Winterraps – Hybrid- oder Liniensorten?

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Winterraps – Hybrid- oder Liniensorten?
Winterraps zählt aufgrund der Preisentwicklung derzeit zu den profitabelsten Kulturen im
Ackerbau.
Aber auch aufgrund seiner guten Vorfruchtwirkung ist Raps eine interessante Kultur und
ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Fruchtfolge.
Raps
 hinterläßt eine gute Bodenstruktur
 verbessert die biologische Aktivität des Bodens
 fördert die Entwicklung der Bodenlebewesen
 verbessert den Humusgehalt des Bodens
 reduziert die Aufwendungen für die Bodenbearbeitung der Folgefrucht
Um im Rapsbau erfolgreich zu sein, sollte man vorher einige Überlegungen anstellen.
Neben der richtigen Fruchtfolge und der Auswahl des Bodenbearbeitungs- und
Anbausystems sollte man sich die Frage stellen, welche Kulturlinie angebaut werden soll.
Sowohl die Fruchtfolge, als auch das Anbausystem und der Anbauzeitraum sind für die
Entscheidung, ob Hybrid- oder Liniensorten verwendet werden sollen, von Bedeutung.
 Fruchtfolge
Raps ist in der Fruchtfolge sowohl mit sich selbst, als auch mit zahlreichen anderen
Kulturen (Zuckerrüben, Sonnenblumen, Sojabohnen) unverträglich.
Das heißt, daß zwischen diesen Kulturen einen Mindestabstand von 3 bis 5 Jahren
eingehalten werden soll.
Bei der Verwendung von Liniensorten sollten größere Anbauabstände eingehalten
werden.
 Bodenbearbeitungs- und Anbausystem
Obwohl Raps eine gute und kräftige Wurzelentwicklung hat, braucht Raps eine gute
Saatbeetvorbereitung.
Winterraps wird bereits Ende August bis Anfang September ausgesät.
Alle Maßnahmen der Bodenbearbeitung und der Saatvorbereitung sollten so
vorgenommen werden, daß möglichst viel Feuchtigkeit im Boden bleibt.
Damit sich die Wurzeln rasch entwickeln können, sollten keine Bodenverdichtungen
vorhanden sein.
Besonders in Gebieten unter 700 mm Niederschlag und in trockenen Jahren ist eine
pfluglose Bodenbearbeitung sinnvoll.
Eine flache Bodenbearbeitung (8 bis 10 cm) soll dazu beitragen, daß die Bodenoberfläche
gut eingeebnet ist und die etwas tieferen Bodenschichten ausreichend Feuchtigkeit für
das Ankeimen der Saatkörner haben.
Die Saatgutablage sollte in 1 bis 2 cm erfolgen. Auf trockenem Boden kann die
Ablagetiefe auf 3 bis 4 cm erhöht werden, wenn damit die Ablage in ein feuchtes
Saatbeet erreicht wird.
Wichtig ist unbedingt nach der Aussaat eine Rückverfestigung mittels Druckrollen nach
den Säelementen oder Anwalzen nach der Aussaat.
Aufgrund der rascheren Entwicklung des Wurzelsystems sollte man bei schlechteren
Aussaatbedingungen und für spätere Aussaatzeiten eher Hybridsorten verwenden.
Liniensorten brauchen ideale Aussaatbedingungen.
 Hybrid- oder Liniensorten
Mit dieser Frage wollen wir uns intensiver beschäftigen.
Je nach Standort, Klima, Fruchtfolge und Anbauzeitpunkt gibt es unterschiedliche
Kriterien für diese Entscheidungen.
Je größer die Abweichungen von den idealen Wachstumsverhältnissen sind, desto mehr
haben die Hybridsorten Vorteile gegenüber den Liniensorten.
 Hybridsorten
Was ist eine Hybridsorte?
Hybride sind Kreuzungen zweier Sortenlinien, welche durch die sogenannte Heterosis
positive Eigenschaften besonders gut zur Geltung bringen.
Beim Raps sind diese positiven Eigenschaften der Hybridsorten
o gute Triebkraft
o raschere Jugendentwicklung
o tieferes Wurzelsystem
o beständiger gegen Trockenheit
o verträglicher gegen Spätsaat
o geringerer Saatgutbedarf
o höheres Ertragspotenzial
o besseres Regenerationsvermögen im Frühjahr
Die Aussaatmenge bei Hybridsorten liegt bei 45 bis 55 Körner je m² oder 3,5 bis 4,5 kg
je ha.
 Liniensorten
Trotz der positiven Eigenschaften der Hybridsorten haben die Liniensorten auch in
Westeuropa noch immer einen Marktanteil von rund 50 %.
Liniensorten haben gegenüber den Hybridsorten den Vorteil der
o größeren Sortenvielfalt
o hohe Verträglichkeit zur Frühsaat
o höheren Ölgehalt
o geringere Saatgutpreise je kg Saatgut
Die Aussaatmenge bei Liniensorten sollte 60 bis 80 Körner je m² oder 5,0 bis 6,0 kg je
ha betragen.
 Halbzwerg- und Zwerghybridsorten
Besonders in den letzten Jahren sind sogenannte Halbzwerg- und Zwerghybridsorten
gezüchtet worden und auch in die Sortenregister aufgenommen worden.
Diese Zuchtlinien sind züchterisch in der Entwicklung und hier sind in den kommenden
Jahren große Zuchtfortschritte zu erwarten.
Zwerghybridsorten sind, wie der Name schon andeutet, Rapshybriden mit sehr geringer
Wuchshöhe.
Dadurch sind diese Sorten sehr standfest und haben eine gute Verzweigung der
Seitentriebe.
Durch die geringere Strohmenge sind diese Kulturen leichter zu dreschen. Dadurch
entstehen auch geringere Ernteverluste.
Das Ertragspotenzial der Zwerghybridsorten liegt im Bereich der durchschnittlichen
Liniensorten.
In Praxisversuchen zeigen Zwerghybride zwar eine langsamere, aber doch sehr gute
Wurzelentwicklung im Herbst und auch die Winterhärte ist durch den hohen Zuckergehalt
der Blätter sehr gut.
Auch die Regenerationsfähigkeit im Frühjahr ist sehr zügig.
Da manche Zwerghybridsorten später mit dem Schoßen (Längenwachstum) und dadurch
auch später mit der Blüte beginnen, haben sie eine kürzere Phase für die Ausbildung der
Blüten und Schoten.
Dadurch sind die Zwerghybridsorten weniger trockenheitsresistent, als herkömmliche
Hybrid- oder Liniensorten.
Dies ist besonders in trockenen Klimagebieten und nach Trockenperioden derzeit noch
ein Nachteil.
 Zusammenfassung
Die Entscheidung, welche Linien beim Winterraps verwendet werden sollen, hängt von
klimatischen Bedingungen und den Gegebenheiten des jeweiligen Standortes ab.
Je mehr Streßfaktoren (Trockenheit, Kälte, Bodenverhältnisse) für den Rapsanbau
auftreten, desto vorteilhafter ist die Verwendung von Hybridlinien.
Besonders in Trockengebieten und bei geringen Niederschlägen zeigen die Hybridsorten
wesentlich mehr Widerstandskraft.
Da auch die Jugendentwicklung im Herbst, die Winterfestigkeit und die bessere
Regenerationsfähigkeit bei Hybridsorten ausgeprägter sind, haben sie diesbezüglich einen
Vorteil gegenüber Liniensorten.
Aufgrund der Hybrideigenschaften ist unbedingt ein jährlicher Saatgutwechsel
erforderlich. Ein Nachbau von Hybridsorten ist aufgrund der Aufspaltung der
Kreuzungslinien nicht ratsam.
Liniensorten haben den Vorteil der größeren Sortenauswahl und haben im Durchschnitt
auch einen geringfügig besseren Ölgehalt.
Sie sind eher für die Frühaussaat geeignet. Spätaussaaten (Mitte bis Ende September)
sind mit Liniensorten nicht zu empfehlen.
Halbzwerg- und Zwerghybriden sind züchterisch bereits sehr weit entwickelt.
Man kann erwarten, daß größere Züchtungsfortschritte in den nächsten Jahren zu
erwarten sind.
Diese Züchtungen zeichnen sich schon jetzt durch geringe Strohmenge und dadurch eine
verlustarme Ernte aus.
Der Nachteil der Empfindlichkeit gegen Trockenheit im Frühsommer in der generativen
Phase (Phase der Blüte und Schotenentwicklung) sollte durch Züchtungsfortschritte bald
beseitigt sein.
Jeder Betriebsleiter sollte individuell nach seinem Ermessen die Auswahl der für ihn
richtigen Sorten treffen.
Größere Ertragsunterschiede sind unter normalen Produktionsbedingungen zwischen
Hybrid-, Zwerghybrid- und Liniensorten nicht feststellbar.
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