Borrelia burgdorferi - Deutsche Borreliose

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Schematischer Querschnitt von Borrelia burgdorferi
Axonaler Schaden im Mausgehirn nach
intraventrikulärer Infusion des OspC
von Borrelia burgdorferi
Torsten Heinz
Klinik für Neurochirurgie, Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern &
AG Neuroinfektiologie, Abt. Neuropathologie, Georg-AugustUniversität Göttingen
Unive
Satz N: Klinik der Lyme-Borreliose, 3. Auflage; Verlag
Hans Huber, Bern 2010, Seite 15
Klinische Manifestationsformen der Lyme-Borreliose
Das Oberflächenprotein OspC
• Outer surface protein C (22 kDa)
• auf der äußeren Hüllmembran gelegen
• verstärkte Expression während der
Übertragung von der Zecke auf den Wirt und
in der Frühphase einer Infektion
• bietet Borrelia burgdorferi Schutz vor dem
Immunsystem des Wirts
Nau R, Christen HJ, Eiffert H (2009): Lyme-Borreliose – Aktueller
Kenntnisstand. Dtsch Arztebl Int 106, 72-81
Stimulation von Mikrogliazellen durch OspC in vitro
Zeitlicher Ablauf der 28-tägigen intraventrikulären
Applikation von OspC im Tierexperiment
Stimulation primärer Mikrogliazellen
der Maus mit OspC
dosisabhängig
1. Aktivierung der Mikrogliazellen
und Freisetzung von NO [A]
2. Freisetzung von TNF-, IL-6 und
CXCL1 (KC) [B, C und D]
Tauber SC et al (2011): Long-Term Intrathecal Infusion of Outer Surface Protein C From
Borrelia burgdorferi Causes Axonal Damage . J Neuropathol Exp Neurol 70, 748-57
Versuchsvorhaben in vivo
• Ziel: Simulation einer kontinuierlichen, 28tägigen Exposition des ZNS mit OspC
• hierzu Implantation einer Kanüle in den
rechten Seitenventrikel von 20 Mäusen
• kontinuierliche, 28-tägige Infusion von OspC
oder einer Pufferlösung über ein osmotisches
Pumpensystem
• kontinuierliche Überprüfung der motorischen
und neuropsychologischen Leistungsfähigkeit
Das Operationsverfahren und das
Pumpensystem
Implantation einer osmotischen Pumpe zwischen
die Schulterblätter von 20 männlichen C57BL/6Labormäusen
Alzet Brain Infusion Kit II
Platzierung einer Kanüle über ein präcoronar
und parasagittal liegendes Bohrloch in den
rechten Seitenventrikel
Verbindungskatheter zwischen
Pumpe und Ventrikelkanüle
Einteilung der 20 Mäuse in zwei Versuchsgruppen und Applikation einer
täglichen Dosis von ca. 5 g OspC- oder einer Pufferlösung in den Ventrikelraum
Klinische Überwachung der Tiere
Ergebnis Seiltest: kein signifikanter Unterschied
Klinischer Score:
0 = gesund, unauffällig
1 = leicht lethargisch
2 = deutlich lethargisch, aber noch gehfähig
3 = deutlich lethargisch, nicht mehr gehfähig
4 = verstorben
Zusätzlich erfolgte eine Beurteilung
der Leistungsfähigkeit der Tiere über
zwei motorische und ein
neuropsychologisches Testverfahren
Versuchsphase
Trainingsphase
Wellmer A, Noeske C, Gerber J, Munzel U, Nau R
(2000): Spatial Memory and learning deficits
after experimental pneumococcal meningitis in
mice. Neurosci Lett 296, 137-140
Motorische Testverfahren: Seiltest und Rotarod
Ergebnis Rotarod: kein signifikanter Unterschied
Seiltest
Rotarod
Internet: wikipedia.de
Zeitlimit: 60 Sekunden
Internet: http://rndb.clps.brown.edu/task/rota-rod-treadmill/
Zeitlimit: 300 Sekunden
Neuropsychologische Testverfahren:
Morris-Watermaze
Plattform
Startposition der Tiere
• einheitlich weiß gefärbtes
Wasserbecken (104 cm im
Durchmesser, 60 cm in der Höhe)
• gefüllt bis 17,5 cm mit Wasser
• 1 cm unter der Wasseroberfläche
befindet sich eine durchsichtige
Plattform (10 cm im Durchmesser)
• Zeitlimit: 90 Sekunden um die
Plattform zu erreichen
• Zur Orientierung in dem einheitlich
weißen Becken sind für die Tiere
äußere Reize im Raum (z.B. Poster und
Bilder an der Wand) erforderlich
Versuchsablauf im Morris-Watermaze
Ergebnis Morris-Watermaze: kein
signifikanter Unterschied
Strecke und
Geschwindigkeit
wurden ebenfalls
berücksichtigt!
Startposition
„versetzte Plattform“
Histologische Aufarbeitung der
Gehirnschnitte
• keine Nekrose, kein ependymaler Schaden
und keine Demyelinisierung neuronaler Axone
• kein Nachweis von B-Zellen, T-Zellen oder
Makrophagen
• signifikant vermehrte Aktivierung von
Mikrogliazellen bei den OspC-Mäusen
• signifikanter axonaler Schaden bei den OspCMäusen
Semiquantitative Skala zur Beurteilung
des axonalen Schadens
Vermehrte Aktivierung von Mikroglia
im Gyrus dentatus der OspC-Mäuse
Iba-1 im Gyrus dentatus bei
einem OspC-Tier
C
D
Axonale Schäden im Corpus Callosum durch Anfärbung von APP (Amyloid
Precursor Protein) bei einem Tier mit OspC-Infusion
Neuronale
Schädigung bei
experimenteller
Neuroborreliose:
Intraventrikuläre
Infusion von OspC
über 4 Wochen
Tauber SC et al (2011): Long-Term
Intrathecal Infusion of Outer Surface
Protein C From Borrelia burgdorferi
Causes Axonal Damage . J Neuropathol
Exp Neurol 70, 748-57
A
C
E
schwere Schäden, mehr als 4
Läsionen (3 Punkte)
moderate Schäden, 3-4
Läsionen (2 Punkte)
nur einzelne APP-positive
Axone (0 Punkte)
OspC-Maus
Kontroll-Maus
Tauber SC et al (2011): Long-Term Intrathecal Infusion of Outer Surface Protein C From Borrelia
burgdorferi Causes Axonal Damage . J Neuropathol Exp Neurol 70, 748-57
Langzeitfolgen einer Neuroborreliose beim Menschen:
Ergebnisse aus Norwegen
Eikeland R et al (2012): European
neuroborreliosis: neuropsychological
findings 30 months post-treatment.
Eur J Neurol 19, 480–487
Defizite bei Patienten 30 Monate nach Neuroborreliose in den Bereichen
Aufmerksamkeit/Exekutivfunktionen, Verarbeitungsgeschwindigkeit, visuelles
Gedächtnis und verbales Gedächtnis
Eikeland R et al (2012): European neuroborreliosis: neuropsychological findings 30 months post-treatment.
Eur J Neurol 19, 480–487
Zusammenfassung
1. Die 28-tägige intraventrikuläre Infusion von
OspC verursachte nachweisbare neuronale
Schäden.
2. Diese Schäden ließen sich jedoch durch einfache
motorische/neuropsychologische Testverfahren
nicht nachweisen.
3. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen klinische
Beobachtungen am Menschen, welche gezeigt
haben, dass es nach einer ZNS-Infektion mit
Borrelia burgdorferi zu lang andauernden
subtilen neurokognitiven Störungen kommen
kann.
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