Ohne Titel - Praxis Claudia Klaus

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Vortrag AEMI 06.06.2010
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Vortrag Allgemeine Psychosomatik im AEMI, Montag, den 06.06.2010
Historie
Wurzeln der Psychosomatischen Medizin liegen in der Antike:
Platon, Aristoteles, Hippokrates u.a. schrieben der Psyche eine Bedeutung bei der
Entstehung von Krankheiten zu.
Dies war über Jahrhunderte selbstverständlich u. entsprach dem christlichen Weltbild.
1787 formulierte der schottische Arzt William Culllen den Begriff der Neurose für
organisch nicht erklärbare Krankheiten, der später von Sigmund Freud u. der Psychoanalyse
aufgegriffen wurde. Er erklärte umweltbedingte, psychogen entstandene Krankheiten, die
zur Störung der psychischen u./o. körperlichen Funktion u./o. Persönlichkeitsstruktur
führen.
1818 formuliert J.C. Heinroth erstmals den Begriff Psychosomatische Medizin
Mitte des 19. Jhdts wurde die Naturwissenschaft dominant: die Aufklärung hatte zur tiefen
Spaltung von Geistes- u. Naturwissenschaften u. damit zur Dichotomie von Körper u.
Seele geführt.
Die Psychosomatik ist die kulturgeschichtliche Antwort des Abendlandes hierauf, die
biologische, psychische u. soziale Faktoren wieder stärker integriert, als die Naturwissenschaften.
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Diese Psychosomatische Gegenbewegung hat 3 Traditionen:
1. die holistische:
sie betont, dass jede Krankheit unvermeidlich psychosoziale Aspekte hat,
dementsprechend werden Kranke behandelt u. keine Krankheiten.
1941 schrieben Weiss u. English das erste Lehrbuch für Psychosomatische Medizin u.
schlagen vor, nicht den Körper weniger, sondern die Psyche mehr zu studieren
2. die psychogenetische:
Freud beschrieb hier das Konversionsmodell, welches körperliche Symptome ohne
organpath. Korrelat erklärte.
Alexander beschrieb 1950 die "heiligen 7" somatischen Erkrankungen u. beschrieb
unbewußte spezifische Konflikte hierzu (Ulcuskrankheit, Bluthochdruck, Colitis ulcerosa,
Neurodermitis, Asthma bronchiale, Basedowsche Krankheit sowie... )
Victor von Weizäcker (Internist) schlug vor, das SUBJEKT stärker in der Medizin
einzuführen.
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Michael von Balint tat dies für die Arzt-Patient-Beziehung, die er im Vordergrund sah.
3. die psychophysiologische:
diese basiert auf der Stresstheorie von Cannon (1914) u. später von Selye (1907-1922),
der Lehre vom Umgang des Organismus mit Belastungssituationen u. der Entstehung von
Adaptationskrankheiten bei Nichtbewältigung.
1927 gab es die erste Psychoanalytische Psychosomatische Klinik in Berlin,
die in der Nachkriegszeit von weiteren gefolgt wurde.
1949 Gründung der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie, Psychosomatik u.
Tiefenpsychologie= heutiger DGPT.
1973 Gründung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin (Thure von
Uexküll) mit integrativem, holistischem Ansatz.
1980 Integration der VT in die Richtlinienpsychotherapie (von 1967)
1984 Konzeptualisierung der Psychosomatischen Grundversorgung
1990 bei Wiedervereinigung Deutschlands Einführung des Zweitfacharztes
Psychotherapie i.d. Weiterbildungsordnung.
Definition u. Anliegen der Psychosomatik:
Thure von Uexküll plädiert im Vorwort seines Lehrbuches für die Synthese der oftmals
getrennt voneinander bestehenden Denkmodelle, die ärztlichem Handeln bzw
Psychotherapeutischen Handeln zugrundeliegen.
Hierzu 2 Zitate:
-Die Somatiker: "Medizin wird Naturwissenschaft sein, oder sie wird nicht sein".
-Die Psychosomatiker: "Die Psychosomatik wird eine tiefenpsychologische sein, oder sie
wird nicht sein"(Victor von Weizäcker).
Enge Definition von Psychosomatik:
Bei einer psychosomatischen Erkrankung bestehen bei Auslösung, Verlauf u.
Wiederauftreten nachweisbare ursächliche Zusammenhänge mit gravierenden psychischen
u./o. sozialen Faktoren, weniger jedoch mit körperlichen Faktoren.
weitergefasst:
Psyche, Soma u. Gesellschaft bedingen in dauerndem Aufeinandereinwirken Gesundheit u.
Krankheit (multifaktorielles pathogenetisches Modell). Die Diagnose einer
Psychosomatischen Erkrankung wird mithilfe der psychosomatischen Anamnese gestellt.
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(s. evtl. noch Stichwort im Wörterbuch)
Zentrales Anliegen der Psychosomatik ist, Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit
systematisch zu verstehen u. den Betroffenen in der Behandlungspraxis angemessen zu
begegnen. (Wörterbuch der Psychotherapie)
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Psychosomatische Medizin ist die Lehre von den körperlich-seelisch-sozialen
Wechselwirkungenin der Entstehung, im Verlauf u. in der Behandlung von
menschlichen Krankheiten. Sie muß ihrem Wesen nach als personenzentrierte Medizin
verstanden werden. (Hoffmann/ Hochapfel)
In der ICD-10-Klassifikation werden Psychosomatische Krankheiten erfaßt unter
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-F45= somatoforme Störungen : organpath. Substrate, begleitet werden sie in der Regel
von unterschiedlichen Graden von Angst u. Depresssion, häufigste sind gastrointestinale,
kardiovaskuläre, respiratorische aber auch Schmerzsyndrome wie Schulter-Nacken- oder
Low back pain syndrome
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-F54 = psychologische u. Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten
Krankheiten : mit organpath. Korrelat, i.d. Regel spielen langanhaltende psychische
Belastungen (Sorgen, Konflikte, Ängste) eine wesentliche Rolle (Bsp.Asthma, Urticaria,
Magenulcus, Colitis ulc., Ekzem).
Beide neigen zur Chronifizierung bei einseitiger Behandlung mit erhöhter subjektiver
Belastung des Patienten, aber auch erhöhten objektiven diag. + therapeut. Kosten.
Beiträge zum heutigen Wissensstand der Psychosomatik:
Aus der Psychoanalyse: Konversion (Freud)
Organspezifitätstheorie (F. Alexander)
Desomatisierung u. Resomatisierung (Schur)
zweiphasige Abwehr (A. Mitscherlich)
Alexithymie (Nemiah/ Sifneos)
Aus der systemischen Therapie:
Krankkheit wird als Kommunikationsproblem angesehen
(Satir/ Minuchin/ Selvini-Palazzoli)
Aus den humanistischen Methoden:
entsprechend deren Menschenbild wird ein phänomeno-
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logisch orientierter personaler Zugang zum Menschen
eröffnet
Aus der Verhaltensmedizin:
sog. lerntheoretisches Konzept
(Streß-, coping- u. Life-Eventforschungsbeiträge)
Aus der Forschung der 90er Jahre:
Verlassen monokausaler reduktionistischer Theorien
zugunsten des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodelles
Den Selbstregulations- u. Selbstheilungspotentialen wird
mehr Aufmerksamkeit geschenkt, ebenso wie der Prophylaxe
u. Salutogenese (Uexküll/ von Weizäcker etc)
Wenn wir jetzt einzelne Modelle ansehen, müssen wir immer bedenken, dass diese fast nie
in Reinform vorkommen, sondern uns als Therapeuten die Hypothesenbildung erleichtern!
Konversionsmodell
Modell für die Umsetzung seelischer Konflikte in körperliche Phänomene.
(Psycho)dynamisch liegt beim Konversionssymptom die Darstellung von Konflikten,
Wünschen, Befürchtungen oder Phantasien in eine für den Patienten nicht mehr
verständliche Körpersprache zugrunde,
von Uexküll nannte sie deshalb auch Ausdruckskrankheit.
Hier wird ein unbewußter Konflikt symbolisiert-das Thema kann unbewußt bleiben-die
psychische Spannungsabfuhr gelingt über die Symptombildung. Das körperliche Symptom
bringt dabei den Triebwunsch (unerträgliche Vorstellung) sowie dessen Verbot zum
Ausduck. u. hat so gleichzeitig Befriedigungs-u. Bestrafungschsrakter.
(ursprgl: libidinöse Energie wird umgewandelt in somatische Innervation:
somatische/sensible oder motorische Symptome)
Bsp.: Armlähmung eines aggressiv gehemmten Patienten
drückt z.B. aus: "ich will die Hand gegen niemanden erheben".
Daneben hielt Freud die Entstehung von Symptomen direkt aus der vegetativen Spannung
heraus für möglich, ähnlich wie bei einem "Überlaufmodell" anlässlich zu großer
Streßüberflutung. Er bezeichnete Störungen, die so entstehen als Aktualneurose.
Eine Konversion erfolgt hier nicht (heute in vielen Modellen enthalten).
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Organspezifitätstheorie (F. Alexander 1950)
Alexander war Leiter des PA-Institutes in Chicago u. um einen Brückenschlag zur
Organmedizin bemüht. Neben der Anerkennung des Freud'schen Konversionsmodelles
postulierte er das Modell der Organneurose:
hier werden die körperlichen Symptome als als funktionelle Begleiterscheinungen von
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chronisch unterdrückten emotionalen Spannungen verstanden.
Modell hierfür:
-Hauptaufgabe des Organismus ist die Aufrechterhaltung der inneren Homöostase.
Das Vegetative Nervensystem ist hierbei für die "inneren Angelegenheiten " zuständig.
Hierbei ist die Arbeitsteilung zwischen sympatischen u. parasympatischen Anteilen gestört.
Er unterscheidet 2 Grundstörungen:
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1. der Organismus verharrt im Zustand der Bereitstellung zu einer notwendigen Handlung
(der Sympaticus überwiegt)
2. der Organismus reagiert auf die Notwendigkeit zu Handeln mit Rückzug (in den
Abhängigkeitszustand)
(der Parasympaticus überwiegt)
Emotionale Verfassungen wurden dabei den sympatischen u. parasympatischen
Bereitstellungen zugeordnet.
Das Konzept besagt:
1. es besteht eine Vulnerabilität eines Organes
2. es besteht eine spezifische PD Konfiguration incl. Abwehr
3. es besteht eine aktuelle Auslösesituation
Bsp.: Störungen der Atmungsfunktionen (Asthma bronchiale) = spezifischer Konflikt:
um eine nicht gelöste Mutterbindung kreisende Konflikte als psychdynamischer
Kernfaktor. Als Abwehr gegen diese infantile Fixierung können sich alle Arten von
Persönlichkeitszügen entwickeln. Der Konflikt besteht zwischen den sexuellen
Wünschen u. dem Anlehnungsbedüfnis.
oder: Hypertonus = unterdrückte feindselige Regungen
Die Zuordnung einer emotionalen Konstellation zu einer bestimmten Pathophysiologie ist
unhaltbar.
DE- u- REsomatisierung (nach M. Schur)
Desomatisierung beschreibt den in der gesunden Entwicklung des Kindes fortlaufend
stattfindenden Prozess der Reifung von wenig ausdifferenzierten psychischen u.
somatischen Strukturen mit eher primärprozesshaften Reaktionsweisen (unbewußt/
unkontrolliert) zu zunehmenden Reifung des Ich's mit mehr psychisch bewußten
sekundärprozeßhaften Verarbeitungsformen.
Unter bestimmten Umständen, z.B. wenn eine innere oder äußere Gefahr nicht mehr mit
den verfügbaren Energien bewältigt werden kann, kommt es durch die druckbedingte Angst
zur Umkehrung des Vorganges, der sog. Resomatisierung:
dies passiert dann im Sinne einer Regression in somatische Reaktionen.
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2-phasige Verdrängung
Mitscherlich postuliert, dass sowohl bewußte als auch unbewußte Affekte körperlich
korrespondierende Erregungskorrelate haben.
Mitscherlich denkt nun, dass der Mensch zur Lösung einer gravierenden Konfliktsituation
zwar zunächst versuchen wird, eine Lösung auf der psychischen Ebene zu entwickeln, aber
falls diese nicht ausreichen sollte, dann die Möglichkeit einer "Flucht in die Krankheit" hat.
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In jedem Fall geht der organischen Symptombildung der Konfliktlösungsversuch mit
psychischen Mitteln voraus.
Alexithymie
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= Merkmale der psychosomatischen Struktur :
bisher konnte dieses Konzept der Spezifität von Persönlichkeitszügen nicht bewiesen
werden,
ernstzunehmende Forschungsergebnisse machen jedoch wahrscheinlich, dass Menschen, die
solchermaßen keinen Kontakt zu ihrer Emotionalität haben, für die Entwicklung
psychosomatischer Störungen eher gefährdet sind u. bei diesen überrepräsentiert sind.
Lerntheoretisches Konzept
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hier auch hingehörend: Stressmodell.
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