Soziolinguistik des Deutschen

Werbung
Soziolinguistik des Deutschen
10.10.11
http://homepage.univie.ac.at/manfred.glauninger
pünktlich kommen :)
… gibt 4 Prüfungstermine (1te 3 = schriftlich, letzter = mündlich)
 1te Prüfung = am leichtesten
… gibt vielleicht ein Skriptum aber eher nicht
Pflichtlektüre
Löffler, Heinrich: Germanistische Soziolinguistik. 4., neu bearb. Aufl. (=Grundlagen
Germanistik 28). Berlin 2010.
Linke, Angelika / Nussbaumer, Markus / Portmann, Paul R.: Studienbuch Linguistik. 5.
erw. Aufl. (= RGH 121 Kollegbuch). Tübingen 2004. S. 335-371 („Soziolinguistik“)
Empfehlung: Wardhaugh, Ronald: An Introduction to Sociolinguistics. 6th ed. (=Blackwell
Textbook in Linguistics 4). Oxford 2010.
1. großer Teilbereich: Soziolinguistik d. Deutschen
= beschäftigt sich m. vielseitigen Wechselwirkungen v. Gesellschaft u. Sprache
 geht um dt. Sprache d. Gegenwart + Gesellschaft
o stehen in vielfaltigen Korrelation zueinander
… geht auch um Möglichkeiten u. Grenzen d. linguistischen Wechselwirkungen
 Wissenschaftstheorie, die heutzutage alles beherrscht, prägt u. die
Wissenschaftsrahmen absteckt
o naturwissenschaftl. Forschung
Das naturwissenschaftl. Paradigma (= Muster)
… Wissenschafts- u. Erkenntnistheoretischer Crashkurs
 hat sich im Laufe v. Jhd. abgebildet ab Neuzeit
Neuzeit u. Naturwissenschaft
… moderne Naturwissenschaft bestimmt das, was wir als Neuzeit verstehen (also nicht
nur, aber halt auch)
Methodologie (Theorie, wie man theoretisch arbeitet)
Methode (Arbeitstechnik)
1te Phase
 Galileo (bringt Experiment in Wissenschaft als Methode)
 Newton (steht am Abschluss d. 1ten Phase als der, der vollständig
mathematisiertes Beschreibungsmodell d. Weltalls entwickelt hat)
 Kopernikus etc.
… stehen am Beginn d. Entwicklung
 Ende d. 1ten Phase ist mit Newton eigentlich fertig
o dann dachte man, dass man alles wüsste
1
2te Phase
… Beginn d. 20. Jhd.: Krise: kommt zu weiteren großen Umwälzungen
Physik:
 Relativitätstheorie (korrigiert Newton)
 Quantenphysik
 davon ist gesamter Wissenschaftsbetrieb geprägt u. auch gesellschaftl. Denken
(wie man sich halt so einen Wissenschaftler vorstellt)
o so versuchen auch andere Wissenschaften, sich das naturwissenschaftl.
anzueignen … klappt aber nicht immer so gut:
Nicht-Naturwissenschaften haben Legitimierungszwang
 gibt aber in Sprachwissenschaft nur 1 Bereich, wo das wirklich funktioniert
o Phonetik = Disziplin, die sich m. Lauten beschäftigt
 die kann man physikalisch messen u. beschreiben
 Messphonetik = quasi Teil d. Physik
o alles andere d. Sprachwissenschaft kann man nicht nach Naturwissenschaft
bearbeiten
 eben auch nicht in der Soziologie
o empirische Soziologie: manches geht, aber entspricht nicht strengen
methodologischen Kriterien d. Naturwissenschaft
… Annäherungen an Naturwissenschaft = sehr fragwürdig
 plumpe Versuche, naturwissenschaftl. Disziplinen, die gerade modern sind,
nachzuahmen
Bsp. d. Sprachwissenschaft:
 19te Jhd.: Junggrammatiker … haben geschichtliche Entwicklung d. Sprache
untersucht u. versucht, Lautgesetze aufzustellen (z.B. 1te od. 2te
Lautverschiebung)
o Versuch, Sprachwissenschaft nach Modell d. Evolutionstheorie (Darwin) zu
betreiben
o Bsp. dafür, dass man Modenaturwissenschaft als Vorbild in Linguistik
nimmt

Wende v. 19. zum 20. Jhd.: große Revolutionen in Physik u. Chemie: Struktur d.
Materie, Atom, Molekül, etc.: Strukturalismus
o wird in Sprachwissenschaft auch übernommen
o Schichten … kleinste Einheit baut molekulare Strukturen auf

Valenzgrammatik
o sogar Name ist v. Naturwissenschaft übernommen
o versucht, chemische Valenztheorie auf Sprache zu übertragen
o Bindung d. Atome u. Moleküle wird durch elektronische Wechselwirkungen
erklärt (Chemie) ... so will das die Valenzgrammatik auch machen …
Wertigkeit v. Worten
2

50er,
o
o
o
60er Jahre: generative Grammatiktheorie
Informationstechnologie
hat viel v. IT-Technologie übernommen
allerdings: hat auch etwas an Informationstheorie zurückgegeben … da
gabs schon Wechselwirkung
o Chomsky … war auch Informationstechnologisch bewandert , deswegen
diese Wechselwirkung
 dann: generative Grammatiktheorie hat sich weiterentwickelt u. entfernt sich
immer mehr v. Informationstechnologie und nähert sich jetzt immer mehr an:
Gentechnologische Biologie
… alles nur sehr mangelhaft, weil theoretische Voraussetzungen fehlen
 Was sind diese Voraussetzungen?
o Grundsätze, die in naturwissenschaftl. Arbeiten Voraussetzung sind u. die
Nicht-Naturwissenschaftler nicht erfüllen können:
Deduktive Falsifikation
 Induktion = schließt v. Einzelfall (Besonderes … Summe v. beobachtbaren
Fakten) auf das Allgemeine = beobachten Phänomen möglichst oft u. genau …
dann leiten sie aus Beobachtungsdaten Theorie ab
o das macht man in Sprachwissenschaft tlw. heute noch (Sprachdaten
sammeln u. daraus heraus Grammatiktheorie machen)
… ist in moderner Naturwissenschaft aber nicht möglich … man muss das Gegenteil
machen (Fehler finden u. als „falsch“ klassifizieren):
 Deduzieren = zuerst: Theorie selbst erfinden, Modell (radikale Vereinfachung …
nicht „echte“ Natur untersuchen u. f. philosophische Rückschlüsse erkennen
sondern möglichst gut beschreiben) machen u. dann Hypothese empirisch
falsifizieren (überprüfen) … am besten im Experiment
 wenn‘s lange genug überprüft wurde, ist es eine Theorie
o man versucht mit allen möglichen Mitteln zu beweisen, dass ihre Theorie
falsch ist … weil nur m. Fehler können sie Theorie korrigieren … müssen sie
wieder überprüfen
o = Methode, die niemals aufhört!
o Karl Raymund Popper (Österreicher)
o in Wissenschaft kann man keine Wahrheit finden … Wissenschaft ist also
keine Methode, Wahrheit zu finden sondern man will Fehler finden
 z.B. Einstein: „Natur sagt meistens nein, manchmal vielleicht u. niemals ja“
o man kann sich nur an Wahrheit annähern … dann beginnt Hypothese
langsam, eine Theorie zu werden
 z.B.: Nicht sagen: Alle Körper gehorchen Gravitationsgesetz, sondern:
o Es gibt keinen Körper, der nicht dem Gravitationsgesetz gehorcht
o weil „alle“ impliziert, das man wirklich alle kennt u. meint … also
Formulierungsunterschied … dass wenn man doch etwas finden, das dem
trotzt, kann man ein „aber“ einbauen (Möglichkeit d. Falsifikation)
o wenn man keine Fehler findet, hat Hypothese sich bewährt
 z.B. Gravitationstheorie … hält man f. bewährt, aber kann sich auch ändern
3
Metasprache
= Sprache mit der eine Wissenschaft ihre Objekte beschreibt
Naturwissenschaft: besondere Metasprache
… Mathematik als Metasprache
 da kann man alles quantifizieren = alles muss messbar sein
 Intersubjektivität … jmd. der Mathematik beherrscht soll sofort erkennen, was
damit gemeint ist (Untersuchungsgegenstände müssen nachvollziehbar
beschrieben sein)
o Vorteil an Mathematik: unabhängig v. Muttersprache kann man sich über
d. wissenschaftl. Gegenstand austauschen u. verstehen

Bsp.: ausdrücken, was Energie ist (m. sprachl. Mitteln): kann man irgendwas
definieren etc. … für Physiker: Formel e = Masse mal Lichtgeschwindigkeit²
o das ist also die Metasprache f. d. Physik z.B..
o m. bestimmter Methode kann man alles voneinander ableiten u. erklären
o alles, was man ausdrückt kann man m. messbaren Größen korrelieren
o z.B. Masse = Messgröße, Lichtgeschwindigkeit = Konstante

z.B. Sprachwissenschaft: Syntax: Einheit d. Syntax = Satz (was ein Satz ist,
weiß aber niemand so richtig)
o wir können das nicht so richtig definieren, weil wir keine mathematische
Metasprache haben
o müssen mit natürlicher Sprache versuchen, Phänomene zu untersuchen
o das kann aus logischer Sicht nie richtig exakt sein … nat. Sprachen haben
in ihrer Semantik immer ein Unschärfepotential eingebaut,
 außerdem: natürliche Sprache als Metasprache
o da ist der Untersuchungsgegenstand eine natürliche Sprache + die
Metasprache auch … zusätzliches Problem
… jetzt kommt etwas ins Spiel, das Popper definiert hat: Anti-Essentialistischer
Nominalismus

also man fragt nicht, was die Dinge wirklich sind … man definiert Gegenstände in
mathematischer Formelsprache
o Nominalismus … Terminus (also die Bezeichnung) ist relativ … z.B. ein
Name ist nur Konvention … man muss definieren, was man darunter
versteht … man könnte statt Licht etwas anderes sagen … aber man muss
es ordentlich formulieren, dass man verstehen kann, was gemeint ist

Was Energie wirklich ist (philosophisch) … was das Wesen v. Energie ist (das ist
Physiker egal)
o das definiert man selbst, man kann es ändern
o z.B. Was ist Licht wirklich? Wesen des Lichts
o moderne Physik sagt: es ist sowohl ein Teilchen als auch eine Welle …
denen ist egal, was denn jetzt das Wesen d. Lichts ist
man trifft oft auf Formulierungen wie „Das Wesen der Sprache“
o das zeigt schon, dass es nicht naturwissenschaftlich sein kann

4
 z.B. Galileo: „Alles was messbar ist, muss man messen u. was nicht messbar ist,
muss man messbar machen … u. was nicht messbar ist u. nicht messbar gemacht
werden kann => kann nicht Gegenstand d. Wissenschaft sein“
o Schlüssel f. Missverhältnis v. Versuch naturwissenschaftl. Methoden in
andere Bereiche hineinzubringen
17.10.11
Technik
… Naturwissenschaften treten ins alltägliche Leben ins Bewusstsein d. Menschen in Form
d. Technik
 das zeigt, wie sehr Naturwissenschaften unser Denken u. Leben beherrschen
 z.B. fast jeder Mensch wird durch Technik beeinflusst … ist total selbstverständlich
für uns
o das ist d. Grund f. große Erfolg aber auch Kritik d. Naturwissenschaft
 Naturwissenschaftl. Forschung beschreibt nicht nur Welt, sondern verändert sie
o kollidiert m. religiösen, moralischen, etc. Vorstellungen d. Menschen … so
kann manches recht bedenklich werden


z.B. medizinische Fortschritte … man wird immer älter
o moralische-ethische Diskussionen … darf man lebenserhaltende
Maßnahmen machen? ist das human? etc.
o oder Genforschung: jede Frau, die schwanger ist, wird Gen-scann machen
können u. man sieht, welche Krankheiten Kind haben wird … auch
bedenklich!
z.B. Rüstungs- u. Atomindustrie
o ist etwas in Hintergrund geraten wg. Genforschung … aber ist auch immer
noch in Diskussion … man kann es nicht beherrschen
als Background = wichtig, weil Soziolinguistik hat d. Ruf, das sie relativ nahe an
Naturwissenschaften dran wäre
 Möglichkeiten d. empirischen Sozialforschung fließen ein (Statistiken, etc.)
 wenn man „naiv“ rangeht, glaubt man, dass diese Methoden halt
naturwissenschaftl. seien … ist aber nicht so
o hat doch große Mängel im Vergleich zur Naturwissenschaft
… wir als Wissenschaftler müssen uns bewusst sein
 immer v. Naturwissenschaft beeinflusst … die gibt den Ton an
o wir können diese Standards aber selber nicht erreichen … obwohl man sich
bemühen sollte, dass sich das möglichst annähert
o immer hinterfragen u. Kritik ausüben … die kann aber kurzfristig sein
o z.B. Forschung soll vorangetrieben werden … z.B. islamische Welt …
kritisiert Westen aber will trotzdem forschungstechnisch dorthin kommen …
scheinheilig
o z.B. Menschen, die sich über moderne Technik aufregen u. dann über
Facebook oder so zum Protest aufrufen
5
Soziolinguistik
ist innerhalb d. Sprachwissenschaft eine relativ junge Disziplin
 ca. seit 1960er Jahren
 aber bestimmte Probleme u. Fragen wurden schon viel früher aufgeworfen
o gab aber keine soziolinguistische Methode dafür
 deutschsprachiger Raum: Etablierung etwas später als im angloamerikanischen
o in 50ern taucht d. Begriff „Soziolinguistik“ auf
o bei uns ist es 10-15 Jahre später … beginnt erst in 1970er Jahren sich zu
etablieren
 Warum?
o alle modernen Methoden d. Sprachwissenschaft gibt’s zuerst im
englischsprachigen Raum, dann bei uns
o wegen Nazi-Zeit … viele Wissenschaftler wurden vertrieben od. flüchteten
 gab dann Vakuum im dt.-sprachigen Raum
Etablierung geht m. Veränderung d. Soziolinguistik einher
2 Dimensionen:
1. zuerst war sie universell ausgerichtet … hat sich nicht auf Einzelsprache gerichtet
2. nicht mehr ein ganz bestimmtes Problem (Problem d. Sprachbarriere) fokussieren,
sondern in viel größeren Zusammenhang betreiben
o das ist noch immer im Gang … man weitet Gegenstandsbereich aus
o Löffler: „Sprachwirklichkeitsforschung“
… natürliche Sprachen sind nicht homogen sondern heterogen
 bestehen aus vielen Varietäten (Erscheinungsformen)
 diese Tatsache ist inzwischen so zentral geworden, dass man Soziolinguistik als
Variations- od. Varietätenlinguistik bezeichnet … ist quasi ein u. dasselbe
Strukturalismus = 1te Hälfte d. 20. Jhd. … war die prägende Theorie d. Linguistik
Untersuchungsgegenstand nach Saussure = langue = abstraktes System
… nicht untersucht wird:
 parole = tatsächliche sprachliche Äußerung
 langage = Sprachfähigkeit eines normalen Menschen
Generativismus = danach alles beherrschende linguistische Theorie
Untersuchungsgegenstand nach Chomsky = Kompetenz (abstrakt)
 ist im kognitiven Bewusstsein d. Menschen (niemand weiß, wo das ist)
… nicht untersucht wird:
 Performanz = das was, wirklich in Gebrauch ist … was man lesen u. hören kann
Soziolinguistik … nimmt gegenteiligen Standpunkt ein
… definiert genau die „Sprachwirklichkeit“
 parole / Performanz
… man weiß aber natürlich, dass es die anderen Bereiche gibt (in allen 3 Theorien u.
Disziplinen)
 gibt Interaktion zwischen den Bereichen … man kann die abstrakte Systemebene
d. Sprache nicht ausblenden als Soziolinguist
 aber auch als Strukturalist od. Generativer kann man die Sprachwirklichkeit nicht
ausblenden
6
Herausbildung d. Soziolinguistik in Bezug auf d. Germanistik
3 Phasen
1. Vorsoziolinguistische Periode
… Soziolinguistik ist schon in Ansätzen da … aber man sagt nicht Soziolinguistik
 man hatte noch nicht die Methoden u. Theorie
 Fragen über Soziolinguistik, aber keine Disziplin
 Problemen d. Verhältnisses zw. Sprache u. sozialen Komponenten
 Ende d. 19. Jhd.: Dialektforschung
o Wortschatz untersucht
… Dialektgeografie
 Wegener … spricht v. „Sprachvarianzen“
o meint Sprachvarietäten … sehr moderner Blick, hat vieles das wir heute
erforschen in Ansätzen erforscht
 Wrede … spricht v. „Sozioallinguistik“
… Wissenschaftler:
 Georg v. d. Gabelentz … über Sprachwandel … der ist abhängig v. gesellschaftl.
Faktoren
 1930er: Karl Bühler: „Organonmodell“ = Sprache als Werkzeug, mit dem die
Menschen handeln können … pragmatischer Gedanke
o das Organonmodell weist darauf hin, das Sprachverwendung eine soziale
Funktion hat (ist in sozialen Kontext eingebettet)
 Dialektologe: Adolf Bach (1930er, 40er): Handbuch „soziologische Schichtung“
des Dialekts
2. Anfänge innerhalb d. Germanistik
… setzt in 1960er Jahren ein
 gesellschaftliche Entwicklungen weltweit … verlangt v.a. v. NichtNaturwissenschaften Zuwendung zu sozialen Problemen
o Studentenunruhen, Demonstrationen gegen Vietnamkrieg, kapitalistische
Ideologie, etc.
 Pragmatische Wende
o aus Elfenbeinturm heraus u. m. Problemen d. Lebenswirklichkeit d. Welt
beschäftigen
o führt dazu, dass im dt. Sprachraum soziolinguistische Probleme in Fokus
gerückt wurden
… man spricht v. „Bildungsrückstand“
 v.a. in Deutschland … man beklagte, dass es zu wenig Menschen aus sozialen
Unterschicht gibt, die aufs Gymnasium gehen u. so auch nicht studieren können
o da beschäftigt sich Soziolinguistik damit: „Sprachbarriere-Forschung“
Sprachbarriere-Forschung … die muss man überwinden
z.B. Basil Bernstein: „Defizithypothese“
 Untersuchungen, die zeigen dass Kinder aus Unterschicht anders sprechen als
Oberschicht (methodische Anforderungen würden heute nicht mehr genügen, aber
damals war es modern)
 stellt fest: Schüler aus Unterschicht verwenden anderen Code als Mittel- u.
Oberschicht
7

Unterschichtskinder: weniger ausgebauten Code … der ist restringiert
o nicht so vollständig wie bei d. anderen … das wäre der elaborierter Code
o sie stehen vor Barriere in Bezug auf sozialen Aufstieg … weil man muss
sprachlich kommunizieren können, um aufzusteigen
 Forderung: Unterschichtskinder sollen Fähigkeit v. elaborierten Code erwerben
… das beherrscht im dt.-sprachigen Raum zunächst alles (v.a. in 70ern)
 man versucht zu untersuchen, worin Sprachbarriere besteht u. m. pädagogischen
u. soziolinguistischen Mitteln dagegen wirken
… William Labov kritisiert Defizithypothese v. Bernstein
 es handelt sich um einen Unterschied, nicht Defizit: Differenzhypothese
o ist anders, können gleichwertig kommunizieren (auf andere Art u. Weise)
o das ist nicht d. Grund, warum ihnen sozialer Aufstieg verwehrt ist
o sondern Sprachbarriere = allgemeine, gesellschaftliche, soziale Barriere
 Sprachbarriere = nur ein Symptom davon!
… Sprachbarriere-Forschung erschöpft sich allmählich (war z.B. zu spekulativ … noch
keine entwickelten empirischen Möglichkeiten)
 nach 10-15 Jahren intensivster Forschung hat man die „einschlafen lassen“
 heutzutage: wieder im Kommen: Kinder m. Migrationshintergrund
o Kinder sollen gefördert werden … damit sie sozialen Aufstieg machen
können … ist quasi neue Sprachbarriere-Forschung
3. Entfaltung bis in gegenwärtige Phase … seit 1980er
… Folge davon: Soziolinguistik integriert empirische Methoden u. aufs dt. Sprachsystem
als Ganzes fokussieren
 quasi aus Not d. Sprachbarriere-Forschung Tugend machen
… viele linguistische Fragestellungen werden m. neuen empirischen Methoden gelöst
 kommunikativ-pragmatische Probleme
o Textlinguistik, Konversationsanalyse, Semantik etc. werden m.
soziolinguistischen Problemen verknüpft
o z.B. Boom d. Dialektforschung
 Fragen wie: Was bedeutet Kommunikation unter sozialer Einbettung?
o wird unter völlig neuen Gesichtspunkte untersucht
 auch Sprachgeschichte wird soziolinguistisch untersucht
o Sozialer Kontext spielt eine wichtige Rolle
… soziolinguistisch arbeiten bedeutet: alle linguistischen Probleme unter
soziolinguistischen Blickwinkel sehen
 wird also vom Teilbereich zu etwas ganz Eigenem … eigene Perspektive
o so wie Pragmatik … man kann auch alles pragmatisch betrachten
 Perspektivierung … wie man Sprachwissenschaft betreibt
… jede Sprachverwendung hat auch immer sozio-symbolischen Aspekt
 wenn man Sprache verwendet, wird man damit nie ausschließlich Symbolsystem
verwenden, um Welt zu beschreiben sondern immer sozio-symbolische Aspekte
betrachten
o man kann aus jeder konkreten Sprachverwendung soziologische Aspekte
herauslesen
8
… große Entfaltung d. Soziolinguistik im deutschsprachigen Raum
 wird immer mehr zu Variationslinguistik
 dt. Sprache (so wie jede nat. Sprache) = unglaublich vielfältiges System … ist
sehr heterogen
o setzt sich aus vielen Varianten zusammen … wird zu Variationslinguistik
(nach innen)
 Kontaktlinguistik (nach außen) … beschäftigt sich m. Kontakt zu anderen
Sprachen
o da entfaltet sich Soziolinguistik auch besonders
o könnte über kurz od. lang konkreter Teilbereich d. Soziolinguistik werden
o weil im dt. Sprachraum immer mehr Menschen m. Migrationshintergrund
Sprache mitgestalten
24.10.11
Soziolinguistik u. Sprachsoziologie = unterschiedlich


Soziolinguistik
o Teildisziplin d. Linguistik
Sprachsoziologie
o Teildisziplin der Soziologie
… die fließen aber teilweise ineinander
 im englischsprachigen Raum ist das sehr viel stärker … gibt terminologisch auch
oft keine Unterscheidung
 aber im deutschsprachigen Raum gibt’s da sehr wohl Unterschiede
Gewichtung der Soziolinguistik … 3 Strömungen, die die Disziplin intern gliedern
 1. primär soziologisch orientiert
o z.B.: zentrale Frage: wann und zu welchem Zweck spricht wer welche
Varietät welcher Sprache?
o also um die Sprachträgergruppen
o welche Bedingungen, welche sozial relevanten Beobachtungen, welche
Rückschlüsse, etc.

2. primär linguistisch orientiert
o Fokus: die Sprache selbst
o wie heterogen ist sie? Welche Varietäten? Warum? Wie lässt sich das
erklären?

3. primär ethnomethodologisch orientiert
o Beschreibung sprachlicher Interaktion als Mittel d. Produktion,
Bedeutung u. sozialer Realität
o also Mensch nutzt Sprache, um soziale Konstitutionen aufzubauen
o braucht Sprache gleichzeitig, um die Gesellschaftsstrukturen zu erklären
o gibt Wechselspiel zw. Produktionsprozess, der auf Sprache aufbaut u.
Interpretationsprozess, der durch Sprache erst möglich wird
 die ist etwas abgehoben v. d. anderen beiden Strömungen … die 2 sind quantitativ
mehr
9
… alle 3 gemeinsam:
 Ansicht, dass natürliche Sprachen ein komplexes Konglomerat v. Subsystemen
aufweisen
o viele Varietäten (das sind Subsysteme), bestehen aus vielen Varianten
(kommunikativ u. strukturell)
 das ist ein Grundkonsens d. Soziolinguistik
Interne Gliederung d. Soziolinguistik … sind eigentlich fast „mehrere
Soziolinguistiken“
1. philosophisch-anthropologisch
o Gegenstand: Sprache als Träger u. Vermittler v. Kultur
o Kultur = jede Form d. kollektiven Manifestation d. menschl. Zivilisation
2. psycho-kognitiv
o eine Art Sprachpsychologie, die soziologische Aspekte grundliegend
miteinbezieht
o Gesellschaftl. Grunddynamik, Stereotypen, etc. werden untersucht
o Zusammenhang zw. Sprechen – Erkennen / Sprachvermögen - Begabung
3. soziologisch-gesellschaftswissenschaftlich
o Ausgangspunkt: Gesellschaftsstruktur
o Basis v. Schichten- od. Gruppenmodell
o die wird in Relation gesetzt zu sprachlichen Strukturen
o Sprache ist also gruppenbildendes Phänomen + Erklärungsrahmen dafür
o z.B.: Begriff d. „Soziolekts“ anschauen … da kommt man sehr nahe ran,
Bsp. Jugendsprache
4. interaktionistisch-kommunikationstheoretisch
o Frage d. Kommunikation … soziale Komponente d. Sprache
o Gesprächs- u. Diskursanalyse = wesentliche Methode
o Sprache ist in größeren Zusammenhang eingebettet: Handlungsgefüge u.
Miteinander-Umgehen
5. „eigentlich“ soziologisch
o da geht’s v.a. um d. Frage d. Variation (Heterogenität) v. Sprachen
o das nennt man auch Varietäten- od. Variationslinguistik
o sozial = breites Spektrum … auch geografischer Raum … bzw. Menschen,
die da leben
o Sprache kann ohne Menschen nicht existieren
6. germanistische Soziolinguistik / Soziolinguistik d. Deutschen
o also alles, was hier aufgezählt ist unter dem Fokus d. dt. Sprache
… warum „germanistisch“ für „Deutsch“?
 Beginn d. 19. Jhd. stark historisch-genealogische Komponenten d. Sprache
fokussiert
o das Deutsche wurde eingeordnet in Gesamtverband d. germanischen
Sprachen
10



in Anlehnung an alte Gewohnheiten u. Wortbedeutungen „Deutsch“ im Sinne v.
„Gesamtgermanisch“ verstanden
o deutsch = germ. „zum Volk gehörig“, also volkssprachlich, in Abgrenzung
zum Lateinischen
o alle germanischen Dialekte d. Mittelalters waren z.B. „deutsch“
diese historische Bedeutung hat man in d. frühen Sprachwissenschaft wieder
aufleben lassen
o Jacob Grimm: „deutsche Grammatik“ … war aber Grammatik v. allen
germanischen Sprachen!
hat auch ideologische Komponente … z.B. Nazizeit … „Germanenwahn“
Welche Aufgaben muss d. Soziolinguistik erfüllen?
 beschreiben u. erklären:
o was die Sprache „Deutsch“ überhaupt ist
o Warum „Deutsch“ Variationen zeigt, auf Basis v. sozialen Faktoren
(Raum, mediale Gebundenheit, Interaktion, etc.)

beschreiben u. erklären, wie Kommunikation m. dt. Sprache möglich ist
o in schriftl. u. gesprochener Form
o Sprachkontakt erklären
o Normierung d. Sprache erklären, etc.

historisch-soziale Bedingungen in Bezug auf d. dt. Sprache erklären
o das ist eher neu … diachron
o z.B.: ahd.: Wie kann Dialekt v. germanischen Stammesgesellschaft
plötzlich eine Sakralsprache werden?
o z.B.: mhd.: höfische Dichtersprache in brutalen gesellschaftl. Wirklichkeit
d. hochmittelalterlichen Feudalgesellschaft
o z.B.: wie ist nhd. Schriftsprache entstanden? Probleme d. historischen Art,
Konfessionskampf, etc.
Soziologie des Deutschen
also: Was ist „Deutsch“ eigentlich? Was kann man über d. Menschen sagen, die diese
Sprache schriftlich u. mündl. verwenden?
 Sprach- u. Gesellschaftsstruktur muss untersucht werden … also ist das eine ganz
wichtige Frage
 Welche sozialen Gruppen haben welches Deutsch als Symbolsystem f. ihre
Gruppeninteraktion in Verwendung? (kleine od. große … Nationen, Kulturen)
o also die Soziosymbolik … nicht nur zum Kommunizieren sondern auch
soziale Gegebenheiten!
Was ist Deutsch?
sprachhistorisch: Deutsch hat sich aus dem Westgermanischen entwickelt
 germanische Sprachen haben sich ja im Laufe d. Zeit differenziert …
Westgermanisch ist eine davon
 verschiedene Dialekte haben sich herausentwickelt, die sich v. allen anderen
unterschieden hat: zweite Lautverschiebung
11

Niederdeutsche Dialekte => haben keine 2te Lautverschiebung mitgemacht
o sprachstrukturell wäre das d. englischen od. holländischen Raum viel näher
 aber Sprache hat auch immer politische Komponente … germanische Stämme, die
Hochdeutsche Dialekte gesprochen haben, haben die Niederdeutschen bezwungen
… so konnte sich die Sprache durchsetzen (Dachsprache)
o Benrater-Linie … trennt Niederdeutsch v. d. Ländern m. 2ter
Lautverschiebung
… Deutsch d. Gegenwart ist also nicht nur alles m. 2ter Lautverschiebung, sondern
auch Raum, der strukturell ursprünglich gar nix damit zu tun hat, nämlich d.
Niederdeutschen Raum!
 niemand kann sagen, wie viele Dialekte es gibt!
 je nachdem, wie genauer man hinschaut … desto mehr findet man!
Hochdeutsch … hat 2 Bedeutungen
 Linguisten: Menge aller Dialekte südlich der Linie
 Nicht-Linguisten: „schönes“ Deutsch … also meinen Standardsprache
Soziolinguistisch ist das Deutsche ein Bündel aus vielen unterschiedlichen Varietäten
 regional-charakteristische Prägungen treten auf
 überregionale Formen treten auf, z.B.: Literatursprache, etc.
100 Mio. Menschen sprechen u. schreiben Deutsch
 Problem: Sprachbezeichnung Deutsch ist kein eindeutiger Kulturbegriff,
Nationalitätsbegriff! (das gibt’s bei anderen Sprachen selten)
o das ist schon seit Entstehung d. dt. Sprache so
Situation d. dt. Sprache in den deutschsprachigen Ländern


Deutschland
Österreich


Schweiz (nur teilweise)
Liechtenstein
… da ist es noch relativ einleuchtend u. klar zu beschreiben:
1. gibt deutsche Schriftsprache (geschriebene Standardsprache)
 historisch gewachsen u. genormt aus Literatursprache hervorgegangen
 grammatisch u. orthographisch normiert
 Norm = nicht einheitlich!
o z.B.: Hamburg „Er hat gestanden“. Wien: „Er ist gestanden“.
 gibt’s auch im Englischen: Norm d. amerikanischen Englisch ist anders als
britisches E.
 Theorie, die das Phänomen zu erklären versucht = Plurizentrik
2. gesprochene Sprache
 „gemäßigte Hochlautung“ … regionale Variation werden zugelassen
3. Dialekte bzw. Regionalsprache
 regional geprägte Sprachformen = Dialekte
 gibt mehrere Bezeichnungen in Linguistik
o früher: „Umgangssprache“
o heute: „Regionalsprache“ = großräumige regional geprägte Sprachformen,
die nicht-standardsprachlich sind, aber auch nicht dialektal
12
Nachbarländer d. dt.-sprachigen Sprachraumes
 Dänemark, Polen, Tschechien, Slowenien, Slowakei, Ungarn, Italien, Frankreich,
Luxemburg, Belgien, Niederlande
o bei denen ist das anders … wir sind die stärkste Gruppe v. d.
Sprecheranzahl her
Switchen … „Gleiten“
 z.B.: im Wienerischen kann man schon innerhalb v. 1 Wort zw. Hochsprache u.
Dialekt wechseln
o im Südwesten d. dt.-sprachigen Raumes gibt’s das nicht … Deutliches
Wechseln zw. Hochsprache u. Dialekt = Diglossie (alemannischer
Dialektraum … Schweiz + Vorarlberg)
Varietäten des Deutschen: Dimension 1:
Standardvarietät
intendierte Standardvarietät … im Bewusstsein d. Menschen = Hochdeutsch
standardnahe Umgangssprache

Umgangssprache

dialektnahe Umgangssprache
 selten heutzutage: Basisdialekt
 intendierter Basisdialekt = am häufigsten
o Umgangssprache in d. Nähe d. Dialekts
o in der Nähe d. Hochsprache (Standardnahe Umgangssprache)
 das ist im Bewusstsein d. Menschen Dialekt
…
intendierte Standardvarietät … da versuchen die Menschen so zu sprechen (Dialekt od.
Standard) … schaffen es aber nicht
Variation d. Deutschen Dimension 2:
 man darf das nicht isoliert betrachten, sondern alles berücksichtigen
 Qualität u. Funktion d. einzelnen involvierten Varietäten


Konstellation d. Diasystems als Ganzes
o Diasystem = Gesamtsystem d. Deutschen Sprache


Mechanismen u. Strukturen
o „Grammatik“ d. Varietäten-Interaktion


Konventionalität „innerer Mehrsprachigkeit“
Sprachträger
 kann man jeden Raum, in dem dt. gesprochen wird als deutschsprachigen Raum
bezeichnen?
o z.B.: Südtirol: viele sprechen deutsch … kann man da v. dt.-sprachigen
Raum sprechen? oder Elsass?
13
 politisch … immer problematisch, wenn man alle dt.-sprachigen zusammentun
wollte! (WK)
… Kriterien suchen, dass man linguistisch feststellen kann, wie man aus welchen
Gründen Länder zu dt.-sprachigen Raum zählen kann
1. Überdachungsmethode
 Deutsch als Normsprache d. Raum überdacht
 Menschen lernen in Schule als Norm Deutsch, amtlich, etc.
o z.B.: Südtirol: Sprachautonomie: haben Recht, dt. in Schule zu lernen,
Amt, etc. => wird zum dt.-sprachigen Raum gezählt
o aber z.B.: Pennsylvania: behaupten, sie könnten tlw. deutsch … aber das
zählt nicht zum dt.-sprachigen Raum … weils keine Dachsprache ist
2. Zahlen d. dt.-sprachigen Menschen anschauen
 prozentual anschauen
 alle Zahlen beruhen letztlich auf Selbstangaben
o Volkszählungen: wenn nach Sprache gefragt wird, ist das meistens so,
dass Menschen selbst eine Angabe machen
o ist sehr problematisch … weil Selbstbild anders ist, evtl. Wunsch,
dazuzugehören, obwohl man d. Sprache gar nicht beherrscht (z.B.:
Pennsylvania)
 Statistik: in Europa sprechen 90 Mio. Menschen Deutsch (in linguistisch
vertretbarem Maß)
o außerhalb wird’s problematisch … gibt viel Nostalgie, Pseudoangaben, etc.
 wenn man das international vergleicht: zählt statistisch zu den Weltsprachen
(ist unter den ersten 15)
 wenn man Muttersprachler ansieht: größte Sprache: was wir unter Chinesisch
verstehen
… tatsächlich Verwendung in Kommunikation: Englisch
o erfolgreichste Sprache d. Geschichte: Wissenschaftssprache,
Unterhaltungsmedien, Muttersprache, lingua franca auf d. ganzen Welt
Sprachliche Überdachung
Heinz Kloss: Theorie präzisiert … spricht v. 3 Formen sprachlicher Nähe bzw. Distanz
 Überdachungssprache
o Varietäten, die als Norm über anderen liegen
o darunter sind andere Sprachformen … wie die untereinander interagieren =
sehr facettenreich
 Abstandssprache
o 2 Varietäten stehen in einem bestimmten Abstand zueinander
 sind normalerweise 2 Fremdsprachen
o unterschiedliche grammatische Systeme (Syntax, morpho-syntaktische
Strukturen)
 Ausbausprache
o nicht so weit voneinander entfernt wie der d. Abstandes
o gemeinsame grammatische Struktur weist gewisse Distanz in einzelnen
Ebenen auf, gibt aber auch Gemeinsamkeiten
14
… das sind Ergebnisse dynamischer Prozesse … alles lässt sich so nicht einordnen
(können sich geschichtlich verändern … Dialekt kann zur Normsprache aufsteigen u.
überdacht dann andere)
31.10.11 - FREI 
07.11.11
Wie definiert man „Den deutschen Sprachraum?“
1. Überdachungssprache
 Leute, die da leben lernen Standardvarietät (Hochsprache) d. Deutschen in d.
Schule
 siehe oben
2. Sprachliche Loyalität
= 2te Möglichkeit, um festzustellen, ob ein Areal zum deutschen Sprachraum gehört
 Menschen, die da leben empfinden subjektiv, dass sie zum dt. Sprachraum
gehören
o nur Wollen allein ist zu wenig
 Hochsprache muss dort verwendet werden, z.B. Medien (Presse) muss es geben
 Loyalität: Sprache, nicht Loyalität zu Deutschland od. Österreich
nicht zu deutschsprachigen Ländern gehörend:
Soziosymbolische Sprachdimension
 Sprache symbolisiert nicht nur die sprachliche Wirklichkeit
 sondern: hat soziale Funktionen
o z.B.: Leute tragen Tracht in Pennsylvania u. sprechen 2 Dialektworte
o also nicht kommunikativ, sondern sozio-symbolisch
Deutsch hat mehrere verschiedene Standardvarietäten
 gibt in jedem d. deutschsprachigen Länder (DACHL) eigene Standardvarietäten
 ist also heterogen
Plurizentrizität (plurizentrische Sprache)

mehrere unabhängige Staaten haben verschiedene Formen d. Hochsprache
herausgebildet
 bedeutet auch, dass es mehrere Zentren d. Sprachentwicklung gibt
o z.B.: Frankreich: v. Paris aus ist ab bestimmten Zeitpunkt d. Französische
sprachlich geformt worden … bis heute ist das sehr zentralistischer
Sprachgebrauch
o das gab’s im Deutschen nie … gab immer mehrere gleichzeitig
 andere plurizentrische Sprachen
o Englisch, Spanisch (div. in S-Amerika u. Spanien), etc.
o dazu später mehr
… gibt kein einheitliches Staatsgebilde d. dt.-sprachigen Länder
 aber ab 19. Jhd. Konsens d. Eliten d. dt.-sprachigen Länder, dass man möglichst
gemeinsame allgemein verständliche Schriftsprache gebraucht
o zumindest schriftlich … gelingt Ende d. 19. Jhd.
15
Hauptunterschiede d. einzelnen plurizentrischen Länder:
 Prosodisch
 Lautebene
… Achtung: wird oft m. Dialekt verwechselt:
 Ich gehe in der Früh Semmeln kaufen.
 Ich gehe am Morgen Brötchen kaufen.

Wortschatz
Problem: es gibt Menschen im dt. Sprachraum, die andere Sprache als Deutsch
sprechen
 Korrelation zw. Sprache u. Status d. Menschen
o man kann hohen Schutz genießen od. eben auch stigmatisiert sein
… Arten:
1. Sprachminderheiten
 Gruppen, die aus historischen Gründen im dt. Sprachraum schon lange
angesiedelt sind u. partiell in bestimmten Situationen andere Sprache als Deutsch
verwenden
(z.B.: Buch S. 63)
o z.B.: Burgenland: Kroatisch, Kärnten: Slowenisch, Wien: Tschechisch
o z.B.: Deutschland: Dänisch, etc.
 die sind gesetzlich geschützt u. seit Generationen verwurzelt, Staatsbürger
o statistisch: ca. 100.000
o viel mehr: Migrationshintergrund
2. Migranten (Immigrant, Ausländer)
 sprechen täglich andere Sprache als Deutsch
 z.B.: in d. Schweiz: Dialekt u. Hochsprache erfüllen unterschiedliche Funktionen
o Dialekt ist ausschließlich in gesprochener Form … man muss dann 2
verschiedene Formen lernen: Hochsprache + Dialekt
o Diglossie
Rand d. dt. Sprachraumes (Randdeutsch)
… Außengrenzen sind auf zweierlei Weise ausgeprägt:
 sehr scharfe, übergangslose Grenzen
o Staatsgrenze
o im Südwesten zur frz. u. italienischen Sprache … liegen innerhalb d.
Schweiz (Freiburg u. Biel: Sonderformen)
o südl. alpiner Bereich: z.B. in Kärnten scharfe Sprachgrenze
o Osten u. SO: seit Ende d. 2. WK: Sprachgrenze immer deutlicher
 davor waren es weiche Grenzen, z.B.: Tschechisch, Polnisch, etc.

Übergang v. dt. Sprachraum zu nicht-deutschen = fließend
o Tirol: Sonderfall … S-Tirol = pol. zu Italien … aber da sprechen viele
Deutsch od. zumindest gemischt
o Norden: zum Dänischen fließend
 Dänemark: da gibt’s Deutsche als Minderheit
 Deutschland: da gibt’s Dänen als Minderheit
o Westen:
 zum Niederländischen … auf d. Dialektebene: keine Grenze …
übergangsloser Verlauf
 Richtung Belgien: Ostbelgien: deutschsprachige Minderheit
 Frankreich: Elsass u. Lothringen … Dialekte
16
politisch betrachtet:
 im Südosten Grenzen = scharf nach WK wg. Eiserner Vorhang, entsprechend
angespanntes Verhältnis
… wo unscharfe Grenzen sind:
 gewisse Abkehr v. d. dt. Sprache ist zu beobachten hin zu den jeweiligen DACHod. Prestigesprachen
o z.B.: Elsass: da sprechen Menschen dt. Dialekte … aber Möglichkeit d.
Verwendung wird immer mehr eingeschränkt … die sprechen immer mehr
frz.
o territorial fließende Grenzen werden dann durch andere Parameter
bestimmt
 z.B.: Sprache in ihrer Funktionalität
 Deutsch verliert auch an Prestige
Wo sind deutschsprachige Menschen in anderssprachiger Umgebung? (dt.
Sprachinseln)
 Sprachinsel (S. 67f)= Metapher aus d. linguistischen Forschung d. 19. Jhd.
… gab früher mehr als heute … Warum?
 tlw. schon im Mittelalter: Kolonisierungsbewegungen
o als Arbeitskräfte angeworben … sesshaft geworden
 haben sich viele Jahrhunderte geweigert, sich zu integrieren … an dt. Sprache u.
Kultur festgehalten
quantitativ am bedeutendsten:
1. Rumänien
 bis ins letzte Drittel d. 20. Jhd. … Universitäten, etc.: 800.000.
 Zusammenbruch d. Sozialismus: aus vielerlei Gründen: auf 100.000 geschrumpft
… historisch gesehen:
 (Siebenbürger) Sachsen
 (Banater) Schwaben
… Vorsicht: nicht m. Sächsischem u. Schwäbischem Dialekt verwechseln! … sondern
Fränkische Dialekte
 Sachsen: waren Bergleute … Begriff war auf ihre berufliche u. soziale Konstellation
bezogen
 Schwaben: waren Bauern … in SO-Europa ist d. Begriff „Donauschwaben“ in
Gebrauch
o keine dialektal schwäbische Leute … sondern Schwabe = Bauer
2. Russland
 bis zum 2. WK: ½ Mio. hessisch sprechende Wolgadeutsche
 Krieg: Umsiedelung nach Kasachstan
 nach Krieg: dt. Schulbücher aus DDR bezogen
 seit 1990: kehren in ehem. DDR zurück … können nicht gut Deutsch,
Integrationsprobleme
3. andere Sprachinseln
auch Kanada, USA (v.a. Flüchtlinge seit Hitlers Machtergreifung), Nordamerika, Italien
 aber die gibt’s nicht mehr so wirklich … geht nur mehr um Soziosymbolik
17
Soziokommunikative Rahmenbedingungen
… kann besondere Formen, Ausprägungen u. Funktionen haben
Bilingualismus = Zweisprachigkeit (Mehrsprachigkeit)… graduelle Unterschiede
1. tatsächlicher Bilingualismus … auf muttersprachlichem Niveau
 relativ selten
2. partiell = entweder eine d. beiden Sprachen gut beherrschen … od. evtl. beide nicht
auf diesem Niveau d. Muttersprache
 also unterschiedlich ausgeprägt
hohes Niveau: Deutsch ist m. anderen Sprachen Standardsprache
 das ist sehr selten
… Migranten: können evtl. überhaupt nicht Deutsch
 nach gewisser Zeit + Wollen => partieller Bilingualismus
 Kinder: bilingual eher hohes Niveau … verlieren das aber wieder
o weil sie Herkunftssprache abbauen = temporär + transitorisch
3. temporär bilingual:
 also z.B. 1te Generation kann dann beides sehr gut u. das baut sich ab
4. transitorisch bilingual:
 Übergangsstadion … bestimmte Phase ihres Lebens bilingual
 das ändert sich dann wieder
Mischsprachen
1. Jiddisch
 Mischung zw. damaligen Mhd. u. Jüdisch
2. Jenisch
 komplizierter, weil Sprachträger ethnisch nicht identifizierbar sind
 fahrende Leute … herren- u. schutzlos
… die



entstehen auf einen Vorgang, den man: Pidginisierung / Pidginsprache
einfache Grammatik
bestimmte lexikalische Elemente werden v. anderen Sprachen eingebaut
nur funktional … wenn man z.B.: etwas verkaufen will u. sich verständigen muss
Diglossie
= nicht 2 verschiedene Sprachen, sondern 2 verschiedene Formen einer Sprache
werden funktional anders gebraucht
 d.h.: Dialekt wird scharf abgegrenzt verwendet zu anderen Form (Hochsprache)
o z.B.: Schweiz
 früher auch an Prestige geknüpft: High- and Low-Variety (v.a. englischsprachig
sehr gebraucht)
o Standard = hohes Prestige
o Dialekt = niedriges Prestige
 das ist aber in dieser Weise in der Schweiz nie so streng d. Fall gewesen
… ist in d. Schweiz mehr an medialer Konzeption mündlich / schriftlich geknüpft
 Schriftlichkeit = elaborierte Form d. Konzeption
o wohlgeformte Sätze … Sachen, die es mündlich nicht gibt
18
 da ist die Konzeption eher entscheidend, ob mündlich / schriftlich
o Nachrichten: Kern d. Nachrichten = Standardsprache
o aber Regionales od. Wetterbericht im Dialekt
 geschriebene Mündlichkeit
… Diglossie hat sich also verschoben in Bezug auf d. Medium hin zu einer Konzeption d.
medialen Bereitstellung d. Sprachform im Sinne v. Mündlichkeit / Schriftlichkeit als
pragmatisches Phänomen
14.11.11
Rolle des Deutschen als Fremdsprache
= überall rückläufig
 hat auch historisch / politische Gründe, v.a. 2. WK
o gibt quasi kein Land, wo DaF in Schule als 1. Fremdsprache gelernt wird
o in ca. 25 Länder (v.a. östl. Europa) ist Deutsche eine d. Fremdsprachen,
die in Schulen gelernt werden können (Englisch ist aber doch beliebter)
 Japan = da gibt’s die meisten Germanistikstudenten … zw. 7 u. 800.000
o pol. Entwicklungen im 19. Jhd.: Japan traditionell starke Bindung zum dt.
Sprachraum
 Germanistikstudenten gehen auch weltweit zurück
Wissenschaftssprache
… widersprüchliche Ansichten
 Deutsch an d. Wende v. 19 zum 20. Jhd.: wichtigste Wissenschaftssprache
o ist etwas verzerrt
o aber um die Wende v.a. in Naturwissenschaften gabs viele
deutschsprachige Forscher weltweit
 Unis Berlin u. Wien hatten Rang wie heute Harvard od. Oxford
 die haben aber eher englisch od. frz. geschrieben, regional
unterschiedlich
 bedeutend Deutsch als Wissenschaftssprache in Osteuropa
o eher bei älteren Leuten, bei jüngeren nicht so
… Trend: selbst innerhalb d. dt. Sprachraums wird immer mehr in englischer Sprache
publiziert
 funktional gesehen richtig … soll ja von möglichst vielen Menschen gelesen
werden können
 nicht ideologisch betrachten, sondern einfach nützlich u. funktional
Konferenz- u. Verhandlungssprache in d. Politik, etc.
 Wiedervereinigung Deutschlands führte dazu, dass Deutschland politisch u.
ökonomisch noch bedeutsamer wurde (in Europa sowieso)
o ökonomische Macht führt zu politischer Macht
o Stigmatisierung geht zurück, führt dazu dass Deutschland mehr Gewicht
bekommt in der Welt
 deutsche Sprache in Organisationen ist jetzt wieder „erlaubt“ als
Verhandlungssprache
19
… 2 Ebenen:
 offizielle Sprache
o vor d. Öffentlichkeit praktiziert
o eher Ritualisierung, weil:
 sonst wird eher in englischer Sprache verhandelt
o z.B. Sicherheitsrat u. UN-Organisationen … in Praxis wird doch eher
englisch geredet
Deutsch aus Sicht d. Soziolinguistik
soziolinguistisches Arbeiten lässt sich daran messen, dass man bestimmte Perspektive
auf d. Gegenstand anwendet
 sehr gewandelt … v. ursprüngl. Methodologie (sprachl. Phänomene m. sozialen
Schichten korrelieren) immer weiter abgerückt
 heutzutage: bestimmter Blickwinkel auf alle sprachlichen Phänomene
o d.h. soziale Dimensionen d. Sprache u. ihres Gebrauchs muss
berücksichtigt werden
auch

Etymologie
semantische Forschung, wo es um Geschichte v. Begriffen geht (wo u. wie sind
Begriffe entstanden?)
o was war die „eigentliche Bedeutung“ von solchen Begriffen?
o Vorstellung: irgendwann entstand ein Begriff, hatte damals eine bestimmte
Bedeutung u. das hat sich im Laufe d. Geschichte geändert
 heute weiß man es besser, das kann man so nicht sagen … muss m. großer
Vorsicht betrieben werden
o man weiß wenig v. Sprachstufen die vor 2000 od. 3000 Jahren gesprochen
wurden
o viel Spekulation dabei
o Aussagen u. Erkenntnisse nur m. gewisser Reserviertheit zu betrachten …
viele Fakten sind gar nicht bekannt
soziolinguistisch betrachtet, wie historische Konstellation war (gesellschaftlich), in der
Begriffe verwendet wurden => ganz aktuell
Begriff „Deutsch“ seit ahd.-Zeit belegt:
… reguläre Bildung eines Adjektivs:
 ahd. diot / diut = Volk
 + Zugehörigkeitssufix –isk (vgl. –isch)
 diutisk = volkhaft, völkisch … „zum Volk gehörig“
… häufiger in lateinischer Übersetzung verwendet, weil germanischen Sprachen keine
Schreibsprachen waren
 mittelalt.: theodiscus
o vgl. griechisch barbaros … nicht zum Volk gehörig
… auch Begriff Deutsch als Kontrast zum Fremden verstanden (vielleicht)
 Germanen lebten Jahrhunderte lang als Nomaden in Völkerwanderungszeit …
kamen viel m. anderen ethnischen Gruppen in Kontakt
 das Eigene vom Fremden muss also getrennt werden … kann also evtl.
soziolinguistisch gesehen aus einem Bilingualismus entstanden sein
o evtl. auch polylingual
20
… Deutsch hat immer mehr sprachliche Bedeutung bekommen
 als Germanenstämme sesshaft wurden (ahd. u. mhd.) = alle germanischen
Stammesdialekte, die gesprochen u. nicht geschrieben wurden (nicht
Bildungssprache) = deutsch … also alles was nicht Latein war
o Herrscher d. Germanen haben bis weit ins MA hinein nicht schreiben
können (nur wenige Ausnahmen)
o Priester schon => große Macht
theodiscus … taucht im Jahre 786 in Urkunde auf:
 päpstlicher Nuncius spricht über 2 Kirchenversammlungen (Sinoden), wo
Diskussionen u. Ergebnisse sowohl in Lateinischer als auch Deutscher Sprache
geführt wurden
o Sinoden waren in England!
o Deutsch = stammessprachlich in Bezug auf alle germanischen Stämme
(also auch auf britischer Insel, muss nicht in Deutschland sein)
bis ins 15. Jhd. hat Begriff „deutsch“ negative Konnotation gehabt
 ungebildet, nicht des Schreibens u. Lesens würdig
 Stammesdialekte wurden nicht als fähig betrachtet, die Hl. Schrift zu
repräsentieren
o Bibelübertragungen nur bruchstückhaft übersetzt f. d. alltäglichen
Gebrauch … deutsch = kein Prestige (roh, ungebildet)
… im Zuge d. Humanismus begann man, das Mittelalter zu idealisieren
 v.a. Rittertum idealisiert
o Kaiser Maximilian hat sich als d. letzte Ritter stilisiert
 auch Germanen wurden idealisiert u. auch ideologisiert
o Germanen- u. Mittelalterkult wurde entwickelt
 jetzt wird deutsch (auch als Bezeichnung f. germ. Stammessprachen) idealisiert u.
aufgewertet
o das Lateinische u. Altgriechische wurde auch belebt … gleichzeitig
idealisierte Form d. Germanischen Sprachen
im 19. Jhd. extrem verstärkt: Nationalismus
 Bildung d. Nationen
 im dt. Sprachraum im Zuge des Versuches, dt. Nationalstaat zu gründen (nie
gelungen): extreme nationalistische Aufwertung d. Begriffes „deutsch“

Begriff: Germanistik etabliert sich … weil Mittelaltermythos ganz bewusst
kultiviert wurde
o Deutsch soll alle germanische Sprachen abdecken weil man germanische
Sprachen d. 19. Jhd. nicht auf d. germanischen Stämme d. Mittelalters
zurückführen kann
 Schweden u. Norweger sind ja nicht Deutsche, nur weil sie
germanische Sprache gesprochen haben
 ideologisch u. abstrus, den Begriff Deutsch auf diese Art und Weise
zu verstehen
21
 Jacob
o
o
o
Grimm: Deutsche Grammatik = Grammatik aller germanischen Sprachen
auch Englisch u. Skandinavische Sprachen, Niederländisch, etc.
sind alles Facetten d. Entwicklung
soll immer weiter ausgedehnt werden … Amerikaner wären in dieser
Betrachtung auch deutschsprachig
Erste Hälfte d. 20. Jhd.: setzt sich immer weiter fort, erreicht Höhepunkt im
Nationalsozialismus
… ähnliche Problematik schimmert bis heute durch: wenn man Germanischen
Stämme als Sprach- u. Namensträger f. d. Dialekte d. Gegenwart verwenden
 man spricht v. bairischen Dialekten, alemannischen, fränkischen, sächsischen,
etc.
o die weisen alle zurück auf d. germanischen Stämme d. frühen Mittelalters
o problematisch, weil das geht 2000 Jahre zurück
 Germanischen Stämme waren weder sprachlich noch ethnisch homogen
 Bsp.: Goten … Tendenz, dass man Goten fast überall auf d. Welt als Gruppen in
Erscheinung treten lässt
o sind Gruppierung v. 20 ethnisch unterschiedl. Völkern (Slawische,
Vorderasische, etc. Gruppen dabei) … nomadische Lebensweise
… wir verwenden diese Begriffe bis heute
 auch in anderen Sprachen
o z.B.: Franzosen verwenden f. Volksbegriff d. Deutschen Stammesbegriff d.
Alemannen
 frz.: les aleémanniques (Alemannen)
o umgekehrt: dt. Frankreich, Franzosen (Franken)
Absurdität ideologische Darstellung v. historischen Fakten:
… Karl d. Große wurde im 19. u. 20 Jhd. v. Nationalisten sowohl in Frankreich als auch f.
d. Deutschen beansprucht
 der war ja Franke … kann gleichzeitig nicht Deutscher u. Franzose sein
Deutschland – tiutsch lant (0-Plural) => deutsche Länder
 seit d. Begriff Deutschland existiert => nicht ein einziges Land, sondern immer
mehrere Länder
 das ist grammatisch heute nicht mehr erkennbar
o wir haben nicht das Bewusstsein, dass Deutschland ein Pluralwort war,
ursprüngl. war das aber so (auch grammatisch so ausgezeichnet)
2. großer Teilbereich: Linguistischer Kernbereich d. Soziolinguistik:
… In welcher Form variieren natürliche Sprachen? … Wie kann man die
Heterogenität v. Sprachen beschreiben?
Soziolinguistik beschäftigt sich v.a. mit der Variation natürlicher Sprachen
 Variationsphänomene sollen v. außersprachlichen Determinanten ausgelöst
werden
… Beschreibung u. Analyse d. Heterogenität natürlicher Sprachen ist inzwischen im
wissenschaftl. Kontext völlig in Soziolinguistik integriert
22

Variationslinguistik = Teil d. Soziolinguistik (hat aber noch andere Themen, z.B.
Soziologie) … Variation kommt immer ins Spiel“
… mächtigste linguistische Theorien d. 20. Jhd.: haben Variation d. nat. Sprachen
gesehen, aber nicht in ihrer Methode berücksichtigt
 Strukturalismus u. Generativismus
o haben v. Variation gewusst, aber eben nicht als Gegenstand d.
Sprachwissenschaften betrachtet
 Strukturalismus:
o betrachtet als Gegenstand: langue (abstraktes, homogenes System)

Generativismus:
o betrachtet als Gegenstand: kognitive Fähigkeit, Sprache zu benutzen
(Grammatik)
o da beginnt man jetzt, teilweise Variation auch miteinzubauen:
„Mikrovariation“
Soziolinguistik hat eigenes soziolinguistisches Beschreibungsmodell erarbeiten
müssen
bekannteste soziolinguistische Modell: Löfflers Sprachwirklichkeitsmodell
… er erfasst aber nicht real d. Sprache, sondern Sprachwirklichkeit als Modell,
linguistische Abstraktion
 zielt darauf ab, dass er sich abheben will v. generativistischen u.
strukturalistischen Modell
 darum diese Abgrenzung „Sprachwirklichkeitsmodell“
o beschreibt Sprache so, wie sie uns empirisch in Erscheinung tritt
23
Darstellung d. Modells (Siehe Folie u. Buch) => S. 79f.
… er beschreibt Modell:
 Sprachwirklichkeitsmodell sieht auf d. ersten Blick verwirrend, ist so gewollt
o soll gleich bei d. ersten Betrachtung klar machen, dass Sprachwirklichkeit
(Heterogenität, Variation einer Sprache) sehr komplexes Phänomen ist
o Einteilungsversuche d. Sprachwirklichkeit sind sehr komplex, das soll
optisch angedeutet werden

Kreis u. Striche zeigen uns, dass Sprachwirklichkeit ein Kontinuum darstellt
o Variation kann also nicht exakt voneinander abgetrennt sein, fließende
Übergänge u. Grenzen zw. d. Erscheinungsformen einer natürlichen
Sprache

Erscheinungsformen heißen Varietäten
o aber Löffler verwendet hier: -lekt
o der ist in diesem Sinn synonym zur Varietät zu sehen … hat er v. Dialekt
abgeschaut, weil jeder weiß, was das ist (besondere Form zu sprechen)
o so soll Varietät veranschaulicht werden … wenn man einen Dialekt hat,
gibt’s auch andere -lekte
… gibt also bestimmte Menge v. sprachlichen Erscheinungen, die aber nicht abstrakt
nur als sprachl. Phänomen zu sehen sind, sondern geknüpft an soziale
Konstellationen (Situationen, Kontexte, Menschen)
 aus d. Verbindung v. bestimmten sprachlichen Phänomenen + kontextuellen u.
sozialen Korrelationen durch Dauerhaftigkeit ergeben sich Textsorten
o Textsorte als bestimmtes kommunikatives Instrument (soll bestimmte
Funktionen erfüllen)
... sprachliche Merkmale sind geprägt durch Redekonstellation u. soziopragmatische Bedingungen
 also Summe v. außersprachlichen Determinanten wirkt zusammen, um
gewisses Bündel an sprachl. Merkmalen zu einer Einheit zu fassen
o d.h. Individuum, Gruppe, Gesellschaft als Ganzes, Atmosphäre, Situation,
Milieu u. Funktion
 innersprachliche Variation … ist bewirkt durch außersprachliche Determinanten
… man sucht Gründe dafür nicht innerhalb d. Sprache sondern außerhalb … in den
sozialen Bedingungen, in der Sprache verwendet wird
äußere Ecken = Großbereiche, die sich als Haupterscheinungsformen herauskristallisieren
 Idiolekt haben m. d. Individuum zu tun
 Mediolekt = wichtigste Variationsdetermination: schriftlich oder mündlich
 Funktiolekt = Funktion
 Dialekte = geografische Bedeutung
 Soziolekt = soziale Bedeutung
 Genderlekt = Alter u. Geschlecht
 Situolekte / Stile / Textsorten = Situation u. Interaktionstyp
24
Alterssprache
 da wird klar, dass wir uns terminologisch präzise ausdrücken müssen
 f. d. Erscheinungsformen kann man Varietät sagen od. -lekt
o in vorsoziolinguistischer Zeit hat man „-sprache“ dazu gesagt
o Alterssprache, Jugendsprache, Pressesprache
o Begrifflichkeit ist tlw. noch in Verwendung, aber man muss sich als Linguist
klar sein, ob man Sprache f. Erscheinungsform verwendet wird od. f. nat.
Sprache selbst verwendet
 Alterssprache im Sinne v. Varietät … Sprachträger, die alt sind
o -sprache kann also synonym zu Varietät od. -lekt gesehen werden, aber
man muss wissen, dass man das tut u. sich nicht auf gesamte Sprache
bezieht!
… von diesen Hauptbereichen gehen Strahlen weg
 soll zeigen, dass es innerhalb dieser Hauptbereiche übergangslose weitere
Unterteilungen gibt
o sind nicht Gesamtsumme d. Variationserscheinungen, sondern sollen das
halt schematisch darstellen
o gegenseitige Überlagerungen
 sprachliche Merkmale bei d. Unterscheidung eines -lekts v. anderen müssen
aufgezählt werden
 außersprachliche Korrelate müssen auch genannt werden
o m. welchen sozialen Determinanten ist diese Menge v. sprachl.
Erscheinungen verknüpft?
 z.B.: -lekt, der sprachl. dadurch gekennzeichnet ist, dass viele englische
Ausdrücke verwendet werden + Worte wie „geil“, „super“, etc.
o muss m. Sprachträgergruppe auch eingebunden sein (z.B. Jugendsprache,
Jugendlekt)
o wenn andere Leute das benutzen: inszeniert, z.B. Werbung od. so … man
muss nicht nur Sprachträgergruppe gehören, aber das impliziert immer
was anderes
… symbolisiert große Vielfalt d. Sprachlebens = Thematik d. Soziolinguistik
 ergibt sich aus Vielfalt d. Gesellschaft
o weil Gesellschaft vielfältig u. heterogen ist, spiegelt sich das natürlich auch
in der Sprache wider
 Korrelationen nicht als zufällig u. willkürlich betrachten sondern systematische
Zusammenhänge => das nennt Löffler Sprachwirklichkeitsforschung
theoretische / terminologische Grundlagen
die stehen in Verbindung zueinander:
Variabilität
 Potenzial zur Differenzierung v. etwas Konstantem
o meint, dass natürliche Sprache das Potenzial hat f. Variationen … ist die
Voraussetzung, muss noch nicht variieren
Variation
 Möglichkeit wird prozesshaft realisiert od. aktualisiert
25
… unterscheiden zwischen:
Variable
 Platzhalter … Sprache als System: jedes sprachliche Element = hat einen
bestimmten Platz
Variante
 Belegung dieser Stelle abstrahieren … also der Platzhalter selber, der belegt wird
o Einheit, Größe, Wert, Element, mit dem Variable belegt werden kann
… außerdem hängen zusammen:
Varietät
 ist eine Menge d. Varianten … mengentheoretisch
Variante
 sind Elemente einer Varietät
21.11.11
Löffler: wichtig, ob gesprochen od. geschrieben (Binarität)
 = grundlegende Unterscheidung einer natürlichen Sprache
… geschrieben u. gesprochen kann man nicht einengen auf das Medium, das die
Sprachform trägt
 gesprochene Sprache durch Artikulationsorgane
 geschriebene Sprache … nicht nur gekennzeichnet dass man sie m. Schreibgerät
produziert u. es gespeichert wird
o viel Kontext (den es bei d. gesprochenen Sprache gibt) muss schriftlich
erklärt werden
… unterschiedliche Grammatik u. Elaboriertheit
 gesprochen: bestimmtes Setting v. sprachl. Erscheinungsformen (gramm.
Merkmalen)
 geschrieben: unterschiedlich im Vergleich zu gesprochener Sprache
Löffler S. 23 (graues Kasterl)
Unterscheidung in geschrieben u. gesprochen zielt auf die beiden
Haupterscheinungsweisen d. Sprache überhaupt
 lässt sich in vielerlei Hinsicht in gesprochen u. geschrieben einteilen
 Merkmale u. Vorkommensbereiche beider Varianten sind sehr verschieden
 stehen in gegenseitigem Abhängigkeitsverhältnis zueinander
… natürliche Sprache ist immer geschrieben u. gesprochen vorhanden
 beide ergänzen sich, hängen voneinander ab!
Entwicklung: erst nach einer bestimmten Phase gibt es auch schriftliche Form
 nicht bei allen Sprachen d. Gegenwart der Fall!
o historisch-soziales Faktum … hat nichts mit Wertigkeiten zu tun
Deutsch auch so … gesprochen wurden germanische Stammesdialekte, geschrieben:
Latein!
 bis ins 18., 19. Jhd. dauerte es, bis schriftsprachliche Form zur Verfügung stand,
die im gesamten Dt. Sprachraum verstanden u. verwendet wurde
26
Französisch: viel früher
Englisch: war auch überlagert, hat länger gedauert … durch Normannen (frz.-sprachige
ehem. Wikinger) wurde das Lateinische nicht gleich v. Englischen abgelöst
 sondern zuerst das Französische d. adeligen Oberschicht als wichtigste
Schriftsprache
 Theorie: Das Englische durch fremdsprachige Überdachung schneller
weiterentwickelt, weil engl. Sprache nicht verwendet wurde, sind bestimmte
dynamische Prozesse schneller vonstattengegangen
o geschriebene Sprache = konservativer … das hemmt Veränderungen
… heute: geschriebene u. gesprochene Sprache fließen immer mehr ineinander
 z.B.: Chat … man schreibt spontan u. eher mündlich anklingend
o räumlich u. zeitliche Distanz fast auf Echtzeit zusammengeschmolzen
 „geschriebene Mündlichkeit“ = Vermischung d. unterschiedl.
Erscheinungsformen gesprochen / geschrieben

z.B.: umgekehrt: Fernsehsendungen, Radio
o da repräsentiert die Sprache Schriftlichkeit … Bsp.: Nachrichtensprecher,
der vorliest od. vorgetragen wird
Löffler: Geschichte d. Sprachwissenschaft
… beginnt m. d. Hinweis darauf, dass Sprachwissenschaft immer die geschriebene
Sprache (v.a. am Anfang ihrer Existenz) untersucht hat
 auch da nur bestimmte Form d. geschriebenen Sprache (ausgewählte Texte u.
Inhalte)
o war auch nur bestimmte Form geschriebener Sprache überliefert: gelehrte
Schriftsprache, elitär
o als das Deutsche Schreibsprache wurde: Notwendigkeit dass man Bibel
übersetzen muss … also erstmal auch sehr sakral
… mündlich = lange uninteressant, außer Dialektologie
 aber auch nicht authentische Sprache untersucht, sondern gesprochene Sprache
in spiegelschriftl. Aufzeichnungen untersucht (gab ja keine Aufnahmegeräte u.
sowas
Strukturalismus
… Saussure hat auch gesprochene Sprache d. Gegenwart als vorrangiges Objekt d.
Linguistik formuliert
 bewusster Bruch v. d. Tradition d. Beschäftigung m. geschriebener Sprache
 aber gleichzeitig: nicht reale gesprochene Sprache, sondern das war nur etwas,
das vor einem abstrakten System im Hintergrund (das ist ja das, was er
untersucht) in Erscheinung tritt
… als es dann technische Möglichkeiten gab, gesprochene Sprache aufzuzeichnen =>
Wende in d. Sprachwissenschaft
 Wachsplatten, Tonbänder, Kassetten, Digital
27
Unterschiede zw. gesprochen – geschrieben: unmittelbare soziologische
Faktoren
 bestimmte soziale Gruppen, die das prototypisch machen
 spontanes Sprechen = v. allen Menschen permanent u. täglich realisiert
 Formen d. Sprechens, die bestimmte Erscheinungsform d. Sprache
(Standardsprache z.B.) voraussetzen = nicht von allen Menschen praktiziert
Schreiben: stärker ausgeprägt … auch an soziale Gruppen gebunden
 z.B.: Printmedien od. berufsmäßige Verfassen v. wissenschaftl. Arbeiten
o Berufsschreiber, bewusst gezielt auf ihre Leserschaft ausgerichtet
o sehr stark an Traditionen gebunden
Buch S. 82: Grafik … gesprochene Sprache nach bestimmten Kriterien klassifiziert
kontextuell: gesprochene Sprache ist immer in einem Handlungskontext zu sehen
 momentan u. spontan
 man kann es nicht festhalten u. speichern
o da kann man nachfragen wenn man sich nicht auskennt
 bedingt Grad an Nähe u. Kontakt … geringerer Grad an Verbindlichkeit
o geschriebene Sprache ist verbindlicher (Rechtsgeschäfte, etc.)
Sprechen nach den Konstellationen d. Menschen, die beteiligt sind (Löffler)
… 4 Grundkonstellationen: (Quantität)
 einer spricht gegenüber vielen
 einer gegenüber wenigen (Interview, Verhör)
 wenige gegenüber wenigen (Familiengespräch, Diskussion unter Freunden)
 einer gegenüber einem (Dialog)
… daraus ergibt sich Einteilung in die Symmetrie d. Sprechens
 sind alle in gleichem Ausmaß beteiligt?
o ja = symmetrisches Verhältnis
o nein = asymmetrisch
 z.B.: Monolog
 oft durch soziale Hierarchien geregelt / wiedergespiegelt
Sonderbedingungen d. Sprachgebrauchs in den
 siehe oben
Neuen Medien
… alle modernen Medien (alle Möglichkeiten d. Aufzeichnung u. Transportierens v.
gesprochener Sprache), können nie 1:1 Abbild einer authentischen Situation sein
 z.B. Telefon: zeitmäßig gleiche Interaktion, aber vieles an Paraverbalem (Mimik,
Gestik, Intonation, etc.) wird durch technische Geräte herausgefiltert od. ist nicht
zu rezipieren
 nur Teilaspekt einer authentischen gesprochenen Kommunikation vermittelbar
Internet:
 am Anfang z.B. Skypen: schlechte Internetverbindungen … sehr geruckelt
o aber Unterschied, ob man in d. Bildschirm schaut od. jmd. wirklich
gegenübersteht
28

Rollen u. Möglichkeiten d. neuen Medien sind nicht so zu verstehen, dass das
authentisch an dem ist, was vorher da war (z.B.: Facebook-Freunde sind was
anderes als echte Freunde)
o Skypen … andere Modalitäten als Gespräch außerhalb v. Skype
o in Art u. Weise darstellen, wie man das außerhalb nicht machen würden
o eigene Identität in neuen Medien aufbauen
Fernsehen u. Radio
… starke Asymmetrie
 Fernsehen: stärkere Natürlichkeit u. Nähe als Radio
sprachliche Merkmale d. gesprochenen Sprache










häufige Parataxen = Verknüpfung v. Hauptsätzen, nix Verschachteltes
o Gegenteil = Hypotaxe
Pausen u. Wiederholungen
Konstruktionsbrüche
im Vergleich zum Schreiben: reduzierter Wortschatz (weniger Lexeme, nicht
„hochgestochene“)
Abtönungspartikel = pragmatisch Kommunikation steuern (hmm, ja)
Sprach- bzw. Sprecherleichterungen: Allegro-Regeln (allegro f. schnell)
o nicht alle Wortformen werden vollständig ausgesprochen
o man verschluckt manche Silben, verbindet Wortformen miteinander im
raschen Sprechen
Wortformen sind also nicht 1:1 zur geschriebenen Sprache
thematische Steuerung = sprunghaft (nicht linear)
non-verbal u. para-verbal
o Mimik, Gestik, Intonation, etc.
im süddeutschen Raum: Dialekt bzw. Non-Standard-Varietät wird eingesetzt
… das ist alles nicht geknüpft an einen bestimmten Ausbildungsgrad eines Sprechers u.
auch nicht an sozialen Status! … sind generelle Merkmale d. gesprochenen Sprache, egal
welcher sozialen Gruppe man angehört!
 das bewirkt auch, dass soziale Symbolisierung durch Sprache beim Sprechen in
den Vordergrund kommen kann
o durch das Sprechen wird man stärker sozial erkennbar als beim Schreiben
geschriebene Sprache (Löffler, 88): Matrix
… teilt





das auch ein
vom Kontext losgelöst
Gesprächsteilnehmer sind nicht präsent
keine Spontanität, sehr geplant u. elaboriert
längere Sätze, deutlich abgegrenzt (Hypotaxen)
o grammatische Möglichkeiten d. Sprache werden ausgeschöpft
o unterschiedl. Tempusformen, Konjunktive
Lexik = relativ stark v. Sprachalltag abgehoben
o Papierwörter z.B.: „obgleich“
… die reflektieren etwas, das zu Beginn d. Soziolinguistik als „Sprachbarriere“
bezeichnet wurde
29

Bernstein hat ja Unterschichtskinder untersucht … die sind benachteiligt …
unterschiedl. Merkmale zw. Unterschichtssprache u. Oberschichtssprache
o das sind fast dieselben Merkmale, die wir jetzt unter gesprochen u.
geschrieben angeschaut haben
 Oberschichtskinder waren mehr in Kontakt m. geschriebener Sprache als d.
Unterschichtskinder … das kann man hier sehen
o kann aber nicht auf soziale u. intelligenzmäßige Bedingtheiten
zurückführen!
Sprache geschrieben od. gesprochen: statistische Verallgemeinerung
 kann natürlich nicht bedeuten, dass das immer so der Fall ist
 Behauptung, die im Laufe v. Forschungen untersucht u. korrigiert werden muss
 Hypothesen soll man selber überprüfen u. kritisch bleiben
Funktionale Varietäten: Funktiolekte
Begriff d. Sprachfunktion = schillernd … man muss immer definieren, was darunter zu
verstehen ist
 wie kann man die beschreiben u. in eine Theorie integrieren?
 Grundproblem: Begriff „Funktion“ kann unterschiedlich definiert werden
o Bühler schaut das semiotisch an … Funktion im Zeichenmodell
o Jakobson: geht darüber hinaus … referentiell (Darstellungsfunktion),
emotiv (Ausdrucksfunktion) u. konativ (Appellfunktion) sind wie v. Bühler,
die anderen sind neu
Bsp.: Karl Bühlers: Organon-Modell (Organon = Werkzeug … Sprache als funktionales
Werkzeug)
3 Funktionen:
1. Darstellungsfunktion
 alles, was man m. Sprache
symbolisieren kann (die Welt bzw. die
Vorstellungen d. v. Welt)
2. Ausdrucksfunktion
 Produzent v. Sprache teilt auch immer
etwas von sich selber mit
3. Appellfunktion
 man will immer irgendwas erreichen
… v. Jakobson erweitert worden:
 1. referentiell
o bei Bühler: Darstellungsfunktion



2. emotiv
o bei B.: Ausdrucksfunktion
3. konativ
o bei B : Appellfunktion
4. phatisch
o Kommunikation als solche wird aufrecht erhalten
o wenn man interagiert u. etwas sagt, das nicht dazu dient, um Inhalt zu
transportieren, sondern d. Kontakt aufrechtzuerhalten (Hallo, hörst du
mich?)
30

5. metasprachlich
o mit Sprache spricht man über Sprache
 6. poetisch
o eigene Gesetzmäßigkeiten, betrifft auch außersprachlichen Kontext
o da ist quasi alles möglich
o Bedeutung, Semantik, Grammatik => kann alles poetisch sein
… Jakobson macht das semiotisch + kommunikativ
28.11.11
Riesel: Domänen-Modell (Funktionsstile)
… aus d. sozialistischen Sprachwissenschaft, sie ist v. Ö. aus in Russland immigriert
 Modell findet bis zum heutigen Tag in Soziolinguistik statt, wird immer wieder
adaptiert, etc.
Annahme: Funktion v. Sprache so definieren, in welchen gesellschaftlichen Bereichen
(Domänen) die Sprache auftaucht
 Ausgangspunkt ist stark an sozialistische Gesellschaft geknüpft (idealtypisiert)
o also wie man das in idealer sozialistischen Gesellschaft erwarten könnte
… Grundproblem: Terminologie
 d. Begriff „Sprache“ wird verwendet
o -lekt, -varietät u. jetzt: -sprache
 Sprache = Gesamtmenge an -lekten od. -varietäten + kommunikative
Verhaltensformen die sich in Bezug auf Gesamtmenge begegnen
o also auch, wo sie auftauchen
1. Alltagskommunikation => Alltagssprache
= problematischster Begriff „Alltag“: Warum?
 Alltag ist vielfältig u. unterschiedl. ausgeprägt
o Gesamtmenge an allen -lekten u. -varietäten
 man hat am wenigsten empirische Daten
 pragmatische Voraussetzung d. Alltags = sehr komplex
o man braucht eine große Kompetenz dafür, großes Wissen um das
bewältigen zu können
 Alltagssprache wird oft m. gesprochener Sprache gleichgesetzt (auch Löffler
macht das)
o aber für viele ist Geschriebenes viel alltäglicher (SMS, FB, etc.)
… früher:
 Alltagssprache immer m. Umgangssprache gleichgestellt
o ist aber viel zu vereinfacht, so leicht ist es dann doch nicht
 Umgangssprache v. gebildeten Mittelschichtssprecher soll so verwendet werden
(60er, 70er)
o aber stimmt auch nicht, ist viel komplexer
- Varietäten:
 durchschnittlich: eher Non-Standard-Charakter
o Dialekt, etwas das zw. Dialekt u. Hochsprache ist (Umgangssprache)
o aber kaum: Standardsprache … z.B. in Wien haben Junge Leute etwas, das
Standardsprache schon sehr nahe kommt
31
- sprachliche Erscheinungsformen
 Konglomerat … Gesamtmenge an verschiedenen Erscheinungsformen
 „Normalstufe“ postulieren … Durchschnittsform dieser Alltagssprache (unmarkiert,
Nullstufe) … dann kann man sich überlegen, welche anderen Erscheinungsformen
noch auftreten
2. Belletristik => Literatursprache
… auch hier muss man bedenken, dass Sprache im Sinne einer Menge verwendet wird
- Merkmale:
 Produktionsseite im Vgl. zum Alltag: viel weniger Menschen tätig
o gibt auch weniger Rezipienten => elitäre Form d. Sprachproduktion u. rezeption
 Sprachlich gesehen: durchschnittliche Basis (0-Varietät): geschriebene
Standardsprache
o aber literarische Texte enthalten auch andere Erscheinungsformen
o knüpft an Jakobson an: „zur Literatursprache kann praktisch alles werden,
wenn sie im Bewusstsein einer literarischen Qualität fungiert“
 Sprache: muss nicht nur geschrieben sein … Literaten lesen auch die Texte
o gibt auch Texte, die nur zum Vorlesen produziert werden (heute eher
selten)
… viele Linguisten setzen Literatursprache m. Standardsprache gleich
 so wie Alltagssprache = Umgangssprache … problematisch!!
 Löffler sagt: „poetische Literatursprache“ … das wäre die Form d.
Sprachverwendung die durch die poetischen Stilmittel gekennzeichnet ist
o impliziert, dass man Stilmittel viel genauer aufzählen u. beschreiben kann,
aber das ist linguistisch nicht möglich
o experimentelle Literatur u. Lyrik … z.B. Telefonbuch in Sphäre d. Literatur
gekommen … da ist es plötzlich ein Gedicht: Wie soll man das linguistisch
definieren? Geht gar nicht!
… poetische Qualität kann man nur schwierig definieren
 gibt verschiedene Formen, die Text literarisch machen (Wiederholungen,
Verformungen, etc.)
3. Wissenschaft, Fachbereiche => Wissenschafts- / Fachsprache
… Wissenschaft ist eigentlich nur Teilbereich d. Fachbereichs … da geht’s um das
Berufliche
 Basis: Geschriebene Standardsprache
o aber auch hier gibt’s wieder andere Lekte, die in diesen Sphären
auftauchen
… Löffler zählt 5 verschiedene Erscheinungsformen im Wissenschaftsbetrieb auf (S. 104)
 wissenschaftl. Theoriesprache
o in geschriebener Form wissenschaftl. Ergebnisse werden kommuniziert
 wissenschaftl. Fachjargon
o am Institut, Labor, E-Mail … wenn die miteinander kommunizieren etc.
 Lehrbücher schreiben
o das muss auch anders sein, verständlich
 Vortrags- u. Unterrichtskommunikation
o Unterschied, ob Studierende od. Fachleute
 Öffentlichkeit: Populärwissenschaft
o auch wieder anders sprechen u. schreiben
32
… v. d. Fachsprache gelangen viele Begriffe in den Alltag hinein
 z.B.: Internet: downloaden, mega, giga, etc.
4. (öffentl.) Verwaltung => Instruktionssprache
 Basis = Standardvarietät
o Instruktionssprache wurde früher Amtssprache genannt
o da gibt’s auch sofort Assoziationen dazu (umständlich, Papierwörter, etc.)
 spezifisches sprachliches Korrelat
 aber auch hier gibt’s innerhalb dieser Instruktionssprache unterschiedl. Lekte
o Trend: alle haben eine Webseite u. viel kann man heute online machen
o das führt dazu, dass Amtssprache sich ändert
… Unterschiede u. Gemeinsamkeiten
 Parallelen zu Wissenschaftssprache
o spezifische Lexik (Verwaltungs- u. amtliche Termini vs. wissenschaftl.
Termini)
o gleicher geschriebener Standard m. besonderer Kennzeichnung
o beide unpersönlich
- weitere Merkmale:
 Wissenschaft: soll keinen ästhetischen Wert haben
o wenig Personalsubjekte … Wissenschaftler soll zurücktreten
 Instruktionssprache: Formelhafte Ausdrücke u. Wendungen
o „unter Bezugnahme auf“, „im Nachgang zu“, „hinsichtlich dessen“
o Funktionsverbgefüge: „zur Durchführung“, „in Vollzug setzen“
o viele aufgeblähte Komposita
- soziologische Komponente
 auch elitäre Züge (beide)
 Prestige: Titel d. Amtsträger (z.B.: Hofrat)
5. (Massen-)Medien => Mediensprache
 früher: Pressesprache
 Standardvarietät … ungewöhnlich, wenn Dialekt auftaucht
o auch hier wieder eine „Normalform“ … wie bei Alltagssprache
 stärkere Vielfalt an Erscheinungsformen
o wie Alltagssprache, aber: Alltagssprache = grundlegende Varietät: NonStandard
o Mediensprache = Standard
 ansonsten ist viel möglich … Warum?
o Massenmedien kommunizieren direkt m. d. Menschen
o Selektion wird durch Adressaten gekennzeichnet
- Klassifikation
 Qualitätsmedien
o spielen was Quantität anbelangt eine untergeordnete Rolle
 Boulevardmedien
o lesen aber auch viele Intellektuelle Leute
33
- sprachliche Merkmale:
 bewusst bestimmte sprachliche Normen werden verletzt (Grammatik z.B.)
o um Aufmerksamkeit zu erregen, v.a. Boulevardmedien machen das
o seltsame Wortbildungen, kommutierter Gebrauch v. Mode- u.
Jargonwörtern
o Tendenz zur Verkürzung
 Visualisierung in d. Vordergrund
o wegen Internet und Co … früher war da weniger
soziologisch:
 Massenmedien richten sich an mehrere Mio. Leser (z.B.: Kronenzeitung)
o produziert aber v. nur wenigen
o wird oft verallgemeinert … aber ist evtl. nur ein Merkmal von nur einem
Redakteur (z.B.: Perfekt m. „haben“ gebildet)
 asymmetrisches Verhältnis
… Massenmedien haben direkte Verbindung zum Alltag
Soziale Gruppierung im Zusammenhang m. Sprache
also die Soziolekte im engeren Sinn: Gruppensprachen
Unterscheidung zw. d. Frage ob man d. Fokus d. soziolinguistischen Beschreibung auf d.
Sprache d. Domänen legen od. soziale Gruppen
 jetzt Fokus noch enger: soziale Gruppe: Soziolekt
Soziolektologie ist nicht das Kerngebiet d. Soziolinguistik … ist nur 1 Teilbereich v.
vielen anderen!
… mit Sprache leistet man soziale Symbolisierung
 Sprache symbolisiert nicht nur die Welt sondern auch sozialen Status
(Informationen)
o z.B.: „geil“ auffällig verwenden, dann symbolisiert man damit, dass man
zur sozialen Gruppe d. jungen Menschen gehört od. das gerne will od.
ironisch
 so ist das m. allen sprachlichen Erscheinungsformen … haben alle neben
unmarkierter Symbolisierungsfunktion (Welt kommunizierbar machen) auch
soziologische Funktionen
S. 114/115: Soziolekte einteilen:
 wesentlicher Unterschied, ob man sprachliche Erscheinungsformen danach
beurteilt:
o ob Soziale Gruppenbildung eine Nebenrolle
o od. zusätzl. Rolle spielt
o od. ob d. Gruppe selbst durch die Sprachverwendung in einem großen
Maße konstituiert wird (also bestimmendes Gruppenmerkmal)
… wenn man diese Faktoren isoliert betrachtet, sind die immer aus einer Verflechtung
heraus fokussiert
 normalerweise ist das alles gleichzeitig wirksam!
 Soziolinguistik fokussiert ein od. zwei Merkmale u. beschreibt das auf dieser Basis
o z.B. Raum … wie ist das in einem bestimmten geografischen Gebiet?
o trotzdem werden alle Menschen gleichzeitig schreiben od. sprechen, zu
sozialer Gruppe gehören, Sprache in bestimmter Domäne verwenden, etc.
34
 das war ein großes Beispiel der alten Sprachwissenschaft, v.a. Dialektologie
o da hat man ganz stark bestimmte Gruppe fokussiert (ältere nicht mobile
Leute in bäuerlichem Raum) … aber man hat ignoriert, dass das eine
bestimmte soziale Gruppe ist, losgelöst v. d. Leuten
o Daten so behandelt als ob Sprache v. Menschen unabhängig sei, nur in
einem bestimmten Raum
 heute macht man das nicht mehr so, man schaut, welche Menschen sprechen so,
in welchem Raum, etc.
05.12.11 – Soziale Gruppenbildung (Soziolekte)
Begriff Soziolekt = aus dem Gesamt dieser unterschiedl. Determinationsmöglichkeiten d.
Gruppenbildung innerhalb d. Gesellschaft fokussieren
 mit dem Bewusstsein, dass alle anderen Determinationen in Kraft sind
 das nennt man auch Soziolektologie … als Teilbereich d. Soziolinguistik
das ist alles in Wirklichkeit viel komplexer, als man das jetzt sagen kann
 jeder Mensch gehört zu vielen unterschiedlichen Gruppen
 eine Gruppe = ab 2 Personen
wesentliches Merkmal d. Gruppenbildung in Bezug auf d. Sprache
 Sprache hat eine soziale Symbolisierungsfunktion
o vgl. Saussure: außersprachliche Welt … wie die durch die Symbole
transportiert wird
o m. d. Sprache kann man außersprachl. Wirklichkeit u. auch sonst alles,
was man sich vorstellen kann, symbolisieren
… dabei wird nicht erwähnt: gleichzeitig symbolisieren wir unseren sozialen Status mit
 das machen wir unbewusst
 aber auch bewusst
o z.B.: Kleidung … gibt viele Menschen, die ihre Gruppenidentität dadurch
symbolisieren, z.B. Punks, Reich-sein etc.
o so kann man das auch mit der Sprache machen
 das ist natürlich nicht objektivierbar
 kann unterschiedl. Bedeutung haben … positiv u. negativ gesehen
werden, z.B. wie Kleidung = Gruppenidentität … das ist je nach
Umständen u. Gruppen, die symbolisiert od. interpretiert werden
unterschiedlich
schon vor der Soziolinguistik hat man sich über Gruppenbildungen Gedanken gemacht
3 Typen v. sprachlichen Erscheinungsformen wurden postuliert:
 Dialekt
o aber ganz einseitig … man sagte, echten Dialekt würden nur Bauern
sprechen

Idiolekt
o das gibt’s bis heute
o auch wenn alles in Kombi mit sozialen Gruppen interpretierbar ist, kann
man auch sagen, dass etwas Individuelles am Sprechen sein muss
35

Soziolekt
o wurde auch schon verwendet, aber hatte damals eine andere Bedeutung
o heute: Gruppenbildung
o früher: in Opposition zum Dialekt, z.B.: die Unterschicht in den Städten
würde Soziolekt sprechen
Soziolekte = Sprachliche Erscheinungsform + Gruppenbildung
Einteilung d. Soziolekte (Löffler S. 115)
… das könnte man so sehen, ist aber nur eine Möglichkeit, gibt verschiedene Einteilungen
grundsätzlich sagt er, dass man sich die Fragen stellen soll, ob: quantitative Einteilung
1. sporadisch bzw. symptomhaft (vereinzelt) bestimmte soziosymbolische Signale nur
ein Aspekt sind (in der Wahrnehmung d. Sprechens einer bestimmten Gruppe)
 da sieht man, dass es nur um Prestige u. Stigma geht
o gibt also einzelne Sprachliche Signale beim Sprechen / Schreiben v.
sozialen Gruppen, die man m. Prestige od. Stigma verbindet

Prestige: z.B.: Standarddeutsch, z.B. Soziosymbolik … wenn man d. Assoziation
hat, dass Standarddeutsch manchmal mit „Prestige“ gekennzeichnet ist
o Reihe v. Assoziationen m. d. Prestige … bestimmte soziale Vorstellung
(Oberschicht, Bildung, Urbanität, etc.)
 aber Standarddeutsch ist nicht gruppenspezifisch, sondern jeder Schulpflichtiger
lernt das u. ist jedem zugänglich

Stigma … z.B. eher an Dialekt geknüpft
o ländlich, Proletariat, ungebildet
o aber die Signale sind nur Symptome, die aufflackern bei der Verwendung
solcher Erscheinungsformen
o verdichten sich aber nicht so stark, dass sie gesamte gesellschaftliche
Gruppe konstituieren
2. konstitutiv = Gruppe über sprachliche Signale wahrnehmen … da verdichten die
Soziosymbole sich
 z.B. Jugendslang
 feinere Untergliederung
o bei 2. muss man sich die Frage stellen, ob es sich um berufliche od. nichtberufliche Gruppenbildung handelt
2.1 Beruflich = Spezialfall
 z.B. Fachsprachlich (Ärzte, Rechtsanwälte, Journalisten)
2.2 Außerberufliche Sozialisierung
das würde einen „eigentlichen“ Soziolekt bilden
 in 3 weitere Bereiche untergliedern
o da geht’s um eine gewisse Dauer

2.2.1 transitorisch
o nur in einer bestimmte Phase d. Lebens wird ein Soziolekt verwendet
o z.B. Jugendslang … den legt man irgendwann ab
36
gibt aber natürlich auch Inszenierungen, das ist eine andere Ebene,
wir gehen v. authentischen Situation aus
z.B. Militär … da bekommt man auch transitorischen Soziolekt … gibt’s
schon Übergang zu:

o

2.2.2 temporär
o temporär: nur zu einer bestimmten Zeit wird Soziolekt gesprochen, aber
nicht bestimmter Lebensabschnitt (Durchgangsstadion) … das kann das
ganze Leben dauern, aber halt nur sporadisch
o z.B. Hobby: bestimmten Sport ausüben … u. m. denen, die den auch
ausüben, ist ein bestimmter Soziolekt in Gebrauch
o z.B. Gefängnis: Gefängnisslang … sonst ist man ein Außenseiter

2.2.3
o
o
o
habituell
ist nicht zeitlich begrenzt, bestimmter Habitus … das ganze Leben da
z.B. Genderlekte
z.B. Nomaden od. Halbnomaden (Roma u. Sinti) … die haben bestimmten
Soziolekt
o z.B. Gaunersprache … wenn man immer kriminell ist
Sonderform: Pidgin-Sprachen
 Kontakt zw. 2 verschiedenen Gruppen: eine Gruppe eignet sich d. Sprache d.
anderen an aber auf Basis v. stark vereinfachter Sprache
 z.B. Immigranten … Deutsch aber m. sehr vereinfachten Grammatischen Regeln
o das wäre transitorisch … 2te Generation müsste das überwunden haben …
ist aber nicht zu beobachten, dass es Kreolisierung im dt. Sprachraum gibt
o älter Immigranten legen Pidgin nicht ab
o auch Jugendliche … z.B. Kanakendeutsch … reflektieren Pidgin-Hintergrund
… kann soziosymbolisch bewusst v. Jugendlichen verwendet werden, aber
aus bestimmten Gründen sprechen sie halt so (z.B. Bruder)
 Merkmale:
o vereinfachtes Deutsch
 Nullartikel, weil in Herkunftssprache Artikelsetzung anders geregelt
wird (Ich fahr mit Bus)
 Verben im Infinitiv (du kommen)
o fremde Lexeme aus d. Herkunftssprachen
o Intonation anders
 Pidgin-Sprachen = Übergangserscheinung
o wenn sich daraus eine eigene Sprache entwickelt, spricht man von einer
Kreolsprache
Geografischer Raum
bestimmt auch sprachliche Ausdrucksformen
 früher hat man wie schon gesagt nur d. geografischen Raum betrachtet
 jetzt wird Raum im Zusammenhang m. sozialer Gruppenbildung gesehen …. das
wird auch Soziodialektologie genannt, manchmal Sprecherdialektologie
37
z.B. Löffler thematisiert, wo in welcher Dichte Dialekte vorkommen
 Dialekt verschwindet im Alltag aber bekommt neue kommunikative Funktionen
(z.B. in der Werbung wird’s gern verwendet, bestimmtes
Aufmerksamkeitspotenzial)
 heutzutage: Dialektgebrauch ist nur eine Möglichkeit in einem größeren
Spektrum, das Durchschnittsmensch in Kommunikation zur Verfügung hat … gibt
kaum noch Menschen, die nur im Dialekt kommunizieren
o wird meist zusammen m. anderen Erscheinungsweisen kombiniert, nicht
nur Dialekt wird verwendet … der ist nur ein Teil
o „Innere Mehrsprachigkeit“
Welche unterschiedlichen Erscheinungsformen beinhaltet dieses Spektrum d.
Innersprachlichen Mehrsprachigkeit?
 Qualität u. Funktion d. einzelnen involvierten Varietäten

 dann: Konstellation v. Diasystem als Ganzes

 dann: Mechanismen u. Strukturen
o Grammatik anschauen, wie funktioniert Varietäten-Interaktion

 aber: Konventionalität u. Funktionalität „innerer Mehrsprachigkeit“
o z.B. in Wien gibt’s bestimmte Innere Mehrsprachigkeit, die
konventionalisiert ist, die man dort lernt u. auch versteht
Weiters:
 Dialekt-Standard-Kontinuum
o oben: Standardsprache
o dazwischen: Kontinuum … innerhalb v. d. kann man sich bewegen
o unten: Basisdialekt
 Dialekt-Standard-Diglossie
o gibt nur Dialekt ODER Standardsprache
o keine fließenden Übergänge
2 Begriffe, die Hin- u. Herschalten bezeichnen … je nach Literatur bedeutet das etwas
anderes, ist Problematisch, hier nach der aktuellen Forschung
 Code-Shifting
o im Kontinuum gleitend v. der einen Seite in die andere kommen
o Übergang innerhalb einer Varietät, z.B. Umgangssprache … innerhalb v.
der kann man in unterschiedliche Lagen gleiten

Code-Switching
o Wechsel zwischen unterschiedlichen Varietäten od. unterschiedlichen
Sprachen
38
in Österreich bzw. Wien:
Standardvarietät
 alles was in der Nähe d. Standardvarietät ist wird v. d. Menschen als Hochdeutsch
bezeichnet
intendierte Standardvarietät … wenn man versucht, Standarddeutsch zu sprechen, aber
das geht nicht ordentlich
standardnahe, „Umgangssprache“

UMGANGSSPRACHE
… zwischen dieser Nähe zum Dialekt u. Nähe zur
Standardvarietät bewegt man sich

dialektnahe Umgangssprache
intendierter Dialekt … wenn man versucht, Dialekt zu sprechen, aber man kanns nicht
B a s i s d i a l e k t (am weitesten v. Standardvarietät entfernt)
 im Bewusstsein d. Menschen ist alles, was in der Nähe d. Dialektes ist = Dialekt
… so ähnlich ist es in Städten in Ostösterreich auch so
 am Land u. Westösterreich: da spricht man authentischen Basisdialekt
Stil
Stilschichten natürlicher Sprachen … Löffler nennt sie Interaktions-Varietäten
… Stilebenen v. nat. Sprachen werden seit der Antike untersucht u. beschrieben
 Sprachstil, unterschiedl. Stilebenen = klassischer Gegenstand d. antiken Rhetorik
… Problem bis ins 20. Jhd.: völlig verzerrte stereotype Zuordnung zu Stilen m. sozialen
Gruppen in Verbindung gebracht: 3 Ebenen:
 gehobener Stil
o Adel, Kirchenaristokratie, Dichter
 Mittellage
o Bürgertum
 derber Stil
o Unterschicht, Proletariat, Bäuerliche Bev. am Land
… aus soziologischer Sicht ist das verzerrt! ausmachen kann man:
 oberste Schicht = verfügt über größeres Spektrum als unterste Schicht, hat aber
oft nicht die unterste Stilregister im Repertoire
 Gesamtspektrum: Soziale Mittelschicht
o setzt sich aus Menschen zusammen, die aus Unterschicht kommen u.
gesellschaft. Aufstieg machen … können also oft untersten Stil u. oberen
auch verwenden
 unterste Schicht = nicht nur unten begrenzt, aber verfügt aus bestimmten
Gründen (Schulische Bildung) meistens nicht die ganze Palette
… nicht in Bezug auf Gesellschaftsschicht werten, sondern Ausdruckspotenzial
 also welche soziale Schicht verfügt über welches Repertoire an Stilpalette?
o die meisten können nicht alles
… sind linguistisch sehr anfechtbar
 meistens geht’s um semantische, subjektive Kriterien, die herangezogen werden,
um Stilebenen voneinander abzuheben
39

Kontext wird stärker in Betracht gezogen
o in welchen Interaktionssituationen werden welche Register an sprachl.
Ausdrucksformen zur Anwendung kommen … auf dieser Basis versucht
man, gewisse Regelmäßigkeit zu verdichten
12.12.11
zusammenfassend: … seit der Antike gibt’s Vorstellungen, dass Gesellschaftsschichten
m. Stilen korrelieren
 sehr stereotypisiertes Bild … auch in bürgerl. Gesellschaft setzt sich das durch
 soziolinguistisch sehr fragwürdig … hält Empirie nicht stand … dahinter steckt
bildungsbürgerl. Sprachbewusstsein
o mittlere Lage = unmarkierte Lage (Normallage) = Mittelschicht
(Bildungsbürgertum)
moderne Soziolinguistik: aufgebrochen
… Stile werden mit Situationen verknüpft, nicht mehr mit Gesellschaftsschichten
 Konstellationen postuliert man wieder recht willkürlich
o Sprechen in Öffentlichkeit, z.B. Vortragssituation
o öffentlich u. offiziell unterschieden!
o Familiär … nicht öffentlich
Situalekte = Löffler
jede Gesellschaftsschicht hat nicht einen bestimmten Sprachstil, sondern es geht darum,
welches sprachliche Register sie zur Verfügung haben
… Unterschicht = hat nicht gesamtes Register zur Verfügung
 meist bei gehobener Stilebene Probleme … weil man die meistens nur durch
schulische Ausbildung bzw. kulturellen Input bekommt
 ist also eher die Frage, welche Sozialschicht welches Spektrum zur Verfügung hat
… größte Reichweite an Stilschichten = Menschen aus Mittelschicht
 kommen oft aus Unterschicht, sind sozial aufgestiegen
 haben aber nicht sprachl. Primärinput vergessen … kennen auch
Sprachgewohnheiten d. Unterschicht
… Oberschicht hat auch nicht volles Register, weil sie d. Untere nicht kennen
 höchstens aus 2ter Hand
Zusätzlich (außerhalb v. Löffler)
Verhältnis zw. Individualität u. Kollektivismus


welche Rolle spielt d. Fokus auf d. Individuum im Zusammenhang m. soziologisch
ausgerichteter Forschung?
Identität u. Loyalität in Bezug auf Sprachvariation
Individualität
… man bedient sich soziologischer Methoden
 ist nur relevant, Aussagen zu machen die großes Spektrum d. Gesellschaft
möglichst hoch abdecken
40

gibt aber impliziten Widerspruch: ist ja so, dass alle sprachlichen Erscheinungen
zuerst am Individuum festgemacht werden müssen
o statistische Hochrechnung = viele repräsentative Individuen hochrechen
(eher Quantität)
o man kann sich aber auch wieder auf einzelne Individuen fokussieren
… Wechselspiel zwischen statistischer Hochrechnung u. Individualität bzw. Fokussierung
v. individuellem Verhalten in d. Untersuchungszielen
 v.a. weil in moderner Gesellschaft einzelne Individuen immer mehr losgelöst v.
starren Modellen (Schichten-Korrelation)
o Individualität ist immer stärker ausgeprägt … starkes Faktum
o eher Qualität
o v.a. in urbanen Ballungsräumen: großes individuelles Spektrum an
Sprachmöglichkeiten … oft schon „Sprachvirtuosität“
 Sprachvirtuosität (Innere Mehrsprachigkeit) … ist aber auch v. Konvention
beschränkt (gesellschaftliche Klammer)
Individualität + Kollektiv
 diese Extrempole werden oft zusammen untersucht … Wechselwirkung!
o Individualität ist auch immer in bestimmter sozialen Konstellation zu sehen
Identität
… ist sprachlich gesehen: Inwieweit das Sprachverhalten dazu beiträgt, dass man als
Sprecher persönliche Identitätsstiftung erfährt als auch kollektive (Gruppenidentität)
stärken kann
 hat man bei Soziolekten gesehen (Gruppensprache) … da wird besonders deutlich,
dass Sprachrepertoire unmittelbar identitätskonstruierend ist
o Gruppenidentität baut fast überwiegend auf sprachl. Merkmale auf
o z.B. Jugendliche … nicht nur äußerlich identitätsstiftende Funktion, sondern
auch bestimmtes Sprachverhalten
o Identität ist in seiner Größe auch veränderlich
… gibt viele Identitäten
 man gehört mehreren Gruppen an … somit hat man mehrere Identitäten
Sprachliche Loyalität:
 z.B. Hochdeutsch sprechen … bewusst so wie es in D. üblich ist … das wäre so zu
interpretieren, dass man nicht loyal im Sprachverhalten der österr. Bürger, die
Österr. sprechen, ist
 z.B. Vorarlbergerischen Dialekt sprechen … und in Wien wird der abgelegt =
ebenfalls Loyalitätsbruch
 z.B. innerhalb d. Familie: Jugendliche, die bestimmtes Kommunikationsverhalten
haben, können aus Loyalität ihren Eltern od. Großeltern gegenüber, das
gruppensprachl. Verhalten bewusst ablegen
 sind oft sehr schnell in bestimmter sprachl. Situationen gebettet =>
Sprachdymanik
41
 Loyalität ist großer Faktor d. Performation
o also eigene Performance bewusst ändern … das sind immer
Loyalitätsbrüche, od. andersrum: man ist anderen Gruppe gegenüber
loyaler
o geht auch immer um Stigma u. Prestige
 Loyalität auch Faktor d. Sprachwandel
o Ablegen eines bestimmten Sprachverhaltens bei vielen Menschen
gleichzeitig … auch Loyalitätswechsel
o z.B. in Wien verschwindet Dialekt allmählich, d.h. viele Wiener vollziehen
sprachlichen Loyalitätsbruch …
Sozio-Grammatik d. Deutschen (= Desiderat, Wunsch … d.h. es gibt sowas
nicht in einem umfassenden Sinn)
 Was könnte man darunter verstehen?
 Was wären die wesentlichsten Punkte, die Sozio-Grammatik erfüllen müsste?
… aber in anderen Sprachgemeinschaften gibt’s das schon, bzw. sind die weiter als wir
 z.B. Englisch … Tradition d. Grammatikschreibung d. gesprochenen Englisch
 das ist im Deutschen erst in Ansätzen vorhanden, müsste konsequenter gemacht
werden
… Sozio-Grammatik ist Desiderat neben der Grammatik d. Standardvarietät(en)
d. Deutschen
 sehr einseitig u. eng gefasst … behandelt nur geschriebene Standardvarietät d. dt.
Sprache
 Schreibsprache f. Zwecke d. gehobenen Gesellschaftsschicht als Literatursprache,
Wissenschaftssprache = muss Standardvarietät erfüllen … das hat man in
früheren Epochen mittels Fremdsprachen gemacht (Latein, Französisch)
o erst mühsame Entwicklung: Dt. Sprache hat Varietät ausgebaut, die diese
Aufgaben erfüllt
 dt. Sprache im Bewusstsein als unmarkiert angesehen:
o Variation d. dt. Sprache = implizit d. Standardvarietät als Vorbild … u. so
erkennt man die Abweichungen
o erstaunlich, wenn man die Entwicklung anschaut … langer Weg zur
Standardvarietät … Dialekte gabs schon viel früher

z.B. Standarddeutsch in Ö. verwenden = starke soziale Aussage
o das muss man gelernt haben … Fähigkeit, die auf bestimmte soziale
Korrelationen schließen lässt
o ist soziale Aussage
Sozio-Grammatik müsste alle Varietäten d. dt. Sprache umfassen
… müsste:
 sprecherbezogen, gruppenhaft, interaktionsspezifisch
 also alle markierten Varietäten
… erfassen
o markierte Varietäten … in Bezug auf d. unmarkierte = Standarddeutsch
standardisiertes Mittelhochdeutsch (also das im 19. Jhd. v. d. Herausgebern d. mhd.Dichter geschaffen) = Vergleichsgrundlage d. traditionellen Dialektologie
 einzelne Laute werden immer in Bezug gesetzt zu mhd.-Lauten
42
Sozio-Grammatik müsste leisten:
1. Sozio-Phonetik (nach Löffler)
sozio = jetzt nicht auf Gruppen bezogen sondern auf gesellschaftl. Kontext
… hätte 2 große Aufgaben:
 1. müsste herausfinden, welche Etikettierungen (soziologischen Wertungen) u.
 2. welche Konnotationen (Zusatzbedeutungen) d. allophonischen Varianten d.
dt. Sprache haben
… Allophon = lautliche Variante
 z.B. Rose (m. schwachem e = norddeutsch)
 z.B. Rose (m. voll artikuliertem e = in Ö.)
… hat keinen Bedeutungsunterschied
 haben aber unterschiedl. soziolektale Implikationen
 man müsste schauen, welche soziolektalen Wertungen damit verknüpft wären
Soziolektale Lautästhetik
… gibt z.B. bestimmte Allophone, die überall Stigma haben
 z.B. Tiroler „ich“ mit starkem ch … ist negativ bewertet im gesamten dt.
Sprachraum, außer in Tirol selber
2. Sozio-Syntax … bräuchte man ebenfalls


Sprachbarriere-Forschung … die ist in d. Frühphase d. Soziolinguistik dominierend
gewesen
interessant: syntaktische Phänomene klar beschrieben, die m. bestimmten Unteru. Oberschichtssprachverhalten korrelieren
o syntaktische Variablen d. Sprachbarriere-Forschung könnte man
heranziehen, um 1te Schritte f. Sozio-Syntax zu machen
… man müsste:
 Syntax d. gesprochenen Sprache untersuchen … und zwar alle Varietäten d. dt.,
die gesprochen werden
o Ergebnisse d. syntaktischen Dialektforschungen kann man sich anschauen
… da ist quasi schon Vorarbeit geleistet worden
… hat man die Gesamt-Syntax, müsste man schauen, ob sich unabhängig v. d. Frage
geschrieben – gesprochen bestimmte gruppenspezifische od. situationsabhängige
Korrelationen zeigen
 gesprochen u. geschrieben sind ja nicht die einzigen Determinanten
o gibt viele unterschiedl. Determinanten
… wäre also machbar
3. Sozio-Lexik
… Wortschatz aller markierten Varietäten d. Dt. müssten in gewisser Systematik
zusammengetragen werden: Gesamtwörterbuch d. Deutschen m. sämtl. WortschatzVarianten aller Varietäten d. Dt.
 das kann man heutzutage kaum m. gedrucktem Wörterbuch machen … man
müsste aufs Internet zurückgreifen u. Online-Version machen
43
… Vorarbeiten wurden bereits gemacht:
 viele historische Untersuchungen
 viele Wörterbücher v. versch. Dialekten, Jugendsprachen, Gaunersprachen … die
kann man orten u. aktualisieren
 Tradition d. Wortsoziologie … vorsoziolinguistische „Wortgeografie“
o z.B. Lexem … und da sieht man, wie das im Raum unterschiedl. realisiert
wird … Grundlage ist meistens eine bestimmte Gruppe
weiteres Problem:
 Lexik fluktuiert besonders stark … Wortschatz ist am stärksten in Bewegung
 auch Geldproblem …
4. Sozio-Phraseologie
… alle Redewendungen, Sprichwörter, etc. in Bezug auf regionale u. gruppenspezifische
Verwendung u. Einschätzung
 unterschiedlich verwendet, bewertet, verstanden … sind oft nicht 1:1 übertragbar
(klassisches Bsp. englisch – deutsch)
 nicht alle soziale Gruppen verwenden Phraseologismen
5. Sozio-Onomastik
… Namen: haben auch starke soziale Implikation
 sind sozial markiert, haben unterschiedl. gruppenspezifische Funktionen
 Motivation d. Namengebung ist in sozialen Gruppen unterschiedlich
 jüngste Entwicklung d. Namengebung korreliert m. Stand
o Eltern m. Migrationshintergrund, Ältere, Jüngere
o Modewellen
o großer Faktor d. sozialen Identität
 z.B. werden schon Haustiernamen untersucht, Kosenamen f. Autos
6. Sozio-Grammatik d. Gesprächs


gibt schon Gesprächsforschung, Dialogsyntax
Gespräche muss man grammatisch ganz anders untersuchen als man das bislang
gemacht hat
 eigene grammatische Kategorien
o Gruß, Anrede, Duzen/Siezen, Hörer- u. Turn-taking-Signale (wann nimmt
sich jmd. das Recht heraus, zu sprechen) etc.
… ist wie gesagt ein Wunsch, wird in kleineren Projekten versucht … aber große
Zusammenschau ist nicht absehbar
Sprachliche Soziosymbolisierung
… man darf nicht vergessen, dass es mehrere Perspektiven / Dimensionen gibt
 m. Sprache symbolisiert man nicht nur Welt (denken, fühlen, etc.), sondern auch
sozialer Kontext
o m. jeder sprachl. Symbolisierung symbolisieren wir d. sozialen Kontext …
das ist ganz wesentlich
o soziale Kontexte enkodieren u. dekodieren … gibt immer Signale in Bezug
auf d. sozialen Kontext
44
3 Dimensionen d. Soziosymbolisierung

soziolektal im engeren Sinn (gruppenspezifisch)
o z.B. Jugendsprache = Jugendliche symbolisieren sich als Jugendliche, m.
allem, was dazugehört


semantisch
o Konnotationen (Nebenbedeutung) = festgefügte soziale Informationen
o Pragmatik … da wird das noch viel deutlicher … Pragmatik meint immer
außersprachl. Kontext … das impliziert immer soziales Umfeld


semiotisch (vgl. Bühlers Organon-Modell)
o m. jedem sprachl. Akt gibt d. Produzent auch etwas von sich selbst preis …
d.h. bei jeder Produktion sprachl. Natur wird immer sozialer Kontext
mitproduziert
o wenn man im Zeichenmodell d. Soziosymbolisierung mit symbolisiert
(Saussure hat das nicht gemacht)
09.01.12
Historische Soziolinguistik
… da sieht man nochmal, wie sich die Soziolinguistik transformiert hat
 Soziolinguistik … muss man als Perspektivierung auffassen … gesamte
Sprachwissenschaft kann man unter soziolinguistischer Hinsicht untersuchen
o so wie Pragmalinguistik … ist heutzutage auch Perspektive auf d. Sprache,
man kann alle sprachwissenschaftl. Disziplinen auch unter pragmatischer
Perspektive betreiben … und halt auch unter sozio-linguistischer
Perspektive
o hat sich im Laufe d. Geschichte stark verändert
 in den Anfängen: Sprache wollte man mit Gesellschaftsschichten korrelieren
o Oberschicht, Unterschicht, Mittelschicht

man ging dazu über, dass man die gesamte Vielfalt d. natürlichen Sprachen
betrachtet … also das gesamte Spektrum
o das soll mit sozialen Texten korrelieren
o weg vom Schichtdenken hin zu: das einzelne Individuum in
Gesellschaftsschichten ist in vielen sozialen Gruppen, die weit über
„Schichtdenken“ hinausgehen
o Vielfalt d. natürlichen Sprachen reflektiert sich in jedem einzelnen der
Menschen in d. modernen Gesellschaften: Innere Mehrsprachigkeit
 wird oft bewusst eingesetzt
 da ist die Soziolinguistik heute angekommen: Vielfalt die sich in jedem einzelnen
zeigt
… Sozialer Kontext wird viel weiter definiert als vor 10-20 Jahren
 Sprache zeigt sich unterschiedlich
o im Raum (z.B. Dialekte) es geht natürlich nicht um den Raum, sondern um
die Menschen
o Atmosphäre, die sprachliche Erscheinungsform beeinflusst … da weiß man
dass es nur Menschen sind, die da handeln
o Situation, die sich sprachlich niederschlägt (z.B. Switching) … ist nicht die
Situation, sondern die Menschen
45
 alles was an Kontexten auf Sprache einwirkt = sozial
Historizität natürlicher Sprachen
… natürliche Sprachen haben immer eine historische Dimension
 so werden natürliche Sprachen sogar definiert (im Gegensatz zu Kunstsprachen):
Sind historisch entstanden, haben historische Entwicklung durchgemacht
 von keiner nat. Sprache weiß man, wann und wie sie entstanden ist … Warum?
o entsteht ja nicht plötzlich „hier“ sondern ist langfristiger sozio-historischer
Prozess, bis sich Sprache herausbildet
o Herausbildung ist auch nie direkt abgeschlossen, ist langer Prozess, bis
retroperspektiv Forschung erkennt, dass etwas Neues da ist
 da haben wir noch wenige gesicherte Kenntnisse
o muss Protostufen d. Deutschen gegeben haben … um 0 herum … in
komplizierten Prozess im Laufe d. Völkerwanderung
o irgendwann taucht Althochdeutsch auf … komplizierte Vorgänge
… Ursprung d. natürlichen Sprache weiß man auch nicht
 früher suchte man nach der „Ursprache“, aus der alle Sprachen hervorgegangen
sein sollen
o heute skeptisch: man glaubt nicht mehr daran
o unabhängig voneinander an mehreren Punkten hat sich etwas wie menschl.
Sprache entwickelt … auch zu verschiedenen Zeiten
 ist auch in Offenbarungsreligionen Thema
o Bibel: wie Sprache entstanden ist, auch im Islam, etc.
o andere Mythen: ebenfalls relevant, z.B. griechische Antike
… dieser Historizität war man sich in Sprachwissenschaft immer bewusst!
 man ist aber unterschiedlich damit umgegangen
 Linguisten haben sich je nach erkenntnistheoretischem Modell,
wissenschaftshistorischer Situation, etc. jeweils die Tatsache bewusst in
Forschungen eingebaut oder bewusst ausgeblendet
Linguistische Perspektiven
… bis zu Beginn d. 20. Jhd. haben linguistische Strömungen u. sprachwissenschaftl.
Theorien Historizität beachtet … stand sogar im Zentrum:
 historisch-vergleichende Sprachwissenschaft => war beherrschende
Strömung
o Ursprache sollte rekonstruiert werden
o Sprachfamilien wurden postuliert
o indogermanisch rekonstruiert, Sanskrit-Texte neu untersucht

Junggrammatiker (letztes Drittel d. 19. Jhd.)
o Sprachwissenschaft nach dem Evolutionsprinzip … naturwissenschaftl.
ausgerichtet
o berühmtester Junggrammatiker: Hermann Paul … Sprachgeschichte
geschrieben „Prinzipien d. Sprachwissenschaft“
o Sprachwissenschaft kann nur historisch betrieben werden
… ab 20. Jhd.: Gegenteil … v.a. in beiden mächtigsten Theorien d. 20. Jhd. hat man
bewusst Historizität ausgeklammert: Bruch
46

Strukturalismus
o Saussure … war als Student Junggrammatiker
o Sprachwissenschaft muss sich v. historischen Blick abwenden
o entscheidend: gegenwärtiger Zustand eines Sprachsystems

Generativismus
o hat ebenfalls zumindest am Anfang hist. Dimension d. Sprache
ausgeklammert
 das heißt aber nicht, dass man heute nicht auch historische Sprachwissenschaft
betreibt
o ist Teildisziplin d. Sprachwissenschaft geworden
o aber ist nicht mehr das übergeordnete Leitparadigma
… nicht nur offizielle Register, Urkunden, etc. … sondern man beginnt auch Texte v.
„kleinen Leuten“ zu untersuchen aus früheren Zeiten
 Sprachgeschichte „von unten“ … das macht man in der Geschichtswissenschaft
allmählich auch … nicht nur große Herrschaftsdaten, Kriege, etc. sondern auch d.
„kleinen Leute“
 man sucht also Quellen die zeigen, wie Sprachgebrauch war in Schichten, die
früher f. Sprachwissenschaft uninteressant waren
Synchronie vs. Diachronie = Gegensatzpaare v. Saussure
- Diachron = bewusstes Einbeziehen d. Historizität in Untersuchungsgegenstand d.
Sprachwissenschaft
o historische Entwicklung wird in Untersuchung einbezogen
o Junggrammatiker machen das
 dafür spricht: wenn man nicht nur Zustand d. Sprache untersuchen will, sondern
auch beschreiben … dann muss man es historisch betrachten
- Synchron = man untersucht Sprachentwicklung an einem bestimmten Punkt X
o ist aber nicht gegenwärtig! man kann auch Sprache synchron untersuchen
im 14. Jhd. … bedeutet nur, dass man historische Entwicklung an einem
bestimmten Punkt zum Stillstand bringt
o Saussure: da soll Gegenstandsbereich d. Linguistik sein
o auch die Generativisten sagen das
 dafür spricht: gewisse methodologische Schärfe
o d.h. man kann Sprachsystem in wissenschaftl. Exaktheit leichter fassen u.
untersuchen, wenn man historische Fakten ausblendet … die bringen
immer Dynamik hinein, verkomplizieren alles
Genealogie vs. Typologie (Verwandtschaft / Ähnlichkeit)
… nicht von Saussure
 genealogische Sprachwissenschaft
o in historisch vergleichenden Sprachwissenschaft hat man das so gemacht
o „Sprachfamilien“ … wie Lebewesen untersucht, Verwandte untersucht,
Stammbaumtheorie
o z.B. englisch u. deutsch sind verwandt miteinander
 auch noch ahd. Ähnlichkeiten … Germanen, die nach England
wanderten … man konnte sich noch lange miteinander
verständigen, bis sich das geändert hat
o biologistische Metaphorik … heute zum Schmunzeln
47

typologische Sprachwissenschaft
o Gegenteil … nur Status des Systems im Sinne eines grammatischen Typs
ist entscheidend
o z.B. Wortstellung anschauen (Subjekt, Objekt, Verb, etc.)
o also grammatische Unterschiede v. Sprachen
 englisch u. deutsch … sind eng verwandte Sprachen => aber typologisch sind sie
sich ganz fremd geworden, gehören zu unterschiedlichen Systemen
o heutiges Englisch ist typologisch d. Vietnamesischen viel näher als Deutsch
 heutiges Englisch: fast nicht mehr morphologisch, also kaum
Endungen … dafür Syntax u. Wortschatz entwickelt
o Grundwortschatz, z.B. Körperteile: immer noch identisch, Aussprache u.
Schreibung anders
Wie sieht das aus, wenn man historische Soziolinguistik betreibt?
Was macht die Historische Sprachwissenschaft d. Gegenwart?
… Tradition, dass man eigentlich ohne das zu reflektieren schon früh erkannte, dass es 2
Möglichkeiten gibt, Sprachwissenschaft zu betreiben
 sozio-linguistische Möglichkeit
 weniger sozio-linguistische Möglichkeit
innere Sprachgeschichte = Historische Grammatik
 historische Sprachwissenschaft, die viel v. Kontext ausblendet, bezieht sich nur
auf Systemebene
Sprachgeschichte als solches: parallel dazu: innere u. äußere Dimension
 innere u. kontextuelle äußere Determinierung d. Sprache wird betrachtet
 das ist schon eine sozio-linguistische Sprachgeschichte … Vorläufer d.
Soziolinguistik
o viel sozialer u. historischer Kontext fließt mit ein
… gibt



3 wesentliche Werke:
1880: Hermann Paul: „Prinzipien der Sprachgeschichte“ (Junggrammatiker)
1938: Adolf Bach: „Deutsche Sprachgeschichte“
1990er: Peter von Polenz: schon sozio-linguistisch im heutigen Sinn: „Deutsche
Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart“
… immer wieder neu aufgelegt worden
Was passiert, wenn man bestimmte ausgewählte historische Abschnitte d. dt.
Sprache untersucht?
Althochdeutsch Protostufe d. Deutschen:
 ist in schriftlichen Quellen überliefert, zw. 8. u. 11. Jhd.
 Problem: Ahd. ist viel älter … heißt nicht, dass es mündlich nicht schon da war
o v.a. wenn man bedenkt, dass Sprachträger überwiegend Analphabeten
waren
… sehr heterogene Sprache … wie hat sich das herausgebildet?
 unterschiedliche germanische „Stämme“ haben sich in komplizierten historischen
Prozess zusammengefunden u. wurden unter d. Oberherrschaft d. Franken (Karl
der Große) politisch näher aneinander gebunden
 das war d. Nährboden d. Ahd.
48


Alemannen, Bayern, Franken, Langobarden => haben 2. Lautverschiebung zu
bestimmten Ausmaß mitgemacht
Teil d. Sachsen (die zählt man aber nicht zum Ahd. sprachlich … weil das
Sächsische d. 2. Lautverschiebung nicht mitgemacht hat)
… Gleichzeitig m. Ende d. Völkerwanderung: Ende d. römischen Reiches
 germ. Gruppen sind über Jhd. eingesickert u. haben Macht d. weström. Imperien
übernommen „Translatio Imperii“ = Übertragung d. Herrschaft
 Christentum … germanische Stämme werden Christen (mehr oder weniger
freiwillig)
o nicht nur Religion … sondern Eintrittssphäre in neue Zeit (wirtschaftlich,
etc.)
… Varietäten:
 germanische Stammessprachen (bayrisch, alemannisch, etc.)
 Ansätze zu Dachsprache: Fränkisch hat andere Stammessprachen stark
beeinflusst … Prestigesprache
 sehr heterogene Sprachen
o Missionssprache, Wissenschafts- u. Rechtssprache: Varietäten
 Ahd. u. Stammessprachen waren per se keine Schriftsprachen!
o Latein = Schriftsprache
o aus Missionszwecken hat man bestimmte Gebrauchstexte kirchlicher Art
Ahd. aufgeschrieben
o manche Rechtstexte: zwischen lateinischen Texten einzelne Ahd. Wörter
(wegen Verständlichkeit)
 Klöster als Missionsstationen
o Mönche aus allen Regionen: überregionale Ahd.-Mönchssprache hat sich
vielleicht herausentwickelt
o meistens Latein geredet … aber wohl nicht nur Latein miteinander
gesprochen
 Alltagssprache: selten sichtbar
o gibt Glossen, die als eine Art Reiseführer geschrieben wurden
o z.B. Pariser Glossen: für Reisende aus dem Westfränkischen Reich
(Frankreich) sprachliche Hilfestellungen für wenn man in den Osten fährt
(Ahd.)
Ahd. ist tlw. künstlich kreiert worden v. Mönchen
 Karl d. Große soll Auftrag gegeben haben, dass Geistliche sich bemühen sollen,
eine Sprachform zu schaffen f. d. Predigt, Mission, etc. die die Betreffenden
verstehen können, wenn sie nicht Latein verstehen
 aus bäuerlichen Bevölkerung getragene Varietät Schriftsprache schaffen = enorme
Aufgabe
o viele Begriffe mussten erst erschaffen werden
49
16.01.12
zur Erinnerung:
Normierung, dass Deutsche Sprache regelmäßig wird … geht nur m. politischen Input
 Franken als mächtigster Stamm: ab Karl d. Große: Sprachpflege u. -normierung
 Karl d. Große soll Geistliche angewiesen haben, Übersetzungstexte zu machen
o zeitgenössischer Biografie entnommen … kann man wohl nicht 100%ig
ernst nehmen (hagiografisch)
o aber war sicher schon wichtiger Faktor, dass sich Sprache entwickelt hat
… siehe Löffler: Karl d. Große soll Wochentage u. Monatsnamen in germanische Namen
übertragen lassen, Grammatik ausarbeiten lassen, etc.
… neue Schriftsprache entwickelt sich m. d. Zeit immer besser
aber: soziologische Aspekte d. Ahd. implizieren etwas, das wir uns heute nicht vorstellen
können:
 damalige Gesellschaftsstruktur ist uns so fern, dass wir sie nur m. historischer
Distanz u. viel Hintergrundwissen anschauen kann
 nur wenige Menschen konnten lesen u. schreiben (Geistliche) vs. riesige
Menschenmasse, die Analphabeten waren: große Kluft
o literati = alle, die lesen u. schreiben können (Sg. literatus)
o illiterati = alle, die nicht lesen u. schreiben können
 auch die höchsten politischen Herrschaftsträger waren Analphabeten
o Karl d. Große dürfte Ausnahme gewesen sein … aber bis ins hohe
Mittelalter hinein konnten die meisten Fürsten nicht lesen u. schreiben
 galt auch eher als schwächelnd, wenn Fürst das konnte … weil
Krieger, die das können, werden nicht als positiv beim Volk
angesehen
Probleme
 Literarität: m. Status d. Geistlichkeit geknüpft … haben Monopol
 Kontinuität: bei Germanischen Stämmen konnten nur Zauberer „schreiben“ … das
setzt sich m. d. Christentum fort
… m. Sesshaftwerdung setzt Transformation d. Gesellschaftsstruktur d. Germanen ein
 von Kriegergesellschaft nomadisch lebender Menschen
o Prestige u. Machtstruktur: an Kampf u. Krieg geknüpft
 zur Feudalisierung („Sklavenhaltergesellschaft“) … Leibeigenschaft
o Macht: bedeutet jetzt Grundbesitz + militärische Macht
o bis zur Bauernbefreiung 1848!
Mittelhochdeutsch
soziologisch auch sehr interessant
 Höhepunkt d. Feudalisierung, d.h. das Reich ist zersplittert in kleine Territorien v.
Feudalherren
o ähnliche Gesellschaftsstrukturen: z.B. Afghanistan … Land ist politisch
völlig zersplittert, alle kämpfen ununterbrochen gegeneinander
o also sehr gewalttätige Zeit, rechtlose Menschen, etc.
höfische Literatursprache entsteht
 von Feudalstrukturen getragene Literatur
50


ab d. 13. Jhd.: jetzt beginnt auch in den Städten emanzipatorische Bewegung
(Städtewerdung)
o man kann sich v. d. Landesherren politisch u. wirtschaftl. lossagen
o in Städten entstehen eigene Kanzleien, Urkunden werden ausgestellt, etc.
… unabhängig v. d. Klöstern wird geschrieben
o eigene Kanzleisprachen
Mittelhochdeutsche Dichtersprache hat hier ihre Blüte
… also Schriftmonopol d. Geistlichkeit lockert sich auf
 keine einheitliche Schriftsprache … auch die frühneuhochdeutsche Sprache nicht!
o starke dialektale Unterschiede!
Neuhochdeutsch
- frühneuhochdeutsch
 auf lokale Dialekte verzichtet man allmählich => Angleichungen
 erste Ansätze zur Vereinheitlichung
o aber nicht gesteuert u. geplant, dass man im ganzen Reich einheitliche
Schriftsprache schafft
o Kompromissformen zur Lasten v. Regionalität
 Politisch war das Reich ja völlig zersplittert … darum keine einheitliche
Bemühungen
technische Neuerung: Buchdruck m. beweglichen Lettern 1456 löst aus:
 setzt sich sehr rasch u. erfolgreich durch
 und schließlich auch Reformation
… Luthers Beitrag f. Sprachgeschichte wurde bis in 1970er überschätzt … wurde als
Schöpfer d. nhd.-Sprache eingesetzt
 hat Textsorte verbreiten lassen, zu einer Zeit, wo das am dringendsten war:
Bibelübersetzung in allgemein verständlicher Sprache
 Luther-Bibel musste im Süden m. Glossar ausgestattet werden
o keine Einheitlichkeit, man kannte manche Worte gar nicht
o ist geprägt v. mittel- bzw. sogar niederdeutschen Sprachgebrauch
Vereinheitlichung d. Schriftsprache führt nicht dazu, dass neue Einheitssprache ins
Bewusstsein d. Menschen in d. gesprochenen Kommunikation eindringt
 Nhd. sollte statt Latein als Schriftsprache dienen
 bis heute unterhält man sich in dialektnahen Varietäten
o immer mehr Menschen versuchen, standardnah zu sprechen
o z.B. Wien: Junge Menschen versuchen im Alltag, keinen Dialekt mehr zu
sprechen!
… aber: weil das Standarddeutsch sich im 20. Jhd. gefestigt hat führt das dazu, dass
viele Menschen im Alltag wieder etwas sprechen, das eher dialektnahe ist:
Gegenbewegung
 z.B. in Sendungen: lockerer Duktus, man traut sich, sich v. d. Norm d.
Standarddeutschen wegzugehen
 weil Norm gesichert ist u. nicht mehr gefährdet
51
neue Medien führen auch zu einer Auflockerung
 Phänomen: „geschriebene Mündlichkeit“
o sms, Chat, etc.: Non-Standard
seit ca. 20 Jahren: „Sprachgeschichte v. unten“ wird geschrieben
 parallel laufende Entwicklungen m. d. Geschichtsforschung
 Quellen werden unter d. Aspekt ausgewertet, wie Sprach- u. Kommunikationsusus
d. breiten Bevölkerung war
o z.B. in Deutschland untersuchte jmd. Briefe, die Auswanderer aus Amerika
im 18. u. 19 Jhd. nach Hause schrieben … zeigt viel v. Sprachgebrauch d.
„einfachen Leute“ … viel Dialektales, Lokales, etc.
Soziolinguistik heute:

bedeutet Variations- u. Varietätenlinguistik … man schaut sich. Heterogenität d.
Sprache an
 Sprachwandel in d. Geschichte vollzieht sich asynchron
 d.h. Sprachsystem wandelt sich nie als Ganzes gleichförmig … einzelne Varietäten
wandeln sich in unterschiedl. Art u. Weise
o z.B. alemannischer Dialekt: hat bis heute nicht die nhd.-Diphthongierung
 lüt, hûs, etc. … wie mhd.
 andererseits gibt’s Wandelerscheinungen, die im Dialekt schon da sind, v.a.
Grammatik schneller als in Standardsprache
o zeigt, dass natürliche Sprachen extrem heterogene Erscheinungsformen
sind
Sprachbarriere-Forschung
war d. Beginn d. Soziolinguistik im heutigen Sinn
v.a. im dt. Sprachraum war Soziolinguistik identisch m. d. Erforschung d.
„Sprachbarriere“
 Warum erst jetzt? Ist gescheitert
o aber: Methoden wurden modernisiert u. entwickelt
 außerdem: aus d. Retroperspektive kann man viel Nutzen ziehen
o theoretisch
o man kann moderne Soziolinguistik schärfer bewerten, Fehler besser
nützen, in dem man sie in d. heutigen Forschung vermeidet
 Hauptfehler: viel zu stark ideologisch überladen
… sogar in ihrer Frühphase: konnte nie alle Problemstellungen d. Soziolinguistik
abdecken
 drängte alles andere an d. Rand, weil gesellschaftl. Diskussion damals so
beherrschend war
o andere Probleme wurden kaum beachtet
Begriff: „Sprachbarriere“
 deutscher Begriff … auch im Sinne d. Kulturraums (nicht nur sprachlich)
 z.B. Bernstein, der d. Forschung in England injiziert hat, hat d. Begriff nie
verwendet (auch nicht in englischer Entsprechung)
o erst in Rezeption Bernsteins im dt. Sprachraum entstanden!
52
… Metapher, die schon viel v. d. Herangehensweise preisgibt: Sprach u. Barriere …
schwingt viel Ideologie mit
 Barriere = Kinder d. sozialen Unterschicht haben aufgrund ihres Sprachgebrauch
Nachteile, in dem Sinn dass sich ihr Sprachgebrauch negativ auf ihre
kognitiven Fähigkeiten auswirken soll
o erzielen schlechtere schulische Leistungen
o stehen dadurch in d. Gesellschaft vor einer Barriere
 dass es Unterschiede gibt, ist klar
o auch, dass Stigmatisierungen entstehen u. das zu beruflichen Problemen
führt
o aber dass d. Sprachgebrauch zu kognitiven Mängeln führt, ist bis heute
nicht bewiesen worden!
Bernstein nimmt Untersuchungen in englischen Schulen vor
 Menschen d. Unterschicht haben anderes Sprachverhalten als Menschen d.
Oberschicht
 untermauert das m. linguistischen Merkmalen
 postuliert, dass Unterschichts- u. Mittelschichtskinder anderen Sprachcode
benutzen
o Code entspricht dem, was wir unter Varietät verstehen
 Bernstein postuliert, dass Kinder m. restringiertem Sprachcode Mängel in
kognitiver Fähigkeit zeigen
o Mittelschichtskinder haben elaborierten Code
 Schlussfolgerung: man muss pädagogisch eingreifen
o man muss Unterschichtskinder befähigen, dass sie dieselben kognitiven
Fähigkeiten entwickeln
o das geht nur, wenn sie entsprechenden sprachlichen Code entwickeln
… kommt in der Folge zu vielen breit angelegten kompensatorischen
Sprachentwicklungsprogramme
 relativ anrüchig aus heutiger Sicht: Sprachdrillprogramme
o herkömmliche Varietät soll abgelegt u. elaborierter Code soll eingeimpft
werden
 z.B. in d. Schulen im dt. Sprachraum: schauen, dass kein Dialekt gesprochen wird
Warum konnte Bernsteins These so populär werden?
 Zeitgeist: 60er Jahren waren v. Atmosphäre d. gesellschaft. Umwälzung geprägt
o Analyse, dass Unterschichtskinder keinen Aufstieg machen können …
politisch aufgegriffen worden (politisch link-sozial)
 außerdem: in 60er Jahren (da hat Bernstein erste Ergebnisse vorgelegt): gabs in
westl. Welt: Sputnik-Schock
o Sowjetunion war vor USA im Weltraum … furchtbare traumatische Ängste
ausgelöst … Sowjetunion soll nicht technologisch stärker sein als die
Mächte im Westen
o man sah dann, dass es zu wenig Studenten gibt … Ursache in Bernsteins
These gesehen … eingreifen, damit es mehr Studenten gibt, etc.
… Ideologische Position ist heute anders (neokapitalistisch)
 man muss d. Menschenmaterial zusammenstellen, damit Gesellschaft funktioniert
 aber damals auch … egal ob links, kapitalistisch, etc.
53
Was ist das Problematische an Bernsteins Postulaten?
elaborierter vs. restringierter Code: unterscheiden sich durch sprachliche Merkmale
 elaborierter Code:
o komplexere Satzstrukturen
o mehr Konjunktionen
o Passivkonstruktionen
o unterschiedl. Adjektive u. Adverbien
o breitere u. differenziertere Lexik, etc.
 das ist empirisch belegt … wäre heute evtl. auch nicht anders
William Labov: amerikanischer Soziolinguist widerlegt die These
 restringierter Code ist anders aber nicht „schlechter“ u. hat nix m. kognitiven
Fähigkeiten zu tun: Differenz-Hypothese statt Defizit-Hypothese v. Bernstein
… kommt aus Stadtsprachenforschung
 Er hat Sprache d. Schwarzen u.a. Unterschichtbevölkerung in Großstädten
Amerikas untersucht
o gibt Unterschiede … stellt fest, dass kein Defizit hervorgeht, sondern dass
kommunikative u. kognitive Erfordernisse in gleicher Weise erfüllt werden
wie Varietäten d. Oberschicht
o Kognition im Sinne v. messbarer Intelligenzleistung korreliert nicht
automatisch m. d. Erscheinungen, die Bernstein als elaborierter Code
postuliert
 führt dazu, dass Sprachbarriere-Forschung allmählich im Sand verläuft
… was steckt hinter d. Sprachbarriere?
 Sprachverhalten ist kein Hindernis, weil man mangelnde kognitive Fähigkeiten
hätte
 sondern weil Oberschicht das negativ bewertet!
o ist also eine soziale Barriere
… wenn man englische Verhältnisse auf dt. Sprachraum projiziert: viel zu grobkörnig
 Bernstein hat in englischen Schulen 2 Sozialschichten untersucht
o Verhältnisse in England d. 1960er: Klassenbewusstsein u. -separation (bis
heute) … sehr relevant
o gibt eine „Working class“ … kann man bei uns in der Form nicht erkennen
23.01.12
Wiederholung: Sprachbarriere-Forschung ist sehr umstritten … man müsste schauen,
was überhaupt „kognitive Fähigkeiten“ sind, etc.
 Zeitgeist begünstigt Forschungen d. 60er Jahre dennoch
 Sprachdrillprogramme
 kognitive Fähigkeiten + Sprachcode => konnte nie festgestellt werden
… Labov: Differenzhypothese
 Sprachcode d. Unterschichten ist anders
o aber Unterschichtssprache ist vollwertige Varietät … keine Wertungen
hinsichtlich Funktionalität
ab 80er: Sprachbarriere-Forschung hört allmählich auf
54
heute: positive Nachwirkungen d. Sprachbarriere-Forschung
 Sprachbarriere-Forschung führt dazu, dass man Methoden u. Theorien d.
Soziolinguistik überprüft
… ab 90er Jahren:
 Wissenschaft ist auch immer in gewisser Weise ideologisch
o Schub v. konstruktivistischer Kritik d. wissenschaftl. Forschens selbst
o man nimmt Abstand davon, dass Forscher sich aus „objektiven
Standpunkt“ seinem Gegenstand nähern kann

Immigranten: haben offensichtlich Probleme aufgrund ihrer Kommunikations- u.
Sprachkompetenz
o stehen vor einer Art „Sprachbarriere“
o man postuliert jetzt aber nicht mehr kognitive Defizite, sondern man
erkennt, dass es eine Sozialbarriere ist
o Kinder können Unterrichtssprache nicht ordentlich verstehen: Defizit
 jetzt geht’s um 2 verschiedene Sprachsysteme (nicht wie bei
Sprachbarriere-Forschung: unterschiedl. Varietäten)
 gezielter Sprachunterricht soll das ausgleichen
Migranten:
… gibt viele Menschen, die anderssprachig sind u. schon viele Jahre im dt.-sprachigen
Raum leben … sind nie über Pidgin-Sprache hinausgekommen
 grammatisches Pidgin-System … viele legen das nie ab
 auch Herkunftssprache wird nicht vollständig beherrscht … Defizite … beherrschen
evtl. regionale Dialekte, aber keine Standardsprache!
o keine vollständige Sprachkompetenz v.a. im Sinne d. Literarität, z.B.
Analphabeten (v.a. Frauen)
 aktuelle Überlegungen: Kinder sollen zuerst in Herkunftssprache Kompetenz
aufbauen, damit sie umso leichter im Deutschen Kompetenz erwerben können
Pidgin Deutsch
… funktionell in d. sozialen Kontexten, in denen diese Menschen sich bewegen
 überlebensfähig … Arbeitsplatz, Einkaufen, etc.: da genügt es
 einfache Grammatik, keine Flexion, vereinfachte Tempi, etc.
 auch Muttersprachler spielen große Rolle, wenn sie Pseudo-Pidgin m. ihnen
sprechen
o auf kurze Sicht: evtl. einfacher f. Kommunikation
o auf lange Sicht: fatal … weil so kann man es nie lernen u. denkt evtl., dass
das eh in Ordnung ist
Konsequenzen d. Sprachbarriere-Forschung
 Methodische Aspekte d. Soziolinguistischen Forschung werden viel breiter
diskutiert
 Probleme d. Immigranten im Licht d. Spezifik, die sich daraus ergibt (unterschiedl.
Sprachsysteme) besser in Griff bekommen
o gibt wieder große Programme, um Migrantenkinder im Kindergarten durch
Sprachunterricht auf bestimmtes Niveau zu bringen
55

ideologisch:
o 1970er Jahre war ideologisch links angesiedelt
o heutzutage: kapitalistische Ideologie … Forschung in Bezug auf Defizite d.
Migranten od. Pisa-Studie will Menschen bestimmte Fertigkeiten
beibringen, um sie möglichst gut in Arbeitsprozess zu integrieren
Theorienbildung d. modernen Soziolinguistik
Traditionsbruch in der linguistischen Forschung ab d. 1960ern (dt. Sprachraum: ab
70er)
 Geburtsstunde d. modernen Soziolinguistik
Rahmenbedingungen:
… gesellschaftl. Umwälzungen in 60ern
 Jugend revoltiert weltweit
 Wissenschaften sollen gesellschaftlich relevant werden … sich aus Elfenbeinturm
heraus bewegen
o sollen Gesellschaft verändern
 daraus entstanden z.B. Pragmatik u. Soziolinguistik
… auch d. Begriff Linguistik wurde in Zuge dessen verwendet, in Abgrenzung zur
traditionsphilologischen Wissenschaft
 modern … bewusst nach empirischer Forschung d. Naturwissenschaft orientiert
o Exaktheit u. Relevanz als Grundprinzipien
o wollte sich v. d. älteren philologischen Forschung unterscheiden
Folgen:
Linguistik soll m. Kommunikations- u. Handlungstheorie u. empirischen soziologischen
Modellen vereinigt werden
 Vervollständigung v. Defiziten d. älteren Forschung
Erweitertes Kommunikationsmodell … Löffler S. 32f.
 traditionelles Kommunikationsmodell wurde zum kommunikations- u.
handlungstheoretischen Modell ausgebaut
… Empfänger – Sender – Code … wurden ergänzt
 Kommunikationsteilnehmer:
o Sozialdaten kommen ins Spiel: Sender u. Empfänger sind soziales Objekt
… das muss berücksichtigt werden
o wer ist der Sender / Empfänger? welche Sozialdaten kann man damit
verknüpfen?

Übertragung d. Codes wird eingebettet in immer größere sozio-pragmatische
situative Kontexte
o Übertragung zw. Sender u. Empfänger nicht losgelöst v. Situation,
pragmatischer Kontext, Atmosphäre etc.
 das soll möglichst strukturell in das Modell integriert werden
o Kanal bzw. Übertragung d. Codes = in einem Kontext
 welche Bedingungen für d. Übertragung?
56
 der Code (das sprachliche Material) wird variationsspezifisch betrachtet
o klassisches Kommunikationsmaterial: Code = homogen
später: noch komplexer: dynamisch
 Kommunikationsübertragung ist dynamisch, d.h. d. Code kann sich während d.
Übertragung ändern
o Code-Shifting od. Code-Switching
 bis heute nicht hinreichend gelöst … aber d. theoretische Anspruch ist so hoch
Gesellschaftstaxonomie
= soziologischer Versuch, innerhalb d. Gesellschaft unterschiedl. Erscheinungsformen zu
modellieren
 z.B. Gesellschaftsschichten
… vor




d. modernen Soziolinguistik gabs das schon m. sprachlichen Erscheinungsformen
zuerst: „ständische“ Taxonomie d. Gesellschaft
Gesellschaftsschichten
Marx: Klassengesellschaft
Indien: Kasten
… funktioniert immer gleich
während Linguist natürliche Sprache in Bezug auf Heterogenität in Varietäten einteilt,
versucht d. Soziologe d. Gesellschaft in unterschiedl. Teilerscheinungen aufzuteilen
 also Versuch, die Heterogenität d. Gesellschaft soziologisch zu modellieren
 Einteilungen v. Subsystemen sind sowohl in Linguistik u. Soziologie fragwürdig
o subjektive Gruppierungen nach bestimmter Methode ordnen … darum
gibt’s verschiedene Möglichkeiten (Kasten – Stände – Klassen)
 Gruppierung d. Heterogenität d. empirischen Wahrnehmungen sind in gewissem
Grad willkürlich!
… alle Subsysteme sind Ansammlung v. Individuen
 v.a. in modernen Gesellschaften: ein u. dasselbe Individuum ist in mehreren
Subklassen!
 ältere Soziologie: Zugehörigkeit sei stabil … aber war eher Wunschdenken d.
Forscher, die aus bestimmten gesellschaftl. Kontext kommen
… Übergang zum Begriff d. Milieu als Subsysteme
 bis jetzt recht fruchtbarer Ansatz
 ist Gesellschaftstaxonomie, die situative u. interaktionale Aspekte berücksichtigt
o z.B. Arbeitsplatz od. bestimmte berufl. Tätigkeit = Milieu
o in diesem Milieu tauschen sich verschiedene „Schichten“ interaktional aus
o man sieht Interaktion in dynamischer Weise dieses Milieus
 Versuch, die starre Schichtentaxonomie aufzubrechen
… Selbstwahrnehmung d. Menschen in Bezug auf gesellschaft. Taxonomie in Forschung
miteinbeziehen
 wo zählt man sich selbst dazu, welche Kriterien, etc.
57

das ist neu u. interessant, weil man dasselbe in d. Linguistik macht:
Perzeptionslinguistik
o z.B. wie viele unterschiedl. Formen d. Sprache Deutsch kennt man? Worin
unterscheiden sie sich?
o z.B. Weiß man, wie der Sprachraum in Bezug auf Dialekte gegliedert ist?
Wo gibt’s Dialektgrenzen? Was weiß man darüber?
 erstaunlich, welches Wissen d. Menschen über innersprachl. Gliederung haben
o wissen intuitiv viel … ähnl. ist es auch m. Gesellschaft
 ist natürlich nur ein Aspekt d. gesamten wissenschaftl. Arbeit
Handlungstaxonomie
… Frage d. Status u. d. Rolle = Rollentheorie
 Rolle = metaphorisch in Bezug auf Rolle eines Schauspielers
o Menschen agieren ähnl. wie Schauspieler auf Bühne
o jeder Mensch hat mehrere Rollen, mit denen er sich im sozialen Alltag
bewegt
… so wie Gruppe m. Schicht korreliert, so korreliert Rolle m. Status
 Status = das, was man repräsentiert
o z.B. Vortragender bei Vorlesung = gewisser Status … darauf bezogen ist
das Rollenverhalten geprägt in d. Gesellschaft
o gibt Ähnlichkeiten, bzw. Parallelen … gewisse grundlegende Züge sind in d.
Rolle d. Vortragenden immer zu sehen
o auch unter Konventionen gestellt … wenn man sprachl. nicht d. Rolle
entspricht => markierter Sprachgebrauch
… Gefahr d. Stereotypisierung
also Vorurteil, Klischee
 trübt d. Blick, was empirische Phänomene betrifft
 Differenz zw. Kurzzeit u. Langzeitrollen
o die können sich überlagern
Attitüden als soziale Realitäten
Attitüden-Forschung = gruppenhafte Meinungen
 kollektive Meinungen, die über bestimmte Phänomene in Gesellschaft
vorherrschen
 betrifft auch sprachliche Phänomene
o z.B. beliebteste Fremdsprache, schönster Dialekt … da gibs bestimmte
Attitüden in d. Gesellschaft … relativ stabil
 Werte-Urteile … ähnlicher Ansatz wie Perzeptionsansatz
o Werturteile (nicht wissenschaftl. Urteile) d. betroffenen Menschen werden
erhoben u. fließen in d. Untersuchungen ein
… wenn Attitüden Vorurteile transportieren = Stereotypen
 z.B. in Österreich: Menschen aus d. Norden Deutschlands kommunizieren direkter
(unhöflicher)
o im Norden: Österreicher würden umständlich kommunizieren (hinterhältig
u. falsch)
58
… Attitüden u. Stereotypen sind handlungssteuernd
 sogenannte „Sprachbarriere“ ist Barriere, die sich auf Stereotypen u. Attitüden
aufbaut
 das sieht man auch erst in den neuen Forschungen
„Sozialistische“ Soziolinguistik
… meint Forschung in ehem. sozialistischen Staaten Osteuropas (DDR, Sowjetunion)
erstes Paradoxon:
 Soziolinguistik ist in 1960er u. 70er Jahren im Entstehen
o im Westen: als ideologisch linke Forschungsströmung (also sozialistisch)
 in Sozialistischen Ländern: keine Soziolinguistische Forschung
o weil Heterogenität v. Sprache nicht zusammenpasst m. marxistischenfeministischen Weltbild
o weil Heterogenität d. Sprache wäre Beweis dafür, dass sozialistische
Gesellschaft Ziel nicht erreichen kann … weil ja alle gleich sein sollen
… in DDR u. Sowjetunion entstand soziolinguistische Forschung
 aber nur unter d. Prämisse, dass man vorher klar macht, wie die Sprache in
diesen sozialistischen Gesellschaften funktioniert bzw. funktionieren soll
o d.h. soziolinguistische Forschung = Instrument, um sprachpolitisch die
Verhältnisse dorthin zu lenken, dass sie dieser Gesellschaft entsprechen
o also man erkennt an, dass sozialistische Gesellschaft noch nicht Ziel
erreicht hat … aber man will sie dazu hinbringen

marxistisch-feministische Theorie stellt Produktionstätigkeit ins Zentrum
o Sprache kann Funktion nicht losgelöst v. Produktionstätigkeit haben … soll
möglichst homogen sein
o Soziolinguistik soll Heterogenität u. Ursachen aufdecken u. ausgleichen …
sprachlenkend einlenken … reibungslosen Produktionsprozess ermöglichen
 heute noch in China
… sozialistische Soziolinguistik entwickelt sich gut
 z.B. Existenz- od. Erscheinungsform f. Varietät
o Begriffe aus DDR-Soziolinguistik
 z.B. Theorie d. Funktionsstile (Riesel: Pressesprache, etc.)
zusammenfassend
… zuerst Heterogenität in sozialistischen Ländern negiert
 dann: Anschluss an soziolinguistische Forschung geglückt
o aber nur m. ideologischer Implikation, muss Heterogenität ausgleichen
… aber in DDR-Forschung gabs auch differenzierte Forschungen: Funktionsstile
 z.B. differenziert zw. stabilen Sprachsystemen (die kann man nicht ausgleichen)
u. instabilen
o z.B. stabil: Hochsprache (DDR: „Literatursprache“)
 also im Sprachsystem selbst gibt’s Heterogenität, die unabhängig v.
Produktionsprozessen ist … da hat man dann die Funktionsstile geprägt
o das ist wg. historischen Zersplitterung d. dt. Sprachraumes
59
30.01.12
Wiederholung
1ter Prüfungstermin = 31.01., 18:30 - 20:00. Ort: Hörsaal 33
60
Herunterladen