Betrifft SOPs – Terminplan und Regularien

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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR INNERE MEDIZIN I
Gebiet: Endokrinologie
Diabetisches Fußsyndrom
Ausrichtung: diagnostisch
Version:
Gültig ab:
Revision:
Verfasser:
Geprüft:
Genehmigt:
3.0 (6 Seiten)
01.10.2010
01.10.2012
VGU
RB
JS (2.0)
Grundsätzliches: Das diabetische Fußsyndrom ist eine häufige Komplikation bei Patienten mit
Diabetes mellitus. Weiterhin ist die Inzidenz diabetesbezogener Amputationen in Deutschland sehr
hoch. Ziel ist es durch eine adäquate und rechtzeitige Wundversorgung sowie konsequente
Druckentlastung die Amputationsrate zu senken.
Vorgehen:
Anamnese (1), Labor (2)
Fußuntersuchung (Inspektion, Gefäßstatus, Neuropathiestatus) (3)
Wundeinteilung (5)
V.a. Osteoarthropathie
Doppler, Duplex, ggf.
Angiographie d. Beinarterien
Röntgen (4)
ev. MR, CT, Szinti.
Angiopathische Genese?
ja
Osteoarthropathie
Akut,
subakut
Chron.
Gips oder
2- Schalenorthese
V.a. Osteomyelitis
Röntgen (4)
nein
ja
Gefäßchirurg. Vorstellung
Revaskularisation möglich?
ja
nein
Wundbeh.,
Grenzzonenamputation
Amputation
so spez. wie
möglich
Wundbeh. nach Stadium
Chirurg. Beh.
Infektbehandlung (6), fußentlastende Maßnahmen
BZ- Einstellung, Einlagen, Spezialschuh- ev. Prothesen
Spezielle Fußschulung/ medizinische Fußpflege,
Erläuterungen:
(1) Anamnese:
--
---
Bzgl. des Diabetes mellitus insbesondere:
Diabetesdauer, aktuelles BZTP, letzter HbA1C-Wert, frühere BZ-Einstellung, Proteinurie,
ophthalmologischer Status, Koronarstatus/AP-Beschwerden.
Bezüglich weiterer Riskofaktoren zur Entwicklung eines Diab. Fußsyndroms:
Hyperlipidämie, Nikotin-, Alkoholabusus, arterielle Hypertonie.
Genaue Fußanamnese:
Hypästhesien, Parästhesien, sichtbare Läsionen, Claudicatio-Symptomatik, Gangstörungen
(2) Labor:
--
Minimum: HbA1c, CRP, Blutbild, MIBI: tiefer Wundabstrich oder besser Biopsie mit Resistenzprüfung
(s.u.)
(3) Körperliche Untersuchung:
-- Inspektion des Fußes:
Hautfarbe, Temperatur, Läsionen, Schwielen, Deformitäten, Infektion
-- Erhebung des Gefäßstatus:
Palpation und Auskultation der Gefäße, Dopplerdruckmessung, ggf. Duplex/ Angiographie
-- Neuropathiestatus:
Prüfung aller sensibler Qualitäten: Epikritik (Berührungsempfinden: Hypästhesie, Dysästhesie,
Parästhesie, auch im Seitenvergleich), Protopatik (Schmerz- und Temperaturempfinden) Pallästhesie
(Vibrationsempfinden), sowie Proprioception und Zwei-Punkte-Deskrimination. Zudem Prüfung der
Motorik (Muskelatrophie, große Kraft, Reflexe (ASR, PSR)) und Prüfung der autonome Funktion
(Störung der Schweiß- und Talgdrüsen)
(4) Ggf. Röntgen:
-- besonders zu beachten sind:
Gelenkdeformitäten, Knochendestruktionen, Hinweise auf eine Osteomyelitis sowie Osteoarthropathie
(5) Einteilung der Fußläsionen:
Wagner
Grad
Armstrong
Stadium
0
A
Prä- oder
postulzerativer Fuß
(Risikofuß)
1
Oberflächliche Wunde
B
C
D
2
4
5
Begrenzte
Vorfuß- und
Fersennekrose
Nekrose des
gesamten
Fußes
3
Tiefes /
gelenknahes
Tiefes Ulkus
Ulkus mit
mit ossärer
Einbeziehung der
Beteiligung
Sehne und Kapsel
Mit Ischämie
Mit Infektion
Mit Infektion und Ischämie
Konsequenzen:
 Bezüglich der stadiengerechten lokalen Wundversorgung mit Wundteam siehe gesonderte
SOP.
 Bezüglich einer antibiotischen Therapie (6):
-- Indikation: Infektionsverdacht, Gefahr der Osteomyelitis, nachgewiesene Osteomyelitis,
septische Thrombosen
-- Zuvor Gewebeprobe oder zumindestens einen Abstrich in die Mikrobiologie schicken
-- Leichte Formen: Amoxicillin/Clavulansäure, Clindamycin + Ciprofloxacin
-- Schwere Formen: Piperacillin/ß-Lactamase-Inhibitoren, evtl. Carbapenem, Moxifloxacin. Step
down auf orale Behandlung bei Besserung. Infektiologische Rücksprache!
-- Osteomyelitis: häufig Staph. aureus  Initial i.v. z. B. Flucloxacillin oder Cefuroxim, bei unkl.
Erregern Piperacillin/ ß-Lactamase-Inh.
Häufige Fehler:
------
keine konsequente Druckentlastung seitens der Patienten
fehlender / fehlerhafter tiefer Abstrich für Mikrobiologie
nicht-antibiogramm-gerechte Behandlung
Verkennen einer Knochenbeteiligung
Angiopathische Genese wird häufig vernachlässigt, d.h. keine frühzeitig gefäßchirurgische
Vorstellung, die obligat sein sollte.
Anhang:
Kriterien zur stationären Aufnahme
Weichteilentzündung
Gelenk-,
Knochenbeteiligung
Infektbedingte
Ischämie
Allg. Entzündungszeichen
Behandlung
Nicht kritische
Infektion
< 2 cm
Kritische
Infektion
> 2 cm
Nein
Ja
Nein
Ja
Nein
Ja
Ambulant
Stationär
© Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Regensburg, 27.09.2010
Verfasser
E-mail:
[email protected]
Hausfunk:
1505
Literatur
Leitlinie der DDG:
Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinie DDG – Diabetisches Fußsyndrom,
Update 2008
Internationale Leitlinien:
Europäische Leitlinien: S Morbach, E Müller, H Reike, A Risse, M
Spraul (2004) Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle und
Prävention des diabetischen Fußsyndroms, Evidenzbasierte
Leitlinien, Diabetes und Stoffwechsel 13/2004.
Aktuelle Übersichtsartikel:
Edmonds ME, Foster AV, BMJ. 2006; 18: 332: 407-10.
Empfehlungen ohne Gewähr, Verantwortung liegt bei behandelnder Ärztin/Arzt!
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