Ärztliche Kommunikation

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Ärztliche
Kommunikation
Kommunikation und Outcome
Review von randomisierten Studien 1983-1993 (Stewart, 1995)
• Von 21 Studien zeigten 16 positive Effekte bei
folgenden outcome-Variablen
–
–
–
–
–
Emotionale Gesundheit
Verschwinden der Symptome
„Function“
Physiologische Masse (Blutdruck, Blutzucker)
Schmerzkontrolle
Prozess der Arzt-Patient-Interaktion
Rolle
Patient
Arzt
Personenvariablen
Prozessvariablen
Ergebnis
Symptome
Beschwerden
Gesundheit
Krankheit
Konsultation
Akzeptanz
Reaktanz
Compliance
Soziale
Integration
Health Belief
Verhaltensstile
Alter
Geschlecht
Soziale
Schicht
Persönlichkeit
Erwartungen
Einstellungen
Fähigkeiten
Bewertungen
Aktiv/passiv
Dominant/
unterwürfig
Berufliche
Sozialisation
Fachkompetenz
Führungsstil
Diagnostsches / ZufriedenVerschreibungsstil therapeutisches heit,
Kommunikationsstil Instrumentarium Unzufriedenheit
Compliance (1)
•
•
Zwischen 5% und 80% der
Patienten sind nicht
„compliant“ - warum?
42% aller US-Amerikaner
nimmt alternative Therapien
in Anspruch (NYT, 28.4.98)
• Dauer, Komplexität der
Therapie ²
• Ausmaß der erforderlichen
Verhaltensänderung ²
• Soziokulturelle Umgebung ²
oder ¯
• Wahrnehmung der
(Anfälligkeit für eine)
Krankheit ¯
• Lange Wartezeit vor
Arztkontakt ²
• Qualität der Arzt-PatientInteraktion ¯
Compliance - Beispiel
40 Patienten mit Morbus Parkinson
• Medikamenteneinnahme über einen Monat mit
Mikroprozessor in der Pillendose überprüft
• Nach eigenen Angaben hatten 24,3% die
Medikamente falsch eingenommen
• Datenanalyse
–
–
–
–
10,3 % hatten die Medikamente korrekt eingenommen
43,6% hatten eine Dosis pro Woche vergessen
48,7% hatten eine Dosis zu viel eingenommen
In 82,1% der Fälle war der Zeitpunkt falsch
Leopold et al., 2004, Movement Disorders
Compliance (2)
Prüfe:
– Zutreffende Diagnose?
– Zutreffende Therapie?
• Beispiel: essentielle Hypertonie
• Beispiel: zw. 25% und 75% aller Antibiotika
werden unnötig verschrieben.
– Non-compliance belegt?
– Patient bereit zu mehr compliance?
Prozess der A-P-I
Rolle
Patient
Arzt
Personenvariablen
Prozessvariablen
Ergebnis
Symptome
Beschwerden
Gesundheit
Krankheit
Konsultation
Akzeptanz
Reaktanz
Compliance
Soziale
Integration
Health Belief
Verhaltensstile
Alter
Geschlecht
Soziale
Schicht
Persönlichkeit
Erwartungen
Einstellungen
Fähigkeiten
Bewertungen
Aktiv/passiv
Dominant/
unterwürfig
Berufliche
Sozialisation
Fachkompetenz
Führungsstil
Diagnostsches / ZufriedenVerschreibungsstil therapeutisches heit,
Kommunikationsstil Instrumentarium Unzufriedenheit
Personenvariablen
Patient
Arzt
Health Belief:
Interesse an allgemeinen Fragen der
Gesundheit
Wahrgenommene Anfälligkeit für eine
Erkrankung
Angenommener Schweregrad der
Auswirkungen einer Erkrankung
Nutzen/Kosten-Rechnung
Health Locus of Control
Kontrollüberzeugung in Bezug auf
Gesundheit und Krankheit:
•
intern
•
extern personenbezogen
•
extern schicksalhaft
Führungsstil wird beeinflusst durch
• Positionsmacht
• Klarheit der Ziele und Eindeutigkeit
der Lösungswege
• Emotionale Tönung der Beziehung
• Autokratischer vs demokratischer
vs nicht - direktiver Führungsstil
Wahrnehmungskompetenz und
Wahrnehmungsfehler
Kommunikations- und
Verschreibungsstil:
Verschreibungen ohne vorherige
Konsultation beeinträchtigen die
Compliance der Einnahme
Dr. Humor
•
•
•
•
•
Weniger Stresshormone
Geringere Schmerzen
Niedriger Blutdruck
Schnellere Genesung
Weniger präoperative Angst und
schnellere postop. Genesung
Aber: den Patienten nicht zum Narren
halten!!!
(mehr zum Thema: Wrench & Booth-Butterfield, 2003)
Prozess der A-P-I
Rolle
Patient
Arzt
Personenvariablen
Prozessvariablen
Ergebnis
Symptome
Beschwerden
Gesundheit
Krankheit
Konsultation
Akzeptanz
Reaktanz
Compliance
Soziale
Integration
Health Belief
Verhaltensstile
Alter
Geschlecht
Soziale
Schicht
Persönlichkeit
Erwartungen
Einstellungen
Fähigkeiten
Bewertungen
Aktiv/passiv
Dominant/
unterwürfig
Berufliche
Sozialisation
Fachkompetenz
Führungsstil
Diagnostsches / ZufriedenVerschreibungsstil therapeutisches heit,
Kommunikationsstil Instrumentarium Unzufriedenheit
Patient
Arzt
Studie mit Schauspieler-Patienten beim Allgemeinarzt: die
Unterschiede in der Behandlung je nach Anliegen sind statistisch
signifikant (Kravitz et al., 2005: Influence of Patients’ Requests for
Direct-to-Consumer Advertised Antidepressants, JAMA) Beachte:
Antidepressiva sind bei einer Anpassungsstörung kaum nützlich.
Depr. Depr.
Depr.
Paxil Medikam. ohne
Anp.
Anp.
Anp.
störung störung
störung
Paxil
Medikam. ohne
Medikamente
53%
76%
31%
55%
Minimale Einleitung
einer angemessenen
Behandlung (Med.,
Überweisung,
Folgetermin)
90%
98%
56%
Vergabe eine
Diagnose
88%
55%
50%
39%
10%
18%
Patienten: Erinnern Sie sich an
Ihren letzten Arztbesuch –
welche Erwartungen hatten
Sie?
Ärzte:Stellen Sie sich
vor, Sie sind
Arzt/Ärztin in einer
Praxis für
Allgemeinmedizin –
welche Erwartungen
haben Sie an Ihre
Patienten?
Prozess der A-P-I
Rolle
Patient
Arzt
Personenvariablen
Prozessvariablen
Ergebnis
Symptome
Beschwerden
Gesundheit
Krankheit
Konsultation
Akzeptanz
Reaktanz
Compliance
Soziale
Integration
Health Belief
Verhaltensstile
Alter
Geschlecht
Soziale
Schicht
Persönlichkeit
Erwartungen
Einstellungen
Fähigkeiten
Bewertungen
Aktiv/passiv
Dominant/
unterwürfig
Berufliche
Sozialisation
Fachkompetenz
Führungsstil
Diagnostsches / ZufriedenVerschreibungsstil therapeutisches heit,
Kommunikationsstil Instrumentarium Unzufriedenheit
Rolle: Definition
Eine Rolle ist ein Bündel von der Gesellschaft
vorgegebenen Verhaltenserwartungen und
Verhaltensweisen. Ein Verstoß gegen die
Erwartungen oder abweichendes Verhalten
zieht Sanktionen nach sich.
Rollen...für den Arzt
Arztrolle
– Universelle
Hilfsbereitschaft
– Affektive Neutralität
– Funktionelle
Spezifität
– Fachkompetenz
– Altruismus
Formelle vs informelle
Rolle
Die formelle Rolle ist
positionsspezifisch
(Arzt, Chefarzt,
Stationsarzt...)
Die informelle Rolle ist
personenspezifisch
(Der Patient erwartet den
menschlich
kompetenten Arzt)
Kompetente Ausübung der
Rolle
Kompetenz wird erworben durch berufliche
Sozialisation:
Kenntnisse
Fertigkeiten
Motive
Werte
Normen
Einstellungen
Handlungsmuster
Rollen...für den Kranken
Krankenrolle
- Befreiung von den sonstigen
Rollenverpflichtungen
- Befreiung von der
Verantwortung für die
derzeitige Situation
- Herauslösung aus dem
sozialen Bezugssystem
- Verpflichtung zur Genesung
- ...via Laiensystem ggfs.
Wechsel zur Patientenrolle
Patientenrolle
– Interesseneinengung
– Erhöhte Aufmerksamkeit
und Reagibilität
gegenüber dem eigenen
Körper
– Gesteigertes
Unsicherheitsgefühl
– Sehnsucht nach
Beistand und Nähe
– Egozentrisch
Balance der Rollen?
Arzt
– Universelle
Hilfsbereitschaft
– Affektive Neutralität
– Funktionelle Spezifität
– Fachkompetenz
– Altruismus
Patient
– Interesseneinengung
– Erhöhte Aufmerksamkeit
und Reagibilität
gegenüber dem eigenen
Körper
– Gesteigertes
Unsicherheitsgefühl
– Sehnsucht nach Beistand
und Nähe
– Egozentrisch
Auszug aus Muster-Berufsordnung für die deutschen Ärzte und Ärztinnen –
MBO-Ä 1997 –
Abschnitt C
Verhaltensregeln (Grundsätze korrekter ärztlicher Berufsausübung)
Eine korrekte ärztliche Berufsausübung verlangt, dass der Arzt beim
Umgang mit Patienten
- ihre Würde und ihr Selbstbestimmungsrecht respektiert.
- ihre Privatsphäre achtet,
- über die beabsichtigte Diagnostik und Therapie, gegebenenfalls
über
ihre Alternativen und über seine Beurteilung des
Gesundheitszustandes
in für den Patienten verständlicher und angemessener Weise
informiert
und insbesondere auch das Recht, empfohlene Untersuchungs- und
Behandlungsmaßnahmen abzulehnen, respektiert.
- Rücksicht auf die Situation des Patienten nimmt,
- auch bei Meinungsverschiedenheiten sachlich und korrekt bleibt,
- den Mitteilungen des Patienten gebührende Aufmerksamkeit
entgegenbringt und einer Patientenkritik sachlich begegnet.
Aufgabe
Das Gespräch ist ein zentrales
Element der Arzt-Patienten
Beziehung.
Nennen Sie die wesentlichen
ärztlichen Aufgaben, deren Erfüllung
von der Bereitschaft und Befähigung
zur Kommunikation mit Patienten
abhängen.
Arzt-Patient-Gespräch
Ziele
• für Arzt: Informationsgewinn,
Beratung des Patienten
• für Patient: therapeutische
Funktion: Reden über seine
Beschwerden
• für Arzt-Patient-Beziehung:
Kommunikationsverhältnis,
Arbeitsbündnis wird begründet
Das Gespräch in der ArztPatienten-Beziehung
• Anamneseerhebung
• Erkundung der Befindlichkeit
• Mitteilung von Informationen über die
Krankheit und ihre Behandlung
(Aufklärungspflicht)
• Beratung
• Motivierung zur Mitarbeit
• Aussprechen von Trost und Mitgefühl
Interviewstile (1)
• direktiv
geschlossene Fragen
dichotom (2 Antwortalternativen)
Katalogfragen (mehrere
Antwortalternativen)
Suggestivfragen
• non-direktiv
offene Fragen
Auftaktfragen
Sondierungsfragen
Direktiver Stil:
Viele geschlossene Fragen
Hohe Standardisierung
Auswirkungen
auf Arzt
auf Patient
auf Ergebnis
Non-direktiver Stil:
Viele offene Fragen
Niedrige Standardisierung
“naive Haltung”
Direktiver Stil:
Viele geschlossene Fragen
Hohe Standardisierung
Non-direktiver Stil:
Viele offene Fragen
Niedrige Standardisierung
“naive Haltung”
Auswirkungen
auf Arzt
☺
☺
auf Patient
☺
auf Ergebnis
☺
Direkte Befriedigung des
Informationsbedürfnisses
Rasche, gezielte
Hypothesenüberprüfung
Gefahr der diagnostischen
Einengung
Hilfe bei
Verbalisierungsschwierigkeiten
Einschränkung der
Äußerungsmöglichkeiten
Minderung der Mitverantwortung
bei der Behandlung
☺
Breite Streuung der Information
Zeitlicher Aufwand für exakte
Formulierung des Problems
Beobachtungsfehler des
Interviewers
☺
☺
☺
Motivierung, Ermunterung zu
reichhaltigen Antworten
Abbau von Spannungen vor allem
in der Anfangsphase
Zufriedenheit mit Arzt und
Ablauf des Interviews
☺
Mangelnde Quantifizierbarkeit
und Vergleichbarkeit
Notwendigkeit der nachträglichen
Kategorienbildung
Besondere Eignung für subjektive
Inhalte
Vorteile hinsichtlich der
Gütekriterien
Problem der Bedeutungsäquivalenz
der Fragen für die Beteiligten
Kommunikation
Fährst Du oder
"Ist das hier der Vegetariertisch?"
fahre ich!?
Du, da vorne
--grün!
"Warum,
ist
sehe ich so aus?"
Frage
Was ist Kommunikation?
t
ko
Sender
r
e
i
d
Empfänger
Nachricht
t
o
k
de
r
e
i
d
4 Ebenen der Kommunikation
Sachebene
Selbstoffenbarung
Beziehungsebene
Appell
(Schulz von Thun)
4 Ebenen der Kommunikation
Beziehungsebene
Sachebene
Wie wir zueinander stehen
Was ich von Dir halte
Worüber ich informiere
Nachricht
Selbstoffenbarung
Was ich über mich selbst mitteile
Appell
Wozu ich Dich
veranlassen möchte
Sachebene:
Worüber sie mich informieren will
Beziehungsebene:
Was sie von mir hält
Appell:
Wozu sie mich veranlassen
möchte
Selbstkundgabe:
Was sagt sie über sich?
Sachebene
Die Ampel ist grün
Ohne mich
kämst Du nie an
Du, da vorne ist grün
Gib Gas!
Appell
Beziehungsebene
Ich habe es eilig
Selbstkundgabe
4 Aspekte einer Nachricht
Sachebene
Der Cholesterinspiegel liegt
über dem festgelegten Grenzwert
Beziehungsebene
Sie haben weder die
Medikamente eingenommen, noch
Diät gehalten.
„Ihr Cholesterinwert ist
schon wieder zu hoch!“
Selbstoffenbarung
Ich kenne mich aus!
Ich halte einen hohen Cholesterinspiegel für gesundheitsgefährdend
Ich bin gekränkt!
Appell
Denken Sie an Ihre
Gesundheit!
Befolgen Sie endlich
meine Anweisungen!
Mögliche Reaktionen auf die einzelnen
Aspekte der Nachricht
Reaktion auf
die Sachinformation
Also über 160 mg/dl
Reaktion auf
die Beziehung
Ich setze auf seine Erfahrung
Ich werde den Arzt wechseln
„Ihr Cholesterinwert ist
schon wieder zu hoch!“
Reaktion auf
die Selbstoffenbarung
Ich wollte seine Kompetenz
nicht in Frage stellen.
Er kennt nur die Pharma-Ansicht
Reaktion auf
die Aufforderung
Ich möchte weder
Medikamente nehmen, noch
Diät halten
Jetzt reiße ich mich aber
zusammen
Sachinhalt
Selbstkundgabe:
Ich will meine Ruhe
haben
oder aber
Ich will das Gespräch in
Ruhe führen
Schweigen
Appell:
Sprechen Sie mich bloß
nicht an!
oder aber
Jetzt nicht, aber später!
Beziehungsmitteilung:
Sie interessieren mich nicht
oder aber
Sie tun mir so leid
Verbale und nonverbale Botschaften...
...widersprechen sich gelegentlich
Noverbale Kommunikation
• Nur 7% der
emotionalen Aussagen
werden verbal vermittelt
• 22% stimmlich
• 55% visuell:
Blickkontakt,
Körperhaltung
(Analyse von AP-Interaktionen: Bensing, 1991)
Warum/wann ist die nonverbale
Kommunikation besonders
wichtig
Verbale Kommunikation
• In 69% der Konsultationen unterbricht der Arzt
den Patienten nach 18 – 23 Sek (Marvel et al.,
1999)
• Angehörige der Heilberufe und Patienten sind
(mehr oder weniger) zweisprachig: Alltagssprache
und Fachsprache. Häufig werden dieselben
Begriffe in beiden Sprachen verwendet, bedeuten
aber etwas verschiedenes: größte Differenz wurde
gefunden für Depression, Migräne und Eßstörung
(Hadlow & Pitts, 1991)
Information
…sverlust auf dem Weg vom Sender zum Empfänger durch
– kognitive Faktoren (z.B. primacy, recency, Komplexität…)
• Nur 40% bis max. 80% der Infos werden erinnert
– emotionale Faktoren (Angst, Unsicherheit, Schock…)
– sozio-kulturelle Faktoren (Geschlecht, Alter, Schicht, Kultur…)
• Geschlecht: siehe Gender-Studien zum Schmerz; zum Herzinfarkt
• Kultur: Depression ist bei Asiaten stigmatisiert. Patienten werden
eher von Gewichtsverlust, Müdigkeit etc sprechen. Brustkrebs wird
bei Lateinamerikanerinnen in Südkalifornien als Folge sündigen
Verhaltens angesehen…(aus Teutsch, 203).
• Alter: „Geriatrismus“; sensorische, funktionelle Defizite; 3. PersonKonsultationen (Adelman et al., 2000)
…führt zu geringer Zufriedenheit, Depression, Angst, geringer Compliance
Gute Kommunikation ist Voraussetzung für die Mitarbeit
des Patienten.
Man kann nicht nicht kommunizieren.
Eine Nachricht enthält gleichzeitig mehrere Botschaften.
Die Nachricht des Senders muss nicht der Botschaft
entsprechen, die beim Empfänger ankommt.
Nachrichten und
Botschaften
Eine Nachricht enthält gleichzeitig
mehrere Botschaften
– Explizite und implizite Botschaften sind auf
allen vier Seiten der Nachricht möglich
– Kongruente und inkongruente Botschaften
Inkongruente Botschaften
Mich beschwert etwas
Mir geht
es gut
Lass mich
in Ruhe
Ich möchte jetzt nicht
darüber reden
• Weil der Sender (scheinbar) (sozial) unerwünschte
Botschaften übermitteln kann...
• Weil der Sender sich nicht festlegen will, notfalls
kann er dementieren...
• Weil der Sender sich selbst noch nicht im Klaren ist...
Inkongruente Botschaften:
Double Bind
„Ich will, dass Du es freiwillig tust“
„Sei spontan“
„Das tut jetzt gar nicht weh“
Double-bind Kommunikationen führen beim Empfänger zu größter
Verwirrung, Misstrauen, negativen Emotionen, wenn er
• vom Sender abhängig ist
• der Situation nicht entfliehen kann
• nicht zur Metakommunikation fähig ist
Lösungen
• die Botschaft qualifizieren
– durch den Kontext
– durch die Art der Formulierung (z.B. IchBotschaften)
– durch nonverbale Botschaften
• Mimik, Gestik, Tonfall.....
• Metakommunikation
– Kommunikation über die Kommunikation
Lösungen
„Das tut jetzt gar nicht weh!“
Frage
Was versteht man unter
symmetrischer Kommunikation?
Sender und Empfänger verfügen
über vergleichbare Information
und über vergleichbare Chancen,
das Gespräch zu bestimmen.
Asymmetrie der ArztPatient-Beziehung
Arzt hat gegenüber dem Patient...
• Expertenmacht
– Arzt hat Wissen, Patient ist Laie
• Definitionsmacht
– Arzt stellt Diagnose, Krankschreibung
– Patient als Hilfesuchender abhängig
• Steuerungsmacht
– Arzt legt Organisatorisches fest (Termine etc.)
– Patient auf Gewährung von Leistungen angewiesen
Visitenforschung
•
•
•
•
durchschnittl. Gesprächsdauer/Patient: 3-4 Min.
Mehrzahl der Sätze von Ärzten gesprochen
Patient stellt durchschnittl. 1 Frage/Visite
Infos erhält er eher implizit (durch das, was
Personal untereinander austauscht)
• häufige Unterbrechungen, Störungen des
Gesprächs, da Personal überlastet
• mangelnde Information und Kommunikation
ist der von Patienten am meisten bemängelte
Aspekt am Krankenhausaufenthalt
Beispiele (1)
Nicht-Beachten der Patienteninitiative
A: Guten Tag, Frau S.
P: Mir ist immer noch elend. Ich habe fast nichts
gegessen. Ich habe Angst gehabt wegen der
Gallengeschichte und jetzt ist....
(Arzt blättert in der Kurve, Patientin verstummt,
Pause ca. 7 Sekunden)
A (zu Krankenschwester): Wissen wir, wo die Bilder
gelandet sind?
Beispiele (2)
Themenwechsel (anstelle Reaktion auf Frage
erfolgt eine konkurrierende Initiative). Beispiel:
Patient mit Leukämie wenige Tage vor seinem Tod,
nachdem Retinablutung zu schwersten Sehstörungen
geführt hat)
P: Ich seh doch nicht.
A: Hm?
P: Ich seh doch nichts mehr!
A: Hm ... (nach 3 Sek.)... und wie geht's sonst mit dem
Atmen?
Beispiele (3)
Mitteilung funktionaler Unsicherheit
(Scheinbares Eingehen auf Patientenfrage, ohne inhaltl.
Information mitzuteilen. Am häufigsten: Hinweis auf
fehlende Befunde, obwohl diese Informationen
bereits vorliegen)
66-jähriger Patient mit Magenkarzinom
P: Ist schon sicher, was ist?
A: Äh, ich habe dem Kollegen Dr.....
P: Noch nicht?
A: Äh, mit dem Dr.... noch nicht gesprochen.
Beispiele (4)
Beziehungskommentar
(Inhalt der Frage wird umgangen und verschoben)
P: Nun nehme ich schon über einen Monat diese
Medikamente, und es tut sich immer noch nichts!
A: Sie sagen immer "muss" und wollen alles erzwingen!
Ulmer Modellstation (1)
Änderung des Visitenverlaufs
• Vor- und Nachbesprechung diagnostischer
+ therapeutischer Maßnahmen außerhalb
Krankenzimmer
• Gespräch mit Patient, nicht über ihn
• Erhöhung der für Visite eingeplanten Zeit
• verbesserte Fortbildung
Ulmer Modellstation (2)
Ulmer Modellstation (3)
Gesprächsführung
Wichtige Kriterien nach Rogers (1977)
Akzeptanz: Nicht an Bedingungen geknüpfte
Wertschätzung, Wärme, Achtung
Kongruenz: Echtheit, innere Übereinstimmung
(verbaler und non-verbaler Botschaften)
Empathie:
Einfühlsames Verstehen
Grundsätze patientenzentrierter Kommunikation
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Patienten persönlich ansprechen
verständlich kommunizieren, ggf. Rückfragen stellen
wahrheitsgetreu informieren
auf Patientenfragen eingehen (nicht ausweichen!)
suggestive Fragen vermeiden
vorschnelle Urteile vermeiden
Patienten in Entscheidungen einbeziehen
Fortschritte, pos. Aspekte beim Patienten bekräftigen
Vorsicht vor unrealistischen Versprechungen
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