Teil X - Tired Joe

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Evolution
Formenvielfalt: ca. 1 Million Tierarten, ca. 0,5 Millionen Pflanzenarten
Frage nach der Entstehung dieser Arten:
 Schöpfungslehre:
Unveränderlichkeit (Konstanz) der Arten, bis Ende des 18. Jahrhunderts.
 Abstammungslehre: Arten sind veränderlich und haben sich im Laufe der Evolution gebildet.
Evolutionstheorien: Versuche die Ursachen für den Ablauf des Artenwandels zu ergründen
Evolution:
Weiterentwicklung der Lebewesen von einfacheren, wenig spezialisierten Grundformen zu
differenzierten und an unterschiedliche Umwelteinflüsse bestens angepasste Lebewesen.
bzw. Evolution ist ein Prozess, der dazu führt, dass im Laufe der Generationsfolge die ARTEN
(Spezies) abwandeln, d.h. andere und neue ARTEN entstehen.
Die ARTBILDUNG ist ein ZENTRALER VORGANG im EVOLUTIONSGESCHEHEN
ART
Jäger und Sammler der Frühkulturen mussten jagdbare Tiere, nahrungspflanzen und Heilpflanzen kennen und
von anderen unterscheiden können. Die Charakterisierung der Arten erfolgte an Hand von Merkmalskombinationen von ähnlich aussehenden und ähnlich gebauten Individuen (morphologische Kriterien).
-
morphologischer Artbegriff:
Die Arten werden durch übereinstimmende sichtbare Merkmale
charakterisiert. Eine Art ist die Gesamtheit aller Individuen,
die in allen wesentlichen Merkmalen untereinander und mit ihren
Nachkommen übereinstimmen
Klassifizierungsschema: (SKOFGAR)
Stamm: Wirbeltiere
Klasse: Säugetiere
Ordnung: Fleischfresser
Familie: Katzenartige
Gattung: Katze
Art:
Hauskatze: Felis domestica
(binäre Nomenklatur)
ABER: Geschlechtsdimorphismus (z.B. marine Ringelwürmer /Vögel),
Generationswechsel: unterschiedliche aussehende Generationen (Moose / Farne)
-
biologischer (genetischer) Artbegriff:
„Alles was sich paart und schart, gehört zu einer Art“!!
Eine Art ist eine potentielle Fortpflanzungsgemeinschaft; die
Nachkommen müssen ebenfalls fruchtbar sein!
(Esel x Pferd = Maulesel / Maultier  unfruchtbar  verschiedene Arten)
Esel
Pferd
Maulesel
Bei der Klassifizierung der Arten fällt auf, dass auch bei unterschiedlichen Arten übereinstimmende Merkmale
auftreten.  Abstammungslehre
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POPULATION
Gesamtheit der Individuen einer Art in einem bestimmten Gebiet.
Genpool:
gemeinsames genetisches System;
jede Art besitzt einen einheitlichen Genpool,
jedes Individuum davon einen Bruchteil!
Aus einer Population können neue
RASSEN hervorgehen.
Lebewesen mit ähnlichen, stabilen Genkombinationen, die sich deutlich von anderen Rassen unterscheiden, sich
mit diesen aber kreuzen können und dabei fruchtbare Nachkommen erzeugen.
z.B. bei geographischer Trennung von Populationen
Übergänge ART
RASSE fließend!
Homologie – Analogie
Festlegung von Verwandtschaft durch „Ähnlichkeiten“
Problemstellung:
1.
Analogien = Anpassungsähnlichkeiten
Maulwurfsgrille
Maulwurf
Analog sind Strukturen gleicher Funktion, aber mit verschiedenem Grundbauplan.
Analoge Strukturen/Organe entstehen durch konvergente Entwicklung
= Konvergenz: Anpassung verschiedener Lebewesen (nicht verwandt) an gleichartige Umweltbedingungen (Lebensraum)
ANALOGIEN GEBEN KEINEN HINWEIS AUF STAMMESVERWANDSCHAFT !!!
Beispiele:
2.
-
Grabbein Maulwurf / Maulwurfsgrille (siehe oben)
Vogelflügel / Insektenflügel
Lunge er Wirbeltiere / Tracheen der Insekten
Stromlinienförmiger Körper
Kameraauge Tintenfische / Wirbeltiere
Spross-Sukkulenz Kakteen (Amerika)
Homologien = Bauplanähnlichkeiten
Homolog sind Strukturen, die den gleichen Bauplan aufweisen (Folge gemeinsamer genetischer Information aufgrund von Stammesverwandtschaft).
Dieser Gruppenbauplan bleibt erkennbar, auch wenn ein Gestaltwechsel oder Funktionswechsel (in Anpassung an versch. Umwelt) stattgefunden hat.
HOMOLOGIEN GEBEN HINWEISE AUF STAMESVERWANDTSCHAFT !!!
Beispiele:
-
Vorderextremitäten aller Wirbeltiere
Beine aller Insekten …
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Homologie, Analogie, Konvergenz
A
B
C
D
Homologie, Blattmetamorphosen.
A Laubblatt (Fingerkraut); B Blattdorn (Sauerdorn); C
Insektenfalle (Sonnentau); D Kronenblätter, Staubblätter
(Wiesenschaumkraut)
Euphorbie (Afrika)
Säulenkaktus (Mittelamerika)
Moriga ovalifolia (Südafrika)
Extremitäten von Wirbeltieren
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Homologie und Analogie
Konvergenz bei Vögeln
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Homologiekriterien zur Festlegung der Verwandtschaft
a) Kriterium der Lage
Homologie von Vorderextremitäten der Wirbeltiere
Homologie von Mundwerkzeugen der Insekten
Weiteres Beispiel: Homologie der Insektenbeine (Grabbein, Fangbein ect.)
Organe sind homolog, wenn sie die gleiche Lage in einem vergleichbaren Gefügesystem einnehmen
(oder nach Zahl und Anordnung einem gemeinsamen Bauplan zugeordnet werden können!)
b) Kriterium der Kontinuität
Beispiel:
Umwandlung der Kiefergelenkknochen der
Fische zu den Gehörknöchelchen der Säuger als
Beispiel des Funktionswechsels homologer
Knochen
 Quadratum und Articulare der
niederen Wirbeltiere
homolog
Amboß und Hammer der
Säugetiere
Körperteile oder Organe sind trotz verschiedener Lage im Bauplan und unterschiedlicher Gestalt
homolog, wenn sie sich durch Zwischenformen verbinden lassen, die untereinander mit Hilfe des
Kriteriums der Lage homologisierbar sind.
Die Zwischenformen - können im Laufe der Embryonalentwicklung auftreten
- als Fossilfunde vorliegen
- bei nah verwandten rezenten Lebewesen nachweisbar sein
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c)
Kriterium der Spezifischen Qualität und Struktur
Komplex gebaute Organe sind auch
unabhängig von ihrer Lage homolog,
wenn sie sich aus vergleichbaren Einzelstrukturen zusammensetzen und
damit im Grundbauplan übereinstimmen.
Wichtig, da fossil oft nur Einzelteile losgelöst vom Organismus gefunden werden.
Zusammenfassung:
- homologe Organe können einander sehr ähnlich sein und gleiche Funktionen aufweisen
- unterschiedliches Aussehen und unterschiedliche Funktion z.B. durch Funktionswechsel
Analogie
ähnliches Aussehen
verschiedener Bauplan
Homologie
verschiedenes Aussehen
gleiches Aussehen
gleicher Bauplan
Belege für die stammesgeschichtliche Entwicklung
Kriterien für Verwandtschaft bzw. Nichtverwandtschaft
Homologie
Organe oder Strukturen, die sich auf gemeinsame Grundformen zurückführen lassen, sind homolog. Sie können
sich dabei in Ihrer Funktion stark unterscheiden. Homologe Organe sind ein Beweis für Verwandtschaft.
(z.B. Vordergliedmaßen der Wirbeltiere)
Homologiekriterien
Kriterien der Lage
Zwei Organe oder Strukturen sind homolog, wenn sie im vergleichbaren Gefügesystem die gleiche Lage haben.
(Beispiel: Vordergliedmaßen der Wirbeltiere, Blätter von Blütenpflanzen)
Kriterien der spezifischen Qualität
Sind Organe aus vielen Einzelbausteinen aufgebaut, so sind sie auch ohne Lagegleichheit homolog, wenn sie in
vielen Einzelheiten gleich gebaut sind.
(Beispiel: Hautzähne des Hais – Wirbeltierzahn)
Kriterium der Kontinuität
Einander unähnliche Organe sind dann homolog, wenn sie durch eine Reihe von Zwischenformen verbunden
sind.
(Beispiel: Kiefergelenk der Reptilien  Gehörknöchelchen der Säuger,
Schwimmblase der Knochenfische  Lunge)
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Analogie
Organe und Strukturen, die die gleiche Funktion ausüben, aber unterschiedliche Grundbaupläne aufweisen sind
analog. Analogie ist kein Verwandtschaftsbeweis.
(Beispiel: Grabbein des Maulwurfs und Grabschaufel der Maulwurfsgrille, Flügel des Vogels und Flügel eines
Insekts, Blattranken und Sprossranken von Pflanzen)
Konvergenz
Die Anpassung von Lebewesen an die gleichen Umweltbedingungen führt zur Bildung weitgehend übereinstimmender Strukturen (konvergente Entwicklung) unabhängig von der Verwandtschaft der Organismen.
(Beispiel: Grabbein des Maulwurfs und Grabschaufel der Maulwurfsgrille, Flügel des Vogels und Flügel eines
Insekts, Blattranken und Sprossranken von Pflanzen, Speichergewebe und Form von Sukkulenten wie
Kandelaber-Euphorbien und Kaktus, aber auch Anpassung der Gestalt [Stromlinienform] an das Leben im Wasser.)
Homologie
a) aus der vergleichenden Anatomie
-
Lungentypen bei Wirbeltieren
Gehirntypen bei Wirbeltieren
b) aus der vergleichenden Embryologie
-
Embryonalentwicklung des Vogelflügels: schrittweise Entwicklung der spezialisierten Struktur aus dem
Grundbauplan „fünfstrahlige Extremität“
 Hinweis, dass Vögel von Wirbeltieren mit fünfstrahligen Vorderextremitäten abstammen
-
Entwicklungsstadien verschiedener Wirbeltiere
Die Embryonen von Organismen eines
Verwandtschaftskreises (z.B. der Wirbeltiere) gleichen sich auf frühen Stufen
der Entwicklung auch dann weitgehend,
wenn die adulten Formen sehr unterschiedlich ausgebildet sind!



Wirbeltier-Embryonen ventralwärts gekrümmt
Chorda stützt Rücken, wird später von knorpeliger, dann knöcherner Wirbelsäule ersetzt
dorsales Nervensystem
Ursache:
gemeinsamer Genbestand
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-
menschlicher Embryo
 Das häufig zu beobachtende Auftreten
von Organisationsmerkmalen erdgeschichtlich älterer Lebewesen in embryonalen Stadien rezenter Tiere und Pflanzen
lässt sich nur erklären, wenn man eine
stammesgeschichtliche Abstammung der
Lebewesen voneinander annimmt!
Aus diesen Tatsachen glaubte Ernst von
Haeckel ein allgemeingültiges Gesetz ableiten zu können:
1866 E. von Haeckel: Biogenetische Grundregel:
Die Ontogenese eines Organismus stellt die kurze, schnelle
Rekapitulation seiner Phylogenese dar !!!
In dieser verallgemeinerten Form – bezogen auf den Ontogenesenverlauf des gesamten Organismus –
lässt sich diese Aussage heut nicht immer halten:
1. Embryonen legen auch solche Strukturen an, die für die augenblickliche Lebensweise erforderlich
sind, sog. Eigenanpassungen des Keimes, z.B. Verschluss der Augenlider vor der Geburt bei blindgeborenen Nesthockern! Das weist nicht auf blinde Ahnenformen hin!
2. Oft entwickeln Embryonen nur Anlagen von einzelnen Organen, die dem adulten Organismus fehlen! So z.B. zeigen Rinderembryonen Anlagen der oberen Schneidezähne, die aber nicht mehr ausgebildet werden!
Deshalb formuliert man heute die biogenetische Grundregel besser so:
Während der Ontogenese werden häufig Merkmale der stammesgeschichtlichen Vorfahren ausgebildet, die dem Adultstadium fehlen.
Rekapitulationsentwicklung oder Umwegentwicklung !!!!
Beispiel: für Umwegentwicklung:
- Die Kiemenbögen der Fischembryonen entwickeln sich zum Kiemenapparat, bei landlebenden
Wirbeltieren werden sie zu Teilen des Kehlkopfes
 Schluss aus dieser Umwegentwicklung: die Evolution der Wirbeltiere ging von aquatischen
Formen mit Kiemenapparat aus!
- Lanugo-Haarkleid des menschlichen Embryos
- Embryonen von Bartenwalen zeigen Zahnanlagen, die aber nie durchbrechen und später resorbiert
werden. Die Zähne des Kiefers sind beim adulten Bartenwal durch einen Reusenapparat ersetzt.
 Schluss aus dieser Umwegentwicklung: Bartenwale stammen von Vorfahren ab, die Zähne
Besaßen, wie die heute noch lebenden Zahnwale
z.B. Delphine)
Die biogenetische Grundregel lässt sich noch weiterführen:
Auch in postembryonalen Entwicklungsstadien, z.B. Larvenformen können noch ursprüngliche Organisationszüge enthalten sein!
Es ist also gelegentlich möglich, von larvenformen aus verschiedenen systematischen Großgruppen auf
deren stammesgeschichtlichen Zusammenhang zu schließen.
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Beispiel:
Marine Ringelwürmer, Muscheln und auch einige Meeresschnecken entwickeln sich aus freischwimmenden Larven, die einen typischen Wimpernkranz tragen = Trochophoralarve. Auch die innere Organisation der Larven ist sehr ähnlich. Diese auffälligen Übereinstimmungen weisen auf die Abstammung
von einem gemeinsamen Vorfahren hin!
Beispiel: Scholle, ein sog. Plattfisch
Larve zunächst bilateral symmetrisch wie „normaler Fisch“
Späte Larve und Adultstadium asymmetrisch
Rudimentäre Organe
„Überbleibsel von unseren Ahnen!
Organe, die funktionslos geworden sind und sich während der Phylogenie teilweise oder ganz zurückgebildet
haben.
Phylogenie/Phylogenese = stammesgeschichtliche Entwicklung
Ontogenie/Ontogenese = Individualentwicklung
Beispiele:
 Reste des Beckengürtels beim Wahl
 Vollständiger Schultergürtel und Reste des Beckengürtels bei der Blindschleiche
 Griffelbeine beim Pferd (zurückgebildete Mittelhandknochen)
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


Steißbein beim Menschen (zurückgebildete Schwanzwirbelsäule)
Reste der Körperbehaarung (rudimentäres Fell) beim Menschen
Reste von Muskeln zur Bewegung der Ohren
Atavismen
In seltenen Fällen treten rudimentäre Organe wieder in einer stärker ausgeprägten Form zu Tage.
Beispiele:
 Verlängerte Griffelbeine mit Zehengliedern und Hufen beim Pferd
 Ausbildung eines Schwanzes, bewegliche Ohren, überzählige Brustwarzen, starke Behaarung am ganzen Körper beim Menschen
Erklärung:
 Regulation des genetischen Materials: Gene, die normalerweise „abgeschaltet“ sind, werden wieder exprimiert.
 An der Ausbildung der betreffenden Merkmale sind mehrere Gene beteiligt. Ein oder mehrere Gene
wurden im Laufe der Phylogenie getrennt und die Merkmale konnten nicht mehr oder nur teilweise realisiert werden. Durch Neukombination dieser Gene tauchen die Merkmale wieder auf.
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Archaeopterix
c)
Vergleichende Biochemie, z.B. Serum-Präzipitintest
Serologische Bestimmung von Eiweißähnlichkeiten (Präzipitinreaktion)
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Man misst die ausgefällte menge Serumprotein nach Zusatz des gegen die menschlichen Proteine empfindlich
gemachten Serums eines Kaninchens (=Antiserum). Fügt man z.B. dem Antiserum gegen menschliche Proteine
das Blutserum eines Schimpansen hinzu, so werden die Serumproteine des Schimpansen zu 85 % ausgefällt.
Die Werte sind ein Maß für die Übereinstimmung zwischen Eiweißstoffen verschiedener Lebewesen und damit
ein Maß für den Verwandtschaftsgrad.
Mit solchen serologischen Tests kann man Verwandtschaftsverhältnisse im Tierreich klären, die durch anatomische Homologien nicht sicher belegbar sind.
Eine weitere biochemische Möglichkeit zur Bestimmung der Verwandtschaft ist die
Sequenzanalyse von Proteinen
z.B. von Enzymen die den gleichen Stoffwechselschritt katalysieren.
Proteine sind die direkten Genprodukte. Jede Abweichung der Aminosäuresequenz bedeutet eine Mutation im
Erbmaterial, die im Laufe der Evolution stattgefunden hat.
Je weniger Unterschiede in der Aminosäuresequenz, desto näher verwandt!
Beispiel: Insulin 54 Aminosäuren
Schaf / Rind: 1 andere Aminosäure
Schaf / Wal: 3 andere Aminosäuren
Beispiel: Atmungsenzym Cytochrom C 104 Aminosäuren
Mensch / Rhesusaffe: 1 andere Aminosäure
Mensch / Hund:
5 andere Aminosäuren
Mensch / Pferd:
12 andere Aminosäuren
Mensch / Motte:
31 andere Aminosäuren
Vergleich der Aminosäuresequenzen von Proteinen
Die Stoffwechselvorgänge bei der aeroben ATP-Bildung (Glycolyse, oxidative Decarboxylierung, Citratcyclus
und Atmungskette) laufen in allen Lebewesen gleich ab. Mutation bei Gene, die für Enzyme des Energiestoffwechsels codieren sind selten, weil auf diesen Genen ein hoher Selektionsdruck lastet.
Durch die Bestimmung der Unterschiede in der Aminosäuresequenz des Atmungskettenenzyms Cytochrom C
(ca. 100 Aminosäuren) bei verschiedenen Organismen, lässt sich ein Stammbaumschema entwickeln.
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Die Länge, der von einem
Verzweigungspunkt ausgehenden
Strecke ist proportional zur Zahl der
Abweichungen in der Aminosäuresequenz.
Dieser Stammbaum berücksichtigt
keine anderen Kriterien!
Analyse der DNA-Nucleotidsequenz
Der direkte Vergleich der Nucleotidsequenz bzw. der Basensequenz der DNA ist natürlich die unmittelbarste
Bestimmung des Verwandtschaftsgrades zwischen Lebewesen.
Problem: Das Verfahren ist technisch sehr aufwendig!
Vergleich der Basensequenz der DNA
Die genaueste Bestimmung des Verwandtschaftsgrades zwischen Lebewesen erfolgt durch den direkten Vergleich der Basensequenz der DNA.
Methoden:
 Hybridisierung markierter Einzelstrang-DNA (z.B. Mensch-Rhesusaffe 85 %)
 Genelektrophorese (z.B. Mensch-Schimpanse 98 %)
Anmerkung: Biochemische Homologie betrifft auch
- die Universalität des genetischen Codes
- die Universalität der Proteinbiosynthese
- ATP als universellen Energiespender!
d) Vergleichende Ethologie = Verhaltensbiologie (Ethologie)
-
Angeborene Verhaltensweisen sind im genetischen Material verankert.
Homologe Verhaltensweisen beruhen auf einer gemeinsamen genetischen Information
Eine Homologie kann angenommen werden, wenn der Ablauf einer Verhaltensweise bei verschiedenen Tierarten in möglichst vielen Einzelmerkmalen übereinstimmt und/oder auf eine gemeinsame
Grundform zurückgeführt werden kann.

Beispiel: Handgreifreflex bei Mensch-Affe-Eichhörnchen
 Hinweis auf baumbewohnende Vorfahren

Beispiel: Verlassenheitsruf der Küken bei Entenvögeln
 Hinweis auf gemeinsame Vorfahren
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
e)
Beispiel: Die Erpel verschiedener Entenarten führen sehr ähnliche Balzbewegungen aus.
Das „Scheinputzen“ als ritualisiertes Einfetten des Gefieders fällt besonders auf.
Vergleichende Parasitologie
Parasiten sind sehr stark an ihren Wirt angepasst.
 Beispiel: Menschenläuse findet man sonst nur bei Schimpansen
 Beispiel: Robben besitzen Parasiten landlebender Raubtiere, z.B. von Bären!
Paläobiologie
Zeitlicher Verlauf der Evolution
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Stammbaum der Wirbeltiere
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Fossilien
Fossilien sind die Überreste oder Abdrücke von Lebewesen, die in der Vergangenheit lebten. Sie liefern den
unmittelbaren Beweis für die frühere Existenz und die allmähliche Veränderung bestimmter Lebensformen.
Fossilien finden sich meist in Sedimentgesteinen (Sandstein, Schiefer), die durch Ablagerung von Sand oder
Schlamm entstanden sind.
Die Belege durch Fossilien sind aber lückenhaft, da für eine Fossilisation günstige Bedingungen herrschen müssen, die Fossilien nicht durch geologische Prozesse zerstört werden dürfen und sie schließlich noch gefunden
werden müssen.
Formen der Fossilisation
 Erhaltung von hartteilen
Eingeweide zersetzen sich meist rasch, nur die harten mineralreichen Teile wie
Zähne, Knochen, Schalen und Panzer bleiben erhalten.
 Versteinerung (Petrifikation)
In Wasser gelöste Mineralien sickern in das Gewebe abgestorbener Lebewesen ein, ersetzen das organische Material und kristallisieren aus.

Abdrücke
Im verfestigten Sedimentgestein sind die Umrisse und die Oberflächenbeschaffenheit der Lebewesen erkennbar.

Steinkern
Abgestorbene Lebewesen hinterlassen nach der Zersetzung ein Hohlraum, der
später durch Sand, Schlamm oder Kalk gefüllt wird.

Inkohlung
Bei pflanzlichen Stoffen, die in sauerstoffarmen Sümpfen versanken, reichert sich
durch anaeroben Abbau Kohlenstoff an.

Mumifizierung
Die Konservierung von hart und Weichteilen erfolgt durch Dauerfrost, Trocknung, Säuren oder Einbettung in Harz.
Absolute Altersbestimmung
In Fossilien oder dem umgebenden Gestein befinden sich natürliche radioaktive Elemente. Die instabilen radioaktiven Elemente wandeln sich unter Aussendung von Strahlung in stabile Elemente um.
Beispiel 𝜷-Strahlung:
 Ein Neutron n0 im Kern wandelt sich durch Aussendung eines Elektrons e- in ein Proton p+ um
 die Kernladungszahl erhöht sich dadurch um 1
 Das radioaktive Kohlenstoffisotop 𝟏𝟒𝟔𝑪 wandelt sich in das stabile Stickstoffisotop 𝟏𝟒𝟕𝑵 um.
𝟏𝟒
𝟔𝑪

-𝛽

𝟏𝟒
𝟕𝑵
Der zeitliche Verlauf des radioaktiven Zerfalls ist unabhängig von äußeren Einflüssen. In gleichen Zeitintervallen zerfällt immer der gleiche Bruchteil an radioaktiven Isotopen.
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
Die Halbwertszeit T1/2 gibt den Zeitraum an, in dem die Hälfte des radioaktiven Materials zerfallen ist.
T1/2 (14 𝐶 ) = 5,76 × 103 Jahre
Radiocarbon-Methode
- Das CO2 der Atmosphäre enthält die beiden Kohlenstoffisotopen 12 𝐶 und 14 𝐶 in einem Mengenverhältnis von 12 𝐶 : 14 𝐶 = 1012 = 1
- Pflanzen bauen CO2 in ihren Körper ein und dadurch gelangt es auch in Tiere.
- Nach dem Absterben wird kein CO2 mehr in den Organismus eingebaut.
- Durch den radioaktiven Zerfall verringert sich die Konzentration von 14 𝐶 , d.h. das Verhältnis von
12
𝐶 : 14 𝐶 verändert sich.
- Auf Grund der Halbwertszeit von 14 𝐶 = 5750 Jahren ist diese Methode nur für Objekte mit einem Alter
von ca. 500 bis 50.000 Jahren geeignet.
Für ältere Funde eignet sich z.B. die Kalium-Argon-Methode. T1/2 (K) = 1,27 × 109 Jahre.
Relative Altersbestimmung
-
Die relative Altersbestimmung erfolgt durch geologische Schichten (Gesteinsschichten, Straten), die
sich im Laufe der Zeit gebildet haben.
Liegen Schichten ungestört übereinander, sind die unteren Schichten älter als die oberen.
Anhand von Fossilien, die in bestimmten Schichten gehäuft auftreten (Leitfossilien), lassen sich diese
Schichten charakterisieren und identifizieren.
z.B. Trilobiten (Krebse) - Erdaltertum (EA)
z.B. Ammoniten (Kopffüßer) - Erdaltertum (EA) / Erdmittelalter (EM)
Findet man in diesen Schichten dann noch andere Fossilien, lässt sich deren Alter „relativ“ zuordnen.
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Die vergleichend-anatomischen Untersuchungen der Fossilien, insbesondere der Brückentiere, und ihre zeitliche
Einordnung schaffen nunmehr die Voraussetzungen für die Rekonstruktion eines einfachen Wirbeltierstammbaumes:
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Paläogeographische und geologische Situation
Die Lage von Land und Meer war in früheren geologischen Perioden ganz anders verteilt als in der Gegenwart.
Deutschland lag in den Tropen und war größtenteils vom Meer bedeckt. Der Bereich der südlichen Frankenalb
bestand während des oberen Jura aus ausgedehnten Schwamm- und Korallenriffgürtel mit zwischengelagerten
Lagunen. Dort lagerte sich über Jahrmillionen sehr feiner Kalkschlamm ab, der heute noch als bis zu 90 Meter
mächtige Schichten erhalten ist. Durch das lebensfeindliche Milieu wurden eingeschwemmte Organismen nicht
zersetzt, dadurch bestand eine äußerst günstige Voraussetzung für eine fossile Überlieferung. Dieser Umstand
machte die Fossilien aus den Plattenkalkwannen weltberühmt.
Geologische Zeitalter
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Vor- und Nachfahren der Urvögel
Das es weder von den Vorfahren noch von den direkten Nachfahren Fossilfunde gibt, liegt die Herkunft und die
weitere Evolution noch im Dunkeln. Auf Grund vieler Hinweise wird von vielen Wissenschaftlern die Theorie
angenommen, dass die Urvögel von kleinen, bodenbewohnenden Dinosauriern abstammten, die auf unebenem
Gelände sich laufend und springend fortbewegten und dabei durch eine Verlängerung der Schuppen zu Federn
begünstigt wurden. So kam es bei der Kombination von Flügelschlag und Ausnutzung der Schwerkraft zum
aktiven Kraftflug.
Die nächsten Vögel der Erdgeschichte erscheinen erst wieder 10 Millionen Jahre nach Archaeopteryx in der
Unterkreide. Die Vogelmerkmale traten dabei immer mehr in den Vordergrund.
Fossile und Lebende Brückentiere
Definition Brückentiere
Brückentiere (connecting links) sind Übergangsformen, die Merkmale zweier unterschiedlicher Organismengruppen aufweisen. Sie liefern Indizien für die Existenz gemeinsamer Ahnen.
Fossilien
Bei Fossilien (von lat. „fossa“ = Knochen) handelt es sich hauptsächlich um Knochen oder Schalen, die durch
den Vorgang der Fossilisation („Fossilwerdung“) mineralisiert wurden und so für die nachwelt erhalten blieben.
Dieser Vorgang dauert nur wenige zehntausend Jahre. Fossilien befinden sich in Erd- und Gesteinsschichten und
sind meist gut im Schiefer oder anderen vulkanischen Sedimenten anzutreffen.
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
Archaeoperix, Übergangsform zwischen Reptil und Vogel (Jura)

Eusthenopteron (Quastenflosser, Übergansstadium Fisch  Amphibium)
Lebende Fossilien sind Dauergattungen, die aufgrund geringer Veränderungen ihrer Umwelt bis heute weitgehend unverändert blieben.

Latimeria (Quastenflosser)

Das in Australien lebende Schnabeltier weist als lebendes Brückentier neben einigen Säugetiermerkmalen noch urtümliche Merkmale von Reptilien auf:
- nicht wechselwarm, besitzt aber auch keine ständig konstante Körpertemperatur
- es besitzt ein Fell und säugt seine Jungen
- andererseits legt es Eier wie die Reptilien
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Vom Fisch
- Schwanzflosse
- Seitenlinienorgan
Vom Lurch
- Schleimhaut
- 5 gliedrige
Extremität
Lebende Fossilien sind Dauergattungen, die aufgrund geringer Veränderungen ihrer Umwelt bis heute weitgehend unverändert blieben.
 Ginko (Übergangsstadium Nadel  Blatt)
 Latimeria (Quastenflosser)
 Nautilus (Kopffüßler)
 Pfeilschwanzkrebs (Spinnenartige)
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Brückentiere (connectin links) sind Übergangsformen, die Merkmale zweier unterschiedlicher Organismengruppen aufweisen. Sie liefern Indizien für die Existenz gemeinsamer Ahnen.
 Archaeopterix, Übergangsform zwischen Reptil und Vogel (Jura)
 Eustenopteron (Quastenflosser, Übergangsstadium Fisch  Amphibium)
 Ichthyostega (Uramphibium)
Lebende Fossilien
Nautilus
Schnabeltier
Wichtige Erkenntnisse aus der Paläobiologie
1.
Die meisten fossilen Formen lassen sich – selbst wenn sie schon ausgestorben sind – zwangslos in das System der heute lebenden Organismen einordnen.
 Saurier:
Reptilien
 Trilobiten: Krebse
 Ammoniten: Kopffüßler
2.
Die ersten Lebewesen bewohnten nur das Meer, erst später erfolge der Übergang zum Landleben.
3.
Im Laufe der Erdgeschichte traten zunächst einfache, dann zunehmend komplexere Organismen auf.
 Einzeller  Vielzeller
 Abwandlungsreihe der Ferdeartigen
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4.
Brückentiere (connecting links) sind Übergangsformen, die Merkmale zweier unterschiedlicher Organismengruppen aufweisen. Sie liefern Indizien für die Existenz gemeinsamer Ahnen.
 Archaeopterix, Übergangsform zwischen Reptil und Vogel (Jura)
 Eustenopteron (Quastenflosser), Übergangsstadium Fisch  Amphibium
 Ichthyostega (Uramphibium)
5.
Lebende Fossilien sind Dauergattungen, die auf Grund geringer Veränderungen ihrer Umwelt bis heute
weitgehend unverändert blieben.
 Ginko (Übergangsstadium Nadel  Blatt)
 Latimeria (Quastenflosser)
 Nautilus (Kopffüßler)
 Pfeilschwanzkrebs (Spinnenartige)
6.
Die morphologischen Untersuchungen und die zeitliche Einordnung von Fossilien (einschließlich der Erkenntnisse aus anderen Bereichen der Homologieforschung) schaffen die Voraussetzung für die Aufstellung von Stammbäumen. (Beispiel: Stammbaum der Wirbeltiere)
Pferdeentwicklung
Die Entwicklung der Pferdeartigen (Equiden) ist beinahe lückenlos durch Fossilien belegt. Sie vollzog sich
hauptsächlich in Nordamerika, obwohl immer wieder Tiere nach Europa ausgewandert sind.
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Evolutionstheorien
Charles Darwin (1809 – 1882) : SELEKTIONSTHEORIE
Darwins Grundtheorie:
Dir Konkurrenzkampf der Lebewesen ums Dasein (struggle for life) sei die Ursache des Artenwandels !
Darwins Vorstellung über die Ursache des Evolutionsgeschehens:
1.
Überproduktion von Nachkommen
Jeder Organismus produziert weit mehr Nachkommen, als für die Erhaltung der Art zunächst notwendig
sind und als schließlich überleben.
2.
Variabilität (genetische Variation)
Die Nachkommen eines Elternpaares (sowie die Angehörigen einer Art) sind niemals völlig gleich, sondern
variieren in ihren Merkmalen (Erbmerkmale).
3.
Struggle for life  Survival oft he fittest  Natürliche Auslese oder Selektion
Die Lebewesen stehen untereinander in ständigem Wettbewerb um
- Günstige Lebensbedingungen, Lebensraum
- Nahrung
 ständiger Kampf ums Dasein!
- Geschlechtspartner
Diejenigen Individuen, die durch ihre Eigenschaften für die Umweltbedingungen am besten geeignet sind,
überleben und pflanzen sich fort (Überleben des Tauglichsten), während die weniger gut geeigneten Varianten im Laufe der Zeit aussterben (natürliche Selektion).
4.
Vererbung
Die genetische Information über die Merkmale der Überlebenden werden an deren Nachkommen weitergegeben.
5.
Aktualitätsprinzip
Diese Faktoren haben in der Vergangenheit in derselben Weise gewirkt wie in der Gegenwart.
Kampf ums Dasein – DARWIN stellt klar
„[…] da ich dank einer lang währenden Beobachtung […] wohl vorbereitet war, den Kampf ums Dasein zu
würdigen, der überall stattfindet, kam mir sofort der Gedanke, dass unter solchen Umständen günstige Abänderungen dazu neigen erhalten zu bleiben und ungünstige dazu vernichtet zu werden. Das Ergebnis davon würde
die Bildung neuer Arten sein. Hier hatte ich also endlich eine Theorie, mit der ich arbeiten konnte.“
aus der Autobiographie von CHARLES DARWIN
„Es sei vorausgeschickt, dass ich die Bezeichnung „Kampf ums Dasein“ in einem weiten metaphorischen Sinne
gebrauche, der die Abhängigkeit der Wesen voneinander, und was noch wichtiger ist, nicht nur das Leben des
Individuums, sondern auch seine Fähigkeit Nachkommen zu hinterlassen, mit einschließt. Mit Recht kann man
sagen, dass zwei hundeartige Raubtiere in Zeiten des Mangels um Nahrung und Dasein miteinander kämpfen;
aber man kann auch sagen, eine Pflanze kämpfe am Rande der Wüste mit der Dürre ums Dasein, obwohl man
das ebenso gut so ausdrücken könnte: Sie hängt von der Feuchtigkeit ab. Von einer Pflanze, die jährlich Tau-
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sende von Samenkörnern erzeugt, von denen aber im Durchschnitt nur eines zur Entwicklung kommt, lässt sich
mit noch viel größerem Rechte sagen, sie kämpfe ums Dasein mit jenen Pflanzen ihrer oder anderer Art, die
bereits den Boden bedecken.“
aus CHARLES DARWINS: Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl
Obwohl Darwin sich schon klar zum „Kampf ums Dasein“ geäußert hatte, wurde der Begriff von den Nationalsozialisten in unzulässiger Weise auf die Gesellschaft übertragen.
Erklärung der Entstehung des langen Giraffenhalses nach LAMARCK und DARWIN
(aus: Stebbins, Leydard: Evolutionsprozesse; Reihe Grundbegriffe der modernen Biologie, Bd. 2. Stuttgart: Fischer 1980, Seite 6)
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Erweiterte / synthetische (= moderne) Evolutionstheorie
Die bisher gefundenen Tatsachen aus den Gebieten der Morphologie, Embryologie, Biochemie und der Paläobiologie geben deutliche Hinweise auf einen Artwandel und eine evolutionäre Entwicklung der Lebewesen.
Die heutige Erklärung für den Artwandel geht von einem Zusammenspiel verschiedener Evolutionsfaktoren
aus.
Populationsgenetische Überlegungen
Population:
Gruppe von Individuen einer Art, die zur gleichen zeit am gleichen Ort leben und eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden.
Genpool:
Die Gesamtheit aller in einer Population vorhandenen Gene bzw. Allele
Phänotypische Variation / Variabilität:
Die Individuen einer Population variieren in Körper- und Verhaltensmerkmalen.
Die phänotypische Variation beruht auf
1. der genetischen Variation (Unterschiede im genetischen Material)
2. der modifikatorischen Variation / Modifikation (Umweltfaktoren wirken bei der Ausbildung der
Merkmale modifizierend mit)
Vererbt werden nur genetische Variationen.
Albino
gent. Variation
ERBLICH !
Normalwuchs
Zwergwuchs
verschiedene Umweltbedingungen
 führen zu Modifikationen = Abwandlung des Phänotyps
NICHT ERBLICH !
Evolutionsfaktoren
= alle Einflüsse, die den Genpool einer Population verändern wie Mutation, Rekombination, Selektion, Isolation
Variabilität ist die Voraussetzung jeder Evolution
Die genetische Variabilität hat zwei Ursachen:

Mutation
Rekombination
Mutationen
Formen der Mutation:
1. Genmutation: Veränderung der Basensequenz der DNA  neue Allele
2. Chromosomenstrukturmutation: Deletion, Inversion, Translokation  Entstehung oder Verlust von
Genen
3. Genommutation / Chromosomenzahlberration:
Vervielfachung oder Verlust einzelner Chromosomen  Trisomie / Monosomie
Vervielfachung ganzer Chromosomensätze  Polyploidisierung
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-
entstehen spontan (zufällig) oder durch Mutagene (zufällig)
(spontane Mutationsrate pro Gen und Generation 10-4 bis 10-8 ; beim Menschen geschätzt: 10 – 40 %
der Gameten einer Generation weisen ein neue mutiertes Gen auf.)
Mutagene steigern die Mutationsrate zusätzlich !
-
Wirkung von Genmutationen:
Dominante Genmutation (aA)  sofortige Auswirkung im Phänotyp
Rezessive Genmutation (Aa)  Auswirkung erst bei Homozygotie aa
Beide Fälle sind für das betroffene Individuum meist letal !!!
Bei heterozygoten Aa können sich rezessive Mutationen lange Zeit in einer Population in „Wartestellung“ halten und anreichern. Unter veränderten Umweltbedingungen können sie dann für Homozygote
aa sogar von Vorteil werden. Solche zufälligen Anpassungen an zukünftige Umweltsituationen bezeichnet man als Präadaptationen (= Voranpassung):
Beispiel: weiße Mutanten: in der Regel nachteilig (auffälliger für Feine, werden von Artgenossen abgelehnt), vorteilhaft aber bei Dauerschnee (Schneehuhn, Eisbär)
Beispiel: Quastenflosser: stark ausgebildetes Flossenskelett präadaptiv für Ausbildung der VierfüßerExtremitäten: vorteilig in Gebieten mit Gewässern, die gelegentlich austrockneten, da das Tier dann über Land zu anderen Gewässern gelangen
konnte.
Mutationen erfolgen zufällig; sie stellen keine gezielte Antwort auf einen Umweltfaktor dar.
Fluktuationstest
Von einer Bakterienkultur werden gleiche Portionen
auf viele kleine Kulturgläser verteilt und die Bakterien dort vermehrt. Dann gießt man den Inhalt auf
Gelatineplatten, die ein Antibiotikum enthalten.
Auf den Platten wachsen unterschiedlich viele Bakterienkolonien. Die Schwankungen (Fluktuationen)
rühren daher, dass bereits in den Vermehrungskulturen unterschiedlich viele antibiotikaresistente Bakterien enthalten waren. Hätte das Antibiotikum die
Entstehung der resistenten Mutanten ausgelöst, müssten auf allen Platten etwa gleich viele von ihnen aufgetreten sein. Es handelt sich also nicht um eine
nachträgliche Anpassung an einen Umweltfaktor.
Die meisten Mutationen haben negative Auswirkungen, denn sie sind zufällige Veränderungen eines funktionierenden, hoch komplexen Systems.
Dennoch sind sie der Motor der Evolution.
Mutation
neue Allele entstehen !!!
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
Rekombination
= Gesamtheit der Vorgänge, in deren Verlauf es zu neuen Genkombinationen kommt. Diese Vorgänge treten bei der geschlechtlichen Fortpflanzung (Sexualität) auf.
-
Meiose:  zufällige Anordnung der homologen Chromosomen
 crossing over
Befruchtung: zufällige Kombination der Gameten
Rekombination führt nicht zur Entstehung neuer Allele, sondern zur Entstehung neuer Allelkombinationen
und damit zu Individuen mit neuen Merkmalskombinationen, an denen dann die Selektionsfaktoren ansetzen können!
 indirekte Veränderung von Genhäufigkeiten
Rekombination
bereits vorhandene Allele werden neu kombiniert !!!
Selektierende Wirkung abiotischer und biotischer Faktoren


Die Selektion der Phänotypen = bei Darwin  struggle for life, survival of the fittest (= natural selection)
Umwelteinflüsse (abiotischer oder biotischer Art), die die Fortpflanzungsrate oder die Überlebenswahrscheinlichkeit verschiedener Phänotypen unterschiedlich beeinflussen, nennt man
SELEKTIONSFAKTOREN
Abiotische Selektionsfaktoren
…Temperatur, Trockenheit, Feuchtigkeit, Licht, Dunkelheit, Sturm, Salzgehalt des Wassers und des Bodens,
Gifte …
Beispiel: Wind
(sehr windig)
Insekten mit Flügel werden auf
offene Meer hinaus geweht!
Beispiel: Temperatur
Bergmann´sche Regel!
(siehe Ökologie Seite 176)
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Beispiel:
Temperatur
Allen´sche Regel!
(siehe Ökologie Seite 175)
Beispiel: Gifte
Resistenzmutanten bei Bakterien (Zusammenwirken von Mutation und Selektion)
Antibiotika und Pestizide verlieren um so mehr an Wirksamkeit, je länger sie angewendet werden. Dies ist nicht
die Folge einer direkten Anpassung der Schädlinge an die Gifte, sonder:
In allen Populationen, deren Individuen normalerweise durch das Gift abgetötet werden, sind zufällig und unabhängig von der Giftgabe einige zur Giftresistenz mutiert. Diese überleben den Giftangriff und gründen ohne
Konkurrenz neue Populationen, deren Individuen alle resistent sind!
Biotische Selektionsfaktoren
1.
Artfremde Individuen (z.B. Fressfeinde, Parasiten)
Zwischenartliche Selektionsfaktoren
Artgenossen (Konkurrenz um Lebensraum, Nahrung, Geschlechtspartner)
Innerartliche Selektionsfaktoren
Tarnung

durch Farbanpassung an den Lebensraum
 Schutz vor optisch orientierten Fressfeinden!
 Weniger gut angepasste Individuen werden viel öfters erbeutet!
Beispiel: weiße Pelze von Tieren in Schneegebieten (Schneehase)
Beispiel: Wüstentiere oft gelblich bis hellbraun wie der Sand
Beispiel: Industriemelanismus (Manchester) - Birkenspanner
Der Birkenspanner hebt sich mit seinen dunkel gefleckten, hellgrundigen Flügeln von der
Rinde der Birken und anderen flechtenüberzogenen Baumstämmen kaum ab und wird deshalb von den Vögeln oft übersehen.
1848 trat erstmals eine schwärzliche Variante (Melanin!) auf, die sich von den Baumrinden
deutlich abhob und daher von den Vögeln bald ausgemerzt wurde. Doch die Mutante entstand immer wieder von neuem.
1895 waren dort 95 % aller Birkenspanner dunkel gefärbt!!!
Ursache für diese Verschiebung des Häufigkeitsverhältnisses?
- Stirbt der Flechtenbewuchs ab
- Stämme werden durch Verrußung dunkel!
Normale, helle Färbung bietet keinen Schutz mehr. Die normal gefärbten Tiere werden
ausselektiert. Die dunklen Mutanten, die besser angepasst sind, haben einen Selektionsvorteil, sie verdrängen die Ausgangsform fast völlig.
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2.

durch Gestaltauflösung
= optische Zerlegung der Körperumrisse in scheinbar unzusammenhängende Teile
Beispiel: südamerikanischer Laubfrsoch
Beispiel: Zebra (gestreifte Fellzeichnung löst in einer mit Büschen durchsetzten Steppe den Körperumriss völlig auf)

durch Gegenschattierung
normal im Schatten liegende Körperpartien sind aufgehellt, beleuchtete dagegen dunkel gefärbt
 völlig unplastischer, körperloser Eindruck entsteht!
Mimese
= Tarnung durch Nachahmung bestimmter Gegenstände
Beispiel: Blattschmetterling Kallima ahmt unverdächtiges Blatt nach
Beispiel: Spannerraupen und –puppen  trockene Ästchen
Beispiel: Zikaden  Pflanzenstacheln
Beispiel: wandelndes Blatt (tropische Blattheuschrecke)
Blattschmetterling
3.
Spannerraupe
Zikade
Blattheuschrecke
Mimikry
Allgemein bringen auch Warntrachten Selektionsvorteile. Der Fressfeind prägt sich nach einer Begegnung
mit einem wehrhaften, ungenießbaren oder giftigen Tier dessen Bild ein und lässt in Zukunft die Finger davon!
Beispiel: Gelb-Schwarz-Warnfärbung bei Insekten, Amphibien
Beispiel: plötzliches Zurschaustellen auffälliger Zeichnungen (Abendpfauenauge, Schmetterlingslarven)
Besonderer Trick: Wehrlose Tiere ahmen ungenießbare oder wehrhafte Tiere nach
= Scheinwarntracht = Mimikry
Beispiel: harmlose Insekten  wehrhafte Wespen (Hornissenschwärmen, Schwebefliegen)
Beispiel: Putzfisch  Schleimfisch
Beispiel: Monarchfalter und sein Nachahmer
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In all diesen Fällen nimmt man an: Diejenigen Varianten, die aufgrund von Mutation und Rekombination
zufällig bessere Tarn- und Warnfärbungen ausprägen, überleben bevorzugt die Selektion der Fressfeinde und bringen die günstigsten Gene in die nächste Generation.
Selektion durch Parasiten
z.B. durch Pest und Choleraepidemien wurden in Asien und Europa Millionen von Menschen dahingerafft. Diese
hatten weniger Widerstandskraft gegen die Erreger als die Überlebenden.
Besonderes Beispiel: Sichelzellengen und Malaria
Allgemein: Oft gehen dann die häufigsten Formen besonders stark zurück und Formen mit extremen Merkmalen
werden vorherrschend! Verschiebung von Genhäufigkeiten !!!
Selektion durch Nahrungskonkurrenz
1.
Zwischenartlich
(artverschiedene Konkurrenten)
Beispiel: Dingo - Beutelwolf, Beutelteufel
Der Dingo (vom Europa nach Australien gebrachter verwilderter Haushund) hat in Australien
den Beutelwolf und Beutelteufel fast ganz ausgerottet. Der Dingo ist den anderen zwar körperlich unterlegen, ist aber der bessere Jäger!
2.
Innerartlich
(artgleiche Konkurrenten)
Beispiel: Wüstensträucher konkurrieren um Wasser. Deshalb ist jede Pflanze von der nächsten gleichartigen etwa gleich weit entfernt. Die Entfernung wird durch hormonartige Stoffe geregelt, die jede
Pflanze in den Boden abgibt und die die Entwicklung weiterer Pflanzen in einem bestimmten
Umkreis hemmen.
Konkurrenz um Nahrung, Partner und Lebensraum führt oft zu Kämpfen (Kommentkämpfe  keine Beschädigung oder Tod des Unterlegenen). Die Kämpfe entscheiden aber z.B. über die Teilnahme an der
Fortpflanzung und damit über die Zusammensetzung des Genpools der Folgegeneration. Damit haben
Kommentkämpfe populationsgenetisch dieselben Auswirkungen wie Kämpfe um Leben und Tod.
Allgemein:
Konkurrenzausschlussprinzip: Bereits wenige gemeinsame Ansprüche können dazu führen, dass die unterlegene Population sich einen anderen Lebensraum suchen muss, oder, wo das nicht möglich ist, ausstirbt.
Selektion durch Geschlechtliche Zuchtwahl
oder Konkurrenz um den Geschlechtspartner
Sexualdimorphismus:
Die Männchen weichen im Aussehen mehr oder weniger auffällig von den Weibchen ab (Geweihe, Mähnen, Prachtkleider). Diese Merkmale dienen
- dem Imponierverhalten
- als sexuelle Auslöser während der Balz (sexueller Signalcharakter)
Die Weibchen bevorzugen meist Männchen mit bestimmten gut ausgeprägtem sexuellem Signalcharakter  höhere Fortpflanzungschancen
Solche Merkmale können von Generation zu Generation verstärkt werden und
manchmal zu extremen Überbetonungen führen
z.B. Pfau
z.B. Männchen von Paradiesvogelarten
z.B. eiszeitlicher Riesenhirsch (dieser hatte aber insgesamt gesehen eine geringere Überlebenschance  ausgestorben!)
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Künstliche Selektion (Auslese): Domestikation und Züchtung (Entstehung von Haustieren & Nutzpflanzen)
Haustiere wurden aus der Wildform in relativ kurzer Zeit durch künstliche Auslese herangezüchtet.
Beispiel: Hund (heute ca. 300 Rassen)
Abstammung vom Wolf. Der Mensch wählte von Generation zu Generation immer diejenigen Varianten oder Mutanten aus, die ihm für bestimmte Zwecke am geeignetsten erschienen  dieses Erbgut
wurde weitergegeben  und dann wurde wieder künstlich selektiert usw.
Domestikationsmerkmale: verringerte Gehirnmasse (20 – 30 %); Paarung von der Jahreszeit unabhängig;
Praktische Bedeutung der Haustiere/Nutzpflanzen allgemein:
- Arbeitstiere
- Freizeitgefährten
- Nahrungsmittelproduktion (Milchleistung, Eiproduktion, Ertragssteigerung der Getreide, Steigerung des
Zuckergehaltes der Zuckerrübe von 6 % auf 21 %)
Wirkung der Selektion: Veränderung von Genhäufigkeiten
Selektionsdruck: Einfluss, den die Umwelt durch ihre Selektionsfaktoren auf eine Population ausübt.
Abwehr von Fressfeinen
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Einfluss der Selektion auf die Veränderungen von Arten
Die Selektion bevorzugt diejenigen Phänotypen, die an die abiotischen und biotischen Umwelt am besten angepasst sind. Dadurch kann sich der Genpool und damit die Häufigkeit verschiedener Phänotypen in einer Population verändern.
Wirkungsweisen der Selektion
Diese Fälle beschreiben die mögliche Veränderung einer
Fischpopulation mit einer quantitativen Variabilität in der
Färbung. Die Kurven zeigen, wie sich die Häufigkeiten von
Individuen unterschiedlicher Dunkelheit mit der Zeit verändern.
Die stabilisierende Selektion merzt extreme Varianten aus der
Population aus; in diesem Fall eliminiert sie ungewöhnlich
helle oder dunkle Individuen. Der Trend geht hin zu einer
geringeren phänotypischen Variabilität und zur Erhaltung des
Ist-Zustands.
(Bei bereits gut angepassten Arten und konstanten Umweltbedingungen)
Die transformierende Selektion verschiebt das gesamte Erscheinungsbild der Population, indem sie Varianten des einen
Extrems begünstigt. In diesem Fall geht der Trend hin zu einer
dunkleren Färbung.
(Bei noch nicht optimal angepassten Arten nach einer Veränderung der Umweltbedingungen)
Die disruptive Selektion (= aufspaltende Selektion) begünstigt Varianten entgegengesetzter Extreme gegenüber
dazwischen liegenden Individuen. Hier haben sehr helle und ausgesprochen dunkle Fische ihre relative Häufigkeit erhöht.
(Nach Änderung der Umwelt)
Gendrift
(= Allelendrift)
Die wenigen Tiere aus einer ursprünglich großen Population
bringen eine nicht statistische Genauswahl mit, die sehr rasch zur
Rassen- oder Artbildung führen kann.
Neben Mutation, Rekombination und Selektion stellen auch rein
zufällige Schwankungen im Genpool kleiner Populationen
einen Evolutionsfaktor dar.
Die genetische Drift ist die Veränderung der Allelhäufigkeit, die
man in kleinen Populationen aufgrund von Stichprobenfehlern
oder Zufallsereignissen (Unwetter, Überschwemmung, Waldbrände, übermäßige Bejagung etc.) beobachtet. Wenn große
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Teile einer Population durch Katastrophen vernichtet werden (Flaschenhalseffekt) oder wenn ein kleiner Teil
einer Population einen neuen Lebensraum besiedelt (Gründereffekt), ist die neue, kleine Population genetisch
wahrscheinlich nicht repräsentativ für die Ausgangspopulation. Die genetische Drift setzt sich fort, bis die Population wieder größer wird.
Der Gründereffekt ist vermutlich auch für die relativ hohe Häufigkeit bestimmter Erbkrankheiten in solchen
menschlichen Populationen verantwortlich, die aus einer kleinen Zahl von Siedlern hervorgingen. Im Jahre 1814
gründeten 15 Menschen eine britische Kolonie auf Tristan da Cunha, einer kleinen Inselgruppe im Südatlantik
auf halbem Weg zwischen Afrika und Südamerika. Anscheinend trug einer der Siedler ein rezessives Allel für
Retinitis pigmentosa, eine fortschreitende Form der Blindheit, von der homozygote Individuen betroffen sind.
Von den 240 Abkömmlingen der Siedler, die in den sechziger Jahren im 20. Jahrhundert noch auf der Insel lebten, litten vier unter Retinitis pigmentose, und mindestens neun weitere waren Stammbaumanalysen zufolge
nachweislich heterozygote Träger dieser Erkrankung. Die Häufigkeit dieses Allels ist auf Tristan da Cunha
weitaus höher als in den Populationen, aus denen die Gründer stammen. Erbkrankheiten bei isolierten Kleinpopulationen sind besonders auffällige Folgen des Gründereffekts, doch diese Quelle genetischer Drift verändert
die Frequenz zahlreicher Allele im Genpool, und meist sind wesentlich subtilere Merkmale betroffen.
Gendrift nennt man die Veränderung von Genfrequenzen durch Zufallsereignisse. Diese kommen in allen realen
(= endlichen) Populationen vor (z.B.: die Mendel´schen Spaltzahlen sind nur Wahrscheinlichkeiten, stimmen
also auch in großen Populationen nie genau).
Je kleiner die Population, umso größer ist also der Einfluss von Zufallsereignissen. D.h. die Gendrift kann nur in
kleinen Populationen für die Evolution bedeutungsvoll werden.
(Berechnungen haben ergeben, dass bei Populationen von weniger als 1.000 Individuen die Gendrift sehr stark
wirkt und bei mehr als 100.000 zu vernachlässigen ist.)
Die Gendrift kann in kleinen Populationen sogar zum zufälligen Verschwinden eines Allels führen.
Je kleiner die Population, desto größer ist die Möglichkeit, dass sich zufällig Mutationen oder Genotypen durchsetzen, die keinen Selektionsvorteil haben.
Kleine Populationen treten auf:
1. bei isolierten Populationen; z.B. in drei benachbarten Dörfern (mit gleichen Selektionsbedingungen) beträgt die Häufigkeit des Allels für Sichelzellenanämie jeweils 6,3 %, 16,9 % und 24,2 %.
2. Bei sogenannten Populationswellen, jeweils im „Wellental“ der Populationsentwicklung.
3. Wenn wenige Individuen einer Population in einen neuen Lebensraum verschlagen werden, und diesen
neu besiedeln (sog. „Gründereffekt); z.B. auf der Felseninsel Faraglioni bei Capri gibt es eine auffallend
blau gefärbte Eidechsenpopulation. Derartige auffallende Farbmutationen können nur durch Gendrift
erklärt werden, wenn man davon ausgeht, dass die Besiedelung dieser Gebiete durch nur wenige Einzeltiere erfolgt ist. So können sich auch Mutationen oder Genotypen zufällig durchsetzen, die keinen Selektionsvorteil haben.
4. Durch Naturkatastrophen können Populationen kurzfristig sehr klein werden.
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Die Entstehung der Arten
Art:
Angehörige einer Art können sich untereinander kreuzen und fruchtbare Nachkommen produzieren.
(Biologischer Artbegriff, Betonung der Reproduktion)
Rasse: Verschiedene Formen einer Art, die sich in wenigstens einem reinerbigen Merkmal unterscheiden.
(Meist unterscheiden sie sich aber in mehreren Merkmalen)
Damit sich aus einer Art eine oder mehrere neue Arten bilden können, müssen sich der Genpool und die Variationen der Phänotypen so verändern, dass eine uneingeschränkte Fortpflanzung (Panmixie) innerhalb der Population unmöglich wird.
Geografische Isolation
Räumliche Trennung von Teilen der Population durch:
- Klimaveränderungen (Vereisung, Versteppung)
- geologische Veränderungen (Kontinentaldrift, Gebirgsauffaltungen, Entstehung von Seen, Aufbau oder
Zusammenbruch von Landbrücken)
- durch Auswanderung
Der Genaustausch zwischen den verschiedenen Teilen der Population wird dadurch unterbunden, die Panmixie
wird aufgehoben.
Es kommt zur Aufspaltung (Separation) des Genpools der verschiedenen Teilpopulationen. (Allopatrische Artbildung)
Gründe:
 Jede Teilpopulation hat einige Allele aus dem Genpool der ursprünglichen Population nur in geringer
Häufigkeit oder gar nicht mitbekommen.
 In getrennten Gruppen treten unterschiedliche Mutationen auf.
 Die Selektionsfaktoren und der Selektionsdruck sind infolge ungleicher Umweltbedingungen unterschiedlich.
 Durch die Gendrift können sich in sehr kleinen Populationen auch ohne Selektionswirkung bestimmte
Gene durchsetzen.
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Große Entfernungen zwischen den Randgebieten eines zusammenhängenden Verbreitungsgebietes einer Art
können bewirken, dass sich die Randpopulation (oder –rassen) getrennt und unabhängig voneinander durch
- andere Gendrift
- andere Mutationen
- andere Selektionsfaktoren
zu eigenen Arten verändern.
Beispiel:
Möwen aus dem Rassenkreis der HeringsSilbermöwen sind mit mehreren Rassen
circumpolar verbreitet, zwischen den
benachbarten Rassen finden Bastardierungen statt.
Die beiden Endglieder der Rassenkette
überschneiden sich heute in NordwestEuropa. Zwischen ihnen gibt es natürlicherweise keine Bastarde mehr.
Sie waren offenbar lange genug räumlich
getrennt, dass sie nun als echte Arten
nebeneinander in derselben Gegend existieren können, ohne sich zu verpaaren.
Rassen- und Artbildung bei Möwen
Zusammenfassung:
Getrennte Populationen zeigen mit der Zeit immer mehr Merkmalsunterschiede gegenüber der Ausgangspopulation, weil keine Vermischung mehr möglich ist und weil
1. Jede Teilpopulation etliche Gene der ursprünglichen Population nur in geringerer Häufigkeit oder gar
nicht mitbekommen hat
2. In getrennten Gruppen unterschiedliche Mutationen auftreten
3. Die Selektion infolge ungleicher Umweltverhältnisse verschieden wirkt
4. Unterschiedliche Zufallswirkungen auftreten
Geographische Isolation
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Nach der Abtrennung Australiens von Gondwana durch
Kontinentaldrift sind am Festland die meisten Beuteltiere ausgestorben. In Australien hingegen konnten sich
viele neue Beuteltierarten entwickeln.
vor 200 Jahren
heute
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Ökologische Isolation
Wird in einem Territorium die intraspezifische oder die interspezifische Konkurrenz zu groß, kann es zur Aufspaltung einer Art durch Besetzung neuer ökologischer Nischen kommen.
Die 14 Galapagosfinkenarten gehen alle auf eine körnerfressende Stammform zurück, von der vor 10 Mio. Jahren einige Exemplare vom amerikanischen Festland auf die durch Vulkantätigkeit entstandenen Galapagosinseln
gelangten.

Die Individuen der körnerfressenden Stammart vermehrten sich, bis Nahrungskonkurrenz um leicht zu öffnende
Samen die Populationsgröße begrenzte.

Varianten mit kräftigerem Schnabel, der sich auch zum
Öffnen härterer und größerer Samen eignete, konnten dem
Konkurrenzdruck ebenso ausweichen wie andere Varianten mit dünneren längeren Schnäbeln, mit denen sich kleinere und weichere Samen oder Insekten aufpicken ließen.
(disruptive Selektionswirkung)

Jede der divergierenden Varianten hatte gegenüber dem
Haupttyp durch die Erschließung neuer Nahrungsnischen
einen Selektionsvorteil.
Die Evolution vieler unterschiedlich angepasster Arten aus gemeinsamen Vorfahren bezeichnet man al
adaptive Radiation.
Die Galapagosinseln liegen ca. 1.000 km westlich von Equador. Sie sind vulkanischen Ursprung und hatten nie
Kontakt mit dem Festland.
Es gibt dort nur Insekten, Vögel, Schildkröten und Echsen. Amphibien fehlen völlig; an Säugetieren gibt es nur
Fledermäuse, zwei Robbenarten und einige Mäuse.
Schon Darwin fiel auf, dass es 14 verschiedene Finkenarten gibt, die nur auf Galapagos vorkommen
= endemisch sind.
Erklärung:
Vor ca. 10 Mio. Jahren (Tertiar) verschlug es einige Finkenexemplare auf die Insel (Gründerindividuen). Sie
fanden ideale Bedingungen vor: viel Platz, genügend Futter, keine Konkurrenten…
So vermehrten sie sich stark und machten sich untereinander Konkurrenz (Selektionsdruck). Viele
Mutationen und Rekombinationen führten zu Variabilität und damit zur Möglichkeit der Einnischung. Die
einen suchten ihre Nahrung am Boden, die anderen an Kakteen oder Mangroven, einige fraßen Insekten, andere
Körner oder Insektenlarven. Dazu kommt noch, dass die Inseln so weit auseinanderliegen, dass kein häufiger
Genaustausch zwischen den Bewohnern stattfindet. So konnten sich infolge von geographischer und
reproduktiver Isolation zunächst Rassen und dann Arten bilden.
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Adaptive Radiation bis zur Stufe von drei verschiedenen
Ordnungen hat sich in der Unterklasse der BeutelSäugetiere in Australien seit dem Ende des Erdmittelalters
vollzogen.
Die aus Stammreptilien hervorgegangenen Urbeuteltiere
haben sich in den verschiedensten Biotopen dieses Kontinents ohne Konkurrenz durch höhere Säugetiere zu den
verschiedenen Typen wie Kängurus (Grasfresser), Koalas
(Eukalyptuslaubfresser), Beutel“wölfe“, Beutel“marder“
(Raubtiere), Beutel“maulwürfe“ etc. entwickelt.
Im Bereich des übrigen Festlandes sind dagegen aus unspeziallisierten Urbeuteltieren die ersten höheren plazentalen Säugetiere entstanden und haben die Beuteltiere
verdrängt.


Durch die adaptive Radiation unter den plazentalen Säugern haben sich ähnliche Typen gebildet wie unter
den Beuteltieren, sodass auf fast allen Kontinenten äquivalente ökologische Nischen besetzt sind.
Die adaptive Radiation verlief bereits bei den Sauriern ähnlich wie bei den Säugern.
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Adaptive Radiation / äquivalente Ökologische Nischen
Reproduktive Isolation
a)
Ethologische Isolation
b) Zeitliche Isolation
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Reproduktive Isolation
Damit es wirklich zur Bildung neuer Arten kommt, muss ein Genaustausch zwischen den Angehörigen verschiedener Rassen verhindert werden.
1.
Mechanisch / anatomisch
Starke Abweichungen der Größe (Bernhardiner – Dackel) oder der Geschlechtsorgane (Gliedertiere),
kann eine erfolgreiche Übertragung von Spermien verhindern.
2.
Ethologisch
Eine Veränderung des Balzverhaltens kann die Kopulation unterbinden.
 Blaufußstölpel und Rotfußstölpel / Regenpfeifer: unterschiedliche Balzrituale
 Erpel: unterschiedliche Prachtkleider, abweichende Balzbewegungen
 Vögel: unterschiedliche Balzgesänge
 Schmetterlinge / Käfer: unterschiedliche Pheromone
3.
Zeitlich
Verschiedene Arten haben unterschiedliche Balz- und Fortpflanzungszeiten
 Laichzeiten von Fröschen (Grasfrosch: Februar – April, Teichfrosch: ab Ende Mai)
 Silbermöwen paaren sich ca. 3 Wochen früher als Heringsmöwen
 Blühzeiten von Pflanzen (roter Hollunder: Frühblüher, schwarzer Hollunder: Spätblüher)
4.
Genetisch / postzygot
 Kreuzungen zwischen Pferd und Esel führen zu unfruchtbaren Bastarden
 Bei der Kreuzung von tetrapoliden mit dipoliden Pflanzen entstehen tripolide, samenlose Nachkommen
 Bastardembryonen sind oft nicht lebensfähig (Ziege x Schaf, Kaninchen x Hase)
Hinweis: Manche Bastarde sind besonders lebensfähig / ertragreich  Heterosiseffekt !!!
Mikroevolution:
Makroevolution:
Bildung von Arten und Rassen
Entstehung von Großgruppen (Gattungen, Familien, Ordnungen, Klassen und Stämmen)
Die Addition kleiner Veränderungen (additive Typogenese) durch Rekombination, Mutation, Selektion, Gendrift
und die Isolationsmechanismen sind sowohl für die Mikro- als auch für die Makroevolution verantwortlich.
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Stufen der Evolution
Elementarteilchen
Physikalische
EVOLUTION
Atome
Anorganische Moleküle
Chemische
EVOLUTION
Einfache organische Moleküle
MAKROMOLEKÜLE
LIPIDE
Protenoide
werden zu
Proteinen
mit Enzymfunktion
Polynucleotide
werden zu
Nucleinsäuren
mit Genfunktion
MEMBRAN
Hyperzyklus
Hyperzyklus in Membran eingeschlossen
Biologische
EVOLUTION
Protobionten
Prokaryontenzellen
Eukaryontenzellen
Vielzeller
Mensch
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Abiotische Entstehung organischer Moleküle
Entstehung komplizierter organischer Moleküle aus einfachen anorganischen Verbindungen
Voraussetzung:
Energie:
Kosmische Strahlung (UV = radioaktive Strahlung), Erdwärme (= Vulkanismus), elektrische Entladung bei Gewittern
Chemikalien:
Uratmosphäre (reduzierend)
H2
60 % - 85 %
He
15 % - 40 %
CH4
CO2
H2O
N2
NH3
Versuch von Miller (1953)
heutige Atmosphäre (oxidierend)
N2
78 %
O2
21 %
CO2
Rest Edelgase, H2O
(Simulationsexperiment)
Energiequelle: Funkenstrecke (elektr. Energie)
Chemikalien: H2 CH4
NH3
H2O
Nach einigen Stunden entstanden 19 organische Verbindungen
6 Aminosäuren, Harnstoff, Ameisensäure, Essigsäure
organische Basen, Zucker,
in anderen Varianten energiereiche Phosphate ATP
In weiteren Simulationsexperimenten unter veränderten Bedingungen und mit anderen Substanzen konnten
proteinähnliche Verbindungen und Polynucleotide erzeugt werden. Dadurch Anreicherung von organischen
Substanzen entstand die Ursuppe.
Achtung:
Entscheidende Voraussetzung für diese Synthesen:
Kein molekularer Sauerstoff (O2) in der Uratmosphäre.
Alle organischen Moleküle wären sonst wieder abgebaut worden.
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Urey Effekt
Er erklärt die Anreicherung des ersten Sauerstoffs in der Atmosphäre.
Problem:
Die aggressive UV-Strahlung zerstört die organischen Moleküle wie Proteine und Nucleinsäuren, spaltet aber
auch nachweislich Wasser.
H2 O
H2
Verflüchtigung
ins All
O2
Anreicherung
wirksamer UV-Filter
Urey-Effekt als Pfeildiagramm:
Photolyse von H2O
+
Stärke der
UV-Strahlung
O2-Gehalt der
Atmosphäre
Abschirmung von UV
konstante Menge von O2
0,1 %  Proteine & Nucleinsäuren werden nicht mehr so
häufig zerstört.
Entstehung biologischer Systeme
Voraussetzung für die Entstehung geordneter biologischer Systeme ist die Abgrenzung von der ungeordneten
Umwelt. Phospholipidmoleküle können sich im Wasser selbstständig zu Membranen anordnen.
Hyperzyklus in Membran eingeschlossen  „Urlebewesen“
Aufbau eines Protobionten (Urlebewesen)
Selbstreproduzierende Systeme werden durch Membranen von der Umwelt abgegrenzt.
Sie müssen die Fähigkeit zu
Wachstum, Vermehrung,
Mutation und Energiegewinnung durch Stoffwechsel
besitzen.
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