Lokalanästhetika und Narkotika

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Lokalanästhetika und Narkotika
Inhalationsnarkose
Injektionsnarkose
Lokalanästhetika und Narkotika
Leitungsanästhesie
Vorlesung Allgemeine Pharmakologie
und Toxikologie SS 2008
Infiltrationsanästhesie
Dr. Urs Christen
Pharmazentrum, JWG Universität
http://www.urschristen.homepage.t-online.de/
Muskelrelaxantien
Oberflächenanästhesie
Lokalanästhetika und Narkotika
Lokalanästhetika und Narkotika
Ziele der Vorlesung:
•
Klassen der Anästhetika
•
Allgemeine
Wirkungsweise
von
Muskelrelaxantien,
Früher:
Heute:
Klemmschraube
Periduralanästhesie (PDA)
Lokal-
anästhetika und Narkotika
•
Wirkungsweise und Nebenwirkungen der wichtigsten Vertreter
•
Was ist ein ideales Anästhetikum?
•
Welche Strategie wird bei der modernen Narkose verfolgt?
Lokalanästhetika und Narkotika
Lokalanästhetika und Narkotika
Lokalanästhetika (Peripherie):
Wirkungsweise:
• Oberflächenanästhesie
Schleimhäute, Wundflächen
Ziel: terminale Nervenverzweigungen
• Örtlich begrenzt, reversibel
• Infiltrationsanästhesie
Durchtränkung des lokalen Gewebes
Ziel: Nervenverzweigungen und kleinere Nervenstämme
• Leitungsanästhesie
Gezielte Injektion um bestimmte Nerven herum
Spinal-, Peridural-, Paravertebralanästhesie
Unterbrechung der Erregungsleitung (z.B. Unterkörper ab
Rippenbogen bei Spinalanästhesie)
• Intravenöse Regionalanästhesie (Bier‘sche Venenanästhesie)
Direkte intravenöse Injektion des Lokalanästhetikums
Blutzufluss und -abfluss werden unterbunden (20-30 min)
Diffusion aus Venen in umgebendes Gewebe (10-15 min)
• Wirkdauer kann durch Vasokonstriktion verlängert werden
• Blockieren
die
Erregbarkeit
der
schmerzvermittelnden
sensiblen
Endorgane und die Leitfähigkeit der sensiblen Nervenfasern
• Unspezifisch – Wirkung abhängig vom Durchmesser der Nervenfasern
Niedrige Dosierung Dünne schmerzleitende C- und Aδ-Fasern
und präganglionäre B-Fasern
Höhere Dosierung Übertragung von Berührung und Druck (AβFasern) und Motorik (Aα-Fasern) blockiert
• Lipophil Einlagerung in (Nerven-)Zellmembranen, unspezifische
Blockierung von Ionenkanälen durch Membranexpansion
• Schwache Basen binden direkt an Ionenkanäle, blockieren die
spannungsabhängigen Natriumkanäle, verhindern den schnellen Na+Einstrom
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Na+
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+25mV
Estertyp:
-45mV
• Cocain - ältestes Lokalanästhetikum (1884); sehr wirksam,
hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin, Noradrenalin und
Serotonin in die präsynaptische Nervenendung, vasokonstriktiv,
suchterzeugende Wirkung; instabil durch Sterilisation nicht
mehr verwendet
K+
Einstrom
Ausstrom
-60mV
Spannungsabhängige
Ionenkanäle
Depolarisation
K+
Zytosol
K+
Na+
Na+
• Procain (Novocain®) – Weiterentwicklung des Cocain (1905);
geringe Toxizität; keine Suchtgefahr; Wirkdauer 30-60 min Standartsubstanz in der Reihe der basischen Ester
Repolarisation
Extrazelluläre
Flüssigkeit
• Benzocain
(1890)
–
Langanhaltende
Wirkung;
geringe
Wasserlöslichkeit ausschliesslich als Oberflächenanästhetikum
anwendbar (Halstabletten, Hämorrhoidal-Zäpfchen, Salben,
Puder); führt häufig zu allergischen Reaktionen
Schwach basische LA
(Procain, Lidocain)
Lokalanästhetika und Narkotika
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Abhängigkeit vom Gewebe-pH-Wert:
Säureamidtyp:
• Lidocain (1944) – Schnelle und mittel- bis langanhaltende
Wirkung (1-2 h); kann als Oberflächen-, Infiltrations-, und
Leitungsanästhetikum eingesetzt werden
Penetrationsform
Deprotoniert
Lipophil
• Prilocain (1960) – Rascher Wirkbeginn; Wirkdauer 3-6 h; häufig
in der Zahnmedizin und bei Infiltrations- und Leitungsanästhesia
verwendet; Nebenwirkung: Methämoglobinbildung
• Bupivacain (1963) – Lidocain-Derivat; bevorzugt als Langzeitanästhetikum bei chronischen Schmerzen; Wirkdauer >2 h
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Wirkform
Protoniert
Hydrophil
Niedriger pH-Wert
Hoher pH-Wert
• Lokalanästhetika enthalten eine aliphatische oder alicyclische sekundäre
oder tertiäre Aminogruppe Gleichgewicht zwischen protonierter
hydrophiler und deprotonierter lipophiler Form
• pKa-Werte liegen zwischen 7.6 – 9.0 bei pH 7.4 liegen nur 3-20% der
Moleküle in deprotonierter Form vor
• Penetrationsvermögen ist somit vom pH-Wert des Gewebes abhängig
• Entzündetes Gewebe hat einen niedrigen pH-Wert (lokale Lactatazidose
z.B. bei entzündlichen Zahnschmerzen) niedrigeres Penetrationsvermögen
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Muskelrelaxantien:
Nebenwirkungen:
• Versehentliche intravasale Injektion oder Überdosierung kardiale Störungen durch hohen Blutspiegel, im Extremfall
grosser Teile des ZNS (Atemdepression, Bewusstlosigkeit)
Erregungsleitung am Herzen (Bradykardie, Herzstillstand);
des Tonus Hypotension
ZNS und
Lähmung
oder der
Senkung
• Überdosierung
von
Lokalanästhetika
mit
Adrenalinzusatz
Tachykardie, Hypertension, selten Arrhythmie und Kammerflimmern;
Behandlung: β-Blocker, gefässerweiternde Substanzen, Diffibrilation
• Allergische Reaktionen vor allem bei Lokalanästhetika vom Estertyp meist harmlos, im Extremfall anaphilaktischer Schock; Behandlung:
Antihistaminika, Glucocorticoide, Adrenalin (bei anaphilaktischem
Schock)
Indikationen: Narkose, Intubation, Bronchioskopie, Vergiftungen (z.B.
Strychnin), Infektionen die zu Krampfzuständen führen (z.B. Tollwut,
Tetanus), spastische Zustände der quergestreiften Muskulatur
Muskelrelaxantien
Zentrale MR
Angriff an zentrale
Synapsen im ZNS
Periphere MR
Angriff am Muskel
Myotrope MR
Angriff an Elekromechanischer Kopplung
Neuromuskulär
blockierende Stoffe
Angriff an neuromuskuläre Endplatte
Depolarisierende MR
Neuro-Rezeptor Agonisten
Nicht-Depolarisierende MR
Neuro-Rezeptor Antagonisten
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Nervenfaser
Muskelrelaxantien:
• Verschiedene Muskelgruppen sind unterschiedlich empfindlich gegenüber den
MR: Augen > Zunge > Finger > Nacken-, Stamm- und Extremitätenmuskulatur
> Atemmuskulatur Es muss mit einer Atemlähmung gerechnet werden
• Vor Verabreichung sollte das Bewusstsein durch Narkotika ausgeschaltet sein
Neuromuskuläre
Endplate
• Wichtig für die Muskelrelaxation bei einer Narkose sind die depolarisierenden
(Suxamethonium-Typ) und stabilisierenden/nicht-depolar. (Curare-Typ) MR
Depolarisierend
Agonisten
Nicht-Depolarisierend
(Stabilisierend)
Antagonisten
Suxamethoniumchlorid
Tubocurarinchlorid
Muskel
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• Suxamethoniumchlorid:
Wirkungseintritt nach 1-2 min, Wirkdauer ~5 min
Depolarisiert die postsynaptischen Endplattenmembranen (AChR-Agonist)
verhindern aber die sofortige Repolarisation, da sie langsamer abgebaut
werden Muskelerschlaffung
• Curare-Typ (z.B. Tubocurarinchlorid):
Wirkungseintritt nach 1-2 min, Wirkdauer ~40 min
Blockiert die Depolarisierung der postsynaptischen Endplattenmembranen,
verhindert als AChR-Antagonist den Na+-Einstrom
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Narkotika ( ZNS):
Was ist ein ideales Narkotikum?
• Lähmung von Teilen des ZNS Ausschalten von Schmerzempfindung,
Bewusstsein, Abwehrreflexen, Muskelspannung
• Gute analgetische und narkotische Wirkung
• Inhalationsnarkotika
Chloroform
Äther
Lachgas (N20)
Halothane
Enflurane
Isoflurane
Sevoflurane
Xenon
• Injektionsnarkotika
Opioide
Barbiturate
Benzodiazepine
Ketamin
Etomidat
Propfol
• Reversibler Effekt
• Geringe Beeinflussung von Atmung und Kreislauf
• Reizlosigkeit an Haut und Schleimhaut
• Geringe Toxizität; grosse therapeutische Breite
• Keine Biotransformation zu toxischen Metaboliten
• Möglichst schlechte Wasserlöslichkeit
• Rasches An- und Abfluten Gute Steuerbarkeit der Narkose
• Leichte Handhabung für den Anästhesisten
• Günstige physikalische und chemische Eigenschaften (lagerungsstabil,
nicht brennbar, nicht explosiv)
• Umweltverträglichkeit nach Entweichen in die Atmosphäre
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Narkose Stadien:
Kombinationsnarkose:
Analgesiestadium (Stadium 1)
• Stufe 1: Schmerzempfindung • Stufe 2: Schmerzempfindung = 0 / Bewusstsein • Stufe 3: Schmerzempfindung = 0 / Bewusstsein = 0
Exzitationsstadium (Stadium 2)
• Hemmung höherer motorischer Zentren sind Reflexe gesteigert, Atmung
unregelmässig, Husten und Erbrechen möglich, erweiterte Pupillen,
Blutdruck , Herzfrequenz • Unerwünschten Wirkungen Sollte schnell durchlaufen werden
Narkosebreite:
Toleranzstadium (Stadium 3)
Dosierungspiel• Grosshirn, Mittelhirn und Rückenmark ausgeschaltet
raum zwischen
• Tonus der quergestreiften Muskulatur reduziert Reflexe gewünschter
• Vegetative Funktionen der Medulla oblongata voll erhalten
Narkosetiefe und
• Atmung regelmässig, Kreislauf stabil
Asphyxiestadium
Asphyxiestadium (Stadium 4 - Paralysestadium)
• Vegetatives Zentrum der Medulla oblongata gelähmt
• Atmung sistiert, Kreislaufzusammenbruch
• Ohne Beatmung Tod innerhalb von Minuten
Ziel früher:
Alle Teilwirkungen der Narkose (Analgesie, Amnesie, Hypnose, usw) mit
einem einzigen Inhalationsnarkotikums zu erreichen
• Vertikale Narkose ( steigende Konz. um Narkosestadien zu erreichen)
• Hohe Dosierung nötig
• Erhebliche negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel, Leber- und
Nierenfunktion, Kreislauf
Ziel heute:
Moderne Kombinationsnarkosen mit spezifisch wirkenden Substanzen um
die gewünschten Einzelwirkungen unabhängig voneinander zu erreichen
• Horizontale
Narkose
(
parallele
Verabreichung
eines
anästhesiologischen Gesamtkonzeptes)
• Niedrigere Dosierung möglich; weniger Nebenwirkungen
• Prämedikation (Narkosevorbereitung) Tranquillantien / Neuroleptika,
Analgetika,
Antihistaminika
(Brechreiz,
Schockgefahr),
(Para-)
sympatholyka (Tonus veg. Nervensystem )
• Postoperative Schmerztherapie
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Verteilung von Narkotika:
• Abhängig von der Durchblutung der
Organe
• Umverteilung von ZNS in die Muskulatur
bestimmt die Narkosedauer
• Beispiel: Injektionsnarkotikum Thiopental
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Injektionsnarkotika:
• Barbiturate, Benzodiazepine, Ketamin, Etomidat, Propofol, Opiode
• Sofortiger Wirkungseintritt
• Kein Einfluss des Anästhesisten auf Narkoseverlauf möglich
• Narkoseverlauf wird von pharmakokinetischen Vorgängen (Verteilung,
Metabolisierung, Ausscheidung) bestimmt
Wirkungsmechanismus:
• Chemisch völlig unterschiedliche Stoffe (Steroide, Barbiturate, Ether,
Edelgase, usw.) haben ähnliche Wirkung
• Inhalationsnarkotika: Weitgehend unbekannt; komplexe Wechselwirkung mit Lipiden, Proteinen und Zellmembranen
• Injektionsnarkotika: Decken jeweils nur einen Teilaspekt der Narkose
ab Kombination nötig; Wirkung via spezifische Rezeptoren
• Meist langsame Metabolisierung Gefahr der Akkumulierung im
Fettgewebe bei mehrmaliger Applikation
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Injektionsnarkotika:
Injektionsnarkotika:
• Barbiturate: Methohexital, Thiopental Einleitung der Narkose; rasch
einsetzende Bewusstlosigkeit, aber keine analgetische Wirkung; bei
chirurgischen Eingriffen müssen ausreichende Menge an stark analgetisch
wirkenden Substanzen gegeben werden; Atmung wird dosisabhängig
unterdrückt
Bindung an GABAA-Rezeptor (Cl—Kanal) Verstärkter Einstrom von Cl Hyperpolarisation der Nervenfasern; verminderte Nervenleitfähigkeit
• Etomidat, Propofol Einleitung der Narkose; sehr rasche aber nur kurz
andauernd; keine analgetische Wirkung
• Ketamin Narkoseeinleitung bei kurzen und stark schmerzhaften
Eingriffen und bei Notfall- und Katastrophenmedizin; stark analgetisch
wirksam innerhalb von 30-60 sec nach Injektion; Nebenwirkungen –
unangenehme Träume und Halluzinationen (können durch gleichzeitige
Gabe von Benzodiazepinen vermindert werden)
• Opiate:
Früher: Morphin, Pethidin
Heute: Fentanyl-Gruppe (Fentanyl, Alfentanil, Sufentanil, Remifentanil)
Moderne Opioide werden heute bei nahezu allen Narkosen verwendet
Agonisten am µ-Opioid Rezeptor Sedierung und Analgesie
• Benzodiazepine: Diazepam (Valium®), Midazolam (Dormicum®) Keine
eigentlichen Narkotika, gehören eher zur Klasse der Tranquillantien Beruhigungsmitteln; binden an den GABAA-Rezeptor (Cl--Kanal) Verstärkter Einstrom von Cl- Hyperpolarisation der Nervenfasern;
verminderte Nervenleitfähigkeit
Blockieren des NMDA-Rezeptors (Ca2+-Kanal) Assoziationsbahnen
unterbrochen, Hirnrinde und Thalamus opticus ausgeschaltet
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Inhalationsanarkotika:
Lachgas (N2O)
• Narkosetiefe vom Partialdruck im Gehirn abhängig
Der Zahnarzt Horace Wells beobachte, dass ein gewisser Sam Cooley,
der sich während der Vorführung verletzte, keinerlei Schmerzen zu
empfinden schien. Am nächsten Tag liess sich Horance Wells von einem
Kollegen unter Lachgas einen Weisheitszahn extrahieren
• MAC-Wert (=minimale alveoläre Konzentration): Konzentration im
Verteilungsgleichgewicht bei 1 atm, bei der 50% der Patienten keine
Abwehrreaktion auf einen definierten Schmerzreiz zeigen
Wiederspiegelt die Narkotika-Konzentration im Gehirn
Wirkstärkevergleich zwischen verschiedenen Narkotika
Halothan
Enfluoran
Isofluoran
Sevofluoran
Desfluoran
Lachgas (N2O)
0.8
1.7
1.2
1.7
6.0
105.0
%
%
%
%
%
%
Säuglinge: MAC >70-jährige: MAC Benzodiazepine und Opiate können die MAC um 50-60 % reduzieren
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Äther (Diethylether):
Lachgas (N20):
• Horace Wells: Erste Operation mit Lachgas gescheitert „Humbug!!!“
Humbug!!!“
• William
T.G.
Morton:
Schmerzbetäubende
Wirkung
des
„Schwefeläthers“ – Entdeckt durch Paracelsus
• Versuche mit Tieren Alternative zum Lachgas
• 16. Oktober 1846: Patient zeigt keine Reaktion auf den Einschnitt!!!
Sternstunde der Medizin
Zitat (William T.G. Morton): „Gentlemen,
Gentlemen, this is no humbug!!!
humbug!!!“
!!!“
•
•
•
•
Immernoch häufig verwendet (farblos, geruchlos, nicht flammbar)
Stark analgetisch, aber nur schwach narkotisch (MAC-Wert 105%!)
Auch bei 70 Vol-% Lachgas keine tiefe Narkose möglich
Wird meist mit anderen Narkotika (früher Halothan, heute Isofluran, Desfluran
usw.) und Muskelrelaxantien kombiniert
• Hohe An- und Abflutgeschwindigkeit gut steuerbar
Äther (Diethylether; CH3-CH2-O-CH2-CH3):
• Nicht mehr verwendet
• Trotz grosser Nachteile (Instabilität, Explosionsgefahr, langsames Abfluten,
postnarkotisches Erbrechen, Schleimhautreizung) früher häufig verwendet
• Grosse Narkosebreite
• Gute muskelrelaxierende Wirkung
• Einfache Handhabung (Auftropfen auf eine mit Mull bespannte Maske)
Chloroform (CHCl3):
• Geburtshilfe und als Ersatz des Äthers in der Chirurgie verwendet (Beseitigung
des Geburtsschmerzes Religiöse Bedenken und Widerstand!)
• Queen Victoria: „Her Majesty was greatly pleased with the effect (of chloroform
chloroform))“ „Narcose à la reine“
• Heute nicht mehr verwendet starken Nebenwirkungen (Leberzirrhose)
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Halogenierte Ester:
Halothan (CF3-CHClBr Halogenierte Kohlenwasserstoffe):
• 1951 erstmals in der Klinik verwendet
• Seit 1990 kaum mehr verwendet; selten bei Neugeborenen und in
Entwicklungsländern
• Stark narkotisch, nur schach analgetisch, geringe Muskelrelaxation
• Atemdepressive Wirkung, Blutdruckabfall, Bradykardie
• Langsame Elimination, hohe Metabolismusrate CYP2E1 (27%) Entstehung von TFA-Proteinen; Leberschädigung (Hepatotoxizität,
Halothan Hepatitis durch Autoimmunreaktion gegen TFA-Proteine)
• Ersetzt durch modernere Derivate: Isofluran, Enfluran
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Maligne Hyperthermie:
• Seltener genetischer Defekt eines autosomal-dominanten
Genes, das den sarkoplasmatischen Ca2+-Transport regelt
• Auslöser: Inhalationsnarkotika, Muskelrelaxantien (vor allem
Suxamethoniumchlorid) Plötzliche Freisetzung von Ca2+ aus
dem sarkoplasmatischen Retikulums der Skelettmuskulatur
• Symptome: Unkontrollierte Muskelzuckungen während der
Relaxationsphase mit sehr hohem O2-Verbrauch und grosser
Wäremebildung Azidose, Hyperkaliämie, Tachykardie,
Arrhymien, Hyperthermie
• Therapie: Absetzen des Narkotikums/Muskelrelaxans, Gabe von
Freisetzungshemmern (Dantrolen) (=Hemmung der Muskelrelaxantien), Kühlung
Enfluran (1972), Isofluran (1981):
• Farb- und Geruchlos, nicht brennbar, stabil
• Rasches An- und Abfluten
• Ausgeprägte Muskelrelaxation
• Metabolismus ähnlich zu Halothan TFA-Proteine, aber
Metabolismusrate tiefer als bei Halothan (Enflurane 3%,
Isofluran (<0.2%) geringeres Risiko für autoimmunevermittelte Leberschädigung
• Atemdepressive Wirkung kontrollierte Beatmung nötig
• Blutdrucksenkend
• Maligne Hyperthermie
Sevofluran, Desfluran (1991):
• Weiterentwickelte Derivate von Enfluran und Isofluran
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Xenon (Xe, Edelgas):
•
•
•
•
•
•
1951 als Narkotikum entdeckt
Edelgas Geruchlos, nicht flammbar, nicht explosiv
Schnelle An- und Abflutung
Inert kein Metabolismus in Leber oder Niere
Minimale Herzkreislauf-Nebeneffekte
Nachteil: Nur geringe Menge an Xenon in der Atmosphäre
vorhanden (0,08 ml pro 1 m3 Luft); hohe Aufreiningungskosten
Breite Anwendung unwahrscheinlich
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Nebenwirkungen von Inhalationsnarkotika:
Halothan Hepatitis „Autoimmunerkrankung“
Beispiel Halothan Hepatotoxizität:
• Frequenz relativ tief:
Schwache Form:
• 20% aller Patienten zeigen
aminotransferasen)
• Leichte Lebernekrose
• Schwache zelluläre Infiltration
~1 in 30’000 nach einmaliger Anwendung
~1 in 3’000 nach mehrmaliger Anwendung
leicht
erhöhte
Leberwerte
(Serum
Starke Form (Halothan Hepatitis):
• Patienten entwickeln eine fulminante Hepatitis
• Stark erhöhte Leberwerte (Serum aminotransferasen)
• Massive Lebernekrose
• Starke zelluläre Infiltration
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Ziele der Vorlesung:
• Klassen der Anästhetika
Muskelrelaxantien, Lokalanästhetika, Narkotika
• Allgemeine Wirkungsweise von Muskelrelaxantien, Lokalanästhetika und
Narkotika
MR greifen vor allem an der neuromuskulären Endplatte an
(depolarisierend, nicht-depolarisierend)
Lokananästhetika blockieren die Nervenleitfähigkeit durch Bindung an
Ionenkanäle
Wirkungsweise von Inhalationsnarkotika weitgehend unbekannt;
Injektionsnarkotika wirken via spezifischer Rezeptoren; Narkosestadien
• Wirkungsweise und Nebenwirkungen der wichtigsten Vertreter
z.B. Maligne Hyperthermie, Halothane Hepatitis, Allergien
• Was ist ein ideales Anästhetikum?
Narkotische vs. analgetische Wirkung, Wasserlöslichkeit usw.
• Welche Strategie wird der modernen Narkose verfolgt?
Anästhesiologisches Gesamtkonzept: Parallele Verabreichung von MR,
Injektionsnarkotika (Einleitung) und Inhalationsnarkotika
• Die meisten Fälle entstehen nach mehrmaliger Anwendung (~75%)
• Anwendungen folgen meist nahe hintereinander (<3 Monate)
• Leberschäden tauchen nach etwa 15 Tagen auf
• Erhöhte Empfänglichkeit von Frauen (~2:1)
• Serum Antikörper gegen Leber-Neoantigene
• Infiltration der Leber durch zytotoxische Lymphozyten
• Hohe Mortalitätsrate:
~80% (ohne Immunosuppression)
~20% (heute, mit Immunsuppression)
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