Handbuch der modernen Messwerterfassung

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in Me sste c h n ik!
Handbuch der modernen Messwerterfassung
Teil 2: Erfassen von AC/DC Spannung/Strom/Leistung • Frequenzmessung • Digitale Größen
Erwähnte Firmen- und Produktnamen sind zum Teil eingetragene
Warenzeichen der jeweiligen Hersteller. Irrtum und Änderung vorbehalten.
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MEsstechnik fängt mit ME an.
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12.03.15 15:05
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Erfassung von Wechselspannungen,
-strömen und -leistungen
Hier geht es in aller Regel um Spannungsmessungen. Darauf basierend lassen sich
auch Ströme und Leistungen ableiten
(indirekte Messung). Die in der Praxis zu
ermittelnden Spannungen haben zwar meist
Sinusform, unterscheiden sich aber extrem
in Größe und Frequenz. Ihre Messung ist
immer dann besonders anspruchsvoll, wenn
eine Leistungsanpassung an das Messgerät
nicht möglich und die Frequenz höher als
etwa 1 MHz ist. Jedoch können auch bei
Niederfrequenzen und Leistungsanpassung
signifikante Störungen und Fehler auftreten,
wenn Fachwissen fehlt.
• Der Spitze-Spitze-Wert
4.1 Kennwerte einer Wechselgröße
Er entspricht dem Wert einer Gleichspannung, die an einem Ohmschen Widerstand
die gleiche Leistung (Wärmeleistung, Wirkleistung) erzeugen würde wie die Wechselspannung. Eine einfache Spannungsangabe,
wie 100 mV, meint nach allgemeinem Verständnis immer den Effektivwert. Die Bezeichnung „quadratisch“ kommt daher, weil
man diesem Wert unabhängig von der Kurvenform immer näher kommt, je mehr Augenblickswerte einer Periode man im gleichen Abstand erfasst, quadriert, addiert und
dann wieder die Wurzel zieht, sodass eine
Betragsbildung erfolgt. Daher auch die Abkürzung RMS (Root Mean Square).
Dies ist lediglich eine mathematische Größe;
die entsprechende Spannung/der entsprechende Strom existiert real nicht. Gemeint ist
nur der vertikale Abstand zwischen positivem und negativem Spitzenwert – und diese
Werte werden zu verschiedenen Zeitpunkten
erreicht. Für die Spannungsfestigkeit eines
Bauteils ist also immer der Spitzenwert maßgeblich. Der Spitze-Spitze-Wert wird gekennzeichnet durch den Index SS.
• Der Effektivwert oder quadratische
Mittelwert
Eine periodische Wechselgröße besteht aus
unendlich vielen verschiedenen Augenblickswerten, die einer periodischen Funktion der Zeit gehorchen. Beim Rauschen gibt
es nicht einmal diesen periodischen Zusammenhang. Stets jedoch hat man mehrere
Möglichkeiten, Spannungswerte zu definieren.
• Der Spitzenwert
Dieser wird auch Scheitelwert oder Amplitude genannt und ist der höchste vorkommende Augenblickswert. Liefern positive und
negative Halbwelle hier unterschiedliche
Beträge und meint man den negativen Spitzenwert, ist dies natürlich zusätzlich anzugeben. Die anderen Bezeichnungen sollte
man dann nicht verwenden. Der Spitzenwert
wird meist durch den Index S beim Formelzeichen gekennzeichnet.
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• Der arithmetische oder lineare Mittelwert
Dieser lässt sich neben dem Effektivwert definieren, und zwar auf folgender Grundlage:
Betrachtet man die Spannung bzw. Strom
entsprechende Ladungsmenge, so entspricht
dieser Mittelwert dem Wert einer Gleich-
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spannung, bei der über eine Periode zeitgleich die gleiche Ladungsmenge transportiert wird. Das wird verständlicher, wenn
man sich anhand einer Periode einer Sinusspannung Folgendes vorstellt:
- Sowohl die positive als auch die negative
Halbwelle erwärmen den Widerstand gleich,
haben also je den gleichen Effektivwert wie
die ganze Periode.
- Die positive Halbwelle transportiert positive Ladung, die negative Halbwelle negative
Ladung, somit ist die Landungsbilanz über
eine Periode null und somit auch der arithmetische Mittelwert null.
Bei einer Sinusspannung ist dieser Mittelwert
also immer null. Anders bei gleichgerichteten
Halbwellen oder Pulsen. Dieser Wert entspricht immer der Differenz zwischen den
Flächen von positivem und negativem Anteil
des Signals. Er lässt sich einfach („linear“)
errechnen auf Basis einer Integration
(Erfassung der Flächendifferenz zwischen
positiver und negativer Halbwelle), daher
auch die obigen Bezeichnungen bzw. die Abkürzung MAD (Mean Absolute Deviation).
Ein Drehspulinstrument zeigt ab etwa 30 Hz
(wo der Zeiger wegen der Trägheit dem Signal nicht mehr folgen kann) unabhängig von
der Kurvenform den MAD an.
Die nicht massebezogene Messkreisgestaltung bezieht ihre Berechtigung aus möglichen Störspannungen infolge
• verschiedenen Massepotentialen bei
Sensor und Hardware,
• galvanischer Verkopplungen (bei
ungünstiger Masseführung),
• elektrischen und/oder magnetischen
Einkopplungen.
In den ersten beiden Fälle entsteht eine Störspannung zwischen den Massepunkten. Sie
wird voll wirksam. Letztere Störungen kommen vom Netz oder von daran betriebenen
Maschinen/Geräten und besitzen immer Erde/Masse als Bezug, attackieren also voll
die „heiße“ Leitung. Durch Abschirmung
kann man einem elektrischen Störfeld entgehen. Eine solche Abschirmung ist nur wirksam, wenn sie (möglicht nur am Verstärkereingang) geerdet (mit Masse verbunden)
wird. Eine spezielle Abschirmtechnik ist die
sogenannte Guard-Schaltung. Hier kommt
die Abschirmung an den niederohmigen
Ausgang eines 1-Verstärkers.
Das Verhältnis von Spitzen- zu Effektivwert
nennt man Scheitelfaktor, Formfaktor oder
Crest Factor. Die Tabelle unten stellt die Zusammenhänge übersichtlich dar.
4.2 Der Messkreis: symmetrisch
oder unsymmetrisch?
Es gibt aus praktischer Sicht zwei Arten der
Wechselspannungsmessung: nicht massebezogen (symmetrisch, differentiell) und massebezogen (unsymmetrisch, single-ended).
Zur Guard-Schaltung (hier Abschirmung
gegen ein elektrisches Gleichfeld und ein
elektrisches Feld vom US-Netz mit 60 Hz)
Kurvenform
RMS
Sinus
symm. Rechteck
Dreieck
US/√2 = 0,707 US 2 US/3,14 = 0,636 US 0,707/0,636 = 1,11
US
US
US/US = 1
US/√3 = 0,58
US/2= 0,5
0,58/0,5 = 1,155
Messtechnik fängt mit ME an.
MAD
RMS/MAD
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Scheitelfaktor
US/RMS = 1,414
US/RMS = 1
US/RMS = 1,73
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Ein symmetrischer Messkreis ist auch dann
möglich, wenn der Sensor Massebezug hat.
Die darauf folgende Hardware muss lediglich „schwimmend“ (ohne direkten oder indirekten Massebezug) betrieben werden. Die
differentiellen Eingangsanschlüsse sollten
immer dann genutzt werden, wenn der Messkanal eine der folgenden Bedingungen erfüllt:
Die Bezugsmasse wird entweder von der
Messhardware bereitgestellt oder vom Sensor. Im ersten Fall heißt die Konfiguration
Referenced Single-Ended Mode (RSE,
massebezogenes Messen), im zweiten Non
Referenced Single-Ended Mode (NRSE,
nicht massebezogenes Messen).
Es stellt sich immer die Frage, ob die Signalquellen massefrei oder massebezogen
(direkt oder indirekt geerdet) sind. Massefrei sind z.B. Wandler, Thermoelemente,
batteriebetriebene Sensoren, Isolatoren und
Trennverstärkern. Jeder isolierte Ausgang
bedeutet eine massefreie Signalquelle. Die
isolierte Bezugsmasse eines massefreien
Signals muss mit der Erdung des folgenden
Geräts verbunden werden, um zu verhindern, dass sich das Signal außerhalb des
Eingangsbereichs bewegt. Beim massebezogenen Betrieb in einem Gebäude sollte
beachtet werden, dass Potentialunterschiede bis zu 100 mV eher typisch als ungewöhnlich sind. Dieser Unterschied kann
ganz oder teilweise als Messfehler erscheinen.
• Eingangssignal deutlich kleiner als 1 V
• Signalleitungen im Meterbereich
• Signalleitungen verlaufen durch störende
Umgebung
• Eingangssignal erfordert separaten
Massebezugspunkt
Der Nachteil besteht darin, dass sich die Anzahl der Kanäle um die Hälfte reduziert, da
ein differentieller Eingang mit zwei unsymmetrischen Eingängen gebildet wird.
„Schwimmender“ Betrieb eines massebezogenen Sensors. Eine massebezogene
Störspannung (Common Mode Voltage)
hebt quasi beide Signalleitungen und
bleibt daher unwirksam. (Quelle: NI)
Massebezogener Messstromkreis. Ein
Störstrom I am Masseleitungs-Widerstand
(Lead Resistance) erzeugt eine Störspannung U = I x RL, die sich dem Messsignal
voll überlagert. (Quelle: NI)
Die massebezogenen Eingangsanschlüsse
können lt. National Instruments für jeden Kanal genutzt werden, der eine der folgenden
Bedingungen erfüllt:
4.3 Messen von Sinusgrößen
mit dem Multimeter
• Eingangssignal größer als etwa 1 V
• Signalleitungen höchstens wenige
Meter lang
• Eingangssignal darf gemeinsamen Bezugspunkt mit anderen Signalen haben
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Multimeter und die zugehörigen Messleitungen bekannter Firmen garantieren sehr viel
Sicherheit. Wenn Multimeter und Zubehör
nicht harmonieren, prägt immer die Kompo27
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nente mit dem niedrigsten Sicherheitsstandard die Gesamtsicherheit. Aber auch eine
unsachgemäße Anwendung des Multimeters
kann Sach- und Personenschäden bis hin zu
tödlichen Unfällen verursachen. Aus diesem
Grund müssen die Strom-Buchsen durch Sicherungen geschützt sein. Die interne Sicherung schützt das Multimeter.
Aus praktischen Gründen haben Digitalmultimeter insbesondere für die Spannungsmessung keine „Zehner-Messbereiche“, wie 10 V
oder 100 V. Sondern die erste Stelle geht
meist nur bis 1, hier sind also nur 0 und 1
möglich! Wegen dieser Einschränkung
spricht man – ein wenig oberflächlich – von
einer 3 ½ stelligen Anzeige (korrekt wäre 3
1/5). Sie läuft immer bis 1999. Vernünftigerweise sind als Messbereiche zum Beispiel
200 mV oder 2 V angegeben. (Korrekt wären
199,9 mV und 1,999 V.) Seltener findet man
die 3 ¾ stellige Anzeige, bei welcher die erste Stelle nur die Ziffern 0, 1, 2 und 3 kennt.
(Korrekt wäre also die Bezeichnung 3 2/5).
Hier kann man beispielsweise die Netzspannung recht genau ermitteln. Eine 3 3/4 stellige Anzeige läuft immer bis 3999. Hier sind
als Messbereiche zum Beispiel 400 mV oder
40 V angegeben.
Das Multimeter muss im richtigen Modus
und Messbereich betrieben werden. Hier sind
völlig harmlose wie auch besonders gefährliche Fälle möglich. Am wichtigsten bezüglich
Sicherheit ist der richtige Anschluss, nicht
die Einstellung! Man darf also bei der Spannungsmessung nicht irrtümlich die Strombuchsen benutzen.
Bezüglich Messbereichs-Umschaltung gibt es
drei Grundtypen:
Ein passives Multimeter zeigt nur den arithmetischen Mittelwert der gleichgerichteten
Spannung unabhängig von der Kurvenform
an. Ein aktives Multimeter besitzt einen Spitzenwert-Gleichrichter und zeigt daher nur
den Spitzenwert unabhängig von der Kurvenform an. Alle Multimeter sind aber für die
Effektivwertanzeige bei Sinusform kalibriert.
Das heißt, sie zeigen nur bei sinusförmiger
Spannung richtig an.
• mit manueller Messbereichs-Umschaltung
• mit automatischer Umschaltung
• mit beiden Modi (wählbar)
Vorteilhaft ist die Messbereichs-Automatik.
Diese ist nicht mit einer größeren Gefahr der
Überlastung verbunden. Allerdings zwingt
die manuelle Umschaltung zum Mitdenken
beim Messen und stellt für den Betreiber mit
etwas Erfahrung kein Problem dar.
Manche Multimeter besitzen eine Buchsensperre. Man sollte sie nicht überschätzen.
Denn meint der Anwender, die Messleitungen seien in den richtigen Buchsen, dann ist
bereits alles zu spät. Er kann dann in den korrekten Spannungsbereich schalten, es hilft
nichts. Bei solchen Geräten muss man sich
angewöhnen, erst zu schalten dann zu stecken und nicht umgedreht.
Je höher die Nennspannung, umso vorsichtiger muss man messen. Wechselspannungen
ab 50 V gilt als lebensgefährlich. Aber auch
kleinere Spannungen können gefährlich sein,
da es durch den Schreck beim Berühren
spannungsführender Teile zu reflexartigen
Reaktionen kommen kann, die weiteres Ungemach nach sich ziehen. Vor jeder Messung
stelle man die höchste zu erwartende Spannung fest.
Messtechnik fängt mit ME an.
Multimeterkarte 34401A von
Keysight für die modulare PXI-Plattform
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4.5 Fehlerquellen beim Messen
mit dem Scope
Wechselgrößen werden nur in einem bestimmten Frequenzbereich korrekt angezeigt.
Bei Multimetern ist dieser oft recht eng. Man
sollte ihn auf jeden Fall kennen. Dies trifft
auch für den Eingangswiderstand zu, der den
Messstromkreis belastet und das Ergebnis
verfälscht. Das Manual gibt Auskunft.
Das wichtigste Merkmal eines Oszilloskops
ist seine Bandbreite. Beim analogen Scope ist
damit die 3-dB-Bandbreite gemeint. Es liegt
immer ein Frequenzgang wie beim einfachen
RC-Tiefpass vor. Daher lassen sich Anzeigefehler infolge des Frequenzgangs theoretisch
perfekt herausrechnen. Beim digitalen Scope
definieren die Hersteller verschieden. Der
Frequenzgang wird selten dokumentiert. Er
sollte dann vom Benutzer selbst ermittelt
werden. Für ein analoges Scope (ART) gelten folgende Korrekturfaktoren:
4.4 True-RMS-Multimeter
„True RMS“ kann man auf einigen Multimetern lesen. Diese Typen können den Effektivwert in Grenzen (bis zu einem bestimmten
Scheitelfaktor) unabhängig von der Kurvenform messen. Sie basieren auf einem analogen IC, mit denen sich die mathematische
Mittelwertbildung durchführen lässt. Hier
kann man zwischen den klassischen RMSzu-DC-Konvertern und modernen TrueRMS-Leistungsdetektoren unterscheiden.
Signalfrequenz/Bandbreite Faktor
0,2
1,02
0,3
1,04
0,4
1,08
0,5
1,12
0,7
1,22
1
1,41
1,2
1,56
1,5
1,8
Bei den RMS-zu-DC-Konvertern ist die Ausgangsgleichspannung proportional zum echten Effektivwert der Eingangsspannung. Bei
den True-RMS-Leistungsdetektoren handelt
es sich auch um Spannungsmesser, jedoch
sind diese für HF-Kommunikations- und
Messsysteme entwickelt und verfügen über
entsprechend hohe obere Einsatzfrequenzen
bis in den Gigahertzbereich. Daher sind genaue Messungen auch bei modernen Modulationsarten, wie CDMA, möglich. Die Ausgangsspannung ist hier proportional zum Logarithmus des RMS-Werts am Eingang. Mit
anderen Worten: Die Anzeige repräsentiert
die Eingangsspannung direkt in Dezibel.
Bei einer oszilloskopischen Darstellung lässt
sich der Spitze-Spitze-Wert am bequemsten
ablesen. Gesucht ist jedoch meist der Effektivwert. Bei Sinusform multipliziert man den
Spitze-Spitze-Wert mit 0,3535, um den Effektivwert zu erhalten. Dieser Faktor hat unter Genauigkeitsaspekten zwar eine Stelle zu
viel, lässt sich aber gut merken.
Der ohmsche Anteil am Eingangswiderstand
eines als „hochohmig“ geltenden Hochfrequenz-Messgeräts weicht ab ungefähr 1 MHz
immer mehr vom Nennwert (in der Regel 1
MOhm) ab. Stets gibt es parallel zu diesem
ohmschen Anteil eine Kapazität von etwa 15
pF bei hochwertigen und 30 pF bei Mittelklasse- bis Low-Cost-Typen. Deren Verlustwiderstand steigt mit der Frequenz, daher der
Abfall des ohmschen Gesamtwerts. Dies
führt mit 30 pF auf folgende GesamtEingangswiderstände:
Diese Multimeter sind also recht intelligent
und darum auch nicht ganz billig.
Frequenz
100 kHz
300 kHz
1 MHz
3 MHz
10 MHz
Das Truevolt-Tischmultimeter Keysight
34460A misst den echten Effektivwert und
zeigt ihn 6 1/2 stellig an.
Messtechnik fängt mit ME an.
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Eingangswiderstand
50 kOhm
18 kOhm
5 kOhm
1,8 kOhm
500 Ohm
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Frequenz
10 MHz
20 MHz
50 MHz
Bei Messung mit einem 1:1-Tastkopf kommt
die Kabelkapazität in der Größenordnung 30
pF noch hinzu. 60 pF bedeuten bei 10 MHz
einen Blindwiderstand von -265 Ohm. Der
Fehler wird also noch größer. Er lässt sich im
Einzelfall anhand einer Ersatzschaltung errechnen. Diese besteht aus
„Offen“ meint einen offenen 50-OhmAusgang, „50-Ohm-Abschluss“ einen mit 50
Ohm abgeschlossenen 50-Ohm-Ausgang
(Scope „sieht“ dann 25 Ohm).
• Urspannungsquelle,
• Innenwiderstand (z.B. 75 Ohm) und
• Parallelschaltung von Lastwiderstand
(z.B. 75 Ohm), ohmschem Eingangswiderstand (Richtwerte: 1 MHz: 500 kOhm,
10 MHz: 30 kOhm, 100 MHz: 500 Ohm)
und Parallelkapazität (z.B. 30 pF Kabel +
15 pF Scope = 45 pF)
Mit 60 pF Eingangskapazität entstehen folgende Fehler:
Frequenz
10 MHz
20 MHz
50 MHz
Zu empfehlen ist folgendes Vorgehen:
offen 50-Ohm-Abschluss
-2 %
-0,5 %
-6 %
-2 %
-27 % -10 %
Bei anderen Systemimpedanzen ergeben sich
entsprechend andere Fehler, bei 75 Ohm z.B.
um 50 % höhere.
• Schritt 1:
Urspannung zu 1 V annehmen und Strom ohne Messinstrument berechnen, z.B. 1 V / (75
Ohm + 75 Ohm) = 6,67 mA
• Schritt 2:
Gesamtwiderstand aus Last und ohmschem
Eingangswiderstand errechnen (z.B. 74
Ohm)
• Schritt 3:
kapazitiven Blindwiderstand errechnen: -159
kOhm / (MHz x pF)
• Schritt 4:
verbleibende Parallelschaltung in äquivalente
Reihenschaltung wandeln (s. Grundlagenliteratur)
• Schritt 5:
ohmsche Komponenten addieren, mit dem
Ergebnis Scheinwiderstand errechnen
(quadratische Addition)
• Schritt 6:
Strom durch diesen Scheinwiderstand errechnen, z.B. 1 V / 123 Ohm = 8,13 mA
• Schritt 7:
Verhältnis der Ströme entspricht Messfehler
infolge Belastung: 6,67 mA /8,13 mA = 0,82
bzw. -18 %
4.6 Teilertastköpfe nicht
überschätzen
Ein oft benutzter Zusatz zum Oszilloskop ist
der passive Teilertastkopf 1:10. Er verspricht
auf den ersten Blick einen kapazitätsarmen
und sehr hochohmigen Eingang und damit
die problemlose Lösung vieler Messaufgaben.
In Wirklichkeit werden die Anwendungsmöglichkeiten jedoch von nicht sofort erkennbaren negativen Eigenheiten überschattet. Weder Hersteller noch Fachbücher weisen ausreichend darauf hin.
Je nachdem, ob man an einem offenen oder
korrekt abgeschlossenen 50- oder 75-OhmAusgang misst, ergeben sich mit 30 pF Eingangskapazität und 50 Ohm Systemimpedanz
die Fehler gemäß Tabelle.
Messtechnik fängt mit ME an.
offen 50-Ohm-Abschluss
-0,4 % vernachlässigbar
-2 % -0,5 %
-10 % -2,6 %
Ein Standard-Tastkopfset,
auf 1:1 oder 1:10
30
umschaltbar
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Obwohl die Kapazität hier recht klein ist,
wird der Verlustwiderstand schon ab etwa
100 kHz relevant! In der Praxis sieht die Sache schlimm aus: Drei verschiedene untersuchte Tastköpfe weisen bei 10 MHz nur ungefähr 700, 150 und 40 kOhm auf! Weil bei
hohen Frequenzen der ohmsche Anteil am
Eingangswiderstand bei einem Scope nennenswert und bei einem 1:10-Tastkopf sehr
deutlich vom „unsichtbaren“ Verlustwiderstand der Eingangskapazität mitbestimmt
wird, findet man bis 1 GHz spezifizierte passive Tastköpfe selten. Zwar ist der Ohmsche
Anteil immer deutlich größer als der kapazitive, doch lässt er sich nicht wegstimmen und
nimmt Leistung auf (dämpft). Daher ist er oft
so lästig.
Ein hochwertiges Teilertastkopfset mit
Zubehör (Quelle: Tektronics)
Hier macht sich die Kondensatorgüte noch
drastischer bemerkbar! Zunächst gesellt sich
zur Eingangskapazität des Oszilloskops noch
die Tastkopf-Kabelkapazität von 50 bis 100
pF hinzu. Das bedeutet bis 130 pF parallel
zum ohmschen Eingangswiderstand 1
MOhm. Wenn wir 90 pF Gesamtkapazität
annehmen, so resultiert daraus für die Spannungsteiler-Kapazität im Tastkopf (Trimmer)
ein Wert von 10 pF, denn die Produkte aus
den beiden Ohmschen Widerständen und den
ihnen parallelliegenden Kapazitäten müssen
gleich sein: 9 MOhm x 10 pF = 1 MOhm x
90 pF. Das würde 9 pF Eingangskapazität
bedeuten (10 pF in Reihe mit 90 pF). Doch
ein solcher Tastkopf besitzt ein mehr oder
weniger gut schirmendes Gehäuse und damit
eine Streukapazität zwischen Tastspitze und
Masse. Daher sollte man von etwa 12 pF ausgehen.
Angesichts der Tatsache, dass die Kombination 1:10-Tastkopf/Scope bereits ab mehreren 100 kHz kritisch wird, stellt sich die Frage, wie der Teilerfaktor von der Frequenz
abhängt. Dabei darf man nicht das dem Scope-Eingang parallelliegende Tastkopfkabel
vergessen! Dieses bewirkt nämlich, dass nun
für die beiden in Reihe liegenden RCKombinationen 10 MOhm parallel Trimmer
und 1 MOhm parallel 15...30 pF plus Kabelkapazität ein ähnliches Verhalten angenommen werden kann. Da die Scope-EingangsGesamtkapazität neunmal größer ist als die
Trimmerkapazität, ist auch ihr Verlustwiderstand ungefähr neunmal größer als der des
Trimmers. Wäre dies nicht ungefähr, sondern
exakt der Fall, so würde der Teiler bei jeder
Frequenz 1:10 teilen. Daher ist nur ein geringer Messfehler zu befürchten. Dies belegen
auch Versuchsmessungen.
Die größte negative Überraschung bei passiven Teilertastköpfen dürfte das steile Absinken des ohmschen Eingangswiderstands mit
der Frequenz sein. Der Abfall ist aus folgenden Gründen drastisch:
Hauptsächlich störend ist somit nur das starke Absinken des Ohmschen Anteils am Eingangswiderstand. Die Frequenzabhängigkeit
des Teilerfaktors bleibt jedoch in vertretbaren
bzw. engen Grenzen, insbesondere wenn der
Tastkopf spezielles Zubehör des Scopes ist.
• Die Güte eines Kondensators fällt in der
Regel mit der Frequenz.
Man sieht: Das Problem ist nicht auf Anhieb
voll zu erfassen und kann leicht vernachlässigt werden. Für das Frequenzverhalten des
ohmschen Eingangswiderstands lassen sich
immerhin Richtwerte angeben.
• Der sich aus der Güte ergebende Verlustwiderstand ist indirekt proportional zum
Blindwiderstand des Kondensators und
somit zur Frequenz.
Messtechnik fängt mit ME an.
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Equipment
Teiler 1:10
aktiver Tastkopf
aktiver Tastkopf mit Aufsteckteiler
1 MHz
5 MOhm
10 MOhm
10 MOhm
Stimmen jedoch die Kapazitäten nicht, setzt
die Kapazitätsabhängigkeit des Teilerfaktors
schon bei unvermutet niedriger Frequenz ein.
Als Grenze zwischen Ohmscher und kapazitiver Teilung sieht man die so genannte Übergangsfrequenz (von Ohmscher zu kapazitiver Teilung) an. Diese erhält man, indem
man 0,16 durch die Teilerzeitkonstante teilt,
hier also 0,16 / (10 pF x 9 MOhm) = 0,16 /
90 ms rechnet und nur 1,78 kHz erhält. Folglich muss so ein Tastkopf auch für Messungen im Audiobereich exakt abgeglichen sein!
Dieser Abgleich mithilfe eines oft vom Scope selbst bereitgestellten Rechtecksignals
wird in der Literatur ausführlich dargestellt.
10 MHz
100 kOhm
1 MOhm
1 MOhm
100 MHz
1 kOhm
50 kOhm
50 kOhm
1 GHz
20 Ohm
200 Ohm
Zur Angabe einer Rauschspannung gehört
immer die Rauschbandbreite, innerhalb derer sie auftritt. Dies ist die Breite eines idealen Filters, welches in gemeinsamer zeichnerischer Darstellung die gleiche Fläche aufweist wie der reale Vierpol, in dem das Rauschen auftritt. Dies muss man oft abschätzen. Für einfache Filter gilt: Rauschbandbreite = 1,25 x 3-dB-Bandbreite. Wird zum
Beispiel das Signal eines breitbandigen
Rauschgenerators an ein 100-MHzAnaloggerät gelegt, so kann man von 125
MHz Rauschbandbreite ausgehen. Ist der
vertikale Stich in Stellung 10 mV / Div.
sechs Kästchen hoch, so beträgt der SpitzeSpitze-Wert 600 mV und der Effektivwert
100 mV (600 mV / 6).
4.7 Rauschspannungen richtig
messen
Beim Rauschen ist man besonders am Effektivwert interessiert wegen der damit leicht zu
ermittelnden Leistung. Der Scheitelfaktor
von weißem (über die Frequenz gleichmäßigem) Crest-Faktor ist deutlich vom Wert für
Sinusspannung verschieden, nämlich mit
rund 3 mehr als doppelt so groß!
Auch beim Rauschen gelingt die Feststellung
des Spitze-Spitze-Werts im Oszillogramm
am einfachsten. Diesen erhält man praktisch
vorteilhaft, wenn man beim analogen Scope
die Horizontalablenkung ausschaltet. Man
sieht also lediglich einen senkrechten Strich
auf dem Bildschirm. Nun justiert man Helligkeit und Schärfe so, dass dieser Strich
schwach leuchtend und scharf abgegrenzt erscheint. (Andernfalls spricht man von Blooming, also „vollem Blühen“, ein Effekt, der
die Genauigkeit trübt.) Die Länge des Strichs
entspricht dem Spitze-Spitze-Wert der
Rauschspannung. Teilt man diesen durch 6,
erhält man mit guter Genauigkeit den Effektivwert.
Messtechnik fängt mit ME an.
Zur Definition der Rauschbandbreite
Wird die Bandbreite halbiert, halbiert sich
die Rauschleistung, infolgedessen sinkt die
Spannung nur um rund 29 %.
Ein 50-MHz-Scope würde statt 600 mV Spitze-Spitze nicht 300 mV Spitze-Spitze, sondern 424 mV Spitze-Spitze (600 mV / 1,414)
anzeigen.
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4.8 Tipps für die HF-Strommessung
nen Wicklung, so wird der Abschlusswiderstand praktisch in die Leitung transformiert.
Das erscheint unlogisch, da ja die Leitung
nicht aufgetrennt wird, jedoch erfolgt Leistungsentzug über das Magnetfeld in den Abschlusswiderstand, so als ob ein Widerstand
direkt eingefügt wurde. Interessant ist die
Tatsache, dass in einem gestreckten Antennendraht oder auch Radial an verschiedenen
Punkten verschiedene Ströme gemessen werden. Das rührt daher, dass dieses Gebilde
strahlt.
Die direkte Strommessung in der HFTechnik ist insofern problematisch, als
• das Messgerät eine Kapazität und
• die Leitungen zum Instrument eine
Induktivität darstellen.
Somit besteht einmal eine kapazitive Belastung und zum zweiten die Gefahr, dass die
Leitungen wie eine Antenne strahlen.
Der Profi misst HF-Ströme mit einem kommerziell gefertigten Stromwandler(trafo),
dessen populärste Ausführungsform die
Stromzange ist. Der Zangenkörper besitzt
einen Kanal, in dem ein Schieber gleitet. Damit wird der Kern geöffnet und geschlossen.
Eine solche Stromzange kann man sowohl an
ein Scope als auch an ein anderes HFSpannungsmessgerät anschließen.
Man wird daher indirekt messen an einem
kleinen Widerstand. Wird dieser extra dafür
eingebracht, sollte man ihn möglichst nicht
gegen Masse schalten, um die bei HFSchaltungen so wichtigen bestleitenden Masseverhältnisse nicht zu stören. Eine problematische Differenzmessung kann man dabei
umgehen, wenn man die Spannungen am Widerstand gegen Masse misst und sich die Differenz ausrechnet. Hierbei hat allerdings der
Tastkopf mit seiner Eingangsimpedanz größeren Einfluss auf die Schaltung als direkt
über dem Widerstand!
Der Vorverstärker ist meist für 50 Ohm Last
kalibriert, sodass bei einem hochohmigen
Messgerät ein Fehler bis zu +100 % auftreten
kann. Ein 50-Ohm-Abschlusswiderstand am
hochohmigen Messgeräteingang führt zu einer korrekten Anzeige. Man sollte darauf
achten, dass der Kern nicht durch hohe
Gleichströme in die Sättigung getrieben wird,
sodass ein zusätzlicher Messfehler entsteht.
Ein Vorsatz zur Differenzmessung erscheint
nach dieser Überlegung sinnvoller und nützlicher als auf den ersten Blick.
Für mittlere HF-Ströme kann man einen
Thermoumformer einsetzen. Ein spezielles
Thermoelement wird dazu in den Messstromkreis eingefügt, wieder gilt: Das Thermoelement möglichst nicht gegen Masse schalten.
Die zwischen den Lötstellen entstehende
Spannung ist im Wesentlichen von der Temperaturdifferenz zwischen den beiden Lötstellen abhängig. Der Widerstand des Thermoelements liegt bei einigen Ohm. Solche
Thermoumformer besitzen ein kleines Glasgehäuse und funktionieren mindestens bis
100 MHz gut. Im Gegensatz zum Ohmschen
Widerstand wird die Leistung unabhängig
von der Kurvenform richtig gemessen.
4.9 Was leistet ein
Spektrumanalysator?
Der Spektrumanalysator ist heute ein erschwingliches Standardmessgerät. Er selektiert Eingangssignale durch analoge Filter mit
unterschiedlichen Bandbreiten und stellt sie
über fast beliebige Frequenzbereiche logarithmisch dar.
Spektrumanalysatoren eignen sich insbesondere für folgende Anwendungen:
• Messung von Klirrfaktoren
• Messung von Intermodulation
• Bestimmung von Interferenzen
• diverse EMV-Messungen
Wie bei Gleichstrom, so bildet sich auch bei
Wechselstrom ein magnetisches Feld um den
stromführenden Leiter. Führt man diesen
durch einen Ringkern mit einer abgeschlosse-
Messtechnik fängt mit ME an.
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• Bestimmung von Störspannungsabständen
• Messung von Oszillatorrauschen
• Bestimmung eines Kompressionspunktes
• Modulationsmessungen
• in Verbindung mit einem Wobbler:
Bestimmung des Frequenzgangs
Bei einem Spektrumanalysator mit eingebautem Tracking-Generator (Mitlaufgenerator)
werden beide Teile vom gleichen spannungsgesteuerten Oszillator synchronisiert, sodass
sich die Frequenz des Generators immer in
der Mitte des Durchlassfilters des Analysators befindet. Der Tracking-Generator wobbelt den gesamten Frequenzbereich abhängig
von der aktuellen Messfrequenz des Analysators durch. Oberwellen des Signals − seien
sie auch im Mitlaufgenerator oder im Spektrumanalysator entstanden − liegen immer außerhalb des Durchlassbereichs des Filters. So
bleiben störende Einflüsse der Oberwellen
außen vor.
Die Spektrumanalysatoren der Serie Rigol
DSA800 haben ein großes Display, kompakte Abmessungen und sind einfach und
übersichtlich zu bedienen. Damit sind sie
sowohl für Anwendungen im Labor als
auch im Feld für HF- und Wireless-Test
und Produktion geeignet.
4.10 Netzwerkanalyse:
die S-Parameter
Mit dem Tracking-Generator gelingen nicht
nur Frequenzgangmessungen an Filtern, Verstärkern oder Mischern optimal; ebenso lassen sich Reflexionsfaktoren und Rückflussdämpfungen messen und somit auch Stehwellenverhältnisse ermitteln. Das Ausgangssignal des Generators wird in das zu untersuchende Objekt eingespeist und dessen Ausgangsspannung dem Eingang des Spektrumanalysators zugeführt. Die Ausgangsamplitude des Tracking-Generators ist einstellbar.
Ein Netzwerkanalysator (Network Analyzer,
NA) wird in der Elektronik, Nachrichtentechnik und besonders in der Hochfrequenztechnik eingesetzt, um die S-Parameter
(Scattering Parameters, Streuparameter) von
passiven und aktiven Vierpolen (Device Under Test, DUT) als Funktion der Frequenz zu
messen. Er sendet dazu ein definiertes Signal
(hinlaufende Welle) auf das DUT. Der Prüfling reflektiert dieses Signal nicht
(Anpassung) bis größtenteils (weglaufende
Welle am Eingang). Am Ausgang des DUT
erscheint eine weglaufende Welle.
Im Zero-Span-Betrieb wird der Lokaloszillator des Spektrumanalysators auf eine feste
Frequenz eingestellt. Das Gerät wirkt wie ein
Radio mit einem schmalen Bandpassfilter
Angezeigt wird das zeitliche Verhalten der
Amplitude des Signals bei der eingestellten
Frequenz. Besitzen Spektrumanalysatoren
einen Kopfhörerausgang, erlauben sie damit
ein Mithören der Modulation im Zero-SpanBetrieb. Dies hat verschiedene Vorteile.
Es lassen sich vier S-Parameter definieren.
Die Gründe für die Verwendung von SParametern sind vor allem technologischer
(messtechnischer) und systematischer Natur
(HF-Schaltungsentwurf). Ein- und Ausgang
sind hier für maximale Leistungsübertragung
abgeschlossen (Leistungsanpassung).
Für einen Vierpol lauten die S-Parameter
S11, S12, S21 und S22 und verknüpfen die
auf die beiden Tore des Vierpols hinlaufenden Wellengrößen a1 und a2 mit den von
diesen Toren weglaufenden Wellengrößen b1
und b2. Die Wellengrößen a und b sind direkt
Die klassische Spektrumanalyse versagt bei
der Darstellung von einmaligen Vorgängen.
Für diese Anwendungen gibt es die EchtzeitSpektrumanalyse (RTSA).
Messtechnik fängt mit ME an.
34
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proportional zu den an den Toren anliegenden Spannungen und den dort fließenden
Strömen, wobei die Referenzimpedanz meist
50 Ohm ist.
Die S-Parameter basieren auf dem Vergleich der hin- und weglaufenden Wellen
an einem Vierpol mit definierter Ein- und
Ausgangsimpedanz. (Quelle: Wikipedia)
Die S-Parameter beschreiben das Verhältnis
von weglaufender Welle b zu hinlaufender
Welle a. Sie haben daher keine Einheit. Im
Einzelnen gilt:
• S11: Reflexion am Tor 1 bei Abschluss
am Tor 2 (a2 = 0)
4.11 Isolation - warum und wann?
• S21: Vorwärts-Transmission bei
Abschluss am Tor 2 (a2 = 0)
In vielen Fällen sollte für eine ausreichende
Isolation zwischen Anwender und gefährlichen Spannungen gesorgt werden. Diese lässt
sich in
• S12: Rückwärts-Transmission bei
Abschluss am Tor 1 (a1 = 0)
• elektrische Isolierung und
• in Sicherheitsisolierung
• S22: Reflexion am Tor 2 bei Abschluss
am Tor 1 (a1 = 0)
unterteilen. Bei der elektrischen Isolierung
werden Masseleitungen zwischen zwei elektrischen Systemen getrennt. Eine große Masseschleife ist nicht mehr möglich, das erhöht
Störresistenz und Gleichtaktbereich. Sicherheitsisolierung dient dem Schutz von Personen vor gefährlichen Spannungen, vermeidet
aber gleichzeitig auch sogenannte Transienten, d.h. kurzzeitige sehr hohe Spannungen z.
B. infolge Induktion.
„Abschluss“ bedeutet Anschluss des Referenzwiderstands (meist 50 Ohm).
Die S-Parameter sind dimensionslose, aber
komplexe Zahlen. Sie informieren daher
nicht nur über den Grad der Anpassung/
Fehlanpassung, sondern auch über die bei
der Teilreflexion (Scattering) erfolgte Phasenänderung in Grad. Da auch Ein- und
Ausgangsgrößen verglichen werden, sind
Verstärkung und Rückwirkung ebenfalls
darstellbar.
Isolierung in einem Datenerfassungssystem
hat also folgende Wirkungen:
Zur Interpretation von S-Parametern dient
die Tabelle unten.
• Verhinderung von Masseschleifen
• Unterdrückung von Gleichtaktspannungen
• Gewährleistung der Sicherheit
Während die Transmission zumeist in einem
kartesischen Diagramm dargestellt wird, bevorzugt man für die Reflexion häufig das
Smith-Diagramm.
Parameter
S11, S22
S11, S22
S11, S22
S12, S21
S12, S21
S12, S21
S12, S21
Verhältnis(bereich)
-1
0
1
0
>0...<1
1
>1
Messtechnik fängt mit ME an.
Masseschleifen kann man sich als Reihenschaltung eines niederohmigen Widerstands
Bedeutung
Totalreflexion, Spannungsinversion
keine Reflexion (Leistungsanpassung)
Totalreflexion, Strominversion
keine Leistungsübertragung
Dämpfung
„Einsverstärkung“ (Unity Gain)
(echte) Verstärkung
35
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mit einer Induktivität vorstellen. Somit rufen
Gleich- und Wechselströme oder pulsartige
Ströme Störspannungen darin hervor. Diese
können zu erheblichen Fehlern bei der Messung führen. Ein typischer Störenfried sind
Netz-Brummspannungen. Isolierte Messhardware stellt sicher, dass nur eine Bezugsmasse im Messsystem vorhanden ist. Kein
Strom kann mehr zwischen mehreren Erdungspunkten fließen.
Einsatz eines Trennverstärkers zum
Messen des Stroms in einer Leitung mit
einer Spannung im Kilovoltbereich
Die Kenntnis der Isolationsarchitektur eines
Geräts ist bei der Einrichtung eines Messsystems von entscheidender Bedeutung.
Kosten und Geschwindigkeiten variieren je
nach Architektur.
4.12 Schwingung/Beschleunigung/
Erschütterung
Am robustesten ist die Isolierung jedes einzelnen Kanals. Jeder Kanal besitzt auch eine
eigene isolierte Stromversorgung. Ein
Trennverstärkers mit einem A/D-Wandler
pro Kanal ist schnell, weil auf alle Kanäle
parallel zugegriffen werden kann. Kostengünstiger, aber langsamer ist die Methode,
jeden isolierten Eingangskanal in einen einzigen A/D-Wandler zu multiplexen. Auch
eine isolierte Stromversorgung für alle Kanäle ist hier möglich.
Zur Erfassung von Bewegungsvorgängen,
wie Schwingung, Beschleunigung oder Erschütterung, dienen folgende Sensoren:
• piezokeramischer Beschleunigungssensor
• induktiver Sensor/LVDT (Linear Variable
Differential Transformer)
• Näherungssensor
• Sensor mit variabler Reluktanz
Bei der Anordnung der Kanäle als Kanalbänke werden mehrere Kanäle zu Gruppen
mit einem gemeinsamen Trennverstärker
zusammengefasst. Hier ist die Abweichung
der Gleichtaktspannung zwischen den einzelnen Kanäle zwar auf einen bestimmten
Wert beschränkt, jedoch werden zwischen
den Kanalbänken und den nicht isolierten
Komponenten starke Änderungen der
Gleichtaktspannung toleriert. Eine Kanalbank ist zwar gegen andere Bänke und gegen Masse isoliert, intern aber nicht. Daher
ist diese Variante recht kostengünstig.
Die wichtigsten Beurteilungskriterien sind:
• natürliche Frequenz
• Dämpfung
• Skalenfaktor
Natürliche Frequenz (Eigenfrequenz) und
Dämpfung (hervorgerufen durch Reibung,
ausgedrückt als Koeffizient) bestimmen die
Genauigkeit. Der Skalenfaktor ist wie üblich das Verhältnis von Ausgangsgröße zu
Eingangsgröße und somit ein Maß für die
Empfindlichkeit.
Elektronische Baugruppen, wie Trennverstärker, können mit drei Methoden isoliert
werden:
Für Schwingungen, Beschleunigungen als
auch Erschütterungen benutzt man meist
einen Sensor aus Piezokeramik. Diese Vielseitigkeit beruht auf der hohen natürlichen
Frequenz (bis 5 kHz). Die Ausgabewerte
liegen im Millivoltbereich und erscheinen
an einem hohen inneren Widerstand.
• kapazitiv (zwei Trennkondensatoren im
Differenzeingang)
• induktiv (Trenntransformator)
• optisch (Optokoppler)
Messtechnik fängt mit ME an.
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Schwingungsmessungen beschränkt. Das
liegt auch an seiner natürlichen Frequenz
von nur 10...30 Hz. Der Skalenfaktor ist gut
brauchbar.
Ein Schwingungssensor mit variabler Reluktanz (= magnetischer Widerstand) nutzt einen Permanentmagneten und eine Spule. Er
gleicht daher im Prinzip einem dynamischen
Mikrofon. Es erscheint nur ein Signal, wenn
die von ihm gemessene Masse in Bewegung
ist. Dadurch eignet er sich besonders für Erschütterungen. Die natürliche Frequenz liegt
um 100 Hz. Unterschiedliche Skalenfaktoren
sind möglich.
Ein Beschleunigungssensor (auch Beschleunigungsmesser, Accelerometer, B-Messer
oder G-Sensor) ist ein Sensor, der seine Beschleunigung misst. Dies erfolgt meistens,
indem die auf eine Testmasse wirkende
Trägheitskraft bestimmt wird.
Der Grundaufbau eines LVDTs ist der eines Differentialtransformators.
(Quelle Wikipedia.
Der induktive Sensor/LVDT ist ein Spezialtransformator und benötigt Hilfsenergie. Er
erreicht natürliche Frequenzen von maximal
100 Hz. Der Skalenfaktor ist gut brauchbar
und über die Hilfsenergie beeinflussbar. Der
induktive Winkelsensor (RVDT, Rotary Variable Differential Transformer) als Gegenstück zum LVDT dient übrigens der Positionsbestimmung. Beide sind sehr robust und
präzise, verlangen jedoch einen hohen Aufwand und somit Preis.
In den letzten Jahren erlangten miniaturisierte Beschleunigungssensoren Bedeutung.
Diese sind mikroelektromechanische Systeme (MEMS) in Form von Feder-MasseSystemen, bei denen die „Federn“ nur wenige Mikrometer breite Siliziumstege sind und
auch die Masse aus Silizium besteht. Durch
die Auslenkung bei Beschleunigung kann
zwischen dem gefedert aufgehängten Teil
und einer festen Bezugselektrode eine Änderung der elektrischen Kapazität gemessen
werden. Der gesamte Messbereich entspricht
einer Kapazitätsänderung von ca. 1 pF. Die
Elektronik zur Auswertung dieser kleinen
Kapazitätsänderung wird dann gleich auf
demselben Halbleiterbaustein integriert.
Ein Näherungssensor ist im Prinzip eine mit
dem Schleifer eines Potentiometers verbundene Federmasse und auf stationäre
Beschleunigungs- oder niederfrequente
Messtechnik fängt mit ME an.
37
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5 Frequenzmessung mit Scope und Zähler
5.2 Wie genau messen?
Die Frequenz einer vom Oszilloskop dargestellten Wechselspannung lässt sich nur auf
etwa +/-3 % genau ermitteln. Das genügt oft
für Takt- und Niederfrequenzen oder für
Kontrollzwecke im HF-Bereich. Jedoch ist es
für die Messung von Frequenzen im Bereich
der HF-Technik im Vergleich zur Frequenzmessung in anderen Bereichen, wie Digitaloder Niederfrequenztechnik durchaus typisch, dass eine extrem hohe Genauigkeit gefordert wird. Denn sowohl bewährte analoge
wie auch moderne digitale Übertragungstechniken verlangen eine besonders hohe Frequenzstabilität und -genauigkeit.
Gegenüber der Messung von Spannungen
oder Temperaturen ist bei der Messung von
Frequenzen, insbesondere von Hoch- und
Mikrowellen-Frequenzen, eine geradezu astronomisch höhere Genauigkeit gefragt.
Die relative Anzeigetoleranz, mit der insbesondere in der Funktechnik Frequenzen erfasst werden müssen, richtet sich in erster
Linie nach dem Absolutwert der Messgröße.
Um dies zu verstehen, sei der Kurzwellenbereich von 3 bis 30 MHz betrachtet. Sowohl
am unteren als auch am oberen Ende arbeiten
Stationen in der Betriebsart SSB. Dabei führt
ein Frequenzversatz von 100 Hz zwischen
Sender und Empfänger schon zu Verständigungsschwierigkeiten. Relativ ausgedrückt
bedeutet diese Abweichung bei 3 MHz 33
ppm (parts per million, 1 ppm = 10-6) und bei
30 MHz 3,3 ppm.
5.1 Frequenzermittlung mit dem
Oszilloskop
Man ermittelt die Periodendauer und bildet
den Kehrwert. Die Periodendauer erfasst man
z.B. als Abstand zwischen zwei benachbarten
Spitzenwerten. Für höchste Ablesegenauigkeit legt man einen Spitzenwert auf den ersten linken vertikalen Strich und stellt die
Zeitbasis so ein, dass der nächste Spitzenwert
möglichst weit rechts erscheint.
Die Toleranz des Messgeräts muss natürlich
deutlich kleiner sein als die zu erfassende
Abweichung. Ein Frequenzzähler hat wie jedes digital anzeigende Messgerät einen prinzipbedingten Grundfehler von +/-1 Digit der
letzten Stelle. Springt die letzte Stelle zwischen zwei Werten hin und her, ist das durchaus normal, weil der Messwert eben leicht
um die Grenze zwischen den Werten
schwankt.
Achtung, an analogen Oszilloskopen gibt es
einen Steller, mit dem sich die Darstellung
horizontal dehnen oder stauchen lässt. Dieser
muss natürlich in seiner Nullstellung stehen.
Beispiel: ein Kästchen = 40 ns, Abstand
zweier Spitzenwerte 4,7 Kästchen, Periodendauer 40 ns x 4,75 = 190 ns, Frequenz = 5,26
MHz
Lässt man diese Unsicherheit außer acht, so
wird die Genauigkeit vollständig von der
Zeitbasis bestimmt. Der Kehrwert der Frequenzabweichung der Zeitbasis ist gleich
dem Messfehler, denn bei zu hoher ZeitbasisFrequenz werden zu wenig Perioden gezählt
und umgekehrt.
Folgt als Fazit: Frequenzmessungen mit dem
Scope gelingen leicht, sind aber oft nicht genau genug.
Messtechnik fängt mit ME an.
38
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5.3
Frequenzzähler in der Praxis
Für die Anwendung eines Zählers ist daher in
erster Linie das „Benehmen“ der Zeitbasis
von Interesse.
Die klassische Funktion des Zählers beruht
auf einem sogenannter Torimpuls, der die zu
zählenden Perioden des Messsignals für eine
bestimmte „Torzeit“ zum zählenden Teil des
Messgeräts durchlässt. Es wird also für eine
definierte Zeit ein internes „Tor“ geöffnet.
Dabei stellt eine Periodendauer den einzukalkulierende Fehler dar, denn die erste und
letzte Periode kann gewissermaßen „gerade
noch“ oder „gerade nicht mehr“ erfasst werden.
Die Geräte dieser Keysight-Zähler-Familie
bieten hohe Genauigkeit, Bandbreite und
Messgeschwindigkeit.
Erfahrungsgemäß kann sich hinter der Abkürzung TCXO sowohl ein temperaturkompensierter als auch ein temperaturgeregelter
Oszillator oder aber ein echter Quarzofen mit
seiner konsequenten Wärmeisolation verbergen. Das C könnte somit auch die Worte
Compensated (kompensiert) oder Controlled
(geregelt) symbolisieren.
Hieraus folgt, dass die Messgenauigkeit
steigt, je länger man misst. An fast jedem
Zähler kann man daher die Torzeit einstellen
(optimieren).
Die erläuterte Notwendigkeit sehr genauer
Frequenzmessung führt zu hohen Torzeiten
und somit „Wartezeiten“. Daher wurden alternative Messverfahren, wie Doppelzähler
und Reziprokzähler, entwickelt.
Heutige TCXOs im SMT-Gehäuse haben so
geringe Driften, dass sie in ppb (parts per billion; billion meint im amerikanischen Million, 1 ppm = 1.000 ppb) angegeben werden.
Entscheidend für den Anwender sind die
Herstellerangaben bezüglich Toleranz und
Stabilität.
Der zweitwichtigste Punkt nach der Messgenauigkeit ist der Messbereich. Zähler mit oberen Einsatzfrequenzen im zweistelligen
Gigahertzbereich sind bereits weit verbreitet.
Klassisches Prinzip des Frequenzzählers
Bei diesen modernen Zählern gibt es meist
zwei Eingänge:
Eine möglichst hohe Quarzfrequenz ist wichtig, denn Quarze für kleine und mittlere Frequenzen sind wesentlich temperaturabhängiger als solche mit Frequenzen von einigen
Megahertz (Grundwellentypen) bis 100 MHz
(Oberwellentypen). Ein Standard ist 10 MHz.
• einen Eingang mit einer Eingangsimpedanz
wie bei einem Oszilloskop für Frequenzen
bis mindestens 100 MHz und
• einen zweiten Eingang mit 50-OhmImpedanz für höhere Frequenzen.
Um der Temperaturabhängigkeit entgegenzuwirken, wird die Zeitbasis mit einem TCXO
erzeugt. TC steht normalerweise für Temperaturkoeffizient (Temperature Coefficient).
Messtechnik fängt mit ME an.
„Preistreiber“ bei den Zählern sind obere
Einsatzfrequenz und Stellenanzahl (Qualität
der Zeitbasis).
39
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5.4 Die wichtigsten Messtipps
In kritischen Fällen kann man ein Oszilloskop als Helfer heranziehen: Man beobachtet damit das Signal und stellt durch Kehrwertbildung der Periodendauer die ungefähre
Frequenz fest. Den Zähler für die präzise
Messung schaltet man nicht etwa parallel
zum Scope-Eingang, sondern an den oft vorhandenen Y-Ausgang (Ausgang des ScopeEingangsverstärkers) an. So kann man auch
die Zähler-Eingangsspannung mit dem Vertikalsteller optimieren (verstärken oder dämpfen).
Ein „hochohmiger“ Zählereingang ist vollständig mit einem Oszilloskopeingang vergleichbar. Allerdings dürfte hier weniger das
starke Fallen der Impedanz mit steigender
Frequenz stören als vielmehr die Parallelkapazität von beispielsweise 30 pF, welche
doch die Messfrequenz je nach Messobjekt
mehr oder weniger stark beeinflussen kann.
Dies wäre also stets zu beachten.
Die Empfindlichkeit liegt im Bereich 10 bis
100 mV für Sinusspannungen und ist meist
bei geringen Frequenzen größer als bei hohen. Man muss aufpassen, dass man nicht an
der unteren Grenze operiert, sodass einzelne
Perioden „verschluckt“ werden könnten, der
Zähler zeigt dann eine zu kleine Frequenz
an. Ebenso muss man die obere Grenze von
meist wenigen Volt berücksichtigen, um den
Eingangsverstärker nicht zu übersteuern.
Und ob einfache oder aufwändige Zeitbasis –
man sollte dem Zähler für möglichst genaue
Absolutmessungen eine Einlaufzeit von mindestens 15 min gönnen und die optimale Umgebungstemperatur (Zimmertemperatur) anstreben. Der Autor hat an verschiedenen Mittelklasse-Zählern nach 15 min Einlaufzeit
Driften von minimal 0,5 bis 2,5 ppm und
nach weiteren 15 min von weniger als 0,1 bis
2 ppm gemessen.
Der Messfehler eines Zählers hängt von der
Fehlergrenze der Zeitbasis, vom Fehler der
Torschaltung (Schaltzeit), vom Fehler der
Triggerschaltung und von der Anzahl der
signifikanten Stellen ab. Typisch sind Werte
von 10 bis 0,1 ppm. Zur Erhöhung der Genauigkeit kann manchmal eine externe Zeitbasis (Quarzofen, DCF77- oder GPSsynchronisierter Oszillator) angeschlossen
werden.
Die Erweiterung eines Zählers mit einem externen Vorteiler ist eine einfache Möglichkeit, um auch sehr hohe Frequenzen messen
zu können. Die Auflösung verschlechtert sich
dabei allerdings um den Teilerfaktor. Dies
resultiert daraus, dass der eigentliche Zähler
nur noch eine um den Teilerfaktor kleinere
Frequenz zählen kann. Man wähle daher den
Teilerfaktor so niedrig wie möglich.
Viele Zähler besitzen einen Einstellknopf für
die Triggerschwelle am Eingang. Man kann
damit ein Niveau einstellen, welches das
Messsignal überschreiten muss, um gezählt
zu werden. Damit verbessert man die Störsicherheit. Denn nicht immer muss ein hohes
Triggerniveau zum richtigen Ergebnis führen, sondern es wird auch falsch angezeigt,
wenn die Schwelle eine gewisse Höhe hat.
Merke: Mit fehlerhaften Einstellungen werden stets zu viele Schwingungen gezählt oder es wird nichts angezeigt.
Es versteht sich von selbst, dass bei der Frequenzmessung gemischter oder modulierter
Signale eine besondere Sorgfalt und genaue
Überlegungen geboten sind.
Messtechnik fängt mit ME an.
Optional erhältliche Vorsätze erlauben
Messungen im Mikrowellenbereich.
40
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5.5 Referenzfrequenzquellen
Um den entscheidenden Zeitbasisfehler eines
Zählers festzustellen (Einlaufverhalten,
Langzeitdrift, Temperaturgang und permanente Abweichung), benötigt man eine Referenzfrequenz.
Hintergrund-Info: Seit 1967 wird auf Basis
des Cäsiumatom-Frequenznormals definiert,
was eine Sekunde ist. Das dazu geschaffene
Equipment bezeichnet man als Primärfrequenznormal. Jedes andere – zuvor und auch
heute noch benutzte – Normal stellt ein Sekundärfrequenznormal dar. (Das heißt jedoch
nicht zwangsläufig, dass sie weniger genau
sein müssen. So überbietet ein Wasserstoffnormal die durch Alterung bedingte Genauigkeit des Primärnormals etwa um den Faktor
100.) Diese Normale kosten relativ viel und
bieten Genauigkeiten bzw. Alterungsraten,
die im durchschnittlichen Entwicklungslabor
kaum benötigt werden. Die Mindeststabilität
von z.B. 10-10 eines Rubidium-Normals bedeutet 0,1 Hz Abweichung bei 1 GHz.
Messtechnik fängt mit ME an.
Die Frequenzreferenzquelle N9322C-PFR
für hohe Ansprüche
Für durchschnittliche Zwecke genügen beispielsweise preiswerte Quarzöfen mit Alterungsraten um 0,3 ppm pro Monat und Temperaturdriften in der Größenordnung 0,5
ppm im Bereich 0...30 °C.
Weitere praktikable Möglichkeiten stellen
ein analoges oder ein digitales DCF-PLLFrequenznormal (Langzeitstabilität wird
vom Sender DCF77 gewährleistet) oder zeitgemäßer ein GPS-Frequenznormal dar.
41
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6 Erfassung pulsierender/digitaler Größen
Ein Puls ist eine regelmäßige Folge von Impulsen. Ein Impuls wird im Wesentlichen
durch Anstiegs- und Abfallzeit, Breite und
Amplitude gekennzeichnet. Um diese Größen
zu ermitteln, stellt man ihn mit dem Oszilloskop dar.
Beispielsweise ein 100-MHz-Scope stellt
eine ideale Flanke so dar, dass im Abschnitt
zwischen 10 % und 90 % des Höchstwerts
3,5 ns vergehen. Ist der Impuls nicht mindestens etwa 5 ns lang, wird der Höchstwert
gar nicht korrekt dargestellt. Um die reale
Anstiegszeit eines Signals zu erhalten, zieht
man die Wurzel aus tmess2 - tScope2. Wird auf
dem Bildschirm eines 100-MHz-Scopes eine
Anstiegszeit von 5 ns dargestellt, hat die reale Flanke eine Anstiegszeit von rund 3,6 ns.
Bei einem kontinuierlichen Puls kommen
noch Frequenz und Tastverhältnis hinzu.
Auch diese Größen kann man meist hinreichend genau mit dem Scope ermitteln
Besteht der Puls aus einer definierten Anzahl
von Impulsen oder hat eine definierte Zeitdauer, bemüht man die One-Shot-Funktion
des DSOs. Es erfolgt eine einmalige, durchgehend zeitgetreue Aufnahme des Signals
beispielsweise innerhalb einer Millisekunde.
Hier bestimmt die Bandbreite die maximal
sinnvolle Sampling Rate, die in MS/s nicht
größer als die vierfache Bandbreite in MHz
sein muss.
6.2 Eigenanstiegszeit eines
Tastkopfs
Wegen seiner parasitären Kapazitäten hat
auch ein passiver Teilertastkopf eine obere
Grenzfrequenz, die es umso mehr zu beachten gilt, je näher sie an der OszilloskopGrenzfrequenz liegt. Man muss dann die
entsprechenden Korrekturfaktoren für Tastkopf und Scope ermitteln und multiplizieren.
6.1 Eigenanstiegszeit eines
Oszilloskops
Es kann daher bei hoher Scope-Bandbreite
nicht schaden, mithilfe eines durchstimmbaren HF-Signalgenerators die Grenzfrequenz
des Systems Oszilloskop/Tastkopf zu ermitteln.
Die endliche Bandbreite jedes Scopes ist
auch bei Signalen mit steilen Flanken zu beachten: Je geringer die obere Grenzfrequenz
des Scopes, umso weniger ist es in der Lage,
einer solchen Flanke zu folgen. Dies kann bei
schmalen Impulsen dazu führen, dass die volle Höhe des Impulses überhaupt nicht mehr
dargestellt wird. Es erscheint ein spitzes
Dreieck statt eines Rechtecks.
Der Tastkopf wird dabei direkt an den Ausgang des Generators gelegt.
Dieser Test lässt übrigens oft auch erkennen,
ob der Teiler über- oder unterkompensiert
ist. Im ersten Fall (Trimmerkapazität zu
groß) kann die Gesamtbandbreite größer als
die Bandbreite des Oszilloskops allein sein.
Für die Anstiegszeit eines Oszilloskops in ns
gilt:
Die Bandbreite üblicher 1:10-Teiler liegt
meist im Bereich 100...450 MHz.
• 0,35 / Bandbreite in MHz.
Messtechnik fängt mit ME an.
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6.3 Eigenanstiegszeit des Systems
Scope/Tastkopf
Gibt man an den Eingang eines Oszilloskops
eine ideale Flanke, so stellt das Oszilloskop
diese nicht entsprechend dar. Das gilt auch
für den Tastkopf. Auch für seine Anstiegszeit
gilt: 0,35 / oberen 3-dB-Grenzfrequenz
Die Taktraten und Datengeschwindigkeiten
haben in den letzten zehn Jahren weiter enorm zugenommen. Besonders in der Zeit
der Highspeed-Digitaltechnik sollte man
die „Trägheit“ seines Oszilloskops kennen.
Ein 50-MHz-Typ schafft es also beispielsweise nur, Flanken mit einer Anstiegszeit über 7 ns richtig darzustellen. Ein Tastkopf
verschärft das Problem zum Glück praktisch
kaum. Das hat zwei gute Gründe:
Mit der Logian-Serie stehen auch im mobilen Einsatz vielseitige Werkzeuge zur
Verfügung, egal ob es sich um die Analyse klassischer Digitalschaltungen oder
serieller Bus- und Automotive-Protokolle
handelt.
Bei den Logikanalysatoren gibt es verschiedene konstruktive Grundtypen:
• Seine Grenzfrequenz ist in der Regel
deutlich höher als die des Scopes.
• USB-Logikanalysator
Ein Zwischenspeichern im Gerät ist hier
möglich, da der PC die Werte nicht so
schnell verarbeiten kann wie sie aufgenommen werden.
• Die gesamte Anstiegszeit ergibt sich
durch quadratische Addition.
Ein 100-MHz-Tastkopf vor einem 50-MHzScope führt somit auf nur 7,8 ns.
• modularer Logikanalysator
Dieser zeigt sich meist als Karte/
Einsteckplatine. Beispielsweise werden 102
Kanäle und bis zu 1 GHz geboten.
6.4 Der Logikanalysator
Da selbst moderne Simulatoren mit den möglichen Hochfrequenzeffekten von Mikrocomputersystemen mit Taktraten von einigen 100
MHz nicht mehr zurechtkommen, gewannen
Logikanalysatoren (Logic Analyzers) wieder
an Bedeutung.
• Tischgeräte
Hier wird versucht, Leistungsfähigkeit und
einfache Bedienung zu verbinden.
• Handgeräte
Die Geräte bieten eine begrenzte Kanalzahl
und zeichnen sich oft durch Multifunktionalität aus.
Ein Logikanalysator kann den Zeitverlauf
von mehreren (z.B. 16) digitalen und somit
diskontinuierlichen Signalen in einem bestimmten Zeitfenster bildlich oder symbolisch darstellen. Moderne Datenauswerteverfahren sorgen dabei für hohe Übersichtlichkeit und bequeme Analyse. Dazu gehört es
beispielsweise, den Ablauf eines Mikroprozessorprogramms wie mit einem SoftwareDebugger darzustellen, also disassembliert.
Alle Aktivitäten auf den Bussen lassen sich
in verschiedenen Phasen analysieren.
Messtechnik fängt mit ME an.
Wichtig für die Praxis sind die Kontaktierungsmöglichkeiten. So können die Tastköpfe (Probes) oft mit sogenannten Grabbern
verbunden werden. Zudem ist beispielsweise
eine direkte Verbindung mit PLCC-Testclips
möglich. Als Eingangs-Connector ist auch
ein Standard-IDC-kompatibler Stecker möglich.
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Weiteres Zubehör sind beispielsweise MiniKlemmprüfspitzen mit drehbarer Greifzange
für die Kontaktierung an sehr dünnen Drähten. Im Prinzip kann man zwischen Universaltastköpfen − meist mit vier oder acht Eingängen über Klemmprüfspitzen − und Chipadaptern unterscheiden. Letztere sind wiederum in sogenannte Mikroprozessor-Probes
und Schnittstellen-Probes einteilbar.
Der Aufzeichnungstakt kann auch vom untersuchten Objekt übernommen werden.
Eine spezifische Funktionalität ist der TaktQualifizierer, ein kleiner Schaltungszusatz,
der in Abhängigkeit von weiteren externen
Signalen die externe „Taktzufuhr“ zeitweise
unterbrechen kann. Benötigt wird dies
manchmal bei der Analyse von synchronen
Systemen.
Der Logikanalysator zeichnet wie ein Oszilloskop im Free-Run-Betrieb ständig auf. Die
Speicherkapazität ist ein wichtiges Merkmal.
Eine mögliche Echtzeit-Kompression erlaubt
eine wesentlich effizientere Nutzung des internen Speichers.
Man unterscheidet in der Logikanalyse zwischen konformen und nichtkonformen Fehlern.
Der erste Begriff rührt daher, dass digitale
Signale durchaus falsch sein können, ohne
dass man es ihrer elektrischen Form ansieht.
Sie gehen gewissermaßen konform mit dem
Erscheinungsbild intakter Signale. Diese
Fehlerart ist immer auf Fehler in der Verdrahtung zurückzuführen.
Die Daten werden bereits in der Hardware
komprimiert. Die Dekomprimierung erfolgt
erst dann, wenn die Software die Daten darstellen will.
Maximale als auch minimale Abtastrate sind
weitere wesentliche Kennzeichen. Damit
geht die mögliche Bandbreite, innerhalb der
korrekt gesampelt werden kann, einher.
Messtechnik fängt mit ME an.
Ein nichtkonformer Fehler liegt vor, wenn
ein Signal nicht die elektrischen Mindestanforderungen erfüllt.
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7 Anlagen- und Bauteiltest
Zur Funktionskontrolle/Fehlereingrenzung
einer Schaltung oder Anlage empfehlen sich
diverse Tests. Dabei führen einfache Maßnahmen oft zu wertvollen Ergebnissen. Hierzu gehören Durchgangsprüfung, Abschätzung von Ein- und Ausgangswiderstand sowie Prüfung der Arbeitspunkte. Zu den anspruchsvollen Verfahren zählt die bewährte
Impuls-Reflektometrie.
Ein Beispiel: 103 bedeutet 10 nF. Widerstände sind wie Festinduktivitäten mit Farbringen
gekennzeichnet. Es lohnt sich in jedem Fall,
zur Sicherheit lieber nachzumessen.
Man schaltet das Multimeter in den größten
R-, C- oder L-Messbereich, verbindet das
Bauelement auf kürzestem Wege mit den
entsprechenden Buchsen oder Schnüren und
wählt dann schrittweise den optimalen Messbereich. Eine Überlastung ist nicht möglich.
Bei Elektrolytkondensatoren achte man aber
darauf, dass sie nicht geladen sind. Bei sehr
kleinen Widerständen ist bestmöglicher Kontakt und bei Widerständen ab 100 kOhm kürzestmöglicher Anschluss wichtig, da Messstrippen dann schon als „Antennen“ für Störspannungen wirken können. Und muss man
ein Bauelement beim Messen mit einer Hand
halten, sollte man nur auf der COM-Seite
zugreifen, sonst könnten über den Körper
Störspannungen eingekoppelt werden. CMO
ist die Masse des Multimeters.
7.1 Durchgangs- und Diodenprüfung
Durchgangs- und Diodenprüfung sind im
Prinzip identisch. Nur erwartet man verschiedene Ergebnisse:
• Durchgangsprüfung eines Kabels
Kabel ok: Anzeige idealerweise 0 und/oder
akustische Anzeige
Kabel nicht ok: Anzeige unverändert, keine
akustische Anzeige
• Diodentest
Diode in Durchlassrichtung gepolt:
Anzeige 0 bis gering, und/oder akustische
Anzeige
Diode in Sperrrichtung gepolt: Anzeige
bleibt unverändert, keine akustische
Anzeige
Bei sehr kleinen Widerständen (Milliohm)
und Kapazitäten (wenige Picofarad) ist der
Fehler recht groß, da der kleinste Messbereich kaum ausgenutzt wird. Sehr große Widerstände klassen sich oft überhaupt nicht
messen, da der Anzeigebereich nicht ausreicht. Hier helfen folgende Tricks:
Reagiert das Multimeter beim Diodentest
nach Umpolung genauso wie vorher, ist die
Diode defekt.
• sehr kleine Widerstände
Man schließt vor der Messung die Messschnüre kurz und merkt sich die Anzeige
(idealerweise null). Diesen Wert zieht man
vom Messwert ab.
Beispiel 1: Kurzschlussanzeige 000.2, Messwert 000.5, richtiger Wert 000.3 (0,3 Ohm)
Beispiel 2: Kurzschlussanzeige -000.2, Messwert 000.2, richtiger Wert 000.4 (0,4 Ohm)
7.2 R, C und L messen
Bei Widerständen, Kondensatoren und handelsüblichen Festinduktivitäten bestehen oft
Unsicherheiten bezüglich der Wertekennzeichnung. Bei vielen Kondensatoren ist eine
Zahl angegeben, die nicht unmittelbar den
Messtechnik fängt mit ME an.
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• sehr kleine Kapazitäten
• Keine Angst vor Falschanschluss! Die
Prüfelektronik ist so dimensioniert, dass
auch kleine Transistoren dabei nicht zu
Schaden kommen.
Hier kann man den kleinen Kondensator einem größeren parallel schalten und die Differenz feststellen. Muss der Kondensator über
Messstrippen angeschlossen werden, so bedeuten allein diese eine gewisse Störkapazität.
Beispiel 1: Anzeige ohne Kondensator 001,
Messwert 006, richtiger Wert 005 (5 pF)
Beispiel 2: Anzeige mit 147-pF-Kondensator
1456, Messwert 1462, richtiger Wert 00.6 (6
pF)
• Der Stromverstärkungsfaktor ist von der
Prüfspannung und vom Prüfstrom
abhängig. Daher können verschiedene
Multimeter um bis zu 20 % abweichende
Ergebnisse bringen.
7.4 Ein- und Ausgangswiderstand
ermitteln
• sehr große Widerstände
Den Eingangswiderstand eines Verstärkers
oder passiven Vierpols ermittelt man mit guter Genauigkeit auf folgende Weise:
Zeigt das Multimeter Überlauf, dann hilft ebenfalls Parallelschaltung. Gemessen wird
zunächst ein Widerstand, der etwas kleiner
als der größte Bereich ist. Dann schaltet man
den unbekannten Widerstand parallel und ermitteln diesen: 1 / (1 / zweite Anzeige - 1 /
erste Anzeige).
Beispiel: erste Anzeige 1.777 (MOhm), zweite Anzeige 1,222 (MOhm), 1 / (1 / 1,222 - 1 /
1,777) = 1 / (0,8183 - 0,5627) = 1 / 0,2556 =
3,912 (MOhm)
7.3
• Betrieb aus einer möglichst sehr
niederohmigen Signalquelle
• Messung der Ausgangsspannung
(Belastung des Ausgangs bei Verstärkern
ohne Bedeutung)
• Einfügen eines Einstellwiderstands in
Reihe zur Quelle
• Einstellen der halben Ausgangsspannung
mit dem variablen Widerstand
• Messung des eingestellten Widerstands,
er würde beim Innenwiderstand 0 der
Quelle exakt dem Eingangswiderstand
entsprechen
Transistoren ausmessen
Beim Transistortest zeigt das Multimeter den
Stromverstärkungsfaktor an. Das ist das Verhältnis von Ausgangsstrom (Kollektorstrom)
zu Steuerstrom (Basisstrom). Es kann im Bereich 50 bis 500 liegen.
Den Ausgangswiderstand eines Verstärkers
oder passiven Vierpols ermittelt man mit guter Genauigkeit auf folgende Weise:
Es gibt verschiedene Arten von Transistoren.
Man kann mit einem Multimeter nur Bipolartransistoren testen, hier gibt es die Grundtypen npn (interner Aufbau: negativ, positiv,
negativ dotierte Zone) und pnp (positiv, negativ, positiv dotierte Zone). Beide Typen
haben die Anschlüsse Emitter, Basis und
Kollektor, die am Multimeter in die Buchsen
E, B und C gehören. Oft wird mindestens eine dieser Buchsen doppelt vorhanden sein.
Das soll den Test bei verschiedenen Anschlussbelegungen erleichtern. Prüftipps:
• Betrieb aus einer Signalquelle, deren
Innenwiderstand bei Verstärkern ohne
Bedeutung ist
• Hochohmige Erfassung der Ausgangsspannung
• Einfügen eines Einstellwiderstands parallel
zum Ausgang
• Einstellen der halben Ausgangsspannung
mit dem variablen Widerstand
• Messung des eingestellten Widerstands, er
würde bei unendlichem Innenwiderstand
des Messgeräts exakt dem Ausgangswiderstand entsprechen
• Nur Transistoren mit blanken Anschlüssen
testen, Lötreste entfernen
Messtechnik fängt mit ME an.
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Ri = (9,15 V x 100 Ohm / 8,45 V) - 100 Ohm
Ri = 108,3 Ohm - 100 Ohm = 8,3 Ohm
Bei Kurzschluss würde diese frische Batterie
rund 1 A liefern.
Beispiel 12-V-Bleiakku:
UL = 13,2 V, R = 10 Ohm, U = 12,9 V
Ri = (13,2 V x 10 Ohm / 12,9 V) - 10 Ohm
Ri = 10,23 Ohm - 10 Ohm = 0,23 Ohm
Bei Kurzschluss dieses Akkus würden etwa
50 A fließen.
Die Methode ist auch bei unstabilisierten
DC– oder AC-Netzteilen anwendbar.
7.6 Arbeitspunkte testen
Die Multimeter U1232A und U1233A von
Keysight messen Spannungen, Ströme,
Widerständen und Frequenzen sowie Kapazitäten.
Man betreibt die elektronische Schaltung ohne Signal. Die COM-Buchse des Multimeters
wird an Masse der Schaltung gelegt. Man
wählt den nächsten einen Gleichspannungsbereich über der Betriebsspannung. Nun tastet man mit dem anderen Anschluss die Arbeitspunkte ab und notiert in der Schaltung
die gemessenen Spannungen. Sie liefern
wertvolle Hinweise auf eventuelle Fehler.
7.5 Innenwiderstand einer Stromquelle ermitteln
Innenwiderstand und Ausgangswiderstand
sind theoretisch das Gleiche. Bei Versorgungsstromquellen ist es jedoch nicht sinnvoll, nach der oben beschriebenen Methode
zur Ermittlung des Ausgangswiderstands
vorzugehen, weil die Belastung dann zu groß
ist. Mit moderater Belastung bietet sich das
folgende universell einsetzbare Vorgehen an:
7.7 Das Impuls-Reflektometer
Ein Das Impuls-Reflektometer dient zur Lokalisierung von Stoßstellen, offenen Leitungen und Kurzschlüssen in Antennen-, Datenund Energieleitungssystemen. Seine Hauptmerkmale sind:
• Messung der Leerlauf-Ausgangsspannung
UL
• Einfügen eines moderaten bekannten
Belastungswiderstands R parallel zum
Ausgang
• Messung der Ausgangsspannung U mit
dem Lastwiderstand
• Berechnung des Innenwiderstands Ri
mit folgender Formel:
• prüfbare Leitungslänge (z.B. min. 1,
max. 1000 m)
• Auflösung (z.B. 0,25 m)
• Impedanz (z.B. 75 Ohm)
Angewandt wird die ZeitbereichsReflektometrie (Time Domain Reflectometry, TDR) salopp auch „Kabelradar“ genannt. Diese erlaubt die Ermittlung von Laufzeiten und somit Längen und Reflexionseigenheiten von elektromagnetischen Wellen
in Leitungen. Ihre Spezialisierung zur optischen Zeitbereichs-Reflektometrie (OTDR)
Ri = (UL x R / U) - R
Beispiel 9-V-Blockbatterie:
UL = 9,15 V, R = 100 Ohm, U = 8,67 V
Messtechnik fängt mit ME an.
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Prinzipielles Ergebnis der ImpulsReflekometrie bei offenem Kabel (Quelle:
Wikipedia/Weidner)
Prinzipielles Ergebnis der ImpulsReflekometrie bei kurzgeschlossenem Kabel (Quelle: Wikipedia/Weidner)
spielt in der Glasfaser-Netzwerktechnik eine
immer wichtigere Rolle.
das Kabel aus und wird am anderen Ende oder an Störungsstellen reflektiert.
Mindestens ein in das Kabel eingespeister
Impulse wird bei vorhandenen Kabelfehlern
reflektiert und angezeigt. Ein reputierendes
(regelmäßig erneutes) Eingeben des Impulses
erlaubt eine einfachere technische Lösung.
Aus dem zeitlichen Versatz der Reflexion
und der Form des reflektieren Impulses können Fehlerentfernung und Fehlerart (z.B.
Last zu hoch/zu gering) ermittelt werden.
Mithilfe einer Auswerteschaltung oder eines
Oszilloskops wird das gesendete Signal mit
der Reflexion verglichen, wodurch man Informationen über Laufzeit, Amplitude und
die Charakteristika der Reflexion erhält.
Die einfache Ansicht der Reflexion macht es
hierbei auch Anwendern ohne tieferes Fachwissen möglich, das Reflexionsverhalten einzuschätzen.
Stoßstellen sind in Koaxialverteilungen ein
großes Problem. So können Kabelquetschungen oder schlechte Koaxialverbindungen analoge und digitale Signale negativ beeinflussen, indem sie Reflexionen und somit unerwünschte Fehlsignale hervorrufen.
Ein übliches Gerät erzeugt eine Folge von
Rechteckimpulsen von etwa 20 ns Dauer, die
in so großem Abstand folgen, dass die Echos
aller früheren Impulse abgeklungen sind. Mit
einem kapazitätsarmen Tastkopf erfolgt die
Aufnahme des Geschehens an der Einspeisestelle. Bei offenem Kabelende treten nur Impulse gleicher Polarität auf, bei kurzgeschlossenem Kabelende erscheinen die Impulse invertiert.
Das USB Sampling-Scope PS9000mit 12
oder 20 GHz Bandbreite gibt es auch mit
TDR-Fähigkeit.
Eine zweite Methode erzeugt mit einem sogenannten Sprungfunktionsgenerator ein steiles Signal. Die Signalflanke breitet sich über
Messtechnik fängt mit ME an.
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• Elektrischer Gefährdungsbereich
Dies ist ein räumlicher Bereich innerhalb oder im Umfeld einer elektrischen Anlage oder eines Betriebsmittels, in dem eine elektrische Gefährdung nicht ausgeschlossen ist.
• Gefahrenzone
Das ist der Bereich um spannungsführende
Teile, in dem ohne Schutzmaßnahmen der
zur Vermeidung einer elektrischen Gefahr
erforderliche Isolationsgrad nicht sichergestellt ist.
• Annäherungszone
Das ist der Bereich, der sich an die Gefahrenzone anschließt (Nennspannung/Breite der
Annäherungszone: max. 1 kV/1 m, 1...110
kV/3 m, 110...220 kV/4 m, 220...380 kV/5
m).
Die Isolations-Multimeter Fluke 1587 und
1577 vereinen die Funktionen eines digitalen Isolationstesters und eines voll ausgestatteten RMS-Digitalmultimeters in einem kompakten Gerät.
Konkretere Hinweise finden sich z.B. in den
Technischen Regeln für Betriebssicherheit
und in der DIN VDE 0105-100.
Bei allen Arbeiten an Netzleitungen, Motoren, Generatoren, Kabeln oder elektrischen
Schaltanlagen sind Isolations-Multimeter optimal geeignete Geräte. Sie sind wesentlich
kostengünstiger im Vergleich zu speziellen
Einzelgeräten.
7.8 Isolationsmessung
Die Isolationsprüfung und -messung ist in
Versorgungsstromnetzen sehr wichtig. Unabdinglich ist hier die Beherrschung zentraler
Begriffe. Die wichtigsten fünf sind:
Zu den unverzichtbaren und möglichen Leistungsmerkmalen eines Isolationsmessgeräts
zählen:
• Elektrische Gefährdung
Dies meint die Möglichkeit eines Schadens
oder einer Gesundheitsbeeinträchtigung
durch elektrische Energie in einer Anlage oder einem Betriebsmittel.
• Isolationsprüfspannung
(z.B. 100 und 1000 V)
• maximal messbarer Isolationswiderstand
(z.B. 600 MOhm)
• automatische Entladung von kapazitiv
entstandenen Spannungen
• Smoothing (Signalglättung)
• Kapazitätsmessung
• Temperaturmessung
• Min/Max-Feature
• Tiefpassfilter (für Messungen an Motorantrieben mit regelbarer Drehzahl)
• Gefährdung durch elektrischen Schlag
oder Störlichtbogen
Gemeint ist die Möglichkeit eines Schadens
oder einer Gesundheitsbeeinträchtigung
durch elektrischen Strom durch den Körper
eines Menschen oder einen Störlichtbogen
(mögliche Folgen: Lähmungen, Herzkammerflimmern, Schock, Verbrennungen).
Messtechnik fängt mit ME an.
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Üblicherweise geschieht die Messung des
Isolationswiderstands mit einem Tastkopf
mit Auslösetaste. Spezielle Messleitungen
und Klemmen werden mitgeliefert.
Messtechnik fängt mit ME an.
Eine Erkennung von stromführenden Schaltungen verhindert die Isolationsprüfung bei
Spannungen über 30 V im System und erhöht somit den Schutz des Anwenders.
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