Seminar 6 Redoxreaktionen, Grundlagen der Koordinationschemie Schlüsselbegriffe: Oxidation, Reduktion, Normalpotential, Spannungsreihe, NernstGleichung, Komplexbildung, Chelateffekt, Metallkomplexe in der Natur 1. Vervollständigen Sie die folgenden Gleichungen für Redoxreaktionen und geben Sie das Oxidationsmittel an: Die Gleichungen für Oxidation und Reduktion werden getrennt formuliert. Beim Aufschreiben der Bruttogleichung muss die Zahl der abgegebenen und aufgenommenen Elektronen gleich sein (durch Stöchiometriefaktoren ausgleichen) a) Cr2O72 + H2S → Cr3+ + S (in saurer Lösung) 2+ 3+ Red: Cr2O7 + 6 e + 14 H 2 Cr + 7 H2O Ox: H2S S + 2 H+ + 2 eBruttogleichung: Cr2O72 + 3 H2S + 8 H+ 2 Cr3+ + 3 S + 7 H2O b) MnO4Red: → Mn2+ + S (in saurer Lösung) + 2+ + 8 H +5 e Mn + 4 H2O + H2S MnO4- Ox: H2S S + 2 H+ + 2 eBruttogleichung 1: 2 MnO4- + 5 H2S + 16 H+ 2 Mn2+ + 5 S + 8 H2O + 10 H+ Bruttogleichung 2: 2 MnO4- + 5 H2S + 6 H+ 2 Mn2+ + 5 S + 8 H2O Redox-Gleichungen nach Elektronen ausgleichen und berücksichtigen, dass bei der Oxidation Protonen gebildet werden. Diese werden auf der Edukt-Seite abgezogen. c) Zn + NO3 → Zn2+ + NH4+ (in saurer Lösung) NH4+ + 3 H2O Zn2+ + 2 e- Red: Ox: NO3- + 10 H+ Zn + 8 e- Bruttogleichung: NO3- + 4 Zn + 10 H+ NH4+ + 4 Zn2+ + H2O d) S Red: S +2e Ox: S + OH- - 3 H+ + 3 OHBruttogleichung: 3 S + 6 OH- → SO32 + S2 S2- (in basischer Lösung) SO3- + 4 e- + 3 H+ 3 H2O 2 S2- + SO32- + 3 H2O Elementarer Schwefel disproportioniert in alkalischer Lösung, d.h. er zerfällt in Verbindungen mit niedrigerer (Sulfid) und höherer Oxidationsstufe (Sulfit). Bei der Oxidation werden Protonen gebildet, die mit Hydroxidionen Wasser bilden. 2. Warum ist in iodiertem Speisesalz kein NaI enthalten? Stattdessen wird NaIO3 verwendet. (E0(I2/I─) = +0,54 V; E0(O2/H2O) = +0,82 V). Es gilt das Redox-Gleichgewicht I2 + 2 e- 2 I- mit E0= + 0,54 V, welches kleiner als E0 (O2/H2O)= + 0,82 V ist. Iodid wird daher durch Luftsauerstoff zu Iod oxidiert und das Speisesalz würde sich dadurch braun verfärben. Wenn das Redox-Potenzial von Periodat IO3- nicht verfügbar ist, kann es wie folgt berechnet werden: IO3- IO- E0= + 0,45 V IO- I2 E0= + 0,54 V Summe E0= + 0,99 V, ist größer als E 0 (O2/H2O)= + 0,82 V, so dass hier keine Reaktion eintritt. Iodat ist ein starkes Oxidationsmittel (stärker als Sauerstoff). 3. Berechnen Sie das Redoxpotential für das Paar MnO 4-/Mn2+ bei pH = 4, wenn beide Reaktionspartner in der Konzentration c = 1 mol/L vorliegen (E 0 = +1,51 V in saurer Lösung). Reaktionsgleichung E E0 siehe Aufgabe 1. Es gilt die Nernst-Gleichung Ox Gaskonstante R und Faraday-Konstante F sind dem R T ln Re d zF Tafelwerk zu entnehmen. Bei Normalbedingungen vereinfacht sich die Gleichung zu E E0 Ox . z ist die Zahl der ausgetauschten Elektronen. Nach dem 0,059 log Re d z Einsetzen der gegebenen Größen folgt E 1,15V 8 0,059 MnO4 H log . Da 5 Mn2 Mangan(II)- und Permanganat in gleicher Konzentration vorliegen verbleibt E 1,15V 8 0,059 log H . Es ergibt sich E= 1,15 V + 0,0118*8*log [0,0001] bzw. 5 E= 1,15 V + 0,0118*8* pH= 1,13 V. (pH= -lg[H+]). 4. Was würden Sie erwarten, wenn ein Patient in seinem Mund direkt neben einer Amalgamfüllung eine Goldkrone trägt? Redox-Potenziale vergleichen: Hg2+ + 2 e- Hg (Na+ + e- Na E0= + 0,85 V E0= - 2,71 V) Ag+ + e- Ag E0= + 0,79 V Au+ + e- Au E0= + 1,52 V Die Redox-Potenziale von Gold und Silber sind unterschiedlich. In der Folge kann sich ein galvanisches Element bilden. 5. Prüfen Sie, ob folgende Ausgangsstoffe miteinander reagieren und formulieren Sie ggf. die Reaktionsgleichungen: Na und H 2O, Fe und CuSO4-Lösung, Ag und I2. Nutzen Sie die elektrochemische Spannungsreihe aus Ihrem Lehrbuch! Na+ + e- Na E0= - 2,71 V 2 H+ + 2 e- H2 E0= 0 V Das Redoxpotenzial des Natriums ist kleiner. Natrium reduziert Protonen zu Wasserstoff und wird dabei zum Na+ oxidiert. Fe2+ + 2 e- Fe E0= - 0,44 V Cu2+ + 2 e- Cu E0= + 0,34 V Eisen reduziert Kupferionen zum elementaren Kupfer und wird dabei zum Eisen(II) oxidiert. Ag+ + e- Ag E0= + 0,79 V I2 2 e- 2 I- E0= + 0,54 V + Keine Reaktion. Silber ist nicht in der Lage, Iod zum Iodid zu reduzieren. 6. a) Worin besteht der Unterschied zwischen einem einzähnigen und einem zweizähnigen Liganden? einzähnige Liganden haben eine Bindungsstelle und zweizähnige Lianden dementsprechend zwei Bindungsstellen zum Zentralteilchen. b) Wie viele zweizähnige Liganden werden O SH benötigt, um die Koordinationssphäre eines OH Komplexes mit der Koordinationszahl 6 zu füllen? HO Die Koordinationszahl gibt die Zahl der HS O Bindungsstellen des Zentralteilchens an. In diesem Fall werden 3 zweizähnige Liganden benötigt. c) Dimercaptobernsteinsäure (DMSA) wird zur Entgiftung bei akuten Schwermetallvergiftungen eingesetzt. Welche Positionen im Molekül können potentiell koordinative Bindungen zu Metallionen ausbilden? Bindungsstellen sind die Thiole und die Carboxylgruppen (vorzugsweise als Salz) Mögliche Klausuraufgaben: 1. Bei welcher der folgenden Reaktionen handelt es sich um eine RedoxReaktion? [ ] A) CaCO3(s) CaO(s) + CO2(g). [ ] B) Fe3+(aq) + Mg[EDTA]2-(aq) Mg2+(aq) + Fe[EDTA]-(aq). [X] C) S2O42- + H2O2 + 2 OH- 2 SO32- + 2 H2O. [ ] D) NH3 + HCl NH4Cl. [ ] E) H2C=O + H2O H2C(OH)2. Nur bei C) ändern sich die Oxidationszahlen. 2. Berechnen Sie das Potential einer Wasserstoffelektrode bei 25°C und einem Wasserstoffdruck von 1 atm. Die Elektrode taucht in eine Lösung mit pH 2 ein. Nernstgleichung: E E 0 0,06V log Ox n Re d [ ] A) 0,00 V. [X] B) - 0,12 V. [ ] C) + 0,12 V. [ ] D) - 0,24 V. [ ] E) + 0,24 V. Siehe Lösung der Aufgabe 3. n= 1, Definition des pH-Wertes als pH= -lg[H+] bzw. der dekadische Logarithmus von 0,01 ist -2. Daher sind 0,06 V mit – 2 zu multiplizieren (= -0,12 V)