Harnwegsinfektion bei Kindern

Werbung
Harnwegsinfektion bei Kindern
Hier lesen sie alles ueber die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung von Harnwegsinfekten bei
Kindern.
Was versteht man unter Harnwegsinfektion?
Besiedeln Bakterien die Harnwege, spricht man von einer Harnwegsinfektion. Dabei koennen sich die Erreger
in der Harnroehre, in der Blase, in den Harnleitern oder in den Nieren befinden. Ein Harnwegsinfekt kann
ohne Beschwerden ablaufen, ruft aber in vielen Faellen typische Krankheitserscheinungen hervor. Diese sind
von der Hauptlokalisation des Infekts abhaengig. Befallen die Erreger die Nieren, handelt es sich um eine
Nierenbeckenentzuendung. Diese ist wesentlich schwerwiegender, da sie starke Schmerzen sowie bleibende
Nierenschaeden ausloesen kann.
Welche Ursachen hat eine Harnwegsinfektion?
Fuer eine Harnroehren- oder Blasenentzuendung sind in den meisten Faellen aufsteigende Bakterien
verantwortlich. Normalerweise sind Harnblase und Harnroehre nur von wenigen Bakterien besiedelt, da der
staendig durchflieszende Urin die Harnwege auswaescht und der Blasenschlieszmuskel die Barriere fuer
aufsteigende Keime bildet. Bei einem uebermaeszigen Eindringen der Krankheitserreger in die Harnroehre
koennen diese Reinigungsmechanismen jedoch versagen und die Bakterien breiten sich bis in die Harnblase
stark aus.
Maedchen sind von einer Harnwegsinfektion viel haeufiger betroffen als Jungen, da die weibliche Harnroehre
von Natur aus viel kuerzer ist. Das vereinfacht den Bakterien den Aufstieg zur Blase.
Ueberdies liegt die Harnroehre, eine Art "Eintrittspforte" fuer Bakterien, in der Naehe der Scheide und des
Darmausgangs. Dort befinden sich ebenfalls potenzielle Krankheitserreger. Die Verunreinigung mit solchen
Mikro-Organismen ist bei Maedchen daher die haeufigste Ursache von Harnwegsinfektionen.
Bei jungen Frauen koennen Geschlechtsverkehr, Schwangerschaft, uebertriebene Reinlichkeit oder
Schaumbaeder eine grosze Rolle bei der Ursache von Harnwegsinfekten spielen. Bei Buben ist die
Nichtbeschneidung ein Risikofaktor, da sich unter der Vorhaut Keime ansammeln koennen.
Eine Nierenbeckenentzuendung wird im Neugeborenenalter oft durch Erreger ausgeloest, die ueber das Blut
in die Nieren gelangen. Ab dem Saeuglingsalter kann eine aufsteigende Harnwegsinfektion auch zur
Nierenbeckenentzuendung fuehren. Das Risiko eines Harnwegsinfekts ist bei einer Fehlbildung der Harnwege
oder einer funktionellen Stoerung erhoeht, z.B. bei einem Reflux (einem Rueckfluss von Urin von der Blase in
die aufsteigenden Harnleiter) oder einer Blasenentleerungsstoerung. Der Infekt kann allerdings auch ohne
lokale praedisponierende Faktoren (z.B. bei Diabetes mellitus) ausgeloest werden.
Welche Symptome treten auf?
© DDr. Peter Voitl - www.kinderarzt.at - Seite 1 / 3
Ein Symptom des Harnwegsinfekts ist das Brennen beim Wasserlassen (Miktion). Daneben muss der Patient
oder die Patientin oefter Wasser lassen als sonst, der Harndrang ist verstaerkt. Ein weiteres Symptom kann ein
unbeabsichtigtes Einnaessen sein. Tritt das Brennen erst gegen Ende der Miktion auf, handelt es sich eher um
einen Blaseninfekt, brennt es waehrend der gesamten Miktion, so kann vorwiegend die Harnroehre betroffen
sein.
Fieber tritt gewoehnlich nicht auf. Bei einer Nierenbeckenentzuendung (Pyelonephritis) kommen Fieber,
Schmerzen im Nierenbereich und Verschlechterung des Allgemeinzustands dazu. Auch Uebelkeit und
Erbrechen sind keine Seltenheit. Vor allem juengere Kinder sind hiervon betroffen. Die beschriebenen
Anzeichen einer Blasenentzuendung koennen hinzu kommen.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Die Diagnose wird durch die Symptome, die Untersuchung des Urins und eventuell durch eine
Blutuntersuchung gestellt. Bei einem Harnwegsinfekt finden sich im Urin vermehrt Bakterien und weisze
Blutkoerperchen. Bei einer Nierenbeckenentzuendung sind zudem bestimmte Entzuendungswerte im Blut
erhoeht, wie z. B. die weiszen Blutkoerperchen und das CRP, ein spezieller Entzuendungswert. Die Urinprobe
wird unter dem Mikroskop analysiert. Da die Erreger aber auch beim gesunden Kind vorkommen, stufen
Aerzte einen Laborbefund erst bei mehr als 100.000 Keime pro Milliliter Harn als krankhaft ein. Die Urinprobe
soll so schnell wie moeglich - ohne Aufbewahrung im Kuehlschrank oder bei Zimmertemperatur - in einem
mikrobiologischen Labor geprueft werden.
Bei einem eindeutigem Harnwegsinfekt sind zur erweiterten Diagnostik ein Ultraschall der Nieren und
ableitenden Harnwege sowie eine Roentgen-Kontrastmittel-Untersuchung (ein so genanntes MCU,
Miktionscysto-Urogramm) sowie eine Kontrastuntersuchung der Niere (ein DMSA-Scan) erforderlich.
Moeglichkeiten der Behandlung
Das Ziel einer Behandlung ist die Elimination der Krankheitserreger und die Wiederherstellung oder die
Erhaltung des guten Allgemeinzustands.
Die Grundbehandlung erfolgt mit bestimmten Antibiotika, die bewirken, dass schon nach kurzer Zeit eine
deutliche Besserung der Symptome eintritt. Hat das Kind durch Erbrechen oder Trinkunlust einen
Fluessigkeitsmangel erlitten, so wird dieser durch die Gabe von Elektrolytloesungen - manchmal auch als
Infusion - ausgeglichen.
Daneben ist es empfehlenswert, dem Kind reichlich Fluessigkeit anzubieten, darunter auch Blasentee. Dieser
erhoeht die Urinproduktion der Nieren und sorgt so fuer eine bessere Spuelung der ableitenden Harnwege.
Es sollte auf eine regelmaeszige und vollstaendige Blasenentleerung und einen regelmaeszigen Stuhlgang
geachtet werden.
Infektionen der Harnwege sollten auf jeden Fall unter aerztlicher Aufsicht und so frueh wie moeglich, am
besten innerhalb der ersten 24 Stunden medikamentoes behandelt werden. Ansonsten kann es zu schweren
Schaeden und Funktionseinschraenkungen der Nieren kommen. In manchen Faellen - bei einer anatomischen
Ursache wie z.B. einem Reflux - kann auch eine Operation notwendig sein, um wiederkehrende Infekte zu
verhindern.
Wenn Ihr Kind sehr haeufig unter Blaseninfektionen leidet, liegt sehr wahrscheinlich eine Fehlbildung der
Harnwege oder ein Reflux vor. In diesem Fall wird eine Prophylaxe mit einer einmaligen, niedrig dosierten
Antibiotika-Gabe jeweils abends durchgefuehrt. Diese wird der Arzt individuell und je nach Befund mit Ihnen
© DDr. Peter Voitl - www.kinderarzt.at - Seite 2 / 3
genauer besprechen.
Wie lange dauert die Therapie einer Harnwegsinfektion?
Bei Maedchen ab ungefaehr acht Jahren genuegt bei einem Blasen- oder Harnroehreninfekt meistens eine
Behandlungsdauer von drei bis fuenf Tagen, waehrend bei Maedchen bis zum achten Lebensjahr und bei
Jungen oft eine komplizierte Infektion vorliegt. Bei dieser Patientengruppe wird eine
Mindestbehandlungsdauer mit Antibiotika von sieben bis zehn Tagen empfohlen.
Die Therapiedauer einer Nierenbeckenentzuendung betraegt 10-14 Tage, die ersten Gaben erfolgen
intravenoes. Ein zu fruehes Absetzen der Antibiotika-Therapie kann ein erneutes Aufflammen des Infekts und
eine Resistenzentwicklung der Erreger zur Folge haben.
Bei einem Harnroehren- oder Blaseninfekt ist eine Bettruhe nicht erforderlich. Das Kind kann normal am
taeglichen Leben teilnehmen und den Kindergarten bzw. die Schule besuchen.
Was koennen Sie nach einer Infektion tun?
Achten Sie nach der Behandlung Ihres Kindes unbedingt darauf, dass es nicht zu einer Neuinfektion kommt.
Wenn der Arzt eine Prophylaxe empfohlen hat, sollte Ihr Kind die Antibiotika-Gabe jeweils abends zu sich
nehmen. Je nach Ursache der Harnwegsinfektion kann die Behandlung sich ueber einen Zeitraum von
mehreren Wochen bis zu mehreren Jahren erstrecken.
Ein bewaehrter und wirksamer Schutz ist eine ausreichende Fluessigkeitsaufnahme und die damit verbundene
regelmaeszige Blasenentleerung. Ihr Kind sollte zudem in regelmaeszigen Abstaenden vom Kinderarzt mittels
Harnkontrolle und ev. Ultraschallkontrolle untersucht werden.
©
Dr. Peter Voitl
Inhalt erstellt: 7. Oktober 2003.
© DDr. Peter Voitl - www.kinderarzt.at - Seite 3 / 3
Herunterladen