Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 1) Kennzeichnen Sie zentrale Konzepte systematischer Beobachtung! − Beobachtung: Gezielt selektiv aufmerksames und planvolles Wahrnehmen und Registrieren von Ereignissen in bestimmten Situationen − Beobachtungseinheit: Kleinstes, nicht reduzierbares Ereignis das zur Analyse des Verhaltens notwenig erscheint. Die Beobachtungseinheit wird bestimmt durch den theoretischen Hintergrund und die damit verbundene Fragestellung (Hypothese). Sie darf nicht zu weit aber auch nicht zu eng abgegrenzt sein. Ferner ist eine Unterteilung in Zeiteinheiten (time units) bzw. Ereigniseinheiten (acts) nützlich bzw. notwendig. − Zeichensystem: Bestimmte Verhaltensweisen (Beobachtungseinheiten) werden mit jeweiligen Merkmalen (Symbolen) gekennzeichnet. Der Beobachter muss lediglich jedes Auftreten einer dieser Verhaltensweisen registrieren, d.h. seine primäre Aufgabe ist die Selektion der relevanten Verhaltensweisen. − Kategoriensystem: Der gesamte Bereich des Verhaltens muss erfasst und in forschungsrelevante Kategorien aufgeschlüsselt werden. Nicht eindeutig zuordenbares Verhalten wird in einer so genannten Restkategorie festgehalten. Innerhalb der Kategorien kann auch eine Differenzierung nach spezifischen Merkmalen vorgenommen werden. Wird in Ereigniseinheiten beobachtet, so ist für jede Verhaltensänderung das jeweils „neue“ Verhalten zu kategorisieren. Wird in Zeiteinheiten beobachtet, so ist ein Zeittakt festzulegen, in dessen Rhythmus ein momentanes Verhalten zu kategorisieren ist. − Schätzskalen: Zur Differenzierung des Ausprägungsgrades eines Verhaltens können bei beiden Systemen numerische oder graphische Schätzskalen eingesetzt werden. Sie können gerichtet (1 2 … 6 7) oder bipolar (fleißig – faul) angelegt sein. − Beobachtungs- bzw. Beurteilungsfehler 2) Kennzeichnen Sie Beurteilungsfehler, die insbesondere auftreten 1. Im Kontext von Leistungsbeurteilungen, − Güte- / Mildefehler (Strengefehler): Fehler aufgrund positiver (persönlicher) Beziehungen des Beurteilten zur beurteilenden Person. Entstehungsbedingung: Bekanntheitsgrad, Sympathiebeziehung Gefahr der Umkehr ins Gegenteil, wenn der Beurteiler nicht als befangen oder voreingenommen gelten will Strengefehler − Großzügigkeitsfehler: Der Beurteiler vergibt mehrheitlich eine zu gute Bewertung Entstehungsbedingung: Beurteiler will sich beliebt machen bzw. fürchtet unangenehme Konsequenzen; Neutralisierung mangelnder oder ungenügend definierter Bewertungskriterien; Kompensation bei unzureichender Wissens- / Informationsverarbeitung − Fehler der zentralen Tendenz: Beurteiler vermeidet extreme Positionen und bevorzugt mittlere Ausprägungsgrade der Bewertung Entstehungsbedingungen: Unklare Kriterien der Leistungseinschätzung; der Beurteiler hat (noch) kein differenziertes Bewertungsschema − Reihungseffekte / rhythmische Schwankungseffekte: Bei einer größeren Anzahl von Beurteilungen wechselt das Urteil von streng zu mild, dann wieder zu streng usw. Entstehungsbedingungen: Die Urteile werden in unmittelbarer Relation zum vorhergehenden gefällt, so dass es zu systematischen Abweichungen kommt. Sonderform: Fehler des ersten / letzten Eindrucks (primacy / recency effect) Der erste Eindruck bestimmt die Einschätzung der Person. Da er vielfach mit hoher Gültigkeit und dem Etikett der Urteilssicherheit verbunden wird, deshalb erscheint die Gefahr des Irrtums und einer Fehlereinschätzung nicht gegeben. Seite 1 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 2. Bei der Einschätzung von Persönlichkeitsmerkmalen! − Sachfremde Beurteilungskriterien: Es wird nicht nur die Leistung beurteilt, sondern sachfremde Komponenten (äußere Erscheinung, Auftreten, Dialekt, Schrift, Rechtschrift, Zeichensetzung) fließen ein − Hallo-Effekt (Hof-Effekt): Die Bewertung eines Merkmals strahlt auf andere Merkmale aus. Herausragende, hohe Wertigkeit besitzende Merkmale bestimmen, wie die weiteren (weniger eindeutig erfassbaren) Merkmale in das Urteil eingehen. − Logische Fehler: Die Tendenz des Beurteilers, Merkmale logisch auseinander abzuleiten. Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Merkmalen werden im Sinne einer Schlussfolgerung hergestellt. Die Wenn-dann-Verbindung als logische Regel rechtfertigt hergestellt, nicht notwendigerweise bestehenden Zusammenhang. − Implizite Persönlichkeitstheorie: dient zur Beurteilung von bestimmten Personen und Personengruppen. Sie umfassen Merkmalskombinationen, die gleichzeitig mit Überzeugungen bezüglich Verhalten, Einstellung, Motiven einhergehen. Implizite Persönlichkeitstheorien gestatten die rasche Einschätzung von Personen in Verbindung mit Rollen, Funktionen und Positionen. Sie werden zum Teil übernommen als soziale Stereotype oder Etikettierungen, zum Teil durch eigene Erfahrungen aufgebaut und evaluiert. Als Erwartungseffekte führen sie zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Wird eine Person durch Zuschreibung eines negativen Merkmals ausgegrenzt, so spricht man von Stigmatisierung. − Tendenz zum konsistenten Urteil: Sind die zur Beurteilung vorliegenden Informationen unvollständig oder weisen sie Ungereimtheiten auf, so wird versucht, durch Ergänzungen ein wohlbegründetes, konsistentes Urteil abzugeben. Unter diesem Ziel werden zuweilen Informationslücken auch durch Konfabulation geschlossen. − Kontrastfehler: Beurteiler vergleichen die zu beurteilende Person mit der eigenen Person. Sie schreiben dem anderen gegenteilige Eigenschaften zu bzw. bewerten ihn in die entgegengesetzte Richtung (z.B. Ordnungsfanatiker schätzen andere eher als unordentlich ein). Zum Kontrastfehler zählen aber auch Gleichsinnigkeitsurteile, d.h. der zu beurteilenden Person werden gleiche oder ähnliche Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen zugeschrieben. − Projektionsmechanismen: Eigene, negativ bewertete Eigenschaften werden verdrängt, behalten aber ihre Geltung, indem sie anderen Personen zugeschrieben werden. Im Mechanismus der Unterstellung sind solche Urteilsmuster erkennbar. 3) Orden Sie die (12) Verhaltensweisen, die im klassischen Kategoriensystem von Bales differenziert werden, den dazu konzipierten (6) begrifflichen Kategorien zu! Bereiche A Sozial-emotionaler Bereich: Positive Reaktionen B Aufgabenbereich: Versuche der Beantwortung C Aufgabenbereich: Fragen Verhaltensweisen 1. Zeigt Solidarität, hilft, belohnt, stützt den anderen 2. Zeigt Entspannung, scherzt, lacht, zeigt Befriedigung 3. Stimmt zu, nimmt passiv hin, versteht, gibt nach 4. Macht Vorschläge, leitet an, erwartet Selbstständigkeit 5. Äußert Meinung, bewertet, analysiert, drückt Gefühle aus, äußert Wünsche 6. Setzt Richtlinien, informiert, wiederholt, klärt, bestätigt 7. Erfragt Information, erbittet Orientierung, Wiederholung, Bestätigung 8. Fragt nach Meinung, Bewertung 9. Erbittet Vorschläge, Anleitung, Vorgehensweisen Seite 2 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 D 10. Stimmt nicht zu, zeigt passive Ablehnung, gibt keine Sozial-emotionaler Bereich: Hilfe negative Reaktionen 11. Zeigt sich angespannt, bittet um Hilfe und zieht sich zurück 12. Zeigt Antagonismus, setzt Status anderer herab, verteidigt oder behauptet sich. 1. + 12. Integration 2. + 11. Spannungsreduzierung 3. + 10. Entscheidung 4. + 9. Steuerung 5. + 8. Bewertung 6. + 7. Verständigung, Orientierung 4) Kennzeichnen Sie die Schritte der prozeduralen Differenzierung psychologischer Gegenstandsbereiche und ergänzen Sie die Kennzeichnungen mit jeweils zwei dazu typischen Fragestellungen (spezifische Fragewörtern)! 1. Erscheinungsformen erfassen (Phänomenologie): beobachten, erfragen, beschreiben Was, Wie, Wann, Wo 2. Phänomene erklären (Ätiologie): Ursachen, Bedingungen, Motive (er-)finden Wieso, Warum, Wozu, Weshalb 3. Phänomene beeinflussen (Kontrolle, Intervention): bewirken, manipulieren, prognostizieren 1. Ziele festlegen, legitimieren 2. Einflussmöglichkeiten, Maßnahmen, Mittel kennen und anwenden können, Nebenwirkungen bedenken Wodurch 4. Wirkungen überprüfen (Evaluation): Grad der Zielerreichung bewerten, Kriterien, ggf. Änderungen vornehmen Inwieweit 5) Kennzeichnen Sie die verschiedenen Systeme der ökologischen Entwicklungstheorie! 1. Mikrosystem: umfasst unmittelbare Beziehungen z.B. Mutter-Kind-Beziehung dadurch gekennzeichnet, dass eine Person mit einer anderen über längere Zeit in bestimmten Rollenbezügen interagiert. Über diese Interaktion werden Beziehungsqualitäten differenziert und gemeinsame Erfahrungen über die Ausübung unterschiedlicher Tätigkeiten aufgebaut. 2. Mesosystem: Verbund jeweils umliegender Mikrosysteme, zwischen denen Wechselbeziehungen bestehen und an denen ein Individuum aktiv beteiligt ist (z.B. Familie, Schule, Freunde). Die Bedeutung für die Entwicklung besteht darin, wie diese Systeme miteinander verbunden sind und wie sich die Übergänge zwischen ihnen gestalten. 3. Exosystem: Wechselbeziehung zwischen umliegenden Systemen, an denen die Person nicht aktiv beteiligt ist, die aber doch Einfluss auf die individuelle Entwicklung nehmen (z.B. Arbeitszeiten der Eltern) 4. Makrosystem: das gesamte Wertesystem, das uns umgibt. Es repräsentiert kulturelle Normen und gesellschaftliche Erwartungen und findet seinen Ausdruck sowohl im Zeitgeist als auch in der öffentlichen Meinung. Die Entwicklungsrelevanz dieses Systems beruht auf der Konfrontation mit Richtlinien und Bewertungsmaßstäben, die Verhalten und Bewusstsein regulieren. 5. Chronosystem: zieht sich durch alle Systemebenen und betrifft die zeitliche Abfolge signifikanter Ereignisse („kritische Lebensereignisse“) innerhalb der individuellen Biographie. Normative Ereignisse werden in jeder Biographie an bestimmten Punkten erwartet (z.B. Schulbesuch, Ruhestand). Non-normative Ereignisse sind individuell außergewöhnliche (ideosynkratische) Vorfälle. Seite 3 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 6) Ordnen Sie protektive Faktoren und Risikofaktoren den Systemebenen zu! Protektive Faktoren o o o o o o o o o o o Risikofaktoren Mirko-System Unterstützende Familienmitglieder o Erziehung: extrem kontrollierend, extrem Positive Rollenmodelle permissiv Konstruktive Mentoren o Ablehnung durch Gleichaltrige (Anforderungen/Hilfe) o Deviantes Verhalten in der Peergruppe Identitätsstützende Beziehungen o Ehe- / Lebenspartner: feindselige, Entwicklungsförderndes Verhalten destruktive Beziehungen o Beeinträchtigendes / abwertendes Lehrerverhalten Mesosystem Sichere Umwelt durch Vernetzung von o Geringe / schwache Beziehung zwischen Lebensbereichen Lebensbereichen; mangelnde Transparente Struktur bzw. Organisation Orientierung innerhalb und zwischen Settings o Gestörte Kommunikation zwischen verschiedenen Mikrosystemen Exo-System Institutionelle Verankerung durch o Arbeitsstruktur der Eltern negativer Fürsorge und Schutz (z.B. Einfluss auf Beziehungen bzw. Gesundheitsbereich) Gestaltung des Familienlebens Information / Aufklärung (z.B. Nutzung o Entscheidung durch den Gesetzgeber von Kommunikationstechnologien) Finanzielle Belastung, soziale Benachteiligung Makro-System Kulturelle Werte, die die Entwicklung und o Gewalt in den Medien Erziehung von Kindern betonen o Diskriminierende Gesetze und Gesetzgebung, die die Rechte der Handlungspraktiken Betroffenen schützt 7) Kennzeichnen Sie die Bedeutung des Begriffs „Bildung“ aus der Sicht verschiedener Autoren bzw. Epochen! Etymologisch: Indogermanische Silbe „bil-“: 1. spalten, behauen (Substantiv: „die aus Holz behauene Gestalt“); 2. passend, recht Althochdeutsch: z.B. „bilidari“, „bildunga“ mehrschichtige Bedeutung: handwerkliches bzw. künstlerisches Gestalten, aber auch nur gedachte Vorstellungen Griechische Philosophen: o Plato (427-347): postuliert drei Bildungsbereiche: einen musisch-ästhetischen (Gefühle), einen mathematischen (Denken), einen akademisch-philosophischen (Erkenntnis, Wahrheit). o Isokrates (436-338): verbindet Bildung (gebildet sein) mit Urteilskraft in wesentlichen Dingen des praktischen Lebens, guten Umgangsformen, Selbstbeherrschung und Bescheidenheit. Seit dem 16. JH: Gestaltung sowohl handwerklich-künstlerisch als auch i.S. von Vorstellen geistiger Bilder, in Verbindung mit Nachnahmen, Abbilden von Ähnlichen. Als Tun nicht nur auf den Menschen bezogen, sondern auch auf Gott und die Natur. Dt. Mystik: „bilden“ als „Einbilden“ des Bild Gottes in die Seele des Menschen Dt. Idealismus und Neuhumanismus – klassische Humanitätsidee: Ausbildung und Vervollkommnung des höheren „Selbst“ des Menschen Seite 4 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Dt. Bürgertum des 18. und 19.JH: Der auf die Natur des Menschen bezogene Ausbildungsgedanke und die gesellschaftsbezogene Kultivierungsidee werden verbunden und zum Schlüssel der sozialen Gleichberechtigung gegenüber dem geburtsständischen Adel Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Bildung vor allem mit einer gewissen Schul- und Ausbildung verbunden, die sich prägend auf Wissen und Einstellung auswirkt und in Bildungsabschlüssen Basis für berufliche Qualifikation darstellt. Aktueller Stand: „Innovation durch Bildung“ Integration als Schlüssel zur Zukunft von Bildung 8) Kennzeichnen Sie das funktionale Bildungsmodell (formale vs. materielle Bildung, Problematik der Normen)! Selbst und Umwelt gelten als sich gegenseitig bedingend. a) Formale Bildung: will die Entwicklung und Übung der individuellen Kräfte. Wichtig sind die Dinge / Stoffe, die eine „kraftbildende“ Funktion ausüben. b) Materielle Bildung: will, dass sich die Dinge der Person selbst erschließen, damit sie mit ihnen „etwas anfangen“ kann. Die Erkenntnis, dass Normen der Geschichtlichkeit unterliegen (also relativ sind), bedingt, dass „Wissen“ nun die Basis darstellen muss, aus der Normen und Werte einsichtig und verbindlich gemacht werden. Ferner sind Normsetzungen milieubedingt. 9) Kennzeichnen Sie stichpunktartig vier Hauptmerkmale der Bildungsforschung! 1. Erfahrungswissenschaftliche Fragen und Methoden ohne Festlegung auf ein wissenschaftstheoretisches Paradigma (empirische vs. nicht-empirische Pädagogik) 2. Hinwendung zu Praxisfeldern (Politik, Ökonomie sowie Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle pädagogischen Handelns Aktionsforschung) 3. Effektivierung des Bildungssystems: Steigerung der Konkurrenzfähigkeit, der Wirtschaftlichkeit und Rentabilität (Probleme der Finanzierbarkeit), Überwinden der sozialen Disproportionalität (Chancengleichheit, begabungsgerechte Förderung) 4. Explizite interdisziplinäre und internationale Orientierung 5. Berücksichtigung von gesellschaftlichen insbesondere ökonomischen, politischen und technischen Voraussetzungen für „Verwertung“ von Bildung und Gebildeten 6. Auswertung des Bildungsbegriffs auf didaktisch-curriculare Aspekte 10) Kennzeichnen Sie in Stichpunkten typische Bildungsbegriffe verschiedenster Milieus! Konservativ gehobenes Milieu: − Humanistisch orientierter Bildungsbegriff, der über Fach-, Spezial- und Buchwissen hinausgeht − Grundsätzlich positive Einstellung zur Schule − Lebenslanges Lernen ist tief verankert Kleinbürgerliches Milieu: − Praktisch orientierter Bildungsbegriff − Betonung von Lebenserfahrung gegenüber theoretischer Bildung − Positive Einstellung zur Schule als bedeutungsvoll für das eigene Lernen − Weiterbildung wird als notwendig akzeptiert, aber oft als belastend empfunden Traditionelles Arbeitermilieu: − Ambivalenter Bildungsbegriff, der zwischen „richtiger“ erfahrungsgestützter und „reiner“ Bildung unterscheidet − Schule wird rückblickend als notwendiges Übel betrachtet − Entgangene Bildungschancen werden jedoch bedauert – Kompensation wird nicht für möglich gehalten Seite 5 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Traditionsloses Arbeitermilieu: − Bildungsfern, der Begriff Bildung wird kaum gebraucht (eher „intelligent“) − Bildung ist Diskursfähigkeit − Schule wird als stressreich erinnert, aber auch als Zufluchtsort vor elterlichen Ansprüchen − Weiterbildung findet kaum statt und wird auch nicht angestrebt Technokratisch liberales Milieu: − Höchste Bildungsabschlüsse werden erreicht − Schule soll als Raum zur Selbstverwirklichung bieten Alternatives Milieu: − Ganzheitlicher Bildungsbegriff zur Meisterung von Lebenssituationen und einer schwieriger werdenden Zukunft − Schule ist zu kognitiv ausgerichtet, Mangel an didaktischer Innovation und an Raum für Kreativität Aufstiegsorientiertes Milieu: − Leistungsorientiert, aber schulischer Erfolg ist nicht notwendig mit beruflichem Erfolg verknüpft − Schule ist zu realitätsfern, Lehrer- und Schulqualität sollten stärker überwacht werden Neues Arbeitermilieu: − Spielerischer Umgang mit Schulanforderungen − Erfolg oft durch kurzfristiges Engagement vor Prüfungen − Schule ist zu stark individualisiert Hedonisches Milieu: − Klassischer Bildungsbegriff als Feindbild − Minimalprinzip, d.h. das Erstreben schulischen Erfolgs mit minimalen Aufwand − Schulkritik pauschal (langweilig, realitätsfern, wenig sozial etc.) 11) Kennzeichnen Sie (drei) idealtypische Erziehungsbegriffe! 1. Inventorischer Erziehungsbegriff: unterstellt, dass erwünschtes Verhalten prinzipiell erzeugt werden kann durch geeignete Erziehungsmittel (Belohnung, Bestrafung) – „durch konkrete, formgebende Handlungen“ „Als Erziehung werden Handlungen bezeichnet, durch die Menschen versuchen, die Persönlichkeit anderer Menschen in irgendeiner Hinsicht zu fördern.“ 2. Reformpädagogischer Erziehungsbegriff: stellt Förderung im Sinne von Ermöglichung (facilitating) in den Mittelpunkt. Damit wird eine Gegenposition zu den Machbarkeitsvorstellungen der interventorischen Auffassung eingenommen. Veränderungen können nicht durch zweckrationale Einwirkungen erreicht werden, sondern nur auf der Basis eigener Erfahrungen. Die Rolle des Erziehers wird in diesem Konzept mit der Metapher des „Gärtners“ gekennzeichnet – er erzeugt nicht das „Wachstum der Pflanze“ (natürliche Entwicklung), sondern kann Wachstum durch verschiedene Maßnahmen beeinflussen. 3. Antipädagogischer Erziehungsbegriff: negiert die Erziehungsbedürftigkeit von Kindern. Erziehung wird sogar als kinderfeindliche Tätigkeit angesehen. Die zentrale Maxime dieser Auffassung postuliert, dass eine natürliche Entwicklung durch erzieherische Maßnahmen verhindert wird und fokussiert „Laissez-faire“ als adäquates Erziehungskonzept. Seite 6 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 12) Kennzeichnen Sie sechs Merkmale, die bei der Beschreibung von Veränderungen zu beachten sind! − Modus: qualitativ – quantitativ − Verlauf: kontinuierlich – diskontinuierlich, auf- / absteigend (Auf- / Abbau), linear – kurvenlinear – periodisch − Richtung: gerichtet – ungerichtet, unidirektional – multidirektional − Tempo: beschleunigt – verlangsamt – „normal“ − Dauer: kurz-, mittel-, langfristig − Modifizierbarkeit: reversibel – irreversibel − Generalität: universell – spezifisch (individuell) − Spezifität: typisch – singulär − Organisation: isoliert – integriert Konkretisierung (Operationalisierung) des Ausgangszustandes und des Zieles (und mögliche Konsequenzen) der Veränderung 13) Kennzeichnen Sie die Grunddimensionen zur Erklärung von Veränderung! − Kausalität: Ursache-Wirkungszusammenhang (Sicherheit: sicheres Ereignis – Auftretenswahrscheinlichkeit 100%) − Konditionalität: Bedingungszusammenhang (Unsicherheit: Auftreten des Ereignisses wahrscheinlich (%-satz), Kein Rückschluss auf den Einzelfall möglich!) − Finalität: Zielbezogenheit − Funktionalität: Zweckbestimmtheit − Inter- / Transaktion: Wechselseitigkeit − Zirkularität: Rückbezogenheit 14) Kennzeichnen Sie, welche Fehlschlüsse zu vermeiden sind, wenn man: 1. Für einen Bedingungszusammenhang (nur) epidemiologische Daten kennt, Von nur epidemiologischen Daten kann man nicht auf den Einzelfall schließen. 2. Einem kritischen Ereignis Verhaltensauffälligkeiten (Störungen) folgen. Ein kritisches Ereignis ist nicht die Ursache von Verhaltensauffälligkeiten, sondern meistens nur der Auslöser. Die Ursache von Verhaltensauffälligkeiten kann auch weiter zurückliegen und muss gar nichts mit dem Auslöser zu tun haben. 15) Kennzeichnen Sie die Dimensionen von „Einwirkungen“! − Intention: beabsichtigt <-> unbeabsichtigt − Interaktion: wechselseitig <-> einseitig − Regulation: external <-> internal Die Dimensionen können qualitativ (= kategorial: als sich ausschließende Kategorien) oder quantitativ (= dimensional: als Skala mit Abstufungen zwischen den Polen) betrachtet werden. 16) Kennzeichnen Sie die Zielsetzungen der (vier) Grundformen der Theorieanwendung! − Technologie zielerreichendes Handeln: Wenn – dann, Um – zu „Was muss getan werden um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?“ − Prognose vorsorgliche Folgenabschätzung: „Was wird als Folge von A geschehen?“ − Erklärung rückschauendes Begreifen: „Warum ist dieses Ereignis eingetreten?“ − Beschreibung differenziertes Wahrnehmen: „Worauf muss bei dieser Lage der Dinge geachtet werden?“ Seite 7 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 17) Kennzeichnen Sie für die nachfolgenden genannten Grundformen der Theorieanwendung die (3) Schritte des Vorgehens! Technologie, Prognose, Erklärung Technologie: 1. Identifiziere zunächst das Ziel 2. Suche nach einer Theorie, in deren Dann-Teil von diesem Ziel die Rede ist 3. Realisiere diejenigen Bedingungen im Kontext der Problemlage, die im Wenn-Teil der Theorie benannt sind. Prognose: 1. Identifiziere zunächst die Ausgangssituation. Welche interessierenden Gegebenheiten, Bedingungen, Konstellationen liegen vor? 2. Suche nach einer Theorie, in deren Wenn-Teil davon die Rede ist. 3. Projiziere diejenigen Sachverhalte, die im Dann-Teil dieser Theorie zur Sprache kommen, auf den Zusammenhang des Anwendungsfeldes Erklärung: 1. Identifiziere zunächst was geschehen ist, was verwundert, überrascht, interessiert. 2. Suche nach einer Theorie, in deren Dann-Teil dieser Sachverhalt thematisiert wird. 3. Entnimm den Wenn-Teil die erforderlichen Hinweise darauf, was in diesem Fall als Ursache anzusehen ist. Beschreibung: 1. Mache die Theoriebegrifflichkeit für reale Beobachtungsanlässe bewusst. 2. Nimm die Begriffe des Wenn- und des Dann-Teils zum Anlass auf bestimmte erfassbare Gegebenheiten zu achten. 3. Nimm die unmittelbar wahrnehmbaren Ereignisse und Gegebenheiten zum Anlass zu fragen, unter welche Theoriebegriffe sie fallen und in welchen Wechselbeziehungen sie daher vermutet werden können. 18) Kennzeichnen Sie die Probleme, auf Grund derer aus Theorien keine Handlungsprogramme abgeleitet werden können! − Ableitungsproblem: Theorien haben nur Gültigkeit in idealisierten Systemen, d.h. unter spezifischen Bedingungen, die auf die Praxis im Allgemeinen nicht zutreffen. − Äquivalenzproblem: Überprüfung und Anwendung einer Theorie erfordern Operationalisierungen. Sie stellen keine logischen Ableitungen dar, sondern sind Klassifikations- oder Zuordnungsleistungen (Validität / Generalisierbarkeit). − Falsifikationsproblem: Eine Theorie wird durch fehlgeschlagene Praxisprogramme aufgrund vielfältiger, möglicher Fehlerquellen (Operationalisierung, Implementation, Evaluation) nicht falsifiziert. 19) Erläutern Sie stichpunktartig die Problematik von „Verstärkung“, die beim operanten / instrumentellen Konditionieren zu berücksichtigen ist! − Löschung: Wenn keine Konsequenz (Nichtbeachtung keine Verstärkung oder Bestrafung) erfolgt, sinkt die Auftretenswahrscheinlichkeit auf das Anfangsniveau − Instrumentelles Konditionieren: Das Verhalten wird gezeigt, um die Konsequenz hervorzurufen. Vorausgehende Reize können von Bedeutung sein als diskriminative Reize, wenn sie einen Hinweis (cue) geben, ob eine bestimmte Konsequenz folgen wird oder nicht. − Verstärker werden über ihre Effekte definiert (zirkulär) und sind abhängig von der Bedeutungszuweisung des „Lernenden“! − Die Wirkung der Verstärkung ist abhängig vom Zeitpunkt ihres Eintretens: Kontingenz = Beziehung zwischen Verhalten und Konsequenz Seite 8 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 20) Kennzeichnen Sie das Ablaufschema der Verhaltensmodifikation! 1. Ausgangspunkt: Operationalisierung / Konkretisierung − Des auffälligen Verhaltens (Problemverhalten) − Des erwünschten Verhaltens (Zielverhalten) Ist das Verhalten den Normen angemessen? Vergleich der Konsequenzen, wenn das Verhalten geändert wird oder nicht 2a. Konsequenz bei Änderung negativ: Operationalisierung / Konkretisierung des erwünschten Verhaltens 2b. Konsequenz bei Änderung positiv: Verhaltensanalyse: − S ituation: Wann tritt das unerwünschte Verhalten auf? − M otivation: Warum macht diese Person das? Gespräch − K onsequenzen: des unerwünschten Verhaltens 3. Verarbeitung der Analyse-Ergebnisse, Modifikationshypothesen 4. Vorlaufende Klärungen: − Ist das Problemverhalten systemgestützt? Gruppe modifizieren − Ist eine Selbstmodifikation möglich? anbahnen, unterstützen − Ist Angst die Ursache des Problemverhaltens? Angstabbau 5. Wenn keine vorlaufenden Klärungen: Ziel der Modifikation − Aufbau systematische Verstärkung − Abbau Änderung S – M – K 6. Werte-Quadrat 21) Kennzeichnen Sie Methoden der pädagogischen Verhaltensmodifikation! − Token-Ökonomien: Münzartige Marken werden unmittelbar auf positive Verhaltensweisen gegeben und können nach festgelegten Regeln durch verschiedene Verstärker getauscht werden. − Kontingenzverträge: Verständlich formulierte Übereinkommen zwischen Interaktionspartnern, die festlegen, wer für wen unter welchen Bedingungen was tun soll Autonome Verhaltenskontrolle − Kognitivistische Ansätze: Selbstkontrolle: Selbstbeobachtung Selbstbewertung Selbstverstärkung Selbstinstruktionstraining 22) Kennzeichnen Sie die Komponenten der Verhaltensanalyse (S, O, R, K, C)! − Stimuluskomponente (S): Gesamtheit aller relevanten externen und internen Reizbedingungen; vorausgehender, funktionaler Zusammenhang − Organismuskomponente (O): Biologische Faktoren, die den Zustand der Person beeinflussen eventuell einengen; individualtypisch stabile Reaktionstendenzen − Reaktionskomponente (R): Problemrelevantes Ist-Verhalten sowie Modifikationsziel (Soll-Verhalten); genaue Verhaltensbeschreibung (motorisch, verbal-kognitiv, physiologisch) − Kontingenzkomponente (K): Verstärkungsmuster – zeitlicher Abstand – verzögerte Verstärkung, Verstärkungspläne − Konsequenzkomponente (C): nachfolgende, verstärkende Ereignisse (unmittelbare oder längerfristig) Reaktionen der Interaktionspartner Seite 9 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 23) Lernen am Modell: Welche Effekte sind zu unterscheiden und weshalb ist eine solche Differenzierung von Bedeutung? 1. Lerneffekte: Modellierung neuer Verhaltensweisen Eine in einer bestimmten Situation neue Verhaltensweise wird erlernt. Es besteht die Möglichkeit diese in einer adäquaten Situation abzurufen. 2. Hemmungseffekte: Verminderung der Reaktionsbereitschaft 3. Enthemmungseffekte: Erhöhung der Reaktionsbereitschaft Durch das beobachtete Verhalten, welches mir bereits bekannt ist, sinkt / steigt meine Hemmschwelle selbiges Verhalten in einer ähnlichen Situation an den Tag zu legen. Die Hemmschwelle wird sinken, wenn das Verhalten beim Modell zum gewünschten Erfolg führt (positive Wirkung), oder steigen, wenn das Verhalten beim Modell nicht zum gewünschten Erfolg führt oder eine Bestrafung für das Verhalten folgt (negative Wirkung). 3. Reaktionserleichternde Effekte: Auslösender Reiz für Handlung Bei der beobachtenden Person wird ein bereits vorhandenes Verhalten durch das beobachtete Verhalten anderer (Hinweisreize) ausgelöst. Eine Differenzierung ist bei Auftreten von Schwierigkeiten / Problemen von Bedeutung, da man dem Stadium entsprechend entgegenwirken kann. 24) Kennzeichnen Sie Stufen der Wahrnehmung: konzept-/hypothesengesteuerte (topdown) und datengesteuerten Prozesses (bottom-up)! − Mentale Prozesse: Wissen, Erwartung, Motivation − Klassifikation: Wahrgenommenes wird in Kategorien eingeordnet aufgrund von vorhandenen Wissen, Einstellungen, Erwartungen, Schlussfolgerungen − Mustererkennung: Merkmale des Gegenstandes; Übergang, d.h. keine scharfe Grenze zur nächsten Stufe − Wahrnehmung: Innere Repräsentation / erlebtes Perzept der äußeren Reize; „Arbeitsbeschreibung“ aufgrund der Integration in vorhandenes Wissen. − Sensorische Empfindung: Physikalische Energie wird in die neurale Aktivität von Gehirnzellen umgewandelt – Entschlüsselung der Information 25) Kennzeichnen Sie stichpunktartig verschiedene Modelle der Aufmerksamkeit! Das Filtermodell (Donald Broadbent): Die Aufmerksamkeit kann nicht gleichzeitig auf zwei Kanäle (rechtes vs. linkes Ohr) gerichtet werden („Einkanalmodell“). Die Auswahl des Kanals, dessen Information weiter verarbeitet wird, erfolgt relativ früh. Der „Filter“ orientiert sich dabei nur an physikalischen Merkmalen, die semantische Informationsverarbeitung (Dekodierung der Bedeutung) findet erst dann statt. Einwand: „Cocktailparty-Phänomen“ obwohl wir uns auf ein unmittelbares Gespräch konzentrieren und die um uns zu hörenden Stimmen ausblenden, werden wir sofort abgelenkt, wenn hinter oder neben uns unser Name fällt – eine Information aus dem ausgeblendeten Kanal. Das „Abschwächungsmodell“ (Anne Treisman): Modifikation Broadbents Modell – der nicht beachtete Kanal wir durch den Filter nicht eliminiert, sondern nur abgeschwächt. Um in den Filter der semantischen Analyse zu gelangen, muss die Information im abgeschwächten Kanal eine bestimmte Intensität aufweisen. Andererseits gibt es Information für die generell oder situationsspezifisch eine niedrigere Intensitätsschwelle besteht. Andere Autoren postulieren unterschiedliche Filter, deren Funktion im Zusammenhang mit jeweiligen Zielen und dem Vorwissen des Individuums (top-down) zu sehen ist und darüber hinaus durch Informationsmerkmale selbst (bottom-up) beeinflusst wird. Seite 10 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Das Modell der späten Selektion (Deutsch und Deutsch): Alle Inputs werden der semantischen Analyse unterworfen, bevor ein Filter Information auswählt, der die bewusste Aufmerksamkeit zugewandt wird. Dieses Modell wird als unökonomisch kritisiert, da für die Analyse des gesamten Materials eine umfangreiche Verarbeitungskapazität erforderlich wäre. Es wird deshalb eine unbewusste semantische Analyse postuliert. Das Modell der Ressourcen-Allokation (Kahnemann): … nimmt an, dass für die aktuelle Verarbeitung von Information nur eine begrenzte aufmerksamkeitsbezogene Kapazität zur Verfügung steht. Dieses Konzept geht von einer zentralen Verarbeitungseinheit aus, die Aufmerksamkeit zuteilt (allocate). Entscheidend ist, dass Information auch ohne bewusste Aufmerksamkeitszuwendung in automatisch ablaufenden Verarbeitungsprozessen bewältigt werden kann. Die automatisierten Prozesse beeinträchtigen nicht parallel ablaufende Aktivitäten, die mit bewusster Aufmerksamkeit gesteuert werden. Die Zwei-Prozess-Theorie der selektiven Aufmerksamkeit (Ulric Neisser): Die Aufmerksamkeitszuwendung wird in zwei Prozesse aufgeteilt: a) In einen Diskriminierungsprozess, in dem die Relevanz der eingehenden Information geprüft wird und b) In einen Fokussierungsprozess, in dem die begrenzte Aufmerksamkeit der als relevant beurteilten Information zugewiesen wird. Beide Prozesse gelten als entscheidend für das erfolgreiche Lernen. Insbesondere die Fähigkeit aufgabenirrelevante Information durch inhibitorische Impulse auszublenden trägt zur Verbesserung der selektiven Aufmerksamkeit bei. 26) Nennen Sie die gerichteten Funktionen von Aufmerksamkeit sowie die zusätzlichen Kriterien für Konzentration! Gerichtete Funktionen von Aufmerksamkeit − Vigilanz (zeitlich überdauernde Aufmerksamkeit): In einer relativ reizarmen, monotonen Situation ist über längere Zeit gleich bleibende Wachheit (Daueraufmerksamkeit / sustained attention) erforderlich, um ein Ereignis zu entdecken, wann immer es auftritt. Die Trefferquote sinkt mit der Zeit. Zur Verbesserung der Genauigkeit der Überwachung erwies sich ein unmittelbares Feedback bezüglich des jeweiligen Fehlers als erfolgreich. Die Leistung verbessert sich auch, wenn die individuelle Erregung (arousal) auf einem optimalen Niveau gehalten werden kann. − Orientierungsreaktion: Eine globale Reaktion, die immer dann auftritt, wenn ein neuer, ungewohnter Reiz auftaucht („Was ist los“ - Reflex). Bei vielfacher Wiederholung des Reizes kommt es jedoch rasch zu einem Gewöhnungseffekt. − Kontroll-Aufmerksamkeit: Die Aufmerksamkeit dient der Steuerung und Kontrolle motorischer Prozeduren. Dabei wird der Handlungsablauf durch permanentes Feedback zielbezogen optimiert Metakognition − Distributive (fluktuierende, wandernde) Aufmerksamkeit: Ein breites Aufmerksamkeitsfeld wird in den Blick genommen – mit dem Ziel, möglichst alle Veränderungen zu registrieren − Selektive (fixierende) Aufmerksamkeit Zusätzliche Kriterien für Konzentration: − Intentionale Zuwendung − Integration der Reize in kognitive Strukturen − Energetische Ressourcen (Anstrengung) Seite 11 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 27) Kennzeichnen Sie verschiedene Gedächtnismodelle: Mehrspeicher-Modell (Atkinson und Shiffrin): − Klassifizierung der Gedächtniseinheiten nach Dauer des Behaltens, Kapazität der Speichereinheiten und deren inhaltliche Spezifität − Ultrakurzzeitgedächtnis (sensorischer Puffer): o Behaltensdauer: ca. 200-300 Millisekunden o Kapazität: hoch o Inhalt: sensorisch erfassbare Information (visuell bzw. auditiv) − Kurzzeitgedächtnis: o Behaltensdauer: zwischen 10 und 50 Sekunden o Kapazität: ziemlich begrenzt (7 ± 2 Elemente „Die magische Zahl Sieben“, Miller) o Inhalt: Die inhaltliche Ausgestaltung der Elemente ist offen. Größere Informationseinheiten können durch Bündelung separater Elemente zu bedeutungshaltigen Mustern (Chunks) gebildet werden. Der inhaltliche Modus ist phonemisch, so dass durch inneres verbales Wiederholen (umlaufendes Echo) die Behaltendauer verlängert werden kann. Versucht man dabei Verknüpfungen zu vorhandenem Wissen herzustellen, spricht man von elaborierendem Echo. − Alternatives Modell zum KZG: Arbeitsgedächtnis: Eine zentrale Einheit (Exekutive) steuert zwei parallel und relativ unabhängig von einander arbeitende Hilfssysteme: eine artikulatorische Einheit („Schleife“; zuständig für die Verarbeitung verbaler Information) und eine visuell-räumliche Einheit („Notizblock“; zuständig für bildliche Vorstellungen). − Langzeitgedächtnis: Speicherung von sehr großen Informationsmengen in strukturierter Ordnung; Inhaltliche Differenzierung: o Deklaratives (bewusstes) Gedächtnis Semantisches Gedächtnis: strukturierte Speicherung von konzeptuellen Wissen (Grammatikregeln, abstrakte Vorstellungen über Sachverhalte) Episodisches Gedächtnis: Verarbeitung und Speicherung von eigenen Erfahrungen (autobiographisch) o Nicht-Deklarative (implizite, reflexive - unbewusste) Gedächtnis Prozedurales Gedächtnis: Aufbewahrung vorrangig von motorischer Abläufe, aber auch von kognitiven und wahrnehmungsbezogenen (automatisierten) Fertigkeiten Konditionierungen (klassische und operante) und Assoziationen (ohne Memorierauftrag gespeichert) Priming: Ein individuell aufgebautes Begriffsnetz, das die Verarbeitung anderer auch neuer Reize durch Bekanntes erleichtert. Prozess-Modell (Craik & Lockhart): Entscheidend für die Dauer des Behaltens sind die Art und die Intensität der Auseinandersetzung mit der zu speichernden Information, d.h. die Tiefe / Ebenen der Verarbeitung (von oberflächlich bis tief), dem „level of processing“ (LOP). Die Funktion des KZG wird als Phase aktiver, bewusster (unmittelbarer) Auseinandersetzung verstanden. Seite 12 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 „Bedeutungsbezogene (Wissens-) Repräsentation“ (Anderson): Spezifizierung der Gedächtnisinhalte auf die Zielsetzung „Bedeutsames erkennen / Unwichtiges ausblenden“ Ansätze zur Repräsentation von kategorialem Wissen (Repräsentationssysteme): − Schema-Ansatz: o Objekt-Schemata repräsentieren Konzepte (Struktur / Attribute; Kategorie) o Handlungsschemata repräsentieren „Pläne“ o Ereignisschemata repräsentieren Sequenzen von Teilhandlungen (einschließlich jeweiliger Personen) Ereignisprototypen: Skripts o Geschichten- / Textschemata (repräsentieren die Struktur von Erzählungen und Gesichten „Grammatiken“ von Textsorten − Semantische Netzwerke: Konzeptuelles Wissen wird in strukturierten Netzwerken (Knoten / Verbindungen) repräsentiert unterschiedliche Verbindungsstärken − Propositionen: Wissen wird in kleinsten, selbstständigen, sinnvollen Wissenseinheiten repräsentiert; Textbasis (Oberflächenstruktur) = Propositionsliste − Mentale Modelle: Kognitive Konstruktionen, um einer sprachlich vermittelten Umwelt subjektive Plausibilität zu verleihen 28) Erläutern Sie die Möglichkeiten zur Klassifikation von Problemtypen! 1. Nach Reitmann: Probleme werden eingeteilt nach der Qualität der Definition von Ausgangs- und Zielzustand, die jeweils gut oder schlecht sein kann (Vier-FelderSchema) 2. Nach Dörner anhand der drei Barrierearten: − Interpolationsbarrieren (analytische Probleme): Eine Lösung durch den Einsatz „bekannter“ Operationen ist erreichbar. − Synthetische Barrieren (synthetische Probleme): Erfordern das Auffinden „unbekannter“ Operationen − Dialektische Barrieren: ergeben sich aufgrund einer offenen Problemdefinition oder sind auf Ziel-Inkompatibilitäten zurückzuführen. 29) Skizzieren Sie für das Ablaufprogramm des Problemlösens 1. den Orientierungsteil der Handlung 1. Ist – Soll – Analyse (Ermittlung des Ist-Zustandes und des Zieles) 2. Suchrichtung: Bildung des Zieles und eventuell von Zwischenzielen (Teilziele) 3. Selbstreflexion / Bewertung (der Situation) führt entweder zum Rückgang auf eine der ersten zwei Stufen oder Weiter zum Ausführungsteil 2. den Ausführungsteil der Handlung Auswahl und Anwendung der Operator(en) – Dies führt entweder: a. Zu keinen Erfolg, wodurch Stufen der Orientierungsteil der Handlung nochmals durchlaufen und / oder andere Operator(en) ausgewählt und angewandt werden müssen b. Zu Erfolg mit negativen Folgen, wodurch die Ist – Soll – Analyse und / oder die Suchrichtung (also die Ziel - / Zwischenziel-Bildung) überdacht werden muss. c. Zu Erfolg mit positiven Folgen, wobei das Gesamtziel nicht erreicht wird, wodurch die Operator(en) neu ausgewählt und angewandt werden müssen. d. Zu Erfolg mit positiven Folgen und Erreichen des Gesamtziels Dies führt zum Kontrollteil der Handlung mit der Bewertung der Situation und Selbstreflexion 30) Kennzeichnen Sie Arten und Formen des Transfers! Lerntransfer = Einfluss von Lernen in einer Situation auf das Lernen in einer anderen Situation − − Positiver Transfer: Förderlich für das Lösen neuer Aufgaben Negativer Transfer: Hinderlich für das Lösen neuer Aufgaben Seite 13 von 31 Iris Haszonits − − − − − Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Vertikaler Transfer: Übertragung von der gegebenen Ebene (Basisbereich) auf eine höhere Ebene des Lernens, d.h. auf ähnliche und komplexere Aufgaben Lateraler Transfer: Neue, ähnliche Aufgaben vergleichbarer Komplexität Sequentieller Transfer: Das Vorausgehende erleichterte das Verständnis des Nachfolgenden (Lernsequenz) Naher Transfer (low road): bis zur Automatisierung Eingeübtes wird spontan durch einen neuen Kontext ausgelöst Ferner Transfer (high road): setzt bedeutungshaltige Abstraktion voraus Dekontextualisierung 31) Kennzeichnen Sie die Grundannahmen der assoziationistischen und der kognitivistischen Transfer-Theorien! Assoziationistische Transfer-Theorien: assoziative „Überschneidungen alter und neuer Situationen − Theorie der identischen Elemente (Thorndike): Elemente, die in der ursprünglichen Lernsituation enthalten sind, müssen auch in der neuen Lernsituation vorkommen. o Generalisierungstheorie: Es sollen Verallgemeinerungen (Prinzipien) gelernt und auf neue Situationen übertragen werden. Die neue Situation muss genügend Gemeinsamkeiten mit der vorhergegangenen haben, um Transfer zu ermöglichen. o Umstellungs- und Transpositionstheorie: Grundlage der Lernübertragung ist Mittel-Ziel-Wissen. Je umfangreicher dieses Wissen über Beziehungen ist, desto größer wird der Nutzen für den Transfer sein. − Transfer-Theorie bedeutungserzeugenden Lernens: Primäre Bedingung für nachfolgendes Lernen (sequentieller Transfer) ist das Vorhandensein assoziierter Anker („advance organizers“ – Ausubel & Robinson). Kognitionspsychologische Transfer-Theorien: „tiefere“, strukturelle Beziehungen – Prozedur-Übertragung − Transfer von Fertigkeiten: Transfer bedeutet, dass die bei der einen Aufgabe gelernte Strategie zur Lösung einer anderen Aufgabe, die gleiche Teilprozesse erfordert, angewandt wird. − Analoger Transfer unter metakognitiver Kontrolle: Aufsuchen / Erkennen der strukturellen Ähnlichkeit von Aufgaben und ignorieren der Oberflächenmerkmale – bewusst als Strategie einsetzen. 32) Kennzeichnen Sie die (vier) Schwerpunkte der Interventionsmaßnahmen zur Förderung von Transfer! 1. Modellbegründete Instruktion: Explizite Instruktion bezüglich vertrauter AnalogieModelle ist für die Lösung neuer Aufgaben hilfreich. 2. Strukturabbildungstheorie: Analyse der Aufgabenstruktur, d.h. der spezifischen Objekte, ihrer Merkmale und ihrer Relationen: − Unterschiedlichkeit der Oberflächenmerkmale ignorieren! − Strukturerhaltende Abstraktionen vornehmen! 3. Ausgearbeitete Beispiel-Aufgaben: Frühere Erfahrungen mit einer ausgearbeiteten Beispiel-Aufgabe können die Lösung einer neuen Aufgabe mit ähnlicher Struktur anregen. Analoger Lerntransfer erfolgt jedoch nicht automatisch, explizite Anleitung ist erforderlich! 4. Metakognitive Kontrolle: − Anforderungen einer neuen Aufgabenstellung erkennen, − zuvor gelernte spezifische und allgemeine Fertigkeiten entsprechend auswählen und − unter bewusster Kontrolle einsetzen. Seite 14 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 33) Kennzeichnen Sie die Grundprinzipien der Intelligenz-Faktoren-Modelle und der Intelligenz-Struktur-Modelle! Intelligenz-Faktoren- und Intelligenz-Struktur-Modelle sind beide psychometrische Konzepte. − Zweifaktorentheorie / Generalfaktor-Theorie (Spearman): Jede Intelligenzleistung beruht auf zwei Faktoren: „general intelligence“ (allgemeiner Faktor) und spezifischer Faktor (test- bzw. aufgabenbezogener Faktor). Die einzelnen Leistungen weisen eine unterschiedliche Sättigung mit dem allgemeinen Faktor auf. − Hierarchisches Faktorenmodell / Gruppenfaktoren (Vernon): Hierarchische Ordnung der Intelligenzfaktoren: Generalfaktor (allgemeine Intelligenz) – Hauptgruppenfaktoren (major group factors) – Untergruppenfaktoren (minor group factors) – Spezifische Faktoren − Multiple Faktorentheorie / Primärfaktoren (Thurstone): Kognitive Leistungen setzen sich aus einer Vielzahl von Einzelfertigkeiten zusammen, die auf einige Grundfähigkeiten (primary mental abilities) zurückgeführt werden können (kein gFaktor!) − Intelligenz-Faktoren höherer (= zweiter) Ordnung / Zweidimensionales Modell (Cattell): Aus einer aufwärts gerichteten Faktorenanalyse der Primärfaktoren (Thurstone) leitet Cattell Faktoren zweiter Ordnung ab. Besondere Bedeutung haben die flüssige (fluid) Intelligenz (als grundlegende (angeborene) Kapazität des Menschen; als Fähigkeit Beziehungen herzustellen, Regelhaftigkeiten zu finden) und die kristallisierte (crystallized) Intelligenz (als Auswirkung von Erfahrung und Bildung (Sprache, Kultur)). − Faktorenmodell (Meili): Psychologisch relevante Faktoren auf gestaltpsychologischer Basis („Analytische Intelligenz“): Komplexität, Plastizität, Ganzheit, Flüssigkeit; Diese allgemeinen Faktoren wurden später durch die folgenden, dem Aufgabenmaterial entsprechenden Gruppenfaktoren ergänzt: space, verbal, number − Berliner Intelligenz-Struktur-Modell (Jäger): Extrahierung von sechs Hauptdimensionen aus vielen „Intelligenz-Aufgaben“ mittels Faktorenanalyse. Danach Unterteilung in Inhalts- (Art des Aufgabenmaterials – Repräsentationssysteme) und Operationsmodalitäten (Kognitive Fähigkeiten), woraus sich durch Untergruppen insgesamt 12 Teilfähigkeiten ergeben. Die Allgemeine Intelligenz ist das Integral aller Teilfähigkeiten. − Intelligenz-Struktur-Modell (Guilford): Würfelmodell an dessen drei Kanten die Intelligenzbereiche Denkinhalte (Grundarten oder Bereiche von Informationen), Denkoperationen (Grundarten kognitiver Prozesse, Aktivitäten der Informationsverarbeitung) und Denkprodukte (Grundformen, die Information bei der Anwendung von Denkoperationen auf Denkinhalte im Laufe der Verarbeitung annehmen können). Unterteilt in Subgruppen entsteht ein Quader, der sich aus insgesamt 120 Inhaltselementen besteht. 34) Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem Gruppenfaktormodell (Vernon) und der multiplen Faktorentheorie (Thurstone)! − Das Gruppenfaktormodell ist hierarchisch aufgebaut und hat einen Generalfaktor. − Bei der multiplen Faktorentheorie setzen sich im Gegensatz dazu die kognitiven Leistungen aus einer Vielzahl von Einzelfertigkeiten zusammen, die auf Grundfähigkeiten beruhen (kein g-Faktor). Seite 15 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 35) Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem Intelligenz-Struktur-Modell (Guilford) und dem Berliner Intelligenz-Struktur-Modell (Jäger)! − Guilfords Modell lässt sich als Informationsverarbeitungsmodell verstehen, dass zwischen Denkinhalten, -operationen und -produkten unterscheidet. Dies führt zu 120 unterschiedlichen Informationsverarbeitungsprozessen. − Die sechs Hauptdimensionen / -faktoren aus Jägers Modell wurden faktorenanalytisch aus vielen „Intelligenz-Aufgaben“ extrahiert. Später wurde das Modell um Inhalts- und Operationsmodalitäten erweitert, wodurch 12 Teilfähigkeiten entstehen. Das Integral aller Teilfähigkeiten stellt die allgemeine Intelligenz dar. 36) Kennzeichnen Sie die (drei) Dimensionen der Erfolgsintelligenz (nach Sternberg)! Erfolgsintelligenz, die man zum Erreichen von Zielen braucht, umfasst analytisches, kreatives und praktisches Denken in ausgewogenem Verhältnis und das Wissen, wann und wie man sie effektiv nutzt. − − − Analytisches Denken: Beurteilung der Brauchbarkeit einer Idee zur Lösung von Problemen Kreatives Denken: Probleme und gute Ideen formulieren Praktisches Denken: Ideen und ihre Analyse auf wirksame Weise im Alltagsleben umsetzen 37) Kennzeichnen Sie die Theorie der vielfachen Intelligenz nach Gardner (Grundgedanke, Beispiele, Kritik) 1. Sprachliche Intelligenz (begrifflicher Bereich, verstehen sprachlicher Symbole) 2. Logisch-mathematische Intelligenz (Problemlösen, schlussfolgernd denken, entscheiden) 3. Räumliche Intelligenz (bildhafter Bereich, sich etwas vorstellen, imaginieren) 4. Musikalische Intelligenz (musischer Bereich, schöpferische Produktion) 5. Körperlich-kinästhetische Intelligenz (motorischer Bereich, Koordination, Geschicklichkeit) 6. Interpersonale Intelligenz (Soziale Intelligenz, Empathie, andere verstehen) 7. Intrapersonale Intelligenz (sich selbst kennen, erfassen eigener Gefühle) 8. Naturalistische Intelligenz 9. Existentielle Intelligenz Der Grundgedanke ist, dass die verschiedenen Intelligenzen als eigenständig gelten und über jeweils eigene Systeme für Programmierung (Lernen), Informationsverarbeitung (Denken, Problemlösen) und Speicherung (Gedächtnis) verfügen. Der Ansatz von Gardner ist umstritten! Es handle sich eher um Begabungen bzw. Intelligenzfaktoren, weniger um autonome Intelligenzen. Der empirische Nachweis fehlt! 38) Kreativität: a) Kennzeichnen Sie den kreativen Prozess! 1. Vorbereitung: Intensive Beschäftigung mit bestimmten Inhalten (gefundenen Problemen) 2. Inkubationsphase: gedankliche Auseinandersetzung unterhalb der Bewusstseinsschwelle; „heuristische Regression“ 3. Illumination: die Lösung taucht plötzlich, meist zufällig auf; „aha“-Erlebnis; „Heureka“-Phänomen (verbunden mit der hohen Sicherheit, die Lösung gefunden zu haben) 4. Verifizierung: Lösung wird rational geprüft und hinsichtlich möglicher Verwirklichungen evaluiert. Seite 16 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 b) Kennzeichnen Sie die verschiedenen Ebenen (Produkte) von Kreativität! − Expressive Kreativität: Spontanität, Ausdrucksfähigkeit, ungebundene Darstellung − Produktive Kreativität: Realitätsbezogene Orientierung, Nutzenperspektive − Inventive Kreativität: neue Beziehungen entdecken − Innovative Kreativität: bedeutsame Veränderungen bisheriger Gegebenheiten − Emergentive Kreativität: totale Umstrukturierung (z.B. Galilei) c) Kennzeichnen Sie kognitive Merkmale der kreativen Person! (= Merkmale kreativen Denkens) − Problemsensitivität: Probleme erkennen, „richtige“ Fragen stellen als Grundbedingung − Flüssigkeit: Rasche Produktion von unterschiedlichen Ideen, Gedanken, Wörtern, Vorstellungen einschließlich ihrer Kombination − Flexibilität: Etablierte Denk- und Handlungsmuster verlassen bzw. auflösen, neue Bezugssysteme finden − Re-Definition: Um- und Neuinterpretation bekannter Objekte oder Funktionen, Improvisationen − Elaboration: Ausgestaltung allgemeiner und unscharfer Plan-Konturen im Sinne von Realisierbarkeit und Praktikabilität d) Kennzeichnen Sie personale Merkmale der kreativen Person! − Psychische Gesundheit − Aktivitätspotential − Neugier, Erkundungsdrang − Regression − Frustrations- / Ambiguitätstoleranz − Komplexität − Unabhängigkeit − Verzögerte Entschlusskraft 39) Kennzeichnen Sie die Definitionsklassen von Hochbegabung nach Lucito! − Ex-post-facto oder post-hoc-Definitionen Nachträgliche Feststellung − IQ-Definitionen IQ 130 oder höher − Soziale Definitionen Fähigkeit zu wertvollen Handlungen − Prozentsatz-Definitionen z.B. oberste 2% im IQ-Test Begabung = Leistung (Überschneidung mit IQ-Definition) − Kreativitätsdefinitionen zentrales Kriterium: Neues, Originelles schaffen − Definition nach Lucito Mehrfaktorieller Ansatz: „Hochbegabt sind jene Schüler, deren potentielle intellektuelle Fähigkeiten sowohl im produktiven als auch im kritisch-bewertenden Denken ein derartig hohes Niveau haben, dass begründet zu vermuten ist, dass sie diejenigen sind, die in der Zukunft Probleme lösen, Innovationen einführen und die Kultur kritisch bewerten, wenn sie adäquate Bedingungen der Erziehung erhalten.“ Seite 17 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 40) Kennzeichen Sie das Konzept der Hochbegabung nach DeHaan & Havighurst, 1957 oder anhand der Marland Definition, 1972! Aspekte der Hochbegabung (DeHaan & Havighurst, 1957): − Intellektuelle Fähigkeiten differenziert nach primären geistigen Fähigkeiten: Sprachliche Fähigkeiten, rechnerische Fähigkeiten, räumliches Denken, Gedächtnis, induktives Denken − Kreatives Denken − Wissenschaftliche Fähigkeiten (verschiedene Fertigkeiten und Einstellungen) − Fähigkeiten der sozialen Führung − Mechanische Fähigkeiten − Künstlerische Fähigkeiten „Intelligenz oder intellektuelle Fähigkeiten sind die Grundlage aller anderen Talente, wie denen in den Künsten, bei Führungsfähigkeiten im sozialen Bereich, in der Wissenschaft und bei mechanischen Fähigkeiten.“ USA: Marland Definition, 1972 Hochbegabung bedeutet, aufgrund außergewöhnlicher Fähigkeiten hohe Leistungen zu erbringen. Sie umfasst: − Allgemeine intellektuelle Fähigkeiten − Spezifische akademische (schulische) Fähigkeiten − Kreativität und produktives Denken − Führungsfähigkeiten − Bildnerische und darstellende Künste − Psychomotorische Fähigkeiten 41) Kennzeichnen Sie (Vorteile / Nachteile) drei objektive und drei subjektive Verfahren zur Diagnose von Hochbegabung! Objektive Vorteile Nachteile Verfahren Intelligenztests Ökonomisch, Validität, Deckeneffekt, schichtspezifisch, Zuverlässigkeit Ergebnisse unterschiedlicher Test kaum vergleichbar Leistungstests Ökonomisch, Validität, Spezifische Fachwissen Vergleichbarkeit erforderlich, sagt wenig über Hochbegabung aus Eignungstests Ökonomisch, Bereichsspezifisches Wissen Vergleichbarkeit Kreativitätstests Ökonomisch Geringe Validität Wettbewerbe Vergleichbare Hohe Spezialisierung z.B. Mathematik- Prüfungsbedingungen, Olympiade motivierende Funktion Subjektive Verfahren Zensuren, Schulnoten, Zeugnisse Lehrmeinung, Lehrbeobachtung Vorteile Liegen für die Mehrzahl der Kinder vor Leicht zu erheben Checklisten, Beobachtungsbögen Aufnahmeprüfungen, Wettbewerbe Nominierung durch Eltern, andere Kinder, Selbstnominierung Schnell und leicht einzusetzen Vergleichbarkeit, motivierende Funktion Leicht zu erheben Nachteile Kaum zuverlässig, geringe Gültigkeit Geringe Genauigkeit, mögliche Vorurteile, wenig zuverlässig, Information auf Schule begrenzt Erinnerungsdaten, lückenhaft, zufällige Auswahl der Items Teilname nicht für alle Kinder möglich Nicht vorurteilsfrei, wenig zuverlässig, geringe Genauigkeit, Gefahr der Überschätzung Seite 18 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 42) Erläutern Sie in Stichpunkten die Bedeutung von Vorwissen (= inhaltliches Vorwissen / Inhaltswissen) und seine (erleichternde) Funktion im Informationsverarbeitungsprozess! − Generelle Voraussetzung für den weiteren Wissenserwerb − Umfang (Menge), Organisiertheit (Struktur) und Zugänglichkeit (Vernetztheit) beeinflussen den weiteren Wissenserwerb − Anknüpfungspunkt für die Integration neuer Information in die bestehende kognitive Struktur (Elaboration) − Filter für die Interpretation neuer Information − Vorwissen erleichtert: o Die Konstruktion von Bedeutung o Die Einschätzung der Relevanz neuer Information o Den Prozess des Erschließens (Schlussfolgerns) o Die Überwachung des Verstehens 43) Kennzeichne Sie die verschiedenen Ansätze der Visualisierung von Wissen (historische Entwicklung)! − Psychometrisch-strukturelle Perspektive: Mathematische Verfahren zur quantifizierenden, graphischen Darstellung psychischer Phänomene; Computergestützter Strukturvergleich (Ähnlichkeit) von Begriffsnetzen − Kognitive Perspektive: Verfahren zur Wissensrepräsentation in so genannten Netzwerkansätzen – kognitive Begriffsnetze (Subjektive Konstruktion; Aktivierung Priming) − Pädagogisch-Psychologische Perspektive: Verfahren zur Verbesserung des Textverstehens – Notationssystem zur differenzierten graphisch-textuellen Visualisierung von Begriffsstrukturen Networking 44) Kennzeichnen Sie die aktuellen Forschungs- und Anwendungsfelder der MappingTechniken! − Mapping-Techniken als Lehr- und Lernstrategien: o Die Lernenden werden mit einer Mapping-Technik vertraut gemacht. Hiervon hängen Effizienz und Akzeptanz dieser Technik ab! o Selbständiger Einsatz dieser Technik zur Erarbeitung eines differenzierten Konzeptwissens o Analyse eines Netzwerkes und Übersetzung in einen Text, d.h. in eine Zusammenfassung − Mapping-Techniken zur Unterstützung von Kooperationsprozessen beim gemeinsamen Lernen o Gemeinsamer Wissenserwerb durch gemeinsames Anwenden einer Mapping-Technik o Visualisierung individueller Konzeptualisierung als Basis für zielorientierten Diskurs majorisierende Äquilibration o Multi-Perspektivität durch Pro- / Contra-Argumentation − Mapping-Techniken zur Wissensdiagnose und Wissensmodellierung o Mapping-Techniken als Messinstrument für Wissensstand und Wissensveränderungen: Begriffsnetz des Vorwissens Wissensvermittlung Begriffsnetz nachher Veränderung Vergleich mit Experten-Netz o Wissensmodellierung durch dialogische Interaktion bei der Erstellung eines Begriffsnetzes (Concept-Map) Seite 19 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 45) Kennzeichnen Sie die Stadien des Erwerbs kognitiver Fähigkeiten (prozedurales Wissen)! − Kognitives Stadium: Verstehen der Aufgabenanforderungen, Verarbeitung / Interpretation der Information Mentale Repräsentation: „Ist“ / „Soll“ / „Transformation“ deklaratives Handlungswissen − Assoziatives Stadium (Wissenskompilation): Vielfache Wiederholung von Teilfertigkeiten führt zur Prozeduralisierung des deklarativen Handlungswissens, sowie zu einer Feinabstimmung und der Zusammensetzung der Teilfertigkeiten zu einer Gesamtprozedur − Autonomes Stadium: Automatisierung der erworbenen Fähigkeit führt zu: o Größerer Schnelligkeit und Genauigkeit und geringerer Fehleranfälligkeit bei der Ausführung der Prozedur o Reduktion der erforderlichen Aufmerksamkeit und Kontrolle 46) Kennzeichnen Sie die verschiedenen Bereiche der Schlüsselqualifikationen anhand jeweils erforderlicher Kompetenzen! Schlüsselqualifikationen Erforderliche Kompetenzen (Beispiele) (Bereiche) Allgemeine Qualifikationen − Schriftliche und mündliche Ausdrucksfähigkeit − Logische und analytische Denkfähigkeit − Problemlösefähigkeit − Konzentrationsfähigkeit − Kreativität Fachliche Qualifikationen Je nach Ausbildungsgang unterschiedlich z.B.: − Messtechnik beherrschen − PC als Werkzeug benutzen − Bearbeitungsvorgänge kontrollieren − Über Fremdsprachenkenntnisse verfügen Methodische Qualifikationen − Wissen selbstständig erarbeiten − Information ordnen und aufbereiten − Das eigenen Lernen organisieren − Wissen / Fertigkeiten vermitteln Soziale Kompetenzen − Konflikte austragen / konstruktiv lösen − In Gruppen zusammenarbeiten − Zuhören und kommunizieren − Gespräche moderieren und zusammenfassen − Konferenzen leiten Emotionale Qualifikationen − Die eigenen Gefühle kennen / ausdrücken können − Mit Angst und Krisen umgehen − Eigene Projektionen erkenne und zurücknehmen − Gefühle anderer erkennen und verstehen − Emotionale Unterstützung geben 47) Kennzeichnen Sie die zentralen Komponenten, die bei Lernstrategien zu unterscheiden sind! − Kognitive Lernstrategien: Organisation, Elaboration, Kritische Prüfung, Memorieren (Mnemotechniken) − Metakognitive Lernstrategien: Metakognitives Wissen Planung Selbstkontrolle Regulation − Ressourcenmanagement: o Interne Ressourcen (Zeitmanagement, Aufmerksamkeit, Anstrengung) o Externe Ressourcen (Lernmittel, Lernumgebung, Personale Hilfe: Kollegen, Experten) Seite 20 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 48) Stellen Sie das elaborative Frage-Schema dar und zeigen Sie Querverbindungen zu verschiedenen Organisationsprozessen auf! Elaborative Techniken Frageschema (Fragen zum Schlüsselbegriff „X“): 1. Definitorische / charakteristische Merkmale von „X“ 2. Voraussetzungen / Ursachen / Bedingungen von „X“ 3. Auswirkungen / Konsequenzen / Einflüsse von „X“ 4. Kennzeichen / Belege / Beispiele für Sachverhalte, die mit „X“ in Verbindung stehen 5. Unteraspekte / Teilaspekte, die zu „X“ gehören 6. Übergeordnete Zusammenhänge, in die „X“ einzuordnen ist 7. Wie fügt sich „X“ in das bisherige Wissen ein? Organisationsprozesse: Organisations- bzw. Transformationsstrategien sind informationsreduzierende Vorgangsweisen, durch die Inhalte ausgewählt und sinnstiftend gegliedert werden (Verknüpfung von alten und neuen Wissen, Herstellung von Querverbindungen). a. Kategorienbildung und hierarchische Ordnung b. Sequenzielle Ordnung (Logik, Zeit, Präferenz; Um zu, weil / nacheinander / Rangordnung) c. Zugehörigkeiten (Cluster-Ordnung) 2/3 passt zu b; 5/6 passt zu a; 1/4 ist schwer zuzuordnen; 7 Elaborationsfrage 49) Kennzeichnen Sie die Bedingungen dafür, dass Verräumlichungsstrategien erfolgreiches Lernen unterstützten! − Wenn der Lernende dazu angeregt wird, die aufzunehmende Information „tief“, d.h. bedeutungsbezogen zu verarbeiten (verstehen zu wollen) − Wenn die Textorganisation aufgrund des eigenen Vorwissens und der darin enthaltenen Kategorien organisiert wird. − Wenn beim Lernen (Enkodieren) die Information bereits elaboriert wird − Wenn die Strategie ein Abrufverfahren nahe legt, das die Rekonstruktion der Information erleichtert. 50) Kennzeichnen Sie zwei sprachbezogene und zwei bildhafte Gedächtnistechniken! Sprachbezogene Gedächtnistechniken: − Lernen mit Reimen und Sprüchen: Unverbundene Information wird durch Reime (Rhythmus) miteinander verknüpft − Lernen mit Akronymen: Akronyme sind Kunstwörter, die aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildet werden. − Lernen mit Akrosticha: Akrosticha sind hintereinander zu lesende Anfangsbuchstaben, Silben oder Wörter, die ein Wort (einen Namen), einen Satz oder einen Vers ergeben. Bildhafte Gedächtnistechniken: − Methode der Orte (Loci-Methode): Einzelne Lerninhalte werden über Vorstellungsbilder „verortet“, d.h. mit Orten fester Reihenfolge assoziativ verknüpft. − Technik der assoziativen Verbindung: Unverbundene Informationen werden bildhaft miteinander verknüpft. − Geschichten-Technik: Die an sich unverbundenen Informationen werden miteinander verknüpft, indem sie in eine zusammenhängende Geschichte eingebettet werden. − Kennwort-Technik: Die zu lernenden Begriffe werden an bereits vorhandene, gut eingeübte, konkrete Begriff (Kennworte) mit einer festen Reihenfolge zu bildhaften Vorstellungen verknüpft − Schlüsselwortmethode (für Vokabeln): Es wird eine bizzare Vorstellung (bild- / klangähnlich) zu einem zu lernendem Sachverhalt gesucht und mit dem Lerninhalt verbunden. Seite 21 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 51) Erläutern Sie in Stichpunkten die Grundidee des phonetischen Systems zum Einprägen / Behalten von Zahlen! Zahlen werden mit Buchstaben assoziiert und können so bedeutungshaltig gemacht werden. 1 = t oder d ein senkrechter Strich 2 = n zwei senkrechte Striche 3 = m drei senkrechte Striche 4 = r letzter Buchstabe von vier 5 = l lateinische Zahl: Fünfzig 6 = ch, x (sch) klangähnliche Assoziation 7 = k, ck, g (auch q, j) k als zwei Siebender 8 = f (oder pf, v) handschriftliches f 9 = p oder b Formähnlichkeit 0 = z (oder s, c, ß) zero h und w ohne Zuweisung Zahlen entsprechen Konsonanten, Vokale (+ Umlaute) sind frei verwendbar. z.B. Tee = 1, Schutt = 61 52) Kennzeichen Sie Prinzip und Ablauf von Skills-Tranings-Programmen für das Lernen aus Texten und geben Sie dazu ein Beispiel! S Q 3 R (Robison 1946) S urvey Überblick über den Text verschaffen Q uestions Fragen zum Thema stellen R ead Text lesen, durcharbeiten R ecite Text unmittelbar danach wiederholen R eview gelesenen Text überprüfen und mit Bekanntem verbinden P Q 4 R (Thomas & Robinson 1972) P review Überblick verschaffen, Abschnitte festlegen, die als Einheiten gelesen werden Q uestions Fragen zu den Abschnitten stellen R ead Abschnitt sorgfältig durchlesen, versuchen, die Fragen zu beantworten R eflect Nachdenken über den Text, Verständnis und Beziehungen zu vorhandenem Wissen herstellen. R ecite Wiedergabe der gelesenen Information, versuchen, die Fragen zu beantworten, Wenn Lücken Read bzw. Questions R eview gesamtes Kapitel nochmals gedanklich durchgehen, wesentliche Punkte wiedergeben, Fragen nochmals beantworten 53) Kennzeichen Sie verschiedene Arbeitszeitprobleme und geben Sie jeweils Hinweise auf den Umgang mit solchen Problemen! Arbeitszeitprobleme: Für die anstehende Arbeit wird zu wenig Zeit aufgewendet − Aufschubverhalten: Trotz guter Vorsätze wird das Erledigen der Aufgabe immer wieder verschoben. − Abbruchverhalten: Durch kleine Ablenkungen lässt man sich von der Arbeit abhalten. Arbeitszeitprobleme hängen vielfach mit motivationalen Komponenten (z.B. mangelnde Zielstrebigkeit) zusammen. Sie treten vor allem dann auf, wenn kein Termindruck besteht. Umgang mit Arbeitszeitproblemen: Sich motivieren, positive Lerneinstellung, angenehme Lernatmosphäre schaffen. Seite 22 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 54) Kennzeichnen Sie die Dimensionen der Zeitnutzenanalyse anhand von jeweils zwei Fragen! Wichtige Arbeiten: − War Wichtiges wirklich wichtig? − Wurden Prioritäten gesetzt, wenn mehrere Aktivitäten wichtig waren? − Wurde Wichtiges zuerst (rechtzeitig) erledigt? − Wurde Wichtiges zusammenhängend, ohne Unterbrechungen bearbeitet? Routine-Aufgaben: − Wurden Routine-Aufgaben zügig erledigt? − Wurden Routine-Aufgaben zusammengelegt? − Können Routinen durch Arbeitsteilung reduziert werden? Zeitverluste: − Waren externe Störungen zu vermeiden? − Wurde mit den Pufferzeiten zu großzügig umgegangen? − Gab es Zwangspausen (in welchem Zusammenhang)? − Gab es „innere Ablenkungen“ (Ängste, Ärger, Verstimmungen, …)? 55) Kooperatives Lernen: Kennzeichnen Sie Arten zielbezogener Interdependenz und jeweilige Konsequenzen! Kooperatives Lernen ist eine Lernform, bei der Lernende in kleinen Gruppen arbeiten um sich beim Lernen des Stoffes gegenseitig zu helfen (peer based instruction) Zielbezogene Interdependenz: − Positive Interdependenz – kooperative soziale Situation: Alle Mitglieder der Gruppe können das Ziel erreichen; Führt zu: o Höheren Leistungen o Steigerung der Selbstverantwortung für das Lernen o Positiveren Beziehungen o Größerer interpersoneller Aktivität o Höherer interpersoneller Attraktivität o Höherer Selbstwirksamkeit und o Besserer Integration von Außenseitern − Negative Interdependenz – kompetitive soziale Situation: Nicht alle Mitglieder können das Ziel erreichen, einzelne erreichen das Ziel nur auf Kosten anderer o Forciert unerwünschte soziale Vergleichsprozesse, die zu negativen Konsequenzen für die Lernmotivation und das Selbstkonzept beitragen Fähigkeitsbezogene Kausalattribuierung − Individualistische Zielstruktur – keine Interdependenz 56) Kennzeichnen Sie die motivational negativen Effekte kooperativen Lernens! − Free-rider Effekt: Schwächere Mitglieder der Gruppe überlassen die Lernarbeit den leistungsfähigeren Mitgliedern − Sucker Effekt: Leistungsstärkere Gruppenmitglieder fühlen sich ausgebeutet und reduzieren ihre Anstrengungsbereitschaft − Statusabhängiger Effekt: Statusniedrigere Mitglieder reduzieren ihre lernbezogene Interaktion − Ganging up Effekt: Die Gruppe pendelt sich auf Lösungen ein, die mit der geringsten Anstrengung verbunden sind Seite 23 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 57) Erläutern Sie die Prinzipien der kooperativen Lernformen: Skript-Kooperation / Gruppen-Puzzle! Skript-Koordination: Methode zum kooperativen Lernen aus Texten Kooperierende Dyaden sollen sich den Inhalt eines Textes aneignen − Der Text wird in Leseabschnitte (Texttteile) gegliedert. − Ein Partner („Zusammenfasser“) erklärt dem anderen („Zuhörer“) die wichtigsten Sachverhalte. − Der Andere kann bei Unklarheiten nachfragen sowie auf Unstimmigkeiten und Auslassungen hinweisen. − Beide gemeinsam erarbeiten Elaborationen zum besseren Einprägen des Stoffes. − Die nächsten Textabschnitte werden jeweils mit vertauschten Rollen bearbeitet. Gruppenpuzzle: Vier Phasen des Lernens durch Lernen 1. Lehrperson gibt Überblick und teilt den Stoff in Teilgebiete. 2. Die verschiedenen Teilgebiete werden von jeweiligen Lerngruppen, so genannten Expertengruppen, selbstständig erarbeitet. 3. Neue Gruppen werden so organisiert, dass sich in jeder Gruppe ein Experte für jedes Teilgebiet befindet und den anderen Mitgliedern den Stoff seines Teilgebiets vermittelt. 4. Integration und Evaluation: Nochmalige Bearbeitung des Stoffes / Reflexion der Kooperation in den Gruppen. 58) Erläutern Sie den Lerngewinn des Lernens durch Lehren (Tutoring) und orientieren Sie sich dabei an Phasen und Komponenten! 1. Vorbereitungsphase: Die Notwendigkeit, den zu erarbeitenden Stoff erklären zu müssen, erfordert Lernstrategien, die zu einem erhöhten Verständnis des Lernstoffs und zu besserer Lernleistung führen. Komponente: Lehr-Erwartung 2. Erklärphase: Das Wissen muss organisiert und strukturiert werden, d.h. Erkläranforderungen lösen elaborative und metakognitive Prozesse aus, bringen Wissenslücken und Inkonsistenzen im eigenen Verständnis zu Tage und erhöhen den Lernerfolg. Komponente: Geben von Erklärungen 3. Phase der Rückfragen sowie der dadurch evozierten weiteren Erklärungen: Rückfragen aufgrund von Unklarheiten oder Inkonsistenzen können dazu führen, sich nochmals mit Lernstoff auseinanderzusetzen und fördern Verständnis und Lernerfolg. Komponente: Reagieren auf Rückfragen Die Komponente des Lernens durch Lehren wird hinsichtlich ihrer Effektivität kritisch beurteilt. Günstige Auswirkungen sind an bestimmte Voraussetzungen geknüpft z.B. Vorkenntnisse, Rollenfertigkeiten (Lehr-Rolle). 59) Geben Sie einen Überblick über die Komponenten des „Selbstgesteuerten Lernens“ nach Friedrich & Mandl (1997)! Motivationale Komponenten: − Strukturelle motivationale Komponenten: o Bedürfnisse o Interessen o Ziele o Selbstwirksamkeit − Prozessuale motivationale Komponenten: o Selbstwerterhaltende Strategien / Selbstbilderhaltende Bewältigungsstrategien o Volitionale Strategien o Emotionale Strategien / Prozesse Seite 24 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Kognitive Komponenten: − Prozessuale kognitive Komponenten: o Informationsverarbeitungsstrategien: o Kontrollstrategien: o Ressourcen- / Stützstrategien: − Strukturelle kognitiven Komponenten: o Inhaltswissen (inhaltliches Vorwissen) o Aufgabenwissen: o Strategiewissen: 60) Kennzeichen Sie für diesen Ansatz in Stichpunkten a) Die strukturellen motivationalen Komponenten o Bedürfnisse: als relativ breite, wenig spezifizierte Antriebsdeterminanten. Nach Deci und Ryan (1993) gibt es drei angeborene psychologische B.: − Das Bedürfnis nach Kompetenz, − Das nach Autonomie / Selbstbestimmung und − Das nach sozialer Eingebundenheit Querverbindung zur intrinsischen Motivation o Interessen: als spezifische wertbesetzte Person-Umwelt-Bezüge, die sich in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Inhaltsgebieten im Laufe der Entwicklung herausbilden. Hohes Interesse am Lerngegenstand wirkt sich positiv aus auf die intrinsische Motivation und auf die Aktivierung anspruchsvoller kognitiver Strategien sowie auf die Wissensrepräsentation o Ziele: Habituelle Zielorientierungen, die sich auf quantitative und qualitative Aspekte beziehen. o Selbstwirksamkeit: Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (Bandura, 1996) = Gewissheit einer Person, über die Fähigkeit zu verfügen, die zur Ausführung einer bestimmten Aufgabe erforderlich sind. beeinflussen die Aufgabenwahl, die Anstrengungsbereitschaft und die Anstrengungsdauer angesichts widriger Umstände. Positive Selbstwirksamkeitsüberzeugungen weisen eine deutliche Beziehung zu effizienter Selbstregulation und zum Einsatz anspruchsvoller kognitiver Strategien auf. Zu ausgeprägte Selbstwirksamkeitsüberzeugungen können unter Umständen aber die Anstrengungsbereitschaft beeinträchtigen. b) Die prozessualen motivationalen Komponenten a. Selbstwerterhaltende Strategien / Selbstbilderhaltende Bewältigungsstrategien: − Selbstbehinderung: in Situationen, die Scheitern implizieren und damit ein negatives Selbstbild induzieren können, werden Hindernisse aufgerichtet, die das Vermeiden von Anstrengung rechtfertigen. Dies kann selbstwerterhaltend sein, auch wenn dabei Kosten in Kauf zu nehmen sind. − Defensiver Pessimismus: Negative Selbstschemata werden bei hoher wahrgenommener Aufgabenanforderung aktiviert um die eigene Anstrengung zu erhöhen, was letztendlich auch zum Erfolg führen kann. − Selbstaffirmation: Das selbstwertbedrohende Handlungsfeld wird abgewertet und das Individuum weicht in solche Bereiche aus, die weniger bedrohend sind. Dies führt zur „Ent-Identifizierung“, von den mit selbstgesteuerten Lernen verbundenen Zielen und Anreizen und kann zur Folge haben, dass keine anspruchsvollen kognitiven und metakognitiven Lernstrategien angewandt werden. − Attributionen: Bewältigungsstrategien, durch die Motivation und Strategieeinsatz beim Lernen gesteuert werden Seite 25 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 b. Volitionale Strategien: sind darauf ausgerichtet, willentliche Vornahmen und Absichten vor konkurrierenden Handlungstendenzen abzuschirmen: − Kontrolle der Aufmerksamkeit − Kontrolle der Motivation − Kontrolle der eigenen Emotionen − Handlungsorientierte Bewältigung von Misserfolgserlebnissen − Umweltkontrolle (Gestaltung und Veränderung der unmittelbaren Umgebung um absichtsgefährdende Stimuli zu meiden) − Sparsame Informationsverarbeitung c. Emotionale Strategien / Prozesse: z.B. Prüfungsangst c) Die strukturellen kognitiven Komponenten = jene Wissensarten, die wichtig sind für den weiteren Wissenserwerb metamemoriales Wissen Inhaltswissen (inhaltliches Vorwissen) o Stellt Anknüpfungspunkte bereit, durch die eine Integration der neuen Information in die bestehende kognitive Struktur erleichtert wird. − Menge, Organisiertheit und Zugänglichkeit des Vorwissens können den weiteren Wissenserwerb erleichtern. − Wirkt als Filter für die Interpretation neuer Information − Erleichtert die Konstruktion von Bedeutung, die Einschätzung der Relevanz neuer Information, den Prozess des Schlussfolgerns (Inferierens) und die Verstehensüberwachung − Beim Wissen über das eigene kognitive System handelt es sich um eine Art von gedächtnisbezogenen Selbstkonzept. Es umfasst Wissen über das Funktionieren des eigenen Gedächtnisses, dem bestimmte mehr oder minder stabile und mehr oder minder aufgabenspezifische Eigenschaften (Starken / Schwächen) zugesprochen werden (Personenvariable). Aufgabenwissen: Wissen, das Lernende über die Anforderungen haben, die bestimmte Lernaufgaben stellen Strategiewissen: Wissen um die Nützlichkeit bestimmter allgemeiner und spezifischer Strategien für die Bewältigung bestimmter Lernaufgaben. Dieses Wissen ist für die Auswahl angemessener Strategien wichtig. − o o d) Die prozessualen kognitiven Komponenten a. Informationsverarbeitungsstrategien: Strategien, die der mentalen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Lernstoff, seinem Verstehen und Behalten dienen. − Wiederholungsstrategien: Halten von neuer Information im Arbeitsspeicher und zwar solange, bis sie dauerhaft ins LZG eingeprägt ist. − Elaborationsstrategien: o o o − Zielen auf die Integration neuen Wissens in eine bereits bestehende Wissensstruktur ab. Fördern das Behalten, weil durch sie neue Information mit bestehendem Wissen vernetzt wird. Dazu auch Mnemotechniken, da sie Information mit Bedeutung anreichern – häufig in Verbindung mit bildlichen Wissensstrukturen. Organisationsstrategien: o o o Haben die Funktion, das neue Wissen zu strukturieren, d.h. Bezüge innerhalb des neu zu erlernenden Wissens darzustellen. Haben auch eine informationsreduzierende Komponente. Komplexe Organisationsstrategien sind nötig für die Darstellung von Zusammenhängen zwischen wesentlichen Ideen eines Textes in einem Map (Mapping-Techniken). Seite 26 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 b. Kontrollstrategien: − − − − c. Strategien, die die Informationsverarbeitung regulieren und steuern daher werden sie auch metakognitive Strategien genannt Dienen dazu, den eigenen Lernverlauf zu planen, zu überwachen und zu evaluieren. Laufen in der Regel vor- oder unbewusst ab. Sie treten erst dann ins Bewusstsein, wenn es während des Lernens zu Problemen kommt. Kontrollstrategien können aber auch bewusst und geplant eingesetzt werden. Auswirkungen der Kontrollstrategien sind nicht eindeutig geklärt. Sie können stören bei Aufgaben, für die der Lernen effektive Informationsverarbeitungsstrategien besitzt, nützen jedoch nichts, wenn der Lernende noch über keinen Lösungsmöglichkeiten verfügt. Leistungsfördernd sind sie dann, wenn die Aufgaben Reflexionen erfordern und Lösungsmöglichkeiten nicht automatisch anwendbar sind. Ressourcen- / Stützstrategien: − − − Strategien, durch die Lernende äußere materielle und personale Ressourcen für ihr Lernen nutzen. Strategie zur Nutzung sozialer Ressourcen (Unterstützung anderer Personen sichern) Zeit spielt als Ressource für Lernen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Organisation und Abstimmung einzelner Lernphasen sowie die Koordination mit konkurrierenden Aktivitäten macht es notwendig, die zur Verfügung stehende Zeit einzuteilen (Zeitmanagement / Selbstbeobachtungskritik). Lernzeit ist als Oberflächenvariable nicht entscheidend, sondern die Qualität der in dieser Zeit realisierten Informationsverarbeitungsprozesse. 61) Skizzieren Sie das Modell des „Selbstgesteuerten Lernens“ nach Schiefele & Pekrun! Seite 27 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 62) Ordnen Sie kognitive und motivationale Komponenten den Ebenen des Modells der Selbstregulation nach Boekaerts (1996) zu! 63) Erläutern Sie die Prinzipien des direkten Strategie-Trainings (Kernprinzipien und akzessorische Trainingsprinzipien)! Direkte Förderung selbstgesteuerten Lernens Kernprinzipien: Die Zielsetzungen des Strategietrainings werden expliziert: − Kognitives Modellieren: Damit die Lernenden eine kognitive Repräsentation der jeweiligen Zielstrategie aufbauen können, müssen die Komponenten (motivational / kognitiv) selbstgesteuerten Lernens explizit gemacht werden. Dies geschieht in der Regel durch ein Modell, das handlungsbegleitend sein Denken und Handeln verbalisiert. Wird dieses Modell internalisiert, dient es als Soll-Vorgabe für die Überwachung der Durchführung als Handlung und fungiert als eine interpretative Struktur, die das Verstehen von Feedback erleichtert. − Informiertes Training: Nur Strategien zu üben (blindes Training) reicht nicht aus. Der Lernende muss auch über Wirkungen, Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Strategie und über Anwendungsbedingungen usw. informiert werden. Es geht also darum, erforderliches Aufgaben- und Strategiewissen (conditional knowledge) zu vermitteln. − Vermittlung von Kontroll- und Selbstrefelexionsstrategien: Als ein integraler Bestandteil des direktiven Trainings von Lernstrategien werden dem Lernenden Planungsstrategien, Strategien für die Verstehensüberwachung oder Techniken für die prozessbegleitende Verbalisierung vermittelt. Solche Selbstkontrolltechniken sind gerade für selbstgesteuertes Lernen wichtig, da hier häufig externe Kontroll- und Regulationsinstanzen fehlen. Seite 28 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Akzessorische Trainingsprinzipien, die die Effektivität kognitiver Trainingsmaßnahmen erhöhen: − Erlernen der Strategien in einem bzw. Abstimmung der Strategien auf einen authentischen Nutzungs- bzw. Anwendungskontext: Für den Lernenden wird der Problemlösewert der trainierten Lernstrategie deutlich. Dies fördert den Transfer in reale Anwendungskontexte (Transfer-Angemessenes Lernen, situated learning). − Üben unter variierenden Aufgabenbedingungen: Dies soll dazu beitragen, das internalisierte Modell in eine flexible Prozedur zu überführen, die auch unter veränderten Aufgabenbedingungen zum Erfolg führt und damit den Transfer unterstützt. Die zu vermittelnden Strategien werden zunächst an einfachen und prototypischen, dann an zunehmend schwierigeren und verschiedenen Aufgaben geübt. − Mit zunehmenden Trainingsfortschritt Abbau anfänglicher externer Unterstützung: Zu Beginn einer Trainingsmaßnahme wird zumeist versucht, durch externe Hilfen die kognitive Belastung der Lernenden gering zu halten. Mit zunehmendem Trainingsfortschritt können diese Hilfen abgebaut und dem Lernenden übertragen werden. − Veränderung motivationaler Lernvoraussetzungen: Um den Lernenden vom Nutzen der Strategien zu überzeugen – eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz von Strategien – müssen häufig zunächst geeignete motivationale Voraussetzungen in Form veränderter Attribuierungsmuster, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen usw. geschaffen werden. − Lernen im sozialen Kontext: Das Training in kleinen Gruppen wirkt sich auf verschiedene Aspekte des Strategietrainings positiv aus. 64) Kennzeichnen Sie die Prinzipien des prozessorientierten Ansatzes (Simons, 1992; Vermunt, 1994)! Kombination direkter und indirekter Förderansätze für selbstgesteuertes Lernen − − − − − − Die Prozessorientierung von Unterricht, d.h. den Lernprozess und seine Steuerung durch den Lernenden zum Gegenstand des Unterrichts machen, Die transferfördernde Gestaltung des Unterrichts, d.h. Lern- und Selbststeuerungsstrategien über einen längeren Zeitraum im Kontext eines Faches anwenden, Transfer explizit im Unterricht vorbereiten Die soziale und motivationale Gestaltung von Unterricht, d.h. Förderung von Kooperation und Diskussion, Schaffung eines Klimas, das zu angemessenen Selbstwirksamkeitsüberzeugungen und Attribuierungen führt, Betonung der Nützlichkeit der im Unterricht vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten, Die Eigenverantwortung der Lernenden, d.h. Anleiten zur Selbstdiagnose des Lernerfolges, Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Aktivitäten im Unterricht, allmählicher Abbau von Hilfen, Das Anknüpfen an Lernvoraussetzungen, d.h. Vorkenntnisse der Lernenden zu einen bestimmten Inhaltsbereich aktivieren, und Das Anknüpfen an den subjektiven Lernkonzeptionen des Lernenden, d.h. Vorverständnis von Lernen vermitteln und gegebenenfalls im Unterricht zu verändern suchen. Seite 29 von 31 Iris Haszonits Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 65) Gestaltung von Lernumgebung: Kennzeichnen Sie in Stichpunkten a) Die kognitivistische Position zum Lehren und Lernen Gegenstandszentrierte Lernumgebung − − − Unterrichten im Sinne von Anleiten, Darbieten, Erklären (Aktive Position des Lehrenden) Instruktion: Gestaltung gegenstandszentrierter Lernumgebungen (Leitlinien des Lernens in „instructional Design“ – Modellen, Historische Skizze, Probleme) Lernen als vorrangig rezeptiver Prozess (Passive Position des Lernenden) b) Die konstruktivistische Position zum Lehren und Lernen Situierte Lernumgebung − − − Lernen als konstruktiver, situativer Prozess (Aktive Position des Lernenden) Konstruktion: Leitlinien des Lehrens in konstruktivistischen Ansätzen (Gestaltung situierter Lernumgebungen, Historische Vorbilder, Probleme) Unterrichten im Sinne von Unterstützen, Anregen, Beraten (Reaktive Position des Lehrenden) c) Die pragmatische Position zum Lehren und Lernen − Konstruktion: Lernen als aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, situativer und sozialer Prozess (Wechsel zwischen vorrangig aktiver und zeitweise rezeptiver Position des Lernenden); Prozessmerkmale des Lernens: o Aktiv: Effektives Lernen nur über aktive Lernenden-Beteiligung möglich o Selbstgesteuert: Der Lernende ist selbst für die Steuerungs- und Kontrollprozesse verantwortlich. o Konstruktiv: Jedes Lernen baut auf vorhandenen Kenntnissen und Fähigkeiten auf. Ohne hinreichenden Erfahrungs- und Wissenshintergrund finden keine dauerhaften kognitiven Veränderungen statt. o Situativ: Lernen erfolgt stets in spezifischen Kontexten. Sie liefern einen Interpretationshintergrund für die Bewertung der Lerninhalte. o Sozial: Schulisches und außerschulisches Lernen werden auf unterschiedlichen Ebenen durch soziale Komponenten beeinflusst. − Gestaltung problemorientierter Lernumgebungen (Leitlinien, Beispiele, Empirische Argumente) − Instruktion: Unterrichten im Sinne von Anregen, Unterstützen und Beraten sowie Anleiten, Darbieten, Erklären (Situativer Wechsel zwischen reaktiver und aktiver Position des Lehrenden) 66) Kennzeichnen Sie die individuellen Voraussetzungen (Komponenten) für erfolgreiches Lernen − Selektive Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis − Vorwissen − Strategien und metakognitive Regulation − Motivation und Selbstkonzept − Volition und lernbegleitende Emotionen 67) Kennzeichnen Sie die Arten des Metagedächtnisses und die verschiedenen Variablen Metagedächtnis: Wissen über Gedächtnisprozesse − Deklaratives Metagedächtnis: faktisches, verbalisierbares Wissen über Gedächtnisvorgänge wird mit Interview / Fragebogen erfasst − Prozedurales Metagedächtnis: Fähigkeit zur Regulation und Kontrolle gedächtnisbezogener Aktivitäten wird „on line” (bei laufenden GedächtnisAktivitäten) erfasst Seite 30 von 31 Iris Haszonits − Bildungspsychologie I -APF- 30.04.2007 Metakognitive Empfindungen (metakognitive experience): Empfindungen im Zusammenhang mit kognitiven Prozessen z.B. Gefühl, dass etwas wichtig / behaltenswert ist. Variablen des Metagedächtnisses − Aufgaben-Variable: Erkennen der Art / Anforderung einer Gedächtnisaufgabe o Eigenschaften der einzuprägenden Information o Bedingungen der Abruf-Situation (Anzahl der Elemente, Bekanntheitsgrad der Information) − Strategie-Variable: Wissen über gedächtnisbezogene Strategien und die Effektivität des Einsatzes − Person-Variable: Wissen über gedächtnisbezogene Fähigkeiten (Stärken / Schwächen) o Intra-individuell: die eigene Person betreffend o Inter-individuell: andere Personen vergleichend 68) Kennzeichnen Sie die vier übergreifenden Qualitätsthemen der „Program Evaluation Standards“! 1. Nützlichkeit: Evaluation dient den praktischen Informationsbedürfnissen bestimmter Adressaten 2. Durchführbarkeit: Evaluation ist realistisch, wohlüberlegt, diplomatisch und kostenbewusst. 3. Korrektheit: Evaluation wird rechtlich und ethisch korrekt durchgeführt und schenkt dem Wohlergehen der an der Evaluation beteiligten wie auch durch deren Ergebnisse betroffenen Personen die gebührliche Aufmerksamkeit 4. Genauigkeit: Evaluation stellt zur Güte und / oder Verwendbarkeit des Evaluationsgegenstandes systematisch gewonne Information bereit. 69) Ordnen Sie den übergreifenden Qualitätsthemen der „Program Evaluation Standards“ jeweilige Aufgabenbereiche zu! − − − − − − − − − − − − − − − − 1. Nützlichkeitsstandards Ermittlung der Beteiligten & Betroffenen − Klarheit des Berichts Glaubwürdigkeit der Evaluation − Rechtzeitigkeit und Verbreitung des Berichts Umfang und Auswahl der Informationen − Wirkung der Evaluation Feststellung von Werten 2. Durchführbarkeitsstandards Praktische Verfahren − Kostenwirksamkeit Politische Tragfähigkeit 3. Korrektheitsstandards Unterstützung der − Vollständige und faire Einschätzung Dienstleistungsorientierung − Offenlegung der Ergebnisse Formale Vereinbarungen − Deklaration von Interessenskonflikten Schutz individueller Menschenrechte − Finanzielle Verantwortlichkeit Human gestaltete Interaktion 4. Genauigkeitsstandards − Systematische Programmdokumentation Informationsüberprüfung Kontextanalyse − Analyse quantitativer Informationen Beschreibung von Zielen und Vorgehen − Analyse qualitativer Informationen Verlässliche Informationsquellen − Begründete Schlussfolgerungen Valide Information − Unparteiische Berichterstattung Reliable Information − Meta-Evaluation Seite 31 von 31