Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG. Zürich Laborgemeinschaft Info Borrelia burgdorferi 1. Bedeutung Der Erreger der Lyme-Borreliose wird durch Zecken übertragen und ist deshalb vor allem bei Personen nachzuweisen, welche sich häufig im Freien (v.a. in Waldgebieten) aufhalten. Weil sich nur ein Teil der Patienten an einen Zeckenbiss erinnern kann, werden auch andere Vektoren nicht ganz ausgeschlossen. Primäre Manifestation (Stadium 1) ist bei etwa der Hälfte der Patienten ein Erythema chronicum migrans (ECM), evt. begleitet von Fieber und Lymphadenopathie sowie von Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Auch unbehandelt kann eine spontane Remission erfolgen. Häufig ist nach Tagen bis Wochen aber ein Übergang ins Stadium 2 (oft auch ohne vorgängiges ECM) festzustellen, welches sich neurologisch (Meningitis, Facialisparese, Radiculitis), rheumatologisch (Arthralgien, Arthritis, Myalgien) und/oder kardiologisch (Myo- und Pericarditis) manifestieren kann. Nach Monaten bis Jahren können chronisch degenerative Beschwerden wie Polyneuropathien, Encephalitis, chronische Arthritis, Akrodermatitis chronica atrophicans (ACA) und andere Dermatosen auftreten (Stadium 3). 2. Nachweismethoden Der mikroskopische Nachweis mittels Spezialfärbungen, Immunfluoreszenz und Elektronenmikroskopie ist zwar beschrieben, vermag aber - ebenso wie die Kultur bezüglich Sensitivität nicht zu überzeugen, weil die Proben oft sehr keimarm sind. Da die Kultur zudem noch technisch aufwendig und zeitraubend (3-5 Wochen) ist, wird sie kaum als Routinediagnostikmethode verwendet und nur ganz selten überhaupt angeboten. In vielen solchen Fällen kann die PCR Klarheit bringen. Ihre Sensitivität liegt deutlich über derjenigen der Kultur und wird mit 96% für Synovialpunktate [3], 40-100% für Liquor [4, 5] und mit 59-75% für Hautbiopsien bei früher Borreliose [6, 7, 8] angegeben. Sie erfasst nicht nur B. burgdorferi sensu stricto sondern auch die ebenfalls als Erreger inkriminierten Arten B. garinii und B. afzelii sowie die Gruppe VS461. Die Spezifität der PCR wird mit 90-100% angegeben. WebSite www.lg1.ch Literatur All Content Copyright© LG1 März 2000 <-- Die Labordiagnose wird deshalb meist indirekt mittels Serologie (Immunfluoreszenz, ELISA, Western Blot) versucht. Diese ist jedoch kaum standardisiert und deshalb oft wenig aussagekräftig. Im ELISA können je nach verwendeten Antigenen bei einem beträchtlichen Teil der Patienten gar keine Antikörper nachgewiesen werden, während die Spezifität bei ca. 90% liegt [1]. Auch die Sensitivität des Western Blot ist verglichen mit dem ELISA nur geringgradig besser [2]. Zudem bereitet auch die Unterscheidung zwischen aktiver Infektion und Seronarbe oft erhebliche Schwierigkeiten. 1 3. Therapie Borrelia burgdorferi ist in vitro empfindlich auf Penicilline, Makrolide, Tetracycline und Cephalosporine. In der Praxis werden verschieden Therapieschemen verwendet, welche vom Stadium der Erkrankung abhängig sind. In jedem Fall ist auf eine genügend lange Behandlungsdauer (10-20 Tage; auch nach Verschwinden der Symptome) zu achten. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf B. burgdorferi geeignet: Hautbiopsie Gelenkspunktat / -biopsie Liquor EDTA-Blut Urin Kultur Urin kann in allen Stadien der Erkrankung als Untersuchungsmaterial empfohlen werden Die Analyse von EDTA-Blut wird im frühen Stadium 1 als erfolgreich beschrieben. Bei lokalisierten Manifestationen sind zudem Proben vom Ort der Infektion zu empfehlen: Hautbiopsien bei ECM und ACA, Synovialflüssigkeit bei Arthritis, Liquor bei Neuroborreliose. Bei anderen klinischen Manifestationen muss unter Umständen die gleichzeitige Untersuchung von Urin und EDTA-Blut in Betracht gezogen werden. Literatur: [1] J. Oksi, J. Uksila, M. Marjamäki, J. Nikoskelainen, M.K. Viljanen. Antibodies against whole sonicated Borrelia burgdorferi spirochetes, 41-kilodalton flagellin, and P39 protein in patients with PCR- or culture-proven late lymeborreliosis J. Clin. Microbiol. 1995, 33: 2260-2264. [2] N. Satz. Klinik der Lyme-Borreliose. Verlag Hans Huber, Bern 1993. [3] J.J. Nocton, F. Dressler, B.J. Rutledge, P.N. Rys, D.H. Persing, A.C. Steere. Detection of Borrelia burgdorferi DNA by polymerase chain reaction in synovial fluid from patients with Lyme arthritis. New Engl. J. Med. 1994, 33: 229-234. [4] A.M. Lebech, K. Hansen. Detection of Borrelia burgdorferi DNA in urine samples and cerebrospinal fluid samples from patients with early and late Lyme neuroborreliosis by polymerase chain reaction. J. Clin. Microbiol. 1992, 30: 1646-1653 [5] M.R. Liebling, M.J. Hishio, A. Rodriguez, L.H. Sigal, T. Jin, J.S. Louie. The polymerase chain reaction for the detection of Borrelia burgdorferi in human body fluids. Arthritis Rheumatol. 1993, 36: 665-675. [6] W. Melchers, J. Meis, P. Rosa, E. Claas, L. Nohlmans, R. Koopman, A. Horrevorts, J. Galama. Amplification of Borrelia burgdorferi DNA in skin biopsies from patients with Lyme disease. J. Clin. Microbiol. 1991, 29: 2401-2406. [7] I. Schwartz, G.P. Wormser, J.J. Schwartz, D. Cooper, P. Weissensee, A. Gazumyan, E. Zimmermann, N.S. Goldberg, S. Bittker, G.L. Campbell, C.S. Pavia. Diagnosis of early Lyme disease by polymerase chain reaction amplification and culture of skin biopsies from erythema migrans lesions. J. Clin. Microbiol. 1992, 30: 3082-3088. [8] L.V. von Stedingk, Il Olsson, H.S. Hanson, E. Asbrink, A. Hovmark. Polymerase chain reaction for detection of Borrelia burgdorferi DNA in skin lesions of early and late Lyme borreliosis. Eur. J. Clin. Microbiol. Infect. Dis. 1995, 14: 1-5. WebSite www.lg1.ch Literatur All Content Copyright© LG1 März 2000 2