Fodrin mit dem Sicca-Syndrom bei HIV

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AUS DER KLINIK FÜR IMMUNOLOGIE UND RHEUMATOLOGIE DER
MEDIZINISCHEN HOCHSCHULE HANNOVER
„Assoziation von Antikörpern gegen
α-Fodrin mit dem Sicca-Syndrom
bei HIV-Infizierten“
Dissertation zur Erlangung des
Doktorgrades der Medizin
Dr.med.
Vorgelegt von Astrid Caroline Bornemann
aus Hannover
Hannover 2009
Angenommen vom Senat der Medizinischen Hochschule Hannover
am 18.01.2010
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Hochschule Hannover
Präsident: Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann
Betreuer: Prof. Dr. med. Torsten Witte
Referent: Prof. Dr. med. Kirsten de Groot
Korreferent: PD Dr. med. Ulrich Baumann
Tag der mündlichen Prüfung: 18.01.2010
Prüfungsausschussmitglieder:
Prof. Dr. Alexander Kapp
Prof. Dr. Stefan Kubicka
PD Dr. Lorenz Grigull
Diese Arbeit widme ich in Liebe meinem Vater
Herrn Dr. med. Hartmut Bornemann
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1. Das Sjögren-Syndrom
1.1.1. Beschreibung des Krankheitsbildes
1.1.2. Ätiopathologie des Sjögren-Syndrom
1.1.3. Diagnostik des Sjögren-Syndrom
1.1.4. Therapie des Sjögren-Syndrom
1.2. Bedeutung der α-Fodrin Antikörper
1.3. Die Humane Immundefizienz Virus –Erkrankung (HIV)
1.3.1. HIV-Tests
1.3.2. Vermehrung des Virus im Körper
1.3.3. Verlauf der HIV-Infektion
1.3.4. AIDS
1.3.5. Therapie der HIV-Infektion
1.4. Diffus Infiltratives Lymphozytose-Syndrom (DILS)
1.5 Zielsetzung
2 Material und Methoden
2.1. Patienten
2.2. Patienten-Untersuchungen
2.2.1. Fragebogen
2.2.2. Der Saxon-Test
2.2.3. Der Schirmer –Test
2.3. Labordiagnostik
2.3.1. Die Bestimmung von IgA- und IgG- Antikörpern gegen α-Fodrin
im Immunoassay
2.3.2. Die CD4/CD8-Zellzahl-Bestimmung
2.3.3. Die Viruslastbestimmung
2.3.4. Gegenüberstellung der akquirierten Patientendaten mit Hilfe der
Excelsoftware und Kriterien zur Klassifikation des SiccaSyndroms
2.3.5. Auswertungen Fragebogenbefunde, Saxon- und Schirmer-Test,
α- Fodrin Antikörper bei 168 Probanden eines MHHSommerfestes zur Normalwertbestimmung
2.3.6. Geräte
2.3.7. Reagenzien
2.3.8. Software
2.4. Statistische Analysen
Inhaltsverzeichnis
3 Ergebnisse
3.1. Fragebogenauswertung mit Ergebnissen
3.2. Saxon-Schirmer-Test-Ergebnisse
3.3. Ergebnisse der Bestimmung von IgA- und IgG-Antikörpern gegen αFodrin
3.4. Prävalenz der Parameter der Klassifikationskriterien des SjögrenSyndroms bei HIV-Infizierten
3.5. CD4,CD8,CD4/CD8-Ratio
3.6. Viruslast
3.7 Ergebnisse der statistischen Auswertungen
3.7.1 Saxon-Test
3.7.2 Schirmer-Test
3.7.3 Anti-α-Fodrin IgA
3.7.4 Anti-α-Fodrin IgG
3.7.5 Viruslast
4 Diskussion
5 Zusammenfassung
6 Literatur
7 Anhang
8 Lebenslauf
9 Eidesstattliche Erklärung
10 Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
AFN
α-Fodrin
AIDS
Acquired Immunodeficiency Syndrome
Ak
Antikörper
ANA
Anti-nukleäre Antikörper
ART
Antiretrovirale Therapie
BAFF
B-Zell aktivierender Faktor
BCL
B-cell-Lymphom
bDNA
branched Desoxyribonukleinsäure
bzw.
beziehungsweise
CCR
Chemokine
CD
Cluster of Differentiation
CDC
Centers for Disease Control
CXCR
Chemokine
DILS
Diffus-infiltratives Lymphozytose-Syndrom
DNA
Desoxyribonukleinsäure
EBV
Epstein-Barr Virus
ELISA
Enzyme-linked Immunosorbent Assay
ESG
European Study Group
HAART
Highly Active Anti-retroviral therapy
HACA
Humane antichimäre Antikörper
HCV
Hepatitis C Virus
HIV
Humanes-Immundefizienz-Virus
HLA
Human Leukocyte Antigen
HTLV
Humane T-Zell lymphotropes Virus
IFN
Interferon
Ig
Immunglobulin
ILT
Immunglobulin-like Transcripts
IL
Interleukin
Abkürzungsverzeichnis
kDa
Molekülmasse kilo-Dalton
LFS
lymphozytärer Fokusscore
LTNP
long-term-non-progressors
MALT
Mukosa-assoziiertes-lymphatisches System
neg.
negativ
NNH
Nasenebenhöhlen
NNRTI
Nicht-Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor
NRTI
Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitor
n.b.
nicht bestimmbar
n.s.
nicht signifikant
Op
Operation
PCR
Polymerasekettenreaktion
PEP
Postexpositionelle Prophylaxe
PI
Protease-Inhibitor
pos.
positiv
RA
Rheumatoide Arthritis
RNA
Ribonukleinsäure
RNP
Ribonukleoprotein
RT
Reverse Transkriptase
SGD
Salivary Gland Disease
SIV
Simian Immunodeficiency Virus
SLE
Systemischer Lupus Erythematodes
SLS
Sjögren –like-Syndrome
SS
Sjögren-Syndrom
SSA
Sjögren-Syndrom-Antikörper A (Anti-Ro)
SSB
Sjögren-Syndrom-Antikörper B (Anti-La)
Th
T-Helfer -Zelle
U
Unit-Einheit
USA
United States of America
µl
Mikroliter
ml
Milliliter
z.B.
zum Beispiel
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Einleitung
1. Einleitung
Bei HIV-Infektionen kommt es im Rahmen der Abtötung von virusinfizierten
CD4-positiven
Körperzellen
-insbesondere
T-Helferzellen-
zu
einer
Freisetzung zahlreicher Zytokine. Diese stimulieren oder hemmen weitere
Kompartimente des Immunsystems. Sowohl Immunsuppression als auch
Autoimmunität werden durch eine HIV-Infektion induziert.
In der Häufigkeitsskala der Autoimmunerkrankungen rangiert das SiccaSyndrom an vorderster Stelle.
Geier et al. [1] finden bei nahezu jedem 4. ihrer HIV-Patienten eine reduzierte
Tränenproduktion.
Deutlich seltener ist bei HIV-Patienten das diffus-infiltrative-LymphozytoseSyndrom (DILS). In seiner klinisch ausgeprägten Form ist es dem SjögrenSyndrom sehr ähnlich.
Zur Labordiagnostik des Sjögren-Syndroms steht die Bestimmung der neuen
IgA- und IgG-Antikörper
gegen α-Fodrin als weiterer Labormarker zur
Verfügung.
Anti-α-Fodrin-Antikörper kommen bei Patienten mit und ohne die klassischen
Autoantikörper (Ro(SSA) und La(SSB)) genauso häufig vor (jeweils ca. 93%).
Zusätzlich sind sie überhaupt die ersten Entzündungsmarker des SjögrenSyndroms. Neben einer evtl. Verbesserung der (Früh-)Diagnostik des
Sjögren-Syndroms bzw. des Sicca-Syndroms bieten sie als Apoptosemarker
die
Möglichkeit,
Informationen
zur
Entzündungsaktivität
des
Autoimmunprozesses zu gewinnen. Erstmals wird damit ein Monitoring der
antientzündlichen Therapie möglich.
Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit war es, an einem großen Patientengut
(n=196) von HIV-Infizierten die Prävalenz des Sicca-Syndroms und dessen
Assoziation mit Anti-α-Fodrin-Autoantikörpern zu bestimmen.
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Einleitung
1.1. Das Sjögren Syndrom
1.1.1.Beschreibung des Krankheitsbildes
Das Sjögren-Syndrom, 1925 von Gougerot und 1932 von dem schwedischen
Augenarzt
Henrik
Sjögren
in
seiner
Habilitationsschrift
[2]
erstmals
beschrieben, ist eine chronisch immunoinflammatorische Erkrankung, die
durch eine verminderte lacrimale und salivatorische Sekretion gekennzeichnet
ist. Sie manifestiert sich u.a. als Keratokonjunktivitis und Xerostomia sicca
(trockene Augen und trockener Mund), begleitet von einer histopathologisch
nachweisbaren, lymphozytären Infiltration der Tränen- und Speicheldrüsen [3]
und der anderen beteiligten Organe. Insbesondere CD4+ T-Helferzellen
beherrschen das histopathologische Bild.
Das
Sjögren-Syndrom
wird
in
Verbindung
mit
anderen
Autoimmunerkrankungen, wie z.B. bei der rheumatoiden Arthritis und bei
Kollagenosen als sekundär angesehen, trifft eine solche Zweiterkrankung
nicht zu, liegt ein primäres Sjögren-Syndrom vor.
Extraglanduläre Folgen können in den Lungen, den Nieren, den Blutgefäßen
und als B-Zellproliferation, Pseudolymphom und Lymphom auftreten.
Beachtenswert ist das deutlich erhöhte Risiko von Sjögren-Patienten, ein
Non-Hodgkin-Lymphom zu entwickeln (5%).
Mit einer Prävalenz von 0,1-1% in der Bevölkerung ist das Sjögren- Syndrom
eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen, nach Rheumatoider Arthritis
und Spondylarthritiden.
Das
Sjögren-Syndrom
ist
eine
Autoimmunopathie
mit
sehr
hoher
Gynäkotropie (9:1), hat eine weltweite Verbreitung, betrifft alle Rassen und
tritt bei 10-15% aller Patienten mit rheumatoider Arthritis auf.
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Einleitung
Die kardinalen klinischen Symptome treten meistens erst im 4. bis 5.
Lebensjahrzehnt auf, da der Zerstörungsprozess der Drüsen schleichend
verläuft. Aber auch Kinder können betroffen sein. Da die Xerostomie sich erst
bei einem Funktionsverlust der Speicheldrüsen von mehr als 50% klinisch
bemerkbar macht, wird das Krankheitsbild erst im späten Zustand
diagnostiziert.
Nach Mignogna et al. [4] kann eine verminderte Phosphatkonzentration im
Speichel zu einer vermehrten Inzidenz von Karies schon in der Frühphase der
Erkrankung führen. Ebenfalls als Frühsymptom wird die asymptomatische
bilaterale Speicheldrüsenschwellung ohne Mundtrockenheit angesehen.
Das mit einer Hepatitis C assoziierte Sjögren-Syndrom wird von RamosCasals [5] als eigenständige Krankheitsentität definiert. Entsprechend wird
die Durchführung einer HCV-Serologie im Rahmen der Abklärungsdiagnostik
des Sjögren-Syndroms empfohlen.
1.1.2. Ätiopathologie des Sjögren-Syndroms
Die Ursachen des Sjögren-Syndrom sind noch unklar. Vermutlich liegt eine
genetisch determinierte Autoimmunerkrankung vor. Familienstudien zeigen,
dass das Risiko der Erkrankung bei Verwandten von Patienten mit SjögrenSyndrom erhöht ist. Dabei müssen wohl mehrere Risikoerbanlagen
vorhanden sein.
Untersuchungen innerhalb von Großfamilien haben einen genetischen
Zusammenhang gezeigt, sowohl im Bezug auf HLA-assoziierte Gene, als
auch auf nicht HLA-assoziierte Gene [6]. Zwillingsstudien konnten nicht nur
das parallele Auftreten des Sjögren-Syndroms aufzeigen, sondern sogar
nahezu identische klinische Verläufe feststellen [7].
Dass in Familien mit Sjögren-Syndrom insgesamt sehr häufig Angehörige mit
Autoimmunkrankheiten gefunden werden, spricht für einen Zusammenhang
mit Genregionen, die Risikogene für mehrere
Autoimmunerkrankungen
tragen [8,9]. Von besonderem Interesse ist dabei die Region 19q13.4 [9,10].
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Einleitung
Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass der HLA- Genotyp die Schwere des
Krankheitsverlaufes beeinflusst [11].
Auch chronische Virusinfekte, wie Retroviren, Epstein-Barr-Virus und
Cytomegalievirus werden als Auslöser des Sjögren-Syndroms diskutiert. Oft
wird die Erkrankung erst durch weitere Komplikationen diagnostiziert. Dazu
zählen Infektionsneigung in den oberen Atemwegen, Kariesbefall und
Keratokunjunktivitis oder Polyneuropathien, die den Symptomen der multiplen
Sklerose ähneln.
Demnach können an der Ätiologie des Krankheitsbildes virale Erreger (HTLV1, EBV, HCV, Coxsackie Virus 2B) durch Induktion molekularer MimikryMechanismen mitwirken [12]. Ebenfalls scheint ein Östrogenmangel eine
Rolle zu spielen, so dass die vermehrte Prävalenz bei postmenopausalen
Frauen erklärt wäre. Bestimmte Oberflächenmarker der Epithelzellen und der
infiltrierenden
Lymphozyten
(HLA-DR,
CD40,
BCL-2)
bewirken
im
Zusammenspiel einen Apoptose-Schutz der Lymphozyten. Auf der anderen
Seite ist die Apoptose von Epithelzellen, als deren Folge es zu einer Induktion
von Autoantikörpern kommen kann, der entscheidende Schritt in der
Pathogenese des Sjögren-Syndroms [13].
1.1.3.Diagnostik
Unspezifische Symptome wie häufig rezivierende Infekte der oberen
Atemwege, Konjunktivitiden oder Parästhesien stehen am Anfang der
Diagnostik.
Die Diagnose des Sjögren-Syndrom basiert auf Kriterien, die eine Anzahl von
subjektiven und objektiven Zeichen und Symptomen enthalten.
Dazu
wurden
in
den
letzten
drei
Dekaden
verschiedene
Klassifikationskriterien entwickelt [14,15,16,17]. Die Vitali-Kriterien, ein
Fragenkatalog und Klassifikationskriterien sind im Anhang aufgeführt [Tabelle
1 und 2].
Für das primäre Sjögren-Syndrom besteht eine > 90%ige diagnostische
Sensitivität und Spezifität, wenn 4 der 6 Kriterien zutreffen, wobei der
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Einleitung
Autoantikörper- Nachweis auf Anti-SS-A (Ro) und Anti SS-B (La) beschränkt
wird. Für das sekundäre Sjögren-Syndrom besteht eine > 90%ige
diagnostische Spezifität im Vergleich zu einer Kollagenose-Gruppe ohne
Sicca-Syndrom, wenn das 1. oder 2. Kriterium plus 2 der Kriterien 3, 4 und 5
zutreffen (Kriterium 6 ist obligat positiv). Ausschluss–Kriterien sind hierbei: ein
vorbestehendes Lymphom, AIDS, Sarkoidose und eine Graft-Versus-HostReaktion.
Im US-amerikanischen Raum wird mehr Gewicht auf das Vorhandensein von
Anti-SS-A (Ro) und Anti-SS-B (La)
Antikörpern im Serum und auf den
lymphozytären Fokusscore (LFS) sublabialer Drüsen mittels Lippenbiopsie
gelegt. Die Krankheitsspezifität der Anti-SS-B (La) Antikörper ist jedoch
begrenzt. Anti- SS-A (Ro) sind in 60-70% und Anti-SS-B (La) in 35 % der
Seren von Patienten mit Sjögren-Syndrom nachweisbar. Außer beim SjögrenSyndrom werden sie auch bei anderen Erkrankungen des rheumatologischen
Formenkreises gefunden, so z.B. beim SLE.
Neben den klassischen Autoantikörper Anti-SS-A (Ro) und Anti-SS-B (La)
wurden auch weitere Antikörper beschrieben:

Anti Muskarin 3-Rezeptor- Antikörper zeigen mit hoher Sensitivität
extraglanduläre Manifestationen an und hemmen zudem auch die
Speichelproduktion [18]

Anti-Zentromer-Antikörper, die sich in gegen verschiedene Proteine
gerichtete Antikörper (Anti-CENP) unterteilen lassen, lassen eine neue
Entität des Sjögren-Syndroms abgrenzen, das Anti-SS-A- und Anti-SSB negativ ist.

Der Nachweis von IgA-Antikörpern gegen α-Fodrin kann dem
Nachweis
der
klassischen
Marker
Anti-SS-A
und
Anti-SS-B
vorausgehen und spielt somit eine Rolle in der Frühdiagnostik. αFodrin wird bei Apoptosevorgängen gespalten, eines der Spaltprodukte
ist ein Neoantigen, das die Antikörperbildung induziert.
Eingehende Beschreibung der Anti-α-Fodrin Autoantikörper siehe unter:
Einleitung 1.2. Bedeutung der Anti-α-Fodrin-Autoantikörper
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Einleitung
Abbildung 1
Bei Verdacht auf ein Sjögren-Syndrom müssen zunächst objektive Tests zur
Messung der Mund- und Augentrockenheit erfolgen. Für die Messung der
Tränenproduktion hat sich der Schirmertest (verminderte Tränensekretion)
und der Rose-Bengal-Test bewährt, für die Messung der Speichelproduktion
wird der Saxon-Test angewendet. Bewährte bildgebende Verfahren wie die
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Einleitung
Sialographie der Parotis oder die funktionelle Speicheldrüsenszintigraphie
werden zunehmend ersetzt durch eine nicht strahlenassoziierte Bildgebung.
So untersuchten Shimizu et al. [19] in einer retrospektiven Studie mit 79
sonomorphologische Kriterien des Sjögren-Syndroms und kamen zu dem
Ergebnis,
dass die
Kriterien:
multiple
echoarme
Regionen,
multiple
echoreiche Linien und/oder Spots, multiple echoarme Regionen umgeben von
multiplen echoreichen Linien und/ oder Spots die beste Aussagekraft
aufweisen. Morimoto et al. [20] kommen anhand der Untersuchung von fünf
Sjögren-Patienten und 30 gesunden Freiwilligen zu dem Ergebnis, dass die
dynamische MRT-Sialographie mit Zitronensäurestimulation hilfreich zum
Erkrankungsnachweis
ist.
Konkret
wird
die
Fläche
des
Ausführungsgangsystems vor und im zeitlichen Verlauf nach Zitronensäure
als Quotient bestimmt. Bei Sjögren-Syndrom ist die zeitliche Veränderung
dieser Fläche geringer als bei gesunder Parotis.
Die Lippenbiopsie wird noch immer als Standardverfahren zur Diagnostik des
Sjögren-Syndroms eingesetzt. Van Woerkom et al. [21] führen aus, dass
bislang eine fokale Sialadenitis (> 1 Fokus/4mm²) das akzeptierte Kriterium
für die Diagnose eines primären Sjögren- Syndroms darstellt, weisen aber
gleichzeitig darauf hin, dass es sich hier nicht um einen spezifischen Befund
handelt. Aufgrund des Befundes, dass Plasmazellen bei Sjögren-Syndrom
sowohl IgA, IgM und IgG produzieren, wurde die Methode der quantitativen
Immunhistologie erfolgreich eingesetzt (Sensitivität 93%)
Laborergebnisse zeigen eine IgG-, IgM-Erhöhung und ANA-Positivität.
Fakultativ
sind
Antikörper
gegen
Schleimdrüsen;
Antikörper
gegen
zytoplasmatische Antigene; ggf. Kryoglobulinämie; positiver Rheumafaktor.
Differentialdiagnostisch sollte ein Mikulicz-Syndrom und das HeerfordtSyndrom ausgeschlossen werden.
1.1.4.Therapie
Eine externe Therapie der jeweiligen Manifestationen erfolgt symptomatisch.
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Einleitung
Die Symptome der Keratokunjunktivitis sicca werden in erster Linie durch
Substitution von künstlichen Tränen und hochviskösen Augengelen, die frei
von Konservierungsstoffen sein sollten, behandelt. Zusätzlich kann Pilokarpin
oral eingenommen werden.
Der Patient sollte unter regelmäßiger augenärztlicher Mitbetreuung stehen,
um Komplikationen wie Hornhautulzera, Bulbusperforationen, Infektionen und
Schrumpfungen der Konjunktividen zu verhindern.
Bei extremer Augentrockenheit kann ein Verschluss der Tränenkanäle durch
einen Ophthalmologen erfolgen.
Eine Xerostomie ist mit künstlichen Speichelpräparaten behandelbar. Das
Kauen von Kaugummi oder das Spülen der Mundhöhle mit Glycerin- Wasser
wird ebenfalls empfohlen.
Perez et al. [22] beschreiben ein Ungleichgewicht der Matrixmetalloproteasen
3 und 9 einerseits und ihrer Inhibitoren (TIMPs) andererseits als
pathogenetischer Faktor für die Zerstörung der Drüsenazini. Hier könnten
noch zu entwickelnde MMP-Antagonisten therapeutisch eingesetzt werden.
Bave et al. [23] konnten nachweisen, dass die Aktivierung des Typ IInterferon-Systems einen Teufelskreis bei der Autoantikörperproduktion
unterhält. Auch hier lassen sich zukünftige Therapieansätze ableiten.
Kurioserweise scheint aber auch die orale Gabe niedriger IFN-α-Dosen die
Speichelproduktion positiv zu beeinflussen.
Pijpe et al. [24] berichten über den Einsatz des monoklonalen Antikörpers
Rituximab bei primärem Sjögren–Syndrom. Rituximab (MabThera®) ist ein
chimärer Antikörper gegen das B-Lymphozytenantigen CD20.
8 Patienten mit frühem primären Sjögren-Syndrom und 7 Patienten mit
Sjögren-assoziiertem MALT-Lymphom wurden insgesamt viermal mit je
375mg/m² Rituximab behandelt, die Prämedikation erfolgte mit Prednisolon,
Clemastin und Paracetamol. Bei 3 der Patienten mit frühem Sjögren-Syndrom
wurde die Therapie wegen unerwünschter Effekte (Serumkrankheit- ähnliche
Symptome) vorzeitig abgebrochen, während es in der MALT-Gruppe zu
keinen schweren Nebenwirkungen kam.
Bei 3 der letztgenannten Patienten kam es zu einer Vollremission, bei 3
Patienten zu einer stabilen Erkrankung und bei einem Patienten zu einer
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Einleitung
Progression. 4 der 15 Patienten (alle mit frühem Sjögren-Syndrom)
entwickelten Antikörper (HACA), wobei drei hiervon die oben genannten
Nebenwirkungen entwickelten.
Devauchelle-Pensec et al. [25] berichteten über den Einsatz von low-doseRituximab-Infusionen bei 16 Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom mit
reduzierten Nebenwirkungen und guter subjektiver Wirksamkeit.
In einem aktuellen Editorial [26] werden weitere Berichte über die RituximabTherapie bei Sjögren-Syndrom zusammengefasst. Demnach ist die Therapie
mit Rituximab insbesondere bei Patienten mit primärem Sjögren-Syndrom mit
extraglandulären Manifestationen als aussichtsreiche neue Therapieoption
anzusehen. Zusätzlich scheint eine anti-BAFF-Therapie. (B-Zell-aktivierender
Faktor) nützlich zu sein.
Der monoklonale Antikörper Rituximab hatte vor einiger Zeit die Therapie der
Non Hodgkin-Lymphome revolutioniert und wurde auch erfolgreich bei der
Behandlung der rheumatoiden Arthritis sowie anderen Autoimmunopathien
eingesetzt. Der Einsatz beim Sjögren-assoziierten (generalisierten) MALTLymphom ist eine logische Fortentwicklung der Indikationsstellung. Rituximab
scheint aber auch beim primären Sjögren-Syndrom in der Frühphase den
Krankeitsverlauf positiv zu beeinflussen. Bereits 2001 wurde über den Einsatz
des ebenfalls chimären Antikörpers Infliximab (Remicade®) bei SjögrenSyndrom berichtet, ohne dass es zu schweren Nebenwirkungen gekommen
wäre.
1.2. Bedeutung der Antikörper gegen α-Fodrin
Von den eingangs erwähnten Autoantikörpern, die mit dem Sjögren-Syndrom
assoziiert sind (siehe Abb.1) erlangten in letzter Zeit anti-α-Fodrin
Autoantikörper eine besondere Bedeutung.
Hanji und Mitarbeiter [27] identifizierten 1997 ein Spaltprodukt das 120-kDa αFodrin (ein Zytoskelettprotein) als Autoantigen des Sjögren-Syndroms. Sie
postulierten, dass das Vorhandensein der Anti-α-Fodrin-Antikörper (IgA und
IgG) für die Diagnose des Sjögren-Syndrom sehr spezifisch und sehr sensitiv
(96%) ist.
Seite | 16
Einleitung
Watanabe et al. [28] bestätigten den Nachweis dieser Antikörper auch in
einigen Seren Ihrer Patienten mit Sjögren-Syndrom. Ihre Resultate ermutigten
zu der Annahme, dass sich die α-Fodrin-Antikörper als neue serologische
Marker zur Diagnostik des Sjögren-Syndroms neben den klassischen AntiSS-A (Ro)- und Anti-SS-A (La)-Antikörpern anbieten.
Später wurde ein ELISA für die Detektion der α-Fodrin Antikörper etabliert.
IgA-Antikörper gegen α-Fodrin konnten bei 64% und IgG-Antikörper gegen
α-Fodrin bei 55% der Patienten mit primärem SS festgestellt werden. Im
Gegensatz dazu wurden bei den Kontrollen nur einer bzw. drei von 160
Blutspendern mit Antikörpern gegen α-Fodrin gefunden. Ähnlich verhielt es
sich mit dem sekundären SS. Hier wurden Patienten untersucht, bei denen
SLE oder Rheumatoide Arthritis (RA)
als Grundkrankheit vorlagen. Bei
diesen Patienten wurden signifikant mehr IgA- und IgG-Antikörper gegen αFodrin gefunden, als bei denen mit SLE oder RA ohne Sicca -Symptomatik
[29]. Als sensitiven Marker hat auch die Gruppe um Lawind Antikörper gegen
α -Fodrin beschrieben. In diesen Studien fanden sich sowohl bei Jugendlichen
mit SS als auch bei Erwachsenen erhöhte Prävalenzen der α-FodrinAntikörper (45% bis 81%) [30].
Alpha-Fodrin ist ein an das Zytoskelett assoziiertes Protein, welches im Test
in humaner, rekombinant hergestellter Form eingesetzt wird. Alpha-Fodrin ist
ein 240-kDa Protein, das mit β-Spektrinen Komplexe bildet [31]. Ursprünglich
wurde es in Nervenzellen identifiziert [32], es kommt aber in fast allen
Körperzellen vor. Durch Apoptose kann die Proteolyse von α-Fodrin induziert
werden [33], wobei es von der Caspase 3 in zwei Fragmente von 150 und 120
kDa gespalten wird [34]. Auch im Mausmodell des Sjögren-Syndroms konnten
Antikörper gegen Fodrin-Spaltprodukte nachgewiesen werden. Außerdem
führte eine Injektion von Fodrin-Spaltprodukten bei gesunden Mäusen binnen
kurzer Zeit zu einem Sjögren-Syndrom. Somit scheint die Spaltung von
α-Fodrin durch Apoptose ein Hauptstimulus bei der Induktion des SjögrenSyndroms zu sein [35].
Seite | 17
Einleitung
Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die nachweisbare Konzentration
von Fodrin-Antikörpern ein Maß der entzündlichen Aktivität des SjögrenSyndroms
sein
könnte,
da
nach
Glukokortikoidbehandlung
deutlich
rückläufige Werte beobachtet werden konnten.
Die in vivo-Rolle des α-Fodrin (AFN) bei primärem Sjögren-Syndrom wurde
von Miyazaki et al. [36] beleuchtet. Demnach wirkt AFN proliferativ auf Th-1Zellen.
Im Zusammenhang mit Antikörpern gegen -α-Fodrin als Diagnoseparameter
wurde 2004 die Prävalenz von anti-α-Fodrin bei Patienten, die nach
verschiedenen Kriterien klassifiziert worden waren, untersucht.
Im Serum von Patienten, die nach den europäischen ESG-Kriterien
diagnostiziert wurden, findet man zu 73 % IgA- und/oder IgG-Antikörper
gegen α-Fodrin. Dagegen wurden sogar bei 93 % der Patienten, die nach den
spezifischeren San Diego-Kriterien klassifiziert worden waren, Antikörper
nachgewiesen [36].
Außerdem werden α-Fodrin-Antikörper bei Patienten mit Sjögren-Syndrom
und neurologischer Symptomatik deutlich häufiger nachgewiesen als SSA(Anti-Ro)/SSB- (Anti-La) Antikörper, die meistens zur Diagnostik des SS
verwendet werden [37].
In anderen Studien wird allerdings sowohl die Spezifität als auch die
Sensitivität von α-Fodrin-Antikörpern in Frage gestellt [38,39,40,41].
1.3 Das Humane Immundefizienz Virus
Im Jahre 1981 erschienen die ersten Berichte über eine ungewöhnliche
Häufung seltener und tödlich verlaufender Erkrankungen bei zuvor gesunden
homosexuellen Männern (Centers for Disease Control ) [CDC] 1981a, 1981b,
1981c). In den darauf folgenden Monaten wurde als Ursache eine erworbene
Immunschwäche erkannt.
Der älteste, anhand von Blutproben gesicherte Nachweis einer HIV-Infektion
stammt aus Zaire aus dem Jahr 1959 [42].
1983 isolierten die Gruppen um Gallo [43] und Montagnier [44] ein Virus als
ätiologisches Agens für das Acquired Immunodeficiency Syndrome (AIDS).
Seite | 18
Einleitung
Kurz darauf wurde die kausale Beziehung zwischen dem neuen Virus und
AIDS aufgedeckt. Weitere 2 Jahre später war der erste ELISA-Test zum
Nachweis des HI-Virus erhältlich (CDC 1984a).
Die Verbreitung von HIV hat sich in den letzten 25 Jahren zu einer Pandemie
entwickelt, an der nach Schätzung der Organisation UNAIDS bisher etwa 25
Millionen Menschen gestorben sind. Weltweit sind ca. 40 Millionen Menschen
infiziert und 2006 gab es über 4 Millionen Neudiagnosen [45,46].
In Deutschland lebten 2006 rund 56.000 Menschen mit HIV, darunter etwa
47.000 Männer, rund 8500 Frauen und rund 400 Kinder. Bei 8700 Personen
war AIDS bereits ausgebrochen [47].
Im Mai 2005 gelang einem internationalen Forscherteam erstmals der
Nachweis, dass der Ursprung von HIV beim Affen liegt. Das Forscherteam
nahm dazu in der Wildnis des zentralafrikanischen Kamerun 446 Kotproben
freilebender Schimpansen. Etliche Proben wiesen Antikörper gegen SIV
(Simian Immunodeficiency Virus) auf, die Schimpansenversion des HI-Virus.
Zwölf Proben waren fast identisch mit dem HIV-1 bei Menschen.
Die
ursprüngliche Quelle des HI-Virus sind die Schimpansen jedoch nicht. Sie
sollen sich im westlichen Zentralafrika mit SIV oder einem Vorläufer des
Viruses bei anderen Affenarten infiziert haben. Etwa in der Mitte des 20.
Jahrhundert
infizierten
sich
erstmals
Menschen
mit
dem
SIV,
der
anschließend in ihnen zum AIDS verursachenden HIV mutierte. Damit hat der
AIDS-Erreger bereits mindestens zweimal die Artengrenze übersprungen,
nämlich vom Affen zum Menschenaffen und anschließend zum Menschen.
Wie das Virus auf den Menschen übertragen wurde, ist unklar. Man geht
davon aus, dass Jäger, die Affen gejagt und verspeist haben, mit dem Virus
erstmals infiziert wurden.
Eine andere These lautet, dass der Impfstoff für eine Polioimpfung im Jahre
1959 durch Affen, die das Virus trugen, verunreinigt wurde. Danach wurden
im ehemaligen Belgischen-Kongo Schimpansennieren zur Vermehrung des
Impfstoffes verwendet und anschließend hunderttausende Menschen durch
eine Schluckimpfung geimpft, wodurch SIV auf den Menschen übertragen
wurde und zum HIV mutierte [48].
Seite | 19
Einleitung
Allerdings zeigte eine Analyse der Mutationen, dass mit 95-prozentiger
Wahrscheinlichkeit der Ursprung des Stammes HIV-1 vor dem Jahr 1930 zu
datieren ist [49]. Im Februar 2000 wurde eine Probe der verteilten
Schluckimpfungen gefunden und untersucht. Dabei zeigten sich weder
Spuren von HIV noch von SIV [50].
Das Humane Immundefizienz-Virus ist ein Virus, das zu der Familie der
Retroviren und zur Gattung der Lentiviren gehört. HIV gehört zu den
komplexeren Retroviren, die neben den kanionischen retroviralen Genen gag,
und env weitere regulatorische und akzessorische Leseraster besitzen,
namentlich bei HIV-1 tat, rev, vif, vpu, vpr und nef. Das Viruspartikel hat einen
Durchmesser von etwa 100-120 nm und ist von einer Lipoproteinhülle
umgeben. Eingebettet in diese Hülle sind 72 etwa 10 nm große envGlykoproteinkomplexe,
die
aus einem
Transmembranprotein
(gp
41)
bestehen [51]. Gp 120 ist für die Bindung des Virus an die CD4-Rezeptoren
der Zielzellen von entscheidender Bedeutung.
Da die Hülle des HI-Virus aus der Membran der Wirtszelle entsteht, befinden
sich in ihr ebenfalls verschiedene Proteine der Wirtszelle, zum Beispiel HLA
Klasse I- und II-Moleküle.
Mit der Innenseite der Membran sind die durch gag kodierten Matrixproteine
assoziiert. Im Inneren des Virions ist das Viruskapsid (oder core) lokalisiert,
dieses ist aus gag kodierten Kapsidproteinen aufgebaut. Im Kapsid findet sich
das virale Genom (9,2 kb) in Form zweier Kopien einzelsträngiger RNA in
Plusstrangorientierung. Ebenso sind im Kapsid die Enzyme Reverse
Transkriptase (RT), Integrase und Protease sowie einige der akzessorischen
Proteine angeordnet.
Es sind bisher zwei verschiedene Arten von HI-Viren bekannt, die als HIV-1
und HIV-2 bezeichnet werden. Die Homologie zwischen HIV-1 und HIV-2
beträgt auf Aminosäuresequenzebene 45-50%. Sie können in Subtypen
unterteilt
werden,
die
teilweise
in
unterschiedlicher
Häufigkeit
in
verschiedenen Regionen der Welt auftreten. In Mitteleuropa ist zum Beispiel
HIV-1B
am
häufigsten,
besonders
unter
Homosexuellen
und
Drogenabhängigen. HIV-1, das insgesamt häufiger ist, und HIV- 2 ähneln sich
Seite | 20
Einleitung
prinzipiell hinsichtlich des klinischen Infektionslauf und der krankmachenden
Eigenschaften, auch wenn die Infektion mit HIV-2 wohl insgesamt langsamer
verläuft. Die beiden Stämme sehen unter dem Elektronenmikroskop gleich
aus, unterscheiden sich jedoch in der molaren Masse der Proteine und in der
Anordnung und Nukleotidsequenz der Gene. HIV-1 und HIV-2 entstanden
aus unterschiedlichen Typen der bei bestimmten Affenarten vorkommenden
SI-Viren. Von HIV-1 gibt es drei Untergruppen, die mit M, O und N bezeichnet
werden. M steht für "major group" und ist am häufigsten, die O-Gruppe wurde
nach "outlier" ( Sonderfall ) benannt und das N der N-Gruppe steht für new. In
die Gruppe M von HIV-1 fallen mehr als 90% aller HIV-Infektionen, und diese
Gruppe wird wiederum in Subtypen unterteilt, die mit A-K bezeichnet werden.
Die häufigsten sind die Subtypen B (in Nordamerika und Europa), A und D (in
Afrika) und C (hauptsächlich in Afrika und Asien). Eine Koinfektion mit
verschiedenen Subtypen kann dazu führen, dass rekombinante Formen
entstehen, die "circulating recombinant forms" genannt werden.
Die Klassifikation der HIV-Stämme ist entsprechend komplex und nicht
abgeschlossen.
Das HI-Virus wird durch Kontakt mit den Körperflüssigkeiten Blut, Sperma
(auch
Präejakulat),
Vaginalsekret,
sowie
Liquor
cerebrospinalis
und
Muttermilch übertragen. Potentielle Eintrittspforten sind frische, noch blutende
Wunden und Schleimhäute (Bindehaut, Mund-, Nasen-, Vaginal- und
Analschleimhaut) bzw. nicht ausreichend verhornte, leicht verletzliche Stellen
der Außenhaut (Eichel, Innenseite der Vorhaut, Anus). Die häufigsten
Infektionswege sind der Vaginalverkehr oder Analverkehr ohne Verwendung
von Kondomen und die Benutzung unsteriler Spritzen beim intravenösen
Drogenkonsum. Oralverkehr gilt nach jüngsten Studien als weniger infektiös.
Die Ausprägung des Risikos beim Geschlechtsverkehr hängt vor allem von
der Viruskonzentration in der Samenflüssigkeit, im Scheidensekret und der
Viruslast im Blut ab. Diese ist unmittelbar nach der Infektion, bevor sich
ausreichend Antikörper gebildet haben, besonders hoch, nimmt dann aber
zunächst ab und steigt in späten Stadien der Erkrankung wieder an [52].
Bluttransfusionen sind ebenfalls eine mögliche Infektionsquelle, die allerdings
heute in Deutschland durch die 1985 eingeführte Routineuntersuchung der
Seite | 21
Einleitung
Blutspender kaum noch eine Bedeutung hat. Da zwischen der Ansteckung
des Spenders und der Nachweisbarkeit von Antikörpern gegen HIV im HIVTest bis zu drei Monate verstreichen können, werden alle Blutspenden auf die
Anwesenheit des HI-Virus mittels PCR getestet, um diese diagnostische
Lücke zu schließen.
Das Risiko einer Infektion eines Kindes durch eine HIV-infizierte Mutter
während der Schwangerschaft oder während der Geburt wird ohne
Behandlung auf 15-30% geschätzt. Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter
kann das Risiko durch die Gabe antiretroviraler Medikamente und die Geburt
durch Kaiserschnitt auf etwa zwei Prozent vermindert werden. Eine
Übertragung des Virus beim Stillen ist ebenfalls möglich.
Das Risiko, sich durch Küsse anzustecken, kann ausgeschlossen werden,
sofern keine blutenden Wunden, so beispielswiese Verletzungen des
Zahnfleisches, im Mund vorhanden sind. Die HIV-Konzentration in Tränen,
Schweiß
und
Speichel
reicht
für
eine
Ansteckung
nach
heutigem
Erkenntnisstand ebenfalls nicht aus. Außerdem lässt die AIDS-Epidemiologie
eine Infektion durch Insektenstiche äußerst unwahrscheinlich erscheinen.
An Menschen, die einer akuten Ansteckungsgefahr ausgesetzt waren, kann
gegebenenfalls eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) durchgeführt
werden. Nach Ablauf von 48 bzw. 72 Stunden wird eine PEP nicht mehr als
sinnvoll erachtet.
1.3.1. HIV-Tests
Ein HIV-Test darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen
durchgeführt werden, eine Testung ohne das Wissen des Patienten ist
rechtlich unzulässig und kann dementsprechend geahndet werden. In
Deutschland muss ein positiver HIV-Test gemäß Infektionsschutzgesetz in
anonymisierter Form an das Robert-Koch Institut in Berlin gemeldet werden.
HIV-Tests
unterscheiden
sich
in
Suchtests
(z.B.
ELISA)
und
Bestätigungstests (Western-Blot). Wird eine Person im Suchtest positiv
getestet, so ist in vielen Ländern (Deutschland, USA) ein Bestätigungstest
vorgeschrieben.
Seite | 22
Einleitung
Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) ist das gängigste
Nachweisverfahren für HIV im menschlichen Blut. Er besitzt eine Sensitivität
von nahezu 100% und eine Spezifität von mindestens 99,5%.
Der klassische ELISA weist nicht das Virus selbst, sondern Antikörper gegen
HIV-1 und HIV-2 nach, die der Körper im Rahmen einer Immunantwort gegen
das Virus produziert. Seit 1999 können neuere ELISA-Tests noch zusätzlich
einen Bestandteil der Virushülle von HIV-1 nachweisen, das p24-Antigen.
Der Western-Blot weist ausschließlich Antikörper im Blut nach. Im Gegensatz
zum ELISA werden hier jedoch mehrere Arten von Antikörpern nachgewiesen,
die speziell gegen einzelne Proteinbestandteile des Virus gerichtet sind.
Der Test mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) hat von allen Testverfahren
die kürzeste diagnostische Lücke von nur 10-15 Tagen. Hier werden Teile des
Virus selbst über dessen Erbgut in Form von Bruchstücken der RNA
nachgewiesen.
2002 wurde der erste HIV-Schnelltest von der Food and Drug Administration
in den USA zugelassen [53]. In der Regel messen sie Antikörper gegen HIV-1
und HIV-2 aus dem Blut einer Testperson und besitzen daher eine
diagnostische Lücke von bis zu zwölf Wochen.
Mittlerweile ist es außerdem möglich, mit der genotypischen- und der
phänotypischen- Resistenzbestimmung zu testen, ob HI-Virus im Blut von
Patienten bereits Resistenzen gegen antiretrovirale Medikamente entwickelt
hat [54].
1.3.2.Vermehrung des Virus im Körper
Zur Vermehrung benötigt das Virus Wirtszellen, die den CD4-Rezeptor auf
der Oberfläche tragen. Hierzu zählen vor allem die CD4-positiven
T-Helferzellen, die eine wichtige Rolle sowohl in der zellulären als auch in der
humoralen Immunabwehr spielen und unter anderem die Antikörperbildung
unterstützen. Neben den CD4-Rezeptoren sind weiter Co-Rezeptoren für die
Bindung des HI-Virus an der Zelle verantwortlich [55]. Der ChemokinRezeptor CCR5 auf monozytären Zellen und CXCR4-Rezeptoren auf T-Zellen
Seite | 23
Einleitung
sind an der Bindung beteiligt [56,57]. Die unterschiedliche Ausprägung dieser
Rezeptoren
beeinflusst
den
Verlauf
der
HIV-Infektion
und
die
Ansteckungswahrscheinlichkeit [58].
Das HI-Virus baut zur Vermehrung ein RNA-Genom nach der reversen
Transkription in doppelsträngige DNA in das Genom der Wirtszelle ein.
Nach reverser Transkription und Transport in den Zellkern schließt sich die
Integration des Virus-Genoms in das menschliche Erbgut durch ein weiteres
virales Enzym, die Integrase, an. In neueren Arbeiten wurde gezeigt, dass die
virale DNA schon vor der Integration abgelesen wird und virale Proteine
gebildet werden. Demnach liegt die HIV-DNA als integrierte und nichtintegrierte Form vor. Auch existieren zirkuläre Formen von HIV-DNA.
Im weiteren Verlauf folgt die Morphogenese, das heißt, über verschiedene
Interaktionen finden die viralen Bestandteile sowie die RNA zusammen und
formen sich zunächst zu unreifen Virionen, die sich von der Plasmamembran
abschnüren. Durch weitere Reifungsprozesse entsteht das reife Viruspartikel,
bereit für die Infektion der nächsten Zelle. Das Virus in infizierten und
ruhenden CD4-positiven T-Zellen entzieht sich dem Angriff seitens antiviraler
Medikamente
und
des
Immunsystems.
Zu
einer
Aktivierung
dieser
Immunzellen kommt es nach Antigenkontakt, zum Beispiel im Rahmen
gewöhnlicher oder opportunistischer Infektionen. Während die Zelle gegen
einen anderen Krankheitserreger vorgehen will, beginnt sie, Virusproteine zu
produzieren und neue Viren freizusetzen. Diese infizieren dann wiederum
andere Zellen.
1.3.3. Verlauf der HIV-Infektion
Eine unbehandelte HIV-Infektion verläuft in der Regel in mehreren Stadien
(siehe Abbildung 2). Drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung kommt es
meist zu Symptomen einer akuten Infektion [59]. Diese ist meist durch Fieber,
Hautausschläge, orale Ulzerationen und Arthralgien gekennzeichnet. Wegen
der Ähnlichkeit mit grippalen Infektionen bleibt die akute HIV-Infektion meist
unerkannt. Eine frühe Diagnose ist jedoch wichtig. Durch sie können weitere
Infektionen von Sexualpartnern verhindert werden. Erste Studien an Patienten,
Seite | 24
Einleitung
die während der akuten HIV-Infektion antiviral behandelt wurden und nach
einiger Zeit die Therapie absetzten, zeigten, dass die HIV-spezifische
Immunantwort gestärkt wurde [60].
In der folgenden mehrjährigen Latenzphase treten keine gravierenden
körperlichen Symptome auf. Veränderte Blutwerte und eine schleichende
Lipodystrophie bleiben von HIV-Infizierten oftmals unbemerkt. Danach kommt
es vielfach zu ersten Erkrankungen, die auf ein mittelschwer geschwächtes
Immunsystem zurückzuführen sind, jedoch noch nicht als AIDS-definierend
gelten.
Im Verlauf einer HIV-Infektion werden unter anderem die CD4+-T-Helferzellen
kontinuierlich zerstört, was zu einer Schwächung des Immunsystems führt.
Die Zellzerstörung geschieht auf verschiedenen Wegen. Zum einen können
infizierte Wirtszellen auf direktem Wege zerstört werden. Dies geschieht
entweder durch auftretende Membranschäden an der Zelle, die durch
Ein-/Austritte der Viren verursacht werden, oder durch gesunde Zellen des
Immunsystems als gefährlich erkannt und von ihnen zerstört werden. Im
Anschluss an eine akute HIV-Infektion, nach erfolgter virusspezifischer
Immunantwort, ist der Körper in der Regel in der Lage, über einige Jahre die
Menge der zerstörten Zellen durch Produktion neuer Zellen zum größten Teil
zu ersetzen.
Im Median acht bis zehn Jahre nach der Erstinfektion kommt es zu einem
schweren Immundefekt (< 200 CD4-Zellen/Mikroliter). Dieser führt in der
Regel
zu
AIDS-definierenden
Erkrankungen.
Zu
diesen
zählen
opportunistische Infektionen, die durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten
bedingt sind, sowie andere Erkrankungen, wie Kaposi-Sarkom, malignes
Lymphom, HIV-Enzephalopathie und das Wasting-Syndrom.
Seite | 25
Einleitung
(Abbildung 2) Verlauf einer HIV-Infektion/AIDS (Lymphozytenzahl, Viruslast)
1.3.4. AIDS
Das AIDS (Acquired immune Deficiency Syndrome) bezeichnet eine
Kombination von Symptomen, die beim Menschen in Folge der durch
Infektion mit dem HI-Virus induzierten Zerstörung des Immunsystems
auftreten [61].
Diese Symptome bestehen aus Sekundärinfektionen und Tumoren. HIVErkrankungen werden nach der CDC-Klassifikation eingeteilt, die von den USamerikanischen Centers for Disease Control and Prevention erstellt und
zuletzt 1993 überarbeitet wurden.
Die Einteilung basiert auf drei verschiedenen Kategorien, die sich aus dem
klinischen Bild ergeben (A-C) und der Einteilung des CD4-T-Helferzellstatus
(1-3) [62].
Kategorie A bezeichnet eine asymptomatische HIV-Infektion. Unter Kategorie
B werden Krankheiten zusammengefasst, die nicht als AIDS definierend
gelten, aber im Zusammenhang mit einem Immundefizit zu stehen scheinen.
Kategorie C umfasst die AIDS-definierenden Erkrankungen. Es handelt sich
meist um opportunistische oder maligne Erkrankungen, die bei einem
gesunden Immunsystem nicht oder nicht in der beschriebenen Weise
auftreten.
Seite | 26
Einleitung
Die CDC-Klassifikation der Laborkriterien beschreibt die noch vorhandene
Anzahl von CD4-Zellen. Kategorie 1 entspricht mindestens 500 CD4 -Zellen/µl,
Kategorie 2 200-499 und Kategorie 3 unter 200 CD4- Zellen/µl.
1.3.5.Therapie der HIV-Infektion
Durch eine antiretrovirale Therapie (ART), das heißt, die Einnahme von HIVunterdrückenden Medikamenten, und Behandlung von Sekundärinfektionen
kann der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Da das Virus schnell
Resistenzen gegenüber einzelnen Medikamenten entwickelt, hat sich die
Therapie durch gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente durchgesetzt,
die so genannte „ Highly Active Antiretroviral Treatment“ (HAART)
Die antiretrovirale Therapie kann die Lebenserwartung HIV-Infizierter deutlich
verlängern, jedoch keine vollständige Eradikation des Virus und damit keine
Heilung
bewirken.
Zudem
können
schwerwiegende
Nebenwirkungen
auftreten.
Eine einmal begonne ART sollte nicht mehr abgesetzt werden, um
Resistenzbildung zu verhindern. Aus demselben Grund ist eine regelmäßige
Tabletteneinnahme unumgänglich.
Zum besten Startzeitpunkt einer HAART gibt es keinen Konsens, da die
Gefahr an AIDS zu erkranken, gegen die Risiken einer Langzeittoxizität und
Resistenzbildung abgewägt werden müssen. Die Deutsch-Österreichische
Empfehlung zum Therapiebeginn berücksichtig drei Faktoren: das klinische
Bild des Patienten, seinen CD4-Wert und die Viruslast.
Als virologischer Therapierfolg gilt gemeinhin eine Viruslast unter der
Nachweisgrenze von 50 Kopien/ml. Dem liegt die Erfahrung zugrunde, dass
eine Therapie umso dauerhafter wirkt, je schneller und vor allem je tiefer die
Viruslast abfällt (Kempf 1998, Powderly 1999).
Zurzeit
werden
Nukleotidanaloga
Inhibitoren
drei
Wirkstoffklassen
(NRTI),
(NNRTI)
und
angewandt:
Nichtnukleosidische
Protease-Inhibitoren
Nukleosid-
und
Reverse-Transkriptase(PI).
Eine
weitere
Wirkstoffklasse stellen Fusionsinhibitoren wie die Substanz T-20 dar. Um mit
Seite | 27
Einleitung
der Zellmembran der Wirtszelle verschmelzen zu können, binden die
Oberflächenproteine gp120 an die CD4-Rezeptoren. Durch die Bindung
kommt es zu einer Konformationsänderung im Transmembranprotein gp41.
Der
neu
entwickelte
Wirkstoff
T-20
ist
ein
Peptid,
das
die
Konformationsänderung blockiert und somit die Anheftung des Virus
erschwert.
Seine außergewöhnliche Überlebensfähigkeit verdankt das HI-Virus seiner
Wandlungsfähigkeit bzw. seiner schnellen Evolutionsrate. Von den InfluenzaViren zum Beispiel entwickeln sich in derselben Zeit auf der ganzen Welt nicht
einmal halb so viele neue Unterarten wie vom HI-Virus in einem einzelnen
infizierten Menschen. Die lange Inkubationszeit ist ein Problem, da viel
Infizierte unter Umständen noch jahrelang andere Personen infizieren, bevor
ihre Infektion erkannt und von ihnen selbst bemerkt wird.
1.4. Das Diffus-Infiltrative-Lymphozytose-Syndrom (DILS)
DILS ist ein seltenes, dem Sjögren-Syndrom ähnliches Krankheitsbild bei
HIV-infizierten Kindern und Erwachsenen, das in jedem Stadium der HIVErkrankung auftreten
kann (unabhängig von der CD4-Zellzahl). Die
tatsächliche Häufigkeit von DILS ist nicht sicher bekannt.
Eine ausgeprägte Infiltration mit lymphozytären Zellen der exokrinen Drüsen
führt
zu
einer
Xerophthalmie,
Xerostomie
mit
möglichen
massiven
Schwellungen der Speicheldrüsen (Parotiden).
Extraglanduläre Beteiligung bei DILS sind die
lymphozytäre interstitielle
Pneumonie, lymphozytäre Hepatitis, Gastritis, Nephritis, Splenomegalie,
Lymphadenopathie und symmetrische Polyneuropathie [63].
DILS-Neuropathien repräsentieren eine gesonderte Gruppe der HIVassoziierten Neuropathien. Das Krankheitsbild darf nicht mit einem T-ZellLymphom am peripheren Nerv verwechselt werden. Selten erfolgt eine diffuse
Infiltration der Haut unter dem Bild eines Sezary-Syndroms [64].
Seite | 28
Einleitung
Die Prävalenz des DILS liegt bei HIV-Infizierten in der westafrikanischen
Bevölkerung höher als in der weißen amerikanischen, europäischen und afroamerikanischen Bevölkerung.
Diese Diskrepanz mag auf den Einfluss unterschiedlicher Selektionskriterien
bei der Patientenauswahl, durch Medikamente und durch Parasiten, die die
Speicheldrüsen befallen, zurückzuführen zu sein [65].
Das Sjögren-Syndrom bei HIV-Infizierten oder DILS unterscheidet sich von
der idiopathischen Form in folgenden Kriterien:

männliches Geschlecht bevorzugt (wahrscheinlich durch Vorherrschaft
der HIV-Infektion bei Männern in den USA)

massive Schwellung der Parotiden

keine Arthritiden

weniger
Xerophthalmie
und
vermehrte
extrasalivatorische
Lymphinfiltration insbesondere der Lunge, des Magen-Darm-Traktes,
des Nervensystems und der retikuloendothelialen Organe

Ergebnisse serologischer Untersuchungen negativ (zytoplasmatische
Antikörper und Ro- und La-Antikörper)

erhöhte Zahl der CD8+ T-Zellen im Blut und Gewebe

keine Assoziation mit HLA-DR2- oder –DR3
Ätiologisch scheinen bei afro-amerikanischen Patienten HLA-DR5 [66] und
bei Erkrankten aus dem kaukasischen Raum HLA-DR6 und HLA-DR7 [67] für
ein DILS zu prädisponieren.
Auf zellulärer Ebene unterscheidet sich DILS von dem klassischen SjögrenSyndrom durch die Infiltration von CD8+ Lymphozyten intra- und besonders
auch extraglandulär. Das Ausmaß der CD8+ Zellinfiltration in der Lunge und
in der Parotis korreliert mit der zirkulierenden CD8+ Zellzahl.
CD8+ und CD29+ Lymphozyten hemmen in vitro die Replikation des Simian
Immunodefiziens Virus (SIV) [68,69].
Wahrscheinlich unterdrücken deshalb bei DILS-Patienten zirkulierende CD8+
Zellen die Replikation des HIV [70].
Seite | 29
Einleitung
Die Therapie unterscheidet sich nicht grundsätzlich von HIV-Erkrankten ohne
DILS, es werden auch die gleichen symptomatischen Therapieregime wie
beim nicht HIV-assoziiertem Sjögren-Syndrom angewandt.
1.5. Zielsetzung
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist:
1. bei HIV-Patienten die Prävalenz des Sicca-Syndroms bzw. DILS
zu
bestimmen,
2. die Assoziation diagnostischer Marker, insbesondere der Antikörper gegen
α-Fodrin, mit dem Sicca-Syndrom bei HIV-Patienten zu untersuchen.
Seite | 30
Material und Methoden
2 Material und Methoden
2.1. Patienten
Untersucht wurden 196 Patienten aus der HIV-Ambulanz der Medizinischen
Hochschule Hannover, Klinik für Immunologie und Rheumatologie (Leitung:
Prof. Dr. Reinhold E. Schmidt). Die Studie war von der Ethikkommission der
MHH bewilligt worden (Ethik-Nr. 3942). Alle Patienten gaben ihr schriftliches
Einverständnis zur Studienteilnahme.
Das Kollektiv bestand aus Patienten mit einer eindeutigen Diagnose der HIVInfektion in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung (Center of Disease
Control, CDC-Stadien: siehe Abbildung 3).
C2; 5 B1; 2
A1; 12
C3; 54
B2; 16
A3; 17
B3; 20
A2; 31
Abbildung 3
157 Patienten ließen sich nach CDC-Kriterien klassifizieren (Auswertung der
Krankenakten).
Auflistung nach Häufigkeit: C3= 54 Patienten, A2= 31 Patienten, B3= 20
Patienten, A3= 17 Patienten, B2= 16 Patienten; A1= 12 Patienten, C2= 5
Patienten; B1= 2 Patienten
Seite | 31
Material und Methoden
142 Patienten wurden mit einer HAART behandelt, das entspricht 72,4%.
Die Altersspanne der 33 weiblichen und 163 männlichen Personen lag
zwischen 24-73 Jahren. Das Durchschnittsalter betrug 44 Jahre.
Keiner
der
Patienten
erhielt
zum
Untersuchungszeitpunkt
eine
Glukokortikoidtherapie. Ein Sjögren-Syndrom bzw. ein diffus-infiltrativesLymphozytose-Syndrom (DILS) war bei keinem Patienten zum Studienbeginn
bekannt.
2.2. Patienten-Untersuchungen
2.2.1 Fragebogen
Jeder Proband beantwortete nach ausführlicher Erläuterung der Studie einen
Fragebogen. Dieser bestand aus 14 Fragen zur Assoziation des SiccaSyndroms (Mund- und Augentrockenheit) mit Atemwegsinfekten.
Patientenbefragung
Der Abteilung Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover
Assoziation
des
Sicca-Syndroms
(Mund–
und
Augentrockenheit)
mit
Atemwegsinfekten und Antikörpern gegen α-Fodrin
1. Initialen
2. Alter
3. Geschlecht
4. Bemerken Sie seit mindestens 3 Monaten ein ständiges Augenbrennen?
5. Haben sie seit mindestens 3 Monaten ein ständiges Durstgefühl?
6. Hatten Sie im letzten Jahr eine Bindehautentzündung?
Seite | 32
Material und Methoden
7. Wieviele Infekte der Atemwege mit Temperatur über 38,5°C sind bei Ihnen in den letzten
zwei Jahren aufgetreten?
o
keine
o
weniger als 2
o
2
o
2-4
o
mehr als 4
8. Wieviele
Atemwegsinfekte
ohne
Fieber
(z.
B
Schnupfen,
Bronchitis,
Nasennebenhöhlenentzündungen) sind bei Ihnen in den letzten zwei Jahren pro Jahr
aufgetreten?
o
keine
o
weniger als 2
o
2
o
2-4
o
mehr als 4
9. Wieviele
Antibiotikatherapien
wurden
bei
Ihnen
in
den
letzten
zwei
Jahren
durchschnittlich pro Jahr durchgeführt?
o
keine
o
weniger als 2
o
2
o
2-4
o
mehr als 4
10. Wie viele Tage konnten Sie in den letzten zwei Jahren durchschnittlich pro Jahr aufgrund
von Atemwegsinfekten nicht arbeiten? ____ Tage pro Jahr
11. Haben Sie oder Ihr Zahnarzt festgestellt, dass ihre Zähne sehr durch Karies belastet
sind?
Karies ist
o
nicht
o
kaum
o
mäßig
o
stark
o
sehr stark
o ausgeprägt.
Seite | 33
Material und Methoden
12. Wieviele Kronen, Füllungen und Zahnwurzelbehandlungen sind bei Ihnen innerhalb der
letzten 2 Jahre durchgeführt worden?
o
keine
o
weniger als 2
o
2
o
2-4
o
mehr als 4
13. Sind Sie jemals an den Nasennebenhöhlen operiert worden?
o
ja
o
nein
Wenn ja: a) Wann war das? Jahr_____
b) Hat es eine Besserung gebracht?
o
o
Ja, ich leide nur noch unter
o
weniger als 2
o
2
o
2-4 schwere Infekte pro Jahr
nein
14. Verspüren Sie ein ständiges Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen?
o
ja
o
nein
Allen Patienten wurde Blut aus einer Armvene entnommen und sofort zur
Bestimmung von IgA- und IgG-Antikörpern gegen α-Fodrin, der CD4/CD8Zell-Messung und zur Viruslastbestimmung weiterverarbeitet.
Anschließend erfolgte bei allen Patienten ein Schirmer- und ein Saxon- Test.
2.2.2. Der Saxon-Test
Der Saxon-Test ist ein einfacher, kostengünstiger Test zur Quantifizierung der
Speichelproduktion.
Die zu untersuchende Person wird gebeten, auf einer sterilen Kompresse (7,5
x 7,5 cm) für 2 Minuten zu kauen. Diese wird vor und nach dem Test
gewogen. Normale Testpersonen produzieren 3,5 g oder mehr Speichel in 2
min.
Seite | 34
Material und Methoden
2.2.3. Der Schirmer-Test
Der Schirmer-Test dient der objektiven Messung der quantitativen
Tränenflüssigkeitsproduktion bei Sicca-Symptomatik.
Es wird ein 5 mm breiter und 35 mm langer Filterpapierstreifen in den
äußeren Lidwinkel in den Bindehautsack eingehängt. Nach 5 min wird die
Strecke abgemessen, die die Tränenflüssigkeit im Papierstreifen zurückgelegt
hat.
Der Schirmer-Test ergibt eine quantitative Aussage zur Tränenproduktion.
Mehr als 5 mm sind der Normalbefund, während weniger oder genau 5 mm
als pathologisch gelten (Schirmer–Test positiv).
2.3. Labordiagnostik
2.3.1 Die Bestimmung von IgA- und IgG- Antikörpern gegen α-Fodrin im
Immunoassay
IgA- und IgG-Antikörper gegen α-Fodrin wurden im Standardverfahren
(AESKULISA®) bei einem cut-off von 15 U/ml bestimmt. AESKULISA® ist ein
Festphasenimmunoassay
mit
rekombinantem
humanen
α-Fodrin
zur
quantitativen und qualitativen Bestimmung von IgA- bzw. IgG-Antikörpern
gegen α-Fodrin.
Die 1:101 verdünnten Serumproben werden in den Kavitäten, die mit dem
spezifischen Antigen beschichtet sind, inkubiert. Hierbei binden spezifische
Antikörper aus dem Patientenserum- falls vorhanden- an das Antigen auf der
Platte. Ein folgender Waschschritt entfernt ungebundene Serumkomponenten.
Der
nächste
Analyseschritt
beinhaltet
die
Zugabe
von
anti-human
Immunglobulin, das mit Meerrettich-Peroxidase markiert ist (Konjugat). In der
folgenden Inkubationszeit bindet dieses an den zuvor gebildeten AntigenAntikörper-Komplex, nicht gebundene Immunglobuline entfernt der nächste
Waschschritt. Der Nachweis gebundener Antikörper erfolgt mit einer
enzymatischen Farbreaktion ( blau ) des Substrates, die mit verdünnter Säure
abgestoppt
wird
(Farbumschlag
nach
gelb).
Die
Messung
erfolgt
photometrisch. Die Farbentwicklung des Chromogens ist abhängig von der an
Seite | 35
Material und Methoden
den Antigen-Antikörper-Komplex gebundenen Konjugatmenge und somit
direkt proportional zur Antikörperserumkonzentration.
2.3.2. Die CD4- und CD8-Zellzahl-Bestimmung
Die Zahl der CD4- und CD8-Zellen wird mittels der Durchflusszytometrie
direkt aus einer Blutprobe bestimmt. Dazu werden die CD4- und CD8-Zellen
mit Hilfe von monoklonalen Antikörpern mit besonderen FluoreszenzFarbstoffen markiert. Dadurch kann ein Detektor die Zellen erkennen und
zählen, während die Blutprobe an ihm vorbeiströmt.
2.3.3. Die Viruslastbestimmung
Unter der Viruslastbestimmung versteht man die direkte Messung der
Konzentration der Genomäquivalente pro Milliliter Blutplasma. Die hierfür
angewendeten
Methoden
Nukleinsäurenamplifikation
Vervielfältigung
der
beruhen
(d.h.
RNA-Kopien
entweder
der
in
auf
starken,
der
Probe),
dem
genau
meist
Prinzip
der
definierten
durch
PCR
(Polymerase-Chain-Reaction), oder auf einer hohen Verstärkung des
messbaren Signals (branched DNA-Methode (bDNA)). Abhängig von der
verwendeten Methode beträgt die untere Messgrenze derzeit 5 bis 20
Kopien/ml. Die obere Messgrenze liegt bei ca. 10 Millionen Kopien pro ml Blut.
2.3.4 Gegenüberstellung der akquirierten Patientendaten mit Hilfe der
Excelsoftware und Klassifikationskriterien zur Diagnostik des SiccaSyndroms
In
einer
Exceltabelle
wurden
folgende
patientenbezogene
Untersuchungsdaten zur Auswertung aufgelistet: Name, Vorname, Alter,
Geschlecht,
Sicca-bezogene
Symptome
(Augenbrennen,
Durstgefühl,
Bindehautentzündung) - und Allgemeinsymptome (Infekte, mit und ohne
Fieber,
antibiotische
Therapien,
NNH-Operation
in
der
Anamnese,
Arbeitsunfähigkeit wegen Atemwegsinfekten, Karieserkrankung), Ergebnis
des Saxon- und Schirmer-Tests, IgA- und IgG-Antikörper gegen α-Fodrin,
CDC-Label, Zahl der CD4+-T-Helferzellen und der CD8+-Zellen, CD4/CD8Ratio, Viruslast und HAART-Therapie-Regime.
Seite | 36
Material und Methoden
Zur
Diagnostik
des
Sicca-Syndroms
wurden
die
Daten
aus
der
Excelergebnistabelle nach folgenden Kriterien herangezogen:
1. okuläre Symptome ( Augenbrennen)
2. orale Symptome ( Durst, massive Karies, Zahnprothesen)
3. allgemeine Symptome ergänzend zu 1. und 2. ( mehr als 4
rezidivierende Infekte pro Jahr, mehr als 4 antibiotische Therapien pro
Jahr, NNH-Operation, Parästhesien)
4. okuläre Befunde (Schirmer-Test, Bindehautentzündung)
5. Speicheldrüsen-Befund ( Saxon-Test )
6. Autoantikörper ( Anti-α-Fodrin IgA/IgG)
2.3.5. Auswertungen Fragebogenbefunde, Saxon- und Schirmer-Test, αFodrin Antikörper bei 168 Probanden eines MHH-Sommerfestes zur
Normalwertbestimmung [71]
Die folgende Daten aus der Studie [71] wurden zur Normalwertermittlung
verwendet: Ergebnisse des Patientenfragebogens, des Saxon- und SchirmerTests, der IgA- und IgG-Antikörper gegen α-Fodrin. Die Daten wurden
vergleichend mit denen der HIV-Patienten graphisch dargestellt.
2.3.6. Geräte
AESKULISA® α-Fodrin-A ( Enzyme Immunoassay)
AESKU.DIAGNOSTICS,Wendelsheim
REF7162
Germany
AESKULISA® α-Fodrin-G (Enzyme Immunoassay )
AESKU.DIAGNOSTICS,Wendelsheim
REF 3163
Germany
Tecan ELISA-Washer Columbus Plus 8C64
Labsystems Multiscan Plus ELISA Reader Typ 314
ELISA-Medizintechnik, Copyright E.Kulovic
D-79111 Freiburg
Mikrotiter-Platten-Photometer
Seite | 37
Material und Methoden
Feinwaage
Sartorius, Göttingen
Schirmer Tear Test
HAAG-STREIT, UK
ES Kompressen steril
Hartmann, Germany
Glaswaren
Gefäße für Verdünnungen
Wirbelmischer
Mikropipetten 10, 100,200,500,1000 µl
Multipipette
2.3.7. Reagenzien
Probenpuffer: Tris NaCl, BSA, Natriumazid < 0.1% und Thimerosal
Waschpuffer: Tris, NaCL, Tween, Natriumazid < 0.1%
Humanes Serum (verdünnt)
Anti-human Immunglobulin markiert mit Meerettichperoxidase
Stabilisiertes TMB/H2O2
Salzsäure
2.3.8. Software
Synelisa Software Pharmacia, Synelisa 5.0 D(07/99)
Windows Office Word und Excel
GraphPadPrism 4,0
Upjohn Diagnostics
Windows Cooperation
GraphPad Software Inc.
Seite | 38
Material und Methoden
2.4. Statistische Analysen
Die statistische Auswertung einiger der Daten erfolgt anhand einer
Vierfeldertafel mit Hilfe des Fisher’s exact-Tests. Der Fisher’s exact-Test wird
zur Überprüfung von Häufigkeitsverteilungen eingesetzt, also bei Variablen
mit nominalem Skalenniveau.
Diagnostische Vierfeldertafel:
Häufigkeit der Merkmale
krank
pos. Ergebnis
nicht krank
richtig pos.(A)
neg. Ergebnis
falsch pos.(C)
Summe
A+C
falsch pos.(B)
A+B
richtig neg.(D)
C+D
B+D
Gesamtsumme
Mit Hilfe des Fisher’s exact-Tests wird ein p-Wert berechnet. Ab p< 0,05
besteht eine Signifikanz.
Die Berechnung des Fisher´s exact -Tests erfolgt nach der Formel:
(A+B)!x (C+D)! x (A+C)! x (B+D)!
p=
_____________________________
A! x B! x C! x D! x ( A+B+C+D)!
Zur Gegenüberstellung und Signifikanzberechnung wurden die Ergebnisse
aus der Exceltabelle in normal oder pathologisch bzw. ja / nein wie folgt
eingestuft:
Seite | 39
Material und Methoden
1. Schirmer –Test // Saxon-Test: pathologisch / normal,
2. allgemeine Symptome und Merkmale ja/nein: Augenbrennen, Durst,
Konjunktivitis, Parästhesien, mindestens eine Antibiotika-Therapie pro Jahr in
den letzten 2 Jahren, Arbeitsunfähigkeiten in den letzten 2 Jahren mehr als 8
Tage,
3. Laborparameter:
CD4-Zellzahl pathologisch < 600 absolut/μl unterschieden für CD4-Zahl,
CD8-Zellzahl pathologisch > 900 absolut/μl unterschieden für CD8-Zahl,
CD4/CD8-Ratio pathologisch < 0,9
Viruslast pathologisch > 50 Kopien/ ml Blut unterschieden für Viruslast,
IgA-Antikörper gegen α-Fodrin pathologisch > 15 U/l
IgG-Antikörper gegen α-Fodrin pathologisch > 15 U/l.
Folgende Parameter wurden miteinander korreliert und der p-Wert mit dem
Fisher´s exact Test berechnet:
1.
Ergebnis
des
Saxon-Tests
mit
(Tab.
1):
Augenbrennen,
Durst,
Konjunktivitis, Parästhesien, maximal einer Antibiotika-Therapie.
2. Ergebnis des Schirmer-Test mit (Tab. 1): Augenbrennen, Durst,
Konjunktivitis, Parästhesien, maximal einer Antibiotika-Therapie.
3. Ergebnis der Kombination aus sowohl pathologischem Schirmer- als auch
pathologischem Saxon-Test mit (Tab. 2): Augenbrennen, Durstgefühl,
Konjunktivitis, Parästhesien, maximal einer Antibiotika-Therapie,
CD4-Zahl, CD8-Zahl, CD4/CD8-Ratio, Viruslast
4. IgA-Antikörper gegen α-Fodrin mit (Tab. 3): Befund des Saxon-Test und
des Schirmer-Tests, Augenbrennen, Durst, Konjunktivitis, Parästhesien,
Antibiotika-Therapie, Arbeitsunfähigkeiten,
5. IgG-Antikörper gegen α-Fodrin mit (Tab. 4): Befund des Saxon-Test und
des Schirmer-Tests, Augenbrennen, Durst, Konjunktivitis, Parästhesien,
Antibiotika-Therapie, Arbeitsunfähigkeiten.
Seite | 40
Material und Methoden
6. Viruslast zu(Tabl.5): Ergebnisse des Saxon-Test und des Schirmer-Tests,
Augenbrennen, Durst, Konjunktivitis, CD4-T-Helferzellzahl, CD8-T-Zellzahl,
CD4/CD8-Ratio
Die statistischen Ergebnisse des Fisher´s exact -Tests wurden tabellarisch
und graphisch unter Word-Softwareanwendung veranschaulicht.
Das
Computerprogramm
Darstellung
der
Graph
folgenden
Pad
Prism
diente
zur
Korrelationen
graphischen
mittels
des
Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman:
Anti-α-Fodrin IgA-Werte in Korrelation zu: CD4-und CD8-T-Zellen, Viruslast,
CD4/CD8-Ratio jeweils alle Patienten (Abb.12-15),
Anti-α-Fodrin IgG-Werte in Korrelation zu: CD4- und CD8-T-Helferzellen,
Viruslast, CD4/CD8-Ratio jeweils alle Patienten (Abb.16-19),
Viruslast-Werte in Korrelation zu: CD4- und CD8- T-Zellen, CD4/CD8-Ratio
jeweils alle Patienten (Abb.20-22).
Seite | 41
Ergebnisse
3. Ergebnisse
3.1. Fragebogenauswertung mit Ergebnissen:
(in
Klammern
mit
n
gekennzeichnet
jeweils
die
Werte
der
Normalbevölkerung aus der MHH-Sommerfeststudie [71] )
44 Patienten (22%/n:33,7%) klagten seit mind. 3 Monaten über ständiges
Augenbrennen, 35 der Befragten (17,8%/n:13%) verspürten seit mindestens 3
Monaten ein ständiges Durstgefühl.
21 Patienten (10,7%/n:13%) hatten im letzten Jahr eine Bindehautentzündung.
Eine Nasennebenhöhlenoperation wurde in der Vergangenheit bei 19
Patienten (9,7%/n:keine Angaben) durchgeführt, wobei bei 10 Patienten
(5,1%/n:keine Angaben) eine Verbesserung der Beschwerden nach der
Operation erzielt wurde.
69 Patienten (35,2%/n: keine Angaben) verspürten ein ständiges Kribbeln
oder ein Taubheitsgefühl in Armen und Beinen (siehe Abbildung 4).
40
Patientenzahl in %
35
30
25
20
15
normal
10
HIV-Patienten
5
0
Abbildung 4: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Augenbrennen,
Durstgefühl, Konjunktivitis, NNH-Operationen, Parästhesien
In den letzten zwei Jahren erkrankten 107 Patienten an keinen fieberhaften
Infekten (54,59%/n:47%), 46 Patienten (23,4%/n:35%) an weniger als 2
Atemwegsinfekten
mit
Temperaturen
über
38,5°C,
22
Patienten
Seite | 42
Ergebnisse
(11,2%/n:9,8%) litten an 2 fieberhaften Infekten, 17 Patienten (8,68%/n:6,2%)
2 bis 4, und 5 Personen (2,5%/n:2%) gaben an, mehr als 4 Atemwegsinfekte
mit Fieber in den letzten 2 Jahren gehabt zu haben (Abbildung 5a).
60
Patientenzahl in %
50
40
30
normal
HIV-Patienten
20
10
0
keine
<2
2
2 bis 4
Atemwegsinfekte mit Temp. > 38,5°C in den letzten 2 Jahren
Abbildung 5a: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Patienten in %
mit Atemwegsinfekten mit Temperatur über 38,5°C in den letzten 2 Jahren
Keine Infekte ohne Fieber hatten in den letzten 2 Jahren 41 Patienten
(20,9%/n:18%),
weniger
als
2
Infekte
ohne
Fieber
63
Patienten
(32%/n:19,4%), genau 2 31 Patienten (14,8%/n:18%), 2 bis 4 36 Patienten
(18,3%/n: 28%) und mehr als 4 insgesamt 29 Patienten(14,8%/n: 16,6%).
(Abbildung 5b)
35
Patientenzahl in %
30
25
20
normal
15
HIV-Patienten
10
5
0
keine
<2
2
2 bis 4
Atemwegsinfekte ohne Fieber in den letzten 2 Jahren
Seite | 43
Ergebnisse
Abbildung 5b: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Patienten in %
mit Atemwegsinfekten ohne Fieber in den letzten 2 Jahren
113 Patienten (56%/n:55%) wurden in den letzten zwei Jahren antibiotisch
behandelt 24 (12%/n:13%) erhielten 2 bis 4 und 6 (3%/n:20%) über 4
Antibiotikatherapien (siehe Abbildung 6).
60
Patientenzahl in %
50
40
30
normal
20
HIV-Patienten
10
0
insgesamt
2 bis 4
>4
Antibiotikatherapien pro Jahr in den letzten 2 Jahren
Abbildung 6: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Patienten in % mit
antibiotischer Therapie in den letzten 2 Jahren pro Jahr
Arbeitsunfähigkeit bestand bei 15 Patienten (7,6%/n:9,3%) aufgrund eines
Infektes in den letzten 2 Jahren über mehr als 8 Tage.
Die Befragung zum Zahnstatus ergab, dass 75 Patienten (38%n:42%) nicht,
36 Patienten (18%/n:18%) kaum, 45 Patienten (23%/n:15%), 20 (10%/n:16%)
stark und 24 (12%/n:1,7%) sehr stark unter Karies litten (Abbildung 7).
Seite | 44
Ergebnisse
45
40
Patientenzahl in %
35
30
25
20
normal
15
HIV-Patienten
10
5
0
nicht
kaum
mäßig
stark
sehr stark
Zähne durch Karies belastet
Abbildung 7: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Patienten in % mit
Karies (nicht, kaum, mäßig, stark, sehr stark) belastet.
Der Kronen-, Füllungen-, und Zahnwurzelbehandlungsstatus war wie folgt:
102 Patienten (52%/n:40%) keine, 30 (15,3%/n:17,4%) weniger als 2, 18
(9,2%/n:14,5%) genau 2, 22 (11,2%/n:13,3%) mit mehr als 2 bis 4, 4
(2,2%/n:5,8%) mehr als 4 und 9 Patienten waren Prothesenträger.
60
Patientenzahl in %
50
40
30
normal
20
HIV-Patienten
10
0
keine
<2
2
2 bis 4
>4
Kronen, Füllungen und Zahnwurzelbehandlungen in den letzten 2 Jahren
Abbildung 8: Graphische Darstellung der Fragebogenauswertung: Patienten in %
mit Kronen, Zahnfüllungen und Zahnwurzelbehandlungen in den letzten 2 Jahren
Seite | 45
Ergebnisse
3.2. Ergebnisse des Saxon- und Schirmer-Tests
Bei 37 Patienten (18,8%/n: 2%) lag ein pathologischer Saxon-Test vor, 13
Patienten (6,6%n:29%) hatten einen pathologischer Schirmer-Test und in 9
Fällen (4,6 %/n:2%) waren beide Testergebnisse pathologisch.
Patientenzahl in %
30
25
20
15
normal
10
HIV-Patienten
5
0
Saxon
pathologisch
Schirmer
pathologisch
Saxon und
Schirmer
pathologisch
Ergebnisse des Saxon- und Schirmer- Tests
Abbildung 9: Graphische Darstellung der Ergebnisse des Saxon-und des SchirmerTests in %.
3.3 Ergebnisse der Bestimmung von IgA- und IgG-Antikörpern gegen αFodrin
Die Anti-α-Fodrin-Diagnostik der 196 HIV-Patienten - bei 7 Patienten war
keine Antikörperbestimmung möglich - ergab folgende Ergebnisse:
1. IgA positiv: 83 (43,9%/n:6,3%)
2. IgG positiv: 114 (60,3%/n:4,6%)
3. IgA und IgG positiv: 62 (32,8%/n:4,6%)
4. Anti-α-Fodrin IgA und/oder IgG positiv: 131(69,3%)
5. Anti-α-Fodrin negativ: 58 (30,7%)
Seite | 46
Ergebnisse
70
Patientenzahl in %
60
50
40
normal
30
HIV-Patienten
20
10
0
anti-α-Fodrin IgA +
anti-α-Fodrin IgG
+
anti-α Fodrin IgA
und IgG +
Abbildung 10: Graphische Darstellung der Ergebnisse: Prozentsatz der Patienten
bzw. Kontrollen mit IgA-Antikörpern gegen α-Fodrin, IgG-Antikörpern gegen α-Fodrin
und IgA- und IgG-Antikörpern gegen α Fodrin.
Seite | 47
Ergebnisse
3.4. Prävalenz von Parametern der Klassifikationskriterien des SjögrenSyndroms, der α-Fodrin-Antikörper und allgemeiner Symptome bei HIV-
Patientenzahl in %
Infizierten:
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Abbildung 11: Prävalenz von Klassifikationskriterien des Sjögren- Syndroms, der αFodrin-Antikörper und allgemeiner Symptome (mehr als 4 rezidivierende Infekte pro
Jahr, mehr als 4 antibiotische Therapien pro Jahr, NNH-Operation, Parästhesien) bei
HIV-Infizierten siehe auch Symptom-und Befund-Klassifikationen unter 2.3.4
1. Patienten mit Sicca-Symptomen okulär: 43 (21,9%)
2. Patienten mit Sicca-Symptomen oral: 45 (22,9%)
3. Patienten mit Sicca-Symptomen allgemein: 81 ( 41,3%)
4. Patienten mit okulärem Befund: 34 (17,3%)
5. Patienten mit Speicheldrüsenbefund: 37 (18,8%)
6. Patienten mit Autoantikörpern Anti-α-Fodrin IgA/IgG gesamt: 131(66,8%)
Seite | 48
Ergebnisse
Kardinalbefunde der HIV- Patienten mit Sicca-Syndrom
Pat.Nr/Alter Saxon
Sex/Score
Schirmer
α-Fodrin
IgA
α-Fodrin
IgG
CDC
Auge
Durst
Bindeh.
Inf.
>4
3
51
11
C3
B2
C3
C3
B2
B2
A1
B2
C3
A2
A2
C3
C3
ja
ja
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
ja
nein
X
ja
ja
nein
nein
ja
nein
nein
nein
nein
nein
ja
nein
ja
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
nein
ja
51/48/m/6
1,4g
12/18mm
37
61/69/w/6
1,5g
4/4mm
15
104/60/m/6
20/54/m/5
62/40/w/5
67/41/m/5
100/53/m/5
107/42/w/5
161/38/w/5
167/46/m/5
35/47/m/4
78/39/m/4
149/70/m/4
162/37/m/4
163/48/m/4
2,3g
7/5mm
2,6g
18/11mm
24
70
1,5g
4/4mm
15
3,2g
2/5mm
2,2g
20/20mm
0,3g
5/3mm
56
4
16
7
18
33
16
7
27
31
2,9g
<5mm
1,2g
11/12mm
2,5g
3/9mm
3,2g
3,3g
18/28mm
durch
2,3g
6/5mm
2,6g
6/5mm
15
51
92
41
60
18
15
21
16
26
25
216
n.d.
B2
nein
nein
ja
nein
nein
nein
nein
nein
ja
K
stark
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
P
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
CD4
CD8
(absolut/yl) (absolut/yl)
387
1064
362
362
868
863
466
868
209
408
VL
CD4/CD8
Ratio
H
50
50
0,36
X
X
X
X
X
0,42
72
0,47
93963
0,02
50
0,42
982
42407
0,15
985
959
2480
1,03
83
211
4880
0,39
1023
1074
n.b.
0,95
434
1347
96411
0,32
453
1262
0,36
420
515
299
1454
786
1112
50
50
50
50
199
344
20190
0,58
8
(CDC: CDC-Kriterien, Bindeh.: Bindehautentzündung, Auge: Augenbrennen,
Inf. : Infekte >4, K: Karies stark, P: Parästhesien, H: HAART, n.b.: nicht
bestimmbar )
3.5. CD4-Zahl, CD8-Zahl, CD4/CD8-Ratio
150 Patienten (77,3%) [-194 Patienten waren auswertbar-] hatten eine
erniedrigte CD4-T- Helferzellzahl (Norm: 610-1100 /µl).
Die CD8-Zellzahlen waren bei 18 Patienten (9,3%) unter und bei 81 Patienten
(41,8%) über dem Normbereich von 450-900 /µl.
Zusätzlich wurde die CD4/CD8-Ratio (0,9-1,70) für 191 Patienten bestimmt.
Dabei ergaben sich 16 normale (8,4%) und 175 pathologisch erniedrigte
Ergebnisse (91,7%).
3.6. Viruslast
Bei 106 Patienten (54,9%) [-von 193 auswertbaren-] lag die Viruslast unter
der Nachweisgrenze (< 50 Kopien/ml Blut), 89 davon standen zum
Studienzeitpunkt unter einer hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART).
94 Patienten (48,7%) hatten Maximalwerte bis zu 325.000 Kopien/ml, von
diesen 94 wurden 44 antiretroviral behandelt.
Seite | 49
0,81
0,21
0,71
X
X
X
X
X
X
Ergebnisse
3.7 Ergebnisse der statistischen Auswertungen
3.7.1.Saxon-Test und 3.7.2. Schirmer-Test
Eine signifikante Korrelation mit p=0,024 bestand zwischen dem Augenbefund
Konjunktivitis und einem pathologischen Saxon-Test. Die
Ergebnisse des
Schirmer-Tests korrelierten nicht mit Sicca-Symptomen bzw. Parästhesien
und Antibiotikatherapien.
Tabelle 1: Saxon-Test und Schirmer-Test:
Saxon-Test
p-Wert
Schirmer-Test
p-wert
Augenbrennen
n.s.
n.s.
Durstgefühl
n.s.
n.s.
Konjunktivitis
0,024
n.s.
Parästhesien
n.s.
n.s.
Antibiotikatherapien
n.s.
n.s.
Bei den 9 Patienten mit pathologischem Schirmer- und Saxon-Test zeigte sich
eine Korrelation zu Parästhesien, mehr als eine antibiotische Therapie, αFodrin IgA und α-Fodrin IgG und zu der CD4/CD8-Ratio.
Augenbrennen, Durstgefühl, Konjunktividen, CD4-Zellzahl, CD8-Zellzahl, und
Viruslast korrelierten nicht.
Tabelle 2: pathologischer Saxon- und pathologischer Schirmer-Test
pathologischer Saxon-Test und pathologischer Schirmer- Test P-Wert
Augenbrennen
n.s.
Durstgefühl
n.s.
Konjunktivitis
n.s.
Parästhesien
0,002
Antibiotikatherapien
0,004
α-Fodrin IgA
0,006
α-Fodrin IgG
0,005
Seite | 50
Ergebnisse
CD4- Zellzahl
n.s.
CD8-Zellzahl
n.s.
CD4/CD8-Ratio
0,006
Viruslast
n.s.
3.7.3 IgA-Antikörper gegen α-Fodrin
In der Gegenüberstellung der Parameter ergab sich eine signifikante
Assoziation von IgA-Antikörpern gegen α-Fodrin mit den Parametern:
Schirmer-Test, Antibiotika-Therapien, der CD4-Zahl sowie der CD4/CD8Ratio.
Tabelle 3: Anti-α-Fodrin IgA
Anti-α-Fodrin IgA
p-Wert
Saxon-Test
n.s.
Schirmer-Test
0,029
Augenbrennen
n.s.
Durstgefühl
n.s.
Konjunktivitis
n.s.
Parästhesien
n.s.
Antibiotikatherapien
0,029
Arbeitsunfähigkeit
n.s.
CD4-Zellzahl
0,0079
CD8-Zellzahl
CD4/CD8-Ratio
Viruslast
n.s.
0,0006
n.s.
Seite | 51
Ergebnisse
Abb.12-15: Graphische Befunddokumentation der Anti-α-Fodrin IgA Werte in
Korrelation zu (Spearman r): CD4-( r= -0.932) und CD4/CD8-Ratio (r= -0.2488)
signifikant, CD8 T-Helferzellen ( r= 0.03510) und Viruslast (r=0.1516) nicht
signifikant.
Seite | 52
Ergebnisse
3.7.4 IgG-Antikörper gegen α-Fodrin
Eine signifikante Korrelation bestand zwischen dem Anti-α-Fodrin IgG Wert
und der Viruslast.
Tabelle 4: Assoziationen der Antikörper gegen α-Fodrin IgG
Anti-α-Fodrin IgG
p-Wert
Saxon-Test
n.s.
Schirmer-Test
n.s.
Augenbrennen
n.s.
Durstgefühl
n.s.
Konjunktivitis
n.s.
Parästhesien
n.s.
Antibiotikatherapien
n.s.
Arbeitsunfähigkeit
n.s.
CD4-Zellzahl
n.s.
CD8-Zellzahl
n.s.
CD4/CD8-Ratio
n.s.
Viruslast
0,043
Seite | 53
Ergebnisse
Abb.16-19: Graphische Befunddokumentation der Anti-α-Fodrin IgG Werte in
Korrelation zu (Spearman r): CD4 (r=-0.1096)- und CD8 (r=0.5273)- THelferzellen CD4/CD8-Ratio (r=0.1185) statistisch nicht signifikant, Viruslast
(r=0.2899) signifikant.
Seite | 54
Ergebnisse
3.7.5 Viruslast
Die Viruslast korrelierte mit CD4-T-Zellzahl und der CD4/CD8-Zellzahl-Ratio.
Tabelle 5: Viruslast
Viruslast
(Kopien/ml Blut)
p-Wert
CD4-T-Helferzellen
0.0001
CD8-T-Helferzellen
n.s.
CD4/CD8-Ratio
0,0001
Abb.20
Abb.21
Seite | 55
Ergebnisse
Abb. 22
Abb.20-22:
Graphische
Befunddokumentation
der
Viruslast
Werte
in
Korrelation zu (Spearman r): CD8-Zellzahl (r=0.1367) statistisch nicht
signifikant, CD4 (r=-0.2895)- Zellzahl und CD4/CD8-Ratio (r=-0.3740)
signifikant.
Seite | 56
Diskussion
4. Diskussion
Die Prävalenz des Sicca-Syndroms steigt mit zunehmendem Alter. Im
Gegensatz
dazu
sind
nur
subjektive
Augen-
und
Mundtrockenheit
altersunabhängige Beschwerden [71]. Sie sind vermutlich eher Symptome der
Fibromyalgie, von Erkrankungen des depressiven Formenkreises aber auch
Alterungsprozessen und
Stresssituationen etc. die in der Bevölkerung
häufiger vorkommen als das Sjögren-Syndrom [72]. Die Alters- und
Geschlechtsverteilung der HIV-Patienten differiert besonders bei der Zahl der
männlichen
Personen
von
den
Teilnehmern
der
Sommerfeststudie
(Normalbevölkerung). So überwiegen bei den HIV-Patienten mit 88,3 % die
Männer. Bei den Freiwilligen der Normalstudie ließen sich mehr Frauen
(Anteil 63,6 %) untersuchen. Die Betrachtung der Altersverteilung zeigte
vergleichend nur geringe Unterschiede mit einem Durchschnittsalter von 44
(HIV-Patienten) zu 38 (Normale) Jahren und einer Alterspanne von 24-73 zu
18-76 Jahren.
So lassen sich die Fragebogenergebnisse für HIV-Patienten und der
Normalbevölkerung hinsichtlich der subjektiven Sicca-Beschwerden (Abb.4)
unabhängig von der Altersverteilung miteinander vergleichen. Berücksichtigt
muss aber die Geschlechtsverteilung werden, da Frauen häufiger unter
„nicht–Sjögren-Syndrom-bedingten“
Sicca-Beschwerden
leiden,
z.B.
im
Rahmen von Depressionen. Trotz dieser Gesichtspunkte zeigte der
Symptomenvergleich mit der Normalgruppe, dass HIV-Patienten (das
männliche Geschlecht überwiegt hier deutlich) häufiger unter Augenbrennen
und
Durstgefühl
leiden.
Ausweislich
der
statistischen
Signifikanzberechnungen sind diese Symptome jedoch nicht mit dem SiccaSyndrom der 9 HIV-Patienten mit pathologischem Saxon- und Schirmer-Test
korreliert (Tab. 2). Dieses unterstreicht die o.g. Unspezifität der Beschwerden
„trockener Mund und trockene Augen“.
Anders ist die Situation für die Symptomatik „Parästhesien“. Es fand sich eine
signifikante Korrelation mit dem Sicca-Syndrom bei HIV-Infizierten. Ursächlich
sind hier neben Polyneuropathien infolge eines Sjögren-Syndroms die
Initialzeichen einer HIV-assoziierten distal-symmetrischen Polyneuropathie zu
Seite | 57
Diskussion
diskutieren.
Anhand der Fragebogenauswertung ist dieses nicht
zu
differenzieren.
Die Prävalenz einer chronischen Pansinusitis mit und ohne Polyposis nasi,
die eine NNH-Operation erforderlich macht, liegt in der Bevölkerung bei 5-10%
[73]. Mit 9,7% erfragter Häufigkeit einer NNH-Operation haben die HIVPatienten
damit
keine
erhöhte
Prävalenz
schwerer
Nasenneben-
höhlenentzündungen.
Auch zeigte sich kein eindeutiger Hinweis auf eine erhöhte Erkrankungsrate
der HIV-Patienten für Atemwegsinfekte mit und ohne Fieber in den letzten 2
Jahren im Vergleich zur Normalbevölkerung (Abb. 5a u. Abb.5b).
Antibiotika mussten bei dem Gesamtkollektiv der HIV-Patienten vergleichend
mit der Normalstudie nicht vermehrt eingesetzt werden (Abb.6). Die zu
erwartende erhöhte Infektanfälligkeit ließ sich bei Betrachtung aller an HIVErkrankten somit nicht nachweisen, wahrscheinlich als Behandlungserfolg im
Rahmen des HIV-Therapieregimes (HAART).
Das Merkmal „Antibiotikagabe“ korrelierte mit dem Sicca-Syndrom bei der
HIV-Patientengruppe mit pathologischem Schirmer–und Saxon-Test (Tab.2).
„Antibiotikagabe“ korreliert gleichwohl mit der Anti-α-Fodrin IgA- AntikörperBildung (Tab.3) im Gesamtkollektiv der HIV-Infizierten.
Die Notwendigkeit einer antibiotischen Therapie bildet die Aktivität der HIVInfektion mit Immunsuppression ab. Folglich ist die Ausbildung eines SiccaSyndroms davon abhängig. Dieses wird auch unterstrichen durch die
Assoziation des Sicca-Syndroms mit der CD4/CD8-Ratio. Gleichzeitig ist
daraus eine erhöhte Infektanfälligkeit der Sicca-Patienten abzuleiten.
Zusätzlich ist das Sicca-Syndrom mit der Bildung von Antikörpern gegen αFodrin assoziiert (Tab.2).
Die Fragebogenauswertung bei HIV-Patienten hinsichtlich des Zahnstatus
zeigte, dass weniger Zahn-(erhaltende) Behandlungen (Abb.8) erfolgten. Die
Ursache dafür ist möglicherweise, dass sich die HIV-Infizierten aus Angst ihre
Krankheit dem Zahnarzt aus infekt-hygienischen Gründen mitteilen zu
müssen, seltener in zahnmedizinische Behandlung begeben; eventuell
spielen auch monetäre Gesichtspunkte eine Rolle. Auch wäre denkbar, dass
zahnärztlicherseits wegen des deutlich höheren Behandlungsaufwands
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Diskussion
hinsichtlich des HIV-Infektschutzes die Indikationsstellungen zu einem
zahnerhaltenden Eingriff zurückhaltender gestellt werden.
Ein
gesünderer Zahnstatus
ist bei HIV-Patienten
im
Vergleich
zur
Normalbevölkerung nicht anzunehmen, da die Tendenz zu einer vermehrten
Kariesbelastung (Abb.7), insbesondere zu sehr starkem Kariesbefall besteht.
Neben der diskutierten, reduzierten zahnärztlichen Versorgung muss dafür
ursächlich die Speichelpathologie beim Sicca-Syndrom angenommen werden.
18,8% der HIV-Patienten hatten einen pathologischen Saxon-Test, im
Normalkollektiv dagegen nur 2% (Abb.9).
Als weiterer objektiver Sicca-Befund fand sich bei 6,6% der HIV-Patienten ein
pathologischer Schirmer-Test. Diesen Befund hatten paradoxerweise 29%
des Normalkollektives. Wahrscheinlich liegen hier methodisch bedingte
Fehlbestimmungen unter den Sommerfestbedingungen vor. Geht man davon
aus, dass der um einen „Sommerfestfaktor“ korrigierte Normalwert nicht den
Wert des Schirmer-Test der HIV-Patienten übersteigt (<6,6%), ergibt sich
(Abb.9), dass die HIV-Infektion eher zu einem Speicheldrüsenfunktionsdefizit
als zu einer Einbuße der Tränenproduktion führt.
In der Literatur fand sich kein Hinweis auf eine höhere Glandotropie des HIVirus
für
Zellen
der
Speicheldrüsen
als
für
lacrimale
Zellen.
Muzin(Polysaccharidgemisch) und Immunglobulin A sind gemeinsame
Bestandteile von Tränenflüssigkeit und Speichel. Verdauungsenzyme wie die
α-Amylase Ptyalin wird jedoch von den Tränendrüsen nicht synthetisiert. Es
handelt sich also um verschiedene Drüsenzelltypen. Eine unterschiedliche
Gewebsimmunität der Speichel- und Tränendrüsen mit differenter HI-VirusAffinität ist somit anzunehmen und führt möglicherweise zu dem SiccaPhänomen, dass bei HIV-Patienten eher ein trockener Mund als ein trockenes
Auge nachweisbar war. In wie weit hier HAART einen zusätzlichen Einfluss
hat, muss offen bleiben.
Die lokale IgA-Synthese in den Speichel- und Tränendrüsen erklärt die
Assoziation des Sicca-Syndroms mit der IgA-Antikörperbildung gegen αFodrin. IgG-Antikörper gegen α-Fodrin sind als systemische Antikörper
dagegen nicht nur mit dem Sicca-Syndrom sondern auch mit der Viruslast
assoziiert (Tab.4). Die Virus-bedingte Apoptose führt zur Freisetzung von
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Diskussion
Fodrinspaltprodukten als Neoantigenen und damit zur Bildung der IgGAntikörper.
Massive Schwellungen mit Funktionsverlust der Parotiden ist eines der
typischen
klinischen
Zeichen
eines
diffus-infiltrativen-Lymphozytose–
Syndroms (DILS). Wie eingangs beschrieben (siehe Einleitung 1.4.), steht im
Mittelpunkt der DILS-Pathologie die CD8+T-Zelle mit Infiltration der erkrankten
Organe, die bei der initialen Immunantwort nach erfolgter HIV-Infektion eine
wesentliche Rolle spielt [74,75]. Sie besitzt die Fähigkeit, die HIV-Replikation
partiell
zu
kontrollieren.
„Langzeit
Sogenannte
nicht
progrediente
Patienten“ (longterm-non-progressors oder LTNP) sind in der Lage, auch
ohne Therapie (HAART) bei niedriger oder nicht messbarer Viruslast die Zahl
ihrer CD4+T-Zellen stabil zu halten [76]. Diese LTNP-Patienten haben eine
sehr starke HIV-spezifische CD8+T-Zell-Reaktivität. Auch DILS-Patienten
befinden sich häufig in einem weniger fortgeschrittenen Krankheitsstadium
(CDC) [79]. Wahrscheinlich unterdrücken die zirkulierenden CD8+T-Zellen bei
den DILS-Patienten die HIV-Replikation [74].
Die Prävalenz für DILS an einem HIV-Patientengut von 523 Patienten
bestimmte sich mit 3% sicheren und 3,4% möglichen Erkrankungsfällen, d.h.
zwischen 3-6% [77]. Andere Studien geben für die Prävalenz 0,85% [78] und
2,5% an [79]. Damit sind für das hier untersuchte HIV-Krankengut ca. 2-6
DILS-Fälle
zu
erwarten.
Es
wurde
jedoch
keine
DILS-Erkrankung
diagnostiziert. HIV-Patienten mit den Oberflächenantigenen HLA-DR5 bei
afro-amerikanischen und
HLA-DR6 und HLA-DR7 bei kaukasischen
Erkrankten scheinen für die DILS-Erkrankung prädispositioniert zu sein.
Kein
HIV-Patient
Patientengruppe.
des
Als
hier
untersuchten
weiterer
Grund
und
Kollektivs
entsprach
wahrscheinlich
dieser
wichtigster
Diskussionspunkt eines fehlenden DILS-Falls ist anzuführen, dass 142
Patienten zum Studienzeitpunkt mit HAART behandelt wurden. DILS wird als
eine durch Antigene (HI-Virus) ausgelöste Gewebsimmunreaktion aufgefasst
und war seit Einführung der HAART in seiner gesamten Pathologie positiv
beeinflussbar [80].
Das Sjögren-Syndrom ist als Autoimmunerkrankung der Tränen- und
Speicheldrüsen definiert mit Augen- und Mundtrockenheit als klinisches
Kardinalsymptom. Wie eingangs erwähnt, sind diese abzugrenzen von
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Diskussion
Augen-
und
Mundtrockenheit
anderer
Genese.
Die
beschriebenen
unterschiedlichen Aussagen zur Wertigkeit der Anti-α-Fodrin-Antikörper zur
Sicca-Syndrom-Diagnostik können sich darin begründen, dass derzeit
verschiedene Patientengruppen unter dem Begriff des Sjögren-Syndroms
subsummiert werden. Wählt man Patienten mit mehreren objektiven
Merkmalen nach den spezifischen San Diego Kriterien aus, werden in 93%
der Fälle Anti-α-Fodrin-Antikörper positiv nachgewiesen [37,38]. Zusätzlich
sind sie die ersten Entzündungsmarker des Sicca-Syndroms, da sie mit der
entzündlichen Aktivität der Erkrankung korrelieren. Diese Antikörper können
im Krankheitsverlauf zum Therapie-Monitoring eingesetzt werden.
Des Weiteren weisen Untersuchungen mit der Charakterisierung des ILT6
(Immunglobulin-like- Transcripts 6) als genetisches, objektives Merkmal des
Sjögren-Syndroms
die
Anti-α-Fodrin-Antikörper
zur
Diagnostik
dieser
Erkrankung als guten Marker aus [81, 82,83].
Im Vergleich zur Normalbevölkerung (0,1-1%) ist die Prävalenz bei den 196
HIV-Patienten mit einem klinisch manifesten Sicca-Syndrom deutlich erhöht,
übereinstimmend mit den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen [84,85].
In
Seren
von
HIV-Patienten
mit
Sicca-Syndrom
ließen
sich
keine
antinukleären Antikörper (SS-A(Ro) bzw. SS-B (La)) nachweisen [86].
Als kardinales Ergebnis der vorliegenden Arbeit zeigte sich aber, dass mehr
als zwei Drittel der HIV-Patienten (131=69,3%) Autoantikörper gegen α-Fodrin
entwickelt hatten (Abb.10). Es fand sich eine statistisch signifikante
Korrelation
zu
den
die
Aktivität
der
HIV-Infektion
kennzeichnenden
Parametern CD4/CD8-Ratio, CD4-Zellzahl und Viruslast.
Folgende Möglichkeiten zur Antikörperbildung gegen α-Fodrin bei HIVPatienten werden thesenhaft postuliert und unter Einbeziehung der
Untersuchungsergebnisse der 196 HIV-Patienten diskutiert:
1. α-Fodrin Spaltprodukte entstehen aus dem Zytoskelett der CD4-THelferzelle (primäre Zielzelle der HIV-Infektion) durch gesteigerte
Apoptose bei erhöhtem Turnover und Abtötung durch körpereigene
Killerzellen.
2. Zytokine werden freigesetzt bei dem CD4-T-Helferzellzerfall und
initiieren
Autoimmunreaktionen
mit
konsekutiver
α-Fodrin-
Antikörperbildung.
Seite | 61
Diskussion
3. Die lymphozytäre Infiltration (CD4/CD8- Zellen)
der Drüsenzellen
aufgrund nicht durch direkte HIV-Infektion initiierter Immunreaktionen
leitet Apoptoseprozesse ein und unterhält die Antikörperbildung.
4. HIV als Retrovirus infiziert direkt die Drüsenzelle und führt über
chronische
Infektionsprozesse
mit
konsekutiver
Apoptose
zur
Autoantikörperbildung.
Zu These 1: bei den 196 HIV-Patienten fand sich eine signifikante Korrelation
zwischen der pathologisch erniedrigten CD4-Zellzahl, der CD4/CD8-Ratio und
antibiotischen Therapien mit IgA-Antikörpern gegen α-Fodrin. IgG-Antikörper
gegen α-Fodrin korrelierten mit der Viruslast. Die Produktion von IgAAntikörpern gegen α-Fodrin ist offensichtlich abhängig von niedrigen CD4Zellzahlen, auch ausweislich in der Korrelation zu der CD4/CD8-Ratio. Die
daraus folgende Immunsuppression führt zu opportunistischen Erkrankungen,
die antibiotische Therapien erfordern. Niedrige CD4-Zellzahlen sind Folge des
Zellzerfalles, dabei könnten primär auch Spaltprodukte des Zytoskelettes der
CD4-Zellen zur anti-α-Fodrin-Autoantikörperproduktion beitragen.
Gleiche Mechanismen mit CD4- Apoptose werden durch die Menge der HIViren (Viruslast) initiiert (siehe auch These 4).
Die apoptotischen Prozesse setzen verschiedene Zytokine frei, die überleiten
zu These 2: im Verlauf der Erkrankung werden die für TH1-Helferzellen
spezifischen Zytokine (IL2, IFN-γ, IL12, TFN-α) zugunsten der TH2Helferzellen spezifischen Zytokine (IL4 und IL5) vermindert synthetisiert. IL4
und IL5 führt zu einer Hypergammaglobulinämie und einer vermehrten
Allergieneigung mit Produktion von spezifischen Autoantikörpern. Die oben
beschriebene Korrelation zwischen CD4-Zellzahl, CD4/CD8-Ratio und IgAAntikörpern gegen α-Fodrin lässt ebenfalls an diese zytokininduzierte αFodrin-Autoantikörperbildung auf autoimmunologischer-allergischer Ebene
denken [1,87].
Zu These 3: Das DILS zeichnet sich durch eine Infiltration von CD8-Zellen
aus. Histologisch lassen sich bei HIV-Patienten mit Sicca-Syndrom ohne eine
DILS-Klinik
nur
eine
milde
Infiltration
mit
CD8-Zellen
intraglandulär
nachweisen [76]. Bei den 196 HIV-Patienten dieser Arbeit fanden sich keine
Korrelationen zwischen
Anti-α-Fodrin IgA/IgG und CD8-Zellzahlen. Dieses
Seite | 62
Diskussion
Ergebnis spricht gegen eine anti-α-Fodrin-Antikörperbildung in Abhängigkeit
von der CD8-Zellzahl.
142 Patienten der vorliegenden Arbeit erhielten eine antiretrovirale Therapie.
HAART korrelierte nicht mit Anti-α-Fodrin IgA/IgG. In einer histologischen
Studie hatten 48% aller nicht behandelten HIV-Patienten aus Kamerun
Zeichen der lymphozytären Speicheldrüsenerkrankung, aber nur 6% aus dem
Raum der USA, die zu 76% antiretroviral therapiert wurden. HAART
reduzierte somit die Speicheldrüsenbeteiligung bei HIV-Infektion [84].
In der Initialphase der HIV-Infektion könnte es vor einer HAART zu einer
massiven
lymphozytären
Speicheldrüseninfiltration
auch
in
dem
hier
untersuchten Patientengut gekommen sein, die dann eine α-FodrinAntikörperproduktion verursachte. Damit würde sich die hohe Zahl der
Patienten mit α-Fodrin-Autoantikörpern erklären. Die bei 72% der HIVPatienten anschließend durchgeführte HAART müsste dann einen deutlich
reduzierenden Effekt auf die
Nachweishäufigkeit der Antikörper gegen α-
Fodrin auslösen, wenn die lymphozytäre Infiltration der Speicheldrüsen die
Autoantikörperproduktion
unterhält.
Diese
Situation
findet
sich
beim
primären/sekundären Sjögren-Syndrom. Hier kommt es unter Therapie z.B.
mit
Cortison
zu
einem
deutlichen
Abfall
bzw.
Verschwinden
der
Autoantikörper.
Die persistierend hohe Prävalenz der Antikörper gegen α-Fodrin bei HIVInfizierten lässt sich somit nicht mit These 3 erklären.
Zu These 4: Die Korrelation zwischen Viruslast und IgG-Antikörpern gegen αFodrin war signifikant. Auch korrelierte erwartungsgemäß die Viruslast mit der
CD4/CD8-Ratio. Diese Befunde erklären einerseits den unter These 2
aufgeführten Mechanismus der Antikörperbildung gegen α-Fodrin, schließen
aber auch These 4 mit direkter HIV-Infektion der Drüsenzelle nicht aus, zumal
von Retroviren bekannt ist, dass diese eine Glandotropie besitzen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Antikörperbildung durch Apoptose
anderer CD4-Rezeptor tragenden Körperzellen, die im Rahmen der HIVInfektion zugrunde gehen, so z.B. Langerhans`sche-Zellen der Epidermis,
follikuläre dendritische Zellen, antigenpräsentierende Zellen, Gehirnmikroglia,
CD4-Zellen des Darms. Hier schließt sich der Argumentationskreis zu These1
(CD4-T-Zellinfektion).
Seite | 63
Diskussion
Eine multifaktorielle Genese der Bildung von Antikörpern gegen α-Fodrin in
der
Initialphase
der
Infektion
überwiegend
auf
apoptotischer,
autoimmunologisch-allergischer Ebene ist somit anzunehmen, wobei das HIVirus als Antigen die zentrale Rolle spielt. Die Aktivität der Infektion
beeinflusst die Antikörperbildung.
Durch die Bestimmung der Antikörper gegen α-Fodrin ist jetzt auch für HIVPatienten mit Verdacht auf Sicca-Syndrom ein Labormarker verfügbar mit
einer hohen Sensitivität [hier praktisch 100%; war mindestens ein objektiver
Sicca-Befund positiv (Schirmer-/und-oder Saxon-Test) konnten auch Anti-αFodrin Antikörper nachgewiesen werden]. Die Spezifität ist allerdings gering
(14%), da nur ca. jeder 7. Patient mit Antikörpern gegen α-Fodrin auch an
einem
Sicca-Symptom
erkrankt
war,
wahrscheinlich
als
positiver
Therapieeffekt der HAART. Hier ist allerdings in Verlaufsuntersuchungen zu
klären, ob die Patienten mit einer hohen Konzentration der Antikörper gegen
α-Fodrin, insbesondere mit IgA-Antikörpern gegen α-Fodrin, im Verlauf in
einigen Jahren einen trockenen Mund und trockene Augen entwickeln. Diese
Patienten mit Sicca-Syndrom hatten anhand der jetzigen Untersuchung einen
erhöhten Antibiotikabedarf, wahrscheinlich als Folge von vermehrten Infekten
der Atemwege. Bei positiven Antikörpernachweis und noch normaler oder
leicht reduzierter Drüsenfunktion könnte daher im Rahmen einer Studie
evaluiert
werden,
ob
eine
frühzeitige
Indikationsstellung
zur
Hydroxychloroquingabe (Quensyl®) die Entzündung der Drüsen unterdrückt
und deren Funktion erhält.
Seite | 64
Zusammenfassung
5 Zusammenfassung
Das Sicca-Syndrom ist bei HIV-Infizierten ein häufiges Symptom. IgA- und
IgG-Antikörper gegen α-Fodrin sind sensitive Labormarker zur Diagnostik des
Sjögren-Syndroms und Apoptosemarker mit der Option zum Therapiemonitoring.
Aufgabe der vorliegenden Arbeit war, die Prävalenz des Sicca-Syndroms an
einem großen Patientengut von HIV-Infizierten (n=196) und erstmals dessen
Assoziation mit den α-Fodrin-Autoantikörpern zu bestimmen. Dazu wurden
die Patienten nach Symptomen einer Mund- und Augentrockenheit befragt
und diese dann mittels objektiver Tests untersucht. Ferner wurden IgA- und
IgG-Antikörper gegen α-Fodrin mittels ELISA-Technik bestimmt. Die Befunde
wurden mit Parametern der HIV-Erkrankung (CD4/CD8-Zellzahl, Viruslast,
CD4/CD8-Ratio, CDC-Kriterien, HAART) korreliert. Ferner wurden die Daten
zum Sicca-Syndrom bei den HIV-Patienten mit einem Normalkollektiv unter
Berücksichtigung der Alters-und Geschlechtsverteilung verglichen.
Die Prävalenz der Kombination aus Mund- und Augentrockenheit (des SiccaSyndroms) war bei den HIV-Infizierten mit 4,5 % höher als in der
Normalbevölkerung (2,5 %) und betraf überwiegend Männer.
Als Kardinalergebnis dieser Arbeit ließen sich bei mehr als zwei Drittel der
HIV-Patienten (69,3%=131 Patienten) α-Fodrin-Antikörper nachweisen. Diese
waren mit der Aktivität der HIV-Infektion assoziiert. Zusätzlich waren aber
insbesondere auch die IgA-Antikörper gegen α-Fodrin mit dem SiccaSyndrom assoziert. Die Sensitivität der IgA-Antikörper gegen α-Fodrin für die
Mund- und Augentrockenheit lag bei 100%, die Spezifität bei 14%.
Die überwiegend gut durch HAART behandelten HIV-Infizierten hatten
insgesamt im Vergleich zu Kontrollen keine vermehrten Atemwegsinfektionen.
Die Patienten mit Sicca-Syndrom erhielten jedoch häufiger Antibiotika und
haben offenbar eine erhöhte Infektanfälligkeit. Ferner zeigte sich eine
Assoziation der objektiven Trockenheit mit dem klinischen Symptom
„Parästhesien“, jedoch nicht dem subjektiven Klagen über trockenen Mund
und Augen. Das Sicca-Syndrom manifestiert sich bei den HIV-Infizierten
bevorzugt
an
den
Speicheldrüsen
mit
Funktionsdefiziten,
die
Tränenproduktion ist weniger betroffen.
Seite | 65
Zusammenfassung
Da das Sicca-Syndrom mit einer erhöhten Infektneigung assoziiert ist, wären
präventive Maßnahmen sinnvoll. In Zukunft ist zu untersuchen, ob HIVInfizierte mit hohen Antikörperkonzentrationen gegen α-Fodrin ein erhöhtes
Risiko haben, im Verlauf ein Sicca-Syndrom zu entwickeln. In diesem Fall
wäre eine prophylaktische Therapie mit Hydroxychloroquin zu erwägen.
Seite | 66
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Zusammenfassender
Bericht
des
Arbeitsauschusses
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Seite | 77
Anhang
7 Anhang
Tabelle 6: Fragenkatalog zur Erfassung von Augen -und Mundtrockenheit
beim Sjögren-Syndrom ( nach Vitali )
-
Leiden Sie seit mehr als 3 Monaten unter täglicher
Augen- und
Mundtrockenheit?
-
Verspüren sie häufig ein Fremdkörpergefühl ( Sand ) in den Augen?
-
Benutzen Sie Tränenersatzlösung mehr als 3 mal täglich?
-
Leiden sie seit mehr als 3 Monaten unter täglicher Mundtrockenheit?
-
Litten Sie als Erwachsener unter wiederkehrenden oder dauernden
Schwellungen von Mundspeicheldrüsen?
-
Sind Sie gezwungen, zum Schlucken trockener Speisen etwas zu
trinken?
Seite | 78
Anhang
Tabelle 7: Klassifikationskriterien des Sjögren-Syndroms ( nach Vitali )
Okuläre Symptome
Mindestens eine positive Antwort auf die Fragen 1-3
im Fragenkatalog zur Erfassung von Augen-und
Mundtrockenheit beim Sjögren Syndrom nach Vitali
Orale Symptome
Mindestens eine positive Antwort auf die Fragen 4-6
im Fragenkatalog zur Erfassung von Augen –und
Mundtrockenheit beim Sjögren –
Syndrom nach Vitali
Okuläre Befunde
Positiver Schirmer- oder Rose- Bengal-Test
Histologische Befunde
Mind. 1 Lymphoidzell-Fokus ( > 50 mononukleäre
Zellen)
/
4
mm²
Speicheldrüsengewebe
( Lippenbiopsie )
Mindestens
ein
positives
Speicheldrüsen-
Speicheldrüsenszintigraphie
beteilungung
Sialographie
oder
Messung
Ergebnis
oder
des
in
der
Parotisunstimulierten
Speichelflusses.
(1,5ml/15 Min.)
Mind. ein positiver Befund im Antikörpernachweis:
Autoantikörper-
Anti-Ro/SS-A
oder
Anti-La/SS-B
und
/
Nachweis
antinukleäre Antikörper und oder Rheumafaktor
oder
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Lebenslauf
8 Lebenslauf
Name: Astrid Caroline Bornemann
Geburtsdatum: 03.02.1981
Geburtsort: Hannover
Familienstand: ledig
Staatsangehörigkeit: deutsch
Eltern: Vater: Dr. med. Hartmut Bornemann
Mutter: Dipl. Biologin Angelika Bornemann
Schulbildung:
1986-1990 Grundschule, Lüneburger-Damm-Schule
1990-1992 Orientierungsstufe Misburg, Hannover
1992-1999 Gymnasium, Sophienschule, Hannover
1997-1998 Laurens District High School, South Carolina, USA
1999-2002 IGS Roderbruch
Juli 2002 Allgemeine Hochschulreife
Hochschulausbildung:
10/2002 – 04/2009 Studium der Humanmedizin an der Medizinischen
Hochschule Hannover
03/2005 Ärztliche Vorprüfung
08/2006 – 05/2007 Austauschprogramm ERASMUS an die Cardiff University,
Wales
2006 Famulatur Anaestetics, Aylesbury ( London)
2007Famulatur Orthopeadic Surgery, San Francisco General Hospital, CA
USA
03/2008– 2/2009 Praktisches Jahr
04/2009 2. Teil der Ärztlichen Prüfung
06/2009 Approbation als Ärztin
seit 06/2005 Anfertigung der Doktorarbeit „Assoziation von Antikörpern gegen
α-Fodrin mit dem Sicca-Syndrom bei HIV-Infizierten“
Hannover, den………………………….
……………………………………………
( Unterschrift )
Seite | 80
Lebenslauf
9 Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre, dass ich die der Medizinischen Hochschule Hannover zur
Promotion eingereichte Dissertation mit dem Titel“ Assoziation von
Antikörpern gegen α-Fodrin mit dem Sicca-Syndrom bei HIV-Infizierten“
in der Abteilung für Klinische Immunologie unter der Betreuung von Prof. Dr.
med. Torsten Witte ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung
der Dissertation keine anderen als die dort aufgeführten Hilfsmittel benutzt
habe.
Ich habe diese Dissertation an keiner anderen in- oder ausländischen
Hochschule zur Promotion eingereicht. Weiterhin versichere ich, dass ich den
beantragten Titel bisher noch nicht erworben habe.
Hannover, den………………………….
……………………………………………
( Unterschrift )
Seite | 81
Eidesstattliche Erklärung
10 Danksagung
Mein besonderer Dank gilt:
Herrn Prof. Dr. med. Torsten Witte, meinem Doktorvater, der mir in allen
Phasen der Arbeit zu jeder Zeit mit viel Geduld, Rat und Tat zur Seite stand;
Herrn Prof. Dr. med. Reinhold E. Schmidt für die Möglichkeit diese Arbeit in
seiner Klinik durchführen zu können;
den Mitarbeitern der HIV-Ambulanz
und insbesondere meiner Familie.
Seite | 82
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