Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift für Kunden Schweine News 1. Jänner 2015 Ausgabe 35 Fortbildungsveranstaltung für Landwirte In dieser Ausgabe Fortbildung 1 Am 2. Februar 2015 findet die nächste Fortbildungsveranstaltung für unsere Landwirte statt. Ort: Gasthof Prem - Kegelbahn, 8212 Gersdorf an der Feistritz Zeit: 19 Uhr Um Voranmeldung wird gebeten! Die Vortragenden sind: Leptospirose 2 Gabriele Fröhlich Key Account Manager von Elanco Animal Health Zum Thema: "Gute Impfpraxis von Elanco - 10 goldene Regeln für die Impfung von Schweinen" Panaritium 3 Dr. Doris Verhovsek Veterinärmedizinische Universität Wien, Hochschulgut über: „Einblicke in den Routinebetrieb und in Forschungsarbeiten auf der Medau, dem Schweinestall der Vetmed Uni Wien“ Um Fortbildungsstunden laut TGD-Verordnung wurde angesucht – für leibliches Wohl wird gesorgt. Erkennen Sie das Problem ? Abb.: Endmastschweine liegen dicht an einander gedrängt an zwei Seiten der Bucht. Der übrige Platz ist leer, bis auf ein paar Tiere, die gerade an den Automaten fressen. Genau über dem leeren Platz befindet sich der Deckenlüfter. Außerdem husten viele Tiere und Schwanzkannibalismus ist zu beobachten. Auflösung auf Seite 4 Ausgabe 35 Seite 1 Leptospirose Leptospirose ist eine bakterielle Infektionskrankheit der Schweine, die sich klinisch in erster Linie durch Fruchtbarkeitsprobleme (Trächtigkeitsabbruch, Schäden an Föten) bemerkbar macht. Akute Krankheitsverläufe fallen meist nicht auf, weshalb diese Krankheit oft längere Zeit unerkannt bleibt. Außerdem handelt es sich bei Leptospirose um eine Zoonose, das heißt, auch der Mensch kann sich infizieren und daran erkranken. Von Mag. Markus Urschler Infektion und Krankheitsverlauf Krankheiten, die ebenfalls Fieber, Aborte, Nachrauschen und tote bzw. lebensschwache Ferkel zur Der Erreger Leptospira interrogans Folge haben können. tritt in Form verschiedener SerotyDie Diagnose erfolgt in der Regel pen auf, von denen L. pomona, L. durch Identifikation von Antikörbratislava, L. icterohaemorrhagiae, L. grippotyphosa und L. canicola die bedeutendsten sind. Hauptansteckungsquelle ist der Harn infizierter Schweine, da die Erreger hauptsächlich über den Harn ausgeschieden werden. Als Überträger kommen vor allem Ratten, Mäuse, aber auch Rinder, Katzen und Hunde in Betracht. Leptospiren überleben in feuchtem Medium mindestens 10 Tage, in Gülle auch länger. Nach dem Eindringen über die Schleimhäute kommt es nach 12 Wochen zu einer Bakteriämie (Ausbreitung im Körper über das Blut), was zu kurzen Fieberschüben Abb.: Abortierende Zuchtsauen infolführen kann und Antikörperbilge einer Leptospirose-Infektion dung zur Folge hat. Danach findet man die Erreger nur noch in der Niere, von wo sie über Wochen bis Jahre ausgeschieden werden. Während der Akutphase dringen die Erreger auch in die Föten ein, was zu Aborten in der zweiten Trächtigkeitshälfte oder termingerechter Geburt mumifizierter oder lebensschwacher Ferkel führt. In dieser Phase können auch Gelbsucht (Ikterus), Blutharnen und Gehirnhautentzündung auftreten. pertitern im Blutserum. Ein direkter Erregernachweis (aus Harn, Nieren, Föten) ist sehr aufwendig und gelingt meist nicht, da die Kultivierung der Leptospiren sehr schwierig und langwierig ist. Eine alleinige antibiotische Therapie ist aber nicht ausreichend! Wichtig ist, dass nach 1 Woche eine gründliche Reinigung und Desinfektion (bakterizides Desinfektionsmittel) sämtlicher Stallbereiche (Abferkelung, Deckzentrum, Wartestall) erfolgt und die Gülle abgelassen wird, da dies entscheidend für den Therapieerfolg ist. Danach sollte nochmals für eine Woche mit Tetracyclin/Doxycyclin über das Futter behandelt werden. Oftmals besteht eine Doppelinfektion mit Chlamydien, weshalb eine 3wöchige Medikation mit Tetracyclin/Doxycylin zu empfehlen ist. Als Metaphylaxe ist eine Futtermedikation zweimal pro Jahr für den gesamten Sauenbestand zu empfehlen. Prophylaktisch gibt es auch die Möglichkeit einer Vakzination der Sauen mit einem Kombinations- Therapie und Prophylaxe Mittel der Wahl für eine Bestandsbehandlung sind Oxytetracyclin oder Doxycyclin über das Futter Diagnose und Differentialdiag- für mindestens zwei Wochen, bzw. eine zweimalige Injektion mit einose nem Tetracyclin-Langzeitpräparat oder Dihydrostreptomycin. DaDifferentialdiagnostisch kommen durch werden die Ausscheidung vor allem Influenza, PRRS, Parvovi- über die Nieren unterbrochen und rose und APP in Betracht, also auch die Föten erreicht. Während der Behandlung sollten die Sauen Seite 2 in die Kastenstände gesperrt werden, um den Kontakt der Tiere untereinander zu minimieren. Auch die Eber sollten behandelt werden sowie Jungsauen vor dem Verbringen in den Zuchtsauenstall. Handschuhe und Mundschutz bei Verabreichung im Topdress (Säugezeit) tragen! Abb.: Außenköderbox Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift impfstoff für Leptospirose/Parvovirose. Eine vollständige Eradikation eines Bestandes von Leptospiren ist außerordentlich aufwendig und schwierig, setzt es doch einen schadnagerfreien Stall voraus! Desinfektionswannen sollten beim Stalleingang aufgestellt und eigene Stiefel für Außenbereich, Zuchtsauen- und Maststall verwendet werden. Eine Optimierung der Schadnagerbekämpfung ist durchzuführen (Rattenköderboxen, Fallen, Gift), Außenköderboxen alle 30m aufstellen sowie im Stall, an den Gängen entlang der Mauer und im Futterlager. Immer Handschuhe tragen (vorher in Futter tauchen Köderboxen dür fen keinen Menschengeruch bekommen)! Katzen sollten ebenfalls mit Doxycyclin behandelt werden. Panaritium - Entzündung im Klauenbereich Von Mag. Markus Urschler Nicht jede Schwellung und die damit verbundene Lahmheit im Bereich der Klauen ist gleich eine Gelenksentzündung. Man spricht von oberflächlichem Panaritium, wenn es sich um eine Entzündung des Kronsaumbereiches (oberhalb der Klauen) handelt. Durch kleine oberflächliche Verletzungen der Haut dringen Bakterien (Streptokokken und Staphylokokken) ein und verursachen Entzün- Abb.: Solche Spalten im Klauenhorn dungen, die nicht in die Tiefe rei- können schwere Entzündungen nach chen, sondern sich am Kronsaum sich ziehen ringförmig ausbreiten (siehe Bild). Leptospirose als Zoonose Leptospirose ist eine sogenannte Zoonose, also eine Krankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann und wird als Weil´sche Krankheit bzw. Morbus Weil bezeichnet. Die Übertragung erfolgt auch in diesem Fall über den Kontakt mit Harn, Sperma und Fruchtwasser und die Erreger treten über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Auge, sowie über Hautwunden und die Atemwege in den Körper ein. Schweinehalter sind auf jeden Fall zur Risikogruppe zu zählen! Klinisch äußert sich eine Infektion zunächst mit hohem Fieber ähnlich einer Grippe, und wird deshalb auch meist für eine solche gehalten. In der Folge treten Ikterus (Gelbsucht), Hirnhautentzündung und Organkomplikationen in Form von Leber- und Nierenschäden mit schwerwiegenden Langzeitfolgen auf, weshalb eine rechtzeitige Diagnose und Therapiebeginn entscheidend sind. Auch Todesfälle kommen vor. Besondere Vorsicht ist auch für Schwangere geboten. Ausgabe 35 Abb.: Ferkel mit oberflächlichem Panaritium Das Gewebe ist geschwollen (Eiteransammlung), gerötet, warm und hochgradig schmerzhaft und die Tiere gehen lahm. Eine antibiotische Behandlung mit Penicillin oder Amoxicillin per Injektion ist zu empfehlen. Abb.: Panaritium bei einer Zuchtsau Im Gegensatz dazu spricht man von tiefem Panaritium, wenn die Infektion das Kronbein und die Klaue erfasst. Hier kommt es im weiteren Verlauf zu eitrig-nekrotisierenden Entzündungen von Kron- oder Klauengelenk, Sehnen und Knochen. In der Regel bilden sich tiefe Abszesse mit einer Fistel nach außen, durch die Eiter austritt. Als Ursache kommen Verletzungen der Klauen durch Hornabrieb, Risse und Spalten im Klauenhorn sowie schadhafte Betonspalten in Frage. Eitererreger und Nekrosebakterien siedeln sich an und lösen das Entzündungsgeschehen aus. Es folgen eine hochgradige Lahmheit - die Tiere belasten den Fuß kaum oder gar nicht - starke Schwellung und auch Fieber ist möglich. Solche Tiere sind unbedingt in eine Krankenbucht zu verbringen und am besten auf Stroh aufzustallen. Eine Therapie ist sehr schwierig und langwierig, mehrmalige Behandlungen mit Amoxicillin oder besser Cefquinom als Antibiotikum kombiniert mit entzündungshemmenden Mitteln sind notwendig. Oft gelingt es aber trotzdem nicht, solche Tiere zu heilen, weshalb eine Euthanasie durchgeführt werden muss. Seite 3 Auflösung von Seite 1 Der Deckenlüfter ist viel zu weit geöffnet und kalte Luft fällt in diesem Bereich auf den Boden. Den Tieren ist kalt und sie versuchen vor der Zugluft auszuweichen und liegen deshalb so weit wie möglich entfernt am Rande der Bucht. Das bedeutet Stress für die Schweine, was sich in diesem Fall in Schwanz- beißen äußert. Die Gefahr von Atemwegserkrankungen ist ebenfalls erhöht und zu geringe Temperaturen bedeuten auch einen zusätzlichen Energieverbrauch der Tiere zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur und damit eine schlechtere Futterverwertung. Schweine News DR.VET - Die Tierärzte Jöss 6a, 8403 Lebring Für den Inhalt verantwortlich: Dipl.Tzt. Markus Urschler Dr. Ursula Friedmann M.Sc.Tzt. Birte Drews Telefon Apotheke: 03182/4166 E-Mail: [email protected] Neue Fax-Nr.: 03182/4166-26 Notruf Schwein: 0664/8341769 > Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa, So und Feiertag w w w. d r - ve t. a t Neu im Schweine-Team Abb.: Den Schweinen ist zu kalt * * * Zum Jahreswechsel * * * Das Schweine-Team von Dr.Vet - Die Tierärzte wünscht allen Kunden Gesundheit und ein erfolgreiches Jahr 2015 ! Abb.: von links: Dr. Peter Irgang, Dr. Ursula Friedmann, Mag. Markus Urschler, Mag. Christoph Kloepfer, Elfi Primus, Tzt. M.Sc. Birte Drews, Dr. Robert Horvat Seite 4 Mit Mag. Christoph Kloepfer haben wir seit einigen Wochen Verstärkung im Schweine-Team bekommen. Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift für Kunden