RGD Bulletin 10 / 2012 Wir freuen uns, Ihnen das 10. Bulletin mit nachfolgenden Themen zustellen zu können: - ECBHM-Kongress 2011 in Liège/ Belgien - Teil II Falls Sie das Bulletin abbestellen wollen: bitte E-Mail retour an den Absender mit dem Betreff "RGD Bulletin OFF". ECBHM-Kongress 2011 in Liège/ Belgien – Teil II Wie im Bulletin 9/2011 ausgeführt, fand am 8. und 9. September 2011 in Liège (Belgien) der Jahreskongress des ECBHM (European College of Bovine Health Management) statt. Wir erlauben uns weitere interessante Referate vorzustellen. Immunoglobulin and selenium status in healthy calves in Switzerland Immunglobulin- und Selenstatus bei klinisch gesunden, neugeborenen Kälbern in der Schweiz B. Lejeune, E. Schelling, M. Meylan In Serumproben von 142 klinisch gesunden Kälbern aus Milchviehbetrieben im Alter von 2 - 5 Tagen und von deren Müttern wurden die Immunglobulinkonzentration (Kälber) und die Selenkonzentration (Kälber und Mütter) gemessen. Ein Fragebogen lieferte Informationen zum Betrieb, zur Geburt und zur Kolostrumversorgung der Kälber. Die Kälber und ihre Mütter wurden aufgrund der gemessenen Immunglobulinkonzentration im Serum der Kälber in 2 Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe enthielt Kälber mit einer als ungenügend geltenden Immunglobulinkonzentration von <10 g/L und ihre Mütter, die andere Gruppe jene Kälber mit einer als gut geltenden Immunglobulinkonzentration von >10 g/L und ihre Mütter. Die Selenkonzentrationen der Kälber und der Muttertiere wurden zwischen den beiden Gruppen verglichen. Die Korrelationen zwischen der Immunglobulinkonzentration der Kälber und ihrer Selenkonzentration sowie der Selenkonzentration ihrer Mütter wurden bestimmt. Risikofaktoren für eine ungenügende Immunglobulinversorgung des neugeborenen Kalbes (failure of passive transfer, FPT) und für einen Selenmangel wurden aufgrund der Angaben im Fragebogen bestimmt. Bei 42.9% der klinisch gesunden Kälber lag die Immunglobulinkonzentration <10 g/L (Median: 10.9 g/L). Kälber mit einer optimalen Kolostrumversorgung (≥2 L in ≤2 h nach der Geburt) zeigten statistisch signifikant höhere Immunglobulinkonzentrationen als Kälber mit einer suboptimalen Kolostrumversorgung (<2 L und/oder >2 h nach der Geburt; p<0.004). Die Medianwerte der Selenkonzentrationen betrugen 26.8 µg/L für die Kälber und 36.5 µg/L für die Mütter. Zwischen den Selenkonzentrationen der Mütter und ihrer Kälber bestand eine hohe Korrelation (r=0.72, p<0.001), beruhend auf einem transplazentaren Transfer von der Kuh zum Kalb während der Trächtigkeit. Hingegen konnte – anders als in der Literatur beschrieben - keine signifikante Korrelation zwischen der Selenkonzentration der Mutter oder des Kalbes und seiner Immunglobulinkonzentration festgestellt werden. Die Resultate zeigen, dass nach wie vor Bemühungen von Seiten der Tierärzteschaft zu einer besseren Information der Besitzer bezüglich der Bedeutung eines optimalen Kolostrummanagements von Kälbern und der Selenversorgung von Kälbern und Kühen nötig sind. Text: Dr. Beatrice Lejeune Keynote: Role of coagulase-negative staphylococci in bovine udder health Eutergesundheit: Die Rolle der koagulase-negativen Staphylokokken, ein Update S. De Vliegher, E. Van Coillie, V. Piessens, K. Supré, S. Piepers, YH Schukken Einleitung Trotz intensiver Forschungen bleibt Mastitis einer der kostenintensivsten Erkrankungen beim Rind. Eine grosse Anzahl an Mikroorganismen kann eine intramammäre Infektion (IMI) verursachen. So zum Beispiel Staphylokokken, Streptokokken und coliforme Bakterien. Aufgrund zahlreicher Kontrollprogramme für Staphylokokkus aureus und Streptokokkus agalactiae, konnten die Tankzellzahlen in den letzten Jahren massiv gesenkt werden. Gleichzeitig wurde jedoch eine höhere Prävalenz umweltassoziierter Keime und somit der coagulase-negativen Staphylokokken (CNS) beobachtet. Im Moment scheint CNS der Hauptgrund für subklinische Mastitis zu sein. Staphylokokken sind gram-positive Kokken, die sich durch die Produktion der Katalase von den Streptokokken unterscheiden lassen. - Die CNS galten bis anhin als sogenannte minor-pathogens. Sie erhöhen die Zellzahlen nur mässig und gelten als Verursacher milder klinischer Mastitis. Andererseits wird den CNS in der Literatur auch eine protektive Wirkung zugeschrieben. Es gibt noch viele offene Fragen bezüglich dieser Gruppe von Bakterien und deshalb haben einige Forschungsgruppen angefangen, die CNS im Detail zu studieren. Diagnose Die Gruppe der CNS beinhaltet mehr als 50 verschiedene Spezies und Subtypen und es werden ständig neue gefunden, welche ihren Ursprung bei den Rindern haben (Supre, De Vliegher et al. 2010; Taponen, Supre et al. 2011). Ungefähr 10 Spezies dieser Gruppe gelten als pathogen im Euter. Um die Spezies spezifischen Aspekte der CNS zu untersuchen, braucht es eine Differenzierung. Vor der Zeit der molekularen Identifikation wurden Test-Kits der Humanmedizin verwendet. Diese sollten nun nicht mehr angewendet werden, wegen ihrer bewiesenen schwachen Sensitivität (Sampimon, Zadoks et al. 2009). Eine Anzahl molekularer Methoden wurden nun für die CNS Spezies Differenzierung evaluiert (Supre, De Vliegher et al. 2009; Piessens, Supre et al. 2010; Braem, De Vliegher et al. 2011). Im Moment werden diese Methoden angewandt, um die Relevanz und Epidemiologie der CNS Spezies im Zusammenhang mit der Eutergesundheit zu evaluieren. Epidemiologie Kürzlich abgeschlossene (Supre, De Vliegher et al. 2010) und noch laufende Studien untersuchen die Verteilung der CNS Spezies in der Milch, in den Zitzengummis, an den Händen der Melker, im Stall und auf den Zitzenkuppen anhand molekularer Methoden. Staphylokokkus chromogenes und Staphylokokkus epidermidis werden als sogenannte Euter adaptierte Spezies bezeichnet. Diese sind für die meisten Euterinfektionen verantwortlich. Staphylokokkus simulans und Staphylokokkus haemolyticus sind opportunistische Erreger, d.h. diese können sowohl im Euter eine Infektion verursachen, als auch in der Umgebung überleben. Andere Staphylokokken wie Staphylokokkus equorum und Staphylokokkus fleuretti sind reine umgebungsassoziierte Erreger. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die CNS Spezies sehr stark Herden abhängig ist. Weitere Arbeiten auf dem Herdenlevel sind daher geplant. Relevanz der CNS In einer grossen Studie wurde der Zusammenhang von intramammären Infektionen und Zellzahlen evaluiert (Schukken, Gonzalez et al. 2009). Es wurden nur Proben von Kühen in die Studie aufgenommen, bei denen die Zellzahlen und Milchdaten bekannt waren. Zuerst wurde eine bakteriologische Kultur angesetzt. Nur Proben, bei deren Kultivierung nichts oder maximal ein Isolat wuchs, wurden weiter in der Studie berücksichtigt. Total wurden 352‘614 Proben von 4’200 Herden untersucht. Im Schnitt waren 15% der Herden mit CNS infiziert. Durchschnittlich hatten 2% der Kühe eine Mastitis aufgrund von CNS und gleichzeitig eine Zellzahl > 200‘000 Zellen/ml. Wobei es Herden gab ohne eine infizierte Kuh und solche, bei denen bis zu 50% der Tiere mit CNS infiziert waren. Es wurden drei Gruppen definiert: 1. Negative Kulturen mit tiefen Zellzahlen, 2. CNS und Corynebacterium bovis mit mässig erhöhten Zellzahlen und 3. Streptokokkus agalactiae, andere Streptokokken und Staphylokokken aureus mit stark erhöhten Zellzahlen. Überaschenderweise war die Milchproduktion leicht aber signifikant höher bei CNS infizierten Kühen verglichen mit Kühen, deren Proben-Kultur negativ war. Eine andere Studie stellte fest, dass Rinder, welche direkt nach dem Abkalben eine subklinische CNS-Mastitis entwickeln, in der späteren Laktation vor klinischen Mastitiden besser geschützt sind und somit auch vor einem Milchrückgang verschont bleiben (Piepers, Opsomer et al. 2010). Schukken et al. konnten auch feststellen, dass Herden mit Tankzellzahlen unter 200'000 Zellen/ml 17.9% CNS Infektionen aufwiesen, 11.9% CNS Infektionen bei Herden mit einer Tankzellzahl zwischen 200‘000 und 400‘000 Zellen/ml und nur 7.9% CNS Infektionen bei Herden mit einer Tankzellzahl von über 400‘000 Zellen/ml. Daher die Schlussfolgerung, dass nur wenige Herden aufgrund CNS Infektionen Milchqualitätsprobleme aufweisen. Jedoch scheint in Herden mit tiefer Zellzahl die CNS Infektion den Hauptteil der Erreger auszumachen. Bisher haben jedoch nur wenige Studien die Spezifität der CNS Spezies auf molekularer Ebene untersucht. Supré et al. konnte nachweisen, dass CNS wie S. chromogenes, S. simulans und S. xylosus eine Zellzahlerhöhung verursachen können, welche vergleichbar ist mit einer S. aureus Infektion. CNS können also eine persistente Euterinfektion verursachen. Schutz durch CNS Viele Studien haben bereits gezeigt, dass natürlich infizierte Tiere mit CNS besser gegen die „Major pathogens“ geschützt sind (Nickerson and Boddie 1994). Kolonisierung der Zitzenkuppe durch CNS hat eine protektive Wirkung. Rinder mit S. chromogenes auf der Zitzenkuppe hatten ein signifikant tieferes Risiko in den ersten Laktationstagen eine Zellzahl von über 200‘000 Zellen/ml zu erreichen (De Vliegher, Laevens et al. 2003). Eine mögliche Erklärung könnte ein kompetitiver Effekt mit anderen Pathogenen sein, z.B. die Produktion von inhibitorischen Substanzen wie Bacteriocin oder eine Stimulation des innaten Immunsystems. Jedoch existieren auch Studien, welche das Gegenteil gezeigt haben. Hogan et al. zeigte, dass CNS infizierte Viertel ein grösseres Risiko einer späteren Infektion mit „Major pathogens“ haben (Hogan, Smith et al. 1988). Zusammenfassung Viele Forschungsteams arbeiten mit molekularen Methoden im Moment an folgenden Fragestellungen: • • Bestehen Unterschiede zwischen CNS Spezies und deren Relevanz? Sind einige Spezies stärker Euter-assoziiert als andere? Schlussendlich bleiben noch weiter Fragen offen, welche vielleicht in Zukunft beantwortet werden können. Referenzen Braem, G., S. De Vliegher, et al. (2011). "(GTG)5-PCR fingerprinting for the classification and identification of coagulase-negative Staphylococcus species from bovine milk and teat apices: a comparison of type strains and field isolates." Vet Microbiol 147(1-2): 67-74. De Vliegher, S., H. Laevens, et al. (2003). "Prepartum teat apex colonization with Staphylococcus chromogenes in dairy heifers is associated with low somatic cell count in early lactation." Vet Microbiol 92(3): 245252. Hogan, J. S., K. L. Smith, et al. (1988). "Rate of environmental mastitis in quarters infected with Corynebacterium bovis and Staphylococcus species." J Dairy Sci 71(9): 2520-2525. Nickerson, S. C. and R. L. Boddie (1994). "Effect of naturally occurring coagulase-negative staphylococcal infections on experimental challenge with major mastitis pathogens." J Dairy Sci 77(9): 2526-2536. Piepers, S., G. Opsomer, et al. (2010). "Heifers infected with coagulase-negative staphylococci in early lactation have fewer cases of clinical mastitis and higher milk production in their first lactation than noninfected heifers." J Dairy Sci 93(5): 2014-2024. Piessens, V., K. Supre, et al. (2010). "Validation of amplified fragment length polymorphism genotyping for species identification of bovine associated coagulase-negative staphylococci." J Microbiol Methods 80(3): 287-294. Sampimon, O. C., R. N. Zadoks, et al. (2009). "Performance of API Staph ID 32 and Staph-Zym for identification of coagulase-negative staphylococci isolated from bovine milk samples." Vet Microbiol 136(3-4): 300-305. Schukken, Y. H., R. N. Gonzalez, et al. (2009). "CNS mastitis: nothing to worry about?" Vet Microbiol 134(12): 9-14. Supre, K., S. De Vliegher, et al. (2010). "Staphylococcus devriesei sp. nov., isolated from teat apices and milk of dairy cows." Int J Syst Evol Microbiol 60(Pt 12): 2739-2744. Supre, K., S. De Vliegher, et al. (2009). "Technical note: use of transfer RNA-intergenic spacer PCR combined with capillary electrophoresis to identify coagulase-negative Staphylococcus species originating from bovine milk and teat apices." J Dairy Sci 92(7): 3204-3210. Taponen, S., K. Supre, et al. (2011). "Staphylococcus agnetis sp. nov., a coagulase-variable species from bovine subclinical and mild clinical mastitis." Int J Syst Evol Microbiol. Text: Dr. Andreas Raemy Detection of Staphylococcus aureus genotype B in routing milk recording samples and in bulk tank milk by qPCR analaysis - field study Nachweis von Staphylococcus aureus genotype B in MLP-Proben und Betriebstankmilchproben mittels qPCR in einer Feldstudie C.Syring, R. Boss, A. Steiner, H. Graber Einleitung Staphylococcus aureus (Staph. aureus) gehört weltweit mit zu den wichtigsten und mit hohen wirtschaftlichen Verlusten einhergehenden Mastitiserregern (Hogeveen et al., 2011, Halasa et al., 2007). Der Keim kann bei Rindern subklinische, klinische oder chronisch klinische Euterentzündungen hervorrufen. Bisher stützte sich der Nachweis von Staph. aureus vornehmlich auf den bakteriologisch kulturellen Nachweis. Neben der im Vordergrund stehenden geringen Empfindlichkeit wirkt sich auch die nachweislich zyklische Ausscheidung von Staph. aureus (Studer et al., 2008) und die durch Immunabwehr getöteten Bakterien negativ auf die diagnostische Sensitivität im kulturellen Nachweis aus. Die bakteriologisch kulturelle Sensitivität erhöht sich jedoch mit wiederholter Beprobung (Sears et al., 1990, Studer et al., 2008). Ein weiterer Nachteil des kulturellen Verfahrens ist die Dauer von mindestens 24 h bis 48 h bis zum Erhalt des Ergebnisses und die Bedingung einer aseptischen Milchprobenentnahme im Vorfeld. Staph. aureus wurde bisher vornehmlich mittels Einzel- oder Vierviertelproben diagnostiziert und überwacht. Mit der Entwicklung einer ribosomalen spacer PCR durch Fournier et al. (2008) konnten in der Schweiz 17 Rindereuter-assoziierte Subtypen von Staph. aureus registriert werden. Davon traten die beiden Genotypen B und C am häufigsten auf, die übrigen 15 Genotypen (GTOG) waren jedoch selten (Fournier et al., 2008). Insbesondere ist Staph. aureus GTB euterspezifisch und kontagiös (Fournier et al., 2008; Graber et al., 2009). Dagegen verursachen Staph. aureus GTC und GTOG Einzelkuherkrankungen oder sind teilweise gar apathogen (Fournier et al., 2008; Graber et al., 2009). Die genetischen Eigenschaften von Staph. aureus GTB wurden verwendet, um eine neue, auf der real-time quantitative PCR (QPCR) beruhenden Analytik zu entwickeln (Boss et al., 2011), die hoch sensitiv und spezifisch für Staph. aureus GTB ist. Alle anderen Genotypen sowie die übrigen Mastitiserreger inklusive Staphylococcus spp. konnten eindeutig ausgeschlossen werden (Boss et al., 2011). Zudem ist die Nachweisgrenze so tief, dass der Assay auch für die Untersuchung von Betriebstankmilch (BTM) verwendet werden kann (Boss et al., 2011). So liess sich rechnerisch zeigen, dass mit der neuen Methodik in BTM eine Staph. aureus GTB-positive Kuh unter 138 gesunden Kühen nachweisbar ist. Zudem weist die Analytik eine hohe Kosteneffizienz auf. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die BTM-Analytik nach Boss et al. (2011) wegen ihrer guten analytischen Eigenschaften in einer Feldstudie auf ihr diagnostisches Potential und ihre Praxistauglichkeit hin zu untersuchen sowie mit einer vereinfachten Analytikversion zu vergleichen. Material und Methoden Um die Auswahl der Betriebe zu treffen, wurden im Vorfeld folgende Kriterien festgelegt: mindestens 10 laktierende Kühe im Betrieb und mehr als 20% der Kühe mit einer somatischen Zellzahl (SCC) > 150‘000 Zellen pro ml. Die Grösse der 54 in die Studie involvierten Herden variierte zwischen 10 und 59 laktierenden Kühen (n = 1137) in Anbinde- oder Freilaufstallhaltung. In der Studie wurden Milchproben aller Rassen untersucht. In allen Betrieben wurde zweimal am Tag gemolken. Die Probenerhebung auf den Betrieben erfolgte einmalig zum Zeitpunkt des Melkens morgens oder abends gleichzeitig mit der Milchleistungsprüfung, die durch einen angestellten Milchkontrolleur durchgeführt wurde. Die Probenröhrchen des Milchkontrolleurs wurden im Vorfeld mit Bronopol (Konservierungstablette) präpariert. Für die Analyse von Staph. aureus GTB wurden Milchproben aller laktierenden Kühe entnommen, die auch der Milchleistungsprüfung unterzogen worden sind. 1.) Einzelviertelproben = Referenzproben 2.) Gesamtgemelk (Gemelk und Nachgemelk) ohne Bronopol 3.) BTM-Probe (ohne Zusatz) Für die Zellzahlbestimmung wurde eine zweite Probe des Gesamtgemelks genommen, die mit Bronopol zur Stabilisierung versetzt war. Die Probenanalyse erfolgte im Labor der ALP Liebefeld durch Renate Boss und Hans Graber. Die Referenzproben und die Proben vom Gesamtgemelk der einzelnen Kühe pro Betrieb wurden im Labor gepoolt, so dass für die Staph. aureus GTB Analyse 3 Proben pro Betrieb zur Verfügung standen: Referenzprobenpool, Gesamtgemelksprobenpool und BTM-Probe. Zur Vorbereitung für die anschliessende Analyse wurde die Milch der Proben in einem Selektivnährmedium über Nacht angereichert. Die Identifizierung mittels real-time quantitative PCR von Staph. aureus GTB beruhte auf den beiden bekannten Enterotoxingene sea und sed sowie einen Polymorphismus im lukE-Gen (Fournier et al., 2008; Graber et al., 2009). Als Referenzmethode zur Genotypisierung wurde die Studie von Fournier et al., 2008 herangezogen. Resultate Tabelle 1: Darstellung der Ergebnisse von 21 Staph. aureus GTB positiven Betriebe. Herden ID Herden Grösse SCC QPCR Assay Genotypen 3 *10 /mL 1 2 3 S. aureus GTB Herden (n = 21) P1 22 102 B, B'' + + + P2 36 56 B, R + + + P3 16 74 B + + + P4 54 114 B + + + P5 19 100 B' + + - P6 20 154 B + + + P7 12 178 B, C, I' + + + P8 22 245 B + + + P9 22 259 B + + + P 10 22 144 B, B''' + + + P 11 14 128 B'' + + + P 12 12 66 B''' + + + P 13 23 110 B + + + P 14 15 107 B + + + P 15 11 324 B, C'' + + - P 16 27 59 B + + + P 17 16 112 B + + + P 18 27 70 B' + + + P 19 30 229 B + + + P 20 16 35 B + + + P 21 23 73 B + + + Es wurden insgesamt 54 Betriebe auf Staph. aureus GTB untersucht. 21 Betriebe waren Staph. aureus GTB positiv und 33 Betriebe wurden Staph. aureus GTB negativ getestet. Die 21 Staph. aureus GTB positiven Betriebe waren nachweislich in allen Referenzprobenpools (1) und Gesamtgemelkpools (2) positiv, jedoch konnte nur in 19 BTM-proben Staph. aureus GTB ebenfalls nachgewiesen werden (Tab. 1). 2 BTM-Proben waren negativ. Nach telefonischer Rückfrage mit den beiden Betriebsleitern stellte sich heraus, dass Kühe mit erhöhter Zellzahl nicht in den Tank gemolken wurden, woraus sich das negative Resultat in den Tankmilchproben ergab. Die 33 Kontrollherden waren nachweislich in allen untersuchten Milchproben negativ für Staph. aureus GTB. In 17 Herden konnte kein Staph. aureus nachgewiesen werden und in den anderen 16 Betrieben konnte ein anderer Staph. aureus Genotyp nachgewiesen werden. Somit ergibt sich daraus eine diagnostische Sensitivität und Spezifität von 100%. Für die BTM konnte eine diagnostische Sensitivität von 90% und eine Spezifität von 100% ermittelt werden. Bei der Messung der somatischen Zellzahlen ergab sich für Staph. aureus GTB positive Betriebe eine signifikante Erhöhung im Vergleich mit den Kontrollherden. Diskussion Eine durch Staph. aureus hervorgerufene infektiöse Euterentzündung beim Rind korreliert mit mangelhafter Milchqualität (erhöhte Zellzahl, Enterotoxine) und steht häufig im Zusammenhang mit unzulänglichen Behandlungserfolgen (Sears et al. 2003). Dies führt zu hohen wirtschaftlichen Verlusten, vor allem wenn mehrere Kühe infiziert sind und der Bestand saniert werden soll. Eine heutige Bestandessanierung basiert auf der im Vordergrund stehenden Identifizierung der infizierten Kühe und Einteilung in 3 Risikogruppen. Im nächsten Schritt startet ein antiinfektiver Behandlungsversuch, der einer dreimaligen bakteriologischen Kontrolle aller 4 Euterviertel im Abstand von 2 - 3 Wochen unterliegt. Behandlungsresistente Kühe werden, um die Infektionskette zu unterbrechen, der Schlachtung zugeführt (Kirchhofer et al., 2011). Typische Merkmale vom Genotyp B sind die Euterspezifität und Kontagiosität. Für die Praxis bringt dieses Wissen enorme Vorteile. Die durchgeführte Studie könnte somit Anwendung in der Bestandesaufnahme des Staph. aureus GTBHerdenstatus und in der Überwachung eines GTB-infizierten Bestandes über die BTM finden. Die Probenerhebung könnte sogar im Zusammenhang mit der monatlich stattfindenden Qualitätskontrolle erfolgen. Auf Einzelkuhebene wäre aufgrund der Eigenschaften des Staph. aureus GTB eine saubere, jedoch nicht mehr sterile Probenentnahme angezeigt. Die qPCR Nachweismethode eignet sich aufgrund der präzisen Aussagekraft und leichten Interpretation des Resultats, dem kurzen Zeitintervall bis zum Ergebnis und der Reproduzierbarkeit sehr gut für die Routineanwendung. Bei BTM-Proben muss man sich im Vorfeld jedoch vergewissern, dass alle laktierenden Kühe in den Tank gemolken wurden. Bei der Untersuchung von Einzelkuhproben darf die Milch nicht antibiotikahaltig oder mit anderen Zusätzen ( z.B. Bronopol) versetzt sein, da dadurch eine Anreicherung der Bakterien verhindert wird. Literatur Boss, R., J. Naskova, A. Steiner, and H. U. Graber. 2011. Mastitis diagnostics: quantitative PCR for Staphylococcus aureus genotype B in bulk tank milk. J. Dairy Sci. 94:128-137. Fournier, C., P. Kuhnert, J. Frey, R. Miserez, M. Kirchhofer, T. Kaufmann, A. Steiner, and H. U. Graber. 2008. Bovine Staphylococcus aureus: Association of virulence genes, genotypes and clinical outcome. Res. Vet. Sci. 85:439-448. Graber, H. U., J. Naskova, E. Studer, T. Kaufmann, M. Kirchhofer, M. Brechbühl, W. Schaeren, A. Steiner, and C. Fournier. 2009. Mastitis-related subtypes of bovine Staphylococcus aureus are characterized by different clinical properties. J. Dairy Sci. 92:1442-1451. Halasa, T., K. Huijps, O. Østerås, and H. Hogeveen. 2007. Economic effects of bovine mastitis and mastitis management: A review. J. Vet. Quart. 29:18-31. Hogeveen, H., K. Huijps, and T. J. G. M. Lam. 2011. Economic aspects of mastitis: New developments. New Zeal. Vet. J. 59:16-23. Kirchhofer, M., T. Kaufmann, M. Guélat-Brechbühl, A. Michel, C. Syring, and M.Bodmer. 2011. Sanierung von Milchviehbeständen mit Staphylococcus aureus-Mastitiden. Schweiz. Arch. Tierheilkd. 153:361-368. Sears, P. M., B. S. Smith, P. B. English, P. S. Herer, and R. N. Gonzalez. 1990. Shedding Pattern of Staphylococcus aureus from Bovine Intramammary Infections. J. Dairy Sci. 73:2785-2789. Sears, P. M., and K. K. McCarthy. 2003. Management and treatment of staphylococcal mastitis. Vet. Clin. Food. Anim. 19:171-185. Studer, E., W. Schaeren, J. Naskova, H. Pfaeffli, T. Kaufmann, M. Kirchhofer, A. Steiner. 2008. A longitudinal field study to evaluate the diagnostic properties of a quantitative real-time polymerase chain reactionbased assay to detect Staphylococcus aureus in milk. J. Dairy Sci. 91:1893-1902. Text: Dr. Claudia Syring Aktuelles Der Frühling ist da und mit Sicherheit auch die alljährliche Insektenplage im Rindviehstall und auf der Weide. Ist dies lediglich unangenehm für Mensch und Tier oder bedrohen diese lästigen Zeitgenossen auch die Gesundheit von Kalb, Rind und Kuh? Denken wir doch nur an das Schmallenberg- oder Blauzungenvirus. Auf viele offene Fragen kann der versierte Fachmann Prof. Dr. Heinz Mehlhorn im Rahmen des Seminar-Zyklus Bestandesmedizin für die Praxis vom 29.05.12 Auskunft geben. Veranstaltungen Alle RGD Fortbildungsveranstaltung, die von der SVW mit Bildungspunkten akkreditiert wurden, sind durch offerierte, fakultative Lernzielkontrollen (Hausarbeit) für den Fähigkeitsausweis „Bestandesmedizin“ anrechenbar. Details finden Sie unter http://www.rgd.ch/de-ch/veranstaltungen.aspx 24.04.2012 Lenzburger Tierarztgespräche: Zitzen- und Eutergesundheit Veranstalter: Rindergesundheitsdienst Ort: Hotel Ochsen neben dem Alten Gemeindesaal, Lenzburg Dieser Kurs gibt allen interessierten Tierärztinnen und Tierärzten die Gelegenheit, sich kompakt und umfassend über die wichtigsten Aspekte einer guten Eutergesundheit zu informieren. Seminarziele: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind 1. informiert über die wichtigsten Einflussgrössen auf die Eutergesundheit; kennen 2. praxistaugliche Massnahmen um die Eutergesundheitssituation auf einem Betrieb zu verbessern oder zu erhalten; haben 3. die Kenntnisse über die Physiologie und Immunologie des Euters aufgefrischt; sind 4. informiert über Erkenntnisse aus aktuellen Forschungsarbeiten zu dieser Thematik und haben 5. Erfahrungen ausgetauscht. Referentinnen / Referenten: Rupert M. Bruckmaier, Prof. Dr. Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, Olga Wellnitz, PD Dr. med. vet. Vetsuisse-Fakultät Universität Bern, Volker Krömker, Prof. Dr. med. vet. Hochschule Hannover (D), Michael Zähner, Dr. sc. nat. ETH Agroscope ART Tänikon, Hugo Baeriswyl Milchproduzentenberater CASEI. Die Veranstaltung wurde von der SVW mit 2 Bildungspunkten (BP) akkreditiert. 25.04.2012 Arbeitskreis „Groupe d’interêt Alimentation (GIAL)“ Organisateur: Service sanitaire bovin (Rindergesundheitsdienst) 10.05.2012 Parage fonctionnel des onglons pour vétérinaires Organisateur: Service sanitaire bovin (Rindergesundheitsdienst) Jeudi, 10.05.2012, Grangeneuve. Pour approfondir le sujet, nous vous recommandons: ITB Workshop Klauen II, voir 21.06.2012 11.05.2012 Funktionelle Klauenpflege Veranstalter: Rindergesundheitsdienst Freitag, 11.05.2012, Strickhof Lindau ZH Aufbauend empfehlen wir: ITB Workshop Klauen II, siehe 21.06.2012 15.05.2012 InterHerd-Kurs für Anwenderinnen und Anwender Veranstalter: Rindergesundheitsdienst Dienstag, 15.05.2012, 13.30- 16.30 Ort: AGRIDEA Lindau „Wie sieht es dieses Jahr mit der Fruchtbarkeit der Milchkühe aus?“ Nach einer kurzen Theorie über Kennzahlen der Fruchtbarkeit und Eutergesundheit werden Sie eine Analyse der Fruchtbarkeitsleistung und Eutergesundheit erstellen und „bauernfreundlich“ darstellen. 22.05.2012 3. InterHerd-Stammtisch Veranstalter: Rindergesundheitsdienst Dienstag, 22.05.2012, 14.00 - 17.00 Restaurant "Bioland, Olten 29.05.2012 Seminar-Zyklus Bestandesmedizin für die Praxis Veranstalter: Rindergesundheitsdienst und Veterinaria AG - MSD Animal Health Dienstag, 29.05.2012, 13.45 – 17.30 Uhr, Strickhof Wülflingen, Winterthur Insekten und Parasitosen des Rindes Welche Rolle spielen die Insekten für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Rindviehpopulation? Entweder üben sie direkt einen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere aus oder sie dienen manchen Krankheitserregern als praktischer Vektor. Auf viele Fragen wird der Fachmann Prof. Dr. Heinz Mehlhorn in seinem Vortrag eingehen. Im zweiten Teil können Sie die Diagnosestellung mit einfacher Methodik üben: Zentrifugen, Mikroskope, Diagnosekits und parasitenhaltiger Kot stehen zur Verfügung. 21.06.2012 Berner ITB-Workshop Thema: Klauenbehandlungen Veranstalter: Wiederkäuerklinik, Vetsuisse-Fakultät Bern Donnerstag, 21.06.2012, 13.45 – 18.00 Uhr, Tierspital Bern, Präpariersaal Voraussetzungen für diesen Workshop sind Kenntnisse in funktioneller Klauenpflege, wie sie zum Beispiel in den Kursen vom RGD am 10.05.12 (französisch) bzw. am 11.05.12 (deutsch) vermittelt werden. Das Ziel des Kurses ist, dass jeder Teilnehmer an einem Präparat die wichtigsten Klauenbehandlungen inklusive Anästhesien selbst durchgeführt hat. September 2012 Arbeitskreis „Groupe d’interêt Alimentation (GIAL)“ Organisateur: Service sanitaire bovin (Rindergesundheitsdienst) 18.-21.11.12 „Diagnostik in der Nutztierpraxis“ Fachseminar Bestandesbetreuung VI Veranstalter: SVSM, RGD mit Veterinaria AG - MSD Animal Health. Im Seminar- und Wellnesshotel Stoss. Von SVW / SVSM mit 8 Bildungspunkten akkreditiert. Dezember 2012 Arbeitskreis „Groupe d’interêt Alimentation (GIAL)“ Organisateur: Service sanitaire bovin (Rindergesundheitsdienst) Rückblick & Ausblick Der Jahresabschluss 2011 des RGD schliesst mit einer schwarzen Null ab. Dies ist nicht nur dem grossen Einsatz aller im RGD Team zu verdanken, sondern insbesondere auch der AGRIDEA, die sich in bedeutendem Masse immer wieder als ein langfristiger und verlässlicher Partner des RGD präsentiert. Das nächste RGD Bulletin (11/2012) wird im Sommer erscheinen. Ihr Dirk Strabel im Namen des RGD Teams