Reinhold Hedtke Ökonomische Bildung im Boom? Konzeptionen, Interessen und Herausforderungen Dieser Text ist ursprünglich erschienen in: AWT-Info, H. 2001 (20. Jg.): Arbeit – Wirtschaft – Technik als Gegenstand allgemeiner Bildung – Jubiläumsausgabe 20 Jahre AWT-INFO, Weingarten, S. 85-101. © 2002 Reinhold Hedtke, Bielefeld Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des CopyrightInhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, auch im Internet. Ökonomische Bildung hat Konjunktur. Das demonstriert die bundesweite Debatte um ein Fach Wirtschaftslehre an allen allgemein bildenden Schulen. Getragen wird der ökonomische Bildungsboom von der Wirtschaftsdidaktik an den Hochschulen und von relevanten gesellschaftlichen Gruppen wie Arbeitgeberverbände, Elternvereinigungen oder Gewerkschaften. Inzwischen besteht ein breiter Konsens darüber, dass ökonomische Bildung ein wesentlicher Teil der Allgemeinbildung ist, und dass sie deshalb an allen allgemein bildenden Schulen angemessen vertreten sein muss. Was sind wichtige gesellschaftliche Hintergründe dieses erstaunlichen Booms? Der Diskurs über ökonomische Bildung im Boom Der gegenwärtige Aufschwung der allgemeinen ökonomischen Bildung nährt sich erstens aus einem grundlegenden gesellschaftlichen Klimawandel, der mit dem Zusammenbruch der realsozialistischen Volkswirtschaften und dem danach proklamierten Sieg der kapitalistischen Marktwirtschaft begann. Die grundlegenden Auseinandersetzungen über das geeignete Wirtschaftssystem und die Kritik an Kapitalismus und Marktwirtschaft sind beendet. Wir leben heute in einer Zeit der ökonomischen Selbstverständlichkeiten, die grundlegende Alternativen weder will noch weiß. Die Marktwirtschaft strahlt als universales Leitbild, die Ökonomik (1) spielt die Rolle der leuchtenden Leitwissenschaft, das private Vorteilsstreben in allen Lebensbereichen gilt als naturgegeben, fortschrittlich und vorbildlich, und die „gute Gesellschaft“ ist die, die sich marktwirtschaftlich organisiert – genauer: kapitalistischmarktwirtschaftlich. Damit gebührt dem Wissen über die Marktwirtschaft und über marktwirtschaftlich angemessenes Handeln ein prominenter Platz in der Bildung. Zweitens findet die Konjunktur der ökonomischen Bildung ihren Nährboden in einer Reihe von Früchten, die dieser gesellschaftliche Klimawandel besonders gut gedeihen lässt. Die ökonomischen und politischen Stichworte sind Neoliberalismus, Globalisierung und Standortwettbewerb, Deregulierung und Abbau von Sozialleistungen sowie Kommerzialisierung. Die gesellschaftlichen und kulturellen Stichworte dazu lauten Individualisierung, Ökonomisierung sozialer Beziehungen, Aufwertung von wirtschaftlichem Erfolg und Kosten-Nutzen-Denken, Abwertung von normativ geleitetem Handeln, kollektivem Handeln und Gemeinwohlorientierung. Eigengesetzlichkeit und Eigenwert der Ökonomie werden betont, der Zeitgeist verlangt den Primat der Ökonomie über die Politik. Im Zweifelsfall stehen die „Gesetze“ der Ökonomie über den Gesetzen des Gemeinwesens. Im gleichen Geiste erklärt sich die Ökonomik zur universalen Grammatik der Sozialwissenschaften und ihre ökonomische Verhaltenstheorie beansprucht, alles menschliche Verhalten erklären zu können. Vor dem Hintergrund dieses enormen Gewinns an Relevanz und Legitimität für Ökonomie und Ökonomik ergibt sich die Forderung nach ökonomischer Allgemeinbildung fast schon von selbst. Allerdings bleibt die Konjunktur der ökonomischen Bildung noch stark auf den virtuellen Raum beschränkt. Es handelt sich eher um einen Boom der Konzepte, Forderungen und Erwartungen, nicht jedoch der Fundamentaldaten wie Schulfächer, Curricula, Unterrichtsstunden und Lehr-Lern-Prozesse. Das zeigt ein kurzer Blick in die deutsche Landschaft allgemein bildender Schulen. Vielfach gibt es weder ein eigenes Fach noch ein Ankerfach für die ökonomische Bildung (Schlösser/Weber 1999). Das Fach Wirtschaftslehre/Informatik an der Hauptschule in Baden-Württemberg bildet in dieser Hinsicht eine positive Ausnahme. Die aktuelle Debatte um die ökonomische Bildung konzentriert sich übrigens sehr stark auf die Frage des eigenständigen Faches neben anderen Schulfächern – ein Aspekt, der hier nur beiläufig verfolgt werden kann. Einen Überblick über diese Diskussion und über ökonomische Bildung im allgemeinen kann man sich leicht mit Hilfe eines Themenforums von sowi-onli ne im Internet verschaffen, das alle einschlägigen Texte enthält (http://www.sowi-online.de/forum/oekonomie/index.htm). Konzeptionen ökonomischer Bildung Wer Kampagnen führt, muss Ziele haben. Wer eine Kampagne für ökonomische Bildung führt, muss wissen, was er damit erreichen will. Dabei kommt es vor allem auf die Grundideen an, nach denen ökonomische Bildung entworfen wird. Welche Positionen werden in der Fachdidaktik dazu heute vertreten? Einen guten, aktuellen und tiefer gehenden Überblick kann man sich in den von der Deutschen Gesellschaft für ökonomische Bildung (DeGöB) herausgegebenen Bänden der Reihe „Wirtschafts- und Berufspädagogische Schriften“ im Verlag Thomas Hobein verschaffen (2). Ich will an dieser Stelle nur drei Ansätze exemplarisch vorstellen: Das Konzept der Qualifizierung für Lebenssituationen, das Konzept kategorial-wirtschaftspolitischer Bildung und das ökonomisch-verhaltenstheoretische Konzept. Keiner dieser drei Ansätze beansprucht, eine umfassende Konzeption ökonomischer Bildung zu entwerfen; eine solche Gesamtkonzeption fehlt bis heute. Alle drei behandeln im wesentlichen nur einen Teilaspekt ökonomischer Bildung, ihren Lebens- und Erfahrungsbezug, ihre Inhalts- und Kategorienstruktur oder ein Analyseverfahren mit Hilfe eines ökonomischen Akteurmodells. Dabei geht der Ansatz der Qualifizierung Lebenssituationen sicherlich am weitesten; ihn stelle ich zunächst vor. Qualifizierung für Lebenssituationen Bodo Steinmann und Dietmar Ochs haben vor vielen Jahren ein Konzept zur Qualifizierung für ökonomisch geprägte Lebenssituationen entwickelt, das Steinmann vor kurzem reflektiert, revidiert und aktualisiert hat (Steinmann 1997). Es handelt sich um einen recht umfassend und relativ anspruchsvoll angelegten Ansatz. Nach diesem Konzept ist es Ziel ökonomischer Bildung, die Entwicklung der Mündigkeit zu unterstützen, indem sie Hilfen zur Lebensgestaltung in ökonomisch geprägten Lebenssituationen anbietet (S. 2). Dazu müssen Kompetenzen gesteigert und Emanzipation gefördert werden; diese individualistischen Ziele werden durch gesellschaftliche ergänzt: soziale Einbettung der individuellen Lebenssituation hinsichtlich ihrer gesamtgesellschaftlichen Aspekte, Pflichten und Eigenverantwortung des Individuums sowie die Befähigung dazu, sich an Verbesserungen von gesellschaftlichen Strukturen und sozialen Beziehungen gestaltend zu beteiligen (S. 8-10). Ökonomische Handlungskompetenz ergibt sich aus dem Zusammenwirken zwischen der Qualifiz ierung für Entscheidungen und Handlungen in ökonomisch geprägten Lebenssituationen einerseits und den Ansprüchen von Mündigkeit andererseits (individuelle Entfaltung, Gestaltung toleranzbestimmter sozialer Beziehungen, Schaffung einer lebenswerten Gesellschaft) (S. 10). Diejenigen Lebenssituationen, zu deren Bewältigung die Ökonomik mit ihren Erkenntnissen beitragen kann, nennt Steinmann ökonomisch geprägte Lebenssituationen (S. 2). Sie werden aus dem Grundzusammenhang von Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsprozess sowie aus der mikro-, meso- und makroökonomischen Analyseperspektive der Ökonomik heraus gewonnen. Ausgangspunkt sind die allgemeinen Erkenntnisobjekte der Ökonomik, die zugleich umfassende Lebensbereiche sind, nämlich Einkommensentstehung (Produktion, Arbeit) und Einkommensverwendung (für erstellte Güter). Diese ökonomischen Lebensbereiche werden in ökonomisch geprägte Lebenssituationen umgeformt, indem man sie ausdifferenziert (S. 2 f.). Als typische Lebenssituationen erhält man dann für den ersten Lebensbereich Berufswahl, Berufsbildung und Berufswechsel, Stellung im Unternehmen und am Arbeitsplatz, Arbeitseinkommen sowie Sozialeinkommen, für den zweiten Bereich Kauf, Freizeit, SparenVersichern-Vorsorgen-Vermögensbildung, Steuerzahlung/öffentlic he Güter (S. 7). Der fachdidaktische Sinn dieses Vorgehens liegt darin, dass sich die ökonomischen Lerninhalte auf das Leben der Lernenden beziehen sollen: Man prüft die Lernbedeutung der Lebenssituationen, damit primär das gelernt wird, was zur Lebensbewältigung am wichtigsten ist (S. 3). Auswahlkriterien dafür liefert der Wirkungszusammenhang von Lebenssituationen und Bedürfnisbefriedigung: wie stark die einzelne Lebenssituation zur Bedürfnisbefriedigung beiträgt, ob sie intensiver oder besser dafür genutzt werden könnte und inwieweit die Befriedigung gefährdet ist (S. 3). Für die Lebenssituationen bestimmt man dann die Qualifikationen, die für ihre selbstbewusste und verantwortungsbewusste Gestaltung erforderlich sind. Diese Qualifikationen werden auch in die Perspektive der Emanzipation des Individuums gestellt, um nicht nur für die Bewältigung der real existierenden Verhältnisse zu qualifizieren, sondern auch dafür, diese ändern zu können, wenn sie unbefriedigend sind (S. 4). Ökonomische Bildung muss sich auch auf die gesellschaftliche Ebene und nicht nur auf Lebenssituationen beziehen. Deshalb muss sie mindestens vier ökonomisch geprägte Entwicklungen thematisieren: die Entwicklung zur sozialen, ökologischen sowie internationalen Gesellschaft und zur Wohlstandsgesellschaft (S. 6 f.). Ökonomische Bildung stellt auch spezifische Anforderungen an den Lernprozess. Sie zielt oft auf zukünftige Lebenssituationen. Deshalb sind Methoden besonders wichtig, die es erlauben, diese Situationen zu antizipieren und die sich an Selbsttätigkeit, Kommunikation und Kooperation orientieren (S. 13). Die Gestaltung von ökonomischen Lernprozessen muss nach Steinmann einer Reihe von Qualitätsanforderungen genügen (die übrigens aus der Didaktik der politischen Bildung wohlbekannt sind): Situations-, Wissenschafts-, Wert-, Handlungs-, Problem- (einschließlich Aktualität und Exemplarizität) sowie Erfahrungsorientierung (einschließlich Betroffenheit) (S. 14). In der aktualisierten Version des Ansatzes gelangt Steinmann zu einer radikalen Schlussfolgerung: der Qualifizierung-für-Lebenssituationen-Ansatz sei ein ökonomischfachspezifischer Ansatz und bleibe deshalb unzulänglich (S. 16). Diese herkömmliche, rein ökonomische Orientierung gefährde sogar häufig andere Bedürfnisse wie Arbeitsfreude, Selbstorganisation, Ruhe, Gesundheit (S. 17). Deshalb fordert Steinmann, „die ökonomische Bildung zu einer umfassenden Gesellschaftslehre auszugestalten“ und dazu vor allem auf Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte sowie Wirtschafts- und Sozialgeographie zurückzugreifen (S. 20). Die ökonomische Bildung soll „in ein auf die Gesellschaft als Ganzes bezogenes Curriculum“ eingebettet werden (S. 20), was das Curriculumkonzept Robinsohns zu neuem Leben erweckt. Dazu müssen sich die unterschiedlichen Fachwissenschaften auf einen Analyseprozess einlassen, der von einer didaktischen Perspektive geleitet wird. Mit ihrer Hilfe werden aus den beteiligten Fachwissenschaften diejenigen Inhalte und Methoden ausgewählt und aufeinander bezogen, die „zur selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Gestaltung des Lebens in der Gesellschaft“ befähigen (S. 21). Dieser Curriculumprozess erfordere Kooperation und Integration der Disziplinen und dafür sei der Lebenssituationen-Qualifikationen-Ansatz, so Steinmann, ein geeignetes Instrument. Die Kritik an der fachwissenschaftlichen Enge des eigenen Ansatzes offenbart ein Niveau an Selbstreflexion, das anderen Konzeptionen ökonomischer Bildung leider meistens abgeht. Steinmann skizziert die Lösung für dieses zentrale Problem des Konzeptes Qualifizierung-fürLebenssituationen, indem er ein integriertes gesellschaftswissenschaftliches Curriculum fordert. Diese Idee liegt völlig konträr zu den prominenten und nachdrücklichen Forderungen nach einem eigenständigen Fach für die ökonomische Bildung. Denn die Eine-Disziplin -einFach-Lösung wird die disziplinäre Perspektive der Ökonomik in Fachdidaktik und Unterricht schärfen und Soziologie und Politikwissenschaft abblenden oder verdrängen – das ist sowohl beabsichtigt wie zwangsläufig. Steinmann begnügt sich allerdings im wesentlichen damit, Integration und Kooperation zu fordern, ohne anzugeben, ob und wie das konzeptionell und praktisch funktionieren kann. Genau hier liegt aber die zentrale Herausforderung der Didaktiken der politischen und der ökonomischen Bildung: Endlich eine ernstzunehmende fachdidaktische Debatte über das Integrationsproblem der sozialwissenschaftlichen Disziplinen im Hinblick auf Lernprozesse und Lernergebnisse zu führen (3). Es kann nicht sein, dass die Lernenden bei Lösungen nach dem Schema Eine-Disziplin-ein-Fach völlig allein damit gelassen werden, ob und wie sie die fachwissenschaftlich getrennten Perspektiven zusammenfügen. Fachdidaktiken, die – nicht zuletzt aus eigennützigen Motiven – das Integrationsproblem den Lernenden zuschieben, privatisieren damit ein Risiko auf Kosten Dritter, das sie selbst nicht einzugehen bereit sind. Kategorial-wirtschaftspolitische Bildung Der jüngere kategoriale Beitrag zur Wirtschaftsdidaktik, der auf Dauenhauer zurückgeht und z. B. von Klaus-Peter Kruber aufgegriffen wird, konzentriert sich auf das Problem, wie ein System von Kategorien entwickelt werden kann, das das inhaltliche Fundament ökonomischer Bildung sichert. Kruber versteht „Entscheidungskompetenz in ökonomisch geprägten Lebenssituationen“ als Leitziel ökonomischer Bildung, an dem sich die Bestimmung der Bildungsinhalte orientieren muss (Kruber 1997, 57); hier argumentiert Kruber ähnlich wie Steinmann. Da es eine überwältigende Fülle von Inhalten oder Stoffen gibt, müssen diejenigen, die im Unterricht behandelt werden sollen, ausgewählt und begründet werden (Kruber 2000, 287). Dieses Auswahlproblem soll durch ein Gefüge von Kategorien fachdidaktisch gelöst werden. Dabei bezieht sich Kruber allgemeindidaktisch auf Wolfgang Klafki, fachdidaktisch auf Erich Dauenhauer und Bernhard Sutor. Kategorien sind danach allgemeine, wissenschaftlich beschriebene Grundstrukturen eines Wirklichkeitsbereiches, die das Strukturelle, Typische und Prinzipielle erfassen. Kruber kommt es darauf an, Grundstrukturen von Wirtschaft zu identifizieren, „elementare Inhalte mit allgemein bildender Relevanz zu finden“, Stoffkategorien, mit denen der Gegenstandsbereich Wirtschaft erschlossen werden kann (S. 287). Zuständig für die Bestimmung elementarer Stoffstrukturen und Inhalte ist die Bezugswissenschaft Ökonomik, die in den Standardlehrbüchern der Volkswirtschaftslehre weitgehend übereinstimmende „Merkmale von Wirtschaft“ nennt, beispielsweise Bedürfnisse, Knappheit, Wahlentscheidungen, Zielkonflikte oder Koordination der Akteure als Grundtatbestände (1997, 58). An diese fachwissenschaftlichen Strukturierungen knüpfen Konzepte ökonomischer Allgemeinbildung an (S. 59). Will man ökonomische Probleme verstehen, muss man nach Kruber über fünf grundlegende Denkmuster verfügen: das Denken der ökonomischen Verhaltenstheorie (vgl. dazu die unten folgende Skizze), das Denken in Wirkungszusammenhängen, ordnungspolitisches Denken und (wirtschafts-)politisches sowie ethisches Denken (2000, 290). Als Ziel der ökonomischen Bildung sieht er die Fähigkeit zu wirtschaftspolitischem Denken und Handeln: „So verstandener Wirtschaftsunterricht ist Bildung im Lernfeld Politik“ (2001). Der kategorialwirtschaftspolitische Ansatz will die herkömmlichen mikroökonomischen und institutionellen Inhalte des Wirtschaftslehreunterrichts um die wirtschaftspolitische Perspektive ergänzen (1997, 62 f.). Dies ist unter den Bedingungen eines demokratischen Systems ein unverzichtbares Element ökonomischer Bildung – das den Lernenden in der Sekundarstufe I aber bis zum Beginn der Klasse 10 fast völlig vorenthalten bleibt. Die große Mehrheit der Lernenden in der baden-württembergischen Hauptschule kommt mit Wirtschaftspolitik übrigens überhaupt nicht in Berührung!! Als inhaltliche Grundlage ökonomischer Bildung entwickelt Kruber einen Satz ökonomischer Stoffkategorien – Schlüsselbegriffe oder Denkmethoden – die er als „Wesensmerkmale des Wirtschaftens“ sieht; Wirtschaften ist für ihn „Nutzen-Kosten-Optimierung in komplexen Wirkungszusammenhängen in einer politisch geprägten Wirtschaftsordnung“ (Kruber 2001). Vor diesem Hintergrund stehen seine Stoffkategorien, die ich hier verkürzt aufzähle: Verwendungskonkurrenz von Ressourcen (Knappheit), Nutzen-Kosten-Kalkül (ökonomisches Prinzip unter Risikobedingungen), Arbeitsteilung, Marktkoordination, Geld und Wirtschaftskreislauf, Interdependenzen und Zielkonflikte, Ungleichgewichte, Ungleichheit und ökologische Probleme, Staatseingriffe (Ablaufsteuerung, Ordnungspolitik), Interessenkonflikte, wertorientierte wirtschaftspolitische Auseinandersetzungen, Wirtschaftsordnung als Rahmenordnung, politische Gestaltung der Wirtschaftsordnung (Kruber 2000, 292 f.). Die fachwissenschaftlich begründeten Stoffkategorien kann man zu Bildungskategorien umformen, dann sind sie Leitziele des Wirtschaftsunterrichts (2000, 293): Stoffkategorien werden zu Leitzielen, indem die ökonomischen Grundeinsichten der Stoffkategorien auf immer neue Lernstoffe angewendet, dadurch als für die Ökonomie typisch erkannt und auf weitere Stoffe übertragen werden, die man mit ihrer Hilfe verstehen kann (S. 293; Bezug auf Hermann May). Kruber beschreibt fünf, „aus den fachlichen Strukturen gewonnenen Leitfragen an den Stoff“: (1) die ökonomische Zukunftsbedeutsamkeit des Stoffes für die Lernenden, seine Exemplarizität (2) für ökonomische Zusammenhänge (Knappheit, KostenNutzen-Kalkül, Entscheidungsrisiko, Zielkonflikte usw.), (3) für die Grundsätze der Wirtschaftsordnung (Marktmechanismus, Wettbewerb usw.), (4) für den Zusammenhang von Wirtschaft und Politik sowie (4) für Grundfragen der Wirtschaftsethik (Kruber 2000, 293 f.). Zum anderen ergänzt Kruber „didaktische Leitfragen“ an den Stoff, sogenannte Bildungskategorien (Dauenhauer); sie „sollen sicherstellen, dass Lernsituation und Motivation“ der Lernenden bei Entscheidungen über konkurrierende Inhalte berücksichtigt werden (S. 294). Didaktische Leitfragen betreffen die Kriterien Aktualität, Erfahrungsbezug, Lösungsoffenheit/Entscheidungstraining, Verhaltenslernen. Für Kruber sind „spezifische Denkweisen, Theorien und Methoden, anhand derer Problemstellungen analysiert und beurteilt werden“ der Kern ökonomischer Bildung (Kruber 2001). Ihr Hauptziel besteht darin, „Heranwachsende zu mündigen Wirtschaftsbürgern zu erziehen“ (2000, 286). Dazu bezieht sich die Fachdidaktik gleichermaßen auf das Wissen und den Erfahrungsbereich der Lernenden wie auf die Wissensstrukturen und Methoden der Fachwissenschaft und verbindet so die Prinzipien Schülerorientierung und Wissenschaftsorientierung (1999, 8-10). Ich kann hier – statt einer kritischen Würdigung des kategorial-wirtschaftspolitischen Ansatzes – nur kurz ein zentrales Problem andeuten: Die Tautologie von Stoffkategorien und Bildungskategorien. Selbstverständlich sind fachwissenschaftlich legitimierte Inhaltskategorien ein wichtiges Fundament ökonomischer Bildung. Dazu leistet Kruber einen wesentlichen Beitrag. Aber wenn die Didaktik der ökonomischen Bildung grundlegende Stoffkategorien aus „der“ Ökonomik übernimmt, arbeitet sie mit fachwissenschaftlichen Kategorien. Diese werden nicht schon dadurch zu Bildungskategorien, dass die Fachdidaktik sie zu allgemeinen Lernzielen erklärt und den Transfer der Stoffkategorien im Lernprozess auf verschiedene ökonomische Stoffe organisiert. Sie bleiben weiterhin rein fachwissenschaftliche Kategorien, mit dem kleinen Unterschied, dass sie nun zu vermittelnde und zu lernende fachwissenschaftliche Kategorien geworden sind, weil die Fachdidaktik sie dazu ausgewählt hat. Auch die „Leitfragen an den Stoff“ ändern das nicht, denn aus „fachlichen Strukturen“ allein kann man nur fachwissenschaftliche Fragen gewinnen. Auch die genannten Kriterien für didaktische Leitfragen bringen fachdidaktisch nicht viel, weil sie allgemeindidaktische Aspekte betreffen. Das Verhältnis von ökonomischen Inhalten und ökonomischer Bildung bedarf einer theoretischen Präzisierung jenseits der Selbstverständlichkeit, dass in der ökonomischen Bildung vor allem ökonomische Inhalte angeeignet werden sollen. Dieser Präzisierungsbedarf zeigt sich auch an einer weiteren offenen Frage: den Auswahlkriterien. Die Ökonomik ist eine paradigmatisch pluralistische Wissenschaft, so dass Fachdidaktik immer begründen muss, auf welche Ökonomik(en) und welche Theorien, Modelle und Politikmuster sie sich beziehen will. So ist z. B. selbst die Grundfrage umstritten, ob Knappheit oder Koordination das Kernproblem der Ökonomik ist (Homann/Suchanek 2000, 3-5). Die Fachdidaktik muss lernen, selbstbewusst und aus eigener Kraft Leitfragen an die Fachwissenschaft zu stellen, vor allem Fragen danach, was diese zur Lösung gesellschaftlicher und typischer individueller Probleme beitragen kann. Die Didaktik der ökonomischen Bildung entscheidet, was aus dem, was die Ökonomik an lösungsrelevanten Inhalten anbietet, bildungs- und lernrelevant ist; die Ökonomik selbst ist mit dieser Entscheidung völlig überfordert. Zwar spielt die Ökonomik als Bezugswissenschaft in diesem fachdidaktischen Prozess eine zentrale Rolle, aber die Formulierung und Begründung ökonomischer Themen, als im Sinne von Klafki in die Perspektive von didaktischen Intentionen gerückten ökonomischen Inhalten, ist Sache der Fachdidaktik. Auch kann nur die Fachdidaktik wissenschaftlich entscheiden, was ökonomische Bildung sein soll, welche gesellschaftlichen und individuellen Probleme sie in den Mittelpunkt stellen und welche Inhalte und Methoden der Ökonomik für diese fachdidaktischen Ziele und Probleme geeignet sind. Kruber betont, dass für das Verständnis wirtschaftlicher Probleme im Rahmen ökonomischer Bil dung u. a. die ökonomische Verhaltenstheorie grundlegend sei; der verhaltenstheoretische Ansatz der ökonomischen Bildung sieht in ihr die entscheidende Denk- und Analysemethode für ökonomische Lehr-Lern-Prozesse. Verhaltenstheoretischer Ansatz der ökonomischen Bildung Auch der verhaltenstheoretische Ansatz der ökonomischen Bildung, der im folgenden skizziert wird, gibt sich gegenüber der Ökonomik wenig selbstbewusst. Er übernimmt eine zentrale und dominante Denkrichtung der Ökonomik, die ökonomische Verhaltenstheorie, und ernennt sie zum Kern der ökonomischen Bildung (z. B. Krol 2001; Karpe/Krol 1997). Hauptziel der ökonomischen Verhaltenstheorie (ÖVT) ist es, Handlungsmuster und Verkettungen von Handlungen sowie deren intendierte und nicht intendierte Ergebnisse dadurch zu erklären und zu prognostizieren, dass man sie als Folge unterschiedlicher Normen und Institutionen (Anreize, Restriktionen) interpretiert, anstatt sie auf die Motive der Handelnden zurückzuführen. Die Vertreter dieses Ansatzes behaupten, über eine Theorie zu verfügen, die „sich in vielen Bereichen des menschlichen Lebens bewährt hat“ (Karpe/Krol 1997, 80), keineswegs nur im Bereich der Wirtschaft. Die ÖVT beansprucht damit, alles menschliche Handeln erklären und voraussagen zu können. Jan Karpe und Gerd-Jan Krol beschreiben fünf Hauptmerkmale der ÖVT: (1) Methodologischer Individualismus, (2) Typisierung und Mustererklärung, (3) stabile Präferenzen und variable Restriktionen als Verhaltensdeterminanten, (4) Eigennutzaxiom und (5) Rationalität (S. 80-84). • Methodologischer Individualismus bedeutet stark verkürzt, alle Sozialphänomene als Ergebnisse individuellen Handelns zu interpretieren (Karpe/Krol 1997, 80). Das Handeln von Kollektiven wie z. B. Partei, Gewerkschaft, Unternehmen oder Kirchen wird immer und nur durch die Ziele der jeweils handelnden Individuen und die Anreize und Restriktionen, auf die sie treffen, erklärt. • Typisierung als Methode interessiert sich nur für das Verhalten eines typisierten, durchschnittlichen, repräsentativen Individuums unter bestimmten Bedingungen; dementsprechend ist eine Mustererklärung eine generalisierende Erklärung, die die allgemeinen Grundzüge des Verhaltens einer großen Gruppe von Individuen erklärt, nicht das Verhalten des Einzelnen (S. 81). • Aus methodischen und empirischen Gründen unterstellt die ÖVT den Individuen stabile Präferenzen, d. h. Wünsche, Motive oder Ziele; dann ergeben sich Änderungen ihres Verhaltens nicht aus geänderten Präferenzen, sondern aus geänderten Restriktionen, d. h. geänderten Handlungsbedingungen wie Anreize und Sanktionen (S. 81). Sie nimmt darüber hinaus an, dass die grundlegenden Präferenzen der Menschen im Prinzip gleich sind, z. B. Gesundheit, Prestige oder Sinnenfreude (S. 82). • Hauptziel der Individuen ist die Erhöhung ihres eigenen Nutzens oder zumindest die Aufrechterhaltung des status quo (Eigennutzaxiom); Nutzen umfasst dabei z. B. Güternutzen, Ansehen oder Macht, u. U. aber auch den Nutzen Dritter (S. 82). Was ihm Nutzen bringt, legt das einzelne Individuum für sich selbst in seinen Handlungszielen fest. • Schließlich bildet die Annahme rationalen Verhaltens das „Kernstück“ der ÖVT (S. 82). Rationalität meint hier, dass „Menschen sich systematisch für diejenige Handlungsvariante entscheiden, die ihnen aus ihrer jeweiligen subjektiven Sicht den größten Vorteil zu bringen verspricht“ (S. 83; Hervorh. RH). Angenommen wird heute eine begrenzte Rationalität (Verfahrensrationalität), da die individuelle kognitive Kapazität der Informationsverarbeitung beschränkt und die Beschaffung und Nutzung von Informationen nicht kostenlos ist (S. 83). Wieder interessiert nur das durchschnittlich rationale Verhalten, so dass nicht rationale Ausnahmen der Rationalitätsannahme nicht widersprechen (S. 83). Weil die Menschen im Prinzip konstante und gleiche Präferenzen haben und alle gleichermaßen nach Eigennutz streben (oder weil die Ökonomik beides der Einfachheit halber annimmt), bleibt ihr Verhalten tendenziell so lange unverändert, wie die Rahmenbedingungen konstant bleiben. Nur wenn sich die äußeren Anreizstrukturen hinreichend stark ändern, ändert sich auch das Verhalten der Individuen. Damit kommt es entscheidend auf die Gestaltung dieser Anreize, auf die Institutionen an, und diese treten deshalb ins Zentrum des Interesses. Vor diesem Hintergrund will sich die ÖVT daran messen lassen, ob sie in der Lage ist, „aggregierte Resultate als typisierte individuelle Handlungen unter bestimmten Anreizbedingungen“ zu erklären und zu prognostizieren (S. 84). Das zentrale didaktische Argument behauptet nun, dass die ÖVT deshalb in den Mittelpunkt ökonomischer Bildung gehört, weil sie besonders fruchtbar für Analyse und Lösung der typischen Krisen moderner Gesellschaften sei (S. 85). Diese Krisen, z. B. die Umweltkrise, steigende Kriminalität oder Armutsmigration, seien strukturell insofern alle gleichartig, als es sich um soziale Dilemmata handele; in sozialen Dilemmata führten die strukturellen Handlungsbedingungen jeweils dazu, dass die (wünschenswerte) Verfolgung des Eigennutzes der Individuen in eine (unerwünschte) kollektive Selbstschädigung umschlägt, d. h. individuelle Rationalität und kollektive Ziele fallen systematisch auseinander (S. 85). Am Beispiel Umweltverhalten: Verhalten sich alle eigennützig auf ihren individuellen Vorteil bedacht, dann spitzt sich die Umweltkrise immer weiter zu. Wer sich umweltfreundlich verhält und persönliche Opfer bringt (im Sinne des individualethischen Paradigmas), ist der Dumme, da die Anderen auf seine Kosten weiter sündigen können. Die Lösung liegt darin, die individuelle Moral durch geänderte Anreizstrukturen zu stützen (S. 88), z. B. indem der Umweltverbrauch verteuert und Umweltschädigung so weniger attraktiv wird. Solche Spielregeln der Gesellschaft, die das Verhalten der Menschen kanalisieren, z. B. indem sie Umweltverschmutzung negativ sanktionieren, nennt die ÖVT Institutionen (S. 88). Grundsätzlich könne man nur unter den Bedingungen kleiner, überschaubarer, nicht anonymer Gruppen damit rechnen, das sich das individuelle Verhalten über moralische Appelle in die gesellschaftlich gewünschte Richtung lenken lässt (S. 89). In großen, anonymen Gruppen dagegen, wie sie typischerweise z. B. auf Märkten anzutreffen sind, versagt die Institution Moral, da die anonym bleibenden Akteure sich nicht kooperativ verhalten und versuchen, andere auszubeuten (S. 90). Deshalb ist hier Individualethik allein überfordert, und man muss nach institutionellen Lösungen suchen (ordnungsethisches Paradigma), die kooperatives Verhalten systematisch belohnen und/oder unkooperatives bestrafen. Karpe und Krol ziehen aus der ÖVT und der Institutionentheorie eine klare Schlussfolgerung für die ökonomische Bildung: „Damit werden bisherige Bildungsinhalte, die allein auf eine Änderung der individuellen Handlungsmotivationen im gegebenen in stitutionellen Umfeld zielen, ergänzt um die Änderung der individuellen Handlungsmotivation mit dem Ziel der Verbesserung kollektiv geltender Institutionen“ (S. 91; Hervorh. RH). Die Wahl geeigneter Institutionen für die Lösung eines gesellschaftlichen Problems ist also die zentrale Aufgabe, nicht die individuelle, z. B. umweltfreundliche oder umweltignorante Wahlentscheidung innerhalb von bestehenden Institutionen (S. 92). Was hat ökonomische Bildung damit zu tun? Im Anschluss an den Institutionenökonomen Douglass C. North argumentieren Karpe und Krol, dass es – neben der vergangenen institutionellen Entwicklung (Pfadabhängigkeit) – entscheidend von den mentalen Wahrnehmungsmodellen der Individuen abhänge, ob ineffiziente, fehlsteuernde Institutionen hartnäckig überleben oder sinnvoll umgestaltet werden können (S. 97). Es komme darauf an, das System gesellschaftlicher Institutionen periodisch zu prüfen und zu entscheiden, wo und wie es verbessert oder umgestellt werden muss. Dazu brauche man richtige, der Problemstruktur adäquate mentale Modelle – und die liefere der Ansatz der ökonomischen Verhaltenstheorie, weil diese zeige, dass Moral und Anreizstrukturen (Institutionen) das individuelle Verhalten kanalisierten (S. 99). Ökonomische Bildung müsse also die richtigen mentalen Modelle für soziale Dilemmastrukturen vermitteln. Individualethik bleibe aber unverzichtbar: für das Verhalten in kleinen Gruppen, als Motiv dafür, die Spielregeln einzuhalten und auszunutzen sowie dafür, dass eine Änderung der Institutio nen überhaupt realisiert werden kann. Ökonomische Bildung zeichne sich dann dadurch aus, dass sie Moral nicht nur gegen die herrschenden Handlungsanreize stärke, sondern Moral (vor allem) auch als Motiv für die bewusste Gestaltung dieser Anreize nutze (S. 100). Ich kann hier – statt einer Kritik – nur kurz das Doppelparadox des ökonomischverhaltenstheoretischen Konzeptes andeuten. Paradox, erster Teil: Wenn laut ÖVT alle Menschen rational, eigennützig und opportunistisch denken und handeln, warum sollten sie dann in einem anonymen politischen Prozess einer Änderung von institutionellen Regelungen zustimmen, die zwar der Allgemeinheit im Durchschnitt Vorteile, ihnen persönlich aber Nachteile bringen kann? Wie kann man mit der ÖVT begründen, dass Menschen im gesellschaftlichen Diskussions- und Abstimmungsprozess, z. B. über Umweltschutzanreize, einsichtiger sind, d. h. über ihre eigenen Interessen hinaus denken und handeln, als bei Fragen, die ihr konkretes persönliches Umweltverhalten betreffen? Man denke nur an das Beispiel der Benzinpreise ... Und vor allem: Was kann ökonomische Bildung dazu beitragen, eigennützig-rationale Individuen dazu zu bringen? Paradox, zweiter Teil. Wenn alle Menschen rational, eigennützig und opportunistisch denken und handeln, warum sollten sie sich ausgerechnet aus individueller moralischer Einsicht an die Spielregeln halten, wenn sie davon profitieren können, sie zu verletzen? Warum soll ein individualethischer Appell im Rahmen ökonomischer Bildung hier erfolgreich sein? Es zeigt sich, dass dieses fachwissenschaftliche Doppelparadox voll auf eine ökonomische Bildung durchschlägt, die der ÖVT einen zentralen Platz zuweist. Auch für das ökonomisch-verhaltenstheoretische Konzept gilt übrigens, dass die Fachdidaktik überzeugend begründen muss, warum sie erstens nur die ÖVT und zweitens nur diejenige Institutionenökonomik, die in der Tradition der Neoklassik steht, als Kern der ökonomischen Bildung auswählt, konkurrierende ökonomische Erklärungsansätze aber verdrängt oder unterschlägt. Selbstverständlich kann kaum bestritten werden, dass die ÖVT aufgrund ihrer zentralen Stellung in der Ökonomik auch ein wichtiger Inhalt und eine wichtige Methode in der ökonomischen Bildung sein muss. Aber es existieren durchaus alternative Ansätze: Die Amerikanische („Alte“) Institutionenökonomik in der Tradition von Thorstein Veblen z. B. sieht ökonomisches Verhalten vor allem von Gewohnheit, Brauch und Tradition geprägt. Für sie ist das Muster rational-eigennützigen Verhaltens nur ein Muster neben anderen. Ein zweites Beispiel: Die Sozioökonomik in der Tradition von Amitai Etzioni geht davon aus, dass ökonomische Handlungen auch an ihrer Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Werten und Normen zu messen sind, nicht nur an ihrem ökonomischen Ergebnis (Ich+WirParadigma). In dieser Hinsicht bleibt auch der ökonomisch-verhaltenstheoretische Ansatz fachdidaktisch unterkomplex, weil er keine Antwort darauf gibt, wie ökonomische Bildung mit der Pluralität in der Bezugsdisziplin umgehen soll. Blickt man auf die Didaktik der ökonomischen Bildung in den neunziger Jahren zurück, kann man ihr erhebliche konzeptionelle Fortschritte attestieren; das zeigen auch die drei skizzierten Ansätze. Zugleich bleiben aber zentrale Fragen ungeklärt oder finden nur unbefriedigende Antworten. Ich habe hier exemplarisch das unbefriedigende Verhältnis zur Fachwissenschaft Ökonomik kritisiert. Eine Hauptursache dafür sehe ich in der wenig selbstbewussten Haltung der Fachdidaktik der ökonomischen Bildung, die sich offensichtlich mehrheitlich eher als abhängige denn selbstständige Disziplin begreift. Vielleicht hat die Fachdidaktikwissenschaft bisher auch deshalb auf den Versuch verzichtet, ein eigenes Paradigma zu entwickeln. Noch enttäuschender ist die Lage der empirischen fachdidaktischen Forschung. Das gilt in zweifacher Hinsicht, erstens bezogen auf das Nichtwissen über die subjektiven und kulturellen Muster ökonomischen Denkens sowie die ökonomische Sozialisation von Kindern und Jugendlichen und zweitens bezogen auf empirische Lehr-Lern-Prozesse in der ökonomischen Bildung. Thomas Retzmann hat zu Recht betont, dass hier sehr dringender Forschungsbedarf herrscht (Retzmann 2001). Beide Defizite, das unterentwickelte fachdidaktische Paradigma und die spärliche empirische Forschung, hängen eng mit den völlig unzureichenden Forschungsressourcen zusammen, erklären sich aber auch aus der Interessenlage der Akteure. Auch der aktuelle Diskurs über ökonomische Bildung, der sich sogar zeitweilig zu einem prominenten Medienthema entwickelt hat, ist eng mit Interessen verknüpft. Mit einer groben Skizze der manifesten Interessen können die gegenwärtigen Bemühungen um ökonomische Bildung in einen politischen Kontext gestellt werden; die ökonomische Verhaltenstheorie (ÖVT) bietet dafür eine nützliche Heuristik. Ökonomische Bildung und Interessen Wenn die ökonomische Verhaltenstheorie universal gilt, kann man sie natürlich auch auf die Akteure der Kampagne für mehr ökonomische Bildung anwenden. Dann klären sich die Hintergründe des (noch virtuellen) Booms der ökonomischen Bildung auch im Licht der jeweiligen Interessen. Die öffentliche Resonanz für ökonomische Bildung ist ein Resultat gezielter und hartnäckiger Lobbyarbeit mächtiger und weniger mächtiger Interessengruppen. Hier sind besonders hervorzuheben die Bertelsmann Stiftung, das Deutsche Aktieninstitut, einzelne prominente Fachvertreter der Wirtschaftsdidaktik und die Deutsche Gesellschaft für ökonomische Bildung, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Bundeselternrat sowie einige Lehrerverbände. Dass diese Gruppen durchaus unterschiedliche Interessen verfolgen, wenn sie nach mehr und besserer ökonomischer Bildung rufen, liegt auf der Hand. Damit stellt sich die Frage, welche Interessen die Aktivitäten der individuellen und organisierten Protagonisten der ökonomischen Allgemeinbildung antreiben. Zunächst und vor allem kann man niemandem das Motiv absprechen, sich aus pädagogischen, bildungspolitischen und wirtschaftsdidaktischen Motiven für eine breitere und bessere ökonomische Allgemeinbildung einzusetzen. Schließlich anerkennt auch die ÖVT den Nutzen Dritter als Handlungsmotiv. Allerdings wird man im Sinne der ÖVT nach den Vorteilen fragen, die diese Kampagne den Akteuren selbst verschafft. Was sind also die Interessen an ökonomischer Bildung? Wie bei der Kampagne für die Soziale Marktwirtschaft in den 1950ern („Alle haben was davon!“; vgl. Schindelbeck/Ilgen 1999) geht es erstens darum, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für die herrschende Form der (Sozialen) Marktwirtschaft oder ihre Weiterentwicklung in eine bestimmte Richtung zu erzeugen und dauerhaft zu sichern (Legitimationsinteresse). Darin liegt ein – legitimes – Leitmotiv für die Bertelsmann Stiftung, die Ludwig-Erhard-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung, das Deutsche Aktieninstitut oder die Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände. Ein Interesse an der Herstellung von Akzeptanz und Legitimation äußert etwa die Bertelsmann Stiftung: „Der gegenwärtige wirtschaftliche und gesellschaftlic he Wandel erfordert (...) ein Engagement, das auf positivem Verständnis, Akzeptanz und Kenntnis der Prämissen unserer Sozialen Marktwirtschaft (...) aufbaut. Unverständnis (...) und Unsicherheit (...) führen (...) letztlich zu einem Akzeptanzverlust der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“ (Lexis/Wiesner 1999, 46). Noch klarer formuliert das Annette Schavan: „Wir müssen den Jugendlichen mit dem soliden Faktenwissen eine positive Haltung zur Sozialen und ökologischen Marktwirtschaft, ja eine Begeisterung und Leidenschaft für die Inhalte und Ziele dieser Wirtschaftsordnung vermitteln“ (Schavan 2001, 6). Zweitens richten sich Interessen und Hoffnungen darauf, die ökonomischen Akteure in ihren Rollen als Arbeitnehmerin, Bildungsnachfragerin, Konsumentin oder Investorin grundlegend und antizipativ zu beeinflussen (Steuerungsinteresse). Ökonomische Bildung soll ökonomische Rollenbilder, deren Interpretation und Legitimation sowie das reale Rollenverhalten prägen (ob das gelingen kann, sei hier dahingestellt). Es existieren ganz unterschiedliche Motive und Ziele der Rollensteuerung; ich gebe hier nur vier unvollständige Beispiele: Aktieninstitut, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Fachdidaktik. Das Deutsche Aktieninstitut will die „Aktienkultur“ in Deutschland fördern; es hat deshalb ein naheliegendes – legitimes – Interesse daran, Aktien als Anlageform im Denken angehender Investorinnen positiv einzuführen und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass deren zukünftige Anlageentscheidungen aktienfreundlich ausfallen (von Rosen 2000, 14). Eine schulische ökonomische Bildung kann für die Ausbildung einer gewünschten Anlegermentalität nützlich sein. Gewerkschaften gründen ihre Macht vor allem auf ihre gesellschaftliche Legitimität und auf ihre Mitgliederzahl. Ihr Interesse richtet sich deshalb zum einen darauf, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Funktionen, die sie als Organisation erfüllen, als wesentlich und legitim erscheinen. Zum anderen möchten sie – legitimerweise – angehende Arbeitnehmerinnen zur Mit gliedschaft in einer Gewerkschaft oder zumindest zu deren grundsätzlicher Unterstützung motivieren. Auch für die Förderung gewerkschaftsaffiner Einstellungen kann ökonomische Bildung genutzt werden. Für Arbeitgeberverbände und ihre Mitglieder, die Unternehmen, sind bestimmte ökonomische Einstellungen von hoher Bedeutung. Ein Beispiel. Seit einiger Zeit wird ein neues Leitbild verbreitet: der „Arbeitskraftunternehmer“ (Voß/Pongratz 1998). Dieser betrachtet sich selbst als Investitionsobjekt und verkauft seine Kompetenz, Leistung und Persönlichkeit zu maximalem Entgelt (Deutschmann 2000). Wenn dieses Leitbild in der Gesellschaft und mit Hilfe der ökonomischen Bildung das des abhängig Beschäftigten ablöst, ist damit auch klargestellt, was für Erfolg oder Scheitern im Unternehmen und am Arbeitsmarkt verantwortlich ist: das Selbstmanagement des sich selbst vermarktenden Arbeitskraftunternehmers – und nicht etwa das Management des Unternehmens (z. B. durch seine Personal-, Qualifizierungs-, Produkt- oder Fusionspolitik). Unternehmensverbände haben ein – legitimes – Interesse daran, solche für sie vorteilhafte Einstellungen von Arbeitnehmerinnen zu fördern. Ökonomische Bildung kann dazu beitragen. Schließlich hat drittens die Wirtschaftsdidaktik als wissenschaftliche Disziplin ein vitales und legitimes Interesse daran, zu überleben, sich inhaltlich weiterzuentwickeln und an Reputation und Ressourcen zu gewinnen (Professionsinteresse). Das setzt zwingend voraus, dass die vergleichsweise schlechte Ausstattung mit Professuren und mit Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs deutlich verbessert wird; in diesem Defizit liegt eine wesentliche Ursache für den verbesserungsbedürftigen Entwicklungsstand der Didaktik der ökonomischen Bildung ist. Das wird durch eine Stärkung der ökonomischen Bildung an den Schulen oder gar die flächendeckende Einführung eines Schulfaches Wirtschaftslehre über die dafür notwendige Lehrerbildung fast zwangsläufig erreicht. Außerdem kann man erwarten, dass die Existenz eines ökonomischen Schulfaches mehr Lehramtsstudierende dazu motiviert, Wirtschaftslehre als ein Studienfach zu wählen. Nicht zuletzt steigert die stärkere inhaltliche und organisatorische Anbindung der allgemein bildenden Wirtschaftsdidaktik an die Ökonomik (statt beispielsweise an die Erziehungswissenschaft) ihre wissenschaftliche Reputation. Da sie keinen hohen Rang in der Hierarchie der Disziplinen besetzt und permanent von weiterer Abwertung bedroht ist, mag ihr die Verdrängung kritischer und heterodoxer Ansätze der Ökonomik in die wissenschaftliche, finanzielle, organisatorische und politische Marginalität ein warnendes Beispiel sein. Das unbekannte ökonomische Subjekt Legitimations-, Steuerungs- und Professionsinteresse sind nur drei Beispiele für eine Vielzahl von Interessenkomplexen, für die die ökonomische Bildung und durch sie das Denken und Handeln der Lernenden funktionalisiert werden sollen. Aus fachdidaktischer Sicht entscheidend ist: Eine Didaktik der ökonomischen Bildung muss sich mit Inhalten und Interessen kritisch auseinandersetzen und klären, wie sie theoretisch, curricular und unterrichtlich damit umgehen will. Eine ihrer Hauptaufgaben besteht darin, fachdidaktische Kriterien dafür zu bestimmen, welche Interessen in der öffentlichen, d. h. zwangsweise zu durchlaufenden ökonomischen Bildung legitim sind, wie sie dort Eingang finden und behandelt werden sollen und vor allem: wie der Bildungsprozess zwischen ihnen und den gegenwärtigen und zukünftigen Interessen der Lernenden vermitteln soll. Im Konfliktfall braucht sie sehr gute Argumente, wenn sie sich nicht für, sondern gegen die artikulierten oder manifesten Interessen der Lernenden stellt. Das ungeklärte Problem des Umgangs mit den Interessen der Lernenden ist allerdings nur ein Teilaspekt eines viel grundlegenderen Defizits: Die Didaktik ökonomischer Bildung verfügt über keine Theorie – und keine Empirie – des ökonomischen Subjekts in der entwickelten kapitalistischen Marktwirtschaft am Anfang des 21. Jahrhunderts. Sie weiß zum Beispiel nichts darüber, ob und wie sich subjektive ökonomische Haltungen, Einstellungen und Denkmuster etwa nach Alter, Geschlecht, Beruf, sozialer Schicht, ökonomischer Position, Lebenslauf, Lebensstil, Wertorientierung, politischer Orientierung, Region, Nation oder Ethnie unterscheiden und wie sie sich im eingangs skizzierten gesellschaftlichen Klimawandel verändern. Zugespitzt formuliert: Die Fachdidaktik weiß eigentlich gar nicht genau, mit wem sie es im Rahmen der ökonomischen Bildung zu tun hat. Hier helfen weder das abstrakte Wirtschaftssubjekt der Ökonomik noch die mikroökonomischen Modellfiguren des Konsumenten, Sparers, Arbeitnehmers, Unternehmers usw. weiter. Denn ökonomische Bildung findet nicht mit Modellfiguren oder repräsentativen Akteuren statt, sondern mit Menschen, deren ökonomisches Denken und Handeln eingebettet ist in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur, die bestimmte ökonomische Erfahrungen gemacht haben oder nicht (z. B. Hyperinflation, Währungsreform, DDR, Euro, Arbeitslosigkeit ...), die immer schon in kulturellen ökonomischen Mustern denken (z. B. Legitimität von Gewinn, Fairness und Gerechtigkeit, technischer Fortschritt ...), deren ökonomische Grundhaltung sich nach Generationen, Geschlecht oder sozialen Gruppen unterscheidet (z. B. Kleinbürgertum, Bildungsbürgertum, Wirtschaftsbürgertum), die sich am Verhalten anderer Subjekte und Gruppen orientieren (z. B. im Konsum, bei der Geldanlage) – um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Fachdidaktik, die Bildung als die Klärung von Sachen und die Stärkung von Menschen begreift, muss sich nicht nur mit bildungsrelevanten ökonomischen Sachverhalten, sondern auch mit der subjektiven Dimension von Ökonomie und Ökonomik auseinandersetzen. Wenn die Didaktik der ökonomischen Bildung dies nicht aus eigener Kraft schafft, kann sie zumindest darauf hoffen, dass die Anzeichen für eine kognitive Wende, die es in der Ökonomik gibt, sich demnächst über die übliche Rezeption fachwissenschaftlicher Debatten auch in der Fachdidaktik niederschlagen werden. Ein Ausgangspunkt der sich abzeichnenden kognitiven Wende ist das oben erwähnte Konzept der beschränkten Rationalität. Weitere Ansatzpunkte sind etwa die Bedeutung der ökonomischen Erwartungen der Individuen, die Erkenntnis, dass sich Akteure unterschiedlich verhalten je nachdem, welche Interpretationsmuster sie für eine Situation gelten lassen (z. B. take-it-or-leave-it-Entscheidung, Verhandlung zwischen gleichberechtigten Partnern oder Scheinverhandlung mit Unterlegenen), dass subjektive Präferenzen durch soziale und ökonomische Erfahrungen erlernt werden (z. B. Maximierung der monetären Rendite von Geldanlagen oder Bevorzugung ethischer Anlagekriterien unter Inkaufnahme niedrigerer Renditen), dass die Ökonomik das Verhalten durch die Denkinstrumente, die sie den Akteuren zur Verfügung stellt (z. B. Buchführungstechniken, Anlagestrategien, Managementinstrumente), beeinflusst. In der kognitiven Wende wird also versucht, die black box des Wirtschaftssubjektes ein wenig zu erhellen, um zu entdecken, mit welchen Modellen, Schemata und nach welchen Drehbüchern die Subjekte denken (und handeln). Man interessiert sich nun für typische Erwartungsmuster, für Prozesse der Informationsverarbeitung, der Herstellung von Bedeutung, Sinn und Leitbildern, sowie der Einigung über gemeinsam geteilte Situationsverständnisse. Wenn man den Kern der Wirtschaftsdidaktik darin sieht, dass sie wissenschaftlich und mit der Absicht ökonomischer Bildung zwischen Ökonomie und Ökonomik einerseits, und Subjekt und Kognitionen andererseits vermittelt – und genau das schlage ich vor –, dann reicht das Warten auf den fachwissenschaftlichen Impuls allein wohl kaum. Dann wird die Fachdidaktik sich schon selbst um ihre Subjektorientierung kümmern müssen. Ob ihr das – neben den klassischen Aufgabenfeldern – überhaupt gelingen kann, hängt nicht zuletzt von den ihr zugänglichen Ressourcen ab. Um diese endlich auf ein angemessenes Niveau zu heben kommt der publizistisch-politische Boom der ökonomischen Bildung gerade recht. Anmerkungen (1) Mit „Ökonomik“ bezeichne ich die Wirtschaftswissenschaften im Unterschied zu „Ökonomie“, was den Wirklichkeitsbereich Wirtschaft benennt. Das Englische hat dafür zwei Begriffe, economics und economy. (2) Insbesondere in den Bänden 16, 17, 18 und 19; Inhaltsübersichten unter http://www.degoeb.de/ie/start/start.htm, „Publikationen“ => „Tagungsbände“. (3) Einige Anregungen dazu bietet ein aktueller Beitrag von Hans-Jürgen Pandel im sowionlinejournal, der über http://www.sowi-onlinejournal.de/2001-1/pandel.htm leicht zugänglich ist. (4) Daran arbeitet auch die überparteiliche „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, die ein Leitbild für das 21. Jahrhundert entwickeln will und ein inhaltsgleichen Slogan wie die Kampagne der Fünfziger Jahre verwendet: „Chancen für alle“ (<http://www.chancenfueralle.de/www/index.html>) Literatur Dauenhauer, Erich: Kategoriale Wirtschaftsdidaktik. Bd I: Anregungen zur inhaltlichen Neugestaltung. 2. Aufl. 1999; Bd. II: Anregungen zur curricularen Neugestaltung. 2001. Münchweiler. Deutschmann, Christoph (2000): Die Gesellschaftskritik der Industriesoziologie – ein Anachronismus. In: Leviathan 29 (2001) 1, 58-69. 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