„GENETISCHE ABERRATIONEN MIT EINEM WACHSTUMSVORTEIL IN FRÜHEN PRÄKANZEROSEN DES UROTHELS DER HARNBLASE“ Von der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Naturwissenschaften genehmigte Dissertation vorgelegt von Diplom-Biologin Stella Vasiliki Koufou aus Bremen Berichter: Prof. Dr. med. R. Knüchel-Clarke Prof. Dr. rer. nat. U. Klinner Tag der mündlichen Prüfung: 30.04.2008 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar. Genetische Aberrationen mit einem Wachstumsvorteil in frühen Präkanzerosen des Urothels der Harnblase Dissertation an der RWTH Aachen vorgelegt von Dipl.-Biol. Stella Vasiliki Koufou Dissertation eingereicht: 31. Januar 2008 1. Gutachter: Prof. Ruth Knüchel-Clarke 2. Gutachter: Prof. Ulrich Klinner Tag der mündlichen Prüfung: 30.04.2008 Wissenschaftler meinen, sie könnten mit Mikroskopen und Teleskopen alle Geheimnisse der Natur entschleiern. Und sie glauben nur an das, was sie wiegen und messen können. Aber sie verstehen doch alles nur stückweise. Jostein Gaarder Meiner Mutter (in Memoriam) und meinem Vater Inhaltsverzeichnis 4 INHALTSVERZEICHNIS 1 2 EINLEITUNG 07 BEGRIFFSBESTIMMUNG: KREBS 07 PHASEN DER TUMORGENESE 09 DAS HARNBLASENKARZINOM 13 Epidemiologie 13 Entwicklung und Anatomie der Harnblase 14 Ätiologie des Harnblasenkarzinoms 16 Pathologie des Harnblasenkarzinoms 17 TNM-Klassifikation 20 Symptomatik, Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms 22 BIOLOGIE DES HARNBLASENKARZINOMS 25 Histopathologie versus Genetik 30 FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNG DER VORLIEGENDEN ARBEIT 34 MATERIAL UND METHODEN 36 MATERIAL 36 PATIENTENKOLLEKTIV 36 ZELLLINIEN 37 LABORGERÄTE 37 CHEMIKALIEN 39 ENZYME 39 PUFFER UND LÖSUNGEN 40 VERWENDETE OLIGONUKLEOTIDPRIMER 41 METHODEN 42 ZUSAMMENSTELLUNG DES FALLMATERIALS UND IDENTIFIZIERUNG DER UROTHELREGIONEN 42 MONOLAYER- UND SPHAEROID-ZELLKULTUR 42 HISTOLOGISCHE METHODEN 43 Inhaltsverzeichnis 5 DOPPELFÄRBUNG: FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG (FISH)/ IMMUNHISTOCHEMIE (IHC) 44 AUSWERTUNG DER DOPPELFÄRBUNG 50 MIKRODISSEKTION 51 Manuelle Mikrodissektion 51 Laser-gestützte Mikrodissektion 52 Herstellung einer Einzelzellsuspension 53 AMPLIFIKATION GENOMISCHER EINZELZELL-DNA DURCH POLYMERASEKETTENREAKTION (PCR) 53 DNA-ISOLATION UND QUANTIFIZIERUNG 55 EINZELZELL COMPARATIVE GENOMISCHE HYBRIDISIERUNG (SS CGH) 55 3 ERGEBNISSE 58 ETABLIERUNG DER UROVYSION-Ki67-DOPPELFÄRBUNG 58 UNTERSUCHUNG VON PATIENTENFÄLLEN MITTELS UROVYSION-Ki67DOPPELFÄRBUNG 63 ETABLIERUNG VON DOPPELFÄRBUNG, LASERMIKRODISSEKTION, LINKERADAPTOR-PCR, CGH ZUR EINZELZELL-ANALYSE 77 ERGEBNISSE DER MITTELS EINZELZELL-ANALYSE UNTERSUCHTEN PATIENTENFÄLLEN 84 POTENTIELLE KANDIDATENGENE 89 LITERATURDATEN ZU UROTHELIALEN PRÄKANZEROSEN 91 DISKUSSION 93 ETABLIERUNG DER UROVYSION-Ki67-DOPPELFÄRBUNG 94 ETABLIERUNG DER EINZELZELL-ANALYSE MITTELS CGH 99 ERGEBNISSE 102 5 ZUSAMMENFASSUNG 119 6 ABSTRACT 120 7 LITERATURVERZEICHNIS 121 8 ANHANG 138 4 Inhaltsverzeichnis 6 Abkürzungsverzeichnis 138 Lebenslauf 141 Kongresse, Publikationen 142 Danksagung 143 Einleitung 7 1 EINLEITUNG Angaben der WHO (World Health Organisation) zufolge, gehören Krebserkrankungen weltweit zu den häufigsten Todesursachen, mit 7,6 Millionen Todesfällen (13 %) jährlich [WHO, 2006]. Allein in Deutschland erkranken jährlich über 400.000 Menschen an malignen (bösartigen) Tumoren, mit steigender Inzidenz [Bertz et al., 2006]. Um das Phänomen „Krebs“ zu verstehen und besser bekämpfen zu können, werden heutzutage verschiedene Ansatz-/Angriffspunkte erforscht. So auch in dieser Doktorarbeit. Es sollen erste genetische Veränderungen in frühen Tumorstadien/ -Vorstufen des Harnblasenkarzinoms, die nicht letal sind und zu einer bösartigen (malignen) Entartung führen können, untersucht werden. Begriffsbestimmung: Krebs Der Begriff Krebs umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die prinzipiell in jedem Organ und Gewebe zu jedem Zeitpunkt vorkommen können. Jedoch gibt es erhebliche Häufigkeitsunterschiede nach Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, geographischer Region, Ernährungs-/Lebensgewohnheiten usw. Charakteristisch für Krebs ist eine sich von normalen Zellen unterscheidende Proliferation (Zell/Gewebewachstum). Diese aberranten, Wachstumsenthemmten Zellen entstehen und akkumulieren in Abhängigkeit von Evolution und Selektion [Cahill et al., 1999]. Dadurch unterscheiden sich Krebszellen von dem Zustand der Hypertrophie und Hyperplasie, welche aus „normalen“ Zellen bestehen [Kufe et al., 2006]. Krebserkrankungen entstehen infolge ungehinderter Proliferation von Zellen, die aufgrund von genetischen Defekten zur Fehlsteuerung des Zellwachstums führen. Als Tumor (Neoplasie) bezeichnet man eine Gewebeneubildung in Form eines spontanen, verschiedengradig enthemmten, autonom und irreversiblen Überschusswachstums von körpereigenem Gewebe, das in der Regel mit unterschiedlich ausgeprägtem Verlust spezifischer Zell- und Gewebefunktionen verbunden ist. Dieses sich verselbständigte Wachstum führt zunächst zu benignen (gutartigen) Tumoren, aus denen sich nach Invasion und Durchbruch anatomischer Barrieren, z.B. die angrenzenden Basalmembranen, maligne (bösartige) Tumore entwickeln. Zusammen mit den malignen Erkrankungen des Blutes und Knochenmarks (Leukämie und Lymphom), sowie jenen des Stützgewebes (präziser: dem Mesoderm; mesenchymaler Ursprung), die so genannten Sarkome, gehören die Karzinome, die von Zellen im Deckgewebe von Haut oder Schleimhaut (Epithel) ausgehen, zu der Gruppe der malignen Tumorerkrankungen (Krebser- Einleitung 8 krankungen). Krebszellen, deren Wachstum bei intakter Basalmembran auf das Epithel limitiert ist (so genanntes Carcinoma-in-situ oder intraepitheliale Neoplasie), können molekulare Veränderungen tragen, die einem Krebsphänotyp entsprechen. Diese Zellen gelten als Vorläufer (Präkanzerose) des invasiven Karzinoms. Hingegen unterscheiden diese Eigenschaften der Aggressivität und Invasion Krebs von anderen Gewebeveränderung, die aus „normalen“, morphologisch unauffälligen Zellen bestehen, wie die Hypertrophie und Hyperplasie [Kufe et al., 2006]. Im Laufe der Tumorentstehung (sog. Tumorfortschreiten bzw. Tumorprogression) lassen sich morphologische Umwandlungen der vorhandenen Gewebestrukturen beobachten, die über die prämalignen Stadien der Hyperplasie und Dysplasie, weiter über jene des präinvasiven und invasiven Karzinoms bis hin zur Fernmetastasierung, d.h. der Absiedelung von Tumorzellen in einem anderen, entfernten Gewebe, führen [Fearon und Vogelstein, 1990]. Dabei verlieren sich im Verlauf der Tumorprogression die ursprünglichen Gewebecharakteristiken, so dass der Tumor anaplastisch (entdifferenziert) wird. Die Anaplasie bezeichnet die Umwandlung höher differenzierter Zellen, die dem normalen Gewebe noch morphologisch und biologisch am ähnlichsten sind, in weniger differenzierte Zellen. Ist dieser Zustand reversibel, so spricht man von einer Metaplasie. Ein Rezidiv wiederum kennzeichnet ein lokales Wiederauftreten eines Tumors, eines so genannten Tochtergeschwulstes, nach Entfernung (Resektion) des Primär-Tumors. Auch das Epithel-Umgebende Gewebe, das so genannte Stroma oder Interstitium, erfährt tumorbedingt Veränderungen, wie z.B. eine erhöhte lymphozytäre Infiltration – ausgelöst durch eine immunologische Reaktion des Organismus gegen den Tumor – oder ein Tumormitbestimmtes Einsetzen der Angiogenese (Gefäßwachstum) bzw. Vaskularisation (Gefäßneubildung). Bereits ab der Größe von einigen Millimetern, ist die Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und anderen essentiellen Faktoren gemindert, so dass es zu Nekrosen (Absterben von Zellen) im Tumorzentrum kommt. Um dem entgegenzuwirken ist eine relativ früh einsetzende Angiogenese und Vaskularisation entscheidend. Damit zeigt sich, dass die bislang bezeichnete Autonomie des Krebses nur einer vereinfachten Darstellung zugrunde lag, d.h. das der Krebs doch kein rein Zell-Autonomes System ist, sondern abhängig von der Wechselwirkung mit den umgebenden Nachbarzellen ist [Kenny et al., 2007]. Krebszellen tragen eine Kaskade genetischer und epigentischer Veränderungen, die im Verlauf der Tumorentstehung akkumulieren und sich gegen Selektions- und Evolutionsdruck behaupten müssen, um nicht letal zu sein und in die nächste Tumor-Tochterzellgeneration weitergegeben werden zu können. Die Penetranz bezeichnet das Ausmaß einer bestimmten phä- Einleitung 9 notypischen Manifestation eines bestimmten Genotyps, und ist für einige Genotypen durch weitere Faktoren, wie altersbedingte Veränderungen, beeinflusst [Beckmann et al., 2007]. Phasen der Tumorgenese Es gibt eine Vielzahl von Theorien zur Krebsentstehung. Die bisher nahe liegende ist, dass ein Kopierfehler, ein (sogar angeborener) Schaden der DNA in bestimmten Genen die Initialzündung für die Karzinogenese liefert [Loeb, 1991]. Mögliche Ansatzstellen für eine Kanzerisation sind in Abbildung 1. dargestellt. Krebs entsteht aus einer ausgereiften, InvasionsBefähigten Krebszelle. Die Krebsentstehung (Kanzerogenese) kann dabei als ein Mehrstufenprozess mit langjähriger Latenzzeit angesehen werden, der in drei Phasen unterteilt werden kann [Harris, 1991; Weinberg, 1989]. Erst die Addition mehrerer genetischer Veränderungen (Aberrationen) führt zur Entstehung eines manifesten Karzinoms [Lengauer, 1997; 1998]. Abbildung 1.: Defekte im Zellzyklus, die zu einer Missverteilung der Chromosomen führen können. Gene, die aufgrund von Veränderungen in der DNA-Reparatur und dadurch hervorgerufener Genom Instabilität betroffen sind, sind rot dargestellt. [Marx, 2002] Einleitung 10 Veränderungen des Erbgutes durch kanzerogene Substanzen können eine normale Zelle in einen „präkanzerösen“ Zustand überführen, man bezeichnet diesen Vorgang als Initiation (vergleiche Abbildung 2). Dabei werden durch kanzerogene Substanzen erste DNASchädigungen induziert, die zu Nukleotidsequenz-Austausch führen. Hierzu zählen intragenetische Gen- bzw. Punktmutationen sowie Basen-Substitutionen, Deletionen oder Insertionen einzelner oder mehrerer Nukleotide. Dazu gehören auch Polymorphismen, z.B. SNPs (single nucleotide polymorphisms). Diese Prozesse können bei der Zellteilung den normalen Ablauf der Replikation stören und so Mutationen im Tochter-DNA-Strang verursachen. Der Grad der Auswirkung der DNA-Schädigung ist abhängig von der Art und der Lage der dadurch ausgetauschten Aminosäure im Protein, so führt nicht jeder Nukleotid-Austausch zu einer Veränderung des Gen-Produktes. Wird die genetische Information jedoch verändert, entstehen u.a. Abbildung 2.: Die Karzinogenese ist ein mehrstufiger Prozess, der multiple genetische und epigenetische Veränderungen in Protoonkogenen, Tumorsuppressorgenen und anderen involviert (Harris, 1991) Missens- oder Nonsens-Mutationen, Stop-Kodons oder Leseraster-Mutationen, bei welchen infolge Insertion oder Deletion der Basen-Triplet-Code eine andere Bedeutung bekommt und ein so genannter Frame-Shift, eine Verschiebung des Leserasters, auftritt. Geringe Veränderungen verursachen z.B. Austausche gleicher Aminosäuren. Substitution eines Pyrimidinbzw. Purin-Nukleotids gegen ein anderes Pyrimidin- bzw. Purin-Nukleotid wird Transition, Substitution eines Pyrimidin- gegen ein Purin-Nukleotid Transversion genannt. Neben diesen „Mikro-Mutationen“ treten auch größere auf, die Chromosomen-Mutationen. Das sind Veränderungen der Form bzw. der Struktur von Chromosomen, wie z.B. Translokation. Dabei handelt es sich um Fusionen von verschiedenen Chromosomen oder von Segmenten einzelner Einleitung 11 Chromosomen. Beim zusammengesetzten (fusionierten), im Gegensatz zum einfachen (Wild-) Typ, können dabei während der Rekombination Deletionen oder Insertionen von Anteilen chromosomaler Arme auftreten, was zu Verlusten oder Zugewinnen an chromosomalem Material, und hierdurch bedingt zur Produktion neuer Gene, so genannter Fusionsgene, führen kann. Bei Genom-Mutationen handelt es sich um Änderungen in der Chromosomenzahl, Aneuploidie genannt, durch Verlust (Deletion) oder Vervielfachung (Amplifikation) ganzer Chromosomen oder Anteile von Chromosomen [Beckmann et al., 2007]. Aneuploidie kann in vielen Tumorarten beobachtet werden und ist eine Missverteilung der Chromosomen während der Mitose, wobei der genaue Prozess derzeit immer noch unklar bleibt [Weaver und Cleveland, 2005]. Nach der „Aneuploidie-Hypothese“ ist die Aneuploidie die treibende Kraft der Tumorgenese und demnach proportional zur chromosomalen Instabilität [Boveri, 1902; Nowell, 1976; Duesberg et al., 2001; 2003; 2005]. Die Identifizierung von spezifischen Signalmustern bzw. Aneuploidieclustern innerhalb des Gewebeverbandes können daher neue Informationen über die Tumorentwicklung liefern. Spontane oder durch Chemikalien ausgelöste Mutationen treten an ca. 10000 Stellen pro Zelle und Tag auf. Mutationsereignisse sind dabei nicht gleichmäßig über die Sequenz eines Gens verteilt. Es gibt Stellen, an welchen Mutationen selten oder nicht auftreten, während an anderen, so genannten „hot-spots“, mehrere unabhängige Mutationsereignisse auftreten können. Auch in präneoplastischen Veränderungen wie Hyperplasien und Dysplasien sind bereits genetische Veränderungen vorhanden. Dabei ist der Tumorphänotyp genetisch determiniert, es handelt sich um eine Störung und Deregulierung physiologisch aktiver oder mutierter Gene auf DNA-, RNA- und Proteinebene. Das weitere Schicksal der mutierten Zelle hängt stark von der Art der Mutation ab. Während manche Mutationen die Zellfunktion gar nicht beeinträchtigen (stille Mutation), und zu viele Mutationen meist das Absterben der Zelle zur Folge haben, scheinen besonders Mutationen in wichtigen Kontrollgenen die Krebsentwicklung zu initiieren (z.B. durch Aktivierung von Onkogenen, das sind Gene, die in Wachstumsstimulierende Pathways involviert sind; oder Deaktivierung von Tumorsuppressorgenen, welche das normale Wachstum kontrollieren und inhibieren). So zeigen beispielsweise die Hälfte aller menschlichen Tumoren Mutationen im Tumorsuppressorgen p53. Eine besondere Bedeutung kommt den DNA-Reparatursystemen zu, die normalerweise mit hoher Effizienz Replikationsfehler korrigieren und damit Mutationen verhindern. Diese Systeme können versagen, wenn z.B. zu viele Fehler gleichzeitig auftreten oder deren Wirkung durch Fremdstoffe gehemmt wird. Einleitung 12 Erst durch den Einfluss bestimmter wachstumsstimulierender Faktoren tritt die Tumorgenese in die Promotionsphase ein, in der sich die initiierte Zelle zu teilen beginnt (selektive, klonale Expansion) [Tomlinson und Bodmer, 1999]. Diese Wachstumsstimulation kann durch Chemikalien ausgelöst werden, aber auch durch Entzündungen oder körperfremde Feststoffe. Durch weitere genetische und epigenetische Faktoren tritt die Kanzerogenese in die dritte Phase, die Progressionsphase, ein. Hierbei entwickeln die Zellen Eigenschaften des ungehemmten Wachstums und Metastasierung; man spricht auch von einer malignen Transformation. Ein Tumorwachstum entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen überschießender Proliferation und vermindertem Absterben von Tumorzellen, der Apoptose (programmierter Zelltod). Weitere Zellvermehrung führt schließlich zur Bildung von Tumoren und damit zu klinisch erkennbarem Krebs. Dabei ist entscheidend, dass verschiedene innere und äußere Faktoren zu Mutation, Gen-Überexpression und Gen-Unterexpression führen und somit unterschiedliche Pathways involviert sind, die nicht zu einem typischen, allgemeingültigen KrebsPathway führen, sondern über verschiedene Wege zu Zellen mit einem für Krebs charakteristischen Phänotyp [Kufe et al., 2003; Weinberg, 2006]. Kritisch an dem Mehrstufenmodell der Karzinogenese ist, dass es nur den Prozess der Krebsentstehung beschreibt, aber nicht auf die Ursache eingeht. Beobachtungen an Retinoblastomen (Rb) von Kindern führten zu der von Knudson (1971) postulierten „Two-Hit“Hypothese: Zwei unabhängige Mutationen sind erforderlich, um zu einem malignen Wachstum zu führen. Bei der vererbten (hereditären) Form des Retinoblastoms ist ein Teil der Vorraussetzung durch das Vorliegen einer Keimbahn-Mutation erfüllt; das Entstehen einer zweiten Mutation, ist die zweite Vorraussetzung. Dies erklärt das sehr frühe und bilaterale Auftreten der Tumore in hereditären Fällen. Bei sporadischen Tumoren müssen zwei unabhängige Veränderungen in derselben Zelle erworben werden [Knudson, 2001]. Nowak et al. (2002) hingegen behaupten, dass Tumore aufgrund einer Mutation, die zu einer chromosomalen Instabilität (CIN) führt, initiiert werden. Sie vermuten weiter, dass sporadische Tumore eine vererbbare Aberration, die eher die genetische Instabilität als das zelluläre Wachstum beeinflusst, als erste Veränderung tragen. Auch altersbedingte chromosomale Veränderungen, wie die Telomerverkürzung, können Ursache einer Krebsentstehung sein. Die Telomerverkürzung findet mit jeder Zellteilung bis zu einem kritischen Wert, dem so genannten Hayflick Limit [Hayflick und Moorhead, 1961], statt. Bei einer Fehlfunktion können Signalwege, in denen über p53 oder das RetinoblastomaGen involviert sind, zu weiteren Zellteilungen und damit zu offenen Chromosomen-Enden Einleitung 13 führen, welche weiterhin über den „breakage-fusion-bridge“ Mechanismus chromosomale Aberrationen in den Zellen bewirken können [McClintock et al., 1941]. Nicht jede Mutation ist dazu fähig eine Zelle in einer malignen Form zu transformieren, dazu spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle, die darüber entscheiden, welche Mutation transformierend wirkt und ob diese Veränderung das Tumorwachstum vorantreibt (mit einem „Wachstumsvorteil“ einhergeht) [Vineis, 2003 und Vineis et al., 2007]. Die Untersuchung des Schicksals erster präkanzeröser Mutationen stellt sich bisher als technisch schwierig dar, da Krebs meist in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird bzw. um ausschlaggebende Mutationen in prämalignen Stadien zu detektieren, Untersuchungen auf dem EinzelzellLevel durchgeführt werden müssten. Spencer et al. (2006) haben deshalb versucht mit Hilfe eines Computer-basierten Modells sich der Evolution der Tumorgenese zu nähern und dabei unter anderem festgestellt, dass am Anfang der Tumorgenese verschiedene heterogene, polyklonale Zell-/Mutationsklone existieren. Welche Veränderungen am Anfang der Tumorgenese stehen und zu weiterem Tumorwachstum führen, müsste noch experimentell genauer untersucht werden. Das Harnblasenkarzinom Epidemiologie Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste urologische Tumor nach dem Prostatakarzinom. In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich ca. 26000 Patienten neu an einer bösartigen Neubildung (maligne Neoplasie) der Harnblase, dem Harnblasenkrebs. Ungefähr 5000 Patienten versterben tumorbedingt. Am häufigsten tritt der Harnblasenkrebs im höheren Alter zwischen 50 und 70 Jahren auf. Männer sind dabei mehr als doppelt (2,5-3-mal) so häufig betroffen als Frauen [Bertz et al., 2006]. In ca. 90 % entstehen Harnblasenkarzinome in der Schleimhaut (Urothel), die neben der Harnblase auch Nierenbecken, Harnleiter und Harnröhre auskleidet, so genannte Urothelkarzinome. Die restlichen 10 % bilden Plattenepithelkarzinome, welche eine maligne Entartung (Transformation) eine Plattenepithelmetaplasie und somit eine histologische Veränderung des Urothels sind, sowie Adenokarzinome der Harnblase. 70-80 % der Patienten haben bei Diagnosestellung einen oberflächlichen Tumor (pTa1), während bei 30 % bereits ein fortgeschrittenes, in die Muskulatur fortgeschrittenes Krebsstadium vorliegt. Es werden flache Wachstumsformen von papillären unterschieden [Eble et al., 2004]. Einleitung 14 Nach kompletter Resektion können 60-80 % der Patienten nach 4 Jahren ein Rezidiv entwickeln. Das Progressions-Risiko ist bei nicht invasiven Tumoren pTa um vieles kleiner (> 4%) als bei pT1-Tumoren (30%). Jedoch haben Tumorrezidive häufig ein höheres malignes Potential, welches sich in zunehmender Invasivität und schlechterem Tumorgrading widerspiegelt. Entwicklung und Anatomie der Harnblase Die Harnbase (Vesica urinaria) zählt neben Nierenbecken (Pelvis renalis), Harnleiter (Urether) und Harnröhre (Urethra) zu den ableitenden Harnwegen (siehe Abbildung 3). Wegen der ontogenetischen Zusammenhänge werden Harn- und Geschlechtsorgane unter der Bezeichnung Urogenitalsystem zusammengefasst. Entwicklungsgeschichtlich sind die ableitenden Harnwege unterschiedlicher Herkunft. Nierenbecken, Urether, Trigonum (Trigonum vesicae) der Harnblase und Teile der prostatischen Harnröhre entstehen aus dem gemeinsamen nephrogenen Strang, was ein Teil der Urogenitalfalte ist, dabei handelt es sich um eine Mesodermvorwölbung; hingegen entsteht der Rest der Harnblase aus der Kloake, welche im Frühstadium der gemeinsame Endabschnitt von Darmkanal und Urogenitalsystem ist, somit entsteht aus der Kloake auch der Enddarm [Schiebler, 2005]. Abbildung 3.: Die Harnblase (Quelle:Wikipedia) Die Harnblase ist ein muskulöses Hohlorgan, welches den von den Nieren gebildeten Urin aufnimmt. Ihre Form variiert je nach Entwicklungsstand und Füllungsgrad. Sie ist im kleinen Becken unter dem Peritoneum (Bauchfell), welches die Harnblase vom Scheitel (Apex vesicae) bis ungefähr zur Einmündung der Uretheren (Ostium ureteris) bedeckt, und hinter der Symphyse lokalisiert. Sie ist am Beckenboden, der Blasenvorderwand und über den Urachus Einleitung 15 (Allantoisrudiment, ursprünglicher Harngang) an der Abdomenvorderwand fixiert. Makroskopisch wird die Harnblase in den Blasenhals (Collum vesicae) am Übergang zur Urethra (Harnröhre), das 3x5 cm große Trigonum zwischen Uretherenmündungen und Blasenauslass, in die Basis oder den Blasengrund (Fundus vesicae), die lateralen und anteriore Region und den Blasenscheitel (Apex vesicae) unterteilt [Schiebler, 2005; Schubert, 1997]. Die Harnblasenwand besteht aus drei Schichten: Tunica mucosa (Muskelschicht), Lamina Propria und der Urothelschicht (Schleimhaut). Die Schleimhaut ist im Gegensatz zur darunter liegenden Muskelschicht verschieblich (siehe Abbildung 4). Sie ist bei leerer Blase in Falten gelegen, die mit zunehmender Füllung verschwinden. Eine Ausnahme bildet das Trigonum, hier ist die Schleimhaut mit der Muskelschicht verwachsen [Benninghoff, 1993]. Die Lamina propria ist eine gut verschiebliche, gelegentlich auch Fettzellen enthaltende Bindegewebsschicht (Tela submucosa). Die Tunica muscularis besteht aus netzartig miteinander verflochtenen Bündeln glatter Muskulatur. Die Blasenmuskulatur ist so konzipiert, dass während der Miktion (Blasenentleerung) die Urethermündungen verschlossen werden und der Blasenauslass geöffnet wird [Bucher und Wartenberg, 1997]. Die Lamina Propria befindet sich zwischen Tunica muscularis und Urothel. Diese Schicht besteht aus lockerem, blutgefäßreichem Bindegewebe mit einzelnen markscheidenfreien Nervenfasern und meist wenigen, unterschiedlich dicht und parallel zur Oberfläche angeordneten glatten Muskelfaserbündeln [Schubert, 1997]. Das auskleidende Urothel (Transitionalepithel, Übergangsepithel) ist normalerweise in der Harnblase 5-7 Zelllagen hoch. Es enthält in allen Bereichen der ableitenden Harnwege eine charakteristische oberflächliche Zellschicht (Superfizialzellen, „umbrella cells“), die von einer Sialinsäurehaltigen Mukopolysaccharidschicht bedeckt ist. Diese Schicht dient dem Urothel als Schutz vor Infektionen und anderen schadhaften Substanzen im Urin. Studien zeigten, dass antimikrobiell wirkenden Peptide (AMP; z.B. Cathelicidin und Defensin) gegen eine bakterielle Kolonisation des Urothels sorgen (Ausnahme: der Harnröhren-Einlass und der Urin selbst) [Zasloff, 2006]. Die Superfizialzellen haben luminal eine verdickte Doppelmembran („asymmetric unic membrane“= AUM), die urothelspezifische Antigene (z.B. Uroplakin III) enthält. Unter dieser oberflächlichen Zellschicht liegt eine 2-5 Zelllagen hohe Schicht kleiner Intermediärzellen und an diese Zellschicht grenzt die Basalzellschicht mit länglichen, senkrecht zur Basalmembran angeordneten Zellkernen an (sog. Palisadenstellung) [Schubert, 1997]. Im Trigonum finden sich plattenepitheliale Zellen, die in ihrem Metabolismus (z.B. Glykogengehalt) hormonabhängig sind und u.a. Östrogenrezeptoren enthalten [Schubert, 1997]. Einleitung 16 Urothel Lamina propria Tunica muscularis -- Deckzellen „umbrella cells“ Stratum longitudinae Stratum circulae -- Intermediarzellen -- Basalzellen --Stroma Tunica adventitia Abbildung 4.: Die Harnblasenwand (verändert nach Gray, 1918) Ätiologie des Harnblasenkarzinoms Für die Entstehung von Harnblasenkarzinomen wird ein multifaktorieller, mehrstufiger Prozess diskutiert, bei dem komplette bzw. inkomplette Faktoren die maligne Transformation in der Urothelzelle verursachen (Initiation) und proliferationsstimulierende Mediatoren in einem zweiten Schritt bzw. mehreren Schritten das Tumorwachstum realisieren (Promotion) [Bichler et al., 2000]. Die Entstehung multipler Tumoren an unterschiedlichen Stellen im Urothel ist bedingt durch ähnliche Veränderungen, die entweder simultan oder sequentiell innerhalb einzelner Zellen an verschiedenen Lokalisationen auftreten [Tanagho und McAninch, 1992]. Vor allem berufliche und außerberufliche Umwelteinflüsse sowie bestimmte Lebensgewohnheiten sind für die Harnblasenkarzinogenese bedeutend. Als Hauptursache für den Harnblasenkrebs gelten dabei das Rauchen und die Exposition gegenüber aromatischen Aminen. Daneben wurden verschiedene weitere chemische Substanzen als krebsauslösend beschrieben. Als Karzinogene bekannt sind die aromatischen Amine 2-Naphtylamin, Benzidin und 4Aminobiphenyl [Jost, 2003]. Es gibt auch etliche Karzinogene bzw. Co-Karzinogene, die im Körper erst synthetisiert werden können, wie sekundäre und tertiäre Amine oder Nitrosamine, die bei Vorhandensein von Nitrit bzw. Nitrat entstehen. Eine Rolle spielen auch einige Medikamente, wie Cyclophosphamid-haltige Zytostatika oder der Gebrauch von Analgetika, deren Metaboliten (Phenacetin) als eine Ursache von Harnblasenkrebs gilt. Als erwiesen gilt Einleitung 17 schließlich die Assoziation zwischen der Schistosomiasis (Bilharziose) der Harnblase und der Harnblasentumorgenese [Eble et al., 2004; Bichler et al., 2000]. Pathologie des Harnblasenkarzinoms Harnblasentumore entwickeln sich aus dem Urothel, und zwar bevorzugt an durch kanzerogene Noxen persistent exponierter Stellen (Seitenwände: 46%; Hinterwand: 18 %; Trigonum: 13 %; Blasendach: 9%; Vorderwand: 8 %; Blasenhals: 6 %) [Helpap, 1993] Jedem invasiven Urothelkarzinom geht eine präneoplastische/-kanzeröse oder nicht-invasive Läsion voraus. Sie kann auf eine Transformation einer einzigen immortalisierten (Stamm-) Zelle oder viral immortalisierten, urothelialen Basalzelle zurückgeführt werden und ist folglich monoklonal (wobei auch eine polyklonale Entstehung in der Literatur diskutiert wird). Auch auf molekularer Ebene (DNA, RNA, Protein) können Veränderungen und Akkumulationen der Aberrationen im Verlauf der Harnblasentumorgenese von einer Präkanzerose zu einem muskelinvasiven und metastasierenden Karzinom beobachtet werden [Riede und Schäfer, 1995]. Flache urotheliale Läsionen: Hyperplasie, Metaplasie, reaktive Atypie, Dysplasie, CIS Das normale Harnblasenepithel besteht meist aus drei bis sieben Zellschichten (siehe Abbildung 4). Der Basalmembran sitzen kleine kubische Basalzellen auf, von denen die proliferierten und differenzierten Zellen zum Lumen der Harnblase hin wandern, wobei sie sich vergrößern und schirmartig dem Urothel aufliegen, als so genannte Umbrella-Zellen. Sie werden durch Desquamation mit dem Urin ausgeschwemmt [Bichler et al., 2000; Helpap, 1989]. Das normale Epithel kann durch verschiedene Ursachen, z.B. Entzündungen oder Karzinogene, proliferativ oder metaplastisch verändert sein. Man unterscheidet dabei die Hyperplasie von Metaplasie und Dysplasie. Durch Proliferation kann es zu der Wachstumsformation einer Hyperplasie kommen, einer durch Mitosen vermehrter Zellzahl [Hildebrandt, 1998]. Die einfache Hyperplasie kann fokal oder diffus zu einer Verbreiterung des normalerweise dreischichtigen Urothels führen und teilweise Atypien aufzeigen. Durch papilläre Hyperplasien ist oft eine Abgrenzung zu den so genannten benignen Papillomen bzw. gutdifferenzierten Karzinomen schwierig [Bichler et al., 2000]. Untersuchungen zeigten, dass Hyperplasien von Patienten, die in der Folge ein papilläres Urothelkarzinom entwickelten, dieselben genetischen Aberrationen aufwiesen, wie im papillären Karzinom. Mehr als 70 % der untersuchten Hyperplasien besaßen Deletionen am Einleitung 18 Chromosom 9 (meist Monosomie); gleichzeitig konnten p53-Deletionen beobachtet werden [Hartmann et al., 1999]. Als weitere benigne urotheliale Hyperplasie sind die von Brunnerschen Zellnester zu nennen. Sie gehen wahrscheinlich von den Basalzellen aus und tauchen in der Submucosa auf [Edwards et al., 1972]. Die reaktive Atypie wird von der WHO als eine benigne Läsion klassifiziert und umfasst Veränderungen des Gewebes aufgrund von chronisch entzündlicher Prozesse, Infektionen, Steinleiden oder medikamentös-toxisch Induktion [Helpap und Köllermann, 2000]. Mit zunehmenden Atypien und Abnahme der Palisadenstellung der Basalzellen kommt es zum Bild der Dysplasie des Urothels. Die Dysplasien werden strikt vom Carcinoma-in-situ (CIS) unterschieden [Eble et al., 2004]. Dysplasien leichteren Grades sind Veränderungen des Urothels mit Kernvergrößerung, Anisomorphie und Hyperchromasie der Zellkerne, wobei diese Zellkernveränderungen noch reversibel sein können [Weinberg, 2006]. Die Übergänge zum Carcinoma-in-situ sind fließend und schwer differenzierbar. Das CIS gilt als karzinomatöse Vorstufe und ist gekennzeichnet durch eine hochgradige Kernpolymorphie und Desquamation einzelner Zellen [Kunze 1998]. Karzinome – Carcinoma-in-situ, Urothel-, Plattenepithel-, Adenokarzinom u.a. Die Mehrzahl der Harnblasenkarzinome besteht zu ca. 90 % aus Urothelkarzinomen, ca. 5-6% aus Plattenepithelkarzinomen und ca. 2 % aus Adeno- bzw. undifferenzierten Karzinomen [Bichler et al., 2000]. Seltener sind sekundäre Blasentumore (<1%), die durch Infiltration (weibliches Genitale, Prostata, Kolon) und Metastasierung (Mamma-, Magen-, Bronchialkarzinom, Melanom) anderer Tumore entstehen. Das Carcinoma-in-situ (CIS) stellt eine Sonderform des Blasenkarzinoms dar. Dabei handelt es sich um eine intraepithelial wachsende, die Lamina propria nicht infiltrierende, maligne Läsion mit Zeichen einer Entdifferenzierung (G3). Histologisch unterteilt McKenney et al. (2001) das CIS in sechs Typen. Haupt-Kennzeichen des CIS sind große Zellkerne mit hohem Chromatingehalt, prominente Nukleoli und einer erhöhten mitotischen Aktivität. Suburothelial findet sich eine ausgeprägte Angioneogenese [Riede und Schäfer, 1995; McKenney et al., 2001]. Das Carcinoma-in-situ kann sowohl als einzige Tumorentität, als auch in Kombination mit einem anderen Blasentumor vorkommen [Jakse et al., 1989; Althausen et al., 1976]. In 38-83% entwickelt sich aus dem Carcinoma-in-situ innerhalb von 5 Jahren ein invasives Karzinom [Koss et al., 1974]. Besondere Sonderformen des CIS sind zum einen der Denuding Typ, bei dem zum größten Teil das Urothel abschilfert, und die selten vorkommende pagetoi- Einleitung 19 de Variante. Kennzeichen der pagetoiden Variante ist, eine unübliche, zufällige, nicht weitläufige Verteilung von großen einzelnen Zellen oder Zellgruppen in ansonsten normal erscheinendem Urothel; und das stets sekundäre Auftreten (nie Initial-Läsion) im Beisein einer anderen malignen Neoplasie oder einem manifestem CIS [Orozco et al.; 1993; McKenney et al., 2001; Lopez-Beltran et al., 2002b]. Das pagetoide Wachstum gilt als eine Mikroinvasion und Kanzerisation des Urothels [Demir et al., 2003]. Das Urothelkarzinom kann in rein papillärer oder in prädominant solider Form auftreten; mit oberflächlichen oder invasiven Habitus [Knowles, 1999]. Die Mehrzahl der Urothelkarzinome (ca. 75-85 %) weisen bei Diagnosestellung ein Tumorstadium Ta oder T1 auf, d.h. sie wachsen oberflächlich. Ebenso sind die meisten papillär und hoch bis mäßig differenziert, d.h. sie liegen in einem Differenzierungsgrad G1 oder G2 vor. Typischerweise kommt es bei 70-80 % der Patienten mit derartigen papillären Tumoren zu wiederholten lokalen Rezidiven, wobei es in 20-30 % zu einer Tumorprogression mit Verschlechterung des histologischen Differenzierungsgrades kommt. Alle Urothelkarzinome die ein Tumorstadium von T2 oder mehr aufweisen, gelten als invasiv. Diese Gruppe von Tumoren, die ungefähr 30 % ausmacht, hat eine vielfach schlechtere Prognose. Invasive Tumore können endo- oder exophytisch wachsen [Riede und Schäfer, 1995]. Die endophytischen Tumoren werden auch als „solide“ Tumoren bezeichnet und können eine noduläre oder ulzerierte Oberfläche aufweisen. Das Plattenepithelkarzinom findet man gehäuft zusammen mit einer Bilharzioseerkrankung [Riede und Schäfer, 1995]. Histologisches Kennzeichen der Plattenepithelkarzinome sind keratisierende Zellgebiete, in denen einzelne Zellen konzentrisch von Plattenepithel umgeben werden. Mehr als 80 % der Plattenepithelkarzinome sind mäßig bis schlecht differenziert und wachsen bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose muskelinvasiv, was zu einer sehr ungünstigen Prognose führt. Adenokarzinome machen weniger als 2% aller Blasentumore aus. Dieses seltene Harnblasenkarzinom soll von den Urachusresten des Blasendaches oder von den periprostatischen Drüsen ausgehen [Riede und Schäfer, 1995]. Das Auftreten anderer Karzinome ist mit unter 1 % viel seltener [Helpap, 2001]. Hierzu zählen sowohl benigne (Fibrom, Myxom, Leiomyom, Hämangiom, Neurofibrom, Neurinom) als auch maligne Formen (Leiomyosarkom, Fibrosarkom, Rhabdomyosarkom, retikuloendotheliale Tumore). Ein weiterer, seltener epithelialer Tumor der Harnblase ist das primäre maligne Melanom. Die Prognose ist ungünstig, einen Heilung ist bis heute nicht beschrieben worden [Rübben et al., 1998; Riede und Schäfer, 1995]. Es gibt ebenso Harnblasenmetastasen von Magenkarzinomen und Nierenzellkarzinomen, die aber sehr selten beobachtet werden. Einleitung 20 TNM-Klassifikation – Tumor-Staging/-Grading Die Stadieneinteilung des Harnblasenkarzinoms erfolgt nach der TNM-Klassifikation für urologische Tumoren der Union International Contre le Cancer (UICC) und nach dem Differenzierungsgrad der Tumorzellen (Grading) (WHO). Die histologische WHO-Klassifikation urothelialer Harnblasentumoren und abnormer flacher Urothelläsionen wurde 1999 aktualisiert [Mostofi et al., 1999]. Die Klassifizierung und Definition verschiedener flacher urothelialer Läsionen und einiger Varianten invaAbbildung 5.: Stadieneinteillung des Harnblasenkarzinoms siver urothelialer Karzinome wurden hinzugefügt (siehe Tabelle 1). Die Aktualisierung war notwendig, um der Biologie und dem Verhalten (der Dignität) der verschiedenen Läsionen besser gerecht zu werden sowie eine schärfere Trennung zwischen benignen und malignen urothelialen Prozessen zu ziehen. Die Präzisierung der Terminologie soll den Vergleich von Studienergebnissen erleichtern (Helpap, 2002). Tabelle 1.: WHO/ISUP-Konsensus-Klassifikation 1999 Normal Papilläre urotheliale Neoplasien Normales Urothel Papillom Hyperplasie Invertiertes Papillom Flache Hyperplasie Papilläre Neoplasia mit niedrig-malignem Potential Papilläre Hyperplasie (PUNLMP) Flache Läsionen mit Atypien Papilläres urotheliales Karzinom (low-grade) Reaktive (inflammatorische) Atypie Papilläres urotheliales Karzinom (high-grade) Atypie unklarer Bedeutung Invasive Neoplasien Dysplasie (low-grade intraurotheliale Neoplasie) Invasion der Lamina propria Carcinoma-in-situ (high- grade intraurotheliale Neoplasie) Invasion der Muskulatur Der Klassifikation der Harnblasenkarzinome liegt die Infiltrationstiefe zugrunde, welche in der Stadieneinteilung nach der TNM-Klassifikation berücksichtigt wird (siehe Tabelle 2). Mit dem Stadium Ta wird ein Tumor bezeichnet der noch auf die Blasenmukosa beschränkt ist. Die Infiltration des subepithelialen Bindegewebes bis an die untere Begrenzung (Lamina propria) heran, bezeichnet man als Stadium T1. Nach Durchbrechen des Tumors durch die Lamina propria hindurch in die oberflächliche Muskelschicht liegt das Stadium T2 vor. Im Stadium T3 ist das perivesikale Gewebe infiltriert, während bei Infiltration der Nachbarorga- Einleitung 21 ne des kleinen Beckens (Prostata, Samenblase, Uterus, Vagina) das Stadium T4 erreicht ist (siehe Abbildung 5). Mit dem Zusatz (m) werden multiple Läsionen bezeichnet. Die Infiltrationstiefe des Tumors hat entscheidenden Einfluss auf die später zu wählende Therapie [Jost, 2003]. Klinisch werden daher oberflächlich wachsende Karzinome (pTa, Cis, pT1) und invasiv wachsende (infiltrierende) Karzinome ( pT2) unterschieden. Jedoch können Tumore des Stadiums T1 aufgrund ihrer Infiltration des subepithelialen Bindegewebes nicht mehr im engeren Sinne zu den oberflächlichen Tumoren gezählt werden. Je nach Lymphknotenbefall und Fernmetastasierung wird entsprechend die Therapiewahl getroffen. Unter regionären Lymphknoten versteht man jene des kleinen Beckens. Das Harnblasenkarzinom metastasiert hämatogen am häufigsten in die Lunge, das Skelettsystem und die Leber [Tanagho und McAninch, 1992]. Tabelle 2.: TNM-Klassifikation (nach Wittekind et al. UICC TNM-System, 2002) Primärtumor (T= lokale Ausdehnung) Lymphknotenbefall (N) TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden NX T0 kein Anhalt für Primärtumor Ta nichtinvasiver papillärer Tumor N0 Kein Anhalt für regionäre Lymphknoten Tis Carcinoma-in-situ („flacher Tumor“) N1 Metastase in solitären Lymphknoten T1 Tumor infiltriert subepitheliale Bindegewebe T2 Tumor infiltriert Muskulatur T3 werden 2 cm in größter Ausdehnung N2 Metastase in solitären Lymphknoten >2 cm, T2a aber < 5 cm in größter Ausdehnung oder T2b multiple Lymphknoten Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe N3 T3b Tumor infiltriert benachbarte Organe T4a T4b 5 cm Metastasen in Lymphknoten > 5 cm in größter Ausdehnung T3a T4 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt Fernmetastasen (M) MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden M0 Kein Anhalt für Fernmetastasen M1 Fernmetastasen Differenzierungsgrad (G) G1 gut differenziert G2 mäßig differenziert G3 schlecht differenziert G4 Anaplastisches Karzinom (entdifferenziert) Der Differenzierungsgrad eines Harnblasentumors beurteilt die Stärke der ZellmorphologieAbweichungen und korreliert mit dem Tumorstadium und der Überlebenszeit des Patienten. Einleitung 22 Symptomatik, Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms Das Hauptsymptom ist die Hämaturie, die bei 80-90 % der Patienten schmerzlos verläuft und makroskopisch bereits im Urin nachweisbar ist [Jost, 2003]. Die Symptome der Reizblase, die gewöhnlich das Resultat einer sekundären bakteriellen Infektion sind, finden sich bei einem Viertel der Patienten mit Blasenkrebs. Hierzu zählen weitere Symptome, wie Miktionshäufigkeit, Dysurie, Harndrang und Nykturie. Wenn der Tumor ein Harnleiterostium obstruiert und damit eine Hydronephrose hervorruft, können auch Schmerzen in der Flanke und Fieber auftreten. 20 % der Patienten haben keine spezifischen Symptome, so dass die maligne Erkrankung oft erst bei einer Untersuchung wegen einer okkulten Hämaturie oder Pyurie diagnostiziert wird [Tanagho und McAninch, 1992]. Bei der Diagnostik von Harnblasentumoren werden neben einer klinischen Untersuchung auch Urinuntersuchungen und Zytologie sowie Zytoskopie eingesetzt. Es wird primär eine Unterscheidung zwischen oberflächlichen und invasiven Wachstum angestrebt, da dies eine unterschiedliche Therapie zur Folge hat. Ca. 70-80 % aller Harnblasenkarzinome weisen bei Erstdiagnose ein oberflächliches Tumorstadium auf. Sie können multipel oder solitär auftreten. In 5-10 % dieser Fälle kommt es zu einer Progression des Tumorstadiums. Charakteristisch ist in diesen Fällen das hohe Rezidivrisiko in den ersten beiden Jahren (ca. 50-75 %). Während die Prognose bei den oberflächlichen Urothelkarzinomen noch sehr gut ist (5Jahres-Überlebensrate von 50-95 %), sinkt diese bei invasiven Stadien auf unter 30 % [Eble et al., 2004]. Eine Gewebeentnahme durch transurethrale Tumorresektion (TUR) oder Biopsie mit Zytologiegewinnung ist immer noch die beste diagnostische Methode mit der höchsten Sensitivität und Spezifität von jeweils über 90 %. Das dabei entnommene Gewebe bietet die Möglichkeit der genaueren histologischen Klassifizierung und im Falle eines nicht-invasiven Tumorstadiums zusätzlich eine Therapie. Die alleinige Zytologie ist eine nicht-invasive Methode mit nur geringer Sensitivität von ca. 30 % bei gut differenzierten Harnblasenkarzinomen. Deshalb wird der Fokus derzeit auf nicht-invasive Diagnoseverfahren (Analyse von Urin oder Blut) gerichtet, die mit ebenso hoher Sensitivität und Spezifität zur frühen Tumordetektion bzw. Tumorprogressionsbeurteilung genutzt werden können. Die Fluoreszenz-in-situ- Hybridisierung (FISH) findet zum gegenwärtigen Zeitpunkt als ein viel versprechender Urintest („UroVysion“ von Vysis/Abbott), bei dem Chromosomen-Abnormalitäten bei Patienten mit Harnblasenkarzinom mit einer Sensitivität von über 80 % und einer Spezifität bis zu 96 % detektiert werden können [Halling et al., 2000; Tritschler et al., 2006]. Andere nicht-invasive Einleitung 23 Diagnoseverfahren (vgl. Tabelle 3), wie der NMP22 BladderCheck-Test (gegen das nukleare Matrixprotein, NMP22), zeichneten sich jedoch durch eine geringere Spezifität und Sensitivität aus [Tritschler et al., 2007]. Tabelle 3.: Klinisch zugelassene urinzytologische Tumormarker für das Harnblasenkarzinom (nach Stenzl und FeiL, 2005) TUMORMARKER KENNZEICHEN SPEZIFITÄT SENSITIVITÄT Zytologie Nicht-invasive Methode 99 % 34% ImmunoCyt/uCyt+ assay (Diagnocure Inc.) Immunozytologisches Fluoreszenz Assay. Identifiziert werden zwei Mucine und das glykosylierte Carcinoembryonic Antigen (CEA) 80 % 73 % BTA Trak Assay / BTA Stat Test (Bard Diagnostic Sciences) Enzym-Immunoassay gegen hCFHrp (human complement factor H related protein) 71 %/ 74 % 64 %/ 72 % 75 %/ 95 % 66 %/ 65 % 94 % 80 % NMP22 / NMP22 BladderChek Test (Maritech Inc.) UroVysion Test (Abbott/Vysis) Immunoassay gegen NMP22 (Nuclear matrix protein) Multiplex-Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung (MFISH) die Aneuploidie der Chromosomen 3, 7, 17 und Deletion des 9p21 Lokus detektiert Der Stellenwert der molekularbiologischen und der molekulargenetischen Parameter (unter anderem p53, M344, MIB-1/Ki67, E-Cadherin, CK20, Mikrosatellitenanalyse, spezifische Chromosomen-Aberrationen etc.) muss jedoch noch in weiteren klinischen Studien validiert werden [Helpap et al., 2003]. Eine Zeit- und Kosten-effiziente Umsetzung zur Nutzung neuer Urinmarker im klinischen Alltag wäre viel versprechend. Mit der Fluoreszenzzytoskopie mit 5-Aminolävulinsäure (5-ALA), einer Photodynamischen Diagnostik und Therapie Methode, können gezielte Biopsien bzw. Resektion flacher urothelialer Läsionen, die mit bloßem Auge schwer oder nicht erkennbar sind, durchgeführt werden. Hierbei wird 5-ALA intravesikal instilliert. Die Substanz 5-ALA ist ein Ausgangsprodukt der Hämbiosynthese. Durch exogene Zufuhr von 5-ALA lässt sich eine Akkumulation von endogenen Porphyrinen, in erster Linie von Protoporphyrin IX (PPIX), in Zellen epithelialen Ursprungs erreichen. Mittels blauvioletten Lichtes (Wellenlängenbereich von ca. 400nm) erfolgt die Fluoreszenzanregung wobei die typische rote Fluoreszenz unter Verwendung eines gelben Langpassfilters, welcher in das Okular der Beobachtungsoptik des Zytoskops eingebaut ist, Einleitung 24 erkannt werden kann. Insbesondere flache Läsionen grenzen sich mit hohem Kontrast gegenüber der normalen Schleimhaut ab. Die Sensitivität dieser Methode ist mit 90-95% sehr hoch [Heidenreich und Hofmann, 1999; Knüchel et al., 2003; Hungerhuber et al., 2007]. Bei fortgeschrittenen Tumoren der Harnblase sollten weitere Untersuchungen, wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und die Skelett-Szintigraphie zur Bestimmung der Tumorausbreitung angeschlossen werden. Hierdurch kann eine Beurteilung bezüglich dem Vorhandensein hämatogener bzw. lymphogener Fernmetastasen (Lunge, Leber, Knochen, ZNS) erfolgen. Das therapeutische Vorgehen orientiert sich an Leitlinien, die von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Urologie aufgestellt wurden. Dabei wird zunächst zwischen einer Therapie oberflächlicher (Ta, T1, Tis) und einer Therapie invasiver Harnblasenkarzinome ( T2a) unterschieden. Primäres Ziel aller therapeutischen Maßnahmen eines oberflächlichen Urothelkarzinoms ist ein tumorfreies Überleben mit gleichzeitigem Bestehen einer funktionsfähigen Harnblase. Eine transurethrale Resektion (TUR) ist nach wie vor der „Goldstandart“ in der Therapie des Harnblasenkarzinoms. Dabei werden zunächst die exophytischen Tumoranteile reseziert, des weiteren die Tumorbasis einschließlich Blasenwandmuskulatur und die Tumorränder. Das hierbei gewonnene Gewebe wird anschließend einzeln histopathologisch untersucht. Dies erlaubt eine Beurteilung hinsichtlich Tumorart, Differenzierung und Infiltrationstiefe. Der transurethralen Resektion folgt stets eine zytoskopische Rezidiv-Überwachung. Zur intravesikalen Rezidivprophylaxe stehen Zytostatika (Doxorubicin, Mitomycin C) und der Immunmodulator BCG (Bacillus-Calmette-Guérin) zur Verfügung. Der Vorteil einer intravesikale Chemotherapie gegenüber einer BCG-Instillation bei Niedrig-Risiko-Patienten (pTaG1) ist umstritten. Bei Mittel- und Hoch-Risiko-Patienten mit mehrfach rezidivierten Tumoren und höherem Grading ist dagegen eine BCG-Instillation indiziert, da hiermit ein höheres progressionsfreieres Überleben erzielt werden kann. Nachteil dieser Behandlung ist die Gefahr des Auftretens (selten) einer systemischen „BCG-itis“. Bei Hoch-Risiko-Patienten (unter anderem mehrere Rezidive in kurzer Zeit) kann entweder eine Zystektomie oder eine kurative Radiotherapie angewandt werden, um einem muskelinvasiven Stadium vorzubeugen. Eine radikale Zystektomie ist ebenfalls bei Patienten mit rezidivierendem Carcinoma-in-situ anzustreben. Bei der radikalen Zystektomie werden beim Mann zusätzlich neben der Harnblase, auch Prostata und Samenblasen entfernt; bei Frauen werden Harnblase, gegebenenfalls Harnröhre, sowie Uterus entfernt. Die Art der Harnableitung richtet sich je nach Tumorstadium auch an den persönlichen Wünschen des Patienten. Die häufigste angewandte Form ist das intestinale Einleitung 25 Conduit, wobei die Harnleiter in ein ausgeschaltetes Darmstück implantiert werden und das aborale Ende als inkontinentes Stoma in die Bauchwand eingenäht wird. Des Weiteren kann man Darmsegmente als Ersatzblasen (Pouch) umformen. Bei den primär metastasierten Urothelkarzinomen versprechen Chemotherapien (z.B. Cisplatin und Methodrexat) einen guten palliativen Effekt und Ansprechraten >50 % mit allerdings nur um Monate verlängertem Überleben [Jost, 2003; Heidenreich und Hofmann, 1999]] Biologie des Harnblasenkarzinoms Das Harnblasenkarzinom weist sowohl eine histologische als auch eine genetische Heterogenität auf. Auf genetischer Ebene können etliche komplexe und wiederkehrende chromosomale Veränderungen beim Harnblasenkarzinom beobachtet werden. Für die Entstehung und Progression von Harnblasenkarzinomen stellen chromosomale Veränderungen offenbar eine elementare Ursache dar. Wie es zu dieser chromosomalen Instabilität kommt, ist bisher nicht bekannt. Studien haben gezeigt, dass vor allem Deletionen und chromosomale Hinzugewinne (Amplifikationen) beim Harnblasenkarzinom vorkommen, was in Kontrast zu in anderen Neoplasien, wie Sarkomen und hämatologischen malignen Neoplasien, beobachteten Translokationen steht. Aber auch epigenetische Veränderungen, wie eine genomweite Hypomethylierung stellt ein sehr häufiges Ereignis in Urothelkarzinomen dar [Schulz, 1998]. Nicht-invasive niedriggradige oberflächliche Neoplasien, wie die papillären Läsionen pTaG1-2, haben nur wenige genetische Veränderungen und werden deshalb als „genetisch stabil“ bezeichnet; während hochgradig nicht-invasive papilläre Urothelneoplasien (pTaG3), Carcinoma-in-situ und invasiv wachsende (pT1-4) Karzinome als „genetisch instabil“ eingestuft werden und im Durchschnitt 7-10 numerische Aberrationen pro Zelle besitzen [Eble et al., 2004]. Aufgrund dieser unterschiedlichen Habitusformen des Urothelkarzinoms werden zwei Pathways für die Harnblasenkanzerogenese diskutiert (siehe Abbildung 6) [Gibas und Gibas, 1997]. Einleitung 26 Abbildung 6.: Entwicklung (Tumorgenese und Progression ) von Harnblasenkarzinomen. * = Mutation; = geminderte Expression; = Überexpression; - = Deletion; += Amplifikation HRAS (Onkogen), FGFR3 (Fibroblast growth factor receptor; Onkogen), p53 (Tumorsuppressor), RB (Retinoblastoma Protein; Tumorsuppressor), N-/E-cad ( N-/E-Cadherin; Tumorprogression), MMPs (Matrix Metalloproteinasen; Tumorprogression); VEGF (Vascular endothelial growth factor; Angiogenesefaktor), TSP1 (Trombospondin 1; Antiangiogenesefaktor), COX2 (Cyclooxygenase 2; Antiangiogenesefaktor) [verändert nach Eble et al., 2004 und Wu, 2005] Diese Tatsache wird auch durch klinische Daten und Forschungsergebnissen gestützt [Wu, 2005]. Die im Harnblasenkarzinom veränderten Genabschnitte kodieren zum einen für Onkogene, die durch Mutation oder Amplifikation eine Aktivierung erfahren; und zum anderen können Tumorsuppressorgene inaktiviert werden. Mehrere involvierte Tumorsuppressorgene besitzen eine erhebliche Signifikanz bei der Regulation des Zellzyklus am G1-S Kontrollpunkt. Von besonderer Bedeutung für den G1-S-Übergang ist die Phosphorylierung des RbProteins. Fast alle fortgeschrittenen Karzinome weisen mindestens einen Defekt in dem RbRegulationssystem p15ink4b/p16ink4a - CDK4/6 - Cyclin D –RB und dem p53-Kontrollsystem p14ARF – MDM2 – p53 – p21CIP1 auf (Bryan et al., 2005). Zu den am häufigsten beobachteten numerischen Chromosomenaberrationen beim Harnblasenkarzinom zählen die Monosomie des Chromosoms 9 und Trisomie des Chromosoms 7. Waldmann et al. (1991) berichteten von numerischen Aberrationen der Chromosomen 7, 9 und 11 in 27 untersuchten Blasentumoren, wobei sie eine Korrelation zwischen der Polysomie Einleitung 27 7 und einer schnellen Tumorprogression beobachteten. Eine Studie von Schwarz et al. (2007) zeigte, dass bereits ca. 50 % der Zellen in urothelialen Dysplasien Polysomien mindestens eines Chromosoms in einer Fluoreszenz-in-situ-Analyse der chromosomalen ZentromerSonden 3, 7, 17 und der genspezifischen Sonden 9p21/p16 sowie HER2 (UroVysion und Pathvysion, Vysis/Abbott), zeigten. Wobei eine Präferenz für Tetraploidien in Dysplasien von Hofstädter et al. (1986) beschrieben wurde. Sauter et al. (1995a) untersuchten den Verlust vom Y Chromosom in 68 Harnblasentumorproben, konnten jedoch den relativ häufigen Verlust dieses Chromosoms nicht mit einer Tumorprogression korrelieren. Die Anzahl an polysomer Zellen und Chromosomen steigt mit dem Grad des Tumors an. Für die Charakterisierung struktureller Chromosomenaberrationen wurde in multiplen Studien vor allem die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genetic hybridization) genutzt. Diese Methode erlaubt die Erfassung relativer Kopiezahl-Veränderungen (Chromosomale Deletionen und Amplifikationen) im gesamten Genom, sofern diese eine Größe von > 1-10 Mb umfassen. Dadurch konnten in mehr als 20 genomischen Regionen chromosomale Veränderungen bei Harnblasenkarzinomen detektiert werden: 1q21-31, 2q13, 3p22-24, 6p22, 7p13, 8p11, 8q21, 8q24, 9p21, 10p13-14, 11q13, 12q13-15, 13q13, 13q31-33, 18p11, 19q13, 20q13, 21p11, 22q11-13, Xp11-13 und Xq21-22.2. Einige dieser Regionen enthalten bereits bekannte Onkogene, wie das CMYC (8q24), CCND1 (11q13) und MDM2 (12q15). Es ist möglich, dass auch in den anderen chromosomalen Regionen bislang nichtindifizierte Onkogene liegen [Cordon-Cardo et al., 2000; Fadl-Emula, 2005]. Deletionen an Chromosom 9, die zu einem Verlust der Heterozygosität (LOH= loss of heterozygosity) führen, stellen die häufigste strukturelle chromosomale Aberration bei Blasenkarzinomen dar. Dabei tritt gehäuft eine Deletion der Region 9p21 auf, die das Gen CDKN2 (p16, MTS-1) – ein Inhibitor der Cyclin-abhängigen Kinase 4 und 6 (CDK4/6) – beinhaltet [Brauers und Jakse, 1997]. Untersuchungen zeigten, dass strukturelle Aberrationen am Chromosom 9 weniger kennzeichnend für eine Tumorprogression sind, sondern bei der Initiation der Tumorgenese involviert sind [Brauers und Jakse, 1997]. Eine Deletion des kurzen Chromosomenarms von 11 (11p) tritt hingegen eher bei entdifferenzierten und histopathologisch fortgeschrittenen Urothelkarzinomen auf. Deletionen am kurzen Chromosomenarm von 17 (17p) können sowohl in fortgeschrittenen Tumorstadien als auch bei oberflächlichen Tumoren beobachtet werden, die im weiteren Tumorverlauf eine Muskelinvasion aufweisen können. Auch auf Chromosom 8 wird die eine oder andere Region als Tumorsuppressorgen-beinhaltend diskutiert (z.B. 8p22 oder 8p11.2-12; sFRP1). Einleitung 28 Mutationen in den Genen H-RAS und FGFR3 und Deletionen an Chromosom 9 werden eher in lokal begrenzten, oberflächlichen, papillären Tumoren beobachtet; im Gegensatz dazu findet man Veränderungen der Gene p53 und Rb (Retinoblastoma-Gen) und Gene die mit Tumorprogression und Metastasierung einhergehen (N-cad, E-cad, MMPs, VEGF, TSP1, COX2) eher in invasiven Tumorstadien [Wu, 2005]. Auch Aneuploidien der gesamten DNA findet man in nur 50 % der nicht-invasiven niedriggradigen oberflächlichen (papillären) Neoplasien [Eble et al., 2004]. Der Grad der genetischen Instabilität korreliert direkt mit Tumorstadium und Tumorgrad. Abbildung 6 fasst die bisher erwähnten Charakteristika beider Harnblasenkanzerogenese Pathways zusammen. Ausgehend vom Normalurothel können invasive Harnblasenkarzinome anscheinend auf zwei verschiedene Wege entstehen [Spruck et al., 1994; Wu, 2005]. Mit zunehmendem Tumorstadium und –grad steigt dabei auch die Anzahl an chromosomalen Veränderungen [Richter et al., 1997; Hovey et al., 1998]. Der eine Entstehungs-Weg führt über die Hyperplasie zum niedriggradigen (hoch differenzierten), nicht-invasiven papillären Harnblasenkarzinom. Der zweite Weg führt über die Dysplasie oder Carcinoma-in-situ zur Entstehung von hochgradigen (schlecht/niedrig differenzierten), invasiven Formen des Harnblasenkarzinoms [Eble et al., 2004; Reznikoff et al., 2000; Wu, 2005]. Als ein sehr frühes Ereignis in der Tumorgenese kann der vollständige, wie auch Teilverlust von Chromosom 9 gesehen werden [Williamson, 1995; van Oers et al., 2006]. Diese Veränderung und weitere Aneuploidie, sowie weitere Veränderungen wie eine Y Chromosom Nullisomie, kann bereits in histologisch normal erscheinendem Urothel in Harnblasenkrebs-Patienten detektiert werden [Obermann et al., 2004; Sauter et al., 1995a]. Diese Aberration an Chromosom 9 ist kennzeichnend für beide Harnblasenkarzinom-Entstehungswege, aber vor allem für gut differenzierte papilläre Tumore (bei 30%) typisch. Sie ist jedoch bereits in Hyperplasien unter anderen Aberrationen (wie Verlust der Chromosomen 2q, 4, 8p und 11p; Zugewinn von Chromosom 17 und Amplifikation der Region 11q12-13) zu finden, was die Hyperplasie als eine frühe neoplastische Läsion (Präkanzerose) - mit der Fähigkeit Progression in ein maligneres Stadium zu zeigen – determiniert [Hartmann et al., 2002b; Obermann et al., 2003]. 10 % von den gut differenzierten papillären Tumoren zeigen nur eine invasive Progression, was mit einer guten Prognose einhergeht. pTa-Tumore zeigen insgesamt nur eine begrenzte Anzahl an genetischen Veränderungen, so findet man z.B. in nur 3 % Mutationen von TP53. Ein früher TP53 Verlust ist jedoch charakteristisch für das Carcinoma-in-situ. Die Dysplasie zeigt gleichermaßen p53Mutationen wie das Carcinoma-in-situ, so dass die Dysplasie als ein Vorläufer des CIS gelten kann [Hartmann et al., 2002a]. Ein weiteres Gen, welches charakteristisch für nur einen der Einleitung 29 beiden Pathways ist, ist das für den papillären Tumorprogressionsweg typische FGFR3 (fibroblast growth factor receptor 3). FGFR3 tritt erst nach dem Ereignis der Deletion am Chromosom 9 auf [van Oers et al., 2006]. Die beiden ursprünglich als pTaG1 und pTaG2 bezeichneten niedrig bzw. mittelgradig, nicht-invasiven Papillären Tumore zeigen, laut Wild et al. (2005), keine sie wesentlich näher differenzierende chromosomale Veränderungen. Häufige Veränderungen bei pTa-G1-Tumoren sind Verluste von Chromosom Y und 9 sowie Vermehrungen von 1q. Demgegenüber zeigen pT1-Karzinome Veränderungen praktisch aller Chromosomen, am häufigsten Deletionen von 2q, 5q, 6q, 8p und 11p und Zugewinne von 1q, 3p, 3q, 5p, 6p, 8q und 10p. Somit zeigen pT1-Karzinome eine größere genetische Instabilität als die pTa-Gruppe. Die klinischerseits häufige Zusammenfassung der Stadien pTa und pT1 als eine Gruppe der so genannten oberflächlichen Karzinome ist, laut Heidenreich und Hofmann (1999), aus biologischer Sicht kaum gerechtfertigt. Ein Teil der pT1-Tumoren stehen bezüglich ihres genetischen Profils offenbar den muskelinvasiven Karzinomen (pT2-4) sehr nahe [Heidenreich und Hofmann, 1999]. Präkanzerosen (Tumorvorläufer), wie Hyperplasie und Dysplasie (im weitesten Sinne auch das Carcinoma-in-situ), gehen in ca. 40 % der Fälle in invasive Karzinome über und werden deshalb als ihre häufigste Vorstufe angesehen [Richter et al., 1997; Hovey et al., 1998]. Charakteristisch für Urothelkarzinome sind nicht nur häufige Rezidive und das Auftreten kaum sichtbarer flacher premaligner Läsionen, wie z.B. Hyperplasien oder Dysplasien, sondern auch eine Multifokalität der Neoplasien [Weinberg, 2006]. Zwei verschiedene Theorien beschäftigen sich mit dem Ursprung der Multifokalität, sprich warum sich Neoplasien in der Harnblase meist nicht auf einen einzelnen Tumor beschränken. Zum einen, geht die 1. Theorie über die Aussaat von Tumorzellen [Simon et al., 2001] davon aus, dass neoplastische Zellen nur an einer einzelnen Stelle in der Blase entstehen und sich später – entweder durch aktive Migration (intraurothelial) oder durch Abschuppung und anschließender Übertragung durch den Urin und Wiederansiedelung – an anderen Stellen in der Blase verteilen. Diese Theorie beruht auf der Tatsache, dass ein Grossteil (80-90%) der multifokalen Blasenneoplasien monoklonalen Ursprungs sind [Simon et al., 2001]. Wobei ein gewisser Teil der multifokalen Neoplasien aber polyklonal sind [Hafner et al., 2002; Hafner et al., 2001]. Dagegen betrachtet die 2. Theorie die Harnblasenkanzerogenese als Ursprung einer „Feldkanzerisation“, d.h. dass exogene Mutagene/Kanzerogene in der gesamten Harnblase ubiquitär genetische Defekte in den Zellen hervorrufen und diese genetisch instabilen Zellen dann Ursprung für polyklonale maligne Aberrationen sind. Andererseits könnten auch alle Tumore zu Anfang polyklonal sein und sich mit der Zeit durch einen stärkeren, erfolgreicheren Klon überwu- Einleitung 30 chern lassen, so dass sich daraus eine scheinbare Monoklonalität ergibt [Braakhuis et al., 2003; Hafner et al., 2002]. Die These der „Feldkanzerisierung“ wird auch durch eine Studie von Schwarz et al. (2007) gestützt, die bereits in prämalignen Läsionen von Harnblasenblasenkarzinom-Patienten chromosomale Veränderungen zu einem höheren Prozentsatz detektierten, im Vergleich zu Proben von gesunden Patienten. Demgegenüber sprechen die Daten von Denzinger et al. (2006) und Junker et al. (2003) eher für eine monoklonale Entwicklung der multifokalen Läsionen durch intraurothelialer Migration. Ihre Daten spiegelten Ergebnisse vorhergehender Studien wieder, in denen fortgeschrittene Urothelkarzinome vielmehr einen monoklonalen Habitus aufwiesen. Histopathologie versus Genetik Der histopathologische Befund ist ein essentieller prognostischer Faktor, jedoch mit einigen Barrieren. Bei frühen Formen wie Hyperplasien und Dysplasien reichen die morphologischen Veränderungen des Gewebes jedoch nicht aus, um einzuschätzen, wie und ob sich die Läsionen im Verlauf der Zeit bis zur Malignität entarten. Hyperplasien entwickeln sich entweder über papillären Tumorformen weiter zu aggressiven infiltrierenden Neoplasien oder sie gehen keine weitere Transformation ein. Der histologische Befund liefert dazu keinen Aufschluss. Im Gegensatz dazu können durch molekularzytogenetische Untersuchungen in Hyperplasien und sogar normal erscheinendem Urothel, z.T. signifikante chromosomale Veränderungen gefunden werden [Stoehr et al., 2005]. Obwohl bis heute schon eine Vielzahl von chromosomalen Veränderungen beschrieben wurden, sind die entscheidenden und charakteristischen genetischen Aberrationen, insbesondere der frühen Formen (Präneoplasien und prämalignen Entartungen), bisher nur unzureichend bekannt. Im Folgenden werden einige Gene, die auch im Harnblasenkarzinom verändert sind, näher beschrieben (Tabelle 4); ihnen wird eine Rolle bei der Zellzyklusregulation unter anderem am G1-S-Kontrollpunkt zugeschrieben: Einleitung 31 Tabelle 4. (inklusive nachfolgende Seiten): Gene die in der Harnblasenkarzinogenese involviert sind Tumorsuppressorgene P53-Tumorsuppressorgen Das Gen TP53, ein Tumorsuppressorgen, ist auf Chromosom 17p13.1 lokalisiert und besteht aus 11 Exons und 10 Introns. Die Funktion des p53 Proteins liegt in der Zellzyklusregulation insbesondere bei Vorliegen von DNA-Schäden, denn p53 inhibiert in dem Fall die Zellzyklusprogression von der G1 zur S-Phase durch die transkriptionelle Aktivierung von p21WAF1/CIP1 (6p21) [Mitra et al., 2007]. Darüber hinaus spielt p53 eine Rolle bei der Apoptose. Verlust der Heterozygosität (LOH= Loss of heterozygosity) im 17 p Lokus und/oder Mutation in einem oder beiden p53 Allelen inaktivieren das Tumorsuppressorgen TP53. Dies führt zu einer Akkumulation des Proteins im Nukleus, wegen einer Phosphorylierung nach der DNA-Schädigung, und zum Verlust der Tumorsuppressor-Aktivität [Mitra et al., 2007]. Durch seine Interaktion am Spindelkontrollpunkt während der Mitose, kontrolliert p53 den Übergang von der Metaphase zur Anaphase und somit die korrekte Kontraktion der Mikrotubuli. Dadurch ist bei einem p53-Verlust die Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen im Verlauf der Mitose erheblich gestört [Slaton et al., 2001]. Mutationen im p53 Gen gehören zu den häufigsten genetischen Veränderungen im Harnblasenkarzinom. Die meisten Missense-Mutationen befinden sich dabei in vielen Karzinomarten in den Exonen 4-8, der Lokalisation der DNA-Bindungsdomäne. Aberrationen am p53 Lokus sind mit einem höheren Stadium und Differenzierungsgrad bei Harnblasenkarzinomen assoziiert [Fujimoto et al., 1992; Mitra et al., 2007]. Neben der Funktion als Tumorsuppressorgen interagiert p53 mit weiteren zellulären Onkogenen, wie das humane MDM2-Gen (murine double minute 2). Der Abbau von P53 erfolgt Ubiquitin-vermittelt, wobei das MDM2 als Ubiquitin E3-Ligase wirkt. Ist der Abbau von P53 aufgrund von Mutationen gestört, kann das Protein in den Zellen akkumulieren und immunhistochemisch nachgewiesen werden [Slaton et al., 2001]. Retinoblastoma-Suppressorgen (RB) Das Retinoblastoma-Tumorsuppressorgen ist auf dem langen Arm von Chromosom 13 (13q14) lokalisiert. Ein Verlust des Gens führt zu einer Ausbildung von Retinoblastomen, Osteosarkomen, Weichteilsarkomen, Bronchialkarzinomen sowie Mamma- und Prostatakarzinomen [Mitra et al., 2007]. Das Proteinprodukt (pRb) ist ein nukleäres Phosphoprotein, welches in vielen Pathways, die in der urothelialen Karzinogenese involviert sind, eingreift. Das pRb wirkt regulatorisch am G1-S Kontrollpunkt des Zellzyklus. Dephosphoryliert – sprich in der aktiven Form – bindet es an den Transkriptionsfaktor E2F. In der inaktiven Form – phosphoryliert – wird E2F nicht mehr durch die Bindung des Rb-Proteins inhibiert und es kommt vor allem zur Transkription von Genen, die für die DNA Synthese an der S-Phase essentiell sind (z.B. Thymidylate Synthase, TS) [Schafer, 1998; DeGregori et al., 1995]. Für die Phosphorylierung von Rb sind Enzyme des Cyclin-abhängigen Kinase Komplexes (CDK; cyclin-dependent kinase) verantwortlich, wie Cyclin D1/CDK4/6 und Cyclin E/CDK2. Dieser Komplex besteht aus zwei Komponenten, einer aktivierenden Kinase und einer Cyclin Komponente. Durch CDK-Inhibitoren (CDKIs) wird die Rb Phosphorylierung negativ reguliert. In Urothelkarzinomen mit einer Rb Überexpression ist meist das Rb Gen inaktiviert worden (aufgrund einer konstitutiven Hyperphosphorylierung des Proteins, wegen des Verlustes von p16 oder einer Cyclin D1 Überexpression) [Chatterjee et al., 2004]. Eine CDK4 Amplifikation und Überexpression konnte vor allem in Hochgradigen Urothelkarzinomen nachgewiesen werden [Simon et al., 2002; Aaboe et al., 2005]. Takahashi et al. (1991) untersuchten die Effekte einer Inaktivierung dieses Gens in Harnblasenkarzinomzelllinien und unterstützten damit die postulierte Funktion des Retinoblastom-Gens als Wachstums- und Tumorsuppressor. Zusammenfassend kann man sagen, dass Deletionen und Mutationen dieses Gens primär mit einem invasiven und progredienten Tumorhabitus assoziiert sind [Mitra et al., 2007]. Einleitung 32 Onkogene H-Ras Die ras-Onkogene kodieren für 21kDa-Proteine mit GTPase-Aktivität, die für die intrazelluläre Signaltransduktion essentiell sind. Ihre Aktivierung erfolgt über singuläre Aminosäuresubstitutionen, denen Missense-Mutationen auf der Ebene der Nukleinsäuren zugrunde liegen. Die erste Mutation der RAS Onkogen-Familie war eine Punktmutation im Codon 12 des H-RAS Gens, welche in der Harnblasenkrebszelllinie T24 identifiziert wurde [Reddy et al., 1982]. Die Mutationsfrequenz der RAS Gene bleibt im Harnblasenkarzinom kontrovers. Fest steht, dass die prominente beobachtete Alteration jene im Codon 12 des H-RAS Gens darstellt und nur wenige Fälle K-RAS Mutationen zeigen, sowie bisher keine N-RAS Mutationen detektiert werden konnten [Cordon-Cardo et al., 2000]. Bei menschlichen Harnblasentumoren im Gegensatz zum transgenen Mausmodell konnten bislang keine Korrelation zwischen dem Vorliegen einer H-RAS Mutation und dem histopathologischen Stadium sowie der Tumordifferenzierung festgestellt werden [Knowles und Williamson, 1993; Cordon-Cardo et al., 2000]. c-erbB-2 (Her-2/neu) Dysplasien 2. Grades (hochgradig) und Carcinoma-in-situ zeigen eine diffuse Überexpression des c-erb-B-2 (Her-2/neu) Onkoproteins [Hofstädter et al., 1986; Wagner et al., 1995]. Eine prognostische Signifikanz ist beim Harnblasenkarzinom nicht gesichert. c-myc Eine erhöhte c-myc Kopiezahl ist mit einem aggressiven Harnblasenkrebs-Phänotyp assoziiert, jedoch ohne Signifikanz bezüglich RezidivNeigung, Prognose oder Überleben [Habuchi et al., 2005]. Zellzyklusregulatoren Cycline, CDKs und CDKIs : p16/CDKN2 Alterationen der Cycline können vermehrt in Blasentumoren detektiert werden. Eine Überexpression von Cyclin D1, welches ein Prognosefaktor für die Invasivität des Tumors ist, kann in 20-80 % der Harnblasentumoren festgestellt werden [Reznikoff et al., 2000; Takagi et al.; 2000]. Die Haupt-CDK-Inhibitoren (CDKIs) sind p21, p27 und p16. Sie regulieren die CDK Komplex Aktivität und sind somit für die ZellzyklusSuppression nötig. Das Gen p21WAF1/CIP1 kodiert für einen Cyclin-abhängigen Kinase Inhibitor (CDKI), dem p21 Protein, welches in Wechselwirkung zu p53 steht. Die Prognostische Rolle von p21 bleibt in den Harnblasenkarzinomen bisher unklar. p27 wiederum bindet an die Komplexe aus Cyclin E/CDK2 und an Cyclin D1/CDK4/6 und inhibiert dadurch die Progression von der G1 zur S-Phase. Ein Verlust der Expression von p27 ist in vielen Tumoren zu finden und geht mit einer Krebsprogression einher [Mitra et al., 2007]. Der dritte wichtige CDK-Inhibitor ist das p16, welches im CDKN2A Lokus am Chromosom 9p21 kodiert ist. Der CDKN2A Gen-Lokus wurde unabhängig voneinander in den frühen 90er von Serrano et al. (1993) und Kamp et al. (1994) identifiziert. Dieser Lokus ist in einer Vielzahl von Tumoren am häufigsten alteriert. Unter anderem wird dieser Lokus (Deletionen) in einem klinisch angewandten diagnostischen Test namens UroVysion (Vysis, Abbott) mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung an zytologischen Urin-Proben untersucht. Ein positives Ergebnis (Hetero- oder Homozygote Deletion des 9p21 Lokus) nach einer intravesikalen Therapie indiziert ein 4-fach höheres Risiko ein Rezidiv zu entwickeln [Halling et al., 2002]. Der humane CDKN2A Lokus beinhaltet neben dem genannten Gen, das INK4a Gen, welches den CDK-Inhibitor p16 codiert und im Retinoblastoma-Pathway involviert ist, noch das ARF (p19) Gen, welches das p14 codiert. Erst Stott et al. (1998) erkannten die Funktion von p19ARF/p14ARF im Zellzyklus. p14 inhibiert Mdm2 und somit entfaltet es im p53-Pathway seine Wirkung. In Harnblasentumoren findet man eine Loss of Heterozygosity (LOH) im INK4a/ARF-Gen-Lokus sehr häufig. Der Verlust von ARF hat eine erhöhte Zellproliferationsrate zur Folge, da die Zellzyklus-inhibierende Funktion entfällt [Korgaonkar et al., 2002]. Yurakh et al. (2006) evaluierten den prognostischen Effekt verschiedener Zellzyklusregulatoren in urothelialen Neoplasien. Dabei konnten sie feststellen, das gerade der Verlust der p14ARF Expression und die homozygote Deletion des 9p21 Lokus unabhängige Prognose Faktoren für ein erneutes Tumor-Wiederauftreten bei frühen Harnblasenneoplasien sind. Benachbart zum p16-Gen liegt auch das Gen p15, im CDK2B-Lokus, auf Chromosom 9 [Hannon und Beach, 1994]. Der Verlust der p16Funktion ist meist verbunden mit dem Verlust von p15, beide Verluste wurden in Harnblasenkarzinomen bereits beschrieben [Gruis et al., 1995; Yeager et al., 1995]. Einleitung 33 Aurora A Aurora A (auch unter anderem als Aurora-2, BTAK und STK15 genannt), ist eine Serin-Threonin-Kinase, die in Prozesse der Zytokinese und Zellteilung durch Regulation der chromosomalen Segregation involviert ist. Das Gen ist auf Chromosom 20q13 lokalisiert, einer in vielen Geweben/Organen häufig von Aberrationen betroffenen Region [Bolanos-Garcia, 2005]. Die Funktion des Aurora A -Proteins entfaltet sich während der Zellteilung durch Wechselwirkung mit Mitose-Kontrollpunkt-Proteinen. Das Protein wird inaktiviert bzw. degradiert während die Zelle die G1-Phase durchläuft. In der G2/M-Phase können die höchsten Expressionswerte der Aurora A -Kinase gemessen werden. Eine Überexpression dieser Kinase beeinflusst die Funktion der Zelle negativ und ist mit genetischer Instabilität und Tumorgenese assoziiert, da der Mitose-Kontrollpunkt auf dem Level der Cdc20-BubR1 Interaktion [Ke et al., 2003]. Auch eine Resistenz gegen die Apoptose induziert durch Taxol wird durch eine übermäßige Expression der Aurora A -Kinase ausgelöst [Bolanos-Garcia, 2005]. Außerdem wirkt Aurora A als Schlüsselregulationskomponente im p53 Pathway; dabei wirkt eine Überexpression der Kinase eine p53 Degradierung, so dass eine Onkogene Transformation erleichtert wird [Katayama et al., 2004]. Um den Signalweg besser zu verstehen, fehlen bisher jedoch Kenntnisse über die Kinase die Aurora A phosphoryliert. In der Harnblase finden sich vor allem erhöhte Aurora A –Expressionswerte in kanzerösen Läsionen. Es besteht eine Korrelation zwischen einer niedriggradigen Aurora A -Amplifikation in histologisch benigne erscheinendem Urothelgewebe von Harnblasenkrebs-Patienten und einem geminderten Rezidiv-freien sowie tumorspezifischen Überleben [Denzinger et al., 2007]. Ki67 (Mib-1) Das Ki67 Antigen wird detektiert durch Immunhistochemie mit dem monoklonalen Antikörper Mib-1. In Proliferierenden Zellen (G1-Phase bis zur Mitose) akkumuliert Ki67, aber nicht in Zellen der G0-Phase [Gerdes et al., 1984]. Mehrere unabhängige Studien haben die Eignung dieses Antikörpers gegen Ki67 als Prognostischer Marker gezeigt [Habuchi et al., 2005]. Während andere Studien sich mit deren Entschlüsselung seiner biologischen Funktion sich befassen [Schlüter et al., 1993; Schmidt et al., 2003] WNT-Pathway Deletionen am Chromosom 8p können häufig in Harnblasentumoren detektiert werden und sind ein Zeichen von Progression des Tumors. Das secreted Frizzled-related Protein 1 (sFRP1), ein Antagonist der Frizzled-Rezeptoren und der WNT Pathway Aktivierung, ist auf Chromosom 8 in der Region 8p12-11.1 zu finden [Stoehr et al., 2004]. Die Expression von sFRP1 ist oft herabgesetzt in Harnblasentumoren, was auch in der Studie von Stoehr et al. (2004) gezeigt werden konnte. Obendrein bedeutet ein Verlust der sFRP1-Expression eine geringere Überlebenszeit für Patienten mit Papillären, nicht muskelinvasiven Tumoren. Ein weiteres Protein des WNT-Pathway, dessen Expression gemindert ist, ist der WNT Inhibitor Faktor 1 (WIF1). Dabei korreliert die Expression mit dem Tumorstadium in der Harnblase [Wissmann et al., 2003]. Die in vielen Tumoren betroffenen Gene des WNT-Pathways sind jedoch APC (Chromosom 5q21) und β-Catenin. Diese sind allerdings nicht in Primären Harnblasenkarzinomen und in den Harnblasenzelllinien RT4, RT112, J82 und UROtsa durch Mutationen verändert [Stoehr et al., 2002a]. Wachstumsfaktoren (z.B. FGF, EGF) FGFR3 Laut einer Studie von van Oers et al. (2006), treten Deletionen des Chromosoms 9 häufiger als FGFR3-Mutationen in Hyperplasien (n=30; keine papillären Formationen) auf. Des Weiteren findet man ein Expression eher in niedriggradigen Tumoren. Für eine Prognose-Relevanz dieses Faktors sind jedoch noch weitere Studien nötig [Habuchi et al., 2005]. EGFR Ein Überexpression des Epidermal growth factor Rezeptors (EGFR; Her1), zu den Tyrosinkinase Wachstumsfaktor-Rezeptoren Typ 1 gehörend, konnte in Harnblasentumoren zwar detektiert werden, jedoch ohne prognostischer Signifikanz [Habuchi et al., 2005; Rotterud et al., 2005]. Einleitung 34 Adhäsionsmoleküle und Motilitätsfaktoren (E-Cadherin, Integrin) Etliche Moleküle der Extrazellulären Matrix, Adhäsionsmoleküle und Motilitätsfaktoren wurden auf ihre Prognostische Relevanz im Harnblasenkarzinom untersucht. Mit einem höhergradigen, invasions-befähigten Stadium des Harnblasenkarzinoms werden vor allem veränderte Expressionslevel der Matrix Metalloproteinase 2 (MMP-2), E-Cadherin und der Plasminogenaktivator vom Urokinase-Typ (u-Pa) in signifikanter Verbindung gesetzt [Habuchi et al., 2005]. Welche dieser genetischen Veränderungen bereits in prämalignen Urothelläsionen vorkommen und was ihr biologisches Potential ist (letale Wirkung oder Wachstumsförderung), müsste in weiteren Studien anhand von präkanzerösen Harnblasen-Proben untersucht werden. Ziele dieser Arbeit Die Transformation von normalem Epithel zu einem invasiven Karzinom ist durch eine Zunahme an zellulären und histomorphologischen Veränderungen gekennzeichnet. Die Möglichkeit Urothelkarzinome in frühen Tumorstadien bzw. sogar Tumorvorstadien (Präkanzerosen) zu detektieren, macht das Urothelkarzinom zu einem geeigneten Modelsystem für die Untersuchung von genetischen Aberrationen der Tumorentstehung und Progression sowie deren Auswirkungen auf den Phänotyp. Dadurch können weitere Rückschlüsse über die schrittweise Karzinogenese gezogen werden. Darüber hinaus können molekulare und zytogenetische Biomarker identifiziert werden, die nicht nur Klarheit über die Krebsentstehung geben, aber auch nützlich bei der frühen Vorhersage von transformierenden Veränderungen, die zu einem aggressiven Phänotyp führen können, sind. Außerdem ist ein Einblick in regulatorische Signalwege (Pathways) der Genom-Integrität möglich, um die zu einer schrittweisen (Feld-)Kanzerisation führenden Veränderungen einer Präkanzerose zu einem invasiven Karzinom zu verstehen. Im Rahmen dieser Arbeit sollten erste genomische Veränderungen in prämalignen Läsionen und Präkanzerosen des Harnblasenkarzinoms charakterisiert werden. Die in Harnblasentumoren am häufigsten beschriebenen genetischen Veränderungen sind die Aneuploidien der Chromosomen 3, 7 und 17 sowie Deletion des 9p21 Lokus. Diese sollten mit Hilfe des für die zytologische Diagnostik angewandten Fluoreszenz-in-situ- Hybridisierungs(FISH)-basierten Urin-Tests namens UroVysion (Vysis/Abbott) vor allem in Hyperplasien und Dysplasien des Urothels untersucht werden. Der erhobene Datensatz sollte durch ein weiteres Kriterium näher charakterisiert werden. Es sollte mittels Immunhistochemie gegen das Ki67 Antigen (Mib-1 Antikörper; DAKO) der Proliferationsstatus der Zellen determiniert werden. Dadurch sollten Rückschlüsse gezogen werden können, ob proliferie- Einleitung 35 rende Zellen in Präneoplasien bereits genetische Veränderungen aufweisen, und somit Aufschluss über das biologische Potential dieser genetischen Aberration geben können. Für die praktische Durchführung dieser Aufgabe sollten die Urovysion-FISH und die Ki67 Immunhistochemie sequentiell an der gleichen Gewebeprobe eingesetzt werden. Mit Hilfe der Komparativen Genomischen Hybridisierung (comparative genetic hybridization; CGH) sollte der gesamt-genomische Aberrations-Status anhand von Einzelzellen der Präneoplasien näher bestimmt werden. Die im Genom der Tumorproben gefundenen Veränderungen, sollten mit der Klinik der Patienten in Zusammenhang gebracht werden, um mögliche genetische Marker für die Tumorfrüherkennung und Prognose zu lokalisieren. Material und Methoden 36 2 MATERIAL UND METHODEN 2.1 MATERIAL 2.1.1 Patientenkollektiv Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden Harnblasenbiopsien von 40 Patienten (34 Männer, 6 Frauen) untersucht. Der Altersmedian betrug 65 Jahre, Altersmittelwert lag bei 63,9 Jahren und die Altersspannbreite reichte von 35 bis 89 Jahren. Von den untersuchten Proben sind 13 histologisch als benigne Urothelhyperplasie, 12 als Urotheldysplasie eingestuft; des Weiteren wurden folgende Proben untersucht: 7 Carcinoma-insitu, 3 Papilläre Neoplasien der Harnblase (pTaG1) und 4 invasive Tumore der Harnblase (pT1G3). Zusätzlich wurde eine Probe verwendet, deren Befund histologisch normales Urothelgewebe aufzeigte (Nested Variant). Im zweiten Teil der Arbeit (im Rahmen der Einzelzell-Experimente) wurde Material von 11 Patienten (55 Einzelzellen) verwendet. Fokussiert wurden dabei hauptsächlich Proben die histologisch als Dysplasie des Urothels eingestuft worden sind (Erstdiagnose) und die Patienten in ihrer Anamnese kein Urothelkarzinom aufwiesen (6 Proben). Des Weiteren wurden 3 Hyperplasien (Erstdiagnose), 1 Carcinoma-in-situ und 1 pT1G3 untersucht. Das Material wurde größtenteils in der urologischen Abteilung des Klinikums der Universität München – Großhadern unter der Leitung von Prof. Dr. med. Christian Stief gewonnen. Die Aufarbeitung der Präparate (Kryokonservierung) erfolgte in üblicher Weise am Institut für Pathologie der Universitätsklinik Regensburg unter der Leitung von Prof. Dr. med. F. Hofstädter. Die Befundung der histologischen Präparate fand teilweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Regensburg (Proben vor 2003) und teilweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums RWTH Aachen (Proben seit 2003) statt, letzteres unter Leitung von Prof. Dr. med. Ruth Knüchel-Clarke. Material und Methoden 37 2.1.2 Zelllinien Aliquots der verwendeten urothelialen humanen Zelllinien (Tabelle 5) wurden freundlicherweise von der Arbeitsgruppe Dr. Rene Krieg zur Verfügung gestellt. Tabelle 5: Verwendete humane urotheliale Zelllinien Name Geschlecht Alter Ethnizität Erkrankung Antigen Expression männlich 63 J Kaukasisch Transitionales Papillom HLA A25(10), A3, B12, Cw3; Blood Type O Isoenzyme Zytogenetische Analyse Kultivierungsbedingungen Mittlere Chromosomenanzahl = 49 (42-55). Es handelt sich um eine aneuploide männli- RT4 AK-1, 1; ES-D, 1-2; G6PD, B; GLO-I, 1-2; Me-2, 1; PGM1, 1-2; PGM3, 1-2 che Zelllinie, mit einer nahe-diploiden Chromosomenzahl. Die nahe-tetraploide Population dominiert nach einigen Passagen. Die 48/ 49 Karyotypen haben ein einzelnes X und ein einzelnes Y Chromosom. Drei der Karyotypen mit höherer Ploidie haben zwei X McCoys 5a Medium (modifiziert) mit 1,5 mM L-Glutamin, 2,2 g Natriumbikarbonat, 90 %; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C Chromosomen und ein Y Chromosom. Marker Chromosomen sind folgende: del(6)(q21), del(10)(p11), 14p+, 12p+ Name Geschlecht Alter männlich 58 J Ethnizität Kaukasisch, Schwedisch Isoenzyme Erkrankung Antigen Expression Transitionales Harnblasenkarzinom HLA A2, Aw32, B5, B12, Cw5; Blood Type A Zytogenetische Analyse Kultivierungsbedingungen Eagle’s Medium mit 2 mM L-Glutamin und J82 Es handelt sich um eine aneuploide männliche Zelllinie (XY), mit einer triploiden Earle’s BSS, sowie 1,5 g/L Natriumbikarbo- AK-1, 1; ES-D, 1; G6PD, B; Chromosomenzahl. Die Chromosomenanzahl reicht von hyperdiploidem bis hexaploi- nat, 0,1 mM nicht-essentielle Aminosäuren, GLO-I, 2; Me-2, 1-2; PGM1, dem Karyotyp. Normale Chromosomen N11 und N20 sind unterrepräsentiert im Ver- 1,0 mM Natriumpyruvat, 90 %; Fetales 1; PGM3, 2 gleich zu den anderen Chromosomen. Alterierte Formen dieser Chromosomen können als Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C; MarkerChromosomen angesehen werden. Chromosom N13 tendiert zur Überrepräsentie- Atmosphäre: 5 % CO2 rung. Fünf Markerchromosomen sind bekannt: 20q+, 11q+, 8p+, del(1)(q31), 5p+(HSR) oder hier: RPMI 1640 Medium; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C Name Geschlecht Alter weiblich 12 J Ethnizität Isoenzyme Erkrankung Antigen Expression Normalurothel aus dem linken Urether; SV40 - transfiziert Zytogenetische Analyse UROtsa Kultivierungsbedingungen Eagle’s Medium mit 2 mM L-Glutamin und Earle’s BSS; Fetales Kälberserum, 5 %; - Bis zur 15. Passage kaum genetisch instabil. Temperatur: 37 °C; Atmosphäre: 5 % CO2 oder hier: RPMI 1640 Medium; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C 2.1.3 Laborgeräte 0,2; 0,5; 1,5 und 2 ml Pipetten und –spitzen (Eppendorf) Reaktionsgefäße (Eppendorf) 1-5, 1-10, 1-25 ml 1-10, 10-100, 100-1000 µl Glas-Pasteurpipette (Costar) gestopfte Pipettenspitzen 50 ml Falcon-Tubes (Falcon) (Süd-Laborbedarf) 96-well Platte (Falcon) 1-10, 10-100, 100-1000 µl Material und Methoden 38 Aqua Bidest (Wasserfiltrierungsanlage, -kämme/-träger (Bluemarine, Serva/ Sub- Millipore Eschborn) cell GT, Biorad) Brutschrank (Heraeus) Kryofixiergel: Tissue Tek OCT compound CASY I (SchärfeSystem) containing (Sakura) Dampfkochtopf (Fissler) Kühl-Zentrifuge (5415 R, Eppendorf) 24 x 60 mm und 24 x 24 mm Deckgläser Kunstoff-Pasteurpipette (Sarstedt) (Automat Star) Kunstoff-Küvette (UVette, Eppendorf) Digitale Kamera Laser-Mikrodissektions-Mikroskop Micro- Eis beam HT mit Software RoboLPC V.2.2 Färbetrog (Coplin; Roth) (PALM) Feinwaage (Sartorius) Magnetrührer mit Heizplatte (RCT basic, Feuchte Kammer: Plastik-Objektträger- IKA Labortechnik) kasten (Neolab) feuchtem Papierhandtuch Mikroskop (Dialux 20 EB, Leitz) 0,2 ml SafeLock Mikrotom HM 560 (Microm) PCR Reaktionsgefäße (Amplitube Simport) Mikrotommesser A35 Type (Feather) Inverses-Fluoreszenz-Mikroskop: Axiovert Objektträger 6 x 76mm; Mattrand (RL R. S100 (Zeiss) Langenbrinck) Computer (Apple) mit Software Openlab Objektträger PALM v2 (Improvision) Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran, Digitale Kamera C4742-95 (Hamamatsu) 1 mm glass (PALM) Monochromator Polychrom IV (P0W LPS- Objektträger SuperFrost Plus 25 x 75 x 1 150, Till-Photonics) mm (Menzel-Gläser) Xenon-Lampe (Ushio) PCR-Maschine: ThermoCycler (PTC-200, Z-Motorisierung Orbit (Improvision) MJResearch) Werkbank Cytair UF42-14 (ESI Flufrance) Photometer (Biophotometer, Eppendorf) Versch. Größen Glas-Bechergläser und – Reaktionsgefäßständer Erlenmeyerkolben (Schott Duran) Skalpell (Feather) Heizplatte Typ PZ35 (Präzitherm) Spannungsquelle Hybridisierungsgerät ThermoBrite (Blue Power 500, Serva) StatSpin A (Abbott Molecular) Stereomikroskop (Discovery.V12, ZEISS) Inkubationsofen (Heraeus) mit Software (Diskus, Hilgers Königswin- Kleine/mittlere ter) Kammer/ Gelelektrophorese- für MembranSlides, Gelelektrophorese Sterile Injektionsnadeln BD Microlance 3 (Becton Dickenson, Franklin Lakes, USA) Material und Methoden 39 Styropor-Box Zellkulturflasche T75, Cellstar (greiner Thermomixer compact (Eppendorf) bio-one) UV-Leuchttisch (MWG Biotech/ ROTH) Zentrifuge Vortex VF2 (IKA-Labortechnik) Sepatech) Megafuge 1.0 (Heraeus Waage (BP1200, Sartorius) 2.1.4 Chemikalien Agarose (Seakem) Aceton (Apotheke des Universtitätsklini- L-Glutamin/Penstrep (PAA) kums RWTH Aachen) Natriumcarbonat (Merck) DAPI/ Antifade (0,1 µg/ ml; QBiogene) Hämalaun (Merck) Tween 20 Lösung 10 % (Applichem) Eosin (Sigma) Igepal 10 % (Sigma) Methylenblau-Trihydratpulver (Sigma, Bovine Serum Albumin BSA 100% (In- München) Ethanol ATP 10 mM (Roche) (Apotheke des Universtitäts- vitrogen) klinikums RWTH Aachen) Agarose (LE, Biozym) Xylol (Apotheke des Universtitätsklini- Ethidiumbromid EtBr (Sigma) kums RWTH Aachen) DNA-Ladepuffer (DNA II, Applichem) Victroclud-Eindeckmedium (Lan- genbrinck) DNA-Molekulargewichtsmarker 100 kb DNA-Ladder Methanol (Apotheke des Universtitätsklinikums RWTH Aachen) 2.1.5 Enzyme und Antikörper Trypsin (PAA) 1. Antikörper: Monoklonaler Maus Anti-Human Ki67 Antigen Klon Mib-1 (DakoCytomation; M7340) Negativ-Kontrolle: Monoklonaler Maus IgG1 Antikörper (DakoCytomation; X0931) 2. Antikörper: AlexaFluor 488 Ziege Anti-Maus IgG ( H+L) (Molecular Probes; A11029) FITC-Markierte Rabbit Anti-Maus F(ab’)2-Fragmente (DakoCytomation; X7903) Material und Methoden 40 Proteinase K 10 mg/ml (Sigma) Restriktionsenzym MseI 50000U/ml (New England Biolabs) T4-DNA-Ligase 5 U/µl (Roche) Polymerase-Mix (5 U/µl) aus dem Expand Long Template PCR System (Roche) Taq DNA Polymerase 5 U/µl (Invitrogen) 2.1.6 Puffer und Lösungen Zellkultur Medium für Zelllinien UROtsa und J82: RPMI 1640-Medium (PAA) + 10 % FKS (PAN oder Sigma) + L-Glutamin/Penstrep (PAA) Medium für Zelllinie RT4: McCoys 5A (PAN) + 10% FKS (s.o.) + L-Glutamin/Penstrep (s.o.) PBS (Biochrom) CASY-Lösung (SchärfeSystem) Hämalaun-Eosin(HE)-Färbung Hämalaun (Merck) Eosin (Sigma) 1% Kalziumkarbonat-Lösung (Sigma) 70%, 96%, 100% Ethanol-Lösung (s.o.) Xylol (s.o.) Methylenblau-Färbung (0,1%) 10 ml Methylenblau-Lösung ad 100 ml mit Aqua Bidest Doppelfärbung: Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH)/ Immunhistochemie (IHC) Carnoy’s: 1 Teil Essigsäure (Merck, Darmstadt), 3 Teile Methanol (s.o.) 20 x SSC, pH 5,3 UroVysion-Kit (Vysis/ Abbott) 0,4 x SSC/ 0,3 % NP-40, pH 7- 7,5 20 ml 20 x SSC, 3 ml NP-40 (UroVysion-Kit, Vysis/Abbott) ad 1000 ml mit Aqua Bidest PBS, pH 7,4 8 g NaCl (Merck), 1,15 g Na2HPO4 (Merck), 0,2 g KCl (Merck), 0,24 g KH2PO4 (Merck) Material und Methoden 41 Amplifikation genomischer Einzelzell-DNA durch Polymerasekettenreaktion (PCR) One phor all Buffer plus/ OFA (Amersham) Puffer 1 (Expand Long Template PCR System, Roche) Nukleotide dNTPs (Roche) 100 mM: je 10 µl dCTP, dATP, dTTP, dGTP und ad 100 µl mit Aqua Bidest Puffer-dNTP-Mix: 480 µl 10 x PCR-Puffer (Sigma) und je 5 µl dCTP, dATP, dTTP, dGTP (dNTPs von Roche) ad 500 µl. Fetales Kälberserum/Bovine Serum Albumine/BSA (New England Biolabs) DNA-Isolation und Quantifizierung QIAgen- Kit: QIAamp DNA Micro-Kit Agarose-Gelelektrophorese 10 x Tris-Borat-EDTA – Puffer (TBE, Applichem). Zusammensetzung: 55,03 g/L (0,89 M) Borsäure; 7,44 g/L (0,02 M) EDTA-Na2 · 2H2O; 107,81 g/L (0,89 M) Tris 1 x TBE mit Ethidiumbromid (EtBr) : 50 ml 10 x TBE + 450 ml Aqua Bidest + 75 µl EtBr 2.1.7 Verwendete Oligonukleotidprimer und Fluoreszenz-in-situ-Sonde Fluoreszenz-in-situ-Sonde: UroVysion (Vysis/Abbott) Oligonukleotidprimer (100µM, Metabion): LIB1 (HPLC-gereinigt): 5´-AGT GGG ATT CCT GCT GTC AGT-3´ ddMse11 (HPLC-gereinigt): 5´-TAA CTG ACA GCdd-3´ p 53 Exon 8/9 Forward: 5’- AGG ACC TGA TTT CCT TAC TGC-3’ p53 Exon 8/9 Reverse : 5’- GAG GTC CCA AGA CTT AGT AC-3’ CK 19 Forward: 5’-GAA GAT CCG CGA CTG GTA C-3’ CK 19 Reverse: 5’-TTC ATG CTC AGC TGT GAC TG-3’ Material und Methoden 42 2.2 METHODEN Im Rahmen dieser Doktorarbeit soll der Zusammenhang von genetischen Defekten und dem Proliferationsstatus in Tumorvorstufen der Harnblase untersucht werden. Die zu untersuchenden Zellen sind der limitierende Faktor, da einerseits die proliferierenden Zellen vereinzelt in den Präkanzerosen vorkommen, andererseits die Biopsien zum größten Teil aus Stroma bestehen und das Urothel weniger als 10 % der Biopsie ausmacht. Deshalb wurde versucht eine Vielzahl an Methoden an ein und demselben Gewebeschnitt bzw. sogar an derselben Zelle anzuwenden. Die nachfolgend angewandten Protokolle sind charakterisiert durch die Anzahl an Applikationen, die nach der jeweiligen Methode noch folgen. 2.2.1 ZUSAMMENSTELLUNG DES FALLMATERIALS UND IDENTIFIZIERUNG DER UROTHELREGIONEN Die Kriterien für die Auswahl des Patientenkollektivs wurden bereits in Kapitel 2.1.1 beschrieben. Für die differenzierte Betrachtung der histologischen Schnitte wurden verschiedene Färbemethoden angewandt (HE-, Methylenblau-, Giemsa-Färbung), die unter Kapitel 2.2.3.2 f beschrieben sind, und die Befunde zusammen mit einer Pathologin (Dr. Gaisa, Dr. Lindemann-Docter und/oder Prof. Dr. Knüchel-Clarke) nochmals für das jeweilige Präparat bestätigt. 2.2.2 MONOLAYER- UND SPHAEROID-ZELLKULTUR Im Rahmen der Etablierung der in dieser Dissertation verwendeten Methoden (Doppelfärbung mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung und Immunhistochemie, sowie EinzelzellApplikationen) wurden die in Tabelle 5 erwähnten urothelialen Zelllinien verwendet, welche freundlicherweise von Dr. R. Krieg, Institut für Pathologie, Aachen, zur Verfügung gestellt wurden. Die Harnblasen(Karzinom)-Zelllinien UROtsa und J82 wurden in RPMI 1640 Medium mit 10 % Fetalem Kälberserum (FCS) sowie L-Glutamin/Penstrep bei 37°C in einer Wasserdampfgesättigten Atmosphäre mit 5% CO2 kultiviert. Sie wuchsen adhärent in T75 (175 cm2)-Kulturflaschen mit je 10 ml Medium und wurden alle 2-4 Tage 1:3 passagiert. Dazu wurden die Zellen nach Absaugen des Mediums kurz mit PBS Material und Methoden 43 gewaschen und anschließend bis zu 5 min mit Trypsin/EDTA (0,02% / 0,05%) bei 37°C behandelt. Die Karzinomzellen wurden vom Flaschenboden abgelöst und in 10 ml frischem Medium/FCS aufgenommen. Nach 5-minütiger Zentrifugation bei 2000 U/min wurde der Überstand abgenommen, die Zellen in 5 ml frischem Medium resuspendiert und 1-2 ml der Zellsuspension in eine neue Flasche überführt und mit Medium auf 10 ml aufgestockt. 96-well-Platten wurden mit 100µl 1%iger Agarose (in PBS) bestückt. Für nachfolgende Experimente wurden Sphäroide angesetzt, die eine in vitro Simulation des Gewebes darstellen, da die Zellen in Kultur kugelförmige 3D-Aggregate formen, die je nach Kulturdauer im Zentrum sogar nekrotisch werden. Zur Generierung der Sphäroide wurden in 200 µl 6000-8000 Zellen in Suspension auf die ausgehärtete Agarose gegeben. Nach 24stündiger Inkubation bei 37 °C bildeten sich Sphäroide aus. Nach vier Tagen wurden die Sphäroide mit einer Pipette geerntet und in OCT(TissueTek)-Gewebekryokleber aufgefroren. Für weitere Experimente wurden am Kryo-Mikrotom 6-8 Mikrometer Schnitte der Präparate hergestellt und sofort weiterverarbeitet. Zum Überprüfen der Sphäeroid-Zellmorphologie wurden Schnitte mittels HämalaunEosin (HE) gefärbt (die Methode ist in Kapitel 2.2.3.2 beschrieben). 2.2.3 HISTOLOGISCHE METHODEN 2.2.3.1 Herstellung histologischer Schnitte Mit Hilfe eines Kryo-Mikrotoms wurden von den auf Metallträgern kühlfixierten BiopsieBlöcken ca. sechs Mikrometer dicke Schnitte angefertigt und je nach weiterer Anwendung auf normale Objektträger (für HE-Färbung), beschichtete SuperFrost-Objektträger (Menzel; für Doppelfärbung) oder Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran Objektträger (PALM; für Lasermikrodissektion) aufgezogen. Die Schnitte wurden luftgetrocknet und bei -20 Grad aufbewahrt (wenn diese nicht sofort weiterverwendet werden konnten; jedoch nicht länger als ein Tag). 2.2.3.2 Hämalaun-Eosin(HE)-Färbung Nach der Herstellung der Schnitte wurde zur Begutachtung der Morphologie eine HämalaunEosin(HE)-Färbung an 6 m dicken Schnitten der Gewebeproben durchgeführt. Das dunkelviolette, positiv geladene Hämalaun lagert sich dabei an die negativ geladenen Phosphatgruppen der DNA an und färbt nach Erhöhen des pH-Wertes über pH 3 somit die Zellkerne und Material und Methoden 44 Nukleoli blau. Eosin, zu der Fluorescein-Gruppe gehörend, färbt Zytoplasma, Bindegewebe und Kollagenfasern kräftig rosa (Burck, 1969). Die angefertigten Kryogewebsschnitte wurden für 10 min in Hämalaun-Lösung gefärbt und nach kurzem eintauchen in Leitungswasser in einem anderen Färbetrog mit einem Kalziumkarbonat-Wasser-Gemisch (ca. 1-2 g/ 200 ml) gebläut. Die Gegenfärbung des Stromas mittels Eosin erfolgte für 45 Sekunden. Das überschüssige Eosin wurde durch kurzes Eintauchen in Leitungswasser entfernt. Schließlich wurden die Präparate in einer aufsteigenden Alkoholreihe differenziert (70%ig Ethanol), fixiert (kurz in 96% und 100% Ethanol, dann fünf Minuten in 100% Ethanol), zweimal für fünf Minuten in Xylol ausgehärtet und mit Vitroclud eingedeckt. 2.2.3.3 Methylenblau-Färbung Vor allem zur schnellen Überprüfung der Gewebemorphologie zeitgleich zum Anfertigen der Schnitte wurden die Schnitte kurz (max. 30 Sekunden) in 0,01 % Methylenblau-Lösung gefärbt und die überschüssige Farbe in einen Färbetrog mit Wasser abgewaschen. Im Wasserfeuchten Zustand oder nach Eindeckeln konnte die Gewebemorphologie betrachtet werden. Zellkerne erscheinen blau und das Stroma rosefarben. 2.2.4 DOPPELFÄRBUNG: FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG (FISH)/ IMMUNHISCHTOCHEMIE (IHC) Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) ist eine zytogenetische Methode. Die In situ Hybridisierung (ISH) wurde erstmals 1969 von Gall und Pardue (1969) sowie unabhängig davon von John et al. (1969) beschrieben. Die ISH ermöglicht es, Nukleinsäuresequenzen direkt im biologischen Präparat, also in Geweben, Zellen und auf Chromosomen (Ziel-DNA), darzustellen. Das Prinzip der ISH besteht darin, dass durch vorherige Hitzedenaturierung sowohl Ziel-DNA als auch Sonden-DNA als Einzelstrang vorliegen und anschließend in einem Renaturierungsschritt, der sog. Hybridisierung, die Einzelstränge im Bereich komplementärer Basensequenzen von Ziel-DNA und Sonden-DNA zu einem Doppelstrang sich vereinigen. Die DNA-Sonde, in diesem Fall der kommerziell erworbene UroVysion-Sonden-Mix (Vysis/Abbott), ist direkt mit je einem Fluoreszenzfarbstoff (Fluorochrom) pro Sonde markiert. Anschließend wird die Sonden-DNA in diesem Kontext auf Interphase-Zellkerne aufgebracht. Nach der Hybridisierung werden in einer Reihe von Waschschritten nicht gebundene Son- Material und Methoden 45 denmoleküle entfernt. Über die Waschbedingungen – die Zugabe von Formamid, Salzkonzentration und Temperatur – kann die Stringenz der Hybridisierung gesteuert werden, d. h. wie genau die korrespondierenden Sequenzen von Sonden- und Ziel-DNA aufeinander passen sollen. Direkt markierte Fluoreszenz-Sonden benötigen kein weiteres Detektionssystem, sondern können umgehend mit einem Fluoreszenzmikroskop erfasst werden. Die Fluoreszenzfarbstoffe absorbieren Licht einer bestimmten Wellenlänge und emittieren einen Teil der aufgenommenen Energie als Licht einer längeren, energieärmeren Wellenlänge. Solche Farbstoffmoleküle können visualisiert werden, wenn sie mit Licht der absorbierten Wellenlänge bestrahlt werden und durch einen Filter betrachtet werden. Diese Filter bestehen aus einem Exzitationsfilter, der die Exzitations-Wellenlänge auswählt, einem Dichroischen Spiegel und ein Emissionsfilter, der das Exitationslicht blockiert. Das Licht der benötigten Wellenlänge erhält man in einem konventionellen Fluoreszenzmikroskop durch eine Quecksilber- oder Xenonlampe und einen entsprechenden Filter (Exzitationsfilter). Der Emissionsfilter lässt nur Wellenlängen, die von dem fluoreszierenden Farbstoff emittiert werden, zum Okular bzw. zur Kamera gelangen. Die verschiedenen Fluoreszierenden-Moleküle emittieren jeweils Licht bestimmter Wellenlänge. Dies ermöglicht verschiedene chromosomale Regionen in einem FISH-Experiment gleichzeitig zu untersuchen (multicolour-FISH). Über eine kombinatorische Markierung mit fünf Fluorochromen gelang es gleichzeitig zwei Arbeitsgruppen unabhängig voneinander die simultane Darstellung aller menschlichen Chromosomen in verschiedenen Farben (Speicher et al. 1996, Schröck et al. 1996). Bei der sog. Multiplex Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (MFISH; Speicher et al., 1996) wird für jedes der fünf Fluorochrome separat mittels fluorochrom-spezifischen Anregungs- und Emissionsfiltern mit einer CCD (Charge-coupled-device)Kamera ein Bild aufgenommen. Mit Hilfe von einer speziellen digitalen BildverarbeitungsSoftware (hier: Openlab v2.2 von Improvision) kann aus den Einzelkanalbildern anschließend ein zusammengesetztes Bild erzeugt werden, das jedem Chromosom je nach Signalkombination eine Falschfarbe zuweist. Für die Bestimmung der Chromosomen-Anzahl hat sich der Gebrauch Chromosomenspezifischer Zentromer-Sonden (CEP = Centromere-Enumeration Probes) etabliert, da die Zentromer-Region stark repetitive Sequenzen enthält, die für eine hohe SondenHybridisierungs-Effizienz garantieren. Bei komplexen Sonden, die auch repetitive ubiquitär auftretende Sequenzen enthalten, wird vor der eigentlichen Hybridisierung eine so genannte Vorhybridisierung zwischen Sonden-DNA und Nichtmarkierter hochrepetitiver DNA wie der Material und Methoden 46 Cot-1-Fraktion einfügt, um eine unspezifische Hybridisierung auf entsprechende repetitive Sequenzen der Ziel-DNA zu verhindern. Für den klinischen Einsatz der multicolour-FISH haben Sokolova et al. (2000) den SondenSatz für das Bestimmen der Harnblasenkarzinom-typischen Aneuploidien – Deletion 9p21 und Zugewinn Chromosom 3, 7, 17 – entwickelt, welcher nunmehr von Vysis/Abbott als UroVysion-FISH-Test vertrieben wird. A) UroVysion: Zentromer- und Genspezifische Sonden mit entsprechender Fluorochrom-Färbung B) Normaler Zellkern (diploid) Tumorzellkerne (aneuploid) Abbildung 7 UroVysion: a) Darstellung des Sonden-Mixes mit korrespondierendem Fluorochrom; b) Schema der FISH-Sonden-Signale Auswertung (nach Bubendorf et al., 2003) Im Rahmen dieser Dissertation wurde die kommerzielle UroVysion-Sonde von Vysis/Abbott für die FISH an Harnblasen-Gewebeschnitten verwendet. Die UroVysion ist eine MultiplexFISH (M-FISH), die in Interphase-Zellkerne zur Anwendung kommt. Dabei handelt es sich um mit je einem Fluorochrom direktmarkierte Sonden, und zwar drei chromosomenspezifische Zentromer-Sonden (Centromere Probe, CEP: CEP 3-Spectrum Red, CEP 7-Spectrum Green, CEP 17-Spectum Aqua) und einer Lokusspezifischen Sonde (9p21-Spectrum Gold gegen das Gen p16). Normale Zellkerne enthalten zwei Kopien von jedem Chromosom oder Gen (Allel), das heißt sie sind diploid und für die FISH werden zwei Sonden-Signale pro Zentromer-Sonde erwartet. Eine höhere Anzahl von Kopien pro Chromosom (Polysomie) zeigt meist eine chromosomale Instabilität an, die bei Tumoren häufig vorkommt und deshalb diagnostisch genützt werden kann (vgl. Abbildung 7). Vorstudien haben gezeigt, dass Abberationen der Chromosomen 3, 7 und 17 bei Urotheltumoren besonders häufig sind [Sokolova et al., 2000]. Verluste von Chromosom 9 und 9p21 gehören zu den wenigen chromosomalen Aberrationen, die schon früh in der Tumorgenese des Harnblasenkarzinoms auftreten und eventuell kausal für die Entstehung sein können. In Material und Methoden 47 der Routine-Diagnostik wird das UroVysion-Kit von Vysis/Abbott zur Untersuchung von den gängigsten in Tumoren detektierten Aneuploidien und Deletion des 9p21-Lokus in Zytologischen Präparaten (abgeschilferte Urothelzellen im Urin und Harnblasenspülflüssigkeit) der Harnblase verwendet [Bubendorf et al., 2003]. Mittlerweile erfährt dieses Kit auch eine Adaptation auf andere Tumorentitäten (wie Darm etc.). Die wichtigste technische Vorraussetzung für FISH ist die Verfügbarkeit eines Fluoreszenzmikroskops mit adäquaten Fluoreszenzfiltern. Eine Z-Motorik am Mikroskop erleichtert dabei die Aufnahme aller Sonden-Signale eines Zellkerns, die ansonsten beim Fokussieren und Dokumentieren einer einzigen Zellkern-Ebene verloren gingen. Für die Auswertung der fluoreszierenden Färbung wird die Technik der Dekonvolutionsmikroskopie angewandt. Hierfür werden ein inverses Mikroskop mit Monochromator, Emissions- und Absorptions-Filter für die benötigte Wellenlänge, Z-Motorisierung für die Zellkern-Schichtaufnahmen, Kamera und Software zur Dekonvolution genutzt. Ein Monochromator ist ein optisches Gerät zur spektralen Isolierung (Prisma oder optisches Gitter) einer bestimmten Wellenlänge aus dem Spektrum des Lichts (hier: Xenon-Lampe). Es werden Schichtaufnahmen der Zellkerne mit den fluoreszierenden Signalen mit einer Kamera aufgenommen und mit Hilfe eines Programms für Dekonvolution bearbeitet. Dekonvolution ist eine Signalverarbeitung mittels verschiedener algorithmischer Verfahren. Der Grad der Unschärfe, welche aufgrund von Fluoreszenz-Reflektionen nicht fokussierter Bereiche entsteht, kann als sog. Point Spread Function (PSF) erfasst und berechnet werden (Signal-zu-HintergrundRatio) [Wallace et al., 2001; Sibarita, 2005]. Die Präparate werden mit Licht hoher Energie bestrahlt und emittieren Licht anderer schwächerer Frequenz, d.h. ihre Fluoreszenz wird somit sichtbar. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung besitzen die Gewebe/Zellpräparate bereits eine charakteristische Autofluoreszenz. Die DNA-Sonden für die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) und der Sekundär Antikörper der Immunhistochemie sind mit bestimmten fluoreszierenden Farb-Substanzen markiert. Bei den hier verwendeten Fluorochromen handelt es sich um SprectrumGreen (grün), SpectrumRed (rot), SpectrumGold(gelb) und SpectrumAqua (blau) für die FISHSonden sowie Alexa 488 (grün) für den Sekundär-Antikörper der im nachfolgenden beschriebenen Immunhistochemie. Die Fluoreszenz Emission hat eine andere Wellenlänge (Farbe) als das absorbierte Licht (Exzitation), so dass spezifisch das Fluorochrom visualisiert werden kann. Aufgrund des großen Spektrums unterschiedlicher Fluorochrome können verschiedene biologische Strukturen gleichzeitig im selben Präparat detektiert werden. Die fluoreszierenden Strukturen emittieren Licht gleichgültig ob sie gerade fokussiert werden, so dass ihre Darstellung getrübt und kontrastlos erscheint. Dieses Phänomen ist nicht zufällig, sondern basiert auf Material und Methoden 48 die optischen Gegebenheiten des Mikroskops. Durch Kenntnis dieser PSF kann dieses Phänomen mit Hilfe einer Computer-basierten Methode, der Dekonvolution, reduziert und ein Bild rekonstruiert werden. Der UroVysion-FISH-Test wurde für die Detektion chromosomaler Aberrationen in Vorstadien und frühen Tumorstadien der Harnblasenkarzinogenese anhand von Gewebeschnitten von Harnblasen-Biopsien adaptiert. Da auf demselben Präparat zusätzlich immunhistochemisch proliferierende Zellen dargestellt und weitere nachfolgende Applikationen durchgeführt werden sollten, musste das ursprüngliche Protokoll der UroVysion an diese Gegebenheiten angepasst werden. Die Immunhistochemie (IHC) dient der Detektion bestimmter Antigene im Gewebe. In diesem Fall wurde der Mib-1 Antikörper von DAKO gegen das Ki67 Antigen, ein Proliferationsmarker, angewandt. Ki67 ist nur in proliferierenden Zellen (siehe Abbildung 8) und nicht in Zellen des G0-Stadiums detektierbar [Endl und Gerdes, 2000]. Ein Fluoreszenz-markierter Sekundärantikörper (FITC von DAKO oder Alexa488 von Invitrogen) bindet spezifisch den Erstantikörper und kann nun visuell im Fluoreszenzmikroskop betrachtet werden. Die Veränderungen des UroVysion-Protokolls und die letztendliche Etablierung der Doppelfärbung mittels FISH und Immunhistochemie werden im nachfolgenden beschrieben (Tabelle 6). Abbildung 8.: Lokalisation der Ki67 Immunhistochemie während der einzelnen Zellzyklusphasen (verändert nach Endl und Gerdes, 2000) Material und Methoden 49 Tabelle 6.: Verschiedene Ansätze der FISH/Immunhistochemie Doppelfärbung FISH (Urovysion)/ IHC (Ki-67) an Nativmaterial (Kryoschnitte) / Alexa 488-Protokoll Kryoschnitte: 5 µm auf Superfrost-Objektträger (OT) "mit Carnoy's-Fixierung" "ohne Carnoy's-Fixierung" 50 % Methanol/50% Aceton ("Biomat") Tag 1: Tag 1: Tag 1: 1. Fixierung 10 min RT Trocknen 20 min RT Carnoy's 10 min RT Trocknen Carnoy's Fixativ 1 Teil Essigsäure + 3 Teile Methanol 2.Fixierung 50 % Methanol/50% Aceton- Fixierung 2.Fixierung 30 min -20 °C Aceton 30 min -20 °C Aceton 30 min -20°C Methanol (MetOH) 30 min -20°C Methanol (MetOH) 1 min RT Formaldehyd 4% 1 min RT Formaldehyd 4% FISH 20 min -20 °C 50 % Methanol/50% Aceton ~15 min RT Trocknen FISH Waschen Waschen 2 min RT Millipor Wasser 2 min RT Millipor Wasser je 1 min RT 70%/85%/100% Ethanol (EtOH) je 1 min RT 70%/85%/100% Ethanol (EtOH) ~15 min RT Trocknen ~15 min RT Trocknen Sonde Denaturieren (DUNKEL) Sonde Denaturieren (DUNKEL) Sonde Denaturieren (DUNKEL) 5 min 5 min 5 min 73 °C WB Sonde ins Wasserbad Gewebe Denaturieren Gewebe Denaturieren 3 µl 2 min Sonde auf Gewebe geben 3 µl Deckglas auflegen und mit Fixogum luftdicht abschließen luftdicht abschließen 96 °C HP OT's auf Heizplatte 2 min 37 °C ü.N. 3 µl Sonde ins Wasserbad Sonde auf Gewebe geben Deckglas auflegen und mit Fixogum luftdicht abschließen 96 °C HP OT's auf Heizplatte 2 min 37 °C OT's in einer feuchten Kammer im ü.N. Hybridisierung OT's in einer feuchten Kammer im 73 °C WB Gewebe Denaturieren Sonde auf Gewebe geben Deckglas auflegen und mit Fixogum Hybridisierung ü.N. 73 °C WB Sonde ins Wasserbad 96 °C HP OT's auf Heizplatte 37 °C OT's in einer feuchten Kammer im Hybridisierung Brutschrank inkubieren Brutschrank inkubieren Brutschrank inkubieren FISH (Urovysion)/ IHC (Ki-67) an Nativmaterial (Kryoschnitte) / Alexa 488-Protokoll Kryoschnitte: 5 µm auf Superfrost-Objektträger (OT) "mit Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung "ohne Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung "ohne Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung Tag 2: Tag 2: Tag 2: Waschen 1 Waschen 1 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren Waschen 1 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen RT 0,5 ml Blockierungslösung 30 min RT 0,5 ml Blockierungslösung 30 min RT 0,5 ml Blockierungslösung Waschen 2 5 min Waschen 2 Blocking: 30 min Waschen 2 Blocking: Blocking: Blockierungslösung: Blockierungslösung: Blockierungslösung: 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS (50µl / 5 ml /44,95 ml) (50µl / 5 ml /44,95 ml) (50µl / 5 ml /44,95 ml) 1. Antikörper: 1. Antikörper: 1. Antikörper: 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 2. Antikörper: 2. Antikörper: 2. Antikörper: 1h RT DUNKELAlexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 1h RT DUNKELAlexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 1h RT DUNKEL Alexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen Eindeckeln ~ 10 µl Eindeckeln DAPI ~ 10 µl Eindeckeln DAPI ~ 10 µl DAPI Deckglas drauflegen Deckglas drauflegen Deckglas drauflegen mit Nagellack Ränder versiegeln mit Nagellack Ränder versiegeln mit Nagellack Ränder versiegeln Material und Methoden 50 Das sequentielle Anwenden der FISH und IHC in einem Doppelfärbe-Protokoll erfordert die Anpassung einiger Komponenten. Entscheidend ist zunächst die Reihenfolge, erst FISH dann IHC oder andersherum. Des Weiteren ist die Vorbehandlung des Gewebes für die Hybridisierungs- und Immundetektions-Effizienz relevant. Für die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung müssen die bereits markierten DNA-Sonden sowie geeignete Präparate vorbereitet werden. Die DNA von Sonde und Präparat muss jeweils einzelsträngig vorliegen, damit sich während der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung die komplementären DNA-Stränge bzw. -Sequenzen finden können. Eine Antigen-Demaskierung ist nicht nötig. Für eine genaue Analyse von Tumorzellen im Gewebeverband genügt in der Regel nicht die Aufnahme eines 2 dimensionalen Bildes. Um die gesamte 3-dimensionale Information eines Zellkerns zu erhalten, müssen lichtoptische Serienschnitte für die verwendeten Fluorochrome durch den Zellkern gelegt werden. Die Daten werden mittels Dekonvolution berechnet und die Bilderserie für die jeweiligen Fluorochrome übereinander gelegt, damit die gesamte Fluorochrom/Signal Information eines Zellkernes (eines Gewebes) auf einer Bildebene dargestellt werden kann. Überlappende Zellen und Zellen mit verschwommenen FISH-Signalen werden nicht analysiert. Signale, die sehr dicht beieinander liegen, werden als gespaltene Signale gedeutet und als ein Signal gezählt [Bubendorf et al., 2001]. Als immunhistochemisch bzw. Ki67 positive Zellen wurden jene deren Zellkern diffus grün-fluoreszierte bzw. auch die Nukleoli sich grünfluoreszierend absetzten. Da das Gewebe der Biopsie meist nur ein kleines Areal an Urothel aufwies, wurde versucht so viele Zellen wie möglich (max. 20-50 Zellkerne) auszuwerten. 2.2.5 AUSWERTUNG DER DOPPELFÄRBUNG Bei der UroVysion FISH in der Routine-Diagnostik von Urin-Proben oder Spülzytologien gelten folgende Auswerte-Kriterien: Es werden 25 Zellkerne ausgewertet und dabei gilt der UroVysion-Test als „positiv“, wenn aufweisen oder in 4 Zellen >2 Zentromer-Sonden-Signale pro Nukleus 12 Zellkernen eine Deletion des 9p21 Lokus nachgewiesen werden kann. Bei der Auswertung der Doppelfärbung wurde nicht in erster Linie in FISH-positive bzw. – negative Patientenproben differenziert, sondern die Unterscheidung wurde auf Ebene der Ki67-Färbung durchgeführt. Ki67- positive Zellen bezüglich ihrer chromosomalen Defekte mit negativen Zellen verglichen. Zur Auswertung des Urothelgewebes wurde die Anzahl der UroVysion- Hybridisierungssignale der chromosomenspezifischen Zentromer-Sonden sowie der lokusspezifischen Gensonde pro Zellkern (insgesamt bzw. getrennt in Ki67 positive und negative Ker- Material und Methoden 51 ne) bestimmt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich (meist zwischen 20 und 30 Zellkerne, darunter meist ca. fünf Ki67 positive Zellkerne; limitierender Faktor war die vorhandene Ausgangs-Zellzahl der Kryogewebs-Biopsie) als 2-dimensionale Bildstapel aufgenommen und gemäß Lee et al. (1993) und Bollmann et al. (2005) folgendermaßen ausgewertet: Der Chromosomen Index (CI; entspricht dem Mittelwert) ist die mittlere Kopienzahl (copy number) jedes Chromosoms, d.h. die Gesamtzahl aller Hybridisierungssignale dividiert durch die Gesamtzahl analysierter Zellkerne [Bollmann et al., 2005]. Der Chromosomen Index sowie die Standardabweichung wurden für die Anzahl der Signale pro DNA-Sonde pro Zellkern ermittelt. Die Standardabweichung wurde als Maß für den Grad der chromosomalen Instabilität betrachtet (Unterschiede in der Signalanzahl pro Zellkern). Der Aneusomie Index ist die Frequenz der Aneusomie in der Patientenprobe, d.h. der Prozentsatz der analysierten Zellkerne mit einer, zwei oder mehr als zwei Chromosomenkopie(n). Der Aneusomie Index diente auch zur Darstellung des Grades der chromosomalen Instabilität [Bollmann et al., 2005]. Mit der UroVysion-Hybridisierungseffizienz [%] wird der prozentuale Anteil der Kerne, die die richtige Anzahl an Signalen (hier ist der Wert von zwei Signalen pro Kern – entsprechend dem diploiden Karyotyp – als normal/ richtig gleichgesetzt und differierende Werte hiervon als Fehlschlag/falsch angesehen) aufweisen, bestimmt. Berechnet wird dieser Wert folgendermaßen: 100 - [Hybridisierungsfehlschläge / aussagefähige Ergebnisse + Hybridisierungsfehlschläge] * 100. Die Hybridisierungseffizienz wurde an normal erscheinendem Urothel (Normalgewebe) einer Zystektomie (Befund: „Nested Variant“ eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) bestimmt. Aufgrund der geringen Zell- und Fallzahl der Patientenproben konnte keine ausführliche statistische Auswertung durchgeführt werden. Es wurden lediglich versucht erste Tendenzen statistisch (t-Test; p-Wert) zu erfassen und deskriptiv darzulegen. 2.2.6 MIKRODISSEKTION Manuelle Mikrodissektion Material und Methoden 52 Die Manuelle Mikrodissektion wurde genutzt, um für die Einzelzellsuspensionsherstellung das Stroma vom Urothel isoliert zu gewinnen. Von den Methylenblau-gefärbten schwach feuchten Schnitten wurde mit einer Injektionsnadel zuerst das Stroma, welches sich wie ein Band leicht abziehen ließ, unter mikroskopischer Visualisierung (2,5 x Vergrößerung) mikrodisseziert und anschließend die Urothelzellen in ein separates 1,5 ml EppendorfReaktionsgefäß überführt. Laser-gestützte Mikrodissektion Das zu mikrodissezierende Material (Gewebe/Einzelzellsuspension) wurde auf Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran-Objektträger (PALM) aufgebracht. Diese Objektträger wurden zuvor mit UV-Licht für 20 min bestrahlt, um die Adhäsivität zu steigern und DNasen zu inaktivieren; bei Verwendung von Einzelzellsuspensionen wurde die Membran zusätzlich mit Poly-L-Lysin behandelt, damit die Zellen besser auf der Membran adherieren und nicht bei den nachfolgenden Experimenten vom Objektträger gewaschen werden. Für die Laser-gestützte Mikrodissektion wurde das UV-Laser Microbeam System (Microbeam HT) von PALM genutzt. In die Optik eines inversen Fluoreszenz-Mikroskops ist ein UV-A Laser integriert. Hiermit können Gewebeareale, einzelne Zellen sogar einzelne Chromosomenabschnitte präzise geschnitten und kontaktfrei in den Deckel eines Reaktionsgefäßes, welcher z.B. einen Puffer enthält, katapultiert werden. Das Verfahren der Lasermikrodissektion zeichnet sich durch die Reinheit und Kontaminationsfreiheit der Proben aus. Der Mikroskoptisch (Robo-Stage), der Mikromanipulator (Robot-Manipulator) und die Laser-mikromanipulations- Prozedur werden mit Hilfe eines Computers gesteuert. Die Präparate werden mit einem Objektiv (40 x Vergrößerung) fokussiert und das mikroskopierte Bild mittels Videokamera auf dem Computer-Bildschirm projiziert, damit letztendlich für die Dokumentation der Mikrodissektion Schnappschüsse der Durchführung abgespeichert werden können. Die Parameter für das Schneiden (CUT) des Areals sind so ausgewählt, dass der Laser das Gewebe und die PENMembran durchtrennt (UV-Energy = 54 und UV-Fokus = 51). Für das Katapultieren des Gewebe-Areals bzw. der Einzelzelle liegt der Laser-Fokus unterhalb der Membran und mit einem einzigen Laser-Schuss (LPC; Laser pressure catapulting; oder RoboLPC; UV-Energy = 74 und UV-Fokus = 49) wird es in ein Lyse-Puffer-gefülltes Deckelchen eines 200 µl Eppendorf-Reaktionsgefäß, das in weniger als einem Millimeter über das zu mikrodissezierende Areal mit Hilfe des Mikromanipulators gehalten wird, geschossen. Aufgrund der geringen Material und Methoden 53 Größe der Einzelzelle, konnte ein Gelingen der Lasermikrodissektion durch Visualisierung der Zelle im Deckelchen nicht erfolgen. Herstellung einer Einzelzellsuspension Das mikrodissezierte Areal wurde in einem 1,5 ml Reaktionsgefäß mit 30 µl Aqua Bidest (andere Lösungen/Puffer/Enzyme wirkten sich negativ auf den Versuchsablauf aus) aufgenommen und die Zellvereinzelung erfolgte und dreiminütigem vortexen. 2.2.7 AMPLIFIKATION GENOMISCHER EINZELZELL-DNA DURCH POLYMERASEKETTENREAKTION (PCR) Viele Experimente und Analysen gestalten sich schwierig, da nicht genügend DNA der zu untersuchenden Probe zur Verfügung steht. Insbesondere bei der Untersuchung von Einzelzellen kann der Forscher nur auf wenige Pikogramm DNA zurückgreifen (~ 6 pg humane DNA/ diploidem Genom). Für die Vervielfältigung der gesamten DNA (einer Zelle) wurden mittlerweile einige Methoden entwickelt. Zu den PCR-basierten Methoden für die Gesamt-Genomische Amplifikation (Whole genomic amplification, WGA) zählen u.a. die Degenerate-Oligonucleotid-Primer PCR (DOP-PCR; Telenius et al. 1992; Cheung and Nelson 1996), die Primer-Extensions PCR (PEP-PCR; Cheung and Nelson 1996) und die Linker-adaptor PCR (LA-PCR; Ludecke et al., 1989). Die DOP-PCR und PEP-PCR haben den Nachteil unspezifische Artefakte zu amplifizieren (Cheung and Nelson 1996), nicht alle Loci zu erfassen (Paunio et al. 1996; Dean et al. 2002) und kurze Produkte (< 3 kb) zu produzieren, die für viele Anwendungen nicht mehr zu gebrauchen sind (Telenius et al. 1992). Dies ist nicht so bei der Linker-adaptor PCR. 2.2.7.1 MseI-Adapter-PCR/ LA-PCR Die Linker-adaptor PCR (LA-PCR; hier Mse1-Adapter-PCR genannt) wurde erstmals 1989 von Ludecke et al. beschrieben. Die Methode beruht auf den Restriktionsverdau der ZielDNA und Ligation der DNA-Fragment-Enden an einen Adaptor mit bekannter Nukleotidsequenz, so dass die Fragmente über eine PCR amplifiziert werden können. Für den Restriktionsverdau sollte ein Restriktionsenzym gewählt werden, das ein vier-Basen Motiv erkennt und somit die Möglichkeit bietet, die erwartete mittlere DNA-Länge von 256 bp (44) basie- Material und Methoden 54 rend auf der Prämisse, dass die vier Basen gleichmäßig im Genom verteilt sind und der Verdau komplett durchlaufen ist [Klein et al., 1999]. Klein et al. (1999) stellten bei Voruntersuchungen fest, dass nur MseI einen Einzelzell-DNA-Schmier von 100-1500 bp Länge ähnlich jener Länge von geschnittener Hochmolekularer DNA (1 µg) produzierte. Die hier angewandte Linker-adaptor PCR wurde wie bei Langer et al. (2005) durchgeführt. a) Zellaufschluss für MseI-Adapter-PCR Die in 4,5 µl Mse-Lysis-Puffer isolierten (Lasermikrodissezierten) Zellen wurden bei 42°C für 10 Stunden in einem PCR-Heizblock verdaut. Die Proteinase K wurde anschließend für 10 Minuten bei 80°C hitzeinaktiviert. b) MseI-Verdau Zu 4,5 µl lysierten Zellen wurde 0,2 µl 10x OFA-Buffer, 0,5 µ1 (entsprechend 10 U) MseI Restriktionsenzym und 1,3 µl Nuklease-freies Wasser gegeben. In einem Parallelansatz wurde 1 µl (500 pg) Referenz-DNA (Human Genomic DNA, male oder female) mit 0,5 µl MseI Restriktionsenzym, 3 µl nukleasefreiem Wasser und 0,5 µl 10x OFA-Buffer versetzt. Beide Ansätze wurden für 3 Stunden bei 37°C in einem PCR Heizblock inkubiert. Das Restriktionsenzym wurde anschließend bei 65°C für 5 Minuten inaktiviert. c) Pre-Annealing und Ligation der Primer Ein Pre-Annealing-Ansatz setzte sich zusammen aus 0,5 µl OFA-Buffer, 0,5 µl 100 µM LIB1-Oligonukleotidadapter, 0,5 µl 100 µM ddMse11-Oligonukleotidadapter und 1,5 µl nukleasefreiem Wasser. Das Annealing wurde in einem PCR-Heizblock in absteigenden Temperaturen (1 °C/ min) von 65°C (diese Temperatur diente gleichzeitig zur Inaktivierung des Restriktionsenzyms vor der Ligation) bis 15°C in einminütigen Schritten durchgeführt. d) Ligation Zu den 3 µl preannealten Adaptern wurden 1 µl T4-DNA-Ligase, 1 µl 10x Ligase-Puffer (enthält 10 mM ATP) und 5 µl des MseI-verdauten Zell-Lysats bzw. 5 µl der MseIgeschnittenen Referenz-DNA gegeben. Der Reaktionsansatz wurde bei 15°C in einem PCRBlock über Nacht ligiert. e) Primäre PCR Zu dem Ligations-Produkt wurden 40 µl eines PCR-Mix addiert, welcher sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzte: 3 µl 10x konzentrierter PCR-Puffer Nr. 1 aus dem Expand Long Template PCR System (enthält 2,25 mM Magnesiumchlorid und Detergenzien), 2 µl 10mM dNTP-Mix, 1 µl (3,5 U) Polymerasen-Mix aus dem Expand Long Template PCR System und 35 µl nukleasefreiem Wasser. Material und Methoden 55 Das PCR-Programm gestaltete sich folgendermaßen (Tabelle 7): Tabelle 7.: Primär-PCR LA-PCR Temperatur Füllreaktion 1. PCR-Zyklus 14x 2. PCR-Zyklus 8x 3. PCR-Zyklus 22x Endreaktion 68°C 94°C 57°C 68°C 94°C 57°C +1°C/cycle 68°C 94°C 65°C 68°C 68°C 4°C Zeit 3min 40sec 30sec 1min 30sec +1sec/cycle 40sec 30sec 1min 45sec +1sec/cycle 40sec 30sec 1min 53sec +1sec/cycle 3min 40sec 2.3 DNA-ISOLATION UND QUANTIFIZIERUNG Zur Asservierung wurde zusätzlich DNA aus den Proben mit Hilfe des Qiagen Micro Kits isoliert. Zur Konzentrationsbestimmung von DNA-Lösungen wurde die optische Dichte bei 260 nm gemessen (Biophotometer von Eppendorf) und nach folgendem Zusammenhang ausgewertet: Eine optische Dichte von 1,0 entspricht einer DNA-Konzentration von 50 g/ml. Dies gilt für doppelsträngige DNA. Zur gelelektrophoretischen Qualitätskontrolle wurde ein 1,0 % (w/v) Agarosegel hergestellt, indem 1,0 g Agarose in 100 ml 1× TBE-Puffer unter Aufkochen mit einer Mikrowelle gelöst wurden. Verdunstungsverluste wurden mit Aqua Bidest ausgeglichen und das Agarosegel wurde unter Rühren auf ca. 60 °C abgekühlt. Das Gel wurde in den Gelschlitten gegossen, der zuvor mit Klebeband abgedichtet und dem der Gel-Taschenformerkamm eingesetzt worden ist. Nachdem das Gel polymerisiert ist, wurden die Klebestreifen entfernt, der Gelschlitten in die Elektrophoresekammer überführt, in die Kammer 1× TBE-Puffer gelüberdeckend gegossen, der Taschenformerkamm herausgezogen und die zu trennenden Proben in die Taschen pipettiert. Die Proben (1 kb Längenstandard, PCR-Produkt) wurden in einem 10 l Ansatz, aus x l der Probe und 5 l Loadingbuffer aufgetrennt. Die Elektrophorese wurde bei ca. 80 V für ca. 4 Stunden durchgeführt. Anschließend wurde das Gel 15 min in einem Ethidiumbromidbad gefärbt, unter UV-Licht ausgewertet und mit einer Kamera aufgenommen. 2.4 EINZELZELL COMPARATIVE GENOMISCHE HYBRIDISIERUNG (SS CGH) Eine weitere elegante molekularzytogenetische Methode, die es erlaubt, in einem einzigen Experiment einen Überblick über die genetischen Veränderungen von Tumorzellen auf chro- Material und Methoden 56 mosomaler Ebene zu erlangen, ist die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization) (Kallioniemi et al. 1992, du Manoir et al. 1993). Diese Methode wurde seit ihrer Erstbeschreibung auf eine Vielzahl von malignen und benignen Neoplasien angewendet und hat dabei erfolgreich zur Aufdeckung verschiedener chromosomaler Aberrationen geführt. Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode besteht darin, dass als Ausgangsmaterial etwa 0,5 bis 1µg DNA für die Analyse ausreichen. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Metaphasechromosomen der zu untersuchenden Tumorzellen notwendig sind. In der CGH-Analyse werden die detektierbaren Veränderungen entweder als DNA-Gewinn oder Verlust klassifiziert. Die biologische Bedeutung eines DNA-Gewinns kann dabei in der Aktivierung eines Onkogens, der Verlust dagegen in der Inaktivierung eines Tumorsuppressorgens liegen. Beide Genklassen können fundamental in die Entstehung und Progression invasiver, metastatischer Klone eingebunden sein [Houldsworth und Chaganti, 1994]. Ein Test- und ein Referenzgenom, d.h. Tumor- und Normal-DNA werden zunächst aus mindestens Tumorzellen und Normalzellen gewonnen und dann durch Einbau von chemisch modifizierten Nukleotiden unterschiedlich markiert. Dies erfolgt bei einer Direktmarkierung beispielsweise durch den grünen Fluoreszenzfarbstoff Fluorescein (FITC) und den roten Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin. Beide DNA-Präparationen werden dann zu gleichen Teilen gemischt und auf normale Metaphasechromosomen (auf einem einfachen Objektträger) hybridisiert, wo sie um homologe Bindungsstellen konkurrieren. Überwiegt in den Tumorzellen eine DNASequenz, so bindet diese DNA häufiger an die entsprechende chromosomale DNA der Metaphasenpräparation. Bei der Betrachtung im Fluoreszenzmikroskop überwiegt dann der Fluoreszenzfarbstoff der Tumorprobe, d.h. im Fall von FITC die grüne Fluoreszenz. Haben die Tumorzellen hingegen DNA verloren, bindet relativ mehr Normal-DNA, dessen Fluoreszenzsignal dann in dieser chromosomalen Region zu beobachten ist, d.h. im Falle von Rhodamin die rote Fluoreszenz. Besteht ein Gleichgewicht zwischen Test- und Referenzgenom, so ergibt sich bei der simultanen Betrachtung beider Fluorochrome eine gelbe Mischfarbe. Entscheidend ist, dass die Information, ob im Tumor ein DNA-Gewinn (Amplifikation) oder ein DNA-Verlust (Deletion) vorliegt, durch Fluoreszenzsignale repräsentiert wird [Störkel et al., 1996]. Um eine quantitative Aussage zu ermöglichen, erfolgt die Auswertung nicht visuell, sondern über eine sog. CCD- („Charge-coupled-device“) Kamera. Sie kodiert und quantifiziert das Fluoreszenzsignal als Graustufenbild. Weiterhin erfolgt die Aufnahme der Fluoreszenzbilder nicht simultan, sondern seriell für jedes Fluorochrom einzeln. Dabei verhindern selektive Filter, dass es zu einer Überlagerung der Fluoreszenzsignale zwischen den einzelnen Fluores- Material und Methoden 57 zenzfarbstoffen kommt. Um eine Identifizierung der Chromosomen zu ermöglichen, werden die Metaphasenpräparate vor der Auswertung noch mit dem blauen Fluoreszenzfarbstoff DAPI behandelt, wodurch jedes Chromosom in einem typischen Bänderungsmuster angefärbt wird. Das DAPI-Bild dient daher der Identifizierung der Chromosomen, während FITC den Tumor- und Rhodamin die Normal-DNA repräsentiert. Die Darstellung der Fluoreszenzintensitäten entlang der einzelnen Chromosomen erfolgt im Auswerteergebnis nicht anhand der absoluten, sondern der relativen Werte zwischen grünem und rotem Signal, dem sog. RadioBild. Da bei Messung von nur einer einzigen Metaphase Rauschsignale nicht ohne weiteres zu unterdrücken sind, wird nicht nur eine Metaphase, sondern immer mehrere Metaphasen ausgewertet und das Ergebnis gemittelt. Im Endergebnis ergibt sich das sog. CGH-SummenKaryogramm über alle 22 Chromosomen einschließlich des X- und Y-Chromosoms [Petersen et al., 1996; Störkel et al., 1996]. Für den Einsatz der CGH-Analyse in dieser Dissertation war die erforderte DNA-Menge von bis zu einem Mikrogramm der limitierende Faktor. Bei der CGH-Analyse von Zelllinien ist dies kein Problem, da genügend klonale Zellen produziert werden können, um mehrere Mikrogramm DNA zu erhalten. In dieser Arbeit wurde Patienten-Biopsie-Gewebe analysiert.Wenn die DNA der gesamten heterogenen nicht-klonalen Gewebemasse isoliert werden würde, dann stellten die Daten nur die Mittelwerte aller Zellen dar, so dass klinisch relevante genetische Veränderungen, die vielleicht nur in einem kleinen Zell-Cluster zu finden sind, überlagert werden würden. Aus diesem Grund wurden Einzelzellen, die als Identifizierungskriterium mit dem Antikörper Mib-1 positiv gegen das Ki67 Protein Fluoreszenz-Markierte wurden, sowie Einzelzellen der negativen Umgebung, Laser-mikrodisseziert (siehe Kapitel 2.2.6) und erst nach Gesamt-Genomische Amplifikation mittels Linker-adaptor PCR (siehe Kapitel 2.2.7; um die CGH-DNA-Einsatzmenge von 1 µg zu erhalten) weiter mit der CGH analysiert. Die Durchführung der CGH erfolgte in Kooperation mit Frau Dr. Langer, Institut für Humangenetik, München. Ergebnisse 58 3 ERGEBNISSE Das Harnblasenkarzinom ist ein sehr heterogenes Gewebe, da es aus verschiedenen Zellen mit unterschiedlichen chromosomalen Aberrationen besteht. Für die Untersuchung erster genetischer Defekte auf Einzelzell-Ebene, die mit einem Wachstumsvorteil einhergehen, sollte in dieser Dissertation zunächst eine Doppelfärbung aus Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) und Immunhistochemie etabliert werden. Aufgrund dieser speziellen FISHImmunhistochemie Färbemethode war es möglich einen Überblick über den Ploidie-Grad und den Harnblasen-spezifischen frühen Defekten im Gen-Lokus 9p21 in proliferierenden Zellen mittels der UroVysion-Sonde zu erlangen. Weitere genetische Aberrationen sollten mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization) untersucht werden. 3.1 Etablierung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung Bei der UroVysion-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung kommen drei Zentromer-spezifische Sonden für die Chromosomen 3, 7 und 17, sowie eine Chromosomen-spezifische Sonde für die chromosomale Region 9p21 (Gen p16) zum Einsatz. Der Proliferationsmarker Ki67 ist ein nukleäres Antigen in Zellen der Wachstumsphase/-fraktion, also jener Zellen, die sich vermehren (proliferieren). Die Etablierung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung wurde zunächst an Sphäeroiden von urothelialen Zelllinien (UROtsa, J82 und RT4) durchgeführt, um die idealen Bedingungen für die Kombination beider Methoden festzustellen. Eine Austestung der Doppelfärbung anhand von Lymphozyten-Präparaten wurde ausgelassen, da aufgrund der Sphäeroiden das Urothelgewebe besser simuliert werden konnte und somit ein erfolgreiches Doppelfärbungs-Protokoll 1:1 auf die histologischen Schnitte der Harnblasen-Biopsien übertragen werden konnte. Zur Auswertung des Urothelgewebes wurde die Anzahl der UroVysion-Hybridisierungssignale der chromosomenspezifischen Zentromer-Sonden sowie der lokusspezifischen Gensonde pro Zellkern (insgesamt bzw. getrennt in Ki67 positive und negative Kerne) bestimmt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich (meist zwischen 20 und 30 Zellkerne; limitierender Faktor war die vorhandene Ausgangs-Zellzahl der Kryogewebs-Biopsie) als 2-dimensionale Bildstapel aufgenommen und ausgewertet. Die UroVysion-Hybridisierungseffizienz wurde an Normalgewebe (normal erscheinendes Urothel) einer Harnblasen-Zystektomie (Befund: Nested Variant eines Urothelkarzinoms; Ergebnisse 59 pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) bestimmt. Nachfolgende Abbildungen/Tabellen zeigen das Ergebnis des Normalgewebes für den hybridisierten FISH-Sondensatz. Tabelle 8 gibt die Hybridisierungseffizienz der eingesetzten UroVysion-Sonde an. Diese liegt für die erwarteten zwei Hybridisierungssignale pro Sonde und Kern bei Werten zwischen 85 % und 91 % und ist damit um einiges geringer als für Urin-Zytologie-Präparaten von Patienten ohne Urothelkarzinom (93%; laut UroVysion/Vysis). Dennoch zeigt das Normalgewebe für die Mehrheit der Zellen einen überwiegend diploiden Karyotyp. Abbildung 9.: Austestung der UroVysion-Hybridisierungseffizienz an Normalgewebe (normal erscheinendes Urothel) einer Harnblasen-Zystektomie (Befund: Nested Variant eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) (Vergrößerung 1000 Fach) Tabelle 8.: Hybridisierungseffizienz der UroVysion-Sonde getestet an Normalurothel (n = 33 Zellkerne) Signale pro Zellkern (n) <2 2 >2 Chromosom 3 Zentromer 9% 88 % 3% Chromosom 7 Zentromer 12 % 88 % 0 Chromosom 17 Zentromer 12 % 85 % 3% Chromosom 9p21 Gen p16 9% 91 % 0 Sonde Ergebnisse 60 Aneusomie Index n = 33 Zellkerne 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 10.: Graphische Darstellung der Hybridisierungseffizienz der UroVysion-Sonde getestet an Normalurothel. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. Tabelle 9.: Normalurothel, Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden Mittelwert Standardabweichung (+/- SD) Chromosom 3 Zentromer 1,94 0,35 Chromosom 7 Zentromer 1,85 0,44 Chromosom 17 Zentromer 1,85 0,57 Chromosom 9p21 Gen p16 1,85 0,51 Anzahl der Signale pro Zellkern Sonde 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 Urothel-Normalgewebe (Chromosomenindex und Standardabweichung) Abbildung 11.: Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden im getesteten Normalurothel Der Chromosomen Index (Tabelle 9; Abbildung 11) ist für den verwendeten UroVysionSonden-Mix knapp unter 2, die Werte für die Standardabweichungen liegen zwischen 0,35 und 0,57 und sind damit erwartungsgemäß relativ gering. Aufgrund der geringen Zell- und Fallzahl der Patientenproben konnte keine ausführliche Statistische-Auswertung durchgeführt werden. Es wurden lediglich versucht erste Tendenzen statistisch (t-Test) zu erfassen und deskriptiv darzulegen. Ergebnisse 61 Für die Etablierung der Methoden können folgende Ergebnisse notiert werden: Je nachdem ob der gleiche histologische Schnitt nach der Doppelfärbung auch für die Einzelzell-Analyse eingesetzt wurde, wurden Veränderungen am Protokoll durchgeführt, wie z.B. der Einsatz von PEN-Membran Objektträger (PALM) und das Weglassen jeglicher Gegenfärbung der Kerne (wie DAPI). Aufgrund der Aufeinanderfolge vieler verschiedener Methoden am selben histologischen Gewebeschnitt, konnten viele Schaltstellen festgestellt werden, die entscheidend für ein Gelingen der Methoden waren. Für die Doppelfärbung war zunächst entscheidend die Reihenfolge der Methoden, denn wenn die Immunhistochemie vor der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung durchgeführt wurde, war der Nachweis des Ki67 Antigens nicht mehr möglich. Es wurden Kryogewebsschnitte verwendet, um einer Vernetzung und Denaturierung von Protein, DNA und RNA durch die Formalin-Paraffin-Einbettung entgegenzuwirken. Im nachfolgenden wird auf die einzelnen Abschnitte des Doppelfärbe-Protokolls mit den jeweiligen HauptVariationen näher eingegangen: A) Herstellung histologischer Schnitte/Präparate: Die Kryogewebsschnitte wurden kurz vor dem Experiment hergestellt, da ein längeres Lagern angefertigter Schnitte, den Part der Immunhistochemie negativ beeinträchtigt. Die Schnitte wurden auf Superfrost-Objektträger bzw. auf UV-Behandelte PENMembran Objektträger (für den Einsatz in der Lasermikrodissektion und nachfolgender Applikationen) aufgezogen, um ein Abschwimmen der Schnitte während der Waschschritten entgegenzuwirken. Bei der Verwendung von Einzelzellsuspensionen wurden die Objektträger zusätzlich mit Poly-L-Lysin beschichtet, was ein Anhaften der Zellkerne während des gesamten Experimentes gewährleistete. B) Fixierung/ Gewebevorbehandlung: Eine geeignete Fixierung und Vorbehandlung, und somit die Permeabilisierung, des Gewebes ist entscheidend für den Aufschluss der Zellen/Zellkerne, so dass die FISHSonde und der Ki67-Antikörper an ihre Ziel-Sequenz/-Epitope spezifisch binden können. Die enzymatische Gewebevorbehandlung (z.B. mit Proteinase K) erwies sich entsprechend der Herstellerangaben als ineffizient für den immunhistochemischen Versuchsabschnitt aus. Somit konnte der Zellaufschluss nur durch eine geeignete Fixierung und Verwendung von Detergenzien (wie 0,4x SSC/ 0,3 % NP-40) erfolgen. Die besten Doppelfärbe-Ergebnisse konnten durch eine gekühlte (-20°C) 50% Methanol/ 50 % Aceton-Fixierung erreicht werden. Das Verwenden einer Carnoys-Fixierung oder 4% Formaldehyd-Lösung zusätzlich zur Methanol-Aceton- Ergebnisse 62 Fixierung beeinträchtigten entweder die Sonden-Hybridisierung oder die Immunhistochemie. Des Weiteren wurden versucht die dicht nebeneinander liegenden Zellkerne des Urothels mittels Salzsäure-Behandlung (0,2 M HCl) zu Spreiten, was sich jedoch negativ auf die Hybridisierungseffizient auswirkte und somit nicht weiter verfolgt wurde. C) Hybridisierung und Posthybridisierungswaschung Die UroVysion-Hybridisierung und Posthybridisierungs-Waschschritte wurden im Großen und Ganzen nach den Herstellerangaben durchgeführt. Ausnahme stellte nur die Dentaurierungstemperatur des mit Sonde benetzten Gewebes dar. Es wurde eine Temperatur von 96 °C für zwei Minuten gewählt, da kein Formaldehyd im Experiment eingesetzt wurde, welches die DNA-Denaturierungs-Temperatur normalerweise auf ca. 70 °C herabsetzt. D) Immunhistochemie Der FISH folgte direkt die Immunhistochemie mit dem Ki67 Proliferationsmarker (Klon Mib-1). Nach Austesten verschiedener Verdünnungsstufen für den ErstAntikörper (Ki67) und den Sekundärantikörper (FITC bzw. letztendlich Alexa488) wurden jene Verdünnungen gewählt, deren Signal-zu-Hintergrund-Ratio am besten war. Zu Beachten galt dabei, dass der pH-Wert der Waschlösung PBS (Phosphate Saline Buffer) essentiell für ein Gelingen der Immunhistochemie war. E) Gegenfärbung und Detektion Standard Gegenfärbung der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung ist der Einsatz einer bläulich-violett fluoreszierenden Substanz, DAPI (4' ,6-Diamidino-2-phenylindol) mit dem Zusatz des Fluoreszenzstabilisators Antifade. Wurde derselbe histologische Gewebeschnitt nach der Doppelfärbung noch für Applikationen der Einzelzell-Analyse verwendet, musste die DAPI-Gegenfärbung ausgelassen werden, da diese Substanz aufgrund des Interkalierens in die DNA und ihrer Emission im UV-Bereich weitere Experimente beeinträchtigt. Außerdem kann DAPI nicht auf den PEN-Membran Objektträgern verwendet werden, da eine Wechselwirkung mit der Membran zu einer Hintergrundfärbung führt und somit die Detektion der Zellkerne erschwert. 3.2 Untersuchung von Patientenfällen mittels UroVysion-Ki67-Doppelfärbung Ergebnisse 63 Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurden insgesamt 40 Patientenfälle mittels UroVysion-Ki67Doppelfärbung untersucht (genaue Auflistung siehe Abbildung 12). Bei der Wahl des Patientenkollektivs wurden hauptsächlich Biopsie-Proben (Kryogewebe) favorisiert, die nicht älter als 5-7 Jahren waren und eine urotheliale Präkanzerose (Dysplasie oder Hyperplasie) als Primär-Diagnose umfassten. Dies war vor allem für die Dysplasien unter anderem der limitierende Faktor. Bei der Methoden-Etablierung wurden teilweise höhergradige Tumore verwendet, welche nun mit den Präkanzerosen bezüglich Tumorprogression bzw. der Akquirierung weiterer chromosomaler Defekte verglichen werden können. Normal (1 Fall) Hyperplasien (13 Fälle) Papilläre Tumore (pTaG1) (3 Fälle) Dysplasien (12 Fälle) Carcinoma in situ (7 Fälle) Invasive Tumore (pT1G3) (4 Fälle) Abbildung 12.: Mittels UroVysion-Ki67-Doppelfärbung untersuchte Patientenfälle (insgesamt 40). Die fortgeschrittenen Tumoren dienten zur Methoden-Etablierung und anschließend zum quantitativen Vergleich akquirierter chromosomaler Defekte in Bezug auf die entsprechenden Präkanzerosen. Im Nachfolgenden wird zunächst auf die Ergebnisse der Urothelkarzinome und anschließend erst auf den Schwerpunkt dieser Doktorarbeit, die Präkanzerosen, eingegangen. pT1G3 Die Ergebnisse der vier untersuchten pT1G3-Fälle sind Abbildung 13 und 14, sowie Tabelle 10 bis 11 dargestellt. Die pT1G3 Tumore enthielten ca. ein Dreifaches mehr an ruhenden (Ki67 negativen) Zellen, als proliferierende (Ki67 positive). Ergebnisse 64 Abbildung 13.: A) Urovysion-Ki67-Doppelfärbung eines papillär-invasiven Urothelkarzinoms (max. Eindringtiefe pT1G3; 11922_04_A2). Die Bezeichnung der einzelnen Sonden ist in A) beschrieben. B) Übersichts-Darstellung der DAPI-Gegenfärbung, CEP7-Sonde und Ki67-Immunhistochemie. Tabelle 10.: Invasive Harnblasentumore (pT1G3; 4 Fälle). Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden. Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 2,12 [1,221] 2,05 [1,174] 2,14 [1,243] 2,29 [1,280] 2,14 [1,356] 2,34 [1,261] 2,21 [1,125] 2,09 [1,065] 2,24 [1,148] 1,10 [1,006] 1,00 [1,024] 1,13 [1,006] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 11.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in invasiven Harnblasentumoren (n = 4 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,1035 0,0288 0,2585 0,3667 Im Vergleich zum analysierten Normalgewebe liegen die Werte für die Standardabweichung der einzelnen Sonden teilweise um das 3-fache höher, was auf eine hohe chromosomale Instabilität in dem Tumor hindeutet (vergleiche Tabelle 9 und 10). Des Weiteren kann ein signifikanter Unterschied in der Signal-Anzahl der CEP7-Sonde zwischen Ki67 positiven (proliferierenden) und negativen (ruhenden) Zellen bestimmt werden. Ergebnisse 65 Aneusomie Index: 4 pT1G3-Fälle/92 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 4 pT1G3-Fälle/92Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusom ie Index: 4 pT1G3-Fälle/22 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusom ie Index: 4 pT1G3-Fälle/70 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,00 100,00 % Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 Monosomie Index 60,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 C) 4,00 3,00 CEP3 CEP7 2,00 CEP17 1,00 LSI9p21 0,00 U r o V ysio n- So1 nd en- Sig nalz ahl 4 p T 1G3 - F älle/ 2 2 Z ell ker ne ( Ki - 6 7 p o si t ive Ker ne) E) % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 4,00 3,00 CEP3 2,00 CEP7 CEP17 1,00 LSI9p21 0,00 1 n- S igna lza hl Uro Vys io n- S o nde 4 pT 1G3 - F ä lle / 7 0 Z ellk e rne ( Ki- 6 7 ne ga t iv e Z e llk e rne ) F) Abbildung 14.: Invasive Harnblasentumore (pT1G3; 4 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysionHybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 66 pTaG1 Der Anteil an Ki67 negativen Zellen ist in den pTaG1 (low grade)-Gewebeproben um das 6,4 fache größer als der Anteil der positiven und somit proliferierenden Zellen. Die Zentromer-Sonde CEP3 detektiert eine starke chromosomale Instabilität des Chromosoms 3 in proliferierenden Zellen der papillären Harnblasentumoren, im Gegensatz zu den Ruhenden Zellen. (siehe Standardabweichung in Tabelle 12). Des Weiteren kann ein signifikanter Unterschied in der Signal-Anzahl der CEP7-Sonde zwischen proliferierenden und ruhenden Zellen bestimmt werden. Tabelle 12.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei papillären Harnblasentumoren (n = 3 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,85 [0,715] 2,20 [1,032] 1,80 [0,647] 1,78 [0,647] 2,30 [0,675] 1,70 [0,609] 1,64 [0,610] 1,70 [0,675] 1,63 [0,604] 0,68 [0,704] 0,80 [0,789] 0,66 [0,695] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 13.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in papillären Harnblasentumoren (n = 3 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,1039 0,0007 1,0000 0,0957 Ergebnisse 67 Aneusomie Index 3 pTaG1-Fälle/74 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 A) 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl b 1 3 pTaG1-Fälle/74 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusomie Index 3 pTaG1-Fälle/ 10 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusom ie Index 3 pTaG1-Fälle/64 Zellkerne (Ki-67 negative) 100 90 100,00 80 70 80,00 60 Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 50 40 30 Monosomie Index Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 20 10 0,00 C) 0 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern % 60,00 CEP7 CEP17 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) LSI9p21 3,00 3,50 3,00 CEP3 2,50 CEP7 2,00 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 Uro V ys io n- S o nde 1 n- S ignalzahl 3 pT aG 1- F ä lle / 10 Z ellk erne ( Ki- 6 7 po s it ive Ke rne) Anzahl der Signale pro Zellkern % 2,50 2,00 1,00 0,50 0,00 E) CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 1,50 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 3 pTaG1-Fälle/ 64 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 15.: Papilläre Harnblasentumoren (n = 3). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysionHybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 68 Carcinoma in situ (CIS) Es gibt keinen signifikanten Unterschied zwischen proliferierenden und nicht-proliferierenden Zellen im Carcinoma in situ (Tabelle 15; 14). Der Anteil an Ki67 positiven Zellkernen beträgt ungefähr die Hälfte der Negativen. Tabelle 14.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden beim urothelialen Carcinoma in situ (n = 7 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 2,3 [1,126] 2,54 [1,260] 2,19 [1,047] 2,36 [1,088] 2,61 [1,022] 2,26 [1,103] 2,30 [1,192] 2,46 [1,187] 2,23 [1,194] 1,46 [0,918] 1,65 [0,936] 1,40 [0,910] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 15.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in urothelialen Carcinoma in situ (n = 7 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 1,0000 1,0000 0,6248 0,7525 Ergebnisse 69 Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/145 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 A) 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 7 CIS-Fälle/145 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/99 Zellkerne (Ki-67 negative) Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/46 Zellkerne (Ki-67 positive) 100,00 100,00 80,00 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 Monosomie Index CEP7 CEP17 LSI9p21 3,50 3,00 CEP3 2,00 CEP7 1,50 1,00 CEP17 0,50 LSI9p21 0,00 Uro Vysio n-Sonden-Signalzahl 1 7C IS-Fälle/ 46 Zellkerne (Ki-67 positive Kerne) E) Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 C) 4,00 2,50 % CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern % B) CEP7 CEP17 LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 D) CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 7 CIS-Fälle/99 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 16.: Carcinoma in situ (n = 7). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 70 Hyperplasie In Abbildung 17 ist die UroVysion-Ki67-Doppelfärbung am Beispiel einer Hyperplasie dargestellt. Betrachtet man die Werte der Standardabweichung des UroVysion-Sondenmixes (Tabelle 16; Abbildung 18) kann eine geringfügig stärkere chromosomale Instabilität bei Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Es besteht ein signifikanter Unterschied (Tabelle 17) zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen bei Hyperplasien bezogen auf die Hybridisierungseigenschaften der UroVysion-Zentromersonde für Chromosom 7 CEP7 (p-Wert = 0,0018). Abbildung 17.: Urotheliale Hyperplasie (18438_03_B). In A) ist das entsprechende Areal des Kryogewebes mittels Hämalaun-Eosin-Färbung (100 fache Vergrößerung) dargestellt. Am Fluoreszenzmikroskop wurde eine Übersicht des Areals aufgenommen: B) DAPI-Gegenfärbung und C) Fluoreszenz der CEP7Sonde und der Ki67 Immunhistofärbung (Kleiner Herd proliferierender Zellen). D) UroVysion-Ki67Doppelfärbung (1000 fache Vergrößerung). Die Bezeichnung der einzelnen Sonden ist in D) beschrieben. Ergebnisse 71 Tabelle 16.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei Hyperplasien (n = 13 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,74 [0,671] 1,75 [0,79] 1,74 [0,627] 1,86 [0,64] 2,10 [0,679] 1,79 [0,609] 1,85 [0,682] 1,85 [0,849] 1,84 [0,616] 1,6 [0,717] 1,55 [0,859] 1,61 [0,664] Zentromer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 17.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in Hyperplasien (n = 13 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,5672 0,0018 0,3806 0,5910 Ergebnisse 72 Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 294 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,0 80,0 % 60,0 Monosomie Index Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 13 Hyperplasien/ 294 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 75 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 219 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,0 100,0 80,0 % 80,0 Monosomie Index 60,0 Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 Monosomie Index 60,0 % Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 C) 0,0 2,50 2,00 CEP3 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 U r o V ysio n- So nd 1 en- Sig nal z ahl 13 Hyp er p l asi en/ 75 Z el lker ne ( Ki - 6 7 p o sit i ve Ker ne) E) Anzahl der Signale pro Zellkern 3,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 3,00 2,50 2,00 CEP3 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 13 Hyperplasien/ 219 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) F) Abbildung 18.: Hyperplasien (n = 13 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 73 Dysplasien In Abbildung 13 ist die UroVysion-Ki67-Doppelfärbung am Beispiel einer Dysplasie dargestellt. Betrachtet man die Werte der Standardabweichung des UroVysion-Sondenmixes (Tabelle 18; Abbildung 19) kann eine geringfügig stärkere chromosomale Instabilität bei Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Stärker jedoch bei der Zentromer-Sonde für Chromosom 7 CEP7, wobei der Wert verglichen mit dem Carcinoma in situ- und dem pT1G3-Tumoren ähnlich hoch ist. Es besteht ein signifikanter Unterschied (Tabelle 19) zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen bei Hyperplasien bezogen auf die Hybridisierungseigenschaften der UroVysion-Zentromersonde für Chromosom 7 CEP7 (p-Wert= 0,0119). Tabelle 18.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei Dysplasien (n = 12 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,98 [0,734] 2,00 [0,883] 1,98 [0,685] 1,91 [0,919] 2,14 [1,032] 1,85 [0,883] 1,77 [0,800] 1,88 [0,678] 1,74 [0,834] 1,33 [0,900] 1,38 [0,795] 1,32 [0,936] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 19.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in Dysplasien (n = 12 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,3601 0,0119 0,1829 0,6909 Ergebnisse 74 Aneusomie Index 12 Dysplasien/177 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 3,00 2,50 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 12 Dysplasien/ 177 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) Aneusomie Index 12 Dysplasien/ 42 Zellkerne (Ki-67 positive) B) Aneusomie Index 12 Dysplasien/ 135 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,00 100,00 80,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 % 40,00 Polysomie Index Polysomie Index 20,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 0,00 C) CEP3 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 LSI9p21 1,00 0,50 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 3,50 Anzahl der Signale pro Zellkern Monosomie Index Disomie Index 60,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 3,00 2,50 2,00 CEP3 1,50 CEP7 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 1 UroVysion-Sonden-Signalzahl 12 Dysplasien/ 42 Zellkerne Ki-67 positive Kerne) E) 1 UroVysion-Sonden-Signalzahl 12 Dysplasien/ 135 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 19.: Dysplasien (n = 12 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 75 Vergleich zwischen Hyperplasien und Dysplasien Vergleicht man Ki67 positive Zellkerne von Hyperplasien mit jenen der Dysplasien, so lässt sich nicht nur ein histologisch-morphologischer Unterschied (Hyperplasien weisen einen geringfügig höheren Anteil an proliferierenden Zellen (Faktor 0,29) auf als Dysplasien) feststellen, sondern auch auf chromosomaler Ebene können die Präkanzerosen voneinander unterschieden werden. Dies zeigt sich folgendermaßen: Hyperplasien sind vor allem für die Zentromer-Sonde CEP17 und die Gensonde LSI9p21 chromosomal instabiler als Dysplasien, welche wiederum eher eine chromosomale Instabilität für die Zentromer-Sonden CEP3 und CEP7 zeigen (siehe Tabelle 16 und 17). Betrachtet man die Ki67 negativen Zellkerne von Hyperplasien und Dysplasien, so sind die Hyperplasien geringfügig stärker chromosomal stabil. Vor allem für die Zentromer-Sonde CEP3 (p-Wert 0,001) und die Lokusspezifische Gensonde LSI9p21 (p-Wert 0,036) kann ein signifikanter Unterschied zwischen Dysplasien und Hyperplasien festgestellt werden (siehe Tabelle 16 und 17). Ohne Auftrennung der Ki67-Färbung in positive und negative Zellkerne kann ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Präkanzerosen für die Zentromer-Sonde CEP3 (p-Wert 0,0012) und die Lokusspezifische Gensonde LSI9p21 (0,0498) gemessen werden (vgl. Tabellen 20 bis 22). Die Dysplasien haben insgesamt eine höhere chromosomale Instabilität, was ein Anhaltspunkt dafür sein kann, dass gerade das daraus entstehende Carcinoma in situ im Gegensatz zu den papillären Tumorformen (pTa low-grade) eher ein aggressives Wachstumsverhalten in Richtung invasiven Urothelkarzinom zeigt. Tabelle 20.: Ki67 positiven Zellkerne: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0964 0,8006 0,4301 0,6229 Tabelle 21.: Ki67 negativen Zellkerne: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0008 0,4131 0,7271 0,0364 Tabelle 22.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) ohne Berücksichtigung der Ki67-Färbung Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0012 0,4092 0,9407 0,0498 Ergebnisse 76 Abbildung 20 und Tabelle 23 fassen die Ergebnisse der UroVysion-FISH zusammen. 2 CEP3 CEP7 1,5 CEP17 1 LSI9p21 0,5 pT1G3. Carcinoma . in situ. Dysplasie. pTaG1 Hyperplasie . 0 Normall Mittlere Chromosomenanzahl (Chromosomen Index) 2,5 Abbildung 20.: Mittlere Sonden-Hybridisierungsanzahl (Chromosomen Index; ohne Auftrennung in Ki67 positive und negative Zellen) in normalem Urothel, urothelialer Hyperplasie, Papillären Harnblasentumoren (pTaG1), Dysplasie und Carcinoma in situ des Urothels, sowie in invasiven Harnblasentumoren (pT1G3) Tabelle 23.: Patienten bzw. Proben Kennzeichen Fall Alter M/W Region Histologie % Zellen mit 2 Sonden Signalen (Anteil diploider Zellen) CEP7 CEP17 LSI9p21 Progression (in Monaten) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 76 63 47 67 87 56 66 88 35 68 42 72 51 M M M W W W M M W M M M M BSW BSW BSW BSW B.B. B.B. B.B. B.B. B.B. BSW BSW B.B. B.H. Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie 63,16 80,95 64,29 75,00 68,42 66,67 66,67 73,33 55,0 59,26 33,33 66,67 60,47 68,42 70,00 67,86 64,70 52,63 50,00 78,95 89,65 73,68 66,67 66,67 66,67 58,14 31,58 61,91 74,99 68,75 42,10 68,18 73,68 77,42 60,00 59,26 33,33 50,00 67,44 57,59 76,19 71,43 50,00 57,90 39,13 52,63 53,13 55,0 62,96 66,67 83,33 62,79 >4 Kerne/ ≠2 CEP Signale + + + + + + 14 15 16 17* 18* 19 20* 21* 22 73 59 55 61 66 59 80 69 80 M M M M M M W M M BSW B.D. B.D. B.B. B.H. BSW B.H. BSW B.B. Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie 33,33 62,50 65,22 52,63 61,54 70,00 61,54 50,00 57,14 66,66 66,67 70,00 81,25 50,00 88,89 38,46 66,67 57,14 50,00 50,00 57,14 52,63 35,71 60,00 53,85 50,00 57,14 83,33 45,83 47,83 26,32 21,43 0,00 30,77 66,67 42,86 + + + + + + + + + + + 8 (CIS) 3 (pTaG1) 4 (pTaG1) 7 (pTaG1); 19 (CIS) 23* 24* 89 47 W M BSW BSW Dysplasie Dysplasie 60,87 69,70 65,22 54,55 52,17 45,45 52,17 48,49 + + + 7 (Dysplasie) B.B. = Blasenboden B.D. = Blasendach B.H.= Blasenhinterwand CEP3 FISH (+/-) >12 Kerne/ ≠ 2 LSI p16 Signale + + + + BSW = Blasenseitenwand M = Mann W = Frau +/- = Positiv/Negativ; * = Erstdiagnose Dysplasie 12 (pTaG1) 10 (pTaG1) 12 (pTxG1) Ergebnisse 77 3.3 Etablierung von Doppelfärbung, Lasermikrodissektion und der Sequentiellen Applikation von Gesamt-Genomischer Amplifikation (Linker-adaptor PCR) und Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH) an einzelnen Urothelzellen. Die Komparative Genomische Hybridisierung wurde im Rahmen einer Kooperation mit Prof. M.R. Speicher, Uni Graz, Österreich, durch Frau Dr. S. Langer im Zentrum für Humangenetik, Technische Universität München, Deutschland, durchgeführt und die Daten uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Für die Multiplex-Analyse (Sequentielle Applikation von FISH/Immunhistochemie/ Einzelzell-DNA-Isolation/Einzelzell-CGH) musste die Kompatibilität der einzelnen Methoden untereinander angepasst werden, was zunächst in vitro anhand von Zelllinien (UROtsa, J82 und RT4) ausgetestet wurde und anschließend in vivo unter Verwendung von HarnblasenTumorbiopsien. In Abbildung 21 sind die einzelnen Schritte der Multiplex-Analyse dargestellt; und Abbildung 22 zeigt beispielhaft ihre Ausführung anhand von J82 Einzelzellen. Die Auswertung der Einzelzell-CGH erfolgte nach Kriterien, die bereits bei Langer et al. (2005) angewandt wurden. Entscheidendes Kriterium dabei war die erfolgreiche GesamtGenomische Amplifikation der Einzelzell-DNA (DNA hoher Qualität) und als Resultat eine auswertbare CGH. Abbildung 23 zeigt die Hybridisierung auf einer Lymphozyten-Metaphase mit Einzelzell-DNA und das Ratioprofil der guten Einzelzell-CGH-Hybridisierung. Es wurde in verschiedenen Versuchsansätzen versucht qualitativ hochwertige Einzelzell-DNA für die scCGH aus Harnblasengewebe zu isolieren und zu amplifizieren: A) aus histologischen Schnitten, die zuvor mittels Urovysion-FISH/Ki67-IHC analysiert wurden, B) aus Gewebezellvereinzelung; die Einzelzellsuspension wurde auch mittels Urovysion-FISH/Ki67IHC analysiert, C) aus nativem, ungefärbten histologischen Schnitten, wobei Parallelschnitte mittels Urovysion-FISH/Ki67-IHC analysiert wurden. Die kritischen Punkte bei der Etablierung der Multiplex-Analyse werden im Nachfolgenden beschrieben. Abbildung 21.: (nächste Seite) Sequentielle Einzelzellanalyse eines Ki67 negativen diploiden DysplasieZellkerns (weiblich; 89 Jahre). Schritt 1 stellt die Doppelfärbung dar, an die nach Auswertung des Zellkerns in Schritt 2 die Lasermikrodissektion ansetzt, um nach Gesamt-Genomischer Amplifikation (LAPCR) einen Überblick aller Aberrationen des Zellkerns mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH; Schritt 3) zu erhalten. Die Gesamt-Genomische Amplifikation mittels Linker-adaptor PCR (a-e) ist die erste Kontrollstelle der DNA-Qualität und Verlinkung zwischen FISH/IHC und CGH. Nach der Lyse des Zellkerns wird die DNA mit dem Restriktionsenzym Mse1 geschnitten (a) und parallel dazu das Adapter-Präanealing (b) durchgeführt; nach Ligation (c) der Adapter an die geschnittene DNA wird die DNA amplifiziert (d) und ein Teil des Produkts für die anschließende CGH mit Fluorochromen (e) markiert. Ergebnisse 78 1 2 a) d) b) b) c) e) 3 Ergebnisse 79 G) H) I) J) Abbildung 22.: Etablierung der UroVysion-FISH/Ki67-IHC für die Single-Cell-Analyse mittels CGH anhand von J82-Einzelzellsuspensionen. A) Areal auf PEN-Membran mit Laser markierten Zellkernen (Phasenkontrast; 400 x); B-E) Zellkernschicht-Aufnahmen der einzelnen UroVysion-Sonden und der Ki67-Färbung (Fluoreszenzaufnahmen; Falschfarben-Gegenfärbung; 1000x); F) Auszuwertender J82Zellkern (Zellkernschicht-Aufnahmen der UroVysion/Ki67-Doppelfärbung mit Deconvolution bearbeitet; 1000x) G-I) Dokumentation der Lasermikrodissektion (vor, während und nach der Isolation); J) CGHProfil der J82-Zelle (zuvor FISH-Immunhistochemisch gefärbt) Ergebnisse 80 A) B) C) D) Verluste: -9p21 Hinzugewinne: X (Xp21, Xq) Abbildung 23.: Darstellung der Hybridisierungsqualität einer erfolgreichen Einzelzell-CGH einer weiblichen Patientenprobe. Die grün-markierte zu untersuchende DNA (A) wird mit einer rotmarkierten Kontroll-DNA (B; normaler Karyotyp) auf Lymphozyten-Metaphasepräparaten hybridisiert (C). Als Resultat erscheinen unterrepräsentierte Regionen der Test-DNA als rote Bereiche und überrepräsentierte erscheinen grünlich; gelblich-orange zeigen sich im Gegensatz dazu balancierte Bereiche. Die Ergebnisse werden in einem CGH-Profil (D) zusammengefasst. Eine mangelhafte CGH-Hybridisierung, wie in Abbildung 24 gezeigt, kann aufgrund mehrerer Faktoren auftreten: zum einen kann die CGH an sich Fehler aufweisen (z.B. schlechtes/altes Lymphozyten-Metaphasenpräparat, schlechte Hybridisierungsbedingungen) oder die zu untersuchende Einzelzell-DNA ist nur unvollständig vervielfältigt (z.B. schlechte DNA-Qualität durch Zellkern-Beschädigung bei der Lasermikrodissektion oder aufgrund der Vorbehandlung, wie Fixierung oder GeAbbildung 24.: Fehlerhafte Einzelzell-CGH aufgrund mangelhafter Hybridisierung, unvollständiger Gesamt-Genomischer Amplifikation oder/und Teil-Mikrodissektion der Einzelzelle. genfärbung, etc.). Ergebnisse 81 Die Lasermikrodissektion und Amplifikation der Gesamt-Genomischen Einzelzell-DNA mittels Linker-adaptor-PCR (LA-PCR) wurde wie bei Langer et al. (2005) durchgeführt. Die erfolgreiche Gesamt-Genomische Amplifikation der DNA wurde durch eine Kontroll-PCR der Gene CK19 und p53 (Exon 8/9) überprüft (siehe Abbildung 25). A 1 2 3 B 1 2 4 5 6 7 8 9 10 11 12 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abbildung 25.: Kontroll-PCR (A) p53 Exon 8/9 PCR (Amplifikat ~ 350 bp) und B) CK19 (Amplifikat ~ 600 bp) der mittels Linker-adaptor PCR amplifizierten UROtsa-Einzelzellen. Bande 1 enthält einen DNA-Molekulargewichtsmarker (1kb). Bande 2-7 enthalten die DNA von jeweils einer UROtsa-Zelle, wobei die Zelle in Bande 3, 5 und 7 mit Methylenblau (0,01%) gegengefärbt wurde. Bande 8 und 10 sind die Positiv Kontrollen der Primären PCR bzw. der Kontroll-PCR und Bande 9 und 11 die jeweiligen Negativ-Kontrollen. Für die Lasermikrodissektion der Proben wurden letztendlich PEN-Membran-Beschichtete Objektträger (PALM) verwendet, damit die Energie des Lasers nicht die Zellkerne beschädigen kann. Die Abbildungen 26 und 27 zeigen Einzelzell-CGH-Profile eines pTaG1-Falles, der zuvor mittels FISH-Immunhistochemie-Doppelfärbung behandelt wurde. Der Unterschied zwischen beiden CGH-Profilen besteht in der Verwendung von PEN-Membran-Objektträger (PALM) bei der mikrodissezierten Einzelzelle in Abbildung 26 im Gegensatz zu den verwendeten Superfrost-Objektträgern (Menzel) bei der Einzelzelle in Abbildung 27. Das Ergebnis der CGH ist unter Anwendung der PEN-Membran-Objektträger besser (ruhigeres Profil), vermutlich da durch den zentral auf den Zellkern fokussierten Laserstrahl während des Katapultierens bei den Superfrost-Objektträgern die DNA in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei den PEN-Membran-Objektträgern kann für das Katapultieren mit dem Laser dabei ein Punkt auf der PEN-Membran – für das Katapultieren des Zellkerns in den Puffer-Gefüllten Deckel Ergebnisse 82 des Reaktionsgefäßes – fokussiert werden; somit wird gewährleistet, dass der komplette Zellkern unbeschädigt isoliert werden kann. Trotzdem landet nicht jeder Kern im Deckel, was erst als Resultat der LA-PCR zu sehen ist. Wichtig für das Schneiden und Isolieren der Einzelzellen mit Hilfe des PALM-LaserMikrodissektionssystems ist, dass das Präparat trocken ist. Dadurch kann nicht nur der Laser besser schneiden, sondern auch die Hitzeeinwirkung auf die zu isolierende Stelle ist geringer, was sich wiederum positiv für die Einzelzell-DNA-Analyse auswirkt. Ein weiteres Kriterium, das eine erfolgreiche Gesamt-Genomische Einzelzell-DNA Amplifikation negativ beeinflusst, ist die Wahl der Gegenfärbung der Zellen (sei es am Ende der FISH das DAPI oder zur Erleichterung der Visualisierung von nativen Zellen/Geweben z.B. Methylenblau). Die FISH-Präparate für die nachfolgende Einzelzell-Multiplex-Analyse wurden nicht mit DAPI gegengefärbt, da dessen Emission (~ 380 nm) im Wellenlängenbereich des UV-Lichtes liegt, und somit die DNA degradiert werden könnte [Langer et al., 2005]. Es konnte gezeigt werden, dass aber auch Gegenfärbungen mit Methylenblau (0,01 %) oder Giemsa die Gesamt-Genomische Amplifikation erschwerten bzw. verhinderten (in Abbildung 25 gezeigt). Somit mussten die Zellkerne mittels Phasenkontrast visualisiert werden, was eine immense histologische Erfahrung voraussetzt. Bei den verschiedenen Versuchsansätzen zur Isolation und Amplifikation qualitativ hochwertiger Einzelzell-DNA für die scCGH aus Harnblasengewebe konnte ein größerer Anteil an Zellen nur bei Versuchsansatz C) erfolgreich amplifiziert und mittels CGH analysiert werden. Aufgrund der Vielzahl an Methoden, die an einer Zelle appliziert wurden, war die DNAQualität vieler Zellen aus Ansatz A) und B) nicht für die CGH einsetzbar. Außerdem musste viel Gewebe für die Herstellung der Einzelzellsuspension eingesetzt werden, da der Zellverlust bei der Präparation hoch war. Aufgrund der immunhistochemischen Analyse der Zellen konnten für die Zellvereinzelung keine proteolytischen Enzyme (Proteinase K, Pepsin, Trypsin) angewandt werden, da diese auch die Ki67 Proteine aus dem Gewebe/ den Zellen entfernten/denaturierten. Die Ergebnisse der Multiplex-Analyse an Patientenproben sind unter Kapitel 3.4 zusammengefasst. Ergebnisse 83 Abbildung 26.: Einzelzell-CGH Profil eines pTaG1-Falles (zuvor mittels FISH-Immunihistochemie doppelgefärbt). Isolation der Zelle von FISH-Immunhistogefärbten Präparaten auf Superfrost-Objektträgern (Menzel). (Verluste: 1p, 9, 12q, Y; Hinzugewinne: 16p, 19q, 20q) Abbildung 27.: Einzelzell-CGH Profil eines pTaG1-Falles (zuvor FISH-Immunihistochemiedoppelgefärbt). Isolation der Zelle von FISH-Immunhistogefärbten Präparaten auf PEN-MembranObjektträgern (PALM). (Verluste: Y; Hinzugewinne: 20) Ergebnisse 84 3.4 Ergebnisse der mittels Einzelzell-CGH-Analyse untersuchten Patientenfällen Die Einzelzell-Analyse der Patientenproben erwies sich aufgrund oben genannter Gründe als sehr schwierig. Im Nachfolgenden werden die Ergebnisse der verschiedenen Versuchsansätze zusammengefasst. Abbildung 28 fast alle beobachteten chromosomalen Aberrationen der Harnblasengewebsproben, welche nach dem Versuchsansatz C) durchgeführt wurden, zusammen. Tabelle 24 ist die genaue Darstellung der chromosomalen Veränderungen pro Patientenprobe einiger Beispiel Proben. Ergebnisse 85 Zellen mit Deletionen /Amplifikationen 1p 5 4 3 2 1 Y Xp 9p 10 p 11 p 12 p 13 p 14 p 15 p 16 p 17 p 18 p 19 p 20 p 21 p 22 p 8p 7p 6p 5p 4p 3p -1 2p 0 -2 -3 -4 -5 Chromosomale Aberrationen A) Chromosomale Aberrationen B) Chromosomale Aberrationen C) Zellen mit Deletionen /Amplifikationen 1p 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 10 8 Zellen mit Deletionen/ 1p Amplifikationen 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 Abbildung 28.: Zusammenfassung der chromosomalen Verlusten und Hinzugewinne in A) Carcinoma in situ (1 Fall; 15 Zellen); B) Hyperplasien (3 Fälle; 12 Zellen); C) Dysplasien (6 Fälle; 26 Zellen). Anzahl der Zellen mit Hinzugewinn oder Verlust eines Abschnitts am jeweiligen chromosomalen Arm ist als grüner bzw. roter Balken dargestellt. Ergebnisse 86 Tabelle 24.: Am Beispiel dieser 10 Fälle werden chromosomale Aberrationen (Verluste in rot und Hinzugewinne in grün abgebildet) in den untersuchten Ki67 positiven (+) und negativen (-) sowie in den nativen (*) Urothelzellkernen genauer dargestellt Probe/ Zellbezeichnung Carcinoma in situ männlich C1 51+ C1 52+ C1 55C1 59C1 60C2 62+ C2 63+ C2 67C2 68C2 69C3 73+ C3 75+ C3 76+ C3 79C3 801 Hyperplasie männlich B1 20+ B1 26+ B1 30B1 31B2 43B2 41B3 44+ B3 45+ B3 462 Hyperplasie männlich D1 883 Hyperplasie männlich A3 16+ A3 194 Dysplasie männlich A1+ A2+ A3+ A4+ A6+ A11+ A12+ A13+ A16+ A18+ 5 Dysplasie männlich B1+ B4+ B7+ B8+ 6 Dysplasie männlich C2+ C4+ 7 Dysplasie männlich A2* A8* AB* 8 Dysplasie männlich 1* 2* 3* 9 Dysplasie männlich 1* 2* 3* 4* 5* 6* 1q 3p 3q 5q 6p 6q 8p 8q 9p 9q 10q 11q 12p 12q 13q 16p 16q 17p 17q 18p 18q 20 21q 22 Xp Xq Y Ergebnisse 87 Nachfolgende Abbildungen (29-32) sind eine Zusammenfassung aller Ergebnisse der Interphase-FISH verglichen mit der Einzelzell-CGH aufgeteilt nach Klassifikation der HarnblasenGewebeprobe. Interphase-FISH Einzelzell-CGH Anzahl % der Kerne Anzahl ausgewerteter mit 9p21 ausgewerteter Chromsom 9 weitere Verlust Kerne Kerne 9p21 Verlust Verlust Aberrationen 6 50 2 0 0 0 Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 29.: pT1G3 (1 Fall): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 6 16,66 Einzelzell-CGH Anzahl ausgewerteter Kerne 9p21 Verlust Chromsom 9 Verlust 15 6,67 0 weitere Aberrationen Hinzugewinne: 1q, 3. 6, 8, 11, 12, 13, 16, 18, X, Y Verlust: 9p, 10 q Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index 60,00 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 CEP17 Abbildung 30.: CIS (1 Fall): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Ergebnisse 88 Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 294 (13 Fälle) Anzahl ausgewerteter Kerne 37,8 12 (3 Fälle) Einzelzell-CGH 9p21 Verlust Chromsom 9 (%) Verlust (%) weitere Aberrationen 0 Hinzugewinne: 3p, 6, 9p, X 0 Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,0 80,0 % 60,0 Monosomie Index 40,0 Disomie Index Polysomie Index 20,0 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 31.: Hyperplasien (13 Fälle): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 177 (11 Fälle) Anzahl ausgewerteter Kerne 55,06 26 (6 Fälle) Einzelzell-CGH 9p21 Verlust Chromsom 9 (%) Verlust (%) weitere Aberrationen 47,06 17,65 Hinzugewinne: 4p, 6p, 8q, 9p, 10q 12p, 17q, 18p, 21q, 20q, 22, X, Y Verluste: 1q, 5q, 9p, 12q, 13q Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 32.: Dysplasien (11 Fälle): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Ergebnisse 89 3.5 Durchsicht der Ergebnisse nach potentiellen Kandidatengenen Als Kandidatengene stehen möglicherweise in Assoziationen mit dem Auftreten von Tumoren. Im Nachfolgenden (Tabelle 25 bis 28) sind exemplarisch einige Kandidatengene aufgeführt, die auf den mittels FISH- oder CGH-Analysierten chromosomalen Bereichen liegen: Tabelle 25.: Dysplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Hinzugewinne CHROMOSOM X LOKUS Xq13 KANDIDATENGEN FOXO4/AFX Xp11.23 Xq22.3-q23 Xp11 Xq26 Xq28 GATA1 ACSL 4 CCNB3 (cyclin B3) CD40 Ligand G6PD (glucose-6phosphate dehydrogenase) HMGB3 (high-mobility group box 3) Xq28 Y 4p 6p 8q 9p 10q 12p 17q 18p 20q 21q 22 Xq22 4p16.3 NOX1 (NADPH oxidase) ? FGFR3 6p21.2 6p22.3 CDKN1A E2F3 6p21.3 HMGA1 6p21.3 6p21.3 8q24 9p21.3 TNF MSH5 C-MYC CDKN2A/p16/MTS1 10q23.3 10q11.2 10q24 PTEN RET HIF1AN 10q 12p13 12p12 12p13 17q12 17q21.31 17q11.2 17q22-qter Ki-67/MIB-1 CDKN1B/ P27KIP1 KRAS GAPDH AATF BRCA1 NF1 CDK3 ? STK15/Aurora-A/BTAK HMGN1 MMP11 PDGFB 20q13.2-q13.3 21q22.3-q22.2 22q11.2 22q12.3-q13.1 FUNKTION Transkriptionsfaktor; Zielgen des AKT; Hat die Fähigkeit einen RB-unabhängigen p27kip1-vermittelten G1-Arrest (Wechselwirkung mit Cyclin D) Transkriptionsfaktor Energie-Haushalt (Fettsäurestoffwechsel) An Mitose-Phase beteiligt. Vermittelt B-Zell Proliferation Energie-Haushalt DNA-Bindung Energie-Haushalt Defekte häufig bei Harnblasenkrebs detektierbar (Onkogen); Defekte aber z.B. auch in Thanatophoric Dysplasia Zellzyklusregulation (G1/S-Kontrollpunkt) Transkriptionsfaktor; Zellzyklusregulation (S-Phase) Architektonischer Transkriptionsfaktor; An chromosomalen Rearrangierungen in benignen (meist mesenchymalen) Tumoren beteiligt Onkogen; Zellproliferation stimulierend DNA-Reparatur Onkogen; Zellproliferation stimulierend Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Tumorsuppressor Proto-Onkogen Inhibitor von HIF1; involviert bei Angiogenese Zellproliferation G1/S-Kontrollpunkt; Zellzyklus-Regulator RAS-Signalweg; Krebsentstehung Energie-Haushalt Beeinflusst Zellwachstum Tumorsuppressor; DNA-Reparatur Inhibiert Ras Zellzyklusregulation Zellzyklus; potentieller Tumorsuppressor Architektonischer Transkriptionsfaktor Prognosefaktor: Invasivität/Aggressivität Wachstumsfaktor Ergebnisse 90 Tabelle 26.: Dysplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Deletionen CHROMOSOM 1q LOKUS 1q25 GEN ABL2 1q44 AKT3 9p 5q21 5q11-q12 9p21.3 APC MSH3 CDKN2A/p16/MTS1 12q 12q23 12q13 12q14 12q15 12q15 APAF1 (Apoptotic protease activating factor 1) ATF1 CDK4 HMGA2 MDM2 13q14 13q12.3 13q14.1 RB BRCA2 FOXO1/FKHR 5q 13q FUNKTION Reguliert das Zytoskellet während ZellDifferenzierung und –Proliferation. Proliferation, Zellüberleben und Tumorgenese Tumorsuppressorgen DNA Reparatur Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Bildet Kern des Apoptosoms; Apoptose Transkriptionsfaktor-Aktivator G1/S-Kontrollpunkt; Zellzyklus DNA-Architektonischer Faktor Onkogen; AKT- und p53 Pathway; Wirkt gegen G1 Arrest und Apoptose Zellzyklusregulation; Differenzierung DNA-Reparatur Transkriptionsfaktor Tabelle 27.: Hyperplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Hinzugewinne CHROMOSOM 3q LOKUS 3q28 GEN TP63 6 6p21.2 6p22.3 CDKN1A E2F3 6p21.3 HMGA1 9p 6p21.3 6p21.3 9p21.3 TNF MSH5 CDKN2A/p16/MTS1 X Xq13 FOXO4/AFX Xp11.23 Xq22.3-q23 Xp11 Xq26 Xq28 GATA1 ACSL 4 CCNB3 (cyclin B3) CD40 Ligand G6PD (glucose-6phosphate dehydrogenase) HMGB3 (high-mobility group box 3) NOX1 (NADPH oxidase 1) Xq28 Xq22 FUNKTION Tumorsuppressorgen; involviert im NOTCH-Pathway Zellzyklusregulation (G1/S-Kontrollpunkt) Transkriptionsfaktor; Zellzyklusregulation (S-Phase) Architektonischer Transkriptionsfaktor; An chromosomalen Rearrangierungen in benignen (meist mesenchymalen) Tumoren beteiligt Onkogen; Zellproliferation stimulierend DNA-Reparatur Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Transkriptionsfaktor; Zielgen des AKT; Hat die Fähigkeit einen RB-unabhängigen p27kip1-vermittelten G1-Arrest (Wechselwirkung mit Cyclin D) Transkriptionsfaktor Energie-Haushalt (Fettsäurestoffwechsel) An Mitose-Phase beteiligt. Vermittelt B-Zell Proliferation Energie-Haushalt DNA-Bindung Energie-Haushalt Ergebnisse 91 .Tabelle 28.: Kandidatengene, die aufgrund einer Aneusomie der Chromosomen 3, 7, 17, 9p21 – detektiert mit der UroVysion-FISH – in Zusammenhang mit der Krebsentstehung und –progression stehen könnten CHROMOSOM 3 7 17 9p21 LOKUS 3q28 GEN TP63 3p21.3 3p25 3p25-26 7q36 17p13 17q12 17q21.31 17q11.2 9p21.3 MLH1 CRAF VHL SSH P53 AATF BRCA1 NF1 CDKN2A/p16/MTS1 FUNKTION Tumorsuppressorgen; involviert im NOTCH-Pathway DNA-Reparatur Tumorgenese und Zellproliferation Tumorsuppressor Zellproliferation und -Differenzierung Tumorsuppressor Beeinflusst Zellwachstum Tumorsuppressor; DNA-Reparatur Inhibiert Ras Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation 3.6 Vergleich der Hyperplasie und Dysplasie Ergebnisse dieser Dissertation mit jenen aus der Literatur. In der Literatur sind zuvor keine CGH-Daten von Harnblasen Dysplasien und Hyperplasien auf Einzelzell-Niveau beschrieben worden (vgl. Tabelle 29 und 30). Von den Präkanzerosen der Harnblase wurden ausschließlich Hyperplasien (11 Fälle) mittels CGH von Obermann et al. (2003) untersucht. Obermann et al. (2003) beschrieben weitere chromosomale Veränderungen (Verlust von 2q, 4, 8p, 11p; Hinzugewinn von 17; Amplifikation von 11q12q13), die jedoch nicht bei den in dieser Doktorarbeit untersuchten Einzelzellen von urothelialen Hyperplasien beobachtet werden konnten. Schwarz et al. (2007) untersuchten unter anderem Hyperplasien und Dysplasien der Harnblase mittels UroVysion und stellten bei ungefähr 50 % der Dysplasien und 17 % der Hyperplasien Polysomien der untersuchten Sonden fest. In dieser Dissertation konnten jedoch geringere Werte für Polysomien beschrieben werden: 1217 % der Dysplasien und 6-10 % der Hyperplasien. Des Weiteren zeigten Schwarz et al. (2007), dass die Deletion des p16-Locus die häufigste beobachtete aneuploide Läsion darstellt. Diese Feststellung konnte auch in dieser Arbeit durch UroVysion-FISH- sowie Einzelzell-CGH- Daten in beiden urothelialen Präkanzerosen bestätigt werden. Ergebnisse 92 Tabelle 29.: Molekulare Charakterisierung von urothelialen Hyperplasien (Literaturdaten bis 2007) Artikel Material/ Methode Ergebnis Hartmann et al. (1999) Mikrodissezierte 31 Hyperplasie- 70 % der Hyperplasien zeigten Deletionen Biopsien von Patienten mit Papillären am Chromosom 9, die bei der Hälfte der Tumoren. FISH: 9q22 (FACC), Fälle auch im Tumor detektiert werden p21(p16/CDKI2), und 17p13(p53) konnten. 15 Hyperplasien. Chromosomen Abschnitt 9q häufiger ver- LOH (Chromosom 9 ändert als 9p Hyperplasien (11 Fälle) mittels CGH, Hauptsächlich Chromosom 9 deletiert. LOH, FISH Weitere: Verlust von 2q, 4, 8p, 11p; Hin- Chow et al. (2000) Obermann et al. (2003) zugewinn von 17; Amplifikation von 11q12q13 Van Oers et al. (2006) Kryogewebe von 30 Hyperplasien. Chromosom 9 Deletionen sind Häufiger als DNA-Isolation zur FGFR3-Analyse Veränderungen an Chromosom 8 oder und LOH der Chromosomen 8 und 9 FGFR3 Mutationen. Tabelle 30.: Molekulare Charakterisierung von urothelialen Dysplasien (Literaturdaten bis 2007) Artikel Material/ Methode Ergebnis Cheng et al. (2000, 1999) Histologische Begutachtung von 60 reaktiven Atypien, und 26 Dysplasien inklusive Follow-up 36 Dysplasien, IHC (CK20) Nur die Dysplasie-Patienten (ohne reaktive Atypien) zeigten maligne Progression. Harnden et al. (1996) Hofstädter et al. (1986) DNA Cytophotometry Zuk et al. (1988) Fallstudie Krause et al (2004) Paraffingewebe (Dysplasie Grad 1-3) FISH (CEP 1 und 9) Hartmann et al. (2002) Mikrodisseziertes Kryogewebe (33 CIS, 16 Dysplasie Grad 2). FISH (9p22, 9p21, 17p13; CEP9, CEP 17), LOH (9p, 9q, 17p), p53 (Exon 5-9) Sequenzierung. Wagner et al. (1995) Normal Urothel, Dysplasie, CIS (Paraffin). IHC, FISH (p53, erbB-2, EGFR-r Expression), Ki67 Index Sun et al. (2002) Dysplasien, CIS (Paraffin). IHC p53 und Ki67 Dysplasien (jedoch nicht normal und entzündlich verändertes Urothel) zeigten positive CK20 Expression. Normal Urothel: diploide Zellkerne, Dysplasie: tetraploide DNA Level und CIS: viele aneuploide Zellkerne. 2/15 Patienten (13 %) mit Primärer Diagnose Dysplasie entwickelten ein CIS. Dysplasien: Chromosom 1 (5-18%) aneuploid und Monosomie Chromosom 9 (19-29 %). CIS Aneuploidie für beide Chromosomen (27 %) Deletionsraten für Dysplasie: Chromosom 9 (75%) und Chromosom 17 (53 %) Deletionsraten für CIS: Chromosom 9 (86%) und Chromosom 17 (84 %) Mutationsrate für p53: Dysplasie: 67%, CIS: 72% IHC-Ergebnis: EGF-r und Oberflächige erbB-2 Expression gleichstark in normal Urothel und Dysplasien. Diffuse Expression von erbB-2 und p53 in Dysplasie. FISH-Ergebnis: erbB-2 Amplifikation und p53 Deletion in CIS. Oncogen-Expression allein unzureichend für Diagnostik p53 und Ki67 Expression nimmt mit zunehmenden Malignitätsgrad zu. high-grade Dysplasie/ CIS ist Präkanzerose für invasiven Tumor Diskussion 93 4 DISKUSSION Im Verlauf der Tumorgenese und Progression treten vermehrt chromosomale Modifikationen des Urothelzell-Genoms auf, akkumulieren und es manifestieren sich nur jene, die nicht für die Zelle letal sind [Harris, 1991; Weinberg, 1989; Loeb; 1991]. Somit ist die Penetranz eines bestimmten Genotyps bei unterschiedlichen Phänotypen bestimmbar. Darüber hinaus müssen die genetischen Veränderungen den Zellen einen Wachstumsvorteil zu Beginn der Tumorgenese vermitteln, damit ein wuchernder Tumorklon entsteht [Vineis, 2003; Spencer et al., 2006; Vineis et al., 2007]. Die Kanzerogenese der Harnblase wird auf zwei verschiedene Pathways zurückgeführt, an deren Anfang die Präkanzerosen Hyperplasie einerseits und andererseits die Dysplasie stehen [Eble et al., 2004; Wu, 2005]. Das Urothelkarzinom kann bereits in frühen Tumorstadien und Tumorvorstadien (Präkanzerosen) diagnostiziert werden. Somit bietet sich der Harnblasenkrebs als ein gutes Modelsystem bei der Untersuchung der schrittweisen Transformation von Normalepithel zu einem invasiven Karzinom – und somit zur Analyse von involvierten Veränderungen des Phänotyps und Genotyps – an. Im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes, in dem diese Dissertation entstanden ist, sollten neue molekularzytogenetische Methoden etabliert und genutzt werden, um die Aneuploidisierung in der frühen Karzinogenese des Urothelkarzinoms zu untersuchen. Die Arbeitshypothese dieses DFG-Projektes basiert auf den Ausblick der Dissertation von Christine Maierhofer unter Anleitung von Prof. Speicher [Maierhofer, 2003]. Es sollten Strategien zur Identifizierung von Zellverbänden, die erste Veränderungen aufweisen, die zu einer malignen Entartung führen können entwickelt werden und erste erfassbare chromosomale Veränderungen systematisch analysiert werden. Daten, die bisher über Tumorerkrankungen generiert wurden (vergleiche für Präkanzerosen des Harnblasenkarzinoms Tabellen 29 und 30), beruhen auf einer Mischung verschiedener Zellen aus meist heterogenem Gewebe, wodurch seltene oder erste genetische, für die Tumorgenese entscheidende Veränderungen überdeckt werden. Um die Krebsentstehung zu verstehen, müssen Daten aus individuellen Zellen in ihrem natürlichen Gewebekontext erhoben werden [Liotta und Petricoin, 2000]. Deshalb wurden histologische Gewebeschnitte von Präkanzerosen (Dysplasien und Hyperplasien), und zum Vergleich weitere von frühen Tumorvorstufen bis zum Urothelkarzinom als Untersuchungsmaterial ausgewählt. Da das Ausgangsmaterial eine limitierende Anzahl an Zellen enthält, musste versucht werden mehrere Methoden anhand desselben Materials durchzuführen. Aus diesem Grund wurden Methoden für die Einzelzell-Analyse etabliert (Doppelfärbung mittels Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung/ Immunhistochemie und sequentielle Applikation der Einzelzell- Diskussion 94 Komparativen Genomischen Hybridisierung), um erste genetische, nicht letale Veränderungen der Kanzerogenese des Harnblasenkarzinoms zu erfassen. Chromosomale Aberrationen in Präkanzerosen des Urothels wurden bisher nur spärlich beschrieben, und ihre Einstufung in Tumorwachstums-förderliche bzw. letale Veränderungen erfolgte erstmalig in dieser Dissertation. Die Methoden-Etablierung war sehr zeitintensiv und ein Schwerpunkt der Arbeit. Diese wird als erstes diskutiert und im Anschluss daran die damit erzielten Ergebnisse. Etablierung der Urovysion-Ki67-Doppelfärbung Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) erlaubt einen detaillierten Blick auf chromosomale Aberrationen und somit auf die Kopiezahl der Chromosomen oder bestimmter Gene der Krebszellen in einem ansonsten stark heterogenen Gewebe. Die Methode hat in ihrer mehr als 20-Jährigen Entstehungsgeschichte einen großen Wandel durchgemacht. Der ersten ZweiFarben Detektion folgt die Verwendung von Multicolor- und Chromosomen-Painting- Sonden [M-FISH (multicolor-Fluorescence-in-situ-hybridization), Speicher et al., 1996; SKY-FISH (Spectral Karyotyping), Schröck et al., 1996], die den simultanen Nachweis vieler bis zu aller Chromosomen eines Zellkerns erlauben. Neben der DNA-Detektion gibt es auch Applikationen für den RNA-Nachweis; und durch Kombination mit weiteren Methoden – zur Vervielfachung der Daten-Ausbeute eines Präparates –, wie z.B. bei der sequentiellen Durchführung der Immunhistochemie auf demselben FISH-Präparat kann auch ein gleichzeitiger Nachweis von bestimmten Proteinen durchgeführt werden [Levsky und Singer, 2003]. Aus diesem Grund war die FISH in Kombination mit einer immunhistochemischen Färbung (Ki67) die beste Methode zur primären Analyse erster für die weitere Tumorgenese entscheidender genetischer Aberrationen. Das Ki67-Protein, dessen Gen auf Chromosom 10q25 kodiert ist, wird in allen aktiven Phasen des Zellzyklus (G1, S, G2 und Mitose) exprimiert, die Expression fehlt jedoch in ruhenden Zellen (G0). Durch den immunhistochemischen Nachweis des Proteins unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers Mib-1 kann die Wachstumsfraktion in einer Zellpopulation, z.B. einem Gewebe, bestimmt werden und für prognostische Rückschlüsse über das Wachstumspotential des Tumors herangezogen werden. Dabei korreliert die Anzahl der proliferierenden Ki67 positiven Zellen mit dem histologischen Grad des Tumors [Endl und Gerdes, 2000]. In einer Studie von Menke et al. (2004) konnte außerdem die Ki67 Protein Konzentration in Harnblasenkrebs-Gewebeproben mit der Ki67 spezifischen RNA Konzentration im Urin kor- Diskussion 95 reliert werden, was den Einsatz dieses Proteins als Prognosemarker wiederum bestätigt. Obwohl die Ki67-Protein-Bestimmung in der Diagnostik eingesetzt wird, ist wenig über die Biologie und Funktion dieses Proliferationsmarkers während des Zellzyklus bekannt. Eine Missregulation der Ki67 Expression durch z.B. Translokation oder Mutation des Gens ist bisher nicht beschrieben worden. In dieser Arbeit diente dieses Protein zur differentiellen Betrachtung chromosomaler Veränderungen in nicht-letalen, proliferierenden Zellen im Vergleich zu ihrer Umgebung; d.h. es sollten genetische Aberrationen bestimmt werden, die eventuell sogar einen Wachstumsvorteil für die Zelle bieten können. Speel et al. sammelten schon 1994 Erfahrung in der Kombination von Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) mit der Immunhistochemie (IHC) und simultaner BrdU-Inkorporation; wobei die Immunhistochemie (unter anderem Ki67) vor dem FISH- und BrdU-Experimentabschnitt durchgeführt wurde. In dieser Dissertation wurde an Interphase-Kernen histologischer Schnitte von HarnblasenBiopsien eine Doppelfärbung aus M-FISH mit der in der Routine-Diagnostik angewandten UroVysion-Sonde und sequentiell, auf demselben histologischen Schnitt, die Immunhistochemische-Fluoreszenz-Färbung des Ki67-Proteins durchgeführt. Die Kombination einer MFISH mit einer immunhistochemischen Analyse des Proliferationsmarkers Ki67 auf ein und demselben histologischen Schnitt wurde erstmals in vorliegender Doktorarbeit beschrieben und durchgeführt. Der in dieser Arbeit angewandte UroVysion-FISH-Test zeigte in Studien eine höhere Sensitivität bei der Detektion von Harnblasentumoren in zytologischen Präparaten als andere Urintests (wie BTA stat, NMP22, FDP und Telomerase assay) und wird als diagnostische/prognostische Methode angewandt [Bubendorf et al., 2001; Varella-Garcia et al., 2004; Skacel, et al., 2003]. Die Urovysion-Sondenzusammensetzung basiert unter anderem auf Beobachtungen von Smeets et al. (1987). Smeets et al. (1987) deckten mittels Bandierungstechniken in 13 Harnblasentumeren die häufigsten genetischen Aberrationen auf, und zwar Chromosomen 1, 3, 7, 9, 10, 11, 17, Y. Die in dem UroVysion-Test verwendeten Sonden (Zentromer-Sonden für die Aneuploidie-Detektion der Chromosomen 3, 7 und 17, sowie die Lokusspezifische Sonde für 9p21, Gen p16) detektieren die chromosomalen Hauptveränderungen des Urothelkarzinoms, welche für eine prognostische Analyse geeignet sind [Bubendorf et al., 2001]. Aus diesem Grund wurden in dieser Dissertation die Harnblasenproben mittels dieses UroVysion-FISH untersucht. Eine Aneuploidie ist durch das Vorhandensein von mehr als zwei Signalen der ZentromerSonden pro Nukleus gekennzeichnet. Zugewinne, sog. Polysomien, von mehr als zwei dieser Zentromer-Sonden können in bis zu 95 % der hochgradigen Urothelkarzinome detektiert wer- Diskussion 96 den [Placer et al., 2002]. Niedriggradige Harnblasenkarzinome zeigen kaum oder zu einem geringeren Anteil Polysomien. Ein negativer UroVysion-Test hingegen kann das Vorliegen eines Urothelkarzinoms jedoch nicht ausschließen, da die UroVysion-FISH meist niedriggradige Karzinome nicht detektieren kann. Hier wurden überwiegend frühe Präkanzerosen als Primärdiagnosen berücksichtigt, was einer seltenen Entität entspricht. Im Nachfolgenden wird zunächst auf die experimentelle Durchführung der Doppelfärbung eingegangen. Bei der Doppelfärbung ist zunächst für den Einsatz fluoreszierender Substanzen zu beachten, dass auch das Gewebe eine gewisse Autofluoreszenz zeigt, die die Auswertung von Fluoreszenz-Färbungen erschweren oder sogar verhindern können. Endogene fluoreszierende Moleküle sind hauptsächlich im Harnblasengewebe Kollagen und die reduzierte Form des Nicotinamidadenindinukleotids (NADH). Die endogene Fluoreszenz des Harnblasengewebes nimmt in Korrelation zur zunehmenden Entartung des Gewebes ab [D’Hallewin et al., 2002], ist jedoch in dem hier untersuchten Urothelgewebe so gering, so dass die Doppelfärbung problemlos (ohne weitere chemische Vorbehandlung diesbezüglich) angewandt werden konnte. Im Gegensatz zu D’Hallewin et al. (2002) konnte kein Unterschied in der Hybridisierung von Normal- oder Tumor-Urothel festgestellt werden; jedoch war die Hybridisierung des Bindegewebes (Stroma) schwieriger, was eventuell auf zelluläre Unterschiede (stabilere Zellmembranen der Stromazellen) des Stromas zurückgeführt werden kann. Für die methodische Durchführung der Proliferations-Analyse an Harnblasengewebe beschrieben Kirbis et al. 2004 erstmalig den Einsatz des Mib-1 ohne weitere Vorbehandlung des Gewebes zur Antigen-Demaskierung. Alleinige Methanol-Fixierung war ausreichend, um das Gewebe morphologisch zu konservieren und für den Antikörper zugängig zu machen. Dementsprechend wurde in dieser Dissertation auf eine Antigen-Demaskierung mittels Inkubation in Target Retrieval Lösung der Firma DAKO (ein modifizierter Citratpuffer (pH 6,1); Behandlung mindestens 20 Minuten bei > 90 °C) verzichtet. Das Vermeiden des Gebrauchs dieser Lösung liegt in der Schonung der DNA (Erhalt hochmolekularer DNA für nachfolgende Experimente) in den Zellen des Gewebes. Bei der Etablierung der Doppelfärbung waren die richtige Wahl folgender Variablen entscheidend: „Fixierung“, „Prähybridisierung“ und „Sekundärantikörper“. Eine richtige Fixierung des Gewebes ist nicht nur für die Konservierung der Gewebe-Morphologie entscheidend, sondern auch für die Zellaufschließung, so dass FISH-Sonde und Antikörper an ihre ZielSequenzen/-Epitope gelangen. Die Formalin-Fixierung (Formalin-fixiertes Paraffin- eingebettetes, kurz FFPE-Gewebe) vernetzt die Proteine und Nukleinsäuren im Gewebe, was für eine starke Konservierung der Morphologie sorgt, aber gleichzeitig auch die Nukleinsäu- Diskussion 97 ren denaturiert [Liotta und Petricoin, 2000]. Damit simultan eine immunhistochemische Färbung des Ki67-Proteins und der Erhalt hochmolekularer DNA gewährleistet werden, wurde in dieser Dissertation auf Kryo-Fixiertes Gewebe zurückgegriffen. Für den Erhalt der histologischen Morphologie und der gleichzeitigen Durchführbarkeit nachfolgender Experimente wurden drei Fixierungs-Variationen (Ansatz A) „Mit Carnoy’s Fixierung“, B) „Ohne Carnoy’s Fixierung“ und C) 50% Methanol/50%Aceton ausgetestet. Dabei hat sich Ansatz C) als am besten geeignet für die Doppelfärbung herauskristallisiert. Die anderen Fixier-Möglichkeiten wirkten sich hauptsächlich auf die Ki67-Immunhistochemie negativ aus und die FISH-Signale waren zum Teil einerseits durch einen „Grauschleier“ oder aufgrund von unspezifischer Bindung nicht auswertbar. Hauptursache hierfür ist vermutlich die Verwendung von Formalin (wässrige Lösung von Formaldehyd) in den Fixierungsansätzen A) und B) sein. Die Prähybridisierung, der erste Experimentabschnitt der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, umfasst nicht nur die bereits erwähnte Fixierung, sondern auch eine enzymatische oder weitere chemische Vorbehandlung des Gewebes, z.B. mit Proteinase K, Pepsin oder Salzsäure (HCl). Eine enzymatische Vorbehandlung machte – entsprechend den Herstellerangaben – eine Ki67 immunhistochemische Detektion unmöglich. Die HCl-Behandlung lockerte zwar das Urothelgewebe auf, die spezifische UroVysion-Sondenbindung wurde jedoch erschwert. Für den immunhistochemischen Abschnitt wurde gegen das Ki67-Protein als Erst-Antikörper Mib-1 der Firma DAKO in einer geringeren Verdünnung – als von der Firma empfohlen – eingesetzt, da keine Antigen-Demaskierung angewandt wurde. Als Negativ-Kontrolle wurde Maus IgG1 (DAKO) im gleichen Verdünnungsverhältnis eingesetzt. Die Detektion des ErstAntikörpers erfolgte durch einen Fluoreszenz-Markierten Sekundärantikörper; wobei bessere Resultate (stärkere und stabilere Fluoreszenz-Intensität) bei Gebrauch von Alexa488 der Firma Invitrogen im Gegensatz zum FITC-markierten Sekundärantikörper der Firma DAKO erzielt wurden. Bei der Auswertung der Hybridisierungssignale Ki67 positiver und negativer Zellen wurden Schichtaufnahmen (z-Staging) des auszuwertenden Areals pro Fluoreszenz-markierter Sonde (wobei das Ki67 Protein simultan zur grün-fluoreszierenden Chromosom 7 Sonde detektiert wurde) durchgeführt, damit alle Signale eines Zellkerns aufgenommen werden konnten – bei einem 6 µm dicken Schnitt war der gescannte Bereich doppelt so groß (zwischen 8-12 µm). Nach Dekonvolution und Überlagerung aller Schichtaufnahmen pro Areal und Sonde wurden die Signale pro Zellkern bestimmt, und zwar unter Berücksichtigung der Ki67 immunhistochemischen Färbung (positive bzw. negative Zellkerne). Details zur Auswertung sind in Kapitel 2.2.5 ausgeführt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich ausgewertet, was aufgrund der Diskussion 98 geringen Zellzahl der Harnblasenbiopsien (vor allem der Präkanzerosen und des Carcinomain-situ) auf weniger als 40 Zellen limitiert war. Es wurde versucht erste Tendenzen der Resultate statistisch (t-Test), deskriptiv zu verfolgen. Die Etablierung der Doppelfärbung erfolgte zunächst auf histologischen Schnitten der Sphäroide von Urothel-Zelllinien, anschließend wurde die Hybridisierungseffizienz an Normalurothelzellen einer Zystektomie (Befund: Nested variant eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0; vergleiche Abbildungen 9-11 und Tabellen 8-9) bestimmt. Sie liegt für die erwarteten zwei Signale pro Sonde und Zellkern bei Werten zwischen 85 % bis 91 %; somit überwiegend diploide Zellen (siehe Chromosomen-Index und Standardabweichung in Tabelle 10). Gemäß den Angaben des UroVysion-Herstellers Vysis konnte an Urin-ZytologiePräparaten von Patienten (ohne vorhergehend diagnostiziertem Urothelkarzinom) sogar eine Hybridisierungseffizienz von 93 % erfasst werden. Dies ist aus zweierlei Gesichtspunkten bemerkenswert: erstens, obwohl die Hybridisierung an Gewebeproben grundsätzlich schwieriger ist (aufgrund von Schnittartefakten und Zugänglichkeit der Gewebezellen für die Sonde) als an Einzelzellen wie den Urinzellen, konnte eine vergleichbar starke Hybridisierungseffizienz und somit ein hoher Anteil (> 85 %) an den erwarteten diploiden Zellkernen detektiert werden. Zweitens, entsprechend den Theorien der multifokalen Entstehung von Harnblasentumoren (insbesondere jener der „Feldkanzerisierung“) wurde erwartet, dass das Normalurothel des Harnblasenkrebspatienten einen geringeren Anteil diploider Zellen zeigen würde. Andere chromosomale oder genetische Aberrationen, die nicht mit dem UroVysion-Kit detektiert werden können, können natürlich nicht ausgeschlossen werden. Lediglich festgehalten werden kann, dass kein signifikanter Unterschied zu den von Vysis untersuchten Urothelzellen der gesunden Probanden festgestellt werden kann. Ein Auftreten von multifokalen Harnblasentumoren wurde bisher zu den zwei Urothelkarzinom-Pathways nicht in Korrelation gesetzt und könnte als Hypothese einer zukünftigen Arbeit dienen. Es wurde bewusst Normalurothel eines Harnblasenkrebs-Patienten untersucht, um einen genetischen Vergleich zu den Präkanzerosen (Dysplasie und Hyperplasie), deren klinischen Daten zu eventuell vorhergehender Krebserkrankungen des Urogenitaltrakts zum Analysezeitpunkt nicht vorlagen, zu haben. Einige Urothelzellen wurden im Anschluss an die Doppelfärbung ausgewählt, um mit hochauflösenden Methoden (Einzelzell-Analyse), deren Etablierung im Nachfolgenden beschrieben sind, weitere Daten der Genotyp-Phänotyp Korrelation zu sammeln. Etablierung der Einzelzell-Analyse mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung Diskussion 99 Lange schon ist die Einzelzelle (engl. single-cell) als „kleinste Einheit“ – von der jegliche Aktivität Richtung Erkrankung ausgeht – bekannt [Virchow, 1858], dennoch sind die Methoden für die Single-Cell Analyse noch nicht ausgereift [Sweedler and Arriaga, 2007]. Vor allem Zellen, die noch in ihrem physiologischen Gewebekontext stehen, wie z.B. in histologischen Schnitten zu finden, konnten meist nicht für weitere molekularbiologische Untersuchungen (zu geringe DNA/RNA- oder Protein-Ausbeute) eingesetzt werden. Viele molekulargenetische Methoden, wie die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization), erfordern bis zu einem Mikrogramm an DNA, während die diploide Einzelzelle nur ~ 6 pg DNA beinhaltet [Hawkins et al., 2002]. Die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization), erstmals von Kallioniemi et al. (1992) beschrieben, ist die Methode der Wahl, wenn es darum geht einen Überblick über die genetischen Aberrationen und somit Gen-KopiezahlVeränderungen vor allem in soliden Tumoren, deren Metaphase-Präparationen für FISHAnalyse oder Karyogramm-Erstellung schwierig sind, zu erhalten. Obwohl mit der CGH viele Gesamt-Genomische Veränderungen erkannt werden können, bestehen trotzdem einige Nachteile, die man bei ihrer Durchführung nicht außer Acht lassen sollte: So können mittels CGH nur abnorme relative Kopiezahlen bestimmt werden, jedoch nicht der Ploidie-Grad oder balancierte chromosomale Umbauten (Rearrangierungen) [Kallioniemi, 1994]. Auch die Sensitivität ist gering, denn Aberrationen kleiner als 3-5 Mb oder 20-30 cM können nicht detektiert werden, sofern sie nicht hoch amplifiziert im Genom vorliegen [Kallioniemi, 1994]. Des Weiteren können mittels CGH nur die Haupt-Aberrationen eines Gewebes detektiert werden, und die Daten können aufgrund von kontaminierenden normalen Gewebes verfälscht werden. Aus diesem Grund ist es ratsam einzelne Zellen zu mikrodissezieren und diese Subklone nach Gesamt-Genomischer DNA-Amplifikation weiter zu charakterisieren, um somit mehr Rückschlüsse aus dem heterogenen Tumor ziehen zu können. In dem Fall ist die Komparative Genomische Hybridisierung Methode der ersten Wahl, wenn es um die Charakterisierung einzelner Zellen einer Tumorprobe geht. In kürzester Zeit kann aus einer geringen DNA-Menge ein Überblick über den Karyotyp erhalten werden, und diese Information könnte für weitere nachfolgende zytogenetische Methoden (z.B. Etablierung eines FISH-Sonden-Mix für die Diagnostik) genutzt werden. Die CGH erleichtert das Finden und Lokalisieren von Genen, die in Tumorwachstum und –progression involviert sein können, sowie die Detektion von chromosomalen Regionen mit prognostischem Potential. Beachtet werden muss nur, dass für den Informationsgehalt der CGH-Daten, die Resultate immer mit einer weiteren (zytogenetischen) Methode verifiziert werden müssen (der Grund hierfür liegt – wie bereits erwähnt- darin, dass Diskussion 100 auch eine in der CGH diploid und somit normal erscheinende Probe aufgrund des mittels CGH nicht bestimmbaren Ploidie-Grades und/ oder weiterer balancierter chromosomaler Rearrangierungen nicht normal sein kann). Für die Amplifikation der Gesamt-Genomischen DNA der Einzelzelle stehen mittlerweile mehrere Techniken zur Verfügung (primer-extension preamplification, I-PEP-PCR [Zhang et al., 1992]; degenerate oligonucleotide-primed PCR, DOP-PCR [Telenius et al., 1992]; AluPCR [Nelson et al., 1989]; Linker-adaptor PCR; LA-PCR [Ludecke et al., 1989]). Hartmann et al. (2004) kombinierten bereits Lasermikrodissektion, Gesamt-Genomische Amplifikation mittels I-PEP-PCR, LOH, FISH und Sequenzierung für die Analyse von Harnblasenkrebsproben. Erste Erkenntnisse mittels Laser-mikrodissezierten Tumor-Einzelzellen, deren GesamtGenomische DNA für weitere molekularbiologische Methoden (wie PCR und Sequenzierung) dienen sollte, sammelten Dietmaier et al. bereits 1999. In dieser Arbeit wurde jedoch die Linker-adaptor PCR (LA-PCR) – erstmals 1989 von Ludecke et al. beschrieben – genutzt. Sie beruht auf dem Prinzip einer Ligations-vermittelten PCR-Amplifikation. Nicht nur die DNA von Laser-mikrodissezierten einzelnen Zellen kann hiermit sicher vervielfältigt werden, sondern die Methode wurde auch bei der Amplifikation einzelner Laser-mikrodissezierter chromosomaler Abschnitte für die Generierung von Sonden (chromosome painting probes) für die in-situ-Hybridisierung genutzt [Thalhammer et al., 2004]. Klein et al. etablierten erstmals 1999 eine Kombination aus LA-PCR und CGH für die Einzelzell-Analyse von KnochenmarkTumorzellen, der so genannten „SCOMP“-Technik. Jahre später publizierten Pirker et al. (2004) die Einsetzbarkeit der LA-PCR verglichen mit anderen Gesamt-Genomischen Amplifikationsmethoden (wie die DOP-PCR; degenerate oligonucleotide-primed PCR) für den Einsatz in der CGH von wenigen bis einzelnen Zellen. Dabei stellten sie fest, dass gerade die LAPCR eine höhere Sensitivität, Amplifikat-Ausbeute und Genauigkeit (kaum falsch-positive Signale in der CGH) aufwies und deshalb besser für die Gesamt-Genomische Amplifikation weniger bis einzelner Zellkerne geeignet ist. Weiterhin publizierten Langer et al. (2005) die Nutzung der LA-PCR, um M-FISH-analysierte Einzelzellen für eine weitere CGH-Analyse einsetzen zu können. Dies begründet die Wahl dieser DNA Amplifikations-Methode in vorliegender Dissertation. Nach Etablierung der sequentiellen Applikation der Doppelfärbung, Lasermikrodissektion, LA-PCR und Einzelzell-CGH anhand von Einzelzellen urothelialer Zelllinien (siehe Abbildung 21), wurden histologische Schnitte urothelialer Gewebeproben untersucht. In Abbildung 22 ist ein repräsentatives Beispiel der Möglichkeit der Methoden-Kombination von FISHausgewerteter Einzelzelle eines Dysplasie-Gewebeschnittes, deren DNA nach Gesamt- Diskussion 101 Genomischer Amplifikation mittels CGH weiter analysiert wurde. Das Ergebnis der FISH spiegelt jenes der CGH wieder. Obwohl eine Vielzahl von Analyse-Techniken (FISH/IHC/Lasermikrodissektion/LA-PCR/CGH) an dieser Einzelzelle angewandt wurden, konnte dennoch ein hintergrundrausch-armes CGH-Profil einer diploiden Zelle – entsprechend des vorangehenden FISH-Ergebnisses – dargestellt werden. Bezüglich der Kompatibilität aller Methoden untereinander musste nicht nur die Doppelfärbung für diese Einzelzell-Analyse neu etabliert werden (siehe Kapitel 2.4). Um Zellkern mit intakter, gesamter DNA mittels Laser isolieren zu können, wurden mit PEN-Membranbeschichteten Objektträger der Firma PALM verwendet. Weiterhin war insbesondere die angewandte „Fixierung“ und „Zellkern-Gegenfärbung“ in der Doppelfärbung entscheidend für ein gelingen der Gesamt-Genomischen DNA-Amplifikation und Einzelzell-Analyse. Da sich die Verwendung von DAPI als Gegenfärbung der Zellkerne bei der Doppelfärbung für den Einsatz in der nachfolgenden Einzelzell-Analyse als ungeeignet erwies (ein Grund hierfür ist unter anderem, dass die PEN-Folie das DAPI-anregende UV-Licht reflektiert und die Zellen nicht darstellbar sind), wurde mit Gegenfärbungssubstanzen wie Giemsa oder Methylenblau (siehe Abbildung 25) experimentiert. Diese erwiesen sich nicht als geeignet, vermutlich da sie die (Sekundär-)Struktur der DNA verändern oder die Bindung der Adaptor-Sequenzen während der LA-PCR verhindern. Aus diesem Grund wurde auf eine Gegenfärbung der Zellen gänzlich verzichtet und versucht die Zellkerne mittels Phasenkontrast zu visualisieren, was optisch enorm schwierig war und große histologische Erfahrung verlangte. Durch die Verwendung der PEN-Membran Objektträger mussten am Doppelfärbeprotokoll im immunhistochemischen Abschnitt die Mengen der Antikörper-Lösungen und des Blockierungs-Reagenz verdoppelt werden, da sich die Flüssigkeiten aufgrund von Abstoßungsreaktionen mit der Folie über dem Gewebeschnitt zusammenzogen. Bei Auswertung der Immunhistochemie konnte diesbezüglich etwas mehr Hintergrundfärbung beobachtet werden. Da jede Folie zusätzlich zu den angegebenen Bestandteilen noch Weichmacher enthält, die z.B. bei Erhitzen (z.B. während der Denaturierung des Gewebeschnittes) herausdiffundieren können, kann es zu einer Milieuveränderung kommen, welche vielleicht die Ursache für die veränderten Stringenzbedingungen ist. In dieser Arbeit konnten nur wenige Zellen sowohl mittels FISH-Immunhistochemie als auch mittels CGH näher untersucht werden. Die meisten Zellen wurden mittels CGH untersucht und in Korrelation zu FISH(-Immunhistochemie)-Daten aus Parallelschnitten gesetzt. Die geringe Anzahl an Zellen an denen beide Methoden (Doppelfärbung und CGH) sequentiell durchgeführt werden konnte, liegt an der Vielzahl an Techniken, die jede einzelne Zelle Diskussion 102 durchläuft, und somit an der großen Schwierigkeit am Ende noch qualitativ hochwertige DNA für die CGH beizubehalten. Durchschnittlich konnten 2/5 der eingesetzten Zellen weiter für die CGH-Analyse verwendet werden. Trotz schwieriger Durchführung der Einzelzell-Analyse konnten CGH-Daten von 55 Einzelzellen aus insgesamt 11 Fällen (2 pT1G3 Zellen; 15 CIS Zellen; 12 Hyperplasie Zellen; 26 Dysplasie Zellen) akquiriert werden, deren Ergebnisse im Nachfolgenden diskutiert werden. Für die Auswertung der CGH wurden die Chromosomalen Regionen (1p32-pter, 13p, 14p, 15p, 21p, 22p, Telomere und heterochromatische Regionen am Chromosom 1q, 9q, 16q und Yq), die nach Kallioniemi et al (1994) vermehrt falsch-positive Resultate aufzeigen, mit Vorsicht analysiert. Ergebnisse Aufgrund der Komplexität der Ergebnisse wird zunächst der Kerngedanke dieser Dissertation „das Vorkommen chromosomaler Aberrationen in proliferierenden Urothelzellen von Präkanzerosen und ihre mögliche biologische Auswirkung“ fokussiert, und im Anschluss daran die weiteren Ergebnisse betrachtet. Entsprechend der zwei Harnblasen-Tumorgenese-Pathways wurde in dieser Dissertation die Erforschung erster Chromosomenaberrationen in HarnblasenPräkanzerosen in diese zwei Gruppen (Dysplasie/Hyperplasie) getrennt von einander und im Anschluss vergleichend verfolgt. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die Dysplasie gelegt. Bisher sind keine Daten über die Inzidenz und das Auftreten von de novo oder primären Dysplasien in der Weltbevölkerung bekannt. Ihre Diagnose ist nicht nur sehr selten, sondern auch durch den Wandel in der Nomenklatur der Dysplasie und der nicht-einheitlichen Befundung der einzelnen Pathologen unterschiedlich. Es ist fraglich, ob die heutzutage als Dysplasie befundeten Biopsien noch eine Präkanzerose des Carcinoma-in-situ im klassischen Sinne [Cheng et al., 1999] sind, reversibel sind [Droller und Malmström, 2000], oder sogar erste Veränderungen in Richtung papillären Pathway sein können. Aus diesem Grund müssen Dysplasien nach der WHO-Nomenklatur von 2004 als Präkanzerosen neu genetisch eingestuft bzw. charakterisiert werden und ihre Daten mit dem klinischen Verlauf sowie dem jeweilig diskutierten Tumorpathway korreliert werden. Auch über eine Therapie der Urotheldysplasie ist wenig bekannt, so dass Patienten bisher nur bezüglich einer Tumorprogression in regelmäßigen Abständen nachuntersucht/beobachtet werden [Wijström et al., 2000]. Die Erkennung und Abgrenzung einer leichtgradigen Dysplasie von einer reaktiven Atypie oder einem Carcinoma in situ ist daher entscheidend, jedoch diagnostisch nicht sehr leicht (bisher basierend auf Diskussion 103 Unterschiede in der CK20-Expression diagnostiziert), so dass weitere Kriterien oder (Tumor-) Marker zur Differenzierung herangezogen werden müssen [Lopez-Beltran et al., 2002a]. Die Expression von Cytokeratin 20 (CK20) ist begrenzt auf das Urothel, sowie auf das Epithel des Gastro-Intestinal-Traktes. Im Urothel wird CK20 normalerweise von ausdifferenzierten Zellen (Superficial Zellen, sog. umbrella cells, und seltener Intermediär-Zellen) exprimiert, sobald die Expression von der Norm des benignen Gewebes abweicht (stärker und vermehrt auftritt), kann auf eine tumorigene Progression geschlossen werden. Dysplasien zeigen bereits eine erhöhte CK20 Expression, was auf eine maligne Entartung des Gewebes hinweisen kann. Weitere Unterscheidungs- und Progressionsmerkmale stellten Krause et al. (2004) mittels einer FISH-Analyse von Dysplasien und Carcinoma-in-situ (n = 63) der Chromosomen 1 und 9 fest. In den Studien von Hartmann et al. (1999), Hofstädter et al. (1986), Schwarz et al. (2007) und Stoehr et al. (2005) wurden erstmals frühe genetische Defekte in den Zellen urothelialer Präkanzerosen und sogar in Zellen des Normalurothels beschrieben; dabei standen diese Veränderungen des Genoms meist in Korrelation zu einem vorhergehenden oder weiteren Auftreten eines Urothelkarzinoms. In dieser Dissertation wurde versucht – sofern möglich – BiopsieProben mit Primärdiagnose einer Präkanzerose zu untersuchen (siehe Tabelle 23), um erste chromosomale Veränderungen detektieren zu können. Die Bestimmung der chromosomalen Aberrationen und des Grades der chromosomalen Instabilität (dargestellt durch den Grad der Standardabweichung; siehe Tabelle 10-19) sollte die bereits in der Literatur publizierten Ergebnisse der zwei Harnblasenkarzinom-Pathways wiederspiegeln. Die differentielle Betrachtung chromosomaler Veränderungen in proliferierenden Zellen des Urothels ist erstmalig in dieser Dissertation beschrieben worden. Ki67 Positive Zellen Proliferierende und somit durch das Ki67 Protein nachweisbare Zellen im Urothel sind normalerweise die Basalzellen – adulte Stammzellen –, die in Richtung Superfizialzellen und Lumen der Harnblase ausdifferenzieren. In Korrelation zum Tumorgrad nimmt auch die Zahl der proliferierenden Zellen zu, welche im intermediären Bereich und somit nicht nur auf den nahe der Basalmembran gelegenen Bereich begrenzt sind. Ein Beispiel hierfür ist in Abbildung 17 C) dargestellt; oft finden sich im präkanzerösen Urothel kleine proliferierende Zellcluster. Die Anzahl an Ki67 positiven Zellen ist je nach proliferativer Aktivität des Gewebes unterschiedlich hoch. Bei den Präkanzerosen fand man in dieser Arbeit meist ungefähr fünf Diskussion 104 positive Zellen pro histologischen Schnitt pro Biopsie-Probe – also eine relativ geringe Anzahl. Im Laufe der Tumorprogression akkumulieren die genetischen Veränderungen, so dass womöglich erste Defekte der Tumorgenese durch spätere Veränderungen im invasiven Tumor überdeckt werden. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Doppelfärbung und der CGH (siehe Tabelle 10-19 und Abbildung 29-32). Es ist fast unmöglich allein durch die histologische, lichtmikroskopische Betrachtung der Präkanzerosen aberrante Zellen zu sehen und aufgrund derer prognostischer Aussagen treffen zu können [Liotta und Petricoin, 2000]. Vor allem die Detektion chromosomaler Aberrationen in den Ki67 positiven Zellen der Präkanzerosen kann neue Erkenntnisse der Krebsentstehung liefern oder eine prognostische Entscheidungshilfe darstellen. Inwieweit bereits Präkanzerosen für die untersuchten Zentromer-Sonden eine chromosomale Instabilität zeigen und ob es biologisch relevante Unterschiede zu proliferierenden Zellen gibt, wurde bei der Auswertung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung mitunter bedacht. Betrachtet man die Ergebnisse der Hyperplasien getrennt von jenen der Dysplasie, können folgende Resultate notiert werden (siehe Tabelle 23 und Abbildung 28): Hyperplasie FISH : Verfolgt man die Ergebnisse für den über die Hyperplasie zu papillären Harnblasenkarzinomen führenden Pathway (Tabelle 12 und 16), so kann nur eine Zunahme der chromosomalen Instabilität für Chromosom 3 in den pTaG1 Tumoren in proliferierenden Zellen und eine leichte Tendenz zur Akquirierung von Polysomien der Chromosomen 3, 7 und 17 in Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Es trat nur bezüglich Chromosom 7 eine höhere Disomie-Rate in den proliferierenden Zellen auf (verglichen mit den Ki67 negativen Zellen). Auf Chromosom 7 ist das Gen des Sonic Hedgehog Signalweges, SHH, lokalisiert, was eine Rolle bei der Proliferation und Differenzierung (sowie Tumorprogression) innehat [Oniscu et al., 2004; Thievessen et al., 2005; Jenkins et al., 2007]. Bezüglich des 9p21 Lokus konnte eine vermehrte Deletion (meist heterozygot) dieser Region in pTaG1 Tumoren, aber auch in den untersuchten Hyperplasien unter anderem in den proliferierenden Zellen gemessen werden. Dieser Lokus beinhaltet die Gene p16 und p15, die eine entscheidende Rolle am G1/SKontrollpunkt des Zellzyklus haben, und als negative Rückkopplung dienen und den Zellzyklus bei Vorhandensein von DNA-Schäden zu arretieren. Eine Deletion dieser Region befähigt die Zellen sich weiterzuteilen, obwohl sie eventuell weitere, ansonsten letale DNA-Defekte Diskussion 105 besitzen. Der Verlust der Tumorsuppressorgene p15 und p16 auf 9p21 und p53 auf 17p13.1 führt zur Dysregulierung des Zellzyklus bzw. Hemmung des programmierten Zelltodes (Apoptose) und stellt offensichtlich ein frühzeitiges Ereignis bei der Entstehung von Urothelkarzinomen dar. Die Inaktivierung von p16 entsteht meist durch eine Mutation oder Promotor Hypermethylierung. Der Verlust von p16 kann in einer Vielzahl von Tumoren beobachtet werden. Raschke et al. (2005) stellten diesbezüglich jedoch fest, dass die homozygote Deletion des CDKN2A (p16) Lokus von Tumor zu Tumor zumindest auf Ebene der Zelllinien auf unterschiedliche Weise entsteht (von Promotor-Hypermethylierung, Leseraster- Deletion/Missense-Mutation im Exon 2 bis Deletion). Manchmal findet man in urothelialen Tumoren und Zelllinien anstelle der p16 Deletion, und somit Expressionsverlust dieses Gens, eher eine Unterexpression des RB1 Gens [Grimm et al., 1995]. Auch in dieser Dissertation konnte eine Deletion von 13q, der Region in der unter anderem das Rb-Gen lokalisiert ist, in Dysplasien mittels CGH beobachtet werden. CGH: Die proliferierenden Zellen der Hyperplasien zeigten im Gegensatz zu ihrer Ki67 negativer Umgebung keine chromosomalen Umbauten in der CGH-Analyse. Genetische Defekte können dadurch jedoch nicht ausgeschlossen werden, da nur selektiv und nur wenige Zellen betrachtet werden konnten und die Methode der CGH auch keinen Aufschluss über das Vorliegen von z.B. Punktmutationen, Translokationen oder sogar Epigenetischen Veränderungen geben kann. In Hyperplasien müssen demzufolge in erster Line zellbiologische Ereignisse vonstatten gehen, die den Zellen eine Proliferationssteigerung ohne zunächst weitere maligne Transformation bieten. Dies wäre auch eine Erklärung für die längere Latenzzeit und dafür, dass nicht aus jeder Hyperplasie ein papilläres Harnblasenkarzinom entsteht (vergleiche Tabelle 23). Dysplasie FISH: Bisher wurde in der Literatur die Dysplasien als Vorläufer des Carcinoma-in-situ diskutiert, wobei der Tumorverlauf von der Dysplasie über das Carcinoma-in-situ (CIS) zu invasiven Tumoren führt, welches sich durch Zunahme an chromosomalen Aberrationen (Tabelle 10, 14, 18) in Ki67 positiven und auch negativen Zellkernen zeigt. CGH: Diskussion 106 In Dysplasien zeigten die proliferierenden Ki67 positiven Zellen im Gegensatz zu jenen der Hyperplasien chromosomale Veränderungen. Knapp 60 % dieser Zellen zeigten eine homogene Deletion am Chromosom 9p und 25 % sogar einen DNA-Verlust am gesamten Chromosom 9. Diese Veränderung wurde bereits in der Literatur als ein sehr frühes Ereignis in der Tumorgenese diskutiert [Williamson, 1995; van Oers et al., 2006]. Daneben konnten folgende weitere heterogene chromosomale Aberrationen in den Ki67 positiven Dysplasie-Zellen detektiert werden: Amplifikation der Chromosomen 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X (zweithäufigste Aberration) und Y; sowie Deletion der Chromosomen 9 und 13q. Diese genetischen Veränderungen scheinen für die Zelle nicht letal zu sein und bieten möglicherweise sogar einen Wachstumsvorteil für die Zelle. Aus diesem Grund ist es ratsam in einer zukünftigen Arbeit bestimmte Gene dieser chromosomalen Regionen genauer (bezüglich ihres Einflusses auf die Proliferation oder prognostischen Potentials) zu untersuchen. Mögliche Kandidatengene dieser Regionen werden im Nachfolgenden ausführlich noch beschrieben. Vorweggenommen wird nur die Deletion am 13q: Das kleinzellige schlecht differenzierte Harnblasenkarzinom ist durch eine Deletion auf Chromosom 13q gekennzeichnet, was mit dem kleinzelligen Phänotyp gekoppelt zu sein scheint. Diese Deletion findet man auch beim kleinzelligen Bronchialkarzinom, wodurch das Retinoblastoma-Gen (Rb) auf 13q14.2 involviert sein kann und in Zusammenhang mit einer schlechten Prognose und dem kleinzelligen Phänotyp steht [Cordon-Cardo et al., 1994; Levin et al., 1995; Xu et al., 1993]. Auch zwei der untersuchten Dysplasie Zellen zeigten im proliferienden Status eine Deletion auf 13q, wodurch vermutlich das Rb-Gen betroffen ist. Ki67 Negative Zellen Die Ki67 negativen Zellen in der Umgebung von proliferierenden Zellen zeigen ein heterogenes Bild der FISH-Signalverteilung. Vermutlich werden die Chromosomen auf die Tochterzellen zufällig verteilt (vgl. Abbildung 13). Hyperplasie FISH: Es konnte kaum ein Unterschied zwischen proliferierenden und ruhenden Zellen festgestellt werden. Über die Hälfte der Zellen zeigten Diploidie in der Auswertung der UroVysionFISH. Die Hyperplasie gilt als eine gutartige Urothelveränderung, die durch eine erhöhte Mitoserate gekennzeichnet ist [Hildebrandt, 1998] und hauptsächlich in Verbindung mit einer Tumorprogression Deletionen am Chromosom 9 aufweist [Hartmann et al., 1999]. Es können Diskussion 107 dennoch chromosomale Aberrationen vorliegen, die nicht durch die UroVysion-FISH detektiert werden konnten und deshalb mit einer Einzelzell-CGH untersucht wurden. CGH: Nur die Ki67 negativen Hyperplasie-Zellen zeigten chromosomale Veränderungen (siehe Tabelle 24), in Genen, die hauptsächlich bei der Zellzyklusregulation involviert sind (vergleiche Tabelle 27). Durch eine Amplifikation dieser Gene kann die Zelle im Zellzyklus inhibiert worden sein. Hyperplasien entstehen aufgrund einer erhöhten Mitoserate. Einzelne maligne entartete Zellen könnten dabei durch normale Zellen überwuchert werden, was auch die höhere Latenzzeit bis zur Tumorentstehung bzw. größeren Reversibilität der Hyperplasien erklären würde. Diese Hypothese resultiert aus den Ergebnissen der CGH, wobei die proliferierenden Zellen keine chromosomalen Aberrationen (in der CGH) aufwiesen. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von chromosomalen Defekten in einem stark proliferierenden Gewebe ist höher als in einem Gewebe mit geringer Mitoserate. Die ruhenden Zellen wiederum zeigten vermehrt genetische Veränderungen, so dass vermutet werden kann das diese genetischen Modifikationen eine Zellzyklus- Inhibition hervorrufen (siehe Tabelle 27). Dysplasie FISH: In einer FISH-Analyse von Krause et al. (2004) zeigten Dysplasien in 5-18 % Aberrationen des Chromosoms 1 und in 19-29 % Monosomie des Chromosoms 9, während CIS eine 27 % Aneuploidie beider Centromer-Sonden aufwies. Die Dysplasie zweiten und dritten Grades wird nach der neuen WHO-Nomenklatur (2004) mit dem CIS mittlerweile als histopathologisch identisch eingestuft; Krause et al. (2004) versuchten innerhalb der alten Einteilung dieser Neoplasien neue Erkenntnisse und Unterschiede aufzuzeigen. Diese Ergebnisse konnten in dieser Dissertation weder mittels FISH- noch mittels CGH-Analyse bestätigt werden. Die hier untersuchten Dysplasie Fälle zeigten in 55,06 % der FISH-Fälle (n = 12) und in 47,06 % der CGH-analysierten Einzelzellen (n = 26) einen 9p21 Verlust und in 17,65 % einen weiteren Verlust am Chromosom 9, während 6,67 % des CGH-analysierten CIS Zellen (n = 15; 1 Fall) einen 9p21 Verlust zeigten und keine weitere Deletion am Chromosom 9, sowie in der FISHAnalyse in 49,54 % der CIS-Fälle (n = 7) eine Deletion des 9p21-Lokus (siehe Abbildung 29 und 31). Der Unterschied zwischen den Ergebnissen dieser Arbeit und jener von Krause et al. (2004) liegen sicherlich in der Wahl und Befundung des Probenmaterials, aber auch bei der Wahl der FISH-Sonde für Chromosom 9 (Zentromer-Sonde versus 9p21-Lokusspezifische- Diskussion 108 Sonde), so dass der Anteil an Deletionen in der 9p21-Region höher als der Anteil weiterer Defekte an Chromosom 9 sein kann. Sauter et al. (1995b) konnten in einer FISH-Analyse (n = 138 primäre Harnblasenkarzinome) des Chromosoms 17 und der Gen-Loki für p53 und erbB-2 zeigen, dass vor allem eine hohe Aneusomie-Rate (97 %) des Chromosoms 17 mit einer p53 Deletion und Überexpression einhergeht. In dieser Dissertation konnte, entsprechend Sauter et al. (1995 b), unter Verwendung der UroVysion-Sonde auch eine erhöhte Aneusomie-Rate (>80%) für das Chromosom 17 gemessen werden; aber nur in den Ki67 negativen Dysplasie-Zellkernen. Sun et al. (2002) korrelierten weiterhin die Überexpression von p53 und des Ki67 Proteins in ihrer Intensität mit dem Grad der Dysplasie bzw. dem Tumorgrad. Da das Ausmaß der Expression der Proteine p53 und Ki67 von benignem Urothel über die Dysplasie und Carcinoma-in-situ bis zum Transitionalzellkarzinom stetig ansteigt, kann auch von diesem Marker (vergleiche FISHAnalyse von Krause et al., 2004) ausgehend geschlossen werden, dass die Dysplasie eine Präkanzerose des Carcinoma in situ ist, und das Carcinoma in situ eine Tumorvorstufe des invasiven Urothelkarzinoms [Sun et al., 2002]. CGH: Weitere in den CGH-Profilen festgestellte amplifizierte und deletierte Regionen z.B. der Chromosomen 22 und Y (vergleiche Tabelle 24 bis 26) konnten jedoch nicht mittels FISH überprüft werden, da es sich bei dem kommerziellen UroVysion-Kit, um eine feste SondenZusammensetzung der gängigsten chromosomalen Aberrationen des Urothels handelt, die nur Regionen der Chromosomen 3, 7, 17 und 9p21 detektiert. Die festgestellten chromosomalen Aberrationen umfassen eine Vielzahl an Genen, die in Zellproliferation, Apoptose und Stoffwechsel involviert sind. In diesem Abschnitt sollen nur exemplarisch STK15 und Rb genannt sein, weitere werden im Abschnitt über mögliche Kandidatengene ausgeführt: Durch die detektierte Amplifikation in der chromosomalen Region 20q könnte das Gen der STK15/BTAK/Aurora-A-Kinase betroffen sein. Yamamoto et al. (2006) stellten bei einer Studie unter Verwendung einer Immufluoreszenz-Detektion der Zentrosomen und von Aurora-A, sowie FISH-Analyse (LSI ZNF217, dem 20q13.2 Amplikon, sowie den ZentromerSonden der Chromosomen 7, 9, 17, und 20) von 100 Harnblasenkarzinomproben (über TURB gewonnen), dass jene Tumore (92,9% der invasiven Tumore) mit einer Amplifikation des 20q13 Lokus auch eine Zentrosomale Amplifikation und gleichzeitig eine Überexpression von Aurora-A zeigten. Somit postulierten sie, entsprechend Fraizer et al. (2004), dass die Diskussion 109 chromosomale Instabilität von einer Amplifikation des 20q13 und somit des Aurora-A-Gens einhergeht. Eine weitere für Patienten relevante Beobachtung machten Denzinger et al. (2007) bei der STK15-Expressionsstudie (versus weiterer Marker wie TP53, CK20, MIB1) von Biopsie-Gewebe von Harnblasenkarzinompatienten und gesunden Individuen; eine STK15 Amplifikation gemessen in benignem Urothel steht in Korrelation zu einem kürzeren Rezidivfreien Zeitraum und Tumor-spezifischen Überleben. Eine Amplifikation in der Region 20q konnte auch in nicht-proliferierenden Dysplasie-Zellen beobachtet werden (siehe Tabelle 24). Eine Expressionsstudie, ähnlich der von Schwarz et al. (2004), anhand von Dysplasien könnte Aufschluss über das Vorliegen einer STK15 Überexpression in proliferierenden Zellen geben. Vergleich Hyperplasie vs. Dysplasie Bei der Auswertung des FISH-Abschnitts der Doppelfärbung konnten bei den Präkanzerosen mit Ausnahme der Zentromer-Sonde CEP7 keine signifikanten Unterschiede der SondenKopiezahl zwischen Ki67 positiven und negativen Zellen festgestellt werden. Möglicherweise beherbergen die Ki67 negativen Zellen andere zelluläre Veränderungen, die nicht mit der UroVysion-Sonde detektiert werden können, und die Zellen in der G0-Phase verbleiben lassen (keine verstärkende Aktivierung der Proliferation aufgrund eines chromosomalen Defekts) oder sogar den Zelltod einleiten. Weitere chromosomale Aberrationen konnten mittels CGH auf Einzelzell-Niveau beobachtet werden (siehe Tabelle 24). Das Auftreten von Polysomien des Chromosoms 7 kann von klinischer Bedeutung sein, wenn in der Patientenprobe auch eine erhöhte Expression des Epidermal Growth Factor Rezeptors (EGFR) oder anderer Marker stattfindet. Anhand dieser Faktoren die Therapie-Antwort des Tumors im Vergleich zu Unterschieden vor und nach der Behandlung eventuell evaluierbar. Diese Unterschiede könnten entweder durch die Eliminierung der aberranten Zellen, einer phänotypischen Umkehrung des genetisch abnormen Klons oder Überwuchern von ungehemmten Zellklonen auftreten und die Wirkung und Sensitivität einer Chemotherapie bestimmen. Vergleicht man die Ergebnisse Ki67 positiver Zellen (aber auch ihrer Ki67 negativen Umgebung) der untersuchten Proben hinsichtlich beider Pathways, so lässt sich eine stärkere chromosomale Instabilität im „Dysplasie-CIS-Pathway“ im Gegensatz zum „Hyperplasie-pTaG1Pathway“ feststellen. Im Gegensatz zum untersuchten Normalurothel zeigten die Dysplasien einen geringeren Anteil diploider Zellen, und die ebenfalls als benigne eingestuften Hyperplasien zeigten nur in 33% der untersuchten Fälle annähernd diploide Sondensignale/Zellen (mit Werten über 70 %; dennoch geringere Anzahlen diploider Zellen als das Normalurothel), was sicherlich eine erste Entartung des Urothels anzeigt. Der Anteil an aberranten Zellen in den Diskussion 110 untersuchten Hyperplasien in dieser Arbeit ist etwas höher als in einer Studie von Schwarz et al. (2007) (Werte um 17 % für Zellen mit Polysomien), so dass es fraglich ist, ob diese Werte nur eine genetische Instabilität auf dem Niveau eines „Hintergrundrauschens“ ist. Dieses Ergebnis gibt das bereits in der Literatur erwähnte aggressivere Progressionsverhalten des „Dysplasie-CIS-Pathway“ wieder [Cheng et al., 1999]; dies könnte durch Deletion bestimmter Tumorsuppressorgene oder Amplifikation spezifischer Onkogene und Wachstumsfaktoren begründet sein. Insgesamt konnte in allen untersuchten Proben die Tendenz zu mehr Polysomien beim Carcinoma-in-situ und den invasiven Tumoren festgestellt werden, was Daten von Schwarz et al. (2007) wiederspiegelt. Bemerkenswert dabei ist, dass Polysomien stärker bei Ki67 positiven Zellen detektiert werden können. Dies könnte in Zusammenhang mit einem Wachstumsvorteil dieser chromosomalen Aberration für die Zelle stehen und müsste durch eine Analyse betroffener molekularer Faktoren näher bestimmt werden. Beckmann et al. (2007) stellten fest, dass eine höhere Kopiezahl (z.B. Gen-Duplikation) meist nicht so schädlich ist wie eine Deletion. In dieser Dissertation konnten mit Hilfe der etablierten Doppelfärbung erstmalig chromosomale Aberrationen in proliferierenden Zellen der Präkanzerosen der Harnblase beschrieben werden (siehe Tabelle 16-21 und Abbildung 17-19). Die Signifikanz dieser Beobachtung kann sogar dadurch bestärkt werden, dass Dysplasien und Hyperplasien, welche die bisher in der Literatur diskutierten zwei Tumorgenese-Pathways der Harnblase begründen, - wie erwartet unterschiedliche Aberrationen aufweisen. Während proliferierende Zellen von Hyperplasien für die UroVysion-Sonde CEP17 und LSI9p21 chromosomal instabiler sind, zeigen jene der Dysplasien diese Instabilität eher für die Sonden CEP 3 und CEP7. Es besteht ein signifikanter Unterschied diesbezüglich zwischen Dysplasien und Hyperplasien für die Sonden CEP 3 und LSI9p21 (siehe Tabelle 20-22). Somit kann das Auftreten von chromosomalen Aberrationen in den Präkanzerosen, im Gegensatz zu den Angaben von Schwarz et al. (2007), nicht zufällig sein, sondern es werden frühzeitig spezifische Signalwege ein- bzw. ausgeschaltet. Wendet man die Standardkriterien der UroVysion-FISH-Auswertung an alle untersuchten Präkanzerose-Fällen an, so sind 91 % der Dysplasien und nur 62 % der Hyperplasien FISH positiv, wobei Dysplasien präferentiell aufgrund der Deletion 9p21-Kriterien (hier: homozygot auftretend) als positiv eingestuft werden konnten (siehe Tabelle 23). Eine Progression dieser Fälle konnte in 23 % der Hyperplasien und in 46 % der Dysplasien festgestellt werden. Im Schnitt zeigten die Hyperplasie-Patienten einen längeren Tumor-freien Zeitraum (vergleiche Tabelle 23). Es konnte jedoch keine direkte Korrelation zwischen FISH-Positivität und Progression festgestellt werden. Auffällig war, dass drei Dysplasie-Patienten einen pTaG1 Diskussion 111 Tumor entwickelten, was eigentlich dem anderen Harnblasenkrebs-Pathway entspräche. Ob dies jedoch aufgrund von Unterschieden in der Befundung (neue WHO-Nomenklatur aus dem Jahre 2004) liegt, oder bereits kennzeichnende Veränderungen für den papillären Pathway vorliegen, müsste noch weiter bestimmt werden. Außerdem entwickelten nur jene Patienten ein Carcinoma-in-situ oder invasiven Tumor bzw. erneut eine Dysplasie, die sowohl für mehr als vier Kerne Aneusomien der Zentromer-Sonden und gleichzeitig homo- bzw. heterozygote Deletionen des 9p21 Lokus in mehr als 12 Kernen zeigten. Droller und Malmström (2000) vermuteten das eine Atypie und eine low-grade Dysplasie reversible neoplastische Zustände des Urothels sind oder sogar aufgrund von einer Entzündungsreaktion hervorgerufen werden. Des Weiteren wiesen sie daraufhin, dass auch benigne/normal erscheinendes Urothel genotypische Veränderungen tragen kann. Stoehr et al. (2002b) führten eine histologische-genetische Kartierung von Harnblasenproben durch und zeigten, dass genetische Veränderungen (hierbei: p53-Mutationen) in Tumor-umgebenen benignem Urothel vorkommen und vermutlich durch intraurotheliale Migration entstanden sein müssen. Untersuchungen bestätigten, dass das Auftreten einer Dysplasie (entstrpechen der WHO-Nomenklatur vor 2004) das Risiko der Tumorprogression oder einer Rezidivierung beinhaltet [Wijström et al, 2000]. Die in dieser Doktorarbeit verwendeten Biopsie-Proben der Patienten mit Primärdiagnose Dysplasie zeigten keine Tumorprogression in einem Zeitraum von mindestens 12 Monaten nach Erstdiagnose. Dies könnte die These von Droller und Malmström (2000) über einen „reversiblen Zustand“ der Dysplasien bestätigen. Wie in dieser Dissertation beobachtet, stellten auch Bollmann et al. (2005) bei der FISH-Urin-Analyse von Harnblasenkarzinom-Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden fest, dass nur diese Patienten ein Rezidiv entwickelten, deren FISH-Resultat sowohl die Deletion 9p21 und gleichzeitig vereinzelt (in Einzelzellen) Trisomien oder Tetrasomien der anderen Zentromer-Sonden zeigten. Vor allem für die weitere Prognose der Dysplasie-Patienten ist es aufgrund dieser Ergebnisse ratsam die Biopsien mittels UroVysion-FISH zu untersuchen. Bei einem FISH-positiven Ergebnis aller UroVysionSonden sollte eine Nachuntersuchung mittels Blasenspieglung spätestens nach ungefähr einem halben Jahr erneut durchgeführt werden, da nur 8 % der untersuchten Fälle mit diesem „Doppelten“-FISH-positiven Ergebnis kein Rezidiv entwickelten und keine Progression zeigten. Weitere Ergebnisse Der Anteil an Polysomien (Chromosomen Index > 2) der Zentromer-Sonden war in den in dieser Arbeit untersuchten Harnblasengewebsproben beim Carcinoma-in-situ und invasiven Diskussion 112 Urothelkarzinom höher im Vergleich zu den analysierten papillären Tumoren (pTaG1) und Präkanzerosen (siehe Tabelle 10-19 und Abbildung 14-20). Gleichzeitig zeigten alle untersuchten Proben homo- bzw. heterozygote Deletionen der p16- Region (Detektiert mit der Lokus-spezifischen Sonde Region 9p21; Chromosomen Index < 1,8) im Gegensatz zu der Normalurothel-Probe, dies bestätigt die Entartung des Gewebes neben der histologischen, morphologischen Ebene auch auf genetischer Ebene. Bei den invasiven Harnblasenproben und dem Carcinoma-in-situ erreicht die chromosomale Instabilität Werte >1, dicht gefolgt von den Dysplasien Werten mit knapp unter 1. Entsprechend den Studien von Hartmann et al. (1999) und Obermann et al. (2003), wurde auch in dieser Arbeit festgestellt, dass Hyperplasien und papillären (low-grade) Harnblasentumore (Werte um die 0,7) geringfügig chromosomal stabiler sind. Die als benigne eingestufte Hyperplasie erreicht dennoch nicht die Werte des Normalurothels (< 0,5), womit diese Präkanzerose bereits ein erstes malignes Potential zeigt. Im weiteren Tumorverlauf bei der Entstehung eines invasiven Urothelkarzinoms muss neben diesem Wachstumsvorteil auch ein Überlebensvorteil für die Tumorzellen vorhanden sein, was in einer Stabilisierung, also einem Stagnieren der Zunahme an chromosomalen Instabilität, zu sehen sein kann [Spencer et al., 2006; Cahill et al., 1999]. Bei der Auswertung der Doppelfärbung der invasiven Fälle konnte im Vergleich zu den Carcinoma-in-situ-Proben kein weiterer starker Gewinn an Polysomien und eher ein Rückgang der Werte der Standardabweichung, also ein Gewinn an chromosomaler Stabilität, beobachtet werden (vergleiche Tabelle 14). Diesbezüglich muss erwähnt werden, dass es sich bei den untersuchten Zellen der invasiven Tumore nicht um Zellen der „Invasionsfront“ handelte, somit auch deren Aufgabe nicht primär Wachstum und Invasion, sondern eher überleben ist. Alle untersuchten Patienten bzw. Einzelzellen zeigten relativ komplexe Rearrangierungen des Karyotyps, was letztendlich auf die Heterogenität des Gewebes zurückzuführen ist. Unterrepräsentierte chromosomale Regionen im Bereich 9p21 – detektiert durch CGH – konnten mit Hilfe der FISH bei den untersuchten Zellen der Dysplasien und CIS weitestgehend bestätigt werden (Abbildung 29 und 31). Es ist zu erwarten, dass ein polyploider Karyotyp mit balancierten CGH-Profil in der FISH-Analyse mehr als zwei Signale zeigt (z.B. Abbildung 28); während mittels CGH detektierte Deletionen wiederum unterschiedliche FISH-Ergebnisse aufweisen können (von einer partiellen Monosomie bis zu einer Polyploidie reichend; z.B. Abbildung 31). Da es sich bei dem Untersuchungsmaterial um Einzelzellen handelte, konnte eine Kompensation über- oder unterrepräsentierter Regionen durch das Vermischen mehrerer unterschiedlicher Subklone oder Verunreinigen der Probe mit normalen bzw. infiltrierenden inflammatorischen Zellen ausgeschlossen werden. Der pT1G3 Fall und die Hyperplasie-Fälle Diskussion 113 zeigten keine übereinstimmenden FISH-Signale der LSI9p21-Sonde der Doppelfärbung im Vergleich zu den CGH-Ergebnissen von Deletionen in der 9p21 Region (siehe Abbildung 28 und 30). Der Hauptgrund hierfür ist sicherlich darin zu sehen, dass die Einzelzell-Analyse im Gegensatz zum FISH-untersuchten Gewebeschnitt nur einen kleinen Bereich des Gewebes wiederspiegelt. Ein Vergleich der Daten bezüglich der Zentromer-Sonden war nicht möglich, da die CGH nur genomische Imbalancen detektieren kann, aber keine Aussage über den Ploidie-Grad zulässt. Dies zeigt wie bedeutend es ist, den Ploidie-Grad mittels anderer Cytogenetischer Methoden, wie Interphase-FISH oder Durchflußzytometrie, zu bestimmen, denn besonders bei der Progression zu soliden Tumoren steigt die Häufigkeit der Polyploidisierung der Zellkerne stetig an (im Gegensatz zu den durch balancierte Translokationen geprägten hämatologischen Malignitäten) [Ried et al., 1999]. Weitere Ergebnisunterschiede können aufgrund von anwendungs-technischen Grenzen beider Methoden herrühren. FISH Analysen weisen falsch-negative Ergebnisse auf, wenn z.B. αSatelliten Sonden verwendet werden [Harrison et al., 1998]. Geringe Kopiezahlen eines Tandemrepeats können zu einer geringeren Signalintensität führen und somit würde die Interphase-FISH fälschlicherweise eine Monosomie aufzeigen, wenn nur eines der beiden Chromosomen betroffen ist (z.B. bei hereditären Tumoren durch unterschiedliche parentale Herkunft), während die CGH das Profil eines diploiden Karyotyps vorweist. Trotz dieser Ungenauigkeiten wurden bei der Doppelfärbung unter anderem α-Satelliten Sonden für die FISH (Zentromer-Sonden der UroVysion) eingesetzt, um den Ploidie-Grad der Zellkerne zu bestimmen. Unstimmigkeiten zwischen CGH und Interphase-FISH Ergebnissen können auch aufgrund von unterschiedlicher Hybridisierungseffizienz und Missinterpretation der Interphase-FISHSignale herrühren. Auch wenn ein getesteter und für die Routine-Diagnostik zugelassener Sonden-Mix (UroVysion) verwendet wurde, können falsch-negative Resultate (aufgrund von Polymorphismen in der Anzahl der Tandemrepeats) und falsch-positive Ergebnisse (gespaltene Signale, die auf eine mitotische Aktivität hinweisen oder durch Chromosomen-Brüche entstehen) auftreten. Um ein Beispiel zu nennen, so können getrennte Chromatiden den Anschein von vier (wenn auch schwächer in der Fluoreszenzintensität und kleiner) anstelle von zwei Signalen erwecken. Verschiedene Aspekte können bei der CGH zu fehlerhaft interpretierten Ergebnissen führen, wie z.B. technische Artefakte aufgrund einer unzureichenden Unterdrückung (Blockierung) von repetitiven DNA-Sequenzen, Fehlern bei der HintergrundKorrektion, oder Veränderungen der Telomer-Regionen (welche das korrekte Ende eines Chromosoms kennzeichnen und meist eine schwache Bindung der Fluoreszenz-Sonde aufweisen). Des Weiteren sind die heterochromatischen Regionen der Chromosomen 1, 9 und 16 oft Diskussion 114 schwierig auszuwerten [du Manoir et al., 1995]. Außerdem können die exakte Position der Aberration sowie die präzise Zuordnung der Grenzen von DNA-Zugewinnen oder -Verlusten durch die räumliche Auflösung der Chromosomen beeinträchtigt werden, z.B. durch nichtlineares Strecken/Spreiten der Chromosomen und dadurch hervorgerufene unterschiedliche Länge der Chromosomen [Bentz et al., 1998]. Letztendlich kann auch die fehlerhafte mathematische Auswertung der Quotienten der CGH-Profile (andere Grenzwerte) zu falschpositiven Ergebnissen führen [Barth et al., 2000]. Diese Fehlerquellen wurden bei der Auswertung der Einzelzell-CGH-Daten berücksichtigt; z.B. zeigten etliche CGH-Profile Deletionen/Amplifikationen im Telomer-Bereich der Chromosomen, welche nicht mit in die Auswertung aufgenommen wurden (vergleiche Abbildungen 22, 26, 27). Im Rahmen dieser Doktorarbeit mittels FISH nachgewiesenen Deletionen der Region 9p21 konnten in 7 von 12 Fällen auch mittels CGH bestätigt werden. Darüberhinaus zeigte die CGH noch weitere von Amplifikation und Deletion betroffene chromosomale Regionen auf (siehe Abbildung 29-32), und zwar bereits in den Präkanzerosen. Diese genetischen Veränderungen können somit nicht aufgrund der Tumorprogression entstanden sein, sondern sind sicherlich auch von kausaler Bedeutung für die Tumorinitiation. Die Detektion erster nicht-letaler chromosomaler Aberrationen in proliferierenden Zellen von urothelialen Präkanzerosen gibt nicht nur Klarheit über erste gravierende Veränderungen bei der Tumorgenese – unter Berücksichtigung von Evolutions- und Selektionsfaktoren –, sondern könnte – viel entscheidender – neben einer diagnostischen, prognostischen Vorhersage für die Entscheidung weiterer Therapiemaßnahmen hilfreich sein. Denn am Anfang der Kanzerogenese sind die ersten Tumorklone noch monoklonalen Ursprungs, gehen also wie viele andere normale Zellen im biologischen Gewebe- bzw. Organverband auf eine gemeinsame Ursprungszelle zurück (wie z.B. bei der X-chromosomalen Inaktivierung oder bei den Antikörperproduzierenden B-Vorläuferzellen), so dass eine gerichtete Therapie gegen diese ersten präkanzerösen Zellen ein weiteres Tumorwachstum inhibieren oder sogar gänzlich verhindern [Weinberg, 2006]. Der monoklonale Ursprung präkanzeröser Zellen konnte auch in dieser Dissertation verfolgt werden (vergleiche das Auftreten gleicher chromosomaler Aberrationen in den CGH-analysierten Dysplasie-Einzelzellen, die im weiteren Progressionsverlauf auch in CIS und invasiven Tumoren detektiert werden konnten, in Tabelle 24). Die Dysplasie gilt als Präkanzerose des Carcinoma-in-situ (CIS). Für die Karzinogenese des CIS postulierten Demir et al. (2003) eine Progression zu einem invasiven Tumor über Mechanismen des „Zell-Kannibalismus“ einzelner Zellen oder Zellkolonien („intraepitheliale Dedifferenzierung“). Es wäre interessant festzustellen, inwieweit dieselben Pathways (unter ande- Diskussion 115 rem für Mikro-Invasion oder andere Beeinflussung der umgebenden Zellen) bereits bei Dysplasien detektierbar sind. Bereits Schwarz et al. (2007) fragten sich, ob die detektierte Aneusomie bzw. Aneuploidie in Einzelzellen das Ergebnis eines allgemeinen genetischen Schaden des Urothels (entsprechend der These von Pycha et al., 1999) ist oder aufgrund von horizontaler, pagetoider Tumorzell-Wanderung entsteht. Gemäß Hafner et al. (2002) ist die Mehrheit der multifokalen Harnblasenkarzinome sowohl gleichzeitig als auch nachfolgend auftretendend monoklonalen Ursprungs (Hafner et al., 2002; Pantel et al., 1999; allgemein bei Weinberg, 2006, beschrieben). Molekulare Studien zeigten, dass beim Harnblasenkrebs sowohl durch intraurotheliale Migration als auch durch eine Feldkanzerisierung Tumorzellen bei Harnblasenkarzinom-Patienten disseminieren können [Hafner et al., 2001; Stoehr et al., 2002], wobei ein klonales Verwandtschaftsverhältnis zwischen multifokalen Läsionen besteht [Hartmann et al., 2002b]. In den untersuchten Präkanzerosen ohne Vorbefund bzw. gleichzeitigem multifokalem Auftreten eines Urothelkarzinoms kann eine horizontale, pagetoide Tumordissemination zumindest in den präkanzerösen Stadien ausgeschlossen werden (vergleiche Tabelle 23). Dadurch dass sowohl in den proliferativ aktiven Zellen als auch in umgebenden ruhenden Zellen chromosomale Aberrationen detektierbar sind, sprechen diese Daten eher für eine Feldkanzerisierung der Harnblase. Kandidaten-Gene Die Einzelzell CGH-Analyse deckte weitere chromosomale Aberrationen in den Präkanzerosen auf. Betroffene Kandidatengene, die in den entsprechenden Regionen liegen, sind in Tabelle 25-28 aufgeführt und müssten in einer weiteren funktionellen Analyse untersucht werden. Die Kandidatengene sind sehr heterogen und umfassen sowohl Transkriptionsfaktoren, Proliferationsfaktoren, Apoptoseregulatoren als auch Gene des Stoffwechsels. Die Hyperplasien zeigten keine chromosomalen Veränderungen in der CGH-Analyse von proliferierenden Zellen, möglicherweise können dort jedoch Kandidatengene durch Punktmutationen (mittels CGH nicht erfassbar) betroffen sein. Proliferierende Zellen der Dysplasien zeigten vor allem Verluste in den chromosomalen Bereichen 9p und 13q, sowie Hinzugewinne in 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Die Analyse von Kandidatengenen dieser Bereiche kann neue Erkenntnisse in der Tumorinitiation der Harnblasenkarzinome erbringen. Die Rolle viele der Gene in Tabelle 25-28 (z.B. p53, MLH, p16, HMG-Group-Proteine, Rb, MDM2) aufgeführten Gene sind bereits gut erforscht und Veränderungen in der Gen-Kopiezahl korreliert meist gut mit der Gen-Expression (damit können zunächst epigenetische Faktoren bei der ExpressionsBeeinflussung ausgeschlossen werden). Andere Gene in den alterierten chromosomalen Regi- Diskussion 116 onen sind wiederum weniger gut untersucht und ihre Funktion dementsprechend weniger bekannt (z.B. TP63, CDK3, Ki67). Gene, die in den veränderten chromosomalen Bereichen der nicht-proliferierenden Zellen lokalisiert sind, können Aufschluss über Zellzyklus-inhibierende bzw. Apoptose-einleitende Veränderungen geben (z.B. E2F3, MSH5, TNF, CDKN1A, STK15, C-MYC, Ki-67, ABL2, AKT3, MSH3, CDK4, MDM2, sowie insbesondere das bei Hyperplasien eventuell betroffene Gen FOXO4). Vergleich mit anderen Präkanzerosen anderer Gewebe/Organe Abnormalitäten der chromosomalen Kopiezahl treten nicht nur beim Harnblasenkarzinom, sondern bei fast allen Tumoren auf, und zeigen spezifische Regionen (so genannte Hot-spots) der Amplifikation oder Deletion, die wiederum spezifisch für die/den jeweilige(n) Tumorart, grad und –progress sind. Die Anzahl an diesen Kopiezahl-Veränderungen nimmt mit zunehmenden Grad und Progression des Tumors zu, und zwar nicht-zufällig und teils aufgrund der gesteigerten chromosomalen Instabilität. Hot-Spots können ein Hinweis für chromosomale Regionen und Gene sein, die entscheidend für die Tumorgenese sind. Es wird vermutet, dass eine ungenaue, fehlerhafte homologe Rekombination (ausgelöst durch Defekte im DNAReparatur-Pathway) innerhalb repetitiver Sequenzen, die die Bildung des Kinetochore Komplexes umfassen, zu chromosomalen Verlusten und Hinzugewinnen führen, in dem es zu Rearrangierungen spezifischer Zentromer-Sequenzen kommt. Die differentielle Betrachtung des genetischen Status von proliferierenden Zellen im Vergleich zu ihrer „ruhenden“ Umgebung ist erstmalig in dieser Dissertation beschrieben worden. Dabei wurden Aberrationen an folgenden Chromosomen festgestellt: Verluste in den chromosomalen Bereichen 9p und 13q, sowie Hinzugewinne in 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Daten, die von Präkanzerosen anderer Tumorentitäten bisher erhoben wurden [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006], betrachten genetische Veränderungen im gesamten Gewebe ohne weitere immunhistochemische Unterscheidungskriterien bezüglich der Proliferations-Aktivität des Gewebes. Für die Anfänge der Harnblasenkarzinogenese ist es interessant, die auftretenden chromosomalen Aberrationen mit jenen in Präkanzerosen anderer Gewebe, Organe und Tumorentitäten zu vergleichen. Der Vergleich kann Rückschlüsse über die Grundzüge der Tumorgenese liefern, bzw. weitere Ansatzpunkte bei der Untersuchung des Harnblasenkarzinoms in seinen Anfängen. Das Wissen über bestimmte chromosomale Imbalancen in frühen Tumorstadien und Präkanzerosen, die generell in Zusammenhang mit der Tumorgenese stehen, kann hilfreich sein, spezifische FISH-Sonden zu- Diskussion 117 sammenzustellen, die charakteristisch für die unterschiedlichen Tumortypen sind. Die Multicolour-FISH (M-FISH) ermöglicht es, in nur einem einzigen Experiment wichtige prognostische Daten innerhalb weniger Tage zu erhalten. Vergleicht man die Daten von Präkanzerosen anderer Gewebe mit jenen des Urothels können Gemeinsamkeiten beobachtet werden: z.B. Polysomien des Chromosoms 7, welche Hinzugewinne der langen Arme der Chromosomen 8q und 13q (diese Veränderungen sind gekoppelt an einen zur Progression neigenden Phänotyp) vorangehen [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006]. Dennoch lassen sich schwer Tumorspezifische erste (Initial-)Veränderungen feststellen, da die chromosomalen Veränderungen bereits bei Präkanzerosen verschiedener Gewebe sehr komplex zu sein scheinen, so dass die vorliegenden Aberrationen nur Rückschlüsse über eine maligne Progression zu lassen können; jedoch keinen Aufschluss über die Initial-Veränderung bei der Tumorgenese des jeweiligen Gewebes [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006]. Schlussfolgernd konnte mit dieser Doktorarbeit gezeigt werden, dass chromosomale Aberrationen bereits ein frühes Ereignis der Tumorentstehung (Präkanzerosen) sind und nicht nur sekundär auftreten, und dass sie aufgrund ihres Vorkommens in proliferierenden Zellen eine biologische Relevanz für die Tumorevolution innehaben. Die CGH-Analysen wiederum deuten eher auf spezifisch auftretende Genmutationen (z.B. Region 9p21 in Dysplasien) hin. Zusammenfassung/Abstract 118 5 ZUSAMMENFASSUNG Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste bösartige urologische Tumor. Der Grossteil (80%) der Tumore ist bei Erstdiagnose oberflächlich begrenzt, und weist eine hohe Rezidivrate auf. Die spezifischen ersten genetischen Veränderungen der Tumorgenese des Harnblasenkarzinoms, die nicht letal und eventuell einen Wachstumsvorteil beherbergen, sind bisher nicht bekannt. Ein Screening von Tumorvorstadien nach spezifischen Veränderungen auf chromosomaler Ebene in proliferierenden Zellen ermöglicht der gleichzeitige Einsatz zweier Methoden: der Interphase-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung und der Immunhistochemi- schen(IHC)-Detektion des Proliferationsmarkers Ki67. Eine Zusammenstellung spezifischer Chromosomensonden (Urovysion; Abbott/Vysis) für diese Tumorentität wird bereits in der Routine-Diagnostik genutzt, um Rezidive und Tumor-Neuerkrankungen im Urin bzw. in Spülzytologien von Harnblasenkarzinom-Patienten nachzuweisen. In dieser Arbeit wurden 40 Harnblasengewebs-Biopsien untersucht, darunter waren 13 Hyperplasien, 12 Dysplasien, 7 CIS, 3 pTaG1 und 4 pT1G3-Fälle. Bei den Tumorvorstadien wurde darauf geachtet, dass es sich dabei möglichst um eine Erstdiagnose handelte. Zusätzlich wurde auf Einzelzell-Niveau mit Hilfe der Vergleichenden Genomischen Hybridisierung (CGH, Comparative Genomic Hybridisierung) das Genom nach Deletionen und Amplifikationen untersucht. Ziel war es, durch Kombination der drei Methoden (FISH, IHC und CGH) erste nicht letale typische chromosomale Aberrationen zu detektieren. Die Tumorvorstadien zeigten typische Chromosomenveränderungen, sowohl in den proliferienden Zellen, als auch in den umgebenden nicht-proliferierenden. Hyperplasien zeigten nur in nicht-proliferierenden Zellen Aberrationen. In proliferierenden Zellen von Dysplasien traten Verluste an den Chromosomen 9 und 13q auf, sowie Gewinne an den Chromosomen 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Involvierte Kandidatengene sind zahlreich und umfassen jene die Zellproliferation, Differenzierung, Apoptose und Stoffwechsel regulieren. In den Untersuchungen konnten chromosomale Veränderungen erstmalig in proliferierenden Zellen von Präkanzerosen detektiert werden, somit müssen diese Aberrationen mit einem proliferativen Vorteil und einer biologischen Relevanz einhergehen. Diese Arbeit wurde unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG-Nr.: Kn263/9-2). Zusammenfassung/Abstract 119 6 ABSTRACT Bladder cancer is the second common malignant urological neoplasia. Most of the tumors are superficial (80 %) at first diagnosis and reccur frequently. In order to understand the initial genetic aberrations reflecting growth advantage in bladder cancer we investigated first chromosomal aberrations and validated their biological potential at single cell level. Using multi-colour fluorescence in situ hybridisation (FISH; Urovysion) and Ki-67 immunohistochemistry first data was aquired and completed by lasermicrodissecting single cells for single-cell comparative genomic hybridisation (CGH) analyses. Double staining of fluorescence in situ hybridisation (Urovysion, Vysis/Abbott) and Ki-67 immunohistochemistry was carried out on frozen tissue sections from 25/40 patients with precancerous lesions of the bladder (13 hyperplasia, 12 dysplasia; those with preferably primary diagnosis; and further specimen from 7 carcinoma in situ, 3 pTaG1, 4 pT1G3). In addition 55 single cells of these precancerous lesions were laser-microdissected and analysed with single cell comparative genomic hybridisation (CGH). Focussing on the proliferating cells versus their non-proliferative neighbourhood in precancerous lesions of the bladder, chromosomal aberrations were detected in both types of cells. Proliferating hyperplastic cells showed almost a normal, diploid FISH and no further loss of chromosomal loci in the CGH-analysis. The CGH data of dysplasia cells showed mainly a loss of the chromosomal region 9p21 in proliferating cells, like expected from FISH results. Other chromosomal aberrations, depicted in dysplasia cells, were deletion of chromosome 9 and 13q as well as amplifications of the chromosomes 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X and Y. In this regions many candidate genes, involved in regulation of cell proliferation and differentiation, apoptosis and metabolism, are located. These methods established are apt to show that genetic aberrations detected in early bladder lesions or normal urothelium are biologically relevant since found in proliferating cells. This work has been supported by the German Science Foundation (DFG, grant no: Kn263/92). Literatur 120 7 LITERATUR 1. Aaboe, M.; Marcussen, N.; Jensen, K.M., Thykjaer, T.; Dyrskjot, L.; Orntoft, T.F.: Gene expression profiling of noninvasive primary urothelial tumours using microarrays. Br J Cancer 93: 1182-1190, 2005 2. Althausen AF, P. G. J., Daly JJ Noninvasive papillary carcinoma of the bladder associated with carcinoma in situ. J Urol 116:575, 1976 3. 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Humangenetik (Hauptfach); Mikrobiologie, Biotechnologie (1. Nebenfach); Biochemie (2. Nebenfach) Diplomarbeit: Untersuchungen zur Expression von High Mobility Group (HMG-) Protein-Genen an Paraffin-Eingebetteten, primären Mammakarzinomen 07/2002-11/2002 Praktikum (Studentische Hilfskraft): Arbeitsgruppe Genomforschung/Bioinformatik, Abteilung Molekulare Ökologie, MaxPlanck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen 10/2003- 03/2004 Studentische Hilfskraft: Fachbereich 2, Universität Bremen Promotion seit 06/04: Aachen, den 31.01.2008 Uniklinikum Aachen, Institut für Pathologie _________________________________ Anhang: Kongresse, Publikationen141 Kongresse, Publikationen Poster S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M. Speicher and R. Knüchel: “Insight in chromosomal Aberrations and their proliferative advantage for precancerous urothelial lesions.” CNIO Meeting: Bladder Cancer: Searching targets and biomarkers using genomic and proteomic approaches, 5-6 Oktober 2006, Madrid, Spanien S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: „Untersuchung genetischer Aberrationen in Präkanzerosen der Harnblase mittels Fluoreszenzin-situ-Hybridisation und Ki67 Immunhistochemie Doppelfärbung, sowie Comparative Genomic Hybridisation.“ 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 19.-21. April 2006, Berlin S. Koufou, S. Langer, M.R. Speicher and R. Knuechel: “Single-cell multi-analysis (FISH, IHC, single-cell CGH) of early flat urothelial lesions.” 3rd Münster Conference on Single cell analysis 2006, Münster Vorträge S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: “Double staining of Fluorescence-in-situ-hybridisation-(Urovysion®) and Ki67 Immunohistochemistry for detection of genetic aberrations in precancerous lesions of the bladder.” 15th Annual Meeting of the German Society for Cytometry 2005, Leipzig Zitierfähige Abstracts S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: Double staining of Fluorescence-in-situ-hybridisation-(Urovysion®) and Ki67 Immunohisto-chemistry for detection of genetic aberrations in precancerous lesions of the bladder. Cell Proliferation, 38(4): 204-214, Aug 2005 S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: Untersuchung genetischer Aberrationen in Präkanzerosen der Harnblase mittels Fluoreszenz-in-situHybridisation und Ki67 Immunhistochemie Doppelfärbung, sowie Comparative Genomic Hybridisation. Pathol. Res. Pract. 202 (4):199-350, 2006 S. Koufou, S. Langer, M.R. Speicher and R. Knuechel: Single-cell multi-analysis (FISH, IHC, single-cell CGH) of early flat urothelial lesions. BMMS, 1(3): 208-215 , 2007 Anhang: Danksagung142 DANKSAGUNG Bei Frau Prof. Knüchel-Clarke (Institut für Pathologie) möchte ich mich für die Möglichkeit, an ihrem Institut diese Doktorarbeit anzufertigen, und für die Übernahme des Gutachtens bedanken. Außerdem danke ich ihr herzlich für die stetige Diskussionsbereitschaft und die positive Unterstützung meiner Promotion. Herrn Prof. Klinner (Institut für Biologie IV, RWTH Aachen) danke ich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens. Mein Dank gilt Herrn Prof. Speicher (Institut für Humangenetik, Graz, Österreich) für die Ausarbeitung des interessanten DFG-geförderten Themas und temporären Vermittlung weiterer Kooperationspartner für die Single-cell CGH. Frau Dr. Langer (Institut für Humangenetik, München) gilt besonders mein Dank nicht nur für die Kooperation, sondern für ihre stete Bereitschaft die LA-PCR und vielmehr Single-cell CGH durchzuführen; ohne diese Methoden und interessanten Ergebnisse wäre diese Dissertation nicht so zeitnah möglich gewesen. Herrn Dr. Geigl (Institut für Humangenetik, München) danke ich für die temporäre Durchführung der Einzelzell-CGH und für seine konstruktiven Anregungen und zahlreichen Hilfestellungen bei der Etablierung der LA-PCR am Institut für Pathologie, Aachen Von Assistenzarzt Seite des Instituts für Pathologie, Aachen, danke ich insbesondere Frau Dr. Gaisa und Frau Dr. Lindemann-Docter für die Begutachtung histologischer Gewebeschnitte und für die hilfreichen Fachgespräche. Etlichen Personen des Instituts für Pathologie habe ich für die Einarbeitung in etliche Methoden bzw. Technischen Geräten zu danken: Herrn Dr. Krieg (PALM-MikrodissektionsSystem); Herrn Bösl für die Einarbeitung in hiesiges Fluoreszenz-Mikroskop-System (ZStapel-Aufnahme und Dekonvolutions-Programm), sowie für die Einarbeitung in Anfertigung histologischer Kryogewebsschnitte und in die Zellkultur inklusive Sphäroidherstellung den MTA des Instituts für Pathologie, Aachen. Allen Mitarbeitern des Instituts möchte ich für die stets angenehme, gutgelaunte und hilfsbereite Arbeitsatmosphäre danken. Stephie Rosewick, Kerstin Raupach, Janine Fischer, Sabine Neuss-Stein und Melanie Rezvani danke ich für die schöne gemeinsame Zeit im Labor und Büro. Stephie Rosewick möchte ich darüber hinaus noch für die aufmunternden Worte und zahlreichen Ratschlägen, wenn mal wieder etwas nicht funktionierte, ganz herzlich danken. Der größte Dank gilt meinen FreundInnen, meiner Cousine Stamoula, meinem Vater und vor allem meiner Mutter, die für mich in jeder Phase meiner Promotion ein offenes Ohr hatten und mich von ganzem Herzen motiviert und unterstützt haben! Die Durchführung der Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt. „GENETISCHE ABERRATIONEN MIT EINEM WACHSTUMSVORTEIL IN FRÜHEN PRÄKANZEROSEN DES UROTHELS DER HARNBLASE“ Von der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen zur Erlangung des akademischen Grades einer Doktorin der Naturwissenschaften genehmigte Dissertation vorgelegt von Diplom-Biologin Stella Vasiliki Koufou aus Bremen Berichter: Prof. Dr. med. R. Knüchel-Clarke Prof. Dr. rer. nat. U. Klinner Tag der mündlichen Prüfung: 30.04.2008 Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der Hochschulbibliothek online verfügbar. Genetische Aberrationen mit einem Wachstumsvorteil in frühen Präkanzerosen des Urothels der Harnblase Dissertation an der RWTH Aachen vorgelegt von Dipl.-Biol. Stella Vasiliki Koufou Dissertation eingereicht: 31. Januar 2008 1. Gutachter: Prof. Ruth Knüchel-Clarke 2. Gutachter: Prof. Ulrich Klinner Tag der mündlichen Prüfung: 30.04.2008 Wissenschaftler meinen, sie könnten mit Mikroskopen und Teleskopen alle Geheimnisse der Natur entschleiern. Und sie glauben nur an das, was sie wiegen und messen können. Aber sie verstehen doch alles nur stückweise. Jostein Gaarder Meiner Mutter (in Memoriam) und meinem Vater Inhaltsverzeichnis 4 INHALTSVERZEICHNIS 1 2 EINLEITUNG 07 BEGRIFFSBESTIMMUNG: KREBS 07 PHASEN DER TUMORGENESE 09 DAS HARNBLASENKARZINOM 13 Epidemiologie 13 Entwicklung und Anatomie der Harnblase 14 Ätiologie des Harnblasenkarzinoms 16 Pathologie des Harnblasenkarzinoms 17 TNM-Klassifikation 20 Symptomatik, Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms 22 BIOLOGIE DES HARNBLASENKARZINOMS 25 Histopathologie versus Genetik 30 FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNG DER VORLIEGENDEN ARBEIT 34 MATERIAL UND METHODEN 36 MATERIAL 36 PATIENTENKOLLEKTIV 36 ZELLLINIEN 37 LABORGERÄTE 37 CHEMIKALIEN 39 ENZYME 39 PUFFER UND LÖSUNGEN 40 VERWENDETE OLIGONUKLEOTIDPRIMER 41 METHODEN 42 ZUSAMMENSTELLUNG DES FALLMATERIALS UND IDENTIFIZIERUNG DER UROTHELREGIONEN 42 MONOLAYER- UND SPHAEROID-ZELLKULTUR 42 HISTOLOGISCHE METHODEN 43 Inhaltsverzeichnis 5 DOPPELFÄRBUNG: FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG (FISH)/ IMMUNHISTOCHEMIE (IHC) 44 AUSWERTUNG DER DOPPELFÄRBUNG 50 MIKRODISSEKTION 51 Manuelle Mikrodissektion 51 Laser-gestützte Mikrodissektion 52 Herstellung einer Einzelzellsuspension 53 AMPLIFIKATION GENOMISCHER EINZELZELL-DNA DURCH POLYMERASEKETTENREAKTION (PCR) 53 DNA-ISOLATION UND QUANTIFIZIERUNG 55 EINZELZELL COMPARATIVE GENOMISCHE HYBRIDISIERUNG (SS CGH) 55 3 ERGEBNISSE 58 ETABLIERUNG DER UROVYSION-Ki67-DOPPELFÄRBUNG 58 UNTERSUCHUNG VON PATIENTENFÄLLEN MITTELS UROVYSION-Ki67DOPPELFÄRBUNG 63 ETABLIERUNG VON DOPPELFÄRBUNG, LASERMIKRODISSEKTION, LINKERADAPTOR-PCR, CGH ZUR EINZELZELL-ANALYSE 77 ERGEBNISSE DER MITTELS EINZELZELL-ANALYSE UNTERSUCHTEN PATIENTENFÄLLEN 84 POTENTIELLE KANDIDATENGENE 89 LITERATURDATEN ZU UROTHELIALEN PRÄKANZEROSEN 91 DISKUSSION 93 ETABLIERUNG DER UROVYSION-Ki67-DOPPELFÄRBUNG 94 ETABLIERUNG DER EINZELZELL-ANALYSE MITTELS CGH 99 ERGEBNISSE 102 5 ZUSAMMENFASSUNG 119 6 ABSTRACT 120 7 LITERATURVERZEICHNIS 121 8 ANHANG 138 4 Inhaltsverzeichnis 6 Abkürzungsverzeichnis 138 Lebenslauf 141 Kongresse, Publikationen 142 Danksagung 143 Einleitung 7 1 EINLEITUNG Angaben der WHO (World Health Organisation) zufolge, gehören Krebserkrankungen weltweit zu den häufigsten Todesursachen, mit 7,6 Millionen Todesfällen (13 %) jährlich [WHO, 2006]. Allein in Deutschland erkranken jährlich über 400.000 Menschen an malignen (bösartigen) Tumoren, mit steigender Inzidenz [Bertz et al., 2006]. Um das Phänomen „ Krebs“ zu verstehen und besser bekämpfen zu können, werden heutzutage verschiedene Ansatz-/Angriffspunkte erforscht. So auch in dieser Doktorarbeit. Es sollen erste genetische Veränderungen in frühen Tumorstadien/ -Vorstufen des Harnblasenkarzinoms, die nicht letal sind und zu einer bösartigen (malignen) Entartung führen können, untersucht werden. Begriffsbestimmung: Krebs Der Begriff Krebs umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die prinzipiell in jedem Organ und Gewebe zu jedem Zeitpunkt vorkommen können. Jedoch gibt es erhebliche Häufigkeitsunterschiede nach Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, geographischer Region, Ernährungs-/Lebensgewohnheiten usw. Charakteristisch für Krebs ist eine sich von normalen Zellen unterscheidende Proliferation (Zell/Gewebewachstum). Diese aberranten, Wachstumsenthemmten Zellen entstehen und akkumulieren in Abhängigkeit von Evolution und Selektion [Cahill et al., 1999]. Dadurch unterscheiden sich Krebszellen von dem Zustand der Hypertrophie und Hyperplasie, welche aus „ normalen“ Zellen bestehen [Kufe et al., 2006]. Krebserkrankungen entstehen infolge ungehinderter Proliferation von Zellen, die aufgrund von genetischen Defekten zur Fehlsteuerung des Zellwachstums führen. Als Tumor (Neoplasie) bezeichnet man eine Gewebeneubildung in Form eines spontanen, verschiedengradig enthemmten, autonom und irreversiblen Überschusswachstums von körpereigenem Gewebe, das in der Regel mit unterschiedlich ausgeprägtem Verlust spezifischer Zell- und Gewebefunktionen verbunden ist. Dieses sich verselbständigte Wachstum führt zunächst zu benignen (gutartigen) Tumoren, aus denen sich nach Invasion und Durchbruch anatomischer Barrieren, z.B. die angrenzenden Basalmembranen, maligne (bösartige) Tumore entwickeln. Zusammen mit den malignen Erkrankungen des Blutes und Knochenmarks (Leukämie und Lymphom), sowie jenen des Stützgewebes (präziser: dem Mesoderm; mesenchymaler Ursprung), die so genannten Sarkome, gehören die Karzinome, die von Zellen im Deckgewebe von Haut oder Schleimhaut (Epithel) ausgehen, zu der Gruppe der malignen Tumorerkrankungen (Krebser- Einleitung 8 krankungen). Krebszellen, deren Wachstum bei intakter Basalmembran auf das Epithel limitiert ist (so genanntes Carcinoma-in-situ oder intraepitheliale Neoplasie), können molekulare Veränderungen tragen, die einem Krebsphänotyp entsprechen. Diese Zellen gelten als Vorläufer (Präkanzerose) des invasiven Karzinoms. Hingegen unterscheiden diese Eigenschaften der Aggressivität und Invasion Krebs von anderen Gewebeveränderung, die aus „ normalen“ , morphologisch unauffälligen Zellen bestehen, wie die Hypertrophie und Hyperplasie [Kufe et al., 2006]. Im Laufe der Tumorentstehung (sog. Tumorfortschreiten bzw. Tumorprogression) lassen sich morphologische Umwandlungen der vorhandenen Gewebestrukturen beobachten, die über die prämalignen Stadien der Hyperplasie und Dysplasie, weiter über jene des präinvasiven und invasiven Karzinoms bis hin zur Fernmetastasierung, d.h. der Absiedelung von Tumorzellen in einem anderen, entfernten Gewebe, führen [Fearon und Vogelstein, 1990]. Dabei verlieren sich im Verlauf der Tumorprogression die ursprünglichen Gewebecharakteristiken, so dass der Tumor anaplastisch (entdifferenziert) wird. Die Anaplasie bezeichnet die Umwandlung höher differenzierter Zellen, die dem normalen Gewebe noch morphologisch und biologisch am ähnlichsten sind, in weniger differenzierte Zellen. Ist dieser Zustand reversibel, so spricht man von einer Metaplasie. Ein Rezidiv wiederum kennzeichnet ein lokales Wiederauftreten eines Tumors, eines so genannten Tochtergeschwulstes, nach Entfernung (Resektion) des Primär-Tumors. Auch das Epithel-Umgebende Gewebe, das so genannte Stroma oder Interstitium, erfährt tumorbedingt Veränderungen, wie z.B. eine erhöhte lymphozytäre Infiltration – ausgelöst durch eine immunologische Reaktion des Organismus gegen den Tumor – oder ein Tumormitbestimmtes Einsetzen der Angiogenese (Gefäßwachstum) bzw. Vaskularisation (Gefäßneubildung). Bereits ab der Größe von einigen Millimetern, ist die Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und anderen essentiellen Faktoren gemindert, so dass es zu Nekrosen (Absterben von Zellen) im Tumorzentrum kommt. Um dem entgegenzuwirken ist eine relativ früh einsetzende Angiogenese und Vaskularisation entscheidend. Damit zeigt sich, dass die bislang bezeichnete Autonomie des Krebses nur einer vereinfachten Darstellung zugrunde lag, d.h. das der Krebs doch kein rein Zell-Autonomes System ist, sondern abhängig von der Wechselwirkung mit den umgebenden Nachbarzellen ist [Kenny et al., 2007]. Krebszellen tragen eine Kaskade genetischer und epigentischer Veränderungen, die im Verlauf der Tumorentstehung akkumulieren und sich gegen Selektions- und Evolutionsdruck behaupten müssen, um nicht letal zu sein und in die nächste Tumor-Tochterzellgeneration weitergegeben werden zu können. Die Penetranz bezeichnet das Ausmaß einer bestimmten phä- Einleitung 9 notypischen Manifestation eines bestimmten Genotyps, und ist für einige Genotypen durch weitere Faktoren, wie altersbedingte Veränderungen, beeinflusst [Beckmann et al., 2007]. Phasen der Tumorgenese Es gibt eine Vielzahl von Theorien zur Krebsentstehung. Die bisher nahe liegende ist, dass ein Kopierfehler, ein (sogar angeborener) Schaden der DNA in bestimmten Genen die Initialzündung für die Karzinogenese liefert [Loeb, 1991]. Mögliche Ansatzstellen für eine Kanzerisation sind in Abbildung 1. dargestellt. Krebs entsteht aus einer ausgereiften, InvasionsBefähigten Krebszelle. Die Krebsentstehung (Kanzerogenese) kann dabei als ein Mehrstufenprozess mit langjähriger Latenzzeit angesehen werden, der in drei Phasen unterteilt werden kann [Harris, 1991; Weinberg, 1989]. Erst die Addition mehrerer genetischer Veränderungen (Aberrationen) führt zur Entstehung eines manifesten Karzinoms [Lengauer, 1997; 1998]. Abbildung 1.: Defekte im Zellzyklus, die zu einer Missverteilung der Chromosomen führen können. Gene, die aufgrund von Veränderungen in der DNA-Reparatur und dadurch hervorgerufener Genom Instabilität betroffen sind, sind rot dargestellt. [Marx, 2002] Einleitung 10 Veränderungen des Erbgutes durch kanzerogene Substanzen können eine normale Zelle in einen „ präkanzerösen“ Zustand überführen, man bezeichnet diesen Vorgang als Initiation (vergleiche Abbildung 2). Dabei werden durch kanzerogene Substanzen erste DNASchädigungen induziert, die zu Nukleotidsequenz-Austausch führen. Hierzu zählen intragenetische Gen- bzw. Punktmutationen sowie Basen-Substitutionen, Deletionen oder Insertionen einzelner oder mehrerer Nukleotide. Dazu gehören auch Polymorphismen, z.B. SNPs (single nucleotide polymorphisms). Diese Prozesse können bei der Zellteilung den normalen Ablauf der Replikation stören und so Mutationen im Tochter-DNA-Strang verursachen. Der Grad der Auswirkung der DNA-Schädigung ist abhängig von der Art und der Lage der dadurch ausgetauschten Aminosäure im Protein, so führt nicht jeder Nukleotid-Austausch zu einer Veränderung des Gen-Produktes. Wird die genetische Information jedoch verändert, entstehen u.a. Abbildung 2.: Die Karzinogenese ist ein mehrstufiger Prozess, der multiple genetische und epigenetische Veränderungen in Protoonkogenen, Tumorsuppressorgenen und anderen involviert (Harris, 1991) Missens- oder Nonsens-Mutationen, Stop-Kodons oder Leseraster-Mutationen, bei welchen infolge Insertion oder Deletion der Basen-Triplet-Code eine andere Bedeutung bekommt und ein so genannter Frame-Shift, eine Verschiebung des Leserasters, auftritt. Geringe Veränderungen verursachen z.B. Austausche gleicher Aminosäuren. Substitution eines Pyrimidinbzw. Purin-Nukleotids gegen ein anderes Pyrimidin- bzw. Purin-Nukleotid wird Transition, Substitution eines Pyrimidin- gegen ein Purin-Nukleotid Transversion genannt. Neben diesen „ Mikro-Mutationen“ treten auch größere auf, die Chromosomen-Mutationen. Das sind Veränderungen der Form bzw. der Struktur von Chromosomen, wie z.B. Translokation. Dabei handelt es sich um Fusionen von verschiedenen Chromosomen oder von Segmenten einzelner Einleitung 11 Chromosomen. Beim zusammengesetzten (fusionierten), im Gegensatz zum einfachen (Wild-) Typ, können dabei während der Rekombination Deletionen oder Insertionen von Anteilen chromosomaler Arme auftreten, was zu Verlusten oder Zugewinnen an chromosomalem Material, und hierdurch bedingt zur Produktion neuer Gene, so genannter Fusionsgene, führen kann. Bei Genom-Mutationen handelt es sich um Änderungen in der Chromosomenzahl, Aneuploidie genannt, durch Verlust (Deletion) oder Vervielfachung (Amplifikation) ganzer Chromosomen oder Anteile von Chromosomen [Beckmann et al., 2007]. Aneuploidie kann in vielen Tumorarten beobachtet werden und ist eine Missverteilung der Chromosomen während der Mitose, wobei der genaue Prozess derzeit immer noch unklar bleibt [Weaver und Cleveland, 2005]. Nach der „ Aneuploidie-Hypothese“ ist die Aneuploidie die treibende Kraft der Tumorgenese und demnach proportional zur chromosomalen Instabilität [Boveri, 1902; Nowell, 1976; Duesberg et al., 2001; 2003; 2005]. Die Identifizierung von spezifischen Signalmustern bzw. Aneuploidieclustern innerhalb des Gewebeverbandes können daher neue Informationen über die Tumorentwicklung liefern. Spontane oder durch Chemikalien ausgelöste Mutationen treten an ca. 10000 Stellen pro Zelle und Tag auf. Mutationsereignisse sind dabei nicht gleichmäßig über die Sequenz eines Gens verteilt. Es gibt Stellen, an welchen Mutationen selten oder nicht auftreten, während an anderen, so genannten „ hot-spots“ , mehrere unabhängige Mutationsereignisse auftreten können. Auch in präneoplastischen Veränderungen wie Hyperplasien und Dysplasien sind bereits genetische Veränderungen vorhanden. Dabei ist der Tumorphänotyp genetisch determiniert, es handelt sich um eine Störung und Deregulierung physiologisch aktiver oder mutierter Gene auf DNA-, RNA- und Proteinebene. Das weitere Schicksal der mutierten Zelle hängt stark von der Art der Mutation ab. Während manche Mutationen die Zellfunktion gar nicht beeinträchtigen (stille Mutation), und zu viele Mutationen meist das Absterben der Zelle zur Folge haben, scheinen besonders Mutationen in wichtigen Kontrollgenen die Krebsentwicklung zu initiieren (z.B. durch Aktivierung von Onkogenen, das sind Gene, die in Wachstumsstimulierende Pathways involviert sind; oder Deaktivierung von Tumorsuppressorgenen, welche das normale Wachstum kontrollieren und inhibieren). So zeigen beispielsweise die Hälfte aller menschlichen Tumoren Mutationen im Tumorsuppressorgen p53. Eine besondere Bedeutung kommt den DNA-Reparatursystemen zu, die normalerweise mit hoher Effizienz Replikationsfehler korrigieren und damit Mutationen verhindern. Diese Systeme können versagen, wenn z.B. zu viele Fehler gleichzeitig auftreten oder deren Wirkung durch Fremdstoffe gehemmt wird. Einleitung 12 Erst durch den Einfluss bestimmter wachstumsstimulierender Faktoren tritt die Tumorgenese in die Promotionsphase ein, in der sich die initiierte Zelle zu teilen beginnt (selektive, klonale Expansion) [Tomlinson und Bodmer, 1999]. Diese Wachstumsstimulation kann durch Chemikalien ausgelöst werden, aber auch durch Entzündungen oder körperfremde Feststoffe. Durch weitere genetische und epigenetische Faktoren tritt die Kanzerogenese in die dritte Phase, die Progressionsphase, ein. Hierbei entwickeln die Zellen Eigenschaften des ungehemmten Wachstums und Metastasierung; man spricht auch von einer malignen Transformation. Ein Tumorwachstum entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen überschießender Proliferation und vermindertem Absterben von Tumorzellen, der Apoptose (programmierter Zelltod). Weitere Zellvermehrung führt schließlich zur Bildung von Tumoren und damit zu klinisch erkennbarem Krebs. Dabei ist entscheidend, dass verschiedene innere und äußere Faktoren zu Mutation, Gen-Überexpression und Gen-Unterexpression führen und somit unterschiedliche Pathways involviert sind, die nicht zu einem typischen, allgemeingültigen KrebsPathway führen, sondern über verschiedene Wege zu Zellen mit einem für Krebs charakteristischen Phänotyp [Kufe et al., 2003; Weinberg, 2006]. Kritisch an dem Mehrstufenmodell der Karzinogenese ist, dass es nur den Prozess der Krebsentstehung beschreibt, aber nicht auf die Ursache eingeht. Beobachtungen an Retinoblastomen (Rb) von Kindern führten zu der von Knudson (1971) postulierten „ Two-Hit“ Hypothese: Zwei unabhängige Mutationen sind erforderlich, um zu einem malignen Wachstum zu führen. Bei der vererbten (hereditären) Form des Retinoblastoms ist ein Teil der Vorraussetzung durch das Vorliegen einer Keimbahn-Mutation erfüllt; das Entstehen einer zweiten Mutation, ist die zweite Vorraussetzung. Dies erklärt das sehr frühe und bilaterale Auftreten der Tumore in hereditären Fällen. Bei sporadischen Tumoren müssen zwei unabhängige Veränderungen in derselben Zelle erworben werden [Knudson, 2001]. Nowak et al. (2002) hingegen behaupten, dass Tumore aufgrund einer Mutation, die zu einer chromosomalen Instabilität (CIN) führt, initiiert werden. Sie vermuten weiter, dass sporadische Tumore eine vererbbare Aberration, die eher die genetische Instabilität als das zelluläre Wachstum beeinflusst, als erste Veränderung tragen. Auch altersbedingte chromosomale Veränderungen, wie die Telomerverkürzung, können Ursache einer Krebsentstehung sein. Die Telomerverkürzung findet mit jeder Zellteilung bis zu einem kritischen Wert, dem so genannten Hayflick Limit [Hayflick und Moorhead, 1961], statt. Bei einer Fehlfunktion können Signalwege, in denen über p53 oder das RetinoblastomaGen involviert sind, zu weiteren Zellteilungen und damit zu offenen Chromosomen-Enden Einleitung 13 führen, welche weiterhin über den „ breakage-fusion-bridge“ Mechanismus chromosomale Aberrationen in den Zellen bewirken können [McClintock et al., 1941]. Nicht jede Mutation ist dazu fähig eine Zelle in einer malignen Form zu transformieren, dazu spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle, die darüber entscheiden, welche Mutation transformierend wirkt und ob diese Veränderung das Tumorwachstum vorantreibt (mit einem „ Wachstumsvorteil“ einhergeht) [Vineis, 2003 und Vineis et al., 2007]. Die Untersuchung des Schicksals erster präkanzeröser Mutationen stellt sich bisher als technisch schwierig dar, da Krebs meist in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird bzw. um ausschlaggebende Mutationen in prämalignen Stadien zu detektieren, Untersuchungen auf dem EinzelzellLevel durchgeführt werden müssten. Spencer et al. (2006) haben deshalb versucht mit Hilfe eines Computer-basierten Modells sich der Evolution der Tumorgenese zu nähern und dabei unter anderem festgestellt, dass am Anfang der Tumorgenese verschiedene heterogene, polyklonale Zell-/Mutationsklone existieren. Welche Veränderungen am Anfang der Tumorgenese stehen und zu weiterem Tumorwachstum führen, müsste noch experimentell genauer untersucht werden. Das Harnblasenkarzinom Epidemiologie Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste urologische Tumor nach dem Prostatakarzinom. In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich ca. 26000 Patienten neu an einer bösartigen Neubildung (maligne Neoplasie) der Harnblase, dem Harnblasenkrebs. Ungefähr 5000 Patienten versterben tumorbedingt. Am häufigsten tritt der Harnblasenkrebs im höheren Alter zwischen 50 und 70 Jahren auf. Männer sind dabei mehr als doppelt (2,5-3-mal) so häufig betroffen als Frauen [Bertz et al., 2006]. In ca. 90 % entstehen Harnblasenkarzinome in der Schleimhaut (Urothel), die neben der Harnblase auch Nierenbecken, Harnleiter und Harnröhre auskleidet, so genannte Urothelkarzinome. Die restlichen 10 % bilden Plattenepithelkarzinome, welche eine maligne Entartung (Transformation) eine Plattenepithelmetaplasie und somit eine histologische Veränderung des Urothels sind, sowie Adenokarzinome der Harnblase. 70-80 % der Patienten haben bei Diagnosestellung einen oberflächlichen Tumor (pTa1), während bei 30 % bereits ein fortgeschrittenes, in die Muskulatur fortgeschrittenes Krebsstadium vorliegt. Es werden flache Wachstumsformen von papillären unterschieden [Eble et al., 2004]. Einleitung 14 Nach kompletter Resektion können 60-80 % der Patienten nach 4 Jahren ein Rezidiv entwickeln. Das Progressions-Risiko ist bei nicht invasiven Tumoren pTa um vieles kleiner (> 4%) als bei pT1-Tumoren (30%). Jedoch haben Tumorrezidive häufig ein höheres malignes Potential, welches sich in zunehmender Invasivität und schlechterem Tumorgrading widerspiegelt. Entwicklung und Anatomie der Harnblase Die Harnbase (Vesica urinaria) zählt neben Nierenbecken (Pelvis renalis), Harnleiter (Urether) und Harnröhre (Urethra) zu den ableitenden Harnwegen (siehe Abbildung 3). Wegen der ontogenetischen Zusammenhänge werden Harn- und Geschlechtsorgane unter der Bezeichnung Urogenitalsystem zusammengefasst. Entwicklungsgeschichtlich sind die ableitenden Harnwege unterschiedlicher Herkunft. Nierenbecken, Urether, Trigonum (Trigonum vesicae) der Harnblase und Teile der prostatischen Harnröhre entstehen aus dem gemeinsamen nephrogenen Strang, was ein Teil der Urogenitalfalte ist, dabei handelt es sich um eine Mesodermvorwölbung; hingegen entsteht der Rest der Harnblase aus der Kloake, welche im Frühstadium der gemeinsame Endabschnitt von Darmkanal und Urogenitalsystem ist, somit entsteht aus der Kloake auch der Enddarm [Schiebler, 2005]. Abbildung 3.: Die Harnblase (Quelle:Wikipedia) Die Harnblase ist ein muskulöses Hohlorgan, welches den von den Nieren gebildeten Urin aufnimmt. Ihre Form variiert je nach Entwicklungsstand und Füllungsgrad. Sie ist im kleinen Becken unter dem Peritoneum (Bauchfell), welches die Harnblase vom Scheitel (Apex vesicae) bis ungefähr zur Einmündung der Uretheren (Ostium ureteris) bedeckt, und hinter der Symphyse lokalisiert. Sie ist am Beckenboden, der Blasenvorderwand und über den Urachus Einleitung 15 (Allantoisrudiment, ursprünglicher Harngang) an der Abdomenvorderwand fixiert. Makroskopisch wird die Harnblase in den Blasenhals (Collum vesicae) am Übergang zur Urethra (Harnröhre), das 3x5 cm große Trigonum zwischen Uretherenmündungen und Blasenauslass, in die Basis oder den Blasengrund (Fundus vesicae), die lateralen und anteriore Region und den Blasenscheitel (Apex vesicae) unterteilt [Schiebler, 2005; Schubert, 1997]. Die Harnblasenwand besteht aus drei Schichten: Tunica mucosa (Muskelschicht), Lamina Propria und der Urothelschicht (Schleimhaut). Die Schleimhaut ist im Gegensatz zur darunter liegenden Muskelschicht verschieblich (siehe Abbildung 4). Sie ist bei leerer Blase in Falten gelegen, die mit zunehmender Füllung verschwinden. Eine Ausnahme bildet das Trigonum, hier ist die Schleimhaut mit der Muskelschicht verwachsen [Benninghoff, 1993]. Die Lamina propria ist eine gut verschiebliche, gelegentlich auch Fettzellen enthaltende Bindegewebsschicht (Tela submucosa). Die Tunica muscularis besteht aus netzartig miteinander verflochtenen Bündeln glatter Muskulatur. Die Blasenmuskulatur ist so konzipiert, dass während der Miktion (Blasenentleerung) die Urethermündungen verschlossen werden und der Blasenauslass geöffnet wird [Bucher und Wartenberg, 1997]. Die Lamina Propria befindet sich zwischen Tunica muscularis und Urothel. Diese Schicht besteht aus lockerem, blutgefäßreichem Bindegewebe mit einzelnen markscheidenfreien Nervenfasern und meist wenigen, unterschiedlich dicht und parallel zur Oberfläche angeordneten glatten Muskelfaserbündeln [Schubert, 1997]. Das auskleidende Urothel (Transitionalepithel, Übergangsepithel) ist normalerweise in der Harnblase 5-7 Zelllagen hoch. Es enthält in allen Bereichen der ableitenden Harnwege eine charakteristische oberflächliche Zellschicht (Superfizialzellen, „ umbrella cells“ ), die von einer Sialinsäurehaltigen Mukopolysaccharidschicht bedeckt ist. Diese Schicht dient dem Urothel als Schutz vor Infektionen und anderen schadhaften Substanzen im Urin. Studien zeigten, dass antimikrobiell wirkenden Peptide (AMP; z.B. Cathelicidin und Defensin) gegen eine bakterielle Kolonisation des Urothels sorgen (Ausnahme: der Harnröhren-Einlass und der Urin selbst) [Zasloff, 2006]. Die Superfizialzellen haben luminal eine verdickte Doppelmembran („ asymmetric unic membrane“ = AUM), die urothelspezifische Antigene (z.B. Uroplakin III) enthält. Unter dieser oberflächlichen Zellschicht liegt eine 2-5 Zelllagen hohe Schicht kleiner Intermediärzellen und an diese Zellschicht grenzt die Basalzellschicht mit länglichen, senkrecht zur Basalmembran angeordneten Zellkernen an (sog. Palisadenstellung) [Schubert, 1997]. Im Trigonum finden sich plattenepitheliale Zellen, die in ihrem Metabolismus (z.B. Glykogengehalt) hormonabhängig sind und u.a. Östrogenrezeptoren enthalten [Schubert, 1997]. Einleitung 16 Urothel Lamina propria Tunica muscularis -- Deckzellen „ umbrella cells“ Stratum longitudinae Stratum circulae -- Intermediarzellen -- Basalzellen --Stroma Tunica adventitia Abbildung 4.: Die Harnblasenwand (verändert nach Gray, 1918) Ätiologie des Harnblasenkarzinoms Für die Entstehung von Harnblasenkarzinomen wird ein multifaktorieller, mehrstufiger Prozess diskutiert, bei dem komplette bzw. inkomplette Faktoren die maligne Transformation in der Urothelzelle verursachen (Initiation) und proliferationsstimulierende Mediatoren in einem zweiten Schritt bzw. mehreren Schritten das Tumorwachstum realisieren (Promotion) [Bichler et al., 2000]. Die Entstehung multipler Tumoren an unterschiedlichen Stellen im Urothel ist bedingt durch ähnliche Veränderungen, die entweder simultan oder sequentiell innerhalb einzelner Zellen an verschiedenen Lokalisationen auftreten [Tanagho und McAninch, 1992]. Vor allem berufliche und außerberufliche Umwelteinflüsse sowie bestimmte Lebensgewohnheiten sind für die Harnblasenkarzinogenese bedeutend. Als Hauptursache für den Harnblasenkrebs gelten dabei das Rauchen und die Exposition gegenüber aromatischen Aminen. Daneben wurden verschiedene weitere chemische Substanzen als krebsauslösend beschrieben. Als Karzinogene bekannt sind die aromatischen Amine 2-Naphtylamin, Benzidin und 4Aminobiphenyl [Jost, 2003]. Es gibt auch etliche Karzinogene bzw. Co-Karzinogene, die im Körper erst synthetisiert werden können, wie sekundäre und tertiäre Amine oder Nitrosamine, die bei Vorhandensein von Nitrit bzw. Nitrat entstehen. Eine Rolle spielen auch einige Medikamente, wie Cyclophosphamid-haltige Zytostatika oder der Gebrauch von Analgetika, deren Metaboliten (Phenacetin) als eine Ursache von Harnblasenkrebs gilt. Als erwiesen gilt Einleitung 17 schließlich die Assoziation zwischen der Schistosomiasis (Bilharziose) der Harnblase und der Harnblasentumorgenese [Eble et al., 2004; Bichler et al., 2000]. Pathologie des Harnblasenkarzinoms Harnblasentumore entwickeln sich aus dem Urothel, und zwar bevorzugt an durch kanzerogene Noxen persistent exponierter Stellen (Seitenwände: 46%; Hinterwand: 18 %; Trigonum: 13 %; Blasendach: 9%; Vorderwand: 8 %; Blasenhals: 6 %) [Helpap, 1993] Jedem invasiven Urothelkarzinom geht eine präneoplastische/-kanzeröse oder nicht-invasive Läsion voraus. Sie kann auf eine Transformation einer einzigen immortalisierten (Stamm-) Zelle oder viral immortalisierten, urothelialen Basalzelle zurückgeführt werden und ist folglich monoklonal (wobei auch eine polyklonale Entstehung in der Literatur diskutiert wird). Auch auf molekularer Ebene (DNA, RNA, Protein) können Veränderungen und Akkumulationen der Aberrationen im Verlauf der Harnblasentumorgenese von einer Präkanzerose zu einem muskelinvasiven und metastasierenden Karzinom beobachtet werden [Riede und Schäfer, 1995]. Flache urotheliale Läsionen: Hyperplasie, Metaplasie, reaktive Atypie, Dysplasie, CIS Das normale Harnblasenepithel besteht meist aus drei bis sieben Zellschichten (siehe Abbildung 4). Der Basalmembran sitzen kleine kubische Basalzellen auf, von denen die proliferierten und differenzierten Zellen zum Lumen der Harnblase hin wandern, wobei sie sich vergrößern und schirmartig dem Urothel aufliegen, als so genannte Umbrella-Zellen. Sie werden durch Desquamation mit dem Urin ausgeschwemmt [Bichler et al., 2000; Helpap, 1989]. Das normale Epithel kann durch verschiedene Ursachen, z.B. Entzündungen oder Karzinogene, proliferativ oder metaplastisch verändert sein. Man unterscheidet dabei die Hyperplasie von Metaplasie und Dysplasie. Durch Proliferation kann es zu der Wachstumsformation einer Hyperplasie kommen, einer durch Mitosen vermehrter Zellzahl [Hildebrandt, 1998]. Die einfache Hyperplasie kann fokal oder diffus zu einer Verbreiterung des normalerweise dreischichtigen Urothels führen und teilweise Atypien aufzeigen. Durch papilläre Hyperplasien ist oft eine Abgrenzung zu den so genannten benignen Papillomen bzw. gutdifferenzierten Karzinomen schwierig [Bichler et al., 2000]. Untersuchungen zeigten, dass Hyperplasien von Patienten, die in der Folge ein papilläres Urothelkarzinom entwickelten, dieselben genetischen Aberrationen aufwiesen, wie im papillären Karzinom. Mehr als 70 % der untersuchten Hyperplasien besaßen Deletionen am Einleitung 18 Chromosom 9 (meist Monosomie); gleichzeitig konnten p53-Deletionen beobachtet werden [Hartmann et al., 1999]. Als weitere benigne urotheliale Hyperplasie sind die von Brunnerschen Zellnester zu nennen. Sie gehen wahrscheinlich von den Basalzellen aus und tauchen in der Submucosa auf [Edwards et al., 1972]. Die reaktive Atypie wird von der WHO als eine benigne Läsion klassifiziert und umfasst Veränderungen des Gewebes aufgrund von chronisch entzündlicher Prozesse, Infektionen, Steinleiden oder medikamentös-toxisch Induktion [Helpap und Köllermann, 2000]. Mit zunehmenden Atypien und Abnahme der Palisadenstellung der Basalzellen kommt es zum Bild der Dysplasie des Urothels. Die Dysplasien werden strikt vom Carcinoma-in-situ (CIS) unterschieden [Eble et al., 2004]. Dysplasien leichteren Grades sind Veränderungen des Urothels mit Kernvergrößerung, Anisomorphie und Hyperchromasie der Zellkerne, wobei diese Zellkernveränderungen noch reversibel sein können [Weinberg, 2006]. Die Übergänge zum Carcinoma-in-situ sind fließend und schwer differenzierbar. Das CIS gilt als karzinomatöse Vorstufe und ist gekennzeichnet durch eine hochgradige Kernpolymorphie und Desquamation einzelner Zellen [Kunze 1998]. Karzinome – Carcinoma-in-situ, Urothel-, Plattenepithel-, Adenokarzinom u.a. Die Mehrzahl der Harnblasenkarzinome besteht zu ca. 90 % aus Urothelkarzinomen, ca. 5-6% aus Plattenepithelkarzinomen und ca. 2 % aus Adeno- bzw. undifferenzierten Karzinomen [Bichler et al., 2000]. Seltener sind sekundäre Blasentumore (<1%), die durch Infiltration (weibliches Genitale, Prostata, Kolon) und Metastasierung (Mamma-, Magen-, Bronchialkarzinom, Melanom) anderer Tumore entstehen. Das Carcinoma-in-situ (CIS) stellt eine Sonderform des Blasenkarzinoms dar. Dabei handelt es sich um eine intraepithelial wachsende, die Lamina propria nicht infiltrierende, maligne Läsion mit Zeichen einer Entdifferenzierung (G3). Histologisch unterteilt McKenney et al. (2001) das CIS in sechs Typen. Haupt-Kennzeichen des CIS sind große Zellkerne mit hohem Chromatingehalt, prominente Nukleoli und einer erhöhten mitotischen Aktivität. Suburothelial findet sich eine ausgeprägte Angioneogenese [Riede und Schäfer, 1995; McKenney et al., 2001]. Das Carcinoma-in-situ kann sowohl als einzige Tumorentität, als auch in Kombination mit einem anderen Blasentumor vorkommen [Jakse et al., 1989; Althausen et al., 1976]. In 38-83% entwickelt sich aus dem Carcinoma-in-situ innerhalb von 5 Jahren ein invasives Karzinom [Koss et al., 1974]. Besondere Sonderformen des CIS sind zum einen der Denuding Typ, bei dem zum größten Teil das Urothel abschilfert, und die selten vorkommende pagetoi- Einleitung 19 de Variante. Kennzeichen der pagetoiden Variante ist, eine unübliche, zufällige, nicht weitläufige Verteilung von großen einzelnen Zellen oder Zellgruppen in ansonsten normal erscheinendem Urothel; und das stets sekundäre Auftreten (nie Initial-Läsion) im Beisein einer anderen malignen Neoplasie oder einem manifestem CIS [Orozco et al.; 1993; McKenney et al., 2001; Lopez-Beltran et al., 2002b]. Das pagetoide Wachstum gilt als eine Mikroinvasion und Kanzerisation des Urothels [Demir et al., 2003]. Das Urothelkarzinom kann in rein papillärer oder in prädominant solider Form auftreten; mit oberflächlichen oder invasiven Habitus [Knowles, 1999]. Die Mehrzahl der Urothelkarzinome (ca. 75-85 %) weisen bei Diagnosestellung ein Tumorstadium Ta oder T1 auf, d.h. sie wachsen oberflächlich. Ebenso sind die meisten papillär und hoch bis mäßig differenziert, d.h. sie liegen in einem Differenzierungsgrad G1 oder G2 vor. Typischerweise kommt es bei 70-80 % der Patienten mit derartigen papillären Tumoren zu wiederholten lokalen Rezidiven, wobei es in 20-30 % zu einer Tumorprogression mit Verschlechterung des histologischen Differenzierungsgrades kommt. Alle Urothelkarzinome die ein Tumorstadium von T2 oder mehr aufweisen, gelten als invasiv. Diese Gruppe von Tumoren, die ungefähr 30 % ausmacht, hat eine vielfach schlechtere Prognose. Invasive Tumore können endo- oder exophytisch wachsen [Riede und Schäfer, 1995]. Die endophytischen Tumoren werden auch als „ solide“ Tumoren bezeichnet und können eine noduläre oder ulzerierte Oberfläche aufweisen. Das Plattenepithelkarzinom findet man gehäuft zusammen mit einer Bilharzioseerkrankung [Riede und Schäfer, 1995]. Histologisches Kennzeichen der Plattenepithelkarzinome sind keratisierende Zellgebiete, in denen einzelne Zellen konzentrisch von Plattenepithel umgeben werden. Mehr als 80 % der Plattenepithelkarzinome sind mäßig bis schlecht differenziert und wachsen bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose muskelinvasiv, was zu einer sehr ungünstigen Prognose führt. Adenokarzinome machen weniger als 2% aller Blasentumore aus. Dieses seltene Harnblasenkarzinom soll von den Urachusresten des Blasendaches oder von den periprostatischen Drüsen ausgehen [Riede und Schäfer, 1995]. Das Auftreten anderer Karzinome ist mit unter 1 % viel seltener [Helpap, 2001]. Hierzu zählen sowohl benigne (Fibrom, Myxom, Leiomyom, Hämangiom, Neurofibrom, Neurinom) als auch maligne Formen (Leiomyosarkom, Fibrosarkom, Rhabdomyosarkom, retikuloendotheliale Tumore). Ein weiterer, seltener epithelialer Tumor der Harnblase ist das primäre maligne Melanom. Die Prognose ist ungünstig, einen Heilung ist bis heute nicht beschrieben worden [Rübben et al., 1998; Riede und Schäfer, 1995]. Es gibt ebenso Harnblasenmetastasen von Magenkarzinomen und Nierenzellkarzinomen, die aber sehr selten beobachtet werden. Einleitung 20 TNM-Klassifikation – Tumor-Staging/-Grading Die Stadieneinteilung des Harnblasenkarzinoms erfolgt nach der TNM-Klassifikation für urologische Tumoren der Union International Contre le Cancer (UICC) und nach dem Differenzierungsgrad der Tumorzellen (Grading) (WHO). Die histologische WHO-Klassifikation urothelialer Harnblasentumoren und abnormer flacher Urothelläsionen wurde 1999 aktualisiert [Mostofi et al., 1999]. Die Klassifizierung und Definition verschiedener flacher urothelialer Läsionen und einiger Varianten invaAbbildung 5.: Stadieneinteillung des Harnblasenkarzinoms siver urothelialer Karzinome wurden hinzugefügt (siehe Tabelle 1). Die Aktualisierung war notwendig, um der Biologie und dem Verhalten (der Dignität) der verschiedenen Läsionen besser gerecht zu werden sowie eine schärfere Trennung zwischen benignen und malignen urothelialen Prozessen zu ziehen. Die Präzisierung der Terminologie soll den Vergleich von Studienergebnissen erleichtern (Helpap, 2002). Tabelle 1.: WHO/ISUP-Konsensus-Klassifikation 1999 Normal Papilläre urotheliale Neoplasien Normales Urothel Papillom Hyperplasie Invertiertes Papillom Flache Hyperplasie Papilläre Neoplasia mit niedrig-malignem Potential Papilläre Hyperplasie (PUNLMP) Flache Läsionen mit Atypien Papilläres urotheliales Karzinom (low-grade) Reaktive (inflammatorische) Atypie Papilläres urotheliales Karzinom (high-grade) Atypie unklarer Bedeutung Invasive Neoplasien Dysplasie (low-grade intraurotheliale Neoplasie) Invasion der Lamina propria Carcinoma-in-situ (high- grade intraurotheliale Neoplasie) Invasion der Muskulatur Der Klassifikation der Harnblasenkarzinome liegt die Infiltrationstiefe zugrunde, welche in der Stadieneinteilung nach der TNM-Klassifikation berücksichtigt wird (siehe Tabelle 2). Mit dem Stadium Ta wird ein Tumor bezeichnet der noch auf die Blasenmukosa beschränkt ist. Die Infiltration des subepithelialen Bindegewebes bis an die untere Begrenzung (Lamina propria) heran, bezeichnet man als Stadium T1. Nach Durchbrechen des Tumors durch die Lamina propria hindurch in die oberflächliche Muskelschicht liegt das Stadium T2 vor. Im Stadium T3 ist das perivesikale Gewebe infiltriert, während bei Infiltration der Nachbarorga- Einleitung 21 ne des kleinen Beckens (Prostata, Samenblase, Uterus, Vagina) das Stadium T4 erreicht ist (siehe Abbildung 5). Mit dem Zusatz (m) werden multiple Läsionen bezeichnet. Die Infiltrationstiefe des Tumors hat entscheidenden Einfluss auf die später zu wählende Therapie [Jost, 2003]. Klinisch werden daher oberflächlich wachsende Karzinome (pTa, Cis, pT1) und invasiv wachsende (infiltrierende) Karzinome ( pT2) unterschieden. Jedoch können Tumore des Stadiums T1 aufgrund ihrer Infiltration des subepithelialen Bindegewebes nicht mehr im engeren Sinne zu den oberflächlichen Tumoren gezählt werden. Je nach Lymphknotenbefall und Fernmetastasierung wird entsprechend die Therapiewahl getroffen. Unter regionären Lymphknoten versteht man jene des kleinen Beckens. Das Harnblasenkarzinom metastasiert hämatogen am häufigsten in die Lunge, das Skelettsystem und die Leber [Tanagho und McAninch, 1992]. Tabelle 2.: TNM-Klassifikation (nach Wittekind et al. UICC TNM-System, 2002) Primärtumor (T= lokale Ausdehnung) Lymphknotenbefall (N) TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden NX T0 kein Anhalt für Primärtumor Ta nichtinvasiver papillärer Tumor N0 Kein Anhalt für regionäre Lymphknoten Tis Carcinoma-in-situ („ flacher Tumor“ ) N1 Metastase in solitären Lymphknoten T1 Tumor infiltriert subepitheliale Bindegewebe T2 Tumor infiltriert Muskulatur T3 werden 2 cm in größter Ausdehnung N2 Metastase in solitären Lymphknoten >2 cm, T2a aber < 5 cm in größter Ausdehnung oder T2b multiple Lymphknoten Tumor infiltriert perivesikales Fettgewebe N3 T3b Tumor infiltriert benachbarte Organe T4a T4b 5 cm Metastasen in Lymphknoten > 5 cm in größter Ausdehnung T3a T4 Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt Fernmetastasen (M) MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden M0 Kein Anhalt für Fernmetastasen M1 Fernmetastasen Differenzierungsgrad (G) G1 gut differenziert G2 mäßig differenziert G3 schlecht differenziert G4 Anaplastisches Karzinom (entdifferenziert) Der Differenzierungsgrad eines Harnblasentumors beurteilt die Stärke der ZellmorphologieAbweichungen und korreliert mit dem Tumorstadium und der Überlebenszeit des Patienten. Einleitung 22 Symptomatik, Diagnostik und Therapie des Harnblasenkarzinoms Das Hauptsymptom ist die Hämaturie, die bei 80-90 % der Patienten schmerzlos verläuft und makroskopisch bereits im Urin nachweisbar ist [Jost, 2003]. Die Symptome der Reizblase, die gewöhnlich das Resultat einer sekundären bakteriellen Infektion sind, finden sich bei einem Viertel der Patienten mit Blasenkrebs. Hierzu zählen weitere Symptome, wie Miktionshäufigkeit, Dysurie, Harndrang und Nykturie. Wenn der Tumor ein Harnleiterostium obstruiert und damit eine Hydronephrose hervorruft, können auch Schmerzen in der Flanke und Fieber auftreten. 20 % der Patienten haben keine spezifischen Symptome, so dass die maligne Erkrankung oft erst bei einer Untersuchung wegen einer okkulten Hämaturie oder Pyurie diagnostiziert wird [Tanagho und McAninch, 1992]. Bei der Diagnostik von Harnblasentumoren werden neben einer klinischen Untersuchung auch Urinuntersuchungen und Zytologie sowie Zytoskopie eingesetzt. Es wird primär eine Unterscheidung zwischen oberflächlichen und invasiven Wachstum angestrebt, da dies eine unterschiedliche Therapie zur Folge hat. Ca. 70-80 % aller Harnblasenkarzinome weisen bei Erstdiagnose ein oberflächliches Tumorstadium auf. Sie können multipel oder solitär auftreten. In 5-10 % dieser Fälle kommt es zu einer Progression des Tumorstadiums. Charakteristisch ist in diesen Fällen das hohe Rezidivrisiko in den ersten beiden Jahren (ca. 50-75 %). Während die Prognose bei den oberflächlichen Urothelkarzinomen noch sehr gut ist (5Jahres-Überlebensrate von 50-95 %), sinkt diese bei invasiven Stadien auf unter 30 % [Eble et al., 2004]. Eine Gewebeentnahme durch transurethrale Tumorresektion (TUR) oder Biopsie mit Zytologiegewinnung ist immer noch die beste diagnostische Methode mit der höchsten Sensitivität und Spezifität von jeweils über 90 %. Das dabei entnommene Gewebe bietet die Möglichkeit der genaueren histologischen Klassifizierung und im Falle eines nicht-invasiven Tumorstadiums zusätzlich eine Therapie. Die alleinige Zytologie ist eine nicht-invasive Methode mit nur geringer Sensitivität von ca. 30 % bei gut differenzierten Harnblasenkarzinomen. Deshalb wird der Fokus derzeit auf nicht-invasive Diagnoseverfahren (Analyse von Urin oder Blut) gerichtet, die mit ebenso hoher Sensitivität und Spezifität zur frühen Tumordetektion bzw. Tumorprogressionsbeurteilung genutzt werden können. Die Fluoreszenz-in-situ- Hybridisierung (FISH) findet zum gegenwärtigen Zeitpunkt als ein viel versprechender Urintest („ UroVysion“ von Vysis/Abbott), bei dem Chromosomen-Abnormalitäten bei Patienten mit Harnblasenkarzinom mit einer Sensitivität von über 80 % und einer Spezifität bis zu 96 % detektiert werden können [Halling et al., 2000; Tritschler et al., 2006]. Andere nicht-invasive Einleitung 23 Diagnoseverfahren (vgl. Tabelle 3), wie der NMP22 BladderCheck-Test (gegen das nukleare Matrixprotein, NMP22), zeichneten sich jedoch durch eine geringere Spezifität und Sensitivität aus [Tritschler et al., 2007]. Tabelle 3.: Klinisch zugelassene urinzytologische Tumormarker für das Harnblasenkarzinom (nach Stenzl und FeiL, 2005) TUMORMARKER KENNZEICHEN SPEZIFITÄT SENSITIVITÄT Zytologie Nicht-invasive Methode 99 % 34% ImmunoCyt/uCyt+ assay (Diagnocure Inc.) Immunozytologisches Fluoreszenz Assay. Identifiziert werden zwei Mucine und das glykosylierte Carcinoembryonic Antigen (CEA) 80 % 73 % BTA Trak Assay / BTA Stat Test (Bard Diagnostic Sciences) Enzym-Immunoassay gegen hCFHrp (human complement factor H related protein) 71 %/ 74 % 64 %/ 72 % 75 %/ 95 % 66 %/ 65 % 94 % 80 % NMP22 / NMP22 BladderChek Test (Maritech Inc.) UroVysion Test (Abbott/Vysis) Immunoassay gegen NMP22 (Nuclear matrix protein) Multiplex-Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung (MFISH) die Aneuploidie der Chromosomen 3, 7, 17 und Deletion des 9p21 Lokus detektiert Der Stellenwert der molekularbiologischen und der molekulargenetischen Parameter (unter anderem p53, M344, MIB-1/Ki67, E-Cadherin, CK20, Mikrosatellitenanalyse, spezifische Chromosomen-Aberrationen etc.) muss jedoch noch in weiteren klinischen Studien validiert werden [Helpap et al., 2003]. Eine Zeit- und Kosten-effiziente Umsetzung zur Nutzung neuer Urinmarker im klinischen Alltag wäre viel versprechend. Mit der Fluoreszenzzytoskopie mit 5-Aminolävulinsäure (5-ALA), einer Photodynamischen Diagnostik und Therapie Methode, können gezielte Biopsien bzw. Resektion flacher urothelialer Läsionen, die mit bloßem Auge schwer oder nicht erkennbar sind, durchgeführt werden. Hierbei wird 5-ALA intravesikal instilliert. Die Substanz 5-ALA ist ein Ausgangsprodukt der Hämbiosynthese. Durch exogene Zufuhr von 5-ALA lässt sich eine Akkumulation von endogenen Porphyrinen, in erster Linie von Protoporphyrin IX (PPIX), in Zellen epithelialen Ursprungs erreichen. Mittels blauvioletten Lichtes (Wellenlängenbereich von ca. 400nm) erfolgt die Fluoreszenzanregung wobei die typische rote Fluoreszenz unter Verwendung eines gelben Langpassfilters, welcher in das Okular der Beobachtungsoptik des Zytoskops eingebaut ist, Einleitung 24 erkannt werden kann. Insbesondere flache Läsionen grenzen sich mit hohem Kontrast gegenüber der normalen Schleimhaut ab. Die Sensitivität dieser Methode ist mit 90-95% sehr hoch [Heidenreich und Hofmann, 1999; Knüchel et al., 2003; Hungerhuber et al., 2007]. Bei fortgeschrittenen Tumoren der Harnblase sollten weitere Untersuchungen, wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und die Skelett-Szintigraphie zur Bestimmung der Tumorausbreitung angeschlossen werden. Hierdurch kann eine Beurteilung bezüglich dem Vorhandensein hämatogener bzw. lymphogener Fernmetastasen (Lunge, Leber, Knochen, ZNS) erfolgen. Das therapeutische Vorgehen orientiert sich an Leitlinien, die von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Urologie aufgestellt wurden. Dabei wird zunächst zwischen einer Therapie oberflächlicher (Ta, T1, Tis) und einer Therapie invasiver Harnblasenkarzinome ( T2a) unterschieden. Primäres Ziel aller therapeutischen Maßnahmen eines oberflächlichen Urothelkarzinoms ist ein tumorfreies Überleben mit gleichzeitigem Bestehen einer funktionsfähigen Harnblase. Eine transurethrale Resektion (TUR) ist nach wie vor der „ Goldstandart“ in der Therapie des Harnblasenkarzinoms. Dabei werden zunächst die exophytischen Tumoranteile reseziert, des weiteren die Tumorbasis einschließlich Blasenwandmuskulatur und die Tumorränder. Das hierbei gewonnene Gewebe wird anschließend einzeln histopathologisch untersucht. Dies erlaubt eine Beurteilung hinsichtlich Tumorart, Differenzierung und Infiltrationstiefe. Der transurethralen Resektion folgt stets eine zytoskopische Rezidiv-Überwachung. Zur intravesikalen Rezidivprophylaxe stehen Zytostatika (Doxorubicin, Mitomycin C) und der Immunmodulator BCG (Bacillus-Calmette-Guérin) zur Verfügung. Der Vorteil einer intravesikale Chemotherapie gegenüber einer BCG-Instillation bei Niedrig-Risiko-Patienten (pTaG1) ist umstritten. Bei Mittel- und Hoch-Risiko-Patienten mit mehrfach rezidivierten Tumoren und höherem Grading ist dagegen eine BCG-Instillation indiziert, da hiermit ein höheres progressionsfreieres Überleben erzielt werden kann. Nachteil dieser Behandlung ist die Gefahr des Auftretens (selten) einer systemischen „ BCG-itis“ . Bei Hoch-Risiko-Patienten (unter anderem mehrere Rezidive in kurzer Zeit) kann entweder eine Zystektomie oder eine kurative Radiotherapie angewandt werden, um einem muskelinvasiven Stadium vorzubeugen. Eine radikale Zystektomie ist ebenfalls bei Patienten mit rezidivierendem Carcinoma-in-situ anzustreben. Bei der radikalen Zystektomie werden beim Mann zusätzlich neben der Harnblase, auch Prostata und Samenblasen entfernt; bei Frauen werden Harnblase, gegebenenfalls Harnröhre, sowie Uterus entfernt. Die Art der Harnableitung richtet sich je nach Tumorstadium auch an den persönlichen Wünschen des Patienten. Die häufigste angewandte Form ist das intestinale Einleitung 25 Conduit, wobei die Harnleiter in ein ausgeschaltetes Darmstück implantiert werden und das aborale Ende als inkontinentes Stoma in die Bauchwand eingenäht wird. Des Weiteren kann man Darmsegmente als Ersatzblasen (Pouch) umformen. Bei den primär metastasierten Urothelkarzinomen versprechen Chemotherapien (z.B. Cisplatin und Methodrexat) einen guten palliativen Effekt und Ansprechraten >50 % mit allerdings nur um Monate verlängertem Überleben [Jost, 2003; Heidenreich und Hofmann, 1999]] Biologie des Harnblasenkarzinoms Das Harnblasenkarzinom weist sowohl eine histologische als auch eine genetische Heterogenität auf. Auf genetischer Ebene können etliche komplexe und wiederkehrende chromosomale Veränderungen beim Harnblasenkarzinom beobachtet werden. Für die Entstehung und Progression von Harnblasenkarzinomen stellen chromosomale Veränderungen offenbar eine elementare Ursache dar. Wie es zu dieser chromosomalen Instabilität kommt, ist bisher nicht bekannt. Studien haben gezeigt, dass vor allem Deletionen und chromosomale Hinzugewinne (Amplifikationen) beim Harnblasenkarzinom vorkommen, was in Kontrast zu in anderen Neoplasien, wie Sarkomen und hämatologischen malignen Neoplasien, beobachteten Translokationen steht. Aber auch epigenetische Veränderungen, wie eine genomweite Hypomethylierung stellt ein sehr häufiges Ereignis in Urothelkarzinomen dar [Schulz, 1998]. Nicht-invasive niedriggradige oberflächliche Neoplasien, wie die papillären Läsionen pTaG1-2, haben nur wenige genetische Veränderungen und werden deshalb als „ genetisch stabil“ bezeichnet; während hochgradig nicht-invasive papilläre Urothelneoplasien (pTaG3), Carcinoma-in-situ und invasiv wachsende (pT1-4) Karzinome als „ genetisch instabil“ eingestuft werden und im Durchschnitt 7-10 numerische Aberrationen pro Zelle besitzen [Eble et al., 2004]. Aufgrund dieser unterschiedlichen Habitusformen des Urothelkarzinoms werden zwei Pathways für die Harnblasenkanzerogenese diskutiert (siehe Abbildung 6) [Gibas und Gibas, 1997]. Einleitung 26 Abbildung 6.: Entwicklung (Tumorgenese und Progression ) von Harnblasenkarzinomen. * = Mutation; = geminderte Expression; = Überexpression; - = Deletion; += Amplifikation HRAS (Onkogen), FGFR3 (Fibroblast growth factor receptor; Onkogen), p53 (Tumorsuppressor), RB (Retinoblastoma Protein; Tumorsuppressor), N-/E-cad ( N-/E-Cadherin; Tumorprogression), MMPs (Matrix Metalloproteinasen; Tumorprogression); VEGF (Vascular endothelial growth factor; Angiogenesefaktor), TSP1 (Trombospondin 1; Antiangiogenesefaktor), COX2 (Cyclooxygenase 2; Antiangiogenesefaktor) [verändert nach Eble et al., 2004 und Wu, 2005] Diese Tatsache wird auch durch klinische Daten und Forschungsergebnissen gestützt [Wu, 2005]. Die im Harnblasenkarzinom veränderten Genabschnitte kodieren zum einen für Onkogene, die durch Mutation oder Amplifikation eine Aktivierung erfahren; und zum anderen können Tumorsuppressorgene inaktiviert werden. Mehrere involvierte Tumorsuppressorgene besitzen eine erhebliche Signifikanz bei der Regulation des Zellzyklus am G1-S Kontrollpunkt. Von besonderer Bedeutung für den G1-S-Übergang ist die Phosphorylierung des RbProteins. Fast alle fortgeschrittenen Karzinome weisen mindestens einen Defekt in dem RbRegulationssystem p15ink4b/p16ink4a - CDK4/6 - Cyclin D –RB und dem p53-Kontrollsystem p14ARF – MDM2 – p53 – p21CIP1 auf (Bryan et al., 2005). Zu den am häufigsten beobachteten numerischen Chromosomenaberrationen beim Harnblasenkarzinom zählen die Monosomie des Chromosoms 9 und Trisomie des Chromosoms 7. Waldmann et al. (1991) berichteten von numerischen Aberrationen der Chromosomen 7, 9 und 11 in 27 untersuchten Blasentumoren, wobei sie eine Korrelation zwischen der Polysomie Einleitung 27 7 und einer schnellen Tumorprogression beobachteten. Eine Studie von Schwarz et al. (2007) zeigte, dass bereits ca. 50 % der Zellen in urothelialen Dysplasien Polysomien mindestens eines Chromosoms in einer Fluoreszenz-in-situ-Analyse der chromosomalen ZentromerSonden 3, 7, 17 und der genspezifischen Sonden 9p21/p16 sowie HER2 (UroVysion und Pathvysion, Vysis/Abbott), zeigten. Wobei eine Präferenz für Tetraploidien in Dysplasien von Hofstädter et al. (1986) beschrieben wurde. Sauter et al. (1995a) untersuchten den Verlust vom Y Chromosom in 68 Harnblasentumorproben, konnten jedoch den relativ häufigen Verlust dieses Chromosoms nicht mit einer Tumorprogression korrelieren. Die Anzahl an polysomer Zellen und Chromosomen steigt mit dem Grad des Tumors an. Für die Charakterisierung struktureller Chromosomenaberrationen wurde in multiplen Studien vor allem die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genetic hybridization) genutzt. Diese Methode erlaubt die Erfassung relativer Kopiezahl-Veränderungen (Chromosomale Deletionen und Amplifikationen) im gesamten Genom, sofern diese eine Größe von > 1-10 Mb umfassen. Dadurch konnten in mehr als 20 genomischen Regionen chromosomale Veränderungen bei Harnblasenkarzinomen detektiert werden: 1q21-31, 2q13, 3p22-24, 6p22, 7p13, 8p11, 8q21, 8q24, 9p21, 10p13-14, 11q13, 12q13-15, 13q13, 13q31-33, 18p11, 19q13, 20q13, 21p11, 22q11-13, Xp11-13 und Xq21-22.2. Einige dieser Regionen enthalten bereits bekannte Onkogene, wie das CMYC (8q24), CCND1 (11q13) und MDM2 (12q15). Es ist möglich, dass auch in den anderen chromosomalen Regionen bislang nichtindifizierte Onkogene liegen [Cordon-Cardo et al., 2000; Fadl-Emula, 2005]. Deletionen an Chromosom 9, die zu einem Verlust der Heterozygosität (LOH= loss of heterozygosity) führen, stellen die häufigste strukturelle chromosomale Aberration bei Blasenkarzinomen dar. Dabei tritt gehäuft eine Deletion der Region 9p21 auf, die das Gen CDKN2 (p16, MTS-1) – ein Inhibitor der Cyclin-abhängigen Kinase 4 und 6 (CDK4/6) – beinhaltet [Brauers und Jakse, 1997]. Untersuchungen zeigten, dass strukturelle Aberrationen am Chromosom 9 weniger kennzeichnend für eine Tumorprogression sind, sondern bei der Initiation der Tumorgenese involviert sind [Brauers und Jakse, 1997]. Eine Deletion des kurzen Chromosomenarms von 11 (11p) tritt hingegen eher bei entdifferenzierten und histopathologisch fortgeschrittenen Urothelkarzinomen auf. Deletionen am kurzen Chromosomenarm von 17 (17p) können sowohl in fortgeschrittenen Tumorstadien als auch bei oberflächlichen Tumoren beobachtet werden, die im weiteren Tumorverlauf eine Muskelinvasion aufweisen können. Auch auf Chromosom 8 wird die eine oder andere Region als Tumorsuppressorgen-beinhaltend diskutiert (z.B. 8p22 oder 8p11.2-12; sFRP1). Einleitung 28 Mutationen in den Genen H-RAS und FGFR3 und Deletionen an Chromosom 9 werden eher in lokal begrenzten, oberflächlichen, papillären Tumoren beobachtet; im Gegensatz dazu findet man Veränderungen der Gene p53 und Rb (Retinoblastoma-Gen) und Gene die mit Tumorprogression und Metastasierung einhergehen (N-cad, E-cad, MMPs, VEGF, TSP1, COX2) eher in invasiven Tumorstadien [Wu, 2005]. Auch Aneuploidien der gesamten DNA findet man in nur 50 % der nicht-invasiven niedriggradigen oberflächlichen (papillären) Neoplasien [Eble et al., 2004]. Der Grad der genetischen Instabilität korreliert direkt mit Tumorstadium und Tumorgrad. Abbildung 6 fasst die bisher erwähnten Charakteristika beider Harnblasenkanzerogenese Pathways zusammen. Ausgehend vom Normalurothel können invasive Harnblasenkarzinome anscheinend auf zwei verschiedene Wege entstehen [Spruck et al., 1994; Wu, 2005]. Mit zunehmendem Tumorstadium und –grad steigt dabei auch die Anzahl an chromosomalen Veränderungen [Richter et al., 1997; Hovey et al., 1998]. Der eine Entstehungs-Weg führt über die Hyperplasie zum niedriggradigen (hoch differenzierten), nicht-invasiven papillären Harnblasenkarzinom. Der zweite Weg führt über die Dysplasie oder Carcinoma-in-situ zur Entstehung von hochgradigen (schlecht/niedrig differenzierten), invasiven Formen des Harnblasenkarzinoms [Eble et al., 2004; Reznikoff et al., 2000; Wu, 2005]. Als ein sehr frühes Ereignis in der Tumorgenese kann der vollständige, wie auch Teilverlust von Chromosom 9 gesehen werden [Williamson, 1995; van Oers et al., 2006]. Diese Veränderung und weitere Aneuploidie, sowie weitere Veränderungen wie eine Y Chromosom Nullisomie, kann bereits in histologisch normal erscheinendem Urothel in Harnblasenkrebs-Patienten detektiert werden [Obermann et al., 2004; Sauter et al., 1995a]. Diese Aberration an Chromosom 9 ist kennzeichnend für beide Harnblasenkarzinom-Entstehungswege, aber vor allem für gut differenzierte papilläre Tumore (bei 30%) typisch. Sie ist jedoch bereits in Hyperplasien unter anderen Aberrationen (wie Verlust der Chromosomen 2q, 4, 8p und 11p; Zugewinn von Chromosom 17 und Amplifikation der Region 11q12-13) zu finden, was die Hyperplasie als eine frühe neoplastische Läsion (Präkanzerose) - mit der Fähigkeit Progression in ein maligneres Stadium zu zeigen – determiniert [Hartmann et al., 2002b; Obermann et al., 2003]. 10 % von den gut differenzierten papillären Tumoren zeigen nur eine invasive Progression, was mit einer guten Prognose einhergeht. pTa-Tumore zeigen insgesamt nur eine begrenzte Anzahl an genetischen Veränderungen, so findet man z.B. in nur 3 % Mutationen von TP53. Ein früher TP53 Verlust ist jedoch charakteristisch für das Carcinoma-in-situ. Die Dysplasie zeigt gleichermaßen p53Mutationen wie das Carcinoma-in-situ, so dass die Dysplasie als ein Vorläufer des CIS gelten kann [Hartmann et al., 2002a]. Ein weiteres Gen, welches charakteristisch für nur einen der Einleitung 29 beiden Pathways ist, ist das für den papillären Tumorprogressionsweg typische FGFR3 (fibroblast growth factor receptor 3). FGFR3 tritt erst nach dem Ereignis der Deletion am Chromosom 9 auf [van Oers et al., 2006]. Die beiden ursprünglich als pTaG1 und pTaG2 bezeichneten niedrig bzw. mittelgradig, nicht-invasiven Papillären Tumore zeigen, laut Wild et al. (2005), keine sie wesentlich näher differenzierende chromosomale Veränderungen. Häufige Veränderungen bei pTa-G1-Tumoren sind Verluste von Chromosom Y und 9 sowie Vermehrungen von 1q. Demgegenüber zeigen pT1-Karzinome Veränderungen praktisch aller Chromosomen, am häufigsten Deletionen von 2q, 5q, 6q, 8p und 11p und Zugewinne von 1q, 3p, 3q, 5p, 6p, 8q und 10p. Somit zeigen pT1-Karzinome eine größere genetische Instabilität als die pTa-Gruppe. Die klinischerseits häufige Zusammenfassung der Stadien pTa und pT1 als eine Gruppe der so genannten oberflächlichen Karzinome ist, laut Heidenreich und Hofmann (1999), aus biologischer Sicht kaum gerechtfertigt. Ein Teil der pT1-Tumoren stehen bezüglich ihres genetischen Profils offenbar den muskelinvasiven Karzinomen (pT2-4) sehr nahe [Heidenreich und Hofmann, 1999]. Präkanzerosen (Tumorvorläufer), wie Hyperplasie und Dysplasie (im weitesten Sinne auch das Carcinoma-in-situ), gehen in ca. 40 % der Fälle in invasive Karzinome über und werden deshalb als ihre häufigste Vorstufe angesehen [Richter et al., 1997; Hovey et al., 1998]. Charakteristisch für Urothelkarzinome sind nicht nur häufige Rezidive und das Auftreten kaum sichtbarer flacher premaligner Läsionen, wie z.B. Hyperplasien oder Dysplasien, sondern auch eine Multifokalität der Neoplasien [Weinberg, 2006]. Zwei verschiedene Theorien beschäftigen sich mit dem Ursprung der Multifokalität, sprich warum sich Neoplasien in der Harnblase meist nicht auf einen einzelnen Tumor beschränken. Zum einen, geht die 1. Theorie über die Aussaat von Tumorzellen [Simon et al., 2001] davon aus, dass neoplastische Zellen nur an einer einzelnen Stelle in der Blase entstehen und sich später – entweder durch aktive Migration (intraurothelial) oder durch Abschuppung und anschließender Übertragung durch den Urin und Wiederansiedelung – an anderen Stellen in der Blase verteilen. Diese Theorie beruht auf der Tatsache, dass ein Grossteil (80-90%) der multifokalen Blasenneoplasien monoklonalen Ursprungs sind [Simon et al., 2001]. Wobei ein gewisser Teil der multifokalen Neoplasien aber polyklonal sind [Hafner et al., 2002; Hafner et al., 2001]. Dagegen betrachtet die 2. Theorie die Harnblasenkanzerogenese als Ursprung einer „ Feldkanzerisation“ , d.h. dass exogene Mutagene/Kanzerogene in der gesamten Harnblase ubiquitär genetische Defekte in den Zellen hervorrufen und diese genetisch instabilen Zellen dann Ursprung für polyklonale maligne Aberrationen sind. Andererseits könnten auch alle Tumore zu Anfang polyklonal sein und sich mit der Zeit durch einen stärkeren, erfolgreicheren Klon überwu- Einleitung 30 chern lassen, so dass sich daraus eine scheinbare Monoklonalität ergibt [Braakhuis et al., 2003; Hafner et al., 2002]. Die These der „ Feldkanzerisierung“ wird auch durch eine Studie von Schwarz et al. (2007) gestützt, die bereits in prämalignen Läsionen von Harnblasenblasenkarzinom-Patienten chromosomale Veränderungen zu einem höheren Prozentsatz detektierten, im Vergleich zu Proben von gesunden Patienten. Demgegenüber sprechen die Daten von Denzinger et al. (2006) und Junker et al. (2003) eher für eine monoklonale Entwicklung der multifokalen Läsionen durch intraurothelialer Migration. Ihre Daten spiegelten Ergebnisse vorhergehender Studien wieder, in denen fortgeschrittene Urothelkarzinome vielmehr einen monoklonalen Habitus aufwiesen. Histopathologie versus Genetik Der histopathologische Befund ist ein essentieller prognostischer Faktor, jedoch mit einigen Barrieren. Bei frühen Formen wie Hyperplasien und Dysplasien reichen die morphologischen Veränderungen des Gewebes jedoch nicht aus, um einzuschätzen, wie und ob sich die Läsionen im Verlauf der Zeit bis zur Malignität entarten. Hyperplasien entwickeln sich entweder über papillären Tumorformen weiter zu aggressiven infiltrierenden Neoplasien oder sie gehen keine weitere Transformation ein. Der histologische Befund liefert dazu keinen Aufschluss. Im Gegensatz dazu können durch molekularzytogenetische Untersuchungen in Hyperplasien und sogar normal erscheinendem Urothel, z.T. signifikante chromosomale Veränderungen gefunden werden [Stoehr et al., 2005]. Obwohl bis heute schon eine Vielzahl von chromosomalen Veränderungen beschrieben wurden, sind die entscheidenden und charakteristischen genetischen Aberrationen, insbesondere der frühen Formen (Präneoplasien und prämalignen Entartungen), bisher nur unzureichend bekannt. Im Folgenden werden einige Gene, die auch im Harnblasenkarzinom verändert sind, näher beschrieben (Tabelle 4); ihnen wird eine Rolle bei der Zellzyklusregulation unter anderem am G1-S-Kontrollpunkt zugeschrieben: Einleitung 31 Tabelle 4. (inklusive nachfolgende Seiten): Gene die in der Harnblasenkarzinogenese involviert sind Tumorsuppressorgene P53-Tumorsuppressorgen Das Gen TP53, ein Tumorsuppressorgen, ist auf Chromosom 17p13.1 lokalisiert und besteht aus 11 Exons und 10 Introns. Die Funktion des p53 Proteins liegt in der Zellzyklusregulation insbesondere bei Vorliegen von DNA-Schäden, denn p53 inhibiert in dem Fall die Zellzyklusprogression von der G1 zur S-Phase durch die transkriptionelle Aktivierung von p21WAF1/CIP1 (6p21) [Mitra et al., 2007]. Darüber hinaus spielt p53 eine Rolle bei der Apoptose. Verlust der Heterozygosität (LOH= Loss of heterozygosity) im 17 p Lokus und/oder Mutation in einem oder beiden p53 Allelen inaktivieren das Tumorsuppressorgen TP53. Dies führt zu einer Akkumulation des Proteins im Nukleus, wegen einer Phosphorylierung nach der DNA-Schädigung, und zum Verlust der Tumorsuppressor-Aktivität [Mitra et al., 2007]. Durch seine Interaktion am Spindelkontrollpunkt während der Mitose, kontrolliert p53 den Übergang von der Metaphase zur Anaphase und somit die korrekte Kontraktion der Mikrotubuli. Dadurch ist bei einem p53-Verlust die Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen im Verlauf der Mitose erheblich gestört [Slaton et al., 2001]. Mutationen im p53 Gen gehören zu den häufigsten genetischen Veränderungen im Harnblasenkarzinom. Die meisten Missense-Mutationen befinden sich dabei in vielen Karzinomarten in den Exonen 4-8, der Lokalisation der DNA-Bindungsdomäne. Aberrationen am p53 Lokus sind mit einem höheren Stadium und Differenzierungsgrad bei Harnblasenkarzinomen assoziiert [Fujimoto et al., 1992; Mitra et al., 2007]. Neben der Funktion als Tumorsuppressorgen interagiert p53 mit weiteren zellulären Onkogenen, wie das humane MDM2-Gen (murine double minute 2). Der Abbau von P53 erfolgt Ubiquitin-vermittelt, wobei das MDM2 als Ubiquitin E3-Ligase wirkt. Ist der Abbau von P53 aufgrund von Mutationen gestört, kann das Protein in den Zellen akkumulieren und immunhistochemisch nachgewiesen werden [Slaton et al., 2001]. Retinoblastoma-Suppressorgen (RB) Das Retinoblastoma-Tumorsuppressorgen ist auf dem langen Arm von Chromosom 13 (13q14) lokalisiert. Ein Verlust des Gens führt zu einer Ausbildung von Retinoblastomen, Osteosarkomen, Weichteilsarkomen, Bronchialkarzinomen sowie Mamma- und Prostatakarzinomen [Mitra et al., 2007]. Das Proteinprodukt (pRb) ist ein nukleäres Phosphoprotein, welches in vielen Pathways, die in der urothelialen Karzinogenese involviert sind, eingreift. Das pRb wirkt regulatorisch am G1-S Kontrollpunkt des Zellzyklus. Dephosphoryliert – sprich in der aktiven Form – bindet es an den Transkriptionsfaktor E2F. In der inaktiven Form – phosphoryliert – wird E2F nicht mehr durch die Bindung des Rb-Proteins inhibiert und es kommt vor allem zur Transkription von Genen, die für die DNA Synthese an der S-Phase essentiell sind (z.B. Thymidylate Synthase, TS) [Schafer, 1998; DeGregori et al., 1995]. Für die Phosphorylierung von Rb sind Enzyme des Cyclin-abhängigen Kinase Komplexes (CDK; cyclin-dependent kinase) verantwortlich, wie Cyclin D1/CDK4/6 und Cyclin E/CDK2. Dieser Komplex besteht aus zwei Komponenten, einer aktivierenden Kinase und einer Cyclin Komponente. Durch CDK-Inhibitoren (CDKIs) wird die Rb Phosphorylierung negativ reguliert. In Urothelkarzinomen mit einer Rb Überexpression ist meist das Rb Gen inaktiviert worden (aufgrund einer konstitutiven Hyperphosphorylierung des Proteins, wegen des Verlustes von p16 oder einer Cyclin D1 Überexpression) [Chatterjee et al., 2004]. Eine CDK4 Amplifikation und Überexpression konnte vor allem in Hochgradigen Urothelkarzinomen nachgewiesen werden [Simon et al., 2002; Aaboe et al., 2005]. Takahashi et al. (1991) untersuchten die Effekte einer Inaktivierung dieses Gens in Harnblasenkarzinomzelllinien und unterstützten damit die postulierte Funktion des Retinoblastom-Gens als Wachstums- und Tumorsuppressor. Zusammenfassend kann man sagen, dass Deletionen und Mutationen dieses Gens primär mit einem invasiven und progredienten Tumorhabitus assoziiert sind [Mitra et al., 2007]. Einleitung 32 Onkogene H-Ras Die ras-Onkogene kodieren für 21kDa-Proteine mit GTPase-Aktivität, die für die intrazelluläre Signaltransduktion essentiell sind. Ihre Aktivierung erfolgt über singuläre Aminosäuresubstitutionen, denen Missense-Mutationen auf der Ebene der Nukleinsäuren zugrunde liegen. Die erste Mutation der RAS Onkogen-Familie war eine Punktmutation im Codon 12 des H-RAS Gens, welche in der Harnblasenkrebszelllinie T24 identifiziert wurde [Reddy et al., 1982]. Die Mutationsfrequenz der RAS Gene bleibt im Harnblasenkarzinom kontrovers. Fest steht, dass die prominente beobachtete Alteration jene im Codon 12 des H-RAS Gens darstellt und nur wenige Fälle K-RAS Mutationen zeigen, sowie bisher keine N-RAS Mutationen detektiert werden konnten [Cordon-Cardo et al., 2000]. Bei menschlichen Harnblasentumoren im Gegensatz zum transgenen Mausmodell konnten bislang keine Korrelation zwischen dem Vorliegen einer H-RAS Mutation und dem histopathologischen Stadium sowie der Tumordifferenzierung festgestellt werden [Knowles und Williamson, 1993; Cordon-Cardo et al., 2000]. c-erbB-2 (Her-2/neu) Dysplasien 2. Grades (hochgradig) und Carcinoma-in-situ zeigen eine diffuse Überexpression des c-erb-B-2 (Her-2/neu) Onkoproteins [Hofstädter et al., 1986; Wagner et al., 1995]. Eine prognostische Signifikanz ist beim Harnblasenkarzinom nicht gesichert. c-myc Eine erhöhte c-myc Kopiezahl ist mit einem aggressiven Harnblasenkrebs-Phänotyp assoziiert, jedoch ohne Signifikanz bezüglich RezidivNeigung, Prognose oder Überleben [Habuchi et al., 2005]. Zellzyklusregulatoren Cycline, CDKs und CDKIs : p16/CDKN2 Alterationen der Cycline können vermehrt in Blasentumoren detektiert werden. Eine Überexpression von Cyclin D1, welches ein Prognosefaktor für die Invasivität des Tumors ist, kann in 20-80 % der Harnblasentumoren festgestellt werden [Reznikoff et al., 2000; Takagi et al.; 2000]. Die Haupt-CDK-Inhibitoren (CDKIs) sind p21, p27 und p16. Sie regulieren die CDK Komplex Aktivität und sind somit für die ZellzyklusSuppression nötig. Das Gen p21WAF1/CIP1 kodiert für einen Cyclin-abhängigen Kinase Inhibitor (CDKI), dem p21 Protein, welches in Wechselwirkung zu p53 steht. Die Prognostische Rolle von p21 bleibt in den Harnblasenkarzinomen bisher unklar. p27 wiederum bindet an die Komplexe aus Cyclin E/CDK2 und an Cyclin D1/CDK4/6 und inhibiert dadurch die Progression von der G1 zur S-Phase. Ein Verlust der Expression von p27 ist in vielen Tumoren zu finden und geht mit einer Krebsprogression einher [Mitra et al., 2007]. Der dritte wichtige CDK-Inhibitor ist das p16, welches im CDKN2A Lokus am Chromosom 9p21 kodiert ist. Der CDKN2A Gen-Lokus wurde unabhängig voneinander in den frühen 90er von Serrano et al. (1993) und Kamp et al. (1994) identifiziert. Dieser Lokus ist in einer Vielzahl von Tumoren am häufigsten alteriert. Unter anderem wird dieser Lokus (Deletionen) in einem klinisch angewandten diagnostischen Test namens UroVysion (Vysis, Abbott) mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung an zytologischen Urin-Proben untersucht. Ein positives Ergebnis (Hetero- oder Homozygote Deletion des 9p21 Lokus) nach einer intravesikalen Therapie indiziert ein 4-fach höheres Risiko ein Rezidiv zu entwickeln [Halling et al., 2002]. Der humane CDKN2A Lokus beinhaltet neben dem genannten Gen, das INK4a Gen, welches den CDK-Inhibitor p16 codiert und im Retinoblastoma-Pathway involviert ist, noch das ARF (p19) Gen, welches das p14 codiert. Erst Stott et al. (1998) erkannten die Funktion von p19ARF/p14ARF im Zellzyklus. p14 inhibiert Mdm2 und somit entfaltet es im p53-Pathway seine Wirkung. In Harnblasentumoren findet man eine Loss of Heterozygosity (LOH) im INK4a/ARF-Gen-Lokus sehr häufig. Der Verlust von ARF hat eine erhöhte Zellproliferationsrate zur Folge, da die Zellzyklus-inhibierende Funktion entfällt [Korgaonkar et al., 2002]. Yurakh et al. (2006) evaluierten den prognostischen Effekt verschiedener Zellzyklusregulatoren in urothelialen Neoplasien. Dabei konnten sie feststellen, das gerade der Verlust der p14ARF Expression und die homozygote Deletion des 9p21 Lokus unabhängige Prognose Faktoren für ein erneutes Tumor-Wiederauftreten bei frühen Harnblasenneoplasien sind. Benachbart zum p16-Gen liegt auch das Gen p15, im CDK2B-Lokus, auf Chromosom 9 [Hannon und Beach, 1994]. Der Verlust der p16Funktion ist meist verbunden mit dem Verlust von p15, beide Verluste wurden in Harnblasenkarzinomen bereits beschrieben [Gruis et al., 1995; Yeager et al., 1995]. Einleitung 33 Aurora A Aurora A (auch unter anderem als Aurora-2, BTAK und STK15 genannt), ist eine Serin-Threonin-Kinase, die in Prozesse der Zytokinese und Zellteilung durch Regulation der chromosomalen Segregation involviert ist. Das Gen ist auf Chromosom 20q13 lokalisiert, einer in vielen Geweben/Organen häufig von Aberrationen betroffenen Region [Bolanos-Garcia, 2005]. Die Funktion des Aurora A -Proteins entfaltet sich während der Zellteilung durch Wechselwirkung mit Mitose-Kontrollpunkt-Proteinen. Das Protein wird inaktiviert bzw. degradiert während die Zelle die G1-Phase durchläuft. In der G2/M-Phase können die höchsten Expressionswerte der Aurora A -Kinase gemessen werden. Eine Überexpression dieser Kinase beeinflusst die Funktion der Zelle negativ und ist mit genetischer Instabilität und Tumorgenese assoziiert, da der Mitose-Kontrollpunkt auf dem Level der Cdc20-BubR1 Interaktion [Ke et al., 2003]. Auch eine Resistenz gegen die Apoptose induziert durch Taxol wird durch eine übermäßige Expression der Aurora A -Kinase ausgelöst [Bolanos-Garcia, 2005]. Außerdem wirkt Aurora A als Schlüsselregulationskomponente im p53 Pathway; dabei wirkt eine Überexpression der Kinase eine p53 Degradierung, so dass eine Onkogene Transformation erleichtert wird [Katayama et al., 2004]. Um den Signalweg besser zu verstehen, fehlen bisher jedoch Kenntnisse über die Kinase die Aurora A phosphoryliert. In der Harnblase finden sich vor allem erhöhte Aurora A –Expressionswerte in kanzerösen Läsionen. Es besteht eine Korrelation zwischen einer niedriggradigen Aurora A -Amplifikation in histologisch benigne erscheinendem Urothelgewebe von Harnblasenkrebs-Patienten und einem geminderten Rezidiv-freien sowie tumorspezifischen Überleben [Denzinger et al., 2007]. Ki67 (Mib-1) Das Ki67 Antigen wird detektiert durch Immunhistochemie mit dem monoklonalen Antikörper Mib-1. In Proliferierenden Zellen (G1-Phase bis zur Mitose) akkumuliert Ki67, aber nicht in Zellen der G0-Phase [Gerdes et al., 1984]. Mehrere unabhängige Studien haben die Eignung dieses Antikörpers gegen Ki67 als Prognostischer Marker gezeigt [Habuchi et al., 2005]. Während andere Studien sich mit deren Entschlüsselung seiner biologischen Funktion sich befassen [Schlüter et al., 1993; Schmidt et al., 2003] WNT-Pathway Deletionen am Chromosom 8p können häufig in Harnblasentumoren detektiert werden und sind ein Zeichen von Progression des Tumors. Das secreted Frizzled-related Protein 1 (sFRP1), ein Antagonist der Frizzled-Rezeptoren und der WNT Pathway Aktivierung, ist auf Chromosom 8 in der Region 8p12-11.1 zu finden [Stoehr et al., 2004]. Die Expression von sFRP1 ist oft herabgesetzt in Harnblasentumoren, was auch in der Studie von Stoehr et al. (2004) gezeigt werden konnte. Obendrein bedeutet ein Verlust der sFRP1-Expression eine geringere Überlebenszeit für Patienten mit Papillären, nicht muskelinvasiven Tumoren. Ein weiteres Protein des WNT-Pathway, dessen Expression gemindert ist, ist der WNT Inhibitor Faktor 1 (WIF1). Dabei korreliert die Expression mit dem Tumorstadium in der Harnblase [Wissmann et al., 2003]. Die in vielen Tumoren betroffenen Gene des WNT-Pathways sind jedoch APC (Chromosom 5q21) und β-Catenin. Diese sind allerdings nicht in Primären Harnblasenkarzinomen und in den Harnblasenzelllinien RT4, RT112, J82 und UROtsa durch Mutationen verändert [Stoehr et al., 2002a]. Wachstumsfaktoren (z.B. FGF, EGF) FGFR3 Laut einer Studie von van Oers et al. (2006), treten Deletionen des Chromosoms 9 häufiger als FGFR3-Mutationen in Hyperplasien (n=30; keine papillären Formationen) auf. Des Weiteren findet man ein Expression eher in niedriggradigen Tumoren. Für eine Prognose-Relevanz dieses Faktors sind jedoch noch weitere Studien nötig [Habuchi et al., 2005]. EGFR Ein Überexpression des Epidermal growth factor Rezeptors (EGFR; Her1), zu den Tyrosinkinase Wachstumsfaktor-Rezeptoren Typ 1 gehörend, konnte in Harnblasentumoren zwar detektiert werden, jedoch ohne prognostischer Signifikanz [Habuchi et al., 2005; Rotterud et al., 2005]. Einleitung 34 Adhäsionsmoleküle und Motilitätsfaktoren (E-Cadherin, Integrin) Etliche Moleküle der Extrazellulären Matrix, Adhäsionsmoleküle und Motilitätsfaktoren wurden auf ihre Prognostische Relevanz im Harnblasenkarzinom untersucht. Mit einem höhergradigen, invasions-befähigten Stadium des Harnblasenkarzinoms werden vor allem veränderte Expressionslevel der Matrix Metalloproteinase 2 (MMP-2), E-Cadherin und der Plasminogenaktivator vom Urokinase-Typ (u-Pa) in signifikanter Verbindung gesetzt [Habuchi et al., 2005]. Welche dieser genetischen Veränderungen bereits in prämalignen Urothelläsionen vorkommen und was ihr biologisches Potential ist (letale Wirkung oder Wachstumsförderung), müsste in weiteren Studien anhand von präkanzerösen Harnblasen-Proben untersucht werden. Ziele dieser Arbeit Die Transformation von normalem Epithel zu einem invasiven Karzinom ist durch eine Zunahme an zellulären und histomorphologischen Veränderungen gekennzeichnet. Die Möglichkeit Urothelkarzinome in frühen Tumorstadien bzw. sogar Tumorvorstadien (Präkanzerosen) zu detektieren, macht das Urothelkarzinom zu einem geeigneten Modelsystem für die Untersuchung von genetischen Aberrationen der Tumorentstehung und Progression sowie deren Auswirkungen auf den Phänotyp. Dadurch können weitere Rückschlüsse über die schrittweise Karzinogenese gezogen werden. Darüber hinaus können molekulare und zytogenetische Biomarker identifiziert werden, die nicht nur Klarheit über die Krebsentstehung geben, aber auch nützlich bei der frühen Vorhersage von transformierenden Veränderungen, die zu einem aggressiven Phänotyp führen können, sind. Außerdem ist ein Einblick in regulatorische Signalwege (Pathways) der Genom-Integrität möglich, um die zu einer schrittweisen (Feld-)Kanzerisation führenden Veränderungen einer Präkanzerose zu einem invasiven Karzinom zu verstehen. Im Rahmen dieser Arbeit sollten erste genomische Veränderungen in prämalignen Läsionen und Präkanzerosen des Harnblasenkarzinoms charakterisiert werden. Die in Harnblasentumoren am häufigsten beschriebenen genetischen Veränderungen sind die Aneuploidien der Chromosomen 3, 7 und 17 sowie Deletion des 9p21 Lokus. Diese sollten mit Hilfe des für die zytologische Diagnostik angewandten Fluoreszenz-in-situ- Hybridisierungs(FISH)-basierten Urin-Tests namens UroVysion (Vysis/Abbott) vor allem in Hyperplasien und Dysplasien des Urothels untersucht werden. Der erhobene Datensatz sollte durch ein weiteres Kriterium näher charakterisiert werden. Es sollte mittels Immunhistochemie gegen das Ki67 Antigen (Mib-1 Antikörper; DAKO) der Proliferationsstatus der Zellen determiniert werden. Dadurch sollten Rückschlüsse gezogen werden können, ob proliferie- Einleitung 35 rende Zellen in Präneoplasien bereits genetische Veränderungen aufweisen, und somit Aufschluss über das biologische Potential dieser genetischen Aberration geben können. Für die praktische Durchführung dieser Aufgabe sollten die Urovysion-FISH und die Ki67 Immunhistochemie sequentiell an der gleichen Gewebeprobe eingesetzt werden. Mit Hilfe der Komparativen Genomischen Hybridisierung (comparative genetic hybridization; CGH) sollte der gesamt-genomische Aberrations-Status anhand von Einzelzellen der Präneoplasien näher bestimmt werden. Die im Genom der Tumorproben gefundenen Veränderungen, sollten mit der Klinik der Patienten in Zusammenhang gebracht werden, um mögliche genetische Marker für die Tumorfrüherkennung und Prognose zu lokalisieren. Material und Methoden 36 2 MATERIAL UND METHODEN 2.1 MATERIAL 2.1.1 Patientenkollektiv Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden Harnblasenbiopsien von 40 Patienten (34 Männer, 6 Frauen) untersucht. Der Altersmedian betrug 65 Jahre, Altersmittelwert lag bei 63,9 Jahren und die Altersspannbreite reichte von 35 bis 89 Jahren. Von den untersuchten Proben sind 13 histologisch als benigne Urothelhyperplasie, 12 als Urotheldysplasie eingestuft; des Weiteren wurden folgende Proben untersucht: 7 Carcinoma-insitu, 3 Papilläre Neoplasien der Harnblase (pTaG1) und 4 invasive Tumore der Harnblase (pT1G3). Zusätzlich wurde eine Probe verwendet, deren Befund histologisch normales Urothelgewebe aufzeigte (Nested Variant). Im zweiten Teil der Arbeit (im Rahmen der Einzelzell-Experimente) wurde Material von 11 Patienten (55 Einzelzellen) verwendet. Fokussiert wurden dabei hauptsächlich Proben die histologisch als Dysplasie des Urothels eingestuft worden sind (Erstdiagnose) und die Patienten in ihrer Anamnese kein Urothelkarzinom aufwiesen (6 Proben). Des Weiteren wurden 3 Hyperplasien (Erstdiagnose), 1 Carcinoma-in-situ und 1 pT1G3 untersucht. Das Material wurde größtenteils in der urologischen Abteilung des Klinikums der Universität München – Großhadern unter der Leitung von Prof. Dr. med. Christian Stief gewonnen. Die Aufarbeitung der Präparate (Kryokonservierung) erfolgte in üblicher Weise am Institut für Pathologie der Universitätsklinik Regensburg unter der Leitung von Prof. Dr. med. F. Hofstädter. Die Befundung der histologischen Präparate fand teilweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Regensburg (Proben vor 2003) und teilweise am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums RWTH Aachen (Proben seit 2003) statt, letzteres unter Leitung von Prof. Dr. med. Ruth Knüchel-Clarke. Material und Methoden 37 2.1.2 Zelllinien Aliquots der verwendeten urothelialen humanen Zelllinien (Tabelle 5) wurden freundlicherweise von der Arbeitsgruppe Dr. Rene Krieg zur Verfügung gestellt. Tabelle 5: Verwendete humane urotheliale Zelllinien Name Geschlecht Alter Ethnizität Erkrankung Antigen Expression männlich 63 J Kaukasisch Transitionales Papillom HLA A25(10), A3, B12, Cw3; Blood Type O Isoenzyme Zytogenetische Analyse Kultivierungsbedingungen Mittlere Chromosomenanzahl = 49 (42-55). Es handelt sich um eine aneuploide männli- RT4 AK-1, 1; ES-D, 1-2; G6PD, B; GLO-I, 1-2; Me-2, 1; PGM1, 1-2; PGM3, 1-2 che Zelllinie, mit einer nahe-diploiden Chromosomenzahl. Die nahe-tetraploide Population dominiert nach einigen Passagen. Die 48/ 49 Karyotypen haben ein einzelnes X und ein einzelnes Y Chromosom. Drei der Karyotypen mit höherer Ploidie haben zwei X McCoys 5a Medium (modifiziert) mit 1,5 mM L-Glutamin, 2,2 g Natriumbikarbonat, 90 %; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C Chromosomen und ein Y Chromosom. Marker Chromosomen sind folgende: del(6)(q21), del(10)(p11), 14p+, 12p+ Name Geschlecht Alter männlich 58 J Ethnizität Kaukasisch, Schwedisch Isoenzyme Erkrankung Antigen Expression Transitionales Harnblasenkarzinom HLA A2, Aw32, B5, B12, Cw5; Blood Type A Zytogenetische Analyse Kultivierungsbedingungen Eagle’ s Medium mit 2 mM L-Glutamin und J82 Es handelt sich um eine aneuploide männliche Zelllinie (XY), mit einer triploiden Earle’ s BSS, sowie 1,5 g/L Natriumbikarbo- AK-1, 1; ES-D, 1; G6PD, B; Chromosomenzahl. Die Chromosomenanzahl reicht von hyperdiploidem bis hexaploi- nat, 0,1 mM nicht-essentielle Aminosäuren, GLO-I, 2; Me-2, 1-2; PGM1, dem Karyotyp. Normale Chromosomen N11 und N20 sind unterrepräsentiert im Ver- 1,0 mM Natriumpyruvat, 90 %; Fetales 1; PGM3, 2 gleich zu den anderen Chromosomen. Alterierte Formen dieser Chromosomen können als Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C; MarkerChromosomen angesehen werden. Chromosom N13 tendiert zur Überrepräsentie- Atmosphäre: 5 % CO2 rung. Fünf Markerchromosomen sind bekannt: 20q+, 11q+, 8p+, del(1)(q31), 5p+(HSR) oder hier: RPMI 1640 Medium; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C Name Geschlecht Alter weiblich 12 J Ethnizität Isoenzyme Erkrankung Antigen Expression Normalurothel aus dem linken Urether; SV40 - transfiziert Zytogenetische Analyse UROtsa Kultivierungsbedingungen Eagle’ s Medium mit 2 mM L-Glutamin und Earle’ s BSS; Fetales Kälberserum, 5 %; - Bis zur 15. Passage kaum genetisch instabil. Temperatur: 37 °C; Atmosphäre: 5 % CO2 oder hier: RPMI 1640 Medium; Fetales Kälberserum, 10 %; Temperatur: 37 °C 2.1.3 Laborgeräte 0,2; 0,5; 1,5 und 2 ml Pipetten und –spitzen (Eppendorf) Reaktionsgefäße (Eppendorf) 1-5, 1-10, 1-25 ml 1-10, 10-100, 100-1000 µl Glas-Pasteurpipette (Costar) gestopfte Pipettenspitzen 50 ml Falcon-Tubes (Falcon) (Süd-Laborbedarf) 96-well Platte (Falcon) 1-10, 10-100, 100-1000 µl Material und Methoden 38 Aqua Bidest (Wasserfiltrierungsanlage, -kämme/-träger (Bluemarine, Serva/ Sub- Millipore Eschborn) cell GT, Biorad) Brutschrank (Heraeus) Kryofixiergel: Tissue Tek OCT compound CASY I (SchärfeSystem) containing (Sakura) Dampfkochtopf (Fissler) Kühl-Zentrifuge (5415 R, Eppendorf) 24 x 60 mm und 24 x 24 mm Deckgläser Kunstoff-Pasteurpipette (Sarstedt) (Automat Star) Kunstoff-Küvette (UVette, Eppendorf) Digitale Kamera Laser-Mikrodissektions-Mikroskop Micro- Eis beam HT mit Software RoboLPC V.2.2 Färbetrog (Coplin; Roth) (PALM) Feinwaage (Sartorius) Magnetrührer mit Heizplatte (RCT basic, Feuchte Kammer: Plastik-Objektträger- IKA Labortechnik) kasten (Neolab) feuchtem Papierhandtuch Mikroskop (Dialux 20 EB, Leitz) 0,2 ml SafeLock Mikrotom HM 560 (Microm) PCR Reaktionsgefäße (Amplitube Simport) Mikrotommesser A35 Type (Feather) Inverses-Fluoreszenz-Mikroskop: Axiovert Objektträger 6 x 76mm; Mattrand (RL R. S100 (Zeiss) Langenbrinck) Computer (Apple) mit Software Openlab Objektträger PALM v2 (Improvision) Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran, Digitale Kamera C4742-95 (Hamamatsu) 1 mm glass (PALM) Monochromator Polychrom IV (P0W LPS- Objektträger SuperFrost Plus 25 x 75 x 1 150, Till-Photonics) mm (Menzel-Gläser) Xenon-Lampe (Ushio) PCR-Maschine: ThermoCycler (PTC-200, Z-Motorisierung Orbit (Improvision) MJResearch) Werkbank Cytair UF42-14 (ESI Flufrance) Photometer (Biophotometer, Eppendorf) Versch. Größen Glas-Bechergläser und – Reaktionsgefäßständer Erlenmeyerkolben (Schott Duran) Skalpell (Feather) Heizplatte Typ PZ35 (Präzitherm) Spannungsquelle Hybridisierungsgerät ThermoBrite (Blue Power 500, Serva) StatSpin A (Abbott Molecular) Stereomikroskop (Discovery.V12, ZEISS) Inkubationsofen (Heraeus) mit Software (Diskus, Hilgers Königswin- Kleine/mittlere ter) Kammer/ Gelelektrophorese- für MembranSlides, Gelelektrophorese Sterile Injektionsnadeln BD Microlance 3 (Becton Dickenson, Franklin Lakes, USA) Material und Methoden 39 Styropor-Box Zellkulturflasche T75, Cellstar (greiner Thermomixer compact (Eppendorf) bio-one) UV-Leuchttisch (MWG Biotech/ ROTH) Zentrifuge Vortex VF2 (IKA-Labortechnik) Sepatech) Megafuge 1.0 (Heraeus Waage (BP1200, Sartorius) 2.1.4 Chemikalien Agarose (Seakem) Aceton (Apotheke des Universtitätsklini- L-Glutamin/Penstrep (PAA) kums RWTH Aachen) Natriumcarbonat (Merck) DAPI/ Antifade (0,1 µg/ ml; QBiogene) Hämalaun (Merck) Tween 20 Lösung 10 % (Applichem) Eosin (Sigma) Igepal 10 % (Sigma) Methylenblau-Trihydratpulver (Sigma, Bovine Serum Albumin BSA 100% (In- München) Ethanol ATP 10 mM (Roche) (Apotheke des Universtitäts- vitrogen) klinikums RWTH Aachen) Agarose (LE, Biozym) Xylol (Apotheke des Universtitätsklini- Ethidiumbromid EtBr (Sigma) kums RWTH Aachen) DNA-Ladepuffer (DNA II, Applichem) Victroclud-Eindeckmedium (Lan- genbrinck) DNA-Molekulargewichtsmarker 100 kb DNA-Ladder Methanol (Apotheke des Universtitätsklinikums RWTH Aachen) 2.1.5 Enzyme und Antikörper Trypsin (PAA) 1. Antikörper: Monoklonaler Maus Anti-Human Ki67 Antigen Klon Mib-1 (DakoCytomation; M7340) Negativ-Kontrolle: Monoklonaler Maus IgG1 Antikörper (DakoCytomation; X0931) 2. Antikörper: AlexaFluor 488 Ziege Anti-Maus IgG ( H+L) (Molecular Probes; A11029) FITC-Markierte Rabbit Anti-Maus F(ab’ )2-Fragmente (DakoCytomation; X7903) Material und Methoden 40 Proteinase K 10 mg/ml (Sigma) Restriktionsenzym MseI 50000U/ml (New England Biolabs) T4-DNA-Ligase 5 U/µl (Roche) Polymerase-Mix (5 U/µl) aus dem Expand Long Template PCR System (Roche) Taq DNA Polymerase 5 U/µl (Invitrogen) 2.1.6 Puffer und Lösungen Zellkultur Medium für Zelllinien UROtsa und J82: RPMI 1640-Medium (PAA) + 10 % FKS (PAN oder Sigma) + L-Glutamin/Penstrep (PAA) Medium für Zelllinie RT4: McCoys 5A (PAN) + 10% FKS (s.o.) + L-Glutamin/Penstrep (s.o.) PBS (Biochrom) CASY-Lösung (SchärfeSystem) Hämalaun-Eosin(HE)-Färbung Hämalaun (Merck) Eosin (Sigma) 1% Kalziumkarbonat-Lösung (Sigma) 70%, 96%, 100% Ethanol-Lösung (s.o.) Xylol (s.o.) Methylenblau-Färbung (0,1%) 10 ml Methylenblau-Lösung ad 100 ml mit Aqua Bidest Doppelfärbung: Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH)/ Immunhistochemie (IHC) Carnoy’ s: 1 Teil Essigsäure (Merck, Darmstadt), 3 Teile Methanol (s.o.) 20 x SSC, pH 5,3 UroVysion-Kit (Vysis/ Abbott) 0,4 x SSC/ 0,3 % NP-40, pH 7- 7,5 20 ml 20 x SSC, 3 ml NP-40 (UroVysion-Kit, Vysis/Abbott) ad 1000 ml mit Aqua Bidest PBS, pH 7,4 8 g NaCl (Merck), 1,15 g Na2HPO4 (Merck), 0,2 g KCl (Merck), 0,24 g KH2PO4 (Merck) Material und Methoden 41 Amplifikation genomischer Einzelzell-DNA durch Polymerasekettenreaktion (PCR) One phor all Buffer plus/ OFA (Amersham) Puffer 1 (Expand Long Template PCR System, Roche) Nukleotide dNTPs (Roche) 100 mM: je 10 µl dCTP, dATP, dTTP, dGTP und ad 100 µl mit Aqua Bidest Puffer-dNTP-Mix: 480 µl 10 x PCR-Puffer (Sigma) und je 5 µl dCTP, dATP, dTTP, dGTP (dNTPs von Roche) ad 500 µl. Fetales Kälberserum/Bovine Serum Albumine/BSA (New England Biolabs) DNA-Isolation und Quantifizierung QIAgen- Kit: QIAamp DNA Micro-Kit Agarose-Gelelektrophorese 10 x Tris-Borat-EDTA – Puffer (TBE, Applichem). Zusammensetzung: 55,03 g/L (0,89 M) Borsäure; 7,44 g/L (0,02 M) EDTA-Na2 · 2H2O; 107,81 g/L (0,89 M) Tris 1 x TBE mit Ethidiumbromid (EtBr) : 50 ml 10 x TBE + 450 ml Aqua Bidest + 75 µl EtBr 2.1.7 Verwendete Oligonukleotidprimer und Fluoreszenz-in-situ-Sonde Fluoreszenz-in-situ-Sonde: UroVysion (Vysis/Abbott) Oligonukleotidprimer (100µM, Metabion): LIB1 (HPLC-gereinigt): 5´-AGT GGG ATT CCT GCT GTC AGT-3´ ddMse11 (HPLC-gereinigt): 5´-TAA CTG ACA GCdd-3´ p 53 Exon 8/9 Forward: 5’ - AGG ACC TGA TTT CCT TAC TGC-3’ p53 Exon 8/9 Reverse : 5’ - GAG GTC CCA AGA CTT AGT AC-3’ CK 19 Forward: 5’ -GAA GAT CCG CGA CTG GTA C-3’ CK 19 Reverse: 5’ -TTC ATG CTC AGC TGT GAC TG-3’ Material und Methoden 42 2.2 METHODEN Im Rahmen dieser Doktorarbeit soll der Zusammenhang von genetischen Defekten und dem Proliferationsstatus in Tumorvorstufen der Harnblase untersucht werden. Die zu untersuchenden Zellen sind der limitierende Faktor, da einerseits die proliferierenden Zellen vereinzelt in den Präkanzerosen vorkommen, andererseits die Biopsien zum größten Teil aus Stroma bestehen und das Urothel weniger als 10 % der Biopsie ausmacht. Deshalb wurde versucht eine Vielzahl an Methoden an ein und demselben Gewebeschnitt bzw. sogar an derselben Zelle anzuwenden. Die nachfolgend angewandten Protokolle sind charakterisiert durch die Anzahl an Applikationen, die nach der jeweiligen Methode noch folgen. 2.2.1 ZUSAMMENSTELLUNG DES FALLMATERIALS UND IDENTIFIZIERUNG DER UROTHELREGIONEN Die Kriterien für die Auswahl des Patientenkollektivs wurden bereits in Kapitel 2.1.1 beschrieben. Für die differenzierte Betrachtung der histologischen Schnitte wurden verschiedene Färbemethoden angewandt (HE-, Methylenblau-, Giemsa-Färbung), die unter Kapitel 2.2.3.2 f beschrieben sind, und die Befunde zusammen mit einer Pathologin (Dr. Gaisa, Dr. Lindemann-Docter und/oder Prof. Dr. Knüchel-Clarke) nochmals für das jeweilige Präparat bestätigt. 2.2.2 MONOLAYER- UND SPHAEROID-ZELLKULTUR Im Rahmen der Etablierung der in dieser Dissertation verwendeten Methoden (Doppelfärbung mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung und Immunhistochemie, sowie EinzelzellApplikationen) wurden die in Tabelle 5 erwähnten urothelialen Zelllinien verwendet, welche freundlicherweise von Dr. R. Krieg, Institut für Pathologie, Aachen, zur Verfügung gestellt wurden. Die Harnblasen(Karzinom)-Zelllinien UROtsa und J82 wurden in RPMI 1640 Medium mit 10 % Fetalem Kälberserum (FCS) sowie L-Glutamin/Penstrep bei 37°C in einer Wasserdampfgesättigten Atmosphäre mit 5% CO2 kultiviert. Sie wuchsen adhärent in T75 (175 cm2)-Kulturflaschen mit je 10 ml Medium und wurden alle 2-4 Tage 1:3 passagiert. Dazu wurden die Zellen nach Absaugen des Mediums kurz mit PBS Material und Methoden 43 gewaschen und anschließend bis zu 5 min mit Trypsin/EDTA (0,02% / 0,05%) bei 37°C behandelt. Die Karzinomzellen wurden vom Flaschenboden abgelöst und in 10 ml frischem Medium/FCS aufgenommen. Nach 5-minütiger Zentrifugation bei 2000 U/min wurde der Überstand abgenommen, die Zellen in 5 ml frischem Medium resuspendiert und 1-2 ml der Zellsuspension in eine neue Flasche überführt und mit Medium auf 10 ml aufgestockt. 96-well-Platten wurden mit 100µl 1%iger Agarose (in PBS) bestückt. Für nachfolgende Experimente wurden Sphäroide angesetzt, die eine in vitro Simulation des Gewebes darstellen, da die Zellen in Kultur kugelförmige 3D-Aggregate formen, die je nach Kulturdauer im Zentrum sogar nekrotisch werden. Zur Generierung der Sphäroide wurden in 200 µl 6000-8000 Zellen in Suspension auf die ausgehärtete Agarose gegeben. Nach 24stündiger Inkubation bei 37 °C bildeten sich Sphäroide aus. Nach vier Tagen wurden die Sphäroide mit einer Pipette geerntet und in OCT(TissueTek)-Gewebekryokleber aufgefroren. Für weitere Experimente wurden am Kryo-Mikrotom 6-8 Mikrometer Schnitte der Präparate hergestellt und sofort weiterverarbeitet. Zum Überprüfen der Sphäeroid-Zellmorphologie wurden Schnitte mittels HämalaunEosin (HE) gefärbt (die Methode ist in Kapitel 2.2.3.2 beschrieben). 2.2.3 HISTOLOGISCHE METHODEN 2.2.3.1 Herstellung histologischer Schnitte Mit Hilfe eines Kryo-Mikrotoms wurden von den auf Metallträgern kühlfixierten BiopsieBlöcken ca. sechs Mikrometer dicke Schnitte angefertigt und je nach weiterer Anwendung auf normale Objektträger (für HE-Färbung), beschichtete SuperFrost-Objektträger (Menzel; für Doppelfärbung) oder Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran Objektträger (PALM; für Lasermikrodissektion) aufgezogen. Die Schnitte wurden luftgetrocknet und bei -20 Grad aufbewahrt (wenn diese nicht sofort weiterverwendet werden konnten; jedoch nicht länger als ein Tag). 2.2.3.2 Hämalaun-Eosin(HE)-Färbung Nach der Herstellung der Schnitte wurde zur Begutachtung der Morphologie eine HämalaunEosin(HE)-Färbung an 6 m dicken Schnitten der Gewebeproben durchgeführt. Das dunkelviolette, positiv geladene Hämalaun lagert sich dabei an die negativ geladenen Phosphatgruppen der DNA an und färbt nach Erhöhen des pH-Wertes über pH 3 somit die Zellkerne und Material und Methoden 44 Nukleoli blau. Eosin, zu der Fluorescein-Gruppe gehörend, färbt Zytoplasma, Bindegewebe und Kollagenfasern kräftig rosa (Burck, 1969). Die angefertigten Kryogewebsschnitte wurden für 10 min in Hämalaun-Lösung gefärbt und nach kurzem eintauchen in Leitungswasser in einem anderen Färbetrog mit einem Kalziumkarbonat-Wasser-Gemisch (ca. 1-2 g/ 200 ml) gebläut. Die Gegenfärbung des Stromas mittels Eosin erfolgte für 45 Sekunden. Das überschüssige Eosin wurde durch kurzes Eintauchen in Leitungswasser entfernt. Schließlich wurden die Präparate in einer aufsteigenden Alkoholreihe differenziert (70%ig Ethanol), fixiert (kurz in 96% und 100% Ethanol, dann fünf Minuten in 100% Ethanol), zweimal für fünf Minuten in Xylol ausgehärtet und mit Vitroclud eingedeckt. 2.2.3.3 Methylenblau-Färbung Vor allem zur schnellen Überprüfung der Gewebemorphologie zeitgleich zum Anfertigen der Schnitte wurden die Schnitte kurz (max. 30 Sekunden) in 0,01 % Methylenblau-Lösung gefärbt und die überschüssige Farbe in einen Färbetrog mit Wasser abgewaschen. Im Wasserfeuchten Zustand oder nach Eindeckeln konnte die Gewebemorphologie betrachtet werden. Zellkerne erscheinen blau und das Stroma rosefarben. 2.2.4 DOPPELFÄRBUNG: FLUORESZENZ-IN-SITU-HYBRIDISIERUNG (FISH)/ IMMUNHISCHTOCHEMIE (IHC) Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) ist eine zytogenetische Methode. Die In situ Hybridisierung (ISH) wurde erstmals 1969 von Gall und Pardue (1969) sowie unabhängig davon von John et al. (1969) beschrieben. Die ISH ermöglicht es, Nukleinsäuresequenzen direkt im biologischen Präparat, also in Geweben, Zellen und auf Chromosomen (Ziel-DNA), darzustellen. Das Prinzip der ISH besteht darin, dass durch vorherige Hitzedenaturierung sowohl Ziel-DNA als auch Sonden-DNA als Einzelstrang vorliegen und anschließend in einem Renaturierungsschritt, der sog. Hybridisierung, die Einzelstränge im Bereich komplementärer Basensequenzen von Ziel-DNA und Sonden-DNA zu einem Doppelstrang sich vereinigen. Die DNA-Sonde, in diesem Fall der kommerziell erworbene UroVysion-Sonden-Mix (Vysis/Abbott), ist direkt mit je einem Fluoreszenzfarbstoff (Fluorochrom) pro Sonde markiert. Anschließend wird die Sonden-DNA in diesem Kontext auf Interphase-Zellkerne aufgebracht. Nach der Hybridisierung werden in einer Reihe von Waschschritten nicht gebundene Son- Material und Methoden 45 denmoleküle entfernt. Über die Waschbedingungen – die Zugabe von Formamid, Salzkonzentration und Temperatur – kann die Stringenz der Hybridisierung gesteuert werden, d. h. wie genau die korrespondierenden Sequenzen von Sonden- und Ziel-DNA aufeinander passen sollen. Direkt markierte Fluoreszenz-Sonden benötigen kein weiteres Detektionssystem, sondern können umgehend mit einem Fluoreszenzmikroskop erfasst werden. Die Fluoreszenzfarbstoffe absorbieren Licht einer bestimmten Wellenlänge und emittieren einen Teil der aufgenommenen Energie als Licht einer längeren, energieärmeren Wellenlänge. Solche Farbstoffmoleküle können visualisiert werden, wenn sie mit Licht der absorbierten Wellenlänge bestrahlt werden und durch einen Filter betrachtet werden. Diese Filter bestehen aus einem Exzitationsfilter, der die Exzitations-Wellenlänge auswählt, einem Dichroischen Spiegel und ein Emissionsfilter, der das Exitationslicht blockiert. Das Licht der benötigten Wellenlänge erhält man in einem konventionellen Fluoreszenzmikroskop durch eine Quecksilber- oder Xenonlampe und einen entsprechenden Filter (Exzitationsfilter). Der Emissionsfilter lässt nur Wellenlängen, die von dem fluoreszierenden Farbstoff emittiert werden, zum Okular bzw. zur Kamera gelangen. Die verschiedenen Fluoreszierenden-Moleküle emittieren jeweils Licht bestimmter Wellenlänge. Dies ermöglicht verschiedene chromosomale Regionen in einem FISH-Experiment gleichzeitig zu untersuchen (multicolour-FISH). Über eine kombinatorische Markierung mit fünf Fluorochromen gelang es gleichzeitig zwei Arbeitsgruppen unabhängig voneinander die simultane Darstellung aller menschlichen Chromosomen in verschiedenen Farben (Speicher et al. 1996, Schröck et al. 1996). Bei der sog. Multiplex Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (MFISH; Speicher et al., 1996) wird für jedes der fünf Fluorochrome separat mittels fluorochrom-spezifischen Anregungs- und Emissionsfiltern mit einer CCD (Charge-coupled-device)Kamera ein Bild aufgenommen. Mit Hilfe von einer speziellen digitalen BildverarbeitungsSoftware (hier: Openlab v2.2 von Improvision) kann aus den Einzelkanalbildern anschließend ein zusammengesetztes Bild erzeugt werden, das jedem Chromosom je nach Signalkombination eine Falschfarbe zuweist. Für die Bestimmung der Chromosomen-Anzahl hat sich der Gebrauch Chromosomenspezifischer Zentromer-Sonden (CEP = Centromere-Enumeration Probes) etabliert, da die Zentromer-Region stark repetitive Sequenzen enthält, die für eine hohe SondenHybridisierungs-Effizienz garantieren. Bei komplexen Sonden, die auch repetitive ubiquitär auftretende Sequenzen enthalten, wird vor der eigentlichen Hybridisierung eine so genannte Vorhybridisierung zwischen Sonden-DNA und Nichtmarkierter hochrepetitiver DNA wie der Material und Methoden 46 Cot-1-Fraktion einfügt, um eine unspezifische Hybridisierung auf entsprechende repetitive Sequenzen der Ziel-DNA zu verhindern. Für den klinischen Einsatz der multicolour-FISH haben Sokolova et al. (2000) den SondenSatz für das Bestimmen der Harnblasenkarzinom-typischen Aneuploidien – Deletion 9p21 und Zugewinn Chromosom 3, 7, 17 – entwickelt, welcher nunmehr von Vysis/Abbott als UroVysion-FISH-Test vertrieben wird. A) UroVysion: Zentromer- und Genspezifische Sonden mit entsprechender Fluorochrom-Färbung B) Normaler Zellkern (diploid) Tumorzellkerne (aneuploid) Abbildung 7 UroVysion: a) Darstellung des Sonden-Mixes mit korrespondierendem Fluorochrom; b) Schema der FISH-Sonden-Signale Auswertung (nach Bubendorf et al., 2003) Im Rahmen dieser Dissertation wurde die kommerzielle UroVysion-Sonde von Vysis/Abbott für die FISH an Harnblasen-Gewebeschnitten verwendet. Die UroVysion ist eine MultiplexFISH (M-FISH), die in Interphase-Zellkerne zur Anwendung kommt. Dabei handelt es sich um mit je einem Fluorochrom direktmarkierte Sonden, und zwar drei chromosomenspezifische Zentromer-Sonden (Centromere Probe, CEP: CEP 3-Spectrum Red, CEP 7-Spectrum Green, CEP 17-Spectum Aqua) und einer Lokusspezifischen Sonde (9p21-Spectrum Gold gegen das Gen p16). Normale Zellkerne enthalten zwei Kopien von jedem Chromosom oder Gen (Allel), das heißt sie sind diploid und für die FISH werden zwei Sonden-Signale pro Zentromer-Sonde erwartet. Eine höhere Anzahl von Kopien pro Chromosom (Polysomie) zeigt meist eine chromosomale Instabilität an, die bei Tumoren häufig vorkommt und deshalb diagnostisch genützt werden kann (vgl. Abbildung 7). Vorstudien haben gezeigt, dass Abberationen der Chromosomen 3, 7 und 17 bei Urotheltumoren besonders häufig sind [Sokolova et al., 2000]. Verluste von Chromosom 9 und 9p21 gehören zu den wenigen chromosomalen Aberrationen, die schon früh in der Tumorgenese des Harnblasenkarzinoms auftreten und eventuell kausal für die Entstehung sein können. In Material und Methoden 47 der Routine-Diagnostik wird das UroVysion-Kit von Vysis/Abbott zur Untersuchung von den gängigsten in Tumoren detektierten Aneuploidien und Deletion des 9p21-Lokus in Zytologischen Präparaten (abgeschilferte Urothelzellen im Urin und Harnblasenspülflüssigkeit) der Harnblase verwendet [Bubendorf et al., 2003]. Mittlerweile erfährt dieses Kit auch eine Adaptation auf andere Tumorentitäten (wie Darm etc.). Die wichtigste technische Vorraussetzung für FISH ist die Verfügbarkeit eines Fluoreszenzmikroskops mit adäquaten Fluoreszenzfiltern. Eine Z-Motorik am Mikroskop erleichtert dabei die Aufnahme aller Sonden-Signale eines Zellkerns, die ansonsten beim Fokussieren und Dokumentieren einer einzigen Zellkern-Ebene verloren gingen. Für die Auswertung der fluoreszierenden Färbung wird die Technik der Dekonvolutionsmikroskopie angewandt. Hierfür werden ein inverses Mikroskop mit Monochromator, Emissions- und Absorptions-Filter für die benötigte Wellenlänge, Z-Motorisierung für die Zellkern-Schichtaufnahmen, Kamera und Software zur Dekonvolution genutzt. Ein Monochromator ist ein optisches Gerät zur spektralen Isolierung (Prisma oder optisches Gitter) einer bestimmten Wellenlänge aus dem Spektrum des Lichts (hier: Xenon-Lampe). Es werden Schichtaufnahmen der Zellkerne mit den fluoreszierenden Signalen mit einer Kamera aufgenommen und mit Hilfe eines Programms für Dekonvolution bearbeitet. Dekonvolution ist eine Signalverarbeitung mittels verschiedener algorithmischer Verfahren. Der Grad der Unschärfe, welche aufgrund von Fluoreszenz-Reflektionen nicht fokussierter Bereiche entsteht, kann als sog. Point Spread Function (PSF) erfasst und berechnet werden (Signal-zu-HintergrundRatio) [Wallace et al., 2001; Sibarita, 2005]. Die Präparate werden mit Licht hoher Energie bestrahlt und emittieren Licht anderer schwächerer Frequenz, d.h. ihre Fluoreszenz wird somit sichtbar. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung besitzen die Gewebe/Zellpräparate bereits eine charakteristische Autofluoreszenz. Die DNA-Sonden für die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) und der Sekundär Antikörper der Immunhistochemie sind mit bestimmten fluoreszierenden Farb-Substanzen markiert. Bei den hier verwendeten Fluorochromen handelt es sich um SprectrumGreen (grün), SpectrumRed (rot), SpectrumGold(gelb) und SpectrumAqua (blau) für die FISHSonden sowie Alexa 488 (grün) für den Sekundär-Antikörper der im nachfolgenden beschriebenen Immunhistochemie. Die Fluoreszenz Emission hat eine andere Wellenlänge (Farbe) als das absorbierte Licht (Exzitation), so dass spezifisch das Fluorochrom visualisiert werden kann. Aufgrund des großen Spektrums unterschiedlicher Fluorochrome können verschiedene biologische Strukturen gleichzeitig im selben Präparat detektiert werden. Die fluoreszierenden Strukturen emittieren Licht gleichgültig ob sie gerade fokussiert werden, so dass ihre Darstellung getrübt und kontrastlos erscheint. Dieses Phänomen ist nicht zufällig, sondern basiert auf Material und Methoden 48 die optischen Gegebenheiten des Mikroskops. Durch Kenntnis dieser PSF kann dieses Phänomen mit Hilfe einer Computer-basierten Methode, der Dekonvolution, reduziert und ein Bild rekonstruiert werden. Der UroVysion-FISH-Test wurde für die Detektion chromosomaler Aberrationen in Vorstadien und frühen Tumorstadien der Harnblasenkarzinogenese anhand von Gewebeschnitten von Harnblasen-Biopsien adaptiert. Da auf demselben Präparat zusätzlich immunhistochemisch proliferierende Zellen dargestellt und weitere nachfolgende Applikationen durchgeführt werden sollten, musste das ursprüngliche Protokoll der UroVysion an diese Gegebenheiten angepasst werden. Die Immunhistochemie (IHC) dient der Detektion bestimmter Antigene im Gewebe. In diesem Fall wurde der Mib-1 Antikörper von DAKO gegen das Ki67 Antigen, ein Proliferationsmarker, angewandt. Ki67 ist nur in proliferierenden Zellen (siehe Abbildung 8) und nicht in Zellen des G0-Stadiums detektierbar [Endl und Gerdes, 2000]. Ein Fluoreszenz-markierter Sekundärantikörper (FITC von DAKO oder Alexa488 von Invitrogen) bindet spezifisch den Erstantikörper und kann nun visuell im Fluoreszenzmikroskop betrachtet werden. Die Veränderungen des UroVysion-Protokolls und die letztendliche Etablierung der Doppelfärbung mittels FISH und Immunhistochemie werden im nachfolgenden beschrieben (Tabelle 6). Abbildung 8.: Lokalisation der Ki67 Immunhistochemie während der einzelnen Zellzyklusphasen (verändert nach Endl und Gerdes, 2000) Material und Methoden 49 Tabelle 6.: Verschiedene Ansätze der FISH/Immunhistochemie Doppelfärbung FISH (Urovysion)/ IHC (Ki-67) an Nativmaterial (Kryoschnitte) / Alexa 488-Protokoll Kryoschnitte: 5 µm auf Superfrost-Objektträger (OT) "mit Carnoy's-Fixierung" "ohne Carnoy's-Fixierung" 50 % Methanol/50% Aceton ("Biomat") Tag 1: Tag 1: Tag 1: 1. Fixierung 10 min RT Trocknen 20 min RT Carnoy's 10 min RT Trocknen Carnoy's Fixativ 1 Teil Essigsäure + 3 Teile Methanol 2.Fixierung 50 % Methanol/50% Aceton- Fixierung 2.Fixierung 30 min -20 °C Aceton 30 min -20 °C Aceton 30 min -20°C Methanol (MetOH) 30 min -20°C Methanol (MetOH) 1 min RT Formaldehyd 4% 1 min RT Formaldehyd 4% FISH 20 min -20 °C 50 % Methanol/50% Aceton ~15 min RT Trocknen FISH Waschen Waschen 2 min RT Millipor Wasser 2 min RT Millipor Wasser je 1 min RT 70%/85%/100% Ethanol (EtOH) je 1 min RT 70%/85%/100% Ethanol (EtOH) ~15 min RT Trocknen ~15 min RT Trocknen Sonde Denaturieren (DUNKEL) Sonde Denaturieren (DUNKEL) Sonde Denaturieren (DUNKEL) 5 min 5 min 5 min 73 °C WB Sonde ins Wasserbad Gewebe Denaturieren Gewebe Denaturieren 3 µl 2 min Sonde auf Gewebe geben 3 µl Deckglas auflegen und mit Fixogum luftdicht abschließen luftdicht abschließen 96 °C HP OT's auf Heizplatte 2 min 37 °C ü.N. 3 µl Sonde ins Wasserbad Sonde auf Gewebe geben Deckglas auflegen und mit Fixogum luftdicht abschließen 96 °C HP OT's auf Heizplatte 2 min 37 °C OT's in einer feuchten Kammer im ü.N. Hybridisierung OT's in einer feuchten Kammer im 73 °C WB Gewebe Denaturieren Sonde auf Gewebe geben Deckglas auflegen und mit Fixogum Hybridisierung ü.N. 73 °C WB Sonde ins Wasserbad 96 °C HP OT's auf Heizplatte 37 °C OT's in einer feuchten Kammer im Hybridisierung Brutschrank inkubieren Brutschrank inkubieren Brutschrank inkubieren FISH (Urovysion)/ IHC (Ki-67) an Nativmaterial (Kryoschnitte) / Alexa 488-Protokoll Kryoschnitte: 5 µm auf Superfrost-Objektträger (OT) "mit Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung "ohne Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung "ohne Carnoy's-Fixierung" Fortsetzung Tag 2: Tag 2: Tag 2: Waschen 1 Waschen 1 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren Waschen 1 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 30 sec RT Deckglas in 0,4xSSC/0,3%NP40 entfernen 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 2 min 73°C WB OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in 0,4xSSC/0,3%NP40 inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren 1 min RT OT's in Millipor Wasser inkubieren RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen RT 0,5 ml Blockierungslösung 30 min RT 0,5 ml Blockierungslösung 30 min RT 0,5 ml Blockierungslösung Waschen 2 5 min Waschen 2 Blocking: 30 min Waschen 2 Blocking: Blocking: Blockierungslösung: Blockierungslösung: Blockierungslösung: 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS 0,1 % Tween 20/ 10 % FCS/ PBS (50µl / 5 ml /44,95 ml) (50µl / 5 ml /44,95 ml) (50µl / 5 ml /44,95 ml) 1. Antikörper: 1. Antikörper: 1. Antikörper: 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 1h 37 °C Mib-1 (1:25 mit PBS) 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 2. Antikörper: 2. Antikörper: 2. Antikörper: 1h RT DUNKELAlexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 1h RT DUNKELAlexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 1h RT DUNKEL Alexa 488 (1:400 mit Blockierungslösung) 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in PBS waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen 5 min RT in Millipor Wasser waschen Eindeckeln ~ 10 µl Eindeckeln DAPI ~ 10 µl Eindeckeln DAPI ~ 10 µl DAPI Deckglas drauflegen Deckglas drauflegen Deckglas drauflegen mit Nagellack Ränder versiegeln mit Nagellack Ränder versiegeln mit Nagellack Ränder versiegeln Material und Methoden 50 Das sequentielle Anwenden der FISH und IHC in einem Doppelfärbe-Protokoll erfordert die Anpassung einiger Komponenten. Entscheidend ist zunächst die Reihenfolge, erst FISH dann IHC oder andersherum. Des Weiteren ist die Vorbehandlung des Gewebes für die Hybridisierungs- und Immundetektions-Effizienz relevant. Für die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung müssen die bereits markierten DNA-Sonden sowie geeignete Präparate vorbereitet werden. Die DNA von Sonde und Präparat muss jeweils einzelsträngig vorliegen, damit sich während der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung die komplementären DNA-Stränge bzw. -Sequenzen finden können. Eine Antigen-Demaskierung ist nicht nötig. Für eine genaue Analyse von Tumorzellen im Gewebeverband genügt in der Regel nicht die Aufnahme eines 2 dimensionalen Bildes. Um die gesamte 3-dimensionale Information eines Zellkerns zu erhalten, müssen lichtoptische Serienschnitte für die verwendeten Fluorochrome durch den Zellkern gelegt werden. Die Daten werden mittels Dekonvolution berechnet und die Bilderserie für die jeweiligen Fluorochrome übereinander gelegt, damit die gesamte Fluorochrom/Signal Information eines Zellkernes (eines Gewebes) auf einer Bildebene dargestellt werden kann. Überlappende Zellen und Zellen mit verschwommenen FISH-Signalen werden nicht analysiert. Signale, die sehr dicht beieinander liegen, werden als gespaltene Signale gedeutet und als ein Signal gezählt [Bubendorf et al., 2001]. Als immunhistochemisch bzw. Ki67 positive Zellen wurden jene deren Zellkern diffus grün-fluoreszierte bzw. auch die Nukleoli sich grünfluoreszierend absetzten. Da das Gewebe der Biopsie meist nur ein kleines Areal an Urothel aufwies, wurde versucht so viele Zellen wie möglich (max. 20-50 Zellkerne) auszuwerten. 2.2.5 AUSWERTUNG DER DOPPELFÄRBUNG Bei der UroVysion FISH in der Routine-Diagnostik von Urin-Proben oder Spülzytologien gelten folgende Auswerte-Kriterien: Es werden 25 Zellkerne ausgewertet und dabei gilt der UroVysion-Test als „ positiv“ , wenn aufweisen oder in 4 Zellen >2 Zentromer-Sonden-Signale pro Nukleus 12 Zellkernen eine Deletion des 9p21 Lokus nachgewiesen werden kann. Bei der Auswertung der Doppelfärbung wurde nicht in erster Linie in FISH-positive bzw. – negative Patientenproben differenziert, sondern die Unterscheidung wurde auf Ebene der Ki67-Färbung durchgeführt. Ki67- positive Zellen bezüglich ihrer chromosomalen Defekte mit negativen Zellen verglichen. Zur Auswertung des Urothelgewebes wurde die Anzahl der UroVysion- Hybridisierungssignale der chromosomenspezifischen Zentromer-Sonden sowie der lokusspezifischen Gensonde pro Zellkern (insgesamt bzw. getrennt in Ki67 positive und negative Ker- Material und Methoden 51 ne) bestimmt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich (meist zwischen 20 und 30 Zellkerne, darunter meist ca. fünf Ki67 positive Zellkerne; limitierender Faktor war die vorhandene Ausgangs-Zellzahl der Kryogewebs-Biopsie) als 2-dimensionale Bildstapel aufgenommen und gemäß Lee et al. (1993) und Bollmann et al. (2005) folgendermaßen ausgewertet: Der Chromosomen Index (CI; entspricht dem Mittelwert) ist die mittlere Kopienzahl (copy number) jedes Chromosoms, d.h. die Gesamtzahl aller Hybridisierungssignale dividiert durch die Gesamtzahl analysierter Zellkerne [Bollmann et al., 2005]. Der Chromosomen Index sowie die Standardabweichung wurden für die Anzahl der Signale pro DNA-Sonde pro Zellkern ermittelt. Die Standardabweichung wurde als Maß für den Grad der chromosomalen Instabilität betrachtet (Unterschiede in der Signalanzahl pro Zellkern). Der Aneusomie Index ist die Frequenz der Aneusomie in der Patientenprobe, d.h. der Prozentsatz der analysierten Zellkerne mit einer, zwei oder mehr als zwei Chromosomenkopie(n). Der Aneusomie Index diente auch zur Darstellung des Grades der chromosomalen Instabilität [Bollmann et al., 2005]. Mit der UroVysion-Hybridisierungseffizienz [%] wird der prozentuale Anteil der Kerne, die die richtige Anzahl an Signalen (hier ist der Wert von zwei Signalen pro Kern – entsprechend dem diploiden Karyotyp – als normal/ richtig gleichgesetzt und differierende Werte hiervon als Fehlschlag/falsch angesehen) aufweisen, bestimmt. Berechnet wird dieser Wert folgendermaßen: 100 - [Hybridisierungsfehlschläge / aussagefähige Ergebnisse + Hybridisierungsfehlschläge] * 100. Die Hybridisierungseffizienz wurde an normal erscheinendem Urothel (Normalgewebe) einer Zystektomie (Befund: „ Nested Variant“ eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) bestimmt. Aufgrund der geringen Zell- und Fallzahl der Patientenproben konnte keine ausführliche statistische Auswertung durchgeführt werden. Es wurden lediglich versucht erste Tendenzen statistisch (t-Test; p-Wert) zu erfassen und deskriptiv darzulegen. 2.2.6 MIKRODISSEKTION Manuelle Mikrodissektion Material und Methoden 52 Die Manuelle Mikrodissektion wurde genutzt, um für die Einzelzellsuspensionsherstellung das Stroma vom Urothel isoliert zu gewinnen. Von den Methylenblau-gefärbten schwach feuchten Schnitten wurde mit einer Injektionsnadel zuerst das Stroma, welches sich wie ein Band leicht abziehen ließ, unter mikroskopischer Visualisierung (2,5 x Vergrößerung) mikrodisseziert und anschließend die Urothelzellen in ein separates 1,5 ml EppendorfReaktionsgefäß überführt. Laser-gestützte Mikrodissektion Das zu mikrodissezierende Material (Gewebe/Einzelzellsuspension) wurde auf Polyethylen Naphthalat (PEN)-Membran-Objektträger (PALM) aufgebracht. Diese Objektträger wurden zuvor mit UV-Licht für 20 min bestrahlt, um die Adhäsivität zu steigern und DNasen zu inaktivieren; bei Verwendung von Einzelzellsuspensionen wurde die Membran zusätzlich mit Poly-L-Lysin behandelt, damit die Zellen besser auf der Membran adherieren und nicht bei den nachfolgenden Experimenten vom Objektträger gewaschen werden. Für die Laser-gestützte Mikrodissektion wurde das UV-Laser Microbeam System (Microbeam HT) von PALM genutzt. In die Optik eines inversen Fluoreszenz-Mikroskops ist ein UV-A Laser integriert. Hiermit können Gewebeareale, einzelne Zellen sogar einzelne Chromosomenabschnitte präzise geschnitten und kontaktfrei in den Deckel eines Reaktionsgefäßes, welcher z.B. einen Puffer enthält, katapultiert werden. Das Verfahren der Lasermikrodissektion zeichnet sich durch die Reinheit und Kontaminationsfreiheit der Proben aus. Der Mikroskoptisch (Robo-Stage), der Mikromanipulator (Robot-Manipulator) und die Laser-mikromanipulations- Prozedur werden mit Hilfe eines Computers gesteuert. Die Präparate werden mit einem Objektiv (40 x Vergrößerung) fokussiert und das mikroskopierte Bild mittels Videokamera auf dem Computer-Bildschirm projiziert, damit letztendlich für die Dokumentation der Mikrodissektion Schnappschüsse der Durchführung abgespeichert werden können. Die Parameter für das Schneiden (CUT) des Areals sind so ausgewählt, dass der Laser das Gewebe und die PENMembran durchtrennt (UV-Energy = 54 und UV-Fokus = 51). Für das Katapultieren des Gewebe-Areals bzw. der Einzelzelle liegt der Laser-Fokus unterhalb der Membran und mit einem einzigen Laser-Schuss (LPC; Laser pressure catapulting; oder RoboLPC; UV-Energy = 74 und UV-Fokus = 49) wird es in ein Lyse-Puffer-gefülltes Deckelchen eines 200 µl Eppendorf-Reaktionsgefäß, das in weniger als einem Millimeter über das zu mikrodissezierende Areal mit Hilfe des Mikromanipulators gehalten wird, geschossen. Aufgrund der geringen Material und Methoden 53 Größe der Einzelzelle, konnte ein Gelingen der Lasermikrodissektion durch Visualisierung der Zelle im Deckelchen nicht erfolgen. Herstellung einer Einzelzellsuspension Das mikrodissezierte Areal wurde in einem 1,5 ml Reaktionsgefäß mit 30 µl Aqua Bidest (andere Lösungen/Puffer/Enzyme wirkten sich negativ auf den Versuchsablauf aus) aufgenommen und die Zellvereinzelung erfolgte und dreiminütigem vortexen. 2.2.7 AMPLIFIKATION GENOMISCHER EINZELZELL-DNA DURCH POLYMERASEKETTENREAKTION (PCR) Viele Experimente und Analysen gestalten sich schwierig, da nicht genügend DNA der zu untersuchenden Probe zur Verfügung steht. Insbesondere bei der Untersuchung von Einzelzellen kann der Forscher nur auf wenige Pikogramm DNA zurückgreifen (~ 6 pg humane DNA/ diploidem Genom). Für die Vervielfältigung der gesamten DNA (einer Zelle) wurden mittlerweile einige Methoden entwickelt. Zu den PCR-basierten Methoden für die Gesamt-Genomische Amplifikation (Whole genomic amplification, WGA) zählen u.a. die Degenerate-Oligonucleotid-Primer PCR (DOP-PCR; Telenius et al. 1992; Cheung and Nelson 1996), die Primer-Extensions PCR (PEP-PCR; Cheung and Nelson 1996) und die Linker-adaptor PCR (LA-PCR; Ludecke et al., 1989). Die DOP-PCR und PEP-PCR haben den Nachteil unspezifische Artefakte zu amplifizieren (Cheung and Nelson 1996), nicht alle Loci zu erfassen (Paunio et al. 1996; Dean et al. 2002) und kurze Produkte (< 3 kb) zu produzieren, die für viele Anwendungen nicht mehr zu gebrauchen sind (Telenius et al. 1992). Dies ist nicht so bei der Linker-adaptor PCR. 2.2.7.1 MseI-Adapter-PCR/ LA-PCR Die Linker-adaptor PCR (LA-PCR; hier Mse1-Adapter-PCR genannt) wurde erstmals 1989 von Ludecke et al. beschrieben. Die Methode beruht auf den Restriktionsverdau der ZielDNA und Ligation der DNA-Fragment-Enden an einen Adaptor mit bekannter Nukleotidsequenz, so dass die Fragmente über eine PCR amplifiziert werden können. Für den Restriktionsverdau sollte ein Restriktionsenzym gewählt werden, das ein vier-Basen Motiv erkennt und somit die Möglichkeit bietet, die erwartete mittlere DNA-Länge von 256 bp (44) basie- Material und Methoden 54 rend auf der Prämisse, dass die vier Basen gleichmäßig im Genom verteilt sind und der Verdau komplett durchlaufen ist [Klein et al., 1999]. Klein et al. (1999) stellten bei Voruntersuchungen fest, dass nur MseI einen Einzelzell-DNA-Schmier von 100-1500 bp Länge ähnlich jener Länge von geschnittener Hochmolekularer DNA (1 µg) produzierte. Die hier angewandte Linker-adaptor PCR wurde wie bei Langer et al. (2005) durchgeführt. a) Zellaufschluss für MseI-Adapter-PCR Die in 4,5 µl Mse-Lysis-Puffer isolierten (Lasermikrodissezierten) Zellen wurden bei 42°C für 10 Stunden in einem PCR-Heizblock verdaut. Die Proteinase K wurde anschließend für 10 Minuten bei 80°C hitzeinaktiviert. b) MseI-Verdau Zu 4,5 µl lysierten Zellen wurde 0,2 µl 10x OFA-Buffer, 0,5 µ1 (entsprechend 10 U) MseI Restriktionsenzym und 1,3 µl Nuklease-freies Wasser gegeben. In einem Parallelansatz wurde 1 µl (500 pg) Referenz-DNA (Human Genomic DNA, male oder female) mit 0,5 µl MseI Restriktionsenzym, 3 µl nukleasefreiem Wasser und 0,5 µl 10x OFA-Buffer versetzt. Beide Ansätze wurden für 3 Stunden bei 37°C in einem PCR Heizblock inkubiert. Das Restriktionsenzym wurde anschließend bei 65°C für 5 Minuten inaktiviert. c) Pre-Annealing und Ligation der Primer Ein Pre-Annealing-Ansatz setzte sich zusammen aus 0,5 µl OFA-Buffer, 0,5 µl 100 µM LIB1-Oligonukleotidadapter, 0,5 µl 100 µM ddMse11-Oligonukleotidadapter und 1,5 µl nukleasefreiem Wasser. Das Annealing wurde in einem PCR-Heizblock in absteigenden Temperaturen (1 °C/ min) von 65°C (diese Temperatur diente gleichzeitig zur Inaktivierung des Restriktionsenzyms vor der Ligation) bis 15°C in einminütigen Schritten durchgeführt. d) Ligation Zu den 3 µl preannealten Adaptern wurden 1 µl T4-DNA-Ligase, 1 µl 10x Ligase-Puffer (enthält 10 mM ATP) und 5 µl des MseI-verdauten Zell-Lysats bzw. 5 µl der MseIgeschnittenen Referenz-DNA gegeben. Der Reaktionsansatz wurde bei 15°C in einem PCRBlock über Nacht ligiert. e) Primäre PCR Zu dem Ligations-Produkt wurden 40 µl eines PCR-Mix addiert, welcher sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzte: 3 µl 10x konzentrierter PCR-Puffer Nr. 1 aus dem Expand Long Template PCR System (enthält 2,25 mM Magnesiumchlorid und Detergenzien), 2 µl 10mM dNTP-Mix, 1 µl (3,5 U) Polymerasen-Mix aus dem Expand Long Template PCR System und 35 µl nukleasefreiem Wasser. Material und Methoden 55 Das PCR-Programm gestaltete sich folgendermaßen (Tabelle 7): Tabelle 7.: Primär-PCR LA-PCR Temperatur Füllreaktion 1. PCR-Zyklus 14x 2. PCR-Zyklus 8x 3. PCR-Zyklus 22x Endreaktion 68°C 94°C 57°C 68°C 94°C 57°C +1°C/cycle 68°C 94°C 65°C 68°C 68°C 4°C Zeit 3min 40sec 30sec 1min 30sec +1sec/cycle 40sec 30sec 1min 45sec +1sec/cycle 40sec 30sec 1min 53sec +1sec/cycle 3min 40sec 2.3 DNA-ISOLATION UND QUANTIFIZIERUNG Zur Asservierung wurde zusätzlich DNA aus den Proben mit Hilfe des Qiagen Micro Kits isoliert. Zur Konzentrationsbestimmung von DNA-Lösungen wurde die optische Dichte bei 260 nm gemessen (Biophotometer von Eppendorf) und nach folgendem Zusammenhang ausgewertet: Eine optische Dichte von 1,0 entspricht einer DNA-Konzentration von 50 g/ml. Dies gilt für doppelsträngige DNA. Zur gelelektrophoretischen Qualitätskontrolle wurde ein 1,0 % (w/v) Agarosegel hergestellt, indem 1,0 g Agarose in 100 ml 1× TBE-Puffer unter Aufkochen mit einer Mikrowelle gelöst wurden. Verdunstungsverluste wurden mit Aqua Bidest ausgeglichen und das Agarosegel wurde unter Rühren auf ca. 60 °C abgekühlt. Das Gel wurde in den Gelschlitten gegossen, der zuvor mit Klebeband abgedichtet und dem der Gel-Taschenformerkamm eingesetzt worden ist. Nachdem das Gel polymerisiert ist, wurden die Klebestreifen entfernt, der Gelschlitten in die Elektrophoresekammer überführt, in die Kammer 1× TBE-Puffer gelüberdeckend gegossen, der Taschenformerkamm herausgezogen und die zu trennenden Proben in die Taschen pipettiert. Die Proben (1 kb Längenstandard, PCR-Produkt) wurden in einem 10 l Ansatz, aus x l der Probe und 5 l Loadingbuffer aufgetrennt. Die Elektrophorese wurde bei ca. 80 V für ca. 4 Stunden durchgeführt. Anschließend wurde das Gel 15 min in einem Ethidiumbromidbad gefärbt, unter UV-Licht ausgewertet und mit einer Kamera aufgenommen. 2.4 EINZELZELL COMPARATIVE GENOMISCHE HYBRIDISIERUNG (SS CGH) Eine weitere elegante molekularzytogenetische Methode, die es erlaubt, in einem einzigen Experiment einen Überblick über die genetischen Veränderungen von Tumorzellen auf chro- Material und Methoden 56 mosomaler Ebene zu erlangen, ist die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization) (Kallioniemi et al. 1992, du Manoir et al. 1993). Diese Methode wurde seit ihrer Erstbeschreibung auf eine Vielzahl von malignen und benignen Neoplasien angewendet und hat dabei erfolgreich zur Aufdeckung verschiedener chromosomaler Aberrationen geführt. Ein wesentlicher Vorteil dieser Methode besteht darin, dass als Ausgangsmaterial etwa 0,5 bis 1µg DNA für die Analyse ausreichen. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine Metaphasechromosomen der zu untersuchenden Tumorzellen notwendig sind. In der CGH-Analyse werden die detektierbaren Veränderungen entweder als DNA-Gewinn oder Verlust klassifiziert. Die biologische Bedeutung eines DNA-Gewinns kann dabei in der Aktivierung eines Onkogens, der Verlust dagegen in der Inaktivierung eines Tumorsuppressorgens liegen. Beide Genklassen können fundamental in die Entstehung und Progression invasiver, metastatischer Klone eingebunden sein [Houldsworth und Chaganti, 1994]. Ein Test- und ein Referenzgenom, d.h. Tumor- und Normal-DNA werden zunächst aus mindestens Tumorzellen und Normalzellen gewonnen und dann durch Einbau von chemisch modifizierten Nukleotiden unterschiedlich markiert. Dies erfolgt bei einer Direktmarkierung beispielsweise durch den grünen Fluoreszenzfarbstoff Fluorescein (FITC) und den roten Fluoreszenzfarbstoff Rhodamin. Beide DNA-Präparationen werden dann zu gleichen Teilen gemischt und auf normale Metaphasechromosomen (auf einem einfachen Objektträger) hybridisiert, wo sie um homologe Bindungsstellen konkurrieren. Überwiegt in den Tumorzellen eine DNASequenz, so bindet diese DNA häufiger an die entsprechende chromosomale DNA der Metaphasenpräparation. Bei der Betrachtung im Fluoreszenzmikroskop überwiegt dann der Fluoreszenzfarbstoff der Tumorprobe, d.h. im Fall von FITC die grüne Fluoreszenz. Haben die Tumorzellen hingegen DNA verloren, bindet relativ mehr Normal-DNA, dessen Fluoreszenzsignal dann in dieser chromosomalen Region zu beobachten ist, d.h. im Falle von Rhodamin die rote Fluoreszenz. Besteht ein Gleichgewicht zwischen Test- und Referenzgenom, so ergibt sich bei der simultanen Betrachtung beider Fluorochrome eine gelbe Mischfarbe. Entscheidend ist, dass die Information, ob im Tumor ein DNA-Gewinn (Amplifikation) oder ein DNA-Verlust (Deletion) vorliegt, durch Fluoreszenzsignale repräsentiert wird [Störkel et al., 1996]. Um eine quantitative Aussage zu ermöglichen, erfolgt die Auswertung nicht visuell, sondern über eine sog. CCD- („ Charge-coupled-device“ ) Kamera. Sie kodiert und quantifiziert das Fluoreszenzsignal als Graustufenbild. Weiterhin erfolgt die Aufnahme der Fluoreszenzbilder nicht simultan, sondern seriell für jedes Fluorochrom einzeln. Dabei verhindern selektive Filter, dass es zu einer Überlagerung der Fluoreszenzsignale zwischen den einzelnen Fluores- Material und Methoden 57 zenzfarbstoffen kommt. Um eine Identifizierung der Chromosomen zu ermöglichen, werden die Metaphasenpräparate vor der Auswertung noch mit dem blauen Fluoreszenzfarbstoff DAPI behandelt, wodurch jedes Chromosom in einem typischen Bänderungsmuster angefärbt wird. Das DAPI-Bild dient daher der Identifizierung der Chromosomen, während FITC den Tumor- und Rhodamin die Normal-DNA repräsentiert. Die Darstellung der Fluoreszenzintensitäten entlang der einzelnen Chromosomen erfolgt im Auswerteergebnis nicht anhand der absoluten, sondern der relativen Werte zwischen grünem und rotem Signal, dem sog. RadioBild. Da bei Messung von nur einer einzigen Metaphase Rauschsignale nicht ohne weiteres zu unterdrücken sind, wird nicht nur eine Metaphase, sondern immer mehrere Metaphasen ausgewertet und das Ergebnis gemittelt. Im Endergebnis ergibt sich das sog. CGH-SummenKaryogramm über alle 22 Chromosomen einschließlich des X- und Y-Chromosoms [Petersen et al., 1996; Störkel et al., 1996]. Für den Einsatz der CGH-Analyse in dieser Dissertation war die erforderte DNA-Menge von bis zu einem Mikrogramm der limitierende Faktor. Bei der CGH-Analyse von Zelllinien ist dies kein Problem, da genügend klonale Zellen produziert werden können, um mehrere Mikrogramm DNA zu erhalten. In dieser Arbeit wurde Patienten-Biopsie-Gewebe analysiert.Wenn die DNA der gesamten heterogenen nicht-klonalen Gewebemasse isoliert werden würde, dann stellten die Daten nur die Mittelwerte aller Zellen dar, so dass klinisch relevante genetische Veränderungen, die vielleicht nur in einem kleinen Zell-Cluster zu finden sind, überlagert werden würden. Aus diesem Grund wurden Einzelzellen, die als Identifizierungskriterium mit dem Antikörper Mib-1 positiv gegen das Ki67 Protein Fluoreszenz-Markierte wurden, sowie Einzelzellen der negativen Umgebung, Laser-mikrodisseziert (siehe Kapitel 2.2.6) und erst nach Gesamt-Genomische Amplifikation mittels Linker-adaptor PCR (siehe Kapitel 2.2.7; um die CGH-DNA-Einsatzmenge von 1 µg zu erhalten) weiter mit der CGH analysiert. Die Durchführung der CGH erfolgte in Kooperation mit Frau Dr. Langer, Institut für Humangenetik, München. Ergebnisse 58 3 ERGEBNISSE Das Harnblasenkarzinom ist ein sehr heterogenes Gewebe, da es aus verschiedenen Zellen mit unterschiedlichen chromosomalen Aberrationen besteht. Für die Untersuchung erster genetischer Defekte auf Einzelzell-Ebene, die mit einem Wachstumsvorteil einhergehen, sollte in dieser Dissertation zunächst eine Doppelfärbung aus Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) und Immunhistochemie etabliert werden. Aufgrund dieser speziellen FISHImmunhistochemie Färbemethode war es möglich einen Überblick über den Ploidie-Grad und den Harnblasen-spezifischen frühen Defekten im Gen-Lokus 9p21 in proliferierenden Zellen mittels der UroVysion-Sonde zu erlangen. Weitere genetische Aberrationen sollten mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization) untersucht werden. 3.1 Etablierung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung Bei der UroVysion-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung kommen drei Zentromer-spezifische Sonden für die Chromosomen 3, 7 und 17, sowie eine Chromosomen-spezifische Sonde für die chromosomale Region 9p21 (Gen p16) zum Einsatz. Der Proliferationsmarker Ki67 ist ein nukleäres Antigen in Zellen der Wachstumsphase/-fraktion, also jener Zellen, die sich vermehren (proliferieren). Die Etablierung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung wurde zunächst an Sphäeroiden von urothelialen Zelllinien (UROtsa, J82 und RT4) durchgeführt, um die idealen Bedingungen für die Kombination beider Methoden festzustellen. Eine Austestung der Doppelfärbung anhand von Lymphozyten-Präparaten wurde ausgelassen, da aufgrund der Sphäeroiden das Urothelgewebe besser simuliert werden konnte und somit ein erfolgreiches Doppelfärbungs-Protokoll 1:1 auf die histologischen Schnitte der Harnblasen-Biopsien übertragen werden konnte. Zur Auswertung des Urothelgewebes wurde die Anzahl der UroVysion-Hybridisierungssignale der chromosomenspezifischen Zentromer-Sonden sowie der lokusspezifischen Gensonde pro Zellkern (insgesamt bzw. getrennt in Ki67 positive und negative Kerne) bestimmt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich (meist zwischen 20 und 30 Zellkerne; limitierender Faktor war die vorhandene Ausgangs-Zellzahl der Kryogewebs-Biopsie) als 2-dimensionale Bildstapel aufgenommen und ausgewertet. Die UroVysion-Hybridisierungseffizienz wurde an Normalgewebe (normal erscheinendes Urothel) einer Harnblasen-Zystektomie (Befund: Nested Variant eines Urothelkarzinoms; Ergebnisse 59 pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) bestimmt. Nachfolgende Abbildungen/Tabellen zeigen das Ergebnis des Normalgewebes für den hybridisierten FISH-Sondensatz. Tabelle 8 gibt die Hybridisierungseffizienz der eingesetzten UroVysion-Sonde an. Diese liegt für die erwarteten zwei Hybridisierungssignale pro Sonde und Kern bei Werten zwischen 85 % und 91 % und ist damit um einiges geringer als für Urin-Zytologie-Präparaten von Patienten ohne Urothelkarzinom (93%; laut UroVysion/Vysis). Dennoch zeigt das Normalgewebe für die Mehrheit der Zellen einen überwiegend diploiden Karyotyp. Abbildung 9.: Austestung der UroVysion-Hybridisierungseffizienz an Normalgewebe (normal erscheinendes Urothel) einer Harnblasen-Zystektomie (Befund: Nested Variant eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0) (Vergrößerung 1000 Fach) Tabelle 8.: Hybridisierungseffizienz der UroVysion-Sonde getestet an Normalurothel (n = 33 Zellkerne) Signale pro Zellkern (n) <2 2 >2 Chromosom 3 Zentromer 9% 88 % 3% Chromosom 7 Zentromer 12 % 88 % 0 Chromosom 17 Zentromer 12 % 85 % 3% Chromosom 9p21 Gen p16 9% 91 % 0 Sonde Ergebnisse 60 Aneusomie Index n = 33 Zellkerne 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 10.: Graphische Darstellung der Hybridisierungseffizienz der UroVysion-Sonde getestet an Normalurothel. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. Tabelle 9.: Normalurothel, Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden Mittelwert Standardabweichung (+/- SD) Chromosom 3 Zentromer 1,94 0,35 Chromosom 7 Zentromer 1,85 0,44 Chromosom 17 Zentromer 1,85 0,57 Chromosom 9p21 Gen p16 1,85 0,51 Anzahl der Signale pro Zellkern Sonde 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 Urothel-Normalgewebe (Chromosomenindex und Standardabweichung) Abbildung 11.: Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden im getesteten Normalurothel Der Chromosomen Index (Tabelle 9; Abbildung 11) ist für den verwendeten UroVysionSonden-Mix knapp unter 2, die Werte für die Standardabweichungen liegen zwischen 0,35 und 0,57 und sind damit erwartungsgemäß relativ gering. Aufgrund der geringen Zell- und Fallzahl der Patientenproben konnte keine ausführliche Statistische-Auswertung durchgeführt werden. Es wurden lediglich versucht erste Tendenzen statistisch (t-Test) zu erfassen und deskriptiv darzulegen. Ergebnisse 61 Für die Etablierung der Methoden können folgende Ergebnisse notiert werden: Je nachdem ob der gleiche histologische Schnitt nach der Doppelfärbung auch für die Einzelzell-Analyse eingesetzt wurde, wurden Veränderungen am Protokoll durchgeführt, wie z.B. der Einsatz von PEN-Membran Objektträger (PALM) und das Weglassen jeglicher Gegenfärbung der Kerne (wie DAPI). Aufgrund der Aufeinanderfolge vieler verschiedener Methoden am selben histologischen Gewebeschnitt, konnten viele Schaltstellen festgestellt werden, die entscheidend für ein Gelingen der Methoden waren. Für die Doppelfärbung war zunächst entscheidend die Reihenfolge der Methoden, denn wenn die Immunhistochemie vor der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung durchgeführt wurde, war der Nachweis des Ki67 Antigens nicht mehr möglich. Es wurden Kryogewebsschnitte verwendet, um einer Vernetzung und Denaturierung von Protein, DNA und RNA durch die Formalin-Paraffin-Einbettung entgegenzuwirken. Im nachfolgenden wird auf die einzelnen Abschnitte des Doppelfärbe-Protokolls mit den jeweiligen HauptVariationen näher eingegangen: A) Herstellung histologischer Schnitte/Präparate: Die Kryogewebsschnitte wurden kurz vor dem Experiment hergestellt, da ein längeres Lagern angefertigter Schnitte, den Part der Immunhistochemie negativ beeinträchtigt. Die Schnitte wurden auf Superfrost-Objektträger bzw. auf UV-Behandelte PENMembran Objektträger (für den Einsatz in der Lasermikrodissektion und nachfolgender Applikationen) aufgezogen, um ein Abschwimmen der Schnitte während der Waschschritten entgegenzuwirken. Bei der Verwendung von Einzelzellsuspensionen wurden die Objektträger zusätzlich mit Poly-L-Lysin beschichtet, was ein Anhaften der Zellkerne während des gesamten Experimentes gewährleistete. B) Fixierung/ Gewebevorbehandlung: Eine geeignete Fixierung und Vorbehandlung, und somit die Permeabilisierung, des Gewebes ist entscheidend für den Aufschluss der Zellen/Zellkerne, so dass die FISHSonde und der Ki67-Antikörper an ihre Ziel-Sequenz/-Epitope spezifisch binden können. Die enzymatische Gewebevorbehandlung (z.B. mit Proteinase K) erwies sich entsprechend der Herstellerangaben als ineffizient für den immunhistochemischen Versuchsabschnitt aus. Somit konnte der Zellaufschluss nur durch eine geeignete Fixierung und Verwendung von Detergenzien (wie 0,4x SSC/ 0,3 % NP-40) erfolgen. Die besten Doppelfärbe-Ergebnisse konnten durch eine gekühlte (-20°C) 50% Methanol/ 50 % Aceton-Fixierung erreicht werden. Das Verwenden einer Carnoys-Fixierung oder 4% Formaldehyd-Lösung zusätzlich zur Methanol-Aceton- Ergebnisse 62 Fixierung beeinträchtigten entweder die Sonden-Hybridisierung oder die Immunhistochemie. Des Weiteren wurden versucht die dicht nebeneinander liegenden Zellkerne des Urothels mittels Salzsäure-Behandlung (0,2 M HCl) zu Spreiten, was sich jedoch negativ auf die Hybridisierungseffizient auswirkte und somit nicht weiter verfolgt wurde. C) Hybridisierung und Posthybridisierungswaschung Die UroVysion-Hybridisierung und Posthybridisierungs-Waschschritte wurden im Großen und Ganzen nach den Herstellerangaben durchgeführt. Ausnahme stellte nur die Dentaurierungstemperatur des mit Sonde benetzten Gewebes dar. Es wurde eine Temperatur von 96 °C für zwei Minuten gewählt, da kein Formaldehyd im Experiment eingesetzt wurde, welches die DNA-Denaturierungs-Temperatur normalerweise auf ca. 70 °C herabsetzt. D) Immunhistochemie Der FISH folgte direkt die Immunhistochemie mit dem Ki67 Proliferationsmarker (Klon Mib-1). Nach Austesten verschiedener Verdünnungsstufen für den ErstAntikörper (Ki67) und den Sekundärantikörper (FITC bzw. letztendlich Alexa488) wurden jene Verdünnungen gewählt, deren Signal-zu-Hintergrund-Ratio am besten war. Zu Beachten galt dabei, dass der pH-Wert der Waschlösung PBS (Phosphate Saline Buffer) essentiell für ein Gelingen der Immunhistochemie war. E) Gegenfärbung und Detektion Standard Gegenfärbung der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung ist der Einsatz einer bläulich-violett fluoreszierenden Substanz, DAPI (4' ,6-Diamidino-2-phenylindol) mit dem Zusatz des Fluoreszenzstabilisators Antifade. Wurde derselbe histologische Gewebeschnitt nach der Doppelfärbung noch für Applikationen der Einzelzell-Analyse verwendet, musste die DAPI-Gegenfärbung ausgelassen werden, da diese Substanz aufgrund des Interkalierens in die DNA und ihrer Emission im UV-Bereich weitere Experimente beeinträchtigt. Außerdem kann DAPI nicht auf den PEN-Membran Objektträgern verwendet werden, da eine Wechselwirkung mit der Membran zu einer Hintergrundfärbung führt und somit die Detektion der Zellkerne erschwert. 3.2 Untersuchung von Patientenfällen mittels UroVysion-Ki67-Doppelfärbung Ergebnisse 63 Im Rahmen dieser Doktorarbeit wurden insgesamt 40 Patientenfälle mittels UroVysion-Ki67Doppelfärbung untersucht (genaue Auflistung siehe Abbildung 12). Bei der Wahl des Patientenkollektivs wurden hauptsächlich Biopsie-Proben (Kryogewebe) favorisiert, die nicht älter als 5-7 Jahren waren und eine urotheliale Präkanzerose (Dysplasie oder Hyperplasie) als Primär-Diagnose umfassten. Dies war vor allem für die Dysplasien unter anderem der limitierende Faktor. Bei der Methoden-Etablierung wurden teilweise höhergradige Tumore verwendet, welche nun mit den Präkanzerosen bezüglich Tumorprogression bzw. der Akquirierung weiterer chromosomaler Defekte verglichen werden können. Normal (1 Fall) Hyperplasien (13 Fälle) Papilläre Tumore (pTaG1) (3 Fälle) Dysplasien (12 Fälle) Carcinoma in situ (7 Fälle) Invasive Tumore (pT1G3) (4 Fälle) Abbildung 12.: Mittels UroVysion-Ki67-Doppelfärbung untersuchte Patientenfälle (insgesamt 40). Die fortgeschrittenen Tumoren dienten zur Methoden-Etablierung und anschließend zum quantitativen Vergleich akquirierter chromosomaler Defekte in Bezug auf die entsprechenden Präkanzerosen. Im Nachfolgenden wird zunächst auf die Ergebnisse der Urothelkarzinome und anschließend erst auf den Schwerpunkt dieser Doktorarbeit, die Präkanzerosen, eingegangen. pT1G3 Die Ergebnisse der vier untersuchten pT1G3-Fälle sind Abbildung 13 und 14, sowie Tabelle 10 bis 11 dargestellt. Die pT1G3 Tumore enthielten ca. ein Dreifaches mehr an ruhenden (Ki67 negativen) Zellen, als proliferierende (Ki67 positive). Ergebnisse 64 Abbildung 13.: A) Urovysion-Ki67-Doppelfärbung eines papillär-invasiven Urothelkarzinoms (max. Eindringtiefe pT1G3; 11922_04_A2). Die Bezeichnung der einzelnen Sonden ist in A) beschrieben. B) Übersichts-Darstellung der DAPI-Gegenfärbung, CEP7-Sonde und Ki67-Immunhistochemie. Tabelle 10.: Invasive Harnblasentumore (pT1G3; 4 Fälle). Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden. Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 2,12 [1,221] 2,05 [1,174] 2,14 [1,243] 2,29 [1,280] 2,14 [1,356] 2,34 [1,261] 2,21 [1,125] 2,09 [1,065] 2,24 [1,148] 1,10 [1,006] 1,00 [1,024] 1,13 [1,006] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 11.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in invasiven Harnblasentumoren (n = 4 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,1035 0,0288 0,2585 0,3667 Im Vergleich zum analysierten Normalgewebe liegen die Werte für die Standardabweichung der einzelnen Sonden teilweise um das 3-fache höher, was auf eine hohe chromosomale Instabilität in dem Tumor hindeutet (vergleiche Tabelle 9 und 10). Des Weiteren kann ein signifikanter Unterschied in der Signal-Anzahl der CEP7-Sonde zwischen Ki67 positiven (proliferierenden) und negativen (ruhenden) Zellen bestimmt werden. Ergebnisse 65 Aneusomie Index: 4 pT1G3-Fälle/92 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 4 pT1G3-Fälle/92Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusom ie Index: 4 pT1G3-Fälle/22 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusom ie Index: 4 pT1G3-Fälle/70 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,00 100,00 % Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 Monosomie Index 60,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 C) 4,00 3,00 CEP3 CEP7 2,00 CEP17 1,00 LSI9p21 0,00 U r o V ysio n- So1 nd en- Sig nalz ahl 4 p T 1G3 - F älle/ 2 2 Z ell ker ne ( Ki - 6 7 p o si t ive Ker ne) E) % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 4,00 3,00 CEP3 2,00 CEP7 CEP17 1,00 LSI9p21 0,00 1 n- S igna lza hl Uro Vys io n- S o nde 4 pT 1G3 - F ä lle / 7 0 Z ellk e rne ( Ki- 6 7 ne ga t iv e Z e llk e rne ) F) Abbildung 14.: Invasive Harnblasentumore (pT1G3; 4 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysionHybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 66 pTaG1 Der Anteil an Ki67 negativen Zellen ist in den pTaG1 (low grade)-Gewebeproben um das 6,4 fache größer als der Anteil der positiven und somit proliferierenden Zellen. Die Zentromer-Sonde CEP3 detektiert eine starke chromosomale Instabilität des Chromosoms 3 in proliferierenden Zellen der papillären Harnblasentumoren, im Gegensatz zu den Ruhenden Zellen. (siehe Standardabweichung in Tabelle 12). Des Weiteren kann ein signifikanter Unterschied in der Signal-Anzahl der CEP7-Sonde zwischen proliferierenden und ruhenden Zellen bestimmt werden. Tabelle 12.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei papillären Harnblasentumoren (n = 3 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,85 [0,715] 2,20 [1,032] 1,80 [0,647] 1,78 [0,647] 2,30 [0,675] 1,70 [0,609] 1,64 [0,610] 1,70 [0,675] 1,63 [0,604] 0,68 [0,704] 0,80 [0,789] 0,66 [0,695] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 13.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in papillären Harnblasentumoren (n = 3 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,1039 0,0007 1,0000 0,0957 Ergebnisse 67 Aneusomie Index 3 pTaG1-Fälle/74 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 A) 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl b 1 3 pTaG1-Fälle/74 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusomie Index 3 pTaG1-Fälle/ 10 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusom ie Index 3 pTaG1-Fälle/64 Zellkerne (Ki-67 negative) 100 90 100,00 80 70 80,00 60 Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 50 40 30 Monosomie Index Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 20 10 0,00 C) 0 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern % 60,00 CEP7 CEP17 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) LSI9p21 3,00 3,50 3,00 CEP3 2,50 CEP7 2,00 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 Uro V ys io n- S o nde 1 n- S ignalzahl 3 pT aG 1- F ä lle / 10 Z ellk erne ( Ki- 6 7 po s it ive Ke rne) Anzahl der Signale pro Zellkern % 2,50 2,00 1,00 0,50 0,00 E) CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 1,50 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 3 pTaG1-Fälle/ 64 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 15.: Papilläre Harnblasentumoren (n = 3). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysionHybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 68 Carcinoma in situ (CIS) Es gibt keinen signifikanten Unterschied zwischen proliferierenden und nicht-proliferierenden Zellen im Carcinoma in situ (Tabelle 15; 14). Der Anteil an Ki67 positiven Zellkernen beträgt ungefähr die Hälfte der Negativen. Tabelle 14.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden beim urothelialen Carcinoma in situ (n = 7 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 2,3 [1,126] 2,54 [1,260] 2,19 [1,047] 2,36 [1,088] 2,61 [1,022] 2,26 [1,103] 2,30 [1,192] 2,46 [1,187] 2,23 [1,194] 1,46 [0,918] 1,65 [0,936] 1,40 [0,910] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 15.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in urothelialen Carcinoma in situ (n = 7 Fälle). Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 1,0000 1,0000 0,6248 0,7525 Ergebnisse 69 Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/145 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 A) 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 7 CIS-Fälle/145 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/99 Zellkerne (Ki-67 negative) Aneusom ie Index: 7 CIS-Fälle/46 Zellkerne (Ki-67 positive) 100,00 100,00 80,00 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern 80,00 Monosomie Index CEP7 CEP17 LSI9p21 3,50 3,00 CEP3 2,00 CEP7 1,50 1,00 CEP17 0,50 LSI9p21 0,00 Uro Vysio n-Sonden-Signalzahl 1 7C IS-Fälle/ 46 Zellkerne (Ki-67 positive Kerne) E) Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 C) 4,00 2,50 % CEP3 Anzahl der Signale pro Zellkern % B) CEP7 CEP17 LSI9p21 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 D) CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 7 CIS-Fälle/99 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 16.: Carcinoma in situ (n = 7). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 70 Hyperplasie In Abbildung 17 ist die UroVysion-Ki67-Doppelfärbung am Beispiel einer Hyperplasie dargestellt. Betrachtet man die Werte der Standardabweichung des UroVysion-Sondenmixes (Tabelle 16; Abbildung 18) kann eine geringfügig stärkere chromosomale Instabilität bei Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Es besteht ein signifikanter Unterschied (Tabelle 17) zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen bei Hyperplasien bezogen auf die Hybridisierungseigenschaften der UroVysion-Zentromersonde für Chromosom 7 CEP7 (p-Wert = 0,0018). Abbildung 17.: Urotheliale Hyperplasie (18438_03_B). In A) ist das entsprechende Areal des Kryogewebes mittels Hämalaun-Eosin-Färbung (100 fache Vergrößerung) dargestellt. Am Fluoreszenzmikroskop wurde eine Übersicht des Areals aufgenommen: B) DAPI-Gegenfärbung und C) Fluoreszenz der CEP7Sonde und der Ki67 Immunhistofärbung (Kleiner Herd proliferierender Zellen). D) UroVysion-Ki67Doppelfärbung (1000 fache Vergrößerung). Die Bezeichnung der einzelnen Sonden ist in D) beschrieben. Ergebnisse 71 Tabelle 16.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei Hyperplasien (n = 13 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,74 [0,671] 1,75 [0,79] 1,74 [0,627] 1,86 [0,64] 2,10 [0,679] 1,79 [0,609] 1,85 [0,682] 1,85 [0,849] 1,84 [0,616] 1,6 [0,717] 1,55 [0,859] 1,61 [0,664] Zentromer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 17.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in Hyperplasien (n = 13 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,5672 0,0018 0,3806 0,5910 Ergebnisse 72 Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 294 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,0 80,0 % 60,0 Monosomie Index Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 Anzahl der Signale pro Zellkern 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 13 Hyperplasien/ 294 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) B) Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 75 Zellkerne (Ki-67 positive) Aneusomie Index 13 Hyperplasien/ 219 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,0 100,0 80,0 % 80,0 Monosomie Index 60,0 Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 Monosomie Index 60,0 % Disomie Index 40,0 Polysomie Index 20,0 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 C) 0,0 2,50 2,00 CEP3 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 U r o V ysio n- So nd 1 en- Sig nal z ahl 13 Hyp er p l asi en/ 75 Z el lker ne ( Ki - 6 7 p o sit i ve Ker ne) E) Anzahl der Signale pro Zellkern 3,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 3,00 2,50 2,00 CEP3 CEP7 1,50 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 13 Hyperplasien/ 219 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) F) Abbildung 18.: Hyperplasien (n = 13 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 73 Dysplasien In Abbildung 13 ist die UroVysion-Ki67-Doppelfärbung am Beispiel einer Dysplasie dargestellt. Betrachtet man die Werte der Standardabweichung des UroVysion-Sondenmixes (Tabelle 18; Abbildung 19) kann eine geringfügig stärkere chromosomale Instabilität bei Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Stärker jedoch bei der Zentromer-Sonde für Chromosom 7 CEP7, wobei der Wert verglichen mit dem Carcinoma in situ- und dem pT1G3-Tumoren ähnlich hoch ist. Es besteht ein signifikanter Unterschied (Tabelle 19) zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen bei Hyperplasien bezogen auf die Hybridisierungseigenschaften der UroVysion-Zentromersonde für Chromosom 7 CEP7 (p-Wert= 0,0119). Tabelle 18.: Chromosomen Index und Standardabweichung der UroVysion-Sonden bei Dysplasien (n = 12 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. Sonde Chromosom 3 Zentro- Mittelwert Zellkerne Insgesamt [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Positiver Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] Mittelwert Ki67 Negativer Kerne [Standardabweichung (+/- SD)] 1,98 [0,734] 2,00 [0,883] 1,98 [0,685] 1,91 [0,919] 2,14 [1,032] 1,85 [0,883] 1,77 [0,800] 1,88 [0,678] 1,74 [0,834] 1,33 [0,900] 1,38 [0,795] 1,32 [0,936] mer Chromosom 7 Zentromer Chromosom 17 Zentromer Chromosom 9p21 Gen p16 Tabelle 19.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Ki67 positiven und Ki67 negativen Zellkernen in Dysplasien (n = 12 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,3601 0,0119 0,1829 0,6909 Ergebnisse 74 Aneusomie Index 12 Dysplasien/177 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern CEP3 CEP7 CEP17 A) LSI9p21 3,00 2,50 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 UroVysion-Sonden-Signalzahl 1 12 Dysplasien/ 177 Zellkerne (Ki-67 positive und negative Zellkerne) Aneusomie Index 12 Dysplasien/ 42 Zellkerne (Ki-67 positive) B) Aneusomie Index 12 Dysplasien/ 135 Zellkerne (Ki-67 negative) 100,00 100,00 80,00 80,00 % Monosomie Index 60,00 Disomie Index 40,00 % 40,00 Polysomie Index Polysomie Index 20,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 0,00 C) CEP3 3,00 2,50 CEP3 2,00 CEP7 1,50 CEP17 LSI9p21 1,00 0,50 0,00 Anzahl der Signale pro Zellkern 3,50 Anzahl der Signale pro Zellkern Monosomie Index Disomie Index 60,00 CEP7 CEP17 LSI9p21 D) 3,00 2,50 2,00 CEP3 1,50 CEP7 CEP17 1,00 LSI9p21 0,50 0,00 1 UroVysion-Sonden-Signalzahl 12 Dysplasien/ 42 Zellkerne Ki-67 positive Kerne) E) 1 UroVysion-Sonden-Signalzahl 12 Dysplasien/ 135 Zellkerne (Ki-67 negative Zellkerne) F) Abbildung 19.: Dysplasien (n = 12 Fälle). Gegenüberstellung Ki67 positiver und negativer Kern, sowie aller Zellkerne insgesamt. A), C), D) Prozentuale Verteilung der UroVysion-Hybridisierungssignale pro Zellkern. Der Monosomie (< 2), Disomie (2) und Polysomie (> 2) Index zeigt die Anzahl an Signalen pro Zellkern an. B), E), F) Graphische Darstellung des Chromosomen Indexes und der Standardabweichung der UroVysion-Sonden Ergebnisse 75 Vergleich zwischen Hyperplasien und Dysplasien Vergleicht man Ki67 positive Zellkerne von Hyperplasien mit jenen der Dysplasien, so lässt sich nicht nur ein histologisch-morphologischer Unterschied (Hyperplasien weisen einen geringfügig höheren Anteil an proliferierenden Zellen (Faktor 0,29) auf als Dysplasien) feststellen, sondern auch auf chromosomaler Ebene können die Präkanzerosen voneinander unterschieden werden. Dies zeigt sich folgendermaßen: Hyperplasien sind vor allem für die Zentromer-Sonde CEP17 und die Gensonde LSI9p21 chromosomal instabiler als Dysplasien, welche wiederum eher eine chromosomale Instabilität für die Zentromer-Sonden CEP3 und CEP7 zeigen (siehe Tabelle 16 und 17). Betrachtet man die Ki67 negativen Zellkerne von Hyperplasien und Dysplasien, so sind die Hyperplasien geringfügig stärker chromosomal stabil. Vor allem für die Zentromer-Sonde CEP3 (p-Wert 0,001) und die Lokusspezifische Gensonde LSI9p21 (p-Wert 0,036) kann ein signifikanter Unterschied zwischen Dysplasien und Hyperplasien festgestellt werden (siehe Tabelle 16 und 17). Ohne Auftrennung der Ki67-Färbung in positive und negative Zellkerne kann ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Präkanzerosen für die Zentromer-Sonde CEP3 (p-Wert 0,0012) und die Lokusspezifische Gensonde LSI9p21 (0,0498) gemessen werden (vgl. Tabellen 20 bis 22). Die Dysplasien haben insgesamt eine höhere chromosomale Instabilität, was ein Anhaltspunkt dafür sein kann, dass gerade das daraus entstehende Carcinoma in situ im Gegensatz zu den papillären Tumorformen (pTa low-grade) eher ein aggressives Wachstumsverhalten in Richtung invasiven Urothelkarzinom zeigt. Tabelle 20.: Ki67 positiven Zellkerne: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0964 0,8006 0,4301 0,6229 Tabelle 21.: Ki67 negativen Zellkerne: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0008 0,4131 0,7271 0,0364 Tabelle 22.: Bestimmung der Signifikanz (p-Wert) der unterschiedlichen Sonden-Hybridisierung zwischen Hyperplasien (n = 13 Fälle) und Dysplasien (n = 11 Fälle) ohne Berücksichtigung der Ki67-Färbung Sonde CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 p-Wert 0,0012 0,4092 0,9407 0,0498 Ergebnisse 76 Abbildung 20 und Tabelle 23 fassen die Ergebnisse der UroVysion-FISH zusammen. 2 CEP3 CEP7 1,5 CEP17 1 LSI9p21 0,5 pT1G3. Carcinoma . in situ. Dysplasie. pTaG1 Hyperplasie . 0 Normall Mittlere Chromosomenanzahl (Chromosomen Index) 2,5 Abbildung 20.: Mittlere Sonden-Hybridisierungsanzahl (Chromosomen Index; ohne Auftrennung in Ki67 positive und negative Zellen) in normalem Urothel, urothelialer Hyperplasie, Papillären Harnblasentumoren (pTaG1), Dysplasie und Carcinoma in situ des Urothels, sowie in invasiven Harnblasentumoren (pT1G3) Tabelle 23.: Patienten bzw. Proben Kennzeichen Fall Alter M/W Region Histologie % Zellen mit 2 Sonden Signalen (Anteil diploider Zellen) CEP7 CEP17 LSI9p21 Progression (in Monaten) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 76 63 47 67 87 56 66 88 35 68 42 72 51 M M M W W W M M W M M M M BSW BSW BSW BSW B.B. B.B. B.B. B.B. B.B. BSW BSW B.B. B.H. Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie Hyperplasie 63,16 80,95 64,29 75,00 68,42 66,67 66,67 73,33 55,0 59,26 33,33 66,67 60,47 68,42 70,00 67,86 64,70 52,63 50,00 78,95 89,65 73,68 66,67 66,67 66,67 58,14 31,58 61,91 74,99 68,75 42,10 68,18 73,68 77,42 60,00 59,26 33,33 50,00 67,44 57,59 76,19 71,43 50,00 57,90 39,13 52,63 53,13 55,0 62,96 66,67 83,33 62,79 >4 Kerne/ ≠2 CEP Signale + + + + + + 14 15 16 17* 18* 19 20* 21* 22 73 59 55 61 66 59 80 69 80 M M M M M M W M M BSW B.D. B.D. B.B. B.H. BSW B.H. BSW B.B. Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie Dysplasie 33,33 62,50 65,22 52,63 61,54 70,00 61,54 50,00 57,14 66,66 66,67 70,00 81,25 50,00 88,89 38,46 66,67 57,14 50,00 50,00 57,14 52,63 35,71 60,00 53,85 50,00 57,14 83,33 45,83 47,83 26,32 21,43 0,00 30,77 66,67 42,86 + + + + + + + + + + + 8 (CIS) 3 (pTaG1) 4 (pTaG1) 7 (pTaG1); 19 (CIS) 23* 24* 89 47 W M BSW BSW Dysplasie Dysplasie 60,87 69,70 65,22 54,55 52,17 45,45 52,17 48,49 + + + 7 (Dysplasie) B.B. = Blasenboden B.D. = Blasendach B.H.= Blasenhinterwand CEP3 FISH (+/-) >12 Kerne/ ≠ 2 LSI p16 Signale + + + + BSW = Blasenseitenwand M = Mann W = Frau +/- = Positiv/Negativ; * = Erstdiagnose Dysplasie 12 (pTaG1) 10 (pTaG1) 12 (pTxG1) Ergebnisse 77 3.3 Etablierung von Doppelfärbung, Lasermikrodissektion und der Sequentiellen Applikation von Gesamt-Genomischer Amplifikation (Linker-adaptor PCR) und Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH) an einzelnen Urothelzellen. Die Komparative Genomische Hybridisierung wurde im Rahmen einer Kooperation mit Prof. M.R. Speicher, Uni Graz, Österreich, durch Frau Dr. S. Langer im Zentrum für Humangenetik, Technische Universität München, Deutschland, durchgeführt und die Daten uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Für die Multiplex-Analyse (Sequentielle Applikation von FISH/Immunhistochemie/ Einzelzell-DNA-Isolation/Einzelzell-CGH) musste die Kompatibilität der einzelnen Methoden untereinander angepasst werden, was zunächst in vitro anhand von Zelllinien (UROtsa, J82 und RT4) ausgetestet wurde und anschließend in vivo unter Verwendung von HarnblasenTumorbiopsien. In Abbildung 21 sind die einzelnen Schritte der Multiplex-Analyse dargestellt; und Abbildung 22 zeigt beispielhaft ihre Ausführung anhand von J82 Einzelzellen. Die Auswertung der Einzelzell-CGH erfolgte nach Kriterien, die bereits bei Langer et al. (2005) angewandt wurden. Entscheidendes Kriterium dabei war die erfolgreiche GesamtGenomische Amplifikation der Einzelzell-DNA (DNA hoher Qualität) und als Resultat eine auswertbare CGH. Abbildung 23 zeigt die Hybridisierung auf einer Lymphozyten-Metaphase mit Einzelzell-DNA und das Ratioprofil der guten Einzelzell-CGH-Hybridisierung. Es wurde in verschiedenen Versuchsansätzen versucht qualitativ hochwertige Einzelzell-DNA für die scCGH aus Harnblasengewebe zu isolieren und zu amplifizieren: A) aus histologischen Schnitten, die zuvor mittels Urovysion-FISH/Ki67-IHC analysiert wurden, B) aus Gewebezellvereinzelung; die Einzelzellsuspension wurde auch mittels Urovysion-FISH/Ki67IHC analysiert, C) aus nativem, ungefärbten histologischen Schnitten, wobei Parallelschnitte mittels Urovysion-FISH/Ki67-IHC analysiert wurden. Die kritischen Punkte bei der Etablierung der Multiplex-Analyse werden im Nachfolgenden beschrieben. Abbildung 21.: (nächste Seite) Sequentielle Einzelzellanalyse eines Ki67 negativen diploiden DysplasieZellkerns (weiblich; 89 Jahre). Schritt 1 stellt die Doppelfärbung dar, an die nach Auswertung des Zellkerns in Schritt 2 die Lasermikrodissektion ansetzt, um nach Gesamt-Genomischer Amplifikation (LAPCR) einen Überblick aller Aberrationen des Zellkerns mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung (CGH; Schritt 3) zu erhalten. Die Gesamt-Genomische Amplifikation mittels Linker-adaptor PCR (a-e) ist die erste Kontrollstelle der DNA-Qualität und Verlinkung zwischen FISH/IHC und CGH. Nach der Lyse des Zellkerns wird die DNA mit dem Restriktionsenzym Mse1 geschnitten (a) und parallel dazu das Adapter-Präanealing (b) durchgeführt; nach Ligation (c) der Adapter an die geschnittene DNA wird die DNA amplifiziert (d) und ein Teil des Produkts für die anschließende CGH mit Fluorochromen (e) markiert. Ergebnisse 78 1 2 a) d) b) b) c) e) 3 Ergebnisse 79 G) H) I) J) Abbildung 22.: Etablierung der UroVysion-FISH/Ki67-IHC für die Single-Cell-Analyse mittels CGH anhand von J82-Einzelzellsuspensionen. A) Areal auf PEN-Membran mit Laser markierten Zellkernen (Phasenkontrast; 400 x); B-E) Zellkernschicht-Aufnahmen der einzelnen UroVysion-Sonden und der Ki67-Färbung (Fluoreszenzaufnahmen; Falschfarben-Gegenfärbung; 1000x); F) Auszuwertender J82Zellkern (Zellkernschicht-Aufnahmen der UroVysion/Ki67-Doppelfärbung mit Deconvolution bearbeitet; 1000x) G-I) Dokumentation der Lasermikrodissektion (vor, während und nach der Isolation); J) CGHProfil der J82-Zelle (zuvor FISH-Immunhistochemisch gefärbt) Ergebnisse 80 A) B) C) D) Verluste: -9p21 Hinzugewinne: X (Xp21, Xq) Abbildung 23.: Darstellung der Hybridisierungsqualität einer erfolgreichen Einzelzell-CGH einer weiblichen Patientenprobe. Die grün-markierte zu untersuchende DNA (A) wird mit einer rotmarkierten Kontroll-DNA (B; normaler Karyotyp) auf Lymphozyten-Metaphasepräparaten hybridisiert (C). Als Resultat erscheinen unterrepräsentierte Regionen der Test-DNA als rote Bereiche und überrepräsentierte erscheinen grünlich; gelblich-orange zeigen sich im Gegensatz dazu balancierte Bereiche. Die Ergebnisse werden in einem CGH-Profil (D) zusammengefasst. Eine mangelhafte CGH-Hybridisierung, wie in Abbildung 24 gezeigt, kann aufgrund mehrerer Faktoren auftreten: zum einen kann die CGH an sich Fehler aufweisen (z.B. schlechtes/altes Lymphozyten-Metaphasenpräparat, schlechte Hybridisierungsbedingungen) oder die zu untersuchende Einzelzell-DNA ist nur unvollständig vervielfältigt (z.B. schlechte DNA-Qualität durch Zellkern-Beschädigung bei der Lasermikrodissektion oder aufgrund der Vorbehandlung, wie Fixierung oder GeAbbildung 24.: Fehlerhafte Einzelzell-CGH aufgrund mangelhafter Hybridisierung, unvollständiger Gesamt-Genomischer Amplifikation oder/und Teil-Mikrodissektion der Einzelzelle. genfärbung, etc.). Ergebnisse 81 Die Lasermikrodissektion und Amplifikation der Gesamt-Genomischen Einzelzell-DNA mittels Linker-adaptor-PCR (LA-PCR) wurde wie bei Langer et al. (2005) durchgeführt. Die erfolgreiche Gesamt-Genomische Amplifikation der DNA wurde durch eine Kontroll-PCR der Gene CK19 und p53 (Exon 8/9) überprüft (siehe Abbildung 25). A 1 2 3 B 1 2 4 5 6 7 8 9 10 11 12 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Abbildung 25.: Kontroll-PCR (A) p53 Exon 8/9 PCR (Amplifikat ~ 350 bp) und B) CK19 (Amplifikat ~ 600 bp) der mittels Linker-adaptor PCR amplifizierten UROtsa-Einzelzellen. Bande 1 enthält einen DNA-Molekulargewichtsmarker (1kb). Bande 2-7 enthalten die DNA von jeweils einer UROtsa-Zelle, wobei die Zelle in Bande 3, 5 und 7 mit Methylenblau (0,01%) gegengefärbt wurde. Bande 8 und 10 sind die Positiv Kontrollen der Primären PCR bzw. der Kontroll-PCR und Bande 9 und 11 die jeweiligen Negativ-Kontrollen. Für die Lasermikrodissektion der Proben wurden letztendlich PEN-Membran-Beschichtete Objektträger (PALM) verwendet, damit die Energie des Lasers nicht die Zellkerne beschädigen kann. Die Abbildungen 26 und 27 zeigen Einzelzell-CGH-Profile eines pTaG1-Falles, der zuvor mittels FISH-Immunhistochemie-Doppelfärbung behandelt wurde. Der Unterschied zwischen beiden CGH-Profilen besteht in der Verwendung von PEN-Membran-Objektträger (PALM) bei der mikrodissezierten Einzelzelle in Abbildung 26 im Gegensatz zu den verwendeten Superfrost-Objektträgern (Menzel) bei der Einzelzelle in Abbildung 27. Das Ergebnis der CGH ist unter Anwendung der PEN-Membran-Objektträger besser (ruhigeres Profil), vermutlich da durch den zentral auf den Zellkern fokussierten Laserstrahl während des Katapultierens bei den Superfrost-Objektträgern die DNA in Mitleidenschaft gezogen wird. Bei den PEN-Membran-Objektträgern kann für das Katapultieren mit dem Laser dabei ein Punkt auf der PEN-Membran – für das Katapultieren des Zellkerns in den Puffer-Gefüllten Deckel Ergebnisse 82 des Reaktionsgefäßes – fokussiert werden; somit wird gewährleistet, dass der komplette Zellkern unbeschädigt isoliert werden kann. Trotzdem landet nicht jeder Kern im Deckel, was erst als Resultat der LA-PCR zu sehen ist. Wichtig für das Schneiden und Isolieren der Einzelzellen mit Hilfe des PALM-LaserMikrodissektionssystems ist, dass das Präparat trocken ist. Dadurch kann nicht nur der Laser besser schneiden, sondern auch die Hitzeeinwirkung auf die zu isolierende Stelle ist geringer, was sich wiederum positiv für die Einzelzell-DNA-Analyse auswirkt. Ein weiteres Kriterium, das eine erfolgreiche Gesamt-Genomische Einzelzell-DNA Amplifikation negativ beeinflusst, ist die Wahl der Gegenfärbung der Zellen (sei es am Ende der FISH das DAPI oder zur Erleichterung der Visualisierung von nativen Zellen/Geweben z.B. Methylenblau). Die FISH-Präparate für die nachfolgende Einzelzell-Multiplex-Analyse wurden nicht mit DAPI gegengefärbt, da dessen Emission (~ 380 nm) im Wellenlängenbereich des UV-Lichtes liegt, und somit die DNA degradiert werden könnte [Langer et al., 2005]. Es konnte gezeigt werden, dass aber auch Gegenfärbungen mit Methylenblau (0,01 %) oder Giemsa die Gesamt-Genomische Amplifikation erschwerten bzw. verhinderten (in Abbildung 25 gezeigt). Somit mussten die Zellkerne mittels Phasenkontrast visualisiert werden, was eine immense histologische Erfahrung voraussetzt. Bei den verschiedenen Versuchsansätzen zur Isolation und Amplifikation qualitativ hochwertiger Einzelzell-DNA für die scCGH aus Harnblasengewebe konnte ein größerer Anteil an Zellen nur bei Versuchsansatz C) erfolgreich amplifiziert und mittels CGH analysiert werden. Aufgrund der Vielzahl an Methoden, die an einer Zelle appliziert wurden, war die DNAQualität vieler Zellen aus Ansatz A) und B) nicht für die CGH einsetzbar. Außerdem musste viel Gewebe für die Herstellung der Einzelzellsuspension eingesetzt werden, da der Zellverlust bei der Präparation hoch war. Aufgrund der immunhistochemischen Analyse der Zellen konnten für die Zellvereinzelung keine proteolytischen Enzyme (Proteinase K, Pepsin, Trypsin) angewandt werden, da diese auch die Ki67 Proteine aus dem Gewebe/ den Zellen entfernten/denaturierten. Die Ergebnisse der Multiplex-Analyse an Patientenproben sind unter Kapitel 3.4 zusammengefasst. Ergebnisse 83 Abbildung 26.: Einzelzell-CGH Profil eines pTaG1-Falles (zuvor mittels FISH-Immunihistochemie doppelgefärbt). Isolation der Zelle von FISH-Immunhistogefärbten Präparaten auf Superfrost-Objektträgern (Menzel). (Verluste: 1p, 9, 12q, Y; Hinzugewinne: 16p, 19q, 20q) Abbildung 27.: Einzelzell-CGH Profil eines pTaG1-Falles (zuvor FISH-Immunihistochemiedoppelgefärbt). Isolation der Zelle von FISH-Immunhistogefärbten Präparaten auf PEN-MembranObjektträgern (PALM). (Verluste: Y; Hinzugewinne: 20) Ergebnisse 84 3.4 Ergebnisse der mittels Einzelzell-CGH-Analyse untersuchten Patientenfällen Die Einzelzell-Analyse der Patientenproben erwies sich aufgrund oben genannter Gründe als sehr schwierig. Im Nachfolgenden werden die Ergebnisse der verschiedenen Versuchsansätze zusammengefasst. Abbildung 28 fast alle beobachteten chromosomalen Aberrationen der Harnblasengewebsproben, welche nach dem Versuchsansatz C) durchgeführt wurden, zusammen. Tabelle 24 ist die genaue Darstellung der chromosomalen Veränderungen pro Patientenprobe einiger Beispiel Proben. Ergebnisse 85 Zellen mit Deletionen /Amplifikationen 1p 5 4 3 2 1 Y Xp 9p 10 p 11 p 12 p 13 p 14 p 15 p 16 p 17 p 18 p 19 p 20 p 21 p 22 p 8p 7p 6p 5p 4p 3p -1 2p 0 -2 -3 -4 -5 Chromosomale Aberrationen A) Chromosomale Aberrationen B) Chromosomale Aberrationen C) Zellen mit Deletionen /Amplifikationen 1p 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 10 8 Zellen mit Deletionen/ 1p Amplifikationen 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 Abbildung 28.: Zusammenfassung der chromosomalen Verlusten und Hinzugewinne in A) Carcinoma in situ (1 Fall; 15 Zellen); B) Hyperplasien (3 Fälle; 12 Zellen); C) Dysplasien (6 Fälle; 26 Zellen). Anzahl der Zellen mit Hinzugewinn oder Verlust eines Abschnitts am jeweiligen chromosomalen Arm ist als grüner bzw. roter Balken dargestellt. Ergebnisse 86 Tabelle 24.: Am Beispiel dieser 10 Fälle werden chromosomale Aberrationen (Verluste in rot und Hinzugewinne in grün abgebildet) in den untersuchten Ki67 positiven (+) und negativen (-) sowie in den nativen (*) Urothelzellkernen genauer dargestellt Probe/ Zellbezeichnung Carcinoma in situ männlich C1 51+ C1 52+ C1 55C1 59C1 60C2 62+ C2 63+ C2 67C2 68C2 69C3 73+ C3 75+ C3 76+ C3 79C3 801 Hyperplasie männlich B1 20+ B1 26+ B1 30B1 31B2 43B2 41B3 44+ B3 45+ B3 462 Hyperplasie männlich D1 883 Hyperplasie männlich A3 16+ A3 194 Dysplasie männlich A1+ A2+ A3+ A4+ A6+ A11+ A12+ A13+ A16+ A18+ 5 Dysplasie männlich B1+ B4+ B7+ B8+ 6 Dysplasie männlich C2+ C4+ 7 Dysplasie männlich A2* A8* AB* 8 Dysplasie männlich 1* 2* 3* 9 Dysplasie männlich 1* 2* 3* 4* 5* 6* 1q 3p 3q 5q 6p 6q 8p 8q 9p 9q 10q 11q 12p 12q 13q 16p 16q 17p 17q 18p 18q 20 21q 22 Xp Xq Y Ergebnisse 87 Nachfolgende Abbildungen (29-32) sind eine Zusammenfassung aller Ergebnisse der Interphase-FISH verglichen mit der Einzelzell-CGH aufgeteilt nach Klassifikation der HarnblasenGewebeprobe. Interphase-FISH Einzelzell-CGH Anzahl % der Kerne Anzahl ausgewerteter mit 9p21 ausgewerteter Chromsom 9 weitere Verlust Kerne Kerne 9p21 Verlust Verlust Aberrationen 6 50 2 0 0 0 Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 29.: pT1G3 (1 Fall): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 6 16,66 Einzelzell-CGH Anzahl ausgewerteter Kerne 9p21 Verlust Chromsom 9 Verlust 15 6,67 0 weitere Aberrationen Hinzugewinne: 1q, 3. 6, 8, 11, 12, 13, 16, 18, X, Y Verlust: 9p, 10 q Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index 60,00 40,00 Polysomie Index 20,00 0,00 CEP3 CEP17 Abbildung 30.: CIS (1 Fall): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Ergebnisse 88 Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 294 (13 Fälle) Anzahl ausgewerteter Kerne 37,8 12 (3 Fälle) Einzelzell-CGH 9p21 Verlust Chromsom 9 (%) Verlust (%) weitere Aberrationen 0 Hinzugewinne: 3p, 6, 9p, X 0 Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,0 80,0 % 60,0 Monosomie Index 40,0 Disomie Index Polysomie Index 20,0 0,0 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 31.: Hyperplasien (13 Fälle): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Interphase-FISH Anzahl % der Kerne ausgewerteter mit 9p21 Kerne Verlust 177 (11 Fälle) Anzahl ausgewerteter Kerne 55,06 26 (6 Fälle) Einzelzell-CGH 9p21 Verlust Chromsom 9 (%) Verlust (%) weitere Aberrationen 47,06 17,65 Hinzugewinne: 4p, 6p, 8q, 9p, 10q 12p, 17q, 18p, 21q, 20q, 22, X, Y Verluste: 1q, 5q, 9p, 12q, 13q Aneusomie Index (Ki-67 positive und negative Zellkerne) 100,00 80,00 % Monosomie Index Disomie Index Polysomie Index 60,00 40,00 20,00 0,00 CEP3 CEP7 CEP17 LSI9p21 Abbildung 32.: Dysplasien (11 Fälle): Ergebnisse FISH und scCGH aller Zellkerne (Ki67+/- insgesamt) Ergebnisse 89 3.5 Durchsicht der Ergebnisse nach potentiellen Kandidatengenen Als Kandidatengene stehen möglicherweise in Assoziationen mit dem Auftreten von Tumoren. Im Nachfolgenden (Tabelle 25 bis 28) sind exemplarisch einige Kandidatengene aufgeführt, die auf den mittels FISH- oder CGH-Analysierten chromosomalen Bereichen liegen: Tabelle 25.: Dysplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Hinzugewinne CHROMOSOM X LOKUS Xq13 KANDIDATENGEN FOXO4/AFX Xp11.23 Xq22.3-q23 Xp11 Xq26 Xq28 GATA1 ACSL 4 CCNB3 (cyclin B3) CD40 Ligand G6PD (glucose-6phosphate dehydrogenase) HMGB3 (high-mobility group box 3) Xq28 Y 4p 6p 8q 9p 10q 12p 17q 18p 20q 21q 22 Xq22 4p16.3 NOX1 (NADPH oxidase) ? FGFR3 6p21.2 6p22.3 CDKN1A E2F3 6p21.3 HMGA1 6p21.3 6p21.3 8q24 9p21.3 TNF MSH5 C-MYC CDKN2A/p16/MTS1 10q23.3 10q11.2 10q24 PTEN RET HIF1AN 10q 12p13 12p12 12p13 17q12 17q21.31 17q11.2 17q22-qter Ki-67/MIB-1 CDKN1B/ P27KIP1 KRAS GAPDH AATF BRCA1 NF1 CDK3 ? STK15/Aurora-A/BTAK HMGN1 MMP11 PDGFB 20q13.2-q13.3 21q22.3-q22.2 22q11.2 22q12.3-q13.1 FUNKTION Transkriptionsfaktor; Zielgen des AKT; Hat die Fähigkeit einen RB-unabhängigen p27kip1-vermittelten G1-Arrest (Wechselwirkung mit Cyclin D) Transkriptionsfaktor Energie-Haushalt (Fettsäurestoffwechsel) An Mitose-Phase beteiligt. Vermittelt B-Zell Proliferation Energie-Haushalt DNA-Bindung Energie-Haushalt Defekte häufig bei Harnblasenkrebs detektierbar (Onkogen); Defekte aber z.B. auch in Thanatophoric Dysplasia Zellzyklusregulation (G1/S-Kontrollpunkt) Transkriptionsfaktor; Zellzyklusregulation (S-Phase) Architektonischer Transkriptionsfaktor; An chromosomalen Rearrangierungen in benignen (meist mesenchymalen) Tumoren beteiligt Onkogen; Zellproliferation stimulierend DNA-Reparatur Onkogen; Zellproliferation stimulierend Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Tumorsuppressor Proto-Onkogen Inhibitor von HIF1; involviert bei Angiogenese Zellproliferation G1/S-Kontrollpunkt; Zellzyklus-Regulator RAS-Signalweg; Krebsentstehung Energie-Haushalt Beeinflusst Zellwachstum Tumorsuppressor; DNA-Reparatur Inhibiert Ras Zellzyklusregulation Zellzyklus; potentieller Tumorsuppressor Architektonischer Transkriptionsfaktor Prognosefaktor: Invasivität/Aggressivität Wachstumsfaktor Ergebnisse 90 Tabelle 26.: Dysplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Deletionen CHROMOSOM 1q LOKUS 1q25 GEN ABL2 1q44 AKT3 9p 5q21 5q11-q12 9p21.3 APC MSH3 CDKN2A/p16/MTS1 12q 12q23 12q13 12q14 12q15 12q15 APAF1 (Apoptotic protease activating factor 1) ATF1 CDK4 HMGA2 MDM2 13q14 13q12.3 13q14.1 RB BRCA2 FOXO1/FKHR 5q 13q FUNKTION Reguliert das Zytoskellet während ZellDifferenzierung und –Proliferation. Proliferation, Zellüberleben und Tumorgenese Tumorsuppressorgen DNA Reparatur Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Bildet Kern des Apoptosoms; Apoptose Transkriptionsfaktor-Aktivator G1/S-Kontrollpunkt; Zellzyklus DNA-Architektonischer Faktor Onkogen; AKT- und p53 Pathway; Wirkt gegen G1 Arrest und Apoptose Zellzyklusregulation; Differenzierung DNA-Reparatur Transkriptionsfaktor Tabelle 27.: Hyperplasie: Kandidatengene: Ergebnisse der Einzelzell-CGH-Analyse: Hinzugewinne CHROMOSOM 3q LOKUS 3q28 GEN TP63 6 6p21.2 6p22.3 CDKN1A E2F3 6p21.3 HMGA1 9p 6p21.3 6p21.3 9p21.3 TNF MSH5 CDKN2A/p16/MTS1 X Xq13 FOXO4/AFX Xp11.23 Xq22.3-q23 Xp11 Xq26 Xq28 GATA1 ACSL 4 CCNB3 (cyclin B3) CD40 Ligand G6PD (glucose-6phosphate dehydrogenase) HMGB3 (high-mobility group box 3) NOX1 (NADPH oxidase 1) Xq28 Xq22 FUNKTION Tumorsuppressorgen; involviert im NOTCH-Pathway Zellzyklusregulation (G1/S-Kontrollpunkt) Transkriptionsfaktor; Zellzyklusregulation (S-Phase) Architektonischer Transkriptionsfaktor; An chromosomalen Rearrangierungen in benignen (meist mesenchymalen) Tumoren beteiligt Onkogen; Zellproliferation stimulierend DNA-Reparatur Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation Transkriptionsfaktor; Zielgen des AKT; Hat die Fähigkeit einen RB-unabhängigen p27kip1-vermittelten G1-Arrest (Wechselwirkung mit Cyclin D) Transkriptionsfaktor Energie-Haushalt (Fettsäurestoffwechsel) An Mitose-Phase beteiligt. Vermittelt B-Zell Proliferation Energie-Haushalt DNA-Bindung Energie-Haushalt Ergebnisse 91 .Tabelle 28.: Kandidatengene, die aufgrund einer Aneusomie der Chromosomen 3, 7, 17, 9p21 – detektiert mit der UroVysion-FISH – in Zusammenhang mit der Krebsentstehung und –progression stehen könnten CHROMOSOM 3 7 17 9p21 LOKUS 3q28 GEN TP63 3p21.3 3p25 3p25-26 7q36 17p13 17q12 17q21.31 17q11.2 9p21.3 MLH1 CRAF VHL SSH P53 AATF BRCA1 NF1 CDKN2A/p16/MTS1 FUNKTION Tumorsuppressorgen; involviert im NOTCH-Pathway DNA-Reparatur Tumorgenese und Zellproliferation Tumorsuppressor Zellproliferation und -Differenzierung Tumorsuppressor Beeinflusst Zellwachstum Tumorsuppressor; DNA-Reparatur Inhibiert Ras Zellzyklusregulation; Negativ Regulator der Zellproliferation 3.6 Vergleich der Hyperplasie und Dysplasie Ergebnisse dieser Dissertation mit jenen aus der Literatur. In der Literatur sind zuvor keine CGH-Daten von Harnblasen Dysplasien und Hyperplasien auf Einzelzell-Niveau beschrieben worden (vgl. Tabelle 29 und 30). Von den Präkanzerosen der Harnblase wurden ausschließlich Hyperplasien (11 Fälle) mittels CGH von Obermann et al. (2003) untersucht. Obermann et al. (2003) beschrieben weitere chromosomale Veränderungen (Verlust von 2q, 4, 8p, 11p; Hinzugewinn von 17; Amplifikation von 11q12q13), die jedoch nicht bei den in dieser Doktorarbeit untersuchten Einzelzellen von urothelialen Hyperplasien beobachtet werden konnten. Schwarz et al. (2007) untersuchten unter anderem Hyperplasien und Dysplasien der Harnblase mittels UroVysion und stellten bei ungefähr 50 % der Dysplasien und 17 % der Hyperplasien Polysomien der untersuchten Sonden fest. In dieser Dissertation konnten jedoch geringere Werte für Polysomien beschrieben werden: 1217 % der Dysplasien und 6-10 % der Hyperplasien. Des Weiteren zeigten Schwarz et al. (2007), dass die Deletion des p16-Locus die häufigste beobachtete aneuploide Läsion darstellt. Diese Feststellung konnte auch in dieser Arbeit durch UroVysion-FISH- sowie Einzelzell-CGH- Daten in beiden urothelialen Präkanzerosen bestätigt werden. Ergebnisse 92 Tabelle 29.: Molekulare Charakterisierung von urothelialen Hyperplasien (Literaturdaten bis 2007) Artikel Material/ Methode Ergebnis Hartmann et al. (1999) Mikrodissezierte 31 Hyperplasie- 70 % der Hyperplasien zeigten Deletionen Biopsien von Patienten mit Papillären am Chromosom 9, die bei der Hälfte der Tumoren. FISH: 9q22 (FACC), Fälle auch im Tumor detektiert werden p21(p16/CDKI2), und 17p13(p53) konnten. 15 Hyperplasien. Chromosomen Abschnitt 9q häufiger ver- LOH (Chromosom 9 ändert als 9p Hyperplasien (11 Fälle) mittels CGH, Hauptsächlich Chromosom 9 deletiert. LOH, FISH Weitere: Verlust von 2q, 4, 8p, 11p; Hin- Chow et al. (2000) Obermann et al. (2003) zugewinn von 17; Amplifikation von 11q12q13 Van Oers et al. (2006) Kryogewebe von 30 Hyperplasien. Chromosom 9 Deletionen sind Häufiger als DNA-Isolation zur FGFR3-Analyse Veränderungen an Chromosom 8 oder und LOH der Chromosomen 8 und 9 FGFR3 Mutationen. Tabelle 30.: Molekulare Charakterisierung von urothelialen Dysplasien (Literaturdaten bis 2007) Artikel Material/ Methode Ergebnis Cheng et al. (2000, 1999) Histologische Begutachtung von 60 reaktiven Atypien, und 26 Dysplasien inklusive Follow-up 36 Dysplasien, IHC (CK20) Nur die Dysplasie-Patienten (ohne reaktive Atypien) zeigten maligne Progression. Harnden et al. (1996) Hofstädter et al. (1986) DNA Cytophotometry Zuk et al. (1988) Fallstudie Krause et al (2004) Paraffingewebe (Dysplasie Grad 1-3) FISH (CEP 1 und 9) Hartmann et al. (2002) Mikrodisseziertes Kryogewebe (33 CIS, 16 Dysplasie Grad 2). FISH (9p22, 9p21, 17p13; CEP9, CEP 17), LOH (9p, 9q, 17p), p53 (Exon 5-9) Sequenzierung. Wagner et al. (1995) Normal Urothel, Dysplasie, CIS (Paraffin). IHC, FISH (p53, erbB-2, EGFR-r Expression), Ki67 Index Sun et al. (2002) Dysplasien, CIS (Paraffin). IHC p53 und Ki67 Dysplasien (jedoch nicht normal und entzündlich verändertes Urothel) zeigten positive CK20 Expression. Normal Urothel: diploide Zellkerne, Dysplasie: tetraploide DNA Level und CIS: viele aneuploide Zellkerne. 2/15 Patienten (13 %) mit Primärer Diagnose Dysplasie entwickelten ein CIS. Dysplasien: Chromosom 1 (5-18%) aneuploid und Monosomie Chromosom 9 (19-29 %). CIS Aneuploidie für beide Chromosomen (27 %) Deletionsraten für Dysplasie: Chromosom 9 (75%) und Chromosom 17 (53 %) Deletionsraten für CIS: Chromosom 9 (86%) und Chromosom 17 (84 %) Mutationsrate für p53: Dysplasie: 67%, CIS: 72% IHC-Ergebnis: EGF-r und Oberflächige erbB-2 Expression gleichstark in normal Urothel und Dysplasien. Diffuse Expression von erbB-2 und p53 in Dysplasie. FISH-Ergebnis: erbB-2 Amplifikation und p53 Deletion in CIS. Oncogen-Expression allein unzureichend für Diagnostik p53 und Ki67 Expression nimmt mit zunehmenden Malignitätsgrad zu. high-grade Dysplasie/ CIS ist Präkanzerose für invasiven Tumor Diskussion 93 4 DISKUSSION Im Verlauf der Tumorgenese und Progression treten vermehrt chromosomale Modifikationen des Urothelzell-Genoms auf, akkumulieren und es manifestieren sich nur jene, die nicht für die Zelle letal sind [Harris, 1991; Weinberg, 1989; Loeb; 1991]. Somit ist die Penetranz eines bestimmten Genotyps bei unterschiedlichen Phänotypen bestimmbar. Darüber hinaus müssen die genetischen Veränderungen den Zellen einen Wachstumsvorteil zu Beginn der Tumorgenese vermitteln, damit ein wuchernder Tumorklon entsteht [Vineis, 2003; Spencer et al., 2006; Vineis et al., 2007]. Die Kanzerogenese der Harnblase wird auf zwei verschiedene Pathways zurückgeführt, an deren Anfang die Präkanzerosen Hyperplasie einerseits und andererseits die Dysplasie stehen [Eble et al., 2004; Wu, 2005]. Das Urothelkarzinom kann bereits in frühen Tumorstadien und Tumorvorstadien (Präkanzerosen) diagnostiziert werden. Somit bietet sich der Harnblasenkrebs als ein gutes Modelsystem bei der Untersuchung der schrittweisen Transformation von Normalepithel zu einem invasiven Karzinom – und somit zur Analyse von involvierten Veränderungen des Phänotyps und Genotyps – an. Im Rahmen eines DFG-geförderten Projektes, in dem diese Dissertation entstanden ist, sollten neue molekularzytogenetische Methoden etabliert und genutzt werden, um die Aneuploidisierung in der frühen Karzinogenese des Urothelkarzinoms zu untersuchen. Die Arbeitshypothese dieses DFG-Projektes basiert auf den Ausblick der Dissertation von Christine Maierhofer unter Anleitung von Prof. Speicher [Maierhofer, 2003]. Es sollten Strategien zur Identifizierung von Zellverbänden, die erste Veränderungen aufweisen, die zu einer malignen Entartung führen können entwickelt werden und erste erfassbare chromosomale Veränderungen systematisch analysiert werden. Daten, die bisher über Tumorerkrankungen generiert wurden (vergleiche für Präkanzerosen des Harnblasenkarzinoms Tabellen 29 und 30), beruhen auf einer Mischung verschiedener Zellen aus meist heterogenem Gewebe, wodurch seltene oder erste genetische, für die Tumorgenese entscheidende Veränderungen überdeckt werden. Um die Krebsentstehung zu verstehen, müssen Daten aus individuellen Zellen in ihrem natürlichen Gewebekontext erhoben werden [Liotta und Petricoin, 2000]. Deshalb wurden histologische Gewebeschnitte von Präkanzerosen (Dysplasien und Hyperplasien), und zum Vergleich weitere von frühen Tumorvorstufen bis zum Urothelkarzinom als Untersuchungsmaterial ausgewählt. Da das Ausgangsmaterial eine limitierende Anzahl an Zellen enthält, musste versucht werden mehrere Methoden anhand desselben Materials durchzuführen. Aus diesem Grund wurden Methoden für die Einzelzell-Analyse etabliert (Doppelfärbung mittels Fluoreszenz-insitu-Hybridisierung/ Immunhistochemie und sequentielle Applikation der Einzelzell- Diskussion 94 Komparativen Genomischen Hybridisierung), um erste genetische, nicht letale Veränderungen der Kanzerogenese des Harnblasenkarzinoms zu erfassen. Chromosomale Aberrationen in Präkanzerosen des Urothels wurden bisher nur spärlich beschrieben, und ihre Einstufung in Tumorwachstums-förderliche bzw. letale Veränderungen erfolgte erstmalig in dieser Dissertation. Die Methoden-Etablierung war sehr zeitintensiv und ein Schwerpunkt der Arbeit. Diese wird als erstes diskutiert und im Anschluss daran die damit erzielten Ergebnisse. Etablierung der Urovysion-Ki67-Doppelfärbung Die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) erlaubt einen detaillierten Blick auf chromosomale Aberrationen und somit auf die Kopiezahl der Chromosomen oder bestimmter Gene der Krebszellen in einem ansonsten stark heterogenen Gewebe. Die Methode hat in ihrer mehr als 20-Jährigen Entstehungsgeschichte einen großen Wandel durchgemacht. Der ersten ZweiFarben Detektion folgt die Verwendung von Multicolor- und Chromosomen-Painting- Sonden [M-FISH (multicolor-Fluorescence-in-situ-hybridization), Speicher et al., 1996; SKY-FISH (Spectral Karyotyping), Schröck et al., 1996], die den simultanen Nachweis vieler bis zu aller Chromosomen eines Zellkerns erlauben. Neben der DNA-Detektion gibt es auch Applikationen für den RNA-Nachweis; und durch Kombination mit weiteren Methoden – zur Vervielfachung der Daten-Ausbeute eines Präparates –, wie z.B. bei der sequentiellen Durchführung der Immunhistochemie auf demselben FISH-Präparat kann auch ein gleichzeitiger Nachweis von bestimmten Proteinen durchgeführt werden [Levsky und Singer, 2003]. Aus diesem Grund war die FISH in Kombination mit einer immunhistochemischen Färbung (Ki67) die beste Methode zur primären Analyse erster für die weitere Tumorgenese entscheidender genetischer Aberrationen. Das Ki67-Protein, dessen Gen auf Chromosom 10q25 kodiert ist, wird in allen aktiven Phasen des Zellzyklus (G1, S, G2 und Mitose) exprimiert, die Expression fehlt jedoch in ruhenden Zellen (G0). Durch den immunhistochemischen Nachweis des Proteins unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers Mib-1 kann die Wachstumsfraktion in einer Zellpopulation, z.B. einem Gewebe, bestimmt werden und für prognostische Rückschlüsse über das Wachstumspotential des Tumors herangezogen werden. Dabei korreliert die Anzahl der proliferierenden Ki67 positiven Zellen mit dem histologischen Grad des Tumors [Endl und Gerdes, 2000]. In einer Studie von Menke et al. (2004) konnte außerdem die Ki67 Protein Konzentration in Harnblasenkrebs-Gewebeproben mit der Ki67 spezifischen RNA Konzentration im Urin kor- Diskussion 95 reliert werden, was den Einsatz dieses Proteins als Prognosemarker wiederum bestätigt. Obwohl die Ki67-Protein-Bestimmung in der Diagnostik eingesetzt wird, ist wenig über die Biologie und Funktion dieses Proliferationsmarkers während des Zellzyklus bekannt. Eine Missregulation der Ki67 Expression durch z.B. Translokation oder Mutation des Gens ist bisher nicht beschrieben worden. In dieser Arbeit diente dieses Protein zur differentiellen Betrachtung chromosomaler Veränderungen in nicht-letalen, proliferierenden Zellen im Vergleich zu ihrer Umgebung; d.h. es sollten genetische Aberrationen bestimmt werden, die eventuell sogar einen Wachstumsvorteil für die Zelle bieten können. Speel et al. sammelten schon 1994 Erfahrung in der Kombination von Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) mit der Immunhistochemie (IHC) und simultaner BrdU-Inkorporation; wobei die Immunhistochemie (unter anderem Ki67) vor dem FISH- und BrdU-Experimentabschnitt durchgeführt wurde. In dieser Dissertation wurde an Interphase-Kernen histologischer Schnitte von HarnblasenBiopsien eine Doppelfärbung aus M-FISH mit der in der Routine-Diagnostik angewandten UroVysion-Sonde und sequentiell, auf demselben histologischen Schnitt, die Immunhistochemische-Fluoreszenz-Färbung des Ki67-Proteins durchgeführt. Die Kombination einer MFISH mit einer immunhistochemischen Analyse des Proliferationsmarkers Ki67 auf ein und demselben histologischen Schnitt wurde erstmals in vorliegender Doktorarbeit beschrieben und durchgeführt. Der in dieser Arbeit angewandte UroVysion-FISH-Test zeigte in Studien eine höhere Sensitivität bei der Detektion von Harnblasentumoren in zytologischen Präparaten als andere Urintests (wie BTA stat, NMP22, FDP und Telomerase assay) und wird als diagnostische/prognostische Methode angewandt [Bubendorf et al., 2001; Varella-Garcia et al., 2004; Skacel, et al., 2003]. Die Urovysion-Sondenzusammensetzung basiert unter anderem auf Beobachtungen von Smeets et al. (1987). Smeets et al. (1987) deckten mittels Bandierungstechniken in 13 Harnblasentumeren die häufigsten genetischen Aberrationen auf, und zwar Chromosomen 1, 3, 7, 9, 10, 11, 17, Y. Die in dem UroVysion-Test verwendeten Sonden (Zentromer-Sonden für die Aneuploidie-Detektion der Chromosomen 3, 7 und 17, sowie die Lokusspezifische Sonde für 9p21, Gen p16) detektieren die chromosomalen Hauptveränderungen des Urothelkarzinoms, welche für eine prognostische Analyse geeignet sind [Bubendorf et al., 2001]. Aus diesem Grund wurden in dieser Dissertation die Harnblasenproben mittels dieses UroVysion-FISH untersucht. Eine Aneuploidie ist durch das Vorhandensein von mehr als zwei Signalen der ZentromerSonden pro Nukleus gekennzeichnet. Zugewinne, sog. Polysomien, von mehr als zwei dieser Zentromer-Sonden können in bis zu 95 % der hochgradigen Urothelkarzinome detektiert wer- Diskussion 96 den [Placer et al., 2002]. Niedriggradige Harnblasenkarzinome zeigen kaum oder zu einem geringeren Anteil Polysomien. Ein negativer UroVysion-Test hingegen kann das Vorliegen eines Urothelkarzinoms jedoch nicht ausschließen, da die UroVysion-FISH meist niedriggradige Karzinome nicht detektieren kann. Hier wurden überwiegend frühe Präkanzerosen als Primärdiagnosen berücksichtigt, was einer seltenen Entität entspricht. Im Nachfolgenden wird zunächst auf die experimentelle Durchführung der Doppelfärbung eingegangen. Bei der Doppelfärbung ist zunächst für den Einsatz fluoreszierender Substanzen zu beachten, dass auch das Gewebe eine gewisse Autofluoreszenz zeigt, die die Auswertung von Fluoreszenz-Färbungen erschweren oder sogar verhindern können. Endogene fluoreszierende Moleküle sind hauptsächlich im Harnblasengewebe Kollagen und die reduzierte Form des Nicotinamidadenindinukleotids (NADH). Die endogene Fluoreszenz des Harnblasengewebes nimmt in Korrelation zur zunehmenden Entartung des Gewebes ab [D’ Hallewin et al., 2002], ist jedoch in dem hier untersuchten Urothelgewebe so gering, so dass die Doppelfärbung problemlos (ohne weitere chemische Vorbehandlung diesbezüglich) angewandt werden konnte. Im Gegensatz zu D’ Hallewin et al. (2002) konnte kein Unterschied in der Hybridisierung von Normal- oder Tumor-Urothel festgestellt werden; jedoch war die Hybridisierung des Bindegewebes (Stroma) schwieriger, was eventuell auf zelluläre Unterschiede (stabilere Zellmembranen der Stromazellen) des Stromas zurückgeführt werden kann. Für die methodische Durchführung der Proliferations-Analyse an Harnblasengewebe beschrieben Kirbis et al. 2004 erstmalig den Einsatz des Mib-1 ohne weitere Vorbehandlung des Gewebes zur Antigen-Demaskierung. Alleinige Methanol-Fixierung war ausreichend, um das Gewebe morphologisch zu konservieren und für den Antikörper zugängig zu machen. Dementsprechend wurde in dieser Dissertation auf eine Antigen-Demaskierung mittels Inkubation in Target Retrieval Lösung der Firma DAKO (ein modifizierter Citratpuffer (pH 6,1); Behandlung mindestens 20 Minuten bei > 90 °C) verzichtet. Das Vermeiden des Gebrauchs dieser Lösung liegt in der Schonung der DNA (Erhalt hochmolekularer DNA für nachfolgende Experimente) in den Zellen des Gewebes. Bei der Etablierung der Doppelfärbung waren die richtige Wahl folgender Variablen entscheidend: „ Fixierung“ , „ Prähybridisierung“ und „ Sekundärantikörper“ . Eine richtige Fixierung des Gewebes ist nicht nur für die Konservierung der Gewebe-Morphologie entscheidend, sondern auch für die Zellaufschließung, so dass FISH-Sonde und Antikörper an ihre ZielSequenzen/-Epitope gelangen. Die Formalin-Fixierung (Formalin-fixiertes Paraffin- eingebettetes, kurz FFPE-Gewebe) vernetzt die Proteine und Nukleinsäuren im Gewebe, was für eine starke Konservierung der Morphologie sorgt, aber gleichzeitig auch die Nukleinsäu- Diskussion 97 ren denaturiert [Liotta und Petricoin, 2000]. Damit simultan eine immunhistochemische Färbung des Ki67-Proteins und der Erhalt hochmolekularer DNA gewährleistet werden, wurde in dieser Dissertation auf Kryo-Fixiertes Gewebe zurückgegriffen. Für den Erhalt der histologischen Morphologie und der gleichzeitigen Durchführbarkeit nachfolgender Experimente wurden drei Fixierungs-Variationen (Ansatz A) „ Mit Carnoy’ s Fixierung“ , B) „ Ohne Carnoy’ s Fixierung“ und C) 50% Methanol/50%Aceton ausgetestet. Dabei hat sich Ansatz C) als am besten geeignet für die Doppelfärbung herauskristallisiert. Die anderen Fixier-Möglichkeiten wirkten sich hauptsächlich auf die Ki67-Immunhistochemie negativ aus und die FISH-Signale waren zum Teil einerseits durch einen „ Grauschleier“ oder aufgrund von unspezifischer Bindung nicht auswertbar. Hauptursache hierfür ist vermutlich die Verwendung von Formalin (wässrige Lösung von Formaldehyd) in den Fixierungsansätzen A) und B) sein. Die Prähybridisierung, der erste Experimentabschnitt der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung, umfasst nicht nur die bereits erwähnte Fixierung, sondern auch eine enzymatische oder weitere chemische Vorbehandlung des Gewebes, z.B. mit Proteinase K, Pepsin oder Salzsäure (HCl). Eine enzymatische Vorbehandlung machte – entsprechend den Herstellerangaben – eine Ki67 immunhistochemische Detektion unmöglich. Die HCl-Behandlung lockerte zwar das Urothelgewebe auf, die spezifische UroVysion-Sondenbindung wurde jedoch erschwert. Für den immunhistochemischen Abschnitt wurde gegen das Ki67-Protein als Erst-Antikörper Mib-1 der Firma DAKO in einer geringeren Verdünnung – als von der Firma empfohlen – eingesetzt, da keine Antigen-Demaskierung angewandt wurde. Als Negativ-Kontrolle wurde Maus IgG1 (DAKO) im gleichen Verdünnungsverhältnis eingesetzt. Die Detektion des ErstAntikörpers erfolgte durch einen Fluoreszenz-Markierten Sekundärantikörper; wobei bessere Resultate (stärkere und stabilere Fluoreszenz-Intensität) bei Gebrauch von Alexa488 der Firma Invitrogen im Gegensatz zum FITC-markierten Sekundärantikörper der Firma DAKO erzielt wurden. Bei der Auswertung der Hybridisierungssignale Ki67 positiver und negativer Zellen wurden Schichtaufnahmen (z-Staging) des auszuwertenden Areals pro Fluoreszenz-markierter Sonde (wobei das Ki67 Protein simultan zur grün-fluoreszierenden Chromosom 7 Sonde detektiert wurde) durchgeführt, damit alle Signale eines Zellkerns aufgenommen werden konnten – bei einem 6 µm dicken Schnitt war der gescannte Bereich doppelt so groß (zwischen 8-12 µm). Nach Dekonvolution und Überlagerung aller Schichtaufnahmen pro Areal und Sonde wurden die Signale pro Zellkern bestimmt, und zwar unter Berücksichtigung der Ki67 immunhistochemischen Färbung (positive bzw. negative Zellkerne). Details zur Auswertung sind in Kapitel 2.2.5 ausgeführt. Es wurden so viele Zellkerne wie möglich ausgewertet, was aufgrund der Diskussion 98 geringen Zellzahl der Harnblasenbiopsien (vor allem der Präkanzerosen und des Carcinomain-situ) auf weniger als 40 Zellen limitiert war. Es wurde versucht erste Tendenzen der Resultate statistisch (t-Test), deskriptiv zu verfolgen. Die Etablierung der Doppelfärbung erfolgte zunächst auf histologischen Schnitten der Sphäroide von Urothel-Zelllinien, anschließend wurde die Hybridisierungseffizienz an Normalurothelzellen einer Zystektomie (Befund: Nested variant eines Urothelkarzinoms; pT2bG3, pN0 (8/15), Mx, R0; vergleiche Abbildungen 9-11 und Tabellen 8-9) bestimmt. Sie liegt für die erwarteten zwei Signale pro Sonde und Zellkern bei Werten zwischen 85 % bis 91 %; somit überwiegend diploide Zellen (siehe Chromosomen-Index und Standardabweichung in Tabelle 10). Gemäß den Angaben des UroVysion-Herstellers Vysis konnte an Urin-ZytologiePräparaten von Patienten (ohne vorhergehend diagnostiziertem Urothelkarzinom) sogar eine Hybridisierungseffizienz von 93 % erfasst werden. Dies ist aus zweierlei Gesichtspunkten bemerkenswert: erstens, obwohl die Hybridisierung an Gewebeproben grundsätzlich schwieriger ist (aufgrund von Schnittartefakten und Zugänglichkeit der Gewebezellen für die Sonde) als an Einzelzellen wie den Urinzellen, konnte eine vergleichbar starke Hybridisierungseffizienz und somit ein hoher Anteil (> 85 %) an den erwarteten diploiden Zellkernen detektiert werden. Zweitens, entsprechend den Theorien der multifokalen Entstehung von Harnblasentumoren (insbesondere jener der „ Feldkanzerisierung“ ) wurde erwartet, dass das Normalurothel des Harnblasenkrebspatienten einen geringeren Anteil diploider Zellen zeigen würde. Andere chromosomale oder genetische Aberrationen, die nicht mit dem UroVysion-Kit detektiert werden können, können natürlich nicht ausgeschlossen werden. Lediglich festgehalten werden kann, dass kein signifikanter Unterschied zu den von Vysis untersuchten Urothelzellen der gesunden Probanden festgestellt werden kann. Ein Auftreten von multifokalen Harnblasentumoren wurde bisher zu den zwei Urothelkarzinom-Pathways nicht in Korrelation gesetzt und könnte als Hypothese einer zukünftigen Arbeit dienen. Es wurde bewusst Normalurothel eines Harnblasenkrebs-Patienten untersucht, um einen genetischen Vergleich zu den Präkanzerosen (Dysplasie und Hyperplasie), deren klinischen Daten zu eventuell vorhergehender Krebserkrankungen des Urogenitaltrakts zum Analysezeitpunkt nicht vorlagen, zu haben. Einige Urothelzellen wurden im Anschluss an die Doppelfärbung ausgewählt, um mit hochauflösenden Methoden (Einzelzell-Analyse), deren Etablierung im Nachfolgenden beschrieben sind, weitere Daten der Genotyp-Phänotyp Korrelation zu sammeln. Etablierung der Einzelzell-Analyse mittels Komparativer Genomischer Hybridisierung Diskussion 99 Lange schon ist die Einzelzelle (engl. single-cell) als „ kleinste Einheit“ – von der jegliche Aktivität Richtung Erkrankung ausgeht – bekannt [Virchow, 1858], dennoch sind die Methoden für die Single-Cell Analyse noch nicht ausgereift [Sweedler and Arriaga, 2007]. Vor allem Zellen, die noch in ihrem physiologischen Gewebekontext stehen, wie z.B. in histologischen Schnitten zu finden, konnten meist nicht für weitere molekularbiologische Untersuchungen (zu geringe DNA/RNA- oder Protein-Ausbeute) eingesetzt werden. Viele molekulargenetische Methoden, wie die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization), erfordern bis zu einem Mikrogramm an DNA, während die diploide Einzelzelle nur ~ 6 pg DNA beinhaltet [Hawkins et al., 2002]. Die Komparative Genomische Hybridisierung (CGH; comparative genomic hybridization), erstmals von Kallioniemi et al. (1992) beschrieben, ist die Methode der Wahl, wenn es darum geht einen Überblick über die genetischen Aberrationen und somit Gen-KopiezahlVeränderungen vor allem in soliden Tumoren, deren Metaphase-Präparationen für FISHAnalyse oder Karyogramm-Erstellung schwierig sind, zu erhalten. Obwohl mit der CGH viele Gesamt-Genomische Veränderungen erkannt werden können, bestehen trotzdem einige Nachteile, die man bei ihrer Durchführung nicht außer Acht lassen sollte: So können mittels CGH nur abnorme relative Kopiezahlen bestimmt werden, jedoch nicht der Ploidie-Grad oder balancierte chromosomale Umbauten (Rearrangierungen) [Kallioniemi, 1994]. Auch die Sensitivität ist gering, denn Aberrationen kleiner als 3-5 Mb oder 20-30 cM können nicht detektiert werden, sofern sie nicht hoch amplifiziert im Genom vorliegen [Kallioniemi, 1994]. Des Weiteren können mittels CGH nur die Haupt-Aberrationen eines Gewebes detektiert werden, und die Daten können aufgrund von kontaminierenden normalen Gewebes verfälscht werden. Aus diesem Grund ist es ratsam einzelne Zellen zu mikrodissezieren und diese Subklone nach Gesamt-Genomischer DNA-Amplifikation weiter zu charakterisieren, um somit mehr Rückschlüsse aus dem heterogenen Tumor ziehen zu können. In dem Fall ist die Komparative Genomische Hybridisierung Methode der ersten Wahl, wenn es um die Charakterisierung einzelner Zellen einer Tumorprobe geht. In kürzester Zeit kann aus einer geringen DNA-Menge ein Überblick über den Karyotyp erhalten werden, und diese Information könnte für weitere nachfolgende zytogenetische Methoden (z.B. Etablierung eines FISH-Sonden-Mix für die Diagnostik) genutzt werden. Die CGH erleichtert das Finden und Lokalisieren von Genen, die in Tumorwachstum und –progression involviert sein können, sowie die Detektion von chromosomalen Regionen mit prognostischem Potential. Beachtet werden muss nur, dass für den Informationsgehalt der CGH-Daten, die Resultate immer mit einer weiteren (zytogenetischen) Methode verifiziert werden müssen (der Grund hierfür liegt – wie bereits erwähnt- darin, dass Diskussion 100 auch eine in der CGH diploid und somit normal erscheinende Probe aufgrund des mittels CGH nicht bestimmbaren Ploidie-Grades und/ oder weiterer balancierter chromosomaler Rearrangierungen nicht normal sein kann). Für die Amplifikation der Gesamt-Genomischen DNA der Einzelzelle stehen mittlerweile mehrere Techniken zur Verfügung (primer-extension preamplification, I-PEP-PCR [Zhang et al., 1992]; degenerate oligonucleotide-primed PCR, DOP-PCR [Telenius et al., 1992]; AluPCR [Nelson et al., 1989]; Linker-adaptor PCR; LA-PCR [Ludecke et al., 1989]). Hartmann et al. (2004) kombinierten bereits Lasermikrodissektion, Gesamt-Genomische Amplifikation mittels I-PEP-PCR, LOH, FISH und Sequenzierung für die Analyse von Harnblasenkrebsproben. Erste Erkenntnisse mittels Laser-mikrodissezierten Tumor-Einzelzellen, deren GesamtGenomische DNA für weitere molekularbiologische Methoden (wie PCR und Sequenzierung) dienen sollte, sammelten Dietmaier et al. bereits 1999. In dieser Arbeit wurde jedoch die Linker-adaptor PCR (LA-PCR) – erstmals 1989 von Ludecke et al. beschrieben – genutzt. Sie beruht auf dem Prinzip einer Ligations-vermittelten PCR-Amplifikation. Nicht nur die DNA von Laser-mikrodissezierten einzelnen Zellen kann hiermit sicher vervielfältigt werden, sondern die Methode wurde auch bei der Amplifikation einzelner Laser-mikrodissezierter chromosomaler Abschnitte für die Generierung von Sonden (chromosome painting probes) für die in-situ-Hybridisierung genutzt [Thalhammer et al., 2004]. Klein et al. etablierten erstmals 1999 eine Kombination aus LA-PCR und CGH für die Einzelzell-Analyse von KnochenmarkTumorzellen, der so genannten „ SCOMP“ -Technik. Jahre später publizierten Pirker et al. (2004) die Einsetzbarkeit der LA-PCR verglichen mit anderen Gesamt-Genomischen Amplifikationsmethoden (wie die DOP-PCR; degenerate oligonucleotide-primed PCR) für den Einsatz in der CGH von wenigen bis einzelnen Zellen. Dabei stellten sie fest, dass gerade die LAPCR eine höhere Sensitivität, Amplifikat-Ausbeute und Genauigkeit (kaum falsch-positive Signale in der CGH) aufwies und deshalb besser für die Gesamt-Genomische Amplifikation weniger bis einzelner Zellkerne geeignet ist. Weiterhin publizierten Langer et al. (2005) die Nutzung der LA-PCR, um M-FISH-analysierte Einzelzellen für eine weitere CGH-Analyse einsetzen zu können. Dies begründet die Wahl dieser DNA Amplifikations-Methode in vorliegender Dissertation. Nach Etablierung der sequentiellen Applikation der Doppelfärbung, Lasermikrodissektion, LA-PCR und Einzelzell-CGH anhand von Einzelzellen urothelialer Zelllinien (siehe Abbildung 21), wurden histologische Schnitte urothelialer Gewebeproben untersucht. In Abbildung 22 ist ein repräsentatives Beispiel der Möglichkeit der Methoden-Kombination von FISHausgewerteter Einzelzelle eines Dysplasie-Gewebeschnittes, deren DNA nach Gesamt- Diskussion 101 Genomischer Amplifikation mittels CGH weiter analysiert wurde. Das Ergebnis der FISH spiegelt jenes der CGH wieder. Obwohl eine Vielzahl von Analyse-Techniken (FISH/IHC/Lasermikrodissektion/LA-PCR/CGH) an dieser Einzelzelle angewandt wurden, konnte dennoch ein hintergrundrausch-armes CGH-Profil einer diploiden Zelle – entsprechend des vorangehenden FISH-Ergebnisses – dargestellt werden. Bezüglich der Kompatibilität aller Methoden untereinander musste nicht nur die Doppelfärbung für diese Einzelzell-Analyse neu etabliert werden (siehe Kapitel 2.4). Um Zellkern mit intakter, gesamter DNA mittels Laser isolieren zu können, wurden mit PEN-Membranbeschichteten Objektträger der Firma PALM verwendet. Weiterhin war insbesondere die angewandte „ Fixierung“ und „ Zellkern-Gegenfärbung“ in der Doppelfärbung entscheidend für ein gelingen der Gesamt-Genomischen DNA-Amplifikation und Einzelzell-Analyse. Da sich die Verwendung von DAPI als Gegenfärbung der Zellkerne bei der Doppelfärbung für den Einsatz in der nachfolgenden Einzelzell-Analyse als ungeeignet erwies (ein Grund hierfür ist unter anderem, dass die PEN-Folie das DAPI-anregende UV-Licht reflektiert und die Zellen nicht darstellbar sind), wurde mit Gegenfärbungssubstanzen wie Giemsa oder Methylenblau (siehe Abbildung 25) experimentiert. Diese erwiesen sich nicht als geeignet, vermutlich da sie die (Sekundär-)Struktur der DNA verändern oder die Bindung der Adaptor-Sequenzen während der LA-PCR verhindern. Aus diesem Grund wurde auf eine Gegenfärbung der Zellen gänzlich verzichtet und versucht die Zellkerne mittels Phasenkontrast zu visualisieren, was optisch enorm schwierig war und große histologische Erfahrung verlangte. Durch die Verwendung der PEN-Membran Objektträger mussten am Doppelfärbeprotokoll im immunhistochemischen Abschnitt die Mengen der Antikörper-Lösungen und des Blockierungs-Reagenz verdoppelt werden, da sich die Flüssigkeiten aufgrund von Abstoßungsreaktionen mit der Folie über dem Gewebeschnitt zusammenzogen. Bei Auswertung der Immunhistochemie konnte diesbezüglich etwas mehr Hintergrundfärbung beobachtet werden. Da jede Folie zusätzlich zu den angegebenen Bestandteilen noch Weichmacher enthält, die z.B. bei Erhitzen (z.B. während der Denaturierung des Gewebeschnittes) herausdiffundieren können, kann es zu einer Milieuveränderung kommen, welche vielleicht die Ursache für die veränderten Stringenzbedingungen ist. In dieser Arbeit konnten nur wenige Zellen sowohl mittels FISH-Immunhistochemie als auch mittels CGH näher untersucht werden. Die meisten Zellen wurden mittels CGH untersucht und in Korrelation zu FISH(-Immunhistochemie)-Daten aus Parallelschnitten gesetzt. Die geringe Anzahl an Zellen an denen beide Methoden (Doppelfärbung und CGH) sequentiell durchgeführt werden konnte, liegt an der Vielzahl an Techniken, die jede einzelne Zelle Diskussion 102 durchläuft, und somit an der großen Schwierigkeit am Ende noch qualitativ hochwertige DNA für die CGH beizubehalten. Durchschnittlich konnten 2/5 der eingesetzten Zellen weiter für die CGH-Analyse verwendet werden. Trotz schwieriger Durchführung der Einzelzell-Analyse konnten CGH-Daten von 55 Einzelzellen aus insgesamt 11 Fällen (2 pT1G3 Zellen; 15 CIS Zellen; 12 Hyperplasie Zellen; 26 Dysplasie Zellen) akquiriert werden, deren Ergebnisse im Nachfolgenden diskutiert werden. Für die Auswertung der CGH wurden die Chromosomalen Regionen (1p32-pter, 13p, 14p, 15p, 21p, 22p, Telomere und heterochromatische Regionen am Chromosom 1q, 9q, 16q und Yq), die nach Kallioniemi et al (1994) vermehrt falsch-positive Resultate aufzeigen, mit Vorsicht analysiert. Ergebnisse Aufgrund der Komplexität der Ergebnisse wird zunächst der Kerngedanke dieser Dissertation „ das Vorkommen chromosomaler Aberrationen in proliferierenden Urothelzellen von Präkanzerosen und ihre mögliche biologische Auswirkung“ fokussiert, und im Anschluss daran die weiteren Ergebnisse betrachtet. Entsprechend der zwei Harnblasen-Tumorgenese-Pathways wurde in dieser Dissertation die Erforschung erster Chromosomenaberrationen in HarnblasenPräkanzerosen in diese zwei Gruppen (Dysplasie/Hyperplasie) getrennt von einander und im Anschluss vergleichend verfolgt. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die Dysplasie gelegt. Bisher sind keine Daten über die Inzidenz und das Auftreten von de novo oder primären Dysplasien in der Weltbevölkerung bekannt. Ihre Diagnose ist nicht nur sehr selten, sondern auch durch den Wandel in der Nomenklatur der Dysplasie und der nicht-einheitlichen Befundung der einzelnen Pathologen unterschiedlich. Es ist fraglich, ob die heutzutage als Dysplasie befundeten Biopsien noch eine Präkanzerose des Carcinoma-in-situ im klassischen Sinne [Cheng et al., 1999] sind, reversibel sind [Droller und Malmström, 2000], oder sogar erste Veränderungen in Richtung papillären Pathway sein können. Aus diesem Grund müssen Dysplasien nach der WHO-Nomenklatur von 2004 als Präkanzerosen neu genetisch eingestuft bzw. charakterisiert werden und ihre Daten mit dem klinischen Verlauf sowie dem jeweilig diskutierten Tumorpathway korreliert werden. Auch über eine Therapie der Urotheldysplasie ist wenig bekannt, so dass Patienten bisher nur bezüglich einer Tumorprogression in regelmäßigen Abständen nachuntersucht/beobachtet werden [Wijström et al., 2000]. Die Erkennung und Abgrenzung einer leichtgradigen Dysplasie von einer reaktiven Atypie oder einem Carcinoma in situ ist daher entscheidend, jedoch diagnostisch nicht sehr leicht (bisher basierend auf Diskussion 103 Unterschiede in der CK20-Expression diagnostiziert), so dass weitere Kriterien oder (Tumor-) Marker zur Differenzierung herangezogen werden müssen [Lopez-Beltran et al., 2002a]. Die Expression von Cytokeratin 20 (CK20) ist begrenzt auf das Urothel, sowie auf das Epithel des Gastro-Intestinal-Traktes. Im Urothel wird CK20 normalerweise von ausdifferenzierten Zellen (Superficial Zellen, sog. umbrella cells, und seltener Intermediär-Zellen) exprimiert, sobald die Expression von der Norm des benignen Gewebes abweicht (stärker und vermehrt auftritt), kann auf eine tumorigene Progression geschlossen werden. Dysplasien zeigen bereits eine erhöhte CK20 Expression, was auf eine maligne Entartung des Gewebes hinweisen kann. Weitere Unterscheidungs- und Progressionsmerkmale stellten Krause et al. (2004) mittels einer FISH-Analyse von Dysplasien und Carcinoma-in-situ (n = 63) der Chromosomen 1 und 9 fest. In den Studien von Hartmann et al. (1999), Hofstädter et al. (1986), Schwarz et al. (2007) und Stoehr et al. (2005) wurden erstmals frühe genetische Defekte in den Zellen urothelialer Präkanzerosen und sogar in Zellen des Normalurothels beschrieben; dabei standen diese Veränderungen des Genoms meist in Korrelation zu einem vorhergehenden oder weiteren Auftreten eines Urothelkarzinoms. In dieser Dissertation wurde versucht – sofern möglich – BiopsieProben mit Primärdiagnose einer Präkanzerose zu untersuchen (siehe Tabelle 23), um erste chromosomale Veränderungen detektieren zu können. Die Bestimmung der chromosomalen Aberrationen und des Grades der chromosomalen Instabilität (dargestellt durch den Grad der Standardabweichung; siehe Tabelle 10-19) sollte die bereits in der Literatur publizierten Ergebnisse der zwei Harnblasenkarzinom-Pathways wiederspiegeln. Die differentielle Betrachtung chromosomaler Veränderungen in proliferierenden Zellen des Urothels ist erstmalig in dieser Dissertation beschrieben worden. Ki67 Positive Zellen Proliferierende und somit durch das Ki67 Protein nachweisbare Zellen im Urothel sind normalerweise die Basalzellen – adulte Stammzellen –, die in Richtung Superfizialzellen und Lumen der Harnblase ausdifferenzieren. In Korrelation zum Tumorgrad nimmt auch die Zahl der proliferierenden Zellen zu, welche im intermediären Bereich und somit nicht nur auf den nahe der Basalmembran gelegenen Bereich begrenzt sind. Ein Beispiel hierfür ist in Abbildung 17 C) dargestellt; oft finden sich im präkanzerösen Urothel kleine proliferierende Zellcluster. Die Anzahl an Ki67 positiven Zellen ist je nach proliferativer Aktivität des Gewebes unterschiedlich hoch. Bei den Präkanzerosen fand man in dieser Arbeit meist ungefähr fünf Diskussion 104 positive Zellen pro histologischen Schnitt pro Biopsie-Probe – also eine relativ geringe Anzahl. Im Laufe der Tumorprogression akkumulieren die genetischen Veränderungen, so dass womöglich erste Defekte der Tumorgenese durch spätere Veränderungen im invasiven Tumor überdeckt werden. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Doppelfärbung und der CGH (siehe Tabelle 10-19 und Abbildung 29-32). Es ist fast unmöglich allein durch die histologische, lichtmikroskopische Betrachtung der Präkanzerosen aberrante Zellen zu sehen und aufgrund derer prognostischer Aussagen treffen zu können [Liotta und Petricoin, 2000]. Vor allem die Detektion chromosomaler Aberrationen in den Ki67 positiven Zellen der Präkanzerosen kann neue Erkenntnisse der Krebsentstehung liefern oder eine prognostische Entscheidungshilfe darstellen. Inwieweit bereits Präkanzerosen für die untersuchten Zentromer-Sonden eine chromosomale Instabilität zeigen und ob es biologisch relevante Unterschiede zu proliferierenden Zellen gibt, wurde bei der Auswertung der UroVysion-Ki67-Doppelfärbung mitunter bedacht. Betrachtet man die Ergebnisse der Hyperplasien getrennt von jenen der Dysplasie, können folgende Resultate notiert werden (siehe Tabelle 23 und Abbildung 28): Hyperplasie FISH : Verfolgt man die Ergebnisse für den über die Hyperplasie zu papillären Harnblasenkarzinomen führenden Pathway (Tabelle 12 und 16), so kann nur eine Zunahme der chromosomalen Instabilität für Chromosom 3 in den pTaG1 Tumoren in proliferierenden Zellen und eine leichte Tendenz zur Akquirierung von Polysomien der Chromosomen 3, 7 und 17 in Ki67 positiven Zellen festgestellt werden. Es trat nur bezüglich Chromosom 7 eine höhere Disomie-Rate in den proliferierenden Zellen auf (verglichen mit den Ki67 negativen Zellen). Auf Chromosom 7 ist das Gen des Sonic Hedgehog Signalweges, SHH, lokalisiert, was eine Rolle bei der Proliferation und Differenzierung (sowie Tumorprogression) innehat [Oniscu et al., 2004; Thievessen et al., 2005; Jenkins et al., 2007]. Bezüglich des 9p21 Lokus konnte eine vermehrte Deletion (meist heterozygot) dieser Region in pTaG1 Tumoren, aber auch in den untersuchten Hyperplasien unter anderem in den proliferierenden Zellen gemessen werden. Dieser Lokus beinhaltet die Gene p16 und p15, die eine entscheidende Rolle am G1/SKontrollpunkt des Zellzyklus haben, und als negative Rückkopplung dienen und den Zellzyklus bei Vorhandensein von DNA-Schäden zu arretieren. Eine Deletion dieser Region befähigt die Zellen sich weiterzuteilen, obwohl sie eventuell weitere, ansonsten letale DNA-Defekte Diskussion 105 besitzen. Der Verlust der Tumorsuppressorgene p15 und p16 auf 9p21 und p53 auf 17p13.1 führt zur Dysregulierung des Zellzyklus bzw. Hemmung des programmierten Zelltodes (Apoptose) und stellt offensichtlich ein frühzeitiges Ereignis bei der Entstehung von Urothelkarzinomen dar. Die Inaktivierung von p16 entsteht meist durch eine Mutation oder Promotor Hypermethylierung. Der Verlust von p16 kann in einer Vielzahl von Tumoren beobachtet werden. Raschke et al. (2005) stellten diesbezüglich jedoch fest, dass die homozygote Deletion des CDKN2A (p16) Lokus von Tumor zu Tumor zumindest auf Ebene der Zelllinien auf unterschiedliche Weise entsteht (von Promotor-Hypermethylierung, Leseraster- Deletion/Missense-Mutation im Exon 2 bis Deletion). Manchmal findet man in urothelialen Tumoren und Zelllinien anstelle der p16 Deletion, und somit Expressionsverlust dieses Gens, eher eine Unterexpression des RB1 Gens [Grimm et al., 1995]. Auch in dieser Dissertation konnte eine Deletion von 13q, der Region in der unter anderem das Rb-Gen lokalisiert ist, in Dysplasien mittels CGH beobachtet werden. CGH: Die proliferierenden Zellen der Hyperplasien zeigten im Gegensatz zu ihrer Ki67 negativer Umgebung keine chromosomalen Umbauten in der CGH-Analyse. Genetische Defekte können dadurch jedoch nicht ausgeschlossen werden, da nur selektiv und nur wenige Zellen betrachtet werden konnten und die Methode der CGH auch keinen Aufschluss über das Vorliegen von z.B. Punktmutationen, Translokationen oder sogar Epigenetischen Veränderungen geben kann. In Hyperplasien müssen demzufolge in erster Line zellbiologische Ereignisse vonstatten gehen, die den Zellen eine Proliferationssteigerung ohne zunächst weitere maligne Transformation bieten. Dies wäre auch eine Erklärung für die längere Latenzzeit und dafür, dass nicht aus jeder Hyperplasie ein papilläres Harnblasenkarzinom entsteht (vergleiche Tabelle 23). Dysplasie FISH: Bisher wurde in der Literatur die Dysplasien als Vorläufer des Carcinoma-in-situ diskutiert, wobei der Tumorverlauf von der Dysplasie über das Carcinoma-in-situ (CIS) zu invasiven Tumoren führt, welches sich durch Zunahme an chromosomalen Aberrationen (Tabelle 10, 14, 18) in Ki67 positiven und auch negativen Zellkernen zeigt. CGH: Diskussion 106 In Dysplasien zeigten die proliferierenden Ki67 positiven Zellen im Gegensatz zu jenen der Hyperplasien chromosomale Veränderungen. Knapp 60 % dieser Zellen zeigten eine homogene Deletion am Chromosom 9p und 25 % sogar einen DNA-Verlust am gesamten Chromosom 9. Diese Veränderung wurde bereits in der Literatur als ein sehr frühes Ereignis in der Tumorgenese diskutiert [Williamson, 1995; van Oers et al., 2006]. Daneben konnten folgende weitere heterogene chromosomale Aberrationen in den Ki67 positiven Dysplasie-Zellen detektiert werden: Amplifikation der Chromosomen 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X (zweithäufigste Aberration) und Y; sowie Deletion der Chromosomen 9 und 13q. Diese genetischen Veränderungen scheinen für die Zelle nicht letal zu sein und bieten möglicherweise sogar einen Wachstumsvorteil für die Zelle. Aus diesem Grund ist es ratsam in einer zukünftigen Arbeit bestimmte Gene dieser chromosomalen Regionen genauer (bezüglich ihres Einflusses auf die Proliferation oder prognostischen Potentials) zu untersuchen. Mögliche Kandidatengene dieser Regionen werden im Nachfolgenden ausführlich noch beschrieben. Vorweggenommen wird nur die Deletion am 13q: Das kleinzellige schlecht differenzierte Harnblasenkarzinom ist durch eine Deletion auf Chromosom 13q gekennzeichnet, was mit dem kleinzelligen Phänotyp gekoppelt zu sein scheint. Diese Deletion findet man auch beim kleinzelligen Bronchialkarzinom, wodurch das Retinoblastoma-Gen (Rb) auf 13q14.2 involviert sein kann und in Zusammenhang mit einer schlechten Prognose und dem kleinzelligen Phänotyp steht [Cordon-Cardo et al., 1994; Levin et al., 1995; Xu et al., 1993]. Auch zwei der untersuchten Dysplasie Zellen zeigten im proliferienden Status eine Deletion auf 13q, wodurch vermutlich das Rb-Gen betroffen ist. Ki67 Negative Zellen Die Ki67 negativen Zellen in der Umgebung von proliferierenden Zellen zeigen ein heterogenes Bild der FISH-Signalverteilung. Vermutlich werden die Chromosomen auf die Tochterzellen zufällig verteilt (vgl. Abbildung 13). Hyperplasie FISH: Es konnte kaum ein Unterschied zwischen proliferierenden und ruhenden Zellen festgestellt werden. Über die Hälfte der Zellen zeigten Diploidie in der Auswertung der UroVysionFISH. Die Hyperplasie gilt als eine gutartige Urothelveränderung, die durch eine erhöhte Mitoserate gekennzeichnet ist [Hildebrandt, 1998] und hauptsächlich in Verbindung mit einer Tumorprogression Deletionen am Chromosom 9 aufweist [Hartmann et al., 1999]. Es können Diskussion 107 dennoch chromosomale Aberrationen vorliegen, die nicht durch die UroVysion-FISH detektiert werden konnten und deshalb mit einer Einzelzell-CGH untersucht wurden. CGH: Nur die Ki67 negativen Hyperplasie-Zellen zeigten chromosomale Veränderungen (siehe Tabelle 24), in Genen, die hauptsächlich bei der Zellzyklusregulation involviert sind (vergleiche Tabelle 27). Durch eine Amplifikation dieser Gene kann die Zelle im Zellzyklus inhibiert worden sein. Hyperplasien entstehen aufgrund einer erhöhten Mitoserate. Einzelne maligne entartete Zellen könnten dabei durch normale Zellen überwuchert werden, was auch die höhere Latenzzeit bis zur Tumorentstehung bzw. größeren Reversibilität der Hyperplasien erklären würde. Diese Hypothese resultiert aus den Ergebnissen der CGH, wobei die proliferierenden Zellen keine chromosomalen Aberrationen (in der CGH) aufwiesen. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von chromosomalen Defekten in einem stark proliferierenden Gewebe ist höher als in einem Gewebe mit geringer Mitoserate. Die ruhenden Zellen wiederum zeigten vermehrt genetische Veränderungen, so dass vermutet werden kann das diese genetischen Modifikationen eine Zellzyklus- Inhibition hervorrufen (siehe Tabelle 27). Dysplasie FISH: In einer FISH-Analyse von Krause et al. (2004) zeigten Dysplasien in 5-18 % Aberrationen des Chromosoms 1 und in 19-29 % Monosomie des Chromosoms 9, während CIS eine 27 % Aneuploidie beider Centromer-Sonden aufwies. Die Dysplasie zweiten und dritten Grades wird nach der neuen WHO-Nomenklatur (2004) mit dem CIS mittlerweile als histopathologisch identisch eingestuft; Krause et al. (2004) versuchten innerhalb der alten Einteilung dieser Neoplasien neue Erkenntnisse und Unterschiede aufzuzeigen. Diese Ergebnisse konnten in dieser Dissertation weder mittels FISH- noch mittels CGH-Analyse bestätigt werden. Die hier untersuchten Dysplasie Fälle zeigten in 55,06 % der FISH-Fälle (n = 12) und in 47,06 % der CGH-analysierten Einzelzellen (n = 26) einen 9p21 Verlust und in 17,65 % einen weiteren Verlust am Chromosom 9, während 6,67 % des CGH-analysierten CIS Zellen (n = 15; 1 Fall) einen 9p21 Verlust zeigten und keine weitere Deletion am Chromosom 9, sowie in der FISHAnalyse in 49,54 % der CIS-Fälle (n = 7) eine Deletion des 9p21-Lokus (siehe Abbildung 29 und 31). Der Unterschied zwischen den Ergebnissen dieser Arbeit und jener von Krause et al. (2004) liegen sicherlich in der Wahl und Befundung des Probenmaterials, aber auch bei der Wahl der FISH-Sonde für Chromosom 9 (Zentromer-Sonde versus 9p21-Lokusspezifische- Diskussion 108 Sonde), so dass der Anteil an Deletionen in der 9p21-Region höher als der Anteil weiterer Defekte an Chromosom 9 sein kann. Sauter et al. (1995b) konnten in einer FISH-Analyse (n = 138 primäre Harnblasenkarzinome) des Chromosoms 17 und der Gen-Loki für p53 und erbB-2 zeigen, dass vor allem eine hohe Aneusomie-Rate (97 %) des Chromosoms 17 mit einer p53 Deletion und Überexpression einhergeht. In dieser Dissertation konnte, entsprechend Sauter et al. (1995 b), unter Verwendung der UroVysion-Sonde auch eine erhöhte Aneusomie-Rate (>80%) für das Chromosom 17 gemessen werden; aber nur in den Ki67 negativen Dysplasie-Zellkernen. Sun et al. (2002) korrelierten weiterhin die Überexpression von p53 und des Ki67 Proteins in ihrer Intensität mit dem Grad der Dysplasie bzw. dem Tumorgrad. Da das Ausmaß der Expression der Proteine p53 und Ki67 von benignem Urothel über die Dysplasie und Carcinoma-in-situ bis zum Transitionalzellkarzinom stetig ansteigt, kann auch von diesem Marker (vergleiche FISHAnalyse von Krause et al., 2004) ausgehend geschlossen werden, dass die Dysplasie eine Präkanzerose des Carcinoma in situ ist, und das Carcinoma in situ eine Tumorvorstufe des invasiven Urothelkarzinoms [Sun et al., 2002]. CGH: Weitere in den CGH-Profilen festgestellte amplifizierte und deletierte Regionen z.B. der Chromosomen 22 und Y (vergleiche Tabelle 24 bis 26) konnten jedoch nicht mittels FISH überprüft werden, da es sich bei dem kommerziellen UroVysion-Kit, um eine feste SondenZusammensetzung der gängigsten chromosomalen Aberrationen des Urothels handelt, die nur Regionen der Chromosomen 3, 7, 17 und 9p21 detektiert. Die festgestellten chromosomalen Aberrationen umfassen eine Vielzahl an Genen, die in Zellproliferation, Apoptose und Stoffwechsel involviert sind. In diesem Abschnitt sollen nur exemplarisch STK15 und Rb genannt sein, weitere werden im Abschnitt über mögliche Kandidatengene ausgeführt: Durch die detektierte Amplifikation in der chromosomalen Region 20q könnte das Gen der STK15/BTAK/Aurora-A-Kinase betroffen sein. Yamamoto et al. (2006) stellten bei einer Studie unter Verwendung einer Immufluoreszenz-Detektion der Zentrosomen und von Aurora-A, sowie FISH-Analyse (LSI ZNF217, dem 20q13.2 Amplikon, sowie den ZentromerSonden der Chromosomen 7, 9, 17, und 20) von 100 Harnblasenkarzinomproben (über TURB gewonnen), dass jene Tumore (92,9% der invasiven Tumore) mit einer Amplifikation des 20q13 Lokus auch eine Zentrosomale Amplifikation und gleichzeitig eine Überexpression von Aurora-A zeigten. Somit postulierten sie, entsprechend Fraizer et al. (2004), dass die Diskussion 109 chromosomale Instabilität von einer Amplifikation des 20q13 und somit des Aurora-A-Gens einhergeht. Eine weitere für Patienten relevante Beobachtung machten Denzinger et al. (2007) bei der STK15-Expressionsstudie (versus weiterer Marker wie TP53, CK20, MIB1) von Biopsie-Gewebe von Harnblasenkarzinompatienten und gesunden Individuen; eine STK15 Amplifikation gemessen in benignem Urothel steht in Korrelation zu einem kürzeren Rezidivfreien Zeitraum und Tumor-spezifischen Überleben. Eine Amplifikation in der Region 20q konnte auch in nicht-proliferierenden Dysplasie-Zellen beobachtet werden (siehe Tabelle 24). Eine Expressionsstudie, ähnlich der von Schwarz et al. (2004), anhand von Dysplasien könnte Aufschluss über das Vorliegen einer STK15 Überexpression in proliferierenden Zellen geben. Vergleich Hyperplasie vs. Dysplasie Bei der Auswertung des FISH-Abschnitts der Doppelfärbung konnten bei den Präkanzerosen mit Ausnahme der Zentromer-Sonde CEP7 keine signifikanten Unterschiede der SondenKopiezahl zwischen Ki67 positiven und negativen Zellen festgestellt werden. Möglicherweise beherbergen die Ki67 negativen Zellen andere zelluläre Veränderungen, die nicht mit der UroVysion-Sonde detektiert werden können, und die Zellen in der G0-Phase verbleiben lassen (keine verstärkende Aktivierung der Proliferation aufgrund eines chromosomalen Defekts) oder sogar den Zelltod einleiten. Weitere chromosomale Aberrationen konnten mittels CGH auf Einzelzell-Niveau beobachtet werden (siehe Tabelle 24). Das Auftreten von Polysomien des Chromosoms 7 kann von klinischer Bedeutung sein, wenn in der Patientenprobe auch eine erhöhte Expression des Epidermal Growth Factor Rezeptors (EGFR) oder anderer Marker stattfindet. Anhand dieser Faktoren die Therapie-Antwort des Tumors im Vergleich zu Unterschieden vor und nach der Behandlung eventuell evaluierbar. Diese Unterschiede könnten entweder durch die Eliminierung der aberranten Zellen, einer phänotypischen Umkehrung des genetisch abnormen Klons oder Überwuchern von ungehemmten Zellklonen auftreten und die Wirkung und Sensitivität einer Chemotherapie bestimmen. Vergleicht man die Ergebnisse Ki67 positiver Zellen (aber auch ihrer Ki67 negativen Umgebung) der untersuchten Proben hinsichtlich beider Pathways, so lässt sich eine stärkere chromosomale Instabilität im „ Dysplasie-CIS-Pathway“ im Gegensatz zum „ Hyperplasie-pTaG1Pathway“ feststellen. Im Gegensatz zum untersuchten Normalurothel zeigten die Dysplasien einen geringeren Anteil diploider Zellen, und die ebenfalls als benigne eingestuften Hyperplasien zeigten nur in 33% der untersuchten Fälle annähernd diploide Sondensignale/Zellen (mit Werten über 70 %; dennoch geringere Anzahlen diploider Zellen als das Normalurothel), was sicherlich eine erste Entartung des Urothels anzeigt. Der Anteil an aberranten Zellen in den Diskussion 110 untersuchten Hyperplasien in dieser Arbeit ist etwas höher als in einer Studie von Schwarz et al. (2007) (Werte um 17 % für Zellen mit Polysomien), so dass es fraglich ist, ob diese Werte nur eine genetische Instabilität auf dem Niveau eines „ Hintergrundrauschens“ ist. Dieses Ergebnis gibt das bereits in der Literatur erwähnte aggressivere Progressionsverhalten des „ Dysplasie-CIS-Pathway“ wieder [Cheng et al., 1999]; dies könnte durch Deletion bestimmter Tumorsuppressorgene oder Amplifikation spezifischer Onkogene und Wachstumsfaktoren begründet sein. Insgesamt konnte in allen untersuchten Proben die Tendenz zu mehr Polysomien beim Carcinoma-in-situ und den invasiven Tumoren festgestellt werden, was Daten von Schwarz et al. (2007) wiederspiegelt. Bemerkenswert dabei ist, dass Polysomien stärker bei Ki67 positiven Zellen detektiert werden können. Dies könnte in Zusammenhang mit einem Wachstumsvorteil dieser chromosomalen Aberration für die Zelle stehen und müsste durch eine Analyse betroffener molekularer Faktoren näher bestimmt werden. Beckmann et al. (2007) stellten fest, dass eine höhere Kopiezahl (z.B. Gen-Duplikation) meist nicht so schädlich ist wie eine Deletion. In dieser Dissertation konnten mit Hilfe der etablierten Doppelfärbung erstmalig chromosomale Aberrationen in proliferierenden Zellen der Präkanzerosen der Harnblase beschrieben werden (siehe Tabelle 16-21 und Abbildung 17-19). Die Signifikanz dieser Beobachtung kann sogar dadurch bestärkt werden, dass Dysplasien und Hyperplasien, welche die bisher in der Literatur diskutierten zwei Tumorgenese-Pathways der Harnblase begründen, - wie erwartet unterschiedliche Aberrationen aufweisen. Während proliferierende Zellen von Hyperplasien für die UroVysion-Sonde CEP17 und LSI9p21 chromosomal instabiler sind, zeigen jene der Dysplasien diese Instabilität eher für die Sonden CEP 3 und CEP7. Es besteht ein signifikanter Unterschied diesbezüglich zwischen Dysplasien und Hyperplasien für die Sonden CEP 3 und LSI9p21 (siehe Tabelle 20-22). Somit kann das Auftreten von chromosomalen Aberrationen in den Präkanzerosen, im Gegensatz zu den Angaben von Schwarz et al. (2007), nicht zufällig sein, sondern es werden frühzeitig spezifische Signalwege ein- bzw. ausgeschaltet. Wendet man die Standardkriterien der UroVysion-FISH-Auswertung an alle untersuchten Präkanzerose-Fällen an, so sind 91 % der Dysplasien und nur 62 % der Hyperplasien FISH positiv, wobei Dysplasien präferentiell aufgrund der Deletion 9p21-Kriterien (hier: homozygot auftretend) als positiv eingestuft werden konnten (siehe Tabelle 23). Eine Progression dieser Fälle konnte in 23 % der Hyperplasien und in 46 % der Dysplasien festgestellt werden. Im Schnitt zeigten die Hyperplasie-Patienten einen längeren Tumor-freien Zeitraum (vergleiche Tabelle 23). Es konnte jedoch keine direkte Korrelation zwischen FISH-Positivität und Progression festgestellt werden. Auffällig war, dass drei Dysplasie-Patienten einen pTaG1 Diskussion 111 Tumor entwickelten, was eigentlich dem anderen Harnblasenkrebs-Pathway entspräche. Ob dies jedoch aufgrund von Unterschieden in der Befundung (neue WHO-Nomenklatur aus dem Jahre 2004) liegt, oder bereits kennzeichnende Veränderungen für den papillären Pathway vorliegen, müsste noch weiter bestimmt werden. Außerdem entwickelten nur jene Patienten ein Carcinoma-in-situ oder invasiven Tumor bzw. erneut eine Dysplasie, die sowohl für mehr als vier Kerne Aneusomien der Zentromer-Sonden und gleichzeitig homo- bzw. heterozygote Deletionen des 9p21 Lokus in mehr als 12 Kernen zeigten. Droller und Malmström (2000) vermuteten das eine Atypie und eine low-grade Dysplasie reversible neoplastische Zustände des Urothels sind oder sogar aufgrund von einer Entzündungsreaktion hervorgerufen werden. Des Weiteren wiesen sie daraufhin, dass auch benigne/normal erscheinendes Urothel genotypische Veränderungen tragen kann. Stoehr et al. (2002b) führten eine histologische-genetische Kartierung von Harnblasenproben durch und zeigten, dass genetische Veränderungen (hierbei: p53-Mutationen) in Tumor-umgebenen benignem Urothel vorkommen und vermutlich durch intraurotheliale Migration entstanden sein müssen. Untersuchungen bestätigten, dass das Auftreten einer Dysplasie (entstrpechen der WHO-Nomenklatur vor 2004) das Risiko der Tumorprogression oder einer Rezidivierung beinhaltet [Wijström et al, 2000]. Die in dieser Doktorarbeit verwendeten Biopsie-Proben der Patienten mit Primärdiagnose Dysplasie zeigten keine Tumorprogression in einem Zeitraum von mindestens 12 Monaten nach Erstdiagnose. Dies könnte die These von Droller und Malmström (2000) über einen „ reversiblen Zustand“ der Dysplasien bestätigen. Wie in dieser Dissertation beobachtet, stellten auch Bollmann et al. (2005) bei der FISH-Urin-Analyse von Harnblasenkarzinom-Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden fest, dass nur diese Patienten ein Rezidiv entwickelten, deren FISH-Resultat sowohl die Deletion 9p21 und gleichzeitig vereinzelt (in Einzelzellen) Trisomien oder Tetrasomien der anderen Zentromer-Sonden zeigten. Vor allem für die weitere Prognose der Dysplasie-Patienten ist es aufgrund dieser Ergebnisse ratsam die Biopsien mittels UroVysion-FISH zu untersuchen. Bei einem FISH-positiven Ergebnis aller UroVysionSonden sollte eine Nachuntersuchung mittels Blasenspieglung spätestens nach ungefähr einem halben Jahr erneut durchgeführt werden, da nur 8 % der untersuchten Fälle mit diesem „ Doppelten“ -FISH-positiven Ergebnis kein Rezidiv entwickelten und keine Progression zeigten. Weitere Ergebnisse Der Anteil an Polysomien (Chromosomen Index > 2) der Zentromer-Sonden war in den in dieser Arbeit untersuchten Harnblasengewebsproben beim Carcinoma-in-situ und invasiven Diskussion 112 Urothelkarzinom höher im Vergleich zu den analysierten papillären Tumoren (pTaG1) und Präkanzerosen (siehe Tabelle 10-19 und Abbildung 14-20). Gleichzeitig zeigten alle untersuchten Proben homo- bzw. heterozygote Deletionen der p16- Region (Detektiert mit der Lokus-spezifischen Sonde Region 9p21; Chromosomen Index < 1,8) im Gegensatz zu der Normalurothel-Probe, dies bestätigt die Entartung des Gewebes neben der histologischen, morphologischen Ebene auch auf genetischer Ebene. Bei den invasiven Harnblasenproben und dem Carcinoma-in-situ erreicht die chromosomale Instabilität Werte >1, dicht gefolgt von den Dysplasien Werten mit knapp unter 1. Entsprechend den Studien von Hartmann et al. (1999) und Obermann et al. (2003), wurde auch in dieser Arbeit festgestellt, dass Hyperplasien und papillären (low-grade) Harnblasentumore (Werte um die 0,7) geringfügig chromosomal stabiler sind. Die als benigne eingestufte Hyperplasie erreicht dennoch nicht die Werte des Normalurothels (< 0,5), womit diese Präkanzerose bereits ein erstes malignes Potential zeigt. Im weiteren Tumorverlauf bei der Entstehung eines invasiven Urothelkarzinoms muss neben diesem Wachstumsvorteil auch ein Überlebensvorteil für die Tumorzellen vorhanden sein, was in einer Stabilisierung, also einem Stagnieren der Zunahme an chromosomalen Instabilität, zu sehen sein kann [Spencer et al., 2006; Cahill et al., 1999]. Bei der Auswertung der Doppelfärbung der invasiven Fälle konnte im Vergleich zu den Carcinoma-in-situ-Proben kein weiterer starker Gewinn an Polysomien und eher ein Rückgang der Werte der Standardabweichung, also ein Gewinn an chromosomaler Stabilität, beobachtet werden (vergleiche Tabelle 14). Diesbezüglich muss erwähnt werden, dass es sich bei den untersuchten Zellen der invasiven Tumore nicht um Zellen der „ Invasionsfront“ handelte, somit auch deren Aufgabe nicht primär Wachstum und Invasion, sondern eher überleben ist. Alle untersuchten Patienten bzw. Einzelzellen zeigten relativ komplexe Rearrangierungen des Karyotyps, was letztendlich auf die Heterogenität des Gewebes zurückzuführen ist. Unterrepräsentierte chromosomale Regionen im Bereich 9p21 – detektiert durch CGH – konnten mit Hilfe der FISH bei den untersuchten Zellen der Dysplasien und CIS weitestgehend bestätigt werden (Abbildung 29 und 31). Es ist zu erwarten, dass ein polyploider Karyotyp mit balancierten CGH-Profil in der FISH-Analyse mehr als zwei Signale zeigt (z.B. Abbildung 28); während mittels CGH detektierte Deletionen wiederum unterschiedliche FISH-Ergebnisse aufweisen können (von einer partiellen Monosomie bis zu einer Polyploidie reichend; z.B. Abbildung 31). Da es sich bei dem Untersuchungsmaterial um Einzelzellen handelte, konnte eine Kompensation über- oder unterrepräsentierter Regionen durch das Vermischen mehrerer unterschiedlicher Subklone oder Verunreinigen der Probe mit normalen bzw. infiltrierenden inflammatorischen Zellen ausgeschlossen werden. Der pT1G3 Fall und die Hyperplasie-Fälle Diskussion 113 zeigten keine übereinstimmenden FISH-Signale der LSI9p21-Sonde der Doppelfärbung im Vergleich zu den CGH-Ergebnissen von Deletionen in der 9p21 Region (siehe Abbildung 28 und 30). Der Hauptgrund hierfür ist sicherlich darin zu sehen, dass die Einzelzell-Analyse im Gegensatz zum FISH-untersuchten Gewebeschnitt nur einen kleinen Bereich des Gewebes wiederspiegelt. Ein Vergleich der Daten bezüglich der Zentromer-Sonden war nicht möglich, da die CGH nur genomische Imbalancen detektieren kann, aber keine Aussage über den Ploidie-Grad zulässt. Dies zeigt wie bedeutend es ist, den Ploidie-Grad mittels anderer Cytogenetischer Methoden, wie Interphase-FISH oder Durchflußzytometrie, zu bestimmen, denn besonders bei der Progression zu soliden Tumoren steigt die Häufigkeit der Polyploidisierung der Zellkerne stetig an (im Gegensatz zu den durch balancierte Translokationen geprägten hämatologischen Malignitäten) [Ried et al., 1999]. Weitere Ergebnisunterschiede können aufgrund von anwendungs-technischen Grenzen beider Methoden herrühren. FISH Analysen weisen falsch-negative Ergebnisse auf, wenn z.B. αSatelliten Sonden verwendet werden [Harrison et al., 1998]. Geringe Kopiezahlen eines Tandemrepeats können zu einer geringeren Signalintensität führen und somit würde die Interphase-FISH fälschlicherweise eine Monosomie aufzeigen, wenn nur eines der beiden Chromosomen betroffen ist (z.B. bei hereditären Tumoren durch unterschiedliche parentale Herkunft), während die CGH das Profil eines diploiden Karyotyps vorweist. Trotz dieser Ungenauigkeiten wurden bei der Doppelfärbung unter anderem α-Satelliten Sonden für die FISH (Zentromer-Sonden der UroVysion) eingesetzt, um den Ploidie-Grad der Zellkerne zu bestimmen. Unstimmigkeiten zwischen CGH und Interphase-FISH Ergebnissen können auch aufgrund von unterschiedlicher Hybridisierungseffizienz und Missinterpretation der Interphase-FISHSignale herrühren. Auch wenn ein getesteter und für die Routine-Diagnostik zugelassener Sonden-Mix (UroVysion) verwendet wurde, können falsch-negative Resultate (aufgrund von Polymorphismen in der Anzahl der Tandemrepeats) und falsch-positive Ergebnisse (gespaltene Signale, die auf eine mitotische Aktivität hinweisen oder durch Chromosomen-Brüche entstehen) auftreten. Um ein Beispiel zu nennen, so können getrennte Chromatiden den Anschein von vier (wenn auch schwächer in der Fluoreszenzintensität und kleiner) anstelle von zwei Signalen erwecken. Verschiedene Aspekte können bei der CGH zu fehlerhaft interpretierten Ergebnissen führen, wie z.B. technische Artefakte aufgrund einer unzureichenden Unterdrückung (Blockierung) von repetitiven DNA-Sequenzen, Fehlern bei der HintergrundKorrektion, oder Veränderungen der Telomer-Regionen (welche das korrekte Ende eines Chromosoms kennzeichnen und meist eine schwache Bindung der Fluoreszenz-Sonde aufweisen). Des Weiteren sind die heterochromatischen Regionen der Chromosomen 1, 9 und 16 oft Diskussion 114 schwierig auszuwerten [du Manoir et al., 1995]. Außerdem können die exakte Position der Aberration sowie die präzise Zuordnung der Grenzen von DNA-Zugewinnen oder -Verlusten durch die räumliche Auflösung der Chromosomen beeinträchtigt werden, z.B. durch nichtlineares Strecken/Spreiten der Chromosomen und dadurch hervorgerufene unterschiedliche Länge der Chromosomen [Bentz et al., 1998]. Letztendlich kann auch die fehlerhafte mathematische Auswertung der Quotienten der CGH-Profile (andere Grenzwerte) zu falschpositiven Ergebnissen führen [Barth et al., 2000]. Diese Fehlerquellen wurden bei der Auswertung der Einzelzell-CGH-Daten berücksichtigt; z.B. zeigten etliche CGH-Profile Deletionen/Amplifikationen im Telomer-Bereich der Chromosomen, welche nicht mit in die Auswertung aufgenommen wurden (vergleiche Abbildungen 22, 26, 27). Im Rahmen dieser Doktorarbeit mittels FISH nachgewiesenen Deletionen der Region 9p21 konnten in 7 von 12 Fällen auch mittels CGH bestätigt werden. Darüberhinaus zeigte die CGH noch weitere von Amplifikation und Deletion betroffene chromosomale Regionen auf (siehe Abbildung 29-32), und zwar bereits in den Präkanzerosen. Diese genetischen Veränderungen können somit nicht aufgrund der Tumorprogression entstanden sein, sondern sind sicherlich auch von kausaler Bedeutung für die Tumorinitiation. Die Detektion erster nicht-letaler chromosomaler Aberrationen in proliferierenden Zellen von urothelialen Präkanzerosen gibt nicht nur Klarheit über erste gravierende Veränderungen bei der Tumorgenese – unter Berücksichtigung von Evolutions- und Selektionsfaktoren –, sondern könnte – viel entscheidender – neben einer diagnostischen, prognostischen Vorhersage für die Entscheidung weiterer Therapiemaßnahmen hilfreich sein. Denn am Anfang der Kanzerogenese sind die ersten Tumorklone noch monoklonalen Ursprungs, gehen also wie viele andere normale Zellen im biologischen Gewebe- bzw. Organverband auf eine gemeinsame Ursprungszelle zurück (wie z.B. bei der X-chromosomalen Inaktivierung oder bei den Antikörperproduzierenden B-Vorläuferzellen), so dass eine gerichtete Therapie gegen diese ersten präkanzerösen Zellen ein weiteres Tumorwachstum inhibieren oder sogar gänzlich verhindern [Weinberg, 2006]. Der monoklonale Ursprung präkanzeröser Zellen konnte auch in dieser Dissertation verfolgt werden (vergleiche das Auftreten gleicher chromosomaler Aberrationen in den CGH-analysierten Dysplasie-Einzelzellen, die im weiteren Progressionsverlauf auch in CIS und invasiven Tumoren detektiert werden konnten, in Tabelle 24). Die Dysplasie gilt als Präkanzerose des Carcinoma-in-situ (CIS). Für die Karzinogenese des CIS postulierten Demir et al. (2003) eine Progression zu einem invasiven Tumor über Mechanismen des „ Zell-Kannibalismus“ einzelner Zellen oder Zellkolonien („ intraepitheliale Dedifferenzierung“ ). Es wäre interessant festzustellen, inwieweit dieselben Pathways (unter ande- Diskussion 115 rem für Mikro-Invasion oder andere Beeinflussung der umgebenden Zellen) bereits bei Dysplasien detektierbar sind. Bereits Schwarz et al. (2007) fragten sich, ob die detektierte Aneusomie bzw. Aneuploidie in Einzelzellen das Ergebnis eines allgemeinen genetischen Schaden des Urothels (entsprechend der These von Pycha et al., 1999) ist oder aufgrund von horizontaler, pagetoider Tumorzell-Wanderung entsteht. Gemäß Hafner et al. (2002) ist die Mehrheit der multifokalen Harnblasenkarzinome sowohl gleichzeitig als auch nachfolgend auftretendend monoklonalen Ursprungs (Hafner et al., 2002; Pantel et al., 1999; allgemein bei Weinberg, 2006, beschrieben). Molekulare Studien zeigten, dass beim Harnblasenkrebs sowohl durch intraurotheliale Migration als auch durch eine Feldkanzerisierung Tumorzellen bei Harnblasenkarzinom-Patienten disseminieren können [Hafner et al., 2001; Stoehr et al., 2002], wobei ein klonales Verwandtschaftsverhältnis zwischen multifokalen Läsionen besteht [Hartmann et al., 2002b]. In den untersuchten Präkanzerosen ohne Vorbefund bzw. gleichzeitigem multifokalem Auftreten eines Urothelkarzinoms kann eine horizontale, pagetoide Tumordissemination zumindest in den präkanzerösen Stadien ausgeschlossen werden (vergleiche Tabelle 23). Dadurch dass sowohl in den proliferativ aktiven Zellen als auch in umgebenden ruhenden Zellen chromosomale Aberrationen detektierbar sind, sprechen diese Daten eher für eine Feldkanzerisierung der Harnblase. Kandidaten-Gene Die Einzelzell CGH-Analyse deckte weitere chromosomale Aberrationen in den Präkanzerosen auf. Betroffene Kandidatengene, die in den entsprechenden Regionen liegen, sind in Tabelle 25-28 aufgeführt und müssten in einer weiteren funktionellen Analyse untersucht werden. Die Kandidatengene sind sehr heterogen und umfassen sowohl Transkriptionsfaktoren, Proliferationsfaktoren, Apoptoseregulatoren als auch Gene des Stoffwechsels. Die Hyperplasien zeigten keine chromosomalen Veränderungen in der CGH-Analyse von proliferierenden Zellen, möglicherweise können dort jedoch Kandidatengene durch Punktmutationen (mittels CGH nicht erfassbar) betroffen sein. Proliferierende Zellen der Dysplasien zeigten vor allem Verluste in den chromosomalen Bereichen 9p und 13q, sowie Hinzugewinne in 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Die Analyse von Kandidatengenen dieser Bereiche kann neue Erkenntnisse in der Tumorinitiation der Harnblasenkarzinome erbringen. Die Rolle viele der Gene in Tabelle 25-28 (z.B. p53, MLH, p16, HMG-Group-Proteine, Rb, MDM2) aufgeführten Gene sind bereits gut erforscht und Veränderungen in der Gen-Kopiezahl korreliert meist gut mit der Gen-Expression (damit können zunächst epigenetische Faktoren bei der ExpressionsBeeinflussung ausgeschlossen werden). Andere Gene in den alterierten chromosomalen Regi- Diskussion 116 onen sind wiederum weniger gut untersucht und ihre Funktion dementsprechend weniger bekannt (z.B. TP63, CDK3, Ki67). Gene, die in den veränderten chromosomalen Bereichen der nicht-proliferierenden Zellen lokalisiert sind, können Aufschluss über Zellzyklus-inhibierende bzw. Apoptose-einleitende Veränderungen geben (z.B. E2F3, MSH5, TNF, CDKN1A, STK15, C-MYC, Ki-67, ABL2, AKT3, MSH3, CDK4, MDM2, sowie insbesondere das bei Hyperplasien eventuell betroffene Gen FOXO4). Vergleich mit anderen Präkanzerosen anderer Gewebe/Organe Abnormalitäten der chromosomalen Kopiezahl treten nicht nur beim Harnblasenkarzinom, sondern bei fast allen Tumoren auf, und zeigen spezifische Regionen (so genannte Hot-spots) der Amplifikation oder Deletion, die wiederum spezifisch für die/den jeweilige(n) Tumorart, grad und –progress sind. Die Anzahl an diesen Kopiezahl-Veränderungen nimmt mit zunehmenden Grad und Progression des Tumors zu, und zwar nicht-zufällig und teils aufgrund der gesteigerten chromosomalen Instabilität. Hot-Spots können ein Hinweis für chromosomale Regionen und Gene sein, die entscheidend für die Tumorgenese sind. Es wird vermutet, dass eine ungenaue, fehlerhafte homologe Rekombination (ausgelöst durch Defekte im DNAReparatur-Pathway) innerhalb repetitiver Sequenzen, die die Bildung des Kinetochore Komplexes umfassen, zu chromosomalen Verlusten und Hinzugewinnen führen, in dem es zu Rearrangierungen spezifischer Zentromer-Sequenzen kommt. Die differentielle Betrachtung des genetischen Status von proliferierenden Zellen im Vergleich zu ihrer „ ruhenden“ Umgebung ist erstmalig in dieser Dissertation beschrieben worden. Dabei wurden Aberrationen an folgenden Chromosomen festgestellt: Verluste in den chromosomalen Bereichen 9p und 13q, sowie Hinzugewinne in 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Daten, die von Präkanzerosen anderer Tumorentitäten bisher erhoben wurden [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006], betrachten genetische Veränderungen im gesamten Gewebe ohne weitere immunhistochemische Unterscheidungskriterien bezüglich der Proliferations-Aktivität des Gewebes. Für die Anfänge der Harnblasenkarzinogenese ist es interessant, die auftretenden chromosomalen Aberrationen mit jenen in Präkanzerosen anderer Gewebe, Organe und Tumorentitäten zu vergleichen. Der Vergleich kann Rückschlüsse über die Grundzüge der Tumorgenese liefern, bzw. weitere Ansatzpunkte bei der Untersuchung des Harnblasenkarzinoms in seinen Anfängen. Das Wissen über bestimmte chromosomale Imbalancen in frühen Tumorstadien und Präkanzerosen, die generell in Zusammenhang mit der Tumorgenese stehen, kann hilfreich sein, spezifische FISH-Sonden zu- Diskussion 117 sammenzustellen, die charakteristisch für die unterschiedlichen Tumortypen sind. Die Multicolour-FISH (M-FISH) ermöglicht es, in nur einem einzigen Experiment wichtige prognostische Daten innerhalb weniger Tage zu erhalten. Vergleicht man die Daten von Präkanzerosen anderer Gewebe mit jenen des Urothels können Gemeinsamkeiten beobachtet werden: z.B. Polysomien des Chromosoms 7, welche Hinzugewinne der langen Arme der Chromosomen 8q und 13q (diese Veränderungen sind gekoppelt an einen zur Progression neigenden Phänotyp) vorangehen [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006]. Dennoch lassen sich schwer Tumorspezifische erste (Initial-)Veränderungen feststellen, da die chromosomalen Veränderungen bereits bei Präkanzerosen verschiedener Gewebe sehr komplex zu sein scheinen, so dass die vorliegenden Aberrationen nur Rückschlüsse über eine maligne Progression zu lassen können; jedoch keinen Aufschluss über die Initial-Veränderung bei der Tumorgenese des jeweiligen Gewebes [Lee et al., 1993; Ried et al., 1999; Heselmeyer et al., 1996; Hughes et al., 2006]. Schlussfolgernd konnte mit dieser Doktorarbeit gezeigt werden, dass chromosomale Aberrationen bereits ein frühes Ereignis der Tumorentstehung (Präkanzerosen) sind und nicht nur sekundär auftreten, und dass sie aufgrund ihres Vorkommens in proliferierenden Zellen eine biologische Relevanz für die Tumorevolution innehaben. Die CGH-Analysen wiederum deuten eher auf spezifisch auftretende Genmutationen (z.B. Region 9p21 in Dysplasien) hin. Zusammenfassung/Abstract 118 5 ZUSAMMENFASSUNG Das Harnblasenkarzinom ist der zweithäufigste bösartige urologische Tumor. Der Grossteil (80%) der Tumore ist bei Erstdiagnose oberflächlich begrenzt, und weist eine hohe Rezidivrate auf. Die spezifischen ersten genetischen Veränderungen der Tumorgenese des Harnblasenkarzinoms, die nicht letal und eventuell einen Wachstumsvorteil beherbergen, sind bisher nicht bekannt. Ein Screening von Tumorvorstadien nach spezifischen Veränderungen auf chromosomaler Ebene in proliferierenden Zellen ermöglicht der gleichzeitige Einsatz zweier Methoden: der Interphase-Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung und der Immunhistochemi- schen(IHC)-Detektion des Proliferationsmarkers Ki67. Eine Zusammenstellung spezifischer Chromosomensonden (Urovysion; Abbott/Vysis) für diese Tumorentität wird bereits in der Routine-Diagnostik genutzt, um Rezidive und Tumor-Neuerkrankungen im Urin bzw. in Spülzytologien von Harnblasenkarzinom-Patienten nachzuweisen. In dieser Arbeit wurden 40 Harnblasengewebs-Biopsien untersucht, darunter waren 13 Hyperplasien, 12 Dysplasien, 7 CIS, 3 pTaG1 und 4 pT1G3-Fälle. Bei den Tumorvorstadien wurde darauf geachtet, dass es sich dabei möglichst um eine Erstdiagnose handelte. Zusätzlich wurde auf Einzelzell-Niveau mit Hilfe der Vergleichenden Genomischen Hybridisierung (CGH, Comparative Genomic Hybridisierung) das Genom nach Deletionen und Amplifikationen untersucht. Ziel war es, durch Kombination der drei Methoden (FISH, IHC und CGH) erste nicht letale typische chromosomale Aberrationen zu detektieren. Die Tumorvorstadien zeigten typische Chromosomenveränderungen, sowohl in den proliferienden Zellen, als auch in den umgebenden nicht-proliferierenden. Hyperplasien zeigten nur in nicht-proliferierenden Zellen Aberrationen. In proliferierenden Zellen von Dysplasien traten Verluste an den Chromosomen 9 und 13q auf, sowie Gewinne an den Chromosomen 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X und Y. Involvierte Kandidatengene sind zahlreich und umfassen jene die Zellproliferation, Differenzierung, Apoptose und Stoffwechsel regulieren. In den Untersuchungen konnten chromosomale Veränderungen erstmalig in proliferierenden Zellen von Präkanzerosen detektiert werden, somit müssen diese Aberrationen mit einem proliferativen Vorteil und einer biologischen Relevanz einhergehen. Diese Arbeit wurde unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG-Nr.: Kn263/9-2). Zusammenfassung/Abstract 119 6 ABSTRACT Bladder cancer is the second common malignant urological neoplasia. Most of the tumors are superficial (80 %) at first diagnosis and reccur frequently. In order to understand the initial genetic aberrations reflecting growth advantage in bladder cancer we investigated first chromosomal aberrations and validated their biological potential at single cell level. Using multi-colour fluorescence in situ hybridisation (FISH; Urovysion) and Ki-67 immunohistochemistry first data was aquired and completed by lasermicrodissecting single cells for single-cell comparative genomic hybridisation (CGH) analyses. Double staining of fluorescence in situ hybridisation (Urovysion, Vysis/Abbott) and Ki-67 immunohistochemistry was carried out on frozen tissue sections from 25/40 patients with precancerous lesions of the bladder (13 hyperplasia, 12 dysplasia; those with preferably primary diagnosis; and further specimen from 7 carcinoma in situ, 3 pTaG1, 4 pT1G3). In addition 55 single cells of these precancerous lesions were laser-microdissected and analysed with single cell comparative genomic hybridisation (CGH). Focussing on the proliferating cells versus their non-proliferative neighbourhood in precancerous lesions of the bladder, chromosomal aberrations were detected in both types of cells. Proliferating hyperplastic cells showed almost a normal, diploid FISH and no further loss of chromosomal loci in the CGH-analysis. The CGH data of dysplasia cells showed mainly a loss of the chromosomal region 9p21 in proliferating cells, like expected from FISH results. Other chromosomal aberrations, depicted in dysplasia cells, were deletion of chromosome 9 and 13q as well as amplifications of the chromosomes 9p, 12p, 17q, 18p, 22, X and Y. In this regions many candidate genes, involved in regulation of cell proliferation and differentiation, apoptosis and metabolism, are located. These methods established are apt to show that genetic aberrations detected in early bladder lesions or normal urothelium are biologically relevant since found in proliferating cells. This work has been supported by the German Science Foundation (DFG, grant no: Kn263/92). Literatur 120 7 LITERATUR 1. Aaboe, M.; Marcussen, N.; Jensen, K.M., Thykjaer, T.; Dyrskjot, L.; Orntoft, T.F.: Gene expression profiling of noninvasive primary urothelial tumours using microarrays. Br J Cancer 93: 1182-1190, 2005 2. Althausen AF, P. G. J., Daly JJ Noninvasive papillary carcinoma of the bladder associated with carcinoma in situ. J Urol 116:575, 1976 3. 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Humangenetik (Hauptfach); Mikrobiologie, Biotechnologie (1. Nebenfach); Biochemie (2. Nebenfach) Diplomarbeit: Untersuchungen zur Expression von High Mobility Group (HMG-) Protein-Genen an Paraffin-Eingebetteten, primären Mammakarzinomen 07/2002-11/2002 Praktikum (Studentische Hilfskraft): Arbeitsgruppe Genomforschung/Bioinformatik, Abteilung Molekulare Ökologie, MaxPlanck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen 10/2003- 03/2004 Studentische Hilfskraft: Fachbereich 2, Universität Bremen Promotion seit 06/04: Aachen, den 31.01.2008 Uniklinikum Aachen, Institut für Pathologie _________________________________ Anhang: Kongresse, Publikationen141 Kongresse, Publikationen Poster S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M. Speicher and R. Knüchel: “ Insight in chromosomal Aberrations and their proliferative advantage for precancerous urothelial lesions.” CNIO Meeting: Bladder Cancer: Searching targets and biomarkers using genomic and proteomic approaches, 5-6 Oktober 2006, Madrid, Spanien S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: „ Untersuchung genetischer Aberrationen in Präkanzerosen der Harnblase mittels Fluoreszenzin-situ-Hybridisation und Ki67 Immunhistochemie Doppelfärbung, sowie Comparative Genomic Hybridisation.“ 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 19.-21. April 2006, Berlin S. Koufou, S. Langer, M.R. Speicher and R. Knuechel: “ Single-cell multi-analysis (FISH, IHC, single-cell CGH) of early flat urothelial lesions.” 3rd Münster Conference on Single cell analysis 2006, Münster Vorträge S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: “ Double staining of Fluorescence-in-situ-hybridisation-(Urovysion®) and Ki67 Immunohistochemistry for detection of genetic aberrations in precancerous lesions of the bladder.” 15th Annual Meeting of the German Society for Cytometry 2005, Leipzig Zitierfähige Abstracts S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: Double staining of Fluorescence-in-situ-hybridisation-(Urovysion®) and Ki67 Immunohisto-chemistry for detection of genetic aberrations in precancerous lesions of the bladder. Cell Proliferation, 38(4): 204-214, Aug 2005 S. Koufou, S. Langer, K. Lindemann-Docter, M.R. Speicher and R. Knuechel: Untersuchung genetischer Aberrationen in Präkanzerosen der Harnblase mittels Fluoreszenz-in-situHybridisation und Ki67 Immunhistochemie Doppelfärbung, sowie Comparative Genomic Hybridisation. Pathol. Res. Pract. 202 (4):199-350, 2006 S. Koufou, S. Langer, M.R. Speicher and R. Knuechel: Single-cell multi-analysis (FISH, IHC, single-cell CGH) of early flat urothelial lesions. BMMS, 1(3): 208-215 , 2007 Anhang: Danksagung142 DANKSAGUNG Bei Frau Prof. Knüchel-Clarke (Institut für Pathologie) möchte ich mich für die Möglichkeit, an ihrem Institut diese Doktorarbeit anzufertigen, und für die Übernahme des Gutachtens bedanken. Außerdem danke ich ihr herzlich für die stetige Diskussionsbereitschaft und die positive Unterstützung meiner Promotion. Herrn Prof. Klinner (Institut für Biologie IV, RWTH Aachen) danke ich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens. Mein Dank gilt Herrn Prof. Speicher (Institut für Humangenetik, Graz, Österreich) für die Ausarbeitung des interessanten DFG-geförderten Themas und temporären Vermittlung weiterer Kooperationspartner für die Single-cell CGH. Frau Dr. Langer (Institut für Humangenetik, München) gilt besonders mein Dank nicht nur für die Kooperation, sondern für ihre stete Bereitschaft die LA-PCR und vielmehr Single-cell CGH durchzuführen; ohne diese Methoden und interessanten Ergebnisse wäre diese Dissertation nicht so zeitnah möglich gewesen. Herrn Dr. Geigl (Institut für Humangenetik, München) danke ich für die temporäre Durchführung der Einzelzell-CGH und für seine konstruktiven Anregungen und zahlreichen Hilfestellungen bei der Etablierung der LA-PCR am Institut für Pathologie, Aachen Von Assistenzarzt Seite des Instituts für Pathologie, Aachen, danke ich insbesondere Frau Dr. Gaisa und Frau Dr. Lindemann-Docter für die Begutachtung histologischer Gewebeschnitte und für die hilfreichen Fachgespräche. Etlichen Personen des Instituts für Pathologie habe ich für die Einarbeitung in etliche Methoden bzw. Technischen Geräten zu danken: Herrn Dr. Krieg (PALM-MikrodissektionsSystem); Herrn Bösl für die Einarbeitung in hiesiges Fluoreszenz-Mikroskop-System (ZStapel-Aufnahme und Dekonvolutions-Programm), sowie für die Einarbeitung in Anfertigung histologischer Kryogewebsschnitte und in die Zellkultur inklusive Sphäroidherstellung den MTA des Instituts für Pathologie, Aachen. Allen Mitarbeitern des Instituts möchte ich für die stets angenehme, gutgelaunte und hilfsbereite Arbeitsatmosphäre danken. Stephie Rosewick, Kerstin Raupach, Janine Fischer, Sabine Neuss-Stein und Melanie Rezvani danke ich für die schöne gemeinsame Zeit im Labor und Büro. Stephie Rosewick möchte ich darüber hinaus noch für die aufmunternden Worte und zahlreichen Ratschlägen, wenn mal wieder etwas nicht funktionierte, ganz herzlich danken. Der größte Dank gilt meinen FreundInnen, meiner Cousine Stamoula, meinem Vater und vor allem meiner Mutter, die für mich in jeder Phase meiner Promotion ein offenes Ohr hatten und mich von ganzem Herzen motiviert und unterstützt haben! Die Durchführung der Arbeit wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt.