• Generell herrscht die Vorstellung, dass Depressivität mit sexueller Inaktivität, Manie mit exzessivem sexuellem Verhalten gleichzusetzen ist und die Sexualität des schizophrenen Menschen entweder bizarr oder weitgehend asexuell oder auf Selbstbefriedigung beschränkt ist. (Strauß 1985) • Das Image, dass die Sexualität psychotischer Menschen etwas Ungewöhnliches, Bizarres oder gar Gefährliches ist, besteht weiter. • Das zentrale Dilemma der Psychosen liegt in der Störung der Selbst - und Objektdifferenzierung und der Regulation von Nähe und Distanz. (Mentzos 1997) • Die Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen ist bei Schizophrenen gestört und damit auch die Sexualität als ein Bereich des Beziehungsverhaltens. (Scharfetter 1999) Die Sexualität in der psychotischen Symptomatik • Sexuelle Erlebnisinhalte – Erotischer Beziehungswahn Die Sexualität in der psychotischen Symptomatik • Sexuelle Erlebnisinhalte – Erotischer Beziehungswahn – Liebes- und Eifersuchtswahn – Schwangerschaftswahn • Vorstellung, die Sexualität sei von anderen erzwungen • Halluzinierte Geschlechtsumwandlung Die Sexualität in der psychotischen Symptomatik • Vorstellung das Genitale habe sich verändert • Akustische Halluzinationen sexuellen Inhalts • Sexuelle Leibhalluzinationen • Sexuelle Größenfantasien • Die Sexualisierung der Fantasie dient dazu, der Furcht vor Selbstzerfall entgegenzuwirken. (Rohde- Dachser 2000) • Dreiviertel der schizophrenen Patienten sind ledig oder geschieden, ein Großteil lebt bei den Eltern oder alleine. Einige leben in psychiatrischen Wohngemeinschaften, nur wenige in einer fixen Partnerschaft. • Mehr als die Hälfte haben nie Geschlechtsverkehr. • Sexualität wird als wichtiger Lebensbereich beurteilt. • Männliche Schizophrene haben häufiger Bedürfnis nach Geschlechtsverkehr und masturbieren häufiger. (Buddeberg 1988) • Eine Umfrage zum Familienstatus schizophrener Menschen ergab folgendes: In Indien lebten 29 % der männlichen und 28 % der weiblichen Patienten in einer Ehe, in den USA hingegen waren 4 bzw. 7 % der Schizophrenen verheiratet. (Bhatia 2004) • Partnerschaften schizophrener Frauen mit Emigranten sind häufig. • Der Emigrant fühlt sich als Fremder, die schizophrene Frau erlebt sich in ihrer Heimat auch als fremd. Beide leben in einer abweisenden als bedrohlich erlebten Welt. (Danzinger & Gross 1994) • Es gibt Hinweise auf prämorbide Auffälligkeiten, in erster Linie in Form einer verzögerten sexuellen Entwicklung und einer etwas geringeren sexuellen Aktivität. • Man findet bei psychotischen Menschen keine charakteristischen oder konstanten Abweichungen von der Norm. • Sie sind nicht häufiger sexuell deviant und sind unter Sexualstraftätern selten vertreten (Scharfetter 1999) • Sexuelle Funktionsstörungen bei psychotischen Menschen sind häufig. • Bei Behandlung mit typischen Antipsychotika berichten 50 % der Patienten über Störungen des sexuellen Erlebens und der sexuellen Funktion. • Für atypische Antipsychotika liegt die Rate sexueller Funktionsstörungen zwischen 35 und 43 %. (Bobes 2003) Biologische Aspekte der sexuellen Funktion • Schizophrene Frauen weisen bei Ausbruch der Psychose einen erniedrigten Östrogenspiegel auf. Niedrige Östrogenspiegel werden mit sexuellen Funktionsstörungen in Verbindung gebracht. • Unbehandelte schizophrene Männer weisen einen verminderten Spiegel an Testostern auf. (Oades & Schepker 1994, Van Cauter 1991) Antipsychotika und sexuelle Funktion • Das Serotoninsystem, allerdings abhängig von der Rezeptorfunktion, • cholinerger Antagonismus, • alpha-adrenerge Blockade, • Calcium-Kanal-Blockade und • Hyperprolactinämie können die sexuelle Funktion beeinträchtigen. (Kelly & Conley 2004) • Sexuelle Funktionsstörungen gelten als eine der Hauptfaktoren, die zur NonCompliance in der Neuroleptikabehandlung beitragen. (Perkins 2002)