder wenn eine retrosternale, intrathorakale Lage eines Adenoms vermutet wird (z. B. bei gleichzeitig bestehender, nach retrosternal reichender Struma). Nur in diesen Fällen sind Computertomographie und Kernspinuntersuchung der Sonographie überlegen. Das wichtigste an der Lokalisationsdiagnostik ist ein in der Chirurgie der Nebenschilddrüsen erfahrener und versierter Chirurg. Seine Treffsicherheit ist größer als alle präoperativen Untersuchungsverfahren. Eine neue Situation ist durch die Möglichkeit der mikrochirurgischen Operationstechnik entstanden, da hier präoperativ das Vorliegen eines solitären, lokalisierbaren Adenoms gesichert sein muss. Dies erhöht den präoperativen Aufwand der Lokalisationsdiagnostik um die Szintigraphie mit Technetium-99m Sestamibi (oder Subtraktionsszintigraphie mit Sestamibi und 99mTc-Tetrofosmin oder 99mTcPertechnetat), Kernspin oder Computertomographie oder intraoperativer MIBI Gamma-Sonde. Diese Maßnahmen führen zu einer erheblichen Kostensteigerung der präoperativen Lokalisationsdiagnostik. Auch die intraoperative PTH-Bestimmung mit einem schnellen Assay zum Nachweis der Entfernung des Adenoms verteuert die Behandlung zusätzlich und nicht unerheblich. Die Therapieoptionen beim Altershyperparathyreoidismus sind auch nicht grundsätzlich anders als beim I.HPT in jüngerem Alter. 102 Endokrinologie Informationen Bei multimorbiden alten Patienten mit sehr hohem Operationsrisiko oder bei fehlender Bereitschaft zur Operation kann beim Altershyperparathyreoidismus durchaus auch längerfristig mit Biphosphonaten behandelt werden, die die Hypercalcämie reduzieren oder normalisieren und den Knochenabbau bremsen. Im übrigen stellt das Alter per se keine Kontraindikation für die operative Therapie dar. Die meisten, auch die betagten Patienten mit manifestem I.HPT werden heute bei uns operativ behandelt. Auf die Differentialindikation, auch zum mikroinvasiven Vorgehen beim I.HPT wird der folgende Beitrag von Herrn Steinmüller, Berlin eingehen. „Alt werden ist zwar im Prinzip erlaubt, aber es wird nicht gern gesehen“. Dieses zynische Zitat von Dieter Hildebrand ist bezogen auf den Altershyperparathyreoidismus fehl am Platz. Auch im Alter ist die Diagnose des I.HPT leicht und lohnend, die Therapie ist – operativ oder konservativ – effektiv möglich. Literatur: Burney, R.E., Jones, K.R., Christy, B. et al.: Health status improvement after surgical correction of primary hyperparathyroidism in patients with high and low pre-operative calcium levels. Surgery 1999; 125: 608 Chan, A.K., Duh, Q.Y., Katz, M.H. et al.: Clinical Manifestations of hyperparathyroidism before and after parathyroidectomy. A casecontrol study. Ann. Surg. 1995; 222:402 Lind, L., Hvarfur, A., Palmer,M. et al.: Hypertension in primary hyperparathyroidism in relation to histopathology. Eur. J. Surg. 1991 ; 157 :457 Lind,L., Ljunghall,S. : Preoperative evaluation of risk factors for complications in patients with primary hyperparathyroidism. Eur. J. Clin. Invest. 1995 ; 25 : 955 Nilsson, I.L., Yin, L., Lundgren,E. et al.: Clinical presentation of primary hyperparathyroidism in Europe – nationwide cohort analysis on mortality from non-malignant causes. J. Bone Miner. Res. 2002; 17 Suppl.2: N 68 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Palmer, M., Adami, H.O., Bergstrom, R. et al.: Mortality after surgery for primary hyperparathyroidism: a follow up of 441 patients operated from 1956 –1979. Surgery 1987: 102:1 Stefanelli, T., Abela,C., Frank, H. et al.: Cardiac abnormalities in patients with primary hyperparathyroidism: implications for followup. J. Clin. Endocrinlo. Metab. 1997 : 82 :106 Wermers, R.A., Khosla, S., Atkinson, E. et al.: Survival after the diagnosis of hyperparathyroidism : a population based study. Am. J. Med. 1998; 104: 115 Die chirurgische Behandlung des Altershyperparathyreoidismus Prof. Dr. Thomas Steinmüller Klinik für Allgemein-, Viszeral und Gefäßchirurgie, Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin [email protected] Der Altershyperparathyreoidismus ist nicht selten, die Prävalenz bei über 80-Jährigen wird bis zu 7% geschätzt. Hier sind weniger die klassischen Symptome des jüngeren Patienten, nämlich Nephroliothiasis und funktionelle abdominelle Symptome zu erwarten, sondern es überwiegen beim alten Menschen die psychiatrischen Symptome wie depressive Verstimmung, Vergesslichkeit, Angstzustände, Müdigkeit und Antriebsarmut. Zur Zeit stellt die operative Therapie des primären Hyperparathyreoidismus (pHPT) die einzige dauerhafte und effiziente Behandlung dieser Erkrankung dar. Es besteht ein Konsens, dass grundsätzlich die Indikation zur Operation gegeben ist, wenn Symptome und Folgeerkrankungen des pHPT vorliegen bzw. wenn das Serumkalzium erhöht ist. Bei Patienten mit milder Hyperkalzämie und einem sog. „asymptomatischen“ pHPT ist die Operationsindikation strittig; hier kann sich die Indikation nach Kriterien des NIH Consensus Development Panel (1991), Aktualisierung 1999(1) richten. Allerdings ist der Begriff „asymptomischer HPT“ gerade beim alten Menschen problematisch, da sich bei einem grossen Teil dieser Patienten die Lebensqualität nach Korrektur der Stoffwechselstörung bessert. Dem Nutzen der Operation steht das geringe Risiko des Eingriffs gegenüber mit fehlender Mortalität und einer niedrigen Morbidität (permanente Rekurrensparese bzw. Hypoparathyreoidismus unter 1% in erfahrenen Zentren). Bei älteren Patienten wird die Indikation zur Operation vielfach eher restriktiv gesehen, u.a. aufgrund der vermuteten eingeschränkten Lebenserwartung und der vermeintlich erhöhten perioperativen Morbidität und Mortalität. Es versteht sich von selbst, dass gerade bei geriatrischen Patienten eine sehr individuelle, sorgfältige Risiko-Nutzen-Evaluation einer 28 (2004) 4 Operation geboten ist, die diese Faktoren in Abhängigkeit von der Comorbidität berücksichtigt. Allerdings sind oben genannte neuropsychiatrische Symptome des Altershyperparathyreoidismus vom spontanen Altersverlauf schwer abgrenzbar und führen vielfach zu einer ungerechtfertigt grossen Zurückhaltung in der Indikationsstellung zur Operation; gerade diese psychiatrischen Symptome sind aber nach Korrektur der Stoffwechselstörung in der Regel reversibel und bestimmen wesentlich die Lebensqualität des alten Menschen. Ziel der Operation ist die dauerhafte Normalisierung des Parathormon (iPTH)-spiegels. Im Vergleich zur Normalpopulation liegt bei alten Menschen häufiger eine Mehrdrüsenerkrankung vor (26% in(2)). Grundsätzlich muss durch eine intraoperative iPTHBestimmung der Erfolg der resektiven Massnahme bestätigt werden. Eine Vierdrüsenhyperplasie kann sowohl sporadisch wie auch bei familiären Erkrankungen auftreten und erfordert eine subtotale Parathyreoidektomie oder eine Parathyreoidektomie mit Autotransplantation (s.a. Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zur Therapie des pHPT: http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/chall 004.htm). Die Verbesserung der Bildgebung(3) auf der einen Seite (Ultraschall, 99mTc-Sestamibi Szintigraphie, SPECT-Sestamibi, Kernspintomographie; insgesamt kann in erfahrener Hand eine Sensitivität bis 90% bei einer Spezifität bis 100%, bei geeigneter Kombination der Verfahren eine Sensitivität bis 95% erreicht werden) und die Möglichkeit der intraoperativen iPTH-Bestimmung auf der anderen (kurze intravitale Halbwertszeit des iPTH) haben unilaterale und minimal invasive Techniken der Nebenschilddrüsenchirurgie ermöglicht, die in den letzten Jahren Verbreitung gefunden haben. Endokrinologie Informationen 103 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Unterschieden werden unilateral offene Verfahren (auch unter Lokalanaesthesie) von minimal-invasiven geschlossenen komplett-endoskopischen (mit Luftinsufflation) und minimal-invasiven video-assistierten Operationen. Alle diese jungen Verfahren erfordern die präoperative Lokalisation des Adenoms und die Erfolgskontrolle mittels introperativem iPTHAssay. Sie sind in erfahrener Hand mit guten Ergebnissen möglich(4), kosmetisch (meist) aufgrund eines kleineren Schnittes günstiger, dafür jedoch immer wesentlich teurer. nach der Operation und die Steigerung der Lebensqualität dieser Patienten ist erheblich. Einige grosse Kohortenstudien(6,7) zeigen, daß auch das Überleben nach Operation signifikant höher ist im Vergleich zur konservativen Therapie. Zusammenfassend sollte gerade bei alten Menschen die Indikation zur operativen Korrektur des pHPT nicht zu restriktiv gestellt werden. Literatur: Gerade bei geriatrischen Patienten favorisieren einige Autoren das minimal-invasive Vorgehen, sofern keine Mehrdrüsenerkrankung vorliegt(5), teils auch in Lokalanästhesie(6). Insgesamt ist der Nutzen dieser Verfahren im Vergleich zum konventionellen Vorgehen bei allen Altergruppen nicht ausreichend untersucht. Ergebnisse Retrospektive Studien zeigen, dass die Nebenschilddrüsenchirurgie bei geriatrischen Patienten effektiv ist und keine perioperative Letalität aufweist(2), unabhängig vom angewandten Verfahren. Die Hyperkalzämiesymptome bessern sich kurzfristig 1. Silverberg SJ et al.: Therapeutic controversies in primary hyperparathyroidism. J Clin Endocrinol Metab 1999, 84(7): 2275-85 2. Kebebew E et al.: Parathyroidectomy for primary hyperparathyroidism in octogenarians and nonagenarians. Arch Surg 2003, 138:867-71 3. Prager G et al.: Impact of localization studies on feasibility of minimally invasive parathyroidectomy. J Am Coll Surg 2003, 196(4):541-8 4 Berti P et al.: Limits and drawbacks of video-assisted parathyroidectomy. Br J Surgery 2003, 90:743-7 5. Irvin GL et al.: Limited parathyroidectomy in geriatric patients. Ann Surg 2001, 233(5):612-6 6. Bierto L et al.: Image-directed parathyroidectomy under local anasthesia in the elderly. Br J Surgery 2003, 90:738-42 7. Vestergaard P et al.: Cohort study on effects of parathyroid surgery on multiple outcomes in primary hyperparathyroidism. Brit Med J 2003, 327:530 Was wird derzeit noch substituiert – Vitamine, Minerale und Antioxidantien Pro und Kontra R. Gärtner, München Die Deutschen geben etwa 1 Milliarde € pro Jahr für Nahrungsergänzungsmittel aus, vorwiegend Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien. Ältere Menschen nehmen häufiger diese Substanzen ein, allerdings wird auch schon von Jüngeren aus den verschiedensten Indikationen heraus Nahrungsergänzungsmittel eingenommen. Etwa 75% der über 50-jährigen, unabhängig von der Schulbildung nehmen Nahrungsergänzungsmittel zumindest zeitweise zu sich. Wie das Deutsche Institut für Ernährung und Diätetik in einer aktuellen Untersuchung herausgefunden hat, weisen aber 83% der älteren Menschen in Institutionen und 31% der zuhause lebenden Senioren mindestens einen, meist aber mehrere mangelhafte Ernährungsparameter auf. Dies liegt an vielen Fak104 Endokrinologie Informationen toren, ein wichtiger ist sicher, dass der Kalorienbedarf z.B. bei einem 60-jährigen um etwa 25% niedriger liegt als bei einem 30-jährigen. Der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen bleibt aber identisch, d.h. ältere müssten eine Nahrung zu sich nehmen, die um ein Viertel mehr an Vitaminen und Spurenelementen enthält als jüngere. Während sich die Naturheilmedizin schon sehr lange mit der Substitution dieser Substanzen auseinandergesetzt hat, ist die Schulmedizin generell zurückhaltend und viele Ärzte sind sich unsicher, ob und welche Substitution sinnvoll ist. Ein wesentliches Problem besteht darin, dass Serumspiegel der einzelnen Substanzen nicht unbedingt den Gehalt im Körper widerspiegeln, die typi28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E schen ausgeprägten Mangelerkrankungen bei uns nicht mehr vorkommen und latente Mangelzustände schwer erkennbar sind. Interventionsstudien sind somit die beste Möglichkeit herauszufinden, ob es sinnvoll ist, bestimmte Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien zu substituieren. Empfohlene tägliche Zufuhr beim Erwachsenen (FDA) Vitamin A 700–900 µg Vitamin B6 2,4 µg Vitamin B12 1,5–1,7 mg Grundsätzlich gilt, dass eine vollwertige Ernährung in der Regel ausreicht – auch beim älteren Menschen – um den täglichen Bedarf an Mineralstoffen und Vitaminen sowie Antioxidantien zu decken, so dass bei gesunder Ernährung eine zusätzliche Zufuhr nicht notwendig ist. In Tab. 1 ist die notwendige Menge und in Tab. 2 die tägliche Zufuhr von Nahrungsmitteln zusammengestellt, um eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen zu sichern. Folsäure 400 µg Vitamin E 15mg (22 IU) Vitamin D 400–600 IU Vitamin C 100 mg Kalzium 1000–1500 mg Zink 10 mg Eisen 8 mg Darüber hinaus werden einige Erkrankungen wie Arteriosklerose, Krebs und Autoimmunerkrankungen in Zusammenhang mit einem Defizit an Vitaminen oder Antioxidantien gebracht. Diese Assoziationen stammen meist von Beobachtungs- oder epidemiologischen Studien. Höhere als von den Fachgesellschaften für Ernährung empfohlene Dosen werden daher oft angewandt, in der Annahme einer präventiven oder gar therapeutischen Wirkung bei höherer Zufuhr. Selen 55 µg Vitamin E reduziert das oxidierte LDL, daher wurde angenommen, dass eine höhere Substitution mit Vitamin E zu einer Reduktion der Inzidenz von arteriosklerotischen Komplikationen führt. In der National Nurse Study wurden diese Ereignisse bei 90 000 Frauen retrospektiv ausgewertet. Die Frauen, die mehr Vitamin E zuführten (32–1500 mg pro Tag, im Mittel 239 mg), hatten eine um 30–40% niedrigere Myokardinfarktrate. Auch in einer finnischen Studie wurde bei über 5000 Männern und Frauen zwischen 30 und 69 Jahren eine geringere Mortalität infolge eines Infarktes bei denen mit höherem Vitamin E Substitution beobachtet. In der HOPE Studie, bei der über 10 000 Diabetiker mit 265 mg Vitamin E pro Tag substituiert wurden, konnte über einen Beobachtungszeitraum von 4,5 Jahren kein Effekt der Vitamin E Substitution nachgewiesen werden. Auch wurde angenommen, dass durch eine Substitution mit Vitamin E die Inzidenz von Prostatakarzinom, Mamma- und Kolonkarzinom verringert werden kann. Aber auch diese konnte nicht in großen Studien bisher belegt werden. Dasselbe gilt für Vitamin A bzw. -Karotin. Auch hier konnte nicht bestätigt werden, dass -Karotin 28 (2004) 4 Tab. 1 die Inzidenz von Lungenkarzinomen reduzieren kann, im Gegenteil, bei Rauchern wurde eine erhöhte Inzidenz von Lungenkarzinomen unter -Karotin Substitution beobachtet. Hohe Dosen von Karotin beeinträchtigen die Resorption von Vitamin D, was mit dazu beitragen kann, eine Osteoporose zu entwickeln. Ein Mangel an Folsäure, Vitamin B6 und B12 ist assoziiert mit einem erhöhten Homozysteinspiegel. Dies kann zu einer erhöhten Inzidenz von KHE und Schlaganfall führen. Interventionsstudien, die einen Rückgang der Inzidenz von KHE oder Schlaganfall zeigen stehen bislang noch aus. Vitamin C ist ein antioxidatives, wasserlösliches Vitamin. Eine Reihe von epidemiologischen und klinischen Studien konnte keinen anti-cancerogenen Effekt von hohen Dosen Vitamin C nachweisen, bis auf das Magenkarzinom, da in epidemiologischen Studien belegt wurde, dass die Zufuhr von Nahrungsmitteln mit hohem Vitamin C Gehalt oder die zusätzliche Einnahme von Vitamin C mit einer geringeren Inzidenz von Magenkarzinomen assoziiert ist. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass weniger Nnitroso-Verbindungen aus Nitraten unter Vitamin C Substitution entstehen. Kürzlich wurde aber gezeigt, dass Lipid-Hydroperoxide mit Vitamin C reagieren und Verbindungen entstehen, die genotoxisch sind, Endokrinologie Informationen 105 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E und Mutationen auslösen können. Inwieweit dies in vivo eine Rolle spielt wird gegenwärtig noch kontrovers diskutiert. In vitro kann Vitamin C die LDL-Oxidation hemmen, daher ging man davon aus, dass hohe Dosen an Vitamin C anti-arteriosklerotisch wirken kann. Klinische Studien haben diesen Effekt aber nicht belegt. Vitamin C erhöht die Eisenresorption und ermöglicht die Freisetzung von Eisen aus den Bindungsproteinen, was zu einer erhöhten Lipidoxidation führen kann. Hohe Dosen an Vitamin C (500–1000 mg) haben also keinen Effekt auf die Verhinderung einer Arteriosklerose. Vitamin D-Mangel bei Älteren ist häufiger als bislang angenommen. In einer großen internationalen Studie wurde bei 4% aller postmenopausaler Frauen ein manifester, und bei 24% ein latenter Vitamin D Mangel festgestellt. 50% aller Frauen mit Schenkelhalsfraktur haben einen Vitamin D Mangel. Eine Vitamin D Substitution bei Älteren reduziert die Frakturrate am Schenkelhals, und verbessert die neuro-muskuläre Koordination. Eine Vitamin D Substitution (400–800 IU) ist indiziert bei immobilen, älteren Menschen, die wenig an die Sonne kommen und bei nachgewiesener Osteoporose als Basismedikation zusammen mit Kalzium. Selen ist ein Spurenelement, das in vivo in Selenocystein, die 21. Aminosäure umgewandelt wird. Sie steht im Zentrum einer Reihe von Enzymsystemen, die für die Aufrechterhaltung der Redoxsysteme im Plasma, im Zytosol und im Zellkern verantwortlich sind. Die typischen Selenmangelerkrankungen (Keshan’disease und Kashin-Beck’disease) kommen nur in Gegenden mit ausgeprägtem Selenmangel vor. In Europa ist die Selenaufnahme niedrig, es werden nicht die optimalen Plasma-GPx Aktivitäten erreicht. Zahlreiche epidemiologische Studien belegen den inversen Zusammenhand zwischen Selenmangel und Karzinomen, vor allem Lungen-Colorektale-und Prostatakarzinome. Eine prospektive Studie, deren primäres Endziel die Reduktion von Basaliomen bei Männern war, zeigte eine mehr als 50%ige Reduktion von Prostata- und Colonkarzinomen. Dies führte dazu, dass zur Zeit eine der größten „cancer prevention studies“ in den USA (PROVESS) und Frankreich (SU.VI.MAX) durchgeführt werden, in denen der Effekt einer Selen- und Vitamin E Substitution auf die Inzidenz von Prostata- und Colon-karzinomen getestet werden soll. 106 Endokrinologie Informationen In epidemiologischen Studien konnte auch gezeigt werden, dass Selen anti-arteriosklerotisch wirken kann, prospektive Studien hierzu stehen aber noch aus. Selenmangel ist assoziiert mit einer höheren Viruslast und Mortalität bei HIV Patienten. Studien sind im Gange, in denen gezeigt werden soll, inwieweit eine Selensubstitution die Mortalität bei diesen Patienten bzw. die Sekundärinfektionsrate bei HIV positiven Kindern senken kann. In einer der bislang größten Studien konnte in China gezeigt werden, dass durch eine Substitution mit 200 µg Natriumselenit die Inzidenz des HCC bei Hepatitis C Patienten innerhalb von 5 Jahren signifikant gesenkt werden konnte. Eine Reihe von Interventionsstudien konnte belegen, dass eine Selensubstitution einen positiven Einfluss auf die Immunabwehr hat. Bei Kindern mit Viruspneumonie konnte durch die einmalige Gabe von 1000 µg Natriumselenit den stationären Aufenthalt um die Hälfte der Tage reduzieren. In zwei unabhängig voneinander durchgeführten prospektiven Studien konnte belegt werden, dass die TPO-Ak Konzentrationen bei Patienten mit Autoimmunthyreoiditis (AIT) signifikant durch 200 µg Selen pro Tag über 3 bzw. 6 Monate gesenkt werden konnte. Die Mortalität bei Sepsis-Patienten konnte ebenfalls in prospektiven Studien durch eine Substitution Selen um 20% gesenkt werden. Eine multizentrische Studie hierzu wird zurzeit durchgeführt. Zusammenfassend ist festzustellen, dass bislang nicht belegt ist, dass eine Substitution mit fettlöslichen Vitaminen über die empfohlene tägliche Zufuhr hinaus weder das Karzinomrisiko, noch die Inzidenz der Arteriosklerose senken kann. Dasselbe gilt für Folsäure und Vitamin C. Der Vitamin D-Mangel ist in den entwickelten Ländern ausgeprägter als bisher angenommen, eine Vitamin D Substitution bei Risikopatienten ist sinnvoll zur Verhinderung osteoporotischer Frakturen. Eine ausreichende Selenzufuhr mit der Nahrung ist in Europa schwer möglich, daher erscheint bei Risikopatienten eine Selensubstitution sinnvoll. Therapeutisch sinnvoll ist die Selensubstitution in der Behandlung der AIT und der Sepsis, sowie bei Virusinfektionen. Der Nutzen einer langfristigen höheren Selen-Substitution als antioxidatives, anti-cancerogenes, „anti-aging“ Spurenelement ist bislang nicht belegt. 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Tab. 2: Das braucht der Körper im Alter Vitamine/ Mineralstoffe Vorkommen Verzehrsempfehlung proTag A Rinder- und Hühnerleber, Leberwurst, Pfifferlinge, Karotten 100 g Leberwurst oder Karottensalat, ein Mal Rinder- oder Hühnerleber pro Woche B1 Haferflocken, Schweinefleisch, Hefeflocken, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte 4–5 Scheiben Vollkornbrot oder 3 mittelgroße Kartoffeln oder 75g Reis/Nudeln (Rohgewicht) B2 Kartoffeln, Vollkornprodukte, grünes Gemüse, Milch- u. Milchprodukte, Hefeflocken wie unter Vitamin B1 aufgeführt und 200 g Gemüse B5 Hefeflocken, Pfifferlinge, Steinpilze, Weizenkleie, Erdnüsse, Rinderleber 50 g Hefeflocken ins Salat-Dressing rühren B6 Vollkornbrot, Walnüsse, Gemüse, Fisch, Kartoffeln wie unter B1 und B2 B12 Kalbsleber, Makrele, Hering, Lachs, Rindfleisch, Camembert C in allen Obst- und Gemüsesorten, besonders Zitrusfrüchte, schwarze Johannisbeeren, Kiwi Kartoffeln, Petersilie, Paprika 150 g Obst und 200 g Gemüse, Salate D Milch, Käse, Fisch 1/4 l Milch und 2 dünne Scheiben Käse E Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl, Diätmargarine, Haselnüsse, Mandeln, Sonnenblumenkerne, Salate mit genannten Ölen anmachen. Regelmäßig ein paar Nüsse essen. Biotin Leber, Pfifferlinge, Steinpilze Wie unter A K Sauerkraut, Kresse, Sonnenblumenund Distelöl Salaten immer ein wenig Garten- oder Brunnenkresse beigeben Folsäure Viele frische Salate und Gemüse, Leberwurst, Erdnüsse, Pfifferlinge, Steinpilze In den normalen Salat- und Gemüserationen enthalten Calcium Milch- und Milchprodukte, Brokkoli, Sesam 1/4 l Milch oder Joghurt und 2 dünne Scheiben Käse Jod Seefisch, Milch- und Milchprodukte, Jodsalz Jodsalz verwenden, 1–2 mal wöchentlich Seefisch essen Eisen Vollkornprodukte, Fleisch, Gemüse, Hülsenfrüchte 4 Scheiben Vollkornbrot, 2 Scheiben gekochten Schinken oder Putenbrust Selen Paranüsse, Thunfisch, Kalbsleber Makkaroni, Eier 1–2 Paranüsse pro Woche 1 mal Thunfisch pro Woche 28 (2004) 4 Endokrinologie Informationen 107 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Hormonsubstitution im Klimakterium und in der Postmenopause Bernd Hinney Im Alter von etwa 50–55 Jahren sind die Ovarien der Frau erschöpft. Auf Grund der ausbleibenden Follikelreifung kommt es zum Sistieren der natürlichen Östrogenproduktion. Bei vielen Frauen ist der Östrogenabfall mit störenden Symptomen verbunden. Im Vordergrund stehen Hitzewallungen und Schlafstörungen. Nicht selten kommt es zu depressiver Verstimmung und anderen psychischen Symptomen. Im weiteren Verlauf treten ferner unerwünschte körperliche Veränderungen auf. Besonders störend sind die Atrophie des Urogenitalbereichs sowie die beschleunigte Knochenentkalkung mit nachfolgender Frakturgefahr. Es lag daher nahe, den Abfall der endogenen Östrogenproduktion durch Zufuhr von Östrogenen auszugleichen. Zunächst wurden vorwiegend die sogenannten konjugierten Östrogene aus Stutenharn verabreicht, in neuerer Zeit steht auch Östradiol, das natürliche Östrogen der geschlechtsreifen Frau, in ausreichenden Mengen zur oralen und parenteralen Applikation zur Verfügung. Die Östrogensubstitution behebt recht zuverlässig die störenden klimakterischen Symptome, insbesondere werden Hitzewallungen und Schlafstörungen gelindert. Weiterhin zeigt sich ein positiver Einfluss auf die urogenitale Atrophie, ferner wird der Verlust der Knochenmasse reduziert. Retrospektive Untersuchungen an Koronararterien von Frauen, die frühzeitig kastriert worden waren, zeigten einen nachteiligen Effekt des Östrogenmangels (Parrish et al. 1967). Aus diesen und anderen Arbeiten wurde die Indikation zur Östrogengabe auch an Frauen in der Postmenopause und im Senium zum Schutz der Koronarien abgeleitet. Im Jahre 1992 publizierten Grady u. Mitarb. eine Arbeit mit dem Titel „Hormone therapy to prevent disease and prolong life in postmenopausal women“ (Grady et al. 1992). Die Autoren ermittelten für eine 50jährige Frau mit koronarem Risiko eine durch Östrogentherapie bedingte Verlängerung der Lebenserwartung um mehr als 2 Jahre. In einer großen randomisierten Studie sollte diese Annahme überprüft werden. 2.763 Frauen mit KHK und vorhandenem Uterus erhielten randomisiert entweder eine Östrogen/Gestagenkombination (0,625 mg konjugierte equine Östrogene und 2,5 mg 108 Endokrinologie Informationen MPA) oder Plazebo [Heart and Estrogen/Progestin Replacement Study (HERS)] (Hulley et al. 1998). Dass Frauen mit vorhandenem Uterus nicht mit einer alleinigen Östrogentherapie behandelt werden dürfen, hatte sich bereits in den siebziger Jahren gezeigt, als es unter reiner Östrogentherapie zu einem massiven Anstieg der Rate von Endometriumkarzinomen gekommen war. Die Ergebnisse der HERS-Studie waren zunächst etwas widersprüchlich: Im ersten Behandlungsjahr kam es in der Therapiegruppe etwas häufiger zu koronaren Ereignissen (RR = 1,52). Im zweiten Jahr war die Zahl der koronaren Ereignisse in beiden Gruppen gleich, anschließend verschob sich bis zum 5. Beobachtungsjahr das Gleichgewicht zugunsten der Therapiegruppe (Hulley et al. 1998). Die Auswertung der folgenden Jahre zeigte jedoch keinen Vorteil der Östrogen/Gestagen-Therapie, im 6. bis 8. Behandlungsjahr waren die Ergebnisse beider Gruppen identisch. Insgesamt ergab sich somit aus der HERS-Studie, dass eine kombinierte HRT zur Sekundärprophylaxe koronarer Erkrankungen nicht geeignet ist. Die nachfolgend gestartete Studie der „Women’s Health Initiative“ (WHI) sollte klären, ob sich eine HRT zur Primärprophylaxe koronarer Erkrankungen eignet. Ein Studienarm umfasste 16.608 gesunde postmenopausale Frauen mit vorhandenem Uterus. Die Hälfte dieser Frauen erhielt 0,625 mg konjugierte Östrogene plus MPA, die andere Gruppe ein Plazebo. Die Dauer der Studie war mit 8,5 Jahren angesetzt. Auf Grund der Ergebnisse einer Zwischenauswertung wurde dieser Studienarm jedoch bereits nach 5,2 Jahren abgebrochen. Ein weiterer Studienarm mit reiner Östrogentherapie bei hysterektomierten Frauen wurde dagegen fortgesetzt. Die Zwischenauswertung der Östrogen/GestagenTherapie hatte folgende Ergebnisse gezeigt: Auf 10.000 Personenjahre kam es durch HRT zusätzlich zu 31 negativen Ereignissen (7 koronare Ereignisse, 8 Schlaganfälle, 8 Lungenembolien und 8 invasive Mammakarzinome). Demgegenüber stand eine Minderung um 11 negative Ereignisse (6 kolorektale Karzinome und 5 Schenkelhalsfrakturen). Diese Bilanz hatte die Studienleitung zum Abbruch des Studienarms veranlasst (Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E principal results From the Women’s Health Initiative randomized controlled trial 2002). Aus der Tatsache, dass der Studienarm mit reiner Östrogentherapie weitergeführt wird, kann geschlossen werden, dass die Bilanz dieser Therapie positiver ausfällt. Die Ergebnisse der WHI-Studie wurden in Deutschland skeptisch aufgenommen. Unter anderem wurde die Studienmedikation mit konjugierten Östrogenen und MPA für die hiesigen Verhältnisse als untypisch angesehen. Hinsichtlich des Brustkrebsrisikos wurden die Ergebnisse der WHI-Studie allerdings kürzlich durch eine englische Studie bestätigt. In der „Million women study“ wurden 1.084.110 Frauen vor einem Mammakarzinom-Sreening bezüglich vorausgegangener Hormonbehandlungen befragt. Die Auswertung zeigte einen deutlichen Anstieg des Brustkrebsrisikos für Anwenderinnen einer kombinierten Östrogen/Gestagen-Therapie. Für Frauen, die eine reine Östrogentherapie erhielten, war das Brustkrebsrisikos dagegen nur geringfügig erhöht. Hinsichtlich des Brustkrebsrisikos wurden somit die Ergebnisse der WHI-Studie bestätigt. (Beral 2003). Unabhängig von den genannten Studien gibt es Hinweise auf eine Erhöhung des Ovarialkarzinomrisikos durch HRT. Nach einer 2001 publizierten Studie muss nach einer zehnjährigen HRT mit einer Verdoppelung der Sterblichkeit an einem Ovarialkarzinom gerechnet werden (Rodriguez et al. 2001). Verschiedene Publikationen hatten in den letzten Jahren eine günstige Wirkung der HRT auf Demenzerkrankungen vermuten lassen. Diesbezügliche Auswertungen der WHI-Studie konnten einen derartigen positiven Effekt allerdings nicht bestätigen, u. U. ist eher mit einer Zunahme des Demenzrisikos zu rechnen (Rapp et al. 2003) (Shumaker et al. 2003). Zusammenfassung: Neuere Studien lassen eine Erhöhung des Risikos für Brustkrebs, Ovarialkarzinom, koronare Herzerkrankungen, Lungenembolien und Schlaganfälle durch eine längerfristige kombinierte HRT vermuten. Gesenkt wird offenbar lediglich das Risiko für Schenkelhalsfrakturen und Darmkrebs. Die günstige Wirkung einer HRT auf klimakterische Beschwerden ist dagegen unbestritten. Die HRT sollte daher so kurz wie möglich zur Therapie ausgeprägter klimakterischer Beschwerden angewendet werden. Eine Langzeittherapie ist nicht indiziert. Die Rolle einer reinen Östrogentherapie bei hysterektomierten Frauen bedarf der weiteren Klärung. Literatur 1. WHI (2002) Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results From the Women’s Health Initiative randomized controlled trial. JAMA 288 (3):321-333. 2. Beral V (2003) Breast cancer and hormone-replacement therapy in the Million Women Study. Lancet 362 (9382):419-427. 3. Grady D et al (1992) Hormone therapy to prevent disease and prolong life in postmenopausal women. Ann.Intern.Med 117 (12):1016-1037. 4. Hulley S et al (1998) Randomized trial of estrogen plus progestin for secondary prevention of coronary heart disease in postmenopausal women. Heart and Estrogen/progestin Replacement Study (HERS) Research Group. JAMA 280 (7):605-613. 5. Parrish HM et al (1967) Time interval from castration in premenopausal women to development of excessive coronary atherosclerosis. Am.J.Obstet.Gynecol. 99 (2):155-162. 6. Rapp SR et al (2003) Effect of estrogen plus progestin on global cognitive function in postmenopausal women: the Women’s Health Initiative Memory Study: a randomized controlled trial. JAMA 289 (20):2663-2672. 7. Rodriguez C et al (2001) Estrogen replacement therapy and ovarian cancer mortality in a large prospective study of US women. JAMA 285 (11):1460-1465. 8. Shumaker SA et al (2003) Estrogen plus progestin and the incidence of dementia and mild cognitive impairment in postmenopausal women: the Women’s Health Initiative Memory Study: a randomized controlled trial. JAMA 289 (20):2651-2662. Testosteronsubstitution des gesunden alten Mannes – Datenlage Hermann M. Behre Sektion Andrologie, Martin-Luther-Universität, 06097 Halle Die Effekte einer Testosteronsubstitution bei Männern mit Hypogonadismus sind seit Jahrzehnten gut dokumentiert und für aktuelle moderne Testosteronpräparate durch randomisierte, kontrollierte klinische Studien wissenschaftlich überprüft (Übersicht bei: Nieschlag & Behre, 2004). Diese Daten können 28 (2004) 4 jedoch nicht auf die Therapie des gesunden alten Mannes übertragen werden. Um einer missbräuchlichen Therapie Einhalt zu gebieten, hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zusammen mit der Deutschen GeEndokrinologie Informationen 109 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E sellschaft für Andrologie (DGA), der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Anfang des Jahres 2001 ein Konsensuspapier „Der alternde Mann“ publiziert, in dem als Indikation zur Testosterontherapie des alternden Mannes nur ein eindeutiger, laborchemisch nachgewiesener Testosteronmangel in Kombination mit klinischen Symptomen des Testosteronmangels konstatiert wird. Derzeit liegen Ergebnisse ausreichend großer, mehrjähriger, randomisierter Placebo-kontrollierter klinischer Studien zur Testosterontherapie des gesunden alten Mannes nicht vor, die valide klinische Endpunkte (z.B. Knochenfraktur-Rate) statt SurrogatParameter (z.B. laborchemische Knochenresorptions-Marker) untersuchen und potentielle Nebenwirkungen, z.B. auf die Prostata, valide quantifizieren. Die Therapie des gesunden alten Mannes mit Testosteron muss daher gegenwärtig aufgrund fehlender Evidenz und nicht vorhandener Risiko-Nutzen-Abschätzung außerhalb klinischer Studien abgelehnt werden. Die deutsche Konsensus-Empfehlung deckt sich mit internationalen Empfehlungen, wie dem „Consensus Statement“ der U.S. Endocrine Society (2001) und den „Recommendations“ der International Society for the Study of the Aging Male (ISSAM) (Morales & Lunenfeld 2002). Literatur Konsensuspapier „Der alternde Mann“. Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Der alternde Mann“ der Deutschen Gesellschaft für Andrologie, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Endokrinologie-Informationen 2001; 25:23-24. Morales A, Lunenfeld B. Investigation, treatment and monitoring of late-onset hypogonadism in males. Official Recommendations of the International Society for the Study of the Aging Male (ISSAM). The Aging Male 2002;5:74-86. Nieschlag E, Behre HM (eds.). Testosterone – action, deficiency, substitution. 3rd edition. Cambridge: Cambridge University Press, 2004 (in press). The Endocrine Society. Consensus Statement of the Second Annual Andropause Consensus Meeting (recommendations independently reviewed and approved by the Clinical Affairs Committee of The Endocrine Society). The Endocrine Society, 2001. Somatopause: Indikation zur GH-Therapie? Peter Herbert Kann Endokrinologie & Diabetologie Klinikum der Philipps-Universität Marburg Baldingerstraße, D-35033 Marburg Das somatotrope System Wachstumshormon wird aus dem Hypophysenvorderlappen freigesetzt. Die Sekretion des Wachstumshormons ist hypothalamisch reguliert und kontrolliert, wobei GHRH und Ghrelin stimulatorische und Somatostatin inhibitorische Effekte ausüben. Wachstumshormon bewirkt in den peripheren Zielorganen die IGF-1-Synthese und Sekretion, wobei das systemisch meßbare IGF-1 überwiegend aus der Leber stammt. Kommt es zu einer organisch bedingten Hypophysenvorderlappeninsuffizienz, gehört die somatotrope Achse zu den Partialfunktionen, die bei Hypophysenerkrankungen sehr früh ausfallen können. Klinik des Wachstumshormonmangels Im Kindesalter manifestiert sich der Wachstumshormonmangel augenfällig als proportionierter Klein110 Endokrinologie Informationen wuchs. Im Erwachsenenalter sind dem Wachstumshormonmangel eine vermehrte zentral betonte Adipositas, eine Verminderung der Muskel- und Knochenmasse, ein vermindertes extrazelluläres Flüssigkeitsvolumen, Störungen des Lipidstoffwechsels, Einschränkungen der endothelialen Funktion und negative Veränderung der psychosozialen Kompetenz assoziiert (Growth Hormone Research Society 2001). Effekte einer Wachstumshormonsubstitution bei organisch bedingtem Wachstumshormonmangel Von den zahlreichen therapeutischen Maßnahmen, die bei Erkrankungen der Hypophyse in Frage kommen können, ist die Substitution mit Wachstumshormon die nach den Kriterien der Evidenz-basierten Medizin mit Abstand am besten untersuchte (was nicht damit gleichbedeutend ist, dass dies in der Therapie von Hypophysenerkrankungen die wich28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E tigste Maßnahme ist). Für mehrere Zielparameter steht uns Evidenz auf dem Level I (mindestens eine randomisierte, kontrollierte Studie) zur Verfügung: Besserung der Körperzusammensetzung: Baum et al. 1996, Bengtsson et al. 1993, Beshyah et al. 1995, Ezzat et al. 2002, Johannsson et al. 1996, Jorgensen et al. 1989, Salomon et al. 1989, Wallymahmed et al. 1997 Besserung des kardiovaskulären Risikoprofils: Beentjes et al. 2000, Boger et al. 1996, Ezzat et al. 2002, Nass et al. 1995, Russell-Jones et al. 1994, Sesmilo et al. 2000, Smith et al. 2002, Sneppen et al. 2002, Vahl et al. 1998 Besserung der Knochendichte: Abrahamsen et al. 2002, Baum et al. 1996, Bex et al. 2002, Degerblad et al. 1995, Finkenstedt et al. 1997, Hansen et al. 1996, Holmes et al. 1995, Kann et al. 1998, Sneppen et al. 2002 Besserung der Lebensqualität: Baum et al. 1998, Beshyah et al. 1995, Burman et al. 1995, Cumeo et al. 1998, McGauley et al. 1989, Wallymahmed et al. 1997 Unerwünschte Wirkungen/Therapiesicherheit: Baum et al. 1996, Chipman et al. 1997, Ezzat et al. 2002 Begründet durch die vorliegenden Studiendaten (Growth Hormone Research Society 2000) wurde bereits vor Jahren in Deutschland Wachstumshormon zur Substitution des Wachstumshormonmangels im Erwachsenenalter bei vorliegenden hypothalamisch-hypophysären Erkrankungen zugelassen. Wachstumshormontherapie in der Somatopause („Anti-Aging-Medizin“) In der Anti-Aging-Medizin haben wir bezüglich einer Wachstumshormonbehandlung eine andere Situation zu berücksichtigen als bei organischen Erkrankungen der Hypophyse. Es handelt sich um Personen, die eine altersentsprechend normal funktionierende, organisch gesunde Hypophyse haben. IGF-1 zeigt eine Altersabhängigkeit der Serumkonzentrationen. Die Serumkonzentrationen steigen in der Jugend an und nehmen dann ab dem frühen Erwachsenenalter im Verlauf des weiteren Lebens ab (Brabant et al. 2003). Es bleibt zu diskutieren, ob es 28 (2004) 4 sich bei einer Abnahme des IGF-1 wirklich um einen Mangel handelt: Man könnte die Abnahme des IGF1 mit zunehmendem Lebensalter als sinnvollen adaptiven Vorgang verstehen: Weniger IGF-1 begünstigt die Apoptose von Zellen mit malignem Potential und mindert das Carcinom-Risiko. Man könnte aber auch die Abnahme des IGF-1 als Mangelzustand mit klinischem Korrelat ansehen, der substitutionspflichtig werden könnte. Studien zu Wachstumshormon in der Anti-Aging-Medizin Rudman et al. (1990) untersuchten den Effekt von Wachstumshormon bei Männern im Alter über 60 Jahre. Sie schlossen in die Studie 21 gesunde Männer, 61–81 Jahre alt ein und behandelten davon 12 mit Wachstumshormon in einer Dosierung von 0,03 mg/kg Körpergewicht/Woche und verglichen diese mit 9 anderen Personen ohne Therapie. Die Studie war nicht geblindet, die Therapiedauer betrug 6 Monate. Erwartungsgemäß wurde ein Anstieg der IGF1-Serumkonzentration (Verdopplung) beobachtet, die Magermasse nahm um ca. 9% zu, die Fettmasse um ca. 14% ab. Auch die Hautdicke zeigte eine Zunahme. Überraschenderweise und letztlich unerklärt nahm – im Gegensatz zu allen anderen Studien, die mit Wachstumshormon bei hypophyseninsuffizienten Patienten durchgeführt worden waren – die Knochendichte an der LWS nach einem halben Jahr signifikant zu (1,6%). An anderen Meßorten des Knochens hatten sich keine signifikanten Veränderungen gezeigt. Gillberg et al. (2002) untersuchten den Effekt von Wachstumshormon auf den Knochen bei Männern mit idiopathischer Osteoporose (27–62 Jahre) in zwei verschiedenen Dosierungen. Unter einer Dosierung von 0,4 mg/d kam es zu einem Abfall der Knochendichte nach einem halben Jahr im Bereich der LWS, Erreichen des Baseline-Wertes nach einem Jahr und dann zu einem Anstieg. Bei einer Dosierung von 0,8 mg/d zwei Wochen pro Quartal war die Knochendichte zunächst für die Dauer eines Jahres stabil und zeigt dann einen Anstieg, der demjenigen unter dem erstgenannten Therapieregime vergleichbar war. Interessante Daten ergaben sich aus der Studie von Münzer et al. (2001) bezüglich des Zielparameters viscerales Fett (Änderung gemessen mittels Kernspintomographie). Insgesamt waren 110 ältere, gesunde Menschen im Alter zwischen 65 bis 88 Jahre eingeschlossen, behandelt wurde mit WachstumsEndokrinologie Informationen 111 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E hormon 20 µg/kg Körpergewicht dreimal pro Woche für ein halbes Jahr. Weder Placebo noch Wachstumshormon noch eine Sexualhormonsubstitution noch die Kombination aus Wachstumshormon und Sexualhormonsubstitution führten bei den Frauen zu signifikanten Veränderungen. Bei den Männern hingegen kam es sowohl unter Wachstumshormon als auch unter der Kombination von Wachstumshormon und Testosteron zu einer Abnahme des visceralen Fettes um im Mittel etwa 15%. signifikant. Bei antisense-Wachstumshormon-transgenen Tieren, die auf diesem Wege eine Suppression ihrer Wachstumshormon-IGF-1-Achse erfuhren, gleichzeitig aber soviel fressen durften wie sie wollten, lebten noch etwas länger, die längste Überlebensdauer hatten aber die Tiere, mit der gentechnisch bedingt supprimierten Wachstumshormonachse und einer 30%igen Kalorienrestriktion. Zusammenfassung und Fazit In den durchgeführten Studien waren bei bis zur Hälfte der Patienten Nebenwirkungen in Form von Flüssigkeitsretention (Arthralgien, Ödeme, Carpaltunnel Syndrom) beobachtet worden. Andere Arbeiten berichteten über nicht nachweisbare Therapieeffekte (randomisierte kontrollierte Studien, somit höchste Evidenzstufe[!]): Papadakis et al. (1996) berichten, dass die Wachstumshormontherapie bei älteren gesunden Männern zwar die Körperzusammensetzung beeinflußt, dass dies aber ohne meßbare funktionelle Relevanz blieb. Vergleichbare Befunde publizierten Blackman et al. (2002). Hennessey et al. (2001) zeigten eine Zunahme der Muskelstärke in einer Gruppe von Personen, die mit Wachstumshormon und gleichzeitig einem Trainingsprogramm behandelt wurden. Diese Zunahme der Muskelstärke unterschied sich aber nicht von einer anderen Gruppe, die lediglich mittels Training behandelt wurde. Eine Wachstumshormontherapie in der Anti-AgingMedizin führt zu einem Anstieg des IGF-1. Es gibt bislang keine Erkenntnis darüber, ob eine medikamentös therapierte Anhebung der IGF-1-Serumkonzentration prospektiv einer Vermehrung von Carcinomen verursacht. Wir wissen aber aufgrund epidemiologischer Untersuchungen, dass es eine statistische Beziehung zwischen den endogenen IGF-1-Serumkonzentrationen und dem Risiko für verschiedene Carcinome gibt (Prostatacarcinom: Mucci et al. 2001, Shaneyfelt et al. 2000; Mammacarcinom: Agurs-Collins et al. 2000; Colorektale Carcinome: Giovannucci et al. 2000). Eine sehr interessante, wichtige und zum Nachdenken und Hinterfragen anregende Studie wurde vor wenigen Monaten von einer japanischen Gruppe publiziert. Die Autoren (Shimokawa et al. 2003) untersuchten verschiedene Rattengruppen. Zielparameter der Studie war die spontane Lebensspanne dieser Tiere. Kontrolltiere, die soviel fressen durften wie sie wollten, lebten am kürzesten. Wurden die Kontrolltiere mit einer Kalorienrestriktion von 30% belegt, verlängerte sich die Lebensspanne statistisch 112 Endokrinologie Informationen Die uns derzeit zur Verfügung stehenden Daten zur Pharmakotherapie mit Wachstumshormon im höheren Alter bei Personen ohne organische Erkrankung der Hypophyse sind widersprüchlich und deuten keineswegs konsistent darauf hin, dass es Sinn macht, Wachstumshormon in dieser Situation zu verabreichen. Es besteht vielmehr noch ein erheblicher Forschungsbedarf bezüglich Sinnhaftigkeit, Indikationsstellung, Zielparametern und Therapiesicherheit. Literatur Abrahamsen B, Hangaard J, Horn HC, Hansen TB, Gregersen G, Hansen-Nord M, Vahl N, Junker P, Andersen M, Hagen C. Evaluation of the optimum dose of growth hormone (GH) for restoring bone mass in adult-onset GH deficiency: results from two12month randomized studies. Clin Endocrinol (Oxf). 2002 Aug;57(2):273-81. Agurs-Collins T, Adams-Campbell LL, Kim KS, Cullen KJ. Insulinlike growth factor-1 and breast cancer risk in postmenopausal African-American women. Cancer Detect Prev. 2000;24(3):199206. Backman MR, Sorkin JD, Munzer T, Bellantoni MF, Busby-Whitehead J, Stevens TE, Jayme J, O’Connor KG, Christmas C, Tobin JD, Stewart KJ, Cottrell E, St Clair C, Pabst KM, Harman SM. Growth hormone and sex steroid administration in healthy aged women and men: a randomized controlled trial. JAMA. 2002 Nov 13;288(18):2282-92. Baum HB, Biller BM, Finkelstein JS, Cannistraro KB, Oppenhein DS, Schoenfeld DA, Michel TH, Wittink H, Klibanski A. Effects of physiologic growth hormone therapy on bone density and body composition in patients with adult-onset growth hormone deficiency. A randomized, placebo-controlled trial. Ann Intern Med. 1996 Dec 1;125(11):883-90. Baum HB, Katznelson L, Sherman JC, Biller BM, Hayden DL, Schoenfeld DA, Cannistraro KE, Klibanski A. Effects of physiological growth hormone (GH) therapy on cognition and quality of life in patients with adult-onset GH deficiency. J Clin Endocrinol Metab. 1998 Sep;83(9):3184-9. Beentjes JA, van Tol A, Sluiter WJ, Dullaart RP. Effect of growth hormone replacement therapy on plasma lecithin:cholesterol acyltransferase and lipid transfer protein activities in growth hormone-deficient adults. J Lipid Res. 2000 Jun;41(6):925-32. Bengtsson BA, Eden S, Lonn L, Kvist H, Stokland A, Lindstedt G, Bosaeus I, Tolli J, Sjostrom L, Isaksson OG. Treatment of adults with growth hormone (GH) deficiency with recombinant human GH. J Clin Endocrinol Metab. 1993 Feb;76(2):309-17. Bengtsson BA, Koppeschaar HP, Abs R, Bennmarker H, Hernberg-Stahl E, Westberg B, Wilton P, Monson JP, Feldt-Rasmussen U, Wuster C. Growth hormone replacement therapy is not associ- 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E ated with any increase in mortality. KIMS Study Group. J Clin Endocrinol Metab. 1999 Nov;84(11):4291-2. Beshyah SA, Freemantle C, Shahi M, Anyaoku V, Merson S, Lynch S, Skinner E, Sharp P, Foale R, Johnston DG. Replacement treatment with biosynthetic human growth hormone in growth hormone-deficient hypopituitary adults. Clin Endocrinol (Oxf). 1995 Jan;42(1):73-84. Bex M, Abs R, Maiter D, Beckers A, Lamberigts G, Bouillon R. The effects of growth hormone replacement therapy on bone metabolism in adult-onset growth hormone deficiency: a 2-year open randomized controlled multicenter trial. J Bone Miner Res. 2002 Jun;17(6):1081-94. Boger RH, Skamira C, Bode-Boger SM, Brabant G, von zur Muhlen A, Frolich JC. Nitric oxide may mediate the hemodynamic effects of recombinant growth hormone in patients with acquired growth hormone deficiency. A double-blind, placebo-controlled study. J Clin Invest. 1996 Dec 15;98(12):2706-13. Brabant G, von zur Muhlen A, Wuster C, Ranke MB, Kratzsch J, Kiess W, Ketelslegers JM, Wilhelmsen L, Hulthen L, Saller B, Mattsson A, Wilde J, Schemer R, Kann P; German KIMS Board. Serum insulin-like growth factor I reference values for an automated chemiluminescence immunoassay system: results from a multicenter study. Horm Res. 2003;60(2):53-60. Burman P, Broman JE, Hetta J, Wiklund I, Erfurth EM, Hagg E, Karlsson FA. Quality of life in adults with growth hormone (GH) deficiency: response to treatment with recombinant human GH in a placebo-controlled 21-month trial. J Clin Endocrinol Metab. 1995 Dec;80(12):3585-90. Chipman JJ, Attanasio AF, Birkett MA, Bates PC, Webb S, Lamberts SW. The safety profile of GH replacement therapy in adults. Clin Endocrinol (Oxf). 1997 Apr;46(4):473-81. Critical evaluation of the safety of recombinant human growth hormone administration: statement from the Growth Hormone Research Society. J Clin Endocrinol Metab. 2001 May;86(5): 1868-70. Degerblad M, Bengtsson BA, Bramnert M, Johnell O, Manhem P, Rosen T, Thoren M. Reduced bone mineral density in adults with growth hormone (GH) deficiency: increased bone turnover during 12 months of GH substitution therapy. Eur J Endocrinol. 1995 Aug;133(2):180-8. Ezzat S, Fear S, Gaillard RC, Gayle C, Landy H, Marcovitz S, Mattioni T, Nussey S, Rees A, Svanberg E. Gender-specific responses of lean body composition and non-gender-specific cardiac function improvement after GH replacement in GH-deficient adults. J Clin Endocrinol Metab. 2002 Jun;87(6):2725-33. Erratum in: J Clin Endocrinol Metab 2002 Oct;87(10):4461. Finkenstedt G, Gasser RW, Hofle G, Watfah C, Fridrich L. Effects of growth hormone (GH) replacement on bone metabolism and mineral density in adult onset of GH deficiency: results of a double-blind placebo-controlled study with open follow-up. Eur J Endocrinol. 1997 Mar;136(3):282-9. Gillberg P, Mallmin H, Petren-Mallmin M, Ljunghall S, Nilsson AG. Two years of treatment with recombinant human growth hormone increases bone mineral density in men with idiopathic osteoporosis. J Clin Endocrinol Metab. 2002 Nov;87(11):4900-6. Giovannucci E, Pollak M, Platz EA, Willett WC, Stampfer MJ, Majeed N, Colditz GA, Speizer FE, Hankinson SE. Insulin-like growth factor I (IGF-I), IGF-binding protein-3 and the risk of colorectal adenoma and cancer in the Nurses’ Health Study. Growth Horm IGF Res. 2000 Apr;10 Suppl A:S30-1. Growth Hormone Research Society. Consensus guidelines for the diagnosis and treatment of growth hormone (GH) deficiency in childhood and adolescence: summary statement of the GH Research Society. GH Research Society. J Clin Endocrinol Metab. 2000 Nov;85(11):3990-3. Hansen TB, Brixen K, Vahl N, Jorgensen JO, Christiansen JS, Mosekilde L, Hagen C. Effects of 12 months of growth hormone (GH) treatment on calciotropic hormones, calcium homeostasis, and bone metabolism in adults with acquired GH deficiency: a 28 (2004) 4 double blind, randomized, placebo-controlled study. J Clin Endocrinol Metab. 1996 Sep;81(9):3352-9. Hennessey JV, Chromiak JA, DellaVentura S, Reinert SE, Puhl J, Kiel DP, Rosen CJ, Vandenburgh H, MacLean DB. Growth hormone administration and exercise effects on muscle fiber type and diameter in moderately frail older people. J Am Geriatr Soc. 2001 Jul;49(7):852-8. Holmes SJ, Whitehouse RW, Swindell R, Economou G, Adams JE, Shalet SM. Effect of growth hormone replacement on bone mass in adults with adult onset growth hormone deficiency. Clin Endocrinol (Oxf). 1995 Jun;42(6):627-33. Johannsson G, Marin P, Lonn L, Ottosson M, Stenlof K, Bjorntorp P, Sjostrom L, Bengtsson BA. Growth hormone treatment of abdominally obese men reduces abdominal fat mass, improves glucose and lipoprotein metabolism, and reduces diastolic blood pressure. J Clin Endocrinol Metab. 1997 Mar;82(3):727-34. Jorgensen JO, Pedersen SA, Thuesen L, Jorgensen J, Ingemann-Hansen T, Skakkebaek NE, Christiansen JS. Beneficial effects of growth hormone treatment in GH-deficient adults. Lancet. 1989 Jun 3;1(8649):1221-5. Kann P, Piepkorn B, Schehler B, Andreas J, Lotz J, Prellwitz W, Beyer J. Effect of long-term treatment with GH on bone metabolism, bone mineral density and bone elasticity in GH-deficient adults. Clin Endocrinol (Oxf). 1998 May;48(5):561-8. McGauley GA. Quality of life assessment before and after growth hormone treatment in adults with growth hormone deficiency. Acta Paediatr Scand Suppl. 1989;356:70-2. Mucci LA, Tamimi R, Lagiou P, Trichopoulou A, Benetou V, Spanos E, Trichopoulos D. Are dietary influences on the risk of prostate cancer mediated through the insulin-like growth factor system? BJU Int. 2001 Jun;87(9):814-20. Munzer T, Harman SM, Hees P, Shapiro E, Christmas C, Bellantoni MF, Stevens TE, O’Connor KG, Pabst KM, St Clair C, Sorkin JD, Blackman MR. Effects of GH and/or sex steroid administration on abdominal subcutaneous and visceral fat in healthy aged women and men. J Clin Endocrinol Metab. 2001 Aug;86(8):3604-10. Nass R, Huber RM, Klauss V, Muller OA, Schopohl J, Strasburger CJ. Effect of growth hormone (hGH) replacement therapy on physical work capacity and cardiac and pulmonary function in patients with hGH deficiency acquired in adulthood. J Clin Endocrinol Metab. 1995 Feb;80(2):552-7. Papadakis MA, Grady D, Black D, Tierney MJ, Gooding GA, Schambelan M, Grunfeld C. Growth hormone replacement in healthy older men improves body composition but not functional ability. Ann Intern Med. 1996 Apr 15;124(8):708-16. Pfeifer M, Verhovec R, Zizek B, Prezelj J, Poredos P, Clayton RN. Growth hormone (GH) treatment reverses early atherosclerotic changes in GH-deficient adults. J Clin Endocrinol Metab. 1999 Feb;84(2):453-7. Rosen T, Bengtsson BA. Premature mortality due to cardiovascular disease in hypopituitarism. Lancet. 1990 Aug 4;336(8710):285-8. Rudman D, Feller AG, Nagraj HS, Gergans GA, Lalitha PY, Goldberg AF, Schlenker RA, Cohn L, Rudman IW, Mattson DE. Effects of human growth hormone in men over 60 years old. N Engl J Med. 1990 Jul 5;323(1):1-6. Russell-Jones DL, Watts GF, Weissberger A, Naoumova R, Myers J, Thompson GR, Sonksen PH. The effect of growth hormone replacement on serum lipids, lipoproteins, apolipoproteins and cholesterol precursors in adult growth hormone deficient patients. Clin Endocrinol (Oxf). 1994 Sep;41(3):345-50. Salomon F, Cuneo RC, Hesp R, Sonksen PH. The effects of treatment with recombinant human growth hormone on body composition and metabolism in adults with growth hormone deficiency. N Engl J Med. 1989 Dec 28;321(26):1797-803. Sesmilo G, Biller BM, Llevadot J, Hayden D, Hanson G, Rifai N, Klibanski A. Effects of growth hormone administration on inflammatory and other cardiovascular risk markers in men with growth Endokrinologie Informationen 113 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E hormone deficiency. A randomized, controlled clinical trial. Ann Intern Med. 2000 Jul 18;133(2):111-22. Shaneyfelt T, Husein R, Bubley G, Mantzoros CS. Hormonal predictors of prostate cancer: a meta-analysis. J Clin Oncol. 2000 Feb;18(4):847-53. Shimokawa I, Higami Y, Tsuchiya T, Otani H, Komatsu T, Chiba T, Yamaza H. Life span extension by reduction of the growth hormone-insulin-like growth factor-1 axis: relation to caloric restriction. FASEB J. 2003 Jun;17(9):1108-9. Epub 2003 Apr 08. Smith JC, Evans LM, Wilkinson I, Goodfellow J, Cockcroft JR, Scanlon MF, Davies JS. Effects of GH replacement on endothelial function and large-artery stiffness in GH-deficient adults: a randomized, double-blind, placebo-controlled study. Clin Endocrinol (Oxf). 2002 Apr;56(4):493-501. Sneppen SB, Hoeck HC, Kollerup G, Sorensen OH, Laurberg P, Feldt-Rasmussen U. Bone mineral content and bone metabolism during physiological GH treatment in GH-deficient adults – an 18- month randomised, placebo-controlled, double blinded trial. Eur J Endocrinol. 2002 Feb;146(2):187-95. Sneppen SB, Steensgaard-Hansen F, Feldt-Rasmussen U. Cardiac effects of low-dose growth hormone replacement therapy in growth hormone-deficient adults. An 18-month randomised, placebo-controlled, double-blind study. Horm Res. 2002;58(1):21-9. Vahl N, Jorgensen JO, Hansen TB, Klausen IB, Jurik AG, Hagen C, Christiansen JS. The favourable effects of growth hormone (GH) substitution on hypercholesterolaemia in GH-deficient adults are not associated with concomitant reductions in adiposity. A 12 month placebo-controlled study. Int J Obes Relat Metab Disord. 1998 Jun;22(6):529-36. Wallymahmed ME, Foy P, Shaw D, Hutcheon R, Edwards RH, MacFarlane IA. Quality of life, body composition and muscle strength in adult growth hormone deficiency: the influence of growth hormone replacement therapy for up to 3 years. Clin Endocrinol (Oxf). 1997 Oct;47(4):439-46. Energy balance regulation and role of the endogenous cannabinoid system in the control of food intake. Daniela Cota – Neuroendocrinology Group, Max-Planck-Institute of Psychiatry, Munich In industrialized countries, diseases characterized by impaired energy balance, such as obesity, rank among the most immediate health threats, generating the urgent need for efficient and safe pharmacological treatment options(1,2). After the discovery of leptin in 1994, an intensified research started on the basic mechanisms involved in food intake and body weight regulation. The characterization of a number of neuropeptides present in the hypothalamus and in other feeding-related brain regions and of signals derived from peripheral organs able to modulate the activity of these neuropeptides, suggested the existence of a complex network which modulates food intake and energy consumption to maintain metabolism and body composition in mammals(3-5). Recently, several studies have shown that the endogenous cannabinoid system, the physiological substrate for the biological effects induced by marijuana and its derivatives, is involved in the regulation of energy homeostasis(6,7). Therefore, we used cannabinoid type 1 receptor-deficient (CB1-/-) mice as a model to determine the role of this system in feeding control. We have demonstrated that the lack of CB1 in mice with a disrupted CB1 gene causes hypophagia and leanness. As compared to wild-type (CB1+/+) littermates, CB1-/- mice exhibited reduced spontaneous caloric intake and, as a consequence of reduced to114 Endokrinologie Informationen tal fat mass, decreased body weight(8). Pair-feeding studies indicated that in young CB1-/- mice the lean phenotype is predominantly caused by decreased caloric intake, whereas in adult CB1-/- mice metabolic factors appear to contribute to the lean phenotype. No significant differences between genotypes were detected regarding locomotor activity, body temperature or energy expenditure(8). Hypothalamic CB1 mRNA was found to be co-expressed with neuropeptides known to modulate food intake, such as corticotropin releasing hormone (CRH), cocaineamphetamine-regulated transcript (CART), melaninconcentrating hormone (MCH) and pre-pro-orexin, indicating a possible role for endocannabinoid receptors within central networks governing appetite(8). CB1-/- mice showed significantly increased CRH mRNA levels in the paraventricular nucleus and reduced CART mRNA levels in the dorsomedial and lateral hypothalamic areas. Interestingly, CB1 was also detected in epidydimal mouse adipocytes and CB1-specific activation enhanced lipogenesis in primary adipocyte cultures(8). Currently, clinical phase III trials (http://www.clinicaltrials.gov) are ongoing to assess the effect of the CB1 selective antagonist SR 141716A (pharmaceutical name Rimonabant) on body weight and food intake in obese patients with and without dislipedemia and/or type 2 diabetes mellitus. Our findings, showing that the endogenous cannabinoid system is an essential regulator of energy homeostasis via central orexigenic as well as peripheral lipogenic mechanisms, intriguingly suggest that this system might 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E represent one of the most promising target to help to treat obesity and its detrimental consequences. Literatur 1. Hill JO, Wyatt HR, Reed GW et al. Obesity and the environment: where do we go from here? Science, 2003, 299: 853-856. 2. Calle EE, Rodriguez C, Walker-Thurmand K et al. Overweight, obesity and mortality from cancer in a prospectively studied cohort of U.S. adults. N Engl J Med, 2003, 348: 1625-1638. 3. Saper CB, Chou TC, Elmquist JK. The need to feed: homeostatic and hedonic control of eating. Neuron 2002, 36: 199211. 4. Berthoud HR. Multiple neural systems controlling food intake and body weight. Neurosci Biobehav Rev, 2002, 26: 393-428. 5. Korner J and Aronne LJ. The emerging science of body weight regulation and its impact on obesity treatment. J Clin Invest, 2003, 111: 565-570. 6. Di Marzo V, Goparaju SK, Wang L, et al. Leptin-regulated endocannabinoids are involved in maintaining food intake. Nature, 2001, 410: 822-825. 7. Cota D, Marsicano G, Lutz B, et al. the endogenous cannabinoid system as a modulator of food intake. Int J Obes Relat Metab Disord, 2003, 27: 289-301. 8. Cota D, Marsicano G, Tschöp M, et al. The endogenous cannabinoid system affects energy balance via central orexigenic drive and peripheral lipogenesis. J Clin Invest, 2003, 112: 423431. Sustitution der nachlassenden Zona reticularis-Aktivität durch DHEA – Datenlage Wiebke Arlt – Division of Medical Sciences, University of Birmingham, Birmingham, UK Dehydroepiandrosteron (DHEA) und sein Sulfatester DHEAS sind quantitativ gesehen die Hauptprodukte der Steroidsynthese in der menschlichen Nebenniere. Im Gegensatz zu den Nebennierenhormonen Cortisol und Aldosteron zeigt DHEA eine stark altersabhängige Sekretionsdynamik. Niedrige DHEAS-Spiegel im Kindesalter gehen einem steilen Anstieg ab dem 6.–10. Lebensjahr und dem Erreichen der intraindividuellen Maximalkonzentration um das 20.–30. Lebensjahr voran. Danach folgt ein kontinuierlicher Abfall bis auf 10–20% der maximalen Ausgangswerte im 70. Lebensjahr. DHEA ist wegen dieses Altersganges vielfach als das Hormon der ewigen Jugend bezeichnet worden, deswegen beworben und missbraucht für die ungezielte, nicht ärztlich empfohlene Einnahme als „Jungbrunnen“Medikament. Seine Hauptwirkung entfaltet DHEA als Vorläuferhormon fuer die Geschlechtshormonsynthese, nach oraler Einnahme wird DHEA sowohl zu Androgenen wie Oestrogenen umgesetzt und zwar mit geschlechts- und zielgewebe-bezogenen Unterschieden. So ist bei Frauen vor allem ein Anstieg der Androgene zu verzeichen, während Männer relevante Anstiege der ?strogene zeigen. Bei Männern kann es jedoch im Zielgewebe der Androgenwirkung, wie z.B. der Prostata, ebenfalls zu einer Konversion von DHEA zu aktiven Androgenen kommen. DHEA wird auch als Neurosteroid angesehen und bindet im Gehirn an Neurotransmitter-Rezeptoren, eine mögliche Erklärung fuer seine anti-depressive Wirkung, die im Vergleich zu gebräuchlichen Antidepressiva wie den Serotonin-reuptake-Hemmern jedoch nur sehr schwach ist. Jüngste Studien ergaben Hinweise auf mögliche direkte Effekte von DHEA im Immmunsystem und am Endothel, hier ist 28 (2004) 4 jedoch noch Bedarf fuer weitere Forschung. Klinisch die überzeugendsten Ergebnisse sind die Effekte einer DHEA-Substitution bei Patienten mit Nebennierenrinden-Insuffizienz, also Personen mit einem absoluten Verlust der DHEA-Sekretion. Diese Situation unterscheidet sich grundlegend von dem relativen Abfall der DHEA/DHEAS-Konzentrationen im Alter. Bei Patienten mit NNR-Insuffizienz hat eine DHEASubstitution in mehreren Doppelblindstudien zu einer entscheidenden Verbesserung von Wohlbefinden und Stimmung geführt, mit signifikanter Verbesserung von Depressivität, Ängstlichkeit und dem klinisch oft dominierenden Energiemangel. Möglicherweise als Folge eines Androgeneffektes hat DHEA darüberhinaus bei weiblichen Patientinnen mit NNRInsuffizienz zu einer signifikanten Verbesserung des sexuellen Erlebens gefuehrt. Randomisierte PhaseIII-Studien laufen derzeit bzw. sind in Vorbereitung, um die DHEA-Substitution als Ergänzung der konventionellen Substiutionstherapie (Glucocorticoide, Mineralocorticoide) bei NNR-Insuffizienz sicher zu etablieren. Ein Patientenkollektiv, das derzeit im Fokus der DHEA-Forschung steht, sind Patienten mit chronischer pharmakologischer GlukokortikoidTherapie, bei denen die DHEA-Sekreiton komplett supprimiert ist. Mehrere Studien bei Patienten mit SLE haben hier ermutigende Ergebnisse gezeigt und dies wird in Zukunft weiter verfolgt werden. DHEA ist damit eine sinnvolle Behandlungsoption für ausgewählte Patientengruppen mit absolutem DHEA-Mangel, aber alle vorliegenden Doppelblindstudien zum Einsatz von DHEA im gesunden Alter haben keinen Hinweis auf klinisch relevante positive Effekte ergeben. Endokrinologie Informationen 115 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Behandlung des Diabetes mellitus im höheren Alter Dr. Dr. med. Andrej Zeyfang Vorsitzender der AG Diabetes und Geriatrie der Deutschen Diabetes-Gesellschaft Bethesda Geriatrische Klinik Ulm, Zollernring 26, 89073 Ulm/Donau, Germany Phone: +49-731-187-187 - Fax +49-731-187-387 - [email protected] Mehr als zwei Drittel aller Diabetiker in Deutschland sind >60 Jahre alt. Die Prävalenz des Diabetes mellitus zeigt einen Gipfel zwischen dem 75. und 80. Lebensjahr bei einem Anteil von 15–20% Diabetikern in dieser Altersgruppe. Geradezu erstaunlich ist bei unserer demographischen Entwicklung die geringe Anzahl von Studien, welche sich mit den Besonderheiten des geriatrischen Diabetikers befassen. Streng normoglykämische Einstellung bei kritisch kranken älteren Patienten verbessert drastisch deren Überleben bei gleichzeitiger Kostenreduktion. Mit zunehmendem Alter kommt es bei abnehmender Insulinsekretion, verminderter Konversion von Proinsulin und vermehrter Insulinresistenz zu steigenden Nüchternblutzucker- und HbA1c-werten bereits bei Nicht-Diabetikern. Diabetiker weisen gegenüber Nicht-Diabetikern eine Exzessmortalität und -morbidität auf. Besonderheiten der Diabetestherapie des geriatrischen Patienten betreffen alle Bereiche. Bewegungstherapie ist für geriatrische Patienten schwerer durchführbar, sollte jedoch so weit wie irgend möglich in die Behandlung einbezogen werden, da gleichzeitig Verbesserungen der Kognition und Abnahme von Stürzen resultieren können. Die Ernährungsempfehlungen müssen sich auf Besonderheiten des geriatrischen Patienten beziehen, der Zustand des Kauapparates, aber auch das häufige Vorliegen von Fehl- und Mangelernährung müssen in Betracht gezogen werden. Praktische, alltagsorientierte Empfehlungen sind besonders sinnvoll. Die Reduktion mikroangiopathischer Folgeerkrankungen des Diabetes spielt bei hochbetagten Patienten je nach weiterer Lebenserwartung eine weniger entscheidende Rolle. Bedeutender ist die Vermeidung von makrovaskulären Folgen wie KHK und Schlaganfall sowie die Prävention des diabetischen Fuß-Syndroms, da die Amputationsrate nach wie vor besonders hoch bei geriatrischen Patienten liegt. Das zentrale Behandlungsziel älterer Menschen ist der Erhalt von Lebensqualität, die Minimierung von Begleitmorbidität und insgesamt ein Zugewinn an behinderungsfreien Lebensjahren. Besonders eng sind die Lebensqualität, aber auch Pflegebedürftigkeit und Kostenintensität geriatrischer Patienten mit dem Vorliegen geriatrischer Syndrome wie Inkontinenz, Instabilität, Immobilität oder intellektuellem Abbau verknüpft. Es gibt Evidenz für starke wechselseitige Beziehungen zwischen geriatrischen Syndromen und Diabetes die v.a. die Bereiche Kontinenz, Mobilität sowie dementielle und affektive Störungen betreffen. Ein wichtiges Therapieziel ist deshalb auch die Verbesserung geriatrischer Syndrome durch verbesserte Diabeteseinstellung. Die vorliegenden Daten sind dabei teilweise widersprüchlich, insgesamt scheint jedoch die relativ normnahe Blutzuckereinstellung das Vorliegen dieser geriatrischen Syndrome zu verbessern. 116 Endokrinologie Informationen Eigene Daten an 792 konsekutiven geriatrischen Patienten zeigen deutlich die höhere Prävalenz von geriatrischen Syndromen bei Diabetikern, vor allem im Bereich von Kontinenz und Mobilitätsstörungen. Schulungsmaßnahmen für geriatrische Patienten müssen sich an deren typischen Bedürfnissen und kognitiven Fähigkeiten ausrichten. Hier zeigte sich eine neu entwickelte strukturierte geriatrische Schulung (SGS) erfolgreich. Die pharmakologische Therapie weist ebenfalls Charakteristika auf. Die evidenzbasierten Empfehlungen zur Therapie des Typ 2 Diabetes mellitus sind für hochbetagte Menschen mit Diabetes nicht ohne weiteres übertragbar. Häufig vorliegende Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder Polypharmazie bedingen Besonderheiten bei der Therapie mit OAD. Im höheren Lebensalter ist eine Zunahme des Anteils insulinbedürftiger Patienten festzustellen, gleichzeitig ist der Neubeginn einer Insulintherapie bei diesen Patienten im Vergleich zu jüngeren auf Grund kognitiver, sensorischer und feinmotorischer Probleme erschwert. Strategien der Insulintherapie müssen sich an den Ressourcen des Patienten bzw. deren Umfeld ausrichten, über spezielle Vorgehensweisen wird berichtet. 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E „Gonadenfunktion des alten Mannes“ E. Nieschlag Institut für Reproduktionsmedizin der Universität Münster Im Gegensatz zum Klimakterium der Frau kann die Gametenfunktion des Mannes bis in höchste Alter erhalten bleiben. Während die Spermienkonzentrationen im Ejakulat im Bereich jüngerer Männer liegen, nimmt die Spermienmotilität und das Ejakulatvolumen als Zeichen des Alters ab. Auch trägt zunehmendes Alter des Mannes zur nachlassenden Fertilität und Fekundität älterer Paare bei. Während zunehmendes väterliches Alter nicht mit einer erhöhten Aneuploidierate und strukturellen chromosomalen Anomalien der gezeugten Embryonen verbunden ist, findet sich eine Zunahme von Genmutationen wie z.B. der Archondroplasie, der Apert-Syndroms und der Neurofibromatose. Die meisten alternden Männer sind aber weniger um ihre Fertilität als um die Folgen der sich ändernden endokrinen Funktion der Testes besorgt. Neben einem graduellen Abfall der Testosteronwerte im Laufe des Lebens, die aber bis ins höchste Alter im Normbereich bleiben können, gibt es einen „Altershypogonadismus“ (Late-onset hypogonadism), der sich von den klassischen Formen des primären und sekundären Hypogonadismus durch Einschränkungen sowohl der hypophysären als auch der testikulären endokrinen Kapazität unterscheidet. Die Symptome des Altershypogonadismus gleichen denen bei Hypogonadismus in jüngeren Jahren und werden durch Testosteron-Mangel hervorgerufen: Antriebsarmut, depressive Verstimmungen, nachlassende kognitive Funktionen, Libidoverlust, erektile Dysfunktion, Anämie, Sarkopenie, Zunahme der Fettmasse und Osteoporose mit erhöhter Frakturneigung. Da auch andere Erkrankungen zu einzelnen dieser Symptome führen können, dürfen sie nur bei gleichzeitig erniedrigtem Testosteron im Serum (<12 nmol/l) zur Diagnose Hypogonadismus führen. Nur in knapp der Hälfte der sich bei und mit diesen Symptomen vorstellenden Patienten findet sich tatsächlich ein Testosteron-Mangel. Aber nur bei diesen ist eine Substitution indiziert und kann zur Besserung der Symptome führen. Da über die Therapie mit Testosteron in einem weiteren Referat berichtet wird, sei hier nur kurz erwähnt, dass in Zukunft auch pharmakokinetische Aspekte bei der Verordnung von Testosteron zu berücksichtigen sein werden, da z.B. das unter Testosterontherapie erreichte Prostatavolumen von der Biologie des Androgenrezeptors mit bestimmt wird. Was ist übrig geblieben von der Oestrogensubstitution der postmenopausalen Frau? Kontra W. Eiermann, M. Schwoerer Die Diskussion um den Zusammenhang zwischen der postmenopausalen Hormonsubstitution und der Entstehung von Malignomen (insbesondere des Mammakarzinoms) wurde durch den vorzeitigen Abbruch eines Armes der WHI-Studie, in dem eine Kombination aus equinen Oestrogenen und Gestagenen verabreicht wurde, neu entfacht. Der Abbruch erfolgte aufgrund des Überschreitens eines initial festgelegten maximal tolerierbaren Risikos für die Entstehung eines Mammakarzinoms unter Hormontherapie. 28 (2004) 4 Mammakarzinom Ergebnisse von 2 großen Studien: Die WHI-Studie ist die erste große randomisierte, kontrollierte Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Detektion eines Mammakarzinoms und der Hormontherapie nachgewiesen hat. In der Hormonbehandlungsgruppe betrug das Risiko eines neu diagnostizierten Mammakarzinoms 1,26. Nach einem Median von 5,2 Jahren kam es pro 10.000 Endokrinologie Informationen 117 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Frauen zu 8 zusätzlichen Brustkrebsfällen (30 vs. 38). Die höchste Inzidenz war im vierten und fünften Therapiejahr. Bei Frauen mit positiver Familienanamnese erhöhte sich das Risko nicht zusätzlich. Die „Million Women Study“ nutzte Daten aus dem National Health Service in Großbritannien (1.084.000 Frauen, keine randomisierte, kontrollierte Studie). Pro tausend Frauen, die zehn Jahre lang eine Kombinationstherapie erhielten, gab es 19 zusätzliche Mammakarzinome; bei reiner Oestrogentherapie waren es 5 zusätzliche Malignome. Die Mammakarzinommortalität war nach durchschnittlich 4,1 Jahren um 22% erhöht. Man geht davon aus, dass im letzten Jahrzehnt in Großbritannien 20.000 zusätzliche Mammakarzinome durch Hormonsubstitutionstherapie entstanden sind, 75% davon durch Kombinationstherapien. Das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken, ist bei einer reinen Oestrogensubstitution deutlich geringer, als bei der Kombinationstherapie. Aufgrund des erhöhten Risikos von Endometriumneoplasien ohne „Gestagenschutz“ darf dies aber bei nicht hysterektomierten Frauen nicht empfohlen werden. Ovarialkarzinom Insgesamt sehr spärliche Datenlage. Eine Metaanalyse erbrachte eine unwesentliche Erhöhung des Risikos an einem Ovarialkarzinom zu erkranken nach langjähriger Hormonsubstitution. Andere Malignome Bisher ist kein Einfluss auf andere Malignome, insbesondere auch nicht auf das Zervixkarzinom bekannt. Koronare Herzerkrankung In der Heart and Estrogene/Progestin Replacement Study (HERS) wurde randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert der Effekt einer Kombinationstherapie auf die Sekundärprophylaxe der koronaren Herzerkrankung untersucht. Es zeigte sich kein vorteilhafter Effekt der Hormontherapie über 4 Jahre. In dem abgebrochenen Oestrogen/Gestagen-Arm der WHI-Studie war das Auftreten eines Herzinfarkts um 29%, das eines Schlaganfalls um 41% erhöht bei doppelt so vielen Lungenembolien wie in dem Placeboarm. Endometriumkarzinom Fazit Unter reiner Oestrogensubstitution ist das Risiko eines Endometriumkarzinoms um das 8- bis 10-fache erhöht. Dieses Risiko lässt sich durch Zugabe von Gestagenen deutlich reduzieren. Daher fordern die aktuell erschienenen Konsensusempfehlungen (DGGG und BVF) bei nicht hysterektomierten Frauen eine mindestens 10- besser 12-tägige Zugabe von Gestagenen pro Zyklus. Bei hysterektomierten Frauen sollte eine reine Oestrogentherapie erfolgen. 118 Endokrinologie Informationen Durch mehrjährige Hormonersatztherapie steigt das Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken; die Inzidenz des Endometriumkarzinoms ist bei reiner Oestrogensubstitution unverantwortlich hoch, andere Malignome werden nach derzeitigem Wissensstand kaum beeinflusst. Die Therapie dient nicht zur Prophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen. Literatur beim Verfasser 28 (2004) 4 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E Osteoporose bei Frauen nach der Menopause und im höheren Lebensalter Prophylaxe, Diagnose, Therapie Empfehlungen des Dachverbandes der deutschsprachigen osteologischen Fachgesellschaften (DVO) – Kurzfassung 2003/2004 Stärke und Grundlage der Empfehlung: (A) Randomisierte und kontrollierte Studien (RCTs) hoher Qualität (B) Kontrollierte epidemiologische Beobachtungsstudien hoher Qualität (C) Kontrollierte epidemiologische Beobachtungsstudien geringerer Qualität (D) Sonstige Studien; Expertenkonsens I. Indikationen für Abklärung: (B) 1. Periphere Frakturen nach nicht-adäquatem Trauma seit Menopause (alle Frakturen, z.B. Radius, Schenkelhals, Humerus, Tibia) 2. Radiologisch gesicherte osteoporotische Wirbelkörperfraktur(en) Größenabnahme um mehr als 4 cm seit dem 25. Lebensjahr ODER bei akut aufgetretenen, starken Rückenschmerzen V.a. Fraktur! Röntgen BWS + LWS veranlassen! 3. Body Mass Index kleiner 20 oder ungewollte Gewichtsabnahme um mehr 10% in letzter Zeit 4. Hohes Sturzrisiko (2 oder mehr häusliche Stürze im letzten Halbjahr) 5. Hohes Risiko einer sekundären Osteoporose (chronische orale Glucocorticoidmedikation größer 7,5 mg/Tag Prednisolonäquivalent für mind. 6 Monate: siehe getrennte Empfehlung www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo; andere Formen: z.B. primärer Hyperparathyreoidismus, Diabetes mellitus Typ I, Cushing Syndrom, prolongierte Hyperthyreose, Malabsorptionsyndrome, Antiepileptika, Alkoholismus: Indikation für Diagnostik und Therapie in Absprache mit dem Fachspezialisten) II. Basisdiagnostik bei Indikation 1. – 4. Anamnese und Befund Aktuelle Beschwerden: Rückenschmerz? Allgemeinzustand? 28 (2004) 4 Vorgeschichte Körperliche Untersuchung: Sekundäre Osteoporose? Malignome? Messen von Körpergröße und -gewicht Fraktur- und Sturzanamnese Labor Blutbild; BSG/CRP im Serum: Calcium, Phosphat, Kreatinin, AP, GGT, TSH; Eiweiß-Elektrophorese Sturzabklärung Aufstehtest, Tandem- oder Einbeinstand (siehe Langfassung) Medikamentenüberprüfung ggf. Geriatrisches Assessment (z.B. bei Demenz, Multimorbidität) Knochendichte-Messung (DXA) Messort bei Frauen bis 75 J.: erst LWS, bei TScore höher als -2,5 zusätzlich Femur (Gesamtareal) Messort bei Frauen über 75 J.: erst Femur (Gesamtareal), bei T-Score höher als -2,5 zusätzlich LWS Abwendbar gefährliche oder komplizierte Verläufe: V. a. Wirbelfraktur + neurologische Symptome: Klinikeinweisung (V. a. instabile Wirbelfraktur) Auffälligkeiten im Labor ODER Ursachen für sekundäre Osteoporose ODER unklare Diagnose: problemorientierte weitere diagnostische Abklärung, ggf. Überweisung zum Fachspezialisten III. Beurteilung (niedrigster T-Score an LWS oder Femur) 1. Periphere Frakturen oder Fraktur-Risikofaktoren (siehe I. 3.-5.) (A) 1.a DXA-T-Score höher als -2 allgemeine Empfehlungen; DXA-Verlaufskontrolle nach 2 Jahren (D) (D) 1.b DXA-T-Score -2 bis -2,5 Röntgen BWS + LWS (stumme WK-Frakturen ?): ohne WK-Fraktur wie 1.a; mit WKFraktur wie 2.b Endokrinologie Informationen 119 TA G U N G S - U N D K O N G R E S S B E R I C H T E (A) 1.c DXA-T-Score niedriger als -2,5 allgemeine Empfehlungen + spezielle Pharmakotherapie 2. Radiologisch gesicherte Wirbelkörperfrakturen (D) 2.a DXA-T-Score höher als -2 allgemeine Empfehlungen, Nutzen einer speziellen Pharmakotherapie nicht untersucht, andere Ursachen? (z.B. lokal-lytische Wirbelprozessse; pathologische Frakturen, altes Trauma); ggf. Überweisung zum Fachspezialisten (A) 2.b DXA-T-Score - 2 und niedrigerallgemeine Empfehlungen + spezielle Pharmakotherapie + begleitende Therapiemaßnahmen IV. Prophylaxe und Therapie bei Indikation 1.– 4. Allgemeine Empfehlungen regelmäßige körperliche Aktivität (B); ausreichender Aufenthalt im Freien (mind. 30 Minuten täglich) (D) bei hohem Sturzrisiko: Sturzabklärung und -intervention (B); Hüftprotektor nach Abklärung der Akzeptanz (A) ausreichende Grundversorgung (1500 mg Kalzium pro Tag) durch entsprechende Ernährung (B); (Milch/Milchprodukte, grünes Gemüse, kalziumreiches Mineralwasser) keine Zigaretten (B); Alkoholkonsum weniger als 30 g pro Tag (B) ausreichende Ernährung (Body Mass Index größer 20), Abklärung der Ursache eines Untergewichts (B) Kalzium-Supplemente nur, wenn entsprechende Ernährung nicht möglich ist (A) Supplementierung von bis zu 1500 mg Kalzium + 400-800 IE Colecalciferol p. o. täglich nur bei stark in ihrer Mobilität eingeschränkten Frauen über 65 Jahre (A) postmenopausale Hormontherapie nicht generell zur Primärprophylaxe der Osteoporose zu emp- 120 Endokrinologie Informationen fehlen; sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken gemeinsam mit der Patientin (A) (A) Spezielle Pharmakotherapie zur Verhinderung von Wirbelkörperfrakturen* 1. Wahl: Alendronat (Fosamax) 10 mg/Tag bzw. 70 mg/Woche ODER Raloxifen (Evista) 60 mg/Tag ODER Risedronat (Actonel) 5 mg/Tag bzw. 35 mg/Woche jeweils zusätzlich 500-1000 mg Kalzium + 400800 IE Colecalciferol p. o. täglich n. Bedarf (A) Spezielle Pharmakotherapie zur Verhinderung von Schenkelhalsfrakturen* Wahl: Alendronat (Fosamax) 10 mg/Tag bzw. 70 mg/Woche ODER Risedronat (Actonel) 5 mg/Tag bzw. 35 mg/Woche jeweils zusätzlich 500-1000 mg Kalzium + 400800 IE Colecalciferol p. o. täglich n. Bedarf (zu Reservetherapien und Off-Label-Therapien bei Unverträglichkeit oder Kontraindikation für Therapien 1. Wahl s. Langfassung) Begleitende Therapie bei Frauen mit Wirbelkörperfrakturen suffiziente medikamentöse Schmerztherapie (WHO-Schema) UND rasche Mobilisierung ggf. Stabilisierung durch elastisches Stützmieder ambulante/stationäre Rehabilitation (Physiotherapie; Bewegungstraining; ggf. psychologische Betreuung) Betreuung im Verlauf spezielle Pharmakotherapie für zunächst 3 (-5) Jahre; Fortführung nach klinischem Verlauf, ggf. Fachspezialisten konsultieren; Klinische Verlaufskontrollen unter spezieller Pharmakotherapie (Compliance, Verträglichkeit, Frakturen ?) alle 3-6 Monate; Knochendichte frühestens nach 2 Jahren Ausführliche Informationen: www.bergmannsheil.de/leitlinien-dvo 28 (2004) 4 PREISVERLEIHUNGEN Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004 Effekte des Fettgewebshormons Leptin in Insulin produzierenden Beta-Zellen des endokrinen Pankreas Der Ernst-Friedrich-Pfeiffer-Preis 2004 der Deutschen Diabetes-Gesellschaft wurde in diesem Jahr an den Endokrinologen Jochen Seufert, Würzburg, für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Wirkung des Fettgewebshormons Leptin auf die PankreasInselfunktion verliehen. Der von der Firma Lilly Deutschland GmbH (Bad Homburg) gestiftete Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde im Rahmen der Jahrestagung der DDG am 20.05.2004 in Hannover verliehen. Hier eine Zusammenfassung der Preisträgerarbeit: Neben Nährstoffen, wie Glukose und Aminosäuren, spielen hormonelle Einflüsse bei der Regulation der Insulinbiosynthese und -sekretion in Beta-Zellen des endokrinen Pankreas eine wesentliche Rolle. Hier sind Hormone aus dem Fettgewebe, wie z. B. Leptin von besonderer Bedeutung. Leptin ist ein Peptidhormon, das nahezu ausschließlich in Adipozyten produziert und von diesen sezerniert wird. Serumspiegel von Leptin korrelieren positiv mit der Masse des Fettgewebes. In Labortieren wirkt Leptin als wirksamer Suppressor der Nahrungsaufnahme und als Stimulator des Energieverbrauchs. Leptin wirkt im zentralen Nervensystem an hypothalamischen Zentren der Appetitkontrolle und der Thermogenese. Es ist jedoch bemerkenswert, dass bei adipösen Menschen, welche hohe Serumspiegel von Leptin zeigen, der Mechanismus der Kontrolle der Nahrungsaufnahme durch Leptin nicht wirksam zu sein scheint. Neben seiner Wirkung am zentralen Nervensystem, wurden für Leptin zusätzlich Effekte in verschiedenen anderen Geweben, wie Nebenniere, Reproduktionstrakt und Magen-Darm-Trakt gezeigt. Eine Verbindung von Leptin und Glukosestoffwechsel war schon sehr früh bekannt durch Untersuchungen an den Tiermodellen der ob/ob und db/db Maus. Beide Tiermodelle entwickeln Hyperphagie, Adipositas, Hyperinsulinämie und Diabetes mellitus. Molekulargenetische Untersuchungen zeigten im weiteren Verlauf, dass die ob/ob Maus eine Mutation im Gen für Leptin, und die db/db Maus im Gen für den Lep28 (2004) 4 tinrezeptor besitzt. Der diabetische Phänotyp ist in beiden Tiermodellen also durch eine defekte Leptin Signalübertragung bedingt. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Insulin die Produktion von Leptin in Adipozyten stimuliert, so dass eine hormonelle Signalvermittlung zwischen dem endokrinen Pankreas und dem Fettgewebe besteht. Umgekehrt wurde in unserer Arbeitsgruppe demonstriert, dass Leptin direkte Effekte an der -Zelle des endokrinen Pankreas besitzt. Es wurde in Zellinien und Tiermodellen nachgewiesen, dass -Zellen Leptinrezeptoren (OB-RB) exprimieren. Weiterhin wurde gezeigt, dass Leptin die Sekretion von Insulin in Zellen inhibiert. Die Wirkung von Leptin am endokrinen Pankreas zusammen mit der Wirkung von Insulin auf die Leptinproduktion am Fettgewebe etabliert die Existenz eines „adipoinsulären Feedback-Loops“, über welchen die Regulation der Glukosehomöostase an den Status der Fettgewebsmasse gekoppelt ist. Vor dem Hintergrund dieser pathophysiologischen Zusammenhänge haben wir die Effekte von Leptin in -Zellen des endokrinen Pankreas auf molekularer Ebene näher untersucht. Wirkungen von Leptin in humanen -Zellen. Zur Detektion der Expression von funktionellen Leptinrezeptoren auf humanen -Zellen wurden dispergierte Pankreasinseln auf Einzelzell-Ebene untersucht. Fluoreszenz-markiertes Leptin wurde als Ligand in einem in-situ Bindungsassay verwendet. Die Identität der Einzelzellen wurde mittels immuncytochemischer Detektion von Insulin durch ein spezifisches Antiserum ermittelt. Durch diese Technik konnte die funktionelle Expression von Leptinrezeptoren auf humanen -Zellen nachgewiesen werden. Die Inkubation von humanen Pankreasinseln in der Gegenwart von Leptin und normalen Konzentrationen von Glukose resultiert in einer Inhibition der Insulinsekretion im Vergleich zur Kontrolle ohne Leptin. Es ist früher gezeigt worden, dass Leptin in Pankreasinseln von ob/ob Mäusen und in der -Zellinie Endokrinologie Informationen 121 PREISVERLEIHUNGEN CRI-G1 und in hypothalamischen Neuronen ATP abhängige Kaliumkanäle (KATP) aktiviert und zur Hyperpolarisation der Zelle führt. Wir untersuchten [Ca2+]i Oszillationen mittels fura-2 Messung und konnten zeigen, dass Leptin auch in humanen Zellen zur Aktivierung von KATP führt, die [Ca2+]i reduziert und somit zur Inhibition der Insulinsekretion führt. Proinsulin mRNA Spiegel wurden in humanen Pankreasinseln mittels semiquantitativer RT-PCR unter dem Einfluß von Leptin bestimmt. In Gegenwart von Leptin kam es zu einer zeitabhängigen Reduktion der Proinsulin Expression. Genregulatorische Wirkungen von Leptin in Insulin produzierenden -Zellen. Die Aktivität des Insulinpromotors unter dem Einfluß von Leptin wurde in -Zellen analysiert. Wir fanden eine direkte inhibitorische Wirkung von Leptin am Insulinpromotor und konnten regulatorische Sequenzen identifizieren, welche für diese Inhibition verantwortlich sind. Die Reduktion der Proinsulin mRNA Expression in -Zellen durch Leptin scheint somit direkt durch Inhibition der transkriptionellen Aktivität des Insulinpromotors zustande zu kommen. Durch weitere Untersuchungen konnten wir demonstrieren, dass es unter dem Einfluß von Leptin in Pankreasinseln zu einer spezifischen Aktivierung von Transkriptionsfaktoren durch Leptin kommt. In neueren Untersuchungen konnten wir nun zeigen, dass die Wirkung von Leptin in -Zellen des endokrinen Pankreas über die intrazelluläre Signalübertragung an den sogenannten JAK-STAT Signalweg gekoppelt ist. Hierbei induziert Leptin neben Transkriptionsfaktoren aus der STAT-Familie auch inhibitorische Moleküle aus der Familie der „Suppressors of Cytokine Signalling“ (SOCS), welche eine normale Signalübertragung durch Leptin inhibieren. Dieser Mechanismus trägt zur Entwicklung einer sogenannten Leptinresistenz auf Ebene der -Zellen im endokrinen Pankreas bei. Weiterhin konnten wir zeigen, dass Leptin weitere genregulatorische Wirkungen in -Zellen besitzt. Es wurde demonstriert, dass die katalytische Untereinheit des Enzyms Protein-Phosphatase 1 (PP-1) in Zellen in ihrer Expression durch Leptin gehemmt wird. Dies führt zu verminderter Enzymaktivität und 122 Endokrinologie Informationen konsekutiv zu einem verminderten Calciumeinstrom und schließlich zu einer Inhibition der Insulinsekretion. Zusammenfassend konnte hierdurch gezeigt werden, dass Leptin direkt die Expression des Insulingens und weiterer Gene in -Zellen auf Ebene der Promotorregulation hemmt und somit über verschiedene molekulare Mechanismen die Insulinbiosynthese und -sekretion inhibiert. Unsere Befunde in humanen Pankreasinseln erweitern die bisher in -Zellinien und Tiermodellen gewonnenen Erkenntnisse über die inhibitorische Wirkung von Leptin auf die Insulinsekretion. Darüberhinaus erarbeiteten wir Hinweise, dass Leptin nicht nur die Sekretion von Insulin hemmt, sondern ebenfalls inhibitorisch auf die Expression des Insulingens selbst wirkt. Zusammenfassend demonstrieren wir das Vorliegen einer adipoinsulären Achse auch in humanen Pankreasinseln. Leptin inhibiert nicht nur die Insulinsekretion durch Aktivierung von KATP Ionenkanälen, sondern hat zusätzlich direkte inhibitorische Wirkung auf Ebene der Genexpression am Insulinpromotor und weiterer -Zellgene. Somit manifestieren sich Leptinwirkungen an der -Zelle des endokrinen Pankreas auf unterschiedlichen zellulären Ebenen, welche die Funktion von Leptin in ein Signalnetzwerk integrieren, das in Kurzzeit- und Langzeit-Regulationsmechanismen die Nahrungsaufnahme, das Körpergewicht und die Glukosehomöostase kontrolliert. Die erarbeiteten Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Regulation der Insulinbiosynthese und -sekretion durch das Fettgewebshormon Leptin im Rahmen der Adaptation der Glukosehomöostase an die Energiespeicher bei. PD Dr. med. Jochen Seufert Schwerpunkt Stoffwechsel, Endokrinologie und Molekulare Medizin Medizinische Poliklinik der Universität Klinikstraße 6–8 97070 Würzburg Tel. 0931-201-70170 Fax 0931-201-70680 E-mail: [email protected] 28 (2004) 4 PERSONALIA Adressenänderungen Dr. Hans-Jörg Schaeffer Institut für Pharmakologie Universität zu Köln 50924 Köln Tel: 0221-4785232 e-mail: [email protected] Priv.-Doz. Dr. med. Sven Diederich Endokrinologikum Berlin am Gendarmenmarkt Jägerstr. 61, Quartier 207, 10117 Berlin Telefon 030/ 209156-0 Fax 030/209156-11 E-mail: [email protected] Habilitationen PD Dr. med. Sven Diederich Titel: „Endokriner und parakriner Metabolismus von endogenen und synthetischen Steroidhormonen“ Betreut durch: Prof. Dr. A.F.H. Pfeiffer, Abt. für Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin, Charite, Campus Benjamin Franklin, Aktuelle Adresse von PD Dr. Diedrich siehe oben PD Dr. med . Bernd Schultes Titel: „Hypoglykämie – Endokrinoneurokognitive Reaktionen“ Betreut durch: Prof. Dr. H.L. Fehm, Medizinische Universität zu Lübeck Aktuelle Adresse von PD Dr. Schultes: Medizinische Klinik Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck Nachruf Prof. Meng Wieland Meng (27.08.1939 bis 30.05.2004) „Man kann sein Leben nicht verlängern, nur vertiefen.“ (Gorch Fock 1880–1918) Nur 3 Wochen nach dem von ihm organisierten Basedow-Symposium am 7.–8. Mai in Merseburg und 1 Woche nach einer Ausschusssitzung des Forums Schilddrüse in Frankfurt ist Wieland Meng verstorben. Wer ihn näher kannte, wusste von gesundheitlicher Beeinträchtigung, die wir alle – seine unermüdliche Aktivität vor Augen – verdrängt haben. So kam sein Tod doch unvermittelt. Wir sind tief betroffen und sehr traurig. Wieland Meng wurde 1939 in Thüringen geboren, wuchs dort auf und war dort verwurzelt. Er studierte von 1958 bis 1964 Medizin an der Friedrich Schiller Universität in Jena, begann 1964 als Pflichtassistent am Krankenhaus Waltershausen/Thüringen und ging 1965 an die Klinik für Innere Medizin der Ernst 28 (2004) 4 Moritz Arndt-Universität nach Greifswald, wo er fast 40 Jahre tätig war. 1969 wurde er Facharzt für innere Medizin, 1974 Oberarzt und Leiter des Bereiches Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten. Studienaufenthalte führten ihn nach Ungarn, Tschechien, Italien, USA und Frankreich. 1975 habilitierte er sich, wurde 1977 stellvertretender Klinikdirektor und 1983 Universitäts-Professor für Innere Medizin. Seine engagierte und kontinuierliche Lehrtätigkeit mit zahlreichen Vorlesungen und Seminaren auf dem Gebiet der Endokrinologie, der Stoffwechselkrankheiten und der Inneren Medizin führte 1991 zur C3-Professur für Endokrinologie an der EMA-Universität Greifswald. Endokrinologie Informationen 123 PERSONALIA Während Wieland Meng in der Klinik Patienten aus der gesamten Breite der Endokrinologie betreute, lag der wissenschaftliche Schwerpunkt auf dem Gebiet der Schilddrüse, insbesondere der Struma u.a. mit der Einführung der Schilddrüsensonographie 1967. Er organisierte Studien zur Strumaepidemiologie und zur alimentären Jodversorgung und Strumaprophylaxe, Langzeit-Monitoring, Therapie der Jodmangelstruma ohne und mit Autonomie und entwickelte grundlegende Aktivitäten für die Einführung der allgemeinen Jodprophylaxe in Ostdeutschland. Ein weiterer Schwerpunkt war die Problematik der Diagnostik und Therapie des Morbus Basedow, Untersuchungen zur Beeinflussung der Remissionsrate, der Therapiedauer, der Thyreostatika-Dosis u.a. Auch der Einfluss der Schilddrüse auf andere Organsysteme wie Leber, Knochen, Herz gehörte zu seinen Interessen. Der enorme Umfang dieser wissenschaftlichen Tätigkeit wird deutlich an der Zahl der von ihm betreuten Doktoranden und Diplomanden (>75), der Habilitationen (5). Seine publikatorische Tätigkeit umfasste über 25 Bücher und Buchbeiträge, über 300 Originalarbeiten und Arbeiten in Sammelbänden, über 500 Vorträge und über 100 Poster-Präsentationen auf Tagungen und Kongressen. Er war Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Zeitschriften wie „Experimental and Clinical Endocrinology“, „Medizinische Klinik“ und „Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung“. Seine herausragende Bedeutung in der Thyreologie in Deutschland wird auch daran deutlich, dass er in allen Gremien und Institutionen, die sich mit der Schilddrüse befassen, verantwortlich tätig war: Er war Mitbegründer der Jodkommission der ehemaligen DDR, unmittelbar seit der Wende Mitglied des Arbeitskreises Jodmangel. Schon lange vor der Wende hat er verstanden, die gesamtdeutschen thyreologischen Bande zu knüpfen und zu pflegen, so dass zum Zeitpunkt der Wende viele auf diesen Freundschaften aufbauen konnten. Er war Mitglied der Sektion Schilddrüse der DGE und von 1990–1992 Mitglied des Beirates. Von Beginn an war er Mitglied des Forums Schilddrüse und in den letzten Jahren Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats; im Beirat der Infoline Schilddrüse hat er aktiv mitgewirkt. Selbstverständlich war er Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der European Thyroid Association. Wieland Meng hat verschiedene nationale und internationale Tagungen geleitet bzw. war maßgeblich an deren Organisation und Vorbereitung beteiligt, u.a. 124 Endokrinologie Informationen an der Internationalen Tagung „150 Jahre Morbus Basedow“ unmittelbar nach der „Wende“ 1990 in Halle (gemeinsam mit F.E. Ulrich, Halle). Seine letzte Tagung zum 150. Todestag von Carl Adolph von Basedow in Merseburg am 7. und 8. Mai 2004 mit Wieland Meng als prägender Persönlichkeit haben alle Teilnehmer noch in unmittelbarer Erinnerung. In Greifswald hat er die traditionelle Fortbildungsveranstaltung „Greifswalder Colloquium Endocrinologicum“ etabliert und geprägt. Das nächste, 14. Greifswalder Colloquium Endocrinologicum war aus Anlass seines 65. Geburtstags am 2. Oktober 2004 unter dem Titel „Fortschritte in der Endokrinologie“ geplant. Diese Tagung hat nun ihren Anlass, nicht jedoch ihre Berechtigung verloren. Das Eingangszitat von Gorch Fock: „Man kann sein Leben nicht verlängern, nur vertiefen“ scheint das Leben von Wieland Meng treffend zu charakterisieren. Die Intensität, die Tiefe seiner Arbeit und seines Zugangs zur Medizin und Wissenschaft zeugen davon. Die deutsche Endokrinologie und Thyreologie hat eine wichtige, prägende Persönlichkeit verloren, die auch durch die jüngste deutsch-deutsche Geschichte nicht unwesentlich beeinflusst war. Wer ihn näher kannte, weiß den Verlust des Menschen Wieland Meng besonders einzuschätzen und zu würdigen. Im Namen der Mitglieder des Arbeitskreises Jodmangel und des Beirates des Forums Schilddrüse Peter C. Scriba AK Jodmangel Rainer Hehrmann AK Jodmangel, Forum Schilddrüse Joachim Feldkamp Forum Schilddrüse 28 (2004) 4 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie in Zusammenarbeit mit St. Hedwig Kliniken Berlin – Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité bieten an: Weiterbildung zum/zur Endokrinologie-Assistenten/in DGE Beginn: 8. November 2004 – Ende: 24. Juni 2005 Ziele der Weiterbildung Ziel der Weiterbildung ist es, die Teilnehmer dazu zu befähigen, die durch den Komplexitätszuwachs im Bereich der Endokrinologie entstandenen neuen Aufgaben zu bewältigen. Zum einen will sie das endokrinologische Fachwissen der Teilnehmer stärken, insbesondere aber ist ihr daran gelegen, deren kommunikative Kompetenzen zu erweitern und zu verstärken. Konkret geht es dabei um folgende Teilziele: Klinische Studien Modelle von Krankheit und Gesundheit Psychosoziale Dimensionen von Gesundheit und Krankheit Beratung Betreuung Rehabilitation Versorgungsstrukturen Umgang mit Medien Organisation von Ambulanz und Praxis Qualitätssicherung in Ambulanz und Praxis Ausdifferenzierung des endokrinologischen Fachwissens Erwerb von Kenntnissen bezüglich der Planung, Organisation und Durchführung endokrinologischer Testverfahren Entwicklung eines umfassenden Gesundheitsund Krankheitsverständnisses Entwicklung von kommunikativen Kompetenzen der Beratung Entwicklung von psychosozialen Kompetenzen der Betreuung von chronisch kranken Kindern und Erwachsenen mit endokrinologischen Erkrankungen Erwerb von Kenntnissen der für die endokrinologischen Erkrankungen relevanten Versorgungsstrukturen Erwerb von Kenntnissen bezüglich der Durchführung von klinischen Studien Gesamtumfang: 200 Stunden Inhalte: Rahmenbedingungen: 1. Theorie Die Weiterbildung findet berufsbegleitend über einen Zeitraum von 8 Monaten statt. Der theoretische Unterricht wird in fünf Wochenblöcken angeboten. Die Qualifizierungsmaßnahme wird mit einer schriftlichen Facharbeit und einer mündlichen Prüfung abgeschlossen. Bei erfolgreicher Absolvierung verleiht die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie ein Zertifikat. Allgemeine Endokrinologie Pädiatrische Endokrinologie Gynäkologische Endokrinologie Endokrinologische Diagnostik Endokrine Chirurgie Good Clinical Practice 28 (2004) 4 Termine: 1. Termin: 08.11. – 2. Termin: 17.01. – 3. Termin: 18.04. – 4. Termin: 23.05. – 5. Termin: 20.06. – 12.11.2004 21.01.2005 22.04.2005 27.05.2005 24.06.2005 2. Praxis Die praktische Weiterbildung erfolgt in Einrichtungen, die vom Weiterbildungsausschuss der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie anerkannt sind. Gesamtumfang: 40 Stunden Endokrinologie Informationen 125 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN 1 Jahr Berufserfahrung in einer endokrinologischen Praxis, Abteilung oder Klinik Kursleitung: Prof. Dr. med. K.-M. Derwahl St. Hedwig-Kliniken GmbH Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité Große Hamburger Str. 5–11 10115 Berlin Tel.: 030/2311-2503 PD Dr. med. K. Mohnike Universitätsklinikum Zentrum für Kinderheilkunde Wiener Str. 391112 Magdeburg Tel. 0391/6717046 Frau Dr. phil. A. Pillen St. Alexius Personalservice Institut für Fort- und Weiterbildung der Gesellschaften der Alexianerbrüder Große Hamburger Str. 3 10115 Berlin Vorsitzender der Weiterbildungskommission der DGE: Prof. Dr. J. Hensen Klinikum Hannover Nordstadt Haltenhoffstr. 41 30167 Hannover Tel. 0511/9701291 Zugangsvoraussetzungen: abgeschlossene Ausbildung in der Krankenpflege, als Arzthelfer/in oder als MTA Bewerbungsunterlagen: Bewerbungsschreiben Lichtbild Abschlusszeugnisse Arbeitszeugnisse Nachweis der abgeschlossenen Berufsausbildung Nachweis der einjährigen Berufserfahrung Lehrgangskosten: 200 Unterrichtsstunden à 45 Minuten: 1500,– € zzgl. 100,– € Prüfungsgebühr Bewerbungen: Bewerbungen können Sie richten an: Geschäftsstelle der DGE Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum Tel./Fax: 0234/9788930/31 Email: [email protected] Nähere Informationen erhalten Sie über das Sekretariat von Prof. Dr. med. Derwahl: Frau Burkard Tel.:030/2311-2503 Email: [email protected] 1. Deutscher Atherosklerosekongress 1st German Atherosclerosis Symposium Leipzig, 30. September 30 – 2. Oktober 2004 Erste Ankündigung und Anmeldung First announcement and call for abstracts Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung DGAF e. V. – German Section of the International Atherosclerosis Society Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihrer Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. – German Society for the treatment of Lipid Disorders (GSLD) - Lipid-League 126 Endokrinologie Informationen Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir laden Sie sehr herzlich zum „1. Deutschen Atherosklerose-Kongress“ nach Leipzig ein. Ziel dieser interdisziplinären Tagung ist es, die medizinisch und gesundheitspolitisch zunehmend wichtiger werdende wissenschaftliche Diskussion zur gezielten Prävention atherosklerotischer Erkrankungen und ihrer Ursachen und Folgeerkrankungen zu fördern. Wir konnten hierzu erfreulicherweise aus den Kernbereichen der vaskulären Biologie, der Lipidologie, der Kardiologie, der Rehabilitations- und Präven28 (2004) 4 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN tionsmedizin und der klinischen Epidemiologie eine Reihe national und international hervorragend ausgewiesener Referentinnen und Referenten gewinnen. Das Leitthema des Kongresses spannt den Bogen von der modernen Atheroskleroseforschung bis zur aktuellen Leitliniendiskussion der Prävention atherosklerotischer Erkrankungen. Wir hoffen mit unserem diesjährigen Programm viele Kolleginnen und Kollegen des deutschen Sprachraums und unserer Nachbarländer im neuen Europa anzusprechen. Der Kongress besteht aus deutsch- und englischsprachigen Programmteilen, um neben der Einbeziehung ausländischer Referenten auch unserem wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland ein attraktives Podium zur international ausstrahlenden Präsentation ihrer Ergebnisse zu geben. In Begleitsymposien fokussieren wir auf hochaktuelle Entwicklungen in der Therapie von Fettstoffwechselstörungen und der Atheroskleroseprävention. Trotz der Dichte des Programms wird sicher genügend Zeit bleiben, Ihnen auch den Charme und die außergewöhnliche Kultur der Stadt Leipzig näher zu bringen. Posterausstellung / Poster Exhibition Die Präsentation und die Diskussion wissenschaftlicher Poster sind wesentlicher Bestandteil der Tagung. / The posters are an essential part of the conference and will be on display outside the lecture hall. Tagungsort / Venue The Westin Leipzig, Gerberstraße 15, 04105 Leipzig. Tel.: (03 41) 9 88 10 74 Tagungssprache / Conference Language Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch. Abstracts können nur in Englisch akzeptiert werden. / Conference languages are both English and German. Abstracts must be in English only. In Zusammenarbeit mit / Endorsed by Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie als Gäste im Herzen Deutschlands begrüßen dürften, Ihre Prof. Dr. Arnold von Eckardstein, Zürich Vorsitzender der DGAF Prof. Dr. Achim Weizel, Mannheim Vorsitzender der DGFF Prof. Dr. Joachim Thiery, Leipzig Tagungspräsident Themenschwerpunkte / Topics 1. Aktuelle Leitlinien und Risikofaktorenmanagement der Atheroskleroseprävention / Guidelines and risk factor management in the prevention of atherosclerosis 2. Erkrankungen des Fettstoffwechsels und ihre Therapie / Lipoprotein disorders and therapy 3. Vaskuläre Biologie und Genetik der Atherosklerose / Vascular biology and genetics of atherosclerosis 4. Moderne Rehabilitation atherosklerotischer Folgeerkrankungen / Current strategies for rehabilitation of atherosclerotic diseases 28 (2004) 4 European Atherosclerosis Society (EAS) Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung /AG Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen Stiftung für Gesundheitswesen Vereinte Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin Nationale Herz-Kreislauf-Konferenz (NHKK) Universität Leipzig, Medizinische Fakultät Universitätsklinikum Leipzig AöR Angefragte Referenten / Preliminary List of Speakers Assmann, G. (Münster) Beisiegel, U. (Hamburg) Berg, A. (Freiburg) Bergmann v., K. (Bonn) Breslow, J. L. (New York, USA) Chapman, J. (Paris, France) Eckardstein v., A. (Zürich, Switzerland) Fisher, E. A. (New York, USA) Funke, H. (Jena) Greten, H. (Hamburg) Gummert, J. F. (Leipzig) Hahmann, H. (Isny im Allgäu) Hambrecht, R. (Leipzig) Heinle, H. (Tübingen) Endokrinologie Informationen 127 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN Keil, U. (Münster) Klör, H. U. (Giessen) Koenig, W. (Ulm) Korsten-Reck, U. (Freiburg) Kronenberg, F. (Neuherberg) Lusis, A. J. (Los Angeles, USA) Maisch, B. (Marburg) März, W. (Graz, Austria) Merkel, M. (Hamburg) Müller-Wieland, D. (Düsseldorf) Münzel, T. (Mainz) Ritz, E. (Heidelberg) Schäfer, J. (Marburg) Schmitz, G. (Regensburg) Sechtem, U. (Stuttgart) Sehayek, E. (New York, USA) Seidel, D. (München) Sick, P. (Leipzig) Stumvoll, M. (Leipzig) Tall, A. (New York, USA) Teupser, D. (Leipzig) Thiery, J. (Leipzig) Wanner, Ch. (Würzburg) Ylä-Herttuala, S. (Kuopio, Finland) Zinkernagel, R. M. (Zürich, Switzerland) Hauptsponsoren / Major Corporate Donors AstraZeneca GmbH, Wedel Aventis Pharma Deutschland GmbH, Bad Soden B. Braun Medizintechnologie GmbH, Melsungen Bristol Myers Squibb GmbH, München Bruker Daltonik GmbH, Leipzig Merck KGaA, Darmstadt MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar NOVARTIS Pharma GmbH, Nürnberg Pfizer GmbH, Karlsruhe Solvay Arzneimittel GmbH, Hannover Unilever Bestfoods Deutschland GmbH, Hamburg Vortrags- und Posteranmeldung mit Abstract / Abstract Submission for Oral Presentation and Posters Scientific contributions related to the topics of the meeting will be accepted if received by July 16, 2004. Abstracts must be written in English only. Please use the abstract form provided on our website: www.atherosklerosekongress.de www.atherosclerosis-symposium.org Veranstalter / Organizer Deutsche Gesellschaft für Arterioskleroseforschung (DGAF) e. V. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihrer Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e. V. Tagungssekretariat / Congress Secretariat Prof. Dr. Joachim Thiery (Congress President) Dr. Daniel Teupser (Local Congress Organization) Katja Duczek (Congress Secretary) Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik Universitätsklinikum Leipzig AöR Liebigstraße 27 · 04103 Leipzig Tel.: +49-3 41-97 22 254, Fax: +49-3 41-97 22 209 E-mail: [email protected] Kongressorganisation / Congress Organization Livingcongress Congress Management International GmbH c/o Lübecker Musik- und Kongreßhallen GmbH Willy-Brandt-Allee 10, 23554 Lübeck Tel.: +49-4 51-7 90 43 33, Fax: +49-4 51-7 90 41 00 E-mail: [email protected] 11.–13. November 2004 1. Internationales Alfried Krupp Kolleg-Symposium Greifswald stress behavior – immune response Stress and disease susceptibility Hyper- and hypoinflammatory responses and their regulatory circuits in infections Behaviour and immune response 128 Endokrinologie Informationen Invited speakers: Malarkey WB (USA), Muglia LJ (USA), Kavelaars A (NL), Heinrichs M (CH), Kirschbaum C (D), Koolhaas JM (NL), Reinhart K (D), Voll RE (D), Volk HD (D), Schütt C (D), Straub R (D), Dhabhar FS (USA), 28 (2004) 4 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN Antoni M (USA), Gordon J (UK), Hinze-Selch D (D), Orabona C (I), Heuser I (D), Yirmiya R (ISR), Schedlowski M (CH) www.sbi2004.de contact: [email protected] www.medizin.uni-greifswald.de/immun Abstract Submission Deadline September 15, 2004 Early Registration July 30, 2004 Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004, Samstag 2.Oktober 2004, 9.30 – 12.30 Uhr, Schloss Reinhartshausen,Hauptstr 43,65346 Eltville-Erbach Veranstalter: Dr. C. Jaursch-Hancke, Prof. Dr. P-M. Schumm-Draeger. Auskunft Sekretariat Frau Kirby: 0611/577659, Fax 0611/577 666. 2. Zunehmende Lebenserwartung – welche Bedeutung haben Körpergewicht, Ernährung und Hormone? Dr. Cornelia Jaursch-Hancke, Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden Thema: Adipositas, Diabetes mellitus, Hormonrezeptorpolymorphismus – Neues aus der Forschung – Konsequenzen für die tägliche Praxis! 3. Hormone Receptor Polymorphism, Individualized Hormone Therapy – Future Aspects. Joseph Janssen, MD, PhD Erasmus Universität Rotterdam. Referate: 1. Neue vielversprechende medikamentöse Strategien bei der Behandlung der Adipositas – was ist realistisch? PD Dr. Andreas Hamann, Medizinische Universitätsklinik Heidelberg 4. Von der Innovation zur klinischen Anwendung – das neue Basalinsulin Levemir. Professor PM Schumm-Draeger. 06. 11. 2004 Regensburg, Germany 25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch (REG) Thema: Therapie von Hyperlipidämien aus internistischer Sicht Veranstalter: PD Dr. med. Andreas Schäffler Dr. med. Ulrike Woenckhaus Prof. Dr. med. Jürgen Schölmerich Beginn: Samstag, 09:00 Uhr Ende: Samstag, 13:00 Uhr 28 (2004) 4 Contact: PD Dr. med. A. Schäffler Department of Internal Medicine I University of Regensburg D-93042 Regensburg Germany Tel.: +49 (0)941-944-7017 Fax: +49 (0)941-944-7019 E-Mail: [email protected] Endokrinologie Informationen 129 KONGRESSANKÜNDIGUNGEN 6. October 2004, Frankfurt, Germany International Symposium of the Rhein-Main-Group Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the German Endocrine Society On the occasion of the 65th birthday of Klaus-Henning Usadel Nuclear receptors in endocrinology, diabetes and metabolism 6. October 2004, 13.00–18.00 h, Hörsaal der Anatomie, Haus 27B, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Klaus Badenhoop (Frankfurt am Main) The vitamin D receptor system: immune and metabolic effects Hans Ulrich Häring (Tübingen) Pathogenesis of Type II Diabetes: Genotype, Phenotype and Environment K. Badenhoop and H.U. Häring (organizers) Topics and speakers: Carmen Argmann (Strasbourg) Peroxisome proliferator- activated receptor-g (PPARg) in diabetes and metabolism Bernd Groner (Frankfurt am Main) Transcription factor regulation through hormonal signals Bart Staels (Lille) Metabolic and pleiotropic cardioprotective activities of PPARalpha and gamma Günther Schütz (Heidelberg) The glucocorticoid and mineralocorticoid receptor systems Thomas Perlmann (Stockholm) Nuclear receptor signalling in the development and survival of neurons 130 Endokrinologie Informationen 28 (2004) 4 V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R SEPTEMBER 2004 31. 08. 2004 – 04. 09. 2004 Lisbon, Portugal XII International Society of Endocrinology Congress Weitere Informationen zum Kongress finden Sie hier: www.ice2004.com 05. 09. 2004 – 09. 09. 2004 Munich, Germany 40th Annual Meeting of the European Association for the Study of Diabetes 11. 09. 2004 – 14. 09. 2004 Münster, Germany 3rd European Congress of Andrology / 16th Annual Congress of the German Society of Andrology Contact: Prof. Dr. E. Nieschlag Institute of Reproductive Medicine of the University Domagkstr. 11 48129 Münster Germany Tel: +49-251-83 56097 Fax: +49-251-83 56093 Homepage des Kongresses: http://www.3rd-eca.de [email protected] 18. 09. 2004 – 22. 09. 2004 Istanbul, Turkey 30th Annual Meeting of the European Thyroid Association Scientific Secretariat: Dr. M.F. Erdogan Dr. S. Güllü The Society of Endocrinology & Metabolism of Turkey Organisation: ETA 2004 Congress Secretariat (PCO) Intra Istanbul Travel Tel.: +90 212 219 19 25 Fax: +90 212 247 30 85 e-mail: [email protected] Website: http://www.eta2004.com 30. 09. 2004 – 02. 10. 2004 Leipzig, Germany 1. Deutschen Atherosklerosekongress Organisation: Frau Kristina Wulf Leitung Veranstaltungsmanagement Congress Management International GmbH Willy-Brandt-Allee 10 23554 Lübeck Tel.: +49-(0)451/7904-333 Fax: +49-(0)451/7904-100 e-mail: [email protected] O K TO B E R 2 0 0 4 1. – 3. 10. 2004 Luisenthal, Germany 17. 09. 2004 – 18. 09. 2004 Heidelberg, Germany Osteodensitometrie Grundkurs sowie 19. 09. 2004 Osteodensitometrie-Aufbaukurs Web-Site: http://www.osteo-hd.de Für weitere Informationen wenden Sie Sich bitte an: Sabine Habicht PR Service Dreierstrasse 3 88131 Lindau Telefon 08382 - 275056 Telefax 08382 - 275057 28 (2004) 4 2. Luisenthaler Gespräche Thema: „Chirurgische Intervention bei Endokrinopathien“ Veranstalter: Prof. Grußendorf, Stuttgart; Dr. F. Herrmann, Leipzig; Prof. Tuschy, Erfurt Kontakt: Dr. med. habil. Frank Herrmann Praxis für Endokrinologie Käthe-Kollwitz-Str. 9 04109 Leipzig Tel.: (0341) 9600192 Fax: (0341) 22540508 e-mail: [email protected] Endokrinologie Informationen 131 V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R 2. Oktober 2004 Eltville-Erbach Rheingauer Endokrinologie Dialog 2004 Veranstalter: Dr. C. Jaursch-Hancke, Prof. Dr. P-M. Schumm-Draeger. Auskunft: Sekretariat Frau Kirby: 0611/577659, Fax 0611/577666 International Symposium of the Rhein-Main-Group Endocrinology, Diabetes and Metabolism and the German Endocrine Society On the occasion of the 65th birthday of KlausHenning Usadel Nuclear receptors in endocrinology, diabetes and metabolism 6. October 2004, 13.00–18.00h, Hörsaal der Anatomie, Haus 27B, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Organizers: K. Badenhoop and H.U. Häring Tel. + 49 69/6301-5839, Fax. +49 69/6301-6405 07. 10. 2004 – 09. 10. 2004 Hamburg, Germany 20. Jahrestagung der Deutschen AdipositasGesellschaft Tagungspräsidenten: Prof. Dr. Müller, Kiel Prof. Dr. Westenhöfer, Hamburg Kontakt: PD Dr. med. Andreas Hamann Vizepräsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft Abteilung Innere Medizin I Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 410 69120 Heidelberg Tel. 06221/56-8603 , Fax 06221/56-4036 Website: http://www.adipositas-kongress.de/ Gender identity disorders Hypopituitarism after brain damage New concepts in the medical treatment of acromegaly Contact: Prof. Dr. G. K. Stalla Advisory Board of the Neuroendocrinology Section of the DGE Max-Planck-Institute of Psychiatry Kraepelinstr. 10 D 80804 München Phone: 089 30622 270 Fax : 089 30622 605 e-mail: [email protected] 08. 10. 2004 – 10. 10. 2004 Münster 6th Young Active Research Meeting „Sex, Drugs and Hormones“ – Scientific Views Contact: Alain Wunsch Institute of Reproductive Medicine Domagkstr 11 D-48149 Münster Tel:+49 251 83 56110 Fax:+49 251 83 56093 Website: http://www.junge-forschung.de N OV E M B E R 2 0 0 4 04. 11. 2004 – 06. 11. 2004 Prague, Czech Republik 3rd EFES Czech-Hungarian-Polish-RomanianSlovak Postgraduate Course in Endocrinology Organizers: Prof. Josef Marek, M.D., D.Sc., President of the Czech Endocrine Society, Michal Krsek, M.D., Ph.D., Chairman of the Local Organising Committee Address: 3rd Department of Internal Medicine, 1st Faculty of Medicine, Charles University, U nemocnice 1, 128 08 Prague 2, Czech Republic Contact: Michal Krsek, MD, PhD Email: [email protected] Fax: +420224919780 08. 10. 2004 – 09. 10. 2004 Berlin, Germany 05. – 07. 11. 2004 8th Annual Meeting of the Neuroendocrinology Section of the German Society of Endocrinology Topics: Neuroendocrinology of glucose allocation Neuroendocrine aging: facts, not fiction 132 Endokrinologie Informationen 16. Birkensteiner Hormonkonferenz Veranstalter: O.A. Müller (München) und K. von Werder (Berlin) Auskunft und Anmeldung über 089-13032521 28 (2004) 4 V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R 06.11.2004 Regensburg, Germany 26. 11. 2004 – 27. 11. 2004 Leipzig, Germany 25. Regensburger Endokrinologen-Gespräch (REG) PD Dr. med. A. Schäffler Department of Internal Medicine I University of Regensburg D-93042 Regensburg Germany Tel.: +49 (0)941-944-7017 Fax: +49 (0)941-944-7019 E-Mail: [email protected] VI. CrescNet-Symposium VI.CrescNet-Symposium und 10 Jahre Stiftungsprofessur Wachstum und Entwicklung an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche Leipzig Kontakt: Professor Dr. Eberhard Keller Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche Oststraße 21-25 04317 Leipzig Tel: 0341 97 26 101 11. 11. 2004 – 13. 11. 2004 Greifswald, Germany 1st International Alfried Krupp Kolleg Symposium on STRESS, BEHAVIOUR, AND IMMUNE RESPONSE Das Programm und weitere Informationen finden Sie unter: http://www.sbi2004.de Kontakt: Prof. Dr. Christine Schuett Institute of Immunology and Transfusion Medicine Ernst-Moritz-Arndt University Greifswald Sauerbruchstr./DZ D-17487 Greifswald Germany Phone +49 3834 865468 Fax +49 3834 865490 http://www.medizin.uni-greifswald.de/immun/ 28 (2004) 4 Endokrinologie Informationen 133 DIE LETZTE SEITE Fernsehen und Pubertät !?? Fernsehorgien machen Mädchen frühreif Wer viel vor der Glotze hängt, produziert geringere Mengen des Hormons Melatonin. Dies hat zur Folge, dass bei Mädchen die Pubertät früher einsetzt, glauben italienische Wissenschaftler. Die Forscher der Universität Florenz verordneten einer Gruppe von Kindern eine der höchsten denkbaren Strafen: totales Fernseh- und Computerverbot. Bei 134 Endokrinologie Informationen den anschließenden Untersuchungen stellten sie fest, dass die Produktion des Hormons Melatonin um 30 Prozent angestiegen war. Wer mehr darüber wissen möchte, siehe http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518, 306333,00.html 28 (2004) 4