© Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie www.findl.at Der Graue Star (Katarakt) Was ist ein Grauer Star? Die Eintrübung der ursprünglich klaren Augenlinse bezeichnet man als Grauer Star oder Katarakt. Sie bemerken, dass Sie wie durch einen leichten Schleier sehen, der mit der Zeit immer dichter wird. Außerdem nimmt auch Ihre Blendungsempfindlichkeit zu. Was ist die Ursache? Der Graue Star kann verschiedene Ursachen haben. Die weitaus häufigste ist altersbedingt und hängt mit dem veränderten Stoffwechsel der Linse zusammen. Diese Form nennt man den altersbedingten Grauen Star. Er tritt meist erst jenseits des 60. Lebensjahrs auf, ist im eigentlichen Sinne keine Krankheit, und somit auch nicht gefährlich. Was bedeuten Star und Katarakt? Das Wort Star kommt aus dem Mittelalter und bedeutete damals nichts anderes als "starr". Da durch fortgeschrittenen Grauen Star erblindete Augen nicht mehr fixieren können, fällt bei Betroffenen der starre Blick ins Leere auf. Einen fortgeschrittenen Grauen Star erkennt man an der grauen Pupille, die im gesunden Auge sonst schwarz ist. Aufgrund der Ähnlichkeit von herabfallendem Wasser, das dem Betrachtendem als weißlich und undurchsichtig erscheint, wurde der Graue Star bei den Griechen als Katarakt (griechisch: Wasserfall) bezeichnet. Welche Symptome gibt es? Häufigste Beschwerden sind Verschwommensehen, Blendung, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Verschlechterung des Kontrastsehens und Abnahme der Farbwahrnehmung - alles sieht "grau in grau" aus. Nicht selten bemerkt man eine Entwicklung oder die Zunahme von Kurzsichtigkeit - "früher war ich weitsichtig, jetzt bin ich kurzsichtig und kann ohne Brille lesen". Wenn sich bei älteren Patienten die Brillenstärke in kurzen Zeitabständen ändert, liegt das häufig an einem beginnenden Grauen Star. Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 1 www.findl.at © Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie Wie wird der Graue Star behandelt? Die bisher einzige hilfreiche Behandlung ist die Operation. Der Eingriff ist schmerzfrei und sicher und führt in den meisten Fällen zu einer deutlichen Verbesserung der Sehleistung. Erwarten Sie keine Hilfe von "Augentropfen gegen den Grauen Star". Zwar berichten manche Zeitschriften immer wieder über Wunder - es ist jedoch wissenschaftlich erwiesen, dass keines dieser Medikamente die Linsentrübung aufhalten oder "heilen" kann. Wann sollte der Graue Star operiert werden? Den Zeitpunkt der Operation bestimmen Sie als Patient weitgehend selbst. Sie selbst entscheiden, wann Ihr Sehvermögen so beeinträchtigt ist, dass es für Ihre täglichen Anforderungen nicht mehr ausreicht. Wenn Sie allerdings hohe Ansprüche an Ihr Sehen stellen, wie z.B. selber Auto fahren möchten, muss man den Operationszeitpunkt früher ansetzen. Zusammen mit Ihrem Arzt entscheiden Sie über den Zeitpunkt der Operation. Mit der modernsten Operationsmethode ist die Komplikationsrate der Staroperation sehr gering. Bei über 90% aller Patienten kann eine deutliche Verbesserung des Sehvermögens erreicht werden. Mit diesem Ergebnis ist leider nicht zu rechnen, wenn der Patient zusätzlich zum Grauen Star auch an einer anderen Augenerkrankung leidet. Wir werden Sie vor der Operation über den zu erwartenden Erfolg aufklären und uns bemühen, alle noch offenen Fragen zu beantworten. Was geschieht während der Operation? Die Augenlinse besteht aus mehreren Teilen: In der Mitte liegt der sich im Laufe des Lebens verhärtende Kern und um ihn herum die weichere Rinde. Die gesamte Linse wird von der Linsenkapsel umschlossen, die mit elastischen Fasern - den Zonulafasern - am Strahlenkörper des Auges aufgehängt ist. Bei der modernsten Operationstechnik wird die getrübte Augenlinse mittels Ultraschall entfernt. Der Kapselsack bleibt dabei erhalten. Eine für Ihr Auge passende Kunstlinse wird in den verbleibenden Kapselsack eingesetzt. Zu Beginn der Operation wird ein ungefähr 3 mm langer Schnitt am Hornhautrand gesetzt. Die vordere Linsenkapsel wird kreisförmig eröffnet. Anschließend werden Kern und Rinde der Linse mittels Ultraschall verflüssigt und abgesaugt, so dass nur die intakte hintere Linsenkapsel und seitliche Teile der vorderen zurückbleiben, der Kapselsack. Jetzt wird die faltbare Kunstlinse eingesetzt und ihre Bügel im Kapselsack verankert. Die Intraokularlinse hat somit ihren sicheren Halt in der hinteren Augenkammer. Mit einem kleinen Spül-Saug-Gerät werden Rindenreste Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 2 www.findl.at © Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie entfernt. Der Schnitt muss meistens nicht genäht werden, sondern verschließt sich ventilartig auch ohne Naht. Die Operation dauert in der Regel ca. 20 bis 30 Minuten. Wie sehen intraokulare Linsen aus? Intraokularlinsen sind aus Kunststoff gepresst und nur wenig schwerer als die Flüssigkeit, mit der die Augenkammern gefüllt sind. Ihr optisch wirksamer Teil hat einen Durchmesser von 6mm. An seinem Rand sind elastische Bügel befestigt, die für einen sicheren Sitz der Linse sorgen. Verträgt jeder Intraokularlinsen ? Es können praktisch alle Patienten mit Intraokularlinsen versorgt werden und die Verträglichkeit ist ausgezeichnet. Nur in extrem seltenen Fällen gelingt es nicht, die Linse einzusetzen. Wie groß ist das OP-Team? Das Operationsteam besteht aus mir als Operateur, einem(r) Assistenten/in, 2 OPSchwestern, einem OP-Gehilfen, ein oder zwei Pflegern/innen - zur Vorbereitung und Nachsorge. Muss man sich auf die Operation vorbereiten? Obwohl die Operation in der Regel unter lokaler Betäubung, das heißt ohne Narkose, durchgeführt wird, brauchen Sie eine Bestätigung über Ihren allgemeinen Gesundheitszustand vom Internisten oder vom praktischen Arzt. Den Befund bekommen wir am Tag der Operation, damit wir, falls notwendig, eine besondere Überwachung während der Operation anordnen können. Der übliche Aufenthalt im Krankenhaus beginnt normalerweise am Tag der Operation. Nach der Vermessung Ihres Auges wird der Brechwert für Ihre Kunstlinse berechnet. Da für die Staroperation in den meisten Fällen nur eine örtliche Betäubung erforderlich ist, brauchen Sie auf Ihre Mahlzeiten nicht zu verzichten. Auch am Operationstag können Sie, je nach Operationstermin, noch leichte Kost zu sich nehmen. Ihre üblichen Medikamente sollten Sie auch einnehmen. Etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde vor dem Eingriff bekommen Sie auf Wunsch ein Beruhigungsmittel und werden dann in den Operationssaal gebracht. Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 3 www.findl.at © Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie Durch eine örtliche Betäubung wird Ihr Auge völlig schmerzfrei. Ihr Kreislauf wird ständig durch Blutdruck- und Pulsmessung überwacht. Welche Behandlung ist nach der Operation erforderlich? Ihr operiertes Auge wird mit einem Salbenverband abgedeckt. Nach der Operation sollten Sie sich ein wenig erholen und die Wirkung der Beruhigungstabletten ausklingen lassen. Bettruhe wird Ihnen jedoch nicht verordnet. Sie können sich gleich nach der Operation wieder frei bewegen. Wie lange sie im Krankenhaus bleiben, lässt sich nicht genau voraussagen. Im allgemeinen werden Sie einen Tag nach der Operation entlassen. Worauf muss ich nach der Operation achten? Drücken und reiben Sie möglichst nicht an Ihrem operierten Auge. Ihre normale Widerstandsfähigkeit hat die Schnittwunde erst nach einigen Wochen erreicht. Leichte Berührung des Auges oder der Lider ist aber unbedenklich. Gelegentliches Kratzen oder ein Fremdkörpergefühl im operierten Auge sind durchaus normal und verschwinden mit der Zeit. Sie können im allgemeinen auch die normalen Aktivitäten des täglichen Lebens ohne Einschränkungen wieder aufnehmen. So können Sie sich bücken, Gymnastik machen, Haare waschen und übliche Tätigkeiten in Haushalt und Garten durchführen. Fernsehen und Lesen sind ebenfalls sofort erlaubt. Wenn Sie ins Freie gehen, ist es oft angenehm, bei starkem Sonnenlicht eine Sonnenbrille aufzusetzen. Notwendig ist dies allerdings nicht, da die eingepflanzte Kunstlinse das schädliche UV-Licht absorbiert. Früher, bei alten Operationsmethoden des Grauen Stars, mussten über Monate körperliche Anstrengungen vermieden werden. Mit der von uns durchgeführten Kleinschnitt-Technik ist das nicht mehr notwendig. Sie dürfen sofort wieder Heben und Tragen, können sich sooft Sie wollen bücken und den Kopf und Oberkörper herabhängen lassen. Nach einigen Tagen können Sie auch wieder in die Sauna gehen, schwimmen, tauchen und andere Sportarten ausüben. Einzige Ausnahme ist das Autofahren: Auto fahren ist erst erlaubt, nachdem wir Ihnen bestätigt haben, dass Ihre Sehleistung wieder den Vorschriften für den Straßenverkehr entspricht. Es ist möglich, dass dies erst mit einer schwachen Brille, die wir in der Regel 3-4 Wochen nach der Operation verordnen, möglich ist. Wichtig ist, dass Sie die von uns verordneten Augentropfen regelmäßig anwenden und die Kontrolltermine einhalten. Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 4 www.findl.at © Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie Welche Komplikationen kann es geben? Vor allem wenn auch andere Augenkrankheiten zusätzlich vorliegen, wie z.B. Voroperation, Hornhauttrübung oder erhöhter Augeninnendruck, kann es zu einem verzögerten Heilungsverlauf kommen. Sollten Sie in den Tagen oder Wochen nach der Operation eine Verschlechterung der Sehschärfe, eine stärkere Rötung oder Schmerzen am Auge bemerken, müssen Sie uns unbedingt sofort anrufen oder eine Augenambulanz aufsuchen. Es kann sich dabei um eine äußerst selten auftretende (1 in 1000 Fällen) Entzündung des Augeninneren handeln. Glücklicherweise sind schwerwiegende Komplikationen dank der modernen Operationstechnik selten. Wie verändert sich das Sehvermögen nach der Grauen Star-Operation? Schon am Tage nach der Operation werden Sie in der Regel eine wesentliche Verbesserung Ihres Sehvermögens bemerken. Allerdings haben Sie aus verschiedenen Gründen noch nicht Ihre endgültige gute Sehschärfe. Zwar haben wir uns bemüht, die Werte für Ihre Intraokularlinse möglichst genau zu berechnen, doch das ist nur bis zu einem gewissen Grade möglich. Nach der Operation wird Ihre alte Brille nicht mehr stimmen, da es ja auch das Ziel einer Augenoperation ist, mit möglichst einer nur sehr schwachen Brille auszukommen. Daher ist manchmal noch eine geringe Brillenkorrektur für die optimale Fernsicht notwendig. Ein vor der Operation bestehender Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) wird durch die Kataraktoperation nicht verändert oder nur teilweise reduziert. In solchen Fällen ist, wie vor der Operation, auch nach der Operation eine Brille zur Korrektur dieses Astigmatismus für eine optimale Sehschärfe notwendig. Zum Lesen und für andere Sehanforderungen im Nahbereich brauchen Sie ohnehin eine Brille. Doch es genügen dünne und leichte Gläser. Zunächst aber müssen die leichten Reizerscheinungen am Auge abklingen. Dazu dient auch die Anwendung Ihrer entzündungshemmenden Augentropfen. Während der ersten 3-4 Wochen ändert sich die Brechkraft Ihres Auges noch geringfügig, daher werden wir Ihnen erst nach etwa drei Wochen Ihre neuen Brillengläser verordnen. Falls notwendig, verordnen wir Ihnen aber eine vorläufige Lesebrille. Manchmal kann noch nach 2 bis 3 Jahren eine allmähliche Sehverschlechterung auftreten, verursacht durch eine feine Eintrübung an der hinteren Linsenkapsel, genannt "Nachstar". Ein solcher Nachstar tritt nach der modernen Operationstechnik mit sorgfältiger Absaugung und Implantation der gut gewählten modernen Kunstlinse in nur ungefähr 10 % der operierten Augen auf. Dies ist deutlich seltener als noch vor einigen Jahren. Sollte doch ein Nachstar auftreten, lässt sich dieser durch eine kurze ambulante Laserbehandlung beheben und das Sehvermögen wieder normalisieren. Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 5 www.findl.at © Univ. Prof. Dr. Oliver Findl Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie Ich bin sehr stark kurzsichtig, ich bin sehr stark weitsichtig. Gilt für mich das gleiche? Ja. Insbesondere haben Sie den Vorteil, durch besondere Berechnung der Linsenstärke, von Ihren starken Brillengläsern loszukommen. Die Linse, die Ihnen bei der Operation eingesetzt wird, kann in der Stärke so berechnet werden, dass auch Sie nach der Staroperation keine oder eine nur noch sehr schwache Brille mit sehr dünnen Gläsern brauchen. In vielen Fällen ist sogar das Tragen einer Brille im normalen Tagesablauf ganz überflüssig und nur beim Autofahren oder bestimmten Tätigkeiten notwendig. Ordination: Sterngasse 2, 1010 Wien. Tel. 969 40 20 Katarakt / 6