12/2013 HOCHTIEF Development Schweiz AG Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2014! intelligent bauen Fachzeitschrift für vernetztes und nachhaltiges Planen, Bauen und Bewirtschaften Pit-Stop: Seit Ende November ist die komplett erneuerte Autobahnraststätte Grauholz Süd wieder offen. Ein Boxenstopp. Swissbau: Messeleiter Rudolf Pfander im Gespräch. Raumteiler: Weshalb geteilter Raum mehr Raum ist. Fassade: Klettern am Haus. intelligent bauen_Dezember/13 aquatikon.info 20 bauen im ausland um ihre Entwürfe zu überarbeiten und zu verfeinern. Am 13. Februar 2014 wurde das siegreiche Projekt kommuniziert: Es war das Ensemble des Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au. Der verfeinerte Entwurf von Coop Himmelb(l)au sah ein dreiteiliges Ensemble mit Hochhaus, Grossmarkthalle und Eingangsbauwerk vor. Hochhaus als vertikale Stadt Beim Hochhaus handelt es sich um einen Doppelturm von 165 bzw. 185 Meter. Die beiden Türme sind durch ein turmhohes Atrium verbunden. Das Atrium ist nach Angaben der EZB als «vertikale Stadt» geplant. «Durch Verbindungsplattformen und -stege entstehen Plätze und Strassen, städtischen Strukturen ähnlich», heisst es in einem Beschrieb der Zentralbank. Im Doppelturm soll der Grossteil der Arbeitsplätze untergebracht werden. 2300 werden es insgesamt sein. Das EZB-Personal arbeitet bislang an mehreren Standorten in Frankfurt. Sie werden im Neubau zentralisiert. Nach letzten Angaben soll es im zwei- ten Halbjahr 2014 so weit sein. Der zweite Teil des Gesamtprojekts wird in der historischen Grossmarkthalle «versorgt». Als «Haus im Haus» wird der Markthalle ein neues Innenleben eingebaut: Lobby, Ausstellungsflächen, Besucherzentrum, Restauration und Konferenzräume. Die Hülle der 220 Meter langen und 23 Meter hohen Halle bleibt bestehen, wurde allerdings umfassend renoviert. Die Verbindung zwischen Hochhaus und Grossmarkthalle bildet das Eingangsbauwerk. Das asymmetrische Teil bildet den Haupteingang zum Gesamtkomplex und beherbergt gleichzeitig eine Lobby, den Raum für Pressekonferenzen sowie einen Vortragssaal. Probleme bei Ausführung Im Frühling 2008 begannen auf dem Areal erste Arbeiten. Wenig später erfolgte jedoch ein Baustopp, weil sich kein Generalunternehmer fand, der das Projekt innerhalb des avisierten Kostenrahmens erledigen wollte. Als Reaktion darauf splittete die EZB das Gesamtprojekt in 16 einzelne Teilprojekte, welche sie separat vergab. Die effektiven Rohbauarbeiten begannen im Frühling 2010. Ein knappes Jahr später das nächste Problem: Die EZB kündigte dem Rohbauunternehmer, weil sie mit dessen Leistungen unzufrieden war. Schliesslich übernahm ein Konkurrent. Am 19. September 2012 wurde das Richtfest gefeiert. Im Verlaufe des Projekts stiegen auch die Kosten an. Einerseits musste das Fundament der alten Grossmarkthalle verstärkt werden – was im ursprünglichen Budget nicht vorgesehen war. Andererseits mussten Preissteigerungen für Material und Arbeit finanziert werden, die ebenfalls nicht einkalkuliert waren. So kam es, dass anlässlich des Richtfests im vergangenen Jahr nicht nur gefeiert, sondern auch die neuen Gesamtkosten von 1,2 Milliarden Euro kommuniziert wurden. Ab dem zweiten Halbjahr 2014 will die EZB die europäische Wirtschaftswelt vom Neubau aus mitgestalten. Sie wird sich dann wenigstens um eine kleine Baustelle weniger kümmern müssen. n intelligent bauen_Dezember/13 Gerüstdschungel im künftigen Atrium. Durch Zwischenböden entsteht hier eine «vertikale Stadt». 22 gebäude im fokus Kaffeepause im neuen Grauholz Kurz vor Bern ist Ende November die Autobahnraststätte Grauholz Süd wieder aufgegangen. Der Rastplatz sowie das Restaurant- und Tankstellengebäude wurden komplett erneuert. Text und Fotos: Beat Matter Entwirrung stiften Bevor die Erneuerung der Raststätte effizient an die Hand genommen werden konnte, musste die Zuständigkeit entwirrt werden. Die Raststätte befindet sich in der Verantwortlichkeit des Kantons. Als Grundeigentümer ist er zuständig für die Bewilligungen von Bau und Bewirtschaftung auf dem Landstück. Die Tankstellen- und Restaurationsbauten gehören allerdings unterschiedlichen Unternehmen. Die Tankstelle der Socar (ehemals Esso), die Restauration der A1 Hotel & Restaurant Grauholz AG. Unter Führung des Tiefbauamts des Kantons Bern wurde das Zusammenspiel aller Beteiligten auf ein neues Fundament gestellt. Aus der Neuordnung resultierte unter anderem ein Kostenschlüssel für die Renovation: Von den insgesamt veranschlagten 12,5 Millionen Franken für die Gesamterneuerung wurden zwei Drittel von den privaten Beteiligten für die neue Tankstelle und ein neues Restaurantgebäude bezahlt. Die restlichen 4,5 Millionen gingen zulasten des Kantons für die Erneuerung der Verkehrsanlagen und des Picknick-Platzes. Der bernische Regierungsrat bewilligte den entsprechenden Kredit Ende Februar 2013. Damit stand der Umsetzung nichts mehr im Wege. Sprint in acht Monaten Die komplette Erneuerung der Raststätte fand in einem «Schlungg» zwischen März und November dieses Jahres statt. Für die Dauer der Bauarbeiten war Grauholz Süd intelligent bauen_Dezember/13 die schmale Aarebrücke und durch Zollikon hindurch nach Schönbühl zu fahren, manchmal im Schritttempo …», so klang der Beitrag des Schweizer Radios im Mai 1962 zur Eröffnung des Teilstücks. Gut zehn Jahre später, am 15. März 1975, bekam der Autobahnabschnitt seinen Rastplatz, die Raststätte Grauholz Süd nahm den Betrieb auf. Zum Zeitpunkt, als die Raststätte mit Tankstelle und Kaffeebar eröffnet wurde, fuhren täglich rund 26’000 Fahrzeuge auf der damals noch vierspurigen Bahn vorbei. Dass die Raststätte 40 Jahre später den Anforderungen nicht mehr zu genügen vermochte, lässt sich anhand der Entwicklung des Verkehrs erahnen: Der mittlerweile sechsspurige Abschnitt wird nach Zahlen aus dem Jahr 2011 täglich von knapp 100’000 Fahrzeugen genutzt. An Spitzentagen sollen es mehr als 120’000 Fahrzeuge sein. Das entspricht durchschnittlich einer Vervierfachung innerhalb von 40 Jahren. Nach einem Beitrag der «Berner Zeitung» werden heute in der Raststätte selbst täglich 100’000 Passanten verzeichnet. Als die Raststätte gebaut wurde, wurde der Belag der Verkehrsfläche auf eine bestimmte Anzahl 28-Tonnen-Lkw ausgelegt. Heute wird die Fläche von einer grösseren Anzahl 40-Tönner befahren. Es liegt auf der Hand: Die alte Raststätte hatte keine Chance mehr, den Ansprüchen und Belastungen zu genügen. Zumal auch die unsichtbaren Bereiche – Rohre und Leitungen im Untergrund – dringend sanierungsbedürftig waren. s Ein spätherbstlicher Nachmittag. Auf der Autobahn pflügt man sich von Bern nach Zürich in einer zum Teil breidicken Nebelsuppe durch das Mittelland. Kurz vor Bern drückt die Sonne stärker und stärker. Zunächst beginnt der Nebel zu blenden, dann reisst es auf und es zeigt sich der blaue Himmel. Die unerwartete, flach einstrahlende Sonne lädt zu einem Kaffee im Freien ein. «Gäbig», dass in 1000 Meter die Raststätte Grauholz Nord erreicht ist. Über die Brücke kann man die Autobahn traversieren. Den Kaffee gibt’s im Grauholz Süd, wo vor wenigen Wochen die neue Raststätte in Betrieb genommen wurde. Vermutlich keiner, der an diesem Werktag hier seinen Terminen hinterherflitzt oder diesen für ein paar Minuten die lange Nase zeigt und einkehrt, denkt an die historische Bedeutung des Orts. Vor 215 Jahren, am 5. März 1798, schlugen die Franzosen unter Napoleon an dieser Stelle die Berner Truppen. Die alte Ordnung – das Ancien Régime – war damit zerschlagen. Das Grauholzdenkmal erinnert noch heute an die folgenreiche Niederlage. Auch bedeutend, wenn auch etwas weniger umwälzend, war die Erstellung und Eröffnung des Autobahnabschnitts am Fuss des Hügelzugs. Am 10. Mai 1962 war es so weit, der Grauholz-Abschnitt wurde eröffnet. «Wer die bisherige Ausfahrt von Bern nach Zürich kennt, kann begreifen, dass man sich über den neuen Weg aufrichtig freut. Denn es war in der Tat jeweils keine Freude, auf der alten Strasse in Richtung Tiefenau, über gebäude im fokus 23 Obwohl Anfang Dezember noch da und dort letzte Arbeiten getätigt werden, wird das neue Grauholz Süd bereits rege genutzt. 24 gebäude im fokus gesperrt, die Reisenden in Fahrtrichtung Bern konnten allerdings über die feste Verbindungsbrücke das Verpflegungsangebot der gegenüberliegenden Raststätte Grauholz Nord nutzen. Die bestehenden Bauten der Tankstelle und der Kaffeebar wurden rückgebaut, das kontaminierte Material im Tankstellenbereich separat entsorgt. Die neue Tankstelle sowie das neue Restaurationsgebäude wurden leicht verschoben neu gebaut. Dadurch ist die Raststätte bereit für eine Verbreiterung der Autobahn auf acht Spuren. Entschieden ist noch nichts. Der Ersatzneubau für das Restaurant kommt knallrot daher – will aber möglichst grün sein. Auf den ersten Blick sieht man ihm den Holzbau nicht an. Beim Betreten des Gebäudes wird einem dann das Holz als Thema ersichtlich gemacht: durch die Innendeko in Holz und hölzernen Tönen. Das einfach wirkende Restaurant mit 80 Plätzen kommt ohne Heizung aus. Kühl ist es nicht. Zur Regelung der Temperatur wird die Abwärme der Geräte genutzt. Auf dem Dach arbeitet eine Solaranlage. Die Fassade sorgt dank einer wabenförmigen Zwischenschicht im Sommer bei hohem Sonnenstand für Schatten und im Winter bei tieferem Sonnenstand für Lichteinlass. Auch das trägt zum Klima im heizungsfreien Innenraum bei. Nach Aussagen von Otto Gerber, VRP der Grauholz Curau AG – kompetente Beratung und Ausführung Die Swissrenova AG wurde als Totalunternehmer für die Autobahnraststätte beauftragt und erteilte der Walter Lüthi Holzbau AG den Auftrag für den Elementbau. Ursprünglich sollten die Elemente mit Mineralwolle gedämmt werden. Die Curau AG Geschäftsstelle Biel/Bienne konnte die Bauherrschaft jedoch von den Vorteilen der Zellulosedämmung Isofloc überzeugen. Es ist ein watteähnliches Dämmmaterial, dessen Ausgangsmaterial Zeitungspapier aus Papiersammlungen und Druckereien ist. Durch Zusatzstoffe erhält das Material seinen Brandschutz und seine Konservierung. Die Curau AG erhielt den Auftrag und arbeitete mit zwei Maschinen gleichzeitig, um die Arbeit termingerecht ausführen zu können. AG, soll das Gebäude über das Jahr hinweg mehr Energie produzieren als verbrauchen. Der Umstand hat offenbar für Verwirrung gesorgt. In einer Mitteilung des Regierungsrats war von einem «zeitgemässen Holzbau im Minergiestandard» die Sprache. In der «Solothurner Zeitung» las man von einem modernen «Holzbau mit dem Label Minergie plus». Beides ist falsch. Weder trägt der Restaurant-Neubau das Minergie- noch das ominöse Minergie plus-Label. Eine Nachfrage auf der Minergie-Geschäftsstelle ergibt: Das Gebäude wurde gar nicht nach Minergie zertifiziert. Es sei ein durch den Kanton Bern unterstütztes Plusenergie-Gebäude. Auch auf der Aussenfläche wurde Energiespar-Potenzial erschlossen. Wo vor dem Umbau eine energieintensive Wasserpumpe wirkte, fliesst das Schmutzwasser heute mit dem natürlichen Gefälle zur Kläranlage. Durch die konsequente Umrüstung der Beleuchtung auf LED können 80 Prozent Strom eingespart werden, bei 30 Prozent mehr Licht. Im kommenden Jahr soll nun auf der anderen Seite der Autobahn nachgezogen werden. Auch die Raststätte Grauholz Nord wird erneuert. Der Regierungsrat hat den entsprechenden Kredit Anfang Dezember bewilligt. n intelligent bauen_Dezember/13 Von aussen sieht man dem neuen Restaurant-Gebäude den Holzbau nicht an. Er verfügt über eine Glasfassade mit wabenartiger Zwischenschicht. Im Inneren dominieren warme Holztöne. 25 B LA S B A R E DÄMM U NG E N SCHWEIZWEIT B I E L /B I E N N E WEINFELDEN ZOF I NG E N HERSTELLUNG VON LUFTFILTERN FABRICATION DE FILTRES A AIR improving air quality.since 1976 CH-4410 Liestal Hammerstrasse 27 Tel. +41 61 927 42 20 Fax +41 61 927 42 29 www.ltbag.ch [email protected] Umweltfreundliche und energieeffiziente Kältelösungen für den Lebensmittelhandel und die Industrie. 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Damit die empfindlichen Chips in den Computern nicht überhitzen, muss die Abwärme der Rechner ständig abgeführt werden. Und je wärmer es draussen ist, desto mehr Strom verbraucht die Kühlung. «Rechenzentren sind regelrechte Energieschleudern», erklärt Beat Wellig, Professor für Verfahrens- und Umwelttechnik und Leiter des Kompetenzzentrums Thermische Energiesysteme & Verfahrenstechnik. «Rund zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen s Es ist ein idealer Tag, um die neue Kühlanlage zu testen: 30 Grad heiss ist es draussen an diesem schwülen Sommertag Anfang August, nur wenige Grad weniger sind es im Serverraum des Enterprise Lab an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur in Horw. Just an diesem Hitzetag haben die Ingenieure von IBM erstmals den neuen Grossrechner «zEnterprise» in Betrieb genommen, auf dem Studierende und Forschende künftig grosse Datenmengen verarbeiten werden. Sie haben den Energieexperten an der Hochschule damit unverhofft zu einem spannenden Experiment verholfen. intelligent bauen_Dezember/13 Rechenzentren verbrauchen viel Strom für die Kühlung der Computer. An der Hochschule Luzern installierten Ingenieure am Enterprise Lab ein Kühlsystem, das nur noch einen Bruchteil der bisherigen Energie verbraucht. Text: Felix Würsten // Fotos: Angel Sanchez