Tagungsband 30. Tagung 9. - 11.03.2015, Bonn, Deutschland Kakifrüchte - UNECE-Norm und Erläuterungsbroschüre Ulrike Bickelmann (BLE) © BLE, IAT - 2015 1 Kakifrüchte - UNECE-Norm und Erläuterungsbroschüre Ulrike Bickelmann Im Jahr 2012 hat die UNECE-Fachgruppe zur Normung von frischem Obst und Gemüse auf Antrag von Tadschikistan mit der Entwicklung einer Norm für Kakifrüchte und 2013 mit der Erarbeitung einer Erläuterungsbroschüre zu dieser Norm begonnen. Eine Arbeitsgruppe traf sich im November 2013 in Valencia (Spanien) und im Oktober 2014 in Faenza (Italien), um mitten in der Ernte der jeweiligen Produktionsgebiete Proben zur Bebilderung des Normentwurfs bzw. der Normempfehlung auszuwählen und zu fotografieren. Gleichzeitig wurde bei diesen Arbeitstreffen auch geprüft, ob der Normtext praxisgerecht ist. Die Arbeitsgruppe hat einen Vorschlag zur Änderung des Textes der Normempfehlung und eine komplette Bebilderung der Normempfehlung vorgelegt. Im April 2015 wird die UNECE-Fachgruppe über beides entscheiden. Der aktuelle Text der Normempfehlung und der Entwurf der Erläuterungsbroschüre ist als Sitzungsdokument auf der Webseite der UNECE eingestellt: http://www.unece.org/index. php?id=38235#/ Die Teilnehmer der Internationalen Tagung erhalten die einmalige Gelegenheit, die Normempfehlung, den Broschüren-Entwurf und ausgelegte Proben zu bewerten. Kritik, d. h. Zustimmung oder Änderungsvorschläge sind ausdrücklich erwünscht. Im Folgenden werden aus der Normempfehlung die Merkmale und Mängel herausgegriffen, die besonders für Kakifrüchte kennzeichnend sind. Begriffsbestimmung Kakis sind die Früchte der Art Diospyros kaki L. Die Kaki-Sorten lassen sich in vier Gruppen einteilen: Die Sorten der PCNA-Gruppe (Pollination Constant Non Astringent) haben bei der Ernte nichtadstringierende Früchte. Die Früchte sind schon bei der Ernte im knackig-festen Stadium süß und essreif, können aber auch erst verzehrt werden, wenn sie geleeartig weich geworden sind. Wichtige Sorten dieses Typs sind z. B. ‚Fuyu (Fuyugaki)‘ und ‚Jiro‘. © BLE, IAT - 2015 Die Sorten der PVNA-Gruppe (Pollination Variant Non Astringent) haben bei der Ernte nicht-adstringierende Früchte, sofern sie befruchtet wurden, d. h. Samen angesetzt haben. Das Fruchtfleisch ist braun und meist stark mit dunklen Flecken durchsetzt. Parthenokarpe, also samenlose Früchte sind bei der Ernte nicht essreif, können aber verzehrt werden, wenn sie geleeartig weich sind bzw. die Adstringenz künstlich abgebaut wurde. Eine wichtige Sorte dieses Typs ist die z. B. in Italien angebaute ‚Kaki Tipo (Loto di Romagna)‘. Die Früchte der PCA-Gruppe (Pollination Constant Astringent) sind bei der Ernte adstringierend, unabhängig davon, ob Samen angesetzt wurden oder nicht. Das Fleisch ist hell gefärbt. Die Früchte sind essbar, wenn sie geleeartig weich geworden sind oder die Adstringenz künstlich entfernt wurde. Eine wichtige Sorte dieses Typs ist die z. B. in Spanien angebaute Sorte ‚Rojo Brillante‘. Die Früchte der PVA-Gruppe (Pollination Variant Astringent) sind adstringierend, unabhängig von der Befruchtung. Wenn eine Befruchtung stattgefunden hat, ist das Fruchtfleisch bei der Ernte rund um die Samen nicht adstringierend, wenn es braun gefärbt ist. Die Anzahl der Samen spielt keine Rolle. Man muss bei diesen Sorten also entweder warten, bis sie geleeartig weich sind, oder aufschneiden und ggf. eine Frucht verwerfen, wenn sie keine Fleischverbräunung zeigt oder die Adstringenz künstlich entfernen. Eine wichtige Sorte dieses Typs ist die z. B. in Israel angebaute Sorte ‚Triumph‘. Mindesteigenschaften Ganz, mit anhaftendem Kelch, der mit oder ohne Stiel, braun und trocken sein kann: Kakifrüchte verlieren ihren Kelch natürlicherweise sehr selten. Der Stiel wird bei oder nach der Ernte abgeschnitten, um Verletzungen der anderen Früchte im Packstück zu vermeiden. Im Verlauf der Vermarktungsperiode wird der Kelch braun und trocken, was keinen Mangel darstellt. In der Kelchregion entstehen gelegentlich tiefe Risse, die die Früchte beschädigen. Gesund: Kakis können neben Fäulnis und Schim- Kakifrüchte - UNECE-Norm und Erläuterungsbroschüre mel auch physiologische Mängel aufweisen. Sauber: Früchte, die im Kelch oder auf der Frucht nur leichte Spuren von Staub aufweisen, sind praktisch sauber und in allen Klassen zulässig. Verschmutzungen, die darüber hinausgehen, sind unzulässig. Schädlinge: Früchte mit einzelnen Schädlingen, die sich bei Kakifrüchten häufig unter dem Kelch aufhalten, sind praktisch frei von Schädlingen und in allen Klassen zugelassen. Kolonien von Schädlingen sind nicht zulässig. Schäden durch Schädlinge, die das Fleisch beeinträchtigen, sind nicht zulässig. Alle anderen durch Schädlinge verursachten Schäden werden im Rahmen der Schalenfehler bewertet. Reifekriterien Kakifrüchte gehören zu den nachreifende Früchten. Damit eine befriedigende Nachreife möglich ist, dürfen die Früchte nicht zu früh geerntet werden, d. h. sie müssen eine sortentypische Größe erreicht haben und genügend reif sein. Bei der Sorte Rojo Brillante sind die Früchte genügend reif und es kann mit der Ernte begonnen werden, wenn die Früchte zu wenigstens einem Drittel nach Gelb umgefärbt sind. In diesem Stadium werden die Früchte am Beginn der Saison geerntet. Im Verlauf der Saison werden zunehmend gelb bis orange durchgefärbte Früchte geerntet. Klasseneinteilung Kakifrüchte können in drei Klassen eingeteilt werden. Form: Die Früchte der Klasse Extra sollten von der sortentypischen Form kaum abweichen. In Klasse I sind leichte Formfehler und in Klasse II Formfehler zulässig. Missbildungen sind nur im Rahmen der Toleranz zulässig. Färbung: Die unterschiedliche, durch die Reife verursachte Färbung einer Frucht ist kein Mangel. Am Baum sind Kakifrüchte der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Durch die Sonne verursachte Farbfehler werden in Abstufungen in den Klassen akzeptiert: sehr leichte Farbfehler in Klasse Extra, leichte, höchstens 1/8 der Oberfläche der Frucht betreffende Farbfehler in Klasse I und höchstens 1/4 der Oberfläche der Frucht betreffende Farbfehler in Klasse II. Schale: Bei Kakifrüchten treten je nach Sor© BLE, IAT - 2015 2 te und Anbaubedingungen unterschiedliche Schalenfehler auf. Bei der Sorte Rojo Brillante sind verkorkte Linien, die sich vom Kelch zum Blütenende erstrecken, festzustellen. Zur Änderung der Normempfehlung schlägt die UNECEArbeitsgruppe vor, dass die Länge dieser Linien in Summe in Klasse I auf die Strecke von Kelch bis Blütenende und in Klasse II auf zweimal diese Strecke begrenzt wird. Schalenfehler, die stärker flächig auftreten und z. B. durch Reibung verursacht werden, sollten – nach Vorschlag der UNECE-Arbeitsgruppe auf 1/16 in Klasse I und auf 1/8 in Klasse II begrenzt werden. Keinesfalls dürfen diese Schalenfehler eine rissige Verkorkung aufweisen. Diese Grenzen könnten auch auf die Wachstumsrisse angewandt werden, die z. B. bei der Sorte Kaki Tipo bei feucht-warmen Wachstumsbedingungen verstärkt auftreten. Druckstellen: Bei Kakifrüchten sind in Klasse I leichte Druckstellen bis insgesamt 2 cm2 und in Klasse II Druckstellen bis insgesamt 3 cm2 zulässig. Bei der Beurteilung von Druckstellen muss berücksichtigt werden, dass die zulässigen Mängel in den Klassen Extra und I das Fleisch nicht beeinträchtigen dürfen und in Klasse II das Fleisch frei von größeren Mängeln sein muss. Daraus folgt, dass die Druckstellen in Klasse I verfärbt und in Klasse II leicht weich, aber nicht zu tief sein dürfen. Kelch: In Klasse I darf der Kelch leicht beschädigt und in Klasse II beschädigt sein. Fleischbräune: Da Kakifrüchte Tannine enthalten, kann ihr orangefarbenes Fleisch leicht durch braune Verfärbungen beeinträchtigt werden. Diese Verbräunungen treten natürlicherweise auf, wenn sich Samen gebildet haben oder sind bei einzelnen Sorten sortentypisch. Der Geschmack ist durch diese Verbräunungen nicht beeinträchtigt. Diese Verbräunungen sind aber auch ein Zeichen unsachgemäßer Behandlung der Früchte. Nach der Behandlung zur Entfernung der Adstringenz sind die Früchte sehr stoßempfindlich. Sie müssen also sehr schonend sortiert und verpackt werden. Erfahren sie bei der Aufbereitung eine raue Behandlung, reagieren sie mit der Ausbildung von Fleischbräune. Die UNECE schlägt daher vor, dass diese Fleischbräune nur auf höchstens 1/3 der Querschnittsfläche in Klasse I bzw. Herausgegeberin Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Anstalt des öffentlichen Rechts Deichmanns Aue 29 53179 Bonn Deutschland E-Mail: [email protected] Internet: www.ble.de Telefon:+49 (0)2 28 68 45 - 3357 Fax: +49 (0)2 28 68 45 - 3945 Redaktion Referat 223 Der Tagungsband der Internationalen Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Tagungsbands der Internationalen Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse darf in irgendeiner Form ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung reproduziert, übersetzt oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Stand Frühjahr 2015 Veranstaltung 30. Internationale Arbeitstagung Qualitätskontrolle Obst und Gemüse, 9. – 11. März 2015, Bonn, Deutschland © BLE, IAT - 2015