Der zweite römisch-karthagischer Krieg - Quellenauszüge aus Livius, ab urbe condita 21, 1-18, mit deutscher Übersetzung Der Ebro-Vertrag; Liv. 21, 2, 7: Der Ebro-Vertrag; Liv. 21, 2, 7: (7) Cum hoc Hasdrubale, quia mirar artis in sollicitandis gentibus imperioque suo iungendis fuerat, foedus renovaverat populus Romanus, ut finis utriusque imperii esset amnis Hiberus Saguntinisque mediis inter imperia duorum populorum libertas servaretur. (7) Mit diesem Hasdrubal hatte das römische Volk, weil er ein bewundernswertes Talent besaß, Völker für sich einzunehmen und seiner Herrschaft einzugliedern, den Friedensvertrag erneuert: Grenze zwischen beiden Einflusssphären sollte der Ebro sein und den Saguntinern, die zwischen den von beiden beherrschten Gebieten angesiedelt waren, sollte die Unabhängigkeit garantiert bleiben. Livius über die Charaktereigenschaften Hanniblas; Liv. 21, 4, 9: Livius über die Charaktereigenschaften Hanniblas; Liv. 21, 4, 9: (9)Has tantas viri virtutesd ingentia vitia aequabant, inhumana crudelitas, perfidia plus quam Punica, nihil veri, nihil sancti, nullus deum metus, nullum ius irandum, nulla religio. (9) Die so herausragenden Qualitäten dieses Mannes wurden durch ganz erhebliche Charaktermängel aufgehoben: er war von unmenschlicher Grausamkeit und einer selbst das punische Maß übersteigenden Treulosigkeit; er hatte keinerlei Empfinden für das Wahre, keinerlei Gefühl für das Unantastbare, er kannte keine Furcht vor den Göttern, keinen Respekt vor einem Eid, keine religiösen Bedenken. Hannibals Absicht, Sagunt anzugreifen und dessen Wissen darüber, Rom würde eingreifen; Liv. 21, 5, 2-3: Hannibals Absicht, Sagunt anzugreifen und dessen Wissen darüber, Rom würde eingreifen; Liv. 21, 5, 2-3: (2) ne se quoque, ut patrem Hamilcarem, deinde Hasdrubalem, cunctantem casus aliquid opprimeret, Saguntinis inferre bellum statuit. (3) Quibus oppugnandis quia haud dubie Romana arma movebantur, (...). (2) es sollte nicht auch ihn, wenn er ebenso wie sein Vater Hamilcar und anschließend Hasdrubal zögerte, irgendein Ungück überraschen, und so beschloss er, die Saguntiner aunzugreifen. (3) Weil bei einem Überfall auf Sagunt die Römer ganz gewiss militärisch eingreifen würden, (...). 1 Die erste Gesandtschaft Roms; der Überfall auf Sagunt, den Bundesgenossenroms; Liv. 21, 6: Die erste Gesandtschaft Roms; der Überfall auf Sagunt, den Bundesgenossenroms; Liv. 21, 6: 6 (1) Cum Saguntinis bellus nondum erat; ceterum iam belli causa certamina cum finitimis serebantur, maxime Turdetanis. (2) Quibus cum adesset idem, qui litis erat sator, nec certamen iuris, sed vim quaeri appareret, legati a Saguntinis Romam missi auxillium ad bellum iam haud dubie imminens orantes. (3) Consules tunc Romae erant P. Cornelius Scipio et Ti. Sempronius Longus. Qui cum legatis in senatum intoductis de re publica rettulissent placuissetque mitti legatos in Hispaniam ad res sociorum inspiciendas, (4) quibus si videretur digna causa, et Hannibali denuntiarent, us ab Saguntinis, sociis Romani, abstineret et Carthaginem in Africam traicerent ac sociorum populi Romani querimonias deferrent - (5) hac legatione decreta necdum missa, omnium spe celerius Saguntum oppugnari allatum est. (6) Tunc relata de integro res ad senatum est; alii provincias cosulibus Hispaniam atque Africam decernentes terra marique rem gerendam censebant, alii totum in Hispaniam Hannibalemque intenderant bellum; (7) erant, qui non temere movendam rem tantam exspectandosque ex Hispania legatos censerent. (8) Haec sententia, quae tutissima videbatur, vicit legatique eo maturius missi, P.Valerius Flaccus et Q. Baebius Tampilus, Saguntum ad Hannibalem atque inde Carthaginem, si non absisteretur bello, ad ducem ipsum in poenam foederis rupti deposcendum. 6 (1) Noch führte man keinen Krieg gegen die Saguntiner; doch suchten die Punier in kriegerischer Absicht bereits Streit mit den Nachbarn, vor allem mit den Turdetanern. (2) Da ihnen eben der Mann, der für die Streitigkeiten verantwortlich war, zu Hilfe kam, schickten die Saguntiner, als offenkundig war, dass es nicht um eine juristische, sondern eine gewaltsame Auseinandersetzung ging, Gesandte nach Rom, die für den Krieg, an dessen Ausbruch nicht zu Zweifeln war, um Hilfe bitten sollten. (3) Konsuln in Rom waren damals Publius Cornelius Scipio und Tiberius Sempronius Longus. Nachdem die Gesandten in den Senat geführt worden waren, hatten die Konsuln über die politische Lage Bericht erstattet und es war beschlossen worden, Gesandte nach Spanien zu schicken, damit sie sich über die Situation der Bundesgenossen ein Bild machten; (4) falls es der Stand der Dinge ihrer Einschätzung nach erforderte, hatten sie den Auftrag, Hannibal auszurichten, er solle die Saguntiner, Bundesgenossen des römischen Volkes, in Ruhe lassen; uns sie sollten nach Karthago in Afrika übersetzen und dort die Klagen der Bundesgenossen des römischen Volkes vortragen; (5) diese Gesandtschaft war beschlossen, aber noch nicht auf den Weg geschickt, als schneller, als alle erwartet hatten, die Meldung vom Überfall auf Sagunt eintraf. (6) Daraufhin wurde die Sache erneut dem Senat vorgelegt. Die einen, die den Konsuln die Statthalterschaft für Spanien und Afrika übertragen wollten, waren der Ansicht, man müsse zu Lande und zu Wasser Krieg führen; die anderen waren dafür gewesen, den Krieg ganz gegen Spanien und Hannibal zu richten; (7) außerdem gab es Senatoren, die sich dafür einsetzten, eine so gewichtige Angelegenheit erst nach reiflicher Überlegung in die Wege zu leiten und zunächst auf die Gesandten in Spanien zu warten. (8) Dieser Antrag, der die größte Sicherheit zu 2 versprechen schien, trug den Sieg davon, und umso eiliger wurden die Gesandten - Publius Valerius Flaccus und Quintus Baebius Tampilus - nach Sagunt zu Hannibal geschickt, mit dem Auftrag, von dort nach Karthago zu fahren, falls Hannibal seine kriegerischen Absichten nicht aufgäbe; dort sollten sie, als Strafe für den Bruch des Bündnisvertrages, die Auslieferung des Heerführers höchstpersönlich einfodern. Plädoyer Hannos, eines karthagischen Senators; Liv. 21, 10, 2-9: Plädoyer Hannos, eines karthagischen Senators; Liv. 21, 10, 2-7: (2) Hanno unus adversus senatum causam foederis magno silentio propter auctoritatem suam, non cum adsensu audientium egit, (3) per deos foederum arbitros ac testes obtestans, ne Romanum cum Saguntino suscitarent bellum; (...). (5) Saguntum vestri circumsedent exercitus, unde arcentur foedere; mox Carthaginem circumsedebunt Romanae legiones ducibus iisdem dis, per quos priore bello rupta foedera sunt ulti. (6) (...) Legatos ab sociis et pro sociis venientes bonus imperator vester in castra non admisit; ius gentium sustulit; hi tamen, unde ne hostium quidem legati arcentur, pulsi, ad vos venerunt. Res es foedere repetuntur; publica fraus absit: auctorem culpae et reum criminis deposcunt. (...) (9) vicerunt ergo di hominesque et, id de quo verbis ambigebatur, uter populus foedus rupisset, eventus belli velut aequus iudex, unde ius stabat, ei victoriam dedit. (2) Hanno plädierte als Einziger gegen den Senat für die Einhaltung des Vertrages; wegen seines Ansehens verhielten sich die Zuhörenden sehr ruhig, teilten aber nicht seine Meinung. (3) Er beschwor die Götter als Richter und Zeugen der Verträge und flehte sie an, es nicht dahin kommen zu lassen, mit dem Krieg gegen Sagunt auch einen Krieg gegen Rom heraufzubeschwören. (...). (5) Eure Heere belagern, unter Bruch des Friedensvertrages, Sagunt. Bald werden römische Legionen Karthago umstellen, geführt von eben den Göttern, mit deren Hilfe im vorigen Krieg die gebrochenen Verträge gerächt worden sind. (6) (...) Gesandten, die von Bundesgenossen kamen, um sich für Bundesgenossen einzusetzen, hat euer trefflicher Feldherr den Zutritt in sein Lager verwehrt. Er hat das Völkerrecht außer Kraft gesetzt. Dennoch sind sie, obwohl man sie dort abwies, wo nicht einmal Gesandte der Feine ausgeschlossen werden, zu Euch gekommen. Man verlangt vertragsgemäß eine Wiedergutmachung. Mag auch keine Rechtsverletzung des Staates vorliegen: dennoch verlangen sie die Auslieferung des Mannes, der für den Rechtsbruch verantwortlich ist und den man wegen dieses Verbrechens anklagt. (...) (9) folglich siegten die Götter und die Menschen; und zu dem mit Worten geführten Streit, welches Volk den Vertrag gebrochen habe: der Ausgang des Krieges hat wie ein 3 gerechter Richter dem den Sieg beschert, der das Recht auf seiner Seite hatte. Die Kriegserklärung Roms; Liv. 21, 18, 13-14: Die Kriegserklärung Roms; Liv. 21, 18, 13-14: (13) Tum Romanus sinu ex toga facto, „Hic“, inquit, „vobis bellum et pacem portamus; utrum placet, sumite.“ Sub hanc vocem haud minus ferociter, daret, ultrum vellet, succlamatum est; (14) et cum is iterum sinu effuso bellum dare dixisset, accipere se omnes responderunt, et quibus acciperent animis, iisdem se gesturos. (13) Da machte der Römer aus seiner Toga einen Bausch und sagte: „Hier bringen wir Euch Krieg und Frieden. Nehmt, was Euch gefällt.“ Nach dieser Äußerung schleuderte man ihm genauso trotzig entgegen, er solle ihnen geben, was er wolle. (14) Und nachdem Fabius den Bausch der Toga wieder hatte fallen lassen und erklärt hatte, er gebe den Krieg, antworteten alle, sie nähmen ihn an und würden ihn auch genauso mutig führen, wie sie ihn jetzt annähmen. Text und Übersetzung wurde entnommen aus: Liv. Ab urbe condita, Liber XXI, aus Reclam Universalbibliothek Nr. 18011. Stuttgart 1999. 4