GEDENKVERANSTALTUNG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS IM GEDENKEN AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS 4. Mai 2012 Historischer Sitzungssaal des Parlaments Tobias Moretti liest nach den Reden von Brigitte Bailer und Brigitte Kepplinger jeweils aus historischen Dokumenten der NS-Euthanasie-Zentren „Am Steinhof“ und Schloss Hartheim Musikalische Umrahmung durch das Adamas Quartett und Otto Lechner PROGRAMM Pavel Haas: Streichquartett Nr. 2 op. 7 – 2. Satz Kutsche, Kutscher und Pferd Gregor Hammerl, Präsident des Bundesrates Mag.a Barbara Prammer, Präsidentin des Nationalrates Erich Wolfgang Korngold: Streichquartett Nr. 2 Es-Dur op. 26 – 4. Satz Walzer Hon.-Prof.in Univ.-Doz.in Dr.in Brigitte Bailer, wissenschaftliche Leiterin des DÖW Joseph Haydn: Streichquartett op. 76,2 – 2. Satz Allegretto (für Akkordeon) Otto Lechner: Flut Mag.a Dr.in Brigitte Kepplinger, stv. Obfrau des Vereins Schloss Hartheim Otto Lechner: Plubutsch Otto Lechner: In den Kellern der Köpfe Grußworte der Präsidentin des Nationalrates © Parlamentsdirektion/ WILKE 4 Der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, den wir jedes Jahr zum 5. Mai, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, begehen, ist uns Erinnerung, Mahnung und Handlungsauftrag gleichermaßen. Dieser Tag fordert uns, in besonderer Form jener Menschen zu gedenken, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden, und ihnen an diesem Tag eine Stimme zu geben. Als Österreicherinnen und Österreicher ­haben wir offen Bekenntnis darüber abzu­ legen, dass wir aufgrund unserer Geschich­ te Verantwortung gegenüber den Opfern, den Überlebenden und ihren Nachkom­ men ­ tragen. Eine Verantwortung, der wir in vielfältiger Weise bereits nachkommen, die wir uns aber immer wieder aufs Neue ins Gedächt­nis rufen müssen. Gleichzeitig verbinden wir mit dem Gedenktag die Mah­ nung an uns alle, als Demokratinnen und Demokraten wachsam zu sein, nicht nur in Österreich, auch auf europäischer Ebene, wo es gilt, das begonnene Friedenswerk zu verteidigen. Gerade im Bewusstsein um ­unsere gemeinsame europäische Vergangen­ heit wird deutlich, wie wichtig es ist, die Wurzeln jeder Form von Diktatur, Unter­ drückung oder Verfolgung zu bekämpfen. Der Handlungsauftrag, der sich aus dem Gedenken für uns heute ergibt, lautet daher, Ungerechtigkeiten zu erkennen und coura­ giert dagegen aufzutreten. Dann könnten wir einlösen, was der ehemalige polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski als Überlebender der größten menschlichen Ka­ tastrophe von uns allen fordert, wenn er sagt: „Gleichgültigkeit gegenüber dem Bösen ist die größte Sünde.“ Barbara Prammer Grußworte des Präsidenten des Bundesrates Zwischen 1940 und 1941 wurden über 18.000 Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Schloss Hartheim bei Linz ermordet. Alleine aus meinem Heimat­ bundesland Steiermark waren es 1.574 Personen. v­ erantwortlich, dass Verbrechen wie jene, die zwischen 1938 und 1945 begangen wurden, nie wieder geschehen. Das bedeu­ tet nichts anderes als das aktive Eintreten für Demokratie und Menschenrechte als Basis unseres Zusammenlebens in einer friedlichen Gesellschaft. An die Opfer der NS-Euthanasie wollen wir am diesjährigen Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus besonders erinnern. Ihre Namen und Lebensdaten legen Zeugnis dafür ab, wie grausam und mitleidlos das nationalsozialistische Regime mit den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft umgegangen ist. Gefordert ist jede und jeder Einzelne von uns, natürlich auch die jüngeren Generati­ onen. Umso erfreulicher ist es, dass auch in diesem Jahr ein Jugendprojekt im Vorfeld des Gedenktages stattfinden konnte. Blicken wir zurück auf die Geschich­ te des Nationalsozialismus, so wird un­ ser ­Handlungsauftrag für Gegenwart und Zukunft deutlich. Wir sind heute dafür ­ © Parlamentsdirektion/ WILKE Mein Appell gilt daher uns allen: Gemein­ sam müssen wir aktiv gegen Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt in unserem Umfeld auftreten – couragiertes Handeln muss für uns zur Selbstverständlichkeit werden, be­ sonders dann, wenn es um die Schwächsten geht! Gregor Hammerl 5 NS-Euthanasie in Österreich Der Nationalsozialismus strebte danach, eine vermeintlich homogene „Volksgemein­ schaft“ zu schaffen, aus der all jene ausge­ schlossen wurden, die aus den unterschied­ lichsten Gründen nicht der nazistischen Ideologie entsprachen. Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti wurden aus rassistischen Gründen ausgegrenzt, vertrieben und rund 66.000 österreichische Jüdinnen und Juden und 10.000 Roma ermordet. Politisch abweichende Haltungen wurden bekämpft, Andersdenkende verfolgt, in Kon­ zentrationslagern inhaftiert oder vor Gericht gestellt, Tausende zum Tode verurteilt. Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen sowie psychischen Erkran­ kungen, so genannte „unnütze Esser“, wur­ den erfasst und schließlich ermordet. Schon früh richtete sich die nationalsozialistische Propaganda gegen diese Gruppe, die als Gefahr für die Gesundheit des deutschen 6 Volkes dargestellt wurde. Außerdem sollte der „Volksgemeinschaft“ vor Augen geführt werden, wie hoch die Kosten für diese Men­ schen angeblich für den Staat waren. Dazu dienten Artikel in Zeitungen, Filme oder auch Rechenbeispiele an Schulen. Schon 1933 wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses beschlossen. Am 1. Jänner 1934 trat es in Kraft. Die so genannten „Rassenhygieniker“ gin­ gen von der unbedingten Vererbung jeder Form von Behinderung oder psychischen Erkrankung (darunter auch Alkoholismus) ­ aus und forderten daher die Zwangssteri­ lisation dieser Menschen. Die Anzeigen dazu kamen von Hebammen, behandelnden Ärzt/innen, von Anstaltsleiter/innen oder aus der direkten Nachbarschaft. Insgesamt wurden rund 375.000 Personen Opfer dieses Gesetzes. Die Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ in Wien beherbergte neben einem NSErziehungsheim auch eine der größten „Kinderfachabteilungen“ des Deutschen Reiches. Knapp 800 Kinder wurden hier ermordet. Insgesamt geht man von rund 5.000 Kindern aus, die Opfer dieses „Euthanasieprogrammes“ wurden. Die Eltern und Angehörigen wiegten die NSBehörden in Sicherheit. Oft wohnten sie weit entfernt und wurden zu den Kindern teilweise gar nicht vorgelassen. Eine besonders mutige Mutter, die Wienerin Anna Wödl, kämpfte bis zuletzt für ihren Sohn Alfred und sprach sogar in Berlin für sein Überleben vor – vergeblich. NS-Euthanasie Der Mord an Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen Ab 1939 wurden Kinder mit Behinderungen nach der Geburt erfasst und an den „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ gemeldet. Dieser diente als Tarnorganisation für eine „geheime Reichssache“: die Verlegung der betroffenen Kinder in eigene „Kinderfachabteilungen“, schmerzhafte, unnötige „Forschung“ an den Opfern und deren systematische Tötung durch Überdosen von Medikamenten oder das bewusste Herbeiführen von Krankheiten. Die „Aktion T4“ – Schloss Hartheim 1940 begannen die Morde in sechs Euthanasieanstalten – Pflegeeinrichtungen, die zu Tötungszentren umfunktioniert wurden. Eine dieser Anstalten befand sich im Schloss Hartheim bei Linz. Ein komplexes Geflecht von Tarnorganisationen sicherte die Geheimhaltung. Zentraler Sitz war die Berliner Tiergartenstraße Nummer 4, die der Aktion nach 1945 ihren Namen gab. Adolf Hitler persönlich ermächtigte Ärzt/innen 7 zu diesen Tötungen durch einen Erlass. Die Durchführung war wieder als „geheime Reichssache“ geplant. fielen allein in Hartheim 18.269 Menschen zum Opfer, im Deutschen Reich waren es insgesamt über 70.000. Die Patient/innen wurden in Heil- und Pflegeanstalten auf Meldebögen erfasst, welche von Gutachtern in Berlin mit einem „plus“ oder einem „minus“ versehen wurden. Das „plus“ stand dabei für den Einbezug in das Mordprogramm. In Folge erhielten die Anstalten Listen mit den Namen der zu verlegenden Patient/innen. Alle darauf Genannten, Kinder wie Erwachsene wurden mit Bussen unter anderem nach Hartheim verbracht und dort sofort nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet. Die Leichen wurden verbrannt und die Überreste in der Umgebung verscharrt oder in die Donau geschüttet. Um die Tötungen zu verbergen, wurden Todesdaten und -orte gefälscht. Der „Aktion T4“ 8 „Euthanasie-Ermächtigung“ Adolf Hitlers, datiert auf den 1. September 1939 Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Nach 1945 wurde über die Verbrechen geschwiegen. Zwangssterilisierte Menschen litten ein Leben lang an den Folgen. Die Angehörigen von Ermordeten wussten oft jahrzehntelang nichts vom tatsächlichen Schicksal ihrer Verwandten. Eltern wiegten sich in Sicherheit, dass ihr Kind in einer „Kinderfachabteilung“ tatsächlich an einer Lungenentzündung verstorben war. Viele Kinder wussten im Erwachsenenalter nur mehr schemenhaft, dass sie einmal in einer „Kinderfachabteilung“ waren und nur mit großem Glück überlebt hatten. Andere konnten und wollten nicht darüber sprechen. NS-Euthanasie Widerstand gegen das Morden Nur wenige Menschen, wie Anna Wödl, leisteten aktiv Widerstand. Die Proteste wurden aber immer lauter und auch Priester – darunter der sehr bekannte Clemens August Kardinal Graf von Galen, Bischof von Münster – predigten gegen die NSEuthanasie. Das offensichtliche Morden wurde daher im August 1941 auf persönlichen Befehl von Adolf Hitler eingestellt. In Hartheim aber wurden weiterhin Menschen ermordet – ausländische Zwangs- und Zivilarbeiter/innen und KZ-Häftlinge. Bis zur Befreiung am 8. Mai 1945 zählte man rund 12.000 weitere Opfer. Weiter im Fokus blieben auch die Anstaltspatient/innen. Das Töten verlagerte sich in die Anstalten selbst: Rund 3.500 Menschen fielen allein „Am Steinhof“ dem „Hungersterben“ zum Opfer. Wir kennen heute nur wenige Personen, die bereit sind, über ihre Kindheit in „Kinderfachabteilungen“ und NSErziehungsheimen zu berichten. De facto keine Zeitzeug/innen kennt dagegen die „Aktion T4“. Nur einige wenige Berichte weisen auf Rückstellungen von Personen aus Zwischen- oder den Euthanasieanstalten selbst hin. 9 Brigitte Bailer Brigitte Bailer absolvierte das Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und später das Doktoratsstudium der Geschichte an der Universität Wien. © Parlamentsdirektion/ Michael Buchner Seit 1979 ist sie als wissenschaftliche ­Mitarbeiterin, seit Dezember 2004 als ­wissenschaftliche Leiterin im Dokumenta­ tionsarchiv des österreichischen Wider­ standes tätig. Zwischem dem Winterse­ mester 1993/94 und dem Wintersemester 2003/04 wirkte sie als Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der Univer­ sität Wien. 1998 wurde sie in die Historikerkommission der Republik Österreich zur Erforschung von Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigung seit 1945 in Österreich nominiert und dort zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Sie gehörte der Kommission bis zum 10 Ende deren Tätigkeit 2003 an. Im selben Jahr erfolgte die Habilitation zur Universitätsdozentin für Zeitgeschichte an der Universität Wien, 2010 wurde sie zur Honorarprofessorin am Institut für Zeitgeschichte ernannt. Brigitte Bailer forscht, publiziert und lehrt zu den Themenbereichen NS-Zeit in Österreich, insbesondere Widerstand und Verfolgung, Rassismus und Rechtsextremismus nach 1945 mit dem Schwerpunkt NS-Apologetik und Holocaust-Leugnung sowie Problematik der Entschädigung für Opfer des National­ sozialismus bzw. Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Österreich. Das Dokumentationsarchiv (DÖW) wurde 1963 von Verfolgten des NS-Regimes und ehemaligen Widerstandskämpfer/innen so­ wie engagierten Wissen­ schaftler/innen als überparteilicher und pluralistisch ausgerich­ teter Verein gegründet. Neben Wissenschaft­ ler/innen und Personen des öffentlichen Lebens sind die drei Ver­bände der politisch Verfolgten, die Katholi­sche Kirche, die Isra­ elitische Kultusgemeinde sowie Roma und Sinti im Vorstand vertreten. Die 1983 erfolgte Gründung der von der Republik Österreich, der Stadt Wien und dem Verein DÖW getragenen Stiftung sicherte das DÖW finanziell ab. Heute ist das DÖW ein im In- und Ausland anerkanntes Institut. Die Tätigkeit des DÖW umfasst die Bereiche Sammlung und Archivierung von Dokumen­ ten, wissenschaftliche Forschung und päda­ gogische Vermittlung. Jacke eines ­jüdischen Kindes in der ständigen Ausstellung des Dokumentations­ archives des ­österreichischen Widerstandes © Parlamentsdirektion/ Michael Buchner DÖW Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Folgende Themen werden dabei bearbeitet: Widerstand und Verfolgung, Flucht und Exil, Holocaust und NS-Medizinverbrechen, Aufarbeitung der NS-Verbrechen durch die österreichische Justiz nach 1945, Rechts­ extremismus und Neonazismus nach 1945 sowie Rückstellung und Entschädigung für NS-Opfer nach 1945. 11 Brigitte Kepplinger Die Soziologin und Historikerin studierte am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz. © Digidall Fotografie Linz Ihre Forschungsschwerpunkte und Publi­ kationen verfasste sie in den Bereichen der Geschichte der Sozialpolitik, Geschichte sozialer Bewegungen, politische Ideen und politische Systeme, Biologisierung des So­ zialen, Eugenik sowie der Geschichte der NS-Euthanasie. Brigitte Kepplinger ist Gründungsmitglied des „Vereins Schloss Hartheim“ (1995), der es sich zum Ziel setzte, den Opfern der na­ tionalsozialistischen Euthanasieverbrechen in der ehemaligen Tötungsanstalt in Schloss Hartheim eine würdige Gedenkstätte zu schaffen. Seit dem Jahr 2000 ist sie stellvertretende Vorsitzende dieses Vereins, der als Träger 12 des 2003 eröffneten „Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim“ fungiert. Sie zeichnet überdies für das wissenschaft­ liche Konzept der Ausstellung „Wert des Lebens“ verantwortlich und leitete das ­ ­entsprechende Projekt des Landes Oberös­ terreich von 1998 bis 2003 gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Josef Weidenholzer. Zudem ist Brigitte Kepplinger mit der wis­ senschaftlichen Leitung der ­Internationalen Hartheim-Konferenz betraut, die alle zwei Jahre im Lern- und Gedenkort Schloss ­Hartheim stattfindet. Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim Von 1941 bis 1944 fielen zudem Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Dachau und Ravensbrück der „Sonderbehandlung 14f13“ und Zwangsarbeiter/innen den Mordaktionen in Hartheim zum Opfer – insgesamt weitere rund 12.000 Personen. 1995 wurde der Verein Schloss Hartheim gegründet. Sein Ziel war es, in Schloss Hartheim einen angemessenen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung über © Lern- und Gedenkort „Schloss Hartheim“ Voraussetzungen und Folgewirkungen der NS-Euthanasie und Eugenik zu schaffen. Als Ergebnis dieser Bestrebungen wurde im Jahr 2003 aus Mitteln des Landes Oberösterreich und der Republik Österreich der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim mit der Gedenkstätte und der Ausstellung „Wert des Lebens“ errichtet. Schloss Hartheim Im oberösterreichischen Schloss Hartheim in Alkoven war von 1940 bis 1944 eine von sechs NS-Euthanasieanstalten unterge­ bracht. Von Mai 1940 bis August 1941 wur­ den hier rund 18.000 Menschen im Zuge der „Aktion T4“ ermordet. Sie waren Patient/ innen aus psychiatrischen Anstalten und Be­ wohner/innen von Behinderteneinrichtun­ gen und Für­sorgeheimen. 13 Jugendprojekt 2012 Zum mittlerweile dritten Mal hat das Parlament im Vorfeld des Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ein Jugendprojekt initiiert. Ziel ist es, jungen Menschen eine längerfristige Auseinandersetzung mit einem konkreten Teilbereich des Nationalsozialismus zu ermöglichen. Der Erwerb von Wissen dient dabei als Basis für eine kritische Reflexion der Vergangenheit und der Gegenwart, um Lehren für heutiges und zukünftiges Handeln zu ziehen. Insbesondere gilt dies für das Lernen um die Wichtigkeit demokratischen Handelns auf der Basis der unteilbaren Menschenrechte sowie der Notwendigkeit des persönlichen Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte im sozialen Nahraum. In der Praxis bedeutet das, die Beschäftigung mit der Vergangenheit in das Heute zu 14 holen und Anknüpfungspunkte in den Lebensrealitäten der Jugendlichen zu finden. Das kann z.B. über den erlernten Beruf oder die eigene Herkunft erfolgen. Über all dem steht die Frage, die auch die Gedenkstätte Mauthausen oder das Institut _erinnern.at_ stellen: „Was hat das alles mit mir zu tun?“ Die Antworten der Teilnehmenden sind, genauso wie ihre eigenen Hintergründe, sehr unterschiedlich ausgefallen. Das Projekt fokussierte ab Oktober 2011 ­darauf, historisches Grundwissen zum Na­ tionalsozialismus durch einen Besuch der Dauer­ ausstellung des Dokumentationsar­ chivs des österreichischen Widerstandes in Wien zu vermitteln und dabei auch Zusam­ menhänge und Kontext zu den Zeitperioden vor 1938 und nach 1945 herzustellen. Inhalte zum Thema NS-Euthanasie wurden im Rahmen von Workshops im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim und in der Alle Teilnehmer/innen haben sich am 3. Mai im Parlament getroffen und miteinander ihre Ergebnisse diskutiert. Friedrich Zawrel, Überlebender der „Kinderfachabteilung“ „Am Spiegelgrund“ in Wien, gab erschütternde Einblicke in seine Kindheit und appellierte an die Jugendlichen, wachsam gegenüber Gewalt und Ausgrenzung zu bleiben. Ein Zusammentreffen mit Politiker/ innen bot am Nachmittag Gelegenheit, das im Rahmen des Projekts Erarbeitete vorzustellen und Fragen und Anregungen an die Politik zu formulieren. 25 Schüler/innen der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am Sozialmedizinischen Zentrum Ost haben die Rolle des Pflegepersonals in der Zeit des Nationalsozialismus intensiv beleuchtet und mit ihrer Ausbildung und Berufspraxis verknüpft. Die Reflexion darüber, was es bedeutet, ethisch und respektvoll mit Patient/innen umzugehen, und welche Grenzen dabei keinesfalls überschritten werden dürfen, haben sie in Form einer Zeitung zusammengefasst. Als zusätzlichen Programmpunkt hat die Gruppe das Jüdische Museum Wien sowie die Synagoge im ersten Bezirk besucht. Eine Gruppe von 27 Jugendlichen aus unter­ schiedlichen Lehrwerkstätten von „Jugend am Werk“ in Wien hat, basierend auf der Be­ schäftigung mit dem Nationalsozialismus, ­eigene Fragen für unser heutiges Zusammen­ leben aufgeworfen. Alltagsrassismus, die Sogwirkung von Propaganda, den Umgang mit Menschen mit Behinderungen heute und Jugendprojekt Gedenkstätte „Am Steinhof“ vertiefend bearbeitet. Im Rahmen von Diskussionen und Projektarbeiten haben die Jugendlichen Bezüge zu ihrer Gegenwart hergestellt und in unterschiedlicher Form dokumentiert. 15 16 Namen der Opfer kennen: Gedenken in Hartheim Einblick in die Geschichte: Besuch im DÖW Vergegenwärtigen: Diskussion über Ethik in der Medizin heute in Hartheim Spurensuche: Lebensgeschichten von Opfern in Hartheim erforschen Alle Fotos © Parlamentsdirektion/Susanne Roth, Andrea Steiger, Stefan Taferner Verarbeiten der Besuche in Workshops „Wert des Lebens“: Ausstellung in Hartheim Auseinandersetzung mit Pflege in der NS-Zeit: Besuch der Gedenkstätte „Am Steinhof“ Ein florales Werkstück entsteht: Ideen sammeln in der Lehrwerkstätte 17 die Frage nach dem „Wert“ des Lebens ha­ ben sie in Werkstücken verarbeitet. Entstan­ den ist auch eine kleine Ausstellung im Ge­ denken an die ermordeten Menschen. Eine Gruppe von Florist/innen hat es auch übernommen, die Räumlichkeiten für die Gedenkveranstaltung am 4. Mai im Parla­ ment zu gestalten. Ein Teil der Gruppe hat zudem die Gedenkstätte Mauthausen be­ sucht. Die 31 teilnehmenden Schüler der HTL Steyr haben in ihrer Auseinandersetzung die Frage nach den Formen des Widerstandes in den Mittelpunkt gerückt und darüber diskutiert, ob auch sie dafür den notwendigen Mut aufgebracht hätten. In engem Zusammenhang damit stand natürlich auch die Frage nach Zivilcourage heute. Eine Ausstellung zeigt die von den Schülern erarbeiteten Biografien von acht Personen, die Widerstand gegen die NS-Euthanasie geleistet haben. Eine 18 Landkarte verknüpft die Heimatorte der Schüler mit den Geburtsorten von Opfern der NS-Euthanasie und schafft so lokale Anknüpfungspunkte. Überdies hat die Gruppe eine Broschüre mit Texten zum Projekt erarbeitet. Eingeladen zum Zusammentreffen der ­Teilnehmenden am 3. Mai und zur Gedenk­ veranstaltung am 4. Mai wurde auch die Klasse 4b der Hauptschule Hartkirchen. 21 Schüler/innen haben die jährliche Ge­ denkfeier im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim am 1. Oktober 2011 mitgestaltet und sich dazu mit Biografien von Opfern befasst und eigene Gedanken formuliert. Ihr Projekt haben sie am 3. Mai nochmals im Parlament vorgestellt. Besonderer Dank gilt den beiden Koopera­ tionspartnern des Parlaments für das Jugend­ projekt 2012: dem Dokumentationsarchiv Großer Dank gilt auch jenen Guides, die die Jugendlichen begleitet haben: Martin Hagmayr, Christa Memersheimer, Alfred Merle, Michael Pammer, Markus Rachbauer, Michael Schedl und Wolfgang Schellenbacher. Selbstverständlich möchte sich das Parlament auch bei den Gruppenverantwortlichen, die das Projekt durch ihre Arbeit in den einzelnen Lehrwerkstätten und Schulen getragen und die Jugendlichen vor Ort begleitet haben, für die intensive Zusammenarbeit und den offenen Austausch bedanken: Michael Adolphi, Sabine Doods, Michaela Dorfmeister, Desiree Hatzigmoser, Martina Hiemetzberger, Julia Kemp, Monika Loicht, Karl Ramsmaier, Josef Rieser, Martina Rotter. Für die pädagogische Beratung und die hilfreichen Inputs dankt das Parlament Yariv Lapid. Petra Bachleitner, Wolfgang Bamberg, Werner Dreier, Barbara Glück, Eva Kriss, Peter Larndorfer, Hannah Lessing, Willi Mernyi, Silvia Polzer, Gerhard Riegler, Christine Schindler und Florian Schwanninger ist ebenso für die Unterstützung des Projektes zu danken. Jugendprojekt des österreichischen Widerstandes, vertre­ ten durch Brigitte Bailer, und dem Lernund Gedenkort Schloss Hartheim, vertreten durch Irene Leitner. Beide Institutionen haben für die Jugendlichen die Besuche sensibel gestaltet und das Projekt durch umfangreiche Recherchen, pädagogische und inhaltliche Beratung und die Bereitstellung von Materialien unterstützt. 19 Lesungen aus historischen Dokumenten Der Hartheimer ­Widerstandskämpfer Karl Schuhmann nahm dieses Foto des ­Krematoriums in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim unter Lebensgefahr als ­Beweismittel auf. Quelle: Wolfgang Schuhmann © Karl Schuhmann 20 Tobias Moretti Er spielte die Titelrolle in der Uraufführung von Botho Strauß‘ „Pancomedia“ im Schau­ spielhaus Bochum, gab die Rolle „Teufel/ Guter Gesell“ im „Jedermann“ der Salzbur­ ger Festspiele und spielte 2005 dort und am ­Burgtheater die Titelrolle in „König Ottokar“. Seit 2009 ist er am Burgtheater als „Faust“ zu sehen; seit Oktober 2011 spielt er die Hauptrolle in Schnitzlers „Das wei­ te Land“ am Bayerischen Staatstheater München. Sein Opernregiedebüt gab er mit Mozarts „Don Giovanni“ in Bregenz. Es folgten 2006 „La finta giardiniera“ am Opernhaus Zürich und 2009 Haydns „Il mondo della luna“ am Theater an der Wien. Seit Anfang der 1990er Jahre ist er verstärkt im Medium Film präsent; nach Mitterers „Piefke Saga“ und einem Serienausflug folg­ ten u.a. „Workaholic“ , „Todfeinde“, „Deine besten Jahre“, „Krambambuli“, „Schwaben­ kinder“, „Die Rückkehr des Tanzlehrers“, „Käthchens Traum“, „Der Liebeswunsch“, „Speer & Er“, „Amigo“, „Jud Süß“ und „Yoko“. © Christian Schoppe Lesung Tobias Moretti studierte zunächst Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Nach seiner Theaterausbil­ dung an der Otto-Falckenberg-Hochschule in München war er Ensemblemitglied des Re­ sidenztheaters München und der Münchner Kammerspiele (u.a. „Troilus und Cressida“ und „Der Theatermacher“). Tobias Moretti wurde vielfach ausgezeich­ net, u.a. mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Goldenen Löwen, dem Grimmepreis, mehr­ fach der Romy, und ist Träger des GertrudEysoldt-Ringes der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für „König Ottokar“. 21 „Am Spiegelgrund“ „Die Art der Todesbeschleunigung erfolgte zunächst durch Luminal, das eingenommen wurde. Das waren an sich bewusst keine tödlichen Dosen, da man den Eltern dieser Kinder Gelegenheit bieten wollte, ihre Kinder noch lebend zu sehen und andererseits auch nach außen hin die Sache getarnt wurde, es sollte von diesen Todbeschleunigungen niemand wissen. Es sollte ein allmählich schlechter werdender Krankheitsverlauf, der zum Tod führte, eintreten [...]. Ich erkläre [...], dass ich die Art und Weise, wie diese Todbeschleunigungen durchgeführt wurden als eine [...] natürliche und segensreiche auffasse und es in meinen Augen durchaus abwegig ist, diese Handlungsweise auf eine Stelle wie Mord zu stellen und dies als Mord anzusehen.“ Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Aus den Aussagen von Dr. Ernst Illing vor dem Volksgericht Wien am 22.10.1945 und am 25.01.1946. Illing war von 1942 bis 1945 ärztlicher Direktor der Nervenklinik für Kinder „Am Spiegelgrund“ und einer der Hauptverantwortlichen für die Ermordung von Kindern mit Behinderungen in Wien. Er wurde 1946 zum Tode verurteilt und hingerichtet. 22 „Am Spiegelgrund“ Bei diesen Unterredungen /auch ‚Am Spiegelgrund‘/ wurde mir schließlich bewusst, dass ich mein Kind nicht retten könne. Daher wollte ich nur noch eines verhindern, nämlich dass das Kind irgendwohin verschleppt wurde. Ich wollte dem Kind, wenn es schon sterben musste, jede weitere Qual ersparen. Daraus, aus diesen Beweggründen habe ich /den Arzt/ gebeten, wenn schon der Tod meines Kindes nicht verhindert werden könnte, es schnell und schmerzlos zu machen. Das hat er mir versprochen [...] Die Leiche meines Kindes habe ich gesehen. Mir ist der schmerzliche Ausdruck in den Gesichtszügen aufgefallen.“ Lesung „Als die Aktion gegen ‚unheilbar Kranke, Geisteskranke und alte Personen‘ eintrat, war ich sehr besorgt um mein Kind, [...]. Als dann auch in Wien Aktionen durchgeführt wurden und es deswegen zu Beunruhigungen in der Bevölkerung kam, habe ich den Entschluss gefasst, [...] in Berlin vorzusprechen. [...] Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Aus der Aussage von Anna Wödl vor dem Volksgericht Wien am 1. März 1945. Die Wiener Krankenschwester, die vergeblich um das Leben ihres sechsjährigen Sohnes kämpfte, drang bis in die Reichskanzlei und das Reichsinnenministerium vor und motivierte zahlreiche andere Angehörige zu Protestschreiben nach Berlin. 23 „Am Steinhof“ „Liebe Eltern! Die besten Grüße aus Wien sendet Dir Dein Sohn Josef. Hier ist es sehr schlecht, wir kriegen nur eine Schnitte Brot und ein bisschen Kaffee. Wir wären in einer Gefangenschaft. Wir liegen ganzen Tag im Bett. Komme mich bitte in zwei Tagen besuchen ich will gerne noch nach Hause für ganz. [...] Liebe Mutter, die Kinder werden nie satt gemacht. Die Männer kriegen mehr als wir, wir sollen Hunger leiden. Viele Grüße an Franz und Johann Auf Wiedersehen, die schlechten Grüße sendet Dir Dein Josef.“ Quelle: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Brief von Josef Pöhlen an seine Eltern, datiert handschriftlich 3. Jänner 1943. Da er erst im Mai 1943 aus Mönchengladbach auf den „Steinhof“ gebracht worden war, wurde der Brief vermutlich am 3. Jänner 1944 oder 3. Jänner 1945 verfasst. Josef Pöhlen starb an den Folgen von Unterernährung und Infektionskrankheiten am 21. September 1945 im Alter von 18 Jahren. 24 Schloss Hartheim Danke für die Karte ist der Vater zu Hause, hat er Urlaub? Mir geht es gut war jetzt mit allen Kindern spazieren die Sonne scheint, trotzdem ist es nicht warm! Der Herbst ist schön die Bäume sind gelb im Garten liegt viel Laub! Es sind 2 neue Mädchen angekommen! Ich gehe jeden Tag in die Werkstatt Fleckerl nähn! Geht es Euch allen gut seid Ihr alle gesund wie ich auch? Viele herzliche Grüße von Eurer Resi.“ Quelle: Dokumentationsstelle Hartheim Lesung „Liebe Eltern! Undatierter Brief von Theresia Karas an ihre Eltern. Am 13. Jänner 1941 wurde die 12-jährige Verfasserin dieser Zeilen nach Hartheim gebracht und dort mit 59 Mitpfleglingen ermordet. 25 Schloss Hartheim „Werther Herr Hausvater! […] Ich möchte Sie schon im Interesse meiner Mutter, das ja für Sie ein furchtbarer Schlag ist, ersuchen mir sofort mitzuteilen wie und warum er von dort einfach weggerissen wird. Meine Mutter kränkt sich über dies so, sie wird uns ganz Krank. Sie weint den ganzen Tag so daß wir nicht wissen, was wir machen sollen. Es ist ja auch begreiflich daß sich eine Mutter über ihr Kind, und noch dazu ein krankes daß sich nicht helfen kann, und sich gefallen lassen muß was ihm angetan wird, kränkt. Wenn das wirklich der Fall wäre, daß Hansi wirklich von dort entrissen worden ist, dann müßten wir ihn einfach von dort wegnehmen, da wir nicht wissen ob er dort in gute Hände gelangt ist, oder ob er dort schwere Arbeit verichten muß. Bei Ihnen haben wir sicher und unbesorgt sein können, weil wir gewußt haben daß er liebevoll behandelt u. gepflegt wird, aber da draußen wissen wir nicht wie es ihm geht, da nehmen wir ihn lieber zu Hause. […]“ Quelle: Dokumentationsstelle Hartheim Brief von Josef Böckl vom 21. Jänner 1941 an den Hausvater des Diakoniewerks Gallneukirchen, in dem sein Bruder Johann untergebracht war. 26 „[…] ist mein Sohn Fritz, ohne eine Benachrichtigung an mich, gewaltsam von der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, wo er rund 30 Jahre untergebracht war, zunächst nach der Gau-Heil-und Pflegeanstalt Niedernhart bei Linz a.d.D. überführt worden & anschließend daran an die Landes-Heil-und Pflegeanstalt Sonnenstein, wo er am 13.9.40 an „Grippe und Herzmuskelentzündung“ gestorben sein sollte. Dies passierte alles innerhalb 13 Tagen, ohne daß mir Gelegenheit gegeben wurde, mit meinem Sohn noch sprechen zu können. Der Tote mußte a u g e n b l i c k l i c h wegen angeblicher Seuchengefahr eingeäschert werden. […] Unsere Familie hat zeitlebens für meinen Sohn den Unterhalt […] bezahlt, & wenn mein Sohn mit einem weiteren Haufen anscheinend aus der Welt geräumt werden mußte – anders kann ich mir den ganzen Vorgang nicht vorstellen – hatte, nach meiner Ansicht, niemand ein Recht, über Leben und Tod dieses unglücklichen Kranken, zu entscheiden. Es ist fast anzunehmen, daß mein Sohn, wie ein Stück Vieh aus der Welt geschafft worden ist. […]“ Lesung Schloss Hartheim Quelle: Dokumentationsstelle Hartheim Brief von Maria D. an das Stadtpfarramt München vom 18. September 1940, in dem sie ihre Empörung über den Mord an ihrem Sohn Fritz zum Ausdruck bringt. 27 Otto Lechner Otto Lechner wurde 1964 in Melk geboren und lebt als Musiker und Komponist in Wien und in Gars am Kamp. © Doris Kittler Von Geburt an stark sehbehindert und später schließlich erblindet, spielte er bereits als Vierjähriger in Gaststätten auf. Nach der Absolvierung des Stiftsgymnasiums Melk wählte er seine Leidenschaft, die Musik, als seinen Beruf. Er begleitete das Kabarettprogramm seines langjährigen Freundes Josef Hader auf dessen Bitte als Pianist. Im Mittelpunkt seiner musikalischen Arbeit blieb jedoch immer das Akkordeon. Die kulturelle Vielfalt seiner Wahlheimat Wien spiegelt sich in seinen musikalischen Interpretationen und Arrangements wider. Sein Musikstil ist geprägt von vielen ethnischen Strömungen, Jazz und anderen 28 Genres – häufig verbunden mit Theater, Tanz und Literatur. Otto Lechner trat unter anderem mit Iva Bittova, Anne Bennent, Max Nagl, Sainkho Namtchylak, Wolfgang Reisinger, Dhafer Youssef und Joe Zawinul auf. Er gab auch die Anregung zu dem alljährlichen Internationalen Akkordeon Festival in Wien, das im Jahr 2000 von Friedl Preisl gegründet wurde und nach kleinen Anfängen zu einem vierwöchigen Programm ausgeweitet werden konnte. Adamas Quartett Das Adamas Quartett erzielte den 1. Preis und den Sonderpreis für die beste SchubertInterpretation beim internationalen Schubertwettbewerb in Ruse 2009 sowie weitere internationale Preise in den folgenden Jahren. Einen großen Erfolg brachte 2010 das Debut im Wiener Musikverein. Dem Konzertabend folgte eine Einladung zum „Klassik-Treffpunkt“ von Ö1, wo sich das Adamas Quartett mit dem Streichquartett in d-moll von Hugo Wolf live einer breiten Öffentlichkeit präsentierte. Das Quartett engagiert sich in Crossover-Projekten mit anderen Kunstformen: Es entstand in Zusammenarbeit mit Regisseur Jérôme Junod die Bühnen-Performance „Talk Haydn“, bei der gemeinsam mit Schauspieler/innen der rhetorische Gehalt der Musik Joseph Haydns dem Publikum nähergebracht wurde. Die rege Konzerttätigkeit des Adamas Quartetts in ganz Europa wird von der Aufnahme in den Vorschlagskatalog der Jeunesse Österreich sowie in das Förderungsprogramm „New Austrian Sound of Music“ des Außenministeriums begleitet. Musik Das Adamas Quartett (Claudia Schwarzl und Maria Wahlmüller, Violinen; Anna Dekan, Viola; Jakob Gisler, Violoncello) wurde im Jahr 2004 gegründet und studiert bei Prof. Johannes Meissl an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Die weitere Ausbildung erfolgt bei diversen Meisterkursen, u.a. beim Juilliard Quartett oder bei H. Beyerle und M. da Silva an der Académie musicale de Villecroze. © Julia Wesely 29 Teilnehmer/innen am Jugendprojekt Michael Adolphi | Matthias Aistleitner | Chev Benjie Amora | Hanife Arslan | Alexandra Arvaji | Mamichan Atkajew | Anita Azdajic | Wolfgang Bamberg | Ivan Baresic | Samantha Berger | Mario Brandl | Jakob Breurather | Matthias Bruckner | Beatrice Burger | Eva-Maria Burger | Angelina Buschenreiter | Ümit Cenik | Sabine Doods | Michaela Dorfmeister | Aurelian-Marian Dumitrache | Sinan Ertugrul | Katrin Eschberger | Petra Ettenauer | Florian Felbauer | Thomas Giezinger | Yvonne Götz | Dominik Großbichler | Julia Halzl | Desiree Hatzigmoser | Andrea Hermann | Alexander Herzog | Martina Hiemetzberger | Jannik Hildebrandt | Gerald Hirsch | Sebastian Hofer | Johanna Horvath | Julian Hubauer | Florian Hudetz | Ivan Ilinovic | Oliver Jetzinger | Corinna Kainz | Radica Katanic | Julia Kemp | Simon Kirchweger | Silvia Klapil | Christina Kocher | Julia Kölbl | Tamara Koller | Marcel Koller | Tamara Koudela | Sandra Kremser | Alexander Leitner | David Leitner | Monika Loicht | Mercedes Matezny | Omic Mehmedalija | Kaleb Mertz | Armin Müller | Mathias Nemeth | Nuriye Özek | Katharina Pawlik | Dominik Peischl | Philipp Peterseil | Christian Posch | Lukas Postlmayr | Lucas Mathias Rajda | Karl Ramsmaier | Markus Ratzinger | Johanna Reichert | Josef Rieser | Philipp Rohrweck | Simona Römiger | Martina Rotter | Kristina Rumpler | Renz Oliver Sartin | Stefanie Schaffhauser | Sarah Schiel | Sabrina Schmidt | Daniel Sinn | Nadja Spirk | Christoph Steinbichler | Vanessa Steiner | Christian Strohmeier | Josef Sulzer | Sarah Teubl | Jennifer Tod | Branko Tumara | Manuel Wiesenberger | Sebastian Wolf | Manuel Wolfschwenger | Sibel Yigit | Felix Zoitl | Benjamin Zöttl | Daniel Zöttl | Dominik Zouhar 30 Impressum: Herausgeber: Parlamentsdirektion Redaktion: Julia Groiß, Susanne Roth, Andrea Steiger Druck: Parlamentsdirektion Grafische Gestaltung: Parlamentsdirektion/Andrea Steiger, Harald Brunner Wien, im April 2012 Internetadressen: Parlament www.parlament.gv.at Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes www.doew.at Gedenkstätte „Am Steinhof“ www.gedenkstaettesteinhof.at Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim www.schloss-hartheim.at