DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RAND0Y- FOGN Beiträge zur Metamorphose und zum Aufbau der kambro­ silurischen Gesteine des Stavanger-Gebietes I GEORG MÜLLER und FRIEDRICH WURM Minera/ogisch-Petrographisches Institut der Universität Kiel MÜLLER, G. & WURM, F.: Die Gesteine der Inselgruppe Randöy-Fogn. Beiträge zur Metamorphose und zum Aufbau der kambro-silurischen Gesteine des Stavanger-Gebietes I. Norsk Geo/ogisk Tidsskrift, Vol. 48, pp. 97-144. Oslo 1969. The metamorphism of the Stavanger district has become weil known through the work of V. M. Goldschmidt (1921). The main point of Goldschmidt's 'lnjektions-Kontaktmetamorphose' is the progressive metamorphism of argillacious sediments and their transition into albite schists and plagioclase gneisses by metasomatic solutions given off from intruded trondhjemitic magmas. However, in contrast to the statements of Goldschmidt, the 'Injektionsgneise' and trondhjemitic intrusions were found to be weakly metamorphosed arkoses, grey­ wackes, quartzites, and argillacious sandstones. Rock fragments and clastic grains of quartz, microcline, oligoclase, homblende, sphene, etc. are weil preserved in a thoroughly re;;rystallized matrix. These obser­ vations are in accordance with the results of zircon investigations published by Kalsbeek (1964). The isolated sills of the Stavanger area are not of trondhjemitic origin because microcline perthite was found to be a very common constituent (up to 25 per cent) in the igneous rocks of Caledonian age. With the exception of these sills the whole Cambro-Ordovician series have been formed into a homogenous matter by Caledonian tectonics. Two systems of fold axes and related linear elements of different age have been checked. The younger phase of deformation shows unequal intensities over the whole district. I. EINLEITUNG V. M. Goldschmidts Untersuchungen zur Metamorphose der kambrosilur­ ischen Gesteine im Raume von Stavanger (1921) erscheinen als in sich ge­ schlossener Problemkreis. Goldschmidt führte am Beispiel der kaledonischen Metamorphite bei Stavanger einen neuen Metamorphosetyp ein- die meta­ somatische lnjektionsmetamorphose. Seine Vorstellung von der metasoma­ tischen Umwandlung von Phylliten schrittweise hin bis zu Feldspatgneisen wurde heftig diskutiert und ging in die Lehrbücher der Petrographie ein. Während viele Autoren, wie z. B. Eskola (1939), die Hypothese Goldschmidts von der Injektionsmetamorphose als Musterbeispiel übernahmen, machte Barth (1952) berechtigte Zweifel an der Stoffbilanz des Goldschmidtschen Modelles geltend. Barth wies darauf hin, dass man ein Sediment nicht allein 98 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM durch Stoffzufuhren in kristalline Schiefer oder gar Granit umwandeln kann, vor allem dann nicht, wenn keine deutliche Volumenzunahme zu beobachten ist. Selbstverständlich müssen auch Stoffabtransporte berücksichtigt werden. Ein weiterer Zweifel an der Hypothese Goldschmidts wurde durch Kals­ beek (1964) geäussert. Kalsbeek kam aufgrund von statistischen Untersuch­ ungen an Zirkonen aus Gesteinen von Stavanger und Umgebung zu der Fest­ stellung, dass die Zirkone der Injektionsgneise Goldschmidts nicht mit denen der Phyllite übereinstimmen. Kalsbeek hält den Unterschied zwischen Phyllit­ und Gneiszirkonen für primär sedimentär. Er glaubt nicht an eine Zirkon­ neubildung in der Grünschieferfazies. Soweit erscheint die Metamorphose im Stavanger-Gebiet als rein petrolo­ gisch-geochemisches Problem. Geht man jedoch auf die grosse Insel Ombo im östlichen Teil des Bokn-Fjords, so findet man als Basis der Insel Phyllite und im Osten und Westen der Insel diesen 'auflagemd die gleichen hellen feinkörnigen Gneise wie auf den benachbarten Inseln und auf dem Festland. Betrachtet man nun die Geologische Karte von Norwegen (N.G.U. Nr. 208), so stossen hier zwei stark divergierende Interpretationen aufeinander. Die Gneise im Westen der Insel sind als Injektionsgneise und Trondhjemite nach Goldschmidt (1921) bezeichnet, die gleichen Gneise im Osten der Insel und auf dem gegenüberliegenden Festland von J0sneset aber als Teile überscho­ bener Decken gedeutet. Hier begegnet man einem grossen Problem, das bst seit hundert Jahren Geologen und Petrographen bewegt hat. In grossen Teilen Westnorwegens liegen auf niedrig metamorphen Phylliten ausgedehnte Gneismassen, die seit jeher für höher metamorph gelten als die unterlagemden Phyllite. C. W. Br0gger (1893) kam bei seinen Untersuchungen der Hardangervidda zu der Erkenntnis, dass die Phyllite und die sie überlagemden Gneise einen autochthonen Verband kambrosilurischer Sedimente darstellen. Die Gneise sollen nach Br0gger (1893) durch Kontakteinwirkungen ehemals auflagernder Intrusivmassen höher metamorph sein als die unterlagemden Phyllite. K. 0. Bj0rlykke (1902), H. Reusch und J. Rekstad glaubten hingegen, dass die Gneise überschobenen Decken zugehören. K. 0. Bj0rlykke (1905) revi­ dierte später seine Meinung und vertrat die Ansicht, dass die Gneise als ein höherer Sparagmithorizont anzusehen sind. Gegen diese Ansicht Bj0rlykkes nahm Kaldhol (1909), dem wir die genauesten geologischen Beschreibungen von Ryfylke und Suldal verdanken, scharf Stellung. Goldschmidt (1916, 1921) nahm zwischen Br0gger und den Anhängern der überschiebungshypothese eine vorsichtige Mittelstellung ein. Als er 1913 zu Probenaufsammlungen in das Gebiet von Stavanger kam, fand er, dass hier die Gneise nicht nur auf den Phylliten lagern, sondern auch mit ihnen in sehr komplexen Verband vorkommen. Die rasch und häufig wechselnde petro­ graphische Ausbildung inspirierte Goldschmidt zu seiner Injektionshypothese. Die nunmehr neu aufgenommenen Untersuchungen im Stavanger-Gebiet wurden von Herrn Prof. Dr. Tom. F. W. B:.uth, Oslo, und Herrn Prof. Dr. F. Karl, Kiel angeregt. Die ursprüngliche Aufgabe war eine Überprüfung der DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 99 Bilanzen metasomatischer Stoffumsätze der Injektionsmetamorphose mit mo­ dernen Untersuchungsmethoden. Da sich sehr bald grundsätzliche Zweifel an der Präsenz einer Injektions-Kontakt-Metamorphose im Sinne Goldschmidts ergaben, musste das Untersuchungsprogramm geändert werden. Die 1966 begonnenen Arbeiten gliedern sich daher a) in die petrographi­ sche Kartierung zur Erfassung des stofflichen Bestandes und Aufbaus der Gesteinsserien und mineralogisch-petrologische, sowie geochemische Unter­ suchungen zur Kennzeichnung der metamorphen Veränderungen des Mineral­ bestandes (G. Müller, Abschnitte 2, 3, 4) und b) petrotektonische Kartierung zur Eingliederung der Serien in den kaledonischen Gebirgsbau und mikro­ skopische Untersuchung des Kristallisations- und Deformationsgeschehens während der Metamorphose, sowie Vergleich der Korngefüge mit den im Felde gemessenen tektonischen Daten (F. Wurm, Abschnitt 5). 2. AUFBAU UND GESTEINSABFOLGE DER KAMBRO-SILURISCHEN SERIEN Die petrographische Kartierung wurde 1966 im Gebiet zwischen Hjelmeland und Fister begonnen und auf die Inseln Rand0y und Fogn ausgedehnt. Herr Lektor T. Birkeland, Stavanger, überliess mir in überaus grosszügiger Weise eine übersichtkarte (1 : 100 000) mit seinen bisherigen Kartierungsergebnissen im Raume Fister, wodurch die Einarbeitung ausserordentlich erleichtert wurde. Figur 1. Lagekarte 1()() GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Geologischer Schnitt durch Randiy sw 400 NE Randdsen 373 300 200 Figur 2. Geologischer Schnitt durch Randöy. Länge: Höhe= 1:2,5 1 Präkambrische Porphyrgranitgneise und Amphibolite 2 Kambro-silurische Phyllite 3 Kambro-silurische Paragneise und Metatuffe 4 Störungen mit relativem Bewegungssinn. Für die Arbeiten auf den Inseln standen die alten Übersichtskarten 1 : 400 000 von Kaldhol (1909), Reusch (1913) und 1 : 100 000 von Gold­ schmidt (1921) zur Verfügung. Im Frühjahr und Sommer 1967 wurden die Arbeiten auf Halsn0y fortgesetzt. Die petrographisch-geologische Kartierung wurde noch einmal von F. Wurm bei der Aufnahme der tektonischen Karte (Tafel 1) kontrolliert und mit den kleinen Inseln ergänzt. Die petrographisch­ geologische Karte liegt uns nunmehr im Massstab 1 : 25 000 vor (Tafel 2). 2.1. Präkambrische Gesteine Die Basis der Insel Rand0y wird von präkambrischen Mikroklin-Porphyr­ graniten eingenommen (Figur 2. - Profil von Rand0y). Die Granite sind von meist N-S-streichenden Amphibolitgängen durchsetzt. Das Alter dieser nur wenige Meter mächtigen Amphibolite ist unbekannt. Bei Dale (Rand0y) ist zu erkennen, dass die Gangspalten noch einmal reaktiviert wurden und aplitisch-pegmatitischen Schmelzen als Aufstiegswege gedient haben. Der Granit wurde in einer Reihe von Proben mikroskopisch untersucht. Er hat folgende petrographische Merkmale: Der Porphyrgranit besitzt das richtungslos körnige Gefüge eines Tiefengesteins. Einzelne Feldspat- und Quarzkörner weisen Rupturen auf, welche durch Quarz, Calcit und Glimmer ausgefüllt wurden. Doch sind diese Erscheinungen mechanischer Beanspruch­ ung nicht stark. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 101 Dominierend sind grosse Mikroklineinsprenglinge (Korngrösse bis zu 50 mm). Sie zeigen meist starke perthitische Botmischungen (Bandtypus) und eine verschwommene Mikroklinvergitterung. Die Mikroklineinsprenglinge enthalten häufig stark serizitisierte idiomorphe Oligoklas-Einschlüsse. Ein anderer meist xenomorpher Mikroklintyp findet sich in der Grund­ masse des Granits. Seine Körner zeigen scharfe Mikroklinvergitterung und nur geringe Botmischungen von Perthit im Spindeltyp. Hypidiomorpher Oligoklas stellt einen bedeutenden Anteil der Grundmasse. Er ist in engen Lamellen polysynthetisch nach (010) verzwillingt und stark serizitisiert. Albit bildet Anwachssäume um den Oligoklas oder kleine xenomorphe Körner. Er ist selten verzwillingt und kaum serizitisiert. In Aggregaten vergesellschaftet sind meist idiomorphe Kristalle von grün­ brauner Hornblende, grünem Biotit, stumpf säuligem Apatit und rundliche Titanite. Hornblende und Biotit sind partiell chloritisiert. Sie umschliessen vereinzelt idiomorphe Zirkone. Quarz füllt als Restkristallisat die intergranularen Räume und verdrängt z. T. alle früheren Kristallphasen. Auch poikilitisch Verwachsungen sind zu beobachten. Das Gestein zeigt lediglich die autometamorphe retrograde Umwandlung des primären Mineralbestandes (Müller 1966). Es finden sich keine An­ zeichen eines Einflusses der kaledonischen Metamorphose auf den Por­ phyrgranit im Niveau 80 m unterhalb der kambrischen Phyllite. Der Modalbestand aus einer 12 000-Punkte-Bestimmung mit dem point counter am Porphyrgranit von Dale (Rand0y) ergibt sich wie folgt: Mikrolin 36 Vol.-%, Oligoklas 22 Vol.-%, Albit 7 Vol.-%, Quarz 27 Vol.-%. Hornblende, Biotit und Chlorit 6 Vol.-%, Apatit, Titanit, Akzes­ sorien 2 Vol.-%. Am östlichen Hof von Breidvik (Rand0y) ist die Grenze des Porphyr­ granites gegen das auflagemde Basissediment frisch aufgeschlossen. Der Granit zeigt ein stark kataklastisches Gefüge. Die Mikroklineinsprenglinge sind unter gleichzeitiger Rekristallisation in kleinere Felder zerlegt worden. Rupturen sind meist durch Quarz, aber auch mit Calcit, Biotit, M'uskowit und Titanit ausgefüllt. Oligoklas ist zu Albit umkristallisiert. Die Serizitfülle ist bei der Um­ kristallisation des Feldspats aufgelöst worden. Quarz ist in lagen- und walzenförmige Aggregate zerlegt worden. Horn­ blende und Biotit sind zu langfasrigen Aggregaten von Kleinkristallen rekristallisiert. Sie sind von neugebildetem Muskowit begleitet, während Chlorit gänzlich verschwunden ist. Hier in Breidvik wie auch am Knarravägen bei Hovda und an anderen SteHen Rand0ys zeigt sich eine deutliche Umformung des präkambrischen Porphyrgranits durch die kaledonische Tektonik. Doch ist die Wirkung der kaledonischen Tektonik nur auf wenige Meter Tiefe beschränkt. 10--20 Meter unterhalb der Grenze gegen die auflagernden 102 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Tabelle 1. Basis-Quarzite und Meta-Arkosen (Liegende Gneise des 1. Phyllithorizontes, bzw. in den unteren Phyllit eingelagert) Probe 53a 53b Mikroklin 29,3 3,3 54 57b 103 4,3 5 15,8 seriz. Oligoklas Albit 5 2,3 Phyllit-Komp.1 7,9 1,0 30 1,3 33,0 10 6329 6228 1,3 0,1 2,5 12,9 35,6 6,3 11 ,I Biotit 0,5 Quarz 66,6 Calcit Akzessorien2 87,5 Mittel 8,4 Vol.-% I, I 24,5 16,3 35,0 13,8 10,9 1,6 57,6 45 62,4 48,3 18,2 55,1 1,4 3,7 2 0,8 0,9 6,5 2,2 0,4 0,4 3 1,3 0,3 4,8 1,5 1 Serizit, Chlorit und Muskowit 1 Titanit, Apatit, Klinozoisit, Erz, Zirkon, Hornblende kambro-silurischen Gesteine ist eine kaledonische Einwirkung auf das Gefüge und den Mineralbestand des Porphyrgranites kaum noch zu bemerken. 2.2. Kambro-silurische met.:'lmorphe Sedimente 2.21. Die Basisquarzite und Meta-Arkosen Die subkambrische Peneplain wird auf Rand0y, wie auch auf dem benachbarten Festland durch eine nur sporadisch vorhandene Folge klastischer Sedimente gekennzeichnet. Entsprechend dem Relief der Pene­ plain sind diese Sedimente in stark wechselnder Mächtigkeit ausgebildet. Auf Rand0y und den im Westen vorgelagerten kleinen Inseln (B0r0yhol­ men) sind es feinkörnige Quarzite und Arkosen von < 15 m Mächtigkeit, die mehr oder weniger grosse Anteile von Phyllit führen oder mit Phylliten wechsellagem. Diese komplex zusammengesetzten Meta-Sedimente lassen sich nicht immer auskartieren und sind deshalb in Figur 2 (Profil von Rand0y) mit in den unteren Phyllit einbezogen. In der petrographischen Karte (Tafel 2) sind Bereiche solcher Basisquarzite und Meta-Arkosen auf Hattholmen SE Byre, B0r0yholmen und NW Hovda (Rand0y) dargestellt. (Siehe Modalanalysen Nr. 6329, 6228 Tab. 1). Das bei Breidvik dem Porphyrgranit auflagemde Sediment (siehe S. I01) ist ein leicht metamorpher feinkörniger Sandstein, der hauptsächlich aus wenig gerundetem Quarz, Mikroklin und Albitkömern (Korn- 0 I00-500 ,um) besteht. Das Zwischen- und Bindemittel setzt sich aus rekristallisiertem Quarz, Biotit und Muskowit (Korn- 0 I0-30 ,um) zusammen. Vereinzelt sind Bruchstücke grobkörnigen Mikrolingranits zu beobachten. Akzessorien sind Apatit, stark abgerundeter rhombischer Pyroxen, oxidierter Titanit, abgerollter oxidierter Epidot und Zirkon (Modaler Mineralbestand 57 b, Tab. 1). DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 103 Neben Quarziten (Tab. 1, Nr. 53 b) sind Meta-Arkosen (Tab. 1, Nr. 53 a) häufig vertreten. Hauptkomponenten sind Quarzkörner und die Bruchstücke von grossen Mikroklinkristallen der präkambrischen Porphyrgranite (Korn0 1-1,5 mm). Das Zwischenmittel wird vorwiegend aus rekristallisiertem feinkörnigen Quarz und Muskowit gebildet (Korn- 0 20-50 ,um). In den Arkoselagen, die häufig mit Quarziten wechsellagern, finden sich dünne Lagen von Calcit und rundliche Calcitaggregate. Die Grenze zwischen Quarzit- und Arkoselagen ist oft durch lagige Hämatitaggregate bezeichnet. Der Prototyp eines aus nur wenig sortiertem klastischen Material auf­ gebauten Meta-Sandsteins (Meta-Grauwacke) ist der Gneis von Hattholmen (Tab. 1, Nr. 6228). Relativ grosse abgerollte Körner von Mikroklin, Oligo­ klas, Quarz, Titan-Hornblende, Titanit und Granitbruchstücke liegen völlig ungeregelt in einem phyllitischen Bindemittel, das aus Serizit, Chlorit, Biotit, Quarz und Calcit zusammengesetzt ist (35 Vol.-%). Die Rekristallisation hat ausschliesslich im Bindemittel gewirkt. Die Probe 54 (Tab. 1) stellt mit 33 Vol.-% Phyllitkomponente einen über­ gangstyp zu den auflagernden Phylliten dar. 2.22. Der untere Phyllithorizont Wie die Basisquarzite ist auch der untere Phyllit nicht im ganzen Unter­ suchungsraum anstehend. Der gesamte Schichtstapel des Kambra-Silurs fällt an der Südostseite des Bokn-Fjords nach Nordwesten ein und verschwindet im Fjord. Der untere Phyllit taucht erst wieder auf der Nordwestseite des Fjordes im Raume Nedstrand aus dem Wasser auf. Ausserdem macht sich noch eine senkrecht zum Geosynklinalverlauf gerichtete Verformung des präkambrischen Untergrundes bemerkbar. Diese drückt sich in NW-SE streichenden flachen Mulden und Sätteln aus. Als Folge dieser Verformung taucht der untere Phyllit westlich Rand0y-Byre unter und kommt erst wieder im Sattelkern einer steilstehenden Falte im östlichen Teil von Fogn zum Vorsehen (siehe Karte Tafel 2). Das äussere Bild und der Mineralbestand der Phyllite sind durchaus nicht einheitlich. Auf Rand0y folgen nördlich Sandanger auf bereits phyllit­ haltige Basissandsteine (Tab. 1, Nr. 54) graue Phyllite (Tab. 2, Nr. 52 und 102), die aus feinen Schichten (0,2-1 mm Dicke) von Serizit und mit ihnen wechsellagernden Quarzitlagen gleicher Dicke aufgebaut sind. Meist im Grenzbereich von Serizit- zu Quarzlagen häufen sich kleine Blättchen blass­ grünen eisenarmen Chlorits. In den Quarzlagen findet sich neben Chlorit neugebildeter idiomorpher Calcit, Klinozoisit und Aggregate feinkörnigen Eisenoxids. In einzelnen Quarzlagen steigt der Calcitanteil bis auf 40 Vol-%. Albit fehlt in den Quarzlagen nie. Doch sind die Gehalte meist < 5 Vol. %. Es handelt sich um neugebildete völlig klare Kristalle, die fast niemals verzwiilingt sind. Sie sind bei der quantitativen mikroskopischen Analyse nur durch ihr negatives Chagrin vom Quarz zu unterscheiden. Abgerollte klastische Schwermineralkörner sind nur vereinzelt zu finden. · 104 GEORG MÜLLER UND FRIEDRJCH WURM Tabelle 2. Probe Serizit Chlorit Quarz Albit Calcit Granat Biotit Graphit Erz Apatit Klinozoisit Phyllite des unteren Phyllithorizontes 52 931 97 102 104 60241 Mittel 43,1 13,8 38,0 2,9 0,4 41,8 8,2 40,6 0,2 43,1 18,8 32,9 1,1 1,9 57,6 3,8 35,3 0,9 0,6 54,9 15,7 20,8 3 ,2 45,1 12,3 35,2 2,2 2,1 2,8 2,7 0,6 2,2 0,2 47,6 Vol.-% 12,1 33,8 1,8 0,5 0,8 0,4 1,2 1,5 0,1 0,2 0,8 0,4 0,5 0,1 0,1 2,6 0,9 5,3 0,3 2,2 0,6 0,4 0,8 Zirkon ist noch am häufigsten zu beobachten. Selten ist Rutil und grüner Turmalin. Idiomorphe stumpfsäulige Apatitkristalle (bis 130 ,um 0) sind als Neu­ bildungen sowohl in den Quarzlagen wie auch im Serizit anzutreffen. Hin­ gegen ist Pyrit und Graphit auf die ehemals tonige Komponente des Sedi­ ments beschränkt. Nördlich Sandanger und am Südosthang des Randäsen folgen auf die grauen Phyllite hellgrüne Quarzphyllite, die von zahlreichen Quarzlinsen (bis zu 80 mm 0) durchsetzt sind. Die Mengenverhältnisse von Quarz zu den Blattsilikaten schwanken ausserordentlich. So wurde in zwei Proben aus dem gleichen Wegaufschluss (150 m östlich Schieferbrüche oberhalb Käda) in der einen ein Verhältnis Phyllosilikate : Quarz 77 : 23 und in der anderen Probe von 8 : 92 bestimmt. Im Durchschnitt liegt der Quarz­ gehalt über 60 Vol.-%. Die grünliche Gesteinsfarbe kommt durch wechselnde Anteile von Klinochlor zustande. Anzeichen des Sedimentationswechsels sind die deutlich erhöhten Hämatit­ gehalte in den obersten 1-2 Metern Quarzphyllit (Tab. 2, Nr. 93 I, 97) an der Grenze zum auflagernden 2. Gneishorizont. Ferner finden sich neben dem Serizit auch Aggregate neugebildeten Biotits und sehr vereinzelt kleine Granatidioblasten. Die Granate sind offenbar nicht bis zum Ende der Metamorphose stabil geblieben. Die wenigen Kristalle in den Phylliten auf Rand0y sind sämtlich durch Fe-Prochlorit und Quarz korrodiert und haben Fe-Oxide entmischt. Die Grenze des unteren Phyllits zum 2. Gneishorizont im Hangenden ist ebensowenig scharf wie die zu den sie unterlagernden Basisgneisen. In den Steinbrüchen, die häufig auf der Phyllit-Gneis-Grenze angelegt sind, wechseln Gneis- und Phyllitlagen von 100-500 mm Mächtigkeit mehrmals mitein­ ander. Die Gneise enthalten zahlreiche dünne Phyllitlagen ( < 1 mm Dicke), welche das Gestein gut spaltbar und die "Schiefer" -Produktion rentabel machen. = DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN Tabelle 3. Unterer Metatuff-Horizont, Basis des 2. Gneishorizontes (Hangendes des 1. Phyllits, z. T. mit Phyllitlagen wechsellagemd) Probe Plagioklas3 Albit Klinozoisit Quarz Hornblende' Biotit Klinochlor Muskowit Serizit Calcit Apatit Titanit Erz 105 48 93 JI 96 95 219 107 Mittel 20,8 18,3 41,8 44,3 17,9 16,3 2,3 42,1 16,4 16,9 5,4 39,1 16,6 1,3 39,6 0,8 0,8 26,7 10,1 2,5 49,2 1,7 6,1 2,4 14,0 25,9 7,8 11,7 6,9 16,1 11,3 1,4 0,7 0,6 0,4 0,1 0,2 0,8 0,3 1,0 1,1 2,4 0,4 2,7 Vol.-% 33,2 14,5 15,1 16,8 3,0 3,6 0,8 7,3 1,3 0,6 0,8 0,3 0,6 16,8 1,3 0,2 0,1 0,1 3,0 19,5 1,0 0,6 0,4 7,7 3,8 0,7 1,1 0,6 3 saussuritisiert ' zum grössten Teil in Aktinolith umgewandelt Auf Fogn zeichnen sich die dunklen Phyllite des unteren Phyllithorizontes durch höhere Graphit- und Granatgehalte aus (Tab. 2, Nr. I04, 6024). Auch hier sind die Granate sämtlich instabil geworden. Kränze von Hämatit und Titanit bezeichnen reliktisch die Umrisse der Idioblasten, während grosse Teile des Granats durch Prochlorit, Biotit, Calcit, Muskowit und Quarz ersetzt sind. 2.23. Der untere Metatuff-Horizont Äusserlich unterscheiden sich die Gneise im Hangenden des unteren Phyllit­ horizontes mit ihren hellen Farben, ihrer Feinkörnigkeit und in der Lage­ rungsfarm nicht wesentlich von den Basisgneisen im Liegenden der Phyllite. Doch ist der Mineralbestand und das Gefüge der Komponenten im Dünn­ schliff in den beiden Gneishorizonten sehr unterschiedlich. Handelt es sich bei den Basisgneisen um metamorph kaum veränderte, nur im Bindemittel rekristallisierte Sandsteine, so sind hingegen die Gneise im unmittelbaren Hangenden der Phyllite stark rekristallisiert. Auffallendste Unterschiede sind das völlige Fehlen von Mikroklin, die starke Präsenz von Albit und Klinozoisit, das Auftreten von Amphibolen und Biotit in den Gneisen, die den Phylliten auflagern. Quarz tritt hingegen stark zurück. Diese Unterschiede fallen sofort beim Vergleich der Mittelwerte in den Tabellen I und 3, und in den Diagrammen der Figur 4 ins Auge. Die Tabelle 3 lässt sich teilen. Die Proben Nr. 48, 93 II und 96 besitzen im Gegensatz zu den anderen Proben phyllitische, quarzitische und calcitische Lagen und sind weitgehend frei von Amphibolen. Von der anderen Gruppe ist die Probe I 07 am repräsentativsten. Sie 106 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM stammt aus dem Gneiszug zwischen den beiden Phyllithorizonten bei Seivag auf Fogn. Das Gestein besteht aus einem Zwischen- und Bindemittel ( ,....., 40 Vol.-%) von feinkörnigem (10-30 ,um 0), neugebildetem Albit, Klino­ zoisit, Quarz, Calcit, Apatit und Titanit, in welchem bis zu 1 mm grosse Plagioklas- und Amphibolkristalle liegen. Die Plagioklase zeigen teilweise noch idiomorphen Habitus, sind jedoch meistens von den Randbereichen her durch Albit und Klinozoisit verdrängt worden. Sie sind saussuritisiert, und es finden sich viele Hinweise, dass auch ein Teil der Albit-Klinozoisit­ Komponenten des Zwischenmittels durch Zerfall und Rekristallisation von Plagioklasen entstanden ist. Dem Klinozoisit-Anteil entsprechend dürfte es sich bei den primären Plagioklasen um Andesin An 35-40 gehandelt haben. Die auffallendste Komponente bilden blassbraune Hornblenden, die häufig nur noch im Kern die Eigenfarbe erkennen lassen. In den Randbereichen und z. T. auch weit in die Kernbereiche eingreifend sind die Hornblenden unter Abscheidung von Titanit-Reaktionssäumen in blassgrünlichen bis völlig farblosen Aktinolith umgewandelt. Während die Lichtbrechung der aktino­ lithisierten Bereiche deutlich erniedrigt ist, sind die Interferenzfarben lebhafter und reichen bis in die 2. Ordnung. Ein grosser Teil des Amphibols ist sekundär in grünen Biotit und in Klinochlor umgewandelt worden. Es finden sich eine Menge Pseudo­ morphosen von Phyllosilikaten nach Amphibol. Nur grössere Amphibole scheinen sich erhalten zu haben. Doch auch diese sind randlieh häufig in Biotit oder Chlorit übergegangen. Die Zusammensetzung der Probe I 07 deutet auf den prämetamorphen Mineralbestand eines andesitischen Tuffes mit Hornblende und 5-10% Quarz E. Kildal (1966) aus dem Gebiet hin. Das ,....., ist Sand/Suldal 50 % Andesin, 35-40 % insofern interessant, ein andesitisches als Gestein kambro-silurischen Alters erwähnt hat. An der Südspitze von Halsn0y steht im gleichen stratigraphischen Niveau zwischen unterem und oberem Phyllithorizont ein ähnlicher Tuff wie auf Fogn an. Die Probe 219 (Tab. 3) enthält noch ungleich mehr Amphibol (49,3 Vol.-%). Auch hier handelt es sich um Mg-Hornblende mit blass--grün­ lichen bis schwach-bräunlichen Eigenfarben, die meist randlieh in Aktinolith. Klinochlor oder Biotit umgewandelt ist. Der sekundäre Biotit hat eine gelb­ bräunliche helle Eigenfarbe, relativ niedrige Lichtbrechung und gehört dem Mg-reicheren Ende der Biotit-Mischkristallreihe an. Sowohl die Hornblende selbst, wie ihre Umwandlungsprodukte Klinochlor und phlogopitischer Biotit und der niedrige Erzgehalt deuten darauf hin, dass es ein relativ eisenarmes andesitisches Magma gewesen sein muss, aus dem die Tuffe gebildet wurden. Auch auf Rand0y finden sich in den Gneisen unmittelbar über dem unteren Phylltthorizont solche amphibolreichen Tufflagen (Nr. 95, Tabelle 3). Die Tufflagen wechseln im Dünnschliff mit Phyllit- und Calcitlagen (Nr. 96, Tabelle 3). Daneben treten auch Gneise auf, die neben Phyllit- und Quarzit­ lagen völlig rekristallisierte tuffogene basische Plagioklase, jedoch keine Amphibole enthalten (Nr. 48 und 93 II. Tabelle 3). Die Mächtigkeit des DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 107 unteren Tuffhorizontes beträgt nur einige Meter. Im oberen Teil der Stein­ brüche bei Käda und Sandanger gehen die Tuffe in Mischgneise über, welche zu den Arkosen des 2. Gneishorizontes überleiten. Neben den Tuffkompo­ nenten tritt in zunehmendem Masse wieder die Verwitterungsfracht der präkambrischen Porphyrgranite auf, - Mikroklinbruchstücke, serizitisierte Oligoklase, vereinzelte Granitgerölle und Quarz. Der Mineralbestand eines solchen Mischgneises (Nr. 94) aus der Wand oberhalb der Steinbrüche von Käda sei hier mitgeteilt: Mikroklin 1,2 %, serizitisierter Oligoklas 2,8 %, Amphibol 9,3 %, Albit 41,5 %, Klinozoisit 14,7 %. Apatit 0,5 %, Titanit und Erz 1,1 %. 2.24. Der Gneishorizont zwischen unterem und oberem Phyllit Im Gegensatz zu den Basisgneisen und dem unteren Phyllithorizont, die in der Mulde zwischen Rand0y und Fogn unter Meeresniveau abtauchen, ist der durch andesitische Tuffe eingeleitete 2. Gneishorizont im ganzen Unter­ suchungsraum aufgeschlossen. Im Ganzen stärker rekristallisiert gleichen die Gneise im Mineralbestand doch sehr den Meta-Arkosen der Basisgneise. Relativ grosse Mikroklin- und Oligoklaskörner (1-3 mm 0 ), vereinzelte oxidierte abgerollte Titanhorn­ blenden und Titanitkörner, sowie einzelne Granitbruchstücke liegen verstreut in einem weitgehend rekristallisierten feinkörnigen Zwischenmittel (Korn­ grösse 10-50 ,um 0 ), das vorwiegend aus Albit und Quarz besteht. Die Mikroklirre zeigen eine starke Sammelkristallisation der Perthitkomponente. Nur selten sind noch feine Perthit-Spindeln erhalten. Meist durchziehen breite Albitstreifen die Mikroklirre und gleichen den durch Albit verheilten Rupturen. Die serizitisierten Oligoklase zeigen eine intensive Sammelkristallisation der Muskowitkomponente. Sie liegen zum grossen Teil völlig rekristallisiert als feinkörnige Grundmasse vor. Besonders aufffallend drückt sich der Materialwechsel von den inter­ mediären Tuffen zu den Arkosen durch den starken Rückgang von Klino­ zoisit aus (Figur 4). Der Mittelwert des Klinozoisits fällt von 15 auf 3 Vol.-% ab. Der Quarzgehalt der Meta-Arkosen ist relativ hoch. In ihnen sind fast rein quarzitische Lagen zu beobachten, die häufig mit Calcit-Lagen vergesellschaftet sind. Der Schwermineralanteil der Metaarkosen ist sehr gering. Vereinzelt sind abgerollte Körner von Pyroxen, Zirkon und grünem Turmalin zu beobachten. Apatit ist weitgehend rekristallisiert. Der Gehalt an feinkörnigen Aggregaten von Eisenoxiden ist ebenfalls gering. Titanit ist häufiger zu finden, doch sind viele der Körner zu feinkörnigen Aggregaten rekristallisiert, und es lassen sich alle Stadien der Auflösung der klastischen oxidierten Körner in fein­ körnige Aggregate beobachten. Mit Annäherung an den oberen Phyllithorizont führen die Arkosen phyllitische Lagen, die in Teilen durch Sammelkristallisation des Serizits 108 GEORG MÜLLER UND FRJEDRJCH WURM Tabelle 4. Meta-Arkosen zwischen dem (z. T. Probe Mikroklin seriz. Oligoklas Albit sauss. Plagioklas Klinozoisit Quarz Biotit Erz Gneishorizont) 6327 6125 109 109a Mittel 16,5 11,3 7,8 2,9 3,6 43,4 5,0 16,i 18,8 14,0 25,5 9,7 10,8 32,7 11,7 15,9 26,5 12,9 18,1 25,6 2,4 26,9 1,5 0,3 2,6 5,3 1,3 0,6 0,8 3,2 38,4 0,5 3,5 24,4 9,3 3,9 26,3 8,9 4,1 5,4 1,2 0,9 1,2 14,5 Vol.-% 11,7 23,6 0,5 2,8 33,3 5,5 <0,1 4,4 1,3 0,8 0,8 0,2 0,6 23,3 0,4 40,3 8,1 8,1 7,9 0,5 0,2 0,7 0,9 1,7 0,3 0,9 Calcit Apatit (2. 92 Serizit Titanit und 2. Phyllithorizont 45 Chlorit Muskowit 1. etwas phyllit- und metatuff-führend) 0,3 0,2 1,4 0,7 1,2 1,0 0,1 in Muskowit übergegangen sind. Wahrscheinlich ist der überwiegende Teil des Muskowits der Meta-Arkosen aus tonigen Komponenten des Zwischen­ mittels entstanden (Probe 109, Tab. 4). Ein Mischgneis anderen Typs bildet auf Rand0y den Abschluss des 2. Gneishorizontes. Er ist am Gipfel des- Randäsen das unmittelbare Liegende des oberen Phyllithorizontes. Neben die Mikroklingranit-Komponenten Quarz, Mikroklin und Oligoklas treten hier in merklicher Konzentration ehemalige basische Feldspatanteile, nämlich saussuritisierter Plagioklas und 19,1% Klinozoisit auf. Der Mineralbestand der Modalanalyse Probe 91 ist: Quarz 40,1, Mikroklin 0,4, Albit 27,1, saussuritisierter Plagioklas 4,8, Klinozoisit 19,1, Muskowit 6,6, Titanit, Apatit und Erz 1,9 Vol.-%. 2.5. Der obere Phyllithorizont Auf Rand0y und Fogn bildet der obere Phyllit einen durchziehenden Hori­ zont von 3�0 m Mächtigkeit (siehe Tafel 2). Auf Halsn0y löst sich jedoch der Phyllit in einzelnen Lagen, Linsen und Bänder auf. Solche hori­ zontalen Faziesverzahnungen von feinklastischem Material mit gröber­ klastischen Sedimenten sind von F. Wurm auch auf dem Festland nordöst­ lich Fister und östlich Strand beobachtet worden. Der Mineralbestand des oberen Phyllithorizontes unterscheidet sich nicht grundsätzlich von den unteren Phylliten. Das zeigt die Tabelle 5 mit einigen Modalanalysen. Eine Besonderheit stellt die Probe 110 von der Faltenstirn auf Fogn mit ihrem ungewöhnlich hohen Graphitgehalt von 12,5 Vol.-% dar. Der Granat der oberen Phyllite zeigt die gleichen Merkmale von Insta­ bilität wie der Granat des unteren Phyllithorizontes. Auch hier sind an fast allen Idioblasten Entmischungen von Erz und Verdrängungen durch Chlorit, Biotit, Calcit und Quarz zu beobachten. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN Tabelle 5. 109 Phyllite des oberen Phyllithorizontes Probe Serizit Chlorit Biotit Quarz Albit Granat Calcit Apatit Titanit Graphit Erz 90 6526 110 602411 Mittel 61,8 6,7 49,2 12,3 55,9 44,8 13,5 28,9 1,2 28,2 4,6 3,1 1,3 18,2 6,5 4,4 0,2 0,5 0,3 0,4 0,1 0,6 1,3 0,6 0,8 12,5 0,4 52,9 Vol.-% 8,1 0,3 27,0 4,3 2,4 0,1 0,1 0,5 3,8 0,5 32,7 5,1 2,0 0,2 1,0 0,7 2.26. Der 3. Gneishorizont Auf die oberen Phyllite folgt ein weiterer Horizont von Paragneisen. Wie man der Karte 2 entnehmen kann, sind in diese Gneise aber noch Linsen von Phyllit eingelagert. So stehen auf dem Gipfel des Koll (Rand0y) solche Phyllitlinsen an. Auch auf Fogn finden sich in den Meta-Arkosen des 3. Geishorizontes eingelagerte Phyllitbänder und -linsen. Sie sind durch den Strassenbau dei Erä.s, B0 und südlich Sreb0vä.g frisch aufgeschlossen. Die Gneise selbst enthalten noch häufig feine phyllitische Lagen und serizitische Anteile im Zwischenmittel. Das ist der Tabelle 6 zu entnehmen. So besitzt die Meta-Arkose Nr. 124 NW. Trevland etwa 20 % Phyllit mit 0,2% Granat. Und selbst 5 km südwestlich der Hangendgrenze des 2. Phyllithorizontes Tabelle 6. Meta-Arkosen im Hangenden des oberen Phyllithorizontes (z. T. serizitführend, mit starker Zunahme von Meta-Tuffen zum Hangenden hin) Probe 6425 6325 6324 124 104 121 111 Mittel Mikroklin Oligoklas Albit Klinozoisit Quarz Biotit Chlorit Muskowit Serizit Calcit Granat Apatit Titanit Erz 7,4 8,4 40,3 1,8 27,1 6,0 6,9 8,7 44,3 0,1 33,1 0,1 1,9 4,5 26,5 8,8 12,9" 35,0 4,2 26,6 6,3 3,7 3,1 0,5 3,7 2,5 6,3 9,8 42,5 2,4 33,5 0,2 0,1 4,9 5,1 20,6 11,7 34,1 0,2 29,8 1,5 0,3 1,4 0,5 0,4 7,7 17,9 26,3 1,9 16,1 10,5 0,3 6,3 7,3 2,6 0,2 0,5 1,0 0,1 0,2 0,3 8,5 Vol.-% 10,6 35,6 1,5 28,6 4,0 0,4 4,5 4,6 0,8 <0,1 0,1 0,5 0,3 5 0,1 0,1 0,1 dabei 3,9% saussuritisierter Andesin 33,8 3,2 2,1 6,7 19,4 1,4 0,2 0,3 0,2 0,4 0,3 2,3 0,5 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM 110 zeigt eine Arkose von Hovda (SW-Fogn) noch 7,3% Phyllitkomponente im Zwischenmittel. Die Paragneise des 3. Horizontes zeigen mineralogisch-petrographisch grosse Ähnlichkeit mit dem 2. und 1. Gneishorizont Der Verwitterungsschutt präkambrischer Porphyrgranite in Form von Mikroklin-, Oligoklas- und Quarzkörnern liegt Zwischenmittel. in Der einem rekristallisierten feinkörnigen Albit-Quarz­ Klinozoisit-Gehalt ist gering und anorthitreichere Plagioklase fehlen. Im Dünnschliff wechseln Arkose- mit Quarzitlagen. Die ausserordentliche Ähnlichkeit der Meta-Arkosen des 2. und 3. Gneis­ horizontes wird beim Vergleich der Tabelle 4 und 6 deutlich. Bei Betracht­ ung der Mittelwerte ergibt sich für den 3. Gneishorizont lediglich ein höherer Albitwert, während Mikroklin, Oligoklas und Quarz entsprechend geringere Werte zeigen als der 2. Gneishorizont Im Nordteil von Halsn0y (Plateau von Halsne) und mit Annäherung an die Nordwest- und Nordküste von Fogn häufen sich in den Meta-Arkosen des 3. Gneishorizontes dunkle Lagen von wenigen bis zu 100 Millimetern Mächtigkeit. Es handelt sich hierbei um L:1gen basischer Tuffe, die in die Serie der Grünen Schiefer Goldschmidts auf Finn0y und Rennes0y überleiten. • Selbstverständlich treten neben reinen Meta-Arkosen und Meta-Tuffen auch Mischtypen beschrieben Anteilen auf. werden. aus dem Eine solche Probe soll zur Charakterisierung kurz Die Probe 112 stellt eine Meta-Arkose mit Tuff­ Strassenaufschluss 400 m nördlich Eide (Strasse nach Myri auf Fogn) dar. Es handelt sich um ein stark rekristallisiertes Gestein. Selbst ein Teil der Mikrokline ist in neugebildeten Kristallen < 60 ,um 0 rekristallisiert. idiomorphe kommen Vereinzelt finden Mikroklinkristalle serizitisierte sich oder aber noch Bruchstücke bis von zu 15 mm solchen. lange Daneben Oligoklase, aber auch wenige stark saussuritisierte Plagioklase vor. Der noch erh:1ltene klastische Altbestand ist Mikroklin 5,5 %. Oligoklas 4,7%. saussuritisierter Plagioklas 0,6 Vol.-%. die neugebildeten Rekristal­ lisate sind Albit 32,2%. Mikroklin 5,7%. Quarz 30,1%. Muskowit 10,6 %. Biotit 1,6%. Chlorit 0,1%. Epidot 7,5 %. Titanit 1,1%. Calcit 0,3 %. Der relativ hohe Epidotgehalt lässt darauf schliessen, dass ehemals ein bedeutender Anteil b:1sischen Plagioklases vorhanden gewesen ist. 2.27. Der 2. Meta-Tuffhorizont Die ausserordentlichen Unterschiede zwischen den Mineralbeständen der Meta-Arkosen und den in sie eingelagerten Tuffen sollen im Vergleich der Meta-Arkose Nr. 121 (Tabelle 6) mit dem Meta-Tuff Nr. 123 (Tabelle 7) besprochen werden. Beide Proben stammen aus einem Strassenaufschluss bei Eräs auf Fogn und wurden 120 mm voneinander entfernt genommen. In der Meta-Arkose haben klastischer Mikroklin und Oligoklas einen Anteil von über 30 Vol.-%; 34,1% Albit und 29,8% Quarz sind weitgehend rekristallisiertes Zwischenmittel. Wenn man den sehr geringen Anteil des DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 111 Tabelle 7.2. Metatuff-Horizont Probe Andesin (z. T. sauss.) Albit Klinozoisit-Epidot Quarz grüne Hornblende Biotit I�- Prochlorit Muskowit Titanit Apatit Calcit Erz 216 89 40,57 21,6 12,96 8,0 3,6 3,1 7,2 1,5 0,2 1,4 216a 215 123 18,17 16,1 23,3 9,5 26,4 9,9 1,8 0,1 30,0 41,5 1,3 1,1 1,7 1,5 6,2 2,2 1,3 1,9 3,3 0,9 1,9 (30,1)6 9,2 35,9 27,0 (23,3)7 0,2 2,9 74,9 0,2 2,0 1,2 49,7 2,8 0,4 1,9 6,0 45,5 7,7 1,2 7,3 0,1 5,6 0,9 2,8 0,4 5,2 1,5 7,5 113 Mittel 21,8 Vo!.-% 10,1 8,8 5,0 28,4 14,3 1,2 1,7 4,3 0,8 0,8 2,8 s ohne Klinozoisit-Fülle 7 mit Klinozoisit-Fülle Klinozoisits 0,2 %. Biotits und Chlorits 1,8% und Calcits 0,4 % zusammen­ zieht, bestehen die restlichen 95 Vol.-% des Gesteins aus Alkali-Feldspat und Quarz. Die Tuffprobe hingegen besitzt nur etwa 25 Vol.-% Alkalifeldspat und Quarz. Dominierend sind hier die Ca-, Mg-, Fe- und Ti-Minerale. Saus­ suritisierter Plagioklas, Klinozoisit bis Epidot, Calcit, Apatit, Biotit, Chlorit, Titanit (6,2 %) und Eisenoxide machen zusammen über 70 Vol.-% des Gesteins aus. Ganz analoge Verhältnisse zeigen die Meta-Arkose Nr. 111 (Tab. 6) und der Meta-Tuff Nr. 113 (Tab. 7), die wechsellagernd aus einem Aufschluss bei Eide (Fogn) entnommen wurden. Der Meta-Tuff Nr. 123 ist weitgehend metamorph rekristallisiert. Die noch am besten in prämetamorphen Formen erhaltene Komponente ist Plagioklas in reliktisch idiomorphen Körnern von 0,5-2 mm 0. Es handelt sich jetzt um Albite, die zahlreiche Klinozoisit-Kristalle (5-20 ,um 0) umschliessen. Der Saussurit hat eine weitgehende Sammelkristallisation erfahren. Braune Titanhornblenden und Titanite haben die Metamorphose nur in wenigen Kristallen überstanden. Die Titanite sind zu Aggregaten rundlicher Kleinkörner umkristallisiert. Die Titanhornblende ist zum grössten Teil in grünen Biotit, Fe-Prochlorit und in geringem Masse auch in Muskowit um­ gewandelt worden. Es sind zahlreiche Pseudomorphosen nach Hornblende �rhalten. Quarz, Albit und Spidot bilden völlig rekristallisiert das feinkörnige Zwi­ schenmittel (20--100 ,um Korngrösse). Calcit liegt im Zwischenmittel mit bis zu 2 mm grossen Kristallaggregaten. Einen anderen Typ stellen die Amphibol-Lagen-Tuffe auf Nord-Halsn0y dar. Intensiv grüngefärbte Hornblenden mit starkem Pleochroismus nach 112 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Blau und Gelb-Braun dominieren mit Mengenanteilen zwischen 45 und 75 Vol.-% (Tab. 7, Nr. 215, 216, 216 a). Auch hier ist ein Teil der Amphibole sekundär in Biotit und Chlorit übergegangen. Die Titanitgehalte sind wie auf Fogn bemerkenswert hoch. Doch ist nicht zu übersehen, dass der Anteil der dunklen Gemengteile in den Amphibol-Lagen-Tuffen auf Halsn0y (60-90 Vol.-%) deutlich höher ist als auf Fogn (45 Vol.-%). Das gilt besonders auch für Magnetit und Hämatit. Ausser diesem quantitativen Unterschied gibt es aber auch qualitative. Die Plagioklase des oberen Tuffhorizontes auf Nord-Halsn0y haben relativ wenig Klinozoisit ausgeschieden und liegen als Ca-reichere Glieder der Grenze Oli­ goklas-Andesin vor. Ihre Lichtbrechung liegt zwischen 1,535 und 1,540, op­ tischer Charakter negativ, 2 Vx schwankt um 85°. Auf Fogn und Rand0y finden sich hingegen nur Plagioklase, die stärker saussuritisiert sind und ihren optischen Daten nach Albite sind. Bezeichnend für die Plagioklase des oberen Tuffhorizontes auf Nord­ Halsn0y ist die Probe 216 a. Die relativ stark vertretene Plagioklaskompo­ nente erscheint völlig rekristallisiert. Die Kristalle sind xenomorph ohne eine bevorzugte Richtung, erscheinen klar und zeigen kaum jemals Verzwillingung. Bei der Rekristallisation wurde etwas Klinozoisit ausgeschieden. Die meist gedrungenen idiomorphen Klinozoisit-Säulchen sind häufig im Plagioklas ein­ geschlossen oder liegen auf seinen Korngrenzen, desgleichen kleine Quarze. Auch die Hornblenden erscheinen im Dünnschliff nicht merklich geregelt. Sie sind mit ihren Sekundärmineralen Biotit und Fe-Prochlorit, sowie mit Titanit und Erz vergesellschaftet. Titanit liegt zum Teil noch in idiomorphen Sphenkristallen vor. Der grös­ sere Teil ist jedoch in feinkörnigen Aggregaten rekristallisiert. Magnetit und Hämatit erscheinen des öfteren idiomorph, und Hämatit ist teilweise von Lepidokrokit-Kränzen umgeben. Apatit ist grassteils rekristallisiert oder neugebildet Von den im Dünn­ schliff allgemein sehr transparenten metamorph gebildeten Apatitkristallen lassen sich in den Tuffen des oberen Horizontes auf Nord-Halsn0y Kristalle unterscheiden, die die starke Trübung (Mikroeinschlüsse) magmatisch gebil­ deter Apatite besitzen. Bei gleichen mineralogischen Komponenten zeigt die Probe 216 gegenüber 216 a ein völlig anderes Gefüge. Die Amphibole sind in dieser Probe gut geregelt. Die .Querschnitte der Amphibole haben ein Längen-Dicken-Verhält­ nis von 5 : 1. Auch Titanit und Erzminerale sind meist in langgestreckten Aggregaten rekristallisiert, miteinander verwachsen und parallel zur Längs­ streckung der Hornblenden orientiert. Einen völlig anderen Typ des oberen Tuffhorizontes repräsentiert der Meta-Plagioklas-Tuff vom Gipfel des Randäsen auf Rand0y. Vom prämeta­ morphen Gefüge des Mineralbestandes sind 0,8-3,5 mm grosse idiomorphe Plagioklase erhalten. Sie nehmen 40,5 Vol.-% des Gesteins ein (siehe Tab. 7, Nr. 89). Die Plagioklase haben sich jedoch unter Einwirkung der Metamor­ phose in Albit (30,1 %) und Saussurit (10,4 %) entmischt. Der Saussurit hat · \ \ J • • • • _y Tafel I. Tektonische Übersichtskarte von der Inselgruppe Randöy-Fogn (Stavanger-Gebiet, SW Norwegen). Aufgenommen von Friedrich Wurm TEKTONISCHE UBERSICHTSKARTE 0 Tkm Tkm I '····· 2km I Streichen und Vergenz der Faltenachsen im � � .. Kambrosi/ur: � JUnger.j/ßj J "'·"a"lter.,/ßa ) . •• 1967. • • Abgrenzung der Homogenbereiche KAMBROS/LUR: [V\7'VJ. PARAGNEIS (meta morphe S andsteine, Ark osen, G rauwacken) Geologisch -petrographische Übersichtskarft:: intermediäre INTRUSIVA als L agergänge PARAGNEIS mit wechselndem Anteil b as is cher T uffe � 41 0 I km SKOGAHOLM 8-ACHSEN: � PRÄKAMBRIUM: vo rw iegend PORPHY RG RANITGNEISE, ve r e inzelt PARAGNEIS u nd AMPHIBOLIT jünger älter 0 SMALAHOLM STÖRUNGEN: (8') � ... ;tl( -<..... ...,... (8) zweiaktige Prägung (8 )> 8') g esichert vermutet Abstand derIsohypsen: 30m � STOR0Y OMBO @ RAND�Y HER0Y Cv 4f o TEISTH%M• Tafel 2km QUARZGÄNGE PHYLLITE, z Gran at und gröber­ kl a stischen E i n/ agerungen � lXXJ I km n�set 2. Geologisch-petrographische Übersichtskarte von der Inselgruppe Randöy-Fogn (Stavanger-Gebiet, SW Norwegen). Aufgenommen von Georg Müller 1966/67 und Friedrich Wurm 1967. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 113 sich in Klinozoisit-Kristallen der Korngrösse 10-70 ,um 0 gesammelt. Auch ein grosser Teil des Zwischenmittels scheint aus der Rekristallisation basi­ scher Plagioklase oder aus basischem Feldspat-Glas hervorgegangen zu sein. 2.28. Der granodioritische Lagergang auf Halsn(/)y-Bokn Auf dem Wege über die Insel Halsn0y gelangt man von Süden nach Nor­ den in immer höhere stratigraphische Horizonte, denn die Schichten fallen nach NW ein. Im zentralen Teil der Insel ist die Abfolge des 3. Gneishori­ zontes durch einen 80-100 m mächtigen intrusiven Lagergang unterbrochen. Die Grenzen des Lagerganges sind auf weite Strecken hin ausgezeichnet auf­ geschlossen. Im Westen, Süden und Osten ist es die Grenze gegen die liegen­ den Gneise, im Norden die Grenze gegen die hangenden Gneise und Tuffe des oberen Tuffhorizontes (siehe Karte - Tafel 2). In stratigraphisch gleicher Höhe liegt der intrusive Lagergang auf Bokn. Auch ihn unterlagern Meta-Arkosen des 3. Gneishorizontes, die phyllitische Einlagerungen besitzen (Tab. 6, Nr. 6325). Das Dach des Lagerganges ist auf Bokn bereits abgetragen. Es ist wahrscheinlich, dass es sich bei den intrusiven Gesteinen auf Bokn und Halsn0y um zwei Restteile eines ehemals zusam­ menhängenden grösseren Lagerganges handelt. Darauf deutet auch die grosse Ähnlichkeit der Intrusivgesteine von Bokn und Halsn0y hin. Es handelt sich um richtungslos körnige Tiefengesteine, die deutlich eine magmatische Kristallisationsabfolge erkennen lassen. Hauptkomponente ist idiomorpher bis hypidiomorpher Plagioklas in Korngrössen zwischen 2 und I 0 mm. Die Kristalle zeigen des öfteren leichten Zonarbau und sind poly­ synthetisch nach (010) und [0 10] verzwillingt. Die Plagioklase sind retrograd verändert. Man muss offenbar zwei Um­ wandlungsphasen unterscheiden. Autometamorph retrograd ist die Seriziti­ sierung und die Antiperthitausscheidung (Mikroklin) in den Plagioklasen (Müller 1966). Die Saussuritbildung ist hingegen durch regionalmetamorphe Einflüsse bewirkt. Sowohl Serizit wie auch Saussurit sind durch Sammelkris­ tallisation zu Muskowit und Klinozoisit vergröbert. Nächst wichtiger Bestandteil ist Mikroklin. Auch beim Kalifeldspat sind untergeordnet idiomorphe und hypidiomorphe Kristalle zu beobachten. Per­ thit ist in feinen Spindeln entmischt und hat keine wesentliche Sammelkris­ tallisation erfahren. Die Mikrokline enthalten völlig idiomorphe Einschlüsse von Plagioklas (50-320 pm 0 ). Die jüngste Feldspatart ist Albit. Albit verdrängt sowohl Plagioklas wie auch Mikroklin, und es ist nicht zu entscheiden, wieviel Albit g..:gen Ende der magmatischen Kristallisation entstanden ist und welcher Anteil durch metamorphe Rekristallisation aus primär anorthitreicherem Plagioklas gebil­ det wurde. Quarz ist noch in grossen xenomorphen Körnern erhalten. Es handelt sich um eine einschlussarme transparente Varietät. Randliehe Mörtelstrukturen sind bei den Quarzen oft zu beobachten. Wie auch die Feldspäte ist Quarz 2 114 Tabelle GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM 8. Kaiedonische Meta-Granodiorite Probe 217 218 Mikroklin 20,7 23,4 Umgewandelter Plagioklas a) Albit b) Serizit c) Klinozoisitfülle Albit Epidot Quarz Aktinolith (nach Hornblende) grünblauer Amphibol Biotit Chlorit Granat Titanit Apatit Erz 24,9 16,5 1,1 7,3 9,4 3,0 25,0 0,1 29,1 24,0 0,4 4,7 7,0 0,3 26,7 13,8 0,6 1,2 0,5 0,4 0,4 Vol.-% 6,0 4,8 1,2 0,6 0,9 häufig von Rupturen durchzogen. Doch hat sich diese mechanische Bean­ spruchung nicht so stark ausgewirkt, dass die Gefügemerkmale des Tiefenge­ steins zerstört worden wären. Braune Hornblenden waren offenbar der dominierende dunkle Gemengteil im prämetamorphen Zustand des Gesteins. Jetzt findet man sie nur noch reliktisch in Biotitaggregaten. Während im Kern die braune Eigenfarbe er­ halten ist, sind die Ränder in Aktinolith umgewandelt. Der überwiegende Teil der Hornblende ist in braunen Biotit umgewandelt. Pseudomorphosen eines eisenreichen Prochlorits nach Hornblende finden sich hingegen nur selten. Eine Ausnahme bezüglich des Amphibols bildet die Lagergang-Apophyse in den Tuffen bei Kurreset auf Halsn0y. Hier findet sich im Intrusivgestein der blaugrüne Amphibol der auflagemden Tuffe. Es ist wahrscheinlich, dass diese Amphibole aus den Tuffen aufgenommen worden sind. Es lassen sich nämlich zahlreiche skelettartige grüne Amphibole beobachten, deren innere Bereiche völlig durch Biotit und Quarz ersetzt sind. Auf diese Amphibole hat schon Goldschmidt (1921) auf S. 26 seiner Arbeit aufmerksam gemacht. In den Biotit-Homblende-Aggregaten der Tiefengesteine auf Bokn und Halsn0y ist die Neubildung von Granat ein interessantes Faktum. Titanit ist selten idiomorph ausgebildet. Kleine rundliche Kristalle finden sich mit Biotit, Granat und Epidot vergesellschaftet. Neben Klinozoisit ist noch Orthit zu beob:tchten. Orthit ist stets mit Mag­ netit vergesellschaftet. Seine idiomorphen Kristalle zeigen isotropisierte brau­ ne Kerne und haben in den umgebenden Amphibolen und Biotiten radio­ aktiv gestörte Höfe hervorgerufen. Den Mineralbestand zweier Meta-Granodiorite von Bokn und Halsn0y zeigt Tabelle 8. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 115 Figur 3. Geröll eines präkambrischen Mikroklingranites (bestehend aus Quarz, Oligoklas und Hornblende) in einer feinkörnigen Meta-Arkose. 2. Gneishorizont, Randöy, Probe 92, +Pol., Grünfilter. Der Massstab in diesem und allenfolgenden Micrvfotos entspricht 200 p.m. 3. ABLAGERUNGSBEDINGUNGEN UND GENESE DER KAMBRO-SILURISCHEN SEDIMENTE Die im Abschnitt 2 beschriebene Sedimentfolge zeigt einen kontinuierlichen Zug. Von den stratigraphisch niedrigsten Gliedern der Serie (Basisquarzite und Arkosen) bis zu den höchsten Schichten (3. Gneishorizont) hält mit einigen Unterbrechungen (Phyllit- und Tuffhorizonte) die Ablagerung von gröberem Verwitterungsmaterial präkambrischer Granite an (Fig. 3). Diese anhaltende Lieferung von Mikroklin, Oligoklas und Quarz ist im Blockdiagramm der Figur 4 a dargestellt. Die Werte entsprechen jeweils dem Mittel aller Modalanalysen eines Horizontes aus den Tabellen 1-7. In den Tuffhorizonten und in den Phylliten fehlen Mikroklin und Oligoklas gänzlich. Wie dem Blockdiagramm zu entnehmen ist, sind die quarzitischen Anteile in den Gneisen des Basishorizontes am grössten. Die Mikroklin- und Oligoklas-Schüttung ist hingegen im 2. Gneishorizont am ausgeprägtesten. Im 3. Gneishorizont wird bereits eine Verdünnung des klastischen durch tuffogenes Material wirksam. Das zeigt sich auch im Dia­ gramm des Quarzes, in dem der mittlere Quarzgehalt von 55,1 Vol.-% (1. Gneishorizont) über 33,3 Vol.-% bis zum 3. Gneishorizont mit 28,6 Vol.-% ständig abnimmt. 116 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Klinozoisit Albit • 0 A ndosin fZI 2T-H .... 3. G-H !==:=:=:=:=::::J 2P-H p 2 G-H �-=====:::J 1.0-H t==:::::J 20 10 Figur 10 40 • 0 Quarz 10 20 20 30 40 50 60 Vol-�. 4a. Quantitativer Mineralbestand der metamorphen Serie des Kambro-Silurs. (G-H Biofit 2. T-H 30 Oligoklos Mikrokfin = • Gneishorizont, P-H + Amphibol 0 = Phyllithorizont, Chlorit + T-H = Metatuff-Horizont). Muscovit + Sericit 1--�===:=:=:::::J J.G-H 2p-H 2.G-H I.T-H <P-H I.G-H •====::::J j t L-�1� 0 --�2--0--,J�o--'•o ---�� Figur 10 20 30 40 50 60 70 Vol-% 4b. Quantitativer Mineralbestand der metamorphen Serie des Kambro-Silurs. Die monotone Folge von Mikroklin-Oligoklas-Albit-Arkosen und Quarziten weist darauf hin, dass schon im Kambro-Silur die heute im Südosten der Geosynklinale so aussecordentlich weit verbreiteten präkambrischen Mikro­ klingranite fast ausschliesslich die Lieferanten für die Sedimentbildung waren. Betrachtet man in Figur 4 a die Mikroklin-Plagioklas-Verhältnisse der drei Gneishorizonte, so ist eine starke Mikroklinverarmung der Arkosen gegen­ über den Liefergesteinen festzustellen. Im präkambrischen Porphyrgranit ist das Verhältnis Kf: Plag= 1,2: 1, im 1. Gneishorizont hingegen nur 0,5: 1, im 2. Gneishorizont 0,4: 1 und im 3. Gneishorizont mit 0 ,2: 1 noch niedriger. Auf die grössere Stabilität von Natronfeldspat gegenüber Kalifeldspat bei der DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 117 ·- , __.,.• ., .--L .."" s.--tl - , " � Figur 5. Klastisches Titanitkorn mit gut erhaltener Kristallform, Probe 92, Randöy, // z. T. oxidiert. Meta-Arkose, Pol., Grünfilter. Verwitterung von Eruptivgesteinen hat kürzlich Wedepohl (1967, S. 107) auf­ merksam gemacht. Auch die von Wedepohl ( 1967) angeführte fast restlose Auflösung der Amphibole und Biotite bei der Verwitterung von Eruptivge­ steinen findet hier eine Parallele. Nur äusserst selten sind noch dedritische braune Hornblenden in den Arkosen erhalten. Die Mg-reichen Biotite sind hingegen metamorphe Neubildungen (Figur 4 b). Das gilt analog für die beiden Phyllithorizonte. Neben muskowitischem Glimmer sind nur Neubildungen phlogopitischen Biotits und Klinochlors ver­ treten. Während der Verwitterung und des Sedimenttransportes ist offenbar eine weitgehende Abtrennung des Eisens bzw. der eisenhaltigen Minerale (Hornblende, Meroxen) der Mikroklingranite erfolgt. Es besteht kein Zweifel, dass die Tonminerale und der Quarz der Phyllit­ horizonte ebenfalls grossteils aus der Verwitterung der präkambrischen Mi­ kroklingranite stammen. Der häufige Sedimentwechsel lässt auf eine diskon­ tinuierliche Absenkung des Untersuchungsraumes während des Kambro-Silurs schliessen. Allerdings erfolgte der Wechsel niemals abrupt. Der Phyllit kün­ digt sich schon mit dünnen Lagen und Linsen in den oberen Horizonten der unterlagernden Gneise an und ist auch stets noch in den hangenden Gneisen anzutreffen. Solche Mischglieder sind mit den Proben Nr. 2328, 54, 190 und 124 beschrieben worden. In allen Gneisen sind klastische Körner von Mikroklin, Oligoklas, Titan­ hornblende, Titanit und Granitgerölle erhalten (Figur 5). Sie liegen meist im 118 GI!ORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Figur 6. Klastisches Hornblendekom, oxidiert und abgerundet, präsedimentäre Rupturen durch Quarz geschlossen. Meta-Arkose von der Faziesgrenze gegen den I. Tuffhorizont, Probe 93 Ha, Randöy, 1/ Pol., Grünfilter. Korngrössenbereich von 0,2-2,0 mrn 0 und entsprechen damit den Grob­ sanden nach der Einteilung der klastischen Sedimente von Correns (1939). Vereinzelt reicht die Korngrösse von Mikroklinbruchstücken in den Bereich des Feinkieses (2-20 mm 0) hinein. Selbstverständlich sind auch Körner geringerer Korngrösse in grossen An­ teilen vorhanden, doch ist ein bedeutender Teil bei der Metamorphose re­ kristallisiert. In den völlig rekristallisierten Quarzitlagen der Phyllite deuten vereinzelte dedritische Schwermineralkörner (Zirkon, Turmalin) auf primäre Korngrössen von < 50 ,um 0 in den sandigen Einlagerungen hin. Die mit den quarzitischen Lagen vergesellschafteten rekristallisierten Lagen und Ag­ gregate von Calcit sind wahrscheinlich primär synsedimentärer Natur. Viel­ leicht handelt es sich aber auch um primär organisches Karbonat, denn be­ sonders die Phyllite auf Fogn sind sehr graphithaltig. Die Ablagerung der kambro-silurischen Sedimente im Raume Rand0y-Fogn erfolgte in nicht allzu grosser Entfernung von der Küste. Bei der diskonti­ nuierlichen Absenkung wurden offenbar tiefgreifende tektonische Störungen wirksam, an denen die Förderung initialgeosynklinaler Vulkanite einsetzte. So ist es für die tektonische Unruhe bezeichnend, dass die relativ ruhige Sedimentation feinklastischen Materials sowohl im unteren wie auch im obe­ ren Phyllithorizont abrupt durch die Ablagerung von andesitischen und ba­ saltischen Tuffen beendet wird. Die Inhomogenität der Tufflagen lässt darauf schliessen, dass das vulka- DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 119 nische Lockermaterial nicht immer auf primärem Ablagerungsort liegt. Wahr­ scheinlich ist, wie auch in jungen Vulkangebieten, ein grosser Teil der Lock­ ermassen mehr oder weniger stark umgelagert worden. Darauf deuten be­ sonders die Proben Nr. 81 und 216 (Tabelle 7) hin. In der einen Probe sind fast nur die schweren dunklen Gemengteile vertreten, in der anderen hingegen die spezifisch leichteren hellen Minerale. Wahrscheinlich entspricht die Probe Nr. 123 noch am besten der ursprünglichen Zusammensetzung beim Aus­ wurf des Tuffes. Analoge Verhältnisse zeichnen sich in den unteren Tuffen ab (Tabelle 3). Selbstverständlich muss auch mit Windsichtung gerechnet werden. 4. METAMORPHE REKRISTALLISATION UND MINERALNEUBILDUNG Aus den petrographischen Untersuchungen des Abschnittes 2 ergibt sich eine Zweiteilung des Mineralbestandes der kambro-silurischen Gesteine in einen prämetamorphen Altbestand und die metamorphen Neubildungen. Am widerstandsfähigsten gegen die Metamorphose erweist sich in allen Horizon­ ten der Serie Mikroklin. Nur in der Probe Nr. 112 (Westteil Fogn) konnte eine merkliche Rekristallisation des Mikroklins beobachtet werden. Von 11,2 Vol.-% besteht etwa die Hälfte (5,7 %) aus neugebildeten xenomorphen Kristallen, die einen wesentlichen Bestandteil des Zwischenmittels ausmachen. Dieser neugebildete Kalifeldspat unterscheidet sich, abgesehen von seiner geringen Komgrösse ( < 100 ,um 0 ), von dem prämetamorphen klastischen Mikroklin durch das völlige Fehlen von Perthit und durch seine scharfe Zwillingsvergitterung. In den prämetamorphen Kalifeldspatkömern ist immer Perthit vorhanden. Meist ist er in breiten unregelmässigen Lamellen gesam­ melt. Häufig ist in den Meta-Arkosen eine Verdrängung des Kalifeldspats durch Albitneubildung zu beobachten (Fig. 7). In den Meta-Granodioriten von Bokn und Halsn0y ist die Mikroklin­ verdrängung durch Albit wohl weniger den metamorphen Einflüssen zuzu­ schreiben, als viel mehr eine Erscheinung der spätmagmatischen Albitkris­ tallisation. Eine ebenfalls wenig von der kaledonischen Metamorphose veränderte Komponente ist der Oligoklas der Meta-Arkosen und Meta-Granodiorite. Abgesehen von einer schwachen Saussuritisierung erfolgte lediglich eine Sam­ mdkristallisation des pneumatolytisch-hydrothermalen prämetamorphen Seri­ zits in den Oligoklasen zu Muskowitkristallen. Der neugebildete Klinozoisit neben einem starken Albit-Anteil im Zwi­ schenmittel der Meta-Arkosen (1., 2. und 3. Gneishorizont, Figur 4) weist jedoch auf eine teilweise Rekristallisation von Plagioklas unter Bildung von Albit und Klinozoisit hin. Doch ist sicherlich nicht der gesamte Albit des 120 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Figur 7. Metarr orphe Verdrängung von klastischem präkambrischen Mikroklin durch Albit. . Meta-Arkose, Probe 109, Fogn, + Pol. Der Mussstab in diesem und allen folgenden Micro· fotos entspricht 200 pm. Zwischenmittels durch den metamorphen Zerfall von Ca-reicheren Plagio­ klaskristallen zu erklären. Ein Teil des Albits kann aus den präkambrischen Porphyrgraniten hergeleitet werden, in denen er (Madalanalyse S. 101) vertre­ ten ist. Auf die Stabilität des Albits bei der Verwitterung und dem Transport wurde schon auf S. 116 hingewiesen. Sehr empfindlich haben offensichtlich anorthitreichere Plagioklase bei der Metamorphose reagiert. Das zeigt die starke Klinozoisitbildung in den Pla­ gioklasen der beiden Tuffhorizonte und der tuffitischen Meta-Arkosen (Fi­ gur 4). Ein Musterbeispiel ist hierfür die Probe Nr. 89 (Tabelle 7), in der noch 40,5 Vol.-% prämetamorpher Plagioklasstrukturen erhalten sind. Jedoch sind die idiomorphen Kristalle (0,8-3,5 mm 0) völlig in Albit und Klino­ zoisit entmischt (Fig. 8). Ein grosser Teil des ehemaligen Plagioklases ist unter Verlust des prämetamorphen Habitus völlig rekristallisiert und bildet in Form von Albit, Klinozoisit, Muskowit und Quarz ein feinkörniges Zwi­ schenmitteL Wie stark die metamorphe Rekristallisation des Plagioklases wirksam war, zeigt das Albit-Klinozoisit-Verhältnis von 51,7: 23,3 Vol.-% in der Probe 89. Es weist darauf hin, dass wir dem Ca-Gehalt des Klinozoisits entsprechend die Zusammensetzung der prämetamorphen Plagioklase im Grenzbereich Andesin - Labradorit annehmen müssen. Eine Sonderstellung nehmen die Plagioklase der Tuffe auf Nord-Halsn0y ein. Auch sie sind zweifellos zum grossen Teil rekristallisiert. Nur in der DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN Figur 8. Metamorphe Klinozoisit-Bildung in einem Plagioklaskorn 12 1 // (010). Meta-Tuffit, Probe 89, Randöy, // Pol., Grünfilter. Figur 9. Metamorphe Umwandlung von Hornblende in Aktinolith. Nur der Kern des Am­ phibols ist noch Hornblende. (K)=Korrosionskaverne, wohl ehemals mit Glas gefüllt, ent­ hält jetzt Albit, Klinozoisit und Titanit. Meta-Tuff, Probe 95, Randöy, // Pol., Grünfilter, 122 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Probe Nr. 216 a finden sich prämetamorphe Plagioklase, die schwach saus­ suritisiert sind. Ihren optischen Daten entsprechend handelt es sich bei diesen Plagioklasen um Mischkristalle des Grenzbereiches Oligoklas-Andesin, die offenbar vor der Saussuritisierung noch höhere Anorthitgehalte besassen. Diese Plagioklase des Grenzbereiches Oligoklas-Andesin scheinen einem hö­ heren Metamorphosegrad zu entsprechen als alle anderen untersuchten Pla­ gioklase, die sämtlich dem Albit nahestehen. Darauf wird noch bei der Be­ sprechung der Amphibole zurückzukommen sein. Der Quarz ist in den Gneisen und Phylliten fast gänzlich unter Zerlegung der Körner in Mosaike rekristallisiert. Eine Ausnahme machen nur die La­ gerganggesteine auf Halsn0y und Bokn. In ihnen der Quarz typisch magma­ tisch und kaum verändert. Der geringe Quarzanteil der basischen Tuffe des 2. Tuffhorizontes (Figur 4) ist sicherlich sekundär bei der metamorphen Umbildung des Mineralbe­ standes entstanden. Die titanhaltigen Mg-reichen Hornblenden des unteren Tuffhorizontes sind im ganzen Untersuchungsgebiet, auch auf Halsn0y, währ­ end der Metamorphose instabil geworden und zu verschieden grossen Antei­ len unter Abscheidung von Titanit in Aktinolith übergegangen (Figur 9). Wechselnde Anteile des Amphibols sind in Klinochlor und Biotit umgewan­ delt worden. Diese retrograde Metamorphose ist auf Fogn besonders stark ausgeprägt. Analoge Verhältnisse zeigen die Granodiorite auf Bokn und Halsn0y, in denen braune Hornblende zum geringen Teil in Aktinolith, meist aber in Biotit umgewandelt ist. Bei diesen Reaktionen wurde Titanit und Epidot in kleinen Kristallen neugebildet Auf Fogn sind im oberen Tuffhorizont noch Relikte von Titanhornblenden zu finden. Die primären dunklen Gemengteile sind fast gänzlich in Biotit und Fe-Prochlorit überführt. Entsprechend dem Vorkommen anorthitreicherer Plagioklase im Hangen­ den des Lakkolithen auf Nord-Halsn0y nehmen dort auch die Amphibole eine Sonderstellung ein. Es handelt sich bei ihnen um blaugrüne Hornblenden mit sehr intensiven Eigenfarben. Aus dem unterschiedlichen Mineralbestand in den beiden Tuffhorizonten auf Halsn0y und Fogn lassen sich folgende Rückschlüsse ziehen: 1) - Der untere Tuffhorizont enthielt primär relativ eisenarme andesitische Pyroklastika, die im ganzen Untersuchungsraum retrograd metamorph verändert sind. Die prämetamorphen Andesin-Oligoklas-Kristalle rekris­ tallisierten unter Bildung von Albit und Klinozoisit. Die retrograde Um­ wandlung der Amphibole in Klinochlor und Biotit nimmt von Rand0y im Osten über Halsn0y nach Westen zu und ist auf Fogn am stärksten ausgeprägt. 2) - Der obere Tuffhorizont enthielt primär eisenreichere basaltische Pyro­ klastika, die ebenfalls im ganzen Untersuchungsgebiet retrograd meta­ morph umgeformt worden sind. Doch während auf Rand0y und Fogn der primäre Labrador-Andesin in Albit und Klinozoit überging, wurde auf DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 123 Figur 10. Retrograd metamorphe Zersetzung von Granat in Fe-Prochlorit, Quarz, Hämatit­ Calcit und Titanit. Phyllit, Probe 104, Fogil, II Pol., Grünfilter. Nord-Hals00y weniger Klinozoisit ausgeschieden, und der Plagioklas liegt nunmehr als Andesin-Oligoklas vor. Parallel zu diesem höheren Metamorphosegrad der Feldspäte bildeten sich in den Tuffen Nord-Halsn0ys eisenreiche Hornblenden. Es sind also in dem ganz eng begrenzten Gebiet von Nord-Halsn0y die dem granodioritischen Lagergang auflagernden basischen Tuffe des 2. Tuff­ horizontes durch einen höheren Metamorphosegrad ausgezeichnet. Leider sind diese Schichten weit erodiert und nur noch 30---40 Meter mächtig, so dass der Verlauf der Kontakt-Metamorphose in das Hangende hinein nicht verfolgt werden kann. Granat ist eine metamorphe Neubildung in den Phylliten beider Horizonte. Jedoch ist der Durchschnittsgehalt des 2. Phyllithorizontes drei mal höher als der des 1. Horizontes. Auch regional ergeben sich deutliche Unterschiede. Während Granat auf Rand0y nur in Spuren vorkommt, ist er auf Fogn und Halsn0y mit einigen Prozent vertreten. Es wird eine Frage an spätere chem­ ische Untersuchungen sein, ob das Fehlen oder die Anwesenheit von Granat eine Funktion der chemischen Zusammensetzung des Eduktes ist. Der Grad der Metamorphose ist in allen Phylliten gleich. Alle Granate weisen darauf hin, dass sie gegen Ende der Metamorphose nicht mehr stabil waren. Sie wurden durch Chlorit, Biotit und Quarz ver­ drängt (Fig. 10). Wo die Kavernenbildung noch nicht fortgeschritten ist, sind doch stets Entmischungen von Erz und Titanit zu beobachten. 124 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Biotit, Chlorit und Muskowit sind in allen Horizonten als metamorphe Neubildungen vertreten. Die Schichtsilikate entstanden in der aufsteigenden Metamorphose aus den Tonmineralen des feinklastischen Sedimentanteils oder durch Sammelkristallisation von serizitisierten Plagioklasen. Diese Bio­ tite und Chlorite sind Mg-reich. Ein anderer Teil von Biotit und Chlorit wurde retrograd aus Amphibolen in den Tuffhorizonten gebildet. Im 1. Horizont entstanden Mg-Biotit und Klinochlor, im 2. hingegen kristallisierten entsprechend den eisenreichen Hornblenden als Ausgangsmaterial Fe-Prochlorite und eisenreichere Biotite. Titanit ist in allen Gneishorizonten prämetamorph mit oxidierten mehr oder weniger abgerollten Kristallen vorhanden. Der grössere Teil des Titanits ist jedoch unter Auflösung der idiomorphen Kornformen in Aggregate zahl­ reicher Kristallite umgeformt worden. In den basischen Tuffen ist die Re­ kristallisation von Titanit nur sehr schwach gewesen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der metamorphe Mineralbestand der kambro-silurischen Gesteine im Raume Rand0y-Fogn eine eindeutige Definition der kaledonischen Metamorphose dieses Gebietes gestattet. Alle Metamorphoseerscheinungen lassen sich auf die Einwirkung der kaieda­ nisehen Regionalmetamorphose zurückführen. Eine Ausnahme macht lediglich der tutfitisehe Gneishorizont im Hangendkontakt des intrusiven Lagergangs auf Nord-Halsn0y, in dem mit der Überlagerung der Regionalmetamorphose durch eine thermische Kontaktmetamorphose in einem sehr eng begrenzten Raum gerechnet werden muss. Die Gesteine aller untersuchten Horizonte liegen in der Grünschieferfazies vor. Das gilt uneingeschränkt sowohl für die Phyllite, wie auch für die Meta­ Arkosen, Meta-Tuffe und Meta-Granodiorite. Alle Gesteine beinhalten den metamorphen Mineralbestand der Quarz-Albit-Epidot-Biotit-Subfazies des Barrow-Typs, Grünschieferfazies B. 1.2 nach Winkler (1967). Doch ist in den Phylliten ebenso wie in allen Gneisen und Meta-Tuffen neben Biotit und Muskowit auch Chlorit in wechselnden Anteilen vorhanden. Dieser Mineralbestand entspricht nach Winkler (1967) der Quarz-Aibit-Mus­ kowit-Chlorit-Subfazies B. 1.1. Offenbar hat sich in den untersuchten kale­ donischen Metamorphiten das Gleichgewicht für die höher metamorphe Sub­ fazies B. 1.2 nicht völlig eingestellt. Aus der Tatsache, dass die eisenreichen Hornblenden des oberen Tuffho­ rizontes und der geringe Granatanteil in den Phylliten neben Biotit auch in Fe-Prochlorit umgewandelt worden sind, ist zu schliessen, dass die Meta­ morphose in einer aufsteigenden Phase über die Subfazies B. 1.1 zeitweilig 1.2 erreicht hat und dann im retrogra­ die pT-Bedingungen der Subfazies B. den Verlauf wieder die Subfazies B. 1.1 eingestellt hat. Es ist möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass zeitweilig die Bedin­ gungen für die Bildung der Subfazies B. 1.3 (Quarz-Albit-Epidot-Aimandin) erreicht worden sind. Die geringe Granatbildung könnte hierfür ein Hinweis sein. Diese untergeordnete Frage wird sich mit einer chemischen Analyse des Granats beantworten lassen. Von Goldschmidt (1921) sind Granatanaly- DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 125 sen aus dem südwestlich benachbarten Raum mitgeteilt worden, die bis zu 12,28 Gewichts-% MnO enthalten. Die Zusammensetzung dieses Granats ist: Almandin 55,7 %. Spessartin 28,4 %. Grossular 8,1 %. Andradit 4,4% und Pyrop 3,4 %. Es ist seit langem bekannt, dass sich mit steigendem Spessar­ tingehalt Granat schon in den niedrigen Bereichen der Grünschieferfazies entwickeln kann. Damit würde also die Subfazies B. 1.3 für die Metamorphite des Untersuchungsraumes nicht wahrscheinlich gemacht. Für einen relativ niedrigen Metamorphosegrad sprechen auch die Quarz­ Calcit-Lagen in den Meta-Arkosen und Phylliten. Die restlichen beobachteten Minerale Mikroklin, Aktinolith, Titanit und der von Goldschmidt (1921) beschriebene Chloritoid (bisher nicht aufgefunden) sind sämtlich in der Grün­ schieferfazies stabil. Dagegen fehlen alle Anzeichen höhermetamorpher Fa­ zies, wie Staurolith, Disthen oder gar Sillimanit. Eine Ausnahme macht nur das kleine Plateau von Halsne. Hier ist Andesin neben eisenreicher Hornblende stabil gewesen. Da es sich um einen 30---40 Meter mächtigen Horizont basischer Tuffite handelt, die den hangenden Kon­ takt zu dem unterlagenden granodioritischen Lagergang bilden, ist die Re­ gionalmetamorphose offenbar durch eine Kontaktmetamorphose überlagert worden. Im Kontaktbereich zum Lagergang stellte sich der Mineralbestand höherer Fazies (Amphibolit-Fazies) ein, den die Regionalmetamorphose nur noch schwach retrograd verändert hat. Die retrograde Biotit- und Chlorit­ bildung auf Kosten von Amphibol ist auch hier vorhanden, aber weit schwä­ cher ausgeprägt als in den Tuffen auf Fogn. Dieser Umstand zeigt neben anderen Indizien, dass die Lagergangintrusionen gegen Ende der Metamor­ phose erfolgten. Ein anderer Hinweis ist z. B. auch das tektonisch nur schwach veränderte Tiefengesteinsgefüge der Lagerganggesteine, ja selbst ihrer wenig mächtigen Apophysen bei Kuneset (Halsn0y). 5. PETROTEKTONIK U ND GEFüGEKUNDE 5.1. Einführung und allgemeine Ergebnisse Der Inselraum Rand0y-Fogn wurde für die vorliegende Arbeit deshalb ausgewählt, weil die stratigraphische Abfolge der kambroordovizischen Ge­ steine hier besonders vollständig und gut aufgeschlossen ist. Auch die tekton­ ischen Daten und Beobachtungen sind sehr vielfältig, doch können sie erst nach Bearbeitung eines grösseren Gebietes richtig eingeschätzt werden. Im Folgenden werden die Ergebnisse der tektonischen Feldarbeit mitge­ teilt. Aus ihnen lassen sich erste Folgerungen über den Bau des kaledon­ ischen Gebirges in diesem Raum ableiten. Sie werden durch die Resultate aus den schon bearbeiteten kambro-ordovizischen Gesteinen vom Festland SE des Inselgebietes gestützt. Die Geländearbeit galt einmal der Messung von Feinlineationen (L), Fal­ tenachsen (B) und auch Schichtflächen (s). Dabei Iiessen sich in den Phylliten 126 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM meist stoffliche Trennflächen (ss) und Schieferungsflächen (sf) unterscheiden. Zum anderen wurden im Bezug auf die Faltenachsen homogen verformte Bereiche kartiert. Zum dritten galt die Untersuchung den Lagerungsbeziehun­ gen und dem tektonischen Verhalten der kambro-ordovizischen Gesteine un­ tereinander und ihrer Beziehung zum präkambrischen Untergrund. Dazu kam noch die Frage nach der Vergenz der Faltung, als einem unmittelbaren Hin­ weis auf die Richtung des tektonischen Transports. In der tektonischen Über­ sichtskarte (Tafel 1) sind die Resultate dieser Untersuchungen zusammen­ fassend dargestellt. Ihr ist auch die geographische Lage der Proben zu ent­ nehmen, deren Quarzkorngefüge auf dem Universal-Drehtisch vermessen wurde (siehe Abschnitt 5.3, S. 132). Weitere Angaben über die Entnahme­ stellen der Proben in der Probenliste S. 143. Die kambro-ordovizischen Gesteine des bisher bearbeiteten Raumes zeigen mit Ausnahme der grossenteils massigen Intrusiva auf Halsn0y und Bokn die Wirkung einer intensiven, regional verbreiteten Tektonik. Es lassen sich in den kaledonischen Serien fast durchweg zwei Prägungsakte nachweisen. Sie sind meist deutlich unterscheidbar, denn entweder wurden Faltenachsen und B-Lineationen der älteren Generation (La und Ba) um die jüngeren B-Achsen (BJ) gefaltet (Tafel 1), oder eine jüngere Kleinfaltung (LJ) hat die ältere Feinlineation (La) gewellt. Die Ausdehnung der in Bezug auf die Faltenachsen homogen verformten Bereiche schwankt zwischen mehreren Quadratkilometern und einigen Hek­ tar. Wie die tektonische Karte (Tafel 1) zeigt, sind die Homogenbereiche im Inselgebiet Rand0y-Fogn relativ gross. Ihr Genitätsgrad zeigt stärkere Un­ terschiede. Die Bezirke von SW-Fogn und Bokn-S-Halsn0y müssen schon als Übergangsbereiche mit grösserer Inhomogenität angesehen werden. Es ist bemerkenswert, dass sich Änderungen im Streichen der jüngeren Achsen auch auf die älteren Lineare auswirken. Der Winkel zwischen beiden Achsenrichtungen bleibt in einem gewissen Streubereich konstant, und somit muss ein genetischer Zusammenhang zwischen beiden Systemen angenommen werden. Eine erste Untersuchung der Beziehungen zwischen Kristallisation und Deformation ergab eine sehr starke postdeformative Kristallisation. Die Glim­ merminerale sind auch bei starker Verfaltung des Gesteins in Polygonzügen angeordnet. Dagegen zeigen die Feldspäte des klastischen Altbestandes in den Meta-Arkosen der Gneishorizonte häufig gekrümmte Plagioklaslamellen und spezifische Mikroklirrgitter Dieser prämetamorphe Mineralbestand der Para­ gneise stammt aus präkambrischen Graniten (siehe Abschnitt 2.2, S. 102). Während der kaledonischen Metamorphose erfolgte in den prämetamorphen Feldspäten vorwiegend eine Sammelkristallisation von Perthit, von Serizit zu Muskowit und Saussurit zu Klinozoisit (siehe Abschnitt 4, s. 119). Doch kam es im Gegensatz zum völlig rekristallisierten Quarz in den Feldspäten immer nur teilweise zur Kornzerlegung und Rekristallisation, so dass prä­ kristallirre Deformationen des Altbestandes bewahrt blieben. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 127 5.2. Tektonische Merkmale der einzelnen Schichtglieder Die Glieder der kaledonischen Gesteinserie im Inselgebiet Rand0y-Fogn zeigen jeweils charakteristische Merkmale in ihrem tektonischen Baustil und sollen deshalb in stratigraphischer Abfolge erläutert werden. Den Abtei­ lungsgrenzen wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet, weil diese in der geologischen Deutung des Stavanger-Gebietes durch V. M. Goldschmidt u. a. eine erhebliche Rolle spielen. 5.21. Tektonische Verhältnisse im Präkambrium Die grobkörnigen präkambrischen Porphyrgranite der Insel Rand0y zeigen nur an der Grenze gegen die kambro-ordovizischen Gesteine im Hangenden Spuren tektonischer Beanspruchung. Die bereichsweise mehrere Zehnermeter tief greifende Vergneisung der Granite geht sicher zu Lasten der kaledo­ nischen Orogenese. Die vergneisten präkambrischen Porphyrgranite und kambro-ordovizischen Basisgneise zeigen nämlich gleichgerichtete tektonische Elemente, und beide haben zwei gefügeprägende Deformationen durch·· gemacht. Die subkambrische Peneplain wurde durch die kaledonische Orogenese deformiert. Sie zeigt im Bereich von Rand0y eine nur schwache Neigung und taucht NW der Insel unter den Meeresspiegel ab. Das subkambrische Relief wirkt sich auf den Verlauf der kaledonischen Strukturen im fest­ ländischen Gebiet SE Rand0y und Fogn stellenweisen sehr stark aus. Im Bereich der vorliegenden Karte (Tafel 1) macht sich nur S Käda am Verlauf der Schichtgrenzen ein schwaches Relief bemerkbar. Zwar vermutet Kaldhol (1909, S. 41) in der Paragneis-Einschaltung im Phyllit an der Bucht W Hovda eine Aufragung des präkambrischen Untergrundes, doch weisen petrographische Zusammensetzung und Verformungsstil diesen Paragneis eindeutig ins Kambro-Ordoviz. Gegen die zentralen Teile des Bokn-Fjords wird der mutmassliche Enfluss des subkambrischen Relief auf die Richtun­ gen der kaledonischen Tektonik offenbar immer geringer. Die bisherigen Beobachtungen im NW des Gebietes bestätigen diese Annahme. Auch weiter im NE, im Raum Sand, scheinen die tektonischen Rich­ tungen sehr konstant zu sein (Kildal 1967, S. 199 f). 5.22. Tektonische Verhält11isse in den kaledonischen Serien 5.221. Die Phyllite Die Streuung der Faltenachsen in einem einzelnen Phyllitaufschluss kann sehr stark und verwirrend sein. Doch zeigen die Achsenstreichlinienkarte (Tafel 1) und Gefüge-Diagramme der Phyllitgebiete zwischen Rand0y und Byre einen geringeren Wechsel in den Streichrichtungen als er im Verbreit­ ungsgebiet der Paragneise zu beobachten ist. Die höhere Plastizität und 128 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM leichtere Faltbarkeit der Phyllite führt vermutlich dazu, dass sich Uneben­ heiten des Untergrundes nur in einem kleinen Umkreis auf die Richtung der Faltenachsen auswirken können, während es in den starrer reagierenden Paragneisen eher zu weitgespannten Ablenkungen kommt. Die Phyllite zeigen häufig einen sehr raschen Wechsel zwischen intensiv spezialgefalteten Formen im Meterbereich und völlig zerscherten, ungefaltet erscheinenden Partien. Diese Zerscherung haben nur wenige der älteren B-Achsen und Lineare überdauert, und selbst die linearen Elemente der jüngeren Prägung sind undeutlich ausgebildet. Der Winkel zwischen Schicht­ und Schieferungsflächen schwankt sehr stark. Häufig sind ss und sf nicht zu trennen. Unter dem Mikroskop wird der unterschiedliche Grad der Zerscherung besonders deutlich. Diese reicht von schwach sigmoidalen Verbiegungen bis zu eng stehenden Scherflächenscharen, deren Bewegungs­ sinn und -weite sich durch abgerissene Quarzbändchen noch rekonstruieren lässt. Sofern es erkennbar ist, hat die Kristallisation auch diese Bewegungen überdauert. Die Mächtigkeitsschwankungen des 1. Phyllithorizontes auf Rand0y (siehe Figur 2 und Tafel 2) sind zu einem Teil sicher noch Auswirkungen des subkambrischen Reliefs, das durch die klastischen Ausgangsgesteine der Basisquarzite und Arkosen noch nicht restlos ausgeglichen war. Darüber­ hinaus machen sich bei den unterschiedlichen Mächtigkeiten des 1. Phyllit­ horizontes N und S des Randäsen sowie SW und NE des Koll aber auch tektonische Einflüsse bemerkbar. Die wechselnde Dicke des 2. Phyllit­ horizontes im NE von Rand0y demonstriert dies sehr deutlich. Das unter­ meerische Relief war zum Zeitpunkt der Ablagerung des feinklastischen Eduktes dieser Phyllite wohl weitgehend ausgeglichen, so dass Mächtig­ keitsschwankungen in erster Linie als Folge tektonischer Einengung ange­ sehen werden müssen. Die Phyllite aus diesem Einengungsbereich im NW­ Abhang des Koll wirken massig und sind völlig inhomogen gefaltet. Diesen Verformungstyp findet man gelegentlich auch in den Phylliten zwischen SW­ Rand0y und NE-Fogn. Der Verlauf der Grenzen zu den Paragneisen im Hangenden und Lieg­ enden zeigt deutlich, dass der 2. Phyllithorizont insgesamt flach liegt. Seine Mächtigkeit und Ausstrichbreite am Randäsen und auch die der ausge­ dehnten höheren Phyllit-Einschaltungen am Koll sind in der Karte (Tafel 2) teilweise stark übertrieben gezeichnet. 5.222. Art und Verlauf der Gesteinsgrenzen innerhalb der kambro­ ordovizischen Schichtfolge Die verschiedenen Phyllit- und Paragneishorizonte sind im Gelände meist nicht scharf voneinander zu trennen, sondern der Übergang vollzieht sich in Zonen mit starker Wechsellagerung. Diese Erscheinung geht jedoch DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 129 .Figur 11. Metatuff-Einschaltung im unteren Teil des 2. Gneishorizontes, Wechsellagerung und isoklinale Verfaltung mit Phyllit. B-Achse: N 60 W/5 SE (ältere Generation). Schiefer­ -·bruch Sandanger auf Randöy. bereichsweise nicht nur auf die Lieferung verschiedenartiger Sedimente, .sondern auch auf eine intensive Durchbewegung zurück, die Phyllit und Paragneis in beinahe isoklinalen, liegenden Falten verformt hat (Fig. 11). Besonders die Grenze des I. Phyllithorizontes zur I. Metatuff-Einschaltung im 2. Gneishorizont zeigt eine solch extreme Tektonisierung im Aufschluss­ :bereich. Die Karte von Rand0y lässt dieses Verformungsbild nicht erkennen. In ihrem Verlauf gegen SW liegt diese Grenze (1. Phyllit - 2. Gneis) zwischen Rand0y und Fogn meist unter Wasser. Ihr Verlauf und ihre Gestalt lassen sich deshalb in diesem Raum nur ungefähr angeben. Von der W-Spitzc Rand0ys ausgehend läuft sie über Her0y direkt nach S um S Bu0y nach W umzubiegen und über Teistholm die NE-Küste von Fogn zu erreichen. Der 2. Gneishorizont hat auf Fogn stark an Mächtigkeit verloren, ist an einigen Stellen unterbrochen und auf dem Festland SE der Insel nur noch vereinzelt anzutreffen. Die Grenze zwischen 2. Phyllit- und 3. Gneishorizont ist auf Fogn markanter ausgebildet. In einer grossen Faltenstruktur be­ schreibt sie im E-Teil der Insel einen Parabelbogen mit etwa 2 km Durch­ messer, dessen Gestalt durch den parallel verlaufenden 2. Gneishorizont -noch unterstrichen wird. Die Grenze läuft dann in südöstlicher Richtung zum Festland bei Fiskä. weiter. Im Verlauf der Grenzen zwischen Phylliten und Gneisen lässt sich der Bauplan dieses Gebietes recht gut ablesen. Er wurde in seiner heutigen _3 130 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Gestalt im wesentlichen schon durch den älteren Prägungsakt bestimmt. Auf eine WNW-ESE streichende Muldenstruktur, in welcher unter anderem die Insel Bu0y, Byre und Bokn liegen, folgt im E-Teil von Fogn ein SW­ vergentes Antiklinorium, in dem die Faltenachsen mit 20-40° nach NW abtauchen (siehe das Diagramm von NE-Fogn in Tafel 1). Diese Neigung ist die Folge der jüngeren Deformation, die das früher geformte SW-vergente Antiklinorium aber sonst nicht mehr verändert hat. Nur im Aufschlussbereich wurden die SW-vergenten liegenden Falten um Ba häufig sekundär noch um Bi SE-vergent verformt. Dieses Bauprinzip ist im Raum SW Rand0y an der Grenze von Phylliten zu Paragneisen sehr weit verbreitet. Es entstanden oft komplizierte Verformungsbilder. Es zeigt sich, dass intensiv verfaltete Paragneis-Einschaltungen mehrmals das Rückgrat der kleinen Phyllitinseln (N-B0r0yholm, Inseln W. Byre, Teistholm) bilden. Sie haben deren Abtragung vermutlich stark verzögert. Unter- und Obergrenze der granodioritischen Lagergänge auf Bokn und Halsn0y zeigen immer nur weitgespannte Wellung. Dies ist auch dann der Fall, wenn die Paragneise im Liegenden und Hangenden intensiv verfaltet sind (Fig. 12) . Figur 12. Auflagerung des an der Basis grob gehankten Granodiorits von Halsnöy, Westküste bei Viarvik. Im Vordergrund und liegend,­ gefalteter Paragneis. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 131 Figur 13. SE-vergente Faltung im Paragneis an der SE-Küste von Fogn bei Vardnes. BJ um N70E. 5.223. Die Paragneise Die aus Tuffen, Arkosen und Quarziten entstandenen Paragneise sind meist gut geschichtet und daher leicht faltbar. Sie bieten dank ihrer weiten hori­ zontalen Verbreitung und ihrer annähernd konstanten Mächtigkeit ideale Voraussetzungen für eine grossräumige tektonische Analyse. Seit der Abräu­ mung des Verwitterungsschuttes in der Eiszeit war die Bodenbildung nur gering, und so herrschen ideale Aufschlussverhältnisse. Neben der jüngeren Verformung, die in der Gefügep räg ung der Paragneise dominiert, existieren immer wieder Faltenstrukturen und Lineationen der älteren Prägung. Es gibt jedoch auch mehrere Gebiete, in denen sich nur die ältere Prägung ausgewirkt hat, zum Beispiel der NW-Teil des Koll auf Rand0y, der NW­ Teil von Halsn0y und die Scheitelregion des Antiklinoriums auf Fogn. Im Handstückbereich hat das Gestein gegenüber der zweiten Beanspruchung meist ziemlich starr reagiert. Die Feinlineation (La). die als Feinfältelung aufzufassen ist, blieb fast stets erhalten. Die jüngere Lineation (LJ) bildet sich hingegen immer wesentlich gröber in Form einer Kleinfaltung aus. Der 1. Metatuffhorizont besitzt einen besonders ausgeprägten Faltungsstil. Das dünnplattige Gestein zeigt Isoklinalfalten (Fig. 11), die einige Zehner­ meter lang werden können. Die Ausdehnung der Falten in den Meta-Arkosen wird vor allem durch das Gesetz der Stauchfaltengrösse bestimmt (Fig. 13). Aus der intensiven Verformung kann man auf eine relativ gute Teilbeweg­ lichkeit während der Verformung schliessen. 132 GEORG MÜLLER UND FRIEDRJCH WURM 5.224. Die kaledonischen Intrusivgesteine Der grosse, ehemals wohl zusammenhängende Granodiorit-Lagergang von Halsn0y-Bokn und auch die drei kleinen Apophysen im N von Halsn0y liegen konkordant in den kambro-ordovizischen Paragneisen. Die Vergneisung des Granodiorits reicht im allgemeinen nur einige Dezimeter von den Kontakt­ flächen in das Innere der Intrusivgesteinskörper hinein. In tieferen Bereichen treten vereinzelt gekrümmte Gefüge auf (200 m N Skardtveit auf Halsn0y), doch entstanden sie vermutlich atektonisch bei der Platznahme des Intrusivgesteins. Die Untersuchung des Quarzkorngefüges einer Probe aus etwa 2 Metern Entfernung vom Nebengesteinskontakt be­ stätigte, dass keine durchgreifende Tektonisierung vorliegt. Es konnte keiner­ lei Regelung gefunden werden. Die fehlende Regelung wird unter anderem auch als Hinweis auf die spättektonische Kristallisation der Granodiorite angesehen. 5.3. Die Auswirkungen der kaledonischen Orogenese auf das Quarzgefüge Die Messung von Quarzkorngefügen auf dem U-Tisch soll die Beziehungen zwischen makroskopischem Verformungsbild und mikroskopisch erfassbarer Korngefügeregelung aufklären. Im einzelnen ist daher der Regelungsgrad in ein- und mehraktig geprägten Gesteinen und der Einfluss des jüngeren Prä­ gungsaktes auf ein bereits früher geregeltes Korngefüge von besonderem Interesse. Im Folgenden werden die ersten Ergebnisse anhand einiger Bei­ spiele mitgeteilt. Bei der Auswahl der Paragneisproben wurde auf eine etwa gleiche quarz­ reiche Zusammensetzung geachtet. Es hat sich aber erwiesen, dass der Mi­ neralbestand der hier untersuchten Gesteine keine Wirkung auf den Regel­ ungsgrad ausübte. In gefalteten Gesteinen ordnen sich die Quarzkörner meist nach der a-Regel (Sander 1950, S. 142). Ihre kristallographischen c-Achsen stehen senkrecht auf den s- (ab-) Flächen. Die Durchstichpunkte sind deshalb in der Lagen­ kugel in einem Gürtel um B angeordnet. Sie liegen also ungefähr in der ac­ Ebene. Die Mehrzahl der untersuchten Gesteine zeigt diesen Regelungstyp. Nur in einem Fall haben sich Quarz-e-Achsen parallel zur Falten-B-Achse geordnet. Die Proben wurden nach der Intensität der Verformung und ihrer Zuge­ hörigkeit zum älteren oder jüngeren Bewegungsplan in mehrere Typen einge­ teilt. Das Komgefüge-Diagramm jeweils einer repräsentativen Probe soll dargestellt und erläutert werden. Die Diagramme wurden zum besseren Ver­ gleich in die Horizontale rotiert und nach Norden ausgerichtet. Sie sind in der Figur 14 wiedergegeben. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 133 6 _, -3-2-1-0 '-3-2-1-0 Figur 14. Quarzgefüge-Diagramme im Schmidtschen Netz (Projektion in die untere Halb­ kugel) von jeweils 250c-Achsen. Lage der Proben in Tafel! und Probenliste S. 143. A.E.=Achsen-(ac)Ebene; B=Faltenachsen (älter oder jünger); L=Lineationen der Fein­ fältelungen (alt oder jung). Probe (A). Westküste von Halsn0y, SW Skardtveit: Schwach gebogenes Stück aus dem flachen Schenkel einer jün­ geren (Bi)-Falte mit deutlich älterer Lineation (La), (Diagram A, Figur 14). 134 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Das auffällige Maximum um den Durchstichpunkt von Bi entspricht einer Ausrichtung der Quarz-e-Achsen parallel B. Eine solche Regelung wurde bisher nur in dieser Probe beobachtet. Sie lässt sich wahrscheinlich auf eine dehnende Bewegungskomponente fl B, im Faltenschenkel zurückführen, durch welche ein Teil der Quarzkörner mit ihren c-Achsen parallel zur Falten­ achse des Gesteins eingeregelt wurde. Das Diagramm zeigt ferner zwei schwach besetzte Gürtel, die der allgemein verbreiteten Ausrichtung der Quarz-e-Achsen nach der a-Regel entsprechen. Die jüngeren B-Achsen und die älteren Lineare, sowie die ihnen zugehörigen Quarzachsen-Gürtel schneiden sich in diesem Probenhandstück etwa recht­ winklig. Beide Gürtel weisen ungefähr die gleiche Besetzungsdichte auf. Dar­ aus folgt einmal, dass während der jüngeren Beanspruchung keine Umre­ gelung des älteren Gefüges stattfand und zum andem, dass die Intensität der Prägungsakte, was die Ausrichtung nach der a-Regel angeht, etwa gleich gewesen ist. Probe (B). Käda-Schieferbruch auf Rand0y: Flach liegendes, plattig ausgebildetes Gesteinsstück ("Schiefer") mit feiner älterer Lineation La und gröberer Wellung Bi, (Diagramm B). Nach dem makroskopischen Befund wäre etwa das gleiche Komgefügebild wie bei Probe (A) zu erwarten. Die jüngere Deformationsphase hat aber auf die Regelung der Quarzkörner offenbar keinen Einfluss gehabt, denn aus der Verteilung der Quarzachsen im Komgefüge-Diagramm lässt sich keine Be­ ziehung zur jungen Wellung um Bi herstellen. Probe (C). Rand0y, Küste SW Käda: Kaledonisch geprägter, schwach um Bi gebogener Basis­ Quarzit mit älterer Lineation, (Diagramm C). Wie bei dieser Probe, ist die Regelung der Quarzkomgefüge aller unter­ suchten Proben aus dem Grenzbereich Präkambrium Kambro-Ordoviz, deren tektonische Elemente kaledonisch geprägt wurden, überwiegend dem älteren Beanspruchungsplan zuzuordenen. Der Gürtel um Bi ist nur sehr schwach besetzt, obwohl die unmittelbar hangenden Phyllite intensiv um WNW-ESE gerichtete BrAchsen gefaltet sind. Die relativ hohe Konzentration von Quarz­ e-Achsen um den Durchstichpunkt von Bi könnte wie bei Probe A mit einer Einregelung 1/ Bi zusammenhängen. Probe (D). Rand0y, N-Abhang des Koll: Eng um Ba gefalteter Quarzit, keine Spuren einer jüngeren Prägung, (Diagramm D). DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 135 Nur bei einaktiger Prägung konnte eine so gute Regelung beobachtet wer­ den. Der breite scharf begrenzte Gürtel liegt genau in der ac-Ebene. Die folgenden Gefüge-Diagramme (E)- (G) wurden im Scheitel von hand­ stückgrossen Falten ermittelt, die aus Gesteinen mit mehraktiger Deformation stammen. Bei der Diskussion der Gefüge-Diagramme dieser Proben ist zu beachten, dass das heute vorliegende Regelungsbild solcher gefalteten Proben wesent­ lich komplizierter ist als jenes in ungefalteten. In den ungefalteten Proben bildet die ältere Lineation eine Gerade und ihr Winkel mit Bi bleibt kon­ stant. Sind die Quarzachsen in Gürteln um La und BJ angeordnet, so stehen jene in eindeutiger, durch diesen Winkel bestimmter Beziehung zueinander (Diagram A, Figur 14). Stellt die Probe eine Falte der jüngeren Generation mit der Achse Bi dar, um welche eine ältere Lineation (La) gebogen wurde, (Diagramm F und G), so ändert sich der Winkel zwischen La und BJ kon­ tinuierlich. Die ursprünglich radial um La in einem schmalen Gürtel ange­ ordneten Quarz-e-Achsen wurden bei der Verbiegung von La um Bi verstellt. Ihre Verteilung im Raum ist von der Stärke der Verbiegung und damit von der Gestalt der Falte um Bi abhängig (J. G. Ramsay 1960, Figur 4, S. 78). Letztere bestimmte also die Streuung der Quarzachsen um La und führt zu der unregelmässigen Verzerrung des Gürtels der Quarzachsen um Bi. Probe (E). SE-Spitze von Hals00y: Falte um Ba aus zweiaktig verformtem Bereich, (Diagramm E). Die jüngere Deformation hat an der Probe keine eindeutig ablesb:nen Spuren hinterlassen, doch zeigt der Gürtel der Quarz-e-Achsen eine stärkere Streuung als der im Diagramm (D). Beide Falten (D und E) entstanden zwar während der älteren Deformationsphase, doch hat sich in unmittelbarer Um­ gebung von Probe (E) auch die jüngere Deformation ausgewirkt und offen­ sichtlich die Komgefügeregelung im gesamten Aufschluss beeinträchtigt. Probe (F). Fogn, Strasse E Eidsväg: (Diagramm F). Die Quarzachsen bilden einen deutlichen Gürtel um Bi. La streicht ungefähr NW-SE und ist schwach nach NW geneigt. Eine exakte Einmessung war nicht möglich. Die starke Ver­ breiterung des Gürtels um Bi im SE-Quadranten des Dia­ gramms wird jedoch sicher durch die um La angeordneten Quarz-e-Achsen verursacht. Probe (G). Fogn, 500 m SE Sreb0väg: (Diagramm G). Das Probenstück stellt eine komplette jüngere Falte mit gro­ ber, steil nach NW einfallender L-Lineation dar. Sie streicht etwa NW-SE, doch war auch hier eine exakte Einmessung nicht möglich. Die schlechte Regelung und der nur unvoll- 136 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM ständig ausgebildete Gürtel um Bi sprechen für eine etwa:. gleichberechtigte Anordnung der Quarz-e-Achsen um La und_ Bi. Zus ammenfassend ist über die Ergebnisse der Quarzkorngefüge-Messungen. folgendes zu sagen: Die Quarzkorngefüge der bisher untersuchten Paragneis­ proben lassen keine tektonischen Elemente erkennen, die nicht auch im Pro­ benhandstück wenigstens schwach zu beobachten sind. Die Korngefügeunter­ suchung erbringt jedoch Aufschlüsse über den Einfluss der Deformations-­ phasen auf das Korngefüge. Einaktig geprägte Bereiche zeigen die deutlichste Regelung (Diagramm D) .. In den zweiphasig deformierten Gebieten sind die Quarzkörner an flachlie­ genden Proben zum einen Teil gleichberechtigt um die älteren und jüngeren. Lineationen angeordnet und zum anderen Teil mit ihren c-Achsen parallel' zur jüngeren Faltenachse eingeregelt (Diagramm A). In gefalteten Probenhandstücken ordnen sich die Quarz-e-Achsen immer deutlich zu einem ac-Gürtel um die Faltenachse. Es ist dabei gleichgültig, ob diese der älteren Faltung (Diagramm E) oder jüngeren (Diagramm F und G) angehört. Eine zusätzliche jüngere bzw. ältere Beanspruchung äussert sich gegenüber gefalteten Proben aus nur einaktig geprägten Bereichen in einer stärkeren Streuung der Quarzachsen (Diagramm F u. G). Das Korn­ gefüge von Falten der älteren Generation hat also nur eine sehr schwache· Umregelung erfahren, wenn die äussere Gestalt der Falte erhalten blieb. Ebenso kam es in Falten der jüngeren Generation zu einer Weitgehenden­ Neuorientierung älterer Regelungen. überraschende Ergebnisse lieferte die Untersuchung der Korngefüge von Basis-Quarziten und -Gneisen des 1. Gneishorizontes und von Proben aus. der Metatuff-Einschaltung im 2. Gneishorizont Die deutlich entwickelte jün­ gere Biegung bzw. Kleinfältelung kommt im Korngefügebild nur sehr schwach. zum Ausdruch (Diagramme B und C, Figur 14). Die jüngere Deformation hat sich in diesen Gesteinen nur schwach im Korngefüge ausgewirkt. Eine Abhängigkeit des Regelungsgrades der Quarzkörner vom Mineralbe­ stand des Gesteins besteht nicht, denn einaktig geprägte Quarzite zeigen keine­ bessere Regelung als gleichartig beanspruchte Quarz-Feldspat-Glimmer-Ge­ steine. Umgekehrt haben ältere Bewegungsphasen in letzteren auch keine deutlicheren Spuren hinterlassen als in den Quarziten, für die doch eine' grössere Neigung zu Umkristallis::ttionen zu erwarten wäre. 5.4. Die Erscheinungen der Bruchtektonik Auffallenderweise bleiben Verwerfungen auf Rand0y beschränkt. Wie dic­ homoachse Klüftung können auch sie schon während der kaledonischen Orogenese entstanden sein. Das ist heute jedoch schwer zu belegen, weil eine postkaledonische Sedimentauflage fehlt und daher die Datierung unmöglich. · DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 137 wird. Es besteht ferner die Wahrscheinlichkeit einer Wiederbetätigung solcher Störungen in jüngster Zeit. Hinweise zur Datierung der Verwerfungen ergeben sich am ehesten aus der Morphologie der Störungszonen. Die postglazialen Störungen werden auch bei geringem Versetzungsbetrag von sehr schroffen unausgeglichenen Geländeformen begleitet. So markieren scharf geschnittene Geländestufen die Verwerfungen NW Käda und parallel der Sandanger-Störung. Hat das Eis jedoch die Höhenunterschiede zwischen Hoch- und Tiefscholle weitgehend ausgeglichen, so ist die Verwerfung präglazial und man kann mit einer kale­ donischen Anlage rechnen. Für grössere tektonische Ereignisse im Tertiär gibt es keine Anhaltspunkte. Unter dieser Voraussetzung hätte die Sandanger-Störung auf Rand0y ka­ ledonisches Alter. Ihre Wiederbelebung in jüngerer Zeit beweist aber die mächtige mit Calcit verheilte Störungsbrekzie im Sattel zwischen Koll und Randäsen. Eine analoge Erscheinung beschreibt Feyling-Hanssen (1966, Fi­ gur 2) von einer ebenfalls altangelegten, letzmalig präwürmzeitlich betätigten Störungszone bei Sandnes. 6. DISKUSSION DER UNTERSUCHUNGSERGEBNISSE Stellen wir doch einmal kurz die Ergebnisse der Untersuchungen Goldschmidts (1921) den hier gewonnenen gegenüber. Goldschmidt teilte die kambro-si­ lurischen Gesteine des Stavanger-Gebietes in eine untere Phyllitabteilung und in eine obere Abteilung der grünen Schiefer ein. "An den allermeisten Stellen treten die Gesteine der Phyllitabteilung nicht in unmittelbare Berührung mit den grünen Schiefem, da gerade die Grenze beider Schichtreihen durch jün­ gere Intrusivgesteine eingenommen wird, welche die stratigraphische Grenze als Intrusionen bevorzugten" (Goldschmidt 1921 S. 10). Von diesen lnstrusivgesteinen in Form ausgedehnter Lakkolithe ging nach Goldschmidts Vorstellung eine weitverbreitete metasomatische Injektion vor allem der unterliegenden Phyllite aus, die vom Intrusionskontakt aus eine kon­ tinuierliche Reihe immer schwächer metasomatisch veränderter Gesteine bis hin zu den lediglich regionalmetamorphen Phylliten schuf. Diese injektionsme­ tamorphe Gesteinsreihe Goldschmidts ist in der Tabelle 9 dargestellt. Sie ist dem.Buche Goldschmidts (1921 S. 110) entnommen. In ihr sind 11 chemische Analysen von 48 Gesteinen in 11 durchaus ungleichwertige Spalten nach fallen­ den Sio2- und Na20- Werten eingeteilt. Die 5 Si02-reichsten Spalten (VII-XI) sind nur durch je 1 Gestein belegt. Die Spalte I repräsentiert hingegen 18 Phyllite. Zur Herkunft der injizierten Stoffe führt Goldschmidt auf S. 118 aus: "Die zugeführte Kieselsäure entstammt sicherlich den Intrusivgesteinen, eben­ so das Natron" und ferner: "Man wird zu der Auffassung gedrängt, es hät­ ten die injizierenden Lösungen freies Alkalisilikat enthalten, sozusagen eine art "Wasserglas" (Goldschmidt S. 119). Quarz- Muskovit- Quarz- Muskovit- Chlorit- Granat- Phyllit, Mittels 57,29 Quarz- Muskovit- Chlorit- Phyllit, Mittel1s 58,32 Si02 0, 16 2,25 2,42 1,66 - 1,8 1 0,08 - 0,05 0,17 2,92 0,4 1 1,76 0,37 0,10 1,40 4,30 0,14 0,05 0,11 0,05 4,00 0,22 1,85 0,66 0,10 1,26 4,49 0,15 0,43 0,06 0,05 4,05 MgO CaO BaO Na20 K20 P20s co2 s H20-105° H20+105o 4,02 0,07 0,04 0,52 0,16 3,16 2,28 0,07 2,07 2,19 0,35 5,78 1,44 MnO 1,32 5,65 2,40 5,48 2,0 1 4,98 FeO 16,27 0,81 62,10 Mittel6 braun, Schiefer, Granat- Biotit- Muskovit- Quarz- IV Fe203 A1203 0,80 18,50 0,97 20,60 0,98 20,00 Ti02 60,62 Bru Phyllit Granat- Biotit- 111 II I Tabelle 9. Analysendaten aus Golschmidt 1921, S. 110 1,73 0,12 - 0,13 0, 17 3,82 2,00 0, 1 1 2,04 2,04 0, 14 3,92 2,24 16,54 0,70 64,35 Mitte14 grau, schiefer, Glimmer- Granat- Biotit- Muskovit- Quarz- V Gneis VIII Gneis, IX 76,63 0,14 12,20 74,56 0,16 13,33 70,92 0,3 1 14,42 0,45 14,30 0,55 14,86 1,92 0,33 0,03 0,04 0,96 0,02 0,20 0,95 0,05 0, 15 1,82 0, 12 0, 16 0,02 0,02 0,03 0,5 1 0,10 0,10 0,49 0,45 0,04 Spur 4,57 4,72 5,42 0,05 2,94 5,4 1 3,40 3,48 3,29 0,18 3,53 4,87 Spur 0,20 0, 13 - 0,06 0,23 Spur 0,90 2,10 2,18 1,82 0,30 0,20 0,28 0,14 Spur Spur 0,07 0,46 0,67 0,09 0,03 0,62 0,83 0,52 1,07 0,88 1,9 1 1,02 3,80 0,55 3,96 Rosholmen 68,27 66,52 Bm Naversnes aplit Vistnes Fyrlykt Grar.it- XI Granit X Line Augengneis, (Augengneis) dunkle Lage, reicher- Glimmer- VII Spur 0,85 0, 19 3,46 3,09 0,10 2,92 1,48 0,05 4,18 1,36 15,45 0,59 64,70 Mittel6 Schiefer, blasten- porphyro- Albit- VI � c:: I" ;.::: �::t: 0 � ." �0 C::: !"" !"" "' I" ;.::: � "' 0 ...... w 00 DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 139 Die hier mitgeteilten Untersuchungen ergeben ein ganz anderes Bild. Die untere Abteilung Goldschmidts, die Phyllitabteilung, ist differenziert in eine Folge von 3 Gneis-, 2 Phyllit- und 2 Tuffhorizonten. Es gibt keine Abteil­ ungsgrenze im eigentlichen Sinne, sondern einen kontinuierlichen Übergang von den Phylliten über immer stärker tuffogenes Material enthaltende Meta­ Sandsteine bis in die obere Abteilung der Grünschiefer hinein. Die von Gold­ schmidt als Injektionsgneise und Trondhjemite angesehenen Gesteine auf Fogn und Rand�y stellen eine im Streichen eindeutig verfolgbare Serie me­ tamorpher Quarzite, Arkosen, Grauwacken, andesitischer und basaltischer Tuffe dar. Alle diese Meta-Sedimente liegen in der Grünschieferfazies vor. Lakkolithe haben nur geringe Verbreitung. Sie sind aber ausserordentlich typisch und nur schwach metamorph verändert auf Halsn0y und Bokn anzu­ treffen. Bemerkenswert ist es, dass es sich nicht um Trondhjemite, sondern um Meta-Granodiorite handelt. Damit wird die von Goldschmidt postulierte Na-Metasomatose noch problematischer. Eine merkliche Metasomatose des Nebengesteins ist auf Bokn-Halsn0y nirgends festzustellen, obwohl der Kontakt gegen das über- und unterlagemde Nebengestein über viele Kilometer hin aufgeschlossen ist. Nur im unmittelbar Hangenden des Lagergangs auf Halsn0y sind in den Mineralbeständen der Nebengesteine Anzeichen einer schwachen Thermo-Kontaktmetamorphose vorhanden. Von den Verfassern wurden auch die Kontakte von Lakkolithen ausser­ halb des Untersuchungsgebietes, so die Grenzen des Lagergangs am Ormakam östlich Fiskä und von Lakkolithen auf Nord-Rennes0y untersucht. Es ergeben sich keinerlei Hinweise einer injektionsmetamorphen Beeinflussung der un­ terlagernden Phyllite und Metasandsteine. Das gilt für den gesamten Unter­ suchungsraum Goldschmidts. Die "Abteilungsgrenze" Goldschmidts als frag­ liches Intrusionsniveau wurde von G. Müller 1966 und 1967 in ihrer ganzen Längserstreckung von Kap Vistnes westlich Stavanger bis zur Insel Ombo im Nordosten untersucht. Wie aber kommen diese eklatanten Unterschiede zwischen der Beurteilung der metamorphen Gesteine im Stavanger-Gebiete von Goldschmidt und der hier vertretenen zustande? Dte Differenzen sind in der Untersuchungsmetho­ dik begründet! Die hier in den Tabellen 1-8 und im Text mitgeteilten mehr als 50 Gesteinsanalysen umfassen Proben, die in einem relativ eng begrenzten Gebiet ( < 10% des Goldschmidtschen Untersuchungsareals) lithofaziell aus­ kartierten Horizonten entnommen wurden. Die in einer Tabelle zusammenge­ fassten Analysen repräsentieren also jeweils eine genetische und geologisch So ist zum Beispiel der Gneishorizont zwischen unterem und oberem Phyllit als stratigraphische und genetische Einheit von Rand0y im Osten über die kleinen Inseln bis nach Fogn im Westen durch die Ana­ lysen der Tabelle 4 und die Analyse Nr. 91 belegt. Es handelt sich hierbei um Modalanalysen, die den wahren Mineralbestand wiedergeben. Alle die Genese und Metamorphose der Gesteine betreffenden Folgerungen in den Abschnitten 3 und 4, basieren auf den qualitativen räumliche Einheit. 140 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM und quantitativen mikroskopischen Untersuchungen (Abschnitt 2) und auf den Kartierarbeiten. Goldschmidt (1921) beschritt hingegen einen ganz anderen Weg. Er liess. von 48 Gesteinen des Stavanger-Raumes 11 chemische Vollanalysen anferti­ gen und berechnete aus diesen den Mineralbestand. Er ordnete die Gesteins­ analysen nach rein chemischen Gesichtspunkten, in der auf S. 138 wieder­ gegebenen Tabelle 9 nach den Si02- und Na20-Daten. Vergleicht man die Fundorte der analysierten Gesteine, so sieht man sofort, dass sie in keinerlei genetischer oder stratigraphischer Beziehung zu einander stehen. Der Granit von Vistnes (Spalte X, Tabelle 9) ist vom chemisch nächststehenden Granit­ aplit von Naversnes/Finn0y (Spalte XI) 25 km entfernt, während die Ent­ fernung zum Gestein der Spalte IX, Gneis von Line, 9 km in der gleichen Richtung beträgt. Die Gesteine der Spalten VIII-VI in Tabelle 9 liegen zum Teil auf den Inseln 4 km nördlich Stavanger, zum anderen auf dem Festland 7 km westlich Stavanger. Die nächste Gruppe der Spalte IV birgt 2 Proben. die 28 km NNE Stavanger von der Insel Tjul stammen, während die anderen 2 etwa 10 km NE, auf den Inseln Brims0y und Talgje entnommen wurden. Die Proben der Phyllitgruppen I-III streuen über den ganzen Untersuch­ ungsraum von etwa 400 km2. Eine Kritik an der Methode Goldschmidts hat bereits Kalsbeek (1964) geübt, indem er neben die Analysendaten der Spalten I-VII der Tabelle 9' Durchschnittswerte der chemischen Zusammensetzung von Schiefern, Grau­ wacken und Warwentonen nach Pettijohn stellte. Dabei ergeben sich ver­ blüffende Übereinstimmungen der chemischen Daten der Sedimente mit denen der Injektionsgesteine Goldschmidts. Wichtig erscheint es jedoch, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Injektionsmetamorphose auch beim aufmerksamsten Studium des Buches von Goldschmidt durch kein einziges metamorphes Profil einer genetisch zusam­ mengehörenden Gesteinsgruppe belegt ist. Die Sammlung von Gesteinsanaly­ sen (Tabelle 9), mit der die Injektionsmetamorphose von Goldschmidt be­ gründet wurde, ist bezogen auf die Metamorphoseerscheinungen des Stavan­ ger-Gebietes in jeder Hinsicht willkürlich. Die Abhandlung V. M. Goldschmidts (1921) über das Stavanger-Gebiet galt zwar in erster Linie Metamorphoseproblemen, doch werden in ihr auch tektonische Vorstellungen entwickelt. Diese sollen neben dem von Kaldhol (1909) und Reusch (1913) entwickelten tektonischen Konzept kurz diskutiert werden. Die Karte von Goldschmidt zeigt im NE-Teil von Fogn vier parallele. SW-NE-streichende Trondhjemit-Zungen. Sie greifen in die Phyllite hinein. die von der NE-Küste der Insel bis nach Rand0y ein grösseres Areal ein­ nehmen. Dazu schreibt Goldschmidt (1921, S. 39): "Wir erblicken auf der Insel Fogn einen schrägen Schnitt durch die Intrusivmasse selbst, mit ihrem zusammengesetzten Bau aus mehreren Einzel-Lakkolithen". Das Ergebnis unserer Kartierung in diesem Raum zeigt die Karte (Tafel 2). Das Antiklinorium von NE-Fogn (siehe Abschnitt 5.222 S. 130) widerlegt DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN 141 Goldschmidts Auffassung von einem starken Gegensatz zwischen flach­ welligem, weitem Grossbau und intensivster wirrer Kleinfältelung im Auf­ schlussbereich, welche teilweise sogar ptygmatische Züge tragen soll (1921, s. 40). Die Beobachtungen im Felde und ihre Auswertung in der tektonischen Karte (Tafel 1), den B-Achsen- und Komgefüge-Diagrammen zeigen wohl .deutlich genug, dass die kaledonischen Serien in allen Dimensionen nach einem Beanspruchungsplan geprägt wurden. Ihm fügt sich die Mehrzahl der Faltenachsen auch bei sehr starker Durchbewegung ein. Zwar entstehen sehr verwirrende Aufschlussbilder, wenn Falten der älteren und jüngeren Defor­ mation etwa gleichberechtigt entwickelt sind, doch ist es nicht gerechtfertigt, diese Bereiche als ptygmatisch gefaltet und ohne Wirkung der regionalen Tektonik entstanden zu betrachten (Goldschmidt 1921, S. 40). Das tektonische Grundkonzept bleibt auch in diesen Gebieten erhalten. Ein Teil der von Goldschmidt beschriebenen Intrusivgesteine soll in halb erstarrtem Zustand gegen SE über die Phyllite geschoben und dabei an der Unterseite mylonitisiert worden sein. Die intensive Verfaltung der verschie­ denen Phyllit- und Paragneishorizonte (siehe Abschnitt 5.222 S. 130) macht eine solche Vorstellung sehr unwahrscheinlich. Auch fehlt uns bis jetzt jeder Hinweis auf Mylonitisierungs-Erscheinungen. Mit der Frage von Deckenüberschiebungen setzt sich auch Kaldhol (1909) auseinander. Er beschreibt die Lagerungsverhältnisse im Inselgebiet Rand0y­ Fogn recht genau, lehnt es jedoch ab, die Gneise über den Phylliten generell als überschoben anzushen. Dagegen stellen die Gneise nach Meinung von Reusch (1913) überscho­ benes präkambrisches Grundgebirge dar, ohne dass diese Behauptung näher begründet würde. In jüngster Zeit hat sich I. Hemes (1966), wenn auch mehr am Rande, mit dem Bau der Kaiedoniden im Raume Stavanger befasst. Er vermutet in den Gneisen des Stavanger-Gebietes Decken, welche aus dem eugeosynklinalen Teil der kaledonischen Geosynklinale im NW stammen sollen. Konkrete Hinweise zur Stützung dieser Hypothese werden jedoch nicht angeführt. Auf keinen Fall dürfen die Ergebnisse Kalsbeeks (1964), wie das durch Hemes (1966 S. 461) getan wird, benutzt werden, eugeosynklinale Decken für das Stavanger-Gebiet zu konstruieren. Hierüber sagen die Zirkon-Untersuchungen Kalsbeeks gar nichts aus. Nach unseren bisherigen Untersuchungen handelt es sich bei den Phylliten und Gneisen des Stavanger-Gebietes um eine autochthone kambrosilurische Serie von metamorphen fein- und gröberklastischen Sedimenten, · wie sie analog von Br0gger (1893) für die Hardangervidda beschrieben wurde. Für eine weiträumige Kontakt-Injektionsmetamorphose im Sinne von Gold­ schmidt (1921) konnten bisher keine Anhaltspunkte gefunden werden. Sowohl die Phyllite wie auch die Paragneise liegen in regionalmetamorpher Grün­ schieferfazies vor. Es besteht die begründete Aussicht, alle Metamorphose­ fragen in den kambro-silurischen Gesteinen des Stavanger-Raumes mit den 142 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM Auswirkungen der kaledonischen Regionalmetamorphose klären zu können. Den Herren Professoren T. F. W. Barth, Oslo, und F. Karl, Kiel, sowie Herrn Lektor T. Birkeland, Stavanger, sind wir für ihre Hilfeleistungen sehr zu Dank verpflichtet. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bad Godes­ berg, verdanken wir die Finanzierung eines grossen Teiles unserer Unter­ suchungsarbeiten. Mineralogisch-Petrographisches Institut der Universität Kiel, Olshausenstrasse 40-60, 2300 Kiel, Deutschland 26. Juli 1968 LITERATURVERZEICHNIS BARTH, T. F. W. 1952: Theoretical Petrology. John Wiley & Sons, Inc., New York, 387 pp. BARTH, T. F. W., CORRENS, C. W. und ESKOLA, P. 1939: Die Entstehung der Gesteine. Julius Springer, Berlin, 422 pp. BJÖRLYKKE, K. 0. 1905: Det centrale Norges fjeldbygning. Norges Geol. Undersök. 39, 595 pp. BRÖGGER, W. C. 1893: Lagfölgen pä Hardangervidda og den säkaldte höi fjeldskvarts. Norges Geol. Undersök. 11, 142 pp. FEYUNG-HANSSEN, R. W. 1966: Geologiske observasjoner i Sandnes-omrädet. Norges Geol. Undersök. 242, 26-43. GowscHMIDT, V. M. 1916: Geologisch-petrographische Studien in Hochgebirge des südlichen Norwegen. IV. Übersicht der Eruptivgesteine im kaledonischen Gebirge. Skr. Vid.­ Selsk. Kristiania, 1. Mat.-Naturv. Kl., 1916 No. 2, 1 14 pp. GowscHMIDT, V. M. 1921: Geologisch-petrographische Studien im Hochgebirge des sÜd­ lichen Norwegen. V. Die Injektionsmetamorphose im Stavanger-Gebiet. Skr. Vid.­ Selsk., 1. Mat.-Naturv. Kl., 1920 No. 10, 142 pp. HERNES, I. 1966: Zur Deutung der skandinavischen Kaledoniden. N. Jb. Geo/ . Paläont. Mh., 449-47 1. KALDHOL, H. 1909: Fjeldbygning i den nordöstlige del af Ryfylke. Norges Geo/. Undersök. 49, V. 59 pp. KALsBEEK, F. 1964: Zircons from some metamorphic rocks in the Stavanger area (Southern Norway). Norsk Geo/. Tidsskr. 44, 11-17. KARL, F. 1964: Anwendung der Gefügekunde in der Petrotektonik. Ellen Pilger, Clausthal­ Zellerfeld, 142 pp. KILDAL, E. S. 1967: The geology of the 'Sand' quadrangle, with special emphasis on the relation between the Cambro-Silurian rocks and the allochthonous gneisses. Norsk Geol. Tidsskr. 47, 199-200. MüLLER, G. 1966: Die autometamorphe retrograde Umwandlung von Biotiten in Chlorite und Muskowite in sauren Tiefengesteinen. Contr. Mineral. and Petrol. 13, 295-365. RAMSAY, J. G. 1960: The deformation of early linear structures in areas of repeated folding Jour. Geol. 68, 75-93. REUSCH, H. 1913: Tekst til geologisk oversiktskart over Söndhordland og Ryfylke. Norges Geol. Undersök. 64, 83 pp. 595 pp. REUSCH, H., REKSTAD, J. og BJÖRLYKKE, K. 0. 1902: Fra Hardangervidden. Norges Geo/. Undersök. 34, No. 2, 80 pp. SANDER, B. 1950: Einführung in die Gefiigekunde der geologischen Körper. Il. Teil. Springer­ Verlag, Wien-Innsbruck. DIE GESTEINE DER INSELGRUPPE RANDÖY-FOGN STRAND, T. 1960: 143 The PreD evonian rocks and structures in the region of C aledonian deformation. pp. 170- 284 in 0. HoLTEDAHL (Ed.): Geology of Norway. Norges Geol. Undersök. 208. WEDEPOHL, K.H. 1967: Geochemie. Walter de Gruyter, Berlin, 220 pp. WINKLER,H.G.F. 1967: Die Genese der metamorphen Gesteine.Springer,Berlin, 237 pp. PROBENVERZEICHNIS Probe 72 Gesteinsart Fundort Porphyrgranitgneis StrassenaufschlussDale/Randöy 53a Metaarkose Weg zumSteinbruch Sandanger/Randöy 53b Quarzit Weg zumSteinbruch Sandanger/Randöy 54 57b 103 6329 6228 Grauwacke Metaarkose Metasandstein Anstieg zumSteinbruchSandanger/Randöy östliches Haus Breidvik/Randöy Weg 1,5 km östl.Hovda/Randöy Metaarkose BöröyholmSWRandöy Metagrauwacke HattholmSWRandöy 52 Phyllit l. Kehre des Weges N Sandanger/Randöy 931 Phyllit 200 mS Pass Sandanger-Breidvik 97 Phyllit 102 Phyllit Südosthang desRandäsen/Randöy 104 Phyllit StrasseS Storaviki/Fogn 6024 I 48 SteinbruchN Käda/Randöy Phyllit StrasseS Trevland/Fogn Metatuff Steinbruch NSandanger/Randöy 93II Metatuffit 94 Metatuff 100 mS Pass Sandanger-Breidvik Steilwand oberhalb Käda/Randöy 95 Metatuff Steinbruch N Käda/Randöy 96 Metatuff Steinbruch N Käda/Randöy 219 Metatuff Südspitze vonHalsnöy 107 Metatuff 45 Metaarkose 500 m WSelväg/Fogn SW-Hang des Koll/Randöy 92 Metaarkose O sthang des Randäsen/Randöy 6327 Metaarkose Nordspitze vonForeöy SEHalsnöy 6125 Metaarkose 109 Metaarkose 109a MalöySE Bokn Dungfjeii/Fogn Metaarkose 500 m NESelväg/Fogn 91 Meta-Sandstein Unterhalb des Randäsen-Gipfels/Randöy 90 Phyllit RandäsenG ipfei/Randöy 6526 Phyllit StrasseS Eige/Halsnöy 110 Phyllit 100 mSFeriekoloni/Fogn 6024II Phyllit StrasseSE Trevland/Fogn 6425 Metaarkose Storöy WHalsnöy 6325 Metaarkose NES - pitzeBokn/NEFogn 6324 Metaarkose NW-SpitzeBokn/NEFogn 124 MetaS - andstein KaiSörväg/Fogn 104 Metaarkose KaiSreböväg/Fogn 121 Metaarkose 111 Metaarkose Hovda/Fogn 112 Metaarkose mit Strasse südlich Myri/Fogn tuffogenen Komponenten Langaland/Fogn 144 GEORG MÜLLER UND FRIEDRICH WURM 89 Metatuff Gipfel des Randäsen/Randöy 216 Metatuff Strasse bei Kuneset/Halsnöy 216a Metatuff Strasse nördl. Skardtveit/Halsnöy 215 Metatuff Steilküste Bätviki/Halsnöy 123 Metatuff Strasse E Eräs/Fogn 113 Metatuff Strasse N Eide/Fogn 217 Meta-Granodiorit Storfjell/Bokn 218 Meta-Granodiorit Kuneset/Bokn A Paragneis Halsnöy, Westküste N Viarvik. s: N80 E/25 S; L: N 40 W/20 SE B·: N 60 E/6 NE Planquadrat: 66325/1 B Paragneis Randöy, E-Rand der Käda-Schieferbrüche. s: NN 70 E/18 NW L: N 4 W/15 NB·: N 88 W/5 W 67330/1 c Paragneis D Paragneis Randöy, Kai SW Käda. s: N 70 W/15 SW L: N 18 E/10 N B·: N 68 W/5 NW 66329/1 Randöy, 1 km N des Koll-Gipfels. s: N 42 W/60 NE B : N 40 W/5 NW 68332/1 E Paragneis Halsnöy, SE-Spitze. s: N 36 E/30 NW B : F Paragneis Fogn, Strasse NE Eidsväg. s: N 25 E/45 G Paragneis N 90/18 W 63327/1 NWB·: N 22 E/15 SW 58323/V Fogn, Strasseneinschnitt 200 m land. s: N 35 E/58 NW 60324/11 SE Trev­