Hyperaldosteronismus

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Behindert Datenschutz die Arzneimittelsicherheit?
Wechselwirkungen von Arzneimitteln - eine unterschätzte
Gefahr für die Patienten
APS Jahrestagung – 16. April 2015
Stefanie Wobbe – Vorstandsreferat Versorgungsforschung
Offenlegung potentieller Interessenkonflikte
Stefanie Wobbe
1.Anstellungsverhältnis oder Führungsposition
−Mitarbeiterin im Vorstandsreferat Versorgungsforschung der DAK
Gesundheit
2.Beratungstätigkeit (trifft nicht zu)
−Pharmazeutische Unternehmen, Patientenorganisationen,
Medizinprodukte, Institute, Kassen
3.Aktienbesitz (trifft nicht zu)
4.Honorare (trifft nicht zu)
−Vortrags- und Seminarhonorare
5.Finanzierung wissenschaftlicher Untersuchungen (trifft nicht zu)
6.Gutachtertätigkeit (trifft nicht zu)
7.Andere finanzielle Beziehungen (trifft nicht zu)
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Agenda
Behindert Datenschutz die Arzneimittelsicherheit?
Wechselwirkungen von Arzneimitteln - eine unterschätzte Gefahr für die
Patienten
Hintergrund und Problemlage
Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Tamoxifen – Paroxetin/Fluoxetin
Enalapril – Spironolacton
Simvastatin – Clarithromycin
Ivabradin – Verapamil
Schlussfolgerung und Diskussion
Was können wir tun?
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Hintergrund und Problemlage
Die Gefahr von Arzneimittelwechselwirkungen
wird oft nicht erkannt.
Probleme treten regelmäßig dann auf, wenn
Patienten Arzneimittel von verschiedenen Ärzten
bekommen, ohne dass diese über die vollständige Medikation des Patienten
informiert sind.
Wenn Patienten Arzneimittel, für die sie keine ärztliche Verordnung benötigen,
eigenständig in der Apotheke besorgen, besteht das Risiko, dass miteinander
nicht verträgliche Medikamente eingenommen werden.
Eine besonders gefährdete Patientengruppe stellen dabei ältere Menschen dar.
Sie leiden nicht selten unter einer Vielzahl von Erkrankungen und nehmen
folglich verschiedene Medikamente parallel ein.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Tamoxifen – Paroxetin/Fluoxetin (1)
Indikation Tamoxifen: zur unterstützenden Behandlung nach Primärbehandlung
eines Mammakarzinoms / Therapie des metastatsierenden Mammakarzinoms
Wirkung: Tamoxifen ist ein selektiver Östrogenrezeptormodulator (SERM).
Indikation Paroxetin/Fluoxetin: Depression, Zwangsstörungen u.a.
Wirkung: antidepressiv (SSRI = Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
Wechselwirkung: Tamoxifen wird in der Leber durch das Enzym CPY2D6 in
aktive Metaboliten umgewandelt (Endoxifen und 4-Hydroxytamoxifen).
Die Antidepressiva Fluoxetin und Paroxetin hemmen CPY2D6 und somit die
Umwandlung des Tamoxifens in seine aktive Wirkform.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Tamoxifen – Paroxetin/Fluoxetin (2)
Mögliche Konsequenz: Der Therapieerfolg ist gefährdet. Arzt und Patientin
bemerken zunächst nichts. Die Patientin fühlt sich nicht unwohl. Es handelt sich
um ein „stille“ Wechselwirkung.
Analyse: Im Zeitraum von Q4 2012 bis Q3 2014 wurden 134 Patienten mit
Tamoxifen und Fluoxetin und 120 Patienten mit Tamoxifen und Paroxetin behandelt.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Enalapril – Spironolacton (1)
Indikation Enalapril: Hypertonie, Herzinsuffizienz
Wirkung Enalapril: ACE-Hemmer
Indikation Spironolacton: Primärer Hyperaldosteronismus (ist eine der häufigsten
Ursachen des arteriellen Bluthochdrucks); Ödeme und/oder Aszites bei
Erkrankungen, die mit einem sekundären Hyperaldosteronismus
einhergehen (z. B. Ödeme bei Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose)
Wirkung Spironolacton: Aldosteron-Antagonist/Kaliumsparendes Diuretikum
Wechselwirkung: Beide Wirkstoffe erhöhen den Kaliumspiegel
Mögliche Konsequenz: schwere lebensbedrohliche Hyperkaliämie
(Elektrolytstörung, erhöhte Konzentration von Kalium im Blut)
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Enalapril – Spironolacton (2)
Analyse: Im Zeitraum von Q4 2012 bis Q3 2014 wurden 6189 Patienten, beide
Arzneimittel verordnet.
Anmerkung: Die Kombination aus ACE-Hemmern und Spironolacton ist nicht
grundsätzlich kontraindiziert. Bei schwerer Herzinsuffizienz ist Kombination von
ACE-Hemmern und Spirononlacton üblich; auch in Ordnung, wenn trotz Gabe
von ACE-Hemmer dauerhaft niedrige Kaliumspiegel bestehen. Jedoch sollten die
Kaliumspiegel engmaschig überprüft werden. Bei anderen Indikationen sollte
Kombination vermieden werden.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Simvastatin – Clarithromycin (1)
Indikation Simvastatin: erhöhte Cholesterinwerte im Blut; Koronare
Herzkrankheit oder Senkung kardiovaskulärer Morbidität/Mortalität
Wirkung: Statine hemmen ein Enzym (HMG-CoA-Reduktase), das zur
Biosynthese von Cholesterin gerbraucht wird
Indikation Clarithromycin: u. a. Atemwegsinfektionen, Infektionen im
HNO-Bereich
Wirkung: Breitbandantibiotikum; wirkt bakteriostatisch
Wechselwirkung: Simvastatin wird über das Enzym CYP3A4 metabolisiert.
Clarithromycin hemmt dieses Enzym. Dadurch kommt es zu erhöhten
Simvastatin-Plasmakonzentrationen.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Simvastatin – Clarithromycin (2)
Mögliche Konsequenz: Rhabdomyolyse - Die quergestreifte Muskulatur löst
sich auf. Dadurch werden größere Mengen an Myoglobin (für die Sauerstoffversorgung zuständiges Protein des Muskels) frei. Das Myoglobin kann die
Niere schädigen und zu Nierenversagen führen (möglicherweise tödlich).
Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Ereignisses nimmt mit steigender
Wirkstoffkonzentration im Plasma zu. Risikofaktoren sind außerdem schon
bestehende Niereninsuffizienz, starke körperliche Aktivität und hohes Alter
Analyse: Im Zeitraum von Q4 2012 bis Q3 2014 wurde 23.460 Patienten,
Simvastatin und Clarithromycin verordnet.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Ivabradin – Verapamil (1)
Indikation Ivabradin: stabile Angina pectoris, chronische Herzinsuffizienz
Wirkung: Senkung der Herzfrequenz
Indikation Verapamil: Koronare Herzkrankheit, in bestimmten Fällen bei
Störungen der Herzschlagfolge; Bluthochdruck
Wirkung: Calciumkanalblocker. Verapamil wirkt gefäßerweiternd und verlängert
die Überleitungszeit im AV-Knoten des Herzens. Es kann zu einer Herabsetzung
der Kontraktionsfähigkeit des Herzens kommen.
Wechselwirkung: Verapamil hemmt CYP3A4 mäßig stark. Dadurch kommt es
zu erhöhter Ivabridinexposition und verstärkter Senkung der Herzfrequenz.
Außerdem reduziert Verapamil selbst auch die Herzfrequenz.
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Wechselwirkungen von Arzneimitteln bei DAK Versicherten
Ivabradin – Verapamil (2)
Mögliche Konsequenz: übermäßige und potenziell gefährliche Bradykardie
(Herzschlag unter 60 Schläge pro Minute)
Analyse: Im Zeitraum von Q4 2012 bis Q3 2014 wurden 857 Patienten, Ivabridin
und Verapamil verordnet.
Anmerkung: Fachinformation riet bisher von der Kombination ab. Trotz des
Abratens haben 857 Patienten Ivabridin und Verapamil verordnet bekommen.
Im Dezember 2014: Rote-Hand-Brief, in dem unter anderem informiert wird,
dass diese Kombination jetzt kontraindiziert ist.
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Schlussfolgerung und Diskussion
Was kann getan werden, um diese Patienten vor zum Teil lebensbedrohlichen Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten zu
schützen?
Arzt und Apotheker müssen verordnete und abgegebene Arzneimittel – auch
nicht verschreibungspflichtige – auf der elektronischen Gesundheitskarte
speichern können. Diese Möglichkeit sollte zeitnah zur Verfügung stehen.
Bislang geht die Speicherung der persönlichen Daten jedoch nicht über die
Informationen hinaus, die auch auf der alten Karte gespeichert waren.
Die Krankenkassen müssten die vorhandenen Daten bei bedrohlichen Wechselwirkungen nutzen und die gefährdeten Versicherten informieren dürfen.
Momentan steht diese Alternative nicht zur Verfügung, da ein Eingreifen durch
die Krankenkasse durch die derzeit geltenden datenschutzrechtlichen Vorgaben
untersagt ist.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Noch Fragen?
Kontakt:
Stefanie Wobbe
Vorstandsreferat Versorgungsforschung
[email protected]
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